Das vollständige pädagogische Konzept - PIH

Transcription

Das vollständige pädagogische Konzept - PIH
Konzeption
der
Integrativen Kindertagesstätte
des Pfalzinstituts für Hörsprachbehinderte (PIH)
Frankenthal
9. Fortschreibung
Stand: Juni 2009
2
Hinweis:
Wir möchten darauf hinweisen, dass zentraler Aspekt des Konzeptes der Prozess der
Entstehung und der permanenten gemeinsamen Weiterentwicklung und Fortschreibung
im Sinne des beschriebenen Qualitätsmanagements ist.
Information zur 9. Fortschreibung:
Aufgrund der geplanten Aufnahme von Kindern unter 3 Jahren, wurde die vorliegende
Konzeption im Juni 2009 als Gesamtwerk dementsprechend modifiziert.
Ein Schwerpunkt der Ergänzung bildet der Punkt 2.2.3 Eingewöhnungskonzept bei
Kindern unter 3 Jahren.
In der Konzeption verwenden wir die weibliche Form „die Erzieherin“, um ein
flüssigeres Lesen zu ermöglichen.
Das Pfalzinstitut für Hörsprachbehinderte in Frankenthal wird mit PIH abgekürzt.
3
Vorwort
Die Integrative Kindertagesstätte des Pfalzinstituts betrachtet sich als ein lebendiges, in
stetiger Entwicklung befindliches System. Die Mitarbeiterinnen können sich auf eine
lange Tradition der pädagogischen Förderung von Kindern mit und ohne
Hörbehinderung berufen und verfügen über eine hohe Fachkompetenz. Die Erziehung
und Förderung wird ebenso von Förderschullehrerinnen und Förderschullehrern
betrieben, die in enger Kooperation mit den Erzieherinnen arbeiten.
Unser gemeinsames Ziel ist es, den Kindern eine gute Basis zu ihrer Entwicklung der
Persönlichkeit unter Berücksichtigung ihrer individuellen Bedürfnisse zu bieten. Der
Hör- und Sprachentwicklung wird deshalb besondere Aufmerksamkeit gewidmet.
Vielfältige Methoden und Ansätze kommen zum Tragen, um dem Kind geeignete
Zugänge zu ermöglichen.
Eine stete Herausforderung bildet das gemeinsame Leben und Lernen von Kindern mit
und ohne Hörbehinderung in der Kindertagesstätte. Um der Vielfalt an Sprach- und
Kommunikationsformen und dem unterschiedlichen Entwicklungsstand der Kinder
gerecht zu werden, orientieren wir uns am Prinzip der individuellen Förderung. Die
Gruppen sind heterogen zusammengesetzt, mit Kindern mit und ohne Behinderung.
Wir bemühen uns, den Sprachbedürfnissen der Kinder gerecht zu werden und um eine
adäquate Gruppenzusammensetzung.
Wir können auf die gute Zusammenarbeit mit dem Elternausschuss und mit den
einzelnen Eltern blicken. Wir möchten weiterhin kompetente Gesprächspartner der
Eltern sein, um den gemeinsamem Erziehungs- und Förderauftrag erfüllen zu können.
Ich selbst bin stolz auf die qualitätsvolle, engagierte Arbeit, die alle Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter leisten und unterstütze deren kontinuierliches Streben, unsere
Integrative Kindertagesstätte weiter zu entwickeln.
Dr. Hiltrud Funk
4
Inhaltsverzeichnis
1
Leitbild
1.1
Gründungsgeschichte und Entwicklung der Integrativen
Kindertagesstätte des PIH Frankenthal
1.2
Träger und rechtliche Grundlagen
1.3
Handlungsleitende Grundsätze
1.3.1
Präventive Integration
1.3.2
Kleine Gruppen
1.3.3
Optimale Ausstattung
1.3.4
Kooperation mit Regelkindergärten
1.3.5
Zusammenarbeit mit den Eltern in der Gruppe
1.4
Qualitätsentwicklung in der Integrativen Kindertagesstätte
des PIH Frankenthal
2
Rahmenbedingungen und Strukturqualität
2.1
Feste Rahmenbedingungen
2.1.1
Standort und Lage der Integrativen Kindertagesstätte
des PIH Frankenthal
2.1.1.1
E-Mail-Kontakt der Erzieherinnen
2.1.2
Einzugsgebiet
2.1.3
Räumlichkeiten und Außengelände
2.1.3.1
Räumlichkeiten
2.1.3.2
Erdgeschoss
2.1.3.2.1
Gruppenräume
2.1.3.2.2
Therapieräume
2.1.3.2.3
Rhythmikraum
2.1.3.2.4
Kindermedienraum
2.1.3.2.5
Waschräume
2.1.3.2.6
Büro / Personalzimmer
2.1.3.2.7
Küche
5
2.1.3.2.8
Materialraum
2.1.3.2.9
Weitere Räumlichkeiten
2.1.3.3
Untergeschoss
2.1.3.4
Außengelände
2.1.4.1
Allgemeine Sicherheitsvorkehrungen
2.2
Variable Rahmenbedingungen
2.2.1
Aufnahmekriterien
2.2.2
Verfahren bei Aufnahme von Kindern ohne Hörbehinderung
2.2.3
Eingewöhnungskonzept bei Kindern unter 3 Jahren
2.2.3.1
Grundlagen der Bindungstheorie
2.2.3.2
Bedeutung der Bindungstheorie für das Kind unter 3 Jahren
2.2.3.3
Berliner Modell
2.2.3.3.1
Grundlagen des Berliner Modells
2.2.3.3.2
Die Durchführung des Berliner Modells
2.2.3.4
Umsetzung des Berliner Eingewöhnungsmodells der Integrativen
Kindertagesstätte des PIH Frankenthal
2.2.4
Belegzahl der Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal
2.2.5
Modalitäten
2.2.5.1
Aktuelle Öffnungszeiten
2.2.5.2
Erweiterte Betreuungsangebote (ab Sommer 2008)
2.2.5.3
Schließzeiten
2.2.5.4
Beförderungen
2.2.5.5
Kosten
2.2.6
Gruppen
2.2.7
Tagesablauf
2.2.8
Feste und Feiern im Jahreskreis
2.2.9
Abschiedsfeier
6
3
Personalentwicklungskonzept
3.1
Personalstruktur
3.2
Teamsitzungen
3.3
Fort- und Weiterbildungen
3.4
Anleitungen (Praktikanten)
3.5
Reflexion
4
Handlungskonzept und Prozessqualität
4.1
Fachpädagogisches Konzept - Einsatz von Förderschullehrerinnen
4.2
Ziele und Methoden der pädagogischen Arbeit
4.2.1
Hören
4.2.2
Kommunikation
4.2.2.1
Lautsprache
4.2.2.2
Hilfen zur Kommunikation
4.2.2.2.1
Umgang mit der Hörbehinderung
4.2.2.3
Das Erlebnisblatt
4.2.2.3.1
Gestaltung des Erlebnisblattes
4.2.3
Wahrnehmung
4.2.4
Bewegungserziehung
4.2.5
Förderung der Kreativität
4.2.6
Rhythmisch- musikalische Früherziehung
4.2.7
Förderung der sozialen Kompetenzen bzw. sozial-emotionale Erziehung
4.2.8
Interkulturelles und interreligiöses Lernen
4.2.9
Kognition
4.2.10
Naturwissenschaftliche Erfahrungen
4.2.11
Gesundheit und Körper
4.2.12
Medien
4.2.13
Vorschulerziehung
4.3
Beobachtung und Dokumentation
4.4
Kooperationen
7
4.4.1
Zusammenarbeit innerhalb der Einrichtungen des Pfalzinstituts für
Hörsprachbehinderte Frankenthal
4.4.1.1
Beratungsstelle für Pädagogische Audiologie
4.4.1.2
Frühförderung
4.4.1.3
Schule
4.4.1.4
Cochlea-Implant-Zentrum
4.4.1.5
Internat
4.4.1.6
Physiotherapie
4.4.1.7
Psychologische und Sozialpädagogische Beratungsstelle
4.4.2
Zusammenarbeit mit Fachdiensten außerhalb des Pfalzinstituts
4.4.2.1
Ergotherapie
4.4.2.2
Logopädie
5
Elternarbeit
5.1
Zusammenarbeit mit den Eltern
5.2
Elternausschuss
6
Ergebnisqualität und Evaluation
6.1
Abschlussgespräch mit den Eltern
6.2
Elternfragebogen
6.3
Auswertung
6.4
Reflexion der geleisteten Arbeit
6.5
Angebote der Nachsorge und Unterstützung
7
Autoren, Redaktion und Team der Kindertagesstätte
8
Literatur
8
1
Leitbild
Vorbemerkung:
Das Pfalzinstitut für Hörsprachbehinderte Frankenthal gliedert sich in drei große
Bereiche:
-
Schulbereich
-
Sozialbereich und übergreifende Dienste
-
Verwaltungsbereich
Die Integrative Kindertagesstätte des Pfalzinstituts für Hörsprachbehinderte Frankenthal
ist dem Sozialbereich zuzuordnen. Der Träger der Einrichtung ist der Bezirksverband
Pfalz. Das Einzugsgebiet umfasst den gesamten ehemaligen Regierungsbezirk
Rheinhessen-Pfalz des Bundeslandes Rheinland-Pfalz.
Das Pfalzinstitut für Hörsprachbehinderte wird geleitet durch:
-
die Direktorin, Frau Dr. Hiltrud Funk,
-
den 1. Konrektor, Herrn Willi Sprengard und
-
den 2. Konrektor, Herrn Rainer Schiffer.
Die Integrative Kindertagesstätte des PIH Frankenthal wird geleitet durch:
-
die Kindertagesstättenleiterin, Frau Marion Walther und
-
den Abteilungsleiter des vorschulischen Bereiches (Frühförderung
und Integrative Kindertagesstätte), Herrn Bernd Gerbig.
9
1.1
Gründungsgeschichte und Entwicklung der Integrativen
Kindertagesstätte des PIH Frankenthal
Die Integrative Kindertagesstätte des PIH Frankenthal wurde 1970 eingerichtet.
Zunächst wurden hierfür die Räumlichkeiten der Schule genutzt. Im Jahre 1976
entstand in unmittelbarer Nähe des Schulgeländes ein Neubau des damaligen
Sonderkindergartens. Bereits 1978 war man bestrebt, die Integration hörbehinderter
Kinder voranzutreiben. Es kam zu einem Modellversuch der Präventiven Integration,
der sich über zehn Jahre erstreckte 1 .
Unter Präventiver Integration versteht man, dass Kinder mit und ohne Behinderung in
einer Fördereinrichtung gemeinsam spielen und gefördert werden. Die Kinder
profitieren von ihrem sozialen Lernen und ihren Erfahrungen, sowie von der
professionellen
Zugehensweise
der
Erzieherinnen
und
der
Erzieher,
der
Förderschullehrerinnen und der Förderschullehrer. Die Ausstattung der Gruppenräume
mit FM-Höranlagen ist auf die Kinder mit Hörbehinderung abgestimmt. Der Störlärm
kann durch schalldämmende Ausstattung der Räume reduziert werden.
Der Modellversuch fand große Zustimmung bei Eltern, Pädagoginnen, Pädagogen und
Behörden, dass die Durchführung auf Dauer beschlossen wurde. Anfangs bildete man
nur Gruppen mit schwerhörigen und hörenden Kindern, seit 1986 auch mit gehörlosen
und hörenden Kindern.
Der damalige Sonderkindergarten wurde 1988 auch als Regeleinrichtung vom
Landesjugendamt Mainz anerkannt.
Die Eltern waren von den Ergebnissen der Präventiven Integratio n so überzeugt, dass
besonders durch das Engagement und den Enthusiasmus der Eltern hörender Kinder der
Schulversuch der Präventiven Integration im Grundschulbereich in der Schule für
Schwerhörige fortgeführt werden konnte (1992-1997).
1
Breiner, H.L. und Schmidt, K.J.: Modellversuch hörende Kinder im Kindergarten für
Gehörlose und Schwerhörige, Hörgeschädigtenpädagogik 33, 1979a, S.124-130
10
Der Spielplatz und das Gebäude der Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal
wurden durch großzügige Aufwendungen des Trägers Bezirksverband Pfalz umfassend
renoviert (2000-2002) und die Räume mit neuesten schalldämmenden Materialien
ausgestattet.
Im Jahr 2006 wurde der Sonderkindergarten zur Integrativen Kindertagesstätte des
Pfalzinstitutes für Hörsprachbehinderte Frankenthal umbenannt.
Seit dem 01. Januar 2006 können auch Kinder ab 2 Jahren nach vorheriger
Genehmigung durch das Landesjugendamt aufgenommen2 werden.
Neuerung: Ab August 2009 werden mit Genehmigung des Landesjugendamtes in
Kooperation mit der Stadt Frankenthal 10 Kinder unter 3 Jahren in die Integrative
Kindertagesstätte des PIH Frankenthal aufgenommen.
Seit August 2006 umfasst die Schließzeit der Integrativen Kindertagesstätte des PIH
Frankenthal 3 Wochen im Sommer und ca. eine Woche zwischen den Jahren.
Die Wochenarbeitszeit der Erzieherinnen wird von 38:30 Stunden auf 39:00 Stunden
erhöht (01.07.2008, TVöD), d.h. die „Mehrarbeitszeit“ kommt den Kindern zugute.
Die Kindertagesstätte bietet für berufstätige Eltern oder für Eltern, die wieder in den
Beruf einsteigen möchten, ein verlängertes Angebot der täglichen Öffnungszeit an,
welches sich nach dem Bedarf der Eltern orientiert. Dieses Angebot ne nnt sich
„Regenbogengruppe“.
Im März 2007 werden auf Anregung des Elterausschusses die Gruppenbezeichnungen
verändert. Das Team der Integrativen Kindertagesstätte und die Eltern entscheiden sich
für die Umbenennung in Regenbogenfarben, um die gemeinsame ineinander fließende
Arbeit zu verdeutlichen. Dies bedeutet auch, dass die bisher eher „geschlossene“
Gruppenarbeit in eine teiloffene und gruppenübergreifende umgewandelt wird.
2
vgl. Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend Rheinland-Pfalz: Zukunftschance
Kinder – Bildung von Anfang an, 2005
11
Im August 2007 werden, orientiert am Prinzip von Sprachlerngruppen und basierend
auf dem Sprachentwicklungstest SETK-2, neue Gruppenkonstellationen gebildet. Somit
soll eine ressourcenorientierte Förderung aller Kinder sichergestellt sein.
Neuerung: Die Erfahrung aus der Praxis zeigt, dass die Einteilung in Sprachlerngruppen
nicht durchgängig realisierbar eingehalten werden kann. Die Gruppen werden im
August 2009 in altersheterogene Gruppen umgewandelt.
Verschiedene Tests sollen die Diagnostik der einzelnen Kinder sicherstellen, aber auch
entwicklungspsychologische
Grundlagen
werden
bei
der
Planung
der
Gruppenzusammensetzung Berücksichtigung finden.
Im November 2008 hat sich ein Arbeitskreis gebildet, der sich seither mit dem Thema
„neue
Impulse
in
der
Diagnostik
im
Pfalzinstitut“
auseinandersetzt.
Die
Förderschullehrerinnen der Integrativen Kindertagesstätte des PIH haben gemeinsam
mit Herrn Gerbig (Abteilungsleiter) ein umfangreiches Konzept zur „Diagnosegeleiteten
Förderung“ erarbeitet (2008/2009).
Folgende Testverfahren kommen im Rahmen der Diagnosegeleiteten Förderung zum
Ansatz: SETK-2; SETK 3-5 und das Screeningverfahren zur Einschätzung des
Sprachstands hörender Kinder. Das Testverfahren EARS befindet sich zurzeit noch in
der Erprobung.
Die Beobachtung während der Testsituation ist besonders wichtig – es werden deshalb
Testteams gebildet. Die Einbeziehung der Eltern geschieht durch den Einsatz von
Elternfragebögen (ELFRA) und durch Elterngespräche über die durchgeführten
Testverfahren.
Der
Austausch
von
Eltern,
von
Erzieherinnen,
von
Förderschullehrerinnen und Förderschullehrern ist notwendig, um die Entwicklung des
Kindes genau zu beobachten und dadurch Anhaltspunkte für eine gezielte Förderung zu
erhalten.
12
1.2
Träger und rechtliche Grundlagen
Die rechtlichen Grundlagen sind geregelt im SGB VIII, dem Kindertagesstättenge setz
des
Landes
Rheinland-Pfalz,
der
Landesverordnung
(LVO)
zum
Kindertagesstättengesetz des Landes Rheinland-Pfalz, dem SGB IX, dem SGB XII, dem
SGB VII, dem AGSGB VII, den Sozialhilferichtlinien und der Pflegesatzvereinbarung
Sonderkindergarten.
1.3
Handlungsleitende Grundsätze
1.3.1
Präventive Integration
Ein handlungsleitender Grundsatz unserer Integrativen Kindertagesstätte ist die
Präventive Integration. Ziel ist es, dass die Begegnungen von Kindern mit und ohne
Behinderung positiv erlebt werden. Unser Fokus liegt auf dem Bereich des sozialen
Lernens und der Kommunikation, wobei unterschiedliche Kommunikationsformen
(Lautsprache, LUG) zum Tragen kommen, je nach individueller Sprachentwicklung des
Kindes.
1.3.2.
Kleine Gruppen
Ein weiterer handlungsleitender Grundsatz stellt die geringe Gruppengröße dar. Die
Kinder profitieren in vielerlei Hinsicht von den kleinen Gruppen. Sie können an
Projekten oder an Beschäftigungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten zur
Entwicklungsförderung teilnehmen.
Die kleine Gruppengröße ermöglicht ebenfalls ein sehr individuelles und intensives
Arbeiten mit den Kindern mit und ohne Hörbehinderung.
Die Fachkräfte können auf die individuellen Wünsche, Bedürfnisse und Interessen der
Kinder eingehen und diese mit in den Tagesablauf einbeziehen.
13
1.3.3
Die
Optimale Ausstattung
Räumlichkeiten,
die
Ausstattung
und
die
Materialien
der
Integrativen
Kindertagesstätte des PIH Frankenthal sind auf die Bedürfnisse des Kindes mit
Hörbehinderung abgestimmt. Sie geben ihm das Gefühl der Geborgenheit und
Sicherheit. Die Materialien sind so gewählt, dass sie die Neugier, Fantasie, Kreativität
und das Interesse des Kindes wecken und das Lernen fördern.
1.3.4
Die
Kooperation mit Regelkindergärten
Integrative
Kindertagesstätte
des
PIH
Frankenthal
kooperiert
mit den
Regelkindergärten der Stadt Frankenthal; gemeinsame Aktionen haben bereits
stattgefunden und sind weiterhin geplant. Ab März 2009 hospitieren die Erzieherinnen
der Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal in Kindertagesstätten der Stadt
Frankenthal mit Kindern unter 3 Jahren oder mit Krippengruppen (d.h. mit ein- und
zweijährigen Kindern), um von den Erfahrungen der Erzieherinnen der Stadt
Frankenthal zu lernen und zu profitieren.
1.3.5
Zusammenarbeit mit den Eltern in der Gruppe
Die Zusammenarbeit der Eltern mit dem Pädagogischen Fachpersonal der Gruppe ist
ein wesentlicher Bestandteil in der Erziehungsarbeit des Kindes.
Deshalb findet in regelmäßigen Gesprächen ein gegenseitiger Austausch von
Erfahr ungen, Interessen, Vorlieben (z.B. „Schnuffeltuch zum Einschlafen“) und
Vermeidungsverhalten
des
Kindes,
Beobachtungen
von
aktuellen
Entwicklungsfortschritten bzw. dem aktuellen Entwicklungsstand des Kindes, statt. Als
Grundlage für das Entwicklungsgespräch dient das Portfolio, welches zusammen mit
dem Kind, seinen Bezugspersonen und seiner Bezugserzieherin entwickelt wird.
Die Eltern können (nach zeitlicher Absprache) mit dem Pädagogischen Fachpersonal
telefonieren oder sich über das Internet per E-Mail austauschen.
14
Selbstverständlich stehen auch Kontakthefte für einen kurzen Informationsaustausch zur
Verfügung.
In Tür- und Angelgesprächen werden Informationen weitergegeben, welche für den Tag
relevant sind. Im Laufe des Jahres finden mindestens zwei Elternabende und zwei
Elterntage statt.
Die Eltern lernen sich an diesen Veranstaltungen kennen und haben die Möglichkeit
sich untereinander auszutauschen.
Gemeinsame
Elternaktionen,
wie
z.B.
Backen
von
Plätzchen,
Basteln
von
Überraschungen für die Kinder oder Teilnahme an einem gemeinsamen Wandertag
tragen zur Gemeinschaft bei.
1.4
Qualitätsentwicklung in der Integrativen
Kindertagesstätte des PIH Frankenthal
Zielsetzung ist ein systematisches, einrichtungsspezifisches Qualitätsmanagement. Eine
Zertifizierung nach DIN ISO 9004 ist vorgesehen. Voraussetzung ist u.a. die
Generierung eines Qualitätszirkels, bestehend aus Mitarbeitern der Einrichtung
(Erzieherinnen Förderschullehrerinnen und Förderschullehrern) und der Leitung. Der
Qualitätszirkel hat die Aufgabe, regelmäßig eine Ist-Analyse zu erstellen, auf die sich
dann Zielvereinbarungen, Methoden, die benötigte Zeit, die Finanzierung, die
Umsetzung und das Ergebnis beziehen. Die einzelnen Schritte werden schriftlich
festgehalten, so dass sie für Außenstehende nachvollziehbar und transparent sind.
Die Unterteilung einer Konzeption in drei Dimensionen, nämlich Strukturqualität,
Prozessqualität und Ergebnisqualität, ist Bestandteil der gesetzlichen Anforderungen
an Qualitätssicherung, insbesondere im Bereich Soziale Arbeit.
Zur Verdeutlichung seien diese drei Dimensionen noch einmal kurz erläutert:
-
Strukturqualität ist die am einfachsten zu beschreibende und zu messende, d.h.
in Zahlen zu fassende Qualitätsdimension. Dazu gehören unter anderem die
15
bauliche und technische Einrichtung, das Personal und seine Qualifikation, die
fachliche Ausstattung sowie Aufbau- und Ablauforganisation.
-
Prozessqualität meint die Gesamtheit aller erbrachten sozialen Dienstleistungen
und ist durch ihre Personenbezogenheit besonders geprägt, sowohl auf die
Person des Mitarbeiters als auch des unmittelbaren Dienstleistungsempfängers.
