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brick ’12 Award-winning International Brick Architecture Ausgezeichnete Ziegelarchitektur international Dies ist eine Leseprobe Alle Rechte vorbehalten. Kontaktieren Sie uns, falls Sie das PDF weiter verwenden möchten: [email protected] Inhalt Content 80 122 160 Pasel.Künzel Architects Böge Lindner K2 Architekten Pascal Quintard Hofstein Marcin Jojko, “Special Solution with Brick” V35K18 Jacobs University Bremen – 9 Housing Units Bartłomiej Nawrocki 8 Peter Rich Architects 44 Nordmetall College 124 Single-Family House Brick Award 2012 Mapungubwe Interpretation Centre Filippo Taidelli 84 Anagram Architects 164 Der Wettbewerb 22 Building Renovation Waro Kishi Gairola House Christine Remensperger The Competition Winner “Non-Residential Building” 48 KIT Student Union Building 126 House B 12 NORD Architecture Allford Hall Monaghan Morris 88 Massimo Mariani 168 Über das Bauen mit Ziegeln Primary Substation Barking Central careyjones chapmantolcher Museo Benozzo Gozzoli Jan H. E. Rooding On Building with Brick for 2012 Olympic Park 52 Candle House 130 Pumping Station Kolff 6 16 Grußwort Overall and Category Winner Editorial Arno Lederer Magazine Grzegorz Stiasny 92 TAKA 170 Winner “Single-Family House” Dogma House Poppe*Prehal Architekten House 1 + House 2 Bruno Stocco Lens°Ass Assisted Living Rabbit Hole McBride Charles Ryan 94 Maruša Zorec, Maša Živec, Conversion and Restoration 32 Fitzroy High School huggenbergerfries Žiga Ravnikar 174 Winner “Conversion” Centre for Geriatric Psychiatry Castle Outbuilding Kancas ̌ Studio Pavol Panák ̌ studio mk27 98 136 Danes Gates Conversion of a Ruin Brick House HŠH Architekti KCAP Architects & Planners 176 36 60 Villa Hermína Django Building Mario Botta Aktuelles aus der Welt der Architektur bietet das neue Magazin brick + mit Winner “Residential Building” Avanto Architects 102 138 De Nieuwe Poort Beiträgen zu Sir David Chipperfield, Francisco and Manuel Aires Mateus Chapel of St. Lawrence Ferdinand Haslwanter Paulus Eckerle 180 Home for the Elderly 64 House H Refurbishment of a Former Traverso - Vighy Marlies Rohmer, Lene Tranberg u.v.a. Ebenfalls in brick + die Literatur- WeberWürschinger Architekten 104 Twisting Mill Palermo Airport Retail Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek PRO LIN – Training Centre Lederer + Ragnarsdóttir + Oei 142 182 mit einem Essay zum Thema „Text of REHAU AG Kloster Hegne Marianum Jordi Garcés Mario Occhiuto Kunst Keramik“. 66 108 “Passatge del Sucre” – Exhibition Pavilions B2 for Randic ´- Turato Juha Leiviskä Conversion Housing Units Shanghai World EXPO 2010 The new brick + magazine provides Pope John Paul II Hall Swedish School of Social Science 146 186 latest news from the world of 70 112 Tank Architectes Matthew Lloyd Architects architecture. It features articles on Vincze László Dominikus Stark Architekten High School Claude Levi Strauss Twenty Bishops Square Sir David Chipperfield, Marlies Rohmer, Estate Centre – Balaton Nyanza Education Centre 150 116 Heren 5 Architecten 190 Lene Tranberg and many other architects. brick + also features an essay Architectenbureau Marlies Rohmer Zdeneǩ Fránek CAN Fase 1 Die Autoren on the subject of ”Text Arts Ceramics“ Bloemsingel Housing House of Prayers 154 The Authors by the winner of the Nobel Prize for Literature, Elfriede Jelinek. 26 42 54 58 74 Fornace Morandi – 118 OP Architekten 192 Radu Teacǎ Henning Larsen Architects andel’s Hotel Impressum Complex of Private Houses The Wave 158 Imprint 78 134 Umberto Napolitano & Benoît Jallon Student Residence Brick Award 2012 Der Wettbewerb The Competition Mit Zhang Lei/China, Hrvoje Hrabak/Kroatien, Rudolf Finsterwalder/Deutschland, The jury for the 2012 Wienerberger Brick Award consisting of Zhang Lei/China, Hrvoje Das Mapungubwe Interpretation Centre in Südafrika von Peter Rich Architects Plamen Bratkov/Bulgarien und John Foldbjerg Lassen/Dänemark (von links nach Hrabak/Croatia, Rudolf Finsterwalder/Germany, Plamen Bratkov/Bulgaria and John zeigt in sehr wörtlichem Sinne, wie wir dazu beitragen können, aus unserem Not Overall and Category Winner “Special Solution with Brick” rechts) kam am 16. Juni 2011 in Wien die Jury des Wienerberger Brick Award 2012 Foldbjerg Lassen/Denmark (from left to right) came together on June 16, 2011 in leidenden Planeten einen lebenswerteren Ort zu machen. Das Besucherzentrum zusammen. Auf die Wahl eines Vorsitzenden wurde verzichtet und man einigte Vienna. The members decided not to select a chairman, and surprisingly quickly they interpretiert historische Gewölbetechniken neu und verwendet dazu höchst aus- sich erstaunlich schnell auf die Preisträger in fünf verschiedenen Kategorien, da agreed on the award-winners in five different categories because they clearly stood gereifte, wissenschaftlich fundierte Bauweisen, die in den bedeutendsten Institu- sich diese deutlich von den anderen Projekten absetzten. Umso länger und kontro- out against the other projects. This made the ensuing discussion on the issue of ten der entwickelten Welt erarbeitet wurden, um eine Konstruktion zu schaffen, verser wurde dann jedoch die Frage diskutiert, welchem der prämierten Bauwerke which one of the award-winning buildings was to be accorded the title of ”overall die so einfach und schlicht ist, dass sie von der einheimischen Bevölkerung der der Titel „Gesamtsieger” zuerkannt werden sollte. Wie man sich am Ende dennoch winner“ all the more protracted and controversial. In its statement the expert jury Entwicklungsländer gebaut sein könnte. einigte, ist in der Begründung der Expertenjury nachzulesen. explains how an agreement has reached in the end. Es schafft tatsächlich eine wunderschöne Architektur, die einen Dienst für die Öffentlichkeit leistet. Darüber hinaus kommen die eingesetzten Materialien aus der Region und weisen eine hohe Energieeffizienz auf. Die Balance zwischen Lowtech und Hightech sowie die Bezüge zu der außergewöhnlichen Landschaft lassen eine Architektur mit einer universellen und zeitlosen Dimension entstehen, die den gesamten Reichtum von Ziegel in der Architektur aufzeigt. Hrvoje Hrabak Mapungubwe Interpretation Centre in South Africa by Peter Rich Architects shows, in the most literal way, how we can contribute in making our troubled planet a better place to live. The Visitor Centre reinterprets ancient vaulting techniques and uses the most sophisticated, scientifically sound construction methods, which were elaborated in the most prominent institutes of the developed world to build a structure that is so plain and simple that it could have been built by the local population of the underdeveloped world. It actually creates a beautiful architecture which performs a public service. More than that, materials that were applied are local and their performance is “highly energy-efficient”. The low-tech hi-tech balance together with references to the extraordinary local landscape create an architecture with universal and timeless dimensions, showing the full richness of brick in architecture. 8 Hrvoje Hrabak 9 Winner “Non-Residential Building” Winner “Single-Family House” Winner “Conversion” Winner “Residential Building” Das Siegerprojekt in der Kategorie „Nicht-Wohnbau“ ist das für die Olympischen Bei dem Projekt handelt es sich um den Umbau eines bestehenden Bauernhauses Bei dem in der Kategorie „Umbau“ nominierten Projekt handelt es sich um den „Architektur ist das Spiel der weißen Körper unter dem Licht der Sonne“, lautet ein Spiele 2012 in London errichtete Umspannwerk. In China glauben wir an die Philo- in einen Wohnbereich mit einer Tierarztpraxis. Was uns hier besonders auffiel, war Umbau einer alten Ruine in ein Architektenstudio. Der Sieger hat über 10 Jahre da- Zitat Le Corbusiers, das auf eindrückliche Weise von Aires Mateus in ihrem Projekt sophie von Yin und Yang, welche besagt, dass die Welt von zwei Prinzipien geformt die Schaffung eines Zwischenraums, eines beseelten, in Licht getauchten Raums. ran gearbeitet, es entworfen und selbst gebaut. Das Gebäude ist aufregend, weil in Alcácer do Sal verwirklicht wurde. Die klaren geometrischen Körper bilden einen wird, die im Gegensatz zueinander stehen. Meiner Ansicht nach trifft diese Logik Der Projektname „Der Kaninchenbau“ war von den Verfassern passend gewählt es so viel Emotion ausdrückt – in der Art wie es Raum schafft, wie es mit der starken, selbstbewussten Kontrast zur roten Erde und zum klaren blauen Himmel auch auf einen guten Entwurf zu, dessen Einfachheit jedoch von reichem Inhalt worden und gibt sozusagen einen Hinweis auf die natürliche Trennung der beiden natürlichen Umgebung verschmilzt. Inspiriert wurde Pavol Panák ̌ möglicherweise Portugals. Architektur wird als Skulptur verstanden und steht so in der Tradition und tiefer Bedeutung zeugt. Bei diesem Gebäude erkennt man die reine geometri- Zonen – privat und öffentlich – allein durch Raum. Zu diesem Zweck nutzten sie von dem dänischen Architekten Mogens Lassen, der in den 1950er-Jahren wieder- der beiden portugiesischen Großmeister Álvaro Siza und Eduardo Souto de Moura. sche Lösung, interpretiert allerdings durch eine prächtige Ziegeltextur. Vor allem Ziegel, da dieser das einfallende Licht weicher aussehen lässt. Es ist wirklich inspi- holt mit den gleichen Formen, sehr ähnlichen Gebäudetypologien und in ebenso Die Verbindung von regionalen Themen mit einer sehr modernen Architektur- spürt man diesen Kontrast in der Fassadengestaltung zwischen dem massiven rierend, wenn man im öffentlichen Bereich steht, durch diesen neu geschaffenen natürlichen Umgebungen wie in diesem Fall gearbeitet hat. sprache schafft eine Architektur von großer Ausdruckskraft und Spannung. Das Sockel und dem aufgelockerten oberen Teil. Die Jury hält das Projekt für sehr ge- Durchgang schaut und nicht sehen kann, was auf der anderen Seite passiert, Die Jury überzeugte das sichere Gespür dafür, wie man eine alte Ruine in ein zweischalige, wärmegedämmte Mauerwerk wurde außen verputzt und mit einer lungen aufgrund seiner äußerst klaren Idee und der perfekten Ausführung der sodass man sich vom Licht führen lassen muss. modernes Gebäude verwandelt, d.h. wie man Tageslicht in das Gebäude bringt und glänzenden weißen Farbe gestrichen, was den skulpturalen Charakter der Form Ziegelfassade. Und da es sich um ein frei stehendes Gebäude in einer abgelegenen Gegend wie Synergien geschaffen werden zwischen alten und neuen Bauweisen. betont. handelt, ist die erfolgreiche Schaffung intimer Räume, die ein Gefühl von Sicher- Zhang Lei John Foldbjerg Lassen Rudolf Finsterwalder heit und Wohnlichkeit vermitteln, ebenfalls eine große Qualität dieses Projekts. The award-winning project in the “Non-Residential” category is the substation for Plamen Bratkov 2012 Olympic Games in London. In China we believe in the philosophy of “Ying-Yang”, The project nominated in the “Conversion” category is a reconstruction of an old ruin “Architecture is the magnificent play of masses brought together in light” is a quota- into a studio for an architect. The winner has worked on the project for 10 years, he tion from Le Corbusier, which was made manifest by Aires Mateus in their project in which means that the world is formed of two things in opposition. I think that this The project is a conversion of an existing farmhouse into a residential area with a has designed and built it himself. The building is exciting because it expresses