pressemappe - Stadtmuseum Berlin
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PRESSEMAPPE Seite 1 Inhalt Seite Pressemitteilung 2 FAQ | Häufig gestellte Fragen 4 Objekte | Highlights Raumtexte | 1. Etage Raumtexte | 2. Etage Raumtexte | 3. Etage Ältestes Objekt 6 Kleinstes Objekt 6 Größtes und schwerstes Objekt 6 Alte Bekannte 7 Weitere Highlights 7 Inszenierung Goldener Raum 9 Hörlounge 10 Titelliste Hörlounge 11 Inszenierung im Foyer 12 Befreier – Besatzer – Beschützer 13 Freiheiten und Freiräume 13 Trennung und Teilung 14 Schaufenster des Westens 15 Von und nach West:Berlin 15 Treffpunkt der Welt 16 Kunst im Biotop 17 Bühne West:Berlin 17 Alternative und Autonome 18 Studieren – Protestieren – Rebellieren 18 West:Berliner Mischung 19 Schöner Wohnen 20 Die Stadt am Tropf 21 Made in West:Berlin 21 Wir sind wieder wer 22 Berliner Luft 22 Verloren, aber nicht vergessen 23 Prolog 24 Epilog 25 Begleitprogramm 26 West-Berlin, privat | Fotoaufruf 34 Story-Telling-Station 34 Ausstellungsimpressum 35 Wir DANKEN! 36 Vorschau 2015 37 Seite 2 PRESSEMITTEILUNG Berlin, 12.11.14 Aus Anlass des Mauerfalls vor 25 Jahren schlägt das Stadtmuseum Berlin ab dem 14. November 2014 im Ephraim-Palais ein besonders spannendes Kapitel der Stadtgeschichte auf: West-Berlin. Insel der Freiheit, Frontstadt des Kalten Krieges, verlängerte Werkbank, Treffpunkt der Welt, Hauptstadt der Alternativen, Kreativschmiede ohne Sperrstunde – das alles und noch viel mehr war West-Berlin. West-Berlin war ein Phänomen, am Leben gehalten durch die Präsenz der West-Alliierten und die Energie der Bewohner. Die Ausstellung „WEST:BERLIN | Eine Insel auf der Suche nach Festland“ ist die erste Retrospektive dieser Art. Sie spürt den politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen, vor allem aber der besonderen Atmosphäre der „Halbstadt“ nach und spannt dabei den zeitlichen Bogen von 1945 bis 1990. Das Spektrum der historisch wohl einmaligen Freiräume der Stadt bildet das Leitmotiv der Ausstellung. Über 500 Exponate und mediale Inszenierungen bieten eine emotionale „Zeitreise“ mit unerwarteten Assoziationen und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Stadtmuseum Berlin Tel. (030) 24 002-215/ -153 Fax (030) 24 002-189 Mail [email protected] Pressekonferenz Mi | 12.11.2014 | 11 Uhr Eröffnung Do | 13.11.2014 | 19 Uhr Ausstellung 14.11.2014 – 28.06.2015 Ort Ephraim-Palais Poststraße 16 | 10178 Berlin Öffnungszeiten Di, Do–So 10–18 Uhr Begegnungen, Wiederentdeckungen und Überraschungen. Mi 12–20 Uhr „Das Stadtmuseum Berlin beansprucht mit seiner Schau keinerlei enzyklopä- Eintritt (inklusive Booklet) dische Vollständigkeit. Vielmehr wollen wir fächerartig den Themenkanon aufreißen, der mit der Bearbeitung des Geschichtsphänomens West-Berlin verbunden ist. Und wir wollen von den Möglichkeiten und Unmöglichkeiten erzählen, die das Leben der West-Berliner über mehr als 40 Jahre prägten.“ [Dr. Franziska Nentwig, Generaldirektorin, Stadtmuseum Berlin] 7,00 / erm. 5,00 Euro bis 18 Jahre Eintritt frei, jeden 1. Mittwoch im Monat Eintritt frei Sonderticket 9,00 / erm. 6,00 Euro Berechtigt zum Besuch der Häuser Ephraim-Palais und Märkisches Museum in der Zeit vom 14.11.2014– 28.06.2015. Seite 3 Die Ausstellung gliedert sich in vier Bereiche: Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Ihnen sind einzelne Themen zugeordnet – angefangen mit der Rolle der alliierten Schutzmächte und der Westanbindung über Teilung und Transit, Wirtschaft und Alltag, Kultur und Lifestyle, Urbanität und Kiez bis zu Schickeria, Migranten, Alternativszenen und Gästen aus aller Welt. „Wir wollen nicht nachträglich verklären. Die Ausstellung WEST:BERLIN konzentriert sich auf das produktive Nebeneinander der Sphären und den polyzentristischen, widersprüchlichen und janusköpfigen Charakter der „Insel im roten Meer“. Insgesamt wollen wir mit der multiperspektivischen ,Tour d'Horizon' die Besucher aus nah und fern, Alteingesessene und Zugereiste, Westler und Ostler einladen, sich ihr eigenes Bild zu machen und sich auf eine Spurensuche nach dem ,Wesen' von WEST:BERLIN zu begeben.“ [Dr. Thomas Beutelschmidt und Julia Novak, Kuratoren der Ausstellung] Gezeigt werden prägnante Objekte aus der Alltags- und Kulturgeschichte, ergänzt durch Bilder, die sich im kollektiven Gedächtnis eingeschrieben haben. Aufnahmen bedeutender Fotografen, Plakate und Flugschriften vermitteln Zeitgeist und Information. Der bildenden Kunst und der Theatergeschichte sind eigene Kapitel gewidmet. Neben künstlerischen Positionen von Fred Ausstellungsbooklet Herausgegeben von Franziska Nentwig und Dominik Bartmann 128 Seiten, 93 Abb. ISBN 978-3-910029-61-3 Preis: 3,00 Euro Edition Stadtmuseum Berlin Bühne West-Berlin Fotografien von Harry Croner aus vier Jahrzehnten 288 Seiten, 282 Abb., Verlag M ISBN 978-3-939254-21-8 Preis: 29,90 Euro Öffentliche Führungen Jeden Sonntag | 15 Uhr WEST:BERLIN – Insel der Seligen? Einstündiger Streifzug durch die Ausstellung. Eintritt 10,00 / 7,00 Euro inkl. Museumsbesuch und Booklet Buchbare Führungen WEST:BERLIN – Insel der Seligen? Thieler über Rainer Fetting bis zu den „Genialen Dilletanten“ und Stephen Einstündiger Streifzug durch die Gisèle Freund, Nelly Rau, Herbert Maschke und Gerhard Ullmann präsentiert. 40,00 Euro (bis 10 Personen, jede Willats werden Fotoarbeiten von Will Mc Bride, Nan Goldin, F.C. Gundlach, Zu entdecken sind aber auch das Amphicar aus West-Berliner Produktion, der Zoo-Liebling Knautschke und – in einer Hörlounge – der „Sound of West:Berlin“. Eine eigene Story-Telling-Station präsentiert außerdem alle eingesandten Fotos des sehr erfolgreichen Fotoaufrufs „West-Berlin, privat“. Hier können die Besucher in ganz individuellen Erinnerungen der West-Berliner stöbern oder selbst eine persönliche Geschichte hinterlassen. Mit einem spannenden Begleitprogramm wird das weltstädtische Biotop wissenschaftlich untersucht und literarisch-musikalisch auf seinen Poesiegehalt geprüft. Die Stadt wird in Filmen gezeigt, der West-Berliner Prominenz werden alte und neue Geschichten abgelauscht und mit der kabarettistischen Erinnerung der eine oder andere Stachel gesetzt. Zur Ausstellung gibt es auch ein umfangreiches Vermittlungsprogramm mit Führungen und Workshops sowie speziellen Angeboten für Schulen. Das Projekt wird maßgeblich gefördert durch die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin. Ausstellung. weitere Person 4,00 Euro), zzgl. 5,00 Euro inkl. Museumsbesuch und Booklet Schülerführung West:Berlin von A bis Z – vom Amphicar bis Zapf 30,00 Euro (Dauer 1 Stunde), Buchung und Infos unter Infoline: (030) 24 002–162 Veranstaltungsprogramm www.west.berlin/veranstaltungen Seite 4 FAQ | Häufig gestellte Fragen Warum wird die Geschichte West-Berlins im Ostteil der Stadt präsentiert? Ausstellungsort ist das zentral im Stadtteil Mitte gelegene Ephraim-Palais des Stadtmuseums Berlin. Bis 1935 stand es an seinem ursprünglichen Ort in der Poststraße. Das Palais musste wegen der Erweiterung des Mühlendamms für den Bau der Schleuse abgetragen werden. Danach lagerten seine Fassadenteile fast unbeachtet über 40 Jahre im Bezirk Wedding, bis der Plan entstand, das Gebäude in der Markgrafenstraße in Kreuzberg wieder zu errichten. Im Vorfeld der 750-Jahrfeier beschlossen Senat und Abgeordnetenhaus von Berlin, die Spolien im Rahmen eines größeren Kulturgüteraustausches nach Ostberlin abzugeben. Anschließend und im Zuge der Neugestaltung des Nikolaiviertels wurde das Ephraim-Palais wieder aufgebaut. Das Haus hat also eine Gesamt- Berliner Vergangenheit. Wer sind die Macher der Ausstellung WEST:BERLIN? Kuratiert wird die Ausstellung von Dr. Thomas Beutelschmidt und Julia M. Novak. Thomas Beutelschmidt, geb. 1953 in Frankfurt/Main, lebt und arbeitet in Berlin, ist freiberuflicher Publizist, Kurator, Medienhistoriker und Regisseur. Julia M. Novak, geb. 1968 in Stuttgart, lebt und arbeitet in Berlin, ist Kuratorin, Regisseurin und Konzeptionerin im Bereich Corporate Communication. Wieso der Doppelpunkt im Ausstellungstitel? Berlin W, Berlin West, Berlin (West), West-Berlin, Westberlin oder schlicht WB? Alle diese Schreibweisen beziehen sich entweder auf geografisches Terrain oder sie sind politisch von West und Ost einseitig besetzt. Davon hebt sich die Ausstellung mit „West:Berlin“ bewusst ab. Sie setzt auf den Doppelpunkt, der in beide Richtungen zu lesen ist: Zum einen analog zu Ernst Reuters legendärer Aufforderung für ein Engagement des Westens: „Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt“ – zum anderen von Berlin in Richtung „Go West“, zu verstehen als Orientierung an der westlichen Zivilgesellschaft und Modernisierungskraft. Seite 5 Was hat es mit dem Ausstellungslogo und dem Hauptmotiv auf sich? Die typografische Gestaltung ist vom 1968 eingeführten „Berlin-Layout“ des Grafikers Anton Stankowski inspiriert. Das Hauptmotiv des attraktiven Models, in dessen Sonnenbrille sich das Schloss Charlottenburg und die Neue Nationalgalerie spiegeln, zitiert eine Berlin-Kampagne von 1970. Die Botschaft lautet: „Sehen Sie diese Stadt mit Ihren Augen!