Adolf Hitler verschiedene Stadien 1 bis 4 komplett

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Adolf Hitler verschiedene Stadien 1 bis 4 komplett
Adolf Hitler im Ersten Weltkrieg (I) –
Asozial oder guter Kamerad?
Michael Grandt
Noch immer ranken sich viele Legenden um Adolf Hitler. Das in Deutschland oft
einseitig verzerrte, aber politisch korrekte Bild lässt, anders als im angelsächsischen
Raum, jedoch häufig seriöses Quellenstudium missen. Doch 65 Jahre nach Hitlers Tod
sollte man auch hierzulande objektiv über ihn berichten können - das sind wir unseren
Großeltern, aber auch unseren Kindern schuldig.
In dieser Folge: War der spätere Führer des Deutschen Reiches tatsächlich ein asozialer,
menschenscheuer Sonderling?
Vorbemerkung:
Wir sind immer noch massiven Geschichtsverfälschungen ausgesetzt. Das gilt besonders für
die Zeit zwischen 1914 und 1945 und speziell für das Dritte Reich. Überaus eifrig damit
beschäftigt, uns die »Wahrheit« näher zu bringen ist dabei der mit vielen Aufzeichnungen und
Preisen geehrte Prof. Dr. Guido Knopp, der zwischenzeitlich fast alle Dokumentationen über
die Zeit des Nationalsozialismus, die im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgestrahlt werden,
betreut. Aber auch seine Bücher sind überaus erfolgreich, obwohl sie für einen Historiker der
wahre Albtraum sind: häufig keine Fußnoten, keine Quellenangaben und Zitate, die einfach so
im Raum stehen. Nicht umsonst bemängeln Kritiker, dass die Knopp’sche
Geschichtsdarstellung zu oberflächlich sei und die Zusammenhänge stark vereinfacht werden.
Doch wie kaum ein anderer Historiker beeinflusst Knopp mit seinen Dokumentationen und
Büchern die Meinung der Menschen. Zeit also ihm und seinen Mainstream-Kollegen auf die
Finger zu schauen und ihre Behauptungen unter die Lupe zu nehmen. In unregelmäßigen
Abständen werde ich deshalb zu diesem Thema Contents veröffentlichen. Nachdem ich
bereits Hitlers Gewalterfahrungen als Kind analysiert habe, folgt nun der Blick auf den
Soldaten Hitler und seine Kriegserlebnisse, über die ebenfalls viele Halb- oder Unwahrheiten
verbreitet werden.
Ich agiere dabei als Journalist und fühle mich nichts anderem als der objektiven Recherche
verpflichtet. Der Leser kann sich so ein eigenes Bild machen. Kritikern sei angeraten, nicht
polemisch zu reagieren, sondern die Quellen zu widerlegen.
War Hitler asozial?
Der Mainstream-Historiker Prof. Guido Knopp bescheinigt Hitlers Wesen »Symptome von
narzisstischer Ich-Vergötterung« (1), mit einem »ungestümen Geltungsdrang«, dem
»manischen Zwang zur Selbstdarstellung« (2), einer »kranken Seele«(3) mit einer
»unstillbaren Imponiersucht«(4), dessen »Verwöhnung« durch die Mutter »Größenwahn und
Ich-Kult«(5) hervorgerufen habe. Ja mehr noch, sein Gemütszustand schwankte zwischen
»Selbstüberhöhung« und »Selbstverwerfung«(6), ein »menschenscheuer Sonderling«(7) mit
Symptomen von »Eskapismus [Realitätsflucht] aus einer völlig desolaten Psyche«(8).
Doch Hitler war jedoch nicht geisteskrank, wie Knopp suggerieren will. Zu diesem Schluss
kommen Hans-Joachim Neumann und Henrik Eberle in ihrer neuen »medizinischen
Biografie« mit dem Titel »War Hitler krank?«, einer der genausten Analysen, die je publiziert
wurde. Hitlers Gesundheitszustand wurde anhand des Nachlasses von dessen Leibarzt
Theodor Morell, medizinischer Gutachten, pharmakologischer Analysen und Gesprächen mit
Zeitzeugen eingehend untersucht und akribisch analysiert. Die Autoren schreiben: »Für eine
medizinisch objektivierbare Geisteskrankheit Hitlers gibt es keine Anzeichen«(9)
Als Grund, warum Hitler sich 1914 freiwillig in die deutsche Armee meldete, gibt Knopp an:
»Was den August 1914 für Hitler groß machte, war nicht allein die Aussicht auf den
‚deutschen Krieg’, für ihn war es vor allem Befreiung aus Öde und Leere eines ziellosen
Lebens – Erlösung von sich selbst. Schon immer hatte er für alles Deutsche geschwärmt,
Deutschland war seine fixe Idee, sein Traumreich, wenngleich es sich immer nur in seinem
Kopf abspielte. Überhaupt schien nun etwas ‚Höheres‘, eine höhere Gewalt seinem Leben
noch einen Sinn geben können – er, Hitler für sich allein, hatte versagt. Er brauchte
Deutschland, um überhaupt noch jemand zu sein, jetzt bot sich die Chance, im Siegeszug mit
ihm eins zu werden (…)«(10).
Liest man Knopps Behauptungen, kann man schwerlich glauben, dass der Mensch Adolf
Hitler überhaupt fähig war, sich in den Dienst der Gemeinschaft, geschweige denn einer
Armee zu stellen, bei der es um Leben und Tod, Kameradschaft und Selbstlosigkeit ging.
Hitler, so wird suggeriert, war demnach also »asozial«, d. h. antisozial(11).
Aufnahme in die Armee
Am Sonntag, den 16. August 1914 wurde
Adolf Hitler vom 2. Ersatzbataillon, Rekruten-Depot VI, des 2. Infanterie Regiments als
Kriegsfreiwilliger eingekleidet und erhielt dort seine soldatische Grundausbildung. Manche
Historiker geben stattdessen aber das Reserve-Infanterieregiment Nr. 16 (12) an, obwohl
dieses erst gegen Ende August 1914 aufgestellt wurde und demnach Mitte August noch gar
nicht existierte. Erst am 1. September 1914 wurde Hitler dann zum neu aufgestellten Reserve
Infanterie Regiment 16 (R.I.R. 16) versetzt und kam zur 1. Kompanie des I. Bataillons (13)
unter dem Kommandeur Major der Reserve Johann Nepomuk Felix Julius Graf von Zech auf
Neuhofen (14) Der vollständige Name des Regimentes lautete: Königlich Bayerisches
Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 16 (15) Die Reservedivision bestand zum größten Teil aus
mobilisierten Ersatzreservisten, Reservisten und Kriegsfreiwilligen.
Guido Knopp schreibt: »Nach der Vereidigung des Bayrischen Reserve-Infanterie-Regiments
Nr. 16 (des späteren Regiments List) vor König Ludwig III., Anfang September 1914,
marschierte Hitler im deutschen Heer mit.«(16)
Diese Darstellung ist nicht richtig, denn das Regiment wurde nicht Anfang September,
sondern erst fünf Wochen später, am 8. Oktober 1914 im Hof der Türkenkaserne durch König
Ludwig III. vereidigt und verabschiedet (17).
Hitler ein Einzelgänger und menschenscheuer Sonderling?
Guido Knopp über Hitler und Kameradschaft: »Er blieb ein Sonderling, der oft stundenlang
in einer Ecke des Unterstandes kauerte. Der einzige wirkliche Freund in seinem Krieg war
ausgerechnet ein britischer Überläufer, ein weißer Terrier, der ausgebüchst war und die
Fronten gewechselt hatte (…) Hitler galt als Eigenbrötler (…)«. Knopp bezeichnet ihn auch
als »menschenscheuen Sonderling«(18).
Wahr ist, Hitler war bescheiden, lehnte Alkohol, Tabak und Bordellbesuche ab (19). Auch
verteilte er seine Rauchwaren (Tabakwaren) unter seinen Kameraden, wie Brandmayer
bestätigte (20). Aber kann man ihm das wirklich vorwerfen?
Michael Schlehhuber war zusammen mit Hitler in der 1. Kompanie. Der »Sozialdemokrat«
bestätigte noch im Jahr 1932: »Ich kenne Hitler seit dem Ausmarsch mit dem bayrischen
Reserve-Infanterie-Regiment 16. Ich habe Hitler als einen guten Soldaten und tadellosen
Kameraden kennengelernt. Ich habe nie beobachtet, dass Hitler sich irgendwie vom Dienst
gedrückt oder der Gefahr entzogen hätte. Ich war vom Ausmarsch bis zum Heimmarsch
innerhalb der Division und habe ich später bis zum Schluss nie etwas Nachteiliges über Hitler
gehört (…)«(21).
Aber Hitler und Kameraden? Wie passt das mit Knopps Beschreibung des »Eigenbrötlers«
und »Sonderlings« zusammen, der als »einzigen wirklichen Freund« nur einen Hund hatte?