so Alcácer do Sal in an impressive way. The clear geometrical volumes form a strong, logic also applies to good design, the simplicity of which testifies its rich contents veterinary practice. What struck us most was the creation of an intermediate space, much emotion – in the way it creates space and how it merges with the natural sur- self-conscious contrast to Portugal’s red earth and clear blue sky. Architecture is un- and deep meanings. In this building we can see this pure geometric solution, but in- an inspired one, filled with light. The name of the project “The Rabbit Hole” was roundings. Pavol Panák ̌ might have been inspired by Danish architect, Mogens Las- derstood as a sculpture and thus stands in the tradition of both Portuguese grand terpreted with a rich brick texture. Above all, we can feel this contrast in the design quite suitably chosen by the authors, thus in a way giving a hint of the natural sepa- sen, who, in the 1950s, repeatedly worked with the same forms, with very similar masters, Álvaro Siza and Eduardo Souto de Moura. of the brick facade, between the massive plinth and the loosened up upper section. ration of both zones – private and public – by means of space only. For this purpose, building typologies and in the same natural surroundings as is the case here. Combining regional themes with a very modern architectural design vocabulary The jury considers this a very successful project due to its very clear idea and perfect they used brick, because it makes the incident light look much softer. It is really in- The jury was convinced by the infallible intuition for the transformation of an old generates a highly expressive and exciting architecture.The thermally insulated cavi- execution of the brick façade. spiring when one stands in the public area looking through this newly created pas- ruin into a modern building, in other words, for getting daylight into the building and ty wall has been plastered on the outside and finished with a white glossy paint coat, sage where one cannot see what is happening on the other side, so that one has to creating synergies between old and new ways of construction. which emphasises the form’s sculptural character. leave oneself to be led by the light. Zhang Lei John Foldbjerg Lassen Rudolf Finsterwalder And since this is a freestanding structure in a remote area, the successful crea- tion of intimate spaces conveying a sense of safety and cosiness is another great quality of the project. Plamen Bratkov Ausführliche Video-Dokumentationen zu den prämierten Projekten finden Sie unter: www.wienerberger.com/de/brick-award You will find detailed video documentations of the award-winning projects at: www.wienerberger.com/brick-award 10 11 Über das Bauen mit Ziegeln On Building with Brick Wer sich ihn zuerst ausgedacht hat, wissen wir nicht genau zu sagen. Aber die We don’t exactly know who was the first to conceive it. However, as regards building Mit diesem nie gebauten Entwurf wird jedoch das Material Ziegel, obwohl man es period, brick is less characterised by symbolic values, less indoctrinated than one Erfindung des Ziegels war, was das Bauen betrifft, eine der genialsten. Es gibt the invention of brick was one of the most ingenious ones. Again and again there are gut und gerne den „altmodischen” oder traditionellen Stoffen zurechnen kann, would maybe perceive from today’s point of view. That is to say, the material per se immer wieder Teile in der Architektur, von denen behauptet wird, sie seien auf den aspects in architecture, which claim to be tailored for humans. This is then described auch zu einem Baustoff der Architekturmoderne. Und dieser markiert mit den bei- is “free of ideology”. Menschen zugeschnitten. Dies wird dann jeweils als außerordentliche Qualität as exceptional quality. But if there is a material in architecture for which this quality den Wohnhäusern Esters + Lange in Krefeld den Auftakt zu Mies’ eigenem Werk Even an architect like Le Corbusier, who, indeed, may not be rated among the bezeichnet. Wenn es aber in der Architektur ein Material gibt, für das dieses Quali- assessment, this convincing recourse to human beings applies in particular, then it is sowie dessen Beitrag zur „Klassischen Moderne”. particular friends of brick, used it later on with brilliance – and not only for simple tätsurteil, dieser überzeugende Rekurs auf den Menschen im Besonderen gilt, undoubtedly brick. I cannot think of any other material or constructional element, So ist der Stein in dieser Zeit viel weniger mit symbolischen Werten gekenn- columns and walls, but for the beautiful Catalan vaults of the Jaoul Houses and sub- dann ist dies ohne Frage der Ziegel. Ich kann mir kein anderes Material oder bau- which has a human scale similar to brick: width, length, height, and weight are de- zeichnet, viel weniger indoktriniert als man das aus heutiger Sicht vielleicht wahr- sequently for building types tracing back to them. liches Element denken, das ähnlich dem Ziegel ein menschliches Maß hat: Breite, signed so that one’s hand is just able to comfortably grasp a brick and handle a nimmt. Das Material per se ist sozusagen „ideologiefrei”. Selbst ein Architekt wie Länge, Höhe und Gewicht sind so gewählt, dass die Hand gerade noch den Stein trowel with the other in order to produce the mortar joints to the adjoining bricks. Le Corbusier, der wahrlich nicht zu den besonderen Freunden des Ziegels gezählt rial just as carelessly and in as unprejudiced a way as modern architecture, thus bequem umfassen kann und mit der anderen Hand die Kelle geführt werden kann, That way, a support, a wall, a house, a whole city is realised with this small practical werden darf, verwendet ihn später mit Bravour. Und das nicht etwa bei einfachen playing their part in its ideologisation – particularly in politically difficult times, as, um mit dem Mörtel die Fugen zu den nächsten Steinen herzustellen. module. The small scale spans to the medium and very large component: No matter Stützen und Wänden, sondern bei den schönen katalanischen Gewölben der Jaoul- for example, during the Third Reich. Admittedly, those architects were keen on using Conservative and right-wing architects on the other hand made use of this mate- So entstehen aus dem kleinen praktischen Modul eine Stütze, eine Wand, ein how big the house or the quarter, the reference to the small scale always exists, with Häuser und den folgenden darauf zurückgehenden Gebäudetypen. it, because brick is particularly suited to representing and conveying tradition, and Haus, eine ganze Stadt. Der kleine Maßstab reicht bis zum mittleren und ganz gro- satisfaction the eye always recognises the single brick that everybody knows and So unbekümmert wie die Moderne, so vorurteilsfrei, bedient sich andererseits can be unceremoniously used to relate to history, to the “national building heritage”. ßen Teil: Mag das Haus oder das Quartier noch so groß sein, immer ist der Bezug has held in one’s hand at some time. It can be said that with this kind of brick-laying, auch die konservative und rechte Seite der Architekten dieses Materials, und trägt Additionally, brick is a perfect material to construct arches and vaults, load-bearing zum kleinen Maß hergestellt, immer sieht das Auge mit Befriedigung den einzelnen the pattern of the scale has firmly established itself in our subconscious mind. This damit ihren Teil zu dessen Ideologisierung bei – besonders in politisch schwieri- structures, which in turn, when seen individually, were rejected by the modernist Ziegel, den jeder kennt, den jeder schon einmal in der Hand gehalten hat. Man invention is thousands of years old. It seems so natural to us, as if it was part of our gen Zeiten, wie etwa während des Dritten Reichs. Freilich, jene Architekten nah- movement as an outdated, historicising vocabulary. kann sagen, dass sich mit dieser Art zu mauern das Muster des Maßes in unserem genes, a silent companion of our evolution. Although there have always been times men ihn gerne, weil der Ziegel insbesondere auch Tradition darstellen und vermit- Unterbewusstsein festgesetzt hat. Jahrtausendealt ist diese Erfindung. Sie scheint when the fired brick enjoyed varying popularity, or vice versa, met with refusal, the teln kann und mit ihm ohne Umschweife eine Beziehung zur Geschichte, zum arches and vaults: from Roman engineering structures such as aqueducts, impres- uns so selbstverständlich, als sei sie Bestandteil unserer Gene, stiller Begleiter handy component has asserted itself as a material that can be confidently counted „nationalen Bauerbe” hergestellt werden kann. Zudem lassen sich mit Ziegeln her- sive domed buildings to the above mentioned Gothic sacred buildings or Renaissance unserer Evolution. Obwohl es immer wieder Zeiten gab, in denen der gebrannte among “timeless” materials. vorragend Bögen und Gewölbe herstellen, Tragkonstruktionen, die, nur für sich brick art. These eras offer sufficient motives allowing recourse to our own history. Ziegel unterschiedlichen Zuspruch, oder umgekehrt Ablehnung erfuhr, hat sich der genommen, wiederum von der modernen Bewegung als überkommene, historisie- handgerechte Werkstoff als ein Material durchgesetzt, das man getrost zu den to its timelessness and success. Brick constructions of Gothic cathedrals, buildings rende Sprache abgelehnt werden. pressive examples of an interpretative dealing with figurative constructions that is „zeitlosen” Materialien rechnen kann. by Karl Friedrich Schinkel or Alvar Aalto, all have the triad of scale, economy and du- Natürlich lassen sich mit Bogen und Gewölbe auch leicht Beziehungen zu den sensitive and free of ideology. For Louis I Kahn, this is exactly the subject of his ar- Zum Erfolg dieser Zeitlosigkeit des Ziegels haben sicherlich – neben der ein- rability in common. They all have an aesthetic claim, which can be regarded as time- großen Werken der Baukunst herstellen: Von den römischen Ingenieurbauten wie chitectural message. He is the most radical of those representatives, who masterfully Apart from its easy handling, economy and durability have certainly contributed Of course, relations to great works of architecture can be easily established with But also in this area, the return to historic building forms offers beautiful and im- fachen Handhabung – dessen Ökonomie und Dauerhaftigkeit beigetragen. Die less – just as the material they are constructed of. Aquädukten, imposanten Kuppelbauten bis hin zu den erwähnten gotischen Sa- and unequivocally combine old and new construction methods harmoniously. Cer- Ziegelkonstruktionen der gotischen Kathedralen, die Bauten Karl Friedrich kralbauten oder der Backsteinkunst der Renaissance. Hier finden sich überall tainly, he is not the first to bring forth something new in this mixture of “tradition Schinkels oder jene Alvar Aaltos, allen ist die Trias aus Maß, Ökonomie und Dauer- The work of Alvar Aalto provides a wonderful example for the impartiality of the modern architecture movement towards this material. This is astounding because a genügend Motive, die einen Rekurs zur eigenen Geschichte erlauben. and progress”, something with its very own character: Theodor Fischer, co-founder haftigkeit gemein. Sie alle verfügen über einen ästhetischen Anspruch, der ebenso part of the formal vocabulary of modernity is based on the “new” materials, namely Aber auch in diesem Bereich, der Rückbesinnung auf