Es
beschreibt
die
Gesamtheit
der
Intervention,
die
erbrachten
Teildienstleistungen und ihre Koordination.
-
Ergebnisqualität ist die letztlich entscheidende Qualitätsdimension. Unter
Ergebnisqualität wird nicht nur das unmittelbare Ergebnis verstanden, sondern
auch die durch die Dienstleistung erzielte Wirkung. Sie ist die gleichzeitig am
schwierigsten
zu
überprüfende
bzw.
zu
messende
Qualitätsdimension.
Ergebnisqualität wird in Form von vereinbarten oder gesetzlich vorgegebenen
Zielen der jeweiligen sozialen Dienstleistung definiert und liefert damit die
Möglichkeit, den Grad der tatsächlichen Zielerreichung zu überprüfen.
Wesentliches Kriterium ist dabei die Zufriedenheit der Nutzer.
16
2
Rahmenbedingungen und Strukturqualität
2.1
Feste Rahmenbedingungen
2.1.1
Standort und Lage der Integrativen Kindertagesstätte
des PIH Frankenthal
Die Integrative Kindertagesstätte des PIH Frankenthal ist Teil des Pfalzinstituts für
Hörsprachbehinderte und befindet sich in der Innenstadt von Frankenthal. Die genaue
Anschrift lautet:
Integrative Kindertagesstätte
des
Pfalzinstituts für Hörsprachbehinderte
Holzhofstraße 21
67227 Frankenthal
Tel.: 06233 4909-242
Leiterin: Marion Walther
17
Kommunikationsverbindungen:
Tel.: 06233 4909-0 (Zentrale)
Fax: 06233 4909-200
E-Mail: [email protected]
Website: www.pfalzinstitut- frankenthal.de
Tel.: 06233 4909-243 (Marion Walther, Leitung der
Integrativen Kindertagesstätte)
E-Mail: [email protected]
Tel.: 06233 4909-150 (Bernd Gerbig, Abteilungsleitung für
Frühförderung und Integrative Kindertagesstätte)
E-Mail: [email protected]
18
2.1.1.1
E-Mail-Kontakt der Erzieherinnen
Katrin Braun-Krones
Ramona Eichling
k.braun-krones@pih- ft.de
r.eichling@pih- ft.de
Simone Breier
Waltraud Kron
[email protected]
w.kron@pih- ft.de
Anke Degner
Anja Kutrowatz
a.degner@pih- ft.de
a.kutrowatz@pih- ft.de
19
Ines Leist
Ellen Schneider
i.leist@pih- ft.de
e.schneider@pih- ft.de
Michaela Neuberger
Karoline Schröder
m.neuberger@pih- ft.de
k.schröder@pih- ft.de
Nina Reichelt
Ilona Siebel
n.reichelt@pih- ft.de
i.siebel@pih- ft.de
20
Anja Vornehm
Kristina Zobel
a.vornehm@pih- ft.de
k.zobel@pih- ft.de
Katrin Weil
k.weil@pih- ft.de
21
2.1.2
Einzugsgebiet
Das Einzugsgebiet der Kinder mit Hörbehinderung umfasst den gesamten ehemaligen
Regierungsbezirk
Rheinhessen-Pfalz
des
Bundeslandes
Rheinland-Pfalz.
Das
Einzugsgebiet der Kinder ohne Hörbehinderung ist die Stadt Frankenthal.
2.1.3
Räumlichkeiten und Außengelände
2.1.3.1
Räumlichkeiten
Die Integrative Kindertagesstätte des PIH Frankenthal verfügt im Erdgeschoss über:
-
5 Gruppenräume
-
4 Therapieräume
-
1 Rhythmikraum (mit Geräteraum)
-
1 Kindermedienraum
-
2 Waschräume
-
2 Personaltoiletten und eine Toilette für Menschen mit Behinderung
-
1 Büro für die Leitung
-
1 Personalzimmer
-
1 Küche
-
1 Materialraum
-
1 Putzraum
-
2 Flurabschnitte durch eine transparente Holz- / Glastür abtrennbar
-
2 Windfänge im Eingangsbereich des Haupt- und Nebeneingangs
-
Treppenabgang in das Untergeschoss (mit Schutzgitter versehen)
22
Im Untergeschoss befinden sich:
-
1 großer Schlafraum mit Treppe zum Notausgang
-
1 kleiner Schlafraum
-
2 Materialräume
-
1 Heizungskeller
-
1 Archiv
-
Flurbereich
2.1.3.2
Erdgeschoss
2.1.3.2.1
Gruppenräume
In der Kita gibt es 5 Gruppenräume in der Größe von ca. 20 m² bis 35 m².
Jeder Gruppenraum besteht aus einem großen Raum und einem angrenzenden kleineren
Raum, der mit PVC-Boden ausgelegt ist.
Durch spezielle Teppichböden und schalldämmende Decken und Wände ist in den
Räumen eine optimale Akustik gegeben. Aus hygienischen Gründen wird der
Teppichbodenbereich nicht mit Straßenschuhen betreten.
Die Gruppenräume sind durch teilweise verschiedene Ebenen in Funktionsbereiche
eingeteilt.
Die verschiedenen Nischen sind durch bewegliche und transparente Raumteiler
untergliedert.
Die Gestaltung der Gruppenräume ermöglicht einen guten Überblick über die gesamte
Gruppe. Den Kindern ist es jeder Zeit möglich, Blickkontakt zu einer Erzieherin
aufzunehmen.
Die technische Ausstattung ermöglicht es, den Einfall von Tageslicht zu regulieren, die
Räume gut zu belüften und angemessen zu temperieren.
Die Gruppenräume sind hell und freundlich und wirken nicht durch Mobiliar und zu
viel Material überladen.
23
Durch die Gliederung der Gruppenräume in verschiedene Funktionsecken ist es den
Kindern möglich, alleine oder mit anderen Kindern gemeinsam ins Spiel zu finden und
sich zu verweilen.
Bereich zum Rückzug, Ausruhen und Schlafen, zum Erzählen, Musikhören und
zur ungestörten Bilderbuchbetrachtung
In optisch abgetrennten Rückzugsecken, wie z.B. mit Matratzen ausgelegten Höhlen
oder Nischen, haben die Kinder die Möglichkeit Ruhe, Intimität, Geborgenheit und
Entspannung zu finden. Dadurch kann auf das individuelle Schlaf-, Ruhe- und
Schutzbedürfnis des Kindes eingegangen werden. Selbst die jüngeren Kinder sind in der
Lage, diese Bereiche selbstständig zu erreichen.
In einem geschützten und hellen Bereich befinden sich Bilderbücher, die in einem
Bilderbuchregal oder in stabilen Holzkästen aufbewahrt werden. Die Bücherecke ist
bequem ausgestattet und ausreichend groß, sodass sie auch von mehreren Kindern
gleichzeitig und gemeinsam mit der Erzieherin genutzt werden kann. Die Auswahl der
Bücher orientiert sich am Alter und Entwicklungsstand der Kinder. Ebenso haben die
Kinder freien Zugang zu den Büchern.
Bereich zum Einnehmen von Mahlzeiten
Die Mahlzeiten finden im kleinen angrenzenden Teil des Gruppenraumes statt, da der
PVC-Boden eine einfache und hygienische Reinigung ermöglicht.
Zu den Mahlzeiten stehen den Kindern kindgerechte Tische und Stühle zur Verfügung.
Das Mobiliar eignet sich auch für gemeinschaftliche Spiele am Tisch. Für die Kinder
gibt es ansprechendes und funktionales Geschirr und Essbesteck.
Persönliches Fach
In jedem Gruppenraum gibt es ein Schubkastenregalschrank, in dem jedem Kind der
Gruppe ein Schubkasten zugeordnet ist. Dieses Fach kann für die Kinder zur
Aufbewahrung persönlicher Dinge genutzt werden, wie Wechselwäsche, Kuscheltiere,
Gymnastikschläppchen, Batterien, Hygieneartikel oder ähnliches. Das Fach ist mit dem
Namen oder einem Bildsymbol des Kindes versehen und daher gut erkennbar.
24
Wickeln im Stehen
In den Gruppenräumen besteht die Möglichkeit die Kinder an einem geschützten Platz
im Stehen zu wickeln.
Die Erzieherin achtet darauf, dass das Kind
in Augenhöhe und in einer
rückenschonenden Position gewickelt wird (z.B. auf einem kleinen Hocker). Die
Bezugsfachkraft regt das Kind zur Kommunikation an, indem sie sich ihm zuwendet,
mit ihm spricht und ihm ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt.
Bereich zum Bauen und Konstruieren
Die Bauecke ist weiträumig, dadurch ist die Gefahr gemindert, dass jüngere Kinder
unbeabsichtigt ihre Bauwerke oder die der anderen Kinder umwerfen.
Sie ist ausgestattet mit unterschiedlichem Konstruktionsmaterial, das die Kinder in ihrer
natürlichen Kreativität fördert.
Bereich für Rollenspiele
Die
Rollenspielecke
ist
mit
Kleinpuppenmobiliar,
Puppen,
Puppenwagen,
Verkleidungsutensilien, Puppengeschirr, …etc. ausgestattet. Die Kinder können sich in
diesem Bereich durch eine räumliche Trennung zu anderen Bereichen ungestört ins
Spiel vertiefen.
Bereich zum kreativen Gestalten
Das bildnerische Gestalten und Werken findet im kleinen Teil des Gruppenraumes statt,
der über ausreichend Platz und Licht verfügt.
Der schmutzunempfindliche PVC-Boden ermöglicht künstlerisches Gestalten ohne
Einschränkungen.
Dieser Bereich ist auch für die jüngeren Kinder überschaubar und abgegrenzt.
Den Kindern stehen dort verschiedene Materialien, wie z.B. Malutensilien, Kleister,
Wasserfarben und wertfreies Material zum Experimentieren zur freien Verfügung.
Die Kinder haben die Möglichkeit mit Werkzeug verschiedene Materialien zu
bearbeiten.
25
Bereich zum Spiel mit Material
Die Kinder haben die Möglichkeit mit Konstruktionsmaterial, Puzzles- oder
Gesellschaftsspielen an den Tischen oder auf dem Teppichboden in den Gruppenräumen
zu spielen. Sie können auch den weiträumigen Teppichboden im Flur nutzen.
Bereich zum Bewegen
Die Gruppenräume lassen den Kindern weiträumige Bewegungsfreiheit. Die Räume
sind nicht durch zu viel Mobiliar verstellt und laden die Kinder in angeleiteten
Angeboten wie auch im Freispiel zu grobmotorischen Aktivitäten ein. Der individuelle
Bewegungsdrang der Kinder kann so berücksichtigt werden.
2.1.3.2.2
Therapieräume
Die Therapieräume der Förderschullehrerinnen und Förderschullehrer befinden sich in
der Nähe der Gruppenräume. Sie sind mit besonderen Fördermaterialien und speziellen
technischen Geräten ausgestattet. Die Fachkräfte können sich hier mit dem einzelnen
Kind oder mit einer Kleingruppe zurückziehen, um gezielt und ohne Ablenkung
Förderprogramme durchzuführen.
2.1.3.2.3
Rhythmikraum
Der Rhythmikraum bietet durch seine Größe, Beschaffenheit und Ausstattung die
Möglichkeit vieler Bewegungsangebote. Er ist ausgestattet mit:
-
einem Schwingboden für die optimale sensorische Wahrnehmung von
Rhythmus und Klang,
-
einer Stereo-Verstärkeranlage mit Mischpult, Klangregelung und optimalem
Equipment
zur
differenzierten
Wiedergabe
von
Musik
(z.B.
Tieffrequenzlautsprecher), abgestimmt auf Raumakustik und Hörverlust,
-
elementarem Musikinstrumentarium (Orff’sche Instrumente, Naturton- und
Obertoninstrumente),
26
-
einer Spiegelfront für visuelle Tanz-, Bewegungs- und Eigenwahrnehmung,
-
mit fest installierten Turn- und Sportgeräten, Turnmatten sowie einer Vielzahl
von Rhythmikmaterial (Reifen, Seile, Stäbe, Rhythmiktücher, …etc.).
Die Weiträumigkeit des Rhythmikraumes regt die Kinder zu grobmotorisch
verschiedenartigen Bewegungsaktivitäten und Bewegungsabläufen an, die frei oder
durch angeleitete Angebote umgesetzt werden können.
Turngeräte und Materialien werden von der Erzieherin regelmäßig auf Gefahrenquellen
überprüft. Klettergerüste sind nur so hoch, dass beim Fallen keine Gefahr besteht. Der
Boden darunter wird bei Benutzung immer mit entsprechenden Turnmatten zur
Abfederung ausgelegt.
Im Rhythmikraum finden folgende Angebote statt:
-
Rhythmisch- musikalische Früherziehung (Musik, Tanz, Instrumentalspiel)
-
Bewegungserziehung
-
Bewegungsbaustelle
-
„Bewegte“ Vorschule
-
verschiedene zusätzliche Projekte, z.B. aktives Musikhören, Malen nach Musik,
Instrumente basteln und vieles mehr
2.1.3.2.4
Kindermedienraum
Der Kindermedienraum ist mit einem Computer, einem Laptop für Hör- und
Sprachspiele (z.B. Schlaumäuseprogramm) und einer Schultafel ausgestattet.
Weiterhin befindet sich dort eine Kinderbibliothek, mit der sich die Kinder vor Ort
selbstständig oder angeleitet beschäftigen können. In diesem Raum steht unter anderem
auch Material rund um das Thema „Schreiben“ mit entspreche ndem Arbeitsplatz zur
Verfügung.
27
2.1.3.2.5
Waschräume
Die Einrichtung verfügt über einen großen und einen kleinen Waschraum.
Im großen Waschraum befinden sich 5 Kindertoiletten und eine Kleinkindtoilette, die
mit Sichtschutzwänden voneinander getrennt sind. Die Intimsphäre der Kinder bleibt
somit gewahrt.
Es gibt 2 Wickeltische, eine Dusche und 8 Kinderwaschbecken, die auch für die
jüngeren Kinder gut zu erreichen sind.
Ein Wickeltisch lässt sich in der Höhe elektrisch verstellen, sodass die Kleinkinder mit
Hilfe eines Tritthockers selbstständig auf den Wickeltisch klettern können. Er kann auch
für das Wickeln im Stehen genutzt werden, da sich die Kinder an einer Holzwand
festhalten können. Ein weiterer Vorteil des höhenverstellbaren Wickeltisches ist die
Minderung der körperlichen Belastung der Erzieherinnen durch die Mithilfe der Kinder,
z.B. durch Klettern auf den Wickeltisch des Kindes, kein Hochheben.
Die Wickelutensilien sind in einem Regal und einem nahegelegenen Schrank so
aufbewahrt, dass sie für die Erzieherin bequem erreichbar sind.
In diesem Schrank sind von den Eltern mitgebrachte Windeln, Einmalwickelauflagen,
Feuchttücher und individuelle Pflegeprodukte für die Kinder untergebracht.
Der Wickelplatz ist so gesichert, dass Kleinkinder nicht von der Wickelauflage fallen
können oder durch herunterfallende Gegenstände verletzt werden können.
Der kleine Waschraum ist mit 3 Kindertoiletten (ebenfalls mit Sichtschutzwänden), 3
Kinderwaschbecken (auf Höhe der Kinder angebracht) und einer Dusche ausgestattet.
In beiden Waschräumen sind Seifenspender und Papierhandtuchhalter auf Höhe der
Kinder angebracht und können auch von Kleinkindern gut erreicht werden. Die Kinder
werden zu einer selbständigen Nutzung angeregt. Für die Papierhandtücher steht unter
dem Papierhandtuchhalter ein Abfallbehälter bereit.
Für die Entsorgung von Einmalwindeln sind separate geschlossene Windeleimer
verfügbar.
Der Wickelbereic h ist frei von störenden Gerüchen, gut zu belüften und wird
regelmäßig gereinigt.
28
Beide Waschräume sind kindgerecht und freundlich gestaltet.
Neben den Waschräumen der Kinder befinden sich jeweils die Erwachsenentoiletten.
Die Einrichtung im Sanitär- und Toilettenbereich ist in einem einwandfreien
hygienischen Zustand.
2.1.3.2.6
Büro / Personalzimmer
Der Leiterin der Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal steht ein Büro zur
Verfügung. Es liegt zentral in der Kindertagesstätte, daher ist ein guter Überblick über
das Geschehen möglich.
Sie führt Eltern- und Mitarbeitergespräche durch und kommt ihrer Verwaltungstätigkeit
nach.
Für das Pädagogische Personal steht ein Personalzimmer zur Verfügung. Es kann für
Pausen des Personals, Elterngespräche, PC-Arbeiten, Teamsitzungen und andere
dienstliche Besprechungen genutzt werden. An großen Pinnwänden werden sämtliche
Bekanntmachungen und Termine ausgehängt.
2.1.3.2.7
Küche
Das Personal aus dem Servicebereich kocht Tee und Kakao für die Kinder, spült das
Frühstücks- und Mittagsgeschirr und portioniert das Mittagessen für die Gruppen.
Die Mahlzeiten werden in der hauseigenen Küche des PIH im Internatsdorf zubereitet
und in Thermowägen mit speziellen Thermobehältern in die Kindertagesstätte
transportiert.
Diätessen und kulturelle Essgewohnheiten werden berücksichtigt und in Rechnung
getragen.
In Absprache mit dem hauswirtschaftlichen Personal kann der Ofen von den Gruppen
genutzt werden.
29
2.1.3.2.8
Materialraum
Im Materialraum werden verschiedene Materialien aufbewahrt, die von allen genutzt
werden können. Hierzu zählen u.a. verschiedene Papier- und Kartonarten, große
Papierrollen, Schreib- und Malblöcke und verschiedenes wertfreies Material zum
Gestalten.
2.1.3.2.9
Weitere Räumlichkeiten
Im Putzraum bringt das hauswirtschaftliche Personal die notwendigen Geräte und
Putzmittel in besonderen Behältern unter. Auch eine Waschmaschine, Leiter und
Müllsäcke befinden sich dort.
Der Putzraum ist für die Kinder unzugänglich.
Der Flur kann von den Kindern zum gruppenübergreifenden Freispiel mit
verschiedenen Spielmaterialien genutzt werden. Dies sind Materialien wie z.B.
Kegelspiel, Steckenpferde und Pferdeleinen, die zur grobmotorischen Aktivität anregen.
Aber auch ein Autoteppich mit Fahrzeugen und ein Puppenhaus befinden sich in einer
ruhig gelegenen Ecke.
Am anderen Ende des Flures steht den Kindern eine Verkleidungskiste mit
verschiedenen Utensilien zum Rollen- und Fantasiespiel zur Verfügung. Dabei hängt
ein Ganzkörperspiegel auf Höhe der Kinder, den sie bei ihrem Verkleidungsspiel zum
Betrachten nutzen können.
Alle Gruppen- und Nebenräume sowie die Flurbereiche der Einrichtung sind so
ausgestattet, dass sie den Kindern vielfältige Gelegenheit geben zu verweilen und ins
Gespräch zu kommen.
30
Im Flur sind Kindergarderoben, Sitzbänke mit Schuhablagen und Hausschuhregalen in
Greifhöhe der Kinder angebracht. Jedes Kind hat einen festen Platz für seine Tasche,
Jacke und Schuhe, der mit einem Bildsymbol oder Namensschild gekennzeichnet ist.
Vor
jedem
Gruppenraum befinden sich Pinnwände, die jahreszeitlich oder
themenbezogen gestaltet werden.
An der Treppe zum Untergeschoss ist aus Sicherheitsgründen ein Treppenschutzgitter
angebracht.
Eine erwachsenengerechte Elternsitzecke mit einem runden Tisch und 2 Stühlen stehen
den Eltern zum Austausch und Wartebereich zur Verfügung.
Im Eingangsbereich (Windfang) der Integrativen Kindertagesstätte des PIH
Frankenthal gibt es eine Info-Pinnwand mit Informationen und Anregungen für alle
Eltern, sowie einen Info-Ständer mit Prospekten, Elternzeitschriften und Kita-Flyer für
Eltern und Besucher.
In diesem Bereich können auch Kinderwägen und Buggys abgestellt werden.
Die Haupteingangstür, sowie die Nebeneingangstür sind durch eine spezielle Anlage so
gesichert, dass sie nur von einem Erwachsenen geöffnet werden kann.
2.1.3.3
Untergeschoss
Im Untergeschoss befinden sich ein großer und ein kleiner Schlafraum, ausgestattet mit
Kinderbetten und Bettwäsche. Jedes Kind hat seinen eigenen Schlafplatz der mit Namen
gekennzeichnet ist. Der kleine Schlafraum ist vorwiegend für die jüngeren Kinder
vorgesehen. Die Räume können abgedunkelt und gut belüftet werden.
Der Schlafbereich ist in einem einwandfreien hygienischen Zustand (saubere
Materatzen, regelmäßig wechselnde Bettwäsche und Bodenreinigung). Im großen
Schlafraum ist ein Notausgang installiert, der über eine Treppe erreicht werden kann.
31
Im Vorraum der Schlafräume sind Regale für die Gummistiefel und Matschhosen
angebracht. Außerdem gibt es hier 2 Räume, die als Stauraum für verschiedene
Utensilien und Material der Gruppen dienen.
2.1.3.4
Außengelände
Bei der Gestaltung des Außengeländes wurden die Anforderungen der „Richtlinien für
Kindergärten“ berücksichtigt.
Das Außengelände der Integrativen Kindertagesstätte des PIH besteht aus einem großen
Spielplatz und einem größeren Gartenabschnitt um das Gebäude herum. Dieser
Gartenabschnitt unterteilt sich in kleinere Gartenteile, die an die Gruppenräume
angrenzen.
Der große Spielplatz besteht aus einer zentrierten Rasenfläche mit verschiedenen
Spielgeräten.
Der Kletterturm steht erhöht auf einem Erdhügel, dadurch ergibt sich eine Schräge, die
die Kinder zum Erklimmen, Rollen oder Hinunterrennen anregt.
Die Rasenfläche ist von einem gepflasterten Rundweg umgeben und geeigne t für die
Nutzung von Kinderfahrzeugen.
