Schaufenster Kultur.Region März/April 2014

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Schaufenster Kultur.Region März/April 2014
Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . März/April 2014
schaufenster
KULTUR.REGION
Gerechtigkeit
Kremser Kamingespräche / Die 16. Staffel . Jubiläum / 10 Jahre Haus der Regionen
P.b.b. · Vertragsnummer 10Z038552S · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 0933 295
Theater im Museum / 19. Niederösterreichischer Museumstag
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EinBlick / 3
Wirklichkeit oder Illusion
GERECHTIGKEIT
Freiheit und Gerechtigkeit gehören zu den großen
Zielen und Forderungen der Menschheit.
Gerade in der Auseinandersetzung mit Werken
der Kunst liegt ein zentraler Schlüssel, Antworten
zu Fragen nach Sinn und Gerechtigkeit zu finden.
Frische Erdbeeren und Kirschen im Winter, verschneite Pisten im
Sommer, jeden Tag ein vollgedeckter Tisch aus indischer, orientalischer oder binnenexotisch bäuerlicher Küche und dazu das ganze
Jahr über Weihnachten: In einer Überflussgesellschaft wird Derartiges gern als völlig normal gesehen, oder etwa nicht? Die scheinbar
grenzenlose Verfügbarkeit von allem rund um den Globus wirkt
geradezu wie ein Dogma, das Gegenpositionen erst gar nicht zulässt,
sondern als Alternative gleich das Gespenst einer Mangelwirtschaft
an die Wand malt oder Genussfeindlichkeit behauptet. Und sollte
jemand darüber klagen, seinen Lebenssinn verloren zu haben, dann
gibt es sicher ein passendes Angebot zu buchen, um sich in Selbsterfahrungsprozeduren, Überlebenscamps oder Fastenkuren den Luxus
einer Auszeit vom Überfluss zu gönnen, samt seiner anästhetisierenden Wirkung. Vielleicht öffnet sich dabei ein kleines Fenster, das
den Blick zum eigentlichen Sinn des Lebens freigibt.
Ob Ressourcen, Chancen oder Gestaltungsmöglichkeiten gerecht
verteilt sind, wird in der kommenden Staffel der „Kremser Kamingespräche“ im Haus der Regionen thematisiert. Freiheit und Gerechtigkeit gehören zu den großen Zielen und Forderungen der Menschheit.
Ist Gerechtigkeit überhaupt realisierbar? Oder bleibt es bei Fiktion
oder Illusion? Wer bestimmt letztlich, was gerecht ist? Wie ist es
um die Chancengleichheit von verschiedenen Generationen und
Geschlechtern bestellt? Welche Rolle wird Schicksal und Glück zugeschrieben?
Den Zugang zu Recht und Gesetz schildert der Schriftsteller Franz
Kafka in seiner Türhüter-Legende bei all den möglichen Deutungen
dieser Parabel letztlich als Weg der Sinnsuche, die gelingen, aber auch
scheitern kann. Je nachdem mag daher die speziell in Juristenkreisen
einem Richter zugeschriebene Rolle als humoristisch oder desillusionierend aufgefasst werden, wenn dieser meint: „Gerechtigkeit wollen
Sie? A Urteil können S᾽ von mir haben!“
Letztendlich und nicht selten erst nach längerer Zeit wird sich immer
das Gute, das Gerechte durchsetzen. Das zeigt die Wirklichkeit und
das liefert oft die Quintessenz aus künstlerischem Schaffen, handelt es
sich um Schauspiel, Film oder Literatur, und zwar recht einfach mit
einem Happy End im Unterhaltungsfach, anspruchsvoll und grundsätzlich in der vertieften Darstellung, Analyse und Demaskierung des
Bösen. So gesehen führt Kunst nicht nur zu Bildern einer gerechteren
Welt, sondern auch zum eigentlichen Sinn des Lebens. Daran gilt es
immer dann zu denken, wenn Künstlerinnen und Künstler die verschiedensten Probleme unserer Gesellschaft kommentieren.
Dorli Draxler, Edgar Niemeczek
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Top-Termine / 4
März/April 2014
TOP-TERMINE
Foto: ORF
ALPENSAGA
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Do, 6. 3. 2014, ab 18.00 Uhr
Haus der Regionen, 3504 Krems-Stein
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„Die Alpensaga“, von den Drehbuchautoren Peter Turrini und Wilhelm Pevny als
sechsteiliges Fernsehdrama angelegt,
behandelt die Probleme der Landbevölkerung während des tiefgreifenden Strukturwandels in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Teile 2 und 3 spielen in der
Zeit des Ersten Weltkriegs.
Regisseur Dieter Berner: „Die Idee war,
eine Dorfgemeinschaft in den Mittelpunkt
des Fernseh-Mehrteilers zu stellen und ein
reiches Spektrum an Personen, Konflikten
und Ereignissen aufzufächern, das den
Ablauf der Historie von 1900 bis 1945
repräsentieren konnte. Eine Saga über
österreichische Bauern sollte es werden,
über Menschen, die das, was man Geschichte nennt, erleben – oder besser gesagt:
erleiden.“
Teil 2: „Der Kaiser am Lande“ (18.00 Uhr)
Teil 3: „Das große Fest“ (20.15 Uhr)
In Anwesenheit des Regisseurs Dieter
Berner
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Information
Haus der Regionen
3504 Krems-Stein, Donaulände 56
Tel. 02732 85015
www.volkskultureuropa.org
TAG DER JUNGEN MEISTER
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Sa, 26. 4. 2014, ab 14.00 Uhr
Festspielhaus St. Pölten,
Kulturbezirk 2, 3109 St. Pölten
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Niederösterreichs größte Talente auf die
Bühne! In einer neuen Form präsentiert sich
das Landespreisträgerkonzert „prima la
musica 2014“. Der Tag der jungen Meister
rückt die jungen Talente der niederösterreichischen Musikschulen in den Mittelpunkt und bietet ein geballtes Programm:
Neben dem traditionellen Konzert um 14.00
Uhr, bei dem ausgewählte „prima la
musica“-Preisträger Ausschnitte aus ihrem
Wettbewerbsprogramm präsentieren, findet
um 18.30 Uhr ein Konzert des Jugendsinfonieorchester Niederösterreich statt. Kostproben aus dem Musical „Ab in den Wald“, das
im Juni im Waldviertel aufgeführt wird,
und zahlreiche weitere Programmpunkte
für Jung und Alt ergänzen den Ablauf und
präsentieren einen Querschnitt durch das
Schaffen von Niederösterreichs Musikschülern.
NIEDERÖSTERREICHISCHER
MUSEUMSTAG
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So, 6. 4. 2014
Stadttheater Wiener Neustadt
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19. Niederösterreichischer Museumstag
Thema: Theater im Museum
1994–2014: 20 Jahre Museumstage in Niederösterreich.
1994 fand der 1. Niederösterreichische Museumstag unter dem Motto
„Gemeinsam sind wir stärker“ in Wiener
Neustadt statt. Wir wollen Rückschau halten auf die Entwicklung unserer Museumslandschaft in den vergangenen 20 Jahren.
Zudem befassen wir uns mit theaterpädagogischer Vermittlungsarbeit und besichtigen
die Museen und die Stadt Wiener Neustadt.
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Information
Information
Musikschulmanagement Niederösterreich
Tel. 02742 90666 6110 (Julia Pfeiffer)
Museumsmanagement Niederösterreich
www.noemuseen.at
www.musikschulmanagement.at
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Inhalt / 5
Februar 2014
INHALT
Haus der Regionen
Das andere Griechenland
6 /
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Haus der Regionen
Weinviertel
Literatur am Brandlhof
23 /
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Freimaurermuseum Rosenau
39 / Das Märchen von der
Weltherrschaft
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Waldviertel
Kloster-Schul-Werkstatt
24 /
Strommuseum Ybbs
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Kremser Kamingespräche
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Mostviertel
Sonntagberg & St. Valentin
Museum Gloggnitz
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Museumsdorf Niedersulz
Arbeit hinter den Kulissen
8 /
Rembetiko
10 / Gerechtigkeit
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Schönbach
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26 /
Jubiläum
10 Jahre
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Mostviertel
12 /
Haus der Regionen
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Feste
Mittelalter-Revival
14 /
27 / Ötscherland Trio
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Handwerk
Glasätzen
28 /
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Musikschulen
Lampenfieber
Auslage
Bücher, CDs & feine Ware
16 /
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30 /
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Chorszene
chorissimo!
19. NÖ Museumstag
Theater im Museum
19 /
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Forschung
Musikschulräume
20 /
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Zeitzeugnis
30 Jahre
22 /
Landeshauptstadt
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32 /
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Stift Melk
Hl. Koloman
34 /
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Freizeitmuseum Langau
Kohlebergbau
36 /
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Museum Vösendorf
Fastenkrippen
38 /
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40 / Unterwegs mit Volti & Turbi
41 / Gedenkjahr 1914
42 /
& Lehmbausymposium
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Museumsdorf Niedersulz
Frühlingserwachen
44 /
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Kultur.Region
——————
Kultur.Region
46 / Fortbildungen
48 / Intern &
Zwischen Himmel und Erde
——————
Nachschau
49 / 3. Niederösterreichischer
Trachtenball
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50 / Die letzte Seite
IMPRESSUM
Herausgeber: Prof. Dr. Edgar Niemeczek, Dorothea Draxler. Chefredakteurin: Mella Waldstein. Redaktionsteam: Karin Graf, MA, Mag. Michaela Hahn, Mag. Katharina Heger,
Mag. Marion Helmhart, Mag. Andreas Teufl, DI Claudia Lueger, Dr. Freya Martin, Dr. Veronika Plöckinger-Walenta, Mag. Ulrike Vitovec, Mag. Anita Winterer, Mag. Eva Zeindl,
Michaela Zettl, Mag. Doris Zizala. Mitarbeiter dieser Ausgabe:Prof. Peter Back-Vega, Mag. Doris Buchmann, Adolf Csekits, Prof. Dr. Franz Oswald, Dr. Hubert Pöll, Mag. Julia Reisinger, P. Martin Rotheneder, Mag. Paul Weiland, Dr. Helga Maria Wolf, Franz Wostalek.Produktionsleitung, Marketing, Anzeigen und Beilagen: Mag. Marion Helmhart.
Eigentümer/Medieninhaber: Volkskultur Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 308711m, LG St. Pölten. Tel. 02275 4660, [email protected],
www.volkskulturnoe.at. Geschäftsführung: Dorothea Draxler, Mag. Dr. Harald Froschauer. Sekretariat: Petra Hofstätter, Tina Schmid.
Grafik/Layout: Atelier Olschinsky Grafik und Design GmbH, 1060 Wien. Druck: good friends Druck- und Werbeagentur GmbH.
Verlagspostamt: 3451 Michelhausen. Versandpostamt: Postamt 3112 St. Pölten. ISSN 1680-3434.
Copyrights: Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg. Artikelübernahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: Wenn nicht anders angegeben, Bildarchiv der Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Information und Berichterstattung über Kunst und Kultur und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besonderer Berücksichtigung der Regionalkultur im Bundesland Niederösterreich, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise.
Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktionsbezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher Weise
auf Frauen und Männer. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion widerspiegeln.
Coverfoto: Justitia in Frankfurt/Main. Foto: shutterstock.com
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Haus der Regionen / 6
Griechenland / Attika
DAS ANDERE
GRIECHENLAND
Athen kann warten. Die Landschaft rund um die griechische Hauptstadt bietet für Badeurlauber und
Philhellenen, für Kulturtouristen und Wanderer reichlich viele Möglichkeiten zum Entdecken.
Kefalonia – roter Strand von Xi, Halbinsel Paliki.
Gut zu wissen, wie weit die Distanz von
Athen nach Marathónas ist: 42,195 Kilometer. 490 v. Chr. verteidigten die Athener ihre
Stadt in der Ebene von Marathon gegen die
Perser. Ein Sieg, der für das antike Griechenland von großer Bedeutung war – und in
weiterer Folge für die europäische Geschichte. Die Siegesmeldung wurde im Dauerlauf
nach Athen gebracht, der Überbringer brach
danach tot zusammen. 1896, bei den ersten
Olympischen Spielen der Neuzeit, wurde der
Marathonlauf als Disziplin aufgenommen.
Da gewann zur großen Freude des griechischen Volkes der Schafhirte Spiridon Louis.
Die Fama berichtet, dass er auf der histo-
rischen Strecke von Marathónas ins Athener
Stadion auch in einer Taverne Rast gemacht
haben soll …
Sonnenuntergang schauen
resgott Poseidón. Seefahrer brachten hier
Opfer, um für eine gute Überfahrt zu bitten.
Bei Homer ist zu lesen: „Höre mich, Poseidaon, du Erdumgürter! Verwirf nicht / Unser
frommes Gebet; erfülle, was wir begehren!“
Was den Römern ihr Ostia und den Wienern
ihr Gänsehäufel ist, ist dem Athener seine
apollonische Küste. Südöstlich der Hauptstadt reihen sich die Strände, Wochenendhäuser und kleine Hotels. Der südlichste
Punkt ist das Kap Soúnion. Hier tut man das,
was an allen Kaps der Welt der Brauch ist:
Sonnenuntergang schauen. Auf dem Felsen
steht ein antiker Tempel, geweiht dem Mee-
Das mag sich auch Lord Byron gedacht
haben, als er seinen Namen in eine dorische
Säule ritzte. In Griechenland wird der englische Dichter der schwarzen Romantik,
Exzentriker und Kämpfer für die Freiheit
Griechenlands bis heute verehrt, der Athener
Vorort Vyronas (das V wird als B gesprochen)
trägt seinen Namen und auch so mancher
Grieche („Vyron“).
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Haus der Regionen / 7
In einem Kafenion.
Aus der griechischen Mythologie ist bekannt,
dass sich hier der Athener König Ägeus von
den Steilklippen Soúnions ins Meer stürzte.
Segelschiffe, die aus Kreta heimkehrten, hatten schwarze Segel gesetzt. Das war das Zeichen, dass sein Sohn Theseus den Kampf
gegen Minotaurus nicht überlebt hatte. Dieser jedoch hatte im Siegesrausch vergessen,
die weißen Segel zu hissen. Seit dem Sturz
über die Klippen trägt das Meer den Namen
des unglücklichen Königs: Ägäis.
Attika
Attika, die Region rund um Athen, ist die
bevölkerungsreichste Region des Landes. In
der Antike war Attika das zur Polis Athen
gehörende Land. Heute rückt die Region
dann in das Bewusstsein der Öffentlichkeit,
wenn die Nachrichten in den Sommermonaten von den Waldbränden rund um Athen
berichten. Vor der Wirtschaftskrise waren sie
häufiger. Die Vermutung ist, dass Bauspekulanten so manche Brände gelegt hätten. Ihr
erklärtes Ziel: Bauland zu generieren. 2007
verbrannten in einer knappen Woche 184.000
Hektar Land. Bauland, das heute nicht mehr
den Wert hat als vor der griechischen Staatsschuldenkrise.
Westlich von Athen liegt Elfesína, das antike
Eleusis. Die bukolische Landschaft muss man
sich dazu denken. Raffinerien und Werften,
Industrieareale und Militäranlagen sind den
Ausgrabungen recht nahe gerückt. In Eleusis
fanden Mysterienspiele zu Ehren von Dimitra
und Persephone statt. Das wichtigste Gebäude der Kultstätte war das Telesterion, ein
Meteora – Kloster Agia Triada (Dreifaltigkeitskloster) und im Hintergrund das Pindos-Gebirge.
großer Tempel, der ursprünglich auf die Zeit
um 600 v. Chr. zurückgeht und mehrfach
erweitert wurde. Am Rand der Ausgrabungsstätte befindet sich ein archäologisches Museum.
Der Küste nordwärts entlang des Golfes von
Korinth, vorbei an den Ausgrabungen von
Delphi am Fuße des Pindos-Gebirges,
erreicht man das an einer Lagune gelegene
Messolonghi. Die ursprüngliche Lagunensiedlung verlandete, nur einige Häuser in
Pfahlbauweise sind im seichten Wasser zu
sehen. Touristen, die nach Messolonghi kommen, suchen aber anderes. Der Ort steht für
den Kampf der Griechen gegen die Herrschaft der Osmanen. Lange unter dem Protektorat der Venezianer stehend, versammelten sich hier zu Beginn des 19. Jahrhunderts
griechische Freiheitskämpfer, die die Stadt
wegen der guten venezianischen Festungsanlagen als Hauptquartier gewählt hatten. Für
die griechische Sache kämpften auch philhellenistische Abenteurer und Visionäre aus
ganz Europa, wie der englische Dichter Lord
Byron. Ihm wurde, obwohl er über keine
Kampferfahrung verfügte, das Kommando
über die griechischen Streitkräfte angetragen.
Er starb im April 1824 in Messolonghi, wahrscheinlich an den Folgen einer Unterkühlung. An Byron erinnern ein Denkmal und
ein Raum im örtlichen Museum.
Zwischen Himmel und Erde
Am Rande der thessalischen Ebene, entrückt
auf halben Weg zwischen Himmel und Erde,
kleben die Klöster von Meteora auf spitzen
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Felsnasen. Die Mönche wurden in Netzen
hinaufgezogen oder, wie es vom hl. Athanasios heißt, auf dem Rücken eines Adlers
emporgetragen. Ab dem 13. Jahrhundert entwickelten sich in luftiger Höhe 26 Klöster, wie
das Kloster Metamorphosis, Sankt Varlaam,
das Stephans- oder das Barbarakloster. Die
hölzernen Plattformen und Leitern des
Nonnenklosters St. Barbara erinnern an ein
gestrandetes Schiff. Eine Seilbahn führt
zum Kloster der Dreifaltigkeit. Das Kloster
St. Stephan ist das zugänglichste. Dieser Fels
beherbergte vor dem Klosterbau die ersten
Asketen, die in Felsspalten ihr weltabgewandtes Leben führten. Das Kloster St. Dimitrios wurde in im griechischen Freiheitskampf von Ali Pascha von Janina zerstört, da
griechische Aufständische im Kloster ihr
Hauptquartier eingerichtet hatten. Die Meteoraklöster sind reich an Schätzen, an liturgischem Gerät, an Reliquien und an Schriftstücken.
Als Thessalien die osmanische Herrschaft
abschüttelte, verhinderten die Mönche und
Dorfbewohner mit Waffengewalt, dass die
Athener Behörden ihre Manuskripte in die
Hauptstadt brachten. Gegen die Filmindustrie aber waren sich machtlos. Entgegen dem
Einverständnis der Mönche waren die Meteoraklöster Schauplatz im James-Bond-Film
„In tödlicher Mission“. Die sechs bewohnten
Klöster sind über in Stein geschlagene Stufen
zu erreichen. Staugefahr ist nicht ausgeschlossen. /
Text: Mella Waldstein
Fotos: Thomas Wiltner
Haus der Regionen / 8
Rembetiko
GRIECHISCHER BLUES
Rembetiko, die Musik der städtischen Subkultur Griechenlands, wird wegen seiner emotionalen Texte
und Melodien oft als „griechischer Blues“ bezeichnet: im März zu hören im Haus der Regionen.
Sterne des Südens. Foto: Toni Schönhofer
Klagende Melodien, wehmütige Rhythmen
und dramatische Texte – das alles macht den
typischen Stil des Rembetikos aus. Die
Lieder greifen auf Alltagssituationen, Sorgen
und Erlebnisse des täglichen Lebens zurück,
weshalb diese vor allem in den großen Städten Griechenlands entstandene Musik auch
als „griechischer Blues“ bezeichnet wird.
Ausgehend von volksmusikalischen Traditionen entwickelte sich dieser Stil zu Beginn
des 20. Jahrhunderts in den Städten Athen,
Piräus und Thessaloniki und deren Subkulturen.
Anlass dafür waren die Geschehnisse während der sogenannten kleinasiatischen Katas-
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
trophe in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, als zahlreiche in der Türkei lebende Griechen verfolgt wurden. Nach Ende
dieses Griechisch-Türkischen Krieges mussten 1923 über eine Million Griechen in ihre
unbekannte Heimat emigrieren, wo sich
nach und nach der Rembetiko als Ausdruck
des Leids entwickelte. Seine Blütezeit erlebte
Haus der Regionen / 9
Kompanía. Foto: z. V. g.
der Stil in den 1930er bis 1950er Jahren, er
gehörte zum Standardrepertoire in Clubs,
Bars und auch am Schallplattenmarkt. Trotz
vermehrter Zensurierung in den 1930er Jahren fand er große Verbreitung in Griechenland, dem sich zahlreiche namhafte Komponisten wie Mikis Theodorakis widmeten.
Manos Hatsidakis machte ihn Ende der
1940er Jahre erstmals „salonfähig“.
Sterne des Südens
Der traditionellen Musik der Region rund
um Athen, Attika, ist eine Veranstaltungsreihe im Haus der Regionen gewidmet. An
zwei Konzertabenden entführen Vollblutmusiker in die Welt des Rembetikos damals
und heute. Am 21. März tritt das Ensemble
„Sterne des Südens“ mit Lakis Jordanopoulos und Loukia Agapiou als Leadsänger auf,
das sein Programm „Der Sohn von Athen“
einem bedeutenden Musikschaffenden des
20. Jahrhunderts widmet: Der griechische
Komponist Manos Hatsidakis (1925–1994)
verbrachte den Großteil seines Lebens und
musikalischen Schaffens in Athen. Heute
gilt er gemeinsam mit Mikis Theodorakis als
derjenige, der Rembetiko und Bouzouki in
die zeitgenössische griechische Kultur einführte. Obwohl er die Ausdrucksstärke, die
traditionellen Wurzeln und die Ursprünglichkeit der Gefühle, die in den Rembetika
zum Ausdruck kamen, betonte, gilt er nicht
unbedingt als ausdrücklicher RembetikoMusiker. Seine Melodien und Lieder sind
vielmehr eine Mischung aus musikalischen
Stilen, die im Laufe der Jahrhunderte in
Athen aufeinander trafen.
Mit Gesang, Gitarre, Piano und Bass taucht
die Gruppe „Sterne des Südens“ ein in die
Welt der Musik Hatsidakis’, der zu Recht die
verträumte, sanfte und musikalische „Stimme“ der griechischen Hauptstadt repräsentiert und als „Sohn von Athen“ bezeichnet
wird.
GRIECHENLAND / ATTIKA
IM HAUS DER REGIONEN
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Mi, 19. 3. 2014, 19.30 Uhr
Diashow: Das andere Griechenland
Thomas Wiltner
Fr, 21. 3. 2014, 19.30 Uhr
Der Sohn von Athen
Sterne des Südens
Do, 27. 3. 2014, 19.30 Uhr
Film: Zimt & Koriander
Kompanía
Am 29. März werden fünf Musikanten aus
Griechenland vor den Vorhang gebeten, die
sich schon seit Jahrzehnten mit den Liedund Tanztraditionen des Rembetikos auseinandersetzen: In früheren Zeiten begleiteten die Musiker der Kompanía namhafte
ältere Künstler, bis sie sich schließlich zu
einer eigenen Gruppe zusammenschlossen.
Mit Gesang, Baglamas, Bouzouki, Oud,
Gitarre, Akkordeon und Perkussion lassen
sie in ihrem Programm „Rembetiko – griechischer Blues“ die tiefen Emotionen des
Rembetikos aufleben. /
Text: Anita Winterer
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Sa, 29. 3. 2014, 16.30 Uhr
Vortrag: Antike griechische Musik
Stefan Hagel
Sa, 29. 3. 2014, 19.30 Uhr
Rembetiko – Griechischer Blues
Kompanía
Information und Kartenbestellung
Haus der Regionen
3504 Krems-Stein
Donaulände 56
Tel. 02732 85015
[email protected]
www.volkskultureuropa.org
Kremser Kamingespräche / 10
Gerechtigkeit
ILLUSION
ODER WIRKLICHKEIT?