historische Bauformen, of Deutscher Werkbund (1907), chose this subject in particular to characterise the zeitlos gesehen werden kann wie das Material selbst, aus dem sie gebaut sind. steel and concrete. Brick is of no importance in this discussion about the “new” – at gibt es schöne und eindrucksvolle Beispiele eines ideologiefreien und feinfühlig content of his own work. How harmoniously this synthesis of tradition and progress least not as regards the theoretical consideration. Regardless whether modern or interpretatorischen Umgangs mit den bildhaften Konstruktionen. Bei Louis I. Kahn was achieved can be comprehended when examining the church in Ulm, which gegenüber diesem Material. Das ist erstaunlich, denn ein Teil des formalen Voka- Alvar Aalto ist ein schönes Beispiel für die Unvoreingenommenheit der Moderne old-fashioned, independent of this discussion, Walter Gropius, for example, designed ist gerade dies der Gegenstand seiner architektonischen Botschaft. Er ist der radi- Fischer built from 1906 to 1910. Here, the traditional brickwork construction has bulars der Moderne wird ja mit den „neuen” Materialien begründet, mit Stahl und the “Fagus-Werke” from light-coloured brick, and Mies van der Rohe designed his kalste jener Vertreter, die gekonnt und ohne Vorbehalte alte und neue Konstrukti- been unpretentiously – and without breach – merged with the new method using re- Beton. Der Ziegel spielt in dieser Diskussion um das „Neue” keine Rolle – zumin- much-published brick country house. With this never realised design, however, the onsmethoden harmonisch miteinander verbinden. Gewiss ist er nicht der Erste, der inforced concrete. A few years later, a similar melange could not have taken place, dest nicht in der theoretischen Auseinandersetzung. Gleichwohl, ob modern oder building material brick, although it might be easily classed as “old-fashioned” or in dieser Mischung aus „Tradition und Fortschritt” etwas Drittes, etwas ganz Eige- because in this regard modern architecture demanded “clarity and honesty of the altmodisch, unabhängig von dieser Diskussion entwickelte beispielsweise Walter traditional materials, becomes a building material of architectural modernism. And nes hervorbringt: Theodor Fischer, Mitbegründer des Deutschen Werkbunds (1907), design”. Gropius die Fagus-Werke aus dem hellen Ziegel, oder Mies van der Rohe sein viel- with the two residential buildings Esters + Lange in Krefeld, this design marks the wählt gerade dieses Thema zum Inhalt seines eigenen Schaffens. Wie harmonisch fach publiziertes Landhaus aus Sichtziegel. prelude to Mies’ own work and his contribution to “classical modernism”. During this diese Synthese aus Tradition und Fortschritt vonstatten geht, kann man an der claim to absoluteness, with which modern architects deem either only one or the 12 Not until later, namely in the period following the oil crises of the 1970s did the 13 In den letzten Jahren haben wir mehr und mehr entdeckt, wie viel besser sich der sichtbar belassene Backstein für die gerade beschriebenen Bauteile eignet. In zwei Schulen (Ostfildern und Salem) haben wir dort Ziegel verwendet, wo im Innenraum Robustheit verlangt wird, wo die Gefahr der Verletzung der Oberflächen sehr groß ist, oder dort, wo man nicht alle paar Jahre die Wand mit einem neuen Anstrich versehen muss. In Stuttgart haben wir vor einigen Jahren ein Bürogebäude geplant, bei dem die im Innenhof liegende Mensa mit einem sichtbar belassenen Ziegelgewölbe überspannt ist. Und wir haben bei den verschiedenen Häusern auch versucht, die Kirche in Ulm, die Fischer 1906 – 1910 gebaut hat, nachvollziehen. Dort ist – ohne other legitimate, lead to conflict. Since those days, the purity of design and con- tragenden Innenwände und Stützen wieder in Mauerwerk herzustellen. to create walls, which would convey the impression that they had always been Bruch – die traditionelle Bauweise aus Mauerwerk mit der neuen Methode des struction has become obsolete. This particularly concerns countries in Central Eu- Bei allen Bauwerken achten wir darauf, dass die Verfugung, also die Art, wie die standing there, naturally. By no means should they be “old-fashioned”, but rather have a character that is independent of the time aspect and therefore timeless. In Eisenbetons unprätentiös zusammengeführt. Wenige Jahre später hätte eine ähn- rope, where energy scarcity occasionally leads to the radical demand that a building Fuge ihre ästhetische Wirkung erhält, präzise auf die spezifische Situation des liche Melange nicht stattfinden können, denn die Moderne verlangte in dieser in operation may only consume a limited amount of heating energy. This debate, Orts eingeht. Bei der Schule in Ostfildern, oder auch bei jener in Salem, handelt es both cases we selected a brick with an irregular, almost clumsily processed surface. Beziehung die „Klarheit und Ehrlichkeit der Konstruktion”. which is particularly fierce in Germany, causes a complicated set of rules that gradu- sich um eine Bauaufgabe, die in direktem Kontrast zur umgebenden Landschaft In combination with the roughly filled in joints we achieved the desired detail quality, Der Absolutheitsanspruch, mit dem die modernen Architekten nur das eine oder ally lowers energy consumption limits. Although other criteria, such as the durability steht. Dort sind Mauern gewünscht, die den Eindruck erwecken sollen, als hätten which means that the schools also acquired urban respectively landscape qualities. das andere für legitim erachten, wird erst viel später, nämlich in der Zeit nach der and transport routes of the building material are not considered, these regulations sie schon immer so selbstverständlich dort gestanden. Sie müssen keineswegs Ölkrise der 1970er-Jahre, zum Konflikt führen. Seit jener Zeit ist die Reinheit der are strictly enforced. That way, thousands-of-years old construction methods, as we „altmodisch” sein, sondern vielmehr einen vom zeitlichen Aspekt unabhängigen, pletely different, a contrary situation: The project involved a clearly outlined building Konstruktion obsolet geworden. Das betrifft vor allem die Länder in Mitteleuropa. find them in monolithic brickwork construction, are suddenly no longer possible, be- also zeitlosen Charakter haben. In beiden Fällen haben wir einen Stein mit unre- plot located in the city centre. Consequently, the exterior had to be able to respond Dort führt die Energieknappheit zur bisweilen radikalen Forderung, ein Gebäude cause such structures no longer meet the required heat insulation values that need gelmäßiger, ja fast unbeholfen bearbeiteter Oberfläche gewählt. Zusammen mit to the specific urban context. According to our judgement, the location demanded a dürfe im Betrieb nur eine begrenzte Menge an Heizenergie verbrauchen. Aus to be fulfilled today by means of an outer wall shell. den grob verschmierten Fugen erhielten wir die gewünschte Detailqualität, die für brick with an exact surface and a jointing which would produce a noble surface in dieser, vor allem in der Bundesrepublik Deutschland zum Teil scharf geführten die Schulen auch städtebauliche respektive landschaftliche Qualität bedeutet. combination with the almost black material. We therefore specified that horizontal Diskussion entsteht ein kompliziertes Regelwerk, das die Grenzwerte für den layer wall. Critics say that this has nothing to do with the classic methods of brick Bei dem zuvor erwähnten Bürogebäude in Stuttgart haben wir eine ganz ande- joints should be white, whereas the vertical ones should be black. By the way, this is Verbrauch von Energie schrittweise verringert. construction anymore. Rather, all it represents are “stone wallpapers”, which as cur- re, eine konträre Situation vorgefunden: Dort handelt es sich um ein klar umrisse- a method frequently applied in the 19th century; Frank Lloyd Wright, too, made use Obwohl dabei andere Kriterien, wie beispielsweise die der Dauerhaftigkeit oder tain walls provide the required heat insulation and cover the reinforced concrete nes Baugrundstück, das sich in der Mitte der Stadt befindet. Das Äußere musste of it when constructing his “Robie House”. der Transportwege des Baumaterials nicht berücksichtigt sind, werden die Bestim- structure concealed behind. These critical voices think it important in the sense of also auf die spezifische urbane Situation antworten können. Dort verlangte der Ort, mungen konsequent durchgesetzt. Damit sind jahrtausendealte Konstruktionsme- modernism to also produce “modern” surfaces that are more consistent with the nach unserer Einschätzung, einen Stein mit exakter Oberfläche und eine Verfu- than just the application of brick. We are convinced that there must be a counterpart, thoden, wie wir sie in der monolithischen Mauerwerkbauweise finden, mit einem multi-layer wall – such as metal or fibre cement. This specific point is the basis of gung, die im Zusammenhang mit dem nahezu schwarzen Material eine noble Ober- an opposite standpoint against the transnational euphoria of 20th century steel and The application of brick is thus increasingly restricted to the outer shell of a multi- Regarding the previously mentioned office building in Stuttgart, we found a com- Of course, for us the whole discussion is about an adequate material, about more Mal nicht mehr möglich. Denn, eine solche Konstruktion erreicht nicht mehr die our considerations: Even if brick would serve the sole purpose of providing weather fläche ergibt. Wir gaben daher an, die horizontalen Fugen weiß, die vertikalen hin- glass architecture, that particularly the perceptible difference between the interior erforderlichen Werte der Wärmedämmung, die man heute mit einer Außenwand- protection for a heat insulation layer, thus being completely exempt from its original gegen schwarz zu mauern – übrigens eine im 19. Jahrhundert häufig angewandte and exterior space still enriches architecture, that the interior excitingly differs from schale zu erfüllen hat. load-bearing function, what would really be wrong with that? Are the “new” materi- Methode, derer sich auch noch Frank Lloyd Wright bei seinem „Robie House“ the exterior and is able to use its physical envelope and haptic qualities to tell us Die Anwendung des Ziegels beschränkt sich also zunehmend auf die Außen- als better regarding their durability, solidity and stability, or their ability to subordi- bedient. something about the world, which does (no longer) exist outside. In many cases, schale einer mehrschichtigen Wand. Kritiker sagen, dies habe nichts mehr mit den nate to all conceivable minimum dimensions? And aren’t metal or glass facades with Natürlich geht es uns bei der ganzen Diskussion um ein adäquates Material, um modern architecture often lacks this surprise, which we appreciate in old houses. We klassischen Methoden des Ziegelbaus zu tun. Vielmehr handle es sich nur noch um a similar wall structure “wallpapers”, too? What keeps us from using brick in the mehr als nur um die Verwendung von Ziegel. Wir sind der Überzeugung, dass es don’t expect anything special from these buildings any more, no surprises, because „Steintapeten”, die als vorgehängte Fassaden die notwendige Wärmedämmung building interior as column, arch or vault? ein Gegenstück, eine Gegenposition zur grenzüberschreitenden Euphorie der Stahl- from the outside we already know what they will be like inside. However, if one aims und die dahinter verborgene