Hof des Grauens

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Hof des Grauens
Hof des Grauens
Ein Bericht von Lutz Christiansen über den Besuch, auf dem Museumshof Lensahn
Endlich Urlaub, auch wenn es nur eine Woche ist. Meiner Familie bin ich es schon lange
schuldig. Letztere Urlaube wurden zum Basteln in der Werkstatt oder zum Arbeiten beim
Lohnunternehmer verbraucht. Wozu haben wir denn unser Wohnmobil?
Also, hauruck die Waschfrau, Hund, Kind und Kegel in den LT und ab an die Ostsee.
Nach zwei Tagen Marienkäferplage, kam der Entschluss ins Landesinnere zu fahren.
Malente, mit einem Campingplatz direkt an der Schwentine, war unser Ziel.
Auf dem Weg dorthin, kommt man fast an Lensahn vorbei. Lensahn? Das war doch was.
Klar, ein Museumshof. Ist doch Urlaub. Der Vorschlag, hier einen Abstecher zu machen fand
Zuspruch. (Wohl auch um meine Urlaubsstimmung zu verbessern)
Die Wegweiser zum Museumshof waren schon etwas irreführend. Aber gefunden haben wir
es trotzdem, auch wenn es der Hintereingang war.
Der erste Blick, fiel gleich auf einen alten Ursus C45, der im Freien, Mittig auf dem Hofplatz,
neben einer alten Dampfmaschine stand. Gleich dahinter, stand eine Reihe ausgedienter und
überpinselter Schlepper, wie Bungarz, Renault, Hako, MF, Kramer und Ritscher.
Weiter nichts Besonderes, aber diese Schlepper dienten lediglich der Kinderbelustigung.
Hier spürte ich den ersten Stich in meinem Herzen. Platte Reifen, blätternde Farbe,
abgebrochne Hebel.
Die erste Halle, die wir dann betraten, war schon etwas vielversprechender. Einige
Erntemaschinen und Kleingeräte. In einer Ecke konnten Kinder Mehl selbst machen.
Den Weizen konnte man an der Kasse kaufen.
Dann jedoch der Zweite Schlag ins Gesicht. Einen 11er Wasserdeutz. 2-Zylinder. Muß ein
Prototyp gewesen sein. Der kleine Vorkriegselfer war mit einem Schild versehen, auf dem
stand tatsächlich, dass es sich hier um einen 2-Zylinder handelt.
Auch hier bot sich wieder ein ziemlich trostloser Anblick.
Aus dieser Halle raus, mit dem 2-zylindrigen Elferdeutz in den Gedanken, ging es jetzt in der
Außenanlage weiter. Hier bot sich der nächste Anblick des Grauens. Links hinter der einen
Halle standen diverse rote Schlepper. Natürlich im Freien. Alles einheitlich in einer
Farbgebung angepinselt. Egal ob Porsche oder IHC. Ca. 10 Schlepper frusteten hier ihr
Dasein und warteten scheinbar darauf, von Wind und Wetter irgendwann in Kleinstteile
aufgelöst zu werden. Immerhin war hier ein Zaun aus Brettern um eine Zerstörung durch
neugierige Besucher zu verhindern.
Ein Blick nach Rechts entschädigte nicht gerade den Letzteren.
Hier in Reihe aufgestellter „blauer“ Schlepper, deren Zukunft wohl nicht anderes aussehen
wird. Erstaunlicherweise hat man hier den Deutz und den John Deere nicht in blau
angepinselt.
Der Blick zum Sägegatter erlöste ein wenig meinen Schmerz.
Scheinbar ist es sogar funktionsfähig.
Als ich aber die Antriebsquelle des Gatters entdeckte, war alles wieder vorbei.
Ein stationärer Sägegatterdeutz. S2L 514.
Hatte ich nicht gerade noch gedacht, das Sägegatter sei funktionstüchtig.
Bei dem Anblick dieser Deutzleiche, konnte ich mir das kaum vorstellen.
Es gab aber auch interessante Objekte. Zum Beispiel diese wunderbar dekorierte FeldbahnLok. Höchstwahrscheinlich wurde diese eigens für Oldtimerliebhaber als Scheunenfund
hergerichtet.
Für eine kleine Ansammlung von Stationärmotoren wurde auch wieder leider nur eine Dose
Farbe gekauft. Immerhin stehen diese unter einem Schleppdach.
In einer weiteren Halle, waren eine Schusterei, ein Schmied, eine Weberei und diverse
Maschinen. Vom Mähdrescher bis zur Kettensäge war hier vieles zu sehen.
Nicht gerade liebevoll aufgestellt, aber allgemein im guten Zustand.
Nachdem meine Tochter ein Armband aus Filz herstellen durfte und es aufgehört hat zu
regnen, gingen wir den Außenbereich weiter ab. Ich war der Meinung das mich nichts mehr
erschüttern konnte.
Es kam aber anders. Auf einer Wiese hinter der hauseigenen Werkstatt, stand ein
Wasserdeutz. Eingewachsen, mit platten Reifen, übergepinselt wie alles andere auch.
Auf dem Weg zurück kamen wir noch an einer Scheune vorbei, in dem ein mit Gaben
beladener Anhänger stand. Das die Gaben falsch verladen waren, mit den Ähren nach außen,
hat mich dann auch nicht mehr gestört.
Nach einem ausgiebigem Rundgang über den Museumshof, haben wir uns der Gaststube
niedergelassen. Hier muss ich jetzt mal was wirklich Positives loswerden.
Kartoffelpuffer mit Apfelmuss und Speck. Das war wirklich Spitze. Die Bewirtung war
freundlich, das Essen lecker und günstig.
Danach ging es über den Naturlehrpfad, vorbei an dem hauseigenen Acker, für Getreide und
Kartoffeln. Der Hafer war zwar noch grasgrün, aber vielleicht reift er ja in Hocken noch nach.
Der Naturlehrpfad machte zuerst einen langweiligen Eindruck. Das Hinweisschild
„Labyrinth“ machte die Kinder aber neugierig. Also machten wir uns auf eine 2-Stündige
Reise, vorbei an sämtlichen gut beschilderten Bäumen und Pflanzen, die in unserer
Umgebung wachsen. Ich habe gar nicht gewusst, dass es mindestens 10 verschiedene Arten
von Birken gibt. Dieser Fußweg war sehr interessant und erholsam. Im Labyrinth, tobten sich
Hund und Kinder aus. Der ganze Weg, alle Bäume und Pflanzen sind sehr liebevoll angelegt.
Der Museumshof Lensahn ist ein sehr kinderfreundliches Museum. Zum Anfassen und
Mitmachen. Mir als Oldtimer, besonders Traktoren-Liebhaber und Sammler, bricht es fast das
Herz. Rostende Maschinen und Geräte, alles mit Farbe übergekleistert. Ich würde schon fast
sagen zugemüllt. Die Auswahl der Maschinen ist zu groß, um sie alle vernünftig ausstellen zu
können.
Wozu 20 Anhängepflüge, wozu 40 Schlepper, von denen zwei laufen und gerade mal einer als
restauriert zu bezeichen ist.
Der Museumshof wird von einem e.V. betrieben. Es sind wohl viele ehrenamtliche Helfer
dabei. In der Werkstatt arbeiten Mitarbeiter mit körperlichen und geistigen Handicaps.
Das alles ist nicht zu verachten. Aber manchmal ist weniger mehr. Und das wäre hier wohl
angebracht.