Die beliebte Diskussionsreihe im Haus der Regionen geht in die 16. Runde:
Diesmal stehen Gerechtigkeitsfragen im Mittelpunkt des Diskurses.
Das große Saubermachen: Justitia auf dem Dach des Londoner Strafgerichts, um 1930. Foto: IMAGNO/Austrian Archives
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Kremser Kamingespräche / 11
kreis“ von Bertolt Brecht setzen sich mit der
Materie auseinander. Ludwig van Beethoven
beispielsweise thematisiert Freiheit, Gerechtigkeit und Brüderlichkeit in seiner einzigen
Oper „Fidelio“, aber auch zahlreiche Verfilmungen behandeln das Thema: der USamerikanische Spielfilm „Zeugin der Anklage“, welcher 1958 mit sechs Oscars nominiert wurde, oder beispielsweise der
deutsch-kanadische Fernsehfilm „Jagd nach
Gerechtigkeit“ von Charles Binamé aus dem
Jahr 2005.
Das Haus der Regionen in Krems-Stein.
Vor dem Gesetz steht ein Türhüter. Zu diesem
Türhüter kommt ein Mann vom Lande und
bittet um Eintritt in das Gesetz. Aber der
Türhüter sagt, dass er ihm jetzt den Eintritt
nicht gewähren könne. Der Mann überlegt
und fragt dann, ob er also später werde eintreten dürfen. „Es ist möglich“, sagt der Türhüter, „jetzt aber nicht.“ Da das Tor zum
Gesetz offensteht wie immer und der Türhüter beiseite tritt, bückt sich der Mann, um
durch das Tor in das Innere zu sehn. Als der
Türhüter das merkt, lacht er und sagt: „Wenn
es dich so lockt, versuche es doch, trotz meines
Verbotes hineinzugehn. Merke aber: Ich bin
mächtig. Und ich bin nur der unterste Türhüter. Von Saal zu Saal stehn aber Türhüter,
einer mächtiger als der andere. Schon den
Anblick des dritten kann nicht einmal ich
mehr ertragen.“ Solche Schwierigkeiten hat
der Mann vom Lande nicht erwartet; das
Gesetz soll doch jedem und immer zugänglich
sein, denkt er, aber als er jetzt den Türhüter in
seinem Pelzmantel genauer ansieht, seine
große Spitznase, den langen, dünnen, schwarzen tatarischen Bart, entschließt er sich, doch
lieber zu warten, bis er die Erlaubnis zum
Eintritt bekommt.
(Aus: „Vor dem Gesetz“ von Franz Kafka)
Die Dichotomie von Gerechtigkeit und
Recht ist in der Literatur eine beliebte Thematik, der sich zahlreiche Autoren widmen:
Franz Kafkas Parabel „Vor dem Gesetz“ ist
nur ein Beispiel, auch Friedrich Schillers
Werke, von „Die Räuber“ bis zu „Wilhelm
Tell“, ebenso wie „Der kaukasische Kreide-
Was aber bedeutet Gerechtigkeit? Im Duden
wird der Begriff „als Prinzip eines staatlichen oder gesellschaftlichen Verhaltens, das
jedem gleichermaßen sein Recht gewährt“,
oder als „etwas, was als gerecht angesehen
wird“, definiert. Als Synonyme werden
Fairness, Objektivität, Unbestechlichkeit,
Unparteilichkeit, Unvoreingenommenheit,
Vorurteilslosigkeit, Gerichtsbarkeit angeführt.
Aktuelle Entwicklungen haben die Frage
„Was ist gerecht?“ nur noch mehr in den
Mittelpunkt gerückt. Der Ruf nach Gerechtigkeit in Verbindung mit der Generationenfrage, der Chancengleichheit, der Vermögensverteilung oder der Gleichstellung von
Geschlechtern scheint immer lauter zu werden. Die Gerechtigkeitsfrage ist keine, die
leicht oder gar leichtfertig beantwortet werden kann und sollte. Sie erfordert eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema.
Was ist gerecht? Wie lässt sich Gerechtigkeit
verwirklichen? Ist eine gerechte Gesellschaft
als utopische Idealvorstellung zu verstehen
oder kann diese Wirklichkeit werden? Diese
und ähnliche Fragen thematisieren namhafte Diskutanten im Rahmen der Kremser
Kamingespräche im Haus der Regionen. /
Text: Karin Graf
Justitia –
mit Schwert und Waage
Im westlichen Kulturkreis gilt Justitia – die
römische Göttin mit Schwert, Waage und
verbundenen Augen – als die Personifikation von Gerechtigkeit. Sie verdeutlicht, dass
Recht ohne Vorurteil, nach objektiver Abwägung der Sachlage gesprochen und mit der
nötigen Härte durchgesetzt werden soll; sie
ist damit heute aus vielen Gerichtssälen in
Europa nicht mehr wegzudenken.
Doch das Thema ist nicht erst seit der aktuellen Wirtschaftskrise brisant: Freiheit und
Gerechtigkeit sind seit jeher Ziele der
Menschheit. Seit der griechischen Antike
gilt Gerechtigkeit neben Weisheit, Tapferkeit
und Besonnenheit als eine der vier Kardinaltugenden menschlichen Zusammenlebens.
An der Relevanz, die dieser Tugend zukommt, hat sich bis heute nichts geändert:
Gesetzgebung und Rechtsprechung berufen
sich auf sie. Sie spielt in der Ethik, in der
Rechts- und Sozialphilosophie ebenso wie in
der Moraltheologie eine große Rolle. Kaum
einem Wert kommt so große Bedeutung zur
Beurteilung sozialer Verhältnisse genauso
wie zur Findung moralischer und rechtlicher Maßstäbe zu und wird zugleich so
kontrovers erlebt wie Gerechtigkeit.
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
KREMSER KAMINGESPRÄCHE
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Mi, 12. 3. 2014, 18.00 Uhr
Tugend.Recht.Fiktion
Hon.-Prof. Dr. Irmgard Griss,
Univ.-Prof. Dr. Konrad Köstlin
Mi, 9. 4. 2014, 18.00 Uhr
Glück.Zufall.Kalkül
Mag. Bettina Glatz-Kremsner,
Univ.-Prof. Dr. Roman Horak
Mi, 14. 5. 2014, 18.00 Uhr
Schicksal.Chance.Illusion
Eva Rossmann, Götz Spielmann
Mi, 11. 6. 2014, 18.00 Uhr
Frauen.Männer.Generationen
Mag. Isabella Luschin,
Prof. Dr. Bernd Marin
Eintritt frei, Anmeldung erbeten!
Haus der Regionen
3504 Krems-Stein, Donaulände 56
Tel. 02732 85015
www.volkskultureuropa.org
Jubiläum / 12
10 Jahre Haus der Regionen
VIELSPRACHIG
Seit zehn Jahren betreibt die Volkskultur Niederösterreich an der Donaulände in Krems-Stein das
„Haus der Regionen“. Hier werden Europas Regionen mit Musik, Handwerk und Kulinarik präsentiert.
Die „Kremser Kamingespräche“ laden zum Diskurs über aktuelle Themen ein.
Der Gasthof „Zum Goldenen Elephant“ von Jakob Alt, 1868.
Getragen von starken toskanischen Säulen,
in seiner Substanz ein Haus aus dem 15.
Jahrhundert, als Gasthof Zum Goldenen
Elephant einst Reisenden Quartier gebend,
als Tanzcafé Homar in Schwung geblieben
– das Haus der Regionen ist schon aufgrund
seiner Geschichte ein „Haus Europa“. Vor
dem Haus fließt die Donau vorbei, die in
ihrem Verlauf zehn Staaten durchquert – so
viele wie kein anderer europäischer Strom.
Am Beginn stand die strategische Überlegung der Kulturpolitik des Landes Niederösterreich, die Kulturorte Krems und Stein
mit ihren historischen Stadtkernen und
neueren Einrichtungen wie der Kunsthalle,
dem Karikaturmuseum oder der Donau-Uni
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
um den Aspekt Volkskultur zu erweitern.
Mit dem ehemaligen Restaurant Homar
fand sich ein geschichtsträchtiges Gebäude
Man begann eine die Substanz schonende
Instandsetzung. Heute ist im Erdgeschoss
die Galerie der Regionen untergebracht.
Hier wird erlesenes Handwerk aus Österreich und den europäischen Regionen prä-
Jubiläum / 13
Herzlich willkommen!
Portugal 2007: Trio Fado.
10 Jahre Haus der Regionen.
Geschmückter Festsaal.
sentiert: Keramik aus der Slowakei, Wolldecken und Gläser aus Böhmen, Webereien
aus dem Mühlviertel oder Silberschmuck
mit Donaukieseln und Zinnfiguren aus heimischer Produktion, um nur einiges zu
nennen.
Der Festsaal im ersten Stock wurde sorgsam
restauriert, ein alter Stich diente dafür als
Vorlage. Der Saal aus der Biedermeierzeit
mit Art-déco-Malerei aus den 1920er Jahren
ist das Kernstück des Hauses. Konzerte,
Filme, Tanzveranstaltungen und Vorträge
füllen ihn mit Leben. Im Kaminzimmer
wurde die Diskussionsreihe „Kremser
Kamingespräche“ gestartet. Das aktuelle
Thema im Frühjahr handelt von „Gerechtigkeit – Illusion oder Wirklichkeit“. Der Erfolg
spricht für sich. Mittlerweile finden die
„Kremser Kamingespräche“ im Saal des
Hauses statt und sind auch auf Radio Niederösterreich nachzuhören. In der Nachbarschaft zum Saal befindet sich das Restaurant
Blauenstein. In der warmen Jahreszeit lädt
die weitläufige Altane nicht nur zum kulinarischen Genuss ein, sondern auch zu einem
beeindruckenden Blick über die Donau und
die Weinberge der Wachau.
270 europäische Regionen
Europa abseits von nationalen Grenzen zu
präsentieren, das ist eine spezielle Aufgabe
der Volkskultur Niederösterreich. Europa
umfasst 270 Regionen in 33 Ländern. Viele
davon wurden im Haus an der Donaulände
bereits präsentiert – von Andalusien bis zur
Zentralschweiz, von Karelien bis Südserbien,
von Thrakien bis in die Bretagne. Um einander kennenzulernen und um Barrieren
abzubauen, ist Musik eine Botschaft, die
gehört wird, die Urlaubserinnerungen weckt
oder neugierig auf Neues macht. In diesem
Frühjahr ist es Attika, der Landstrich um
Athen, der dem Publikum mit Konzerten,
einer Diashow, einem Film und einem Vortrag über antike griechische Musik nähergebracht wird. Einerseits ist Attika eine historische Region im Kontext der Geschichte
der Demokratie; andererseits ein europäischer Hotspot, nicht nur in Hinblick auf
den aktuellen EU-Vorsitz Griechenlands,
sondern auch im Sinne der Solidarität und
der Idee der europäischen Zusammengehörigkeit.
Ein Europa der Regionen ist auch ein politisches Konzept, mit dem Ziel, die regionale
Eigenständigkeit zu fördern. Von diesem
föderalistischen Konzept verspricht man
sich eine effizientere regionale Verwaltung
mit mehr Sachkompetenz und Bürgernähe,
eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und
der Infrastrukturen und die Verwirklichung
des Subsidiaritätsprinzips. Im regionalen
Förderungskatalog steht die Anerkennung
der kulturellen regionalen Vielfalt an oberster Stelle.
Von traditionell bis urban
Die Vielfalt österreichischer Volksmusiklandschaften hat mit der Serie „aufhOHRchen“ im Haus der Regionen ein treues
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Polen 2011: Chudoba.
Publikum gewonnen, ebenso wie die musikalische Reihe „Connecting Tunes“ junge
und urbane Gäste anspricht und traditionelle Volksmusik im Transfer zu neuen
Interpretationsmöglichkeiten vorstellt.
Die „Kremser Kamingespräche“ wurden
über die Jahre beständig aufgebaut und sind
das geistige Aushängeschild des Hauses. Die
Kamingespräche sind eine wissenschaftlich
ausgerichtete und hochkarätig besetzte Diskussionsrunde unter der Patronanz von
Konrad Köstlin, Universitätsprofessor und
langjähriger Vorstand der Europäischen
Ethnologie an der Universität Wien. Die
Diskussionspartner setzten sich mit der
Pflege von Traditionen und ihrem Verhältnis zu den Innovationen der Moderne auseinander.
„Das große Potenzial der Menschen besteht
ja in ihrer Neugier“, so Kultur.Region.Niederösterreich-Geschäftsführer Edgar Niemeczek, der über zehn Jahre dem Haus ein
unverwechselbares Profil gegeben hat.
„Dafür wollen wir im Haus der Regionen
eine Plattform bieten. Den Nachbarn in
einem ganz neuen Licht zu sehen, gemeinsam Kultur genießen, voneinander lernen.
Die europäische Kultur in ihrer ganzen
gewachsenen Fülle ist so faszinierend, da
wird es immer etwas zu entdecken geben.“
In diesem Sinne: Alles Gute zum Geburtstag! / ¡Feliz cumpleaños! / Grattis på födelsedagen! / С днём рождения! /
Text: Mella Waldstein
Feste / 14
Trendepoche Mittelalter
GESCHICHTE ZUM
ANFASSEN
Der Trend ist nicht neu, aber ungebrochen. Mittelalterfeste und -märkte sowie Ritterturniere mit
Programmpunkten bis zur „Sexy Feuershow“ füllen die Kassen der Tourismusbetriebe und Standbetreiber.
lich verändert. Zwar zeichnet noch immer
der „Verein zur Erforschung des Mittelalters
in Eggenburg“ als Veranstalter, doch
Musikdarbietungen in historischer Aufführungspraxis sind „Hexentänzen“ und Ähnlichem gewichen. Nicht mehr vorwiegend
„Gewandete“ in möglichst „echten“ Kostümen
bilden das Publikum, sondern auch jugendkulturelle Gruppen wie Gothics oder Rocker.
Das 2010 erstmals herausgegebenen HistoryMagazin „Eggenburger Scriptum“ bekräftigt:
Die Szene ist „vielfältig und inhomogen. Die
wichtigste Grundregel sollte lauten, dass Freizeitgestaltung und Hobby Spaß machen.
Insofern gibt es kein richtig oder falsch. Richtig ist das, bei dem man sich wohl fühlt.“
Mittelalterfeste, aber auch Ritterturniere wie auf Schloss Rosenburg machen aus der ehemals „finsteren“
Epoche eine farbenfrohe.
Die Internetseite mittelalterfeste.com listete
für 2013 fast 20 Termine auf, mehr als die
Hälfte davon in Niederösterreich. Nach der
von einer Waldviertler Werbeagentur betriebenen Seite gab es elf Mittelalter-Events,
nämlich in Marchegg, Plankenstein, Ternitz,
Hainburg, Wolkersdorf, Traiskirchen, Baden
bei Wien, Klosterneuburg, Araburg, Weiten
und Eggenburg. Die Eggenburger Zeitreise
innerhalb der historischen Stadtmauern entwickelte sich seit 1994 zum größten Mittelalterfest Österreichs. 30.000 Besucher, die teils
in Sonderzügen anreisen, rund 150 Marktstände und ebenso viele Einzelveranstaltungen können sich sehen lassen. Nicht zu
sehen sind moderne Verkehrszeichen, sie
werden hinter Stroh und Wappenschilden
versteckt. Auch die Marktstände sollen
authentisch wirken. Plastikschirme, Elektrogeräte, Kunststoff-Preisschilder etc. sind verpönt.
Im Lauf von zwei Jahrzehnten ist das Fest
nicht nur gewachsen, es hat sich auch inhalt-
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Mit der Entwicklung vom Bemühen nach
„Geschichte zum Anfassen“ zum Live-Event
steht Eggenburg nicht allein da. Nach Prinz
Luitpold von Bayern schlug die Geburtsstunde der deutschen Mittelalterszene 1980 in
Kaltenberg. Der Burgherr wollte ein neues
Bierlokal mit einem Programm aus „Poesie
und Magie“ eröffnen. Dazu lud er einen
Stuntman aus England ein, der mit bayerischen Gruppen ein Ritterturnier imitierte.
„Anfang der 1990er Jahre war eine erste
explosionsartige Entwicklung zu verzeichnen, die bis heute anhält“, konstatiert Nicole
Meisen im kürzlich erschienenen Sammelband „Fest und Event in Oberfranken“. Die
Bamberger Ethnologin sieht Mittelaltermärkte und Ritterspektakel als Teil einer „Festkultur mit Event-Charakter, die sich neben
der herkömmlichen Fest- und Brauchkultur
entwickelt“. Allein in Deutschland sind es
jetzt schon mehr als 500 Veranstaltungen
jährlich, und es dürften noch mehr werden.
Feste / 15
Mittelalterfeste sind eine Komposition verschiedener Elemente ... die Mehrheit bietet 1.000 Jahre Geschichte auf einem Platz vereint.
Schaukampf
mit Haftpflichtversicherung
Die Mittelalterszene – eine Eigenbezeichnung
– ist gut vernetzt. Vor allem ist sie vielfältig.
Reenactors, die versuchen, historische Epochen möglichst authentisch nachzustellen,
Hobbyhistoriker, junge Leute, die ihren Spaß
haben und Gemeinschaft erleben wollen,
zählen dazu, auch LARP-Aktivisten. Beim
„Live Action Role Playing“ spielt man Figuren
aus dem Mittelalter ebenso wie aus dem
Fantasy-Bereich. Spezialisierte Firmen bieten
Zubehör für beide an. Ein LARP-Schwert aus
Schaumstoff mit Latex-Überzug kann man
um 40 Euro im Internet bestellen (einen Rohling zum Selbstbau sogar um die Hälfte), von
Hand geschmiedete Schaukampfschwerte
kosten das Sechsfache. Ein Hersteller warnt:
„Bevor Sie sich dem Schaukampf widmen,
sollten Sie eine Haftpflichtversicherung
abschließen, denn der Schaukampf ist nicht
ohne Risiko für Ihre Gesundheit und für die
Ihres Partners.“
Kostüme und Requisiten für Mittelalterfeste
findet man im Internet in reicher Auswahl.
Wer sich nicht bei einer Spezialfirma eindecken will, kann bei E-Bay schon um ein paar
Euro ein „Mittelalterkleid mit Schnürung“
erstehen. Zu den Veranstaltern zählen profes-
sionelle Eventagenturen ebenso wie Burgbesitzer, historische Vereine oder Museen.
Manche Marktfahrer und Künstler haben ihr
Hobby zum Beruf gemacht.
Die inszenierten Spektakel streben die möglichst perfekte Illusion einer mittelalterlichen
Welt an, meint Nicole Meissen. Typisch für
solche Events ist „eine Komposition verschiedener Elemente … die Mehrheit bietet 1.000
Jahre Geschichte auf einem Platz vereint.“
Den Teilnehmern gehe es darum, in einem
begrenzten Zeitraum so zu leben wie in einer
vergangenen Epoche. Sie unterwerfen sich
freiwillig einer vergangenen, unfreien, hierarchisch geprägten Gesellschaft und empfinden
dies als Erholung vom Alltag.
Projektionsfolie für Fantasie
Warum aber gerade das Mittelalter als TrendEpoche? Barbara Krug-Richter aus Münster
(D) hat das Bedürfnis nach „erlebbarer
Geschichte“ erforscht. Die Ethnologin spricht
von einer „fernen Zeit, die offensichtlich jede
Menge Projektionsfolien für Phantasien bietet“. Sie verweist auf den Beginn in einer
jugendkulturellen Szene, die „Leben wie im
Mittelalter“ als Freizeitgestaltung betrieb. Die
Akteure bezogen ihre Kenntnisse aus der
wissenschaftlichen Literatur. Sie nähten
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Kostüme und fertigten Alltagsgegenstände
an, veranstalteten Mittelaltermärkte und
Zeltlager. Dadurch fanden sie eine „partielle
Heimat und alternative Identität“. Zu den
historisch interessierten Laien gesellte sich
bald ein kommerzielles Histotainment
(„historical entertainment“).
Schließlich können sich auch Museen dem
Trend zu erlebbarer Geschichte nicht mehr
verschließen. Im ärchäologischen Park
Carnuntum sieht man bei Festen Legionstruppen aufmarschieren und Gladiatoren
kämpfen. Österreichs größtes Römermuseum bietet Infotainment (Information und
Unterhaltung) mit Händler- und Handwerkerstationen und lässt Kinder Schmuck,
Schwerter und Schilde basteln. Das Museum
in Asparn an der Zaya hat sich dem „Abenteuer Urgeschichte“ verschrieben. Seit zwei
Jahrzehnten sorgt hier die experimentelle
Archäologie für Aha-Effekte bei den Besuchern. In der „Nacht der keltischen Feuer“
erzählt man ihnen, wie vor 2.000 Jahren mit
Stein und Funkeneisen Feuer geschlagen
wurde. Sie können das – neben anderen Aktivitäten wie Holz prägen und Kerzen ziehen
– auch selbst ausprobieren. /
Text: Helga Maria Wolf
Illustrationen: Magdalena Steiner
Musikschulen / 16
Auftritt
LAMPENFIEBER
Lampenfieber und Auftrittsängste: Lernen damit umzugehen und in positive Energie zu wandeln.
Der Auftritt vor großem Publikum – was manche Musiker beflügelt, wird für andere zur sozialen Phobie. Foto: Gerald Lechner
Nur noch wenige Minuten bis zum Auftritt.
Der Puls rast, die Hände fangen an zu
schwitzen, die Knie zittern. Was, wenn ich
versage? Ich möchte am liebsten im Boden
versinken … Jeder kennt das Gefühl von
Lampenfieber. Ob es vor einer schriftlichen
Prüfung in der Schule ist, vor sportlichen
Wettkämpfen, musikalischen Darbietungen
oder einer Präsentation – die körperliche
und emotionale Beklemmung und die
Anspannung davor ist den meisten Menschen bekannt. Die Angst, sich zu blamieren
und sich dem Unkontrollierbaren auszuliefern, beherrscht viele Auftritte und ist keine
Frage des Alters oder der Erfahrung. Sie
kann Schüler wie Lehrer treffen, Laien wie
Profis. Studien gehen davon aus, dass rund
80 Prozent der Menschen etwas wie Lampenfieber empfinden, wenn sie im Aufmerksamkeitsfokus stehen. Nervosität und Unsicherheit vor einem Auftritt gelten also als
normale Reaktionen. Zum Problem wird
Lampenfieber erst, wenn es sich in Bühnenangst verwandelt. In der Fachliteratur wird
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
daher unterschieden zwischen dem negativen Lampenfieber, also der Auftritts- oder
Podiumsangst, die die Leistung mindert,
und dem positiven Lampenfieber, das sich
leistungssteigernd auswirkt.
Den Adrenalin-Kick fühlen
Als normale Stressreaktion und leichte Nervosität vor dem Auftritt kann Lampenfieber
den Vortragenden in einen konzentrierten
Zustand versetzen und ihm einen Adrena-
Musikschulen / 17
Auch Vladimir Horowitz (1903–1989) hatte Lampenfieber. Foto: US Library of Congress
lin-Kick bescheren. Lampenfieber zeigt sich
in den unterschiedlichsten Ausformungen
und Intensitäten, jeder Musiker reagiert
anders darauf, manche brauchen es, um die
volle Konzentration zu erlangen. Alenka
Brecelji, 17 Jahre, spielt seit zwölf Jahren
Violine und ist Mitglied des Jugendsinfonieorchester Niederösterreich sowie des
Ensembles „the DoTS“. Auftritte hat sie
sowohl solistisch als auch mit Ensemble und
Orchester: „Lampenfieber ist bei mir nach
außen hin nicht wirklich bemerkbar.