Stahlbetonkonstruktion verdecken. Diese kritischen In recent years, we have increasingly discovered how much more suitable ex- und Glasarchitektur des 20. Jahrhunderts geben muss, dass nach wie vor gerade to generate a subtile difference, it is advisable to design the walls from a material Stimmen finden es im Sinne der Moderne wichtiger, dann auch „moderne” Oberflä- that has for centuries prepared us for the exciting difference between interior and posed brick is for the building components previously described. In two school build- der spürbare Unterschied zwischen Innen- und Außenraum die Architektur berei- chen herzustellen, die besser zur mehrschaligen Wand passten – wie etwa Metall ings (Ostfildern and Salem) we used brick in places where robustness was required chert, dass der Innenraum sich spannungsreich vom Äußeren unterscheidet und exterior: brick. oder Faserzement. in the interior, where the risk of damaging the surfaces was very high, or where the uns durch seine körperhafte Umhüllung und haptischen Qualitäten etwas von einer Just an diesem Punkt setzen unsere Überlegungen an: Selbst wenn der Ziegel wall did not need to be finished with a new paint coat every few years. Several years Welt erzählen kann, die es außen (nicht mehr) gibt. Häufig fehlt den Gebäuden der nur noch dazu dienen kann, Witterungsschutz für eine Wärmedämmung zu sein, ago, we designed an office building in Stuttgart, where an exposed brick vault spans zeitgenössischen Architektur diese Überraschung, die wir an alten Häusern so zu also von seiner originären Funktion des Tragens völlig befreit würde, was spräche across the canteen in the inner courtyard. And in the various buildings we also tried schätzen wissen. Von diesen Gebäuden erwarten wir nichts Besonderes mehr, kei- wirklich dagegen? Sind etwa die „neuen” Materialien besser in der Dauerhaftigkeit, to construct the load-bearing interior walls and columns from brickwork. nerlei Überraschungen, da wir von draußen schon wissen wie es drinnen sein wird. in der Solidität und Stabilität, der Fähigkeit, sich allen denkbaren Kleinstmaßen Will man jedoch einen feinen Unterschied erzeugen, so ist es ratsam, die Mauern unterzuordnen? Und sind die Metall- oder Glasfassaden bei ähnlichem Wandauf- joint acquires its aesthetic effect, is responded precisely to the specific situation of aus einem Material zu gestalten, das uns seit Jahrhunderten auf die spannungs- bau nicht auch „Tapeten”? Was hindert uns daran, den Ziegel im Inneren des Hau- the location. The school in Ostfildern, and also the one in Salem, was a building, volle Differenz zwischen außen und innen vorbereitet: der Ziegel. ses zu verwenden, als Stütze, als Bogen, als Gewölbe? which forms a direct contrast against the surrounding landscape. The intension was 14 In all buildings we paid attention to the fact that the jointing, that is the way the Arno Lederer Arno Lederer 15 Architects Peter Rich (photo) with Michael Ramage and John Ochsendorf, Johannesburg Project Mapungubwe Interpretation Centre Location Mapungubwe National Park, South Africa Completion Date 2009 Building’s purpose National Park Interpretation Centre (Visitor Centre) Useable floor area Overall and Category Winner “Special Solution with Brick” 1,500 m² Client SAN Parks Brick type Handmade unfired brick Peter Rich Architects Mapungubwe Interpretation Centre Dort wo sich heute der faszinierende Mapungubwe National Park befindet, im In the area were the fascinating Mapungubwe National Park now stands, in the nördlichen Teil der Republik Südafrika, nahe der Grenze zu Botswana und Simbab- northern part of the Republic of South Africa, close to the border with Botswana and we, existierte vor vielen Jahrhunderten eine blühende Zivilisation. In dem Gebiet, Zimbabwe, a flourishing civilisation existed many centuries ago. From 1220 to 1027 BC, das 2003 in das UNESCO Welt-Kulturerbe aufgenommen wurde, befand sich von the Kingdom of Mapungubwe was located in this area, which was included on the 1220 – 1027 v. Chr. das unter dem Namen Mapungubwe bekannte Königreich: ein UNESCO World Heritage List in 2003: a region that was primarily populated by farm- hauptsächlich von Acker- und Viehbauern, aber auch von Handwerkern, Händlern ers and herdsmen, but also by craftsmen, merchants and miners with a social system und Bergleuten besiedeltes Gebiet mit einer Gesellschaftsordnung, die durch klar determined by clearly defined social classes and hierarchies. When a local stock definierte soziale Klassen und Hierarchien bestimmt war. Als ein lokaler Viehzüch- farmer informed the University of Pretoria after having made several interesting ter nach einigen interessanten Funden die Universität von Pretoria informierte, finds, the former South African state showed little interest in the history of a black zeigte der damalige südafrikanische Staat nur geringes Interesse an der Ge- civilisation from the Iron Age. After the abolition of apartheid (1994), things started schichte einer schwarzen Zivilisation aus der Eisenzeit. Doch nach Abschaffung to change gradually, and finally the administration of the South African National Park der Apartheid (1994) begannen sich die Dinge langsam zu ändern, und schließlich commissioned Peter Rich with the design of an Interpretation Centre (Visitor Centre) beauftragte die Leitung des South African National Parks den Architekten Peter for this region. Rich mit dem Entwurf für ein Interpretation Centre (Besucherzentrum) für die The choice could not have been more fortunate, because Rich is a courageous Region. and highly skilled architect from Johannesburg. Courageous, because he refused to Die Wahl hätte nicht glücklicher ausfallen können, denn Rich ist ein mutiger work for the former government and therefore produced only a few buildings; in- und kompetenter Architekt aus Johannesburg. Mutig, weil er sich weigerte, für die stead he dedicated himself to research on the settlements of the Ndebele, Bantwane vorherige Regierung zu arbeiten und deshalb nur wenig baute, sich stattdessen and Tswana people: “I looked at their rooms and designed something based on a aber Forschungen über die Siedlungen der Völker der Ndebele, Bantwane und philosophy derived from the sensuality of the location.” But what exactly is an “In- Tswana widmete: „Ich schaue mir ihre Räume an und entwerfe etwas, dessen terpretation Centre”? A new form of exhibition area, where the findings discovered Der Komplex besteht hauptsächlich aus gewölbten Pavillons unterschiedlicher Größe und Kuppelformen. The complex mainly consists of domed pavilions of various sizes and dome shapes. 16 17 Architects NORD Architecture: Alan Pert, Glasgow Designer ( Structure ) Andrews Associates Project Primary Electrical Substation, London 2012 Olympic Games Location London, United Kingdom Completion Date 2010 Building’s purpose Substation for 2012 Olympic Park Useable floor area 1,810 m² Winner “Non-Residential Building” Client UK Power Networks Brick type Facing brick NORD Architecture Primary Substation for 2012 Olympic Park Das Umspannwerk des Glasgower Architekturbüros NORD (Northern Office for The substation by Glasgow-based architectural practice NORD (Northern Office for Research and Design) gehört zu einer Familie technischer Infrastrukturbauten auf Research and Design) belongs to a family of technical infrastructure buildings at the dem Olympiagelände im Londoner East End. Während der Olympiade 2012 versorgt Olympic site in London’s East End. During the 2012 Olympics, it provides electricity es die Spiele mit Strom, nach ihrem Ende den neu entstandenen Stadtbezirk. Diese needed for the Games, and afterwards in legacy for the new urban district. Its per- Dauerhaftigkeit drückt sich unmissverständlich in der Architektur des Gebäudes manence is unambiguously expressed by the architecture of the building, by its aus, in seiner Schwere und monolithischen Schlichtheit, die sich bewusst von den heaviness and monolithic simplicity, which deliberately distinguishes itself from the spektakulären Formspielen der Sportstätten, etwa der Zackenkrone des Hightech- spectacular play of shapes characterising the sports facilities, for example the Olympiastadions oder Zaha Hadids kurvenreicher Schwimmhalle, unterscheidet. notched crown of the high-tech Olympic Stadium or Zaha Hadid’s curvy swimming Zugleich stellt sich der Bau ganz in die Tradition britischer Industriearchitektur. Zu seinen berühmten Vorfahren zählen Backsteinkathedralen wie die Londoner centre. Simultaneously, the building makes strong reference to the tradition of British in- Kraftwerke Bankside und Battersea. Anknüpfungspunkte fanden die Planer von dustrial architecture. Among its famous predecessors are the brick cathedrals such NORD aber auch in der unmittelbaren Umgebung, der anonymen Ziegelarchitektur as the Bankside and Battersea Power Stations in London. However, the architects der Fabriken und Lagerhäuser im Lower Lea Valley, das von einer verseuchten from NORD also found references in the immediate surroundings, in the anonymous Industriebrache, nach dem Vorbild englischer Gärten, zum Olympischen Park brick architecture of factories and warehouses in the Lower Lea Valley, which mu- mutiert ist. Langfristig soll hier ein Naherholungsgebiet entstehen, das den Be- tated from a contaminated industrial brownfield site into an Olympic Park, following wohnern nicht nur eine verbesserte Anbindung an den öffentlichen Personennah- the model of English gardens. Eventually, a local recreation area will be built here, verkehr sowie ein Netz von Rad- und Fußwegen bringt, sondern auch der heimi- which will provide the residents not only with a better connection to public transport schen Flora und Fauna neue Lebensräume eröffnet. and a network of cycle paths and footpaths, but will also offer new habitats for the native flora and fauna. Formal stellt sich das Umspannwerk als abstrakte Skulptur dar: ein solider, kan- tiger Körper am nordwestlichen Rand des Olympiageländes. Hingucker ist die Hülle aus kohlschwarzem Ziegel. – Reminiszenz an den Brennstoff, der die Industrielle volume on the north-western boundary of the Olympic site. The eye-catcher is the Formally, the substation presents itself as an abstract sculpture: a solid, angular Revolution befeuert hat? Vielleicht, auf jeden Fall aber Reverenz an den abgetra- envelope from coal-black brick. A remembrance of the fuel that fired the industrial genen Vorgängerbau mit seinen Fenstereinfassungen und Ecken aus besonders revolution? Maybe, but in any case a reverence to the cleared away predecessor with robustem schwarzem Ziegel. window cases and corners constructed from particularly robust black brick. Der in der Tradition britischer Industriearchitektur stehende 80 m lange Ziegelbau erhebt sich am nordwestlichen Rand des Olympiageländes. The 80 m long brick building, which was realised in the tradition of British industrial architecture, rises on the north-western boundary of the Olympic Park. 22 23 Architect Lens°Ass: Bart Lens, Hasselt Project Rabbit Hole Location Gaasbeek, Belgium Completion Date 2010 Building’s purpose Housing & veterinary practice Useable floor area 472 m² Client Private Brick type Winner “Single-Family House” Clay paver Lens°Ass Rabbit Hole Das alte Gehöft besteht aus fünf Bauvolumen und befindet sich in einmaliger Lage The old farm house comprises five buildings and is located on a unique site in close in der Nähe des