“. Was ist das Leitmotiv der Ausstellung? Der viel beschworene Begriff der „Freiheit“ bildet das Leitmotiv der Schau: Er zielt auf das demokratische Selbstverständnis der Halbstadt, aber auch auf individuelle Entfaltung und Selbstverwirklichung. Im Fokus stehen dabei die Ausstrahlung und Mentalität der „Insel im roten Meer“, ebenso wie das Lebensgefühl der verschiedenen Milieus zwischen liberaler Weltoffenheit und provinzieller Enge. Welche Perspektive nimmt die Ausstellung auf die West-Berliner Geschichte ein? Die Ausstellung beansprucht keine Deutungshoheit und verzichtet bewusst auf den Versuch, die vielschichtige Historie West-Berlins umfassend zu rekonstruieren. Stattdessen präsentiert sie eine signifikante Auswahl von Fakten und Ereignissen, Personen und Orten, kulturellen Highlights und architektonischen Wahrzeichen. Offizielle Diskurse werden neben alltägliche Erfahrungen gestellt, kontroverse Positionen gezeigt, Pointierungen und Brechungen gewagt. Gefragt wird nicht nur nach der Realität der verschiedenen Milieus in einem geschlossenen Umfeld, sondern auch nach der ideologischen Konstruktion der vielbeschworenen Metapher „Insel der Freiheit“ mit all ihren Mythen und ihrem Pathos. Einzelne Erzählstränge sollen auch für sich stehen und ohne den großen Gesamtzusammenhang verständlich und nachvollziehbar bleiben. So kann man sich auf eine intensive Zeitreise einlassen oder auch durch ein Themen-Hopping inspirieren lassen. Seite 6 OBJEKTE / HIGHLIGHTS Ältestes Objekt „Tapetenmark“, Banknote Reichsmark von 1929 mit Wert-Aufkleber „20 – 1948“ Auf die Einführung der „Deutschen Mark“ in den westdeutschen Zonengebieten am 20. Juni 1948 antwortete die Sowjetunion am 23. Juni mit einer eigenen Währungsreform: Sie führte die „Klebe“- oder „Tapetenmark“ ein. Der neue Wert wurde auf die alten Reichsmarkscheine mit einem Kupon aufgeklebt und sollte für Gesamtberlin gelten. Daraufhin kennzeichneten die Westalliierten die Westmark in ihren Sektoren mit einem „B“-Stempel, bis die „DM“ ohne Aufdruck am 20. März 1949 zum alleinigen Zahlungsmittel wurde. Kleinstes Objekt Anstecknadel „Goldene Nase“ Die erfolgreiche Modesignerin Claudia Skoda, die sich mit ihrer Strickmode um die Berliner Modeszene verdient gemacht hat, erhielt hierfür 1986 einen echten Berliner Modepreis: die „Goldene Nase“. Größtes und schwerstes Objekt Lautsprecheranlage für das „Studio am Stacheldraht“ Lautsprecheranlage für das „Studio am Stacheldraht“ (SaS) – eingerichtet vom Berliner Senat nach dem Mauerbau bis Mitte 1965, um direkt an der Grenze politische Nachrichten und moralische Appelle gen Osten zu schicken. TxBxH : 110 x 245 x 242 cm, Masse : 230 kg Seite 7 Alte Bekannte Ektachrome aus Werbevitrine am Tauentzien Der Mann mit der Pekingente: Harald Juhnke wirbt für das beliebte China- Restaurant Tai-Tung, das 1957 im Bikinihaus an der Budapester Straße eröffnet wurde. Flußpferd Knautschke, 1943-1988 Von insgesamt 3715 Tieren im Zoologischen Garten hatten nur 91 den Zweiten Weltkrieg überstanden, unter ihnen das Flusspferd Knautschke, das ein Symbol für den Überlebenswillen der Berliner wurde. Bildbetrachter „Blick auf Berlin“ (Gucki wie in der Kindheit) Zwischen Kult und Kitsch: Souvenirs aus West-Berlin. Weitere Highlights Die vier Flaggen der Siegermächte USA, Großbritannien, Frankreich und UdSSR. Der Stadtkommandant Bersarin hatte am 31. Mai 1945 das Schmücken der Häuser mit den Alliiertenfahnen angeordnet, die schnell aus den vorhandenen Materialien hergestellt werden mussten. Anlass war der erste Aufenthalt der vier obersten Militärbefehlshaber der Alliierten am 5. Juni in Berlin (Unterzeichnung der „Berliner Deklaration“). So kamen alte Bettlaken, Hakenkreuzfahnen und andere vorhandene Stoffe zum Einsatz. Seite 8 Berliner Kunstherz von Emil S. Bücherl und Ewald Hennig, 1984 Die Erfindung hatte nicht den Zweck, menschliche Organe dauerhaft zu ersetzen, sondern sollte die Wartezeit eines Patienten auf ein transplantier- bares Spenderherz überbrücken und somit das Überleben des Herzkranken in dieser Zeit sicherstellen. Antibaybpille „Anovlar“ Aus der 1851 von Ernst Schering in Berlin gegründeten „Grünen Apotheke“ entwickelte sich ein weltweit tätiges Pharmaunternehmen. Im Juni 1961 bringt Schering mit Anovlar das erste in Europa erhältliche Präparat zur hormonellen Empfängnisverhütung auf den Markt: die Antibabypille. Tischtelefon aus dem Ballhaus „Residenz-Casino“(Resi) „Darf ich bitten“: Vorzugsweise alleinstehende Damen und Herren konnten im „Resi“ Kontakte knüpfen. (dazu: 3108B 1030 „Ballhaus der Technik“: der große Saal des Berliner Tanzlokals „Resi“ in der Hasenheide mit moderner Selbstwähl-Tischtelefonanlage, Rohrpost und Wasserspielen.) SO 36 life sampler – metal cover Das legendäre SO 36 eröffnete am 12./13. August 1978 mit dem „Mauerbaufestival“ zum ironischen Gedenken an die Teilung 1961. Unter wechselnder Regie entwickelte sich der Ort bis 1983 zum Zentrum für Punk, New Wave und Kunst. An die Phase als „Kippenberger Club“ erinnern die Stahlplatten der Tanzfläche, die nach der zwischenzeitlichen Schließung 1979 herausgerissen und als Cover für das Album mit aufgetretenen Bands verwendet wurden. Seite 9 Inszenierung Goldener Raum Adolf-Grimme-Preis in Gold Jurek Becker schrieb das Drehbuch für die Fernsehserie „Liebling Kreuzberg“, für die er 1987 zusammen mit Heinz Schirk und seinem langjährigen Freund Manfred Krug den Adolf-Grimme-Preis in Gold bekam. Bambi in Gold Der erfolgreiche Drehbuchautor und Fernsehmoderator Wolfgang Menge erhielt 1974 den Redaktions-Bambi in Gold für seinen gesellschaftskritischen Fernsehfilm „Smog“. Goldener Bär an Peter Lilienthal für seinen Film „David“ Viele Preise wurden an West-Berliner vergeben, aber nur ein „Goldener Bär“: Auf den 29. Internationalen Filmfestspiele ging er an Regisseur Peter Lilienthal für seinen Spielfilm „David“, der das Schicksal eines jüdischen Jungen im nationalsozialistischen Deutschland nachzeichnet. Goldene Kamera Goldene Kamera für Wolfgang Spier (für sein Lebenswerk, 2000), mit Gravur: Wolfang Spier Berlin, 8. Februar 2000. Die Goldene Schallplatte Herrn Hans Wölffer 1963 erhielt der Theaterintendant Hans Wölffer die Goldene Schallplatte mit folgender Widmung: „Die Goldene Schallplatte HERRN HANS WÖLFFER -125000 Langspielplatten „My fair Lady“ der Berliner Originalaufnahme wurden in einem Jahr verkauft. Dank für Ihre Mitarbeit bei diesem einmaligen Erfolg.“ Goldener Vorhang Goldener Vorhang für den beliebtesten Schauspieler Günter Pfitzmann, 1980/81. Seite 10 Hörlounge Die Rauminszenierung der Hörlounge ist einem Aufenthaltsraum des Hotel Bogotá nachempfunden. Das Hotel war mit zahlreichen Möbeln und Dekorationsobjekten aus Lateinamerika ausgestattet – eine Reminiszenz an die kolumbianische Hauptstadt, in die der Hotelgründer Heinz Rewald in den 1930er Jahren emigriert war. Die Fotowanddrucke entsprechen dem Zustand vor der Schließung am 1. Dezember 2013. Titelliste Hörlounge 50er Jahre 1) Ethel Reschke „Das Insulanerlied“ (1948) 3) Die 3 Travellers „Ich hab‘ so Heimweh nach dem Kurfürstendamm“ (1948/49) 5) Bully Buhlan „Ich hab‘ noch einen Koffer in Berlin“ (1951) 7) Hansen Septett „Tempo, Tempo, das ist der Berliner Rhythmus“ (1951) 2) 4) 6) Rita Paul „Im großen Wartesaal des Lebens“ (1948) Die 3 Travellers „Die Uhr am Bahnhof Zoo“ (1951) Conny Froboes „Pack die Badehose ein“ (1951) 8) Bill Haley & His Comets „Shake, Rattle and Roll“ (1954) 10) Chris Howland „Kleines Mädchen aus Berlin“ (1959) 9) Wolfgang Müller & Wolfgang Neuss „Zusammenbruch-Song“ (1958) Seite 11 60er Jahre 1) Bully Buhlan „Die Lichter von Berlin“ (1961) 3) The Lords „Poor Boy“ (1965) 5) Freddy Quinn „Wir“ (1966) 7) Spencer Davis Group „Det war in Schöneberg“ (1966) 2) 4) 6) 8) 9) 10) Edith Piaf „L’homme de Berlin“ (1963) The Rolling Stones „Satisfaction“ (1965) Hildegard Knef „Berlin, dein Gesicht hat Sommersprossen“ (1966) The Animals „Sky Pilot“ (1968) Bob Telden „Berlin erwacht“ (1969) Ulrich Roski „Ein Hoch auf den freiheitlichen Berliner“ (1969) 70er Jahre 1) 2) Katja Ebstein „Wunder gibt es immer wieder“ (1970) Tangerine Dream „Wahn“ (1973) 3) Lou Reed „Berlin“ (1973) 5) Heinrich Lummer „Ich kenn eine Stadt (Berlin Berlin)“ (1974) 4) 6) Frank Zander „Ich trink auf dein Wohl Marie“ (1974) David Bowie „Heroes“ (1977) 7) Barclay James Harvest „Berlin“ (1978) 9) Nina Hagen Band „Auf’m Bahnhof Zoo“ (1978) 8) 10) Gebrüder Blattschuss „Kreuzberger Nächte“ (1978) Bel Ami „Berlin bei Nacht“ (1979) 80er Jahre 1) 2) Die Tödliche Doris „Tanz im Quadrat“ (1980) Ideal „Berlin (Ich steh auf Berlin)“ (1980) 3) Einstürzende Neubauten „Steh auf Berlin“ (1981) 5) Klaus Hoffmann „Morjen Berlin“ (1985) 4) 6) 7) 8) 9) 10) Specials Alphaville „Summer in Berlin“ (1984) Marius Müller-Westernhagen „Berlin“ (1986) Reinhard Mey „Aber zu Haus‘ kann ich nur in Berlin sein“ (1986) John F. und die Gropiuslerchen „Berlin, Berlin“ (1987) David Hasselhoff „Looking for Freedom“ (1989) Harald Juhnke „Barfuß oder Lackschuh“ (1989) 1) Wolfgang Neuss „Chanson vom Wirtschaftswunder“ (1956) 3) Ingo Insterburg „Ich liebte ein Mädchen“ (1973) 5) DAF „Kebabträume“ (1980) 2) 4) 6) 7) 8) 9) 10) Die 3 Tornados „Lied zum 2. Juni 1967“ (1977) PVC „Wall City Rock“ (1978) Katja Ebstein „Ich bin ein Berliner Kind“ (1981) Interzone „blnw“ (1981) Dieter Thomas Heck „Danke, Berlin“ (1984) Schöneberger Sängerknaben „Berliner Jungens, die sind richtig“ (1969) John F. & die Gropiuslerchen „Berlin Berlin“ (1989) Seite 12 Inszenierung im Foyer Das Personal West-Berlins: Prominente Köpfe und andere, von denen man sonst noch spricht Egon Bahr (Rias-Mann und Senatssprecher) | Blixa Bargeld (Musiker) | Boleslaw Barlog (Bühnen-General) | Erich Beer (Fußballer) | Willy Brandt (Regierender Bürgermeister) |Artur Brauner (Filmproduzent) | Karl H. Bröhan (Museumsstifter) | Horst Buchholz (Schauspieler) | Bully Buhlan (Schlagersänger) | Lucius D. Clay (Vater der Luftbrücke) | Christiane F. (Kind vom Bahnhof Zoo) | Nihat Dogru (Erster Polizist mit Migrationshintergrund) | Eberhard Diepgen (Regierender Bürgermeister) | Heinz Galinski (Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde) |Brigitte Grothum, Brigitte Mira, Gabriele Schramm (Drei Damen vom Grill) | Rudi Dutschke (Wortführer der Studentenbewegung) | Rolf Eden (Playboy) | Götz Friedrich (Opernintendant) | Cornelia Froboess (Schlagersängerin und Schauspielerin) | Fritz Genschow (Onkel Tobias vom RIAS) | Helga Götze (Aktivistin für die sexuelle Befreiung) | Günter Grass (Schriftsteller) | Wolfgang Gruner (Stachelschwein) | Tatjana Gsovsky (Ballettmeisterin) | Romy Haag (Entertainerin und Nachtclubbesitzerin) | Dieter Hallervorden (Wühlmäuse) | Edith Hancke (Berliner Schnauze) | Bernhard Heiliger (Bildhauer) | Heidi Hetzer (Automobilistin) | Harald Juhnke (Entertainer) | Herbert von Karajan (Chefdirigent) | Hildegard Knef (Schauspielerin und Sängerin) | Hans Werner Kock (TV-Moderator) | Willy Kressmann (Bezirksbürgermeister Kreuzberg) | Reinhold Habisch („Krücke“, Berliner Original) | Hans Helmcke (Bordellkönig) | Heinz Hentschke (Operettenkönig) | Lotti Huber (Schauspielerin) | Paul Kuhn (Der Mann am Klavier) | Hanna-Renate Laurien (Senatorin für Schule, Jugend und Sport) | Volker Ludwig (Theatergründer) | Friedrich Luft (Stimme der Kritik) | Kurt Mühlenhaupt (Malerpoet) | Günter Neumann (Insulaner) | Wolfgang Neuss (Mann mit der Pauke) | Aras Ören (Schriftsteller) | Oskar (Hans Bierbrauer, Karikaturist) | Günter Pfitzmann (Stachelschwein und Havelkaiser) | Joachim Piefke (BVGler) | Rudolf Platte (Schauspieler) | Rosa von Praunheim (Filmemacher) | Jim Rakete (Fotograf) | Rio Reiser (König von Deutschland ) | Ilja Richter (Moderator und Schauspieler) | Harry Ristock (Senator für Bau- und Wohnungswesen) | Ernst Reuter (Oberbürgermeister) | Hans Rosenthal (Radiomacher und Showmaster) | Bubi Scholz (Boxer) | Klaus Schütz (Regierender Bürgermeister) | Wolf Jobst Siedler (Verleger) | Axel Cäsar Springer (Pressezar) | Peter Stein (Theatermacher) | Fritz Teufel (Kommunarde) | Klaus Wagenbach (Büchermacher) | Ben Wagin (Baumpate) Seite 13 RAUMTEXTE | 1. Etage Befreier – Besatzer – Beschützer Grundlegend für die politische Entwicklung West-Berlins war der bis 1990 bestehende Viermächte-Status für ganz Berlin. Die Stadt wurde 1945 in vier Sektoren aufgeteilt und sollte von den vier Besatzungsmächten – den Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien, Frankreich und der Sowjetunion – gemeinsam verwaltet werden. Wachsende Interessengegensätze der Siegermächte zur Nachkriegsordnung Europas und insbesondere Deutschlands verhinderten dies jedoch. Berlin entwickelte sich zum Brennpunkt des Kalten Krieges, der mit der sowjetischen Blockade der drei West-Sektoren 1948 einen ersten Höhepunkt und mit dem Chruschtschow-Ultimatum 1958 sowie der Grenzschließung 1961 eine erneute Zuspitzung erfuhr. In diesen Krisen wurde die Insel West-Berlin zum östlichen Vorposten der „freien Welt“, dessen Lebensfähigkeit die Westalliierten garantierten. In ihren Sektoren wurde ein demokratisch gewählter Senat gebildet. Die oberste Autorität lag jedoch bei den alliierten Stadtkommandanten. Sie hatten die Befehlsgewalt über die in Berlin stationierten Truppen und kontrollierten die Geschicke der Stadt. Das Leben der Berliner wurde stark durch die Präsenz der Alliierten beeinflusst. Im Demokratisierungsprozess setzten sie auf verschiedene Formen der amerikanischen „Reeducation“, der britischen „Reconstruction“ oder der französischen „Mission civilisatrice“. In eigenen Kulturhäusern, über Film- und Literaturangebote oder mit Unterstützung von Wissenschaft und Kunst sollten westliche Werte vermittelt werden. In der Folge fand der West-Berliner Kulturbetrieb rasch Anschluss an die internationale Entwicklung. Freiheiten und Freiräume Ein Leitmotiv für die Stadt war das Verständnis von Freiheit. Zum einen verstanden als das politische Konzept von „Friede in Freiheit“ (Dolf Sternberger), das in Abgrenzung zum dogmatischen Staatssozialismus auf Verteidigung der Menschenrechte und demokratische Prinzipien setzte. Zum anderen steht der Freiheitsbegriff für individuelle Entfaltung und Selbstverwirklichung, die in der ummauerten Halbstadt gesucht wurden. Am Anfang ging es um die politische Selbstbe- stimmung der Berliner. Der von der Stadtverordnetenversammlung mit großer Mehrheit verabschiedete Verfassungs-entwurf vom April 1948 sah freie Wahlen, Gewaltenteilung, eine unabhängige Justiz sowie Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit vor. Doch er konnte aufgrund des Vetos des sowjetischen Stadtkommandanten nicht in ganz Berlin in Kraft treten. Seite 14 Die Distanzierung vom sowjetischen Politik- und Gesellschaftsmodell führte zu einem Freiheitsethos, das vielerlei Ausdruck fand. So in den Bezeichnungen WestBerliner Einrichtungen und Neugründungen wie der Freien Universität, der Freien Volksbühne oder des Senders Freies Berlin. Von höchster Symbolkraft war die Freiheitsglocke im Rathaus Schöneberg, gespendet von über 16 Millionen US- Bürgern. West-Berlin war aber auch frei von bundesrepublikanischen Normen und Zwängen wie Wehrdienst und Sperrstunde. Die gelebte metropolitane Liberalität unterschied West-Berlin von vielen anderen deutschen Großstädten. Trennung und Teilung Die Teilung von Regierung und Verwaltung Berlins war 1949 vollzogen. Dem folgte die territoriale, infrastrukturelle und wirtschaftliche Trennung, so die Unterbrechung der gewachsenen Verkehrswege und die Einführung unterschiedlicher Währungen. Nach Ablehnung von Stalins Vorschlag eines neutralen Deutschlands schlossen die drei Westmächte und die Bundesrepublik einen separaten „Deutschlandvertrag“. Darauf antwortete die DDR-Regierung im Juni 1952 mit „Schutzmaßnahmen“ gegenüber West-Berlin. Kontrollen an den Sektorengrenzen innerhalb der Stadt wurden intensiviert, Verbindungen ins brandenburgische Umland abgeschnitten. Telefonverbindungen wurden unterbunden, die Trennung des öffentlichen Nahverkehrs sowie der Wasser- und Stromversorgung begonnen oder fortgeführt. Bereits mit der Abriegelung der Zonengrenze zur Bundesrepublik 1952 war die Flucht von Ost nach West stark erschwert. Als Möglichkeit aber blieb bis zum Mauerbau das Nadelöhr West-Berlin, das Tausende Ost-Berliner und Bürger der DDR nutzten. Die Halbstadt konnte die Flüchtlingsströme kaum bewältigen. Trotz politisch-administrativer Teilung spielte in den 1950er Jahren die jeweils andere Stadthälfte im Alltag eine selbstverständliche Rolle. Einen Schock lösten die Schließung der Grenze um die Westsektoren und der Bau einer Mauer am 13. August 1961 aus. Durch die hermetische Abriegelung waren die Berliner endgültig getrennt. Nur durch vorübergehende Passierscheinvereinbarungen und nach dauerhafter Regelung im Transit-Abkommen von 1971 konnten WestBerliner den Ostteil besuchen. Seite 15 Schaufenster des Westens Im kriegszerstörten Westteil Berlins stand zunächst die Trümmerbeseitigung im Vordergrund. Ab 1950 flossen amerikanische Mittel aus dem Marshallplan und bundesdeutsche Hilfsgelder in die Stadt. Erst danach entwickelte sich die Gegend um den Zoologischen Garten und den Kurfürstendamm zur City West. Zwischen Ernst-Reuter- und Breitscheidplatz entstanden ab 1953 bemerkenswerte Geschäftsbauten, Hotels und Verwaltungsgebäude. Mit dem Zentrum am Zoo hatte die Modebranche 1957 eine neue Adresse. 1965 öffnete das Europa-Center als „Stadt in der Stadt“ nach Vorbild des New Yorker Rockefeller Centers. Großprojekte wie das Internationale Congress Centrum oder die Autobahnüberbauung Schlangenbader Straße demonstrierten später noch einmal die westliche Leistungsfähigkeit. Das ehemalige Botschaftsviertel im Tiergarten wurde für zukünftige Hauptstadtaufgaben freigehalten. An der Potsdamer Straße wuchs gemäß städtebaulichem Ideenwettbewerb „Hauptstadt Berlin“ von 1957 mit Philharmonie, Neuer Nationalgalerie, Staatsbibliothek und weiteren Museen das Kulturforum heran. Das im Krieg fast völlig zerstörte Hansaviertel sollte zum wichtigsten Demonstrationsobjekt des modernen Städtebaus werden. 