Manchmal zittert jedoch meine rechte Hand
– das vergeht zum Glück, sobald ich anfange
zu spielen. Wenn ich auswendig spiele, habe
ich oft Angst, einen Teil zu vergessen oder
falsch einzusetzen.“
Über sich hinauswachsen
Alenkas Orchester- und Ensemblekollegin
Rita Veress spürt eher eine Vorfreude auf
den Auftritt. Sie reagiere etwas überdreht,
rede viel und könne nicht ruhig stehen,
erzählt Rita. Die Anspannung wirkt für viele
Musiker beflügelnd. Manon Stankovski, die
wie ihre Kollegen neben dem Orchester
auch Teilnahmen bei „prima la musica“ zu
ihrem musikalischen Fixprogramm zählt,
versucht, trotz größerer Nervosität vor Konzerten und Wettbewerben, Lampenfieber als
etwas Positives anzusehen: „Oft braucht
man die Nervosität, um über sich hinauszuwachsen und auf der Bühne die Inspiration
zu bekommen. Lampenfieber kann Musiker
die ganze Karriere lang begleiten. Hier gilt
es, einen Weg finden, um die Angst in Griff
zu bekommen, sodass sie einen nicht daran
hindert, zu zeigen, was man kann.“
Methoden, um dem Lampenfieber entgegenwirken zu können, gibt es zahlreiche –
und dennoch existiert kein Patentrezept.
Denn Routine und gute Vorbereitung als
Gegenmittel reichen oft nicht aus, obgleich
sie gute Voraussetzungen darstellen. „Ich
übe am Tag des Konzerts noch einmal langsam und genau und versuche, gut ausgeschlafen zu sein. Kurz vor den Auftritten
mache ich meist Lockerungs- und Atemübungen“, beschreibt Manon ihren Ansatz.
Tatsächlich wirken sich körperorientierte
Übungen auch auf den psychischen Bereich
aus, genauso wie mentales Training beruhigende Auswirkungen auf die Atem- und
Herzfrequenz hat. Das Bewusstmachen der
Auftrittssituation, die Selbstreflexion und
Motivation können dabei helfen, Unsicherheiten abzulegen.
„In gewohnter Umgebung zu musizieren,
das schafft (Selbst-)Vertrauen. Einen Wettbewerb noch vor der eigenen Teilnahme
einmal als Zuschauer zu erleben, die Atmosphäre eines Saals kennenzulernen, kann
dabei helfen, die Nervosität zu verringern“,
rät Isabel Ettenauer, Toy-Piano-Virtuosin
und Pädagogin an der Musikschule St. Pölten. Diese Möglichkeit ist natürlich nicht
immer gegeben, „oft beruhigt es aber auch,
sich vorzustellen, man spiele für Leute, die
man gerne hat“. Angst vor dem Auftritt hat
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Manon Stankovski und Alenka Brecelji.
ihre Tochter Valerie nicht. Valerie ist zehn
Jahre alt und spielt Geige seit ihrem fünften
Lebensjahr und Klavier, so weit sie zurückdenken kann. Ihren ersten Klassenabend
absolvierte sie im Alter von drei Jahren,
beim Wettbewerb „prima la musica“ war sie
heuer bereits zum vierten Mal dabei. Eine
positive Erregung und Nervosität spürt sie
vor wichtigen Auftritten dennoch, aber:
„Die Freude überwiegt, das bisschen Nervosität vor dem Auftritt ist bei mir schnell
verschwunden. Sobald ich die ersten Takte
spiele, tauche ich ganz in die Musik ein …“
Auftrittsangst
Wird die Angst vor dem Auftritt zu groß,
kann sich das Lampenfieber zu einer sozialen Phobie entwickeln. Die körperlichen
Symptome verstärken sich, die Angst vor
einem öffentlichen Versagen wird krankhaft
und man stellt sich selbst und seine Leistung
in Frage. Schließlich führt dies zur „Angst
vor der Angst“. Dieses Phänomen trifft, entgegen den allgemeinen Vermutungen, vor
allem bei Profimusikern zu. Denn Lampenfieber ist eng verbunden mit dem Erfassen
des sozialen Urteils und der Tragweite der
zugeteilten Aufmerksamkeit. Diese Fähigkeit ist jedoch im jungen Alter meist noch
nicht ausgeprägt. Im professionellen Konzertbetrieb hingegen ist die Angst vor dem
Versagen, in Kombination mit dem großen
Konkurrenzdruck, den die Arbeitsmarktsituation sowie der immer lauter werdende
Ruf nach Perfektion mit sich bringen, stets
Musikschulen / 18
Auch vor berühmten Musikern wie Vladimir Horowitz, Maria Callas oder Martha
Argerich macht(e) das Lampenfieber nicht
Halt. Dabei kennt jedes Instrument seine
eigenen Ängste: der trockene Mund etwa bei
den Bläsern, zittrige, feuchte und kalte Finger bei Streichern. Solisten wiederum fürchten das Blackout, den plötzlichen Gedächtnisverlust. Im Zuge dieser Symptome ist
der Einsatz von Medikamenten wie Betablockern weitgehend verbreitet und erforscht, wenn auch umstritten.
Panische Auftrittsangst oder positive Energien durch den Adrenalin-Kick – das Feld ist
ein breites und kann mit dem Begriff Lampenfieber nicht abgedeckt werden. Forschungen zeigen, dass das Thema sich
immer noch am Rand der Tabuisierung
bewegt. Dennoch gibt es Bemühungen, den
Zugang zum Thema zu lockern, nicht zuletzt
durch Fortbildungen und Ratgeber. Das
individuelle Empfinden steuert die Methoden und Maßnahmen, mit Lampenfieber
umzugehen. So ist in vielen Fällen negativen
Lampenfiebers Hilfe von außen notwendig,
um mit der Situation umgehen zu können.
Ist nicht von Auftrittsangst, sondern eher
von Nervosität und Anspannung die Rede,
so ist Lampenfieber für einige aber genau
der Kick, den sie brauchen, um auf der
Bühne fokussiert zu sein. Denn, so sagt Rita
Veress und spricht damit vielen aus dem
Mund, es sei das Schönste, nach einem Konzert im Applaus zu stehen und zu merken,
wie sich die Anspannung in eine Mischung
aus Erleichterung und Stolz verwandelt. „Es
ist ein Hochgefühl, das es ohne das Lampenfieber vorher nicht geben könnte.“ /
Text: Katharina Heger
VERANSTALTUNGEN 2014
———————————————————
Fr, 4.–Sa, 5. 4. 2014, ganztägig
NÖ Volksmusikwettbewerb 2014
3204 Kirchberg an der Pielach
So, 20. 4. 2014, 16.00 Uhr
Prélude-Konzert des Jugendsinfonieorchester Niederösterreich
Auditorium Grafenegg, 3485 Grafenegg
Sa, 26. 4. 2014, ab 14.00 Uhr
Tag der jungen Meister
Festspielhaus St. Pölten, 3109 St. Pölten
Information und Kontakt
Musikschulmanagement Niederösterreich
Tel. 02742 90666 6100
www.musikschulmanagement.at
AUCH BESUCHER TANZEN IM FESTSPIELHAUS
Foto: Jose Luiz Pederneiras
tion „Sem Mim“ zu sehen, die von mittelalterlichen Troubadour-Gesängen
beeinflusst ist, und zum Saisonabschluss
ist das israelische Batsheva Ensemble mit
den beiden Stücken „Kamuyot“ und
„Deca Dance“ zu Gast.
Das Festspielhaus St. Pölten zählt im
Bereich Tanz heute zu den führenden
Institutionen Österreichs und präsentiert
regelmäßig Stücke international gefragter
Choreografen und Compagnien als Europa- und Österreich-Premieren.
Am 15. März zeigt Angelin Preljocaj
seine Kreation „And Then, One Thou-
sand Years of Peace“, die von gesellschaftlichen und religiösen Mythen unserer Zeit
erzählt. Artist in Residence Lemi Ponifasio
beschäftigt sich in „The CRIMSON HOUSE“,
das am 28. März im Festspielhaus EuropaPremiere feiert, mit den zunehmenden
Überwachungs- und Kontrollmechanismen
unserer Zeit. Die brasilianische Grupo
Corpo (Bild) ist am 8. Mai mit ihrer Produk-
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Rund um das Programm gibt es im Festspielhaus ein umfassendes Kulturvermittlungsangebot. Unter anderem werden zur Vorbereitung auf die Vorstellungen tanzpädagogische Workshops
angeboten, in denen erfahrene Pädagoginnen in die Ästhetik und Bewegungssprache der jeweiligen Choreografen
einführen. Die Thematiken der jeweiligen Stücke werden tänzerisch aufbereitet und in die Erfahrungsbereiche der
Workshop-Teilnehmer übersetzt. Am
26. April gibt es die Möglichkeit, einen
dieser Workshops kostenlos auszuprobieren. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.
Für nähere Informationen kontaktieren
Sie [email protected]
Promotion
präsent – und aus selbigem Grund oft tabuisiert.
Chorszene / 19
Niederösterreich singt 2014
CHORISSIMO!
Schulchöre werden am 24. Mai 2014 das Auditorium von Schloss Grafenegg zum Klingen bringen.
„The Singing Teddybears“ aus Langenlois.
Stimmlicht des Konrad-Lorenz-Gymnasiums in Gänserndorf. Fotos: Gerald Lechner
Das Jahr 2013 stand ganz unter dem Zeichen
des Niederösterreichischen Landesjugendsingens. Seit mehr als 60 Jahren findet in
dreijährigem Abstand diese große chormusikalische Jugendveranstaltung statt, getragen
von mehr als 25.000 jungen Menschen. Ziel
ist nicht nur die Förderung des Singens junger Menschen in Vokalensembles und Chören, sondern auch die Ermutigung zu öffentlichen Auftritten. 98 Kinder-, Schul- und
Jugendchöre brachten mit beinahe 2.500
Sängerinnen und Sängern 2013 (erstmals im
herrlichen Ambiente des Auditoriums des
Schlosses Grafenegg) den Konzertsaal mit
vielen jungen und engagierten Stimmen zum
Klingen. Einmal mehr konnte man spüren:
„Singen öffnet die Herzen der Menschen.“
wichtiges Anliegen. Daher organisiert der
Landesschulrat für Niederösterreich in Kooperation mit dem Projekt Stimmbogen
NÖ, dem Landesjugendreferat NÖ und der
Chorszene Niederösterreich unter dem
Motto „Niederösterreich singt“ am 24. Mai
2014 ein Chöretreffen mit dem Titel „chorissimo!“ im Auditorium von Schloss Grafenegg. In zwei Veranstaltungen (eine um 11.00
Uhr und die zweite um 16.00 Uhr) werden
24 niederösterreichische Schul- und Jugendchöre (unterstützt von einer Stage-Band und
Sing-Animateuren) das großartige Ambiente
des Auditoriums in Grafenegg zum Klingen
bringen!
Der (jugendliche) Chorgesang ist der
Chorszene Niederösterreich aber auch in
den Jahren zwischen den Großveranstaltungen des Österreichischen Jugendsingens ein
Zur Vorbereitung für „Niederösterreich singt
– chorissimo!“ können sich die angemeldeten niederösterreichischen Schulchöre
über das Projekt Stimmbogen Unterstützung
Coaches on Tour
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
der „coaches on tour“ holen: In Kooperation
zwischen dem Netzwerk Musikpädagogik
NÖ, dem Projekt Stimmbogen NÖ und der
Chorszene Niederösterreich werden hervorragende Referenten wie Erhard Mann, Maria
Magdalena Nödl, Markus Pfandler, Edgar
Wolf und Gottfried Zawichowski den Schulund Jugendchorleitern zur Seite gestellt. /
NIEDERÖSTERREICH SINGT
———————————————————
Sa, 24. 5. 2014, 11.00 & 16.00 Uhr
NÖ Jugendchortreffen 2014
chorissimo!
Auditorium Schloss Grafenegg
3485 Grafenegg
Information
Chorszene Niederösterreich
Tel. 02742 90666-6117
www.chorszenenoe.at
Forschung / 20
Musikschulen
MUSIKSCHULRÄUME
Am Beispiel des revitalisierten Gebäudes Hafnerplatz als Haus der Musik erscheint österreichweit die erste
Dokumentation einer Musikschule mit ihren Aufgaben als Bildungseinrichtung, Kulturveranstalterin und
Plattform für soziokulturelles Networking.
tig weiter genutzt sowie substanzielle und
immaterielle Werte für kommende Generationen erhalten.
Musikschulen können sich aufgrund ihres
Bildungsauftrages und ihres Potenzials als
Konzertveranstalter und kulturelle Plattform
als kulturpolitische Bildungsinstitution in der
Gemeinde oder im Verband positionieren.
Voraussetzung dafür bilden einerseits die
Grundlage eines flexiblen Schulprofils, das
sich an den bildungs- und kulturpolitisch
definierten Aufgabenbereichen (MS-Gesetz,
Kulturentwicklungsplan, Stadtentwicklungskonzept) orientiert, und andererseits das Vorhandensein eines strategisch orientierten
Raumprogramms, das in Kombination mit
einer entsprechenden Lokalität vor Ort die
Infrastruktur zur Verfügung stellt.
Haus der Musik: Die Kremser Musikschule ist ein Ort, an dem Kinder, Jugendliche und Erwachsene gemeinsam
lernen, an dem sich Interessierte und Ausübende treffen, wo Kultur produziert und konsumiert wird.
Durchschnittlich an die 1.000 Stunden verbringen Studierende, die in einer Musikschule (mit Öffentlichkeitsrecht) das Curriculum der Musikschule durchlaufen, im
Schulgebäude (und in der Praxis sind es
bedeutend viele mehr!), und zwar in einer
Zeit, in der ihre ästhetischen Wertekriterien
noch offen und prägbar sind.
Die 2013 erschienene Studie dokumentiert
die kulturpolitische Positionierung der
Institution Musikschule und – damit verbunden – die nachhaltige Verwendung
räumlicher Ressourcen. Anhand der Vielfalt
der praktischen Aufgabenfelder der Musikschulen innerhalb der Gemeinde und der
Multifunktionalität ihrer räumlichen Infrastruktur sollen Wege zu einer bezugsnahen
und nachhaltigen Raumplanung für Musikschulen gezeigt werden. Gleichzeitig kann
durch Revitalisierung bzw. Adaptierung kulturell erhaltenswerter Gebäude als Lokalität
für Musikschulen im Baubestand gebundenes Vermögen im Wert erhalten werden.
In der Folge werden existierende Gebäude
im Sinne der Ressourcenerhaltung langfris-
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Musikschulen sind in ihrer Funktion als
Bildungsinstitution, als Kulturveranstalter
und als kulturelles Zentrum Orte des Lernens, des Dialoges und des kulturellen Austausches im Bewusstsein der Bürger. Das
Musikschulgebäude – offen für außerschulische Nutzungen – hat eine zentrale Funktion in der Stadtentwicklung, wenn es über
seine Kernaufgabe als Lernort hinaus zu
einem soziokulturellen Zentrum wird.
Wofür brauchen Musikschulen als Bildungs-, Kultur- und soziokulturelle Institutionen eigene Räume? Das Aktivitäts- und
Interessensspektrum von Musikschulen
_ bietet neben der hauptsächlichen Funktion als kulturelle Bildungsinstitution auch
Konzertveranstaltern eine Plattform mit
breiter Öffentlichkeitswirkung;
Forschung / 21
Das um 1875 errichtete Hauptschulgebäude wurde für eine zeitgemäße Nutzung als Musikschule umstrukturiert und generalsaniert.
_ geht systematisch auf die Bedürfnisse
kulturell tätiger Vereine und öffentlicher
Institutionen ein (ins „Boot“ / Gebäude
holen …);
_ ermöglicht übergreifende Projekte und
bringt verschiedenste soziale Interessens-,
Gesellschafts- und Altersgruppen zusammen;
_ kann den baulichen Rahmen als kommunales Zentrum für kulturpolitische Ziele
im weitesten Sinne nutzen.
Die vorliegende Studie bekräftigt die Positionierung der Musikschule. Sie gibt eine
Einführung in die kulturelle Positionierung
der Musikschulen und deren Raumbedarf,
untersucht Musikschulen als Ort und Institution kulturellen Lebens und ihren Kontext
in der Öffentlichkeit und stellt Bezüge zu
Kulturpolitik, Kulturarbeit und Kulturentwicklungsplan her. Sie definiert Rahmenbedingungen für die musikschulische Arbeit
(Gesetze), formuliert Kriterien wie Aufgabenfelder, Nachhaltigkeit, Strategie, Positionierung und Nutzerportfolio und überprüft
anhand von Daten, Interviews und Jahresabläufen ob bzw. wie diese Kriterien erfüllt
werden.
Weiters zeigt sie Ziele und neue Impulse für
die zukünftige Arbeit der Musikschulen auf:
_ Wohin soll sich meine/unsere Musikschule orientieren?
_ Was ist/wie definiere ich ein Schulprofil?
_ Welche Ziele gibt die Stadtentwicklung
vor?
_ Welche Infrastruktur brauche ich dazu?
_ Wie bekomme ich sie?
_ Was haben die Nutzer davon?
Die Studie verweist auf die Bedeutung der
Architektur und des Gebäudes zum Unterricht und zur Entwicklung des Schulprofils.
Sie geht der Frage nach, wie die (neue)
Musikschule als ein Ort, an dem Kinder,
Jugendliche und Erwachsene gemeinsam
lernen, an dem sich verschiedenste kulturell
Interessierte und Ausübende treffen, wo
Kultur produziert und konsumiert wird,
gestaltet werden muss.
Den Zugang zum wissenschaftlichen Teil
bilden zwei Designs, die unabhängig voneinander die Organisation und das Raumprogramm zum Inhalt haben. Beginnend mit
der Frage nach den Aufgaben und Zielen aus
ihrem Bildungsauftrag sowie den Zielvorgaben seitens der Politik und Verwaltung werden die eigentlichen „Nutzer“ gesucht, wer
von der Musikschule „profitiert“ bzw. welche Zielgruppen angesprochen werden soll
– zum einen durch das Angebot der Musikschule, aber auch durch die Öffentlichkeitsarbeit wie in der kultur- und bildungspolitischen Argumentation. Die zu Grunde liegenden Rahmenbedingungen (örtliche Verhältnisse, demografische Entwicklungen,
Bedarf der Bürgerinnen und Bürger) werden
dabei ebenso berücksichtigt wie Image, Ressourcen und Leistungspotenzial.
Der Bereich des Raumprogramms geht
hauptsächlich der Frage nach, welche Infrastruktur zur Umsetzung notwendig ist.
Dabei wird untersucht, wie ein „ideales“
Raumprogramm aussehen könnte, was es
bewirken kann, welche Bedeutung es innerhalb der kulturellen Vernetzung hat und
welche „Nachhaltigkeiten“ es bietet.
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Fazit der Studie ist, dass Musikschulen kulturelle Zentren der Städte und Gemeinden
sind. Sie leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum kulturellen Leben und zur Kulturvermittlung. Musikschulen sind ein entscheidender Baustein im Gesamtkonzept
einer „Kultur für alle“ und einer kulturellen
Grundversorgung, die auf eine chancengleiche kulturelle Teilhabe aller Bürgerinnen
und Bürger ausgerichtet ist. Die Multifunktionalität eines Gebäudes spielt dabei eine
bedeutende Rolle – besonders dann, wenn
im Zusammenhang damit ein kulturell
erhaltenswertes Gebäude zu einer Revitalisierung kommt und in der Folge für die
Gemeinde einen neuen Mehrwert bietet. /
Text: Hubert Pöll
MUSIKSCHULRÄUME
———————————————————
Hubert Pöll: MusikschulRÄUME
Positionierung der Musikschule als
kulturelle Bildungsinstitution am Beispiel
der Musikschule Krems.
Beiträge zur Musikschulforschung,
Band 1
Erhältlich über
www.musikschulmanagement.at
Zeitzeugnis / 22
Landeshauptstadt
AUFBRUCHSIGNALE
Vor 30 Jahren begann in Niederösterreich die Diskussion um eine eigene Hauptstadt.
Am 15. Februar 1984 hatte Landeshauptmann Siegfried Ludwig zu einer Pressekonferenz geladen. Am Programm stand der
Ausbau des Autobahn- und Schnellstraßennetzes. Die Zahl der Journalisten war überschaubar, Sensationelles nicht zu erwarten.
Doch dann setzte Ludwig einen Paukenschlag: Nach mehr als 60 Jahren müsse nun
das Thema Landeshauptstadt endgültig entschieden werden. Er, Ludwig, trete für eine
eigene Hauptstadt ein. Es war ein Weckruf
für Niederösterreichs Öffentlichkeit.
65 hauptstadtlose Jahre –
Volksbefragung entschied
Kurze Rückblende: Niederösterreich, das
historische Kern- und Stammland mit Wien,
war nach dem Ersten Weltkrieg 1921 neu
gebildet worden – als Bundesland ohne
Wien, gleichzeitig ohne eigene Hauptstadt,
dafür fehlte einfach das Geld. Sitz der Landesregierung blieb weiter die Bundeshauptstadt. Es folgten 65 hauptstadtlose Jahre. In
der Volksbefragung am 1. und 2. März 1986
entschied sich die Landesmehrheit für die
Hauptstadt, von den fünf Kandidatenstädten
– St. Pölten, Krems, Tulln, Baden und Wiener Neustadt – erhielt St. Pölten den
Zuschlag. Der Widerstand der „roten Reichshälfte“ gegen die Hauptstadt konnte schließlich mit der Regionalisierung, also der
gleichzeitigen Stärkung der Regionen als
Gegengewicht zu Hauptstadtbildung, aufgeweicht werden. Regionalisierung, blühende
Regionen mit zusätzlich einer halben Milliarde Schilling jährlich – das erwies sich als
Königsidee, auf diesen Zug sprang die Landes-SP auf. Die Verfassungsmehrheit für die
Das Landhausviertel. Foto: Ralf Roletschek
Hauptstadt war 1986 erreicht, Niederösterreich hatte eine neue Landesstruktur, eine
gleichmäßige Entwicklung im Land war
damit gesichert.
Tracht und Volkstanz, die neu gestaltete
Museumslandschaft und insbesondere ein
vorbildliches Musikmanagement mit flächendeckendem Musikschulnetz.
Der „Drive“
der Hauptstadtwerdung
Die Kulturpolitik Erwin Prölls hat eine maßgeschneiderte liberale Förderkultur geschaffen. Dementsprechend hat sich das Landesbewusstsein spürbar gesteigert, die jüngste
repräsentative Umfrage dazu ist sensationell:
93 Prozent der Landesbürger sind stolz auf
Niederösterreich (Pröll dazu: „Früher hat
man sich oft geschämt.“), für 95 Prozent
stimmt die Lebensqualität, 70 Prozent halten
Niederösterreichs Entwicklung besser als im
Rest Österreichs. Auf dem „Drive“, dem
Schwung, den die Hauptstadtentwicklung
ausgelöst hat, lässt sich Niederösterreichs
Zukunft aufbauen. Eine Hoffnung, ein optimistischer Background nicht nur, aber vor
allem für die Jugend des Landes. /
Tatsächlich hat Niederösterreich in den letzten rund 30 Jahren eine enorme Aufwärtsentwicklung erlebt. Wobei dazu neben dem
Hauptstadtbeschluss sicherlich auch der Fall
des Eisernen Vorhangs 1989, Österreichs
EU-Beitritt 1995 sowie zuletzt die EU-Erweiterung 2004 maßgeblich beigetragen haben.
