OUTSOURCING - SOURCING AGENCIES
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OUTSOURCING - SOURCING AGENCIES
ERPS OUTSOURCING SOURCING AGENCIES ERPS Europäisches Forschungszentrum für Einkauf und Logistik Wien Autoren: Prof. Dr. Phil CARTER Direktor CAPS Center for Advanced Purchasing Studies Arizona, USA Dr. Josef VLCEK Generalsekretär ERPS Sponsored by Scania AB, Schweden ERPS – Europäisches Forschungszentrum für Einkauf und Logistik c/o ÖPWZ, Rockhgasse 6, A-1014 Wien e-Mail: [email protected] Das Europäische Forschungszentrum für Einkauf und Logistik (ERPS – European Center for Research in Purchasing and Supply) wurde 1997 von den europäischen Einkäuferorganisationen in Kooperation mit der IFPMM (International Federation of Purchasing and Materials Management) und dem amerikanischen Forschungsinstitut CAPS (Center for Advanced Purchasing Studies) gegründet. ERPS ist ein nicht gewinnorientierter Verein nach österreichischem Gesetz mit Sitz in Wien, Österreich. Aufgabe des ERPS ist es, Studien auf dem Gebiet des Einkaufes und Beschaffungswesens zu verfassen, zu publizieren und damit Einkaufsmanagern in ihren beruflichen Tätigkeiten und Unternehmen eine Unterstützung anzubieten. ERPS arbeitet mit Universitäten sowie mit europäischen und internationalen Institutionen der Forschung im Einkaufsbereich zusammen. ERPS steht in Kooperation mit IPSERA (International Purchasing & Supply Education & Research Association. IPSERA besteht aus führenden Instituten europäischer Universitäten, die auf dem Gebiet des Beschaffungswesens forschen. ERPS publizierte bisher vier Studien (jeweils in deutscher und englischer Sprache): - Der Einfluss des EURO auf die Einkäuferfunktion im Unternehmen (Dezember 1999) - E-Commerce auf Basis von Internettechnologien im Beschaffungswesen (April 2001) - Das Profil der Einkäuferfunktion und die Heraus forderungen in der Zukunft (November 2002) - Outsourcing – Sourcing Agencies (April 2003) 2 ERPS-Mitglieder Ordentliche Mitglieder: Organisation Land ÖPWZ BME ABCAL CDAF HALPIM IIPMM IPLMA ADACI NEVI NIMA AERCE SILF SVME Österreich Deutschland Belgien Frankreich Ungarn Irland Israel Italien Niederlande Norwegen Spanien Schweden Schweiz Außerordentliche Mitglieder: Organisation Land CAPS IFPMM AZ, USA global Vorstand: - Mr Svante AXELSSON, Präsident Mr Arnold BACHOFNER, Vize Präsident Prof. Dr. Attila CHIKAN, HALPIM Prof. Dr. Phil CARTER, CAPS Dr. Holger HILDEBRANDT, BME Ing. Karl H. PANOS, IFPMM, Controller Beirat: - Mr Leif ÖSTLING CEO Scania AB, Schweden Prof. Dr. Roman BOUTELLIER CEO SIG Holding AG, Schweiz Prof. Dr. Michael ESSIG Universität München, Deutschland Mr István LEPSÉNYI CEO Knorr-Bremse Fékrendszerek Kft., Ungarn Dr. Roland FALB CEO Roland Berger & Partner GmbH, Österreich 3 Inhaltsverzeichnis Einleitung 1. Unternehmenstätigkeiten, Gründe für Outsourcing Auslagerung, Ausgliederung, Produktionsverlagerung, Insourcing - Definitionen 2. Voraussetzungen 2.1 Unternehmensstrategie und strategische Bedeutung 2.2 Ausgangslage 2.3 Ist-Analyse 2.4 Kernkompetenzen 3. Für Outsourcing besonders geeignete Produkte und Dienstleistungen 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 Unternehmensnahe Dienstleistungen Logistik-Outsourcing Übernahme und Entwicklung von Kommunikationssystemen Outsourcing im Produktionsbereich Weitere für Outsourcing geeignete Geschäftsfelder 4. Outsourcing-Formen 4.1 4.2 4.3 4.4 Auslagerung an fremde Unternehmen Ausgliederung einer eigenen Abteilung Produktionsverlagerung Spezifische Formen des Outsourcings 4.4.1 Transformations-Outsourcing 4.4.2 Cluster 4.4.3 Outsourcing im öffentlichen Bereich – PPP-Modelle 5. Der Outsourcing-Prozess 5.1 Make or buy-Entscheidung 5.2 Auswahl des richtigen Partners, Qualitätssicherung 5.3 Rolle der Mitarbeiter im Outsourcing-Prozess 5.4 Rechtliche Gestaltung 5.5 Implementierung des Outsourcing-Prozesses 5.6 Prozessbegleitung/Controlling 5.7 Riskmanagement 5.8 Beendigung eines Outsourcing-Projektes 6. Chancen und Risiken 6.1 Chancen 6.2 Risiken 7. Sourcing-Agencies 8. Auswirkungen des Outsourcing-Prozesses auf das Unternehmen 9. Erfahrungen mit Outsourcing 10. Insourcing – Re-Insourcing 11. Trends – Procurement Outsourcing 12. Zusammenfassung 4 Einleitung Outsourcing – deutsch meist als Ausgliederung bezeichnet – ist vielfach ein Trendbegriff der effizienten Unternehmensführung und dient als wichtiges Argument für Kostensenkungen. Dadurch könnte der Eindruck entstehen, die Entscheidung hierzu erfolgt wie für einen gewöhnlichen Waren- oder Dienstleistungseinkauf. Der Begriff Outsourcing geht auf den Ausdruck „outside resource using“ zurück und bedeutet die Auslagerung eigener Leistungen auf längere Zeit oder dauernd durch Nutzung der Kapazitäten eines fremden Unternehmens. Die Gründe und Zielsetzungen für Outsourcing sind Konzentration auf die Kernkompetenz des Unternehmens, Kostenreduktion, Strukturänderung, Reengineering, Personalreduktion sowie Stärkung der Marktposition. Obwohl die Leistungen von einem anderen Unternehmen zugekauft werden, ist Outsourcing nicht einfach eine Form des Einkaufes, sondern bedarf fundierter strategischer Überlegungen, die für die zukünftige Entwicklung des Unternehmens entscheidend sein können und in jedem Fall nachhaltige Auswirkungen auf Unternehmen und Mitarbeiter haben. Für die Erreichung dieser Ziele sind jedoch Chancen und Risiken sowie der Aufwand der Vorbereitung und der Durchführung zu beurteilen. Die notwendigen Überlegungen, die Voraussetzungen, die für Outsourcing besonders geeigneten Leistungen, die Strategien und Formen des Outsourcings, die Ist-Analyse, die entscheidende Festlegung von nicht ausgliederbaren Kernkompetenzen, die Makeor-Buy-Entscheidung, die Qualitätssicherung, der Outsourcing-Vertrag sowie die Einbindung der Mitarbeiter und die Auswirkungen einer erfolgten Auslagerung werden unter anderem in dieser Studie in knapper Form behandelt. Praktische Beispiele zeigen die bei Ausgliederungen auftretenden Probleme, Möglichkeiten, Risken und Chancen. 5 Der Inhalt der vorliegenden Studie soll dem Praktiker eine Unterstützung für unternehmensbezogene Überlegungen und eine Entscheidungshilfe im Bereich des Outsourcing bieten. 1. Unternehmenstätigkeiten und Gründe für Outsourcing Viele Unternehmen haben in der Vergangenheit alle Leistungen, die zur Erstellung des marktfähigen Produktes oder der Dienstleistung notwendig waren, einschließlich Marketing und Vertrieb selbst erbracht. Zugekauft wurden nur jene Produkte und Dienstleistungen, die im Unternehmen nicht integriert oder ergänzend notwendig waren. Alle dauerhaften Leistungen wurden im Betrieb (in-house) erbracht. Dies umfasste auch eine Reihe von Dienstleistungen, wie Transport, Lagerhaltung, Logistik, EDV, Buchhaltung und andere Tätigkeiten, die nicht unmittelbar mit der Produktion verbunden waren. Der Preisdruck im Wettbewerb, die Notwendigkeit der Erhöhung der Wirtschaftlichkeit und die Erfordernisse einer schnelleren Reaktionsfähigkeit auf Marktveränderungen ließen die Unternehmen nach neuen Möglichkeiten suchen. Die immer größere Differenzierung der Leistungen, die sinkende Fertigungstiefe, die Integration von Dienstleistungen und steigende Kosten führten zu OutsourcingÜberlegungen. Waren Leistungen im eigenen Produktionsbereich gegenüber den am Markt angebotenen gleichwertigen Leistungen teurer, war der Fremdzukauf die erste Wahl. Die Zunahme von Dienstleistungen im Rahmen des Marktangebotes, der Preisdruck, die Veränderungen im Wettbewerb und positive Erfahrungen von Konkurrenten mit Outsourcing führten zu weitreichenden Auslagerungs-Überlegungen im eigenen Unternehmen. Hierzu kommt auch ein immer größeres Angebot an qualifizierten Outsourcing -Möglichkeiten. Beim Outsourcing werden bisher im eigenen Unternehmen erbrachte Leistungen an fremde selbständige Unternehmen übertragen, die daher in der Zukunft auf Dauer die Verantwortung für die Erbringung dieser Leistungen übernehmen. Das 6 Unternehmen beabsichtigt, durch erfolgreiches Outsourcing seine Ergebnisse sowie die Wettbewerbssituation nachhaltig zu verbessern und die Fixkosten zu senken. Die wichtigsten strategischen Gründe für Outsourcing sind: - Konzentration auf das Kerngeschäft - Konzentration auf Produktentwicklungen - Know-how Akquisition - Kostensenkung - Reduktion des Kapitaleinsatzes Es können sowohl Teilbereiche (selektiv) als auch ganze Leistungsbereiche (komplett) oder im Rahmen von Business process outsourcing ein Geschäftsprozess ausgelagert werden. Unternehmensnahe Dienstleistungen werden wegen der qualifizierten Möglichkeiten outgesourct z.B. im EDV-Bereich. Im Produktionsbereich werden nicht nur die Erzeugung von Vorprodukten sondern zunehmend Komponenten und andere Bereiche wie Logistik oder auch Forschung ausgelagert. Damit verbunden ist die Einbindung in die Know-how-Entwicklung des Outsourcing -Partners, um sich eigene Kapazitäten und deren Ausbildung zu ersparen. Outsourcing ist jedoch als Instrument nicht geeignet, unternehmenseigene Probleme (z.B. in der Produktion) zu lösen. Wird ein solcher Teilbereich ausgelagert, ist sogar mit einer Zunahme der Probleme zu rechnen. 7 Eine Accenture–Umfrage unter 200 Führungskräften im deutschsprachigen Raum im Jahr 2002 zeigte folgende Ansichten zu Outsourcing: Outsourcing-Erwartung Erhöhte Kostenflexibilität Outsourcing-Ablehnung 73 % Angst vor Verlust von bei Kapazitätsschwankung Zugang zu speziellen Qualität und Kontrolle 70 % Sorge wegen langfristiger Ressourcen Leistungssteigerung im 64 % 57 % Abhängigkeit 62 % Voreingenommenheit Kerngeschäft 56 % gegenüber neuen Geschäftsmodellen Kostensenkung 56 % Zu große Unsicherheit 56 % (Risken) Bessere Produktions- und 54 % Mangelndes Vertrauen in Kostenplanung 53 % den Partner Die arbeitsteilige Entwicklung der Weltwirtschaft eröffnete die Möglichkeit eines Outsourcings in Billiglohn-Länder, auch außerhalb der Weltwirtschaftsblöcke. Eine drohende Abhängigkeit von den Leistungen des Outsouring-Partners oder der Verlust von eigenem Know-how sowie die Sicherung der Qualität und der Marktstellung des Unternehmens bedürfen einer kritischen Beurteilung von Chancen und Risiken eines Outsourcing-Projektes. 8 Auslagerung, Ausgliederung, Produktauslagerung, Insourcing – Definitionen Outsourcing ist die dauerhafte Auslagerung von Leistungen, die bisher im eigenen Unternehmen erbracht wurden an ein externes, selbständiges Unternehmen. Wesentlich für das Outsourcing ist die dauernde oder längere zeitliche Übertragung einer Leistung an ein rechtlich selbständiges Unternehmen, mit dem vertraglich das Ziel einer spezifischen Form der Zusammenarbeit vereinbart wird. Das fremde Unternehmen arbeitet wirtschaftlich selbständig und hat daher in der Regel auch andere Marktpartner als Abnehmer seiner Leistungen. Bei einer Ausgliederung werden Unternehmensfunktionen meist mit ihren Mitarbeitern an Tochter- oder Beteiligungsunternehmen übertragen bzw. diese neu gegründet. Der Vorteil liegt in einer klaren Kompetenzzuordnung (Spezialisierung), Kostenbegrenzung, gesicherten Qualität und einfachen Qualitätskontrolle aufgrund der Möglichkeiten des selben Eigentümers. Ein Know-how-Transfer an andere Marktteilnehmer kann verhindert werden. Die Unternehmensziele werden von der outsourcenden Unternehmung weitgehend mitbestimmt. Ausgliederungen führen auch zu Unternehmensspaltungen oder zur Verselbständigung von Abteilungen des Unternehmens. Es gibt auch Beispiele, die eine Auslagerung nach erfolgter Ausgliederung zur Folge haben. Um Kostenvorteile oder eine Verbesserung der Marktposition zu erzielen, nehmen Unternehmen auch eine Produktionsverlagerung, insbesondere von lohnintensiven Teilen in andere Länder mit günstigerer Kostenstruktur durch eigene Investitionen (Gründung) oder den Kauf bzw. die Beteiligung an ausländische n Unternehmen vor. Dieses Unternehmen bleibt in der Verantwortung des Eigentümers und fungiert als Zulieferer. Unter Insourcing wird die Übernahme einer bisher fremden Leistung in die eigene Geschäftsaktivität bezeichnet, z.B. zur Ausweitung der unternehmerischen Tätigkeit. 9 Re-insourcing oder Rücknahme in-house ist die Wiedereingliederung einer ausgelagerten Funktion im Falle eines Scheiterns des Projektes oder nach Beendigung des Outsourcing-Vertrages. In- und Outsourcing sind gleichwertige Unternehmensstrategien und bedürfen daher geeigneter Konzepte und Methoden für ihre Umsetzung. 