HERRENBRUDER JAKOBUS: TRE 16, 485

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HERRENBRUDER JAKOBUS: TRE 16, 485
[HERRENBRUDER JAKOBUS und APOSTEL PETRUS] SEITE 1
HERRENBRUDER JAKOBUS: TRE 16, 485-488
1. HERKUNFT UND PERSON IM NTLICHEN ZEUGNIS
Nach MK 6,3 war JAKOBUS der (älteste?) Bruder von Jesus. GAL 1,19 nennt JAKOBUS lediglich als Bruder
Jesu- hier wird JAKOBUS auch im Zusammenhang mit dem Besuch des PAULUS bei PETRUS erwähnt,
jedoch erlangt er erst beim Apostelkonzil eine tragende Rolle als eine der drei "Säulen" (GAL 2,9). MK
3,21.31-35 (Die wahren Verwandten Jesu) zeichnet ein schlechtes Bild von der Familie des Jesus.
Nach JOH 6,66-7,10 (hier wird zwischen den "Brüdern" und den Jüngern getrennt) ist es zudem
unmöglich, daß JAKOBUS zum 12er-Kreis gehörte. Auch findet sich kein Hinweis, daß JAKOBUS im weiteren Jüngerkreis als Missionar oder Gemeindegründer unterwegs war.
Nach 1.KOR 15,7 wird aber eine Erscheinung des Auferstandenen JAKOBUS gegenüber erwähnt.
Scheinbar ist JAKOBUS erst durch diese Erscheinung zum Glauben gekommen und hat nach und nach
eine immer wichtigere Stelle in der Urgemeinde, nicht zuletzt wohl wegen seiner Autorität als ältester
Herrenbruder und seiner Führungsqualitäten.
Nach der Hinrichtung des ZEBAIDEN JAKOBUS und der Flucht des PETRUS (APG 12,1-17) wird JAKOBUS,
spätestens bei der Kollektenübergabe des PAULUS (~58), Vorsteher der Jerusalemer Gemeinde.
2. DER APOSTELKONVENT UND DIE ROLLE DES JAKOBUS
Mit der Anerkennung des gesetzesfreien Heidenchristentums auf dem Apostelkonvent kam es zum
Konflikt in den gemischten Gemeinden, konkret im "antiochenischen Zwischenfall", bei dem die im
Auftrag JAKOBUS visitierenden Jerusalemer die Tischgemeinschaft mit den Heidenchristen aussetzten.
Das wohl erst hierauf entstandene Aposteldekret (APG 15,22-33) geht wohl auf JAKOBUS zurück, der im
Rückgriff auf LEV 17f die Heidenchristen auf die Einhaltung gewisser Gebote (Götzenopferfleisch,
Blutgenuß, unrituell geschlachtetes Fleisch und Unzucht) verpflichtete. Hierin zeigt sich JAKOBUS als
ein Mann, der "in einer Zeit des Übergangs den Zusammenhang des aufsteigenden Christentums mit
seinen jüdischen Wurzeln zu wahren" versuchte, ohne dabei die Heidenchristen zu stark einzugrenzen.
3. JAKOBUS IN DER JUDENCHRISTLICHEN TRADITION UND SEINE WIRKUNGSGESCHICHTE
In der judenchristlich-iterarischen Tradition finden sich zu JAKOBUS Aussagen wie "Gerechter" oder auch ΩΒΛΙΑΣ bzw.
ΩΒ∆ΙΑΣ (andere Form für αβδιαs, d.h. Knecht Jahwes).
Die Wirkungsgeschichte des JAKOBUS läßt sich vielleicht in der Entwicklung PAULUS von seinem polemischen GAL hin zum
versöhnlichen RÖM, der die Juden als Gottesvolk anerkennt (Ölbaum), erkennen. Im judenchristlichen Christentum stieg
JAKOBUS schließlich zur apostolischen Hauptgestalt auf (und in manchen gnostischen Kreisen wird er sogar mit dem Erlösergott verglichen), was sich auch im pseudepigraphischen JAK zeigt.