Weiterhin befinden sich auf dem Gelände folgende Spielbereiche :
-
eine Nestschaukel auf einem Rindenmulchplatz (geeignet für jüngere Kinder)
-
ein Matschplatz mit 2 Wannen zum Spiel mit Wasser und Sand; jüngere Kinder
können
hier
ihrem
vermehrten
Matsch-
und
Experimentierbedürfnis
nachkommen
-
ein Sandplatz mit einer Kinderbaustelle mit einem Förderband und Flaschenzug,
zum Experimentieren und Begreifen technischer Zusammenhänge
-
ein rund angelegter Steinsitzplatz zum Ausruhen und zum Einnehmen von
Imbiss
32
-
2 Fahrzeuggaragen und angeschlossenem Unterschlupf mit großen Gucklöchern
-
ein Holzhaus als Rückzugsmöglichkeit, aber auch zum Rollenspiel mit anderen
Kindern und als Klettermöglichkeit
-
ein Gartenhaus für Sandspielzeug, Bewegungsspielzeug, Fahrradhelme und
andere Materialien die im Freien genutzt werden können
-
eine überdachte Spielfläche mit festem Steinboden von ca. 30m², geeignet zum
großflächigen Malen mit Kreide, als Unterschlupf bei Regenwetter, Hüpfspiele
und vieles mehr, aber auch zum Abstellen von Kinderwägen und Fahrrädern
Vor jedem Gruppenraum befindet sich ein kleiner Gartenabschnitt mit Sandkasten,
Sitzbänken, Rasenfläche und Pflanzbeeten, die von den jeweiligen Gruppen selbst
angelegt und gestaltet werden. Die Gartenabschnitte haben durch Holzpalisadenwände
einen Sichtschutz.
Drei Gartenhäuser zum Aufbewahren von Außenspielzeug stehen den Gruppen zur
Verfügung.
Ein größerer Gartenabschnitt mit Rasenfläche, Grillplatz, Außendusche, Wippe,
Kletterpfahl und einen naturnahen Barfußpfad steht ebenfalls allen Gruppen zur
Verfügung.
Das gesamte Außengelände bietet jüngeren und älteren Kindern vielfältige
Bewegungsmöglichkeiten, die ihrem natürlichen Bewegungsbedürfnis entsprechen.
Es ist großzügig und geschützt angelegt. Auch grobmotorische Spiele, Ball- oder
Fangspiele können stattfinden, ohne dass sich jüngere und ältere Kinder gegenseitig im
Spiel behindern oder stören.
Das Außengelände bietet genügend Platz, um dort Feste zu feiern und Aufführungen zu
gestalten.
Das Außengelände regt Kinder auf vielfältige Weise an, Ideen zu entwickeln und Neues
auszuprobieren.
33
2.1.4.1
Allgemeine Sicherheitsvorkehrungen
Alle Innenbereiche der Einrichtung bergen weder offensichtliche noch versteckte
Gefahrenquellen. Elektrische Geräte und Leitungen sind für Kinder unzugänglich oder
kindgerecht
gesichert.
Treppen
sind
beleuchtet
und
durch
Geländer
und
Treppenschutzgitter gesichert, Heizkörper sind verkleidet. Außentüren und Fenster sind
gesichert oder können von den Kindern nur unter Aufsicht geöffnet werden.
Die Einrichtung verfügt über eine optische und akustische Alarmanlage, sodass im Falle
eines Brandes oder einer anderen Gefährdung schnell reagiert werden kann.
Einmal im Jahr finden Fluchtwegübungen mit den Kindern statt.
Sowohl die Räume und deren Ausstattung als auch das Außengelände und die
Spielgeräte
entsprechen
den
Vorgaben
der
Unfallverhütungsvorschrift
der
Kindertageseinrichtungen (GUV-V S2, 1. April 2009).
Die Bepflanzung im Außenbereich bietet den Kindern Sichtschutz für ein ungestörtes
und abwechslungsreiches Spiel. Größere Bäume ermöglichen einen schattigen
Spielbereich.
Der Zugang zur Integrativen Kindertagesstätte des PIH ist über einen breiten und
ebenerdigen Weg zu erreichen und somit auch rollstuhlgerecht. Der Weg ist seitlich mit
Sträuchern bepflanzt und freundlich gestaltet.
Das gesamte Außengelände ist durch eine Umzäunung und durch Türverriegelungen
gesichert, sodass es für Kinder nicht möglich ist, ohne Kenntnis der Erzieherin die
Einrichtung zu verlassen.
In regelmäßigen Abständen überprüft ein Sicherheitsingenieur (IAS = Institut für
Arbeits- und Sozialhygiene, Mannheim) die Innenräume und das Außengelände auf
Sicherheit und weist auf Gefahrenquellen hin. Die Begehung erfolgt zusammen mit der
Leiterin der Integrativen Kindertagesstätte.
34
Eine Gefahren- oder Schadensmeldung erfolgt über den Sicherheitsingenieur schriftlich
an den Verwaltungsleiter der Einrichtung.
Der Verwaltungsleiter informiert die Leitung der Kita und die Hausmeister zur
Behebung des Schadens.
35
2.2
Variable Rahmenbedingungen
2.2.1
Aufnahmekriterien
Die Integrative Kindertagesstätte des PIH Frankenthal bietet bis zu 64 Kindern eine
Förder- und Betreuungsmöglichkeit.
Aufnahmekriterien
Aufgenommen werden Kinder mit und ohne Hörbehinderung ab dem vollendeten 3.
Lebensjahr bis zum Schuleintritt, wenn sie die rechtlichen Aufnahmekriterien
beziehungsweise die Vorgaben des Landesjugendamtes Mainz erfüllen. Bei Aufnahme
eines zweijährigen Kindes bedarf es der vorherigen Genehmigung des Landesamtes für
Soziales, Jugend und Versorgung – Landesjugendamt.
Der Rechtsanspruch auf Kindergarten für Zweijährige gilt ab 2010, für unter
Zweijährige ab 2013 nach dem Tagesausbaubetreuungsgesetzes des Bundes (TAG).
Die Kinder mit Hörbehinderung sind leicht-, mittel- bis hochgradig schwerhörig und
tragen entweder Hörgeräte (HdO- oder Knochenleitungsgeräte) oder ein bis zwei
Cochlea-Implantate.
Es können auch hörbehinderte Kinder mit Zusatzbehinderung aufgenommen werden,
um den Auftrag einer Einrichtung für Kinder mit Hörbehinderung zu erfüllen.
Vor einer Aufnahme ist jedoch in einer Fallbesprechung zu prüfen, welcher Förderort
für das Kind der geeignete ist.
Das Aufnahmeprocedere der Kinder mit Hörbehinderung läuft über die Beratungsstelle
für Pädagogische Audiologie.
Bei
Kindern
ohne
Hörbehinderung
ist
ein
altersgerechter
Sprach-
und
Entwicklungsstand erforderlich. Ab Sommer 2009 können wie erwähnt, Kinder ohne
Hörbehinderung unter 3 Jahren in die Integrative Kindertagesstätte des PIH Frankenthal
aufgenommen werden; aktuell sind es 10 Plätze (2009).
36
Trotz der Modifizierung der Betriebsgenehmigung ist hier die Zustimmung des
Landesjugendamtes Mainz erforderlich. Bei Kindern mit Hörbehinderung unter 3 Jahren
ist eine Einzelintegration möglich, d.h. auch hier bedarf es der Zustimmung des
Landesjugendamtes. Es ist geplant, die Krippenplätze der Integrativen Kindertagesstätte
des PIH Frankenthal auszubauen, spätestens im Jahr 2013.
37
2.2.2
Verfahren bei Aufnahme von Kindern ohne
Hörbehinderung
Die Eltern stellen einen schriftlichen Antrag zur Aufnahme ihres Kindes in die
Integrative Kindertagestätte des PIH Frankenthal.
Nach der Eingangsbestätigung werden die Kinder auf eine Warteliste gesetzt.
Vor Aufnahme des Kindes werden die Eltern zusammen mit ihrem Kind zu einem
Aufnahmegespräch in die Kindertagesstätte eingeladen.
Die Leitung der Kindertagesstätte schätzt das Kind hinsichtlich seiner altersgerechten
Gesamt- und Sprachentwicklung ein.
Anschließend findet eine Besprechung mit der Abteilungsleitung statt. Informationen
und Eindrücke werden an die Schulleitung weitergegeben.
Die Eltern erhalten eine schriftliche Zu- oder Absage.
Bei einer Zusage lädt die Direktorin des Pfalzinstituts die Familie oder
Sorgeberechtigten zu einem Aufnahmetermin ihres Kindes ein.
Die Leitung der Kindertagesstätte gibt Informationen über die Neuaufnahmen dem
Team bekannt.
Die Erzieherinnen der Kindertagesstätte besprechen die anstehenden Kinder und teilen
sie in die jeweilige Gruppe ein. Sie kontaktieren die Eltern oder die Sorgeberechtigten
um einen Termin für ein Einführungsgespräch zu vereinbaren.
Bei Kindern unter 3 Jahren wird das Eingewöhnungskonzept vorgestellt und angeboten.
38
2.2.3
Eingewöhnungskonzept bei Kindern unter 3 Jahren
„Es geht nicht darum, dass wir dem Kind nicht zutrauen,
sich zu trennen.
Dem Kind soll Gelegenheit gegeben werden,
die Bindung zur Erzieherin so aufzubauen,
dass es sie als sicheren Hafen nutzen kann,
um erneut auf Entdeckungsreise gehen zu können.“
2.2.3.1
Grundlagen der Bindungstheorie
In den 1960/70er Jahren wurde von dem britischen Kinderpsychiater John Bowlby und
der kanadischen Psychologin Mary Ainsworth die Bindungstheorie entwickelt. Sie
gehen davon aus, dass jedes Lebewesen ein biologisch angelegtes Bindungssystem
besitzt. Speziell der Mensch hat das Bedürfnis, eine enge und von intensiven Gefühlen
geprägte Beziehung zu Mitmenschen aufzubauen. Mutter und Säugling sind danach
Teilnehmer in einem sich wechselseitig bedingten und selbst regulierenden System.
Die Bindung in diesem System unterscheidet sich von Beziehung dadurch, dass
Bindung nur als ein Teil des komplexen Systems der Beziehung verstanden wird.
Im Falle von objektiv vorhandener oder subjektiv erlebter Gefahr (z.B. Angst,
Bedrohung, Schmerz, große Distanz zur Bezugsperson) sucht das Kleinkind Schutz und
Beruhigung bei seinen Bezugspersonen. Bezugspersonen bzw. Bindungspersonen sind
diejenigen Erwachsenen, mit welchen das Kleinkind in seinen ersten Lebensmonaten
intensiven Kontakt erlebte.
Das Bindungsverhalten eines Kleinkindes äußert sich in verschiedenen beobachtbaren
Verhaltensweisen:
-
Lächeln
-
Schreien
-
Festklammern
39
-
Suchen der Bezugsperson
-
etc.
Die hier genannten Verhaltensweisen sind genetisch vorgeprägt und bei allen
Kleinkindern zu finden. Ein kurzer Blick- und / oder Körperkontakt zu der
Bindungsperson beendet in der Regel das bindungssuchende Verhalten.
Das Kind fühlt sich wieder sicher und kann erneut neugieriges Explorationsverhalten
zeigen. Das heißt, das Kind ist emotional in der Lage sich von seiner Bindungsperson
zu lösen, um wiederholt auf Entdeckungsreise zu gehen. Hierbei kann man eine
gelegentliche Rückversicherung in Form von Blickkontakt zur Bindungsperson
beobachten.
2.2.3.2
Bedeutung der Bindungstheorie für das Kind
unter 3 Jahren
Das Bindungsverhalten verändert sich im Laufe des Lebens eines Menschen. Während
das Kleinkind noch starke Bindungs- und Explorationsverhaltensweisen im Sinne von
Annäherung und Entfernung von Bindungspersonen zeigt, sind diese bei älteren
Kindern, Jugendlichen und später bei Erwachsenen nicht mehr zu beobachten.
Dennoch fand die Forschung Zusammenhänge zwischen dem früh erlebten
Bindungsverhalten
von
Bindungsverhalten
im
Kleinkindern
weiteren
zu
ihren
Bindungspersonen
Verlauf
ihres
Lebens
heraus.
und
Das
deren
spätere
Bindungsverhalten ist somit primär auf die selbst erlebte Interaktion zu seinen
Bindungspersonen zurückzuführen.
John Bowlby entwickelte zudem folgendes Vierphasenmodell der Bindungsentwicklung
bei Kleinkindern:
-
Vorphase (bis ca. 6 Wochen): In dieser Phase könnte die Bindungsperson
beinahe beliebig wechseln.
-
Personenunterscheidende Phase (6. Woche bis ca. 6. / 7. Monat): Das Kind
zeigt sein erstes personenbezogenes Lächeln. Es entsteht eine zunehmend festere
40
Bindung zu einer Person oder zu mehreren Personen (z.B. Mutter, Vater,
Geschwister, Großeltern, Tagesmutter, … etc.).
-
Eigentliche Bindung (7. / 8. bis 24. Monat): Das Kind erlernt einerseits die
motorische Fähigkeit (Lokomotion), sich seiner angestrebten Bindungsperson zu
nähern und andererseits sic h bei Wohlbefinden von ihr weg zu bewegen, um die
Umgebung selbstständig zu erkunden (Individuationsphase).
-
Zielkorrigierte Partnerschaft (ab 2. / 3. Lebensjahr): Das Kind versucht nun
das Verhalten des anderen je nach Situation zu beeinflussen.
Bei der Aufnahme eines 2-jährigen Kindes in eine Kindertagesstätte ist es daher enorm
wichtig diese Bindungsentwicklung zu berücksichtigen. Das Kind befindet sich in einer
sensiblen Phase, in der die Ablösung von seiner Bindungsperson oftmals noch von
verschiedenen Bindungsverhaltensweisen geprägt ist. Um den Kindern bei der
Eingewöhnung in eine Kindertagesstätte genau diese Erfahrungen zu ersparen, wurde
das Berliner Modell (→ 2.2.3.3 Berliner Modell) von dem Brandenburger Institut
INFANS Ende der 1980er Jahre entwickelt.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass eine frühkindlich erworbene, sichere
Bindung eine herausragende Rolle für die seelische Gesundheit eines Menschen
darstellt. Sie ist ein wichtiger Schutzfaktor und eine gute Grundlage für gelingende
emotionale Entwicklungsprozesse. Die vorhandene Bindung bietet somit Halt und
Orientierung für den Einzelnen in seinen jeweiligen Lebensabschnitten.
41
2.2.3.3
Berliner Modell
2.2.3.3.1
Grundlagen des Berliner Modells
Die Gestaltung der Aufnahmephase von Kindern unter drei Jahren stellt für die
Integrative Kindertagesstätte des PIH Frankenthal ein wichtiges Qualitätsmerkmal dar.
Zur Eingewöhnung hat sich auch hier das Berliner Modell bewährt. Im Mittelpunkt
steht das einzugewöhnende Kind, das den Übergang in die Integrative Kindertagesstätte
in Form einer aktiven Anpassungsleistung bewältigt.
Der Eingewöhnungsprozess des Kindes besteht wesentlich in einem Beziehungsaufbau
zu seiner Erzieherin. Sie stellt für das Kind in Abwesenheit seiner Eltern die Funktion
des „sicheren Hafens" dar. Deshalb ist es wichtig langsam eine stabile Beziehung zur
Erzieherin aufzubauen, in dem die Bindungsperson das Kind begleitet.
Bei Eintritt in die Integrative Kindertagesstätte ist es uns wichtig, dass die bisherigen
Bindungsbeziehungen und Bindungsverhaltensweisen erkannt und miteinbezogen
werden. Die Eingewöhnung des Kindes findet immer in Anwesenheit einer vertrauten
Bindungsperson statt. Dies kann neben der Erstbindungsperson Mutter bzw. Vater auch
eine andere enge Bindungsperson aus dem sozialen Umfeld des Kindes sein, wie zum
Beispiel Oma, Tante, Tagesmutter, … etc.
Ohne Beteiligung einer Bindungsperson findet eine ernste Überforderung des Kindes
statt. Es kann zu häufig lang andauernden Perioden von Weinen und Verstörunge n
kommen. Die Erzieherin kann keinen Trost spenden, da sie für das Kind zunächst eine
fremde Person darstellt.
Als Folgen einer Eingewöhnung ohne vertraute Person können eine erhöhte
Erkrankungsrate, Entwicklungsverzögerung und / oder Irritation der Bindung an die
Eltern auftreten. Diese Entwicklungen können unter Umständen bis zu einem Jahr
beobachtbar sein.
42
2.2.3.3.2
Die Durchführung des Berliner Modells
Das Eingewöhnungsmodell lässt sich charakterisieren durch:
Rechtzeitige Information der Eltern des Kindes
Hier wird die Erwartungshaltung über die Beteiligung am Eingewöhnungsprozess
besprochen. Den Eltern wird die Bedeutung einer anwesenden Bindungsperson für das
Kind bewusst gemacht. Sie werden auf einen wünschenswerten Aufbau einer Beziehung
des Kindes zur Erzieherin vorbereitet. Hierbei ist uns der Hinweis wichtig, dass die
Eltern Hauptbindungspersonen bleiben. Dadurch werden Unsicherheiten bei ihnen
abgebaut und somit die Eingewöhnung erleichtert.
Dreitägige Grundphase
Zu Beginn des Eingewöhnungsmodells begleitet in der Regel die Mutter oder eine
andere Bindungsperson das Kind in der Gruppe und hält sich 1 - 2 Stunden täglich mit
ihm dort auf.
Ihre Aufgabe ist es, sich innerhalb des Gruppenraumes in eine stillere Nische zu setzen
und sich eher passiv zu verhalten. Dies begünstigt, dass das einzugewöhnende Kind
nicht zur Entfernung gedrängt wird und es jederzeit die Möglichkeit hat die Nähe der
Bindungsperson aufzusuchen. Man kann davon ausgehen, dass das Kind von selbst die
neue Umgebung erkunden wird, wenn es dazu bereit ist.
Die wichtigste Aufgabe der vertrauten Bindungsperson ist es, für das Kind eine sichere
Basis darzustellen, bei dem es sich von Zeit zu Zeit durch einen Blick vergewissern
kann, dass alles in Ordnung ist. Deshalb sollte die Bindungsperson auch ihre volle
Aufmerksamkeit dem Kind schenken.
Die Erzieherin, die das Kind während der Eingewöhnung begleitet, beobachtet in den
ersten drei Tagen das Bindungsverhalten des einzugewöhnenden Kindes zu seiner
Bindungsperson. Sie versucht vorsichtig und ohne sich aufzudrängen, Kontakt zum
Kind aufzubauen, z.B. über Spielangebote oder Beteiligung an seinen Aktivitäten. Die
dabei gewonnenen Eindrücke werden in einem Beobachtungsbogen dokumentiert und
43
geben Aufschluss darüber, über welchen Zeitraum sich die Eingewöhnungsdauer
erstrecken wird (mindestens 6 Tage und maximal 3 Wochen).
In dieser Phase sollen keine Trennungsversuche stattfinden.
Vorläufige Entscheidung über die Dauer der Eingewöhnungszeit
Am vierten Tag findet ein erster Trennungsve rsuch zwischen dem einzugewöhnenden
Kind und seiner Bindungsperson statt.
Einige Minuten nach Ankunft im Gruppenraum verabschiedet die Bindungsperson sich
vom Kind und verlässt den Raum. Dies macht sie auch bei Protest des Kindes, hält sich
jedoch in der Nähe der Tür auf.
Reagiert es auf den Weggang der Bindungsperson eher gleichgültig, bleibt ansprechbar
und ist weiter interessiert an seiner Umgebung, kann dieser Trennungsversuch maximal
30 Minuten ausgedehnt werden.
Dies gilt auch, wenn das Kind zwar anfangs weint, sich jedoch rasch und dauerhaft von
der Erzieherin beruhigen lässt.
Sollte es Merkmale von Erschöpfung und Unbehagen zeigen, z.B. Rückzug, wird der
Trennungsversuch für diesen Tag beendet.
Zeigt das Kind nach Weggang der Bindungsperson Anzeichen von Verstörung, zum
Beispiel passive, erstarrte Körperhaltung und / oder Weinen und lässt sich nicht von der
Erzieherin beruhigen, kehrt die Bindungsperson nach höchstens 3 Minuten wieder in
den Gruppenraum zurück. Dies gilt auch, wenn diese Merkmale erst nach einigen
Minuten auftreten.
Die
Erzieherin
beobachtet
genau
das
Verhalten
des
Kindes
während
der
Trennungsphase und der Wiederkehr der Bindungsperson, um zu prüfen wie viel Zeit es
zur weiteren Eingewöhnung benötigt. Weiterhin gibt der Beobachtungsbogen
Aufschluss darüber, wie sich die Eingewöhnung in den nächsten Tagen gestaltet.
Ausschlaggebend für eine längere Eingewöhnungszeit (ca. 2 - 3 Wochen) sind folgende
Verhaltensweisen:
-
gute Stimmung des Kindes in den ersten Tagen
-
häufiger Blickkontakt zur Bindungsperson
44
-
offene und unbefangene Annäherung wie Körperkontakt während der ersten drei
Tage
-
ängstliche oder wachsame Verhaltensweisen
-
Zurückhaltung gegenüber der Erzieherin
-
deutliche Orientierung zur Bindungsperson
-
deutliche Reaktion auf Trennung von Elternteil, z.B. Weinen
Folgende Verhaltensweisen sprechen für eine kürzere Eingewöhnungszeit (ca. 6 Tage):
-
eher selbstständiges Verhalten in den ersten Tagen
-
klarer Versuch des Kindes mit Belastungssituation selbst fertig zu werden
-
vermeiden von Blickkontakt zur Bindungsperson
-
oft eher zufällig wirkender Körperkontakt
-
geringer Widerstand gegen Körperkontakt von der Erzieherin
-
kaum sichtbare Irritation bei Trennung von der Bindungsperson
Stabilisierungsphase
Bei längerer Eingewöhnungszeit findet vorerst keine weitere Trennung von der
Bindungsperson statt. In der 2. Woche geht die Eingewöhnungserzieherin in
Anwesenheit der vertrauten Bindungsperson allmählich aktiv auf die Grundbedürfnisse
des Kindes (z.B. Füttern und Wickeln) ein.
Die Bindungsperson überlässt jetzt immer mehr der Erzieherin, auf Signale des Kindes
zu reagieren. Stufenweise kann der Zeitraum täglich vergrößert werden, in dem das
Kind alleine bei der Erzieherin bleibt.
Die Bindungsperson bleibt jedoch für den Notfall immer in der Nähe.
Hält die Erzieherin eine kurze Eingewöhnungsphase für angemessen, übernimmt sie im
Beisein der Bindungsperson bereits ab dem vierten Tag, zunehmend die Versorgung
des Kindes.
Die Trennungsphase von der vertrauten Person wird am Tag darauf auf ca. eine Stunde
erweitert.
Aber auch hier sollte die Bindungsperson immer für den Notfall in der Nähe sein.