Untersuchen wir die Fakten:
Ein Foto (22) das von Hans Bauer im September 1915 in der Nähe der Regimentsbefehlstelle
in Formelles gemacht wurde, zeigt einen lässig auf die Ellbogen gestützten Hitler - der
keinesfalls scheu wirkt - dicht neben seinen Freunden. Seine Kameraden, die ihn den
»Kunstmaler« oder auch nur »Adi«(23) nannten, waren in jener Zeit:
•
Josef Wurm (1893-1963); Kaufmann, der Hitler am 15, März 1915 als Unteroffizier
im Regimentsstab kennenlernte. Zwei Jahre später wurde er zum Vizefeldwebel
befördert. Nach dem Krieg arbeitete Wurm als Bank- und kaufmännischer
Angestellter. Da er der Schwager von Max Amann war, kam er im Jahr 1934 als
Abteilungsleiter zum Eher-Verlag, der auch den »Völkischen Beobachter« herausgab,
und war dort bis 1945 tätig. Danach war er als Angestellter in einer Münchner Firma
tätig (24).
•
Karl Lippert (1890-1986); Dekorateur, Kriegsfreiwilliger, am 19. Oktober 1914 zum
Unteroffizier befördert und vom 22. November 1914 als Ordonnanzführer zum
Regimentsstab des R.I.R. 16 kommandiert, wo er bis zum 9. März 1916 Hitlers
Vorgesetzter war. Nach dem 1. Weltkrieg Textilvertreter und selbstständiger
Textilkaufmann. 1932 Mitglied der NSDAP, 1933 von Hitler persönlich in der
Reichszeugmeisterei der NSDAP untergebracht und dann zum Stellenleiter ernannt,
wo er seine Tätigkeit als Unterabteilungsleiter und Betriebsprüfer bis zum Ende des 2.
Weltkrieges ausübte. Danach als Hilfsarbeiter in München tätig (25).
•
Ernst Schmidt (1889-1995); Malergeselle und ebenfalls als Meldegänger beim
Regimentsstab; nach dem Krieg traf er Hitler noch öfters und wurde auch Mitglieder
der DAP/NSDAP. 1922 eröffnete er ein eigenes Malergeschäft, war später
Ortsgruppenleiter der NSDAP, SA-Mitglied und 1941 sogar Bürgermeister. Im Mai
1945 wurde er von der US-Armee einige Tage interniert, lebte dann aber weiter als
Malermeister in Garching (26).
•
Jakob Weiß (1892-1944); Landwirt, der mit Hitler als Regimentsordonnanz vom 4.
Januar 1915 bis zum 29. September 1918 zusammen war. 1928 übernahm er die
Posthalterei von seinem Vater, 1933 trat er in die NSDAP ein und starb 1944 im Alter
von 52 Jahren (27).
•
Karl Tiefenböck (1894-1969); Kontorist, der am 24. April 1915 als Meldegänger zum
Regimentsstab versetzt wurde und mit Hitler bis zum 5. Oktober 1917 als Ordonnanz
Dienst versah. Von Hitler wurde er nur »Wackerl« genannt. Tiefenböck wurde später
zum Unteroffizier ernannt. Nach dem Ersten Weltkrieg als Prokurist tätig, trat 1919 in
die DAP ein. 1933 überreichte er Hitler ein Fotoalbum mit Aufnahmen aus dem Krieg
(28).
•
Balthasar Brandmayer (1892-1960); Maurer und zusammen mit Hitler vom Mai 1915
bis zu seiner Verwundung am 31. Mai 1918 als Meldegänger eingesetzt. Er war einer
der wenigen, die Hitler nach dessen Ernennung zum Führer mit dem
kameradschaftlichen »Du« ansprechen durften. Im Auftrag von Hitler erhielt
Brandmayer »zur Klärung seiner wirtschaftlichen Verhältnisse« eine einmalige
Unterstützung von 5.000 Reichsmark. Von 1940 bis 1945 war er als Amtswart bei
einer Münchner Kreisfürsorgestelle angestellt, danach wieder als Maurer tätig (29)
•
Anton Bachmann (1895-1917); Kaufmannslehrling und Kriegsfreiwilliger, der ab dem
10. November 1914 mit Hitler als Meldegänger beim Regimentsstab eingesetzt wurde.
Er fiel mit 22 Jahren am 12. August 1917 in der Schlacht bei Ungureano (30).
•
Max Mund (1893-1952); Rahmenmacher und Vergolder, vom 20. Mai 1915 mit Hitler
zusammen als Regimentsordonnanz beim Regimentsstab. Am 4. Oktober 1916 erlitt er
eine Gasvergiftung bei Le Barque und wurde aufgrund seines schlechten
Gesundheitszustandes am 16. Juli 1917 aus dem Militärdienst entlassen. Danach war
er bis zu seinem frühen Tod als selbstständiger Vergolder in München tätig (31).
•
Johann Sperl (1881-1962); Steindrucker, der vom 22. Mai 1915 bis 12. November
1918 mit Hitler Ordonnanz im Regimentsstab war. Sperl berichtete, dass Hitler öfters
Meldegänge für ihn übernahm, da er selbst fünf Kinder habe. Sperl trat 1933 in die
NSDAP ein, wurde arbeitslos und bat seinen Kriegskameraden Adolf Hitler um eine
Stelle beim Landesvermessungsamt München, die er dann auch erhielt. Nach 1945
lebte er als Hilfsarbeiter in München (32).
•
Ignaz Westenkirchner (1891-1967); war vom 20. September 1914 bis zum 9.
September 1918 als Regimentsstab-Meldegänger an der Front. 1928 wanderte er mit
seiner Familie nach Amerika aus, weil er in Deutschland keine Arbeit fand, wurde dort
im Jahr 1933 aber ebenfalls arbeitslos. Hitler zahlte durch Max Amann dem
ehemaligen Kriegskameraden Westenkirchner und dessen Familie die Rückreise nach
Berlin und empfing ihn sogar in der Reichskanzlei. Er wurde NSDAP-Mitglied und
arbeitete bis zum Kriegsende als Hausmeister im Eher-Verlag von Max Amann. Nach
dem Krieg arbeitete er bei einer Feinmechanikfirma in München (33).
•
Josef Inkofer (1891-1931); lernte Hitler bereits im Oktober 1914 in der 1. Kompanie
des R.I.R. 16 kennen und wurde am 2. Januar 1915 als Meldegänger zum
Regimentsstab versetzt, wo er mit Hitler bis zum 28. August 1918 zusammen war.
Nach dem Krieg war Inkofer als Kellner tätig und trat in die DAP ein. Er starb bereits
mit 40 Jahren in München (34).
•
Karl Lanzhammer (1896-1918); trat als Kriegsfreiwilliger in die Armee ein und lernte
im September 1914 Hitler kennen, wurde aber früher in den Regimentsstab als
Meldegänger versetzt. Im September 1917 wurde Lanzhammer zur Fliegerschule nach
Schleißheim abkommandiert, wo er am 16. März 1918 im Alter von nur 21 Jahren
tödlich abstürzte (35).
•
Karl Höfele (1880-?); Bauführer, war Kriegsfreiwilliger, wurde zum Gefreiten und
später dann zum Unteroffizier befördert, wo er bis zum 18. Februar 1916 im
Regimentsstab mit Hitler zusammen war. Bis 1917 machte er eine Ausbildung zum
Fahnenjunker und wurde dann zum Leutnant der Reserve befördert, danach keine
Aufzeichnungen mehr (36).
Ein anderes Foto zeigt Adolf Hitler im Jahr 1915, wie er seine Arme freundschaftlich auf die
Schultern von Ernst Schmidt und Karl Lippert legt (37). Auch hier keinerlei »abnormale«
Anzeichen.
Weitere Kriegskameraden waren:
•
Michael Schlehhuber (1874-?); Lagerist und Vater von vier Kindern war mit Hitler im
Feld und wurde am 15. November 1914 durch eine Kugel am linken Arm verwundet.
Am 1. November 1918 wurde er in München vom Militär entlassen. Seither gibt es
keine Aufzeichnungen mehr über ihn (38).
•
Fritz Strauß (?-?); Handlungsgehilfe, war vom 1. Mai 1916 bis zum 20. Dezember
1918 beim Regimentsstab als Meldegänger tätig, wo er Hitler kennenlernte. Im April
1934 erhielt Strauß 10.000 Reichsmark als »Finanzierungshilfe« (39).
Aber auch später war Hitler für seine Kameraden da. Friedrich Wiedemann war vom 1. Januar
1916 bis zum 16. August 1917 als Regimentsadjudant Hitlers Vorgesetzter, er bestätigte, »hat
Hitler auch nach dem Krieg gute Kameradschaft gehalten mit seinen Kameraden (…) die ihn
mehrmals besuchten.«(40).
Fazit:
Hitler unterstützte seine Kameraden nicht nur während des Krieges, sondern auch noch später
als Reichskanzler, erkundigte sich nach ihnen und brachte sie in Stellungen unter. Sogar
Geldzuwendungen waren keine Seltenheit (41).
Das von Prof. Guido Knopp gezeichnete Bild eines »Einzelgängers«, eines
»menschenscheuen Sonderlings« und »Eigenbrötlers« kann aufgrund der Quellen und
Zeugenaussagen somit nicht verifiziert werden.