Das Land liegt in fast allen wirtschaftlichen
Rankings an der Spitze der Bundesländer,
verzeichnet ebenso kulturell einen Aufbruch.
Dafür stehen etwa das Donaufestival, die
Szene um Grafenegg und ein beispiellos vielfältiger Theatersommer ebenso wie der
Bereich der Volkskultur mit traditionellem
und zeitgenössischem Brauch einschließlich
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Text: Franz Oswald
Weinviertel / 23
VOLKSMUSIKSENDUNGEN
DES ORF
——————————————————————————————
ORF 2
Wetter-Panorama, tägl. 7.00–9.00 Uhr
Brandlhof
LANDPARTIE
Mei liabste Weis,
aus Naturns in Südtirol, Sa 15. 3., 20.15 Uhr
_
ORF 3
Unser Österreich, Sa 17.00 Uhr
_
Lesungen am Brandlhof
mit Mitgliedern des P.E.N.-Clubs.
RADIO NIEDERÖSTERREICH
aufhOHRchen, Di 20.00–21.00 Uhr
Di 4. 3.: Faschingsdienstag
Gestaltung: Norbert Hauer
Di 11. 3.: Volkskultur aus Niederösterreich
Gestaltung: Dorli Draxler
Di 18. 3.: musikErleben – Das Ötscherland Trio
Gestaltung: Edgar Niemeczek
Di 25. 3.: Volksmusikalische Kostbarkeiten
Gestaltung: Walter Deutsch
Di 1. 4.: Volkskultur aus Niederösterreich
Gestaltung: Hans Schagerl
Di 8. 4.: Volkskultur aus Niederösterreich
Gestaltung: Dorli Draxler
Di 15. 4.: 10 Jahre Haus der Regionen in Krems-Stein
Gestaltung: Edgar Niemeczek
Di 22. 4.: Volksmusikalische Kostbarkeiten
Gestaltung: Walter Deutsch
Di 29.4.: Neues aus der Volksmusik
Gestaltung: Edgar Niemeczek
„vielstimmig“ – Die Chorszene Niederösterreich,
Do 20.00 Uhr
13. 3. , 27. 3., 10. 4., 24. 4.
Kremser Kamingespräche, Mi 21.00 Uhr
Mi 19. 3.: Gerechtigkeit | Tugend.Recht.Fiktion
Mi 16. 4.: Gerechtigkeit | Glück.Zufall.Kalkül
G’sungen und g’spielt & Für Freunde der Blasmusik,
Mi, Do 20.00–21.00 Uhr
Musikanten, spielt’s auf,
Fr 20.00–21.00 Uhr
Frühschoppen,
So 11.00–12.00 Uhr
_
Programmänderungen vorbehalten,
Detailprogramme auf www.orf.at
2014 wird die Reihe „ARTSchmidatalLiteratur“ im Brandlhof wieder mit
einem ambitionierten Programm fortgesetzt. Im stimmungsvollen Ambiente
werden einige Schriftsteller lesen, die
auch Mitglieder im renommierten
P.E.N.- Club sind. P.E.N. steht einerseits
für „poets“, „essayists“ und „novelists“,
andererseits ist es auch eine Anspielung
Peter Miniböck
auf das englische Wort „pen“: Füllfeder,
Schreibstift. Der in England 1921
gegründete internationale Schriftstellerverband schrieb sich noch
unter den Eindrücken des Ersten Weltkriegs als Schwerpunkte Frieden
und Völkerverständigung auf seine Fahnen. In rascher Folge wurden
vor allem in den europäischen Staaten P.E.N.-Zentren gegründet, 1923
in Österreich mit Arthur Schnitzler als Ehrenpräsident. 1938 wurde
der österreichische P.E.N.-Club in der Folge des „Anschlusses“ aufgelöst und 1939 in London der Free Austrian P.E.N.-Club gegründet. Die
Neugründung in Österreich erfolgte 1947. Nach 1945 engagierte sich
der P.E.N.-Club für Autoren, die politisch unter Druck gerieten,
Repressalien, Zensur oder gar Ermordung wurden dokumentiert und
veröffentlicht. Prinzipiell kann jeder Autor Mitglied des P.E.N.-Clubs
werden, aber für die Aufnahme in den internationalen Autorenverband
hat sich das englische Clubprinzip etabliert: Ein Anwärter wird von
einem Mitglied des jeweiligen Zentrums vorgeschlagen, zwei weitere
Bürgen dieses Zentrums unterstützen den Vorschlag. /
LITERATUR AM BRANDLHOF
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Lesungen der P.E.N.-Mitglieder im Brandlhof
Do, 24. 4. 2014: Peter Miniböck: „Die Unschuld des Verleumders“
Do, 18. 9. 2014: Dietmar Grieser: „Die Landpartie“
Mi, 19. 11. 2014: Ewald Baringer, Milan Raček und Friedrich Damköhler
3710 Radlbrunn 24
Tel. 02956 81222
www.volkskulturnoe.at/brandlhof
www.art-schmidatal.at
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Waldviertel / 24
Handwerk
VON ALT NACH JUNG
Handwerk nicht nur zu bewahren, sondern weiterzugeben, ist die Aufgabe der Kloster-Schul-Werkstätten
und des Erlebnismuseums in Schönbach.
einem Spinnrad kann man schlecht einen
Kurs bestreiten – wurden mit der Zeit immer
mehr Werkzeuge dem Verein überlassen.
Das Haus füllte sich.
Obm.-Stv. Maria Gattringer am Webstuhl schult schon den Nachwuchs ein.
Dieses Jahr feiert das Erlebnismuseum in
Schönbach seinen 13. Geburtstag und blickt
auf eine bewegte Geschichte zurück. Begonnen hat alles 1993 mit einer Umfrage im
Rahmen der Dorferneuerung. Dabei sprachen sich 87 Prozent der Befragten für die
Gründung eines Museums zur Wahrung der
kulturellen Identität aus. Bis zur Eröffnung
und seiner Umsetzung sollten aber noch
acht Jahre vergehen. Die Herausforderung
bestand um die Jahrtausendwende darin,
dass es in Niederösterreich schon mehr als
700 Museen gab, daher musste es etwas
anderes als ein herkömmliches Museum
sein. So entschied man sich für die Errichtung einer Erlebniswerkstatt. Die Idee war
einfach und schlüssig. Räumte man vor 30
oder 40 Jahren noch ganze Dachböden ab,
kam hier bald die Ernüchterung: Viele
Gebrauchsgegenstände waren bereits verschwunden oder nur gegen Bezahlung
erhältlich. So eröffnete man am 7. Juli 2001
ein halb leeres Museum und hoffte, mit der
Zeit dieses zu füllen.
Kloster-Schul-Werkstätten
Der Ansatz des Museums war von Anfang
an, das Wissen der älteren auf die jüngere
Generation zu übertragen. Der Verein
begann mit dem Aufbau eines Kurswesens.
Die Inhalte reichten vom Korbflechten bis
Schindelmachen u. v. m. Durch das ständige
Ausborgen von Werkzeugen – denn mit nur
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Ab 2005 tauchte seitens der Besucher immer
wieder die Frage auf, warum es zwar Kurse,
Filme und eine schöne Ausstellung gab,
jedoch keine Produkte. 2007 erfolgte der
nächste Meilenstein: Die alte Volksschule
wurde seitens der Gemeinde zur Verfügung
gestellt und in den ehemaligen Klassen
Manufakturen errichtet. Der Name „Kloster-Schul-Werkstätten“ leitet sich aus der
Geschichte des Hauses her. Schönbach ist
ein Wallfahrtsort, in dem der Orden der
Hieronymitaner 1698 ein Kloster errichtete.
Nach dessen Auflösung 1828 wurde das
Gebäude bis 2003 als Schule genutzt, seit
2007 befinden sich zwei Werkstätten im
Haus. Der Schwerpunkt liegt bei der Herstellung von Naturseifen und Körben. Bei
den Naturseifen besinnt man sich auf heimische Fette und Öle.
Korbwerkstatt
In der Korbwerkstatt ist eine Ausstellung
und Dokumentation des Flechthandwerks
zu sehen, welche von Amalie Pauli und
Andrea Gruber im Rahmen eines BOKUProjektes als Ausstellung konzipiert wurde.
Diese gibt Einblick in die mehrere tausend
Jahre alte Technik und deren Entwicklung
bis zur heutigen Zeit. In Österreich ging das
Berufsbild des Korbflechters inzwischen
gänzlich verloren und ist zumeist nur mehr
im Hobby- und Kreativbereich angesiedelt.
In Österreich ist die Herstellung von Körben
Waldviertel / 25
Mitarbeiterin Hildegard Neumaier rührt und kreiert
ganzjährig Schönbacher Naturseifen.
nicht mehr kostendeckend machbar. Es gibt
nur mehr 17 gewerbliche Korbflechter in
ganz Österreich. Davon sind zehn aus
Altersgründen bereits ruhend gestellt. In
Niederösterreich gibt es noch vier – und da
zählt Schönbach zu den einzig produzierenden. Schönbach fand eine Nische: die
Wachauer Zistel und den Waldviertler
Erdäpfelkorb aus dem Raum Vitis.
faires.handwerk.für.europa
Die Nachfrage der Kunden nach qualitativ
hochwertiger Ware stieg in den letzten Jahren kontinuierlich. Durch einen glücklichen
Zufall wurde der Verein gebeten, Österreich
im Jahr 2011 bei einem internationalen
Korbflechter-Symposium in Polen zu vertreten. 42 Nationen aus allen Kontinenten
waren anwesend. Bei diversen Gesprächen
gab es seitens der Europäer ein Jammern auf
hohem Niveau und die Erkenntnis, dass das
„Match“ der Korbflechter schon lange nicht
mehr z. B. Österreich gegen Ungarn heißt,
sondern Europa gegen Asien. „Fairtrade“ ist
für Länder des Südens in aller Munde, nur
hat dies keine Gültigkeit für das Handwerk
in Europa. So entstand kurzerhand das Projekt „faires.handwerk.für.europa“ – und in
Schönbach 2012 das 1. Österreichische
Korboutlet als Pilotprojekt. Körbe aus verschiedenen Ländern Europas werden zu
fairen Preisen mit den Produzenten direkt,
also ohne Zwischenhandel gehandelt. Inzwischen gibt es Ambitionen zur Errichtung
von Outlets in anderen EU-Ländern.
Die Ausbildung von Korbflechtern bleibt
weiter ein Anliegen des Vereins. In den
Max Zainzinger und Thomas Zainzinger haben sich die alte Technik Holztramhacken wieder angeeignet.
Anfängen konnten Kursteilnehmer innerhalb eines Tages einen Korb herstellen. Es
stellte sich aber heraus, dass die Kursinhalte
für einen Tag zu dicht waren und meistens
rasch in Vergessenheit gerieten. Immerhin
dauerte früher der Lehrberuf auch mehrere
Jahre. So wurden die Kursinhalte inzwischen auf ein Modulsystem umgestellt. Der
Sinn und Zweck ist neben der Erhaltung der
Technik auch die Bewusstseinsbildung. Ein
Profi benötigt für einen mittleren Einkaufskorb rund vier bis fünf Stunden. Hat man
einmal selber einen Korb geflochten, verändert sich die Wertschätzung gegenüber diesem Produkt wesentlich. Setzt man dann
noch seinen persönlichen Stundenlohn
gegenüber, öffnet es einem die Augen.
spiel ist die Wagnerei – daraus entwickelte
sich das Berufsbild der Mechaniker und
Karosseriespengler.
Museum und lebendiges Handwerk zusammenzubringen ist in Schönbach gelungen.
Durch die Zusammenlegung der beiden
Häuser eröffnen sich neue Möglichkeiten.
Museumsarbeit bedeutet in der heutigen
Zeit, sich immer weiterzuentwickeln und
Neues zu bringen. Sich mit dem Erreichten
zufriedenzugeben, ist Stillstand und kommt
einem Rückschritt gleich – oder man droht
zu verstauben. /
Text: Andreas Teufl
Fotos: Erlebnismuseum und Kloster-SchulWerkstätten Schönbach
Seifen aus aller Welt
Heuer ist die Erlebniswerkstatt aus dem
Gemeindezentrum in das Klostergebäude
übersiedelt und wird endgültig als Museum
geführt. Neben den bewährten Handwerksthemen gibt es auch die Sammlung
„Seifen aus aller Welt“. Besucher bringen
oder schicken immer wieder Seifen von
diversen Urlaubsreisen. Rund 3.000 aus 100
Ländern sind es bereits. Und es wird fleißig
weitergesammelt.
Der 15. August ist der große Handwerkstag.
In Kooperation mit dem Kräutertag von
Sonnentor in Sprögnitz findet in Schönbach
der Korb- & Handwerksmarkt XL statt.
Dabei zeigen rund 40 Handwerker das alte
Handwerk in der heutigen Zeit. Viele
Gewerbe haben sich im Laufe des letzten
Jahrhunderts gewandelt. Ein typisches Bei-
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
ERLEBNISMUSEUM
SCHÖNBACH
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Sa, 12.–So, 13. 4. 2014
Frühlingserwachen
Sa, 5.–So, 6. 7. 2014
Museumsheuriger mit Freiluftkino
Fr, 15. 8. 2014
Korb- & Handwerksmarkt XL
3633 Schönbach 2
Tel. 0664 546470 (Franz Höfer)
[email protected]
www.handwerk-erleben.at
Mostviertel / 26
Wallfahrt & Wohlklang
Immer wieder aufhOHRchen
SONNTAGBERG
SANKT
VALENTIN
Am Tag des Mostes:
Volksmusikanten-Wallfahrt auf den Sonntagberg.
Gemeinsam singen, musizieren und tanzen
bei wieder aufhOHRchen in St. Valentin.
Christoph Berger und Pater Franz.
Foto: Alfred Luger
In der Blütezeit des Mostviertels laden die Mostviertler
Volksmusikanten am Sonntag,
den 27. April zur Wallfahrt
auf den Sonntagberg. Zum
Dank für viele Stunden gemeinsamen Singens und Musizierens wollen sie nach einer
kurzen Fußwallfahrt in der
Basilika Sonntagberg innehalten, wo sie die heilige Messe
musikalisch umrahmen.
Bereits zum sechsten Mal sind alle Musikanten und Freunde eingeladen, sich ab 7.15 Uhr beim Mostheurigen der Familie Bogner
(Wagenöd) zu treffen. In bewährter Weise wird Franz Grimm aus
Steinakirchen die Pilger auf der Wallfahrt entlang des Panoramahöhenweges mit der Geschichte und G’schichtln um die Region begleiten. Die Gestaltung des Festgottesdienstes übernehmen ausschließlich
Mostviertler Volksmusikanten mit Saiteninstrumenten, Blasinstrumenten, Steirischer Harmonika und Gesang. Nach dem Gottesdienst
geht es mit guter Stimmung zu den umliegenden Gasthäusern, Mostheurigen und Sehenswürdigkeiten.
Mit der Obstbaumblüte, den zahlreichen regionalkulturellen Veranstaltungen und der einzigartigen Most- und Jausenkultur ist dieser
„Tag des Mostes“ mittlerweile zu einem besonderen Höhepunkt im
Jahreskreis geworden. /
6. VOLKSMUSIKANTEN-WALLFAHRT
In St. Valentin wird der Maibaum
noch händisch aufgestellt. Foto: z. V. g.
Seitdem das niederösterreichische
Volksmusikfestival aufhOHRchen
1999 in St. Valentin zu Gast war,
organisiert die Volkstanzgruppe
St. Valentin unter der Leitung von
Franz Huber in Zusammenarbeit
mit der Stadtgemeinde St. Valentin
und der Volkskultur Niederösterreich mittlerweile alle zwei Jahre
ein aufhOHRchen in der Stadtgemeinde. Die beliebtesten Programmpunkte des Festivals blieben
seit 15 Jahren bestehen: Wirtshausmusik und Maibaumaufstellen.
Im Rahmen der Wirtshausmusik spielen im Geschichtlichen Museum
der Stadt St. Valentin und in den Gaststätten Gartenhotel Kerschbaumer, Gasthof Pillgrab, Hotel zur Post und Gasthof Wallner die
Ensembles WIADWÖ!, 4-er BOB, Die Musikanten, Holly Molly Brass,
Durchg’mischt, streichfähig, Borderland Dixieband, Terz Sterz,
Schnopsidee, die Stifta Geigenmusi und die Stubenmusik Berger. Der
aufhOHRchen-Sticker um EUR 5,00 ist in allen Gaststätten erhältlich
und erlaubt den ganzen Abend lang ein wunderbares Musikerlebnis.
Am nächsten Tag, dem 1. Mai lädt die Volkstanzgruppe St. Valentin
ein, beim Maibaumaufstellen zuzusehen, der in St. Valentin noch händisch aufgestellt wird, musikalisch umrahmt von der Stadtkapelle.
Anschließend zeigt die Volkstanzgruppe den traditionellen Bandltanz
und weitere Volkstänze. /
WIEDER AUFHOHRCHEN
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So, 27. 4. 2014, ab 7.15 Uhr
Mi, 30. 4. 2014, ab 19.00 Uhr; Do, 1. 5. 2014, ab 11.00 Uhr
Wirtshausmusik und Maibaumaufstellen
Basilika Sonntagberg
3332 Sonntagberg
Veranstalter: Netzwerk der Mostviertler Volksmusikanten
Tel. 0650 6627373 (Christoph Berger, Stubenmusik Berger)
4300 St. Valentin
Tel. 0664 9608876 (Franz Huber)
[email protected]
www.mvvm.at
www.aufhOHRchen.at
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Mostviertel / 27
Ötscherland Trio
MUSIK & GESELLIGKEIT
Der Band 6 der Reihe „musikErleben“ ist dem Ötscherland Trio gewidmet.
Porträt einer unverwechselbaren Gruppe.
weitervererbt, denn anstelle von Werner
Tippelt, der nur mehr gelegentlich mitspielt,
erweitern Sohn Robert und Tochter Erika
das Ötscherland Trio. In den Besetzungen
Steirische Harmonika, Gitarre und Bassgeige oder mit zwei Steirischen Harmonikas
und einer Bassgeige, in Ausnahmefällen
auch zwei Steirische Harmonikas und Gitarre, sowie mit dreistimmigem Gesang wird
das Ötscherland Trio seit Jahrzehnten bei
diversen öffentlichen und privaten Festen
gern gesehen und gehört.
kalische Wegbegleiter zu Wort kommen und
berichtet nicht zuletzt über die Entwicklung
und Entstehung des „neuen“ Ötscherland
Trios, ergänzt mit vielen Fotografien und
ausgewählten Notenbeispielen. Die beiliegende CD bietet Hörerlebnisse des Ötscherland Trios in seinen verschiedenen Besetzungen. Am 20. März wird das Buch im
Haus der Begegnung in Gaming präsentiert,
zu der das Ötscherland Trio sehr herzlich
einlädt. /
Text: Claudia Lueger
Wirkungsort Wirtshaus
Franz Schoiswohl, Erich Zahnt, Werner Tippelt.
Foto: z. V. g.
Sie spielen seit beinahe 40 Jahren. Als 1976
der Landwirt Erich Zahnt, der Lehrer
Werner Tippelt – beide schon aktiv beim
Doppelquartett Ötscherbuam – und der
Mechanikermeister Franz Schoiswohl das
Ötscherland Trio bildeten, wurde daraus ein
Instrumentalensemble, das seit Jahrzehnten
erfolgreich ist und ein eigenes Publikum
erobert hat. Es scheint, als hätte die Natur
den Dreien alles in die Wiege gelegt, was
einen echten Volksmusikanten ausmacht:
hohe Musikalität, Freude an der Musik und
Geselligkeit, die nach Auftritten oft erst im
Morgengrauen der Müdigkeit weicht.
In der Familie Zahnt wurden diese Wesenszüge bereits auf die nächste Generation
Oftmals konnte man das Ötscherland Trio
bereits in Radio und Fernsehen erleben. Die
erfolgreiche Gruppe wirkte in Sendungen
wie „Guten Abend am Samstag“ mit Heinz
Conrads, „Begegnung mit dem Nachbarn“,
bei Radio- und Fernsehfrühschoppen, bei
Radio 4/4 oder bei aufhOHRchen auf Radio
Niederösterreich mit. Immer wieder musiziert das Ensemble beim niederösterreichischen Volksmusikfestival aufhOHRchen.
Großartige Stimmung verbreitet das
Ötscherland Trio auch auf Almen und
Schutzhütten – ihr liebster Wirkungsort ist
natürlich das Wirtshaus.
Dem Ötscherland Trio wird der sechste
Band der musikbiografischen Buchreihe
„musikErleben“ gewidmet – einer für das
Gebiet rund um den Ötscher und für ganz
Niederösterreich bedeutenden Gruppe.
Autor Werner Tippelt erzählt auf amüsante
Weise die musikalische Karriere des
Ötscherland Trios: Über die Anfänge, die
vielen Konzerte und Auftritte, er lässt musi-
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
ÖTSCHERLAND TRIO
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Do, 20. 3. 2014, 20.00 Uhr
Buchpräsentation musikErleben 6 –
Das Ötscherland Trio
Haus der Begegnung Gaming
Im Markt 18, 3292 Gaming
Tel. 0664 820 8594 (Claudia Lueger)
www.volkskulturnoe.at
musikErleben 6 – Das Ötscherland Trio
Buch mit CD: ISBN 978-3-901820-78-6
Subskriptionspreis: EUR 20,00
(statt EUR 24,20)
Handwerk / 28
Glasätzen
SEIDENWEICHES GLAS
Der letzte Glasätzer Österreichs hat sich auf das Rekonstruieren von Jugendstilarbeiten spezialisiert.
Derzeit arbeitet er für die Päpstliche Nuntiatur in Wien.
Werner Goll hat von einer zerbrochenen Scheibe das Muster übertragen. Dieses wird er dann mit Asphaltlack auf das Fensterglas aufbringen und in drei bis vier
Durchgängen ätzen.
Ein Bauernhof im Weinviertel. Nichts deutet
darauf hin, dass in den einstigen Stallungen
ein Handwerk seinen Platz gefunden hat,
dass beinahe ausgestorben ist. Werner Goll
ist Glasätzer. Der Raum ist nüchtern und
kahl. An der Wand prominent die Nummer
der Entgiftungszentrale, ein paar Kübel stehen am Boden, die Gasmaske hängt griffbereit. Ein stechender Geruch – das ist die
Flusssäure, das Um und Auf der Glasätzerei.
Gerade hat Goll die Glastür einer Duschkabine für die irakische Botschaft auf seinem
Arbeitstisch liegen. Über die gesamte Fläche
rankt sich ein florales Muster. Dieses ist mit
einer Folie abgeklebt. Das Glas liegt in einer
Zinkwanne und wird erst einmal mit Wasser
gereinigt und gespült. „Absolut sauber muss
gearbeitet werden“, ist die oberste Maxime
des Handwerkers Werner Goll. Denn ein
Fehler beim Ätzvorgang kann nicht mehr
korrigiert werden.
Nachdem er das Wasser abgeleitet hat,
rührt Goll in einem Kübel „eine spezielle
Mischung“ – die Mattsäure. Dafür wird
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Flusssäure mit Soda, kohlensaurem Kalium
und Wasser versetzt und nun mit Schwung
über das Glas geschüttet, bis dieses gut
bedeckt ist. Vorerst passiert nichts, weder
beginnt es zu brodeln und zu zischen noch
verändert sich das Glas sichtbar. In etwa
einer Stunde wird Goll die Säure entfernen.
