Juli 2011 - Maria Loreto

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Juli 2011 - Maria Loreto
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Nr. 7 Juli 2011
Die zwei Egerländer
Schriftstellerinnen
Herta Huber und
Gretl Pichl-Wolf
deren neueste
Bücher wir in der
Juni-Ausgabe
vorgestellt haben,
grüßen die Leser
unserer Zeitung
herzlich vom
Sudetendeutschen
Tag 2011
in Augsburg.
Foto: Sternpian
Herta Huber (li.) und
Gretl Pichl-Wolf (re.)
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EGERER ZEITUNG
Juli 2011
Bilder der Heimat
Weg wäre ohne fremde Hilfe für uns
kaum zu finden gewesen und festes
Schuhwerk war hier auch vonnöten.
Wir hatten zwei blecherne Milchkrüge
dabei, aus deren Deckeln wir das kühle
Wasser des Brunnens tranken.
Bei der im Inneren mit Liebe ausgeschmückten daneben stehenden Kapelle hielten wir eine kleine Andacht, um
anschließend, auf der abbröckelnden
Umfassung des Brünnleins sitzend, die
Beine unter das rinnende Wasser zu
halten. In der Glut des schwülen Spätnachmittages war das eine wohltuende
Abkühlung. Die Heimat war von einem
versöhnlichen, heiteren Frieden umgeben, welcher in der Fremde weiterwirken und das Heimweh lindern wird.
Herta Huber
Grenzlandturm
Die kleine Kapelle beim „Heiligen
Brunnen " unterhalb der Wallfahrtskirche in Maria Kulm 1994.
Bild: Herta Huber
Der „Heilige
Brunnen"
Kleine Reminiszenz zu der Erwähnung
der „Heilquelle" in Maria Kulm aus der
Egerer Zeitung vom Juni 2011
Aus den Erinnerungen eines ehemaligen Wildsteiner Ministranten können
wir über das Jahr 1910 erfahren:
„Nun waren wir Ministranten bis zur
Heimreise aller Pflichten enthoben und
machten uns auf die Suche nach Sehenswürdigkeiten'. Die erste Station
war der Glockenturm. Dann gingen wir
zum Heiligen Brunnen, dessen Wasser
wir mit Andacht schlürften."
In einem alten Heimatbrief ist dazu zu
lesen: „Es geht die Sage, dass der, welcher sich mit dem Wasser dieses Brunnens benetzt, nicht krank werde."
Dieser vielfach erwähnte Brunnen unterhalb der Wallfahrtskirche Maria
Kulm im Egerland hat die Zeit überdauert. Wenn heute auch rundherum
alles ramponiert und vernachlässigt
erscheint, so fließt doch wie eh und je
das Wasser in einem dünnen Strahl aus
dem schmalen Rohr.
An einem heißen Augusttag des Jahres 1994 führte uns eine in Haberspirk
lebende Frau über einen mit Gestrüpp
und hohem Unkraut verwachsenen Pfad
zu dem Brünnlein im Tal. Der
50 Jahre Grenzlandturm in
Neualbenreuth
Ein Grußwort
50 Jahre Grenzlandturm. 50 Jahre
Sehnsucht nach der verlorenen Heimat.
Vor 65 Jahren begann die Vertreibung
der deutschen Egerländer. Stadt und
Land wurden entvölkert. Die Grenze
schloß sich hinter ihnen. Eine mehr als
900 Jahre währende deutsche Besiedlung nahm abrupt ein Ende. Weit verstreut in bayerischen, hessischen und
württembergischen Landen fanden sich
die Egerländer wieder. 1960 taten sich
einige beherzte Egerländer zusammen
und fassten den Plan, in Neualbenreuth
einen Turm zu bauen, von dem man
weit in die verlorene Heimat, die unerreichbar war, würde hinüber schauen
können.
1961 war es soweit. Der Grenzlandturm, auf einem Hügel bei Neualbenreuth in der Nähe des Tillnberges errichtet, konnte eingeweiht werden. Die
Gemeinde Neualbenreuth und viele
Sponsoren und Helfer hatten bei Planung und Bau des Turmes dankenswerterweise mitgewirkt.