2. Voraussetzungen 2.1 Unternehmensstrategie und strategische Bedeutung Die Aufgabe des Managements im Rahmen der Unternehmensstrategie ist die langfristig abgesicherte, gewi nnorientierte Unternehmensentwicklung. Ein wesentliches Instrument in diesem Konzept zur Stärkung der Marktposition sind Stärken- und Schwächenanalysen. Möglichkeiten zur Verbesserung der Wettbewerbsposition sollen erkannt und notwendige Zielvorstellungen festgelegt werden. Die strategische Ausrichtung erfordert Maßnahmen zum Ausbau der Stärken, Reduzierung der Schwächen, Minimierung der Risiken und Anpassung an die Marktanforderungen, um dem Unternehmen Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Vorhersehbare künftige Marktentwicklungen sind zu berücksichtigen. Konzepte und Methoden zur Umsetzung sowie ein Phasenprogramm mit Evaluierungskriterien sind festzulegen. Für die Durchführung sind Zielvereinbarungen zu treffen und als Führungsinstrumente einzusetzen. Grundsätzlich können alle Leistungen outgesourct werden, deren Zukauf günstiger als die eigene Produktion ist. Dieser Grundsatz wird durch die Abwanderung der Arbeit mit niederer Qualifikation in Billiglohn-Länder unterstützt. Während ein operatives Outsourcen auf Kostensenkungen und Kapazitätserweiterung gerichtet ist, stellt das strategische Outsourcen eine Konzentration auf die Kernkompetenzen, den Know-how-Erwerb und schließlich Kosteneinsparungen dar. Die Strategie 10 zielt auf eine Veränderung der Wertschöpfungs- und Prozesskette mit Erfolgsoptimierung im Bereich Kosten, Umsatz und Kapitaleinsatz zur Gewinnsteigerung. Sourcing-Strategien können zu strategischen Allianzen führen. Outsourcing ist eine Aufgabe und Option der Unternehmensstrategie und bietet durch seine vielfältigen Möglichkeiten eine Chance für das Unternehmen, Kostenvorteile zu erzielen und neue Organisationsformen zu entwickeln sowie Zugang zu besserem Know-how zu erhalten und seine Wettbewerbssituation zu stärken. Die Marktposition des Unternehmens zu wahren und die Qualitätssicherung zu gewährleisten sind die Rahmenbedingungen für ein Outsourcing. 2.2 Ausgangslage Neben dem wichtigen Grund einer Kostensenkung sind wesentliche Faktoren für Outsourcing eine klare Vorstellung des Kerngeschäftes mit der Absicht, sich darauf zu konzentrieren und Überlegungen zur Restrukturierung des Unternehmens anzustellen. Auch eine Ausweitung der Unternehmenstätigkeit oder eine große Umsatzsteigerung kann Anlass für ein Outsourcing-Konzept sein. Marktbeobachtungen zeigen die Situation der Konkurrenten, die erfolgreiches Outsourcing in ihrer Wettbewerbspolitik eingesetzt haben. Die Ermittlung der Entscheidungskriterien erfordert eine Ist-Analyse der Unternehmensaktivitäten als Basis der Feststellung der Kernkompetenzen und ob eine Outsourcing-Entscheidung über andere Bereiche getroffen werden soll. 2.3 Die Ist-Analyse Eine eingehende Analyse der Prozesse und Funktionen im Unternehmen und ihrer Bedeutung für die Wettbewerbsposition ist Basis für die Überlegung, welc he Leistungen ohne Beeinträchtigung der Marktposition ausgelagert werden könnten. Alle Bereiche, Funktionen, Produkte, Dienstleistungen und Prozesse eines 11 Unternehmens sind zu untersuchen und einer Stärken-Schwächen-Analyse zu unterziehen. In diese Analyse sind die eigene Position im Markt, die eigene Produktqualität im Vergleich zu den Konkurrenten, die Organisationsformen und Prozesse im Unternehmen, deren Entwicklung sowie alle Hinweise aus dem Unternehmen und seiner Umwelt einzubeziehen. Eine wichtige Aufgabe ist die positive Motivation und Einbindung der sachlich gut informierten Mitarbeiter, um ein möglichst objektives Bild zu erhalten. Die Ist-Analyse sollte von einem Team qualifizierter Mitarbeiter mehrerer Bereiche vorgenommen werden. In die Überlegungen sind auch Kunden- und Marktanalysen, die Struktur der Mitbewerber sowie Kenntnisse über neue Technologien und deren Anbieter aufzunehmen. Das Ergebnis der Ist-Analysen sollte Transparenz über die eigenen Unternehmensleistungen und die Marktentwicklung bieten. Die Ist-Analyse eignet sich zur Erkennung der für das Unternehmen wichtigen und weniger wichtigen Leistungen und ermöglicht dadurch die notwendige Festlegung der Kernkompetenzen des Unternehmens. 2.4 Kernkompetenzen Die Kernkompetenzen eines Unternehmens bestehen aus Leistungen mit spezifischer Wissenskapazität, aus denen die Attraktivität der Produkte im Wettbewerb für den Kunden besteht. Die Kernkompetenz ist für das Unternehmen der Schlüssel für Wertschöpfung und Konkurrenzfähigkeit und daher unverzichtbar. In jedem Unternehmen bestehen verschiedene Kernkompetenzen, die aus Wissen und praktischer Erfahrung bestehen, wie: personelle Kompetenzen, teamspezifische Fähigkeiten, Unternehmenskompetenzen (Marke, Image, Reputation, Patente), Technologiekompetenzen (Wissen), Managementkompetenzen 12 (Führung, Koordination), operative Steuerung, innovative Kompetenzen, Wissenskompetenzen (z.B. spezifische Kunden-Datenbanken). Das Wesen der Kernkompetenz besteht unter anderem im besonderen Kundennutzen, Differenzierung des Unternehmens im Wettbewerb, der Basis für ein breites Produktionsprogramm, der Markterschließung und in schwer nachahmbaren Produkten. Eine Kernkompetenz ist in vielen Fällen auch die spezifische Fähigkeit, neue Produkte und Geschäftsfelder zu entwickeln. Die Kernkompetenzen stehen untereinander in dynamischer Wechselbeziehung. Schwerpunktmäßig ergeben sich daraus verschiedene Kernkompetenzen: - Unternehmensbezogene Kernkompetenzen: Wissensbasen, Reputation, Marke, Patente, Fähigkeiten der Mitarbeiter z.B. Nestlé AG: Nahrungsmittelbereich, Scania AB: LKW-Produktion - Technologiebezogene Kernkompetenzen: Bezogen auf den Produktionsbereich. z.B. Volkswagen: PKW mit anerkannt hoher Betriebssicherheit, einheitliches Servicesystem, Daimler-Chrysler AG: PKW-Systeme für spezifische InsassenSicherheit - Marktbezogene Kernkompetenzen: Überragende Marketing - und Vertriebseigenschaften, Markenname z.B. Coca-Cola, Microsoft, Porsche (auch für andere Produkte als für Sportwagen), Scania - Verlässlichkeitsbezogene Kernkompetenzen: Schnellere Produktentwicklung durch Anwendung überlegener Konzepte z.B. Toyota: PKW mit geringen Wartungskosten - Funktionsbezogene Kernkompetenzen: Produktqualität mit hohen Kundennutzen z.B. Apple mit anwendungsfreundlicher Benutzeroberfläche der PCs, 13 Swatch mit ästhetischer Form und Qualität der Produkte, Scania mit hoher Produktqualität Die Kernkompetenzen sind meist nicht sofort erkennbar, da sie interaktiv im qualitativen Bereich liegen. Durch den Analysevorgang werden sie selektiv erfasst und einer kritischen Bestandsaufnahme unterzogen. Die nächste Stufe ist eine Erfassung und Bewertung der Kompetenzen nach qualitativen Kriterien zur Ermittlung der Kernkompetenzen eines Unternehmens. Dieser Vorgang wird oft von betriebsfremden Beratern mit entsprechender Erfahrung begleitet, um zu subjektiv beeinflusste Ergebnisse zu vermeiden. Die wesentlichen Merkmale für die Einstufung einer Kernkompetenz sind: - Unternehmensspezifische Eigenschaften Eigenschaften, die für das Produkt bzw. das Unternehmen wesentlich sind bzw. aus eigenen Entwicklungen stammen. Hoher Markenwert. - Einzigartigkeit Eine Kompetenz, die nur in diesem Unternehmen vorhanden ist und die Konkurrenzunternehmen nicht besitzen. - Besonderer Nutzen Das Produkt und das Unternehmen bieten gegenüber Mitbewerbern einen größeren Kundennutzen, z.B. leichtere Bedienung, breitere Anwendung, niedere Betriebskosten, höhere Qualität, Verwendungshäufigkeit, geringe Wartungs- und Reparaturkosten - Innovationsfähigkeit Das Unternehmen verfügt über spezifische Eigenschaften der Innovation, die es ermöglichen, seine Produkte laufend zu ergänzen, zu erneuern und als erster marktreif zu entwickeln. - Imitiationsmöglichkeit Zu beurteilen ist neben der Schwierigkeit einer Nachahmung auch der Zeit- und Kostenaufwand einer Nachahmung für einen potentiellen Konkurrenten. - Substituierbarkeit Die Wettbewerbssituation wird von der Dauerhaftigkeit der Vorteile der Produkte gegenüber der Konkurrenz bestimmt. Es ist daher zu beurteilen, in welchem 14 Zeitraum oder durch welche Entwicklungen die Kompetenz überholt oder das Produkt substituiert werden kann. - Ermittlung künftiger Erfolgspotentiale von Kompetenzen Für Outsourcing ist die Beurteilung künftiger Erfolgspotentiale wichtig, um eine Abgabe von Kernkompetenzen zu vermeiden. Aus dieser Darstellung ist ersichtlich, dass die Ermittlung der Kernkompetenzen einen erheblichen Arbeits- und Zeitaufwand erfordert. Nur wenige Kernkompetenzen können von den Unternehmen als spezifisch und als zeitlich länger bestehend in Anspruch genommen werden. Eine Kombination von Kernkompetenzen wird meist die Ausgangslage sein. Nach Abschluss der Ist-Analyse und Ermittlung der Kernkompetenzen eines Unternehmens können auch Kernkompetenzlücken erkennbar sein. Diese sollten kurzfristig möglichst durch eigene Entwicklungen geschlossen werden, um die Wettbewerbslage nachhaltig zu stärken. Zur Beurteilung der Möglichkeiten und Folgen des Outsourcing -Vorganges ist eine Bestimmung der Wissensintensität erforderlich. Wissensintensive Dienstleistungen tragen durch ihr spezifisches Know-how maßgebend zum Wertschöpfungserfolg des Unternehmens bei. Sie bedürfen daher einer besonders kritischen Beurteilung wegen ihrer Nähe zum Kerngeschäft bei Outsourcing-Überlegungen. Das Ergebnis der Ist-Analyse sollte dem Management die Möglichkeit geben, die Entscheidung zu treffen, ob und welche Leistungen im Rahmen der vorhandenen Kompetenzen outgesourct werden könnten, ohne die Unternehmensposition zu schwächen. 15 3. Für Outsourcing besonders geeignete Produkte und Dienstleistungen Grundsätzlich wäre ein Outsourcing für jede einzelne Funktion des Unternehmens denkbar. Für die Outsourcing-Überlegung ist die entscheidende Frage, welche unternehmerische Tätigkeiten an andere Betriebe abgegeben werden können ohne das eigene Unternehmen in seiner Marktposition zu gefährden. Dies könnte durch weitgehenden Know-how-Verlust, Qualitätsminderung oder durch Abhängigkeit vom Outsourcing -Partner eintreten. Daher wurden in erster Linie unternehmensnahe Dienstleistungen gezielt ausgelagert. Erst später wurden die übrigen Unternehmenstätigkeiten erfasst. 3.1 Unternehmensnahe Dienstleistungen Unternehmensnahe Dienstleistungen sind ein Bestandteil des industriellen Wertschöpfungsprozesses, unterstützen diesen oder dienen der Infrastruktur des Unternehmens. Demgegenüber sind produktbezogene Wertschöpfungsaktivitäten zu sehen, z.B. die Erzeugung von standardisierten Produktteilen. Unternehmenstätigkeiten, die erfahrungsgemäß outgesourct werden: - Versorgungsdienste (z.B. Kantine, medizinische Versorgung etc.) - Raumpflege - Sicherheitsdienst - Administration - Buchhaltung, Steuerwesen - Rechtsabteilung - Personalmanagement - Umweltschutz, Entsorgung - Facility Management 16 - Immobilienmanagement - Infrastrukturmanagement - EDV - Kommunikation - Logistik - Fuhrpark, Lagerhaltung - Teile der Produktion (Design) - Anlagenwartung (Reparatur, Werkzeug) - Kundenservice - Marketing - Forschung und Entwicklung Im Bereich des Verwaltungs-Outsourcing können Rechnungswesen, Steueroptimierung und Personalverrechnung an einen Outsourcing-Partner vergeben werden. Die Anbieter sind Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und Steuerberater, deren Angebot bis zu ASP (Application Service Providing)-Lösungen reicht. Pro Contra Kostenersparnis Abhängigkeit Externe, qualifizierte Mitarbeiter auf Sensible Daten letztem Wissenstand Keine Aus- und Weiterbildungskosten Verminderte zeitliche Zugriffsfähigkeit zu Daten und Finanzmittel Im Bereich des Facility Managements ist zwischen dem technischen und dem kaufmännischen Facility Managements zu unterscheiden. 17 Das technisches Facility Management umfasst externe Wartung und Betrieb der technischen Dienste, wie Heizung, Klima, Lüftung, Energie, Wasser, (interne) Kommunikation, Gebäudetechnik, Sicherheit, Reinigung, Abfallwirtschaft. Das kaufmännische Facility Management soll das Immobilienobjekt besser nutzbar und verwertbar machen. Es umfasst daher Flächenmanagement, Kostenplanung, Kostenkontrolle, Raumbewirtschaftung, Vermietung, Vertragsmanagement. Ergänzend hierzu ist das Infrastrukturmanagement, das von Erschließung des Grundstückes mit Bauplanung bis zu Dienstleistungen wie Catering und Kleiderreinigung reichen kann. Pro Contra Kurzfristig verfügbar Relativ teuer Qualität und Sicherheit Hohe Abhängigkeit Kostentransparenz Langfristige Lösung Personaleinsparung Keine Erfahrung im eigenen Betrieb, Know-how-Verlust Maintenance-Auslagerung: Die Leistungen für Wartung und Instandhaltung des Maschinenparks werden ausgelagert. Diese Leistungen werden aber nur bei großen Kostenvorteilen und wenn keine Gefahr eines Know-how-Verlustes besteht sowie bei Spitzenbedarf outgesourct. Forschung und Entwicklung (F&E): Ein Outsourcing-Feld ist die Forschung, die Entwicklung und Vermarktung von neuen Leistungen oder Produkten. Hierfür werden besondere Spezialisten im Bereich Werbung, Marketing, Weiterbildung, Design aber auch Forschungszentren für die Entwicklung neuer Medikamente herangezogen. Die Partner sind zunehmend Universitätsinstitute. 