Die Folie, die das Muster abdeckte, wird
abgelöst – glasklar ranken sich die Blumenornamente auf dem matt schimmernden
Glas. Ist dies noch eine einfache Arbeit,
warten in einem weiteren Raum ungleich
komplexere Aufgaben auf das Bad in der
Handwerk / 29
Glasätzen – eine aufwändige Technik …
... wie es an der Rekonstruktion der Fenstergläser für die Päpstliche Nuntiatur nur unschwer zu erkennen ist.
Flusssäure. Hier liegen zerbrochene Glasscheiben, von denen Werner Goll zuerst das
Muster abnehmen muss, um es auf die neue
Scheibe zu übertragen.
erlaubt.
In dieser Reihenfolge können bis zu
zwölf Tiefen hergestellt werden. Auch die
Oberflächenstruktur ist beeinflussbar und
mit verschiedenen Techniken kombinierbar.
Mit Asphaltlack pinseln
Bauboom der Jahrhundertwende
Wenn er ein Muster digitalisiert – so wie das
der irakischen Duschkabine –, dann wird
dieses auf eine Folie gedruckt und auf das
Glas geklebt. So werden moderne Entwürfe
gehandhabt. Ein großer Teil seiner Arbeit ist
das Wiederherstellen alter Scheiben, meist
mit Jugendstilornamenten. Dafür braucht er
die Vorlage (oder zumindest Reste davon),
dann bringt der Glaskünstler in drei bis vier
Arbeitsschritten das Muster mit Asphaltlack
auf die Scheibe. „Den Lack stelle ich selbst
her, indem ich Asphalt koche und mit Kolophonium und Bienenwachs verfeinere.“
Anschließend legt Werner Goll eine Armstütze auf das Glas und beginnt zu pinseln.
Fensterscheiben mit Jugendstilornamentik,
die Gläser von Liftkabinen, Glasfüllungen
alter Flügeltüren oder Scheiben von einfachen Küchenkredenzen – geätzte Glasscheiben wurden im ausgehenden 19. Jahrhundert in großer Menge hergestellt. Geht
eine solche kaputt, dann ist Werner Goll die
einzige Adresse in Österreich, um sie wieder
zu ersetzen. Mit der Entdeckung der hochgiftigen Flusssäure (Fluorwasserstoffsäure)
begann man, damit Metall und Glas zu bearbeiten. Ab 1850 finden sich, zuerst noch in
adeligen Häusern, die ersten geätzten Glasscheiben. Sie finden dort Verwendung, wo
zwar Licht durchkommen, aber durch aufwändig angebrachte Muster ein Sichtschutz
gewährt sein soll. Mit dem Bauboom ab den
1880er Jahren und der Errichtung großer
Zinshäuser in Wien werden die geätzten
Fensterscheiben zu einem Gestaltungselement. Die grauen Hinterhöfe der Stadt will
man in den prächtig ausgestatteten Stiegenhäusern außen vor lassen. Die matten Scheiben, mit Mustern und oftmals Monogramm
der Hausbesitzer versehen, sind dafür eine
ideale Lösung.
Das Ätzen von Mustern beruht auf dem
Abdecken von Flächen und der anschließenden Bearbeitung mit Mattsäure (um die
matte Struktur zu erhalten) und Flusssäure,
welche das Glas tiefer ätzt und dunklere
Töne erzeugt. Jeder Arbeitsschritt erzeugt
eine Abstufung, dadurch erhält das Dekor
Plastizität und Struktur. Werner Goll bearbeitet das Glas in Zwei-, Drei- oder Viertonstufen. Die erste Stufe ist das Mattieren
mit der mit Soda verdünnten Flusssäure
(= Mattsäure), danach folgt der erste Halbton, der zweite Halbton und anschließend
die Tiefenätzung. Dabei hat die Oberfläche
einen tieferen Farbton erhalten, der aber
auch gleichzeitig einen diffusen Durchblick
Werner Goll ist nicht als Glasätzer ins
Berufsleben gestartet. Begonnen hat er als
Buchdrucker mit dem Abschluss als Meister
für Hochdruckmaschinen. Erst 1983 hat er
bei einem der letzten Ätzmeister verschie-
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
dene Kunstarten gelernt: von Radierung,
Öl- und Lackmalerei bis Skulpturen- und
Glaskunst. Da war das Glasätzen schon nur
mehr in ganz wenigen Wiener Werkstätten
wie bei Carl Geyling’s Erben, Johann Rathmaier oder Johann Nowak präsent. Die
Technik des Sandstrahlens hat das Ätzen
vollständig verdrängt. „Sandstrahlen reicht
aber niemals an die Feinheit des geätzten
Glases heran. Es bekommt nicht die Plastizität und ist auch nicht robust. Schon fette
Finger können Spuren hinterlassen, die
nicht mehr zu entfernen sind.“ Dabei streicht
Werner Goll über das seidenweiche Glas.
Seit 1991 ist Goll freischaffender Ätzmeister,
der mit viel Geschick Glas in künstlerische
Objekte verwandelt. Da der Schwerpunkt
seiner Arbeiten zuerst dem Ätzen von Spiegeln galt, musste er sich das Glasätzen und
die verschiedenen Stilrichtungen erst aneignen. Zu seinen größten Aufträgen zählte das
Restaurieren von Glasscheiben im Wiener
Rathaus. Derzeit ersetzt er Fenstergläser mit
filigranen Blumenmustern für die Päpstliche
Nuntiatur in Wien. /
Text: Mella Waldstein
Fotos: Gregor Semrad
GLASÄTZEN & SPIEGELBILDER
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Werner Goll
2042 Großnondorf 79
Tel. 0664 3379532
www.goll-glasdesign.at
Bücher, CDs & feine Ware / 30
AUSLAGE
TAKTVOLL VOKAL
RUNDUM GSUND
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Mit Die Tanzgeiger, Valentin Rud, Kremsmünsterer Bock & Leier-Musik, Ab und Zu
Chor, Schankpartie, Stammtischmusi Wieselburg, Wachau-Chor Spitz
CD, EUR 18,00
Erhältlich in der Galerie der Regionen,
Donaulände 56, 3500 Krems-Stein
BradlBerg Musik
EUR 15,00 zzgl. Versandkosten
Erhältlich über [email protected]
Wesentliches Motiv für die Produktion dieser
CD war, das Gemeinsame von Lied, Tanz und
Musik zum Klingen zu bringen, vermittelt
durch hervorragende Interpreten, die mit
ihrer Art des Aufspielens so richtig zum Tanzen animieren können. Diese Qualität fußt
auf einer genauen Kenntnis über die Quellen
des dargebotenen Repertoires und ist gewachsen mit jenen Erfahrungen, die bei den verschiedensten Anlässen gesammelt wurden.
Tanz als verbindendes Element zwischen den
Menschen ist wesentlicher Teil unserer Kultur.
Er spiegelt die Vielfalt unserer Gesellschaft
und Geschichte wider und bereitet vor allem
Freude. /
ZEITENSTRÖME
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Markus Pfandler-Plöcksteiner an der
großen Orgel der Stiftskirche Altenburg
EUR 17,50 (zzgl. Versandkosten)
Erhältlich im Klosterladen Stift Altenburg,
[email protected]
Stiftskapellmeister Markus Pfandler-Plöcksteiner
hat auf der großen Pfliegler-Orgel der Altenburger Stiftskirche ein spannendes Programm eingespielt. Neben der „Sonate in h“ (1956) von
Hermann Schroeder und Johann Sebastian
Bachs „Toccata und Fuge d-Moll“ beeindrucken
vor allem Johann Nepomuk Davids „Es ist ein
Schnitter, heißt der Tod“ und „Dies irae“. /
Spontan fanden sich die jungen Vorarlberger zu
einer Formation. Zu Magnus Lässer mit dem
Flügelhorn und Lucas Oberer mit der Steirischen
Harmonika gesellte sich noch Bernhard Vögel
mit der Tuba, Marc Meusburger mit der Basstrompete, Jodok Lingg mit dem Flügelhorn und
die Tirolerin Michaela Brandenberg an der
Harfe. Ihre Literatur ist vor allem traditionelle
Volksmusik (Inbrüggler, Südtiroler 6er Musig)
und mittlerweile auch eigene Stücke. /
SONGS OF GASTARBEITER, VOL. 1
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EUR 15,00
Erhältlich über www.trikont.de
Es sind Lieder vom Heimweh, Am-Rande-Stehen, Niemals-Ankommen. Viele Gastarbeiter
haben in den 1970ern und 1980ern mit ihren
Liedern den Deutschen den Spiegel vorgehalten.
Doch die haben nicht zugehört. Bis jetzt: Imran
Ayata und Bülent Kullukcu, der eine Schriftsteller, der andere Theaterregisseur, haben die Songs
jetzt für eine Compilation ausgegraben. Beide
erzählen mit diesen Liedern die Geschichte ihrer
Eltern. „Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen
Menschen“. Dieses berühmte Zitat von Max
Frisch ist auch Tenor von Cem Karaca in „Es
kamen Menschen an“. „Türkisch Mann“ ist eine
ironische oder möglicherweise doch ernst
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
gemeinte Charakterisierung eines Mannes, der
so ziemlich jedes Vorurteil aufnimmt, das Ende
der 1970er Jahre gegenüber anatolischen Gastarbeitern herrschte. Selda, fixe Größe der türkischen Folk- und Popszene, singt in „Almanya
Acı Vatan“ über die bittere Heimat, die keinem
Menschen zugelächelt hat. Die Lieder sind überwiegend in Deutschland entstanden. Sie wurden
aus Eigenmitteln der Musiker, ihrer Familien
sowie Bekannten produziert. Schnell entstand
ein abgeschotteter Musikmarkt mit wenigen
Überschneidungen und Berührungen zur deutschen Kultur. /
MUSIKINSTRUMENTE
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Musikinstrumentenführer,
II. Teil, 1800–1950
EUR 59,90
Edition mit Buch (154 Seiten) und 8 CDs
ISBN 5400439001053
Ricercar
Erhältlich im Buchhandel
Nach Teil I, der sich mit der Entwicklung der
Musikinstrumente von der Renaissance bis zur
Französischen Revolution befasst, ist nun der
zweite Teil des Musikinstrumentenführers von
Jérôme Lejeune im Verlag Ricercar erschienen.
Teil II beschäftigt sich mit der Geschichte der
Instrumente zwischen 1800 und 1950. Er fasst
die wichtigsten Veränderungen im Musikleben
nach 1800 zusammen und skizziert ihre Auswirkungen auf Instrumente. Der Text ist mit
zahlreichen Fotos von Instrumenten und Abbildungen illustriert, acht CDs mit Hörbeispielen
ergänzen die Darstellung und komplettieren das
informative Nachschlagwerk, indem sie bekannte sowie ausgefallenere Instrumente erklingen
lassen. Dabei ist jeder Instrumentenfamilie ein
eigenes Kapitel gewidmet. /
Bücher, CDs & feine Ware / 31
WÅLDVIERTL
HEILSAME GESCHICHTEN
MUSIKALISCHER SPAZIERGANG
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Isolde Kerndl: Aus’n hintersten Eck
und da vordersten Reih’
EUR 23,90
Faksimilierte Sonderausgabe: 777 Exemplare
ISBN 978-3-901392-37-5
www.steinverlag.at
Hermann Wittmann: Heilsame Geschichten
EUR 18,00
Erhältlich über
www.maerchenerzaehler.at
Mäuschen Max geht gern spazieren
Christina Foramitti, Tobias Thaler,
Ensemble klangmemory
EUR 19,50
Erhältlich in der Galerie der Regionen
und über [email protected]
In gewohnter Manier blickt die Lyrikern Isolde
Kerndl dem Waldviertler Volk über die Schulter
und bringt uns mit spitzer Zunge zum Schmunzeln. Georg Fessl hält mit seiner Kamera Originelles und Schönes vom Waldviertel fest. /
MUT ZUR SCHÖNHEIT
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Helmut Wittmann erzählt von der Kunst des
richtigen Wünschens, aber auch vom heilenden
Vogel, vom Adler, der ein Hendl war, und vom
Glück, das am Weg liegt. Die Wirkung dieser
CD setzt schon bei der ersten Geschichte ein:
Einer kommt unter einem Wunschbaum zu sitzen. Hier geht jeder Wunsch in Erfüllung. Was
für ein Glück! – Oder auch nicht! Annette
Marie Pichler webt mit feinem Gespür für das
Wesentliche in die Erzählungen den Klang der
Harfe hinein. Beeindruckende Jodler von der
Gruppe Aufstrich, Christine Lauterburg und
dem Viergesang ReGeHeGe geben dem Ganzen
eine herzerfrischende Würze. Mit der Kraft und
dem Zauber ihrer Bilder regen diese Erzählungen das schöpferische Denken an. Spielerisch
entfalten sie schon beim ersten Hören ihre „heilsame“ Wirkung. Daher verwundert es kaum,
dass diese CD auch in Apotheken erhältlich ist! /
Tarek Leitner: Streitschrift gegen die
Verschandelung Österreichs
EUR 22,50, Christian Brandstätter Verlag
ISBN 978-3-85033-659-8
www.cbv.at
Auf der Grundlage der erfolgreichen Mitmachkonzerte für Familien ist nun ein Bilderbuch
entstanden, das gemeinsam mit der dazugehörigen CD die Babys, Kinder und ihre Vertrauenspersonen einlädt, miteinander zu lesen, zu
hören, zu singen, zu tanzen – und gemeinsam
Zeit zu verbringen. Das kleine Mäuschen Max,
eine besonders fröhliche und quirlige Maus, die
gerne singt, besucht bei einem Ausflug seine
Tierfreunde. Doch nach einem wunderschönen
(musikalischen) Spaziergang vermisst er am
Ende des Tages dann doch seine Mama und findet jemanden, der ihn nach Hause bringt. Begleitet wird Max vom Ensemble klangmemory.
Zu hören sind Bratsche, Kontrabass, Klarinette,
Querflöte, Gitarre, Akkordeon und Klavier. /
TUCHFÜHLUNG
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Seit der Gründung 1946 entwickelte sich
Striessnig zum Spezialisten für Tücher,
Schals und Krawatten. Modernste Fertigungstechniken, feines Designs und hochwertige
Qualität von den Materialien bis zur Endverarbeitung sind die Zutaten des Erfolgs.
International führend in Sachen Trachtenaccessoire, die Tradition und Innovation
vereinigen. /
Den „Zeit im Bild“-Anchorman Tarek Leitner
kennen und schätzen wir normalerweise für
seine sachliche, objektive Berichterstattung. In
diesem Buch jedoch wirft der Bürger Leitner
einen höchst subjektiven Blick auf seine Umwelt.
Und fragt: Warum lassen wir uns Hässlichkeiten
in unserer Umgebung alle gefallen? Seine These
lautet: Im Namen der „Wirtschaftlichkeit“ akzeptieren wir vielfach, dass der Raum, in dem
wir unser alltägliches Leben verbringen, verunstaltet wird. Durch Tankstellen und FastfoodKetten, Leuchttafeln und Lärmschutzwände,
Baumärkte und Autobahnknoten. Alles Dinge,
die wir brauchen. Aber bemerken wir überhaupt
noch, wie sie uns den Blick verstellen? Tarek
Leitner schärft mit diesem Buch die Wahrnehmung unserer Umgebung und entfacht eine
längst fällige Diskussion über unseren achtlosen
Umgang mit der Ressource Landschaft. /
Galerie der Regionen
3504 Krems-Stein, Donaulände 56
Tel. 02732 85015 15
Öffnungszeiten
Di–Fr, 10.00–12.00 u. 15.00–18.00 Uhr,
jeden 1. Sa im Monat 10.00–12.00 und
14.00–17.00 Uhr,
an Konzerttagen bis 21.00 Uhr
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Museumstag in Wiener Neustadt / 32
Wiener Neustadt
THEATER IM MUSEUM
1994–2014: 20 Jahre Museumstage in Niederösterreich – 20 Jahre Plattform für gegenseitiges
Kennenlernen und Austausch innerhalb der Museumsgemeinschaft.
„Tea Time“ in der gleichnamigen Sonderausstellung im Stadtmuseum Wiener Neustadt im Jahr 2013. Foto: SOG.Theater
Für Sonntag, den 6. April 2014, lädt das
Museumsmanagement Niederösterreich in
Kooperation mit Stadt und Stadtmuseum
zum 19. Niederösterreichischen Museumstag ins Stadttheater Wiener Neustadt ein.
Das Tagungsthema „Theater im Museum“
wird in Umkehrung zu „Museen im Theater“: Das SOG.Theater wird unter der Spielleitung von Susanne Kadletz 20 Jahre Museumsentwicklung Revue passieren lassen;
„Wozu Theater in Museen?“ wird Eveline
Klein hinterfragen und Theaterpädagogin
Marika Reichhold alias „frau franzi“ (siehe
„Schaufenster“ vom Februar 2014) berichtet
über ihre Erfahrungen; Interviews und Referate sollen neugierig und mutig für eine
andere, neue und überraschende Art von
Vermittlung in Museen machen. Als Moderator und Regisseur des Vormittags konnte
Projektmanager Martin Vogg gewonnen
werden.
Museumsrundgang
Auch am Nachmittag wird durch Einbeziehung unterschiedlicher Orte ein Programm
geboten, das sich niemand ins Wohnzimmer
holen könnte. Das Industrieviertelmuseum
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
bietet eine Sonderausstellung zum Februarbürgerkrieg 1934 und eine bereits etablierte
Dauerausstellung zum Bombenkrieg 1943–
1945. Anton Faber wird den wichtigen
Wiener-Neustadt-Bezug erklären. Durch
das Flugmuseum Aviaticum wird Claudia
Cunia führen und die österreichische Fluggeschichte anhand von historischen Flugobjekten erklären. „Fliegende Frauen“ gibt
es ebendort als Sonderausstellung. Bürgermeister Bernhard Müller übernimmt die
Stadtrundfahrt und wird auf die wichtigsten
Jubiläen der Stadt eingehen. Unter dem Titel
„20 vierzehn“ werden viele für Wiener Neu-
Niederösterreichischer Museumstag / 33
19. NÖ MUSEUMSTAG
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So, 6. 4. 2014
Stadttheater Wiener Neustadt
Thema: Theater im Museum
1994–2014: 20 Jahre Museumstage
in Niederösterreich.
Detailprogramm und Anmeldung
Museumsmanagement Niederösterreich
[email protected], Tel. 02732 73999
www.noemuseen.at
SOG.THEATER
Der spätromanische Dom von Wiener Neustadt. Foto: z. V. g.
stadt wichtige Gedenk- und Jubiläumsjahre
hervorgehoben: 820. Todestag des Stadtgründers Herzog Leopold V.; 700 Jahre
Gründung Gymelsdorfer Vorstadt; 220 Jahre
Stadttheater; 190 Jahre Stadtmuseum …
Letztere Stätte bietet mit einer performativen Führung durch die aktuelle Ausstellung „Für Kaiser und Vaterland?“ den Höhepunkt. Ist es doch Museumsleiterin Eveline
Klein gelungen, mit der Idee, das SOG.Theater in das Stadtmuseum zu holen, Furore zu
machen. Das SOG.Theater unter der Leiterin Margarete Meixner präsentiert keine
fertigen Stücke, sondern entwickelt sie in
einem gemeinsamen Prozess – zum Beispiel
für Museen oder Schulen.
Beim Gedanken- und Erfahrungsaustausch
im Zuge dieses Museumstags hoffen wir,
gemeinsam auch die Ziele zu finden, die in
Zukunft für die Regionalmuseen wichtig
sind. Ein Nachdenken über Vergangenheit
und Gegenwart ist genauso möglich wie eine
Face-to-Face-Kommunikation mit den
Doyens der niederösterreichischen Kulturlandschaft, den Theaterpädagogen und
Fachleuten, denen es immer wieder gelingt,
den steten Wunsch eines Museumsbesuchers zu stillen, wenn er auf der Suche nach
Außergewöhnlichem ist. Und dieses Theater
wird nicht nur Theater machen, sondern
auch Museum! Daher: „Auf zum Museumstag“ am 6. April 2014! /
Text: Doris Buchmann
FLUGMUSEUM AVIATICUM
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2700 Wiener Neustadt
Ferdinand-Graf-von-Zeppelin-Str. 1
Tel. 02622 88630
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Das Zentrum für Theaterpädagogik und
strategische Inszenierung in Wiener
Neustadt bewegt sich im Spannungsfeld
zwischen Kunst, Bildung und Sozialem.
Es greift Volkstheaterformen aus aller
Welt auf und entwickelt sie mit modernen
Theateransätzen weiter. Museen, Straßen,
Schulklassen oder Wirtshaussäle werden
zu Bühnen und die Zuschauer in das
Geschehen einbezogen.
www.sog-theater.com
Öffnungszeiten: Di–So 10.00–18.00 Uhr
Das Museum auf dem Areal des ehemaligen Flugfeldes Ost. Hier startete
die Etrich-Taube ihren Jungfernflug im
April 1910. Das und viele andere Aspekte wie Ballonfahrt, Hubschrauber und
Flugsicherheit werden in den Hallen des
Aviaticums gezeigt. Auch auf die fliegenden Frauen wurde nicht vergessen. Schon
1910/11 erhielten Lilly Steinschneider und
Bozena Lagler die Motorfluglizenz in
Österreich.
Erste Ballonpilotin Österreichs
war Josefine Hinterstoisser.
www.aviaticum.at
INDUSTRIEVIERTELMUSEUM
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2700 Wiener Neustadt
Anna-Rieger-Gasse 4
Tel. 02622 26015
Öffnungszeiten: Mo–Fr 10.00–16.00 Uhr
Das Industrieviertelmuseum veranschaulicht die Bedeutung der Arbeit und der
arbeitenden Menschen in Wiener Neustadt und im südlichen Niederösterreich in
der jüngeren österreichischen Geschichte.
Sonderausstellung zum Gedenkjahr 2014:
„12. Februar 1934. Bürgerkrieg“.
www.stadtmuseum.wiener-neustadt.at/
industrieviertelmuseum
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
STADTMUSEUM
WIENER NEUSTADT
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Fr, 28. 3.–So, 2. 11. 2014
Für Kaiser und Vaterland?
2700 Wiener Neustadt, Petergasse 2a
Tel. 2622 373951
Öffnungszeiten:
Mi, Fr–So, Fei 10.00–16.00 Uhr,
Do 10.00–20.00 Uhr
Sterben und töten an der Front, arbeiten
und hungern in der Heimat. Der Erste
Weltkrieg verlangte der Bevölkerung der
Monarchie alles ab. Als traditionell kaisertreue Stadt und als Rüstungszentrum war
Wiener Neustadt von größter Bedeutung
für den kriegführenden Staat. Mit dem
Andauern des Krieges und der steigenden
Not erhielten jedoch die Lager der Kriegsgegner und Kritiker immer mehr Zulauf.
Im Jännerstreik fand die Friedenssehnsucht schließlich einen Ausdruck, der eine
weit über das Ereignis hinausreichende
symbolische Bedeutung erlangte. Auf Basis
der Ergebnisse des Dissertationsprojekts
von Sabine Schmitner macht die Ausstellung anschaulich, wie der Weltkrieg
gemanagt wurde, wo und wie dieses auf
Widerstand traf und welche Konsequenzen
damit verbunden waren.
www.stadtmuseum.wiener-neustadt.at
Stift Melk / 34
Hl. Koloman
MAHNER
GEGEN FREMDENHASS
1.000 Jahre Verehrung des hl. Koloman in Melk. „Koloman – Ein Weg wird Botschaft“ ist eine Ausstellung
im Wachaulabor der Schüler des Stiftsgymnasiums Melk.