50 Jahre sind seitdem vergangen. Wie
viele Menschen haben in dieser Zeit
den Turm bestiegen, haben sehnsüchtig
in die Heimat geschaut. Die nahe gelegenen Dörfer waren zerstört; Altalbenreuth, Gosel, Ullrichsgrün gab es nicht
mehr. Aber der weite Blick zum Kaiserwald, zum Erz- und Elstergebirge,
wo einst die Vorfahren ein blühendes
Kulturland geschaffen hatten, entschädigte für Vieles.
Dann kam 1991 die Grenzöffnung. Man
konnte in die alte Heimat fahren. sah
die zerstörten Dörfer, die grauen und
verfallenden
Häuser
der
alten
Reichsstadt Eger. Weniger Menschen
bestiegen den Turm. Es wurde ruhiger um die vom Egerer Landtag gebaute Kapelle, Maria Frieden, ganz in
der Nähe des Turms gelegen. Auch
sind viele der Erlebnisgeneration nicht
mehr unter uns.
Doch alle, die sich erinnern und am
Sonntag, dem 14. August 2011 zum
Grenzlandturm kommen, um das Jubiläum zu feiern, grüße ich im Namen
des Egerer Landtages e.V. herzlich Wir
wollen die Erinnerung wach halten,
wollen nach wie vor sehnsüchtig hinüberschauen, denn es ist ja die verlorene
Heimat. Sie bleibt trotz Grenzöffnung
unerreichbar.
Ich wünsche allen Besuchern einen
frohen Erlebnistag. Geben Sie Kindern
und Kindeskindern, Freunden und
Gästen etwas mit von der schönen
egerländer Tradition und gewähren Sie
ihnen einen Blick in ein schönes Land,
das heimische Egerland.
Ihr Leopold Uhl
Vorsitzender des
Egerer Landtages e.V.
2011 Juli
EGERER ZEITUNG
Eghalanda Gmoi Fürth
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Gmoi Fürth vor dem Einzug in die
päpstliche Basilika des Wallfahrtsortes
Gößweinstein, rechts Pfarrer Herbert
Hautmann. Im Hintergrund mit der
großen Fahne 1. Vorsitzender Klaus
Kahl aus Fürth.
Hans Backer
Aus Westböhmen
+ Ostbayern
Eger - Eghalandrisch
für Touristen?
Egerländer feiern Jubiläum
Die Heimatvertriebenen aus dem benachbarten Egerland nennen sich ..Eghalanda Gmoi". auch noch heute, viele
Jahre nach der Vertreibung aus der alten
Heimat.
Die Eghalanda Gmoi aus Fürth in Bayern beging das 60 jährige Vereinsjubiläum. Gefeiert wurde aber nicht in
Fürth selbst, sondern man verlegte die
Feierlichkeiten in den Dreifaltigkeitswällfahrtsort Gößweinstein.
Von den insgesamt 64 Vereinsmitgliedern waren 55 Frauen und Männer
nach Gößweinstein gekommen, an der
Spitze 1. Vorsitzender Klaus Kahl.
Gößweinstein wurde deshalb ausgewählt, da die Basilika bekanntlich von
dem bekannten Barockbaumeister
Balthasar Neumann konzipiert und
errichtet wurde und dieser Baumeister
aus Eger stammte, zum anderen lebt in
Gößweinstein Pfarrer Herbert Hautmann, zwar jetzt im Ruhestand, und
der war in Fürth lange Jahre der Pfarrer
der Heimatvertriebenen und ist auch
jetzt noch dafür verantwortlich. Pfarrer
Herbert Hautmann hieß die Egerländer
vor der Basilika herzlich willkommen.
Im Gotteshaus hielt er dann eine eigene
Maiandacht für die Heimatvertriebenen
und dabei wurde er und die Gläubigen
musikalisch von Georg Schaffner auf
der Orgel begleitet, Regionalkantor der
Wallfahrtsbasilika.
