Markt mit Potenzial

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Markt mit Potenzial
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Schuhmarkt 8-2006
SPECIAL
HERRENSCHUHE
Markt mit Potenzial
Eine Änderung im Kaufverhalten der Herren scheint sich anzudeuten. Für den
Schuhhandel könnte sich dadurch durchaus noch Potenzial ergeben. So sehen es
jedenfalls zahlreiche Lieferanten, die SchuhMarkt befragte.
V
iele der von SchuhMarkt befragten Hersteller sind der Meinung, dass im Herrenschuhmarkt noch reichlich Potenzial vorhanden ist.
Das Herrenschuhgeschäft sei nicht schwierig, zeigt
sich zum Beispiel Andreas Schaller, Marketingleiter bei Lloyd Shoes, Sulingen, überzeugt. „Wir stellen eine
Belebung im Herrenschuhmarkt fest, was wir auch aus Marktpaneldaten entnehmen“, sagt Heiner Terbuyken, Geschäftsführer von Camel active by Gabor, Rosenheim. Es gebe sogar
eine Verschiebung der Anteile zugunsten der Männerschuhe. Wie Terbuyken spricht auch Hans-Joachim Janotta,
Geschäftsführer der Waldi-Schuhfabrik FinnComfort, von
Zuwachs in diesem Segment. Der Erfolg stellte sich nicht
nur im unteren oder mittleren Preissegment ein, auch Marken wie Santoni („plus 40 Prozent“) oder Dinkelacker („2005
war das beste Jahr seit langem“) verbuchten Zuwächse.
Allerdings sehen die meisten auch, dass der Mann in Deutschland prinzipiell ein „anspruchsvoller Konsument“ ist, wie Tim
Little von Grenson sagt. Sie kauften hohe Qualität, unabhängig von der ökonomischen Situation. „Wenn man nahe
am Markt arbeitet, zuverlässig ist und den Zeitgeist beachtet, kann man Erfolg haben“, sagt
Der Handel sollte den Peter Haertel von Pegaso Textil,
Mann und seine Wün- dem Santoni-Vertrieb für Deutschland. Zur Qualität, für die Männer
sche mehr in den
bereit sind, auch etwas mehr ausMittelpunkt stellen
zugeben, kann auch Funktion gehören. „Alle Modelle der Herrenkollektion sind mit Zusatznutzen versehen“, heißt es aus dem Haus Marc Shoes, Hess.
Oldendorf. Einen Marktimpuls hat die „Casualisierung“ des
Herrenoutfits gebracht. Davon profitier t haben Anbieter
wie Ecco, Camel active oder auch Geox. „Der Anzugträger
trägt Semisportschuhe“, sagt Terbuyken, der damit die Weiterentwicklung der Sneaker zu Business-Sneakern im Auge hat.
Eine zunehmende modische Orientierung geschieht in
Deutschland durch ein „langsames Herantasten an neue
Trends“, wie Markus Struzyna von Fly London den Modemut der Herren beschreibt.
Von SchuhMarkt befragt, was der Handel tun könne, um
das Herrenschuhgeschäft zu forcieren, wird mehr oder min-
der deutliche Kritik geäußert. Der Verbraucher werde von
Seiten des Handels nicht gefordert und rücke als Kunde immer
mehr in den Hintergrund, sagt zum Beispiel Schaller. Lloyd
versuche mit zahlreichen Aktionen wie Prämienaktion für das
Verkaufspersonal oder Schuhputzevents, den Herrenschuh
mehr ins Blickfeld zu rücken.Auch andere Hersteller wie Dinkelacker stehen dem Handel bei, zum Beispiel mit „Men’s
days“ in ausgewählten Fachgeschäften, die von Dinkelackermitarbeitern vor Ort unterstützt werden, wie Berater Hermann Hoste erklärt. „Den Mann und seine Wünsche mehr
Dr. Franz G. Greif, Girza: „Im Herrenschuhmarkt müssen wieder vor allem für europäische Produkte höhere Durchschnittspreise realisiert werden. Die Herren kaufen bedarfsbezogen und anders ein als die Damen. Nur niedrige Preise
stimulieren noch keinen stärkeren Konsum. Ist ihr Bedarf gedeckt, kaufen sich Herren kein weiteres Paar Schuhe, auch wenn
es noch so günstig ist. Über niedrige Eckpreislagen geht dem
Segment real Umsatz verloren. Die Durchschnittspreise sollten über Qualität und Innovationen angehoben werden.“
Schuhmarkt 8-2006
in den Mittelpunkt stellen“, rät Schaller. Herrenschuhe fänden
sich zunehmend im Keller oder bestenfalls im Obergeschoss.