18 Pro Contra Partizipation an fremdem Know-how Know-how-Verlust Risikoteilung Geringe Kostenersparnis Zeitersparnis Schwierige Kostentransparenz Beispiele sind bei fast allen Großunternehmen wie Amazon, General Electric, Daimler-Chrysler, Siemens AG, Novartis, Aventis und Ericsson zu finden, die in zunehmendem Maß ihre unternehmensnahen Dienste ausgelagert haben. Die für Outsourcing vorgesehene Leistung ist jedoch in jeder Unternehmung nach ihrer Bedeutung individuell zu bewerten. Ein Outsourcing-Prozess ist daher unter Abwägung der spezifischen Chancen und Risiken vorzunehmen. 3.2 Logistik-Outsouring Logistik umfasst Planung, Durchführung und Kontrolle des Transports und der Lagerung von Waren, die Abwicklung von Zoll- und anderer Formalitäten sowie aller damit verbundenen Informationen zwischen Käufer und Verkäufer. Der Logistik kommt durch die Globalisierung des Wirtschaftsgeschehens und das globale Einkaufsvolumen eine noch höhere Bedeutung zu. Der europäische Logistikmarkt wächst durchschnittlich um 3,3% und soll bis zum Jahr 2005 US$ 613 Mrd. (610 Mrd. €) erreichen. Die Logistikdienstleister haben ihre Leistungen durch verbesserte Just-in-time-Konzepte, Lean Management, Transportmittel und -wege erweitert sowie durch Selektion und Kooperation in Kosten und Qualität optimiert. Die Unternehmen nützen zune hmend die OutsourcingMöglichkeit, sodass bis 2005 mit einem jährlichen Wachstum von 13,1% gerechnet wird. Für die Unternehmen bedeutet dies eine Kosteneinsparung bis zu 20% der (inhouse) Logistikkosten. Die Logistikdienstleister übernehmen damit weite Teile der Logistikwertschöpfung ihrer Kunden. Die Kunden senken durch den OutsourcingProzess die Logistikkosten, optimieren Logistik und Prozesse. Schließlich verringern sie ihre Kapitalbindung. 19 In den USA sind bereits 60 % der Logistik-Leistungen outgesourct, während in Europa dieser Anteil 45 % beträgt. Die Outsourcing-Partner bieten in Ergänzung ihrer Leistungen eine Lieferung just-in-sequence – präzise zum eigenen Produktionsprozess mit Zwischenlagerung in eigenen Logistikzentren an. Beispiele: Die bekannteste global tätige Unternehmung mit hervorragender Erfahrung im Logistik-Outsourcing ist der Internet-Buchhändler (on-line book retailer) Amazon.com. Durch das mit den Outsourcing Logistik-Partnern optimiert organisierte Versandwesen und Kostensenkung war die Gesellschaft sowohl preislich als auch durch kurze Lieferzeiten in der Lage, die Kunden des etablierten Buchhandels zu gewinnen. In Singapur haben eine Reihe von Unternehmen wie Seagate Technology mit Logistik-Dienstleistern wie Transware Distribution Sevices Pte Ltd. OutsourcingVereinbarungen geschlossen, die für beide Partner besonders erfolgreich laufen. Die Voraussetzungen waren die globalen Tätigkeiten beider Partner, eine gemeinsame Arbeitsgruppe und eine Probezeit. Nach deren erfolgreichem Abschluss wurde die langfristige Outsourcing -Vereinbarung abgeschlossen und die Mitarbeiter von der Logistik-Unternehmung übernommen. Diese Vorgangsweise dürfte in Asien leichter als in Europa möglich sein. Beide Partner konnten einen eindeutigen Wertzuwachs und einen höheren Kundennutzen erzielen. Die deutsche Telekom hat dem Logistikunternehmen Danzas für 12 Jahre ihre gesamte Logistikabwicklung übertragen. Danzas übernimmt in dieser Partnerschaft das Warehousing, die Lagerhaltung, die gesamte Distribution, das komplette Materialmanagement sowie weitere logistikunterstützende und administrative Tätigkeiten bis zur Müllentsorgung. Ein anderes Beispiel ist Telia Schweden mit dem Logistikpartner Schenker. Spezifische Branchenlösungen für das Management der kompletten Supply Chain wurden in Zusammenarbeit der Automobilzulieferindustrie und Logistikunternehmen geschaffen. Die Logistikunternehmung Schenker hat in Mitteleuropa für Volkswagen 20 und für Bombardier Rotax sowie für europäische und japanische Zulieferer ein System für Lager- und Logistikinfrastruktur entwickelt, das über 10.000 disponible Einzelteile umfasst. Damit war die Übernahme der kompletten Ersatzteillogistik möglich. Durch dieses System ist die Einführung von KANBAN möglich. Dieses aus Japan stammende Produktionssystem sieht eine kontinuierliche Versorgung der Montagebänder mit standardisierten Teilkontingenten vor. Nach den Daten aus der Produktionsplanung werden die Teile exakt in der benötigten Reihenfolge bereitgestellt. Ergänzende Leistungen sind das Waste-Management, die Entsorgung von Tonnen anfallender Kartonagen sowie im Rahmen von Value Add Services das Befüllen von Batterien bis zur Assemblierung von Stoßdämpfern für die Fahrzeuge. Die Handelsunternehmen in Europa und in den USA haben ihre Logistik häufig an Logistik-Dienstleister outgesourct, ebenso die umfangreiche Entsorgung des Verpackungsmaterials und sind auch unternehmensüberschreitende Kooperationen eingegangen. 3.3 Übernahme und Entwicklung von Kommunikationssystemen Die Auslagerung von kompletten Geschäftsabläufen einschließlich der Betreuung der EDV-Systeme wird auch als Business-Process-Outsourcing (BPO) bezeichnet. Aufgrund von Marktforschungen der Gartner Group ist hier der am schnellsten wachsende Outsourcing-Bereich (IT-Segmente) gegeben. Das jährliche Wachstum sollte zwischen 2002 und 2005 ca. 15% erreichen. Die drei größten BPO-Märkte sind nach Angabe der Gartner Group: - Personalwesen (Human Resources) - Lagerverwaltung - Zahlungssysteme Im Bereich Personalwesen werden Lohnverrechnung, Personalbeschaffung und Ausund Fortbildung ausgelagert. 21 Die EDV-gestützte Lagerverwaltung ist für den Produktionssektor wichtig, um bei unterschiedlicher Nachfrage just-in-time liefern zu können. Die Outsourcing -Anbieter offerieren eine breite Palette von der Auslagerung der PCs über die Bereitstellung von Software und über Internet bis zur Übernahme des Betriebes einschließlich Personal sowie innovative Finanzierungsmodelle. Ausgelagerte Zahlungssysteme kommen in erster Linie für Finanz- dienstleistungsunternehmen in Frage, die durch zentrale Transaktionsprozesse Einsparungen erzielen möchten. In Europa wurden die meisten BPO-Verträge in Großbritannien, Irland und in den Niederlanden abgeschlossen. Nach einer McKinsey-Studie besteht ein Einsparungspotenzial von 5 bis 10 % der ITKosten. Für KMUs werden über ASP (Application Service Providing) standardisierte Branchenlösungen angeboten. Pro Contra Letzter Stand der Entwicklung Große Abhängigkeit Geringere Anfangskosten Komplexe Lösungen und Verträge Kleinere IT-Abteilung Teure, individuelle Lösungen Beispiele: Die deutsche Bundeswehr hat ihre gesamte IT einschließlich Computersysteme und Telefondienst ausgelagert. Die Deutsche Bank AG hat mit IBM einen Outsourcing-Vertrag über die Auslagerung ihrer europäischen Rechenzentren im Wert von Euro 2,5 Milliarden einschließlich 900 Mitarbeitern abgeschlossen. Die dominierenden Outsourcing-Partner in diesem Bereich sind IBM mit 45% Marktanteil, gefolgt von der Computer Services Corporation (SCS) vor EDS und der 22 französischen Firma Atos. Die Siemens AG hat eine eigene OutsourcingAkquisitions-Strategie entwickelt, um in die Spitzengruppe im europäischen Outsourcing -Markt für Kommunikationssysteme vorzustoßen. Banken, Großunternehmen und selbst IT-Betriebe versuchen mit der OutsourcingStrategie ihrer Kommunikation, einschließlich der Computer, erhebliche verbesserte Sicherheit Kosteneinsparungen und höhere Effizienz zu erreichen. Da der Outsourcing-Partner auch eine wesentlich gewährleisten kann, hat dieser Outsourcing -Bereich nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 eine Aufwertung erfahren. 3.4 Outsourcing im Produktionsbereich Die produktbezogenen Aktivitäten der Unternehmen waren vielfach Gegenstand von Outsourcing -Überlegungen. Kosteneinsparungen im Unternehmen und die über den Markt ersichtlichen Angebote an Vorprodukten und Produktteilen ermöglichten erfolgreiche Auslagerungen, die für eine Anhebung des eigenen Marktanteiles Voraussetzung waren. Da für den Produktionsbereich eine sehr genaue Kostenrechnung in vielen Betrieben vorliegt, besteht eine gute Basis für eine vergleichende Rechnung als Grundlage der Outsourcing - (Make or buy-) Entscheidung. Die Kenntnis der möglichen Outsourcing-Partner in der eigenen Branche erleichtert die Bonitäts- und Qualitätsprüfung. Schwierigkeiten können bei komplexen, schwer vergleichbaren Produkten und Preisen entstehen, ebenso in der Sicherstellung nachhaltiger Qualität sowie in der Beurteilung des Innovationsgrades und der Produktentwicklung. Der Koordinationsaufwand im Outsourcing-Prozess in diesem Bereich ist geringer als bei unternehmensnahen Dienstleistungen, da die Ausrichtung auf die Produkte und den Arbeitsprozess gegeben ist. 23 Die umfassende Beschreibung und Definition von Produkten sowie der Form der Zusammenarbeit ist eine Vorbedingung für die notwendige vertragliche Festlegung. Tendenz ist der Zukauf von Komponenten mit langfristigen Verträgen von darauf spezialisierten Geschäftspartnern. Die bereits erwähnten Vorbehalte zur Bestimmung der Kernkompetenz, der zu ihrer Aufrechterhaltung notwendigen Produkte und gleichbleibende hohe Qualität der Leistungen mit großem eigenen Wissensanteil bleiben Voraussetzung für die Outsourcing -Entscheidung. Im Produktionsbereich ist Outsourcing im großen Umfang in der PKW-Erzeugung (bis 80%) betrieben worden und die outgesourcten Leistungen sind in das Endprodukt integriert. Die Voraussetzungen für die Integration und den reibungslosen Ablauf ist das beim Produzenten angesiedelte Supply Chain Management, das wertorientiert eng mit den Outsourcing -Partnern zusammen arbeitet. Für die Outsourcing-Partner zeigt sich die Marktmacht ihrer Kunden in starkem Preisdruck, dem sie durch Rationalisierung und Qualitätsvorsprung sowie eigene Entwicklungen Unternehmen in der begegne n können. Engineering Eine Industrie Reihe (wie von europäischen Metall, Maschinen, Elektroproduzenten) hat ein hohes Niveau beim Outsourcing mit technologischer Integration über Partner erreicht. Diese Entwicklung vollzog sich parallel zur Konzentration dieser Branchen. 3.5 Weitere für Outsourcing geeignete Geschäftsfelder Neben den bereits erwähnten Leistungen eignen sich unter anderem folgende Geschäftsfelder für Outsourcing: - Call-Centers - Auslagerung und Entwicklung der kompletten Datenverarbeitung (Hard- und Software) an ein Spezialunternehmen - Übertragung des Sicherheitswesens an einen Sicherungsdienstleister 24 - Werkzeug- und Reparaturdienst (Tool-Management - Der Spezialdienstleister stellt die notwendigen einsatzfähigen Spezialwerkzeuge zeitgerecht zur Verfügung.) - Marktkommunikation - Kundendienst - Vertrieb - Einkauf von MRO-Produkten (C-Teile) - und alle in diesen Bereichen enthaltenen Teilleistungen 4. Outsourcing-Formen 4.1 Auslagerung an fremde Unternehmen Voraussetzung für den Entschluss, Aktivitäten des Unternehmens auszulagern, ist die Kenntnis und der Überblick über das Marktangebot. Die am Markt für die Übernahme von outgesourcten Leistungen vorhandenen Unternehmen bedürfen einer kritischen Betrachtung entsprechend der Anforderungskriterien. Zu beurteilen sind folgende Faktoren: - Produkt: möglichst gleiche oder bessere Produktqualität, Design, Handling, Einsatz, absehbare zukünftige Entwicklung - Qualität: Material, Zuverlässigkeit, Dauerhaftigkeit (gleichbleibende Qualität), geringe Wartungs- und Reparaturkosten, leichte, rasche Behebbarkeit von Mängeln, Qualitätsverbesserung - Liefertreue: Leistungsfähigkeit, Exaktheit, Vertragstreue, Fairness, schnelle Reaktion - Beeinflussbarkeit: Produkte, Leistungen, Marktverhalten, Innovation 25 - Preis: Billiger als Eigenleistung, konkurrenzfähig, transparente Preispolitik mit eigener Unternehmensstrategie kompatibel - Bonität: für nachhaltige Partnerschaft ausreichende Finanzierung, Eigenkapital, gute Betriebsausstattung - Management: für das Produkt und eine Kooperation gute Qualifikation, in das Konzept integrierbar - Mitarbeiter: sachkundig, teamfähig, einbindbar, partnerschaftsfähig, innovativ - Regionale Nähe: für viele Unternehmen wegen kurzfristiger Lieferungen, Adaptierungen oder just-in-time-Lieferungen, Unterstützungen bei Problemen (z.B. Mängelbehebung), leichte Mitwirkung eigener Mitarbeiter, geeignete Einbindung Logistik (z.B. Cluster) - Regionale Entfernung: sichere termingerechte Lieferung, gleichzeitige Kombination mit Logistik, Umgang mit Problemen fremder Kulturen (globale Outsourcing -Partner), schwierigere Einbindung eigener Mitarbeiter - Konkurrenzsituation und Marktentwicklung: sind sowohl vom Unternehmen als auch für den Outsourcing-Partner zu beurteilen - Kundenstruktur und Marktmacht: die Kundenstruktur der Outsourcing-Partner ist für die Marktentwicklung und Kooperation wichtig, ebenso die Marktposition des Outsourcing -Partners - Alternative Anbieter: für den Eventualfall von Schwierigkeiten mit dem ausgewählten Partner - Unternehmens- und Geschäftskultur: wie weit dies eine Kooperation oder Durchsetzung von Vertragsansprüchen erschwert, ist zu beurteilen 26 Die Auswahl des richtigen Outsourcing-Partners ist von besonderer Verantwortung getragen, da weite Bereiche der Unternehmensleistung nachhaltig von der Kooperation in der Zukunft beeinflusst und teilweise abhängig werden. Treffen alle sachlichen Voraussetzungen für eine Outsourcing -Entscheidung zu, sollte die Fähigkeit der Kooperation mit Management und den Mitarbeitern des OutsourcingPartners einer eingehenden Prüfung unterzogen werden. Diese Beurteilung ist die Basis für die Entscheidung mit welchem Partner eine langfristige Kooperation eingegangen werden kann. Die für die einzelnen Kriterien notwendige Evaluierung ist im Unternehmen vom Management mit den vom Outsourcing betroffenen leitenden Mitarbeitern, dem Einkauf und dem begleitenden Controlling vorzunehmen. Die spezifischen Lösungen sind im Outsourcing-Vertrag festzuhalten. 