Im Anschluss an die Maiandacht ging
es dann in den Gasthof „Fränkische
Schweiz" und hier wurden treue Mitglieder besonders ausgezeichnet. Zu
dieser Ehrung, die Vorsitzender Klaus
Kahl vornahm, war das Landesvorstandsmitglied der Egerländer. Helmut
Kindel eigens aus dem oberbayerischen
Ingolstadt angereist und auch er überreichte Urkunden und Auszeichnungen. Für eine 10 jährige Mitgliedschaft
wurden geehrt Margit König, Ilse und
Rudi Streitenberger sowie Burgi Machulka. Seit sechs Jahrzehnten
(60 Jahre) Mitglied ist Ilse Schön, ein
Gründungsmitglied der Gmoi. Zu den
Festlichkeiten im fränkischen Wallfahrtsort waren auch Abordnungen der
Egerländer aus Ansbach, Zirndorf und
Nürnberg gekommen.
Pfarrer Herbert Hautmann hob in seinem Grußwort besonders hervor, dass
viele Mitglieder der Egerländer Gmoi
aus Fürth in der bekannten Sankt Nikolaus Kirche in Eger getauft wurden,
an dem Taufstein, an dem auch der
Baumeister Balthasar Neumann das
Taufsakrament gespendet bekam. Einen Tag nach dem Besuch der Egerländer Gmoi von Fürth in Gößweinstein
weilte Pfarrer Herbert Hautmann dann
selbst in Eger und er durfte in der besagten Sankt Nikolaus Kirche mit dem
tschechischen Pfarrer Hruschka (Eger)
Gottesdienst feiern und auch predigen.
Mit am Altar Pfarrer Jürgen Benisch,
der einige Zeit in Pottenstein wirkte
sowie Pfarrer Ralf Bertels aus Aue Schneeberg (Erzgebirge). Die Stadt Eger
feiert zur Zeit das Stadtjubiläum, 950
Jahre.
Unser Bild zeigt die Abordnungen
beim Jubiläum 60 Jahre Eghalanda
„Wiedergeburt des Egerländischen?"
Mit Erstaunen habe ich vor einigen
Wochen diese Überschrift in einer Ausgabe der Prager Zeitung gefunden. Dahinter steckt eine Überlegung der Stadt
Cheb/Eger, wie man neue Touristen gewinnen kann. Und dabei soll auch die
egerländ(er)ische Mundart eine - wie
es heißt - Rolle spielen. „Wir würden
gerne für den Tourismus auch Folklore-Elemente einbauen, immerhin geht
es ja um traditionelle egerländische
Fachwerkbauten, Volkstrachten und
eben auch um das Egerländische. Wir
sind der Meinung, dass wir auch ein
Tschechisch-Deutsch-Egerländisches
Wörterbuch zusammenstellen sollten."
zitiert das Prager Blatt den stellvertretenden Bürgermeister von Eger. Tomäs
Linda.
Diese Bemühungen sind, so heißt es
weiter, die ersten ihrer Art, wobei die
nach dem Krieg zugezogene tschechische Bevölkerung versucht, die Wurzeln und Traditionen ihrer deutschen
Vorgänger ausfindig zu machen und
aufzuarbeiten.
Ziel dieser Bemühungen ist vor allem
die Förderung des Tourismus. Man
rechnet aber zugleich damit, dass sie
bei den deutschen Nachbarn, die eben
nicht nur Nachbarn, sondern gleichzeitig
potentielle Touristen der Stadt sind,
einen positiven Eindruck hervorrufen
werden. EZ/Prag er Zeitung (sn/ctk)
Bubenreuth (Schönbach)
Homage
an Stradivari
Geigenbaumeister Walter
Mahr erfüllte Geigenliebhaber seien Lebenstraum
BUBENREUTH (hrei) - Mit Akribie
und Freude an der Herausforderung
gelang es dem Geigenbaumeister Walter
Mahr, den Spezialentwurf eines
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Geigenbaumeister Walter Mahr, links
mit einer Original Stradivariform,
rechts die neue „Homage an Stradivari". (Bild Walter Mahr)
Geigenliebhabers zu realisieren. Der
Instrumentenfreund Alexander Lipinski hatte sich seit einem Jahrzehnt mit
dem Gedanken getragen, eine Geige zu
entwerfen, die einen kräftigeren Ton
erzeugen und in höheren Lagen leichter zu spielen ist. Von Beruf Designer
bemühte er sich über Jahre hinweg eine
für ihn vollendete Geigenform zu finden. Am Ende fand er die Lösung. Er
entwarf eine Geige nach dem Vorbild
von Stradivari, jedoch mit einem abgeänderten Resonanzkörper. Die untere
Stradivariform des sogenannten „Korpus" behielt er bei, jedoch nach oben
verjüngt sich die Form erheblich. Das
fehlende Volumen wird durch eine höhere Zargenform ausgeglichen.