In der 2. Folge: Hitlers Fronteinsätze als Meldegänger.
Michael Grandt beschäftigt sich seit 30 Jahren mit der Geschichte des Dritten Reiches und
hat mehrere Bücher zu diesem Thema veröffentlicht, u.a. »Unternehmen Wüste – Hitlers
letzte Hoffnung« (2002), das vom Staatsminister in der baden-württembergischen
Staatskanzlei präsentiert wurde und für das er im Jahre 2005 vom Ministerpräsidenten von
Baden-Württemberg die Staufer-Medaille für besondere Verdienste für das Land erhielt.
_____________________________________________________
Quellen:
(1) Guido Knopp: Hitler – Eine Bilanz, München (Sonderausgabe) 2005, S. 108
(2) Ebd., S. 106
(3) Ebd., S. 29
(4) Ebd., S. 59
(5) Ebd., S. 96
(6) Ebd., S. 106
(7) Ebd., S. 120
(8) Ebd., S. 123f.
(9) H.-J. Neumann/H. Eberle: War Hitler krank? Ein abschließender Befund, Bergisch
Gladbach 2009, S. 290
(10) Knopp, S. 122
(11) Der Begriff „asozial“ ist als Gegenbegriff zu „sozial“ gebildet, wird jedoch oft im Sinne
von „antisozial“ (= gemeinschaftsschädigend) verwendet.
(12) Zum Beispiel Werner Maser: Adolf Hitler, München 1971 (Sonderausgabe 2001), S. 129
oder John Toland: Adolf Hitler, Bergisch Gladbach 1977, S. 86
(13) In den Kriegsstammrollen (Verzeichnisse von einzelnen Truppenteilen der Unteroffiziere
und Mannschaften zu deren Beurkundung; das der Offiziere heißt Kriegsrangliste) Hitlers ist
dies eindeutig nachvollziehbar: KrStR. Nr. 166/148: „Am 16.8.14 eingetreten als
Kriegsfreiwilliger b. R.D. VI, 2.1.R. u.a. 1.9.14 versetzt“; KrStR. Nr. 1062: „16.8.14 bei Ers.
Batl. 2 Inf. Regt. Rek. Dep. VI eingetreten. 1.9.14 z. 1. Komp. Res. Inf. Regt. Nr. 16 vers.“;
KrStR. Nr. 204: „16.8.14 als Kriegs Freiwilliger Rek. D. VI. 2. E.B./2. I.R. 1.9.14. 1/R.I.R.
16“; KrSt.R. NR. 7111 bzw. 4470: „16.8.14. Freiw. R.D. VI, 2. E/2. I.R. 1.9.14. 1./R.I.R. 16“;
vgl. Anton Joachimsthaler: Adolf Hitler – Korrektur einer Biographie, München 1989, S. 109,
112f.; Faksimile der Kriegstammrollen auf den Seiten 110-111; auf Hitlers Erkennungsmarke
steht: „Bayrisches Reserve-Infanterie-Regiment 16, 1. Kompanie Nr. 148“.
(14) Auch hier nennen die meisten Historiker nur den Namen Major d.R. „Graf von Zech“,
was nur bedingt richtig ist.
(15) Es wurde als Infanterieregiment der Bayrischen Armee aufgestellt und als Teil der 6.
Kgl. Bay. Reserve-Division an der Westfront, zunächst in der Ersten Flandernschlacht vor
Ypern eingesetzt. Am 31. Oktober 1914 fiel Regimentskommandeur Oberst Julius List,
worauf das Regiment den Beinamen „List“ erhielt (vgl. dazu auch Fridolin Solleder: Vier
Jahre Westfront. Geschichte des Regiments List R.I.R. 16, München 1932 sowie
Friedrichfranz Feeser (Hrsg): Das Bayernbuch vom Weltkriege 1914-1918, Band 1 und 2,
Stuttgart 1930
(16) Knopp, Hitler, S. 124
(17) Joachimsthaler, S. 115
(18) Knopp, S. 120, 125
(19) Joachimsthaler, S. 158
(20) Balthasar Brandmayer: Zwei Meldegänger, Bruckmühl 1932, S. 51f.
(21) Vgl.: Adolf Meyer: Mit Adolf Hitler im Bayrischen Reserve-Infanterie-Regiment 16 List,
Neustadt-Aisch 1934, S. 15 und Berner Tagblatt Nr. 139 vom 23.3. 1932, sowie
Joachimsthaler S. 128
(22) Das Foto ist abgedruckt bei Joachimsthaler, zwischen den Seiten 128 und 129.
(23) Vgl.: Einvernahme von Max Amann in Nürnberg am 5. November 1947,
Interrogationsbericht Nr. 2210 B, Spruchkammerakt Max Amann; Joachimsthaler S. 157
(24) Joachimsthaler, S. 281
(25) Ebd., S. 280
(26) Ebd., S. 276
(27) Ebd., S. 281
(28) Ebd., S. 281
(29) Ebd., S. 278
(30) Ebd., S. 279
(31) Ebd., S. 280
(32) Ebd., S. 281
(33) Ebd., S. 274
(34) Ebd., S. 281
(35) Ebd., S. 281
(36) Ebd., S. 282
(37) Das Foto ist abgedruckt bei Joachimsthaler zwischen den Seiten 128 und 129
(38) BHStA, Abt. IV, KStR. Nr. 3067/1002 und Joachimsthaler, S. 278
(39) Joachimsthaler, S. 146, siehe auch Archiv der NSDAP Nr. 124 62935
(40) Vgl.: Joachimsthaler, S. 150 und Wiedemann Papers, Institut für Zeitgeschichte
München, MA 149
(41) Joachimsthaler, S. 144
Adolf Hitler im Ersten Weltkrieg (II) –
Tapfer oder feige?
Michael Grandt
Noch immer ranken sich viele Legenden um Adolf Hitler. Das in Deutschland oft
einseitig verzerrte, aber politisch korrekte Bild lässt – anders als im angelsächsischen
Raum – jedoch häufig seriöses Quellenstudium missen. Doch 65 Jahre nach Hitlers Tod
sollte man auch hierzulande objektiv über ihn berichten können – das sind wir unseren
Großeltern, aber auch unseren Kindern schuldig.
In dieser Folge: Hitlers Fronteinsätze als Meldegänger und seine Verwundungen.
Vorbemerkung
Wir sind immer noch massiven Geschichtsverfälschungen ausgesetzt. Das gilt besonders für
die Zeit zwischen 1914 und 1945 und speziell für das Dritte Reich. Überaus eifrig damit
beschäftigt, uns die »Wahrheit« näherzubringen, ist dabei der mit vielen Aufzeichnungen und
Preisen geehrte Prof. Dr. Guido Knopp, der zwischenzeitlich fast alle Dokumentationen über
die Zeit des Nationalsozialismus, die im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgestrahlt werden,
betreut. Aber auch seine Bücher sind überaus erfolgreich, obwohl sie für einen Historiker der
wahre Albtraum sind: häufig keine Fußnoten oder Quellenangaben, und Zitate, die einfach so
im Raum stehen. Nicht umsonst bemängeln Kritiker, dass die Knoppsche
Geschichtsdarstellung zu oberflächlich sei und die Zusammenhänge stark vereinfacht werden.
Doch wie kaum ein anderer Historiker beeinflusst Knopp mit seinen Dokumentationen und
Büchern die Meinung der Menschen. Zeit also, ihm und seinen Mainstream-Kollegen auf die
Finger zu schauen und ihre Behauptungen unter die Lupe zu nehmen. In unregelmäßigen
Abständen werde ich deshalb zu diesem Thema Contents veröffentlichen. Nachdem ich
bereits Hitlers Gewalterfahrungen als Kind analysiert habe, folgt nun der Blick auf den
Soldaten Hitler und seine Kriegserlebnisse, über die ebenfalls viele Halb- oder Unwahrheiten
verbreitet werden.
Ich agiere dabei als Journalist und fühle mich nichts anderem als der objektiven Recherche
verpflichtet. Der Leser kann sich so ein eigenes Bild machen. Kritikern sei angeraten, nicht
polemisch zu reagieren, sondern die Quellen zu widerlegen.
Der Mainstream-Historiker Prof. Dr. Guido Knopp muss angesichts der Fakten zugeben, dass
Hitler »[…] ein durchaus tapferer Soldat [war], der nach einhelliger Meinung seiner
Kameraden verdient das Eiserne Kreuz II. Klasse und neben einer Reihe anderer
Auszeichnungen seines Regiments, auch das EK I erhielt […] weil er im Granathagel
wichtige Meldungen in vorderster Linie an den Mann brachte.«(1)
Mit diesen knappen Worten beschreibt Knopp Hitlers Wirken in der Armee, auf ganzen fünf
Seiten die Jahre 1914 bis 1918, obwohl auch diese Zeit (wie die Kindheit) einen überaus
prägenden Einfluss auf dessen zukünftiges Leben genommen haben dürfte und deshalb einer
genaueren Analyse unterzogen werden muss.