Schlosses von Gaasbeek. Welche Strategie gilt es zu entwickeln, proximity to the Gaasbeek Castle. What strategy needs to be developed to revive a um ein sehr baufälliges Gebäude wieder nutzbar zu machen, ohne es nostalgisch dilapidated building without reconstructing it in a nostalgic manner? The decisive zu rekonstruieren? Die entscheidende Frage war, wie man ein solches Gehöft an question is how such a farm house can be adapted to modern housing requirements die heutigen Wohnbedürfnisse anpasst, ohne den landwirtschaftlichen Charakter without destroying its agricultural character. The residential building with an en- zu zerstören. Das Wohnhaus mit straßenseitigem Eingang wurde nach 1945 umge- trance addressing the road was converted after 1945 and finished with a roof type baut und erhielt dabei einen Dachtypus, der für landwirtschaftliche Gebäude in untypical for rural buildings in this region. Therefore the decision was taken to cut dieser Region untypisch ist. Man beschloss daher, das Dach schräg abzuschneiden off the entrance door diagonally and relocate it. The existing openings were closed, und die Eingangstür zu entfernen. Die bestehenden Öffnungen wurden geschlos- whereas a wide window in the lateral façade offers a generous view across the gar- sen und ein breites Fenster in der Seitenfassade bietet eine weite Aussicht auf den den. In order to create a new visual unity, the brick gable was finished with a grey Garten. Um eine neue optische Einheit zu schaffen, erhielten die Ziegelgiebel einen cement layer. The ground floor of the residential building with the adjoining cow grauen Zementbelag. Das Wohnhaus mit den angrenzenden Kuhställen wurde im stables was converted into a veterinary practice and a garage. The upper floor Erdgeschoss in eine Tierarztpraxis und eine Garage umgewandelt. Im Oberge- accommodates a guestroom at the front and the children’s bedrooms at the back. schoss befinden sich vorn ein Gästezimmer und hinten die Schlafräume für die The windows were recessed in the roof’s depth to conserve the rural character of Kinder. Die Fenster wurden in die Tiefe des Dachs eingearbeitet, um den bäuer- the building. lichen Charakter zu erhalten. The largest volume, the haystack, became the central room of the new apart- Das größte Volumen, der Heuschober, wurde der zentrale Raum der neuen ment. The openings of both large gates were maintained and completely glazed. On Wohnung. Die Öffnungen der beiden großen Tore blieben erhalten und wurden the outside oak wood gates and windows were mounted. A large concrete table, vollständig verglast. An den Außenseiten sind Pforten und Fenster aus Eichenholz around which everyday life takes place, was positioned between the large windows. angebracht. Zwischen den großen Fenstern wurde ein langer Betontisch platziert, The interesting solution of positioning the tablestop at quite a high level generates a um den herum das Alltagsleben stattfindet. Interessant ist die Lösung, die Tisch- spatial experience that is completely different as compared to a classic table, in par- platte ziemlich hoch anzubringen, sodass ein völlig anderes Raumerlebnis als bei ticularly as the room above the table reaches up to the ridge. einem klassischen Tisch entsteht, zumal der Raum über dem Tisch bis zum Dach- The semi-subterranean “vaulted chamber” of the barn was maintained as a first offen ist. storeroom, whilst the upper side made from brick serves as sitting area. The area Die halb unterirdisch angelegte „Gewölbekammer“ der Scheune blieb als Ab- above accommodates the parents’ bedrooms with “interior windows” on the high stellraum erhalten, während die aus Ziegel bestehende Oberseite nun als Sitzecke and open space. The adjoining pigsty was converted into a playroom for the children. dient. Darüber wiederum befinden sich die Schlafräume der Eltern mit Innenfens- The fifth brick-built volume is a storeroom with a small bread baking oven. tern zum hohen, offenen Raum. Der angrenzende Schweinestall wurde in einen Spielraum für die Kinder umgewandelt. Das fünfte, aus Ziegel errichtete Volumen oben: Ansicht des alten Gehöfts vor dem Umbau. top: View of the old farmstead prior to the conversion. ist ein Abstellraum mit einem kleinen Brotbackofen. Der ehemalige Heuschober als zentraler Raum der neuen Wohnung. The former haystack as central room of the new apartment. Grundrisse Erdgeschoss (unten) und 1. Obergeschoss (oben). Ground floor plan (bottom) and 1st floor plan (top). 26 27 Architects ˇ Pavol Panák, Bratislava ( ˇ ) Project Conversion of a ruin Location ˇ Cachtice, Slovakia Completion Date 2009 Building’s purpose Studio, weekend home Useable floor area 28 m² Brick type Facing brick Winner “Conversion” Pavol Panák ˇ Conversion of a Ruin In den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts erlebte die Slowakei einen radikalen During the 1990s, Slovakia experienced a radical shift from the stagnation of Com- Wandel von der Stagnation des kommunistischen Totalitarismus zum Wirtschafts- munist totalitarianism to the economic boom of an emerging market economy. In ar- boom eines Zukunftsmarkts. In der Architektur zeigte sich dieser Wandel in einer chitecture, this social transformation was reflected in a loosening of all formal rules, Lockerung sämtlicher formaler Regeln, einem entfesselten Eklektizismus und einer an unbounded eclecticism and uncritical admiration of all technical innovations. Yet kritiklosen Bewunderung aller technischen Neuerungen. Dennoch geschah es ge- it was precisely at this moment that one architecture “refuge” began to emerge, in nau zu diesem Zeitpunkt, dass sich ein „Architektur-Refugium“ in der kleinen Stadt ̌ ̌ als Gegengewicht Cachtice am Fuße der Karpaten auftat. Hier begann Pavol Panák, ̌ the small town of Cachtice at the foot of the Carpathian Mountains. Here, Pavol ̌ slowly began to develop, as a counterbalance to the pressures of the market Panák zum Druck des Markts und den Begehrlichkeiten der Investoren, langsam sein per- and investors’ ambitions, his personal sense of what architecture is. sönliches Verständnis von Architektur zu entwickeln. The site was special from the very outset. On the plot, in addition to a simple peasant cottage, was an artificial hill just over 3 m high – a former brick kiln. Around Das Grundstück war von Anfang an etwas Besonderes. Neben einem einfachen Bauernhäuschen befand sich hier ein etwa 3 m hoher künstlicher Hügel – ein ehe- it, and even on it, grew a fruit orchard. At first, the architect addressed the house; maliger Ziegelbrennofen. Rund herum und sogar darauf wuchs ein Obstgarten. Zu- the kiln only had its turn later. Yet the slow pace at which the kiln was transformed erst widmete sich der Architekt dem Haus; der Brennofen sollte erst später dran- into the present atelier was decisive for the overall effect of the resulting work. It is kommen. Dennoch war das langsame Tempo, mit dem der Ziegelofen zum heutigen a building that grew organically. The individual phases of growth can even be seen in Atelier umgebaut wurde, entscheidend für die Gesamtwirkung der sich ergeben- the colour of its bricks: the oldest, completely blanched, form the core of the old kiln, den Arbeit. Es ist ein organisch gewachsenes Gebäude, dessen einzelne Wachs- while the new ones were gradually added as the architect realised his aims. tumsphasen an der Farbe der Ziegel abgelesen werden können: die ältesten, völlig ausgebleicht, bilden den Kern des alten Brennofens, während die neuen schritt- ple space in the form of a tunnel was most likely constructed at the end of the 19th weise mit der Umsetzung der Ziele des Architekten hinzugefügt wurden. century. Bricks with dimensions of 28.5 x 14 x 5 cm with the marking “CAB” were used The basic spatial form of the atelier is defined by the original brickkiln. This sim- Die räumliche Grundform des Ateliers bestimmt sich aus der des ursprüng- for construction. Evidently, they were from the larger brickworks of Count Augustín lichen Ziegelbrennofens. Der einfache Raum in Form eines Tunnels wurde höchst- Breunner, who from the 1880s onward, owned extensive property in the vicinity of wahrscheinlich Ende des 19. Jahrhundert errichtet. Ziegel mit den Abmessungen Cachtice and left behind a relatively extensive built legacy. Its original use, like that ̌ 28,5 x 14 x 5 cm und der Beschriftung „CAB” wurden für den Bau verwendet. Offen- of other small brickworks in the region, ended with the start of industrial manufac- sichtlich stammen sie aus der großen Ziegelbrennerei des Count Augustín Breun- turing in the early 20th century. ner, der seit den 1880er-Jahren einen umfangreichen Grundbesitz in der Nähe von ̌ Cachtice sein Eigen nannte und ein relativ umfassendes, gebautes Erbe hinterließ. Ebenso wie andere kleine Ziegeleien in der Region stellte auch sie ihre Tätigkeit mit dem Beginn der industriellen Fertigung zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein. rechts: Der Brennofen blieb in seiner ursprünglichen Form bestehen und bildet den Kern des organisch gewachsenen Gebäudes. right: The kiln was maintained in its original form and shapes the core of the organically grown building. 32 33 Architects Francisco and Manuel Aires Mateus, Lisbon Project Home for the elderly Location Alcácer do Sal, Portugal Completion Date 2010 Building’s purpose House for elderly people Useable floor area 3,640 m² Client Santa Casa de la Misericórdia de Alcácer do Sal Brick type Winner “Residential Building” Clay block Francisco and Manuel Aires Mateus Home for the Elderly Eine Seniorenresidenz zu entwerfen, die funktional und gemütlich zugleich ist, Designing a retirement home that is both functional and cosy requires moral respon- erfordert moralische Verantwortung und Weitsicht. Insofern beweist die Arbeit des sibility and foresight. In this respect, the project by the brothers Francisco and Bruderpaares Francisco und Manuel Aires Mateus, seit Jahren renommierte Inter- Manuel Aires Mateus, for several years renowned protagonists on the international preten der internationalen Architekturszene, eine ungewöhnliche Sensibilität: architectural stage, demonstrates an exceptional sensitivity: the Portuguese practice denn das portugiesische Büro hat auf die Bedürfnisse einer Seniorengemeinschaft has responded to the needs of a community of elderly people (in a way a micro-society (eine Mikro-Gesellschaft gewissermaßen mit eigenen Regeln) mit einer Lösung with its own rules) with a solution that reinterprets the word pair “societal /private”. geantwortet, die das Wortpaar gesellschaftlich/privat neu interpretiert. Es be- Furthermore, it proves that architecture can be an instrument of great social benefit weist zudem, dass die Architektur, ohne auf architektonische Qualität zu verzich- without compromising the architectural quality. ten, ein Instrument von hohem sozialem Nutzen sein kann. Die Baumaßnahme besteht in der Erweiterung und Aufwertung des bestehen- Casa de la Misericórdia complex: a halfway house between hotel and hospital. The The building project comprises the extension and upgrading of the existing Santa den Komplexes Santa Casa de la Misericórdia: ein Zwischending aus Hotel und priority objective was to guarantee the residents a balanced relationship between Krankenhaus. Vorrangiges Ziel ist es, den Bewohnern ein ausgewogenes Verhältnis living in the community of elderly people in need of care and the respectful protec- zu