Schüler des Stiftsgymnasiums Melk in der Nordbastei. Hier ist die von ihnen konzipierte Ausstellung „Koloman – Ein Weg wird Botschaft“ zu sehen. Foto: z. V. g.
Die Geschichte Österreichs ist aufs Engste
mit der Geschichte des Stiftes Melk verbunden. Einige der ersten Herrscher Österreichs,
die Markgrafen Heinrich, Adalbert und
Ernst, sind in der Stiftskirche bestattet. Ebenso ist dort seit 1014 die Grabstätte des ersten
Hausheiligen der Babenberger, des hl. Koloman, der bis in das 17. Jahrhundert Landespatron von Österreich war. Stift Melk gedenkt im Jahr 2014 der Translatio, der feierlichen Überführung, des hl. Koloman vor
1.000 Jahren.
Königssohn auf Pilgerschaft
Streng historisch betrachtet wissen wir wenig
über die Person des hl. Koloman. Die meisten
Quellen finden sich in Legenden. So gilt der
hl. Koloman in der Tradition als irischer
Königssohn. Er wollte das Erbe, die Herrschaft seines Vaters, nicht antreten, sondern
den irdischen Reichtum hintanstellen und
nach Jerusalem pilgern, dorthin, wo sein
eigentlicher Herr, Jesus Christus, bestattet
wurde.
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Die Pilger waren meist aus wohlhabendem
Hause, denn eine Pilgerreise war auch kostspielig. Der Weg, den der hl. Koloman
genommen hat, ist natürlich nicht exakt
bekannt. Wieder spielen Legenden eine
Rolle, die verschiedene Stationen anführen.
Eine davon ist z. B. Eisgarn im Waldviertel,
wo es einen so genannten Kolomanistein
gibt, auf dem der hl. Koloman eine Rast eingelegt haben soll. Der Weg führt ihn dann in
die Gegend von Stockerau. Dort soll er
auf der Suche nach Essbarem von Einhei-
Stift Melk / 35
mischen aufgegriffen worden sein. Hier beginnt sein tragisches Schicksal. Da die
Gegend schon öfter durch das Eindringen
der Ungarn verunsichert wurde, war die
Angst der Bewohner vor dem Fremden
groß. Und da ist nun Koloman, ein Mann in
fremder Kleidung, jemand, der anders aussieht, jemand, der der Sprache der Einheimischen nicht mächtig ist, jemand, der
anders ist … ist also ein Spion.
Grausames Martyrium
Die Legende erzählt von einem grausamen
Martyrium, das ihn zu einem Geständnis
bewegen sollte: mit Fackeln gebrannt, mit
Zangen gezwickt, mit Peitschen geschlagen
– und schlussendlich wurden ihm, so erzählt
die grausame Geschichte, die Schienbeine
angesägt. Koloman, wie gesagt der Sprache
der Einheimischen nicht mächtig, konnte
sich nicht artikulieren, deshalb konnte kein
Geständnis, dass er ein Spion sei, erzwungen
werden. Die Folge war, dass er auf einem
Holunderbaum erhängt wurde. Hier wird
als Datum der 17. Juli des Jahres 1012 überliefert. Nun berichtet die Legende ein besonderes Wunder: Der Holunderbaum hat frische Blätter und Blüten getrieben. Ein Jahr
lang blieb der Erhängte am Baum und verweste nicht – also das nächste Wunder.
Nachdem man dann Koloman bestattet
hatte, wurde die Gegend um Stockerau von
einem Hochwasser überflutet. Meterhoch
stand überall das Wasser, nur das Grab des
Heiligen blieb vom Hochwasser verschont.
All diese Wunder hat man dem Landesherren, dem Babenberger Heinrich I., ein
Sohn Leopold I., auf der Burg zu Melk
berichtet. Dieser ließ den immer noch
unverwesten Leichnam nach Melk bringen,
feierlich in der Burg bestatten und sogleich
vom Volk als Heiligen verehren. Als Datum
der Translatio wird der 13. Oktober 1014
überliefert. Dieser Tag gilt von nun an als
Festtag des hl. Koloman.
Seit Jahrhunderten (seit 1451) wird in Melk
aus diesem Anlass auch der „Kolomanikirtag“ abgehalten. Am 13. Oktober fand durch
lange Zeit hindurch die Wahl des Rektors an
der Universität Wien statt. Heutzutage wird
an diesem Tag übrigens die Wahl der Schulsprecherinnen und Schulsprecher des Stiftsgymnasiums Melk abgehalten.
Fast ein Kolomanidom
Koloman war also der erste Hausheilige der
Babenberger, der Patron von Österreich bis
1663, wo er dann von Leopold III., dem Heiligen, sozusagen „abgelöst“ wurde. Die
Bedeutung des Heiligen, der natürlich immer
noch Patron von Stift und Stadt Melk ist, geht
weit über Melk hinaus. An mehr als 250 verschiedenen Orten und Stätten, vor allem in
Österreich und Bayern, kann man die Kolomaniverehrung festmachen. Im Wiener Stephansdom gibt es mehrere Darstellungen, die
die Bedeutung Kolomans in der Geschichte
Österreichs unterstreichen.
Als kulturhistorische Besonderheit unter
dem Stephansplatz gilt die Virgilkapelle. Vermutlich war sie als Grabstätte oder als Ehrengrab für den hl. Koloman gedacht. Wäre es
den babenbergischen Landesherren gelungen, den Leichnam des hl. Koloman nach
Wien zu bringen, wäre das Patrozinium des
Stephansdomes auf den hl. Koloman übergegangen – eine These besagt, dass es dann
einen Kolomanidom gäbe.
Als die Babenberger die Burg in Melk verließen, holten sie die Benediktiner im Jahre
1089 an die Burg von Melk und statteten das
Kloster reichlich aus, damit der Ort würdig
betreut und für die Vorfahren gebetet werden
konnte. Diesem Erbe und dem Wunsch der
ersten Markgrafen Österreichs entsprechen
die Benediktiner bis auf den heutigen Tag
und führen die Tradition der Verehrung des
hl. Koloman weiter.
Warum lohnt es sich, die Tradition der Verehrung des hl. Koloman aufrechtzuerhalten?
Eigentlich ist er ein sehr aktuell zeitbezogener Heiliger: Koloman wurde Opfer seines
Fremdseins. Wer anders denkt, wer anders
ist, wer anders aussieht, wer anders spricht,
der macht sich verdächtig, macht Angst und
kann somit leicht das Opfer von Vorurteilen
werden. Es wird ihm im übertragenen Sinne
ein Strick um den Hals gelegt. Koloman
möge uns als „heilige Warnung“ vor Augen
stehen, nicht mitzumachen, nicht mitzuschreien, nicht mitzuschwimmen im Strom
der Vorurteile, nicht mitzumachen, wenn
jemandem der Strick um den Hals gelegt
wird. Somit ist der hl. Koloman nicht bloß
eine Legendenfigur, sondern ein sehr aktueller Mahner gegen Vorurteile, und es lohnt
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Kolomanistein bei Eisgarn, Waldviertel. Der Legende
nach soll hier der hl. Koloman eine Rast eingelegt
haben. Foto: Günther Z.
sich allemal, sein Gedächtnis zu bewahren
und weiterzutragen.
Ein Weg wird Botschaft
Im heurigen Jahr gibt es verschiedene Gottesdienste und zahlreiche Veranstaltungen im
Stift Melk, die das Thema „Koloman – Ein
Weg wird Botschaft“ in verschiedenster
Weise begleiten. So werden etwa zwei der
kostbarsten Schätze des Klosters, das Melker
Kreuz und die Kolomanimonstranz, im Original gezeigt. Die „MuseumsMacher“, Schüler und Schülerinnen des Stiftsgymnasiums,
haben im „Wachaulabor“ in der Nordbastei
des Stiftes eine Ausstellung zum Thema
„Koloman – Ein Weg wird Botschaft“ erarbeitet. Sie veranschaulicht Leben, Zeit und
Nachwirken des hl. Koloman, des Patrons
von Stift und Stadt Melk. /
Text: P. Martin Rotheneder
KOLOMAN –
EIN WEG WIRD BOTSCHAFT
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Stift Melk, Wachaulabor in der Nordbastei
3390 Melk, Abt-Berthold-Dietmayr-Str. 1
Tel. 02752 555-2
Öffnungszeiten: tägl. 8.30–17.00 Uhr
www.stiftsgymnasium-melk.org
Museum Langau / 36
Kohlebergbau
KOHLE EN DÉTAIL
Der Braunkohle-Abbau von Langau im Waldviertel wird dokumentiert: Ein Diorama wird die Arbeiten
im Tagbau wirklichkeitsgetreu nachstellen.
sent. Mit dem Diorama wird das einstige
Bergwerk wiederauferstehen. Schon vor
dem Ersten Weltkrieg wurde im Zuge der
Errichtung der Bahnstrecke Retz–Drosendorf a. d. Thaya (1910) ein Kohleflöz entdeckt. Doch es dauerte bis nach dem Zweiten Weltkrieg, um das Braunkohlelager im
Tagbau zu nutzen. Den Abbau trieb einerseits der strenge Winter 1946/47, der als
Hungerwinter in die Nachkriegsgeschichte
eingegangen ist, und andererseits der Mangel an Importkohle voran.
Austria
Fliegende Hunte – die zwei Kilometer lange Seilbahn beförderte die Kohle vom Abbau zur Sortieranlage
nahe dem Bahnhof. Foto: z. V. g.
Die kommenden drei Jahre werden bestimmt
nicht langweilig. Im Freizeitmuseum Langau wird nicht mit der Seele gebaumelt,
sondern eifrig an einem Diorama gebaut. Es
wird auf zwölf Quadratmetern den Braunkohle-Tagbau der Nachkriegszeit zeigen. Es
wird nach Kohle riechen, da wird gebaggert
und gepumpt werden, da quietschen die
Hunte und rütteln die Siebe. Nun ist man
mitten im Planungsstadium – und das bereitet dem pensionierten Eisenbahner Günter
Billing manch schlaflose Nacht. Die Ergebnisse dieser sind Skizzen, die sich mit beson-
ders kniffligen Aufgabenstellungen beschäftigen. Wie etwa die Seilbahn so konstruiert
werden kann, dass das „Seil“ – im Modell
ein Schnürchen – nicht bei jedem Arbeitsgriff reißt.
Langau liegt an der Grenze zu Tschechien.
Landwirtschaft rundum, sanft gewellte
Landschaft, und etwas abseits des Ortes die
Bergwerkseen und eine Erhebung, die sich
„Kipp“ nennt. Von einem Bergwerk ist weit
und breit nichts zu sehen, es ist nur mehr in
der Erinnerung der älteren Menschen prä-
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
1947 erwarb die Bergbau-FörderungsGesellschaft m. b. H. die Schürfrechte, im
Jahr darauf waren die Vorbereitungsarbeiten
so weit gediehen – es waren umfangreiche
Entwässerungsmaßnahmen notwendig, um
an den etwa vier Meter dicken Flöz zu kommen –, dass mit dem Abbau begonnen werden konnte. Mit Krampen und Schaufel
wurden 10 bis 20 Tonnen pro Tag aus der
Grube „Austria“ gefördert. Mangels einer
Waage bestimmte man das Gewicht durch
das Füllen von Holzgefäßen.
Das Modellbauteam rund um Günther Billing wird die Situation des Braunkohletagbaus im Jahre 1950 darstellen. 1950 erreichte
der Abbau mit 630 Arbeitern den höchsten
Beschäftigungsstand. Weiters war das
Braunkohlefeld „Austria“ so weit mechanisiert, wie es sich Modellbauer erträumen:
Feldbahnen, Löffelbagger, Kipper, Sieberei,
Verladestation und eine Seilbahn. Die Seilbahn, die über zwei Kilometer vom Tagbau
bis zur Sieberei quer über die Felder verlief,
Museum Langau / 37
V. l. n. r.: Bürgermeister Franz Linsbauer, Leopoldine Zibula, Heribert Reiß, Projektleiter Günter Billing, Hermann
Baldreich, Otto Schmutz. Für Finanzen und Koordination zuständig ist Ewald Brunmüller. Foto: Robert Schmutz
wurde deshalb errichtet, da der Bau einer
Feldbahn wegen der hohen Grundablösen
zu teuer gekommen wäre. Deshalb entschloss man sich, die Braunkohle in luftiger
Höhe zur Sortieranlage nahe des Bahnhofs
zu transportieren. Die Fördermenge wurde
auf 770 Tonnen erhöht, 1954 waren es rund
1.000 Tonnen pro Tag.
Im Maßstab 1:87
Für die detailgetreue Wiedergabe des Bergwerks „Austria“ im Maßstab 1:87 sammelte
man Pläne, Fotos und hat ehemalige Arbeiter und Zeitzeugen eingehend befragt. Man
arbeitet mit den Betrieben des Ortes zusammen und hat Sponsoren aufgetrieben. Auch
das Land Niederösterreich fördert das Projekt. Die Firma Riegl Laser Measurement
Systems aus Horn ließ das Areal mittels
Flugprospektion vermessen. Die übermittelten Daten erlauben es, ein detailgetreues
Relief anzufertigen.
Seilbahn & Soundfiles
Günter Billing kam über Krippenbau zum
Modellbau. Sein Team wird durch Otto
Schmutz, Heribert Reiß und Hermann Baldreich verstärkt. Das Relief wird auf eine
Hartschaumplatte übertragen. Diese wird in
fünf Segmente geteilt, jeder der Modellbauer
nimmt dann einen Teil mit nach Hause.
Darauf wird dann der Untergrund – Erde,
Kohle, Streumaterial – aufgebracht, werden
die Geleise der Feldbahn verlegt, die Pumpstationen, die Baracken der Arbeiter gebaut
und elektrifiziert, die Ständer für die Seilbahn und 260 Hunte mit und ohne Braun-
kohle platziert, 300 Birken gepflanzt und
hunderte Arbeiter in Position gebracht.
Lastwägen fahren auf den Straßen, Einheimische holen mit einem Handwagerl die ihr
zustehende Feinkohle – „eigentlich Kohlenstaub“, so Billing – aus der Sieberei.
Es braucht Umlenkrollen und Wellen, Zahnräder und all den mechanischen, elektrischen und elektronischen Unterbau, der
unter der Platte unsichtbar für Bewegung,
Licht und Geräusche sorgt. Damit werden
sich Max Hengl, Christian Marangoni und
Christian Jaglitsch vom Modellbauzentrum
Gars ehrenamtlich beschäftigen. Sie werden
Soundfiles herstellen, dass die Bagger rasseln und die Dampfloks pfeifen. „Sie können
Drähte löten, die ich mit freiem Auge gar
nicht sehe“, schwärmt Günter Billing.
Geleise, Lokomotiven, Waggons, Bagger
und anderes Gerät sind bei Modellbaufirmen erhältlich. Diese müssen dann mechanisiert werden. Und anschließend die richtige Patina bekommen. Für das „Altmachen“
ist die Malerin Leopoldine Zibula zuständig.
Die Bagger sollen rostig sein, die Arbeiter
verschwitzt und die Gebäude kohlenschwarz. „Der Besucher muss glauben, dass
er dreckig wird, wenn er hineingreift.“ Dass
er aber nicht hineingreift, dafür wird eine
Glaswand sorgen, die das Diorama
abschirmt.
„Heimaterde“
Der Hauptabnehmer der Feinkohle waren
die Wiener Stadtwerke, welche die Kohle in
den Dampfkraftwerken Engerthstraße und
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
An einer der Pumpstationen. Für den Abbau musste
der Grundwasserspiegel gesenkt werden.
Simmering verfeuerten. Die Grobkohle
wurde an die Bundesbahnen verkauft. „Heimaterde“ nannten die Eisenbahner die
Braunkohle aus Langau, denn sie war wegen
ihres geringen Brennwerts gefürchtet.
Mit dem Einsatz von Ketten- und Schaufelradbaggern verloren viele Arbeiter ihre
Beschäftigung. 1963 wurde der Abbau eingestellt. Geblieben ist die „Kipp“: das Ergebnis von etwa 700.000 Kubikmetern Abraummaterial. Der weitere Abraum wurde in die
ausgekohlten Tagbauräume zurückgebracht.
Drei Gruben füllten sich mit Grundwasser,
einer der Bergwerkseen ist ein Badeteich.
Einige der Baracken werden bis heute als
Betriebsbauten genutzt. Der markante Bau
der Sieberei wird gerade als Wohnhaus
instand gesetzt. /
Text: Mella Waldstein
FREIZEITMUSEUM LANGAU
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2091 Langau, Sommerzeile 36
Tel. 0664 4748750
Öffnungszeiten:
Mitte April–Ende Oktober
Sa 12.00–17.00 Uhr,
So und Fei 10.00–17.00 Uhr,
wochentags für Gruppen nach
Anmeldung
Krippenverein Vösendorf / 38
Fastenkrippen
ERNSTE KRIPPEN
Fastenkrippen stellen die Passion Christi dar. Sie entstanden, weil die Gläubigen früherer Zeit auch die
Ereignisse der Karwoche vor Augen haben wollten.
die Entstehung der „Heiligen Gräber“. Szenen wie „das letzte Abendmahl“ oder Kreuzwege sind in unseren Passionskrippen enthalten. Die in Trauer gehüllte Fasten- oder
Passionskrippe, die Darstellung des Leidens
und Sterbens Christi, hat nie eine Verbreitung wie die der Weihnachtskrippe gefunden. Die Weihnachtsgeschichte ist etwas
Freudiges: Der Erlöser ist geboren. Bei einer
Passionskrippe muss man sich dagegen auch
mit unangenehmen Darstellungen auseinandersetzen: mit Blut, Leid und Schmerz.
Die Passion Christi dargestellt in einer Fasten- oder Osterkrippe. Foto: Johann Haas
Das Wort „Fastenkrippe“ in seiner Bedeutung vom Gegenstand, den es eigentlich
bezeichnet, kann keine klaren Vorstellungen
vermitteln. Weder das Bestimmungswort
„Fasten“ noch das Grundwort „Krippe“
bezeichnen das Wesen der Fastenkrippe,
denn das Leiden Christi hat weder etwas mit
Fasten und noch weniger mit einer Krippe
zu tun. Außerdem wird die Fastenkrippe
auch Passionskrippe genannt, was der
Bedeutung schon etwas näher kommt. Das
Wort „Passion“ bedeutet neben dem Leiden
selbst in bildlicher Darstellung den Leidensweg Christi.
Möchte man daher ein Wort gebrauchen,
das dem der Weihnachtskrippe entsprechen
könnte, müsste man die Fastenkrippe
„Osterkrippe“ nennen. Sie sind entstanden,
weil die Gläubigen früherer Zeit auch die
Ereignisse der Karwoche vor Augen haben
wollten. So entwickelten sich Darstellungen
und geistliche Schauspiele (in der Barockzeit): vom Gebet am Ölberg bis zur Auferstehung. Insbesondere findet man die Fastenkrippen in Tirol. Eine der bekanntesten
Fastenkrippen steht in Götzens. Sie wurde
vor etwa 200 Jahren geschaffen. In 31 Szenen und mit 400 Teilen stellt sie Stationen
der Leidensgeschichte und die Auferstehung
Jesu dar.
Darstellung von Schmerz
Im engeren Sinn werden die Szenen vom
Einzug in Jerusalem über die Stationen der
Leidensgeschichte bis zur Auferstehung und
dem Emmausgang dargestellt.
Dem Bedürfnis der Bevölkerung, die Passion Christi
möglichst nachzuvollziehen, verdanken wir
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Daher haben Fastenkrippen und „Heilige
Gräber“ gegenüber der Weihnachtskrippe
Seltenheitswert. Ein Krippenfreund sollte
sich verpflichtet fühlen, sich einerseits der
alten Fastenkrippen anzunehmen und andererseits neue Fastenkrippen zu bauen, um
diese wieder bekannt zu machen. /
Text: Franz Wostalek
Fotos: Johann Haas
1. NÖ KRIPPENMUSEUM
———————————————————
Sa, 5., So, 6., Sa, 12., So, 13. 4. 2014,
10.00–18.00 Uhr
Kreuzwege, heilige Gräber,
letztes Abendmahl
2331 Vösendorf, Johannisweg 2
(Schüttkasten im Schlossareal)
Tel. 0664 3257410
Gruppen gegen Voranmeldung auch an
anderen Tagen möglich
Museen / 39
Schloss Rosenau
FREIHEIT DES DENKENS
Die Sonderausstellung „Das Märchen von der Weltherrschaft“ thematisiert die Vorurteile,
mit denen Freimaurer über Zeiten und Länder konfrontiert sind.
In der barocken Gesamtanlage von Rosenau befindet sich der älteste erhaltene Logenraum des Kontinents.
Foto: Freimaurermuseum Schloss Rosenau
Im Gegensatz zu den meisten anderen
Museen bietet das Österreichische Freimaurermuseum Schloss Rosenau die einmalige
Gelegenheit, dem Erbe der europäischen
Aufklärung, der Ideale freimaurerischen
Denkens sowie des sozialen und humanitären Engagements in einer barocken
Gesamtanlage und darin dem ältesten erhaltenen Logenraum auf dem Kontinent zu
begegnen. Die Sonderausstellung ist als
Ergänzung zur ständigen Sammlung in Rosenau konzipiert.
Verschwörungstheorien
Verschwörungstheorien haben die Freimaurer durch die Jahrhunderte begleitet. Die
Ausstellung führt vor, von wem und zu welchem Nutzen die Entstehung von Vorurteilen
angezettelt wurde und wird. „Ange-zettelt“
im Wortsinn, denn oft wird mit Anschlagzetteln, mit Schriften, Karikaturen und Plakaten
Stimmung gemacht. Weltherrschaftsver-
schwörungen und „Unterwanderung“ haben
alle Ismen, die in Wahrheit selbst die „Weltherrschaft“ zu erringen trachteten (ob religiöse oder politische, nationale, faschistische
oder kommunistische), den liberalen und
toleranten Kräften unterstellt. Diesen sich
historisch immer wiederholenden Prozess
macht die Ausstellung deutlich. Aber auch
seine national sehr unterschiedlichen Ausprägungen. Denn der zweite Teil der Ausstellung ist verschiedenen europäischen Beiträgen gewidmet. Strenger Katholizismus oder
diktatorische Regime zeitigen überall und zu
allen Zeiten (aber keineswegs gleichzeitig)
dieselben Folgen. Die Ausstellung zeigt reichliches Bild- und Textmaterial aus nationalen
freimaurerischen Archiven und Museen aus
ganz Europa.
Freiheit des Denkens und der Gebrauch der
Vernunft wird als Untergrabung der politischen und religiösen Macht denunziert und
bekämpft. Das Schema war immer und über-
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
all dasselbe: Die Bilder und Phantasien zur
„Weltherrschaft“ sind von erschreckender
Einfalt (aber gerade dadurch am wirksamsten). „Erkenntnisse“ und „Entlarvungen“ von Menschen, Ambitionen und
sozialen Verbindungen werden vorgegaukelt,
ohne je bewiesen zu werden. Von verunsicherten und ängstlichen Menschen für bare
Münze genommen, ist nur zu oft daraus
gegen andere Nationen, Gesinnungen oder
gar „Rassen“ eine tödliche Waffe geschmiedet
geworden. Nur in der unerschütterlichen
Demokratie der Schweiz stellte gegen allen
Druck von außen der Volkswille die Freimaurerei von Verfolgung frei!