Feuertaufe in Flandern
Am 22. Oktober 1914 erreichten Hitler und sein Regiment bei Herbestal die belgische Grenze
und betraten somit erstmals »feindlichen Boden«. Über Lüttich und Brüssel kam das R.I.R. 16
dann nach Lille. (2)
Am Donnerstag, dem 29. Oktober 1914 gegen 6.45 Uhr erlebte Hitler schließlich seine
Feuertaufe rechts der Straße von Ypern nach Geluveld, die er so beschreibt:
»Und dann kommt eine feuchte, kalte Nacht in Flandern, durch die wir schweigend
marschieren, und als der Tag sich dann aus den Nebeln zu lösen beginnt, da zischt plötzlich
ein eiserner Gruß über unsere Köpfe uns entgegen und schlägt in scharfem Knall die kleinen
Kugeln zwischen unsere Reihen, den nassen Boden aufpeitschend […] Dann aber begann es
zu knattern und zu dröhnen, zu singen und zu heulen, und mit fiebrigen Augen zog es nun
jeden nach vorne, immer schneller, bis plötzlich über Rübenfelder und Hecken hinweg der
Kampf einsetzte, der Kampf Mann gegen Mann.« (3)
Das Bataillon verlor bei den darauffolgenden Kämpfen rund 70 Prozent seiner Mannschaften
und Offiziere. (4) Auch Kommandeur Major Johann Nepomuk Felix Julius Graf von Zech fiel
im Schlosspark von Geluveld bei einem Sturmangriff auf eine englische
Schützengrabenstellung durch einen Kopfschuss. (5) Dennoch wurden die Soldaten gleich
wieder in den Kampf geworfen, was sogar der neue Bataillonskommandeur Hauptmann Franz
Rubenbauer kritisierte. (6)
Hitler als Meldegänger
Am 9. November 1914 marschierte das R.I.R. 16 (7) von Comines über Warneton-Ferme de
la Croix nach Bethlehem-Ferme, um dort das R.I.R. 20 in den Schützengräben abzulösen. An
diesem Tag kam Hitler auch als Ordonnanz (Meldegänger) zum Regimentsstab. (8) Er
schrieb: »Ich bin jetzt beim Stab als Gefechtsmeldegänger. In Bezug auf Schmutz ist es da
etwas besser, dafür aber auch gefährlicher. In Wytschate allein wurden am Tag des ersten
Sturmes drei von uns acht Mann abgeschossen, einer schwer verwundet. Wir vier
Überlebenden und der Verwundete wurden nun ausgezeichnet.« (9)
Meldegänger hatten die Aufgabe, vom Regimentsstab Befehle an die Bataillonsstäbe und zu
den Kompanien zu bringen, wenn die Fernsprechleitungen zerschossen waren. Ob schweres
oder leichtes Feuer, die Meldegänger mussten aus dem Bunker und durch das Feuer hindurch
nach vorn bis an die vorderste Linie. (10) Die Verluste waren entsprechend hoch, deshalb
wurden möglichst immer zwei Läufer mit einer wichtigen Meldung losgeschickt, falls einer
von beiden getötet werden würde. (11)
Der Meldegänger Adolf Meyer erläuterte seine Aufgabe so: »Für den Nichtsoldaten muss hier
eingeschaltet werden, dass es bei Meldegängern häufig der Fall war, sich unter stärkstem
feindlichem Feuer im freien Gelände bewegen zu müssen […].« (12)
Balthasar Brandmayer schildert die Arbeit der Meldegänger ebenfalls: »Der Befehl wurde
jeweils im wohlverschlossenen Kuvert in die Meldetasche verstaut. Die Wichtigkeit der
Meldung war durch die Kennzeichnung des Umschlags in der Form des Kreuzes sichtbar.
Wurde der Brief mit einem Kreuz bezeichnet, so wusste man, dass keine Eile geboten war.
Zwei Kreuze waren das Merkmal für Dringlichkeit, drei hingegen sehr eilig. Die
Meldegängergruppe bestand meist aus zehn Mann. Sechs Mann hatten stets nach dem Graben
Dienst, die anderen standen in Bereitschaft. In der Regel mussten zwei Meldegänger den
Befehl nach vorne übermitteln. Das geschah ausschließlich aus Sicherheitsgründen, damit bei
einem unvorhergesehenen Hemmnis, hervorgerufen durch Verwundung oder Tod eines
Meldegängers, unverzüglich der zweite das wichtige Dokument an Ort und Stelle bringt.«
(13)
Über Hitlers Einsätze berichtet Brandmayer: »Hitler kann ich nicht begreifen, wie er ruhig
und gelassen, umzuckt von rasenden Blitzen, seine Deckung verließ, während er mir immer
wieder zurief: ›Brandmoari, auf geht’s!‹ Er schien keine Nerven zu besitzen. Furcht oder
Angst, das war ihm wahrhaftig etwas Unbekanntes […]. Hitler [war] unbestritten der beste
Meldegänger unserer Gruppe. Er hatte eine Eisennatur; denn ich kann mich nie erinnern, dass
er jemals ernstlich krank war, außer seiner zweimaligen Verwundung.« (14)
Seine erste Begegnung mit Hitler beschreibt Brandmayer folgendermaßen: »Im Augenblick
herrschte eine ›Mords-Gaudi‹, da trat Hitler in den Unterstand. Er kam von einem Meldegang
ermüdet zurück. Ich sah ihn zum ersten Mal in meinem Leben. Wir standen uns jetzt Aug‘ in
Aug‘ gegenüber. Ein freudiges Begrüßen, dann fixierte mich sein scharfer Blick von unten bis
oben. Er fragte mich, woher ich komme und ob ich beständig in ihrer Gruppe bleibe […].
Adolf Hitler ist neben Mund Max mein unzertrennlicher Kamerad geworden.« (15)
Dieses Aufeinandertreffen hat also nichts mit einem »Sonderling« zu tun, dessen »einzig
wirklicher Freund« (16) ein weißer Terrier gewesen sein soll, wie Guido Knopp Hitler im
Ersten Weltkrieg beschreibt. Brandmayer bezeugt sogar das Gegenteil: Hitler begrüßt den
Neuling freudig, redet von »ihrer« Gruppe und wird sogar dessen unzertrennlicher Freund.
Zum Ende des Sommers 1915 waren Adolf Hitler und seine Kameraden für die Offiziere ihres
Regimentsstabs unentbehrlich geworden. Da die Telefonverbindungen zu den Kompanie- und
Bataillonsgefechtsständen immer wieder durch schweres Artilleriefeuer unterbrochen wurden,
konnten nur noch die Melder Befehle übermitteln.
Hitlers Gewandtheit und sein Mut in gefährlichen Situationen nötigten seinen Kameraden
Bewunderung ab und auch im Kampf Mann gegen Mann konnte er sich bewähren, wie der
amerikanische Historiker und Pulitzer-Preisträger John Toland beschreibt. (17) Als sich einer
der Männer einmal über die immer kleiner werdende Fleischrationen beschwerte, gab Hitler
ihm zur Antwort, dass die Franzosen 1870 bei der Belagerung von Paris sogar Ratten
gegessen hätten. (18)
Hitler beschreibt einen Kampfeinsatz so: »Immer wieder schlug eine Granate von uns in den
vor uns liegenden engl. Schützengraben ein. Wie aus einem Ameisenhaufen quollen die Kerle
daraus hervor und nun geht es bei uns zum Sturm. Wir kommen blitzschnell über die Felder
vor, und nach stellenweise blutigem Zweikampf werfen wir die Burschen aus einem Graben
nach dem andern heraus.« (19)
Immer, wenn die Telefonleitungen aufgrund von massivem Sperrfeuer ausfielen, erhielt Hitler
den Befehl, die Gefechtsstände zu informieren und immer wieder gelang es ihm, unverletzt
durch das mörderische Sperrfeuer zu kommen. So auch in der Nacht zum 14. Juli 1916 an der
Somme, im Abschnitt Fromelles. Zusammen mit einem Kameraden sollte er Befehle an einen
Gefechtsstand überbringen. In Granattrichtern und Gräben suchten sie Deckung vor dem
feindlichen Feuer, bis der Kamerad vor Erschöpfung zusammenbrach. Hitler schleppte ihn in
den Unterstand zurück. (20)
Dessen ungeachtet schreibt Prof. Dr. Guido Knopp: »Als Meldegänger war er [gemeint ist
Hitler, MG] ungebunden und auf sich gestellt, das entsprach seinem Naturell. Andererseits
muss er so pflichtversessen und ›devot‹ gewesen sein, dass einige Kameraden sich darüber
mokierten.« (21) Natürlich gibt Knopp auch für diese Behauptung keinerlei Quelle an.