Umgestaltungen gingen an der Herrenabteilung vorbei und
das Verkaufspersonal stünde nur auf Anfrage bereit, überspitzt
er zur Verdeutlichung. Der Mann solle schon im Eingangsbereich angesprochen werden, zumindest mit einer Modellpräsentation. Eine Erkenntnis, die Salamander beim neuen
Ladenbaukonzept derzeit berücksichtigt. „Vielfalt zeigen und
mutiger ordern“, ermutigt Marcel Schmidt von Ecco den
Handel. Josef-Seibel-Verkaufsleiter Klaus Emser meint, der
Handel vernachlässige seine eigentliche Aufgabe des
Verkaufens im Sinne von Bedienen und Service bieten. Die
Befragten betonten durch die Bank weg auch die wichtige
Rolle des Verkaufspersonals.
Peter Skop
Die Herrenschuhabteilung lebt
Die Herrenschuhabteilung hält sich, allen Unkenrufen zum
Trotz, stabil im deutschen Schuhfachhandel. Eine Befragung
durch die BBE-Unternehmensberatung, Köln, im Auftrag des
SchuhMarktes ergab, dass 93 Prozent der Schuhhändler
Herrenschuhe führen, mithin genauso viele wie im vergangenen Jahr. 38 Prozent der Befragten verkaufen Herrenschuhe
bis 79 Euro am besten (bis 89 Euro 15 Prozent, bis 99 Euro
25 Prozent, über 99 Euro 23 Prozent). 37 Prozent der Schuhhändler, 5 Prozent mehr als im Vorjahr, sehen für Herrenschuhe
der gehobenen Preisklasse gute Absatzchancen.Weniger gute
Chancen sehen 52 Prozent (Vorjahr 59 Prozent) und gar keine Geschäfte erwarten 11 Prozent (Vorjahr 9 Prozent). Für
Herrenschuhe der gehobenen Preisklasse verlangen die Schuhhändler vor allem optimale Passform und Tragekomfort, Haltbarkeit, beständige Materialien oder Volllederausstattung sowie
eine schöne Optik. Ausgefallenes Design sehen dagegen nur
44 Prozent als wichtig an. Spezielle Funktionen sind für 69
Prozent der Befragten von Bedeutung.
Den Auswertungen des Instituts für Marktdaten, Neuss, zufolge erzielte der mittelständische Schuheinzelhandel mit
Herrenschuhen über 150 Euro in der Saison Herbst/Winter 2005/06 Umsatzsteigerungen. Bemerkenswert ist, dass
Schuhe bis 29,90 Euro sowie bis 39,90 Euro Umsatzanteile
verloren (siehe Tabelle). Auch eine Änderung der Farbpräferenzen der deutschen Männer geht aus den IfM-Daten
klar hervor. Braun gewann einen Umsatzanteil von 39 Prozent gegenüber der Vorjahressaison von 28,5 Prozent (siehe Tabelle). Den stärksten Umsatzanteil hatte der Schnürhalbschuh (57 Prozent Wertanteil, 54 Prozent Mengenanteil).
Stiefel mit Warmfutter kamen auf 16,12 Prozent beim Wert
und 15,85 Prozent bei der Menge. Insgesamt lag der Umsatzanteil der Herrenschuhe am Gesamtumsatz in der vergangenen Herbst-/Winter-Saison bei 15,33 Prozent, der Mengenanteil bei 12,18 Prozent. Herrenschuhe erzielten einen
Durchschnittsverkaufspreis von 75,70 Euro; die durchschnittliche
Ist-Kalkulation lag bei 123,74 Prozent.
Peter Skop
Braun gewinnt
Billig wird schwächer
%
48,1% (51,9 %)
20
2,53% (2,99%)
3,29% (9,27%)
15
39,10% (28,57%)
1,95% (3,23%)
10
1,01% (1,56%)
0,44% (0,54%)
5
0,62% (0,95%)
1,05% (1,23%)
Sonstige
Quelle: IfM
2,01% (0,58%)
Farbanteile in Prozent,Vorjahreswerte in Klammern
0
39,90
Umsatzanteile:
69,90
HW 06/07
HW 05/06
99,90
129,90
Bestandsanteile:
€
HW 06/07
HW 05/06
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