4.2 Ausgliederung einer eigenen Abteilung Wird im Rahmen der Ist-Analyse eine outsourcebare Leistung erkannt, die von einem Bereich erbracht wird, besteht für das Management die Überlegung, die damit befasste Abteilung mit den Mitarbeitern auszugliedern (Management Buy Out). Diese Überlegung trifft in erster Linie bei größeren Unternehmen für klar definierte Leistungen zu. In diesem Falle tritt die Unternehmung an die Mitarbeiter heran, eine eigene Unternehmung für diese Spezialaufgabe zu gründen. Gleichzeitig kann ein Auftragsvolumen für einen bestimmten Zeitraum als Starthilfe angeboten werden. Die Vorteile sind für das Unternehmen in einer Kostenentlastung, einem sicheren Partner mit genauer Kenntnis seines Know-hows, seiner Möglichkeiten und guter Kontrolle gegeben. Für die neue selbständige Outsourcing-Unternehmung ist die Sicherung der Aufträge, die Konzentration auf diese Aufgaben als Kerngeschäft und die profunde Kenntnis seines Kunden gegeben. Diese Outsourcing-Form kann durch eine finanzielle Unterstützung der OutsourcingUnternehmung gefördert werden oder Tochterunternehmung bestehen. 27 in einer Beteiligung an der Bei Beteiligungsunternehmen hat das Management eine weitere Marktteilnahme mit dem Eigentümer abzustimmen. Hat das outsourcende Unternehmen später keinen Einfluss auf das ausgegliederte Unternehmen, besteht das Risiko, dass das im Unternehmen erworbene Know-how zur Akquisition anderer Kunden eingesetzt wird. 4.3 Produktionsverlagerung Die Produktionsverlagerung ist aufgrund der verbleibenden Verantwortung, Kapitalund Kostenbindung eine in-house-Produktion an einem anderen Standort und daher kein Outsourcing. Die strategische Überlegung einer Produktionsverlagerung entsteht durch die Option, die billigeren Produktionskosten eines Niedriglohn-Landes, die Möglichkeiten eines Markteintrittes oder wesentlicher Vorteile für den Absatz in diesem Land bzw. der Region, die Verfügbarkeit von ausgebildeten Fachkräften sowie günstige Finanzierungs-, Errichtungs- und Beteiligungsmöglichkeiten zu nutzen. In einigen Regionen wie in Lateinamerika und Asien bringt eine eigene Produktionsstätte erst die Möglichkeit, die spezifischen Markterfordernisse zu erfüllen. Die Produktionsverlagerung ermöglicht die eigene Kontrolle über alle Unternehmensprozesse einschließlich Produktion und Qualität, garantiert Liefertreue und komplette Steuerung. Die Produktionsverlagerung hat den Vorteil der Übernahme der erprobten Unternehmensprozesse, der eigenen Qualitätssicherung und flexiblen A npassung durch Einsatz des eigenen Managements. Das Unternehmen kann die Vorteile des neuen Produktionsstandortes, wie niedrige Löhne, Rohstoffe und Energie unter Einsatz der aktuellen Fachtechnologie und des eigenen Know-hows nutzen. Durch Einbindung der neuen Betriebsstätte online wird eine Harmonisierung erreicht. 28 Die Gefahr eines Know-how-Verlustes, einer Qualitätsminderung und der Abhängigkeit von einem fremden Partner werden vermieden. Die Qualität wird durch das eigene Kontrolls ystem laufend überwacht. Im Personalbereich treten Probleme, die mit Outsourcing vergleichbar sind, auf. Bei gleichbleibendem Absatz kann es zu einer Personalreduktion des weniger qualifizierten Personals kommen. Ein Teil des Führungspersonals wird in der neuen ausländischen Produktionsstätte arbeiten und eine Mehrbelastung durch Einschulung neuer Mitarbeiter mit teilweise fremden Kulturen und Einstellungen wird eintreten. Outsourcing kann dann eine Aufgabe des Managements des neuen Betriebes sein. Beispiele: VW (Deutschland) – Skoda (Tschechien): Unternehmenserwerb und Einbringung des hohen technischen Know-hows sowie der Nutzung des Distributionssystems unter der Marke Skoda Scania (Schweden – Brasilien): Errichtung eines LKW-Produktionswerkes mit identen Modellen in Sao Paulo zur Versorgung des südamerikanischen Marktes und Exports VW (Deutschland – China): Errichtung eines PKW-Werkes in China für die Belieferung des chinesischen und asiatischen Marktes Audi (Deutschland – Ungarn): Errichtung eines Komponentenwerkes in Györ Die laufende Erweiterung von Investitionsmöglichkeiten in bisher verschlossenen Märkten mit billigen Löhnen könnten zu einer Spirale der Produktverlagerungen führen. Beispielsweise bietet die Ukraine ein günstigeres Lohnsystem als Ungarn und möglicherweise gilt dies auch für weitere Länder. Dem wirkt entgegen, dass die vorgenommenen Investitionen zuerst verdient werden müssen und für in Aussicht genommene weitere Produktionsverlagerungen genügend qualifizierte Fachkräfte mit positiver Einstellung zu Qualität und Produktivität vorhanden sein müssen. 29 4.4 Spezifische Formen des Outsourcings 4.4.1 Transformations-Outsourcing Ein Outsourcing-Partner wird bei Umsetzung von Geschäftsstrategien sowie bei im Wandel befindlicher Unternehmen zur Änderung von Geschäftsmodellen zur Erzielung rascher Reaktionszeiten eingesetzt (z.B. in EU-Erweiterungsländern). Die für das Unternehmen Branchenexpertise, und Marktkenntnis die Kunden werden wichtigen optimal und Faktoren Service, zukunftsorientiert gewährleistet. 4.4.2 Cluster Cluster sind eine Mehrzahl unabhängiger Unternehmen, die als Zulieferer für Großunternehmen in räumlicher Nähe Fabrikationsstätten haben. Sie bilden ein Netzwerk, in dem sie ihre Teilprodukte oder Komponenten für Großkunden oft in Kombination mit Dienstleistungen erbringen. Ein typisches Beispiel hierfür ist die PKW-Industrie, für die Zuliefer-Unternehmen ihre Produktionsstätten in der gleichen Region haben. Die entscheidenden Kriterien für Clusterfirmen sind ihre Sachkompetenz, Liefertreue und Qualität. Sie haben daher ständig Qualität und Design den Marktgegebenheiten anpassen, stehen unter dem Preisdruck der Großunternehmen als Hauptabnehmer und müssen die just-in-timeLieferung garantieren. Die Dauer der Transportzeit ist entscheidend und es bedarf der entsprechenden Infrastruktur. Für Cluster-Partner ist es wichtig, auch andere Kunden als die anvisierte Großunterne hmung zu haben, um eine allzu große Abhängigkeit zu vermeiden. Die Entwicklung der Outsourcing-Partner geht zur Komponentenfertigung, die für das outsourcende Unternehmen eine Möglichkeit bietet, ihre Fertigungstiefe weiter zu reduzieren sowie Lieferantenmanagement und Haftung zu konzentrieren. Anders betrachtet steigt jedoch die relative Abhängigkeit des Großunternehmens vom 30 Lieferanten der Komponenten. Die Überlegung, andere Lieferanten als Alternative zu haben, ist daher anzuste llen. Für das outgesourcte Produkt oder die Komponenten werden Reklamationen, Mängelrügen und andere marktbedingte Wünsche vom Großunternehmen an den Outsourcing -Partner zur Erledigung weitergeleitet und behandelt. Der Cluster besteht aus selbständigen Unternehmen, organisiert sich über ein Management, das versucht, strategische Ziele vorzugeben und die Produktpalette der Clusterunternehmen untereinander abzustimmen. Da die Clusterunternehmen spezialisiert arbeiten, besteht ein produktspezifisches Know-how mit eigener Entwicklung, das in Teilbereichen dem der Großunternehmung überlegen sein kann. Die Großunternehmung kann sich bei erfolgreicher Kooperation mit dem ClusterPartner auf Kernkompetenzen zurückziehen und dabei noch Produkt- und Preisvorteile erzielen. Im Qualitätsbereich hat der Partner gleichbleibende Qualität und Qualitätsverbesserungen zu bieten. 4.4.3 Outsourcing im öffentlichen Bereich – PPP-Modelle Der öffentliche Bereich bietet eine Vielzahl von Outsourcing-Möglichkeiten, die mehr Effizienz, Flexibilität und Kostenvorteile bringen würden. Da Staaten, Länder und Gemeinden in vielen Bereichen Dienstleister sind, könnte die Abwicklung eines großen Teils dieser Dienstleistungen ausgelagert werden. Eine erhebliche Schwierigkeit liegt unter anderem in der großen Anzahl öffentlicher Bediensteter, die am Outsourcing mitwirken müssen und damit ihre eigene Position gefährden können sowie in der mangelnden Flexibilität der Administration. Erst die Budgeteinschränkungen der öffentlichen Haushalte haben in der Regel zu Outsourcing -Überlegungen geführt. Allein in Deutschland sind 25% der Beschäftigten des Dienstleistungssektors bei der öffentlichen Hand beschäftigt. 15% der Investitionen entfallen auf öffentliche 31 Institutionen. In anderen europäischen Ländern, wie z.B. Italien oder Frankreich ist die Ausgangslage noch ungünstiger. Eine der Schwierigkeiten der öffentlichen Verwaltung liegt in der Festlegung der Kernkompetenzen der öffentlichen Institutionen, da die Aufgaben für eine Ausgliederung neu zu bewerten sind. Auch mangelt es an einer Betriebskostenrechnung. Damit könnten besser Preis-Kostenvergleiche und ein Benchmarking vorgenommen werden. Nach einer Trennung von hoheitsrechtlichen und privatrechtlichen Tätigkeiten können Aufgaben verselbständigt und transferiert werden, damit eine Auslagerung möglich ist. Unter diesen Voraussetzungen ist der öffentliche Bedarfsträger in der Lage diesen Leistungsumfang zu privatisieren, d.h. einer privatwirtschaftlichen Unternehmung anzuvertrauen. Dies kann auch durch Wechsel der Rechtsform in eine privatrechtliche Gesellschaft oder Verselbständigung innerhalb der Verwaltung mit erfolgsbezogener Zielsetzung erfolgen (Quasi-Privatisierung). Die Rahmenbedingungen für öffentliche Dienstleistungen sind weitgehend durch den angestrebten Versorgungsgrad und durch das Fehlen eines Gewinnzieles bestimmt. Bei einer Auslagerung einer öffentlichen Dienstleistung wird die Sicherung des Versorgungsgrades daher in vielen Fällen eine unabdingbare Bedingung sein. Vor der Outsourcing-Entscheidung ist eine Analyse der unbedingt von der öffentlichen Hand zu erbringenden Leistung und der Aufrechterhaltung notwendiger Leistungen, die auch durch privatwirtschaftliche Unternehmen erbracht werden können, vorzunehmen. Beispiele sind IT-, Kommunikations -Outsourcing von Staatsstellen, Statistik, Planung etc. Die Überforderung der öffentlichen Dienstleister mit einer Unzahl großer und komplexer Aufgaben, die sowohl von ihrer Anforderung als auch trotz ihrer hohen Kosten zeitgerecht erfüllt werden sollten, führte zu innovativen Errichter- und Betreibermodellen, die als Public Private Partnership (PPP) bezeichnet werden. 