Verwundungen
Am 2. Oktober 1916 wurde der Regimentsstab des R.I.R. 16 in Le Barque-Nord in einem
minierten Unterstand eingerichtet. Ein paar Tage später kam es zum Beschuss durch
Granaten. Hitlers Kamerad Balthasar Brandmayer berichtet: »Man konnte kaum sitzen. Einer
stolperte über die Beine des anderen. Dumpf und dicht war die Luft, fast zum Ersticken. Eine
kleine Treppe führte ins Freie. Ich hatte gerade neben Hitler Platz genommen, da schlug ein
Volltreffer mitten in den Gang. Die Decke zermalmt und tausendfach zerrissen, allenthalben
spritzten die Splitter.« (22)
Ein Granatsplitter traf Hitler in den linken Oberschenkel. (23) Die Verwundung erwies sich
als nicht so schwer, war aber trotzdem ernst. Seine Genesung würde einen siebeneinhalb
Wochen langen Lazarettaufenthalt nötig machen. (24) Hitler kam zunächst in das
Sammellazarett nach Hermies und vom 9. Oktober bis zum 1. Dezember ins preußische
Vereinslazarett vom Roten Kreuz in Beelitz bei Berlin. Doch sein altes Regiment sah er erst
einmal nicht wieder, da er zunächst im 2. Infanterie Regiment (4. Kompanie des I.
Ersatzbataillons) eingesetzt wurde. Nachdem der Stab »seines« R.I.R. 16 ihn jedoch als
Meldegänger angefordert hatte, kam Hitler am 5. März 1917 wieder zu seinen alten
Kameraden zurück. (25)
Am 1. März 1917 war Hitler erneut an der Front. In den nächsten Monaten bis zu seiner
Gasvergiftung nahm er an den meisten Kampfhandlungen seines Regiments teil, etwa an der
Somme, an der Aisne und an der Marne.
Am 14. Oktober 1918 wurden Hitler und mehrere seiner Kameraden auf der Montagne-Höhe
bei Werwick-Süd durch einen englischen Gasangriff abermals verwundet. Senfgas
(»Gelbkreuz«) war ein flüssiges Sprühmittel, das sich in die Haut einbrannte. (26)
Hitler schildert die Szene in Mein Kampf:
»In der Nacht vom 13. auf den 14. Oktober ging das englische Gasschießen auf der Südfront
vor Ypern los; man verwendete dabei Gelbkreuz, das uns in der Wirkung noch unbekannt
war, soweit es sich um die Erprobung am eigenen Leibe handelte. Ich sollte es noch in dieser
Nacht selbst kennenlernen. Auf einem Hügel südlich von Werwick waren wir noch am Abend
des 13. Oktober in ein mehrstündiges Trommelfeuer von Gasgranaten gekommen, das sich
dann die ganze Nacht hindurch in mehr oder minder heftiger Weise fortsetzte. Schon gegen
Mitternacht schied ein Teil von uns aus, darunter einige Kameraden gleich für immer. Gegen
Morgen erfasste auch mich der Schmerz von Viertelstunde zu Viertelstunde ärger, und um
sieben Uhr früh stolperte und schwankte ich mit brennenden Augen zurück, meine letzte
Meldung im Kriege noch mitnehmend. Schon einige Stunden später waren die Augen in
glühende Kohlen verwandelt, es war finster um mich geworden.« (27)
Ernst Günther Schenck beschreibt dies in seinem Buch Patient Hitler. Eine medizinische
Biografie: »Gelbkreuz führt zu einer schweren [...] Bindehautentzündung des Auges, die ein
Anschwellen der Augenlider und der Augenbindehaut derart zur Folge hat, dass das Auge
selbst als zugeschlossen und nicht mehr sehfähig erscheint. Man wird sozusagen sekundär
blind, obgleich der Augapfel selbst lediglich mittelbar betroffen ist, und gerät in die Angst,
erblindet zu sein, obgleich lediglich maximal geschwollene Augenlider und schwammig
erweichte Augenbindehaut das Öffnen zum Sehen verhindern. Dieser Zustand kann wechseln;
er klingt normalerweise allmählich ab. Aber er kann sich auch neuerlich wesentlich
verschlimmern, wenn sich ein Mensch immer und immer wieder die Augen reibt und derart
neue Schwellungen verursacht.« (28)
Hitler erblindete vorübergehend, wurde am 15. Oktober 1918 in das Bayrische Feldlazarett 53
(Oudenaarde) eingeliefert und kam anschließend mit einem Verwundetentransport am 21.
Oktober 1918 in das preußische Reserve Lazarett Pasewalk bei Stettin. Dort wurde er am 19.
November als geheilt entlassen. (29) Zu dem Zeitpunkt war der Erste Weltkrieg für das
Deutsche Reich schon acht Tage lang zu Ende. (30) Hitler wurde der 7. Kompanie des I.
Ersatzbataillons des 2. Infanterieregiments zugeteilt, das in München stationiert war. Am 31.
März 1920 nach fünf Jahren und acht Monaten Militärdienst wurde er dann aus der
Reichswehr entlassen.
Fazit:
Aufgrund der Tatsachen und Zeugenaussagen muss davon ausgegangen werden, dass Hitler
sich im Kampf bewiesen und als Meldegänger sogar außerordentliche Verdienste geleistet
hatte.
In der 3. Folge: »Nur« Gefreiter? – Beförderungen und Auszeichnungen.
Michael Grandt beschäftigt sich seit 30 Jahren mit der Geschichte des Dritten Reiches und
hat mehrere Bücher zu diesem Thema veröffentlicht, u.a. Unternehmen Wüste – Hitlers letzte
Hoffnung (Silberburg-Verlag, Tübingen 2002), das vom Staatsminister in der badenwürttembergischen Staatskanzlei präsentiert wurde und für das er im Jahre 2005 vom
Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg die Staufer-Medaille für besondere Verdienste
für das Land erhielt.
Quellen:
(1) Guido Knopp: Hitler – Eine Bilanz, (Sonderausgabe) München 2005, S. 124f.
(2) Anton Joachimsthaler: Adolf Hitler – Korrektur einer Biographie, München 1989, S. 117
(3) Adolf Hitler: Mein Kampf. Doppelband, München 1925/1927 (Auflage 835.-840./8358.8407.000), S. 180
(4) Fridolin Solleder (Hrsg): Vier Jahre Westfront. Die Geschichte des Regiments List.
Reserve-Infanterie-Regiment 16, München 1932, S. 60
(5) Joachimsthaler, S. 121
(6) Vgl.: Solleder, S. 33
(7) Am 3.11.1914 wurde das I. und III. Bataillon zu einem »Kombinierten Bataillon«
zusammengefasst, da beide sehr hohe Verluste erlitten hatten (vgl. auch Joachimsthaler, S.
124)
(8) Joachimsthaler, S. 113, 126
(9) Brief Adolf Hitlers an Assessor Ernst Hepp in München vom 5. Februar 1915; der Brief ist
als Faksimile abgedruckt in: Werner Maser: Hitlers Briefe und Notizen, Graz 2002, S. 99;
Orthografie und Grammatikfehler wurden beibehalten
(10) Joachimsthaler, S. 127
(11) Am 15. November 1914 starben drei der acht dem Regimentsstab zugeteilten
Meldegänger nach einem französischen Angriff (Ian Kershaw: Hitler. 1889-1936, Stuttgart
1998, S. 131; Balthasar Brandmayer: Meldegänger Hitler, München/Kolbermoor 1933, S. 5152)
(12) Adolf Meyer: Mit Adolf Hitler im Bayrischen Reserve-Infanterie-Regiment 16 List,
Neustadt a.d. Aisch 1934, S. 65f.
(13) Brandmayer, S. 36ff.
(14) Ebd., S. 42f.
(15) Ebd., S. 36ff.
(16) Knopp, S. 120
(17) John Toland: Adolf Hitler, Biographie 1889–1945, Bergisch Gladbach 1977, S. 92
(18) Ebd., S. 92ff.
(19) Adolf Hitler in seinem Brief vom 5. Februar 1915 an Ernst Hepp; Faksimilie abgedruckt
in: Werner Maser: Hitlers Brief und Notizen, S. 78ff
(20) Toland, S. 94
(21) Knopp, S. 125
(22) Brandmayer, S. 76
(23) Hitler datierte seine Verwundung auf den 7. Oktober; wahrscheinlich geschah es zwei
Tage zuvor; vgl. Kershaw: Hitler. 1889-1936, S. 791; Joachimsthaler, S. 164-166;
Brandmayer, S. 81; zu einer Verletzung des Oberschenkelknochens war es offensichtlich
nicht gekommen, aber die der Muskulatur und der Weichteile muss doch erheblich gewesen
sein; eine Narbe blieb zurück (Ernst Günther Schenck: Patient Hitler. Eine medizinische
Biografie, Augsburg 2000, S. 297)
(24) Auch hier geben sowohl Historiker als auch Hitler selbst verschiedene Daten an. Da aus
dem Verwundetenzettel des Sammellazaretts in Hermies jedoch hervorgeht, dass Hitler am 6.
Oktober 1916 um 5 Uhr vormittags ärztlich versorgt worden ist, spricht dies dafür, dass die
Verwundung am 5. Oktober oder nach Mitternacht, am 6.Oktober erfolgt ist. Wiedemann
berichtet zwar von diesem Vorfall, dahingehend, dass es »Nacht« war, teilt aber keine genaue
Uhrzeit mit. Sehr viel genauer in: Joachimsthaler, S. 164ff.
(25) Joachimsthaler, S. 168f.
(26) Ebd., S. 178
(27) Hitler, S. 220f.