48 namhafte Architekten aus aller Welt folgten dem Ruf der Internationalen Bauausstellung von 1957 und gruppierten in aufgelockerter Form prototypische Hochhaus- und Bungalowvarianten neben kommunale und kirchliche Einrichtungen. Trotz Erweiterung des U-Bahn-Netzes erfuhr Berlin eine „zweite Zerstörung“ durch die Vision einer autogerechten Stadt für den fließenden Individualverkehr nach amerikanischem Vorbild. Von und nach West:Berlin Der freie Zugang von und nach West-Berlin war für das Überleben der Stadt existentiell. Die Flugverbindung von Tempelhof, Tegel und Gatow in das Bundesgebiet konnte durch alliierte Vereinbarungen über drei Luftkorridore stets offen gehalten werden. Das Reisen und der Warentransport über die Land- und Wasserwege wurden dagegen von Seiten der DDR mit Duldung der Sowjetunion immer wieder behindert: durch langwierige Grenzkontrollen, die Einführung von Straßenbenutzungsgebühren, willkürliche kurzzeitige Schließungen der Zugangswege aus „technischen Gründen“ und schließlich durch Einführung einer Visumpflicht. Die „Bürger der westdeutschen Bundesrepublik“ und „Bürger der selbständigen politischen Einheit Westberlin“ sollten der DDR als souveränem ausländischem Staat begegnen. Seite 16 Im Rahmen der Entspannung im Ost-West-Konflikt unterzeichneten die vier Siegerstaaten am 3. September 1971 das Viermächte-Abkommen über Berlin. Darin wurden die Grundlagen zum rechtlichen Status der geteilten Stadt, das Verhältnis West-Berlins zur Bundesrepublik Deutschland sowie der Zugang zu West-Berlin geregelt. Ergänzend schlossen die Bundesrepublik und die DDR das Transit-Abkommen, das die Durchreise zwischen West-Berlin und der Bundesrepublik erheblich erleichterte. Politisch markierte das Abkommen zwischen den beiden deutschen Staaten die weitgehende Anerkennung des Status quo: Die „Insel im roten Meer“ wurde zu einem politischen Provisorium mit der Aussicht auf Dauerhaftigkeit. Treffpunkt der Welt Der politische Sonderstatus West-Berlins im geteilten Deutschland und das attraktive Kulturangebot besaßen hohe Anziehungskraft. So fanden sich nicht nur gewählte und gekrönte Häupter der Verbündeten zur Staatsvisite ein. Da WestBerlin nicht zum Hoheitsgebiet der Bundesrepublik zählte, konnten andere Staatsgäste allerdings wegen alliierter Vorbehalte erst seit 1956 offiziell auftreten. Dem indonesischen Präsident Achmed Sukarno als erstem Besucher folgten weitere Repräsentanten aus der ganzen Welt. Neben politischen Persönlichkeiten wurde auch die Prominenz aus Wirtschaft und Wissenschaft, aus Kunst und Kultur zu Aufenthalten und Auftritten in die Stadt gelockt. Für die in- und ausländischen Touristen investierte der Senat viel in seine Werbekampagnen, die dem zeittypischen Geschmack und den Moden folgten. Von den ersten Festwochen 1951 über die Internationalen Filmfestspiele und die renommierten wie innovativen Programmreihen der Berliner Festspiele bis zur 750Jahrfeier 1987 und der „Kulturstadt Europas“ 1988 nahm die Zahl der Ausstellungen, Gastspiele, Theater- und Filmpremieren stetig zu und führte zu wachsenden Gästezahlen. Zudem kam die Sportelite trotz mancher politischer Beschränkung immer wieder zu großen Wettkämpfen und Meisterschaften in der Stadt zusammen: So beispielsweise zur Fußball-WM 1974 oder zum Prolog der Tour de France auf dem Kurfürstendamm 1987. Die Halbstadt stand jedoch auch im Blickpunkt des internationalen Terrorismus, der in den 1980er Jahren Anschläge mit tödlichem Ausgang verübte. Seite 17 Kunst im Biotop Die Kunst in West-Berlin bewegte sich zwischen Weltoffenheit und Lokalbewusstsein, reflektierte internationale Strömungen und brachte doch Werke ganz eigener Prägung hervor. Bald nach Kriegsende machten Ausstellungen das Publikum mit Künstlern bekannt, die unter dem Nationalsozialismus verfemt waren. Galerien wie die von Gerd Rosen präsentierten aktuelle Tendenzen. An dem stilistischen Gegensatz zwischen Realismus und Abstraktion entzündete sich 1955 eine erbitterte Kontroverse. Dabei standen sich der Leiter der Hochschule für die bildenden Künste Karl Hofer und der Kunsttheoretiker Will Grohmann gegenüber. Fred Thieler vertrat ab 1959 an der Hochschule den Tachismus (Farbfleckenmalerei), Bernhard Heiliger übertrug die Abstraktion in die Dreidimensionalität. Eine Gegenbewegung bildeten figurativ arbeitende Künstler, so die Kritischen Realisten. Später machten die expressiven „Neuen Wilden“ und alternative Gruppen wie die „Genialen Dilletanten (sic!)“ außerhalb des Mainstreams von sich reden. Verschiedenste Gruppierungen und Einzelpositionen, Produzenten- und kommerzielle Galerien, Sammler, Ausstellungshäuser und zwei Kunstvereine standen für unterschiedliche künstlerische und gesellschaftliche Konzepte. Das Kunstbiotop West-Berlin erfreute sich vielfältiger öffentlicher Förderung. Dabei verstand sich die Halbstadt als internationales Begegnungszentrum. Der Franzose Jean Ipoustéguy realisierte 1979 seine monumentale Skulptur „Ekbatana“ vor dem ICC. Zur 750-Jahr-Feier 1987 wurde der Kurfürstendamm zum Skulpturenboulevard Berliner und auswärtiger Künstler. Bühne West:Berlin Mit Eröffnung des wieder aufgebauten Schiller-Theaters 1951 war die Phase der Nachkriegszeit im Theaterleben Berlins beendet. Neben den staatlich subventionierten Schiller- und Schloßpark-Theatern konnten auch die privaten Spielstätten wie das Hebbel-Theater, die Komödie, das Renaissance-Theater, die Tribüne sowie die Vaganten-Bühne einen ambitionierten Spielplan umsetzen. Die Theaterszene erfuhr zu Beginn der 1960er Jahre mit dem neu eröffneten Forum-Theater und dem modernen Bau der Freien Volksbühne weitere Impulse. 1962 reagierte die Schaubühne – zunächst am Halleschen Ufer, ab 1981 am Lehniner Platz – mit neuen Formen und Themen auf die gesellschaftlichen Konflikte. Die etablierten Bühnen traten trotz hoher darstellerischer Qualität in den Hintergrund, es entstand eine freie kreative Szene. Ab 1972 bot das Grips antiautoritäres, kritisch linkes Kinder- und Jugendtheater. Mit Aufklärungsstücken wie „Was heißt hier Liebe?“ tourte die Rote Grütze durch Schulen und Jugendheime. Seite 18 Dem Kabarett lieferten nach Kriegsende Schwarzmarkt, Entnazifizierung und beginnender Kalter Krieg die Themen. Im RIAS persiflierten die Insulaner den „Jenossen Funzionär“. Die Stachelschweine lehnten sich seit den 1950er Jahren gegen die deutsche Nachkriegs-Restauration auf. 1965 gründeten Ensemble- mitglieder der Wühlmäuse in Linksopposition das Reichskabarett. Im selben Jahr etablierte sich auch das Studentenkabarett Bügelbrett. Für das Musiktheater begann 1961 mit dem Neubau in der Bismarckstraße eine neue Ära als Deutsche Oper. Das Theater des Westens in der Kantstraße stand für das musikalische Unterhaltungstheater zur Verfügung. 1963 konnten die Philharmoniker ihr neues Gebäude am Kemperplatz beziehen. RAUMTEXTE | 2. Etage Alternative und Autonome Die Ideen und Utopien der Studentenbewegung hatten durch ideologische Theoriediskussionen und nach den isolierten Gewaltakten der Terrorgruppen um die Rote Armee Fraktion (RAF) gegen Ende der 1970er Jahre ihre Kraft und ihre Perspektive verloren. Stattdessen rückten konkrete gesellschaftliche Probleme in den Mittelpunkt: Erhalt des Friedens, sexuelle Selbstbestimmung, Genderdebatten, Umweltzerstörung und Technologiekritik. Im Januar 1978 versammelten sich rund 15.000 Linksalternative in der Technischen Universität. Der so genannte Tunix-Kongress propagierte den „Auszug aus dem Modell Deutschland“ mit seiner Repressionspraxis. Die heterogene Szene nutzte die gebotenen Freiräume jenseits ökonomischen Verwertungsdrucks. Zwischen Selbsterfahrung und Selbstüberschätzung wagte sie Grenzüberschreitungen und unerprobte Lebens- wie Lernformen – getreu dem Grundsatz „Das Private ist das Politische“. Die Aktivisten engagierten sich in der Frauen-, Lesben- und Schwulenbewegung sowie in selbstverwalteten Kinder- und Schülerläden, der Lehrlings- und Jugendarbeit, bauten Gesundheitszentren und Freie Schulen auf, unterhielten unabhängige Kulturinitiativen oder gründeten kollektive Wirtschaftsunternehmen und alternative Medien. Viele ihrer partizipativen Projekte hatten Pilotcharakter, strahlten oft bundesweit aus und trugen zum gesellschaftlichen Wandel bei. Seite 19 Studieren – Protestieren – Rebellieren Im Westteil Berlins existierten akademische Institutionen aller Fachrichtungen. Die Freie Universität verdankt ihre Gründung im Jahr 1948 der Initiative von Studenten der im Ostsektor gelegenen „Berliner“ (später „Humboldt“-)Universität. Mit ihrer Forderung nach geistiger Freiheit reagierten sie auf die dortige politische Instrumentalisierung der Wissenschaften, unterstützt von amerikanischer Seite und insbesondere Militärgouverneur Lucius D. Clay. Seit 1958 politisierte sich die Studentenschaft West-Berlins im Kontext der Atomrüstung in West und Ost. Ab Mitte der 1960er Jahre richtete sich die Kritik gegen die traditionelle Ordinarienuniversität mit ihren hierarchischen Strukturen. Gleichzeitig gerieten die fehlende Aufarbeitung des Nationalsozialismus, die Fragwürdigkeit des kapitalistischen Wirtschaftsmodells und die Solidarität mit den Ländern der Dritten Welt in den Blick. Man bezeichnete sich als Außerparlamentarische Opposition (APO) und eroberte im Laufschritt die Straße. Auf diese Herausforderungen reagierte die übrige Gesellschaft skeptisch bis ablehnend. Die Auseinandersetzung zwischen Studenten und Staatsmacht, befeuert durch die Springer-Presse, eskalierte. Vor allem zwei Ereignisse wirkten weit über die „Hauptstadt der Revolte“ hinaus: die Erschießung des FU-Studenten Benno Ohnesorg bei einer Demonstration anlässlich des Schah-Besuchs am 2. Juni 1967 und das Attentat auf die Leitfigur der Studentenbewegung Rudi Dutschke am 11. April 1968 auf dem Kurfürstendamm. Nach der Selbstauflösung des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) 1970 sah sich die APO am Scheideweg: Einige begaben sich auf den „Marsch durch die Institutionen“, andere suchten ihren Wirkungskreis in kommunistischen Splittergruppen, und einige wählten den Gang des „bewaffneten Kampfes“ im Untergrund. West:Berliner Mischung Die Bevölkerungsstruktur reichte vom Bürgertum und der Schickeria in den Villenvororten über die sprichwörtlichen Wilmersdorfer Witwen bis zu den Angestelltenschichten, der Arbeiterschaft und Migranten in den ihnen angestammten Bezirken. Zudem gab es einen regen Zuzug von Künstlern und Studenten, Wehrdienstflüchtlingen und Provinzmüden. Die isolierte Lage, die latente Bedrohung von außen sowie die besonderen Freiräume brachten ganz unterschiedliche Milieus, Mentalitäten und Denkweisen hervor. Selbstbewusste Aufsteiger trafen auf unangepasste Aussteiger, pflichtbewusste Arbeitnehmer auf frustrierte Arbeitslose, skeptische Alteingesessene auf neugierige Zugereiste, die kurzfristig ihr Glück suchten oder auch sesshaft wurden. So war das kosmopolitische Gesicht von Exzentrik und Provinzialität, von Reichtum und Armut, von Vertrautem und Fremdem geprägt. Seite 20 Der ständige Austausch großer Teile der Bevölkerung sorgte für permanente Veränderung. Mit den Studentenprotesten und der späteren Alternativbewegung machten sich neue Generationen bemerkbar, die dem alten West-Berliner Selbstverständnis fremd waren. Die Mischung war also von großen Gegensätzen geprägt, aber auch von einem Nebeneinander im Kiez. Mit dem Blick von innen und von außen haben zahlreiche Fotografen Stimmungen und Alltägliches eingefangen. Ihre Bilder erzählen von Arbeit und Freizeit, spiegeln Stillstand und Erneuerung. Schöner Wohnen Der herrschenden Wohnungsnot nach Kriegsende begegnete der West-Berliner Senat zunächst durch Wiederaufbau auf trümmergeräumtem Terrain ohne Bezug zum alten Stadtgrundriss. Vom Wohnen in modernem Ambiente wie zunächst in Kreuzberg oder Charlottenburg-Nord und der Erschließung des Stadtrandes wie im Märkischen Viertel und der Gropiusstadt versprach man sich eine höhere Lebens- qualität. Die Konzentration auf standardisierte Großsiedlungen ohne gewachsene Strukturen ging jedoch mit sozialen Problemen einher. Getrieben von ungebremster Wachstumseuphorie und festem Fortschrittsglauben, zielten die Sanierungsprogramme dann auf den innerstädtischen Raum, wo bestehende Altbausubstanz dem Kahlschlag zum Opfer fiel. Unter dem Motto „Lieber instandbesetzen als kaputtbesitzen“ regte sich seit Mitte der 1970er Jahre verstärkt der Widerstand gegen die offizielle Baupolitik und private Bodenspekulation. Mieterinitiativen und Stadtteilgruppen bewirkten zusammen mit engagierten Planern und Integrationspolitikern ein allmähliches Umdenken. Zur alternativen Leitlinie wurde nun die „behutsame Stadterneuerung“ im Vorfeld der Internationalen Bauausstellung 1980-1987. Weitergehende Forderungen der Bewohner und einer sich formierenden Alternativbewegung nach unbedingtem Erhalt durchmischter „Multi-Kulti“-Kieze und systematisch vernachlässigter Gründerzeitbauten wurden jedoch nicht erfüllt. Die betroffene Szene ergriff daraufhin die Eigeninitiative und besetzte von Februar 1979 bis November 1984 insgesamt über 200 leerstehende Häuser. Auf die zunehmende Konfrontation reagierte die überforderte Staatsmacht mit Räumungen und Inhaftierungen, die wiederum gewaltsame Auseinandersetzungen im Häuserkampf und auf Demonstrationen provozierten. Seite 21 Die Stadt am Tropf Lebensfähig war West-Berlin nur durch Unterstützung von außen. Erste Hilfen für den Wiederaufbau leisteten amerikanische Gelder. Die USA wollten die private Marktwirtschaft in den Besatzungsgebieten fördern und die soziale wie politische Lage in der unmittelbaren Nachkriegszeit stabilisieren. Aber auch die Westdeutschen brachten von Ende 1948 bis 1957 eine Sondersteuer „Notopfer Berlin“ auf. Erst nach mehreren Bittgängen erklärte die Bundesregierung am 14. März 1950 West-Berlin zum „Notstandsgebiet“. Bonn sah sich verpflichtet, die Lücken im dortigen Haushalt durch Transferleistungen zu decken und war fortan auch mit Außenstellen verschiedener Ämter vor Ort präsent. Aufgrund der vielfältigen Zuwendungen und wechselnden Vergünstigungen ist es kaum möglich, die damit verbundenen finanziellen Belastungen bis zur Wiedervereinigung 1990 exakt zu bestimmen. Das „Gesetz zur Förderung der Wirtschaft von Berlin (West)“ bot den ansässigen oder zuzugswilligen Unternehmen erhebliche Steuervorteile, Krediterleichterungen und Investitionshilfen. Die Hilfeleistungen des Bundes konnten die wirtschaftliche Situation festigen und Produktionsverlagerungen nach Westdeutschland bremsen. Gleichzeitig provozierten die Subventionen Mitnahmeeffekte für Spekulanten. Es kam zu einer wenig kontrollierten Verflechtung von Unternehmern und Volksvertretern, die eine Wirtschaftspolitik zu beiderseitigem Vorteil auf Kosten der öffentlichen Hand betrieben. Made in West:Berlin Durch Kriegszerstörungen und nachfolgende Substanzverluste aufgrund von Reparationen hatte die Stadt 1947 rund zwei Drittel ihrer Industriekapazität gegenüber 1936 verloren. Nur mittels der Solidarbeiträge von außen und der dadurch motivierten Investitionsbereitschaft angestammter oder auswärtiger Unternehmen konnten Betriebsstätten wieder aufgebaut oder neue errichtet werden. So trugen nicht nur die attraktive Modebranche, sondern auch die Elektroindustrie sowie der Anlagen- und Maschinenbau zu einem nachhaltigen Aufschwung bei. Ebenso engagiert zeigten sich andere Wirtschaftszweige von der Chemieindustrie über Gerätehersteller und die Baustoffindustrie bis zu Lebensmittelbetrieben. In den späteren Jahren nahmen weitere Firmen die Berlin-Förderungen in Anspruch und nutzten den Standort als „verlängerte Werkbank“, so die Zigarettenindustrie und Kaffeeröstereien. Die sichtbaren Erfolge dieser Reindustrialisierung wurden national wie international werbewirksam präsentiert, womit der Warenabsatz unterstützt und die heimische Leistungsfähigkeit unterstrichen werden sollten. Seite 22 Die Arbeitsmarktsituation in West-Berlin war jedoch über all die Jahre schwierig. Gab es in der Nachkriegszeit zu wenig Stellen, so mangelte es später an qualifiziertem Personal. Bei der Anwerbung von auswärtigen Erwerbstätigen überbot sich die Stadt mit Steuervorteilen, direkten Zuschüssen, zinsgünstigen Darlehen und einer abgabenfreien Arbeitnehmerzulage. Nach dem Mauerbau waren auch Arbeitsmigranten aus dem Süden gekommen. In Quartieren mit bezahlbarem Wohnraum hatten sich die Neubürger eine eigene Welt aufgebaut, was ihre soziale und kulturelle Integration erschwerte. Wir sind wieder wer West-Berlins Schickeria konnte der so genannten feinen Gesellschaft westdeutscher Großstädte in Sachen Glamour und A-Prominenz nie den Rang ablaufen. Doch wer etwas auf sich hielt und wer für etwas gehalten wurde, traf sich zu Opernaufführungen, in der Philharmonie, bei den Film- und Pressebällen und auf der Trabrennbahn Mariendorf. Ob zu Premieren oder auf Modeschauen und Vernissagen – immer ging es den wirklichen oder selbsternannten Stars und Sternchen um das eine: Sehen und Gesehen werden. Ein Höhepunkt im gesellschaftlichen Leben der Stadt war die Europapremiere des amerikanischen Musicals „My Fair Lady“ 1961 im neu eröffneten Theater des Westens: Broadway-Feeling an der Spree. Dass die Aufführung des Stücks während des Mauerbaus stattfand, war von hohem symbolischem und politischem Wert. Besondere Aufmerksamkeit erregten Akteure des Showgeschäfts, die für ihre Leistungen in Film und Fernsehen oder auf der Bühne mit Preisen ausgezeichnet wurden. Für sie und manchen illustren Gast galten VIP-Restaurants und exklusive Bars als einschlägige Insider-Treffpunkte. Andere trafen sich im Journalisten-Club in der obersten Etage des Axel-Springer-Hochhauses – dem bewusst an der Mauer errichteten „Leuchtturm der Freiheit“. Berliner Luft Abgeschnitten von Ostsee, Harz und Alpen fanden die „Insulaner“ dennoch auf eigenem Boden Spaß und Erholung. Wer im Tegeler Forst wanderte, in Lübars Landluft genoss, im Grunewald ausritt, im Britzer Garten Drachen steigen ließ, im Wannsee badete, mit Ausflugsschiffen die Havelseen befuhr, in der eigenen Laube entspannte oder im Zoologischen Garten das Flusspferd Knautschke beobachtete, konnte glauben, in einer ganz normalen, von Grün durchzogenen und umgebenen Stadt zu leben. Seite 23 West-Berlin besaß mit Hertha BSC, Blau-Weiß 90, SC Tasmania 1900 und Tennis Borussia zeitweise Fußballvereine in der höchsten Spielklasse und mit Türkiyemspor Berlin einen der deutschlandweit profiliertesten, von Migranten gegründeten Clubs. Die Insel war dank der Wasserfreunde Spandau 04 Wasserballhochburg. Beliebt waren das Fußballspiel vor dem Reichstag und der Stadtmarathon. In schneereichen Wintern war es sogar möglich, auf dem Teufelsberg Ski zu fahren. Man konnte auf der Avus spektakuläre Autorennen verfolgen, im Olympiastadion Länderspiele, Stadionfeste und Polizeischauen miterleben, auf der Mariendorfer Trabrennbahn Geld verwetten, beim Sechstagerennen den „Sportpalastwalzer“ pfeifen, in der Deutschlandhalle bei Boxkämpfen oder „Menschen, Tiere, Sensationen“ mitfiebern und in der Waldbühne Konzerte aller Musikrichtungen besuchen. Das Angebot an Cafés, Lokalen und Bars war für die West-Berliner und ihre Gäste kaum überschaubar und bediente jeden Geschmack. Die Kneipenszene, für die keine Sperrstunde galt, war legendär. Auch die diversen Tanz-Etablissements bzw. Diskotheken sowie die Jazz- und Folk-Clubs mit Live-Musik wurden „open end“ frequentiert. RAUMTEXTE | 3. Etage Verloren, aber nicht vergessen Ein außergewöhnlicher Ort in der West-City war das Mietshaus Schlüterstraße 45, in dem von 1964 bis 2013 das Hotel Bogotá residierte. Hier schien die Zeit stillzustehen. Die Gäste schätzten das historische Ambiente und die familiäre Atmosphäre des traditionsreichen Hauses. Das 1911/12 errichtete Gebäude in der Nähe des Kurfürstendamms beherbergte vor dem Zweiten Weltkrieg das Atelier der Fotografin Yva (eigentlich Else Ernestine Neuländer-Simon). Sie und ihr Mann wurden deportiert und ermordet. 