32 Sonderformen dieser Outsourcing-Projekte im öffentlichen Sektor bestehen im Bereich der Infrastruktur. Für PPP haben sich verschiedene Varianten herausgebildet: - BOT (Build-Operate-Transfer): Finanzierung, Errichtung, Inbetriebnahme und Übernahme durch Nutzer - BROT (Build-Rent-Operate-Transfer): Finanzierung, Errichtung, Vermietung, Inbetriebnahme und Übergabe - BOOT (Build-Own-Operate-Transfer): Finanzierung, Errichtung als Eigentümer, Inbetriebnahme und spätere Übergabe - PFI (Private Finance Initiative): Langfristige private Finanzierung mit Bedienung aus dem Projekteinnahmen Für ein Projekt, das sich durch seine Einnahmen (z.B. Maut) refinanzieren sollte, müssen die entsprechenden Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass eine Umgehung nur schwer möglich ist. Da vielfach der Wunsch oder die Notwendigkeit einer Kontrollfunktion des Staates im Infrastrukturbereich besteht, werden vom Staat privatrechtliche Gesellschaften gegründet, die neben Finanz-, Errichter- und Betriebsgesellschaften Partner im PPPModell werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, ausgedehnte Kontrollrechte in der Vertragsgestaltung zu berücksichtigen. Maßgebend für ein Outsourcing öffentlicher Aufgaben und Leistungen ist die Unterscheidung entstehende zwischen Kostenvorteile, Aufgabengewährleistung mehr Flexibilität und und -durchführung, bessere Qualität um durch Outsourcing -Partner nutzen zu können. Für die Kostensituation ist die Betrachtung der Möglichkeiten und der spezifischen Probleme auf dem Personalbereich (Unkündbarkeit) einschließlich Folgekosten zur Erstellung einer Vergleichsrechnung wichtig. Die Vertragsgestaltung der komplexen Aufgabenstellung muss den spezifischen Rahmenbedingungen der Übernahme dieser Leistungen der öffentlichen Hand 33 Rechnung tragen. Komplexe Verträge müssen diese Aspekte berücksichtigen, ebenso die Frage einer eventuellen nicht kostendeckenden Nutzung des errichteten Projektes und seiner Weiterverwe ndung bzw. einer Eingliederung in öffentlichen Besitz. Werden die Kernkompetenzen des Staates restriktiv festgelegt und stehen für die Projekte nicht ausreichende Finanzmittel zur Verfügung, kann Outsourcing eine Lösung sein. Dem öffentlichen Sektor mit seiner großen Anzahl öffentlicher Dienstleistungen wird sich in Zukunft eine Palette von Outsourcing-Möglichkeiten bieten. Das Outsourcing öffentlicher Dienstleistungen könnte die Rationalisierungsbemühungen und Strukturveränderungen besonders unterstützen. Wesentlich für PPP-Modelle ist, dass die aus der Nutzung des Projektes erzielten Einnahmen (z.B. Maut) die Bedienung und Rückzahlung der Fremdfinanzierung ermöglichen. Beispiele für PPP-Modelle sind: Der Krankenhaussektor in einigen Staaten, Logistik, IT-Dienste, Straßenbau, Bahnbau, U-Bahn, Wartungsdienste, Abfallwirtschaft etc. In einigen Ländern, wie z.B. Irland, Großbritannien, Italien und Frankreich wurde dieser Weg im Bereich des Ausbaues der Infrastruktur teilweise erfolgreich beschritten. 34 5. Der Outsourcing-Prozess Die Strategie des Outsourcing wird in Fällen gewählt, in denen eine Reduktion der Fertigungstiefe, effizientere Prozesse, Transparenz über Kosten und Leistungen, eine Verlagerung von Verantwortung und Risiko sowie Leistungssteigerungen ohne eigene Investitionen angestrebt werden. Die Kosten eines Outsourcing-Vorganges sind einschließlich eventueller Folgekosten einzuschätzen und den Einsparungen der nun zugekauften Produkte und Leistungen gegenüberzustelle n, um mit Hilfe aussagefähiger Daten zu entscheiden. Die Gesamtkosten des Outsourcing-Vorganges und allfälliger Folgekosten dürfen nicht unterschätzt werden. Aufbauend auf der Ist-Analyse wird im Unternehmen ein Katalog zu erstellt, aus dem ersichtlich ist - welche Leistungen im Betrieb für andere eigene Bereiche oder für fremde Unternehmen oder den Markt erbracht werden, - welcher Markt besteht und kann die Abhängigkeit von einem Monopollieferanten vermieden werden, - welche Marktprodukte eine beständige Qualität bieten, - welche Leistungen outgesourct werden könnten, - welcher Nutzen durch das Outsourcing zu erwarten ist, - welche zusätzlichen Synergien genutzt werden können, - welche Outsourcing-Partner in Frage kommen, - welche Art der Kooperation und vertragliche Regelungen möglich sind. Nach diesen Kriterien sollte eine Make or Buy-Entscheidung getroffen werden. 35 5.1 Make or Buy-Entscheidung In dieser Entscheidung wird festgelegt, welche bisher betrieblichen Leistungen an Outsourcing -Partner vergeben werden können, ohne die Position des Unternehmens durch Know-how-Verlust, Qualitätsminderung oder zu große Abhängigkeit zu gefährden. Leistungen, die keine Kernleistungen darstellen und im Unternehmen teurer sind als am Markt erhältlich, stehen für eine Auslagerung zur Überlegung. Die vorgesehenen Leistungen mit den echten Kosten im Unternehmen werden mit den Marktpreisen bei Fremdbezug unter überprüfter gleicher Qualität verglichen. Ergibt sich daraus ein Vorteil für eine Fremdleistungsvergabe, ist dies die Vorentscheidung für eine Auslagerung. Damit können von möglichen Anbietern möglichst umfassende Leistungsangebote eingeholt werden. Diese Leistungsangebote beruhen auf einer Ausschreibung der Unternehmung mit einer konkreten Leistungsbeschreibung. Zeigen die Vergleiche und die Evaluierung der Anbote wesentliche Vorteile für die Unternehmung, wird die Entscheidung für ein konkretes Outsourcing dieses Leistungsumfanges getroffen (Buy-Entscheidung). Bei der Make-Entscheidung der Produktion im eigenen Unternehmen (in-house) bleibt es, wenn die Rahmenbedingungen nicht erfüllt werden können oder die Anbotsrunde nicht das gewünschte Ergebnis brachte und ein Outsourcing daher unterbleibt. 5.2 Auswahl des richtigen Partners Für die Partnersuche kommt das vorhandene Netzwerk des Unternehmens, das Marktwissen der Mitarbeiter, Industrie- und Wirtschaftsverbände, das Internet und Informationsveranstaltungen wie Messen sowie Interessentenausschreibungen in Frage. Nach positiver Kontaktaufnahme wird üblicherweise eine Ausschreibung der outsourcebaren Leistungen zur Angebotslegung an interessierte Unternehmen vorgenommen. 36 Die Anbote aufgrund der detaillierten Ausschreibung werden einer Evaluation in Form einer Nutzenwertanalyse und einer Kostenvergleichsrechnung unterzogen. In der Regel wird eine Selektion auf 3 - 5 Anbieter in einer Vorauswahl vorgenommen. Für diesen Vorgang werden die Anbieter auf ihr Unternehmenskonzept geprüft, u.a. nach folgenden Kriterien: - Größe - Bonität - Eigentümer - Verläßlichkeit - Qualität und Beständigkeit der Produkte - Leistungskapazität - Umsatz - Marktposition - Referenzen - Fachkompetenz - Technische und kaufmännische Infrastruktur - Unternehmenskultur - Innovationspotential - Geheimhaltung Bei der Beurteilung dieser Kriterien sollten die Ansprüche und Erwartungen bezüglich der Leistungen des Outsorucing -Partners jedoch realistisch und nicht übertrieben angesetzt werden. Die Einzelheiten und die Kooperationsform einer längerfristigen Partnerschaft werden dann mit den ausgewählten Bewerbern im Verhandlungsweg durchgesprochen und eine Endauswahl für die Entscheidung vorgenommen. Im Unternehmen sind neben dem Management und den betroffenen Abteilungen in diese Phase des Outsourcing-Projektes einzubeziehen: 37 Einkauf, Controlling, Produktion, Qualitätsmanagement, Rechtsberater, Service Level Management sowie mit Outsourcing-Projekten erfahrene Mitarbeiter und Kundenbetreuer. 5.3 Rolle der Mitarbeiter im Outsourcing-Prozess Die Entscheidungen im Outsourcing-Prozess werden im Management getroffen und dieses hat die Mitarbeiter ständig über die Entwicklungen zu informieren. Da eine dauerhafte, erfolgreiche Auslagerung von Leistungen das Ziel des Outsourcing ist, bedarf es einer konstruktiven Mitarbeit der im Unternehmen mit der Erbringung der Leistungen und den mit den Kundenwünschen befassten Mitarbeitern. Dies ist nur mit einer entsprechenden Motivation zu erreichen, die eine Verunsicherung der Mitarbeiter vermeiden soll. Die Lösung sollte in einer persönlichen Einbindung der eigenen Mitarbeiter und ihrer Kollegen beim Outsourcing-Partner bestehen, da nur eine Vertrauensbasis zur Erreichung einer einfachen, klaren Definition der Auslagerung der Leistungen führen kann und allgemeine Akzeptanz findet. Schließlich sollten die Mitarbeiter an der Vorbereitung der Entscheidung, der Entscheidung selbst und der Realisierung des Outsourcing mitwirken. Der Aufbau persönlicher Beziehungen zu den Mitarbeitern des Outsourcing -Partners führt zu besserem Verständnis und ist Grundlage der späteren Zusammenarbeit. Eine wesentliche Rolle haben die betroffenen Mitarbeiter bei der Vertragsgestaltung, da sie bestehende Probleme kennen und entstehende am besten beurteilen können. Es ist auch sinnvoll, in die Diskussionen je nach Situation Belegschaftsvertreter und Spezialisten des Personalbereiches einzubeziehen, um notwendige Klarheit zu schaffen und mögliche Widerstände so gering als möglich zu halten. 38 5.4 Rechtliche Gestaltung Die Auslagerung von Unternehmensaktivitäten mit allen wesentlichen Aspekten der Kooperation wird in einem schriftlichen Vertrag möglichst detailliert zwischen den beiden Partnern in Hinblick auf eine längere Zusammenarbeit festgelegt. Der Outsourcing-Vertrag muss den individuellen, spezifischen Anforderungen der outsourcenden Unternehmung entsprechen und die rechtlichen Vertragsgrundsätze für eine längere Zusammenarbeit enthalten. Die wesentlichen Elemente eines Outsourcing-Vertrages sind Rahmen- vereinbarungen über die Grundsätze der Zusammenarbeit und eine detaillierte Leistungsbeschreibung. Das Ergebnis der Outsourcing-Verhandlungen kann in Form eines letter of intent als Basis der vertraglichen Vereinbarung festgelegt werden. Ein Outsourcing-Vertrag sollte folgende Themen erfassen: - Vertragsgegenstand - Vertragstyp, Rechtsstellung der Partner - Laufzeit des Vertrages - Modalitäten des Vertrages - Ablaufplan Organisation und Durchführung - Abgrenzung der Leistungen, Anforderungskatalog - Definition der Aufgabenbereiche - Beschreibung der Leistungserbringung/Qualität - Definition des Leistungsumfanges - Quantifizierung der qualitativen Leistungen - Leistungskontrolle, Leistungsänderungen, Leistungsstörung - Definition von Benchmarks - Haftung, Gewährleistung, Schadenersatz - Klauseln bei Nichterfüllung 39 - Auslastungsschwankungen - Zahlungsmodalitäten, Währungsfestlegung - Preisanpassungen - Marktgegebenheiten - Erfassung der Risikoelemente - Wettbewerbsrechtliche Regelungen für Know-how - Geheimhaltungspflicht der Mitarbeiter - Abwerbungsklausel - Streitschlichtung - Absicherung der wirtschaftlichen und technischen Zuverlässigkeit - Möglichkeit der vertraglichen Absicherung bei Insolvenz oder finanziellen Problemen des Partners - Vertragsänderung - Anwendbares Recht - Gerichtsstands- oder Schiedsgerichtsvereinbarung - Definition von Ausstiegskriterien und Rücktrittsrechten - Vertragsbeendigung, Teilbeendigung - Vertragsauflösung, vorzeitiges Vertragsende - Möglichkeiten einer Rückabwicklung nach Vertragsbeendigung - Übergangsregelung für eine Nachfolgeorganisation - Übergabe der Datenbanken - Transfer von Investitionsgütern und Einrichtungen - Immaterielle Güterregelung - Für den Einzelfall notwendige Punkte Um eine befriedigende Lösung mit dem ausgewählten Outsourcing -Partner zu erreichen, wird das Unternehmen einen Vertragsentwurf nach seinen Vorstellungen ausarbeiten, der Gegenstand der weiteren Verhandlungen ist. Das Verhandlungsteam sollte aus Personen der verschiedenen Kompetenzbereiche bestehen und die Verhandlungsführung einer besonders erfahrenen Persönlichkeit mit juristischer Unterstützung übertragen werden. In der Verhandlungsphase ist die Einschaltung jener Personen zweckmäßig, die auch in der Implementierungsphase und späteren Kooperation zusammen arbeiten werden. Das persönliche Kennenlernen 40 führt zu einem verbesserten Verhandlungsklima und zur Bildung des notwendigen Vertrauens. Aus Gründen der Fairness sollten auch für beide Partner zumutbare und erfüllbare Bedingungen festgelegt werden, da eine längerfristige Bindung von beiden Partnern eingegangen werden soll. Die Leistungsbeschreibungen werden von der Art des Outsourcing-Projektes und der Fristigkeit bestimmt. Die Begriffe und Leistungsinhalte sind einvernehmlich, klar und umfassend zu definieren. Es ist auch möglich, nach positivem Test eines kleineren Teiles des Vorhabens den Leistungsumfang auszudehnen, um einen möglichen Misserfolg zu vermeiden. Ist mit dem Outsourcing eine Personalübernahme durch den Outsourcing -Partner vorgesehen, bedarf dies einer der geltenden Rechtsordnung entsprechenden exakten Regelung, die mit den betroffenen Arbeitnehmern zu akkordieren ist. Stimmt der Arbeitnehmer nicht zu, hat das Management über die Möglichkeiten seiner weiteren Beschäftigung oder Kündigung zu entscheiden. In verschiedenen Staaten bestehen differente rechtliche Bestimmungen für einen Personaltransfer. Ein kritischer Punkt wird die Regelung bei einem Scheitern und eventueller Beendigung des Projektes sein, der für beide Partner wichtig ist. Die Erfordernisse sind nach den individuellen Situationen zu beurteilen. Für die Regelung von Streitfragen erscheint die Vereinbarung eines Schiedsgerichtes zweckmäßig. Führt Outsourcing zu gesellschaftsrechtlichen Veränderungen, sind die rechtlichen und steuerlichen Auswirkungen zu beachten. Der Outsourcing-Vertrag stellt gleichsam ein Handbuch für den Outsourcing -Vorgang dar und enthält eine umfassende, detaillierte Erfassung aller Bedingungen, Parameter und Preise. Eine Definition der Verhaltensweisen der Partner im Laufe der Partnerschaft ist notwendig, um den Schritt der Implementierung zu starten. 