Die Sonderausstellung in Rosenau bildet den
Auftakt zu einem einmaligen Ensemble: Das
wunderbare Barockschloss bietet mit einem
Sterne-Restaurant und Hotel einen schönen
Platz zum Verweilen. Im Logentrakt hat die
Großloge von Österreich eine Dauerausstellung zu ihrer wechselhaften, aber kulturell
bedeutenden Geschichte eingerichtet. /
Text: Peter Back-Vega
DAS MÄRCHEN VON DER
WELTHERRSCHAFT
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Österreichisches Freimaurermuseum
Schloss Rosenau
3924 Schloss Rosenau 21
Öffnungszeiten: April–Ende Oktober
tägl. 9.00–17.00 Uhr,
November–März nach Voranmeldung
www.freimaurermuseum.at
Museen / 40
Ybbs an der Donau
UNTERWEGS MIT
VOLTI & TURBI
Eine Reise zu den Anfängen der elektrischen Energie. Das Strommuseum Ybbs hat neben
der historischen Sammlung einen Schwerpunkt für Kinder gesetzt.
Das Strommuseum in Ybbs befindet sich im
alten Kraftwerksgebäude der Firma E-Werk
Wüster. Dieses altehrwürdige Gebäude wurde
1898 als eines der ersten Drehstromkraftwerke auf der Basis von Wasserkraft von den
Gebrüdern Albert und Heinrich Wüster in
Betrieb genommen. Es diente der Stadt Ybbs
für die Stromversorgung der Straßenbeleuchtung, der Straßenbahn und für Wohnungsbeleuchtungen. Dieses alte Kraftwerk wurde
2004 stillgelegt und durch das neue „Wasserkraftwerk Kemmelbach“ ersetzt. Die historische Generatorenhalle war von diesem Zeitpunkt an ohne Funktion.
Generatorenhalle des 1898 errichteten
Drehstromkraftwerkes Ybbs.
Im Jänner des Jahres 1898 erschien in der
„Niederösterreichischen Zeitung“ folgende
Meldung: „Seit einigen Tagen erfreut sich das
freundliche, an der Donau gelegene Städtchen Ybbs einer electrischen Straßenbeleuchtung, eingeleitet und funktioniert zur Zufriedenheit aller. Die städtische Beleuchtung
besteht aus Glüh- und Bogenlampen und
wird von dem daselbst von der Firma Brüder
Wüster errichteten und soeben vollendeten
Electricitätswerk geliefert. Die Betriebskraft
für das Werk liefert der Ybbsfluß, dessen
Wasser mittels eines breiten, dreieinhalb
Kilometer langen Kanales zwei Turbinen
zugeführt wird, welche eine Kraft von 550
Pferdestärken ergeben. Da außer der Wasserkraft zwei Dampfmaschinen von 350 Pferdestärken vorgesehen sind, so zählt das neue
Werk zu den größten Elecriticitätswerken
Österreichs.“
Im Jahr 2009 beschloss der derzeitige Firmenchef, Dr. Peter Wüster, diese Halle mit
neuem Leben in Form eines Strommuseums
zu erfüllen. In all den Jahren hatte sich eine
große Anzahl von historisch interessanten
Ausstellungsstücken angesammelt. Einen
Partner fand er in DI Helmut Wibihail, einem
ehemaligen Professor der HTL St. Pölten, der
neben dem entsprechenden Fachwissen auch
noch eine umfangreiche Sammlung von elektrischen Ausstellungsobjekten mitbrachte.
Diese beiden Sammlungen wurden nun
zusammengelegt und sind im Strommuseum
ausgestellt. Das Museum gliedert sich in zwei
Teilbereiche: in den klassischen Teil, in dem
historisch wertvolle technische Geräte ausgestellt sind, und das Kinderstrommuseum.
Heißer Draht
Im Rahmen eines Maturaprojekts der Handelsakademie Ybbs kam der Projektgruppe –
bestehend aus Julia Reisinger, Marlene Punz,
Sarah Teufel und Claudia Kögel – die Idee
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
eines Kinderstrommuseums. Im November
2011 verwirklichte die Gruppe gemeinsam
mit dem E-Werk Wüster ihre Idee. Mittlerweile ist für das Kinderstrommuseum eine
gute Basis geschaffen worden, die weiter ausbaufähig ist. Das Kindermuseum wird fast
monatlich durch neue Ausstellungsstücke
oder Experimente erweitert und verbessert.
Kinder können an verschiedenen Stationen
(Volti- & Turbi-Powerrad, Heißer Draht,
Elektro-Stecktafel, Stromkastenquiz, ElektroBaukästen sowie Modelle zur Windkraft und
Sonnenenergie) ihr Wissen über Elektrizität
und Energie schulen. Begleitet werden sie
von den Maskottchen Volti und Turbi – dem
Powerteam.
Für das Team des Strommuseums ist es wichtig, dass die Kinder im Mittelpunkt stehen.
Gemeinsam werden Informationen erarbeitet
und offene Fragen geklärt. Durch spielerisches Lernen sollen die Kinder näher an die
Themen Strom und erneuerbare Energie
herangeführt werden. /
Text: Julia Reisinger
Foto: Gerhard Kappelmüller
STROMMUSEUM YBSS
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3370 Ybbs, Unterauer Straße 53–55
Tel. 07412 52502
Ganzjährig geöffnet,
Gruppen nach Vereinbarungen
www.wuesterstrom.at
Dr. Karl Renner-Museum / 41
Gedenkjahr 1914
MIT „HURRA“
IN DEN UNTERGANG
Wie viele niederösterreichische Museen in diesem Jahr widmet das Renner-Museum in Gloggnitz
seine Sonderausstellung dem Ersten Weltkrieg. Das „schaufenster Kultur.Region“ wird in den kommenden
Monaten über einige dieser Ausstellungen berichten.
Hesser Kameradschaftsfahne, mit Doppeladler und
Aufschrift „Mit Gott für Kaiser und Vaterland“, 1913,
180 x 180 cm, Traditionsraum des Hessermuseums
im NÖ Militärkommando, St. Pölten
Was haben die Menschen gefühlt, wie ist es
ihnen ergangen, als vor 100 Jahren das „Mit
Hurra ins Feld“ vom Entsetzen des Untergangs abgelöst wurde, als der Große Krieg in
die Geschichte eingegangen ist? Dieser Dramatik widmet sich die Gedenkausstellung
„Hoppla, wir leben – mit ,Hurra‘ in den
Untergang“ im Gedenkjahr 2014. Nach
einer Idee des wissenschaftlichen Leiters des
Museums, HR Prof. Dr. Siegfried Nasko,
wurde ein Gesamtkonzept unter seiner Führung erstellt, das neben der dreiteiligen Ausstellungslandschaft auch eine begleitende
Broschüre beinhaltet.
Der Titel der Ausstellung „Hoppla, wir
leben“ symbolisiert das vielschichtige Sterben, das Ernst Toller, Schriftsteller, Politiker
und Revolutionär jüdischer Herkunft, in
einer Autorenlesung in den 1920er Jahren
des vorigen Jahrhunderts beschrieb. Die
Ankündigung der Schau tritt den Betrachtern mit einem Bildsegment aus Ernst Kutzers „Finis“, aus „Ernstes und Heiteres aus
dem Weltkrieg“, gegenüber und symbolisiert
die Tragödie eindrucksvoll und nachhaltig.
In den drei räumlichen Abschnitten werden
anhand von Fotos, Gemälden, Büsten, Aufrufen, Zeitungsberichten, Dokumenten,
Fahnen, Uniformen, Waffenteilen, Alltagsgegenständen und Kriegsprothesen die Entwicklungen zur Urkatastrophe des begonnenen Jahrhunderts skizziert. Dabei stehen
nicht die militärhistorischen Aspekte im
Vordergrund, sondern der Blick auf
Geschichte von „unten“, von Mächtigen und
Ohnmächtigen, an dessen Ende die menschenverachtende Bilanz, ein Attentat und
Millionen Tote stehen.
Hunger, Streik und Opfertod
Im Bereich „Fin de Siècle“ spannt sich der
Bogen vom Adel und Alltag hin zu Einzelschicksalen am Beispiel von Oberst Redl
und dem sozialdemokratischen Arbeiterführer Franz Schuhmeier. Der Bereich
„Attentat und Kriegsausbruch“ beleuchtet
den Thronfolgermord im Umfeld der Ereignisse, zeigt Attentäter und Opfer und skizziert die Entfesselung des Ersten Weltkrieges
mit Bildnissen der Mobilisierung und Waffenbrüderschaft.
Im letzten Bereich „Hunger, Streik und
Opfertod“ zeigen Zeitungskommentare
sowie Illustrationen den Tod des greisen
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Kaisers Franz Joseph I. Was bleibt, sind
Krieg, Geld- und Brotnot. Beim Betrachten
der Schlachten wird an die geschundenen
Kreaturen der Schlachtfelder mit Ölbildern,
Fotos, Georg Trakls Gedicht „Grodeck“, aber
auch mit Hand- und Bein-Prothesen erinnert. Die Darstellungen der Geburtswehen
einer neuen Ära runden die Präsentation ab.
Raritäten wie zum Beispiel ein Rekrutensträußel vor Kriegsausbruch 1914, aber auch
Utensilien aus Renners Besitz sind zu sehen.
Ein besonderes Objekt ist das Original-Tor
der Kerkerzelle der Außenstelle des Wiener
Landesgerichts in Wiener Neustadt, in der
Dr. Karl Renner im Zuge des Jännerstreiks
1918 zwei Tage eingesperrt war. Die kompakte Schau in der Renner-Villa vermittelt
einen exemplarischen Überblick und zeigt
im kleinen Haus große Geschichte – zur
Mahnung und Lehre für die Zukunft. /
Text: Adolf Csekits
HOPPLA, WIR LEBEN –
MIT „HURRA“ IN DEN
UNTERGANG
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Bis 8. 12. 2014, Fr, 14.00–18.00 Uhr,
Sa, So, Fei 10.00–18 Uhr
Dr. Karl Renner-Museum
2640 Gloggnitz, Rennergasse 2
Tel. 02662 42498
Gruppen jederzeit nach Anmeldung
www.rennermuseum.eu
Museumsdorf Niedersulz / 42
Museumsarbeit
BACKSTAGE
Museumsdorf Niedersulz – Winterarbeiten im Sammlungsbereich und Vorbereitungen für den Saisonstart.
Die Ehrenamtlichen Peter Huber, „Oberlehrer“ Fritz Wendy, Mag. Marianne Messerer und Franziska Bogenstorfer bereiten mit Dr. Veronika Plöckinger-Walenta (Mitte)
die Schulausstellung vor.
Die besucherlose Zeit zwischen Saisonende
Anfang November und Saisonbeginn im
April wird im Museumsdorf unter anderem
für zahlreiche Arbeiten am Sammlungsbestand genützt, die vor allem dem Erhalt und
der Pflege der Objekte dienen. Gleichzeitig
wird eine neue kleine Ausstellung zum
Thema Schule konzipiert und gestaltet sowie
ein internationales Lehmbau-Symposium
organisiert. „Wie immer“ unterstützt eine
Gruppe von ehrenamtlichen Mitarbeitern
das Team des Museumsdorfes in vielen
Bereichen.
Ein nicht zu unterschätzender Bereich der
Museumsarbeit ist die Reinigung der mobilen Objekte, die entweder als Einrichtungsgegenstände und Ausstattung in den Häusern fungieren oder in nicht zugänglichen
Gebäuden zwischengelagert sind. Die Reinigung von Staub und Schmutz dient nicht
nur der Optik, sondern auch der Überprüfung der Objekte auf akuten „Holzwurm“Befall (gewöhnlicher Nagekäfer, Hausbockkäfer). Sollte neuer Befall festgestellt worden
sein, werden die Objekte gesondert gelagert
und bei nächster Gelegenheit in der mobilen
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Thermokammer gegen diese Insekten
behandelt. Im diesem Winter nahmen sich
unsere Ehrenamtlichen die komplette Ausstattung der dem Almwirtshaus aus Poysdorf angeschlossenen Greißlerei vor.
Die erwähnte Zwischenlagerung von
Objekten in Museumsgebäuden ist eine –
wenn auch in vielen Museen aufgrund von
Platzmangel oder fehlender Depoträumlichkeiten notwendige – Übergangslösung. So
konnten in den vergangenen Monaten zwei
dieser Zwischenlager geräumt werden.
Museumsdorf Niedersulz / 43
Dafür erfolgte zuerst eine einfache Aufnahme der Objekte mit Eingangsnummer und
Eintrag derselben in eine Tabelle mit Objektbezeichnung, Maßen und Anmerkungen.
Auch dabei brachten sich einige Ehrenamtliche eifrig und interessiert ein. Die komplette Inventarisierung erfordert wesentlich
mehr Zeit- und Personalaufwand, wird aber
in Zukunft selbstverständlich auch für diese
Objekte durchgeführt werden. Jedenfalls
kamen diese Gegenstände auch in die Thermokammer und durften anschließend in
das – holzschädlingsfreie! – Depot verbracht
werden.
Objekte begutachten
In der besucher- und veranstaltungsfreien
Wintersaison ist auch Zeit und Möglichkeit,
die laufend von der Bevölkerung angebotenen Objekte zu begutachten, zu evaluieren
und so manches Stück in den Sammlungsbestand des Museumsdorfes aufzunehmen.
Dort werden die Objekte so weit als möglich
auch gleich inventarisiert, behandelt und ins
Depot oder in die Häuser als zusätzliche
Einrichtungsgegenstände gebracht. Die Auswahl der potenziellen Sammlungsobjekte
erfolgt nach dem Leitbild des Museumsdorfes und berücksichtigt neben der Herkunft (Weinviertel) Kriterien wie Alter,
Funktion oder manchmal auch Ästhetik.
Schließlich ist der Sammlungsbestand des
Museumsdorfes sehr umfangreich und viele
Gegenstände bereits mehrfach vorhanden.
Die Übernahme eines Objekts bedeutet
letztendlich auch eine große, nicht leichtfertig übernommene Verantwortung zum weiteren Erhalt (Reinigung, Pflege, Holzwurmbehandlung, Inventarisierung etc.) desselben, der wiederum mit einem langfristigen
finanziellen und personellen Aufwand verbunden ist.
Nicht nur die mobilen Sammlungsgegenstände, auch die gebauten Objekte des
Museumsdorfes erfordern laufende Erhaltungsmaßnahmen. Im Winter kann man
Häuser, Werkstätten, Presshäuser und Stadel
aufgrund der fehlenden Belaubung von Bäumen und Sträuchern besonders gut inspizieren. Danach wird ein Plan festgelegt, was
dringend und noch vor Beginn der nächsten
Museumssaison renoviert werden muss bzw.
welche Objekte auch später noch bearbeitet
werden können. Manchmal ist es auch
notwendig, zum Schutz und Erhalt der
Detail eines Presshauses aus ungebrannten und gebrannten Lehmziegeln, Niedersulz.
Gebäude Schnittarbeiten im Grünraumbereich durchzuführen, wie beispielsweise das
Zurückschneiden von überhängenden Ästen
etc.
Schulausstellung
Ein Gemeinschaftsprojekt der ehrenamtlichen Gruppe im Winter 2013/14 ist die
Vorbereitung und Einrichtung einer kleinen
Schulausstellung. Dafür werden in einem
Zubau der 2012 eröffneten Volksschule aus
Gaiselberg Unterrichtsmaterialien, „schulische“ Textilien und Wandbilder gesammelt, ausgewählt, beschriftet und arrangiert.
Ein Bereich wird sich dem aus dem Weinviertel stammenden Schulbuchautor und
-historiker Ludwig Boyer widmen. Außerdem thematisiert die Ausstellung die zahlreichen Aufgaben eines Dorfschullehrers
und seine soziale Stellung in der dörflichen
Gemeinschaft. Die Eröffnung der Ausstellung findet am Sonntag, den 1. Juni, um
11 Uhr – vor dem großen Kinder- und
Spielefest im Museumsdorf – statt.
nice – im Rahmen des Programms „Europäische Territoriale Zusammenarbeit Österreich–Tschechische Republik 2007–2013“,
gefördert durch die Europäische Union
„Europäischer Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) – organisiert und durchgeführt.
Sie dient der Vernetzung von österreichischen, tschechischen und weiteren Fachleuten zum Thema Lehmbau. Die Bandbreite
der Beitragsthemen reicht von der Geologie
des Weinviertels und Südmährens über den
Umgang mit Lehmbau in verschiedenen Freilichtmuseen bis hin zum Erhalt historischer
Lehmbauten in situ. Am 3. Symposiumstag
findet eine Exkursion in das Partnermuseum
in Strážnice statt. Das Lehmbau-Symposium
ist öffentlich zugänglich, Anmeldung bitte
unbedingt erforderlich. /
Text: Veronika Plöckinger-Walenta
Lehmbau-Symposium
Bereits im Frühjahr – von 26. bis 28. März
2014 – hält das Museumsdorf ein internationales Lehmbau-Symposium unter dem Motto
„Lehmbau – Tradition und Moderne“ ab.
Dies ist der nächste Schritt nach der Eröffnung einer Lehmbau-Ausstellung im Presshaus aus Herzogbirbaum auf dem Weg zur
Installierung eines Lehmbau-Kompetenzzentrums im Museumsdorf. Die Tagung wird
gemeinsam mit dem „Museum des Dorfes
Südmährens“, dem Freilichtmuseum Stráž-
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
LEHMBAU –
TRADITION UND MODERNE
———————————————————
Mi, 26. 3.–Fr, 28. 3. 2014
Museumsdorf Niedersulz
Informationen und Anmeldung:
www.museumsdorf.at
Museumsdorf Niedersulz / 44
Saisonstart
FRÜHLING, FRÜHLING
WIRD ES NUN BALD …
… heißt es im „Frühlingslied“ bei Hoffmann von Fallersleben. Im Museumsdorf Niedersulz werden
mit dem Frühlingserwachen neue Schwerpunkte für Gartenfreunde gesetzt: Die Beratungsstelle
„Natur im Garten“ ist ab heuer im Museumsdorf zu Hause.
Das Credo im Museumsdorf
Vorgärten – die Visitenkarte jedes Hauses.
Wenn am 15. April 2014 das Museumsdorf
Niedersulz endlich wieder seine Pforten
öffnet, wird hoffentlich schon der Frühling
ins Land gezogen sein. Und sobald die
ersten farbfrohen Frühlingsboten das letzte
Grau der Wintermonate vertrieben, die Luft
sich peu à peu erwärmt und die Insekten
ihre Winterquartiere verlassen haben, dann
heißt es für das Museumsdorf-Grünraumteam rund um Ulrike Nehiba wieder: pflanzen, setzen, düngen, gießen, schneiden. Viel
Arbeit, allerdings eine, die sich lohnt.
Gärten – eine Oase der
Lebensfreude & Erholung
Es ist allgemein bekannt und gilt als erwiesen, dass Gärten und das Arbeiten in den
Gärten respektive das „Garteln“ oder auch
„Gardening“ eine Atmosphäre der Erholung, Entspannung und Lebensfreude
schaffen. Und mehr noch: Naturnahes
Gärtnern bedeutet aber auch immer Wirtschaften mit Verantwortung. So werden im
Museumsdorf Niedersulz auf einer Fläche
von 22 Hektar bereits seit Jahrzehnten die
Kernkriterien von „Natur im Garten“
erfüllt: Verzicht auf Pestizide, leicht lösliche
Mineraldünger und Torf zur Bodenaufbereitung. Unter anderem deshalb wurde
2013 dem Museumsdorf der „Goldene Igel“
verliehen, die Qualitätsauszeichnung von
„Natur im Garten“ und eine Anerkennung,
dass nachhaltig und ausschließlich nach
ökologischen Richtlinien und Standards
gearbeitet wird.
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Ein weiteres Credo im Museumsdorf Niedersulz ist die Erhaltung und Aufbereitung
des Wissens rund um die Sortenvielfalt.
Insbesondere sollen dabei heimische und
historische Nutz- und Zierpflanzen des
Weinviertels von damals erhalten werden.
Die zahlreichen, nach biologischen Richtlinien gepflegten Bauern-, Nutz-, und Kräutergärten sowie landwirtschaftlichen Flächen des Museumsdorfes dokumentieren
und setzen dieses Ansinnen und Vorhaben
authentisch und akribisch um. Auch das
Zusammenspiel von Nutzung, Verwendung
und die jahreszeitliche Ausrichtung des täglichen Lebens in Harmonie mit der Natur
finden Eingang in die „Garten-Philosophie“
und ihre Umsetzung in den MuseumsdorfGärten.
Ein Bibelgarten, der letztes Jahr in Kooperation mit der Österreichischen Bibelgesellschaft umgesetzt und eröffnet wurde, erweiterte diesen „Garten-Dokumentationsreigen“ im Museumsdorf. Hierbei wird die
bäuerliche Gartenkultur des Alltags unter
Berücksichtigung religiöser Symbolik aufgearbeitet und gezeigt. Die MuseumsdorfBesucher sollen durch Projekte wie dieses
zur Auseinandersetzung mit Themenfeldern
wie Biodiversität und Standorteignung eingeladen und animiert werden.
Workshops rund ums „Garteln“
Themen rund um den Garten stehen in der
kommenden Saison 2014 verstärkt am Programm des Museumsdorfes. Gleich an zwei
Museumsdorf Niedersulz / 45
NATUR IM GARTEN
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Beratung mit DI Anna Leithner
So, 27. 4. 2014, 13.00–17.00 Uhr,
jeden Do 13.00–15.00 Uhr
Telefonische Voranmeldung:
Tel. 0676 848790752
Die regionale Beratung von
„Natur im Garten“ umfasst folgende
Serviceleistungen & Angebote:
_Kostenlose Vorträge für Gemeinden zu
den verschiedensten Themen rund um
den Garten – von der Naturgartengestaltung über Kompost, Nützlinge,
Gemüse, Beeren und Obst bis hin zur
richtigen Anlage von Staudenbeeten,
Gehölzschnitt und Rosen
Frühlingserwachen im Museumsdorf.
Terminen – 26. April und 21. Juni – findet
der Workshop „Stoff-Färben mit Pflanzen“
statt. In Blättern, Früchten und Samen vieler
Pflanzen stecken Inhaltsstoffe, die sich
besonders gut zum Färben von Wolle oder
Stoffen eignen. Bewusst werden bei diesen
Workshops nicht die üblichen bekannten
Färbekräuter verwendet, sondern Pflanzen,
die auf Flur, Feld und Wiesen leicht zu finden sind, etwa Walnuss, Holunder oder
Schöllkraut. Durch spezielle Bindetechniken
können batikähnliche Muster erzielt bzw.
mit Naturmaterialien wie Blätter oder Blüten neue Stoffdesigns kreiert werden.
Ab der Saison 2014 ist die regionale Beratungsstelle von „Natur im Garten“ für die
Region Weinviertel im Museumsdorf Niedersulz untergebracht. Von hier aus betreut
nun „Natur im Garten“-Beraterin DI Anna
Leithner die gesamte Region und nutzt hierfür idealerweise auch die Gärten im Museumsdorf. Denn die Museumsdorf-Gärten
und -Grünflächen bieten und erfüllen alle
Kriterien, die einen Naturgarten ausmachen: gesunder Boden durch Kompost, eine
Vielfalt an Wildpflanzen, Bäumen, Sträuchern und Kräutern, wunderschöne Stau-
denbeete, buntes Gemüse und alte Obstsorten, besondere Standorte, beruhigte Rückzugsbereiche für die Natur und einiges
mehr.
