Hüftgelenksdysplasie (HD) - Vorbeugen ist besser als heilen

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Hüftgelenksdysplasie (HD) - Vorbeugen ist besser als heilen
Dr. Susanne Medl, Dipl. ECVN
Fachtierärztin für Chirurgie und Augenheikunde
Alpenstraße 27 · 87727 Babenhausen
Telefon 0 83 33 - 40 05
www.kleintierklinik-babenhausen.de
Hüftgelenksdysplasie (HD) - Vorbeugen ist besser als heilen
Was ist HD?
Die Hüftgelenksdysplasie ist eine angeborene Erkrankung des Hüftgelenks, bei der Oberschenkelkopf und
Hüftgelenkspfanne nicht korrekt ineinander passen. Als Folge kommt es zu einer übermässigen Laxizität/
Lockerheit des Gelenks, diese führt zu Schmerzen und sekundär zur Entstehung von Arthrose.
Wie erkenne ich ob mein Hund unter Hüftgelenksdysplasie leidet?
Symptome können bereits im frühen Welpenalter auftreten. Meistens zeigen die Tiere einen wackeligen oder
watschelnden Gang in den Hinterbeinen und wollen weniger spielen als für ihr Alter normal wäre. Lahmheiten
und Probleme beim Aufstehen können ebenfalls auftreten. Ältere Hunde haben meist bereits arthrotische
Veränderungen am Gelenk entwickelt und zeigen Anlaufschwierigkeiten und Lahmheiten.
Welche Hunde leiden unter Hüftgelenksdysplasie?
In aller Regel sind große Hunderassen betroffen, in seltenen Fällen kann eine Hüftgelenksdysplasie aber auch bei
kleineren Hunden und Katzen auftreten. Rassen bei denen die HD gehäuft auftritt sind der Deutsche Schäferhund, Golden und Labrador Retriever sowie der Berner Sennenhund.
Wie kann eine HD bei meinem Hund festgestellt werden?
Der erste Schritt ist die Lahmheitsuntersuchung, typischerweise ist
das Strecken der Hüften schmerzhaft. Ob die Hüften tatsächlich
locker sind kann mit dem Ortolani-Test untersucht werden.
Wenn die Hüften eine vermehrte Laxizität aufweisen kann bei Bewegung des Hüftgelenks ein deutliches Klicken gehört oder gespürt
werden, dies wird als positives Ortolani-Zeichen bezeichnet.
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Für die weitere Diagnosestellung und Beurteilung der Hüftgelenke
sind Röntgenbilder notwendig. Mit Spezialaufnahmen kann eine
Hüftgelenksdysplasie bereits im Welpenalter von 3 bis 4 Montaten
festgestellt werden.
Wie kann Hüftgelenksdysplasie behandelt werden?
Konservative Behandlung:
Bei leichtgradigen Symptomen kann eine konservative Behandlung durchgeführt werden. Diese umfasst in
erster Linie entzündungshemmende Medikamente und Ruhe. Auf lange Sicht sollte ein gezielter Muskelaufbau
angestrebt werden. Bei über-gewichtigen Tieren ist eine Gewichtsreduktion ein essentieller Bestandteil der
Therapie.
Bei schwerwiegenderen Symptomen ist eine konservative Behandlung leider oft nicht ausreichend und eine
zusätzliche Operation wird notwendig. Die Entscheidung welche Operation durchgeführt werden kann hängt
vom Alter und Gesundheitszustand des Tieres sowie vom Zustand des Hüftgelenks ab.
Prophylaktische Operationen:
- Symphysiodese: Bei der Symphysiodese wird die Wachstumsfuge zwischen rechtem und linkem Schambein
frühzeitig verschlossen, dadurch kann die Entstehung einer ausgeprägten HD im günstigsten Fall verhindert
werden. Diese Operation ist nur dann erfolgreich, wenn sie bereits im Welpenalter vor der 18. Lebenswoche
durchgeführt wird. Bei sehr großen Hunderassen kann der Zeitraum bis zur 22. Lebenswoche erweitert werden.
- Dreifach Becken Osteotomie (TPO): Die Dreifachbeckenosteotomie kann beim wachsenden Tier bis zu einem
Alter von 8 bis 10 Monaten durchgeführt werden. Auch diese Operation hat zum Ziel durch eine Veränderung
der Geometrie und Biomechanik im Hüftgelenk die Entstehung einer schweren HD und vor allem Arthrose zu
verhindern.
Salvage Operationen:
Künstliches Hüftgelenk: Der Goldstandard der chirurgischen Behandlung ausgeprägter HD und Hüftgelenksar-
throse ist das künstliche Hüftgelenk.
Femurkopfresektion: Bei der Femurkopfresektion werden Oberschenkelhals und - kopf und damit das Hüftgelenk entfernt, an dessen Stelle sich ein Pseudogelenk ausbildet. Diese Operation sollte nur bei Hunden mit
einem Körpergewicht unter 15 kg durchgeführt werden.
-Pectineusmyektomie
-Iliopsoastenotomie
-Neurektomie
Diese drei Eingriffe werden miteinander durchgeführt und verringern den Schmerz im Hüftgelenk. Da die Dauer
der Wirksamkeit dieser Operation nur begrenzt ist wird sie bevorzugt bei älteren Hunden durchgeführt, für die
ein künstliches Hüftgelenk nicht in Frage kommt.
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Palliative Operationen:
Was kommt auf mich zu, wenn mein Hund an der Hüfte operiert werden muss?
Je nach durchgeführter Operation müssen die Tiere nach der Operation unterschiedlich geschont werden:
- Nach jeder Operation verabreichen wir Schmerzmittel und im Einzelfall auch Antibiotika, bitte informieren Sie
uns über Unverträglichkeiten. Sollte nach Tablettengabe zu Hause Erbrechen oder Durchfall auftreten bitten wir
Sie die Medikamente abzusetzen und uns zu kontaktieren.
- Nach einer Symphysiodese müssen die Tiere die ersten 10 Tage bis zum Fäden ziehen ruhig gehalten werden
um Wundkomplikationen zu vermeiden.
- Wenn eine Dreifach-Beckenosteotomie (TPO) durchgeführt wird müssen die Hunde 6 Wochen an der Leine
gehalten werden. Spielen, Springen und Toben ist während der 6 Wochen strengstens untersagt, Treppen bitten
wir wo möglich zu vermeiden. Die Spaziergänge sind bis zum Fäden ziehen auf das Nötigste zu beschränken
und können während der folgenden 4-5 Wochen langsam bis zu einer Dauer von 20-30 Minuten 2-3 mal täglich
gesteigert werden. Nach sechs Wochen werden Kontrollröntgenbilder angefertigt und das weitere Vorgehen
anhand dieser Bilder entschieden.
- Das Vorgehen nach der Implantation eines künstlichen Hüftgelenks entspricht dem nach der Dreifachbeckenosteotomie, die Schonungszeit beträgt aber 8 Wochen.
- Nach einer Femurkopfresektion ist Bewegung essentiell, dass sich ein funktionelles und schmerzfreies Pseudogelenk ausbilden kann. Optimalerweise sollte so bald wie möglich nach der Operation mit Physiotherapie
begonnen werden.
- Bei der Pectineusmyektomie, Iliopsoastenotomie und Neurektomie muss der Patient bis zum Fädenziehen
geschont werden.
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- Wir bitten Sie Physiotherapie nur nach Rücksprache mit uns durchzuführen.