41 5.5 Implementierung des Outsourcing-Prozesses Die erfolgreiche Umsetzung des Outsourcing-Projektes erfordert die Einbindung des Outsourcing -Partners in die Organisation des auslagernden Unternehmens. Hierfür ist ein Konzept für die einzelnen Maßnahmen in Planung und Entscheidung nach einem theoretischen Ablaufschema auszuarbeiten. Nach Abschluss des Vertrages ist es wichtig, die Einhaltung der Bestimmungen ständig zu beobachten und Vertragsbestimmungen eventuell anzupassen. Die Umsetzung des Konzeptes sollte eine detaillierte Maßnahmenplanung, ein Implementierungsmarketing, die Maßnahmendurchführung und ein begleitendes Anpassungsservice vorsehen. Bei der Implementierung ist die Motivierung der Mitarbeiter eine wesentliche Voraussetzung für eine spätere erfolgreiche Kooperation. Die Umsetzung erfolgt durch die im Konzept vorgesehenen Maßnahmen, die Strukturen, Ressourcen und Systeme anpassen und ändern. Schwierigkeiten bei Umsetzung von Outsourcing-Projekten treten im Bereich der Mitarbeiter auf, wie Furcht des Arbeitsplatzverlustes, Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und der Statusposition (Macht) im Unternehmen. Es bedarf daher der Mitwirkung des Top-Managements, um rechtzeitig die Mitarbeiter in ein klares Konzept einzubinden. Durch das Outsourcing direkt betroffene Mitarbeiter sollten umfassend über die entsprechenden Maßnahmen und ihre Zukunft informiert werden. Vom Outsourcing sind auch Lieferanten bzw. Kunden von der Unternehmensleitung ausreichend in Kenntnis zu setzen, um Fehlinformationen und mögliche Auswirkungen auf die Marktposition zu vermeiden. Der beständigen Qualität kommt eine besondere Bedeutung ebenso wie der termingerechten Anlieferung zu. Die Umsetzung sollte durch ein Team, eventuell unterstützt von einem externen Berater als Moderator erfolgen, das Planung, Leitung und Koordination wahrnimmt. Die Realisierung und deren Dauer werden durch die Rolle der Outsourcing42 Leistungen in der Unternehmung und deren Mitarbeitern bestimmt. Das Ergebnis einer erfolgreichen Outsourcing-Geschäftsbeziehung sollte eine weitgehende Integration des Partners sein. Für den Fall einer Auflösung des Outsourcing-Vertrages sollte Vorsorge für eine Rückeingliederung getroffen werden. 5.6 Prozessbegleitung/Controlling Der Outsourcing-Prozess bedarf eines kontinuierlichen Controllings sowie der Begleitung durch informierte Mitarbeiter unter Einbindung der Einkaufsorganisation. Die Aufgabe dieser spezifischen Form des Controllings umfasst das Management des Outsourcing-Prozesses hinsichtlich Planung, Koordination, Reaktion und Anpassung sowie einer aktuellen Informationsversorgung. Das Controlling ist schon ab Beginn des Projektes einzuschalten und geht in ein prozessbegleitendes Controlling über. Es sollte auch an der Ist-Analyse sowie der Make or BuyEntscheidung beteiligt sein. Im Rahmen der Koordination wird das Controlling die einzelnen Prozess-Schritte vernetzen und das Management mit den vom Controlling aufbereiteten Informationen versorgen. Laufende Motivation der Teilnehmer, Ausgleich von Meinungsverschiedenheiten, Einhaltung des Zeitplanes, effiziente Umsetzung durch Vermittlung von Entscheidungen und die zielgerichtete Information sind die wesentlichen Aufgaben des Controllings. Das Outsourcing -Projektcontrolling hat die Funktion eines betriebseigenen Moderators, die während des kompletten Outsourcing-Prozesses beibehalten werden sollte. Das Controlling umfasst den Vergleich der Outsourcing-Kosten zu den geplanten Kosten. Die Kosten des Outsourcing-Vorganges hängen wesentlich von der 43 outgesourcten Leistung ab. Marktgängige, weniger komplexe Leistungen (z.B. Reinigungsdienst) sind preislich günstiger und weniger kritisch als spezifische Leistungen. Eine wesentliche Aufgabe des Controllings ist die Überwachung der Qualität. Nach Abschluss des Outsourcing -Prozesses sollte das Controlling überprüfen, ob die Prämissen und Zielsetzungen, die Grundlagen für das Outsourcing waren, erreicht wurden. Im Laufe der Partnerschaft wird die Koordination der Zusammenarbeit ein Schwerpunkt des Controllings. Im Rahmen des Controllings sollte auch die Speicherung des im Laufe des Outsourcing erworbenen Wissens einschließlich des verfügbaren Know-hows der Partner erfolgen. 5.7 Riskmanagement Die Outsourcing -Entscheidung, der Vorgang und die angestrebte längere Partnerschaft bergen eine Reihe von Risiken. Die Risiken bestehen in den spezifischen Eigenschaften der Leistung, der Qualität, der zeitgerechten Erbringung bzw. Lieferung der benötigten Quantität, der Servicebereitschaft, der Flexibilität und der Vertrauensbasis gegenüber dem Outsourcing-Partner. Diese Faktoren sollten schon bei der Auswahl des Outsourcing -Partners erkannt und berücksichtigt werden. Der nächste Schritt ist eine sorgfältige Vertragsgestaltung, die Vorkehrungen für alle Risiken treffen sollte. Daneben sind durch Marktbeobachtung im Einkaufsbereich Überlegungen anzustellen, inwieweit und durch welche andere Marktteilnehmer Leistungsprobleme des Outsourcing -Vertrages gelöst werden können. Eine weitgehende Abhängigkeit von nur einem Produzenten ist unbedingt zu vermeiden. Durch das laufende Controlling ist ein Informationssystem aufzubauen, das vorausschauend über konkret drohende Risikofälle berichtet, um rasch reagieren 44 zu können. Eine Möglichkeit besteht darin, durch Outsourcing einer Leistung auf mehrere Partner einen Risikoausgleich zu schaffen. Eine Risikoeingrenzung besteht in der Möglichkeit, dem Outsourcing -Partner nur einen kleineren Umfang der beabsichtigten Outsourcing-Leistung zu übertragen, der nach erfolgreichem Verlauf ausgeweitet wird. Eine praktizierte Form der Risiko-Kontrolle besteht auch in einer wirtschaftlichen Beteiligung am Outsourcing-Partner, um einen abgesicherten Einfluss zu haben. Bezüglich der Partnerwahl sollte der richtige Partner neben einem Preisvorteil die technologische Fähigkeit, Zuverlässigkeit, Qualität, Bonität und Innovationskraft für eine längerfristige Zusammenarbeit bieten. Die Outsourcing -Leistungen und Ziele der Kooperation sollten gemeinsam verstanden und definiert werden. Eine klare Definition der Outsourcing-Leistungen ist aus Sicht des Unternehmens erforderlich und die vertraglichen Leistungen sind präzise zu beschreiben. Eine Anpassung während der Partnerschaft ist vorzusehen. Unklare oder unvollständige Vertragsdefinitionen sind oft Gründe für spätere Schwierigkeiten. Das outsourcende Unternehmen kann durch Qualitätsminderungen oder Qualitätsschwankungen eine erhebliche Beeinträchtigung seiner Wettbewerbslage erfahren, da dies von seinen Mitbewerbern als wesentlicher Wettbewerbsnachteil den Kunden gegenüber ausgespielt werden kann. Der Ausfall eines wertmäßig kleinen, aber wichtigen Teiles kann zum Stillstand einer Anlage mit Produktionsausfall führen. Die anfallenden Folgekosten lassen eine Berechnung dieses Risikofaktors kaum zu. Um die traditionell gute Qualität nachhaltig zu sichern, haben namhafte Unternehmen (insbesondere Markenunternehmen) der Verlagerung eines Teiles ihrer Produktion oder der Errichtung einer Produktionsstätte im Ausland den Vorzug gegenüber einem umfassenden Outsourcing gegeben. 45 Ein erhebliches Risiko besteht in der Möglichkeit, dass der Outsourcing -Partner seinerseits selbst einen großen Teil der outgesourcten Produkte und Leistung zukauft. Es ist unbedingt notwendig, in der Outsourcing-Gesellschaft eine ausreichende Einkaufskompetenz zu schaffen und zu erhalten. Diese Kompetenz beschränkt sich nicht nur auf die Einkaufsabteilung sondern hat für die gesamte Unternehmung zu gelten. Oft wird die Aufgabe der genauen Spezifikation einer schriftlichen Festlegung von Produkten und Dienstleistungen, die mit der Produktion (Logistik etc.) verbunden sind, unterschätzt. Sogar die aktuellen technologischen Spezifikationen der in-house erzeugten Produkte sind schwierig zu ermitteln. Im Zuge dieser Maßnahmen ist zu prüfen, ob und in welchem Umfang diese Produkte und Dienstleistungen eine marktbezogene Anpassung erfahren sollten. Dies kann unter Umständen zu größeren Veränderungen führen als die spätere Auslagerung. Möglicherweise ist es notwendig, „Wissenszentren“ oder Spezialistenteams zu bilden, um zu ermitteln welche Wissensbasis durch das Outsourcing verloren gehen kann. Diese Zentren könnte n als Unterstützung des Einkaufs mit der Aufgabe Produktkalkulation oder –Designvorschläge betraut werden. Beispiel: Cummings Motor Co. verdoppelte seine Ingenieurskapazität für die Konstruktion von Kolben vor dem Outsourcing der Kolben-Produktion. (Quelle: Ravi Venkatesen, Harvard Business Revue, Dezember 1997) Das Management hat Konzepte für Risikofälle zu erarbeiten und deren Anwendung über die Marktmöglichkeiten laufend zu prüfen, um sich vor Überraschungen zu schützen. Das Risk-Management sollte vom Controlling ausgeübt werden. 46 5.8 Beendigung des Outsourcing-Projektes Das Outsourcing-Projekt kann durch Fristablauf beendet werden. Für diesen Fall können Verlängerungsoptionen für die Partner, aber auch zusätzliche Ausstiegsoptionen vereinbart werden. Der Eintritt bestimmter festgelegter Ereignisse ermöglicht, soweit vertraglich vorgesehen, den Vertrag vorzeitig zu beenden. Wird ein Outsourcing aufgrund schwerwiegender Leistungsstörungen, Qualitätsminderungen oder Ausfall des Outsourcing-Partners beendet, kann dies für das outsourcende Unternehmen von großem Nachteil sein. Die Beendigung des Outsourcing -Vertrages zwingt das outsourcende Unternehmen, sofortige Entscheidungen zu treffen. Wenn möglich sollte unverzüglich ein anderer qualifizierter Outsourcing-Partner gefunden werden. Je nach Outsourcing -Form sind am Markt verschiedene potentielle neue Partner für die Übernahme der outsourcebaren Leistungen vorhanden. Es bedarf der Selektion eines neuen Partners und des Abschlusses eines neuen Outsourcing-Vertrages. Eine vorzeitige Vertragsauflösung kann auch mit der Zielsetzung einer in-houseÜbernahme (re-insourcing) der outgesourcten Leistungen erfolgen. Die Rückführung sollte möglichst ohne Störung des Geschäftsganges vorgenommen werden, wird aber zu erheblichen Mehrkosten führen. Auswirkungen auf den Kundenbereich sind zu bedenken. In vielen Fällen (z.B. im IT-Bereich) erfolgt die Rücknahme dieser Leistungen mit Unterstützung des Outsourcing-Partners in der Wiedereingliederungsphase. 47 6. Chancen und Risiken 6.1 Chancen Eine Chance des Outsourcings wird primär in der Konzentration auf das Kerngeschäft und in der Reduktion der Gesamtkosten des Unternehmens gesehen, insbesondere dann, wenn die Leistung wesentlich günstiger zugekauft werden kann. Ein Re-engineering des Unternehmens in seiner Organisation ist eine strategische Option des Outsourcings, die ebenfalls zu Kostenreduktionen führt. Ein Aspekt ist der geringere Kapitaleinsatz, verminderte Investitionen und eine Verbesserung der Bilanzkennzahlen. Eine weitere Möglichkeit liegt im Erwerb von Kapazitäten, die flexibel zugekauft werden können, ohne die eigenen Ressourcen auszuweiten und ohne zusätzliche Kosten zu verursachen. Know-how-Vorteile, die fremde Spezialunternehmen erworben haben und der letzte Stand der technischen Entwicklung können dem Unternehmen über einen Vertrag mit dem Outsourcing-Partner gesichert werden. Sie ersetzen eigene Entwicklungen und sparen Zeit und Kosten. Spezialisten können Teilvorgänge des Unternehmensprozesses besser als eigenes Personal vorbereiten oder warten (Werkzeugmanagement). Im Forschungsbereich können spezifische umfassender Forscherteams aufgrund einer (z.B. Universitäten) Outsourcing-Vereinbarung qualifizierter und forschen (z.B. Pharmaindustrie) und auf andere Forschungsergebnisse zurückgreifen. Eine Reihe von Unternehmenstätigkeiten können durch Outsourcing-Prozesse effizienter und billiger durchgeführt werden. Beispiele: Catering, Gebäudeverwaltung, Logistik, EDV. 48 Potenziale des Outsourcings: - Konzentration auf das Kerngeschäft mit Einsatz frei werdender Personalkapazitäten und Ressourcen - Kosteneinsparung (Fixkostenreduktion, günstiger Zukaufspreis) - Know-how-Akquisition - Verstärkter Marktauftritt - Verbesserte Reaktionsfähigkeit - Flexible Kapazitätsanpassung durch rasche Reaktion ohne Fixkostenbelastung - Bessere Kapazitätsauslastung - Beseitigung von Kapazitätsengpässen - Klar definierte Leistung und Verantwortung - Zeitgewinn, z.B. Lieferung just in time - Kostenreduktion durch geringe Lagerhaltung, exakte Kostenzurechnung - Zusätzliche Erträge, z.B. Recycling - Gute Planbarkeit - Personalreduktion - Qualitätsverbesserung, z.B. mit Know-how-Partner - Geringerer Kapitaleinsatz - Kürzere Kapitalbindung 6.2 Risiken Werden wichtige Leistungen outgesourct, entstehen erhebliche Risiken. Diese können durch die Wahl eines ungeeigneten Partners, einer zu großen Abhängigkeit vom Outsourcing -Partner, sowie durch Qualitätsminderung der nun fremden Leistung gegenüber dem Eigenprodukt eintreten. Die Verlässlichkeit der termingerechten Lieferung ist ein weiteres Kriterium. 