APOSTEL PETRUS: TRE 26, 263-272
1. DAS NEUTTESTAMENTLICHE ZEUGNIS VON PETRUS
Von PETRUS gibt es keine eigenen schriftlichen Zeugnisse, so daß wir nur auf seine Erwähnungen im
NT zurückgreifen können:
Paulusbriefe PAULUS kennt ihn sowohl als Πετροs wie auch als Κηφαs. Durch PAULUS wissen wir, daß
PETRUS schon vor PAULUS zu den Aposteln gehörte (GAL 1,17-19), verheiratet (1.KOR 1,12), der erste
Auferstehungszeuge (1.KOR 15,5) und eine der "Säulen" der Gemeinde in Jerusalem war (GAL 2,9) und
die Aufgabe der Judenmission übernommen hat (GAL 2,7-9). Im 1.KOR scheint sich ein Teil der korinthischen Gemeinde auf die besondere Autorität des PETRUS zu berufen. In GAL 1f berichtet PAULUS
von seinem Besuch bei PETRUS und der Bestätigung des PETRUS als Judenmissionar. Im
"antiochenischen Zwischenfall" (GAL 2,11-21) wirft PAULUS dem PETRUS "Heuchelei" vor, da sie aus
"Furcht" vor den Jerusalemer Visitatoren zur Beachtung der jüdischen Speisevorschriften zurückgekehrt zu sein.
Markusevangelium In MK erfahren wir erstmals den ursprünglichen Namen des PETRUS, der Simon
lautete (1,16 u.a.). Markus zeichnet PETRUS als den Erstberufenen und Wortführer der Jünger, der ein
besonderes Vertrauen Jesu besaß. Er stellt die Begeisterungsfähigkeit des PETRUS (8,29) neben dessen
Leidensscheu (8,32) und Feigheit (14,66-72).
Matthäusevangelium In MT erfährt die Person des PETRUS als Erstberufener und auch den
Außenstehenden bekannter Wortführer der Jünger (vgl. Legende von der Tempelsteuer in 17,24-27)
eine Steigerung gegenüber MK, wobei seine Schwächen nicht völlig ausgeblendet werden: PETRUS ist
der exemplarische Jünger in Bekenntnis zu Jesus und Versagen bei der Verleumdung. 16,18 bezeugt
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schon sehr früh die große Bedeutung, die PETRUS bei der Kirchengründung zukam.
Lukanische Doppelwerk Das lk Doppelwerk verändert das Petrusbild des MK stärker als MT. In der
APG (1-15) scheint -was sich ja schon aus dem Evangelium ergibt- LUKAS zuverlässige Petrustraditionen verwendet zu haben, wobei er sie im Sinne seiner Ekklesiologie ausdeutet. Für Lukas ist PETRUS
der erste und der echten Apostel, dem eine bedeutende Funktion bei Mission und der
Kirchengründung zukommt.
Johannesevangelium Bei JOH erscheint PETRUS nicht als Erstberufener (hier ist es sein Bruder Andreas).
JOH stellt am Beispiel des PETRUS das Unverständnis der Jünger dar (13,36-38; 18,10). Außerdem stellt
Joh seinen "Lieblingsjünger" in eine vorsichtige (angesichts der sicherlich schon massiv ausgeprägten
Autorität des PETRUS) Konkurrenz zu PETRUS (vgl. 20,1-10 Wettlauf zum leeren Grab). Zudem fällt die
Gegenüberstellung von PETRUS und "Lieblingsjünger" im Nachtragskapitel 21 auf.
2. DER HISTORISCHE PETRUS
PETRUS dürfte etwa gleichalt wie Jesus gewesen sein. Er stammte aus einer Stadt namens Bethsaida
(JOH 1,44), die in Galiläa lag (PETRUS ist in MT 26,73 an seiner Sprache zu erkennen). Sein Vater hieß
offenbar JONA und die Namensgebung der Söhne, ANDREAS und eben PETRUS, läßt auf eine offene
Haltung gegenüber der hellenistischen Kultur erkennen. Er lebte später verheiratet als Fischer in
Kapernaum.