1942 zog die Reichskulturkammer ein, nach dem Krieg der Vorläufer des Kulturbundes der DDR. Die Erinnerung an das Hotel Bogotá wird hier mit dem Mobiliar des grünen Salons wachgehalten. Eine Fotogalerie präsentiert weitere Zeugnisse der West-Berliner Architekturgeschichte, die durch Schließung oder Abriss verloren gegangen sind, aber im kollektiven Gedächtnis der West-Berliner weiterleben. An den Hörplätzen ist der „Sound of West:Berlin“ von Anfang der 1950er bis Ende der 1980er Jahre zu erleben: eine Auswahl vom Schlager bis zu Protestsongs, in denen Berlin besungen wird, und von Musikern, die mit Berlin verbunden waren. Seite 24 Prolog Nach der siegreichen Schlacht Ende April 1945 befreite und besetzte die Rote Armee der Sowjetunion am 2. Mai 1945 Berlin. Die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht trat am 8. Mai in Kraft. Am 5. Juni 1945 unterzeichneten die Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte eine Vereinbarung über die Viermächte-Verwaltung für Gesamtberlin. Sie beruhte auf dem Londoner Protokoll von September 1944, in dem die USA, Großbritannien und die Sowjetunion sich über den Besatzungsstatus im Nachkriegsdeutschland und in Berlin verständigt hatten. Danach übernahmen die Siegermächte im Juli und August 1945 ihre zugewiesenen Sektoren: die Sowjetunion zog sich auf die Ostbezirke zurück, die USA und Großbritannien – komplettiert durch das seit Mai 1945 in den Kreis aufgenommene Frankreich – rückten in die Westbezirke von GroßBerlin ein. Überzeugt von der Überlegenheit ihres jeweiligen Gesellschaftssystems, konnten sich die westlichen und östlichen Siegermächte auf keine gemeinsame Nachkriegspolitik einigen. Der Konflikt spitzte sich zu, als die Sowjetunion am 23. Juni 1948 die Einführung einer neuen Ostmark für ganz Berlin anordnete, um die Stadt wirtschaftlich mit ihrer Zone zu verbinden. Die westlichen Stadtkommandanten negierten den Befehl und führten stattdessen einen Tag später die Westmark ein. Jetzt suchte die sowjetische Militäradministration die Machtprobe. Am 24. Juni 1948 ließ sie die von ihr bzw. den Ostbehörden kontrollierten Straßenverbindungen, Schienentrassen und Wasserwege nach West-Berlin komplett sperren. Da aber der freie Zugang über die Flugkorridore einvernehmlich geregelt und rechtlich gesichert war, konnte der Warenverkehr dank einer logistischen Meisterleistung per Luftbrücke aufrechterhalten werden. Die Aufhebung der Blockade am 12. Mai 1949 änderte nichts an der Spaltung Berlins, hatte aber die Freiheit der Westsektoren gesichert. Seite 25 Epilog „Der West-Berliner ist einem Einzelkind vergleichbar, dem – im Altberliner Sound – Puderzucker in den Arsch geblasen wurde, nun aber hat er nicht nur einen Zwillingsbruder bekommen, sondern auch die Familie als Ganzes ist wichtiger geworden als er.“ [Horst Bosetzky, 2006] Mit der Maueröffnung am 9. November 1989 war die Trennung und Teilung zwischen den Stadthälften nach fast exakt 41 Jahren überwunden. West-Berlin verlor seinen historischen Sonderstatus. Was folgt: - der Beschluss, dass die Berlinförderung binnen sieben Jahren eingestellt wird; - der Abriss eines ersten Teilstücks der Berliner Mauer durch die DDR-Grenztruppen am 22. Januar 1990; - die Aufhebung des Sonderstatus‘ von Berlin nach den „Zwei-Plus-Vier“- Verhandlungen am 12. September 1990 sowie die Aufhebung der alliierten Besatzungsrechte am 2. Oktober 1990; - die ersten Gesamtberliner Wahlen seit 1946 am 2. Dezember 1990; - die Verabschiedung der letzten militärischen Einheiten der drei Westalliierten am 8. September 1994. Seite 26 BEGLEITPROGRAMM Die Spurensuche nach dem Wesen von WEST:BERLIN geht über die „Grenzen“ der Ausstellung hinaus. Mit dem spannenden Begleitprogramm wird das weltstädtische Biotop wissenschaftlich untersucht und literarisch und musikalisch auf seinen Poesiegehalt geprüft. Die Stadt wird in Filmen gezeigt, der West-Berliner Prominenz alte und neue Geschichten abgelauscht und mit der kabarettistischen Erinnerung der eine oder andere Stachel gesetzt. Die Ausstellung wird begleitet von einem umfangreichen Vermittlungsprogramm mit Führungen und Workshops sowie mit speziellen Angeboten für Schulen. Erkunden Sie mit uns gemeinsam die Insel! Kontakt Stadtmuseum Berlin Dr. Claudia Gemmeke Abteilungsdirektorin Forum Tel. (030) 24 002-127 Beate Tast-Kasper Leitung Veranstaltungen Tel. (030) 24 002-161 Dr. Nele Güntheroth Leitung Forschungskolleg Tel. (030) 24 002-156 FÜHRUNGEN Constanze Schröder Leitung Museumspädagogik WEST:BERLIN – Insel der Seligen? Jeden Sonntag | 15 Uhr | Ephraim-Palais Führung: In einem einstündigen Streifzug erfahren Sie Überraschendes aus Kultur, Politik und Alltag der verschwundenen Teilstadt. Eintritt 10,–/7,– Euro inkl. Museumsbesuch | Diese Führung ist auch für Gruppen buchbar. WEST:BERLIN VOR ORT Jeden Samstag | 15 Uhr Führungen durch West-Berlin 22.11. + 20.12.2014 | 31.01. + 28.02. + 28.03.2015 Schaufenster der Freiheit Das Hansaviertel und die Internationale Bauausstellung 1957 Treffpunkt: U-Bhf Hansaplatz Ausgang oben (Hansa-Bücherei) 29.11.2014 | 10.01. + 07.02. + 07.03.2015 Grenzgänge: von Grenzen, Menschen und Zeitläufen Kreuzberg SW 61, Topographie des Terrors, Check-Point-Charlie, Internationale Bauausstellung 1987 Treffpunkt: vor dem Eingang zum Martin-Gropius-Bau 06.12.2014 | 17.01. + 14.02. + 14.03.2015 Kurfürstendamm – Flaggschiff der City West Rundgang vom Wittenbergplatz über Bahnhof Zoologischer Garten bis zum Olivaer Platz Treffpunkt: vor dem U-Bhf Wittenbergplatz, Ausgang Richtung KaDeWe Tel. (030) 24 002-174 Seite 27 13.12.2014 | 24.01. + 21.02. + 21.03.2015 Rund um den Savignyplatz Grüne Oase für Künstler, Philosophen und Juristen in der pulsierenden City West Treffpunkt: vor dem Eingang zum S-Bhf Savignyplatz Gruppengröße max. 15 Personen | mind. 10 Teilnehmende Dauer: 2 Stunden | Preis p. P. 12,– Euro Teilnahme nur nach Anmeldung Alle Führungen sind auch für Gruppen buchbar. Buchung, Information und Treffpunkt unter: (030) 86 31 35 03 oder [email protected] Eine Kooperation mit „Stadtansichten“ WEST:BERLIN für SchülerInnen Ausstellungs- und Kinobesuch für Schülergruppen Allein machen sie dich ein Eine einstündige dialogische Führung durch die Ausstellung und die Vorführung des filmischen Zeitdokuments „Allein machen sie dich ein“ mit Filmgespräch im Kino Central vermitteln den SchülerInnen einen Eindruck des Lebensgefühls von Jugendlichen in West-Berlin. Dauer 4 Stunden | 150,– Euro | bis 30 Schüler | ab 5. Klasse Buchung und Infos unter: (030) 40 98 23 63 Eine Kooperation mit dem Schulkino Berlin Workshop Freiheit, Freiraum, Inseltraum Was bedeutet heute Freiheit für die Gesellschaft, für Berlin und für jeden Einzelnen? In handlungsorientierten Modulen erforschen, dokumentieren und präsentieren SchülerInnen ihren eigenen Zugang zur Ausstellung. Dazu schlüpfen sie in Rollen der unterschiedlichsten Interessengruppen des ehemaligen West-Berlin. Die verschiedenen Perspektiven gestalten sie gemeinsam zu einer Zeitung zum Mitnehmen. Dauer: 2,5 Stunden | buchbar ab 10 Personen | p.P. 3,– Euro inkl. Eintritt und Material, Begleitpersonen frei | Buchung und Infos unter: (030) 24 002 162 Schülerführung WEST:BERLIN von A bis Z – vom Amphicar bis Zapf Dauer: 1 Stunde | 30,– Euro |Buchung und Infos unter: (030) 24 002 162 Seite 28 WEST:BERLIN für Familien 15.02.2015 + 19.04.2015 + 21.06.2015 Ephraim-Palais | Museumslabor | ab 6 Jahre | 11 –14 Uhr Einmal West-Berlin zum Mitnehmen, bitte! Andenken und Wahrzeichen der „Insel“ entwerfen und modellieren Leitung: Mirjam Koring 15.03.2015 + 17.05.2015 Ephraim-Palais | Museumslabor | ab 6 Jahre | 11 –14 Uhr SOUVENIRS, SOUVENIRS ! Taschen, Karten und Geschenkpapiere mit Berliner Lieblingsmotiven bedrucken und gestalten Leitung: Cornelia Weiland Eintritt 9,–/6,– Euro Anmeldung über Jugend im Museum e.V. unter: (030) 266 42 44 Eine Kooperation des Stadtmuseums Berlin mit Jugend im Museum e.V. PROGRAMM November 2014 Mi | 19.11.2014 | 19 Uhr | Ephraim-Palais Buchvorstellung und Vortrag: Leben in West-Berlin – Alltag in Bildern 1945 –1990 West-Berlin in Fotografien – ob Lebensmittelverteilung in der Blockadezeit oder Abriss in Kreuzberg. Der Autor Günther Wessel lässt Erinnerungen in Bildern lebendig werden. In Zusammenarbeit mit dem Elsengold Verlag. Eintritt 3,–/2,– Euro Di | 25.11.2014 | 18 Uhr | ExRotaprint Projektraum „Glaskiste“ Berlinmacher-Salon: Volker Hassemer und Ilja Richter im Gespräch Wie geht Berlin mit seiner Geschichte um? Geht Berlin-Geschichte, gehen soziale Orte verloren und geraten unter den Hammer, weil Investoren warten? Ein Gespräch zweier Protagonisten, die sich um die Zukunft ihrer Stadt Gedanken machen. Moderation: Nadya Luer (rbb) Im Anschluss exklusive