49 Outsourcing enthält im wesentlichen folgende Risikofaktoren: - Partnerwahl - Leistungsdefinition - Qualitätsfragen – Beständigkeit, Imageverlust, Behebung und Folgewirkung - Kompetenzverlust – Marktprobleme - Know-how-Verlust - Abhängigkeit – Lieferung, Termine, Bonität des Partners, Ersatz - Kosten des Prozesses und des Controllings - Geringerer Einfluss – Steuerung - Transaktionskosten, Folgekosten - Personalprobleme – Motivation, Kosten - Koordinationsfrage – mögliche Mehrkosten - Unterschiedliche Unternehmenskultur - Verminderung der Einkaufskompetenz im gesamten Unternehmen Die Gefahr eines unüberlegten Outsourcing liegt in einer zu weit gehenden Auslagerung und damit dem Verlust des unternehmenseigenen Know-hows. Die Unterne hmung würde sich in Abhängigkeit des Outsourcing-Partners begeben und damit ihre Marktposition gefährden. Der Partner könnte mit dem erworbenen Wissen sogar die Existenz des Unternehmens nachhaltig bedrohen. Um diesen Fall zu vermeiden, bedarf es der bereits erwähnten Ist-Analyse und Festlegung der Kernkompetenzen. Kein Unternehmen sollte daher eine Kernkompetenz outsourcen, da es Gefahr läuft, dass der Outsourcing-Partner die Wettbewerbsposition des Unternehmens entscheidend beeinträchtigen könnte. Das Risiko der Abhängigkeit besteht besonders beim Outsourcing von komplexen Leistungen, wie z.B. der Datenverarbeitung. Wird die Leistung vom OutsourcingPartner nicht termingerecht in vereinbarter Qualität erbracht, treten beim Unternehmen große Probleme auf. Kann die Leistung nicht kurzfristig von anderen Anbietern in gleicher Qualität beschafft werden, hat das Unternehmen erhebliche Schwierigkeiten und beachtliche Kosten, die wesentlich höher als die erwarteten Vorteile sein können. 50 Eine im Geschäftsverkehr übliche Prüfung der Vertragstreue und Fairness ist notwendig. In Teilbereichen bietet auch eine Auslagerung in Etappen die Möglichkeit, den Partner, sein Verhalten und seine Liefer-, Qualitäts- und Vertragstreue zu testen. Ein weiteres Risiko stellt der Widerstand im eigenen Unternehmen dar. Hier ist eine rechtzeitige Information und umfassende Einbindung der betroffenen Mitarbeiter erforderlich. Den Mitarbeitern sollten nach Möglichkeit persönliche Chancen aufgezeigt und Weiterbildungsmöglichkeiten angeboten werden. Die weitreichenden Kosten von Personalfreisetzungen bedürfen einer exakten Kalkulation. Während das Risiko der Qualität und Qualitätskontrollen in Gebieten mit gleichem Wirtschafts- und Ausbildungsniveau leichter beherrschbar ist, kann dies in räumlich entfernten Gebieten mit fremden Kulturen ein großes Problem darstellen. Die vertragliche Regelung sollte bei solchen Outsourcing-Prozessen durch externe Kontrollen oder Überstellung eigener Mitarbeiter unterstützt werden. Spezifische Risiken nach erfolgtem Outsourcing sind besonders in zwei Situationen gegeben: Die erste Problematik tritt in relativ kurzer Zeit dann auf, wenn der gewünschte Outsourcing -Effekt (z.B. durch Qualitätsminderung) nicht erreicht wird oder nicht erreicht werden kann. Die Lösung besteht in der Zurücknahme des Vorganges (re-insourcing, insourcing) oder im Ersatz durch einen anderen Outsourcing -Partner. In beiden Fällen bedarf es schneller Entscheidungen, um den termingerechten Ablauf der Prozesse im Unternehmen sicherzustellen und erheblicher Anstrengungen der Mitarbeiter, die notwendigen Maßnahmen zu treffen. Dies wird zu Kostensteigerungen führen, die unter Umständen weit über die durch das Outsourcing erwarteten Kosteneinsparungen hinausgehen. Ergänzend wird bei Dienstleistungen (IT) der Outsourcing-Partner als Spezialist für ein re-insourcing herangezogen werden müssen. Der zweite Fall ist dann gegeben, wenn bei länger andauernder OutsourcingPartnerschaft das Partner-Unternehmen durch interne Gründe (Insolvenz, Verkauf, Produktionsänderung etc.) ausfällt und rasch ein anderer Partner gefunden werden soll. Es bedarf daher ständiger Marktbeobachtung, um Preis- und Produktqualität des 51 Outsourcing -Partners beurteilen zu können und mögliche Konkurrenten in diesem Bereich zu kennen, die als Alternative herangezogen werden können. Eine besonders schwierige Situation tritt dann ein, wenn der Outsourcing -Partner eine überragende Marktposition erlangt und damit eine erhebliche Abhängigkeit des Unternehmens eintritt. Ein Wechsel wird nur mit intensiver Mitarbeit der Fachleute des Unternehmens beim Aufbau einer neuen Partnerschaft mit einem kleineren Anbieter möglich sein. Der Vorgang eines Insourcing, neue Aktivitäten in das Unternehmen zu integrieren (in-house) ist meist leichter umzusetzen als eine mit hohen Kosten und internen Schwierigkeiten verbundene spätere Rücknahme (re-insourcing) outgesourcter früherer Funktionen. Insourcing ist einfacher zu kalkulieren und die Probleme können im Unternehmen selbst gelöst werden. Die Gegenüberstellung von Chancen und Risiken des Outsourcings zeigt die Probleme eines langfristigen, für das Unternehmen schwer reversiblen Entscheidungsvorganges. 7. Soucing Agencies Um in verschiedenen Weltregionen eine globale und doch lokale Beschaffungsstrategie zu realisieren, nehmen eigene Agenturen (Sourcing -Agencies, International Procurement Offices) diese Funktion wahr. Dies trifft besonders auf Regionen zu, in denen mangels Erfahrung der Outsourcing -Unternehmung die notwendigen Kenntnisse über Markt, Geschäftskulturen und Partner fehlen. Diese Agenturen kaufen auf den lokalen Märkten die verlangten Produkte auf eigene Rechnung und eigenes Risiko ein, um sie mit einem entsprechenden Aufpreis an das bestellende Unternehmen zu verkaufen. In dieser Hinsicht arbeiten Sourcing Agenturen vergleichbar wie traditionelle Handelshäuser. 52 Der Vorteil für das Unternehmen liegt im Aufbau einer längerfristigen Lieferantenbeziehung in Regionen, in denen Outsourcing mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist. Die Sourcing-Agentur übernimmt die Lieferantenauswahl, die Qualitätskontrolle, organisiert die Lieferung und ist in der Lage, allfällige Zahlungsprobleme zu lösen. Die lokale Marktkenntnis, der Lieferantenüberblick und die Abwicklung der Geschäfte in fremden Kultur - und Rechtsbereichen sowie Vorteile lokaler Währungen sprechen für Outsourcing -Agenturen. Für den Unternehmer besteht ein wesentlicher Vorteil darin, nur einen Partner mit Einkaufsmacht – die Sourcing-Agentur – zu haben, die wieder über eine Vielzahl von Lieferanten verfügt. Sourcing -Agenturen haben sich in Europa, in den USA, vor allem aber in Singapur und Hongkong sowie in China, Taiwan und Südamerika etabliert, um die Handelsinteressen ihrer Kunden aus anderen Weltregionen abdecken zu können. Die Sourcing-Agentur kann bei einer langfristigen Geschäftsbeziehung eine Funktion ähnlich eines Outsourcing -Partners für Produkte und Leistungen aus einer bestimmten Weltregion erhalten. 8. Auswirkung des Outsourcing-Prozesses auf das Unternehmen Vorbereitung und Durchführung des Outsourcing -Prozesses beanspruchen Management und Mitarbeiter, dauern eine geraume Zeitspanne und verursachen erhebliche Kosten. Organisation und Mitarbeiter müssen flexibel reagieren und sind durch den Outsourcing-Vorgang nachhaltig betroffen. Ist der Outsourcing-Vorgang im Laufen, bedarf es eines intensiven Controllings sowie einer guten Kooperation der Mitarbeiter beider Unternehmen, um die Ziele der Outsourcing -Vereinbarung zu erreichen und ständig zu sichern. Ein gemeinsames Qualitätsmanagement ist einzusetzen. Gegenseitige Personaleinschulung und die Herste llung eines guten persönlichen Verhältnisses der betroffenen Mitarbeiter ist 53 erforderlich. Es gilt allenfalls im Unternehmen bestehende Vorurteile gegen das Outsourcing -Projekt abzubauen und kleine im Geschäftsleben übliche Beeinträchtigungen nicht als unlösbare Probleme aufzufassen. Tritt ein Problem auf, sollten unverzüglich beide Partner ein gemeinsames Konzept zu seiner Lösung erarbeiten und umsetzen. Eine wichtige Frage ist der Umgang des Managements mit den im OutsourcingUnternehmen betroffenen Mitarbeitern. Diese können in vielen Fällen nicht an den Outsourcing -Partner zur Ergänzung seines Mitarbeiterstabes übergeben werden. Dies liegt an den verschiedenen Entlohnungssystemen aufgrund von Branchenkollektivverträgen. Diese Divergenz kann auch in Grund für Outsourcing sein, um sich die Kostenvorteile günstigerer Kollektivverträge zu sichern. In noch größerem Umfang trifft dies für Auslagerungen in Billiglohn-Länder zu. Das mit der Outsourcing -Abwicklung befasste Personal wird sich mit fremden Kulturen auseinandersetzen und gewisse zusätzliche Sprachkenntnisse erwerben müssen. Schwierigkeiten können auch im Unternehmen entstehen, wenn die früheren Kollegen als Einkäufer agieren. Die im Betrieb nach dem Outsourcing für diesen Vorgang nicht mehr benötigten Arbeitskräfte, die auch nicht in das Unternehmen des Outsourcing-Partners integriert werden können, stellen ein schwieriges Problem für das Unternehmen dar. Ihre Weiterbeschäftigung kann nur in anderen Abteilungen erfolgen und die Mitarbeiter müssen sich den gegebenen Möglichkeiten anpassen. Diese Aufgabe ist vom Management der Unternehmung wahrzunehmen. Die Freisetzung der Mitarbeiter als letzte Lösung sollte im Hinblick auf deren Sachkenntnis für den Fall eines Scheiterns des Outsourcing -Projektes und eines notwendigen Re-Insourcing gut überlegt werden. Eine zusätzliche Weiterbildung ist eine Möglichkeit, gute Mitarbeiter in anderen Funktionen im Unternehmen einzusetzen. Auf jeden Fall sind die Kostenbelastungen bei Freisetzungen, die individuell ermittelt werden müssen den Kostenerfolgen durch den Outsourcing -Prozess gegenüber zu stellen. Je nach Rechtslage werden verschiedene Einzelaspekte, Kündigungsschutz, Sozialpläne, Kündigungszeiten zu berücksichtigen sein. 54 wie Bei weitreichenden Auslagerungen von Leistungen im Rechnungswesen können Probleme für das outsourcende Unternehmen entstehen, wenn aktuelle Unterlagen im Finanzbereich nicht unmittelbar im Haus als Entscheidungsgrundlage verfügbar sind. Bei Übertragung von Inkassodiensten sollte die Gelddisposition beim Unternehmen verbleiben und ein Reportingsystem die laufende Liquiditätskontrolle gewährleisten. Der Aufbau und die Ergebnisse der Monitoring- und Reportingsysteme sind nicht nur eine Basis für eine langfristige erfolgreiche Partnerschaft, sondern ermöglichen die Erkennung von Verbesserungschancen und ein Re-engineering der Unternehmensprozesse. Der Einkauf sollte in alle Entwicklungen der SourcingPartner eingebunden sein, da er eine verantwortungsvolle Aufgabe in der nachhaltigen Sicherung der Outsourcing-Erfolge hat. Die Aufgaben des Qualitätsmanagements werden um die Kontrolle für die Qualität der outgesourcten Produkte erweitert. Da der Outsourcing-Prozess eine Senkung der Kosten zum Ziel hat und Kostenwahrheit erfordert, sollten auch die übrigen Unternehmensstrukturen diesem Prinzip folgen, damit ein kostengünstigeres, schlankeres Unternehmen entsteht. Diese Entwicklung führt im gesamten Unternehmen zu einer weitgehenden Umstellung und temporären Schwierigkeiten. Eine neue Organisationsform bedeutet aber für dynamische Mitarbeiter eine Aufstiegschance. Die Kunden sollten zeitgerecht, ausreichend und begründet informiert werden. Das Unternehmen sollte am Ende des Reeingineering-Prozesses wesentliche Kosten- und Marktvorteile erreichen können. Die Erfahrungen zeigen, dass Outsourcing in funktional organisierten Unternehmen besonders massive Auswirkungen hat. Als Beispiel seien nur die großen Konzerne (z.B. PKW-Industrie) genannt. 