45
Schlussphase
Hier hält sich das Kind nun ohne Bindungsperson in der Integrativen Kindertagesstätte
auf. Es ist jedoch wichtig, dass diese jederzeit abrufbereit und erreichbar für die
Erzieherin ist, falls die Tragfähigkeit der neuen Beziehung doch in besonderen Fällen
für das Kind noch nicht ausreichen sollte.
Die Eingewöhnung des Kindes ist grundsätzlich abgeschlossen, wenn es die Erzieherin
als „sicheren Hafen“ akzeptiert und sich von ihr dauerhaft beruhigen lässt.
Es kann durchaus vorkommen, dass das Kind weiterhin gegen das Weggehen der
Bindungsperson protestiert. Dies ist als sein gutes Recht zu betrachten. Entscheidend
ist, dass es sich schnell von der Erzieherin wieder beruhigen lässt, um sich danach
motiviert der Umgebung zuwenden zu können.
Die Eingewöhnungszeit ist auch bei guter Bedingung sehr anstrengend für das Kind und
löst häufig starke Müdigkeit bei ihm aus. Deshalb ist es sinnvoll, wenn es zunächst die
Integrative Kindertagesstätte nur halbtags besucht.
Auf der folgenden Seite ist das Berliner Eingewöhnungsmodell nochmals in
tabellarischer Form dargestellt.
46
47
2.2.3.4
Umsetzung des Berliner Eingewöhnungsmodells der
Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal
Erstgespräch
Eltern, die sich für eine Aufnahme ihres Kindes in die Integrative Kindertagesstätte des
PIH Frankenthal interessieren, haben Gelegenheit die Einrichtung in einem Erstbesuch
kennen zu lernen. Hierzu können sie einen Termin mit der Leiterin der Kita
vereinbaren. Während des Besuchs berichtet die Leiterin über Rahmenbedingungen,
konzeptionelle Gegebenheiten und über das Eingewöhnungskonzept bei Kindern unter
drei Jahren. Somit können die Eltern sich schon einmal im Vorfeld Gedanken darüber
machen, in welcher Form sie dies wahrnehmen und mit ihrem Kind durchführen können
und möchten.
Nachdem die Aufnahme des Kindes vorgesehen und den Eltern schriftlich bestätigt
wurde, lädt die Bezugserzieherin die Eltern oder den Sorgeberechtigten zu einem
intensiven Gespräch ein, um sich gegenseitig kennenzulernen und wichtige
Informationen auszutauschen. Sie zeigt den zukünftigen Gruppenraum und berichtet
über den Tagesablauf sowie über fortlaufende Projekte innerhalb der Gruppe (oder
gruppenübergreifend).
Den Eltern wird das konzeptionell festgelegte Berliner Eingewöhnungsmodell der
Integrativen Kindertagesstätte des PIH vorgestellt. Es wird ihnen das Ziel der
Eingewöhnungszeit verdeutlicht und die wichtige Bedeutung der Anwesenheit einer
Bindungsperson bewusst gemacht (→ vgl. 2.2.3.3.2).
In diesem Zusammenhang bekommen die Eltern einen Leitfaden über die
Eingewöhnungszeit zur Hand, auf dem wichtige Vorinformationen, Empfehlungen und
Tipps zusammengefasst sind.
Vor Aufnahme haben die Eltern die Möglichkeit „Schnuppertage" in der Integrativen
Kindertagesstätte des PIH wahrzunehmen. Dabei können sie, zusammen mit ihrem
Kind, in ungezwungener und lockerer Atmosphäre, erste Berührungspunkte mit der
Einrichtung erfahren und erleben. Die Eltern erfahren den zeitlichen Ablauf und
48
organisatorische Rahmenbedingungen der Eingewöhnungszeit. Erste Termine zur
Eingewöhnung können mit der Bezugserzieherin vereinbart werden.
Für die Schnuppertage eignet sich besonders gut die Ferienzeit, da sich hier die
Erzieherin intensiv Zeit für die einzelne Familie nehmen kann – außerdem sind die hier
gewonnenen Eindrücke dem Kind noch weitgehend präsent, weil die Zeitspanne
zwischen Besuch und Aufnahme relativ kurz ist.
Zwischengespräch
Während der Eingewöhnungszeit findet nach Beendigung des vierten Tages ein kurzes
Zwischengespräch mit den Eltern und / oder der Bindungsperson statt.
Anhand der notierten Beobachtungen tauscht sich die Erzieherin mit den Eltern aus und
bespricht mit ihnen das weitere Vorgehen.
Den
folgenden Beobachtungsbogen wird die Bezugserzieherin während der
Eingewöhnungsphase verwenden. Er dient zur Dokumentation und als Grundlage für
das Zwischen- und Abschlussgespräch.
49
Beobachtungsbogen während der Eingewöhnung
Der Beobachtungsbogen wird während der
Name des Kindes:
_________________
Eingewöhnungszeit täglich ausgefüllt. Er dient
Geburtsdatum:
_________________
somit als Grundlage für das Zwischen- und
Gruppe:
_________________
Abschlussgespräch.
Datum Aufnahme:
_________________
Bezugserzieherin:
_________________
1.
Tag
Datum
Kind
gute Stimmung des
Kindes
häufiger Blick zur
Bindungsperson
ängstliche oder wachsame
Verhaltensweisen
eher selbstständiges
Verhalten
oft eher zufällig wirkender
Kontakt
kaum sichtbare Irritation
bei Trennung
löst sich von Eltern
(Bindungsperson)
nimmt Kontakt zur
Erzieherin auf (Eltern anw.)
bleibt ohne Eltern
vereinbarte Zeit
äußert Trennungsschmerz
fragt mehrmals nach der
Mutter
blickt häufig zur Tür
kann Gefühle zeigen
lässt sich trösten
äußert Wünsche, fragt nach
bittet um Hilfe
kommt gerne
beobachtet Kinder
imitiert Kinder
sucht Kontakt zu Kindern
zeigt Interesse an
Angeboten
entfernt sich beim Spiel von
Erzieherin
hat Kenntnis von Ritualen
weiß, wo was zu finden ist
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
nein
2.
Tag
Datum
3.
Tag
Datum
4.
Tag
Datum
5.
Tag
Datum
6.
Tag
Datum
7.
Tag
Datum
8.
Tag
Datum
9.
Tag
Datum
10.
Tag
Datum
Abschlussgespräch
Am Ende der Eingewöhnungszeit findet ein Abschluss- bzw. Reflektionsgespräch
zwischen der Bezugserzieherin und den Eltern statt.
Neben dem Beobachtungsbogen fließen auch alltägliche Beobachtungen während des
Eingewöhnungszeitraumes mit in das Gespräch ein. Ebenso können die Eltern über ihre
Gefühle und Eindrücke Rückmeldung geben.
Beim Abschlussgespräch der Eingewöhnungsze it mit den Eltern (einem Elternteil oder
Sorgeberechtigten) sollte die Erzieherin folgende Fragen berücksichtigen:
-
Sind die Eltern mit der Zusammenarbeit mit den zuständigen Fachkräften
zufrieden gewesen?
-
Was hat den Eltern am besten gefallen und was könnte noch verbessert werden?
-
Ist das einzugewöhnende Kind in dieser ersten Zeit gerne in die Integrative
Kindertagesstätte gekommen und was war zu dieser Zeit bedeutsam?
-
Haben die Eltern ihr Kind mit einem guten Gefühl in die Integrative
Kindertagesstätte gebracht und was hat ihnen dabei geholfen?
-
Konnten Eltern und Kind sich gut voneinander lösen?
-
Ist das einzugewöhnende Kind gut mit dem Tagesablauf der Integrativen
Kindertagesstätte zurechtgekommen und was hat ihm dabei geholfen?
-
Hat das Kind erste Kontakte zu anderen Kindern in der Gruppe geknüpft?
-
Hat das einzugewöhnende Kind zur Bezugserzieherin eine tragfähige Bindung
aufgebaut?
-
Ist die Eingewöhnungszeit aus Sicht der Eltern abgeschlossen und gelungen?
Nach dieser sehr intensiven und ereignisreichen Zeit bekommt das eingewöhnte Kind
nun viel Raum und Zeit, um sich in die bestehende Gruppe zu integrieren. Hier wird es
einen für sich angemessenen Platz finden. Die Erzieherin steht dem Kind hilfreich und
unterstützend zur Seite. Sie pflegt weiterhin einen intensiven Austausch mit den Eltern
über die Entwicklung des Kindes.
51
2.2.4
Belegzahl der Integrativen Kindertagesstätte des PIH
Am 28.01.2009 fand ein Einrichtungsbesuch, unter der Leitung von
Frau Stoll
(Landesjugendamt Mainz), Frau Hintz und Frau Schlossarczyk (Stadtjugendamt
Frankenthal) in der Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal statt.
Anlass für ein gemeinsames Gespräch war die Umwandlung von Plätzen im
heilpädagogischen Bereich in Regelplätze. Herr Johann (Bezirksverband Pfalz) und
Herr Huber (Bezirksverband Pfalz), Frau Dr. Funk (PIH), Herr Schmeiser (PIH), Frau
Walther (PIH) und Herr Gerbig (PIH) waren Teilnehmer der Runde.
Am 09.03.2009 schickte Frau Merkel (Landesjugendamt Mainz) einen Vermerk über
den Einrichtungsbesuch. In diesem Schreiben fasste Sie darin zusammen, dass die
Beteiligten sich darauf einigten, ab Sommer 2009 eine heilpädagogische Gruppe mit 8
Plätzen zu schließen und dafür eine Regelkrippengruppe einzurichten.
Hiermit stehen folgende Plätze ab Sommer 2009 zur Verfügung:
-
34 Plätze für Kinder mit Behinderung ab 3 Jahre
-
20 Plätze für Kinder ohne Behinderung ab 3 Jahre
-
10 Plätze für Kinder ohne Behinderung unter 3 Jahre
2.2.5
Modalitäten
2.2.5.1
Aktuelle Öffnungszeiten
Die Öffnungszeiten sind :
Montag:
7:45 Uhr bis 15:20 Uhr
Dienstag:
7:45 Uhr bis 15:20 Uhr
Mittwoch:
7:45 Uhr bis 15:20 Uhr
Donnerstag:
7:45 Uhr bis 15:20 Uhr
Freitag:
7:45 Uhr bis 12:25 Uhr
52
2.2.5.2
Erweiterte Betreuungsangebote (ab Sommer 2008)
Seit August 2006 bietet die Integrative Kindertagesstätte des PIH Frankenthal ein
erweitertes Angebot, welches sich flexibel nach dem Bedarf der Eltern gestaltet (für
Eltern die in den Beruf einsteigen möchten oder bereits berufstätig sind).
Erweiterte Öffnungszeiten (ab Sommer 2009):
Montag:
7:30 Uhr bis 17:00 Uhr
Dienstag:
7:30 Uhr bis 16:00 Uhr
Mittwoch:
7:30 Uhr bis 16:00 Uhr
Donnerstag:
7:30 Uhr bis 17:00 Uhr
Freitag:
7:30 Uhr bis 14:00 Uhr
Die Eltern oder andere Abholberechtigte müssen ihr Kind selbst abholen.
2.2.5.3
Schließzeiten
Die Schließzeiten der Kindertagesstätte betragen:
-
3 Wochen im Sommer (das sind die ersten drei Wochen der Sommerferien,
orientiert an den Schulferien in RLP),
-
wenige Tage zwischen Weihnachten und Neujahr und
-
die Brückentage (= freitags, nach einem Feiertag).
2.2.5.4
Beförderungen
Die Kinder mit Hörbehinderung der Kindertagesstätte werden mit Schulbussen oder
Einzelzufahrten befördert, wenn der Anfahrtsweg zwischen Wohnort und Betreuungsort
nicht länger als eine Stunde Fahrzeit betrifft.
53
In der Schulferienzeit, in der die Kindertagesstätte geöffnet ist, wird der Transport
gesondert geregelt. Die Eltern werden darüber rechtzeitig informiert und bestätigen
schriftlich ihren Wunsch der Ferienbetreuung.
Kinder unter 3 Jahren müssen von ihren Erziehungsberechtigten selbst in die
Einrichtung gebracht werden.
Kinder, die einen zumutbaren Weg zur Kindertagesstätte haben, sollen von ihren
Erziehungsberechtigten gebracht beziehungsweise abgeholt werden.
2.2.5.5
Kosten
Die Kosten für die Kinder mit Hörbehinderung übernehmen die örtlichen Kostenträger
im Rahmen der Eingliederungshilfe.
Die monatliche Gebühr für die hörenden Kinder beträgt (Stand: Juni 2009):
-
bei einem Kind:
117 €
-
bei zwei Kindern:
89 € pro Kind
-
bei drei Kindern:
59 € pro Kind
-
bei vier Kindern:
0€
Kostenfreiheit besteht für Kinder 2 Jahre vor Schuleintritt.
Mit der Neuregelung des § 13 Abs. 3 KiTaG wird in Rheinland-Pfalz schrittweise der
Besuch des Kindergartens beitragsfrei. Ab September 2008 ist neben dem letzten
Kindergartenjahr auch das vorletzte Kindergartenjahr beitragsfrei. Bis zum Jahr 2010
sollen die Beiträge für den Kindergartenbesuch schrittweise entfallen.
Für das Mittagsessen wird eine monatliche Pauscha le von 35 € berechnet, wobei ein
Monat kostenfrei ist.
Alle Kinder können ein warmes Mittagessen einnehmen.
An dieser Stelle möchten wir auf die Vereinbarung über die Sicherstellung des
Mittagessens in Kindertagesstätten für Kinder aus sozial bedürftigen Familien
54
verweisen (?
gemeinsame Vereinbarung des Landes mit dem Landkreistag und dem
Städtetag Rheinland-Pfalz, 15.12.2008).
2.2.6
Die
Gruppen
Gruppen
der
Integrativen
Kindertagesstätte
des
PIH
Frankenthal
sind
altersheterogen mit Kindern mit und ohne Behinderung zusammengesetzt.
Derzeit befinden sich in der Einrichtung 5 integrative Gruppen.
Bei der Gruppenzusammensetzung und bei Neuzugängen finden unterschiedliche
Aspekte Berücksichtigung:
-
Inhalt eines pädagogischen Gutachtens
-
Auf welchem Stand befindet sich das Kind in seiner Hör- und
Sprachentwicklung?
-
Auf welchem Stand befindet sich das Kind in seiner motorischen
Entwicklung?
-
Wie verhält sich das Kind im sozialen Bereich?
-
Mit welchem Bindungstyp habe ich es zu tun?
-
Welche
alltäglichen
Anforderungen
stellen
Kinder
vor
Entwicklungsaufgaben?
-
Sind entwicklungshomogene Angebote innerhalb der Gruppe möglich?
-
Wie gestalten wir entwicklungshomogene Angebote gruppenübergreifend?
-
ausgewogene geschlechtsspezifische Verteilung in den Gruppen
-
Wie können Spielbeziehungen zwischen den Kindern unterstützt werden?
55
2.2.7
Tagesablauf
Der Tagesablauf in der Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal ist in den
Kernzeiten strukturiert. Ein gleichbleibender Rhythmus soll den Kindern Halt und
Sicherheit geben.
7:45 Uhr – 9:00 Uhr Eintreffen der Kinder und Freispiel
Die Busse, die die Kinder von außerhalb transportieren, treffen zwischen 7:45 Uhr und
8:00 Uhr auf dem Schulgelände des PIH ein. Hier werden sie vom pädagogischen
Fachpersonal der Kindertagesstätte empfangen und in die Gruppen begleitet.
Kinder, die von ihren Eltern gebracht werden, sollten bis spätestens 8:30 Uhr in der
Einrichtung sein. Für die sozialen Begegnungen und das Wohlbefinden des Kindes ist
es von Bedeutung, dass es gemeinsam mit den anderen den Tag beginnen kann. In der
Zeit von 7:45 Uhr bis 9:00 Uhr stehen die Gruppentüren offen und die Kinder können
frei entscheiden, wo, mit wem und was sie spielen möchten.
Alle Kinder beginnen die Woche gemeinsam in einem Montagskreis auf dem Flur.
Singend oder mit rhythmischen Sprechgesängen wird die Woche eingeleitet.
9:00 Uhr – 9:30 Uhr Gemeinsames Frühstück
Die Kinder bringen ihr Frühstück von zu Hause mit und nehmen es gemeinsam in ihren
Gruppenräumen ein (die Getränke werden von der Kindertagesstätte gestellt).
Die Kinder lernen ein Stück Verantwortung zu übernehmen und sich zu organisieren,
indem sie einen Tag in der Woche den Tischdienst übernehmen und einmal wöchentlich
ein Frühstück – unter Anleitung – selbst zubereiten.
Hierbei lernen sie in Kleingruppen zusammenzuarbeiten und gleichzeitig, was zu einem
gesunden und abwechslungsreichen Frühstück gehört.
56
9:30 Uhr – 11:30 Uhr Spiel – und parallele Lernphase
Neben dem Freispiel liegt insbesondere der Fokus auf der Förderung der Hör- und
Dialogfähigkeit und der Entwicklungsförderung der Kinder. Je nach Bedarf werden die
Kinder in Lautsprache oder in Lautsprachunterstützenden Gebärden (LUG) gefördert.
Gezielte und strukturierte Beobachtung und die fortlaufende Dokumentation der
Ergebnisse ist eine wichtige Grundlage für das pädagogische Handeln von Fachkräften
und für deren Kooperation mit den Familien der Kinder. Aus diesem Grund werden
regelmäßige Beobachtungen von den Erzieherinnen durchgeführt und in einer
Lerngeschichte für das Kind im Portfolio festgehalten.
11:45 Uhr – 12:30 Uhr Mittagessen
Die Kinder nehmen die Mahlzeiten in ihrem Gruppenraum ein.
Das Mittagessen wird immer frisch vom hauswirtschaftlichen Personal der Großküche
im Internatsdorf zubereitet und bietet zudem auch Sonderkost für Vegetarier und
Angehörige unterschiedlicher Religionsgemeinschaften und Glaubensrichtungen an.
Spezielle Diätspeisen für stoffwechselkrankte Kinder können ebenfalls berücksichtigt
werden.
12:30 Uhr – 13:30 Uhr Ruhezeit
Nach dem anstrengenden Vormittag ist ein entspannender Ausgleich dringend
notwendig.
Während der Mittagszeit können die Kleinen ruhen und die Großen,
je nach Wetterlage, drinnen oder draußen spielen.
Die Kleineren können ihren Schlafbedürfnissen entsprechend noch ein bisschen länger
die Ruhezeit genießen. Bevor es am Nachmittag weiter geht, können sich alle Kinder
mit einem kleinen Imbiss stärken.
13:30 – 15:20 Uhr Freispiel und Abschlusskreis
Nachmittags können sich die Kinder – nach einem Imbiss – in den Räumen
(Gruppenräume, Rhythmikraum, …) und im Außengelände austoben.
57
Gegen 15:00 Uhr treffen sich die Kinder in ihren Gruppenräumen oder im Freien, um
sich mit einem Abschlusslied voneinander zu verabschieden.
Freitags wird die Woche gemeinsam mit allen Kindern auf dem Flur oder im Freien
singend beendet.
Die Kinder, die mit dem Bus oder dem Taxi fahren, werden um 15:20 Uhr und freitags
um 12:25 Uhr vom pädagogischen Personal an ihr Transportmittel begleitet. Alle
anderen Kinder verbleiben in der Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal,
bis sie von ihren Eltern oder Abholberechtigten abgeholt werden.
Der Plan der Beförderungszeiten wird den Eltern schriftlich vom Schul- und Sportamt
mitgeteilt.
Das verlängerte Öffnungsangebot orientiert sich an den Bedürfnissen der Eltern (→ vgl.
2.2.1 Modalitäten).
Abweichende Abholzeiten müssen mit der Leiterin der Kindertagesstätte und den
Gruppenleiterinnen abgestimmt werden.
Beispiele der täglichen Angebote
-
Freispiel im Gruppenraum, Flur oder Außengelände / Spielplatz: Das
Freispiel ist für die soziale, emotionale und kognitive Entwicklung des Kindes
von entscheidender Bedeutung. Die Gruppenräume und der Flur sind so
eingerichtet, dass die Kinder Rollenspiele („Mutter-Kind“, „Verkäuferin“, …
etc.) spielen können. Bei geöffneten Türen der Gruppen besuchen sich die
Kinder und spielen miteinander.
Es ist reichhaltig Bau- und Konstruktionsmaterial, Werkzeug, Farben und
Formen vorhanden, die zum kreativen Gestalten und Kombinieren anregen.
Die Kinder haben die Möglichkeit im Freien zu spielen, um ihrem
Bewegungsdrang freien Lauf zu lassen; rennen, spielen, buddeln, matschen,
radeln, rollern, toben (dabei auch Grenzen erfahren) und einfach mal frische
Luft schnappen.
58
-
Teilnahme an den verschiedenen gruppenübergre ifenden Projekten: In der
Spiel- und Lernphase werden zusätzlich über die Woche verteilt altershomogene
und
gruppenübergreifende
Aktivitäten
angeboten
(Bewegungserziehung,
Vorschule, Projekte mit Farben und Techniken, Projekte zum Forschen und
Experimentie ren und vieles mehr). Inhalte, Methoden und Materialien werden
dem Projekt entsprechend frei gewählt, gestaltet und verändert. So werden die
Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder
angeregt und gefördert. Es können Abläufe und Situationen dem natürlichen
Interesse und Selbstbildungspotenzial entsprechend aufgegriffen oder aber die
Neugier durch neue Themen angeregt und herausgefordert werden.
-
Teilnahme an der Rhythmisch-musikalischen Früherziehung
Über die Woche verteilt findet die Rhythmisch- musikalische Früherziehung in
altershomogenen, entwicklungsorientierten und gruppenübergreifenden Gruppen
statt.
-
Einzel- oder Kleingruppenförderung : Dazu zählen die Gestaltung von
Erlebnismappen, Förderung der Dialogfähigkeit über das Tagebuch- bzw.
Erlebnisblatt, Rollenspiele und Erzählkreise, Hörübungen in der Gruppe oder am
PC über Hörprogramme, Bilderbuchbetrachtungen, Lieder, Reime, Finger- und
Bewegungsspiele, Tischspiele, das Vermitteln von Kulturtechniken und
gemeinsames Forschen und Experimentieren, Bauen, Werken und Malen.
-
Übergreifende Vorschulgruppe : Die übergreifenden Vorschulangebote von
den Förderschullehrerinnen und Förderschullehrern finden freitags von 9:30
Uhr bis 11:45 Uhr statt (→ vgl. 4.2.13 Vorschulerziehung).
-
CI-Therapie, Physiotherapie (Ergotherapie): Während des Alltags der
Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal werden die Kinder, die
Therapiemöglichkeiten in Anspruch nehmen, von den Therapeutinnen und
Therapeuten gesondert gefördert (→ vgl. 4.4 Kooperationen).
