Das Akkordeon tanzt auch ohne Lederhose

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Das Akkordeon tanzt auch ohne Lederhose
KULTUR AUS SALZBURG 9
M ONT AG, 4 . A P RIL 2 0 16
Das Akkordeon tanzt
auch ohne Lederhose
Schach spielen
nach eigenen Regeln: Besucher
bei der Eröffnung
der umgebauten
Schau in der Galerie 5020. BILD:
Ein zweiter Andreas Gabalier wollte er nicht werden: Florian Zack
sucht sich mit dem Akkordeon lieber immer wieder neue Wege.
CLEMENS PANAGL
An früher erinnert
manchmal noch der Blick auf die
Tantiemenabrechnung. „Dann sehe
ich, dass meine alten Songs nach
wie vor gespielt werden“, sagt Florian Schernhammer. Lang ist es auch
noch nicht her, dass der Salzburger
unter Namen Florian Zack sein Debüt für eine großen Plattenfirma
aufnahm und erste Radioerfolge lieferte. Das Akkordeon begleitete damals bereits seine Songtexte mit
weltoffenen Grooves. Den Marktstrategen schwebte ein anderes
Image vor. Vielleicht eines, wie es
Andreas Gabalier vormachte, der zu
der Zeit gerade seinen Durchbruch
hatte. „Man wollte mir am liebsten
die Lederhose überstülpen. Und ich
habe in meiner Euphorie erst einmal geglaubt, das gehört dazu.“
Mittlerweile ist die Lederhose
wieder gut verstaut. Das Akkordeon
ist geblieben. Der Weltreise-Groove
zu doppelbödigen Texten auch. „Digital Sozial“ heißt das Minialbum,
das Ende März erschienen ist. Darauf sind auch wieder Sounds zu
hören, die Schernhammer bei seinen Reisen zwischen Südamerika
und Neuseeland gern aufliest. „Die
SALZBURG.
Zurück als Florian Zack: Flo Schernhammer, im Bild mit Schlagzeuger
BILD: SN/ZACK
Stephan Ebn.
Texte sind, glaube ich, seriöser geworden.“ Mit dem Projekt Florian
Zack habe er „eigentlich schon abgeschlossen gehabt. Aber ich konnte es nicht lassen.“ Im Trio geht er
deshalb im April wieder auf Tour.
Sie beginnt mit einem Heimspiel
des Maxglaners: einem Wirtshaus-
konzert im Gasthaus Drei Hasen
am 10. April.
An den Erfahrungen, die er
mit Plattenvertrag und aufgedrücktem Image gesammelt hat,
gebe es indes nichts zu bejammern. „Es war gut auch herauszufinden, was ich nicht will“,
sagt der Autodidakt, der sich das
Akkordeonspielen als Koch auf
einer Hütte („an Regentagen hatte ich viel Zeit zum Üben“) beibrachte. Mittlerweile ist Schernhammer ein Kollege des Akkordeon-Granden Otto Lechner: Mit
dessen Wiener Ziehharmonikern spielte er soeben zum Ausklang des Akkordeonfestivals.
Stücke für das Orchester zu
schreiben sei „eine neue Herausforderung geworden.“ Auch als
Florian Zack spiele er (mit Felipe
Ramos und Stephan Ebn) „nur
mehr, was Spaß macht“. Dieser
Spaß findet sich oft an der Kreuzung zwischen Tanzbarkeit und
Nachdenklichkeit. Ein neuer
Song entstehe nur, „wenn ich
wirklich glaube, etwas zu sagen
zu haben. Für eine Songflut bin
ich nicht der Typ.“
Termine: WWW.FLORIANZACK.COM
SN/GALERIE 5020/DAVID EISL
Der Schachkönig macht
sich zum Gipfelsieg auf
SALZBURG. Wenn er auf das schwer
bewachte Feld in der gegnerischen
Hälfte gerät, muss sich der König
nicht matt fühlen. Im Gegenteil:
Dann hat er die Partie gewonnen.
Für ein Projekt in der Galerie 5020
hat der Salzburger Künstler David
Eisl herkömmliche Schachregeln
umgestoßen. Und er erweitert das
Spiel um eine neue Dimension. Die
Spieler sitzen nicht vor einer Fläche. Sie stehen vor einer dreidimensionalen Schachbrett-Skulptur. Die
weißen und schwarzen Felder haben verschiedene Höhen, die an
Gipfel und Täler erinnern. „The
Map is Not the Territory“, heißt das
Projekt. „Mich interessiert immer
das Spiel mit der Wahrnehmung“,
sagt Eisl. Für die Gruppenausstellung trieb er dieses Spiel in mehreren Phasen weiter. Das Jahresprogramm der Galerie 5020 sieht vor,
dass sich je drei Künstler den großen, offenen Raum teilen. Nach der
Halbzeit einer Ausstellung soll ein
Umbau oder eine Weiterentwick-
lung neue Perspektiven auf die Arbeiten eröffnen. Dagmar Buhr und
Matthias Klos etwa tun das aktuell
mit Textelementen sowie Fotoserien, die ein Salzburg jenseits der
Postkartenansichten zeigen. Eleni
Kampuridis stellt in ihrer Rauminstallation gar alle Parameter des
Entstehens und Betrachtens von
Kunst infrage. Und Eisl, der die
Schachbretter zuerst als Kunstobjekte ausgestellt hat, fordert nun im
zweiten Teil der Schau zum praktischen Spiel mit der Wahrnehmung
auf. Zu leicht will er es den Spielern
nicht machen: „Ein Künstler soll
den Betrachter auch mit Hindernissen konfrontieren.“ Während die
Schachspieler aber die verschieden
hohen Felder erklimmen, können
sie dabei einen Aha-Effekt erleben:
„In dem Projekt geht es auch um die
Frage, wie wir die Welt sehen.“ Bei
Eisls Schach muss der König nicht
sterben. Sieger ist, wer als Erster
den gegnerischen Gipfel erreicht.
pac
Bis 16. 4.