Nachdem er mit verschiedenen Geigenbaumeisterwerkstätten vergeblich
seinen Entwurf zu realisieren suchte,
fand er im Geigenbaumeister Walter
Mahr den gesuchten Fachmann. Der
vereidigte Geigenbausachverständige
war begeistert von der Idee und freute
sich über die Herausforderung. Er
verwandte ein besonders reifes, altes
Holz und vollzog jeden Arbeitsschritt
in reiner Handarbeit bis das kostbare
Einzelstück fertiggestellt war. Nun
wollten der Entwickler und der Meister aber auch wissen, wie es um die
Klangqualität steht und sie übergaben
das Instrument an Laslo Petendi, einem
Bamberger Symphoniker, welcher es
wiederum zu einem Qualitätsinstitut in
Berlin zur Ermittlung einer Klangana-
EGERER ZEITUNG
lyse schickte. Um es dokumentieren
und ansprechen zu können tauften sie
es nach dem grundlegenden Vorbild
„Homage an Stradivari". Die Berliner
Klangspezialisten bescheinigten dem
Instrument ein sehr flexibles Klangbild, eine leichte Ansprache, gute Brillanz und einen kräftigen Ton.
Auf die Frage, ob er häufiger um
Spezialanfertigungen gebeten werde,
antwortete der Geigenbaumeister, er
suche den engen Kontakt zu seiner
Kundschaft und freue sich, wenn Berufsmusiker oder private Musikliebhaber mit individuellen Wünschen an
ihn heranträten, dies mache doch den
eigentlichen Reiz seines Berufes aus.
Die Ergebnisse seien erstaunlich, nicht
nur die individuell gewünschten Formen wären überaus ansprechend, sondern auch die Klangfülle der Einzelstücke zum Teil herausragend.
Der Geigenbaumeister Walter Mahr
legte seine Gesellenprüfung als 1.
Kammersieger des Jahrgangs 1983 ab
und gründete nach seiner Meisterprüfung 1990 eine eigene Werkstatt in seinem Heimatort Bubenreuth, einer bedeutenden Metropole für Streich- und
Zupfinstrumente. Das Geigenbauhandwerk hat in seiner Familie Tradition.
In vierter Generation fertigt, taxiert,
restauriert und verleiht er Violinen, Violen. Celli und Barockinstrumente in
allen Größen. Auf bedeutenden Musikmessen präsentiert er sich mit großem
Erfolg und betreibt weltweiten Handel.
Seit Januar 2000 ist Walter Mahr von
der Handwerkskammer für Mittelfranken öffentlich bestellter und vereidigter
Sachverständiger im Geigenbauhandwerk.
Heinz Reiss
Erinnerungen
Letzte Kriegstage
und Vertreibung
(Fortsetzung)
Die Amerikaner blieben nicht lange im
Egerland. Dafür kamen die Tschechen
wieder und besetzten alles: Betriebe
und Geschäfte, Bauernhöfe, die Besitzer wurden enteignet. Die Deutschen
bekamen Verpflegung zugeteilt. In den
Tongruben wurde die Arbeit wieder
aufgenommen. Zwei Tschechen leiteten den Betrieb. Jugendliche mussten
erstmal bei den Bauern helfen. Eine
Schneidermeisterin bei Franzensbad
suchte zwei Mädel. Dort konnte ich
zusammen mit der Nachbarstochter
arbeiten. Wir waren für den Haushalt
Juli 2011
und als Kindermädchen zuständig.