Historisch zuverlässig scheint die an Prophetenberufungen erinnernde Berufung durch Jesus zur
Nachfolge zu sein (nach JOH 1,35-40 war sein Bruder Jünger des Täufers- PETRUS auch?). Obwohl
Jesus PETRUS immer (bis auf LK 22,34) mit Simon anspricht, scheint die Auszeichnung mit dem
Beinamen Κηφηαs (d.i. Πετροs, was ursprgl. "Edelstein" bedeutete und erst nachösterlich als
Fundament gebender "Stein" interpretiert wurde) auch auf Jesus zurückzugehen. Ebenso sollten das
Messiasbekenntnis des PETRUS und seine Widerrede gegen die Leidensankündigungen Jesu als
historisch angesehen werden.
Absolut auf historischem Boden stehend ist die Erzählung von der Verleugnung Jesu durch PETRUSdies zeigen die korrigierenden Veränderungen der MK-Version bei MT und LK (die Dreizahl geht
jedoch auf die vormk Redaktion zurück- zur Darstellung der Totalität der Verleugnung). Nach der
Gefangennahme flieht PETRUS wie die anderen Jünger zuerst und wird als Erster Zeuge des
Auferstandenen.
Zusammen mit den JOHANNES und JAKOBUS wird PETRUS nach Ostern Begründer der ersten Gemeinde
(APG 5,1-11) und bleibt Wortführer des 12er-Kreises (APG 1,13-22). Zudem übt er mit seiner Frau
(1.KOR 9,5) seine Mission unter den Juden (APG 2f), und später auch unter den Heiden (APG 10), aus,
wobei er der Heidenmission des PAULUS offen gegenüber steht, was sich darin zeigt, daß er nach dem
"antiochenischen Zwischenfall" (anders als BARNABAS) nicht mit PAULUS bricht.
LK 22,33 und JOH 13,37f u.a. wissen vom Märtyrertod des PETRUS (zusammen mit PAULUS unter Nero in
Rom lt. 1.CLEM 5,4-7), ohne davon selbst zu berichten.
3. VERSUCH EINER DARSTELLUNG DER PETRINISCHEN THEOLOGIE
Eine petrinische Theologie läßt sich nur vage erkennen: In seinem Taufverständnis der Bußtaufe zur
Vegebung der Sünden scheint PETRUS der Täufertaufe zu entsprechen. In seiner Chrístologie, die in der
Pfingstpredigt als zentrales Anliegen zum Ausdruck kommt, ging es ihm um die Gleichsetzung des
jüdischen Messias mit Jesus von Nazareth. CULLMANN beobachtet, daß LUKAS von einer Christologie,
die Jesus mit dem leidenden Gottesknecht gleichsetzt, im Zusammenhang mit PETRUS spricht (APG
3,13.26; 4,27.30)
4. BEDEUTUNG DES PETRUS IM NT UND IN DER FRÜHEN KIRCHENGESCHICHTE
Die Bedeutung des Apostel PETRUS zeigt sich allein schon in der Auseinandersetzung des PAULUS um
seine aspostolische Autorität: PETRUS, der Erstberufene und erste Osterzeuge (PAULUS, der Letztberufene und letzte Osterzeuge). Gleiches gilt auch für JOH in seiner Gegenüberstellung von PETRUS und
dem "Lieblingsjünger". Zudem nennen alle Apostellisten PETRUS an erster Stelle.
Die in der Kirchengeschichte bestimmend gewordene Stelle in MT 16,18f geht schwerlich auf Jesus
selbst zurück, denn die "Schlüsselgewalt" wird in MT 18,18 allen Jüngern übertragen- somit war
PETRUS nach mt Verständnis der erste und größte Apostel, aber nicht der erste Papst.