59
2.2.8
Feste und Feiern im Jahreskreis
Feste und Feiern sind aus dem Kindertagesstättena lltag nicht wegzudenken. Sie sind
Höhepunkte im Kindertagesstättenjahr, auf die sich alle freuen. Sie helfen Kontakte
zwischen Eltern, Erzieherinnen und Kindern zu vertiefen und fördern Rituale und
Tradition.
Ein neues Kindertagesstättenjahr beginnt im August. Für die neu aufgenommenen
Kinder und deren Angehörige findet eine Begrüßungsfeier auf dem Gelände der
Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal statt.
Die Geburtstage der Kinder werden in Abstimmung und mit Unterstützung der Eltern
gefeiert.
Zusammen mit dem Elternausschuss wird im Kalenderjahr ein Frühlingsfest oder
Herbstfest organisiert.
Im Juni findet für das gesamte PIH ein Sommerfest auf dem Internatsgelände statt.
Außer diesen Angeboten hat die Integrative Kindertagesstätte des PIH Frankenthal noch
viele Ideen, Feste und Feiern zu gestalten (z.B. Laternenfest, Kartoffelfest, Grillfest,
Abschlussfeier für die Schulanfänger).
2.2.9
Abschiedsfeier
Am Ende der Kindergartenzeit findet für die Vorschulkinder ein Abschiedsfest mit
Übernachtung statt. Dieses ist für die Kinder ein großes Ereignis, was sie sehr stolz
macht. Hierbei stehen erlebnispädagogische Elemente, wie beispielsweise eine
Schatzsuche oder eine Nachtwanderung, im Vordergrund.
Als krönender Abschluss findet am nächsten Morgen eine festliche Schultütenübergabe
statt. Dazu sind die Eltern und Geschwister der Kinder ganz herzlich eingeladen.
Die Direktorin und die Elternausschussvorsitzende oder der Elternausschussvorsitzende
verabschieden zusammen mit dem Pädagogischen Fachpersonal der Kindertagesstätte
die Kinder und wünschen ihnen einen guten Schulstart.
60
3
Personalentwicklungskonzept
Eine Einarbeitung der neuen Mitarbeiter erfolgt durch die Leiterin der Integrativen
Kindertagesstätte des PIH Frankenthal und die Gruppenleiterinnen. Zur Wahrung der
Mitarbeiterqualität ist ein Personalentwicklungskonzept vorgesehen, in dem u.a.
dezidiert die Qualität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Form von detaillierten
Stellenbeschreibungen ausgewiesen ist.
3.1
Personalstruktur
Das Personal setzt sich derzeit zusammen aus:
-
einer Leiterin der Kindertagesstätte und
-
11 Erzieherinnen (davon 2 Teilzeitkräfte).
Weiterhin
werden
Praktikantinnen
und
Praktikanten
im
Vorpraktikum,
im
Berufpraktikum oder im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) beschäftigt.
Förderschullehrerinnen und Förderschullehrer (FöL) gehören zum Team der
Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal.
3.2
Teamsitzungen
Jeden Montag trifft sich das Erzieherpersonal zu einer Teamsitzung. Hier werden
Fallbesprechungen, pädagogische Themen und Ziele, Projekte und Organisatorisches
besprochen.
Kleinteams – bestehend aus dem Pädagogenteam der Gruppe – finden ebenfalls
wöchentlich statt. Themen wie Lernerfolge, Sozialverhalten oder Auffälligkeiten,
61
Elternarbeit, Elternmitarbeit, Planung von Projekten oder auch von Förderkonzepten
können Schwerpunkte einer Sitzung sein.
3.3
Fort- und Weiterbildungen
Der Arbeitgeber wünscht und fördert die Qualifizierung des Personals in den
verschiedenen Fort- und Weiterbildungsprogrammen.
Um
die
neuen
Mitarbeiterinnen
Hörgeschädigtenpädagogik
und
Mitarbeiter
einzuarbeiten,
werden
in
in
die
Problematik
regelmäßigen
der
Abständen
hausinterne Fortbildungen angeboten.
Einmal jährlich findet für die gesamte Einrichtung ein Studientag (Qualitätssicherung)
statt.
Fünf weitere Tage werden zur Fortbildungsmöglichkeit in verschiedenen Bereichen
gewährt.
Im Rahmen der Initiative der Landesregierung „Zukunftschance Kinder – Bildung von
Anfang an“ ist ein landesweites Fortbildungsprogramm für Erzieherinnen und Erzieher
ins Leben gerufen worden. Das Curriculum besteht aus Pflicht-, Wahl- und
Themenmodulen. Nach Absolvierung von mindestens neun Bereichen aus den
vorgegebenen Themenfeldern kann ein Landeszertifikat erworben werden.
Die
Erzieherinnen
der
Integrativen
Kindertagesstätte
nehmen
am
Landes-
Fortbildungsprogramm teil.
Seit Herbst 2006 bietet das SPFZ Mainz die „Weiterbildung für Erzieherinnen und
Erzieher bei Mensche n mit Hörschädigung“ in Modul-Form an. Die Zertifizierung setzt
die Teilnahme an allen fünf Modulen sowie eine schriftliche Facharbeit voraus. Der
Weiterbildungslehrgang
erstreckt
sich
über
2
Jahre.
Eine
Erzieherin
der
Kindertagesstätte hat bereits eine Zertifizierung in Sonderpädagogik erhalten (2008),
weitere werden folgen.
62
3.4
Anleitungen (Praktikanten)
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die an einer Fortbildungsmaßnahme zum Thema
„Praxisanleitung“ teilnehmen, die der ab dem 1. Januar 2006 in Kraft tretenden
trägerübergreifenden Rahmenvereinbarung entspricht, können diese ebenfalls im
Rahmen des Landeszertifikates anerkennen lassen. Wird eine Fortbildungsmaßnahme
zur „Praxisanleitung“ absolviert, so ersetzt diese gleichzeitig jeweils ein Modul aus dem
Pflicht-, Wahl- oder Themenbereich.
3.5
Reflexion
Die pädagogischen Fachkräfte haben die Möglichkeit, sich bei ihrer Tätigkeit filmen zu
lassen, um über ihre Arbeitsweisen, Methoden und ihr Erzieherverhalten reflektieren zu
können. Um ein besseres Feedback zu erhalten, können die Aufnahmen im Team
besprochen und analysiert werden.
Die Arbeit läuft nicht davon,
wenn du dem Kind den Regenbogen zeigst –
aber der Regenbogen wartet nicht,
bis du mit deiner Arbeit fertig bist!
(chinesisches Sprichwort)
63
4
Handlungskonzept / Prozessqualität
4.1
Fachpädagogisches Konzept – Einsatz von
Förderschullehrerinnen
Eine Besonderheit stellt die Arbeit von Förderschullehrerinnen und Förderschullehrer in
der Integrativen Kindertagesstätte dar. Der Einsatz von Fachpädagogen, in der Regel
mit dem Schwerpunkt Gehörlosen- und Schwerhörigenpädagogik, ist vor allem vor dem
Hintergrund intensiver Förderung der Kinder mit Hörbehinderung bezüglich Hören und
Sprechen zu sehen. Zusätzlich zu der gezielten Hör- und Spracharbeit in den Gruppen
durch die Erzieherinnen bekommen die Kinder individuelle Förderung mit der Methode
des Hörgerichteten Spracherwerbs. Die permanente Präsenz der Fachpädagogen in der
Kindertagesstätte gewährleistet im Vergleich zu Maßnahmen der Hausfrühförderung
eine höhere Betreuungsfrequenz. In jeder Gruppe arbeiten die Förderschullehrerin oder
der Förderschullehrer und die Erzieherinnen der Gruppe als Kleinteam zusammen und
sprechen sich über Inhalte und Methoden ab.
4.2
Ziele und Methoden der pädagogischen Arbeit
4.2.1
Hören
Als
Bereich
des
Pfalzinstituts
für
Hörsprachbehinderte
ist
die
Integrative
Kindertagesstätte in besonderem Maße der Förderung der Hörfähigkeit verpflichtet.
Hörfähigkeit bedeutet dabei einerseits die rein physiologische Fähigkeit, Geräusche,
Klänge
und
Sprache
über
das
Ohr
wahrzunehmen.
Andererseits
ist
die
Verarbeitungsfähigkeit und auditive Differenzierungsfähigkeit auf der Ebene der
Hörbahnen gemeint. Die Förderung des Hörens findet unter Berücksichtigung aller
Sinnestätigkeiten statt und hat in den Jahren der vorschulischen Erziehung einen
besonderen Stellenwert, da von sensiblen Phasen des Hören Lernens ausgegangen wird.
Damit
auch
Kinder
mit
Hörbehinderung
das
Hören
als
Teil
ihrer
64
Wahrnehmungsmöglichkeiten nutzen können, wird darum dem auditiven Kanal
besondere Bedeutung zugemessen. Der bewusst auf das Hören gesetzte Fokus kommt
natürlich auch unseren Kindern ohne Hörbehinderung zugute, da in unserer visuell
geprägten Welt, dem Hören generell zu wenig Beachtung geschenkt wird. Des Weiteren
spielt die Fähigkeit zur auditiven Differenzierung beim Schriftspracherwerb auch bei
hörenden Kindern eine wesentliche Rolle.
Dem Hören als entwicklungsstimulierendem Faktor kommt so besonders in der frühen
Kindheit eine tief greifende Bedeutung zu:
-
bei Spracherwerb und Kommunikation
-
als ständige Informationsquelle über Dinge und Vorgänge
-
als Vermittler von Warnsignalen
-
als emotionales Band mit der Umwelt (dies beeinflusst die psychische
Gesundheit und besonders die soziale Sicherheit des Kindes)
Grundlage aller pädagogischen Interventionen ist für uns die These, dass auch Kinder
mit Hörbehinderung ihre angeborene Fähigkeit zum Hören lernen entwickeln können.
Dazu müssen die technischen Voraussetzungen zur Wahrnehmung auditiver Ereignisse
gegeben sein und das Umfeld muss gezielte Lernangebote zur Ausbildung der
Verarbeitungsfähigkeit zur Verfügung stellen.
Die fachpädagogische Aufgabe besteht darin, Hören bewusst und reflektierend zu
fördern. Vor diesem Hintergrund sind die Elemente der Hörerziehung in der
Integrativen Kindertagesstätte für uns unverzichtbar. So erfolgt eine tägliche
Überprüfung der Hörhilfen bei den Kindern mit Hörbehinderung, um die
Voraussetzungen und Möglichkeiten für das Erlernen der Hörfähigkeit zu schaffen.
Zum einen werden hier die technischen Bestandteile der Hörhilfen wie Batterien,
Winkel, Kabel, Spule und Gehäuse überprüft, zum anderen werden aber auch qualitative
Lautprüftests, wie zum Beispiel der so genannte Ling-Test (a, i, u, m, sch, s,)
regelmäßig durchgeführt. Die Gruppenhöranlagen (FM-Anlage) werden täglich zu
gelenkten Interaktionen benutzt. Die FM-Anlage gewährleistet gutes Sprachverstehen,
65
weil Störgeräusche weitgehend gefiltert und Entfernungen ohne Lautheitsverlust
überwunden werden.
Regelmäßige Kontrollen durch HNO-Ärzte, Hörtests und Überprüfung der Einstellung
der Hörhilfen werden sichergestellt.
In der Rhythmisch- musikalischen Frühe rziehung erleben die Kinder Spaß und Freude
an Klängen und Musik, an Lausch- und Rufspielen. Spiele zur Förderung der auditiven
Merkfähigkeit, werden im Rahmen der täglichen Gruppenbeschäftigung angeboten.
Auf die verschiedenen Bereiche der auditiven Wahrnehmung, wie Lokalisation,
Identifikation, Differenzierung sowie auditive Selektion, Analyse und Synthese legen
die Förderschullehrerinnen und Förderschullehrer in der Einzelförderung ein besonderes
Augenmerk.
Das Gehör der Kinder wird dahingehend geschult, dass sie Geräusche, Töne, Laute,
Worte und Sätze diskriminieren lernen. Somit wird eine wichtige Basis zur Entwicklung
der Kommunikationskompetenz gelegt. Die Kinder mit Hörbehinderung gelangen –
wenn keine Zusatzbehinderungen vorliegen – über den hörgerichteten Spracherwerb zur
Lautsprache.
4.2.2
Kommunikation
Kommunikation im weiteren Sinne bedeutet auf der menschlichen Alltagsebene ein
gemeinschaftliches (soziales) Handeln, in dem Gedanken, Ideen, Wissen, Erkenntnisse
oder Erlebnisse ausgetauscht werden.
Es werden dabei „Zeichen“ in Sprache, Gestik, Mimik, Schrift, Bild oder Musik
verwendet.
Somit
besitzt
Kommunikation
eine
tragende
Rolle
bei
zwischenmenschlichen Beziehungen. Hauptkommunikationsträger ist in der Regel die
gesprochene Sprache als Konvention einer bestimmten Sprachgemeinschaft.
Kinder eignen sich die Struktur von Sprache dadurch an, dass sie in eine
Sprachgemeinschaft
aufgenommen
werden,
in
der
sie
als
gleichberechtigte
Gesprächspartner behandelt werden.
Durch die gesprochene Sprache gewinnt das Kind Einsicht in die Strukturen und
Merkmale der Sprache, z.B. Wortschatzaufbau, Wortbedeutung, Grammatik.
66
Dem Lautspracherwerb liegen informationsverarbeitende Prozesse und die gelungene
sensorische Integration zugrunde. Dies erfordert die Einbindung des Hörens in die
Persönlichkeit des Kindes unter Berücksichtigung sozialer, emotionaler und kognitiver
Anregungs- und Lerninhalte in der natürlichen Umgebung des Kindes. Die sprachlichen
Inhalte werden ganzheitlich in vielen Situationen erlebt; der kommunikative Charakter
von Sprache wird deutlich.
Ist diese Lautsprache gestört (z. B. bei einer Hörbehinderung), können andere
Kommunikationssysteme (wie z. B. Manualsyteme) die gesprochene Sprache ergänzen
oder ersetzen.
4.2.2.1
Lautsprache
Der Spracherwerb von Kindern mit Hörbehinderung orientiert sich am natürlichen
Spracherwerbsprozess hörender Kinder. Dieser hörge richtete Spracherwerb wird
ermöglicht durch:
-
Früherkennung und Früherfassung von Kindern mit Hörbehinderung,
-
frühestmögliche Bereitstellung und Nutzung medizinischer, hörhilfentechnischer
und hörpädagogischer Möglichkeiten, um die vorhandene Hörkapazität zu
identifizieren und optimal auszunutzen und
-
die Nutzung der natürlichen Entwicklungsprozesse der Wahrnehmung, des
Gehörs, der linguistischen und kognitiven Funktionen für den Erwerb der Hörund Lautsprachfähigkeit.
Sind die Kinder mit Hörbehinderung also früh erkannt, mit technischen Hörhilfen
optimal versorgt und werden maximal gefördert, steht einer Lautsprachentwicklung
ähnlich der eines hörenden Kindes wenig im Wege.
Der natürlich hörgerichtete Ansatz wird im Sinne einer diagnosegeleiteten Förderung
umgesetzt. Durch Diagnostik, intensive Beobachtungen und regelmäßigen Austausch
mit Eltern und Therapeuten wird die Entwicklung der Kinder begleitet. Dazu gehört
67
eine kontinuierliche Sprachstandserhebung und daraus resultierend eine permanente
Fortschreibung der individuellen Förderung.
Das Sprachangebot orientiert sich an der aktuellen Entwicklungs- und Interessenslage
des Kindes. Die Sprache, die Erwachsene an Kinder richten, liegt idealerweise
semantisch und syntaktisch etwas über dem sprachlichen Niveau des Kindes. Besondere
Merkmale der Prosodie sind höhere Tonlage, größere Variation in der Tonfrequenz,
Sprechgeschwindigkeit und Segmentation. Spiel und Handlung werden sprachlich
begleitet. Die kindlichen Äußerungen werden häufig wiederholt und erweitert. Jeder
Kommunikationsversuch durch das Kind wird akzeptiert und gegebenenfalls ein
korrektives Feedback angeboten. Ganz wichtig dabei ist, dem Kind für eigene lautliche
Äußerungen Raum und Zeit zu geben.
Bei manchen Kindern tritt im Laufe ihrer Sprachentwicklung eine fehlerhafte
Lautbildung auf. Diese Kinder werden mit Artikulationshilfen, z. B. mit dem
Phonembestimmten Manualsystem (PMS) im Hinblick auf Atmung, Luftführung,
Stimmgebung und Schallerzeugung unterstützt, damit auch sie die Möglichkeit haben,
zu einer guten Lautsprachentwicklung zu gelangen. Grundlagen für die Förderung der
Artikulation sind profunde Kenntnisse in Phonetik.
68
4.2.2.2
Hilfen zur Kommunikation
Aus verschiedenen Gründen kommen manche Kinder aber nicht zu einer umfassenden
Lautsprachentwicklung. Diese Kinder benötigen eine individuelle Zugangsweise zur
Kommunikation.
Bei
Einschränkungen
oder
starken
Verzögerungen
der
Lautsprachentwicklung erfolgt ein Lautsprachunterstützendes Gebärdenangebot, um die
Kinder emotional aufzufangen und sie in ihrer Kommunikationsfähigkeit weiter zu
entwickeln. Dies ist notwendig, um eine Diskrepanz zwischen Lebensalter, psychischer
Entwicklung und Kommunikationskompetenz zu vermeiden.
Die Förderung des Kindes erfolgt weiterhin über Lautsprache und Schlüsselbegriffe
werden dazu gebärdet (LUG, Lautsprachunterstützende Gebärden). Diese Gebärden
stammen aus dem Vokabular der Deutschen Gebärdensprache. Auch die Schrift und
das Fingeralphabet (GMS, Graphembestimmte Manualsystem) werden dem Kind
angeboten. Mit Hilfe der Gebärden können die Kinder ihren aktiven Wortschatz
erweitern. Sie erhalten die Möglichkeit sich mitzuteilen sowie ihr Sprachverständnis zu
verbessern.
Eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern ist die Grundlage, dass das Kind in seinem
Umfeld erfolgreich kommunizieren kann. Für jedes Kind wird ein individueller
Gebärdenordner angelegt, der die für das Kind relevanten Begriffe mit Bild oder
Zeichnung, Schrift und Gebärdenabbildung enthält und sich stetig weiterentwickelt.
Dieser Ordner bietet den Eltern u.a. die Möglichkeit, die aktuellen Gebärden mit dem
Kind zu lernen.
Durch den gemeinsamen Einsatz von Lautsprachunterstützenden Gebärden in der
Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal und in der Familie kann sich die
sprachliche und kommunikative Kompetenz des Kindes auf emotionaler Basis weiter
entwickeln.
69
4.2.2.2.1
Umgang mit der Hörbehinderung
Kindern mit einer Hörbehinderung soll bereits früh bewusst gemacht werden, wie
wichtig eine Hörtechnik für sie ist.
Das Fachpersonal überprüft jeden Morgen (und auch zwischendurch) das Hörsystem
(Abhören, Lautstärke, optische Begutachtung, … etc.).
Mit Hilfe des Ling-6-Sound-Tests (Ling-Test) kann auf einfache Weise die
Funktionsfähigkeit der Hörtechnik überprüft werden. Die Sprachlaute a, i, u, m, sch, s
repräsentieren das gesamte Frequenzspektrum der Sprache. Durch die Regelmäßigkeit
der Überprüfung und Anforderung der Sprachlaute entsteht somit ein Übungseffekt im
bewussten Hören.
Die Kinder lernen ihre Ohrpassstücke zu reinigen und selbst an ihre Hörhilfe
anzubringen.
Anhand eines Batterieprüfgerätes können sie feststellen, ob ihre Batterien leer (rote
Lampe) oder voll (grüne Lampe) sind.
Die Kinder erhalten Einblick in ihre eigene Hörschädigung anhand eines Audiogramms
in Bildform:
70
Bilder und Symbole bieten den Kindern eine gute Orientierung.
Sie erkennen, was sie hören können und was nicht. In spielerischer Form bekommen sie
mehr Verständnis, dass sie schlechter hören als andere Menschen.
Beispiel: Ein Foto des Kindes wird auf die Höhe des Frequenzbereiches angebracht.
Das Kind erkennt durch die Visualisierung, was es hören kann.
Die Kinder, die auf Lautsprachunterstützte Gebärde oder Unterstützte Kommunikation
angewiesen sind, erhalten zusätzlich eine Förderung in diesen Kommunikationsformen.
Sie lernen mit speziellen Fördermaterialien zu arbeiten wie u.a. Tommys Gebärdenwelt,
Gebärdenbaukasten, Fingeralphabet, gruppenindividueller Gebärdenordner.
Im Portfolio werden die Lernschritte festgehalten und das Kind erkennt seine eigenen
Fortschritte in verschiedenen Bereichen. Sein Selbstbewusstsein wird dadurch gestärkt.
Hörende Kinder lernen spielerisch auf Kinder mit Hörbehinderung Rücksicht zu
nehmen und auf ihre Kommunikationsmöglichkeiten einzugehen.
4.2.2.3
Das Erlebnisblatt
Wenn wir mit einem Kind mit Hörbehinderung über Erlebtes ins Gespräch kommen
wollen, steht das Kind oftmals vor dem Problem, für die Vielzahl von Ideen und
Gedanken nur wenige Wörter zur Verfügung zu haben. Das Erlebnisblatt als
Gesprächsanlass kann in diesem Fall zu einer wertvollen Verständigungshilfe werden.
Auch Nichtbeteiligten ist es durch die Dokumentation möglich, das Erlebte
nachzuvollziehen und somit Äußerungen des Kindes leichter zu verstehen. Dem Kind
wird das Gefühl vermittelt, dass es verstanden wird, wenn es seine Sprache gebraucht 3 .
Ein weiterer Vorteil der Arbeit mit Erlebnisblättern ist, dass das so gewissermaßen
konservierte Erlebnis immer wieder in Sprache gefasst werden kann, was für den
Sprachentwicklungsprozess von großer Bedeutung ist. „Auch das normal hörende Kind
lernt Sprache dadurch, dass diese dauernd wiederholt wird. Es ist nur niemandem
bewusst, dass dieses Wiederholen tagtäglich geschieht“4 .
3
4
vgl. Schmid-Giovannini, 1996, S.67
vgl. Schmid-Giovannini, 1996, S.67
71
4.2.2.3.1
Gestaltung des Erlebnisblattes
Das Erlebnisblatt ermöglicht die Visualisierung eines Erlebnisses mit Hilfe von Text
und Bild. Ziel ist es, möglichst viele „subjektiv bedeutsame“ Erlebnisse des Kindes zu
dokumentieren.