garantieren zwischen dem Zusammenleben in einer Gemeinschaft pflegebe- tion of their privacy. dürftiger Senioren und dem respektvollen Schutz ihrer Privatsphäre. an interrupted line, whereas the elevations follow the terrain typical for this country, Die am Stadtrand von Alcácer do Sal liegende Residenz verläuft dem Grundriss The ground plan of the residence on the outskirts of Alcácer do Sal is laid out like nach wie eine gebrochene Linie, während die Ansichten der landestypischen Be- from which they emerge with their chessboard-like structure. The elevations differ schaffenheit des Geländes folgen, aus dem sie mit ihrer schachbrettartigen Glie- according to their function, because the “full” areas formed by the individual resi- derung auftauchen. Sie unterscheiden sich nach ihrer Funktion, denn die „vollen” dential units alternate with the “empty” one of the terraces. This alternation is en- Flächen, die die individuellen Wohneinheiten bilden, wechseln mit den „leeren“ der hanced by the sunlight, which projects the profile of ancient battlements onto the Terrassen ab. Diese Alternanz wird durch das Sonnenlicht verstärkt, das das Profil ground. The fragmentation of the façades in the area of corridors leading to the antiker Zinnen auf den Boden projiziert. Die Fragmentierung der Fassaden im rooms is, however, emphasised by means of narrow recesses with deep reveals. Bereich der Korridore, die zu den Zimmern führen, wird hingegen durch enge The building nestles against the ground and follows its slightly undulating con- Einschnitte mit tiefen Laibungen betont. tour, so that whilst maintaining a constant roof line, the number of floors varies. The building volume with a maximum of three above-ground floors leaps out because of Das Gebäude schmiegt sich an den Boden und folgt dessen leichter Wellenform, sodass unter konstanter Beibehaltung der obersten Dachlinie die Anzahl der its dazzling white colour contrasting the brown of the earth and blue of the sky. Stockwerke variiert. Der gegliederte Baukörper, der höchstens drei oberirdische Geschosse aufweist, sticht durch seine blendend weiße Farbe ins Auge, die das Braun der Erde und das Blau des Himmels kontrastiert. oben: Das mit Kies aus weißem portugiesischem Estremoz-Marmor abgeschlossene Flachdach stellt eine perfekte Integration in die natürliche Umgebung dar. top: The flat roof covered with gravel from white Portuguese Estremoz marble represents a perfect integration into the natural environment. 36 Mitte: Das lang gestreckte, schachbrettartig gegliederte Gebäude folgt der leichten Wellenform des Geländes. middle: The elongated building with a checkerboard structure follows the slightly undulating site contour. unten: Ansicht von Nordwest. bottom: Elevation from north-west. 37 + brick Magazin für Architektur Magazine for Architecture brick + Inhalt Content Intro Intro 2 Spotlight Ordos 100 Ordos 100 Erweiterung der Tate Modern Tate Modern Extension Kapelle und Raum der Stille Chapel and Room of Silence Bücherberg in Spijkenisse Mountain of Books in Spijkenisse People Lene Tranberg Die innersten Eigenschaften eines Materials e rkennen Lene Tranberg Recognising the innermost c haracteristics of a material David Chipperfield Neues schaffen mit dem Respekt vor dem Alten David Chipperfield Creating something new with respect for the old Marlies Rohmer Entwürfe für die kommende Generation Marlies Rohmer Designs for the next generation 4 4 5 5 6 6 6 6 7 7 10 10 12 12 5 × 5 Fünf Fragen an fünf Architekten Five questions to five a rchitects 15 15 New Blood Technische Universität Wien Jung-Architekten zwischen Irritation und Leidenschaft Vienna University of Technology Young Architects between Irritation and Passion 18 18 Text Kunst Keramik Text Arts Ceramics Elfriede Jelinek Die äußerste Möglichkeit Elfriede Jelinek The Ultimate Possibility 21 27 Akademie für Architektur Amsterdam Brick dresses Amsterdam Academy of Architecture Brick dresses 29 29 Story Von der Börse ins Kloster From the Stock Exchange to the Monastery Zwei Männer und eine Kirche Two Men and a Church Viel kopiert und fast erreicht Much copied and almost reached Vom Dach zu neuen Wänden From the Roof to new Walls Klinker-Experiment am Arena Boulevard Paving brick experiment on the Arena Boulevard Reflection 32 32 33 33 34 34 38 38 42 42 Die Leichtigkeit des Steins? The Lightness of Stone? Text: Hansjörg Göritz Momentan ist alles so brandneu und „cool“. Hoch glänzende I, Robot-Suggestionen (Science-Fiction-Film, Anmer kung) und ihre angeblich „intelligenten“ Flying-Dutchman-Fassaden verkaufen sich schwerelos gut, wie schnelle Renner und sommer liche Brüter: sustainability-label geadelt, forever young und makel los schön. Wie lange ist „nachhaltig“? Wissen wir das schon? Erst gestern waren doch noch luftkonditionierte Glaskisten des „Inter national Style“ in Chicago so falsch wie in Hongkong. Schon gibt es neue Spielversuche. Diesmal in Dubai oder Peking. Ihre Sub stanzlosigkeit macht bei uns Energie-Nullsummenspiele zum geför derten Leben in der Thermoskanne am Hightech-Tropf. Zum neu en Versuchsspiel des globalen Aufbruchs in eine wahr werdende Bladerunner-Ästhetik scheint Stein nicht ins gestylte Filmbild zu passen. In der Rasanz des Sonnen-Zehnkampfs „solar decathlon“ ist nur Zeit für die montierte Leichtigkeit der aufgeschäumten Oberfläche im Wechsel mit gläsernen Vorhängen. Inzwischen lässt das fancy-phone bei R128 von Chicago aus schon mal die Kühlung an. Die spielerische Flüchtigkeit des globalisierten Lebensgefühls scheut und übersieht die ortsspezifische Substanz der Tiefe. Be ständige Wechselhaftigkeit und oberflächliche Verliebtheiten in allerlei bunte Glasbatiken, Faltungen, Biegungen und Aufgeblasenes ab Werk haben örtliche Nassbauweisen längst angezählt. Denaturie rung lässt uns immer schneller restlos vergessen, wie lange Subs tanzielles halten konnte. An den Erfolg der S tory glauben wir blind. Bis der Monteur kommen muss. Den Produkten dieser Kunstwelt entfliehen wir in Hansestädte, ins Tessin, die Lombardei, die Toskana, nach Venedig oder in die Provence. Für wenige Wochen bringt stiller Context-Talk den chicen Global-Style-Chat zum Schweigen. Authentisches einer Region lässt sich noch nicht so schnell auswechseln. Genau das suchen wir – hier. Wie erwartet, lernen wir das Staunen neu über Mauerwerk, das dauert, dabei plastisch und sinnlich ist. Festig keit, veränderlich im Licht und im Wetter, die in ihrer Substanz speichert, altert und dabei patiniert, ist auf so einfache Weise gut und wird immer besser, wie der Käse, der Schinken oder Wein der Gegend. Wie lange „nachhaltig“ dort ist, wissen wir. Seit Jahr hunderten. Manche ziehen auch heute noch ihre modernen Lehren daraus. Wie ein Kahn, Doshi, Correa oder Pruscha, die, weit ab seits der Hochglanzwelt der Protagonisten ihrer Zeit, dicke, ge schachtelte Mauersubstanz bleibend in die Sonnenhitze wie in die Monsunnässe A siens zu stellen wussten. Bei uns hat solcher Stein bau lange schon seine Mauern der Mono-Massivität verordnungs halber gegen arbeitsteilige Hybride eintauschen müssen. Weiter geht es. Steuermodelle steuern: Über die Sieglinie der Industrie fah ren weiterhin abschreibbare Autos einer als mobil entschie denen Gesellschaft – gegen immobiles Bauen. Auch für dessen Produktionsverhältnisse gilt schon lang: Fabrikarbeit ist besser als Bauarbeit, schnell montiert ist billi ger als lang gemauert, hoch gedämmt ist geförderter als dick gemauert. Die lobbyierte Schaumschlacht an der Wand geht weiter. Folglich werden fieberhaft immer neuere Nullserien, immer dünnerer Stein häute auf Chromstahl getestet. Auch dieses austauschbare Bild muss genormt, genähert und leicht auf recht zu erhalten sein. Adobe-Bau steht ebenso wenig wie die Steinsubstanz sommerkühler Kirchen und gleichmäßig temperierter Weinkeller auf der Erfahrungsliste technoiden Bauens. Vielleicht wurde auch nur Architektur mit Produktdesign verwechselt. „Nachhaltig“, „sustainable“? Wieder mal vorübergehend, wie das Blatt im Wind? So ephemer und wechselhaft ist beständiger Steinbau nicht. Warten wir damit einfach auf erneuerte Wertvorstellungen für wirkliche Langlebigkeit. Hansjörg Göritz, Hannover, Berlin, Knoxville (USA). Gewinner des Brick Award 2010. Hansjörg Göritz, Hanover, Berlin, Knoxville (USA). Winner of Brick Award 2010. At the moment everything is so brand-new and “cool”. High-gloss I, Robot ideas (sciencefiction-film, note) and the reputedly “intelligent” Flying-Dutchman façades sell effortlessly like fast rac ers: ennobled with the sustainability label, ever-young and flawlessly beautiful. How long does “sustain able” last? Do we even know? Only yesterday the airy glass boxes of the “International Style” were just as off-key in Chicago as in Hong Kong. New test-runs are already taking place, this time in Dubai or Beijing. Their lack of substance plays zero-sum energy games with our cultivated life in a thermos flask on the high-tech drip. Stone does not seem to suit the styled still frame of the new test-run of a global departure into a nascent Blade Runner aesthetic. The rapidity of the solar decathlon only offers room for the assembled lightness of frothy surface areas alternating with glass curtains. In the meantime, a fancy phone at House R128 in Stuttgart turns on the air-conditioning via Chicago. The playfully fleeting quality of the globalized attitude towards life avoids and overlooks the location-specific substance of profundity. Incessant changeability and superficial infatuations with all sorts of colourful glass batiks, convolutions, bends and pompous objects ex factory have long since started giving local environmentally appropriate building techniques the count. More and more quickly, denaturation lets us forget just how long the sub stantive could last. We blindly believe in the success of the story – until the service technician must come. To escape the products of this artistic world, we flee to Hanseatic cities, to Ticino, to Lombardy, Tus cany, Venice, or Provence. Hushed context-talk silences the chic global style chat for a few weeks. The authenticity of a region will not be so quickly substituted. That is exactly what we are looking for – here. As expected, we relearn our amazement at masonry that lasts and is yet sculptural and sensual. Solidity, changeable in light, in weather, that in its substance preserves and ages, and thereby patinates – that is good in a simple way and only becomes better, like the cheese, the ham or the wine of the region. There, we know how long “sustainable” lasts. For centuries. Some draw modern lessons from this even today. Like a Kahn, Doshi, Correa, or Pruscha, who knew, beyond the glossy world of the protagonists of their time, how to use thick, nested wall-substance, as constant in the heat of the Asian sun as in the wet of its monsoons. Here with us, such stonework has long since had to exchange its monolithic walls for work-sharing hybrids for the sake of regulations. So it goes. Taxation models steer the course: progres sively depreciable cars keep on driving along industry’s victorious curve, cars of a decidedly mobile so ciety – against immobile building. Even for society’s production conditions, it has long held that factory work is better than construction work, quickly assembled is cheaper than carefully laid, highly insulated is more encouraged than massively brick-built. The lobbied foam-fight on the wall goes on. Consequent ly, ever-newer prototypes of ever-thinner stone skins on chrome steel are feverishly tested. Even this in terchangeable pattern must be standardized, sewn and easily sustainable. Adobe, like the stone of cool summer churches and wine cellars of constant temperature, does not appear on technoid construction’s list of materials. Perhaps architecture is simply being confused with product design. “Sustainable”? Transitory, like a leaf in the wind? Solid stonework is not so ephemeral and variable. And so we simply wait for renewed ideals of real longevity. 