(28) Schenk, S. 306
(29) Joachimsthaler, S. 178
(30) Mit der Unterzeichnung der Waffenstillstandsvereinbarung am 11. November 1918
Adolf Hitler im Ersten Weltkrieg (III) –
»Nur« Gefreiter?
Michael Grandt
Noch immer ranken sich viele Legenden um Adolf Hitler. Das in Deutschland oft
einseitig verzerrte, aber politisch korrekte Bild lässt – anders als im angelsächsischen
Raum – jedoch häufig seriöses Quellenstudium missen. Doch 65 Jahre nach Hitlers Tod
sollte man auch hierzulande objektiv über ihn berichten können – das sind wir unseren
Großeltern, aber auch unseren Kindern schuldig.
In dieser Folge: Hitlers Auszeichnungen und Beförderungen.
Vorbemerkung
Wir sind immer noch massiven Geschichtsverfälschungen ausgesetzt. Das gilt besonders für
die Zeit zwischen 1914 und 1945 und speziell für das Dritte Reich. Überaus eifrig damit
beschäftigt, uns die »Wahrheit« näherzubringen, ist dabei der mit vielen Aufzeichnungen und
Preisen geehrte Prof. Dr. Guido Knopp, der zwischenzeitlich fast alle Dokumentationen über
die Zeit des Nationalsozialismus, die im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgestrahlt werden,
betreut. Aber auch seine Bücher sind überaus erfolgreich, obwohl sie für einen Historiker der
wahre Albtraum sind: häufig keine Fußnoten oder Quellenangaben, und Zitate, die einfach so
im Raum stehen. Nicht umsonst bemängeln Kritiker, dass die Knoppsche
Geschichtsdarstellung zu oberflächlich sei und die Zusammenhänge stark vereinfacht werden.
Doch wie kaum ein anderer Historiker beeinflusst Knopp mit seinen Dokumentationen und
Büchern die Meinung der Menschen. Zeit also, ihm und seinen Mainstream-Kollegen auf die
Finger zu schauen und ihre Behauptungen unter die Lupe zu nehmen. In unregelmäßigen
Abständen werde ich deshalb zu diesem Thema Contents veröffentlichen. Nachdem ich
bereits Hitlers Gewalterfahrungen als Kind analysiert habe, folgt nun der Blick auf den
Soldaten Hitler und seine Kriegserlebnisse, über die ebenfalls viele Halb- oder Unwahrheiten
verbreitet werden.
Ich agiere dabei als Journalist und fühle mich nichts anderem als der objektiven Recherche
verpflichtet. Der Leser kann sich so ein eigenes Bild machen. Kritikern sei angeraten, nicht
polemisch zu reagieren, sondern die Quellen zu widerlegen.
»Nur« Gefreiter?
Der in den Medien einflussreichste Mainstream-Historiker Prof. Dr. Guido Knopp schreibt in
seinem Buch Hitler – Eine Bilanz: »Trotz solcher patriotischen Strenge kam er nie über den
Rang eines Gefreiten hinaus.« (1) Das ist zwar formal richtig, aber nicht so, wie es
offensichtlich suggeriert wird.
Knopp schreibt zudem: »Hitler hat sich nie von sich aus um eine Beförderung bemüht.« (2)
Diese Behauptung ist so ebenfalls nicht richtig, denn sie blendet die möglichen Motive aus,
warum Hitler vielleicht gar keine Beförderung wollte. Knopps einseitige Darstellung ist
wiederum ein Indiz dafür, wie »schlampig« der Historiker mit geschichtlichen Belegen
umzugehen pflegt, nur um das gewünschte politisch korrekte (also Hitler dämonisierende)
Bild in den Köpfen der breiten Masse weiter zu zementieren.
Sein britischer Kollege Ian Kershaw, Autor einer über 2.000 Seiten umfassenden HitlerBiografie, beurteilt die möglichen Gründe, warum Adolf Hitler »nur« Gefreiter blieb, sehr
objektiv und ohne ideologische Verbissenheit: Eine Beförderung hätte für Hitler unweigerlich
bedeutet, dass er von seinen Kameraden, von seiner gewohnten Umgebung und auch von
seinem Regiment hätte Abschied nehmen müssen und versetzt worden wäre. Das wollte er
offenbar nicht. (3)
Und tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass Hitler selbst
keine Beförderung wünschte. Max Amann, der im Ersten Weltkrieg Feldwebel und Hitlers
Vorgesetzter gewesen war, bezeugte vor dem Nürnberger Tribunal im Jahre 1947, dass Hitler
mindestens einmal eine vorgeschlagene Beförderung ablehnte: »Dann eines schönen Tages
schlug ich ihn zum Unteroffizier vor […]. Ich habe ihn dann kommen lassen und sagte: ›Ich
gratuliere Ihnen, Sie sind ab heute Unteroffizier.‹ Er sah mich kurz entsetzt an und sagte: ›Ich
bitte davon abzusehen, ich habe ohne Tressen mehr Autorität als mit Tressen.‹ Ich fragte ihn,
was das für eine komische Antwort sei und ob er als Österreicher den deutschen Unteroffizier
ablehnt. Das hat er verneint.« (4)
Da Hitler die Frage seines Vorgesetzten nicht eindeutig beantwortete, sind wir bis zum
heutigen Tage auf Vermutungen angewiesen. Doch es gibt verschiedene Aussagen, dass
Hitler das Regiment List wirklich als »seine Heimat« angesehen hat und es ist deshalb, analog
zu Kershaws Feststellung, davon auszugehen, dass Hitler »sein« Regiment tatsächlich nicht
verlassen wollte.
Ein »Unteroffizier« Adolf Hitler wäre allerdings auch nicht mehr als Meldegänger eingesetzt
worden, was aufgrund seines untadeligen Verhaltens an der Front wohl auch zu Nachteilen
für seine Vorgesetzten geführt hätte, da sie in den noch bevorstehenden harten Kämpfen auf
einen weiteren tapferen Mann hätten verzichten müssen.
Am Dienstag, den 3. November 1914 wurde Adolf Hitler rückwirkend zum 1. November im
Ruhequartier seines Regiments in Werwick (Belgien) zum Gefreiten befördert. (5) In der
Dienstgradgruppe der Mannschaften der Infanterie war dies nach dem »einfachen Soldaten«
die zweite Rangstufe.
Voller Stolz schreibt Hitler an seinen Vermieter Joseph Popp: »Ich wurde Gefreiter und blieb
wie durch ein Wunder gesund.« (6)
Auszeichnungen
Als einfacher Gefreiter wurde Hitler übermäßig oft ausgezeichnet. Guido Knopp erwähnt die
meisten davon nicht. (7) Aber um sich ein objektives Bild von Hitler im Ersten Weltkrieg
machen zu können ist es wichtig, auf diese Auszeichnungen näher einzugehen. Auch sie
verraten uns etwas über den Charakter, die Einstellung und die Moral des »kranken
Schweinehunds« (8), wie Knopp Hitler auch zu titulieren pflegt.
Am 2. Dezember 1914 wurde
Adolf Hitler, nach nur wenigen Wochen Kampfeinsatz, das Eiserne Kreuz II. Klasse (EK II)
verliehen. (9) Doch Oberleutnant Fritz Wiedemann, der Adjutant des neuen
Regimentskommandeurs und Feldwebel Max Amann befürworteten das Eiserne Kreuz I.
Klasse. Aber da Hitler zwischenzeitlich zum Stab abkommandiert worden war, setzten sie
seinen Namen kurzerhand an das Ende der Liste. Allein aus diesem Grund, so der Historiker
John Toland, wurde Hitler abgelehnt und erhielt stattdessen »nur« das EK II. (10)
Hitler war dennoch begeistert und schrieb an seine Münchner Wirtsleute Popp einen
enthusiastischen Brief: »Ich selber wurde schon nach dem zweiten Kampf zum Eisernen
Kreuz vorgeschlagen. Aber der Kompanieführer wurde noch am selben Tag schwer
verwundet und die Sache schlief ein. Ich kam dafür als Gefechtsordonnanz zum Stab. Seitdem
habe ich, so darf ich sagen, wohl jeden Tag mein Leben aufs Spiel gesetzt und dem Tod im
Auge gesehen. Oberst Leutnant Engelhart schlug mich dann selber zum Eisernen Kreuz vor.