Die Erlebnisblätter sollen in einem „Erlebnisbuch“ gesammelt werden, damit sie
jederzeit wieder abrufbar sind. Das Erlebnisbuch dient somit als Nachschlagewerk von
erlebten Ereignissen.
Die Eltern sollen ein Erlebnisblatt gestalten, worüber dann in der Integrativen
Kindertagesstätte des PIH Frankenthal gesprochen wird.
Folgende Aspekte sind dabei zu beachten:
-
Was hat das Kind erlebt?
-
Welche Personen waren dabei?
-
Dialogisches Prinzip „ turn-taking“
Die Arbeit der Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal besteht nun darin,
aus den Erlebnisblättern so genannte Tagebuchblätter zu gestalten.
Das Tagebuchblatt ist topografisch so gestaltet, dass ein Gespräch schriftlich fixiert und
der Dialog mit dem Kind zusammen erarbeitet wird.
4.2.3
Wahrnehmung
Kinder brauchen, um sich zu entwickeln, vielfältige Sinneserfahrungen.
Sie riechen, schmecken, tasten, sehen und hören, um so die Umwelt und sich selbst
besser kennen zu lernen.
Doch nicht allen Kindern gelingt es gleich gut, ihre eigenen Entwicklungsschritte zu
steuern. Ausschlaggebend ist nicht nur die Funktion der Sinnesorgane, sondern auch die
Aufnahme und Verarbeitung der Reize.
72
Somit ist es ein besonderes Anliegen der Integrativen Kindertagesstätte des PIH
Frankenthal die Entwicklungslücken in diesen Bereichen zu schließen.
Die Kinder werden in verschiedenen Wahrnehmungsbereichen gefördert:
-
Förderung der auditiven Wahrnehmung
-
Förderung der visuellen Wahrnehmung
-
Förderung der taktilen und haptischen Wahrnehmung
-
Förderung der kinästhetischen Wahrnehmung
-
Förderung der Körperwahrnehmung
-
Förderung der emotionalen Wahrnehmung
-
Förderung der grobmotorischen Entwicklung
-
Förderung der feinmotorischen Entwicklung
-
Förderung der Sprachentwicklung
-
Förderung der Sensomotorik
-
Förderung des Geruchs-, Geschmacks- und Gleichgewichtssinns
Zwischen allen Wahrnehmungsbereichen bestehen enge Wechselbeziehungen. Kinder
mit
Wahrnehmungsproblemen
müssen
sich
diese
Integrationsleistung
in
der
Auseinandersetzung mit sich und der Umwelt erst mühsam erwerben.
Die Wahrnehmung erfolgt beim Kind über:
-
die Fernsinne (Hören, Sehen, … etc.),
-
die Körperwahrnehmung (Erfahrung der Körpergrenzen, von Temperatur und
Feuchtigkeit, der inneren Befindlichkeit des Körpers, … etc.) und
-
die emotionale Wahrnehmung (Wahrnehmung von Beziehungen, Liebe, Wut,
Angst, … etc.).
Zahlreiche Übungen in der Integrativen Kindertagesstätte beinhalten die einzelnen
Wahrnehmungsbereiche, Emotionen und Bewegung.
73
4.2.4
Bewegungserziehung
Die Entwicklung der grob- und feinmotorischen Fähigkeiten bzw. die Bewegung im
Allgemeinen, ist ein wichtiger Bestandteil einer ganzheitlichen Entwicklung der Kinder.
Bewegung leistet einen wesentlichen Beitrag für die Persönlichkeitsentwicklung und die
Vorstellung von sich selbst und der Welt.
Durch Bewegung können Kinder ihre Umwelt erobern und kognitive, affektive und
soziale Kompetenzen sowie Erfahrungen gewinnen und ausdrücken.
Da man über den Körper mit den Sinnen die (Um-)Welt erschließt, kommt der
Raumgestaltung der Kindertagesstätte eine große bzw. zentrale Bedeutung zu.
Die Gruppenräume der Integrativen Kindertagesstätte sind daher so gestaltet, dass sie
grobmotorische Bewegungen zulassen wie z.B. kriechen, krabbeln, balancieren,
klettern, rennen und hüpfen.
Im Rhythmikraum der Kindertagesstätte befindet sich, wie in Punkt 2.1.3.2 Erdgeschoss
erwähnt, eine Vielzahl von Geräten, die sich zur Erprobung verschiedener
Bewegungsformen eignen.
Groß- und Kleingeräte wie z.B. Bänke, Sprossenwand, Matten, Bälle, Reifen und
Trampoline werden miteinander kombiniert (z.B. für Bewegungsparcours und
Bewegungslandschaften) und schaffen attraktive Bewegungsgelegenheiten für die
Kinder.
Die Materialien sollen lediglich als Spielanreiz dienen. Im Vordergrund steht immer die
bewusste Körpererfahrung.
Die Gruppen der Kindertagesstätte haben einmal in der Woche die Möglichkeit den
Rhythmikraum für ca. eine Stunde Bewegungserziehung jeglicher Form zu nutzen.
In Stuhlkreisen werden verschiedene Finger-, Bewegungs-, Kontakt-, Sinnes-, Tanzund Rollenspiele in das Beschäftigungsangebot integriert.
Bewegung
sowie
auch
musisch-kreatives
Handeln
haben
einen
starken
Erlebnischarakter, sensibilisieren das ästhetische Empfinden und schaffen einen Zugang
für die Kinder zur eigenen und zu anderen Kulturen.
74
Im Außenbereich der Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal können die
Kinder ihrer Bewegungsfreude und ihrem natürlichen Bewegungsdrang freien Lauf
lassen.
Hier gibt es Spielgeräte (Kletterturm, Kinderfahrzeuge, … etc.)
und Naturmaterial
(Steine, Stämme, Bretter, Sand), welches die Kinder in ihrer Eigenaktivität und
Experimentierfreude (z.B. selbst eine Wippe bauen oder wie erreiche ich eine Balance)
unterstützt.
Für große und kleine Kinder ergibt sich gleichzeitig die Gelegenheit, Grundformen der
Bewegung zu üben.
Bewegung schafft hiermit nicht nur einen Ausgleich, sondern gibt den Kindern eine
zusätzliche Möglichkeit, personal in Erscheinung zu treten, und sie können Gedanken
und Gefühlen einen zusätzlichen Ausdruck verleihen. Somit wird Bewegung zu einem
weiteren Kommunikationsmedium.
Bewegungserziehung unterstützt also den Erwerb, die Übung, Anwendung und
Festigung kommunikativer Kompetenzen.
Die Beobachtung des Bewegungsverhaltens ermöglicht den Erzieherinnen der
Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal einerseits ein bedarfsgerechtes
Einsetzen von Bewegungsangeboten und andererseits die frühe Erkennung von
Bewegungsauffälligkeiten, denen somit frühzeitig entgegengewirkt werden kann.
Der Freiraum für eigene Bewegungsideen und -vorschläge der Kinder darf in der
Bewegungserziehung nicht verloren gehen.
75
4.2.5
Förderung der Kreativität
Lernen geschieht durch praktisches Tun.
“Erkläre mir, und ich werde vergessen.
Zeige mir, und ich werde mich erinnern.
Beteilige mich, und ich werde verstehen.”5
Definition
Kreativität wird häufig auf den musischen und gestalterischen Bereich eingeschränkt.
Der Psychoanalytiker Günter Ammon geht davon aus, dass „Kreativität mit Neugierde
zu tun hat. Neugierde fordert heraus zum Herangehen an eine Sache oder ein Problem,
führt zum Ausprobieren und letztlich zum Gestalten. Kreativität steht in Verbindung mit
produktivem Tun.“
Ammon bezeichnet Kinder als die kreativsten Menschen. 6
Jeder Tag eröffnet uns eine Menge an Aufgaben die zu bewältigen sind. Was für den
Erwachsenen bereits gelöst ist, bedeutet für Kinder noch viel Neuland. Kreativität ist
eine wichtige Kraft, das eigene Leben zu gestalten. Erziehung zur Kreativität heißt, die
schöpferische und gestalterische Kraft des Kindes zu fördern.
Wir
bieten
den
Kindern
ein
reichhaltiges
Angebot
an
unterschiedlichen
Kreativangeboten: malen, basteln, falten, schneiden, formen, kneten, sägen, hämmern,
… etc.
Das Üben feinmotorischer Fähigkeiten ist hierbei wichtig und soll seinen Stellenwert
behalten. Kreativität kann aber nur entstehen, wenn die Kinder ungeformtes Material
selbst in eine eigene Form bringen können und geformtes Material „zweckentfremdet“
werden darf.
5
6
vgl.
vgl.
Rabenstein, a.a.O.
Ammon: Gruppend ynamik der Kreativität, München, 1974
76
Das Spiel ist eine weitere Möglichkeit die Kreativität des Kindes zu unterstützten und
zu fördern. Wer das kindliche Spiel genau beobachtet erkennt schnell, wie emotional,
phantasievoll und kreativ es ist.
Wir schaffen den Kindern den nötigen Raum und bieten ihnen Möglichkeiten, sich in
ihrem Spiel zu entfalten.
Den Kindern stehen unterschiedliche Spielformen und Materialien zur Verfügung. Jedes
Kind kann wählen, welches Spiel seiner momentanen Verfassung entspricht.
4.2.6
Rhythmisch-musikalische Früherziehung
Die Rhythmisch- musikalische Frühe rziehung ist eine ganzheitliche Pädagogik, die auf
dem spielerischen Einsatz von Musik, Sprache und Bewegung basiert. Besonders
Kindern, die über eine sprachliche eingeschränkte Ausdrucksfähigkeit verfügen, bietet
die Rhythmisch-musikalische Früherziehung andere Ausdrucksformen an. Hierdurch
kann das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl des Kindes gestärkt werden. Ein
wesentliches Prinzip der Rhythmik ist die Polarität. Dies bedeutet einerseits,
Gegensatzpaare kennen zu lernen (groß – klein, langsam – schnell, laut – leise, rau –
glatt, … etc.) und andererseits im sozialen Bereich zu jeder Rolle eine entgegengesetzte
zu finden. So wird der Schüchterne ermutigt, vom Leisen zum Lauten, von kleinen zu
großen Bewegungen und vom Folgen zum Führen zu kommen. Der Draufgänger lernt
hingegen sich zurück zu nehmen und Verantwortung zu übernehmen.
In der Rhythmik werden Erfahrungen auf weiteren Ebenen möglich:
-
Empfinden und Ausdrücken von Gefühlen
-
das Zusammenspiel von Sprache, Musik und Bewegung
-
Begegnung mit Klängen und Rhythmen
77
„Der aktive Umgang mit Musik fordert und fördert die gesamte Persönlichkeit des
Kindes“7
Ausgehend von diesem Leitgedanken orientiert sich die elementare Musikerziehung an
den entwicklungspsychologischen Notwendigkeiten und Chancen des Kindes. Eine
besondere
Aufmerksamkeit
gilt
dem
ganz
individuellen
Nachhol-
bzw.
Nachreifungsbedarf von Kindern mit Hörbehinderung bzw. eventuell notwendigen
Hilfestellungen bei der Wahrnehmung und Umsetzung von Musik.
Die Bereitschaft eines jeden Kindes, die Welt des Klanges in sich aufzunehmen und
sich musikalisch auszudrücken, wird aufgegriffen und mündet in ein breit gefächertes
Angebot für die Entwicklung einer Vielfalt von Daseinsqualitäten und Kompetenzen:
-
Wohlbefinden und Entspannung
-
Ausdruck, Fantasie und Kreativität
-
kulturelle Identität
-
interkulturelle Kompetenz
-
Sachkompetenz
-
Aufmerksamkeit beim Zuhören
-
kognitive Kompetenz
-
Körperkompetenz
-
motorische Kompetenz
-
auditive Wahrnehmungskompetenz
Durch Hören, Lauschen, Singen, Bewegung, Tanz, Rhythmuserleben und elementares
Instrumentalspiel erfahren die Kinder die Welt der Musik in ihrem Reichtum und ihrer
Vielfältigkeit ganz im Sinne eines multisensorischen und ganzheitlichen Konzepts 8 .
Die Rhythmisch- musikalische Früherziehung findet einmal in der Woche für jede
Gruppe und zusätzlich gruppenübergreifend statt.
7
8
Bayer. Staatsministerium, a.a.O., S. 335.
vgl. Mahns. a.a.O
vgl.
78
4.2.7
Förderung der sozialen Kompetenzen bzw.
sozial-emotionale Erziehung
„Die Art und Intensität zwischenmenschlicher Beziehungen prägen das Selbstbild eines
Kindes
und
sein
Bild
die
Welt.“ (Zitat
aus
„Pädagogische
Qualität
in
Tageseinrichtungen für Kinder“, S. 141; 2003). Deshalb braucht jedes Kind eine
verlässliche
Bezugsperson,
die
ihm
Sicherheit
und
Geborgenheit
gibt.
Die
Bezugserzieherin in der Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal achtet auf
die Bedürfnisse des Kindes und wendet sich ihm liebevoll zu.
Durch ihre
Verlässlichkeit und Fürsorge ist es möglich, nach und nach eine tragfähige Beziehung
zum Kind aufzubauen.
Das Windelwechseln gehört – besonders bei den ganz Kleinen – zum alltäglichen
Geschäft. Im individuellen Kontakt mit dem Kind können Nähe, gegenseitiges
Vertrauen und Selbstvertrauen, also die emotionalen Grundlagen, zum Lernen gelegt
werden. Kritische Fragen wie „ eigentlich gehören Zweijährige doch zur Mutter!?“ sind
eher unbegründet. Forschung und Erfahrung im In- und Ausland zeigen, dass der
Besuch einer qualitativ guten Kindertagesstätte für die Kleinen kein Risiko, sondern
eher eine Chance darstellen kann. Die Sinneseindrücke, Spielanregungen und die
unterschiedlichen Spielpartner wirken sich positiv auf die Entwicklung des Kindes aus.
Die Mütter und auch die Väter sind und bleiben die wichtigsten Bezugspersonen für das
Kind.
Das Kind lernt in der Kindertagesstätte, dass es Kinder und Erwachsene mit
unterschiedlichen persönlichen Eigenschaften, Emotionen und sozialen Fähigkeiten
gibt. Es lernt Freundschaften zu knüpfen, mit Konflikten angemessen umzugehen, es
lernt zu teilen, sich zu behaupten und sich als Teil einer Gemeinschaft zu erleben.
Die Erzieherin in der Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal fördert die
Vielfalt an emotionalen und sozialen Ausdrucksweisen. Sie unterstützt die Kinder bei
der Integration und fördert Kontakte und freundschaftliche Beziehungen zwischen
79
ihnen. Sie bestärkt die Kinder, füreinander Verantwortung zu übernehmen und fördert
zugleich ihr Streben nach Autonomie.
4.2.8
Interkulturelles und interreligiöses Lernen
Die Integrative Kindertagesstätte des PIH Frankenthal ist ein Ort, an dem sich täglich
Kinder und Erwachsene unterschiedlicher sozialer Herkunft, Nationalität, Kultur,
Religion und Behinderungen begegnen. Hier soll die Offenheit für und die Achtung vor
dem Anderen gelebt und die eige ne Identität gewahrt werden, ob im kulturellen,
religiösen oder sozialen Bereich.
Durch die klein gehaltenen, persönlichen Gruppen, aber auch durch die übergreifenden
Angebote wird es den Kindern ermöglicht,
-
einen offenen und neugierigen Umgang mit Kindern mit Behinderung und
Kindern unterschiedlicher Religionen, Kulturen und Sprachen zu erfahren,
-
Unterschiede wahrzunehmen und diese als Bestandteil anderer anzunehmen,
-
die Stärken von behinderten Menschen kennen zu lernen und so einen ganz
normalen Bezug aufzubauen,
-
ein Interesse an anderen Kulturen und Sprachen zu entfalten,
-
im sozialen Umgang miteinander die deutsche Sprache zu erlernen und darin
Förderung zu erfahren,
-
Erfahrungen zu sammeln mit Fremdheit und Vertrautheit und
-
andere Gewohnheiten, Bräuche und Handlungsweisen kennen zu lernen.
4.2.9
Kognition
Sprechen und Hören, Lesen, Schreiben und Rechnen wurden in früheren Jahren als
getrennt zu erwerbende Fähigkeiten angesehen. Sprechen und Hören (bzw. Zuhören und
Verstehen) wurden dem Vorschulalter zugewiesen, also in der Kindertagesstätte
gefördert. Die so genannten „ABC-Schützen“ erlernten daher das Lesen, Schreiben und
Rechnen lediglich im ersten Schuljahr.
80
Zahlreiche Untersuchungen belegen jedoch, dass auch der Erwerb der Schriftsprache
(dies sind „Vorläuferfähigkeiten“ für einen systematischen Erwerb des Lesens und
Schreibens in der Schule) und der Umgang mit mathematischen Elementen ein
Entwicklungsprozess ist, der bereits im Vorschulalter beginnt und sich kontinuierlich im
Schulalter fortsetzt.
Schriftsprache in der Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal
Kinder wollen erwachsen werden. Denn Erwachsene können lesen und werden dafür
von den Kleinen bewundert. Bereits in den frühen Lebensjahren interessieren sich
Kinder für Zeichen und Schrift, denn auch diese begegnen ihnen überall im Alltag.
Kinder fragen danach und eignen sich so unmerklich wichtige „Vorläuferfähigkeiten“
für die Schriftsprache an.
Das natürliche Interesse des Kindes an Schrift wird aufgegriffen. Die Kinder lernen in
der Kindertagesstätte noch nicht das Lesen an sich, sondern die ganzheitliche Erfassung
eines Bildes in Schriftform. Diese Schrift wird in verschiedenen Varianten spielerisch
eingesetzt und von den Kindern schnell als etwas Besonderes angesehen („Guck mal,
ich kann ja schon lesen!“).
Im Alltag sieht dies so aus, dass zum Beispiel verschiedene Gegenstände beschriftet
werden, Plakate mit Buchstaben und Wörtern zu bestimmten Themen die Wände
verzieren, eine Schreibecke für Kinder im Rollenspielbereich eingerichtet wird oder die
Werke der Kinder mit ihrem Namen beschriftet werden.
Insgesamt ist der frühe Umgang mit der Schrift nachweislich eine wichtige
Voraussetzung für das Lesen- und Schreibenlernen in der Schule. 9
Sprechzeichnen
Sprechzeichnen eignet sich gut für Kinder, die in ihrer Sprache auffällig sind, denn das
Sprechzeichnen fordert regelrecht dazu auf, gut gegliedert, betont und fließend zu
sprechen. Form und Bewegung unterstützen das Sprechen.
9
vgl. Blumenstock, L.: Spielerische Wege zur Schriftsprache im Kindergarten,
Weinheim und Basel, 2004 (1. Auflage)
81
Sprechzeichnen verbindet Sprache, Bewegung, Vers und Form. Sprechzeichnen
bedeutet einen Vers zu sprechen und gleichzeitig eine Form zu zeichnen. Aus diesem
Grund ist das Sprechzeichnen eine gute Vorübung für das Schreiben lernen. Die Kinder
üben dabei sowohl das Zuhören und Sprechen als auch das Sprechen und Bewegen.
Beim Sprechzeichnen sprechen die Kinder automatisch deutlich und rhythmisch.
Zudem kommen Sprache, Bewegung und Atmung in Fluss, das Körper- und das
Bewegungsgefühl werden angeregt. Das Sprechzeichnen fordert auch die Konzentration
der Kinder. Beim Sprechzeichnen geht es um die Bewegung und die Empfindung der
Bewegung, was eine wichtige Basis des Schreibenlernens darstellt und somit eine gute
Vorbereitung darauf ist. Beim Sprechzeichnen entsprechen die Bewegungsformen den
Mustern der Schrift. Die Kinder lernen Kreise, Achten, Schleifen, Winkel und
Zickzacklinien. Dabei lernen die Kinder Schwung in eine Bewegung zu geben oder
auch eine Bewegung zu bremsen, was das gegliederte Sprechen fördert. Neben den
Formen lernen die Kinder ihre Auge-Hand-Koordination zu schulen, sie üben ihre
Stifthaltung und lernen ihre Bewegung zu kontrollieren. 10
Mathematik in der Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal
Das natürliche Interesse an Zahlen und damit an der Mathematik entwickelt ein Kind
bereits im frühen Vorschulalter. Die Zeit in der Kindertagesstätte kann somit eine große
Chance sein, positive mathematische Erfahrungen zu vermitteln. Es ist deshalb sinnvoll
das Kind so früh wie möglich – aber auf altersentsprechende Weise – mit der Welt der
Zahlen vertraut zu machen. Als Grundlage dient die Handreichung „Entwicklung des
frühen Zahlenbegriffs“ (Markward, PIH Frankenthal 2009). In der Integrativen
Kindertagesstätte des PIH Frankenthal wird darauf geachtet, dass folgende
mathematische Grunderfahrungen in den Alltag integriert und gefördert werden:
-
Spielen, Singen und Reimen (Abzählverse, Tischspiele mit Zahlen oder
Bewegungs- und Konstruktionsspiele)
-
Klassifikationsleistung (Sortieren verschiedener Gegenstände nach Größe,
Gewicht, Form oder Farbe)
10
vgl. Roß, G. und Erker, R.: Lustiges Sprechzeichnen, München, 2000
82
-
Seriationsleistung (Aneinanderreihen verschiedener aufeinander abfolgenden
Formen)
-
Zählfertigkeit (Abzä hlen verschiedener Gegenstände)
-
Zahlenziffern erkennen
-
Mengenerfassung (ganzheitliches Erfassen kleinerer Mengen bis fünf ohne
Abzählen)
-
Mengenvergleich (Messen und Vergleichen bezogen auf Länge, Breite, Höhe,
Gewicht, Entfernung)
-
geometrische Erfahrungen (Umgang mit Flächen und Körpern)
-
räumliche und zeitliche Orientierung (Kalender, Ablauf, Dauer, Gegenwart oder
Zukunft).
4.2.10
Naturwissenschaftliche Erfahrungen
Das Vorschulalter ist die günstigste Zeit in der Entwicklung eines Menschen, um das
Kind mit den Dingen seiner Umgebung vertraut zu machen und an eine Deutung der
belebten und unbelebten Natur heranzuführen.