Am Sonntag, den 27. April 2014 können Sie
sich erstmals praktische Naturgarten-Tipps
von der Fachfrau direkt in den Gärten des
Museumsdorfes holen – zum Beispiel die
Nutzung von Kräutern im Rasen, worauf es
beim Strauchschnitt ankommt u. v. m. Jeden
Donnerstag während der Saison gibt es
gegen Voranmeldung die Gelegenheit zur
persönlichen Beratung im Foyer des Museumsportals. Ein abwechslungsreiches und
spannendes Programm – nicht nur für
Gartenliebhaber – erwartet Sie also 2014
in Niederösterreichs größtem Freilichtmuseum.
Und um mit den Worten des Dichters
August Heinrich von Fallersleben zu enden:
„Schöner Frühling, komm doch wieder, /
Lieber Frühling komm doch bald. / Bring
uns Blumen, Laub und Lieder / Schmücke
wieder Feld und Wald.“ /
Text: Freya Martin
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
_Organisation von Workshops und Seminaren mit unterschiedlichen Fachreferenten, in denen praktische Fertigkeiten
vermittelt werden – wie zum Beispiel
am Di, 5. 8. 2014 das Seminar „Obstbaum – Sommerschnitt und Okulieren“
mit Franz Kaltenberger im Museumsdorf Niedersulz
_Betreuung von Infoständen bei regionalen Veranstaltungen
_Unterstützung von Gemeinschaftsgärten
_Kooperationen mit Kindergärten
_Bastelprogramme mit Naturmaterialien
für Kinder mit Begleitperson:
So, 1. 6. 2014, 13.00–18.00 Uhr:
„Wurzelzwerge und Kieselkäfer“ –
ein Bastelprogramm für die ganze
Familie im Rahmen des Kinder- und
Spielefestes im Museumsdorf
Sa, 12. 7. 2014, 15.00–17.00 Uhr:
Basteln kleiner Nützlingsquartiere für
Ihren Garten im Einkehrschuppen am
Dorfplatz. Kinder und Erwachsene
können unter fachkundiger Anleitung
Ohrwurmtöpfe und kleine Wildbienenquartiere herstellen. Anschließend
folgt ein Vortrag über unsere nützlichen
Helfer im Garten
_
MUSEUMSDORF NIEDERSULZ
———————————————————
Tel. 02534 333
Öffnungszeiten 2014: 15. 4.–26. 10.,
tägl. 9.30–18.00 Uhr
www.museumsdorf.at
Kultur.Region / 46
Kurse & Seminare
FORTBILDUNG
REIF FÜR’S MUSEUM – KULTURVERMITTLUNG FÜR SENIOREN
INTERAKTIVES AUSSTELLUNGSERLEBNIS
——————————————————————
——————————————————————
Do, 24. 4. 2014, 18.00 Uhr
Haus der Regionen,
3504 Krems-Stein, Donaulände 56
Fr, 11.–Sa, 12. 4. 2014
Haus der Regionen,
3504 Krems-Stein, Donaulände 56
Referentin: Mag. Eva Kolm
Referent: Dr. Christian Rapp
Welche Angebote kann die Kulturvermittlung
in Museen für die älteren Generationen entwickeln? Beispiele aus dem Projekt „Kultur auf
Rädern“ und aus dem EU-Projekt „mix@ges –
Intergenerational Bonding via Creative New
Media“ bieten spannende Ausgangspunkte für
neue Formen der Einbindung von Senioren.
Museen als Lernorte und ihre Lernangebote.
Trends zur Interaktion, Typologie interaktiver
Angebote. Konzeption multimedialer Ausstellungsdramaturgie. Planung interaktiver Stationen/Bereiche. Umsetzung. Exemplarische Konzeption und praktische Übungen zur Entwicklung interaktiver Angebote.
Eintritt frei!
Anmeldung & Information
Museumsmanagement Niederösterreich
Tel. 02732 73999, [email protected]
www.noemuseen.at
_
Anmeldung & Information
Museumsmanagement Niederösterreich
Tel. 02732 73999
[email protected]
www.noemuseen.at
_
„WER SPRICHT?“ –
KOMMUNIKATIONSTRAINING
KONFLIKTBEWÄLTIGUNG
IN DER KUNST- UND KULTURVERMITTLUNG
——————————————————————
Fr, 14.–Sa, 15. 3. 2014
Haus der Regionen,
3504 Krems-Stein, Donaulände 56
Referent: Mag. Erich Kremsmair
——————————————————————
Referentin: Helga Steinacher
Einblicke in theoretische Modelle für Strategien
der Konfliktbewältigung. Zahlreiche Praxisbeispiele zeigen Entwicklungsspiralen konstruktiver wie auch destruktiver Konfliktsituationen
auf, um diese im Rahmen der eigenen Vermittlungsarbeit erkennen und einschätzen zu
lernen.
Anmeldung & Information
Museumsmanagement Niederösterreich
Tel. 02732 73999, [email protected]
www.noemuseen.at
_
Fr, 25. 4. 2014
Haus der Regionen,
3504 Krems-Stein, Donaulände 56
Die vorgestellten Kommunikationstheorien lassen verschiedenste Kommunikationsabläufe
besser verstehen und zeigen, wie zukünftig
bestimmte Fehler in der Kommunikation vermieden werden können. Einblicke in komplexe
Kommunikationslandschaften.
Anmeldung & Information
Museumsmanagement Niederösterreich
Tel. 02732 73999, [email protected]
www.noemuseen.at
_
KÖRPERSPRACHE
——————————————————————
Sa, 26. 4. 2014
Haus der Regionen,
3504 Krems-Stein, Donaulände 56
Referentin: Helga Steinacher
Eine authentische Körperhaltung sagt einiges
über die innere Haltung aus. So wird vor allem
das „Wie“ in der Vermittlungsarbeit in den
Fokus gerückt. Dabei werden Außenwirkung,
Status und Präsenz überprüft sowie Erkenntnisse über das „Bauen von Brücken“ und das
„Setzen von Grenzen“ gewonnen.
Anmeldung & Information
Museumsmanagement Niederösterreich
Tel. 02732 73999, [email protected]
www.noemuseen.at
_
KINDER- & JUGENDTANZLEITER
MODUL 2
——————————————————————
Sa, 15. 3. 2014, 9.00–22.00 Uhr,
So, 16. 3. 2014, 9.00–17.00 Uhr
Gasthof Pension Kloiber,
3121 Karlstetten, Neidlingerstrasse 1
Der Arbeitskreis „Kinder- und Jugendtanz“
vermittelt und tanzt „Tänze der Kinder “. Die
Freude an der Bewegung bildet den Ausgangspunkt. Die Einheit von Bewegung und Spiel,
Musik und Sprache zeichnet diese Tänze aus.
Inhalte: Erweiterung des überlieferten Tanzschatzes, Unterrichtserfahrung im Kreis der
Teilnehmer, pädagogische Grundgedanken zur
ganzheitlichen Förderung, gruppendynamische
Prozesse, Wege der Vermittlung und der
Gestaltung, weiterführende Literatur, Erläuterungen zur schriftlichen Arbeit. Teilnahmevoraussetzung: abgeschlossenes Modul 1.
Kosten: EUR 90,00
Anmeldung & Information
www.kinderundjugendtanz.at
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schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Kultur.Region / 47
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BLÄSERKLASSE „AUS DER
PRAXIS – FÜR DIE PRAXIS“
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Sa, 22. 3. 2014, 9.30–17.00 Uhr
Gemeindeverband der Musikschule
Wienerwald Mitte,
3002 Purkersdorf, Schwarzhubergasse 5
Sa, 29. 3. 2014, 9.00–18.30 Uhr
Follow Up Klassenmusizieren
Kleiner Festsaal der Pielachtalhalle,
3200 Ober-Grafendorf, Raiffeisengasse 9
Mi, 2. 4. 2014, 18.00–21.00 Uhr
Ressourcenorientierung – Selbstorganisation – Zeitmanagement
Hotel Klaus
2120 Wolkersdorf, Julius-Bittner-Platz 4
Referent: Walter Burian
Referenten: Mario Smetana, MMag. Andreas
Simbeni, Anton Wagnes, Angelika Poszvek,
Anna Thallauer, Herbert Frühwirth
VOLKSMUSIK AUS DEM
OSTEN ÖSTERREICHS
Das Seminar umfasst zunächst eine theoretische Einführung, in der auf die Verwendung
der Streichinstrumente in den vielfältigen Formen der Volksmusik und den einzelnen Volksmusiklandschaften in Österreich eingegangen
wird. Dieser theoretische Block endet mit der
Schilderung der gegenwärtigen Situation bis
hin zur Verwendung der Streichinstrumente in
der in Österreich produzierten Weltmusik. Im
Anschluss findet der praktische Teil statt, bei
dem das „musikantische Spiel“ im Mittelpunkt
stehen soll.
Anmeldung & Information
Musikschulmanagement Niederösterreich
Tel. 02742 90666-6112
www.musikschulmanagement.at
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HARFENTREFFEN LEOBENDORF
Eine Fortbildung der Musikschule Ober-Grafendorf in Kooperation mit dem Musikschulmanagement Niederösterreich; für Lehrer von
Musik- oder Pflichtschulen mit und ohne Bläserklassen-Erfahrung und Interessierte (z. B.
Blasmusikvereine, Gemeindevertreter etc.)
Themen wie „Wie gründe ich eine Bläserklasse?“, „Welches Instrument für welches Kind?“,
Arbeit mit großen Gruppen, Leiten und Dirigieren, Literaturvorstellung im Teilnehmerorchester, Arrangieren u. v. m. werden behandelt.
Anmeldung & Information
Musikschule Ober-Grafendorf
Tel. 0699 11817919
[email protected]
www.musikschulmanagement.at
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SELBSTMANAGEMENT FÜR
KÜNSTLER
Fr, 21.–Sa, 23. 3. 2014
Musikschule Bisamberg/Leobendorf/Enzersfeld, 2100 Leobendorf, Nussallee 2c
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Referenten: Robin Huw Bowen und Werner
Karlinger
Di, 11. 3. 2014, 9.00–18.00 Uhr
Projekte effizient umsetzen
Eine Fortbildung der Musikschule Bisamberg/
Leobendorf/Enzersfeld in Kooperation mit dem
Musikschulmanagement Niederösterreich; für
Lehrkräfte für Harfe und ihre Schüler, Studierende und weitere interessierte Harfenisten.
Das Harfentreffen bietet verschiedene Workshops, Konzerte der Referenten und der Harfenensembles der Musikschule Aspang und der
Musikschule Bisamberg/Leobendorf/Enzersfeld.
Ein Vortrag über Harfenbau und Instrumenten- und Notenausstellungen runden das Programm ab.
Hotel zur Post, 3053 Brand-Laaben 33
Referent: Dr. Leo Hemetsberger
Anmeldung & Information
Musikschule Bisamberg/Leobendorf/Enzersfeld
Tel. 02262 66142
[email protected]
www.ms-bisamberg-leobendorf.at
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Kreativität schöpft aus dem Chaos. Effizienz
und Effektivität sind Schlagworte der Wirtschaftswelt – die Dinge richtig und die richtigen Dinge tun. Professionelle Arbeit im Kunstbereich erfordert Fachwissen und die Fähigkeit,
geplante Vorhaben umzusetzen. Damit das
Leben für die Kunst zum Leben von der Kunst
werden kann, erarbeiten wir praxisnahes
Know-how. Konzeption, Organisation, Umsetzung, Präsentation und Verkauf lauten die
Eckpfeiler des künstlerischen Selbstmanagements. Seminarziel ist der direkte Nutzen für
die Teilnehmer, die Weiterentwicklung Ihrer
Projekte. Der Erfahrungsaustausch ist dabei
sehr wichtig.
Anmeldung & Information
Kulturvernetzung NÖ – Büro Industrieviertel
Tel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider)
[email protected]
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schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
LEICHT UND GUT
Referent: Dr. Michael Thanhoffer
Wie mentale Muster, Visualisierungen und realitätsfreundliche Selbstorganisation das Tempo
im Alltag beeinflussen, erfahren Sie in diesem
Seminar. Wann ist Ihre Arbeit gut genug? Darf
der Alltag leichter gehen? Mit welchem Tempo
starten Sie? Welche inneren und äußeren Ressourcen stehen zur Verfügung? Welche Arbeiten können Sie besonders gut? An welchem
Vorbild orientieren Sie sich? Was könnten konkrete Unterstützungen sein? Wie und wann
spüren Sie kleine und große Erfolge? Welche
Lieblingstricks und Tools wenden andere an?
Und was sagt Ihr „Strudelwurm“ dazu?
Anmeldung & Information
Kulturvernetzung NÖ – Büro Industrieviertel
Tel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider)
[email protected]
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tanz&MUSIKwoche
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So, 6.–Sa, 12. 7. 2014
Hollenstein/Ybbs, Fachschule Unterleiten
Im Mittelpunkt steht die traditionelle österreichische, besonders die niederösterreichische
Volksmusik: gespielt, getanzt, gesungen. Die
tanz&MUSIKwoche richtet sich an alle Altersgruppen, an einzelne Musikanten, Tänzer und
Sänger wie auch an Gruppen und Familien, die
Volksmusik und Volkstänze erleben und erlernen möchten. Speziell für die Jüngsten gibt es
Kindertanz, Kinderspiel und Abenteuer.
Die herausragende Qualität der Küche der
Landwirtschaftlichen Fachschule Unterleiten
und die herrliche Umgebung des oberen Ybbstals machen die tanz&MUSIKwoche schließlich
zu einem Erlebnis für alle Sinne.
Anmeldung & Information
Volkskultur Niederösterreich
Tel. 02732 85015-23
[email protected]
www.volkskulturnoe.at
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Kultur.Region / 48
Zwischen Himmel und Erde
MUT
ZUM TRÄUMEN
Für mich ist das Schöne am Glauben,
dass er ermutigt, nicht aufzuhören,
Träume und Visionen zu haben.
Kultur.Region.Niederösterreich
INTERN
WIR GRATULIEREN!
Ihren runden Geburtstag feiern unsere Ehrenmitglieder:
Karl Kren (75), Pernitz, 20. März
Zwischen Himmel und Erde gibt es
viel Platz zum Träumen. Das klingt ein
wenig gedankenverloren, vielleicht
sogar ein bisschen weltfremd. Jedenfalls
ist es konträr zu der sonst üblichen realistischen Einstellung vieler Menschen.
„Hör auf zu träumen“, ist ein gut
gemeinter Ratschlag für eine realistische
Bewältigung des Lebens.
Ich sehe das anders. Wer nicht mehr
träumen kann, gibt einfach einen Teil
seines Lebens auf. Für mich ist das Schöne am Glauben, dass er ermutigt, nicht aufzuhören, Träume und Visionen zu haben. Im Buch des
Propheten Joel heißt es über die zukünftige Zeit: „Ich will meinen Geist
ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen
Gesichte sehen. Auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde
meinen Geist ausgießen.“
Gottes Geist lässt uns träumen und schenkt Visionen. Er lässt uns damit
über den Tellerrand des Alltäglichen hinausblicken. Und das gilt nicht
nur für einige wenige Auserwählte, nein, die Söhne und Töchter, die
Alten und die Jungen, ja auch die Knechte und die Mägde sind dafür
ausgewählt, sagt der Bibeltext, die damalige gesellschaftliche Struktur
aufgreifend. Da finde ich ausnahmslos alle von uns wieder in dieser
Aufzählung, die Angesehenen und die, die weiter unter stehen in der
Hierarchie des Lebens. Da ist niemand ausgeschlossen. Niemand ist zu
alt zum Träumen und niemand ist zu jung, um Visionen zu haben.
LAbg a. D. Franz Grandl (60), Michelbach, 21. März
KommR Karl Kurzbauer (80), Melk, 6. April
Franz Huber (60), St. Valentin, 10. April
Josef Dorfner (80), Gloggnitz, 15. April
Walter Haiden (85), Hohe Wand-Stollhof, 22. April
Franz Schweiger (65), Loich, 25. April
Bgm. a.D. Harald Lowatschek (75), Mödling, 26. April
Ihren besonderen Geburtstag feierte:
Maria Brandl, Radlbrunn (Brandlhof), 11. Februar
Ihren besonderen Geburtstag feiert unser Ehrenmitglied:
Trude Lesigang, Wien, 28. April
Ihren runden Geburtstag feiern unsere Mitglieder:
Dr. Wolfgang Viernstein (65), Maria Anzbach, 3. März
Alfred Haidegger (60), Hütteldorf, 14. März
Prof. Dr. Hans Peter Zelfel (70), Mödling, 1. April
Mag. Thomas Bauer (50), Oberwaltersdorf, 14. April
Ihren besonderen Geburtstag feiert unser Mitglied:
Herta Petz, Etmißl, 8. April
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NEUE MITGLIEDER
Unterstützende Mitglieder:
Andrea Süß, Alland
Gerta Ruzicka, Mauerbach
Kathrin Schwediauer, Wien
Was wäre das für eine Welt, in der es keine Träume und Visionen gibt?
In der sich nur in vorgefertigten Bahnen und genau definierten Schemata unser Leben abspielt. Es wäre eine verarmte Welt, grau und perspektivenlos. Gerade unsere Zeit der Umbrüche religiöser und gesellschaftlicher Wirklichkeiten braucht Visionen einer gerechteren und
besseren Welt, in der Menschen solidarisch miteinander umgehen und
einander phantasievoll begleiten. /
Fördernde Mitglieder:
Trachtenverein der Marktgemeinde Sierndorf
Schwechater Zitherverein, Maria Luise Plackinger, Rannersdorf
Ötscherland-Buam, Manuel Leichtfried, Gaming
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Mag. Paul Weiland, Superintendent der Diözese Niederösterreich
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Nachschau / 49
3. Niederösterreichischer Trachtenball
VIEL TRACHT & EHR’
Dem Motto „Wir tragen Niederösterreich“ folgend, bietet der Ball das Beste aus unserem Bundesland:
Musik, das landesübliche Gwandl und die regionale Küche.
Es glitzerte und funkelte beim 3. Niederösterreichischen Trachtenball Ende Jänner
in Grafenegg. Die rund 2.000 Besucher trugen die schönsten Dirndln und Trachten des
Landes und genossen eine einzigartige Ballnacht im glanzvoll dekorierten Auditorium
in Grafenegg. Dr. Erwin Pröll war bei der
offiziellen Eröffnung beeindruckt. „Das Tragen von Trachten gibt Kraft. In einer Zeit,
die von Modernisierung geprägt ist, braucht
man Traditionen und Verwurzelung. Werte,
welche die Initiative ‚Wir tragen Niederösterreich‘ vermittelt und die eine breite
Wirkung erzielen. Trachten sind Ausdruck
dieser Werte. Wer in seiner Heimat verwurzelt ist, kann nach vorne gehen.“
V. l. n. r.: NV-Vorstandsdir. Mag. Bernhard Lackinger, Dorli Draxler, Justizminister Dr. Wolfgang Brandstetter,
Gexi Tostmann, Botschafter der Tracht Anja Kruse und LH Dr. Erwin Pröll. Foto: Erich Marschik
Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll und seine Frau
Elisabeth. Foto: Erich Marschik
Das Tanzensemble Mlyčnek aus der Slowakei.
Bis in die Morgenstunden wurde fröhlich getanzt.
Foto: Erich Marschik
Das Ensemble taktvoll vom Tanzforum der
Volkskultur Niederösterreich. Foto: Erich Marschik
Viel Genuss auf einmal: die Königinnen von Most,
Wein, Dirndl, Nuss und Co.
Sorgen für beste Stimmung: Franz Posch und
seine Inbrüggler. Foto: Erich Marschik
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
Die letzte Seite / 50
2nd LIFE
Im Norden Griechenlands, entlang der
schmalen, ungesicherten, kurvenreichen
Straßen, stehen Totenhäuschen, Äquivalente
zu unseren Kreuzen am Straßenrand, in all
ihrer Tragik und Trauer, doch ungleich
kreativer und kurioser.
Plastikblumen. Manche gleichen Vogelhäuschen, manche Tabernakelschränken, hier
aber fand ein ausgemusterter Grill sein
Nachleben für einen Toten, wo einst Gyros
und Lammspieße brutzelten.
όλα στον καιρό τους …. /
Meist sind sie aus Blech gefertigt, vielfach
verrostet und mit einem Glasfenster versehen. Darin ein Fläschchen Olivenöl für die
Verunglückten, ein Heilgenbildchen und
Foto: Till Heimeran
Landeinwärts
VIER PLUS
sehr ungeheizten Gang. Es läutet eigentlich
nur dann, wenn ein Meinungsforschungsinstitut anruft oder Vertreter von schlafergonomischen, antiallergenen Bettdecken. Also,
ich hob mein Umfragetelefon ab und beantwortete mehr oder weniger geduldig die
Fragen zu einer Bank, die meine Bank ist.
Ich hatte Noten zu vergeben. Ich benotete
zwischen „Sehr gut“ und „Befriedigend“. Bei
den Dreiern, die ich austeilte, bekam ich
leichtes Bauchweh, denn ich benotete Dinge,
von denen ich keine Ahnung habe. Viele
andere Menschen benoten Dinge, von denen
sie keine Ahnung haben. Im besten Fall
heißt das dann Evaluierung.
Unlängst konnte ich einer Telefonumfrage
nicht auskommen. Diese dauerte 20 Minuten. Mein Festnetztelefon steht in einem
Überall wuchern und ranken Rankings.
Restaurants, Universitäten, Ärzte, Laufschuhe. Unser ganzes Leben ist jetzt Schule.
Die Universitäten werden zu Schulen. Die
Kindergärten auch. „Lebenslanges lernen“
ist das Schlagwort mit dem Plus, „Verschu-
schaufenster / Kultur.Region / März/April 2014
lung“ jenes mit dem Minus dahinter. Die
Schule wiederum übernimmt Aufgaben, die
sie früher abgelehnt hatte. So wird in bayerischen Klassen „Boarisch“ unterrichtet, da
zu befürchten ist, dass der schöne Dialekt
ausstirbt. Früher war’s umgekehrt. Da
lernten die Schüler die Hochsprache. Dafür
übernimmt das Leben nach der Schule
Aufgaben der Schule – die permanente
Benotung.
Der Kabarettist Gerhard Polt ahnt schon,
wie es weitergehen bzw. enden wird. Auf
dem Grabstein wird eine Note stehen. Er
wünscht sich auf seinem eine 4+. Auf das
Plus lege er großen Wert, meinte er, das gäbe
so etwas Hoffnungsvolles. Dem kann ich
mich nur anschließen. Ich würde mit der
Betragensnote „Zufriedenstellend“ glücklich
unter der Erde liegen. /
Mella Waldstein
Damit Visionen Wirklichkeit werden, ermöglicht Raiffeisen
viele Kulturveranstaltungen durch seine regionalen und
lokalen Förderungen. Denn Realisierung und Erfolg von
Kulturinitiativen hängen nicht nur von Ideen, sondern auch
von finanziellen Mitteln ab. Gemeinsam ist man einfach
stärker. www.raiffeisen.at
Feste und Feiern im Brandlhof
Stimmungsvolle Stuben für 15 bis 40 Personen
Bodenständige Küche
Selbstgebackenes Brot
Hofladen mit regionalen Produkten
Vinothek mit Radlbrunner Weinen
Information und Vermietung:
Volkskultur Niederösterreich – Brandlhof
3710 Radlbrunn 24 · Tel.: 02956 81222
[email protected] · www.volkskulturnoe.at/brandlhof