Vorabaufführung des Films von Ilja Richter „Hotel Bogotá – Eine einmalige Geschichte“. In dem einfühlsamen Dokumentarfilm geht es um die wechselvolle Geschichte des Gebäudes. Eintritt frei Seite 29 Mi | 26.11.2014 | 18 Uhr | Ephraim-Palais Kuratorenführung: Freiheiten und Freiräume in West-Berlin mit Dr. Thomas Beutelschmidt und Julia M. Novak Eintritt 10,–/7,– Euro inkl. Museumsbesuch Sa | 29.11.2014 | 14 Uhr | Ephraim-Palais | Museumslabor Präsentation: Mauer.Meinungsfreiheit.Migration – Jugendliche heute und ihr Blick auf West-Berlin Jugendliche untersuchten die Geschichte von BerlinerInnen mit Migrationshintergrund aus Asien, Afrika und Lateinamerika, die nach West-Berlin kamen. Sie recherchierten, führten Zeitzeugeninterviews, suchten Schlüsselobjekte und präsentieren nun ihre oftmals verblüffenden und bewegenden Ergebnisse der Öffentlichkeit. Eine Kooperation mit dem Verein Alte Feuerwache, gefördert von Engagement Global und der Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit Berlin Eintritt frei Dezember 2014 Do | 04.12. + Fr | 05.12.2014 Biotop Berlin. Neuere Forschungen zur Geschichte West-Berlins Im Rahmen der Ausstellung veranstalten die Stiftung Stadtmuseum Berlin und das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) eine wissenschaftliche Tagung. Do | 04.12.2014 | 18.30 Uhr | Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Öffentliche Abendveranstaltung: Biotop Berlin. West-Berlin erinnern Abendvortrag von Prof. Dr. Martin Sabrow, Direktor des ZZF Potsdam. Podiumsdiskussion mit Ulrich Eckhardt, Nele Hertling, Barbara John, Martin Kruse, Rik de Lisle, Walter Momper, Moderation: Petra Schwarz Eintritt frei Fr | 05.12.2014 | 9.30 – 18.30 Uhr | Märkisches Museum Tagung: West-Berlin erforschen Panels: Amerikas Berlin | Wirtschaften in West-Berlin | Kulturraum West-Berlin Das detaillierte Programm finden Sie im separaten Flyer, auch zum Download unter: www.west.berlin Teilnahme nur nach Voranmeldung, begrenzte Teilnehmerzahl, Anmeldeschluss: 15.11.2014 Anmeldung unter: [email protected] Tagungsgebühr inkl. Imbiss und Kaffeepause 20,– Euro Seite 30 Do | 18.12.2014 | 17.30 Uhr | Urania Vortrag | Kommentierte O-Ton-Doku Retropolitan West-Berlin: Freie Stimmen der freien Welt Olaf Leitner war 24 Jahre RIAS-Redakteur und 31 Jahre Kolumnist des tip-Magazins. Er führte zahlreiche Interviews, die 2002 in sein Buch „West-Berlin! Westberlin! Berlin (West)!“ eingingen. Nun werden Erinnerungen von Juppi Becher, Ulrich Eckhardt, Heinz Galinski, Klaus Hoffmann, Hanna-Renate Laurien, Klaus Zapf und vielen anderen erstmalig akustisch präsentiert. In Zusammenarbeit mit Urania Berlin e. V. Eintritt 7,– Euro / erm. 6,– Euro / Urania-Mitglieder 3,50 Euro Januar 2015 Di | 13.01.2014 | 18.30 Uhr | Märkisches Museum Gespräch: Deutsche und Amerikaner in Berlin – eine transatlantische Familie? Im Laufe der Zeit wurden die westlichen Alliierten, besonders die Amerikaner, von Siegern und Besatzern zu Verbündeten, Nachbarn, Freunden und Familienangehörigen. Eine Bewertung aus der Rückschau mit Dr. Gundula Bavendamm und Zeitzeugen im Gespräch. In Zusammenarbeit mit dem AlliiertenMuseum Berlin Eintritt 3,–/2,– Euro Mi | 21.01.2015 | 19 Uhr | Zeughauskino im Deutschen Historischen Museum Lesung | Gespräch | Film Philip Werner Sauber: Der einsame Wanderer Während andere gegen den Vietnamkrieg protestierten und Institute besetzten, drehte Philip Werner Sauber seinen ersten experimentellen Film. 1975 starb er nach einem Schusswechsel mit der Polizei. Die Autorin Ulrike Edschmid zeichnet den Weg von Philipp S. in den politischen Untergrund nach, es moderiert Dr. Thomas Flierl. Anschließend Filmvorführung „Der einsame Wanderer“ (1968). Im Rahmen der Reihe West-Berlin im Dokumentarfilm | Kooperation mit dem Zeughauskino im Deutschen Historischen Museum Eintritt 5,– Euro Fr | 23.01.2015 | 14 Uhr | Märkisches Museum | Museumslabor Präsentation: Tempelhofer Freiheit – Gestern, Heute und Morgen? Schon zum sechsten Mal präsentieren SchülerInnen der Carl-von-Ossietzky-Schule ihre Projektergebnisse im Stadtmuseum Berlin. Nach dem ihre Vorgänger sich mit den Plätzen und Toren der Stadt heute und damals beschäftigt haben, wählten nun die Achtklässler das Tempelhofer Feld für ihre Stadtforschung. Sie besuchten die Sehitlik Moschee am Columbiadamm und beschäftigten sich mit deren Geschichte und Architektur, sie recherchierten zur Luftbrücke und Berlin-Blockade, zur Luftfahrtgeschichte am Flughafen Tempelhof und setzten sich mit dem Zwangsarbeitsdenkmal auseinander. Und sie stellten sich die Frage: Große Freiheit - wie stellen wir uns die Zukunft des Feldes vor? Zu sehen sind nun sechs von den Jugendlichen bebaute Modelltafeln, die die Sicht der SchülerInnen auf das Gebiet Columbiadamm und das angrenzende Flugfeld zeigen. Projektleitung: Valerie von Stillfried Eintritt frei Seite 31 Do | 29.01.2015 | 14 Uhr | Ephraim-Palais | Museumslabor Präsentation Schülersalon Betti SchülerInnen aus dem Märkischen Viertel laden in den Salon „Meine Insel West-Berlin“. Sie präsentieren Geschichte, Entwicklung und Gegenwart ihres Kiezes im Pecha Kucha Format – in siebenminütigen, bebilderten Vorträgen Eine Kooperation mit der Bettina-von-Arnim-Schule, im Rahmen des Modellprogramms Kulturagenten für kreative Schulen Eintritt frei Februar 2015 So | 15.02.15 | 16 Uhr | Kabarett „Die Distel“ Gesprächsreihe: West-Berliner Kabarettgeschichte(n) „Stachelschweine“, „3 Tornados“, „Die Insulaner“, „Reichskabarett“, „Wühlmäuse“ oder „Bügelbrett“ standen für das West-Berliner Kabarett als Garanten für unbequemes Hinterfragen. KünstlerInnen und Produzierende wie Arnulf Rating oder James Lyons erzählen im Gespräch mit Ulli Zelle (rbb) an drei Nachmittagen aus dieser Zeit und erörtern die Bedeutung für das heutige Kabarett. In Zusammenarbeit mit dem Kabarett „Die Distel“ Eintritt 5,– Euro Di | 24.02.2015 | 17.30 Uhr | Urania Forum Stadtgeschichte Wirtschaftswunder West-Berlin. Der Berlin-Förderung sei Dank? Über die besondere wirtschaftliche Situation West-Berlins und den Einfluss und Stellenwert der Wirtschaftsförderung diskutieren Christoph Albrecht, Alexander Eickelpasch, Prof. Dr. Rainer Knigge, Prof. Dr. Johannes Ludwig und Prof. Dr. Klaus Semlinger. Sie gehörten der „Arbeitsgruppe Berlinförderung“ an, die Ende der siebziger Jahre in West-Berlin tätig war. Moderation: Dr. Hermann Rudolph, Der Tagesspiegel In Zusammenarbeit mit Urania Berlin e. V. Eintritt 7,– Euro / erm. 6,– Euro / Urania-Mitglieder 3,50 Euro März 2015 Mi | 11.03.2015 | 18.30 Uhr | Ephraim-Palais Präsentation der Grafischen Sammlung: Auf Papier. Inselglück und Melancholie Ausgewählte Arbeiten aus der Grafischen Sammlung des Stadtmuseums Berlin vermitteln einen Eindruck des Lebensgefühls der West-Berliner Künstlergemeinde und deren Zerrissenheit zwischen Aufbruch und Melancholie. Eintritt 3,– Euro / erm. 2,– Euro Seite 32 So | 15.03.15 | 16 Uhr | Kabarett „Die Distel“ Gesprächsreihe: West-Berliner Kabarettgeschichte(n) „Stachelschweine“, „3 Tornados“, „Die Insulaner“, „Reichskabarett“, „Wühlmäuse“ oder „Bügelbrett“ standen für das West-Berliner Kabarett als Garanten für unbequemes Hinterfragen. KünstlerInnen und Produzierende wie Arnulf Rating oder James Lyons erzählen im Gespräch mit Ulli Zelle (rbb) an drei Nachmittagen aus dieser Zeit und erörtern die Bedeutung für das heutige Kabarett. In Zusammenarbeit mit dem Kabarett „Die Distel“ Eintritt 5,– Euro Di | 17.03.2015 | 18 Uhr | ExRotaprint Projektraum „Glaskiste“ Berlinmacher-Salon: Claudia Skoda im Gespräch Claudia Skoda ist die einzige Modedesignerin des ehemaligen West-Berlin, die es zu Weltrang gebracht hat. Wo liegen die Unterschiede zur Kreativ- und Modeszene in Berlin heute? Das diskutiert sie im Gespräch mit Zeitzeugen und Modeschülern des Lette-Vereins, Jochen Pahnke und Dan Winkler. Eintritt frei Do | 26.03.2015 | 19 Uhr | Märkisches Museum Gespräch: Glamour, Strip und falsche Brüste. Travestie in West-Berlin Durch 50 Jahre Travestiegeschichte West-Berlins führen der Dokumentarfilmer Jochen Hick, der Historiker Karl-Heinz Steinle mit dem Travestiekünstler Madame Kio, einem der Stars des Chez Nous und Leiter der Show-Truppe Kio und die Crazy Boys. Eintritt 3,–/2,– Euro April 2015 Fr | 17.04.2015 | Märkisches Museum Kolloquium: West-Berlin im Bild Mit dem Werk des kulturbegeisterten Pressefotografen Harry Croner (1902–1992) und des privat und in Farbe fotografierenden RIAS-Mitarbeiters Rolf Goetze (1921–1988) besitzt das Stadtmuseum Berlin zwei Fotografen-Nachlässe, die in besonderer Weise die Geschichte West-Berlins über vier Jahrzehnte dokumentieren. Die sehr verschiedenen Arbeitsbedingungen und Interessen beider Fotografen sind Anlass über die Rolle der Fotografie bei der Entstehung und Verbreitung von Geschichtsbildern der ehemaligen Inselstadt zu diskutieren. Eintritt 3,–/2,– Euro So | 19.04.15 | 16 Uhr | Kabarett „Die Distel“ Gesprächsreihe: West-Berliner Kabarettgeschichte(n) „Stachelschweine“, „3 Tornados“, „Die Insulaner“, „Reichskabarett“, „Wühlmäuse“ oder „Bügelbrett“ standen für das West-Berliner Kabarett als Garanten für unbequemes Hinterfragen. KünstlerInnen und Produzierende wie Arnulf Rating oder James Lyons erzählen im Gespräch mit Ulli Zelle (rbb) an drei Nachmittagen aus dieser Zeit und erörtern die Bedeutung für das heutige