Nachmittags durften wir auch manchmal in die Schneiderstube, um kleine
Näharbeiten zu verrichten. Wir haben
dabei manches gelernt. Nur Lohn gab
es keinen. Solange schönes Wetter war.
fuhren wir mit dem Fahrrad. Im
Winter sind wir gelaufen. Sechs Kilometer, obwohl wir Abkürzungen nahmen. Erst durch den Wald bis Fonsau,
dann weiter über Feldwege. Frieda hat
sich sehr gefürchtet, es war ja früh sowie auch heimwärts finster. Bei jedem
„Marterl'", das am Wegrand stand, hat
sie jemand vermutet. Heimwärts durch
den Wald war es ganz schlimm, bis uns
schließlich ihr älterer Bruder in Fonsau
abholte.
Im Frühjahr ging ich dann nach Wildstein arbeiten in die ehemalige Firma
Adolf Kunz, eine Weißnäherei. Ein
Tscheche aus Pilsen hatte alles übernommen und wohnte mit seiner Familie in der schönen Villa, in der sich
unten der Nähsaal und das Büro befanden. Der Tscheche war gut mit uns.
Wir nähten Herrenoberhemden und
bekamen Lohn dafür. Eine junge Frau
aus Wildstein, die schon immer bei der
Firma arbeitete, hatte die Leitung im
Nähsaal. Sie zeigte mir jede Position
am Band, was mir später sehr nützlich
war. Die Vertreibung der Sudetendeutschen hatte schon begonnen. Zuvor,
im Herbst 1945, wurde alles aufgenommen, was man besaß: Wohnungseinrichtung (Möbel. Teppiche usw.),
Pelze und Pelzwaren. Wäsche, Radios,
Sportgegenstände. Musikinstrumente,
Waffen, optische Geräte. Motor- und
Fahrräder. Sparkassenbücher mussten
abgegeben werden. 1946 mußten dann
Radios,
Plattenspieler,
Musikinstrumente usw. beim Bürgermeister
abgegeben werden. Man hat sich dem
Schicksal gefügt.
Die Sperrstunde begann um 20 Uhr,
aber wir waren im Dorf oft länger zusammen. Die Jugend unter sich bei
Musik und Tanz mal in diesem, mal in
jenem Haus. Die Männer waren beim
Kartenspiel. Unser Bürgermeister hat
Stichproben gemacht, und die Leute
mussten Strafe bezahlen. Es machte
uns nichts aus, wir wussten ja nicht,
wann wir Abschied nehmen mussten.
Es wurden schon immer weniger im
Dorf. Am 28.8.1946 war es dann für
uns und noch fünf weitere Familien so
weit. Ein schmerzlicher Abschied von
denen, die noch bleiben mussten. Mit
unserem Gepäck wurden wir nach Eger
in die Obertorkaserne gebracht. In dem
großen Innenhof waren mehrere
Tschechen verteilt, um uns und unsere
Sachen zu kontrollieren. Da sind wir
um einiges erleichtert worden.
Juli 2011
EGERER ZEITUNG
Nach drei Tagen ging der Transport in
einem Güterzug in Richtung Osten. Die
Enttäuschung war groß. Man hatte uns
nicht gesagt, wohin wir kommen. Es
ging über Tirschnitz.nach Voitersreuth (Revision) und dann nach Bad
Brambach. Dort gab es die erste Verpflegung. Ich kann mich noch gut erinnern, weil ich nichts von dieser Suppe
oder Brei genommen habe. Ein Mann,
der in Brambach das Essen mit ausgab,
sagte zu mir: „Mädel, du wirst das Essen
noch lernen." Er hatte sehr recht und
ich habe oft davon erzählt.
JennyFunke
Nachrufe
Edith Hau †
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Nachruf für Viktor Baumgarten
Am 6. Juni 2011 verstarb unser ehemaliges Vorstandsmitglied Viktor Baumgarten. 1922 in Eger geboren ist er in
der Judengasse aufgewachsen. Gymnasium und die Schule für Wasserwirtschaft und Kulturtechnik waren Grundlage seiner Ausbildung. 1940 wurde er
zur Wehrmacht eingezogen und 1944
im Osten schwer verwundet. Nach der
Vertreibung und dem Abschluss seines Studiums als Dipl.Ing. kam Viktor
Baumgarten nach verschiedenen Stationen 1952 nach Kaufbeuren. Hier heiratete er seine Frau Lotte und gründete
mit ihr eine Familie, aus der zwei Söhne
hervor gingen.