Im Kindertagesstättenalltag wird Zeit und Raum für Erkundungen des Kindes und der
damit verbundenen Erfahrungen geboten. Es werden einzelne Fragen sachgerecht und
entwicklungsgemäß beantwortet. Das Kind wird zu Entdeckungen angeregt, wie z.B.
bei der Pflege von Pflanzen und Tieren und bei der Gartenarbeit. Dabei lernt es
Phänomene der belebten und unbelebten Umwelt kennen und verstehen.
Alltägliche naturwissenschaftliche Grunderfahrungen werden zum Beobachtungs- und
Gesprächsgegenstand gemacht:
-
beim Kochen und Backen
-
beim Tasten, Messen, Wiegen, Mischen
-
beim Säen, Pflanzen und Wachsen
-
beim Unterscheiden verschiedener Materialien
83
Hierfür bietet die Kindertagesstätte ein reiches Angebot an Naturmaterialien,
Haushaltsgegenständen (z.B. zum Schöpfen und Umgießen), Bilderbüchern und
Sachbüchern
(Wetter,
Tiere,
Pflanzen),
Konstruktionsmaterialien,
technischen
Gegenständen (Lupe, Lupenbecher, Ferngläser, Taschenlampe, Wecker), … etc.
Darüber hinaus werden in der Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal zu
diesen Themen Experimente mit Fotodokumentationen (z.B. Licht und Schatten,
Wasserexperimente) und pädagogische Angebote / Projekte (Gartenanlage zum Säen
und Pflanzen sowie zum Beobachten und Untersuchen von Kleintiere) durchgeführt.
Eine unverzichtbare Voraussetzung für wissenschaftliches Denken ist, die Kinder nicht
als „Objekte der Belehrung“ zu sehen, sondern uns für ihre Fähigkeiten zum eigenen
Wissensaufbau zu interessieren und sie dahingehend zu fördern bzw. zu unterstützen.
4.2.11
Gesundheit und Körper
Die Gesundheit der Kinder ist unser aller Anliegen. Mit Hilfe der Eltern und durch
gemeinsame Beteiligung an verschiedenen Projekten, achten wir u.a. auf die Einhaltung
des Infektionsschutzgesetzes, auf die Einhaltung der regelmäßigen U-Untersuchungen
durch die Eltern und auf gesunde Ernährung der Kinder in der Kindertagesstätte.
Die Gesundheit und Gesunderhaltung sind wichtige Aspekte unseres Lebens und haben
in der Erziehung der uns anvertrauten Kinder einen hohen Stellenwert. Wir achten bei
den Mahlzeiten auf eine gesunde und abwechslungsreiche Kost. Bei gemeinsamen
Einkäufen auf dem Markt und beim Zubereiten von Speisen lernen die Kinder
Grundlagen einer gesunden Ernährung kennen.
Die Körperpflege ist eine wichtige Voraussetzung für die Gesundheit der Kinder. Aus
diesem
Grund
ist sie
ein
selbstverständliches
Thema
in
der
Integrativen
Kindertagesstätte des PIH Frankenthal. Es ist uns wichtig, dass die Kinder ihren Körper
bewusst und mit Freude wahrnehmen und sich bei der Pflege wohl fühlen. Die
Erfahrung der eigenen Körperlichkeit und zunehmende Eigenständigkeit und
Kompetenz stehen im Vordergrund.
Aktive Bewegung und Turnen im Ausgleich zu ruhigen Beschäftigungen sind in einer
Zeit, in der bereits im Kindesalter vermehrt motorische Defizite auftreten, sehr wichtig.
84
Zur Gesunderhaltung zählt aber auch das richtige Maß an Ruhe und Entspannung. Nach
einem ereignisreichen Vormittag können die Kinder sich Ausruhen oder Schlafen.
Die sexuelle Identität ist ein intimer Bereich für alle Menschen, ob nun groß oder klein.
Aus diesem Grund sollen die Kinder dazu angeregt werden, sich mit ihrer
Geschlechtsidentität und ihrer kindlichen Sexualität auseinanderzusetzen. Erwachsene
blenden gerne aus, dass der Mensch als ein sexuelles Wesen auf die Welt kommt und
neben seiner körperlichen Reifung auch die psychosexuelle Reifung durchläuft.
Die Erzieherinnen bestärken die Kinder darin, einen selbstbewussten Umgang mit ihrem
Körper zu entwickeln, indem sie sich mit ihren Stärken und Schwächen akzeptieren
lernen. Sie sollen Raum haben, um sich mit anderen zu messen, zu vergleichen und sich
selbst zu erforschen.
4.2.12
Medien
Wenn im Folgenden von Medien in der Integrativen Kindertagesstätte des PIH
Frankenthal gesprochen wird, so sind hier insbesondere technische Medien gemeint, die
im Alltag regelmäßig zum Einsatz kommen. Die Zeiten in denen der Kindertagesstätte
zugeschrieben wurde, dass dort nur gespielt, gebastelt, gemalt und gesungen werden
sollte, sind schon lange vorbei. Fast jede Kindertagesstätte nutzt den Einsatz von
neuzeitlichen Medien. Zum einen zeigt die familiäre Lebenswirklichkeit der Kinder,
dass z.B. der Computer aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken ist, zum
anderen hat sich herausgestellt, dass spezielle, zielgerichtete und fachpädagogisch
orientierte Fördermaßnahmen für Kinder mit Hörbehinderung ohne den Einsatz von
technischen Medien nicht mehr denkbar sind. Es handelt sich hierbei um den Einsatz
von Computer mit Lernsoftwareprogrammen, Video- oder Digital-Kamera, CD-Player,
Language-Master und gelegentlich auch des Fonators.
Computer und Lernsoftwareprogramme
Im der Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal kommen Computer mit
entsprechend ausgewählter Lernsoftware zum täglichen Einsatz. So steht jedem
Therapieraum des für die Einzelförderung der Kinder zuständ igen Förderschullehrers
85
eine Computereinheit zur Verfügung. Hier können z.B. spielerische Übungen auf
Geräusch-, Laut-, Silben- und Wortebene zur Förderung der auditiven Wahrnehmung
durchgeführt werden. Ebenso werden Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit, phonematische
Diskrimination, Wortanalyse und -synthese, phonologische Bewusstheit, Wortschatz,
Syntax und Grammatik entwickelt und geschult.
Beispiele für solche Programme sind: AudioLog, Detektiv Langohr, Würzburger
Trainingsprogramm zur phonologischen Bewusstheit und Sprachprogramm zur
Buchstaben-Laut-Verknüpfung
sowie
Zeppelin
trifft
Kilibob
–
Multimediale
Sprachförderung bei Kindern.
Sind diese Programme zwar vorwiegend für die Kinder mit Hörbehinderung gedacht, so
kommen sie aber auch den Kindern ohne Hörbehinderung zugute und fördern deren
bewussten Umgang mit Sprache.
Video- und Digital-Kamera
Videoaufzeichnungen bieten die Möglichkeit bestimmte Sequenzen aus Gruppen- und
Einzelbeschäftigungen zu dokumentieren und analysieren. Hierbei soll das Verhalten,
der Entwicklungs- und Sprachstand und die Dialogfähigkeit der Kinder festgehalten
werden. Für das Fachpersonal bietet es die Chance eigenes Handeln zu überprüfen und
zu reflektieren.
Die Erfahrungen haben gezeigt, dass solche Videoaufnahmen den Eltern oft einen
anderen Blickwinkel ihres Kindes bieten.
Auch die Kinder dürfen die Videoaufnahmen anschauen und es kann mit ihnen darüber
gesprochen werden.
Auch sind solche Sequenzen bei Fort- und Weiterbildungen zur Besprechung und
Auswertung hilfreich.
CD-Player
Ein wichtiges Element der sprachlichen Förderung von Kleinkindern ist die
Rhythmisierung. Neben der Rhythmisch- musikalischen Früherziehung in gesonderten
Fördereinheiten kommt auch in der Einzelförderung sowie im Gruppenverband dabei
dem Einsatz eines CD-Players eine wichtige Rolle zu. Hörtraining, Hörgeschichten und
86
Lieder werden mit der Verwendung von qualitativ hochwertigen Lautsprechern
dargeboten.
Fonator
Hören und Sprechen werden mit Hilfe der enorm weiterentwickelten modernen und
leistungsstarken Hörgeräte oder der Versorgung mit Cochlea-Implantaten und der
Methode des Hörgerichteten Spracherwerbs schneller und effizienter ausgebildet.
Insbesondere bei Kindern mit einer Mehrfachbehinderung ist die oben angesprochene
verbesserte Situation zum Hören und Sprechen lernen oft nicht ausreichend und der
Pädagoge muss auf traditionelle und bewährte Hilfsmittel zurückgreifen. Ein solches
Medium ist der Fonator.
Hier wird der Initiale Sprachaufbau mit Hilfe technisch verdeutlichter Vibrationen
vermittelt. Silben und rhythmische Gliederung werden als Segmente in Bezug auf
Tonlänge, Stimmgabe, Tonlage und Intensität verdeutlicht.
Gruppenhöranlage
In sprachrelevanten Situationen (z. B. im Stuhlkreis) dient der Einsatz der
Gruppenhöranlage in hohem Maße der Sprachverständlichkeit. Die Sprache der
anleitenden Fachkraft oder des sprachlich agierenden Kindes kann so direkt an die
Hörhilfen der Kinder gelangen. Hierbei können Störgeräusche weitgehend gefiltert
werden. Somit entsteht ein sauberer, deutlicher Höreind ruck und die Verarbeitung und
Reproduktion des Gehörten gelingt leichter.
4.2.13
Vorschulerziehung
Alle pädagogischen Interventionen in der Integrativen Kindertagesstätte des PIH
Frankenthal dienen der Entwicklungsförderung der Kinder und können auch als
schulvorbereitende Maßnahmen gelten.
Weil die Arbeitshaltung eine wichtige Basis für den Schuleintritt bildet, werden die
Kinder im Gruppenverband zusammengefasst und lernen somit Selbstständigkeit,
87
Konzentration und Ausdauer und unter einer bestimmten Zeitvorgabe gestellte
Aufgaben zu lösen.
Folgende schulrelevante Bereiche finden in der Vorschulgruppe Beachtung:
Förderung der Selbstständigkeit
Die Fähigkeit zu selbstständigem Arbeiten und Lernen hat vor dem Hintergrund neuer
Lehr- und Lernmethoden besondere Relevanz.
Die Kinder werden damit konfrontiert, individuelle Lernaufgaben erledigen und
Lernprozesse selbst organisieren zu müssen. Die Vorschulgruppe bereitet auch durch
Stillarbeitsphasen auf diese Aufgaben vor. Durch Vorschulbücher oder durch
Bearbeiten von Arbeitsblättern sollen die Kinder lernen, sich selbstständig mit einer
Aufgabe auseinander zu setzen, Hilfe von Seiten der Lehrperson abzuwarten und sich
gegenseitig zu helfen. Die Kinder werden durch individuelle Lerntempi und
differenzierte Lernaufgaben damit konfrontiert, dass nicht alle zur gleichen Zeit die
gleichen Aufgaben erledigen. Somit besteht die Anforderung, sich trotz verschiedener
Eindrücke auf die eigenen Aufgaben zu konzentrieren.
Förderung der auditiven Wahrnehmung
Programme zur Förderung der auditiven Wahrnehmung erleichtern Regelk indern
erwiesenermaßen den Schriftspracherwerb 11 .
Für Kinder mit Hörbehinderung hat die Förderung der auditiven Wahrnehmung
selbstverständlich noch einen besonderen Wert.
In der Vorschulgruppe werden deshalb gezielte Übungen zur phonologischen
Bewusstheit im weiteren Sinne (Reime, Erkennen von Silben, Wort- und Satzlängen,
Differenzieren von Tonhöhe und -dauer) und im engeren Sinne (Lautidentifikation,
Lautanalyse, Lautlokalisation) durchgeführt.
Handlungsleitende Impulse und Übungen zu diesem Bereich entnehmen wir vor allem
dem Würzburger Trainingsprogramm „Hören, lauschen, lernen“, sowie der vom PIH
erstellten „Spielekartei zur auditiven Wahrnehmung“.
11
vgl. Küspert, 1998
88
Förderung der visuellen Wahrnehmung
Zum Schriftspracherwerb benötigen Kinder zahlreiche Fähigkeiten der visuellen
Wahrnehmung, um Buchstaben erkennen und richtig schreiben zu können.
Im Frostig-Förderprogramm werden folgende Bereiche der visuellen Wahrnehmung
differenziert angesprochen: Visumotorische Koordination, Figur-Grund-Wahrnehmung,
Wahrnehmungskonstanz, Wahrnehmung der Raumlage und Wahrnehmung räumlicher
Beziehungen.
Förderung der Feinmotorik
Feinmotorische Übungen finden auf verschiedenen Ebenen statt: als Fingerspiele in der
Gruppe, im Rahmen von Übungen zum rhythmisierten Sprechen und Bewegen, sowie
als „Pencil-Hand“-Aufgaben. Feinmotorische Anforderungen (Überkreuzen der
Mittellinie, visuelle Wahrnehmung von Formkonstanz) werden durch vorbereitende z.B.
grobmotorische Übungen trainiert.
Förderung der mathematischen Fähigkeiten
Dazu gehören Übungen zur Mengenerfassung, Nachlegen und Fortsetzen von Mustern,
Übungen zum Zahlenschreiben, erste Rechengeschichten, Einführen mathematischer
Begriffe 12 .
12
vgl. Müller und Wittmann: „Das kleine Zahlenbuch“, PIH, 2004, a.a.O.
89
4.3
Beobachtung und Dokumentation
Ganz wichtig, um gute pädagogische Angebote zu verwirklichen, ist die Beobachtung
des Kindes. Dazu werden Beobachtungsbögen verwendet, die es ermöglichen, die
„Lern- und Entwicklungsgeschichte“ des Kindes schriftlich zu fixieren. So können die
Stärken des Einzelnen weiter gefördert, neue Bereiche eröffnet und Bildungsschritte
unterstützt, sowie Schwächen gezielter erkannt und abgebaut werden.
Diese Dokumentation setzt eine kontinuierliche Beobachtung des Kindes voraus. Das
Fachpersonal analysiert das Beobachtete und informiert in regelmäßigen Abständen die
Eltern über den Entwicklungsstand ihres Kindes.
Ebenso
werden
die
Sichtweisen
und
Beobachtungen
der
Eltern
in
dem
Beobachtungsbogen schriftlich festgehalten, um die Ergebnisse mit in die Auswertung
einfließen zu lassen.
90
4.4
Kooperationen
4.4.1
Zusammenarbeit innerhalb der Einrichtungen des
Pfalzinstituts für Hörsprachbehinderte Frankenthal
4.4.1.1
Beratungsstelle für Pädagogische Audiologie
Voraussetzung zur Einleitung sonderpädagogischer Fördermaßnahmen für ein Kind mit
Hörbehinderung ist nach Meldung – z.B. über Eltern, Kliniken, HNO-Ärzte – die
Vorstellung und Überprüfung in der Beratungsstelle für Pädagogische Audiologie.
Danach schließt sich in der Regel die Betreuung im Rahmen der Frühfö rderung an, oder
– je nach Alter des Kindes – direkt die Aufnahme in die Integrative Kindertagesstätte
des PIH Frankenthal oder in eine andere Einrichtung.
Die Beratungsstelle für Pädagogische Audiologie und die Integrative Kindertagesstätte
des PIH Frankenthal befinden sich in unmittelbarer Nähe verschiedener Gebäude, die
lediglich durch den Schulhof getrennt sind. Die Zusammenarbeit der beiden
Institutionen beinhaltet zahlreiche Angebote:
-
Wartung und Kleinreparaturen der Hörgeräte und Cochlea-Implantate (CI)
-
Anfertigung von Otoplastiken
-
Hörgeräteneuversorgung in Zusammenarbeit mit der Klinik für
Kommunikationsstörungen in Mainz
-
regelmäßige Audiogrammkontrollen
-
Beratungsgespräche (Empfehlung oder nach Rücksprache die Einleitung
fachmedizinischer Maßnahme n)
-
HNO-fachärztliche Untersuchung (1x jährlich)
-
Überprüfung hörender Kinder nach Hör- und Sprachvermögen
-
Einschulungsuntersuchung (Erstellen eines sonderpädagogischen Gutachtens)
(B. Schwientek)
91
4.4.1.2
Frühförderung
Die Frühförderung des PIH ist zuständig für die Betreuung und Förderung von Kindern
mit Hörbehinderung in Rheinhessen-Pfalz. Aufgenommen werden Kinder vom
Zeitpunkt der Erstdiagnose der Hörbehinderung (so früh als möglich - oft schon in den
ersten Lebensmonaten) bis zur Einschulung.
Für Kinder aus der Frühförderung, bei denen die wöchentliche Betreuung im Elternhaus
oder im Regelkindergarten nicht ausreicht, um eine positive allgemeine Entwicklung
und vor allem der Hör- und Sprachentwicklung zu bewirken, wird das Angebot
gemacht, die Integrative Kindertagesstätte des PIH Frankenthal kennen zu lernen.
Dies kann auf unterschiedlichem Wege geschehen. Im Rahmen der Mutter- und-KindGruppen finden Hospitationen in der Kindertagesstätte des PIH Frankenthal statt, so
dass die Mütter und Väter die besonderen Bedingungen und Vorzüge einer intensiven
Betreuung und Förderung sowie die optimale Ausstattung erleben können. Ebenso sind
natürlich
Einzelhospitationen
mit
ausführlicher
Beratung
durch
die
Kindertagesstättenleiterin und den Abteilungsleiter möglich.
(B. Gerbig)
4.4.1.3
Schule
Der Übergang von der Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal in die
Grundschule ist für die Kinder eine entscheidende Schnittstelle.
Ziel muss es sein, dass die Kinder unter Berücksichtigung ihrer individuellen
Ressourcen und Defizite über elementare Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, die die
Grundlage für die Arbeit in der jeweiligen Grundschulform darstellen.
Die
Kinder
lernen
Konzentration,
Ausdauer
und
Durchhaltevermögen.
Die
Wahrnehmungsbereiche werden ge zielt gefördert. Sie erwerben Kulturtechniken (erstes
Lesen und Schreiben).
Vorraussetzung für eine gute Zusammenarbeit mit der Schule ist die gegenseitige
Achtung und Wertschätzung von der jeweils anderen Profession und deren beruflichen
Fähigkeiten
und
Fertigkeiten
sowie
die
Orientierung
an
der
gemeinsamen
92
Verantwortung
für
alle
anvertrauten
Kinder.
Der
Vorteil
der
Integrativen
Kindertagesstätte des PIH Frankenthal ist, dass Lehrkräfte in diesem Bereich tätig sind,
die Schule des Pfalzinstituts und der dazugehörige Schulhof in unmittelbarer Nähe ist,
so dass ein direkter Austausch und ein gegenseitiges Kennenlernen möglich ist. Hierzu
gehören gegenseitige Besuche, gemeinsame Absprachen (z.B. Einigung auf eine
Schriftform)
und
Teilnahme
an
gemeinsamen
Teambesprechungen
(auch
Fallbesprechungen). Die Kinder können in Klassen hinein „schnuppern“, an Pausen
teilnehmen und Kontakt zu Größeren aufnehmen; die „Erstklässler“ stolz die Kleinen in
der Kindertagesstätte besuchen und ein gemeinsames Frühstück zubereiten.
Mit den Vorschulkindern werden Schultüten gebastelt und eine Entlassfeier zusammen
mit den Eltern gestaltet.
Die Eltern werden in die Vorschularbeit eingebunden. Sie werden über die
Schulfertigkeit und über die Eignung informiert.
Die Eltern beantragen die Einschulung entweder in das PIH Frankenthal oder in die
dazugehörige Grundschule am Wohnort. Die Einschulungsuntersuchung wird in der
Beratungsstelle für Pädagogische Audiologie in Zusammenarbeit mit unserer
Psychologischen Fachstelle zur „Feststellung des besonderen Förderbedarfs“ (SSchO
§3) durchgeführt. Die schulärztliche Untersuchung zur „Feststellung der körperlichen
Entwicklung und des Gesundheitszustandes“ (SSchO §2) erfolgt nach gesonderter
Aufforderung an die Eltern durch das zuständige Gesundheitsamt.
4.4.1.4
Cochlea-Implant-Zentrum
Kindern mit Hörbehinderung, bei denen herkömmliche Hörgeräte nicht ausreichen, um
Lautsprache über das Hören zu entwickeln, haben die Möglichkeit mit einem Cochlea
Implantat versorgt zu werden. Aufgrund verbesserter Früherkennung und Früherfassung
werden immer jüngere Kinder, zunehmend schon im ersten Lebensjahr, mit Cochlea
Implantaten versorgt. Diese elektronische Innenohrprothese ermöglicht den Kindern
eine Hör- und Sprachentwicklung ähnlich der Kindern ohne Hörbehinderung.
Grundvoraussetzung
hierfür
ist,
dass
diese
Kinder
eine
individuelle
CI-
Rehabilitationsmaßnahme durchlaufen. Diese Entwicklung erfordert ein ganzheitliches
93
interdisziplinäres
Konzept,
in
dem
die
Familie
intensiv
in
den
gesamten
Rehabilitationsprozess eingebunden ist. Von großer Bedeutung ist deshalb ein
trianguläres Prinzip, welches vorsieht, dass Familie, Pädagogen und Kind eng verzahnt
miteinander arbeiten.
Die audio-verbale CI- Therapie ist in der Vereinbarung über die ambulante Audioverbale Nachsorge für Kinder mit CI zwischen dem Land Rheinland-Pfalz, den
Landesschulen für Gehörlose und Schwerhörigen in Trier und Neuwied, dem
Pfalzinstitut,
Frankenthal
und
den
Vertretern
gesetzlicher
Krankenkassen
festgeschrieben (am 01.04.1999 in Kraft getreten). In dieser Vereinbarung ist geregelt,
dass CI-versorgten Kindern in Rheinland-Pfalz, nach Beendigung der postoperativen
stationären CI Nachsorge in der Klinik, 200 Therapieeinheiten innerhalb von 30
Monaten zur Verfügung stehen. Die CI-Therapie wird von den Krankenkassen getragen.
Im Pfalzinstitut Frankenthal stehen den Kindern und ihren Familien aktuell zwei
Modalitäten der CI-Rehabilitation zur Verfügung. Im Rahmen von Frühförderung,
Integrativer Kindertagesstätte, Schule, Integrierter Förderung und Berufsbildender
Schule besteht unabhängig von der Implantationsklinik das Angebot, die audio-verbale
CI-Therapie während der Schulzeit ambulant durchzuführen. Außerdem wird den
Familien im Rahmen von Eltern-Kind-Gruppen der Frühförderung einmal wöchentlich
den CI-Treff der kleinen Schlitzohren angeboten. Dies ist ein teilstationäres Angebot,
bei dem die Elternberatung und -begleitung fester Bestandteil der CI-Rehabilitation ist.