Kabarett. In Zusammenarbeit mit dem Kabarett „Die Distel“ Eintritt 5,– Euro Seite 33 Do | 23.04.2015 | 18 Uhr | ExRotaprint Projektraum „Glaskiste“ Berlinmacher-Salon: Olaf Leitner: Der Müller-Abend Berlinmacher sind Menschen, die in der Stadt etwas bewegen, die Berlin als Macher prägen. Interessante Menschen mit Namen Müller erinnern sich an West-Berlin. Der bekannte Berliner RIAS- Moderator Olaf Leitner blickt mit ihnen sowohl auf die „Insel im Roten Meer“ als auch auf die vergangenen 25 Jahre. Eintritt frei Mai 2015 22.05.2015 | 14 Uhr | Museumslabor Ephraim-Palais Präsentation: Schulprojekt „Schulgeschichte im kalten Krieg“ SchülerInnen erforschten die Geschichte ihrer Schule, die als Nachkriegs Gebäude im Hansaviertel eine typische Fassette West-Berlins widerspiegelt. Die jungen Forscher nutzten das Schularchiv, sprachen mit Zeitzeugen und versuchten, die Rolle der Schule als Notfallgebäude für die Bevölkerung zu beleuchten. Die Ergebnisse werden nun im Museumslabor des Ephraim-Palais präsentiert. Eine Kooperation zwischen dem Stadtmuseum Berlin und dem Gymnasium Tiergarten Hinweise zu weiteren Veranstaltungen bis zum Ende der Sonderausstellung erhalten Sie in Kürze über die Website www.west.berlin und aus dem gedruckten Programmheft II ab dem 16.März 2015. Seite 34 WEST-BERLIN, PRIVAT FOTOAUFRUF Berlinerinnen und Berliner erstellen seit Januar 2014 auf der Website des Stadtmuseums Berlin ein virtuelles Fotoalbum von West-Berlin. Fast vergessen schlummerten diese Dokumente oft jahrelang in Fotoalben oder Schuhkartons. Zu sehen sind Fotos aus der Arbeitswelt, von fröhlichen Festen und Feiern, Stadtspaziergängen, der West-Berliner Straßenbahn am Kurfürstendamm oder den Alliierten, vom Ankommen in Berlin, dem Flughafen Tempelhof oder Brandenburger Tor, von Demonstrationen, Straßenfesten und Kneipenszenen, von der Anschaffung des ersten Autos, den Ausflügen mit den Kindern, den Rennen auf der Avus, von abrissbedrohten Häusern, Aktionskünstlern, Badevergnügen oder Mauervisiten mit auswärtigem Besuch, von der 750Jahrfeier Berlins oder dem Sommerfest im Berlin Museum und … und … und…. Zum Start der Ausstellung werden die ersten 350 West-Berlin-Fotos im Ephraim-Palais präsentiert! Auf der Website des Stadtmuseums Berlin kann weiterhin jeder sein schönstes privates West-Berlin-Foto mit einem kurzen Erinnerungen an Groß Glienicke, 1963 „Unser Strandbad!“, wo wir uns im Sommer nach der Schule hauptsächlich aufhielten. Gegenüber die Wiesen und Häuser von Groß-Glienicke, noch steht keine Mauer! Einsender: Christian Welte Fotoaufruf: West-Berlin, privat © Stadtmuseum Berlin Kommentar, dem Ort und dem Datum der Aufnahme einstellen. http://www.stadtmuseum.de/west-berlin-privat bzw. http://west.berlin/fotoaufruf STORY-TELLING-STATION Es gibt so viele Erinnerungen, die angesichts der West-Berlin Ausstellung wieder präsent sind und gern geteilt werden wollen. Besucherinnen und Besucher können ihre Geschichten zu West-Berlin oder ihre Kommentare zur Ausstellung live vor Ort erzählen. Ein Gesprächspartner des Stadtmuseums zeichnet die persönlichen Erinnerungen per Video auf. Mit diesem Vorhaben kann das Bild von West-Berlin ergänzt, erweitert oder korrigiert werden. Jeden Mittwoch zwischen 15 und 17 Uhr ist die Story-Telling-Station im Ephraim-Palais geöffnet, um Erinnerungen an West-Berlin aufzuzeichnen. Weitere Termine nach Vereinbarung unter: [email protected]. Oldtimer Treffen am Funkturm Westberlin, April 1983 Einsender: Rolf H. Fischer Fotoaufruf: West-Berlin, privat © Stadtmuseum Berlin Seite 35 AUSSTELLUNGSIMPRESSUM WEST:BERLIN Eine Insel auf der Suche nach Festland Ausstellung Ephraim-Palais | Stadtmuseum Berlin 14. November 2014 – 28. Juni 2015 Poststraße 16 | 10178 Berlin Ausstellungsgestaltung: Thomas Meter, Thomas Gubig, Grit Schmiedl, Ines Wenzel Ausstellungsbau: Stefan Petri, Eckhard Ret, Lutz Simon www.west.berlin Medientechnik: Jörg Hiecke Generaldirektorin: Franziska Nentwig Medienrecherche und Regie: Thomas Beirat: Michael S. Cullen, Eckhart Gillen, Volker Hassemer, Olaf Leitner, Walter Momper Projektleitung: Dominik Bartmann, Charlene Lynch, Jan Mende Kuratoren: Thomas Beutelschmidt, Julia M. Novak Arbeitsgruppe: Dominik Bartmann, Tobias Böhm, Gerhard Heinemann, Kristina Kramer, Charlene Lynch, Bärbel Reißmann, Peter Schwirkmann Texte: Dominik Bartmann, Thomas Beutelschmidt, Gerhard Heinemann, Kristina Kramer, Charlene Lynch, Julia M. Novak, Bärbel Reißmann, Peter Schwirkmann Textredaktion: Dominik Bartmann, Thomas Beutelschmidt, Julia M. Novak Korrektorat: Marcus Geschke, Jan Mende Beutelschmidt, Julia M. Novak Hörlounge: Tobias Böhm, Jan Schad Objektfotografie (Stadtmuseum Berlin): Phil Dera, Friedhelm Hoffmann, Michael Setzpfandt Technische Beratung: Barbara Fischer, Joachim Roder Konservatorische Betreuung: Karla Collmar, Christine Dill-Friedrich, Marina Fümel, Albrecht Henkys, Marianne König, Katharina Plate Veranstaltungsprogramm: Tobias Böhm, Claudia Gemmeke, Nele Güntheroth, Jeanette Haße, Beate Tast-Kasper Vermittlung: Constanze Schröder Fotoaufruf West-Berlin, privat: Tobias Böhm, Claudia Gemmeke, Nele Güntheroth Übersetzung: Lucinda Rennison Marketing: Marcus Geschke, Julia Mitrach Organisation Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Annette Bossmann, Klara Freund, Roswitha Jünemann, Charlene Lynch, Jan Mende, Moritz Möller, Rebecca Simon, Nasima Zirngibl Praktikantinnen: Daniel Baumbach, Octavia Hazel Hurst, Arabel Luscombe, Courtney Ann Neaveill, Anne Ristau, Brenda Spiesbach Judith Kuhn, Anja Schulze Online-Redaktion und Social Media: Martin Schäfer Website Konzept & Design: Studio GOOD, Berlin Technische Umsetzung: DEV.TIM Seite 36 Wir DANKEN! A AlliiertenMuseum Berlin | Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung | Archiv Grünes Gedächtnis der Heinrich-Böll-Stiftung | Archiv der Jugendkulturen e.V. | Arsenal / M. Stefanowski B Bahlsen GmbH & Co. KG | Prof. Dr. Dominik Bartmann | Basis-Film-Verleih | Bayer AG, Schering Archiv | Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv | Berliner Festspiele | Berlinische Galerie - Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur | Berliner Philharmoniker | Bernhard-Heiliger-Stiftung | Dr. Thomas Beutelschmidt | Bezirksamt Tempelhof- Schöneberg | Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, Fachbereich Kunst und Kultur / Museen Tempelhof- Schöneberg | Dr. Eugen Blume | Alexander Brödner | Hubert Burda Media Holding Kommanditgesellschaft | C. Bloes | Horst Bosetzky | b p k - Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte | W. Jo Brunner | Bundesarchiv | BVG Archiv C Hector Cabezas | Gerd Conradt | Courtesy of SCHUEPPEL – FILMS| Courtesy of Stephen Willats and the Galerie Thomas Schulte, Berlin D degewo | Detlef Mandel Avantgarde | Deutsches Historisches Museum | Deutsche Fotothek | Deutsche Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen | Deutschlandradio | dotBERLIN E Rolf Eden | Edition R. Block / lection | Stephan Elsner | endart | Eternit AG F Beate Fischer-Economides | FFBIZ-Archiv | FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum | Hartmut Fittkau | Fraport AG, Frankfurt am Main | Freie Universität Berlin, Universitätsarchiv G Detlef Gallinge | Glas Automobilclub | Peter Gruchot | Gudrun Gut H Mila Hacke | Anne Hagenbucher | Walter Hanel | Günter Hartmann | Hauser & Wirth | Robert- Havemann-Gesellschaft e.V. | Florian Helmchen | Sebastian Herrmann | Familie Th. Hildebrand Berlin | Historisches Museum Frankfurt | Tien-Wen Hsiao I Institut für Zeitgeschichte München J M. Jödicke | Kurt Jotter | John F. Kennedy Library, Boston | Harald Juch K Gerhard Keiderling | Knobelsdorff-Schule, Oberstufenzentrum Bautechnik I | Rita Kohmann | KPM Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin GmbH | Ingeborg Körner |Christa Koronowski | Helmut Kotschenreuther | Dieter Kramer | Horst Krüger | Ulli Krüger | Ku-Bi e.V. - Archiv Papiertiger | Willy Kuhweide | Inge Kundel-Saro L Landesarchiv Berlin | Landesdenkmalamt Berlin | LBJ Presidential Library, Austin | Olaf Leitner | E&M Leydicke | Norbert Lingfeld | Johannes Ludwig M Cornelius Maschke, Morlind Tumler | Will McBride | Klaus Mehner | Gerrit Meijer | Jakob Menge | Messe Berlin | Elfie Mikesch | Mitte Museum | Mondelez | Hannelore Mühlenhaupt | Wolfgang Müller | Musée Air France | Museum der Arbeit | Museum im Wasserwerk | Museum Neukölln N Birgit Nachtwey | NBK Videoarchiv | Pat Newman | Barbara Nickolaus | Julia M. 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Croners fotografisches Werk, Eintritt mit vielen in Berlin lebenden und gastierenden Künstlern ermöglichte ihm das mit dieser Auswahl erstmals vorgestellt wird, ist die Chronik einer Epoche und zugleich Hommage an eine kleine Insel der Weltpolitik, die vor allem eines war, eine große Bühne für Kultur. Di–So 10–18 Uhr 5,00 / erm. 3,00 Euro bis 18 Jahre Eintritt frei, jeden 1. Mittwoch im Monat Eintritt frei Sonderticket 9,00 / erm. 6,00 Euro Berechtigt zum Besuch der Häuser Ephraim-Palais und Märkisches Museum in der Zeit vom 14.11.2014– 28.06.2015. Edition Stadtmuseum Berlin Bühne West-Berlin Fotografien von Harry Croner aus vier Jahrzehnten Peter Schwirkmann, Bettina Machner, Bärbel Reißmann und Angelika Ret 288 Seiten, 282 Abb., Verlag M ISBN 978-3-939254-21-8 Preis: 29,90 Euro