55 9. Erfahrungen im Outsourcing Die Erfahrungen, die im Outsourcing gemacht wurden, sind den verschiedensten Formen der Auslagerung entsprechend, vielschichtig. Eine Entscheidung, die dem ausschließlichen Zweck einer Kostenverbilligung verfolgt, wird in vielen Fällen noch nicht den gewünschten Gesamterfolg bringen. Dieser besteht in einer reibungslosen Integration der zugekauften Leistungen, deren Qualitätssicherung und in einer Verbesserung der Marktposition. Die Einbindung der eigenen Mitarbeiter und der Mitarbeiter des Outsourcing -Partners war zielführend. Gute Erfahrungen konnten mit einer Erfolgsbeteiligung der betroffenen Mitarbeiter gemacht werden. Die Outsourcing-Partnerschaft wird durch die Zusammenarbeit vertieft und der Outsourcing -Partner übernimmt, wie Beispiele in der Automobilindustrie beweisen, weitere Leistungen, die vom Unternehmen nicht als Kernkompetenz angesehen werden. Die Unternehmen konnten folgende Vorteile langfristig erzielen: - Günstigere Preise - Senkung der Kapitalkosten durch geringere Investitionen, Betriebsmittel - Personaleinsparung - Kostensenkung - Geringere Lagerhaltungskosten - Entlastung des Managements von Routine-Aufgaben - Geringerer Platzbedarf - Kein zusätzlicher Raumbedarf - Qualitätsverbesserung - Besseres Controlling - Geringerer Kapitalbedarf - Gemeinsame Produktentwicklung In einigen Bereichen konnte durch Auslagerung z.B. der Forschung an ein hochqualifiziertes Forschungsteam (z.B. 56 einer Universität) ein wesentlicher Vorsprung in der Produktentwicklung und damit für die Wettbewerbssituation erzielt werden. Beispiele hierfür sind die Automobil- und Pharmaindustrie. Die durch Outsourcing frei gewordenen Kapazitäten wurden im Unternehmen für zukunftsweisende Projekte, wie Design-Entwicklung, alternative Energien, Produkte und neue Techniken eingesetzt. Ein Beispiel dafür ist die PKW-Industrie, die angesichts ständig kürzerer Halbwertszeiten ihrer Fahrzeuge in immer kürzeren Abständen neue Modelle mit innovativer Ausstattung entwickeln und anbieten muss. Die Treibstoffkosten und die zeitlichen Grenzen der Erdölreserven sind Anlass für Grundsatzstudien von Autos mit alternativen Energien, wie Elektrizität, Wasserstoff oder Brennstoffzellen. Alternative Materialien werden anstelle von Stahl wie Aluminium, Kohlefaser und Kunststoffe für den Fahrzeugbau untersucht. Der Sicherheitsschutz wurde laufend mit neuen mechanischen und elektronischen Einrichtungen verbessert. Diese umfangreichen Forschungsarbeiten, Entwicklungen und Investitionen waren unter anderem nur aufgrund der durch Outsourcing frei gewordenen Personal- und Finanzressourcen möglich, die zukunftsweisend für das Kerngeschäft eingesetzt werden konnten. Für KMUs als zukünftige Zulieferer der Mittel- und Großindustrie hat Outsourcing die Möglichkeit einer Spezialisierung auf Teilgebieten gebote n, die für den OutsourcingPartner seine Kernkompetenz darstellen. Die große Flexibilität der mittelständischen Wirtschaft ermöglicht es ihr, Wettbewerbsvorteile in Kooperation mit dem outsourcenden Unternehmen zu erreichen und eine hohe Qualität ihrer Produkte zu bieten. In Anbetracht des globalen Wettbewerbes ist Outsourcing lohnintensiver Bereiche eines Unternehmen in Billiglohn-Länder ein Schwerpunkt der Möglichkeiten, Kosten zu senken und die Vorteile der Niedriglohn-Länder zu nutzen. Es gibt allerdings auch negative Erfahrungen im Outsourcing. Dies betrifft besonders komplexe, aus vielen Teilen bestehende Leistungen bzw. Produkte, an die hohe Anforderungen gestellt werden. Als Beispiele können Produzenten angeführt werden, für die Qualitätsmängel eines notwendigen aber wertmäßig nicht besonders gewichteten Teiles oder von Komponenten ein entscheidendes Kriterium sind. 57 Entstehen doch durch den Ausfall dieses Teiles erhebliche Folgekosten, die die geplanten Einsparungen um ein vielfaches übersteigen können. Die Lösung führte zu einem Insourcing, das mit neuerlichen Kosten verbunden war. Die vielfältigen Erfahrungen mit Outsourcing werden auch in Zukunft Gegenstand einer sorgfältigen, kritischen Prüfung der Unternehmensstrategie sein. 10. Insourcing – Re-Insourcing Unter Insourcing wird die Aufnahme von Produkten und Leistungen, die bisher am Markt zugekauft wurden in das eigene Produktions - und Leistungsprogramm unter eigener Verantwortung verstanden. Insourcing erhöht den Leistungsumfang des Unternehmens , bedarf der nötigen Fachkräfte sowie des erforderlichen Know-hows. Insourcing-Produkte und – Leistungen stellen meist Ergänzungen der eigenen Leistungspalette oder besonders sensible Teile des Endproduktes dar (z.B. zur Absicherung der Qualität). Beispiele: Große Handelsketten (Migros, Rewe, Spar) stellen Produkte unter eigener Marke her, die sie früher von Markenlieferanten zugekauft haben (z.B. Waschmittel, Süßwaren), um sie billiger anbieten zu können. Als Re-Insourcing wird die Zurücknahme von Produkten und Leistungen, die ausgelagert waren, bezeichnet. Eine Re-Insourcing -Entscheidung wird meist dann getroffen, wenn eine Outsourcing-Abwicklung Probleme aufwirft, die in der Alleinverantwortung des Unternehmens besser gelöst werden können. Beispiele : Die Siemens AG hat beschlossen, outgesourcte Leistungen und Tochterfirmen wieder in das Stammhaus zu reintegrieren. Hierfür sind die Siemens Building 58 Technologies, die Siemens Business Services, die Gebäudetechnik und die SGP Verkehrstechnik vorgesehen. Das Unternehmen möchte dadurch eine einheitliche Steuerung und eine Rationalisierung erreichen. Eine ähnliche Entwicklung könnte bei der NASA nach dem Shuttle-Unglück vom 1. 2. 2003 eintreten. Die offizielle Kritik richtet sich gegen die Geschäftspolitik der NASA, 90 % ihres Budgets in Höhe von US $ 15 Milliarden jährlich für ausgelagerte Leistungen zu verwenden. Der Umfang der von 120 Lieferanten zugekauften Leistungen (insbesonders von der United Space Alliance mit 10.500 Mitarbeitern) soll durch Re-Insourcing in eigene Verantwortung zwecks besserem Controlling übernommen werden und Voraussetzung für eine tiefgreifende Strukturänderung sein. 11. Trends –Procurement Outsourcing Die Trends für Outsourcing und Insourcing sind sehr unterschiedlich und werden von der Unternehmensstrategie, der Branche und der Wirtschaftslage bestimmt. Große und kleinere Unternehmen (KMU) definieren zunehmend ihre Kernkompete nzen und überlegen Produkte und Dienstleistungen auszulagern, insbesondere um Kosten zu reduzieren. Die Zielrichtung sind Partner aus Ländern mit bedeutend niederen Lohnkosten, wie die EU-Erweiterungsstaaten oder China. Die in diesen Regionen gleichzeitig eingetretene Qualitäts- und Produktivitätssteigerung, die Entwicklung verbesserter Wirtschafts- und Rechtssysteme ermöglichen Unternehmen dieser Region die Funktion eines Outsourcing -Partners zu übernehmen. Moderne Unternehmensführungen sind ebenfalls bestrebt, alle nicht unternehmensnotwendigen Funktionen (z.B. Facility Management) auszulagern. Im Rahmen der Produktion besteht insbesonders in der automativen Industrie und im Elektronikbereich weiterhin die Tendenz, Komponenten von Outsourcing-Partnern zu beziehen. Ein spezielles Gebiet ist der IT-Bereich, wo der Erfolg des Outsourcing erst nach einiger Zeit aufgrund der Auswirkungen festzustellen ist. Die Tendenz geht hier zu individuellen Lösungen, die zu einem Outsourcing von Teilbereichen neigen. 59 Große Unternehmen, die in Zentralverwaltungssystemen entstanden sind, beabsichtigen ihre nicht betriebsnotwendigen Nebenbereiche auszulagern. Ein Beispiel hierfür sind russische Stahlkombinate, die eigene Spitäler und Kindergärten haben. Diese Tendenz wird in den Transitionsländern Mittel- und Osteuropas anhalten als eine Bedingung zur Erreichung wettbewerbsfähiger Unternehmensstrukturen. Der gegenläufige Trend zielt auf ein Insourcing besonders sensibler Teile, deren Qualität für die Funktion des Endproduktes entscheidend ist. Einen Insourcing-Trend zeigen Groß-Retailer-Ketten mit dem Ersatz von Markenartikel durch die InhouseErzeugung eigener Produkte. Sourcing -Agenturen übernehmen die Funktion eines Outsourcing-Partners bei global tätigen Unternehmen in bisher von diesen nicht durch ihren Einkauf betreuten Weltregionen. Procurement Outsourcing Eine schwierige Entscheidung ist die Auslagerung des gesamten Einkaufs an einen fremden Partner. Die Unternehmung begibt sich der Einkaufskompetenz oder behält diese nur durch einen weiterhin tätigen hochqualifizierten, teuren Einkaufsmanager mit Strategiefunktion. Die Erfahrungen einiger Unternehmen waren vor allem längerfristig unbefriedigend. Einerseits gingen die vielfachen Einflussmöglichkeiten, die der Einkauf bietet verloren und andererseits konnten zu geringe Kosteneinsparungen erzielt werden. Darüber hinaus fe hlt den Unternehmen für ein Einkaufs-Outsourcing die Vergleichsmöglichkeit, welche Kostenvorteile durch die komplette Auslagerung der Einkaufsabteilung erzielt werden können. Ein neuerlicher Aufbau der Einkaufsabwicklung (Insourcing) erfordert qualifiziertes Personal, einen erheblichen Zeitaufwand und entsprechende Kosten. 60 Eine Alternative für die Kostensenkung im Einkauf ist durch die Anwendung der modernen IT für den Einkauf im B2B-Bereich und allen Möglichkeiten der Nutzung der modernen Medien als Instrument gegeben. Die Gefahr einer hohen Abhängigkeit von einem fremden Partner im Beschaffungsbereich ist ein wesentliches Argument für die im eigenen Unternehmen weiterhin bestehende Einkaufsfunktion und gegen ein Procurement Outsourcing. 12. Zusammenfassung Outsourcing ist das Ergebnis eines längerfristigen Prozesses in der Wirtschaft zur Spezialisierung. Outsourcing bietet mit seinen verschiedenen Formen in ständig erweiterten Märkten große Chancen und ist eine wichtige Aufgabe der Unternehmensstrategie mit der Ausrichtung auf Fertigungstiefe und globalen Wettbewerb. Die Voraussetzungen für Outsourcing ist eine profunde Kenntnis der Unternehmensprozesse, der Kernkompetenzen, der eigenen Kosten, der aktuellen Marktposition, der Situation der Mitbewerber, der Einschätzung der zukünftigen Entwicklung des Marktes, der Leistungen und Preise sowie der Sicherung und Verbesserung der Qualität. Das Ziel ist eine nachhaltige Verbesserung der Wettbewerbs- und Ertragslage des Unternehmens. Wird Outsourcing als richtige Strategie erkannt, bedarf es eines systematischen, methodischen Vorgehens, um Kernkompetenzen zu erkennen und festzulegen. Für die übrigen Leistungen können Outsourcing-Partner gesucht werden. Frühzeitig sind die Mitarbeiter als Wissensträger in die Entscheidungsprozesse einzubinden, um optimale Lösung zu erreichen. Ein Outsourcing sollte Mitarbeitern Chancen bieten, verantwortungsvollere und besser bezahlte Positionen im Unternehmen einzunehmen und gute, persönliche Kontakte mit den Mitarbeitern des Outsourcing -Partners als Basis der Kooperation herzustellen. 61 Ein entscheidender Schritt ist die Auswahl des für eine lange Geschäftsbeziehung besonders geeigneten Partners. Dieser sollte neben wirtschaftlicher Bonität und persönlich sachlicher Qualifikation, Qualitätsbewusstsein und Verläßlichkeit haben, um den gemeinsamen Ansprüchen der Kooperation zu entsprechen. Die Abwicklung bedarf eines professionellen Managements durch ein sachkundiges Team aus den Fachleuten des Unternehmens. Für das Unternehmen besteht neben der Kooperation und dem Controlling der nun zugekauften Leistungen eine gewisse Abhängigkeit von den Lieferanten und die Notwendigkeit einer umfassenden Koordination und Integration dieser Leistungen in den Betriebsablauf und das eigene Marktprodukt. Entwicklungen werden mit den Outsourcing -Partner abzusprechen sein. Der Eigenanteil am Marktprodukt fällt, die Wertschöpfung sollte steigen. Die Gefahr liegt in einer Übernahme von Marktanteilen durch Outsourcing-Partner bzw. durch Konkurrenten, die sich der gleichen Lieferanten bedienen. Die Einhaltung der Outsourcing-Vertragspunkte und des Outsourcing -Prozesses erfordert eine permanente Überwachung. Die mit den Outsourcing entstehenden Auswirkungen auf die Struktur des Unternehmens sollten rechtzeitig geplant und umgesetzt werden, um durch Reorganisation des Unternehmens die vorgesehene Kostensenkung und Ertragsstärkung sowie entsprechende Marktvorteile zu erlangen. Outsourcing bedarf einer kritischen Beurteilung seiner Chancen und Risiken und einer sorgfältigen Vorbereitung. Ein erfolgreiches Outsourcing-Projekt mit seinen meist schwer reversiblen Eingriffen in das unternehmenseigene Wertschöpfungssystem sollte daher nicht primär unter dem Gesichtspunkt einer Kostensenkung sondern als Basis einer langfristigen fairen Partnerschaft gesehen werden. Läuft ein Outsourcing nicht, wird eine Zurücknahme in das Unternehmen durch Insourcing zu überlegen sein. 62