46 brick + Intro 3 Spotlight Erweiterung der Tate Modern Tate Modern Extension Text: Igor Maglica Text: Igor Maglica Ordos 100 Ordos 100 Ordos 100 ist das außergewöhnliche Beispiel einer Utopie, die Wirklichkeit werden könnte. Aus einer anfangs et was naiv und in gewisser Weise provokativ anmutenden Idee – ob bewusst, bleibt unklar –, an deren Umsetzung sich einige der bedeutendsten Persönlichkeiten der zeitgenössischen Ar chitektur beteiligt haben, entwickelt sich eine der größten An sammlungen von Architekturwerken, die mehrheitlich in Ziegel ausgeführt werden sollen. Das Ganze wird 2007 geboren, als sich Cai Jiang, ein chi nesischer Geschäftsmann, mit den Architekten Jacques Her zog und Pierre de Meuron trifft, um ihnen ein Projekt für 100 Häuser vorzuschlagen. Sie sollen in Ordos, einer chinesischen Stadt in der autonomen Region Innere Mongolei, gebaut wer den. Die Schweizer Architekten beschließen, sich als Juroren für die Auswahl an dem Projekt zu beteiligen und entscheiden sich für jene 100 Entwürfe aufstrebender, junger Architekten, die es ihrer Meinung nach verdient haben, an dem Projekt mit der Bezeichnung „Ordos 100“ teilzunehmen. Außerdem be nennen sie ihren Freund Ai Weiwei als Architekten für den Ma sterplan. Ai Weiwei – Künstler, Philosoph und Architekt, der in jüngster Zeit bedauerlicherweise vor allem als Dissident und Gegner des chinesischen Regimes im Gedächtnis ist – reali siert den definitiven Plan für die Siedlung mit 100 Parzellen für 100 Häuser, die jeweils eine Fläche von 1.000 m2 haben. Die eingereichten Entwürfe sind sehr unterschiedlich, eini ge fantasievoll und exzentrisch, andere rationaler und an das Vorbild der lokalen Jurten-Architektur angelehnt. Sehr viele sind aus Ziegel geplant, dem traditionellen Material der chine sischen Architektur, das oft genutzt wird, um große dekorative Texturen zu erzeugen. Obwohl das Projekt – abgesehen von anfänglichen Proble men, die das städtebauliche Konzept und die geringe Nach haltigkeit betrafen – erfolgreich war, gibt es momentan einige Irritationen, was die Machbarkeit des Werks betrifft, das sich derzeit in einer Phase der Stagnation befindet. Ordos 100 is an exceptional example of a utopian dream, which could become reality. An idea, which was at the start quite naive and in a way seemingly provocative (whether deliberately or not re mains unclear), developed into one of the largest accumulations of architectural projects, predominantly built from brick. Some 4 brick + Spotlight Die Tate Modern, Teil des Tate Museumskomplexes in London, ist die weltweit meist besuchte Galerie für Moderne Kunst. Ihre Einrichtung in den Räumen der verlassenen Bankside Power Station wurde 1994 bis 2000 von dem Schweizer Büro Herzog & de Meuron geplant. Das ganze Unternehmen erwies sich als ein großer Erfolg, denn seither haben sich die prognostizierten 2 Mio. Besucher pro Jahr verdoppelt. Infolge der Abtra gung eines weiteren Areals des alten Elektrizitätswerks wurden Herzog & de Meuron 2005 beauftragt, eine Lösung zu entwickeln für eine Erweiterung der Galerie im südwestlichen Teil. Nachdem eine erste in Stahl und Glas ge plante Version verworfen wurde, entschied man sich schließlich für den der zeit in Bau befindlichen Entwurf, den ein großes, pyramidales, 11-geschos siges Volumen aus Ziegel charakterisiert. Mit einer vorwiegend natürlichen Belüftung, einer guten Thermo-Dämmmasse sowie einem außen in Ziegel ausgeführten „Netz“, um Tageslicht in die Ausstellungsflächen einzulassen, gehört das Gebäude zur Avantgarde niedrigen Energie- und Kohlenstoffver brauchs. Die erste Phase der Erweiterung wird im Rahmen des London 2012 Festivals (21.6.–9.9.2012) eröffnet und wird einer der Höhepunkte der „Cul tural Olympiad“ sein. Gesamtansicht des Modells mit 100 Häusern. General view of the model with 100 villas. of the most acclaimed personalities of contemporary architecture participat ed in the implementation. The whole project was born in 2007 when Cai Jiang, a Chinese business man, met with architects Jacques Herzog and Pierre de Meuron and pro posed a project comprising 100 villas to be built in Ordos, a Chinese town in the autonomous region of Inner Mongolia. The Swiss architects decide to participate in this project as jurors for the selection and settled for the 100 designs by upcoming young architects – who, in their opinion, have deserved to contribute to the project “Ordos 100”. Additionally, they designate their friend Ai Weiwei as architect for the master plan. Ai Weiwei, artist, philoso pher and architect, who most recently has become a cause celebre as a dis sident and opponent of the Chinese regime, realises the definitive plan for an estate with 100 plots for 100 houses with a floor area of 1,000 m2 each. The submitted designs are very different, some are very imaginative and eccentric, others are rational and take reference from the model of local yurt architecture. A great many are designed with brick, the traditional material of Chinese architecture, which is frequently used to generate large decora tive textures. Although the project – apart from initial problems relating to the urban planning concept and the limited sustainability – was successful, there are presently some issues surrounding the feasibility of the venture, is currently on hold. Tate Modern Projekt, London (Rendering) Entwurf 2005, geplante Fertigstellung 2016. The Tate Modern project, London (rendering) Design 2005, planned completion 2016. The Tate Modern, part of the Tate Museum complex in London, is the most visited gallery of modern art in the world. From 1994 to 2000, this museum project in the premises of the abandoned Bankside Power Sta tion was planned by Swiss architectural practice Herzog & de Neuron. The whole venture turned out to be a huge success because the museum has seen more than double the anticipated 2million visitors every year. In 2005, after another part of the old power station grounds became available, Herzog & de Meuron were commissioned to develop a solution for an extension to the south-west wing. After an initial glass and steel design concept was scrapped, the current vision – an 11-storey, pyramidal brick volume – was adopted and is now under construction. The principal use of natural ventilation, a good thermal insulating mass as well as an external “net” made of brick allowing natural daylight to enter the exhibition areas position the building in the avantgarde in terms of low energy and carbon consumption. The first phase of the extension project will be officially opened in the context of the 2012 London Festival (21.6.–9.9.2012) and it will be one of the highlights of the “Cultural Olympiad”. brick + Spotlight 5 People Kapelle und Raum der Stille * Chapel and Room of Silence * Text: gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner In zentraler Lage des neuen Berliner Fluggastterminals sollen ein „Raum der Stille“ und eine Kapelle als Rückzugsraum für Menschen aus ver schiedensten Kulturen und Religionen geschaffen werden. Der Entwurf the matisiert das gewünschte gleichrangige Nebeneinander eines bekenntnisunabhängigen und eines christlich geprägten Raums. Die beiden identisch ausgebildeten Andachtsräume unterscheiden sich lediglich in ihrer Ausstattung voneinander. Sie sind durch eine Folge von Vorräumen miteinander verbunden, die alle einen quadratischen Grundriss und eine gestufte Gewölbedecke haben. Durch die unterschiedliche Größe ihrer Grundfläche verändert sich bei gleich bleibender Raumhöhe die Neigung des Gewölbes. So gewinnt jeder Raum eine eigene Identität. Die Reduktion auf die Elemente „Mauerwerksziegel“ und „Licht“ schafft eine archaisch anmutende Umgebung, die innere Einkehr und Stille inmitten des hektischen Betriebs eines Flughafens ermöglicht. Durch of fene horizontale Lichtfugen in den Andachtsräumen entsteht der Eindruck eines schwebenden „Lichtgewölbes“, das mit einem beleuchteten Okulus abschließt. So scheint sich der Raum nach oben zu erweitern und eröffnet Interpretations spielräume wie „Himmel“ oder „Paradies“. Der gebrannte Ziegel verweist auf lokale Bautraditionen früher Gotteshäuser in Berlin und Brandenburg. In a central location within the new airport terminal in Berlin, a “Room of Silence” and a chapel ought to be created as places of retreat for people from various cultures and religions. The design broaches the issue of the desired co-equality and co-existence of a creedless room alongside one which is predominately Christian. Both prayer rooms are laid out identically apart from the particular artefacts within. They are linked with each other by a sequence of anterooms, which all have a square floor plan and a stepped vaulted ceiling. Due to the different sizes of the base area and the constant room height, the gradient of the vault changes. That way, each room gains its individual identity. The reduction to the elements “masonry brick” and “light” generates a seemingly archaic environment, which allows contempla tion and silence amidst the hectic bustle of an airport. The open light wells in the prayer rooms give the impression of a hovering “luminous vault”, which is terminated with an illuminated oculus. The room seems to widen towards the top and opens up scopes of interpretation such as “heaven” or “paradise”. The fired bricks refer to the local building tradition of early church buildings in Berlin and Brandenburg. * im Flughafen Berlin-Brandenburg Willy Brandt, Berlin. Perspektive der Kapelle, Entwurf: Meinhard von Gerkan und Hajo Paap mit Alexander Buchhofer. Visualisierung: Davide Abbonacci. * in Berlin-Brandenburg Airport Willy Brandt, Berlin. Perspective of the chapel, Design: Meinhard von Gerkan and Hajo Paap with Alexander Buchhofer. Visualization: D avide Abbonacci. 