Gern verbrachte er seinen Urlaub im
Egerland, den er meist mit dem Besuch
des ..Birnsunnta" in Schirnding abschloss. Nach der Grenzöffnung bereiste
er häufig die alte Heimat und hielt in
vielen Fotos die noch vorhandenen
Denkmäler fest. Viele seiner Aufnahmen finden sich im Band IV, dem
Denkmalbuch unseres Heimatverbandes wieder. Jetzt ist Viktor Baumgarten von uns gegangen. Er hat sich um
den Egerer Landtag e.V. und seine alte
Heimat verdient gemacht. Wir werden
ihn gern dankbar in Erinnerung behalten.
K.E. Fischer/EL
Buchvorstellung
In Maria Loreto. Hermann Zeidler,
Edith Hau, Gertraud Maxon, Gertrud
Sommer (v.l.n.r.)
Am 4. April 2011 verstarb in Eichstätt/
Bayern meine Cousine Edith Hau, geb.
Baumann. Geboren am 6.6.1934 in
Schönlind bei Eger, später wohnhaft in
Altkinsberg. Tochter von Johann und
Margarete (Rettel) Baumann, geb.
Haipl.
Ein herzliches Dankeschön an ihre Geschwister Helmut Baumann. Hedwig
Ulbrich. und einen besonderen Dank
ihrer jüngsten Schwester Christel Tassolt aus Eichstätt, die sie in den Jahren
ihrer Krankheit so liebevoll umsorgt
hat.
Zum 70. Geburtstag von Edith haben
mein Mann und ich sowie eine weitere
Cousine, Gertraud Maxon, geb. Haipl (Tochter von Wilhelm und Marie
Haipl, geb. Kornhäuser aus Schönlind)mit ihr eine Dreitagesfahrt in die
alte Heimat unternommen. Es wurde
ihre erste und auch letzte Fahrt in die
alte Heimat, und der Zufall wollte es,
dass wir auf Loreto Hermann Zeidler (einen Schulfreund), ebenfalls aus
Altkinsberg, trafen.
Gertrud Sommer, geb. Haipl
67354 Römerberg
Ein neues Buch über die Geschichte des Theaters in Eger
Anfang Juni wurde in Eger ein neues
Buch vorgestellt. Es handelt von der
Geschichte des Theaterwesens in Eger.
Der Autor heißt Frantisek Hromada. Er
war früher Direktor des Egerer Theaters, des so genannten Westböhmischen Theaters. Er ist also ein Mann
aus dem Theaterfach.
Gleich zwei Jubiläen boten jetzt den
Anlass für das Erscheinen des Buches:
950 Jahre ist es her, seit der Ort Eger
zum ersten Mal schriftlich in einer Urkunde erwähnt wurde, und 50 Jahre,
seit in der Stadt wieder ein regulärer
(nun tschechischer) Theaterbetrieb aufgenommen worden ist.
Das Buch ist zweisprachig abgefasst.
Der Text steht nebeneinander in deutscher und tschechischer Sprache. Auch
wer der tschechischen Sprache nicht
mächtig ist, kann es also in seiner deutschen Muttersprache lesen. Auf über
fünfhundert Seiten stellt der Autor
die Entwicklung des heutigen
Theaterwesens in Eger das. Er beginnt
im Mittelalter, - schon im 15.
Jahrhundert führte man in Eger
weithin bekannte Passionsspiele auf
-, und gelangt über den Barock und
das 19. Jahrhundert, das an
Ereignissen rund um das Theater
besonders reich gewesen ist, bis in die
Gegenwart. Zum Beispiel erfährt
man dabei, dass die erste ständige
Bühne in unserer Heimatstadt bereits
vor 250 Jahren eingerichtet wurde.
All diese Tatsachenberichte über das
Egerer Theaterwesen stellt der Autor
in einen Zusammenhang mit der Geschichte bekannter Schauspieler, die
in Eger aufgetreten sind, und mit Dramatikern, deren Stücke hier aufgeführt
wurden.
Das Buch ist seit Mitte Juni im Handel.
In Eger wird es auch im Infozentrum
am Marktplatz verkauft. Der Preis beträgt 450 tschechische Kronen, das entspricht ungefähr 18 Euro.
EZ/Ivanic