Aber am selben Tag wurde er auch schwer verletzt. Es war schon unser zweiter
Regimentskommandeur, denn der Erste war am dritten Tag schon gefallen. Jetzt wurde ich
neuerdings vorgeschlagen durch den Adjutanten Eichelsdörfer und gestern, den 2. Dezember
erhielt ich das Eiserne Kreuz wirklich. Es war der glücklichste Tag meines Lebens.« (11)
Hitler hatte nun den Respekt seiner Kameraden und Vorgesetzten gewonnen – er gehörte
dazu. Die anderen Meldegänger konnten nicht verstehen, weshalb er sich, zumal als
Österreicher, immer wieder in solche Gefahr begab, nahmen aber seine offenkundige
Furchtlosigkeit mit Hochachtung zur Kenntnis. (12)
Warum Regimentskommandeur Oberstleutnant Philipp August Lorenz Engelhardt (13) Adolf
Hitler zum Eisernen Kreuz vorschlug, berichtete Regiments Adjutant Leutnant Georg
Eichelsdörfer. Demnach wollte sich der Oberstleutnant ein Bild vom Kampfgeschehen
machen und begab sich vom Regimentsgefechtsstand im Hohlweg bis zum Rande des
Waldes, von wo aus er das Gelände besser überblicken konnte. Doch dort wurde er
beschossen. Eichelsdörfer: »Fast hätte er [Engelhardt] seine Tollkühnheit mit dem Leben
bezahlt. Die beiden ihn begleitenden Gefechtsordonnanzen des Regiments Adolf Hitler und
Bachmann sprangen vor, stellten sich schützend vor ihm hin und drängten ihn mit den
Worten, er möge das Regiment davor bewahren, in so kurzer Zeit ein zweites Mal seinen
Kommandeur zu verlieren, in ein nahes Erdloch. Zum Dank drückte er beiden stumm die
Hand.« (14)
Doch diese »Rettungsaktion« brachte dem Kommandeur nicht viel Glück, denn er wurde um
14 Uhr 30 bei einer Lagebesprechung im Regimentsgefechtsstand durch einen französischen
Artillerieangriff schwer verwundet. (15) Oberstleutnant Friedrich Petz übernahm noch am
selben Abend das Kommando. (16)
Am 17. September 1917 erhielt Hitler in Hochstadt das Militärverdienstkreuz III. Klasse
verliehen und am 9. Mai 1918 das Regimentsdiplom für hervorragende Tapferkeit vor dem
Feinde während des Einsatzes in Fontaine. Am 18. Mai 1918 folgte das
Verwundetenabzeichen in Schwarz mit Schwertern und am 4. August 1918 aus der Hand des
Regimentskommandeurs Major von Tubeuf das Eiserne Kreuz I. Klasse (17), eine für einen
Gefreiten sehr seltene Auszeichnung. Er hatte sie dafür erhalten, dass er wichtige Meldungen
unter schwierigen Umständen an die vordersten Linien gebracht hatte. Das EK I galt auch im
letzten Kriegsjahr als die höchste Auszeichnung für einen Soldaten. Am 25. August wurde
Adolf Hitler dann noch die Dienstauszeichnung 3. Klasse verliehen. (18)
Auszeichnungen Adolf Hitlers im Ersten Weltkrieg:
02.12.1914: Eisernes Kreuz II. Klasse
17.09.1917: Militärverdienstkreuz III. Klasse
09.05.1918: Regimentsdiplom für hervorragende Tapferkeit
18.05.1918: Verwundetenabzeichen in Schwarz mit Schwertern
04.08.1918: Eisernes Kreuz I. Klasse
25.08.1918: Dienstauszeichnung 3. Klasse
Fazit:
Objektiv und nicht der politischen Korrektheit gebeugt muss festgestellt werden, dass Adolf
Hitler für seine Fronteinsätze übermäßig viele Ehrungen und Auszeichnungen erhalten hat.
Darunter war auch das EK I, was für einen Gefreiten damals eine eher seltene Auszeichnung
gewesen ist.
In der 4. Folge: Hitler im Urteil seiner Vorgesetzten
Michael Grandt beschäftigt sich seit 30 Jahren mit der Geschichte des Dritten Reiches und
hat mehrere Bücher zu diesem Thema veröffentlicht, u.a. Unternehmen Wüste – Hitlers letzte
Hoffnung (Silberburg-Verlag, Tübingen 2002), das vom Staatsminister in der badenwürttembergischen Staatskanzlei präsentiert wurde und für das er im Jahre 2005 vom
Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg die Staufer-Medaille für besondere Verdienste
für das Land erhielt.
Quellen:
(1) Guido Knopp: Hitler – Eine Bilanz (Sonderausgabe), München 2005, S. 125
(2) Ebd.
(3) Interview mit dem Historiker Ian Kershaw am 27.6.2000 in: Time Travel 2001; auch John
Toland, Adolf Hitler, Bergisch Gladbach 1977, S. 97; Ian Kershaw: Hitler. 1889-1936,
Stuttgart 1998, S. 130 (lt. Kershaw hat Hitler die Beförderung wohl abgelehnt, »weil er dann
mit der Versetzung vom Regimentsstab hätte rechnen müssen«); vgl. auch Anton
Joachimsthaler: Korrektur einer Biographie, München 1989, S. 159-160
(4) Verhör Max Amann am 5.11.1947 (National Archives, Microfilm M 1019, Roll 2,
Interrogation Report No. 2210 B.); vgl. auch Kershaw, S. 130)
(5) Kershaw, S. 130
(6) Joachimsthaler, S. 124; Fridolin Solleder: Vier Jahre Westfront. Geschichte des Regiments
List R.I.R. 16, München 1932, S. 51
(7) Knopp erwähnt lediglich das Eiserne Kreuz I und II, sowie nicht näher beschriebene
»andere Auszeichnungen«, S. 124f.
(8) Knopp, S. 13
(9) Das EK II war eine Kriegsauszeichnung, die erstmals vom preußischen König Friedrich
Wilhelm III. am 17. Mai 1813 gestiftet wurde. Bis 1918 unterschied man drei Stufen: Eisernes
Kreuz 2. Klasse, Eisernes Kreuz 1. Klasse und Großkreuz des Eisernen Kreuzes
(10) Toland, S. 89
(11) Der Brief vom 4. Dezember 1914 ist als Faksimile abgedruckt in: Werner Maser: Hitlers
Briefe und Notizen, Graz 2002, S. 64; Orthografie und Grammatikfehler wurden beibehalten.
(12) Toland, S. 90
(13) Engelhardt übernahm das Kommando am 12. November 1914 (vgl. Joachimsthaler, S.
130)
(14) Solleder, S. 75; Toland, S. 88f.; Eberhard Jäckel/Axel Kuhn (Hrsg): Hitler. Sämtliche
Aufzeichnungen 1905-1924, Stuttgart 1980, S. 60
(15) Hitler schreibt in einem Brief an Ernst Hepp vom 5. Februar 1915 über diese
Begebenheit: »Wir waren kaum fünf Minuten draußen [gemeint ist der Unterstand] als eine
Granate in das Zelt einschlug, den Herrn Oblt. Engelhardt schwer verwundete und den
gesamten sonstigen Stab teils tötete, teils verwundete. Es war der furchtbarste Augenblick
meines Lebens. Oberstleutnant Engelhardt wurde von uns vergöttert.« (Faksimile des Briefes
in: Werner Maser: Hitlers Briefe und Notizen, Düsseldorf 1973/Graz 2002, S. 99)
(16) Joachimsthaler, S. 130f.
(17) Und nicht von dem »Juden« Hugo Gutmann (Leutnant und Regimentsadjutant) wie viele
Historiker behaupten, ausführlich dazu in: Joachimsthaler, S. 173-175
(18) Joachimsthaler, S. 170, 172, 176
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Adolf Hitler im Ersten Weltkrieg (4) – im
Urteil der Vorgesetzten
Michael Grandt
Noch immer ranken sich viele Legenden um Adolf Hitler. Das in Deutschland oft
einseitig verzerrte, aber politisch korrekte Bild lässt, anders als im angelsächsischen
Raum, jedoch häufig seriöses Quellenstudium missen. Doch 65 Jahre nach Hitlers Tod
sollte man auch hierzulande objektiv über ihn berichten können – das sind wir unseren
Großeltern, aber auch unseren Kindern schuldig.
In dieser Folge: Wie beurteilten Hitlers unmittelbare Vorgesetzte seine Fähigkeiten?
Vorbemerkung:
Wir sind immer noch massiven Geschichtsverfälschungen ausgesetzt. Das gilt besonders für
die Zeit zwischen 1914 und 1945 und speziell für das Dritte Reich. Überaus eifrig damit
beschäftigt, uns die »Wahrheit« näherzubringen, ist dabei der mit vielen Auszeichnungen und
Preisen geehrte Prof. Dr. Guido Knopp, der zwischenzeitlich fast alle Dokumentationen über
die Zeit des Nationalsozialismus, die im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgestrahlt werden,
betreut. Aber auch seine Bücher sind überaus erfolgreich, obwohl sie für einen Historiker der
wahre Albtraum sind: häufig keine Fußnoten, keine Quellenangaben und Zitate, die einfach so
im Raum stehen. Nicht umsonst bemängeln Kritiker, dass die Knopp’sche
Geschichtsdarstellung zu oberflächlich sei und die Zusammenhänge stark vereinfacht werden.
Doch wie kaum ein anderer Historiker beeinflusst Knopp mit seinen Dokumentationen und
Büchern die Meinung der Menschen. Zeit also, ihm und seinen Mainstream-Kollegen auf die
Finger zu schauen und ihre Behauptungen unter die Lupe zu nehmen. In unregelmäßigen
Abständen werde ich deshalb zu diesem Thema Contents veröffentlichen. Nachdem ich
bereits Hitlers Gewalterfahrungen als Kind analysiert habe, folgt nun der Blick auf den
Soldaten Hitler und seine Kriegserlebnisse, über die ebenfalls viele Halb- oder Unwahrheiten
verbreitet werden.