6 brick + Spotlight Bücherberg in Spijkenisse Mountain of Books in Spijkenisse Lene Tranberg Die innersten Eigenschaften eines Materials erkennen Recognising the innermost characteristics of a material Text: Igor Maglica Text: Clare MacCarthy Längsschnitt. Longitudinal section. In Spijkenisse, einer Kleinstadt, die zum metropolitanen Einzugs bereich Rotterdams gehört, hat die dortige Gemeindeverwaltung beschlos sen, das Interesse ihrer Einwohner am Lesen zu fördern. Dazu beauftragte man MVRDV (Winy Maas, Jacob van Rijs, Nathalie de Vries), eines der ori ginellsten und renommiertesten Architekturbüros, eine neue Stadtbibliothek zu planen. Das nunmehr auf dem zentralen Platz in Bau befindliche Ergebnis ist ein einzigartiges Bauwerk von 10.000 m2; vollständig transparent und einem großen Landhaus ähnelnd. An den Innenseiten der Außenwände und unter den vier geneigten Dachflächen, von einer dichten Struktur gitterför miger Holzbalken getragen, ist ein beeindruckender „Bücherberg“ unterge bracht. Es handelt sich um eine vollständig in Ziegel ausgeführte Pyramide, die vom Boden „emporsteigt“ und sich nach oben hin verjüngt. Die verschie denen untereinander durch Rampen und Rolltreppen verbundenen Niveaus beherbergen außer dem Lesesaal und den Bücherzimmern auch kommerziell genutzte Räume, Büros, Konferenzsäle etc. Dieser moderne Turm zu Babel, geschützt von einer transparenten Hülle, begründet einen riesigen Lobge sang auf das Lesen. In Spijkenisse, a small town within the metropolitan catchment area of Rotterdam, the mu nicipal administration decided to encourage the resident’s interest in read ing, and commissioned MVRDV (Winy Maas, Jacob van Rijs, Nathalie de Vries), one of the most original and renowned architectural practices, with the design of a new town library. The result, now under construction on the central square, is a unique building with a floor area of 10,000 m2, which is completely transparent and reminiscent of a large country house. An impres sive “mountain of books” is accommodated on the inside of the exterior walls and underneath the four inclined roof areas, which are supported by a dense structure of grid-like wooden beams. It is a pyramid completely constructed from brick, which “rises” from the ground and tapers towards the top; the dif ferent levels that are interconnected with ramps and escalators additionally accommodate the reading hall and book rooms as well as commercially used rooms, offices, conference halls etc. This modern Tower of Babel, protected by a transparent envelope, gives reasons for a chorus praising reading. Lene Tranberg strahlt das unbeschwerte Selbstvertrauen der wirk lich Talentierten aus. Freundlich und entspannt bewegt sich die erfolgreiche, mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete A rchitektin durch ihr geräumiges Stu dio im Herzen des mittelalterlichen Kopenhagen. Die zahlreichen gerahmten Urkunden jedoch, die die internationale Anerkennung von Lundgaard & Tran berg Arkitekter dokumentieren, liegen in ungeordneten Stapeln in einem be scheidenen Regal im Foyer des Studios. Tranbergs Lebenslauf ist eine beeindruckende Mischung aus Prestigepro jekten (z. B. das Königliche Dänische Schauspielhaus) bis hin zu eher kon ventionellen Lösungen im Wohnungsbau. Doch alle Bauaufgaben werden mit der gleichen Detailgenauigkeit und Sensibilität gegenüber der Umgebung und dem engagierten Streben nach dem optimalen Material ausgeführt. Letz teres ist das Markenzeichen ihres Büros. Entsprechend breit ist ihre Palette der Außenmaterialien; sie reicht von Stahl und anderen Metallen über Beton und Putz bis hin zu Holz und Ziegel. Jede individuelle Lösung geht hervor aus einer kompromisslosen, aber durch und durch ästhetisch geprägten Prüfung des Orts, der Funktion, des Lichts und anderer Parameter. „Es ist faszinie rend, in die Wunder der innersten Eigenschaften eines jeden Materials vor zudringen und diese dann dadurch zum Ausdruck zu bringen, wie man mit deren Haptik und mit der Antwort des Gebäudes darauf umgeht – dies kann nicht voneinander getrennt werden“, sagt sie. Für sie als Dänin ist natürlich Ziegel ein bevorzugtes Material, zumal Ziegel einen besonderen Stellenwert in der dänischen Architektur einnimmt. Diese Affinität zeigt sich deutlich in einem der aktuellen Projekte von Lund gaard & Tranberg – das West Zealand Art Museum bei Sorø, 80 km südwest lich von Kopenhagen. Hier sah sich das Büro komplexen Anforderungen ge genüber, denn Sorø ist eine Stadt mit historischem Erbe, deren ausgezeichnet erhaltene Zisterzienser-Klosterkirche aus dem 12. Jahrhundert die Begräb nisstätte dreier Könige und gleichzeitig eines der frühesten Ziegelgebäude Dänemarks ist. Das historische Zentrum besteht aus niedrigen Wohnhäusern und Geschäften. Tranbergs Aufgabe war es, den Fachwerkbau einer Kunst galerie durch einen 1.500 m2 großen Anbau zu erweitern. Ihre Lösung ist makellos. Die subtile Form und Größe des Bauwerks nehmen Bezug auf die Umgebung, statt sie zu dominieren, während die Keramikfassade sowohl die brick + People 7 Story Klinker-Experiment am Arena Boulevard Peter Zöch sprach mit Bart Brands vom niederländischen Landschaftsarchitekturbüro Karres en Brands über Experimente bei der Gestaltung im öffentlichen Raum, über Materialwahl und über seine Erfahrung bei der Verwendung von Klinker. Paving brick experiment on the Arena Boulevard Peter Zöch spoke with Bart Brands from the Dutch landscape architecture studio Karres en Brands about experimental public realm design, his choice of materials and his experience with brick. Text: Peter Zöch Kleinteiliger Pflasterklinker kann in unterschiedlichen räumlichen Situationen und in vielfältigen Mustern eingesetzt werden. Small-format paving brick can be used for different spatial situations and in varied patterns. „Klinker wird und leichte, wellige Bodenmodellierungen gliedern den Raum. Sie leiten die Passanten und betonen kleine Plätze. „Außerin den Niederlanden traditionell als Pflaster verwendet“, meint dem zwangen uns die Topografie und viele kurvige Elemente, Bart Brands. „Viele Materialien verlieren ihre Qualitäten, wenn sie altern. Klinker gewinnt an Schönheit. Wir wollten diesem kleines Pflaster zu verwenden. Kleine Steine lassen sich unter Material jedoch etwas Zeitgenössisches hinzufügen.“ Des- solchen Bedingungen leichter verlegen.“ Der erste Teil der neu gestalteten Freiräume wurde 2007 fertiggestellt, der zweite halb experimentierten Karres en Brands bei der Gestaltung des A rena Boulevards und des Einkaufsviertels Amsterdamse Bauabschnitt ist für 2012 vorgesehen, weitere Etappen folgen Poort mit dem Traditionsmaterial. Der Arena Boulevard – „zu nach und nach. lang für einen Platz und zu breit für eine Straße“, wie der Landschaftsarchitekt erklärt – führt vom neuen Bahnhof Amsterdam Viele Materialien Experimentieren in allen Phasen eines Bijlmer Arena zur Amsterdam Arena, dem Heimatstadion von verlieren ihre Projekts gehört zur Arbeitsweise des BüAjax Amsterdam. An manchen Tagen strömen 50.000 Besu- Qualitäten wenn ros aus Hilversum. „Die Materialwahl ist cher zu einem Fußballspiel, an anderen Tagen halten sich nur sie altern. ein kontinuierlicher Prozess. Am Anfang 10 Leute auf der riesigen Fläche auf. Im Gegensatz dazu durch- Klinker gewinnt geht es mehr um Charakter und Atmo ziehen enge Gassen und kleine Plätze das daran anschließende an Schönheit. sphäre. Im Entwurfsprozess arbeiten wir Einkaufsviertel Amsterdamse Poort. Auf dem bunten Markt werdann mit einer Reihe von Prototypen und den Waren aus der ganzen Welt angeboten. Dazwischen fun- prüfen die Materialien 1:1. Wir testen etwa Details oder F arben. giert Hoekenrodeplein (Hoekenrode-Platz) als Foyer für beide Die Entscheidung über das tatsächliche Material wird so spät Stadtviertel. Eine neue Klinkerpflasterung verbindet die unter- wie möglich getroffen, damit wir möglichst viel ausprobieren schiedlichen Quartiere im Südosten Amsterdams, wo ein neues können. Dies bietet auch große Vorteile für die Bürger. Die städtisches Zentrum und das zweitgrößte Unterhaltungsviertel Leute sehen, was sie später bekommen.“ Beim Klinker hat es der niederländischen Metropole entstehen. Das Pflastermuster Brands, neben der Fähigkeit zu altern, die mögliche Farbpaist eines der wichtigsten Gestaltungselemente, um die Frei lette angetan. „Für dieses Projekt haben wir 10 verschiedenräume der Neubauviertel aufzuwerten. „Klinker eignet sich be- farbige Klinker entwickelt, von gelb bis schwarz, um F arbe in sonders, um die beiden unterschiedlichen Welten zu verbinden. einen grauen Stadtteil zu bringen.“ Ursprünglich wollte das Der Maßstab von Klinker ist klein, er sorgt für eine freundliche Gestaltungsteam kleine, quadratische Klinker verwenden, um Atmosphäre. Wir konnten ein Pflastermuster, ein Feld aus Stei- den zeitgenössischen Charakter des Projekts zu unterstreichen. nen schaffen anstatt eines monotonen Bodenbelags. Klein „Wir wollten Steine im Format von 10 x 10 cm. Aber kein nieder teiliges Pflaster kann auch ohne Probleme in unterschiedlichen ländischer Produzent konnte solch ein Format liefern.“ Die räumlichen Situationen verwendet werden. Es ergibt ein ein- Möglichkeiten, die die Tüftler aus bestehenden Formaten entheitliches Bild, und trotzdem können wir als Gestalter auf ver- wickelten, erwiesen sich als technisch zu komplex für dieses schiedene Räume mit mannigfaltigen Mischungen, Mustern und Projekt. Allerdings nutzten sie ihre Erkenntnisse später für eine Pflasterfeldern reagieren“, kommentiert Brands die Entschei- Brücke, die Karres en Brands in Amsterdam bauten. Sie verkleidung für Klinker. Geschwungene Steinbänke mit Holzauflage deten die Brücke mit Klinker. 42 brick + Story brick + Story 43 Ziegel ist rund um den Globus zu Hause und als einer der ältesten Baustoffe der Menschheit auch im aktuellen Architekturgeschehen immer wieder neu zu entdecken. Das vorliegende Callwey Buch präsentiert die fünf Preisträger des Wienerberger Brick Award 2012 und gibt mit 50 herausragenden Projekten zugleich einen Einblick in die enorme Bandbreite heutiger Bauaufgaben. Ausgewählt wurden zum einen spezielle Lösungen mit Ziegel, wie beispielsweise das Mapungubwe Interpretation Centre in Südafrika oder fantasievolle Umnutzungen ehemaliger Industriebauten. Zum anderen stellen renommierte Architekturkritiker Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie ein ungewöhnlich modernes Seniorenwohnheim in Portugal vor. Neben den international erfolgreichen Architekturbüros Henning Larsen Architects, Mario Botta oder LEDERER + RAGNARSDÓTTIR + OEI zeigen vor allem auch junge Architekten (Filippo Taidelli, Avanto Architects, huggenbergerfries Architekten u.a.), dass sich mit Ziegel beeindruckende Bauwerke realisieren lassen. Dass Ziegel auch bei ausgewiesenen NichtWohnbauten Erfolge feiert, beweist unter anderem das neue Umspannwerk für die Olympiade 2012 in London. Hansjörg Göritz, Igor Maglica, Elfriede Jelinek u.a. Autoren ergänzen all dies im neu gestalteten Magazin brick + durch anregende Beiträge aus der Welt des Ziegels, der Architektur, ihrer Stars und Newcomer. Brick is at home all around the globe and, as one of the oldest building materials in human history, it can be re-discovered time and again in current architectural projects. This Callwey book presents the five winners of the 2012 Wienerberger Brick Award, and all 50 outstanding nominated schemes, giving a unique insight into the enormous spectrum of today’s architectural projects. Showcased here are special solutions using brick, such as the Mapungubwe Interpretation Centre in South Africa or imaginative conversions of former industrial buildings. Also inside, renowned architectural critics comment on single family houses and apartment buildings, as well as an unusually modern home for the elderly in Portugal. In addition to the internationally successful architectural offices Henning Larsen Architects, Mario Botta or LEDERER + RAGNARSDÓTTIR + OEI , we also find young architects (Filippo Taidelli, Avanto Architects, huggenbergerfries Architekten i.a.) demonstrating that brick can still be used to construct impressive buildings. The fact that brick is also being used creatively in non-residential buildings is demonstrated, for example, by the new substation for the 2012 Olympics in London. Hansjörg Göritz, Igor Maglica, Elfriede Jelinek and many other writers complement all this in the recently launched magazine brick + with inspiring articles from the world of brick, architecture, its stars and newcomers. www.callwey.de ISBN 978-3-7667-1949-2 ,!7ID7G6-hbjejc!