94
4.4.1.5
Internat
Das Internatsdorf besteht aus einem Hauptgebäude sowie mehreren Häusern mit
Gruppenwohnungen; die Kinder und Jugendlichen des Internates haben einen Fußweg
von etwa 700 m zwischen der Kindertagesstätte bzw. der Schule zurück zu legen.
Das Internat dient Kindern mit Hörbehinderung und Jugendlichen im Alter zwischen 3
und 21 Jahren als Wohnstätte und als Stätte der erzieherischen und sprachlichen
Förderung außerhalb der Unterrichtszeit.
Neben der Hörbehinderung sind zunehmend zusätzliche Beeinträchtigungen zu
beobachten. Die vielfältigen Störungsbilder der Kinder und Jugendlichen verdeutlichen
die gewachsenen Forderungen in der gesamten Arbeit im Internatsbereich. Aus diesem
Grund ist das Internat nicht mehr nur eine Familien ergänzende, sondern eine
sozialpädagogische Einrichtung.
Die internen Kinder der Integrativen Kindertagesstätte sind in einer Gruppe im Internat
zusammengefasst. Sie verbringen hier gemeinsam ihre Freizeit. Bedingt durch die
offene Wohnform des Internatsdorfes sowie aufgrund übergreifender Projekte haben
diese Kinder Gelegenheit vielfältige soziale Kontakte zu knüpfen.
Die internen Kinder der Kindertagesstätte werden von ihrer jeweiligen Erzieherin auf
dem Schulweg begleitet.
Absprachen zwischen dem pädagogischen Personal finden täglich statt; durch
Hospitationen des Internatspersonals in der Kindertagesstätte ist ein intensiver
Austausch gewährleistet. Gemeinsame Feste und gegenseitige Besuche tragen zum
Entwickeln eines Gemeinschaftsgefühls bei.
Die Konzeption des Internats wurde im Jahr 2006 überarbeitet und kann dort
eingesehen werden.
(B. Schuster, L. Jakob-Amann)
95
4.4.1.6
Physiotherapie
Kinder mit Hörbehinderung der Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal
können die Dienste der Physiotherapie im Hause (Tel.: 06233/4909-248) in Anspruch
nehmen. Voraussetzung für die Beha ndlung ist die ärztliche Verordnung mit Diagnose,
ergänzend dazu die fachspezifische Befunderhebung der Physiotherapie. Der
interdisziplinäre Erfahrungs- und Informationsaustausch aller Beteiligten (Patient /
Eltern
bzw.
Bezugspersonen
/
Mitgliedern
des
ärztlichen,
therapeutischen,
pädagogischen und pflegerischen Teams) ist wichtig.
Bei Kindern mit zerebraler Bewegungsstörung, sensomotorischer Auffälligkeit oder
anderen neurologischen und neuromuskulären Erkrankungen findet eine ganzheitliche
ausgerichtete Therapie nach den Prinzipien des Bobath-Konzepts statt. Ziel ist es über
die Wahrnehmung und das Sammeln von Bewegungserfahrungen motorisches Lernen
zu ermöglichen, das Kind dadurch in seiner Selbstorganisation und dem Optimieren
seiner Haltungs- und Bewegungskontrolle zu unterstützen. Im Vordergrund steht, unter
Berücksichtigung der Persönlichkeit des Kindes, die Eigenaktivität aufzugreifen, zu
verstärken und gegebenenfalls zu modifizieren. Raum- bzw. Umfeldgestaltung, der
Einsatz unterschiedlichster (insbesondere auch Alltags-) Materialien und Geräte sollen
das handlungsorientierte Ausprobieren und Entwickeln eigener Strategien unterstützen.
Dadurch können Handlungskompetenz und die Stärkung des Selbstbewusstseins positiv
beeinflusst werden. Psychomotorische Gesichtspunkte finden dabei Berücksichtigung.
Auch in „Psychomotorikgruppen“ (bis zu 5 Kindern) können auf spielerische Weise
sensomotorische Erfahrungen gesammelt werden. Die Interaktion in der Gruppe, das
Einhalten von „Spielregeln“ und das komplexe Geschehen, stellen sowohl motorisch als
auch kognitiv eine erhöhte Anforderung dar. Dadurch kann eine weitere Stärkung der
Ich-, Sach- und Sozialkompetenz erreicht werden.
Auch Kinder mit orthopädischen und internistischen Krankheitsbildern können auf
Wunsch physiotherapeutisch betreut werden. Entsprechende fachspezifische Techniken
kommen je nach Befund zum Einsatz.
96
Eine Versorgung mit orthopädischen und Reha-Hilfsmitteln kann bei Bedarf und nach
Absprache mit den Eltern in die Wege geleitet und mit einem Orthopädiemechaniker,
der zu uns ins Haus kommt, abgestimmt werden.
(E. Wirth, I. Mitzenheim)
4.4.1.7
Psychologische und Sozialpädagogische Beratungsstelle
Die Psychologische Beratungsstelle und Sozialpädagogische Beratungsstelle kann bei
Bedarf und / oder auf Wunsch der Eltern und des Erziehungspersonals beratend und
therapeutisch unterstützend in Anspruch genommen werden.
4.4.2
Zusammenarbeit mit Fachdiensten außerhalb des
Pfalzinstituts
4.4.2.1
Ergotherapie
Ergotherapie umfasst die ganzheitliche therapeutische Behandlung von Entwicklungsund
Wahrnehmungsverzögerungen
/
-störungen
vom
Säuglings-
bis
zum
Erwachsenenalter.
Ergotherapeuten arbeiten aufgrund einer ärztlichen Verordnung (Rezept) – ausgestellt
vom Kinder-, Haus- oder Facharzt. Der Arzt stellt die Diagnose und spezifiziert die
Therapieziele und wählt die Maßnahmen der Ergotherapie nach dem Heilmittelkatalog
aus (z.B.: sensomotorisch-perzeptive Behandlung, psychisch- funktionelle Behandlung
… etc.).
Um der individuellen Behandlung des Kindes oder des Jugendlichen gerecht zu werden,
wird zu Beginn der Behandlung eine ergotherapeutische Befunderhebung durchgeführt.
Soweit von Elternseite gewünscht, findet eine Kooperation mit dem pädagogischen und
97
therapeutischen Team des Pfalzinstituts für Hörsprachbehinderte statt. Danach wird ein
individueller Therapieplan aufgestellt.
Die Integrative Kindertagesstätte des PIH Frankenthal kooperiert mit der Praxis von
Frau Sabine Blümel eng zusammen. Vorteil ist hierbei die unmittelbare Nähe des
Fachdienstes. Ansätze und Methoden können bei dem jeweiligen Fachdienst erfragt
werden.
(S. Blümel)
4.4.3.2
Logopädie
Einige Kinder mit Hörbehinderung erhalten zusätzlich zu den Angeboten in unserem
Haus logopädische Förderung. Diese Förderung ist extern und kann von den
Erziehungsberechtigten über den Kinderarzt beantragt werden.
98
5
Elternarbeit
5.1
Zusammenarbeit mit den Eltern
Grundvoraussetzung für eine Erziehungs- und Bildungsarbeit in der Integrativen
Kindertagesstätte des PIH Frankenthal ist die unmittelbare Zusammenarbeit mit den
Eltern. Eltern sind für das Fachpersonal wichtige Partner bei den Erziehungs- und
Bildungsaufgaben ihrer Kinder.
Das erste Elterngespräch findet in der Regel bei einem informellen Besuch und später
bei
dem
Aufnahmegespräch
durch
die
Leitung
der
Kindertagesstätte
und
Abteilungsleitung der Frühförderung (FF) und der Kindertagesstätte statt. Hier werden
neben den Formalien
auch erste pädagogische Inhalte thematisiert und über die
Entwicklung des Kindes gesprochen. Vor Aufnahme des Kindes, laden die
Gruppenleiterinnen die Eltern zu einem Einführungsgespräch ein, dabei wird auch das
Eingewöhnungskonzept vorgestellt und auf dessen Bedeutung hingewiesen: jedes Kind
unter 3 Jahren braucht eine überschaubare Zahl verlässlicher Bezugspersonen, zu denen
es eine enge Beziehung aufbauen kann, die ihm Zuneigung und Liebe entgegenbringen,
die seine Bedürfnisse einfühlsam erkennen und befriedigen.
Bevor ein Kind mit Hörbehinderung in die Integrative Kindertagesstätte aufgenommen
werden kann, bedarf es einer gemeinsamen Erarbeitung eines Teilhabeplanes (THP) an
dem Eltern und Erzieher beteiligt und für dessen Umsetzung in die Pflicht genommen
sind.
In der Elternsprechstunde können die Eltern in Ruhe über ihr Kind reflektieren und
erhalten fachliche Beratung und Hilfestellung.
99
5.2
Elternausschuss
Besondere Bedeutung kommt dem Elternausschuss zu: Die Mitglieder des
Elternausschusses und ihre Vertreter werden von den Eltern und sonstigen
Erziehungsberechtigten der die Kindertagesstätte besuchenden Kinder in einer
Elternversammlung für jeweils ein Jahr gewählt.
Die Wahl soll im Oktober eines jeden Jahres erfolgen. Die Zahl der Mitglieder des
Elternausschusses
beträgt
das
Doppelte
der
Anzahl
der
Gruppen
in
der
Kindertagesstätte, mindestens jedoch drei.
Jede Gruppe der Kindertagesstätte soll im Elternausschuss vertreten sein.
An der Info-Tafel im Eingangsbereich der Integrativen Kindertagesstätte des PIH
Frankenthal hängen die Kontaktadressen des Vorsitzenden und der Mitglieder des
Elternausschusses aus.
Der Elternausschuss hat die Aufgabe, die Erziehungsarbeit in der Kindertagesstätte zu
unterstützen und die Zusammenarbeit zwischen der Kindertagesstätte und den Eltern
und sonstigen Erziehungsberechtigten zu fördern.
Er berät den Träger und die Leitung in allen wesentlichen Fragen der Arbeit in der
Kindertagesstätte und kann Anregungen zur Gestaltung und Organisation der
Kindertagesstätte geben.
Der Träger und die Leitung berichten dem Elternausschuss regelmäßig über die Arbeit
in der Kindertagesstätte. Sie haben den Elternausschuss vor allen wesentlichen
Entscheidungen zu hören.
Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Festlegung von:
-
Grundsätze n über die Aufnahme von Kindern,
-
Öffnungs- und Ferienzeiten,
-
Inhalten und Formen der Erziehungsarbeit, insbesondere bei Einführung neuer
pädagogischer Programme,
-
baulichen Veränderungen und sonstigen, die Ausstattung betreffenden
Maßnahmen und
100
-
Gruppengrößen und Personalschlüsseln.
Der Elterausschuss soll auch in die pädagogische Arbeit (fachspezifisch) eingebunden
werden.
6.
Ergebnisqualität und Evaluation
6.1
Abschlussgespräch mit den Eltern
Am Ende des Besuchs der Kindertagesstätte oder bei einem anstehenden Wechsel des
Kindes in eine andere Einrichtung, führt das Pädagogische Fachpersonal der Gruppe ein
Abschlussgespräch
mit
den
Eltern
oder
mit
der
Sorgeberechtigten
/
dem
Sorgeberechtigten.
Hierbei werden insbesondere die ressourcenorientierten Fortschritte des Kindes
beschrieben und die Möglichkeiten einer am Bedarf des Kindes orientierten weiteren
Fördermöglichkeit.
Das Portfolio wird an die Eltern weitergegeben. Es enthält verschiedene Bereiche, wie
z.B.
„Meine
Familie
und
ich“,
„Meine
Erlebnisse
in
der
Kita“,
„Meine
Lerngeschichten“ - welche über die Jahre gesammelt wurden - und die Entwicklung des
Kindes in verschiedenen Fassetten darstellt.
6.2
Elternfragebogen
Folgender Elternfragebogen, der vom Qualitätszirkel ausgearbeitet wurde, ist hilfreich,
um die pädagogische Arbeit in der Integrativen Kindertagesstätte des PIH Frankenthal
weiterzuentwickeln.
Es ist wichtig, die Eltern in diesen Prozess miteinzubeziehen.
101
Liebe Eltern,
wir möchten eine Meinungsumfrage starten, weil wir unsere Arbeit immer wieder
hinterfragen, um sie weiter zu entwickeln. Ihre Mithilfe ist uns dabei sehr wichtig.
1. Förderangebot
Ich (wir) bin (sind) mit den Förderangeboten der Integrativen Kita des PIH (bitte
ankreuzen):
sehr zufrieden
zufrieden
weniger zufrieden
unzufrieden
Folgendes Förderangebot würde ich mir für mein Kind wünschen:
___________________________________________________________________
2. Öffnungs- und Schließzeiten
Ich (wir) bin (sind) mit dem Serviceangebot der Integrativen Kindertagesstätte des
Pfalzinstitutes
a. hinsichtlich der Öffnungszeiten
sehr zufrieden
unzufrieden, weil _____________________________________________________
kann ich nicht nutzen, weil _____________________________________________
möchte ich nicht nutzen
b. hinsichtlich der Schließzeiten
sehr zufrieden
unzufrieden, weil _____________________________________________________
möchte ich nicht nutzen
102
3. Personal
Das Personal begegnet uns (mir):
freundlich
aufgeschlossen
unfreundlich
verschlossen
4. Elternarbeit
Wir (ich) sind (bin) mit der Elternarbeit
sehr zufrieden
zufrieden
unzufrieden
Hinsichtlich der Elternarbeit habe ich folgende Vorschläge:
______________________________________________________________________
______________________________________________________________________
______________________________________________________________________
5. Verpflegung
Wir (ich) sind (bin) mit der Verpflegung des Integrativen Kindertagesstätte
sehr zufrieden
zufrieden
unzufrieden, weil
______________________________________________________________________
6. Was mir/uns an der Integrativen Kindertagesstätte besonders gut gefällt
______________________________________________________________________
______________________________________________________________________
______________________________________________________________________
103
7. Kritik und Anregungen
______________________________________________________________________
______________________________________________________________________
______________________________________________________________________
Liebe Eltern, liebe Mütter und Väter, Ihre Angaben werden vertraulich behandelt.
Wir sind Ihnen dankbar, wenn Sie sich an der Umfrage beteiligen.
Mit freundlichen Grüßen
Marion Walther
Kindertagestättenleiterin
104
6.3
Der
Auswertung
Elternfragebogen
wurde
den
Eltern
am
12.01.2009
Rückmeldungen sind bis zum 06.03.2009 zurück gekommen.
1. Förderangebote
16 x sehr zufrieden
3 x zufrieden
1 x weniger zufrieden
3 x ohne Angabe
2a. Öffnungszeiten
22 x sehr zufrieden
1 x unzufrieden
2b. Schließzeiten
20 x sehr zufrieden
1 x unzufrieden
2 x möchte ich nicht nutzen
3. Personal
1 x sehr freundlich
22 x freundlich
11 x aufgeschlossen
4. Elternarbeit
9 x sehr zufrieden
13 x zufrieden
1 x ohne Angabe
5. Verpflegung
14 x sehr zufrieden
6 x zufrieden
1 x unzufrieden
2 x ohne Angabe
6.4
Reflexion der geleisteten Arbeit
6.5
Angebote der Nachsorge und Unterstützung
ausgehändigt,
23
105
7
Autoren, Redaktion und Team der Kindertagesstätte
Autorinnen und Autoren der vorliegenden Konzeption
Braun-Krones, Katrin
Breier, Simone
Brosch, Sonja
Damm, Sigrun
Degner, Anke
Eichling, Ramona
Eitelmann, Iris
Gerbig, Bernd
Guth, Hanna
Kron, Waltraud
Kutrowatz, Anja
Leist, Ines
Lukomski, Arno
Mertel, Anneliese
Neuberger, Michaela
Reichelt, Nina
Schaal, Gisela
Schmidt, Nastasia
Schneider, Ellen
Schröder, Karoline
Siebel, Ilona
Vidic, Mirjana
Vogt, Stephanie
Vornehm, Anja
Walther, Marion
Zobel, Kristina
106
Redaktion der 9. Fortschreibung der Konzeption
Degner, Anke
Schröder, Karoline
Walther, Marion
Team der Integrativen Kindertagesstätte im Schuljahr 2009 / 10
Obere Reihe von links: W. Kron, K. Weil, A. Vornehm, N. Reichelt, E. Schneider, A. Kutrovatz, R. Eichling,
A. Degner
Untere Reihe von links: S. Breier, K. Zobel, M. Neuberger, K. Schröder, I. Leist, K. Braun-Krones, M. Walther,
B. Gerbig, I. Siebel
107
8
Literatur
Astington, J. W.: Wie Kinder das Denken entdecken, München 2000
Ayres, A. J.: Bausteine der kindlichen Entwicklung, Berlin und Heidelberg 1998
Bayrisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen,
Staatsinstitut für Frühpädagogik München: Der Bayrische Bildungs- und
Erziehungsplan für Kinder in Tageseinrichtungen bis zur Einschulung, Weinheim und
Basel 2006
Blumenstock, L: Spielerische Wege zur Schriftsprache im Kindergarten, Weinheim
und Basel 2004
Breiner, H. L.: Präventive Integration als Zwischenstufe,
in Hörgeschädigtenpädagogik 6, 1982, S. 331 – 336
Breiner, H. L.: Neue Wege lautsprachlicher Förderung bei Hörsprachbehinderten,
Frankenthal 1986
Breiner, H. L.: Die Präventive Integration – Konzeption und Praxis der Integration,
Pfalzinstitut, Frankental 1989
Breiner, H. L., Schmidt, K. J.: Modellversuch hörende Kinder im Kindergarten für
Gehörlose und Schwerhörige, Hörgeschädigtenpädagogik 33, 1979, S. 124 – 130
Bruner, J.: Wie das Kind sprechen lernt, Bern 1997
Diller, G., Graser, P., Schmalbrock, C.: Hörgerichtete Frühförderung hochgradig
hörgeschädigter Kleinkinder, Universitätsverlag Heidelberg GmbH 2000
Diller, G., Hrsg.: Hörgerichtetheit in der Praxis, Edition Schindele, Heidelberg 1998
Diller, G.: Hören mit einem Cochlea-Implant, Edition Schindele, Heidelberg 1997
Dusolt, H.: Elternarbeit – Ein Leitfaden für den Vor- und Grundschulbereich, Beltz,
Weinheim und Basel 2001
Elschenbroich, D.: Weltwissen der Siebenjährigen, München 2002
Forschung und Praxis der Sexualaufklärung und Familienplanung: Band 16,
Köln 1999
Funk, H.: Hören lernen – nur eine Frage der Technik und Medizin? Beitrag zur
Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie in Innsbruck, 2009
Goleman, D.: Emotionale Intelligenz, München 2000
108
Holdinghausen, G: Psychomotorik als sozial-kommunikative Förderung für ge hörlose
und schwerhörige Kinder,
in hörgeschädigte Kinder erwachsene Hörgeschädigte 4, Hamburg 2004, S. 149 – 160
Horsch, U.: Dialog und Bildung in der Vorsprachlichkeit – Zur Situation
hörgeschädigter Kinder in der Frühpädagogik, Sprache Stimme Gehör 32, 2008,
S. 18 – 25
Hötzel, W.: Das Kindertagesstättengesetz für Rheinland-Pfalz, 7. erweiterte und
überarbeitete Auflage, Wiesbaden 2002
Kasten, H.: Entwicklungspsychologische Grundlagen, Beltz, Weinheim 2005
Kaul, T., Becker, C.: Gebärdensprache in Erziehung und Unterricht,
Verlag hörgeschädigte kinder, Hamburg 1999
Keilmann, A.: Kann mein Kind richtig hören, Berlin 2000
Keilmann, A.: So lernt mein Kind sprechen, Augsburg 1998
Kentler, H.: Eltern lernen Sexualerziehung, rororo, 1992
kindergarten heute: Vom Säugling zum Schulkind – Entwicklungspsychologische
Grundlagen, Freib urg im Breisgau 2004
Kleinschmidt u.a.: Lieben, kuscheln, schmusen, pro Familia NRW 1994
Krenz, A.: Was Kinder brauchen, Beltz, Weinheim und Basel 2005
Kutrowatz, A. u.a.: Diagnosegeleitete Förderung in unserer Integrativen
Kindertagesstätte – Aufgaben der Förderschullehrerin, Handreichungen,
PIH Frankenthal 2008
Leonhardt, A., Zaiß, U.: Hörgerichtet fördern, Weinheim, Berlin und Basel 2002
Leonhardt, A.: Ausbildung des Hörens – Erlernen des Sprechens, Berlin 2000
Markward, R.: Entwicklung des frühen Zahlenbegriffs, PIH Frankenthal 2008
Mietzel, G.: Wege in die Entwicklungspsychologie – Kindheit und Jugend,
Weinheim 1989, 2000
Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend, Rheinland-Pfalz: Bildungs- und
Erziehungsempfehlung für Kindertagesstätten in Rheinland-Pfalz,
Weinheim und Basel 2004
Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur:
Kindertagesstättengesetz – Kinder in Rheinland-Pfalz, 1. Auflage 2009
109
Philipps, I.: Körper, Liebe, Doktorspiele von Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung, 5. Auflage 2003
Reth-Scholten, K.: Psychomotorische Förderung, unveröffentlichter Vorabdruck, 2004
Roß, G., Erker, R.: Lustiges Sprechzeichnen, München 2000
Seng, E.: Psychomotorische Förderung von sprachbehinderten Kindern zwischen
Defektorientierung und subtiler Ganzheitlichkeit, 2004
Szagun, G.: Sprachentwicklung beim Kind, Weinheim und Basel 2000
Szagun, G.: Wie Sprache entsteht, Weinheim und Basel 2001
Tietze W., Viernickel S.: Pädagogische Qualität in Tageseinrichtungen für Kinder,
2. Auflage, Weinheim, Basel und Berlin 2003
Wrobel, J.: „Vom Kopf auf die Füße stellen …“ Die Bedeut ung von Bewegung für das
Lernen, in Praxis der Psychomotorik, August 2004, S. 204 – 208
Zeitschrift für Frühpädagogik: klein & groß – Lebensorte für Kinder, 2008
Zimmer, R.: Handbuch der Psychomotorik – Theorie und Praxis der
psychomotorischen Förderung von Kindern, Herder, Freiburg 1999
www.psychomotorik-entspannung.de
www.bewe gtes-lernen.de
www.kindergartenpädagogik.de : Martin, R.: Die Erzieherin-Kind-Beziehung aus der
Sicht der Forschung
www.wikipedia.org/wiki/Bindungstheorie
www.kleinundgroß.de