Ich agiere dabei als Journalist und fühle mich nichts anderem als der objektiven Recherche
verpflichtet. Der Leser kann sich so ein eigenes Bild machen. Kritikern sei angeraten, nicht
polemisch zu reagieren, sondern die Quellen zu widerlegen.
Der Mainstream-Historiker Guido Knopp beschreibt Hitler als einen »weltfernen Wirrkopf«,
einen »seltsamen Kameraden«, der sich beim Gehen schwer tat und nur unbeholfen stehen
konnte, ein vom »Ich-Kult« getriebener Mensch mit einem »manischen Zwang zur
Selbstdarstellung« (1).
Wie aber beurteilten Hitlers unmittelbare Vorgesetzte dessen Fähigkeiten, Charakter, Moral,
Mut und Kameradschaft?
Im Urteil der Vorgesetzten
Max Amann, der als Feldwebel im Ersten
Weltkrieg Hitlers Vorgesetzter (2) gewesen war, berichtete: »Er [Hitler] war immer
dienstbereit. Wir waren immer drei Tage im Gefechtsstand und drei Tage in Ruhe, und wenn
wir im Gefechtsstand waren, mussten die taktischen Befehle sofort expediert werden. Wenn
ich da, auch nachts um drei Uhr, hineinkam, lagen ständig ein paar Ordonnanzen bereit und
wenn ich rief: ›Ordonnanz‹, hat sich keiner gerührt, nur Hitler ist aufgesprungen. Wenn ich
sagte: ›Immer Sie‹, hat er dann gesagt: ›Lassen Sie die anderen schlafen, mir macht es nichts
aus.‹ Das Schanzzeug (3) hat er noch umgehängt gehabt, obwohl wir es schon längst
weggeworfen hatten. Er war ein guter und eifriger Soldat und hat sich nie vorgedrängt« (4).
Der spätere Regimentskommandeur Oberstleutnant Wilhelm Karl Eugen Maximilian von
Baligand sagte als Zeuge vor dem Volksgericht München I aus, weil Hitler in einem
Zeitungsartikel fälschlicherweise der Drückebergerei bezichtigt wurde: »Es ist nicht wahr,
dass Hitler sich hinten beim Regimentsstab einen Druckposten gesichert hatte. Wenn alle
Inhaber solcher Druckposten bei den Stäben so tapfer gewesen wären, wie Hitler es war,
dann wäre in den Schützengräben nie ein Hass gegen die Stäbe aufgekommen« (5).
Regimentsadjutant Fritz Wiedemann, der im Nürnberger Prozess später sogar als Zeuge für
die Amerikaner aussagte, schilderte Hitler so: »Niemand, der ihn genauer kennt, wird ihm
Mut absprechen. Er hat sich im Felde als tapferer, besonders verlässlicher Meldegänger
erwiesen, der das EK I wirklich verdient hat und auch mehrfach dazu vorgeschlagen war,
bevor er es bekommen hat. Er war das Muster des unbekannten Soldaten, der still und ruhig
seine Pflicht tat« (6).
Der spätere Generalmajor a. D. und damalige
Regimentskommandeur Friedrich Petz schrieb im Februar 1922: »Hitler war ein äußerst
fleißiger, williger, gewissenhafter und pflichtgetreuer Soldat, dabei unbedingt zuverlässig und
seinen Vorgesetzten treu ergeben. Er zeigte sich geistig sehr geweckt und körperlich frisch,
gewandt und ausdauernd. Besonders hervorzuheben ist sein persönlicher Schneid und der
rückhaltlose Mut, mit dem er in gefährlichen Lagen und im Gefecht allen Gefahren
entgegengetreten ist. Niemals hat ihn seine eiserne Ruhe und Kaltblütigkeit verlassen. Wenn
die Lage am gefährlichsten war, hat er sich freiwillig zu Ordonnanzgängen in die vorderste
Linie gemeldet und sie mit bestem Erfolge durchgeführt« (7).
Major Freiherr Anton von Tubeuf, der Hitlers Regiment R.I.R. 16 vom 23. April 1917 bis
zum 26. Juli 1918 befehligte, stellte ihm ebenfalls ein gutes Zeugnis aus: »Adolf Hitler hat
sich in der Zeit von April 1917 bis August 1918 in meinem Regimentsstab (Bay. Res. Inf. Reg.
16) als Ordonnanz außerordentlich bewährt. Unermüdlich dienst- und hilfsbereit gab es
keinen Grund und keine Lage, in der er sich nicht stets freiwillig gemeldet hätte zu den
schwierigsten, mühevollsten und gefährlichsten Aufträgen, immer bereit, für andere und für
sein Vaterland Ruhe und Leben zu opfern. Er ist mir von den Mannschaften, aber auch
menschlich am meisten nahe gekommen, und ich freute mich im Privatgespräch über seine
von hervorragender Vaterlandsliebe und anständigster, ehrbarster Gesinnung zeugenden
Ansichten. Meine herzlichen Wünsche begleiten ihn für sein Leben« (8).
Der stellvertretende Regimentskommandeur Freiherr von Godin schlug Hitler in seiner
Meldung vom 31. Juli 1918 an den Kommandeur der 12. Reserve-Infanterie zur Verleihung
des Eisernen Kreuzes I. Klasse vor: »Hitler ist seit Ausmarsch im Regiment und hat sich in
allen mitgemachten Gefechten glänzend bewährt. Als Meldegänger leistete er sowohl im
Stellungskrieg als auch im Bewegungskrieg Vorbildliches an Kaltblütigkeit und Schneid und
war stets freiwillig bereit, Meldungen in den schwierigsten Lagen unter größter Lebensgefahr
durchzubringen. Nach Abreißen aller Verbindungen in schwierigen Gefechtslagen war es der
unermüdlichen und opferbereiten Tätigkeit Hitlers zu verdanken, dass wichtige Meldungen
trotz aller Schwierigkeiten durchdringen konnten. Hitler erhielt das EK II für tapferes
Verhalten in der Schlacht von Wytschaete am 2.12.14. Ich halte Hitler für vollends würdig zur
Auszeichnung mit dem EK I« (9).
Fazit:
Zahlreiche Erlebniszeugen, ob Vorgesetzte oder Kameraden, beurteilten Adolf Hitler als
zuverlässigen, pflichtbewussten und hilfsbereiten Kameraden, als einen guten Soldaten, der
selbst gern Soldat gewesen ist (10).
Auch der Historiker Werner Maser resümiert: »Hitler war während des Ersten Weltkrieges
ein tapferer, umsichtiger und kameradschaftlicher Soldat, der an rund fünfzig Schlachten und
Gefechten teilnahm« (11).
Alle Anzeichen sprechen also dafür, dass Hitler ein engagierter und gewissenhafter Soldat
war, dem es nicht an Kampfesmut mangelte. Seine Kameraden, vor allem die Gruppe der
Meldegänger, zollten ihm Respekt und mochten ihn; auch seine Vorgesetzten achteten ihn. Er
ordnete sich ohne Widerspruch unter und gab sich selbstlos für seine Kameraden hin.
Hiermit endet die Contentreihe zum Thema »Adolf Hitler und der Erste Weltkrieg«. Die
nächste Serie wird sich mit Hitlers Aufstieg befassen.
Michael Grandt beschäftigt sich seit 30 Jahren mit der Geschichte des Dritten Reiches und hat
mehrere Bücher zu diesem Thema veröffentlicht, u. a. »Unternehmen Wüste – Hitlers letzte
Hoffnung« (2002), das vom Staatsminister in der baden-württembergischen Staatskanzlei
präsentiert wurde und für das er im Jahre 2005 vom Ministerpräsidenten von BadenWürttemberg die Staufer-Medaille für besondere Verdienste für das Land erhielt.
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Quellen:
(1) Vgl.: Guido Knopp: Hitler – Eine Bilanz, München 2005 (Sonderausgabe), S. 41, 96, 106,
108
(2) Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt/M. 2003, S. 14
(3) Bei der Infanterie meist Klappspaten, Hacken oder Beilpicken, Handbeile und
Gliedersägen.
(4) Verhör von Max Amann in Nürnberg am 5.11.1947 durch Rudolph L. Pins
(Interrogationsbericht Nr. 2210 B), Spruchkammerakt Max Amann, Sonderregistratur S,
München (vgl. dazu auch Anton Joachimsthaler: Adolf Hitler – Korrektur einer Biographie,
München 1989, S. 127)
(5) Joachimsthaler, S. 156
(6) Wiedemann Papers, Institut für Zeitgeschichte München, MA 149
(7) Zeugnis von Friedrich Petz, vgl.: NSDAP Hauptarchiv, HIMC, File 47, Reel 2
(8) Oberstleutnant a. D. von Tubeuf, Zeugnis vom 20.3.1922 (NSDAP Hauptarchiv, HIMC,
File 47, Reel 2)
(9) Hoover Institute on War, Revolution and Peace, Stanford, California, USA, NSDAP
Hauptarchiv Microfilm Roll 2, File 47
(10) Joachimsthaler, S. 129
(11) Werner Maser: Hitlers Briefe und Notizen, Graz 2002, S. 52
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