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1 Betriebswirtschaftslehre 13.10.97 Gliederung : 1. Gegenstand der Betriebswirtschaftslehre 2. Merkmale von Betriebswirtschaften 3. Methoden der Betriebswirtschaftslehre 4. Basiskonzepte der Betriebswirtschaftslehre 5. Produktionsfaktoren 6. Umsatzprozeß und Zahlungsströme 7. Sach- und Formalziele 8. Rahmenbedingungen 9. Rechtsform © by Stefan Wawrzyniak 2 Betriebswirtschaftslehre 1.1. 1.2. 13.10.97 Was ist „wirtschaften“ Wesen & Aufgaben von Betrieben Investionsfragen Standort - wie soll produziert werden - was soll produziert werden - wo soll produziert werden - mit wem soll produziert werden Personal Strategie Rechtsform Organisationsform Führungsstil Finanzierungsfragen Betriebswirtschaftslehre unterstützt die Beantwortung dieser Fragen. © by Stefan Wawrzyniak 3 Betriebswirtschaftslehre 13.10.97 Welche Ziele hat die Betriebswirtschaftslehre Beschreiben1) & Erklären2) (deskriptive Pragmatik) Betriebliche Sachverhalte (z.B. Buchführung) Zusammenwirken von Produktionsfaktoren Gestalten (präskriptive Pragmatik) Handlungsmöglichkeiten „besser machen“ Bewertungskriterien liefern Die Betriebswirtschaftslehre im System der Wissenschaften Betriebswirtschaftslehre Formalwissenschaften Wirtschaftswissenschaften Sozialwissenschaften Wissenschaften Kulturwissenschaften Realwissenschaften Volkswirtschaftslehre Hauswirtschaftslehre Politikwissenschaften Literaturwissenschaften 1) 2) Naturwissenschaften Beschreibungsmodell : z.b. Rechnungswesen Erklärungsmodelle für z.B. „Fernbleiben vom Dienst sind : Betriebsklima, Arbeitsmarktsituation, Wochenendstreß © by Stefan Wawrzyniak 4 Betriebswirtschaftslehre 13.10.97 Der Gegenstand der Betriebswirtschaftslehre Das Wirtschaften von Betrieben Umwelt Wirtschaftliche Vorgänge Betriebswirtschaftslehre : Das Wirtschaften in Betrieben unter Berücksichtigung der Wechselbeziehung zu anderen Betrieben und der Umwelt Wirtschaften : Entscheiden über knappe Güter Ziel : Bereitstellung von Mittel zu Bedürfnisbefriedigúng Knappe & Freie Güter knappe Güter Mittel < Bedürfnis freie Güter Mittel > Bedürfnis © by Stefan Wawrzyniak 5 Betriebswirtschaftslehre 13.10.97 Mittel :Materieller Gegenstand, Gedanke, Idee, u.s.w. Gut : spezielle Form von Mitteln, jedes Mittel, daß dem Menschen zur Bedürfnisbefriedigung dient. Wirtschaftliches Gut : knappes Gut Bedürfnis : Gefühl eines Mangels mit Wunsch diesen zu beheben Knappheit : Mißverhältnis zwischen Bedürfnis & Mitteln Bedarf = Bedürfnis1) (psychische Größe) + Kaufkraft2)3) (ökonomische Größe) Wirtschaftliches Handeln unterliegt dem Rationalprinzip 4) „Erreiche dein Ziel mit möglichst geringen Mitteln“ Minimalprinzip : bestimmten Erfolg mit minimale Mitteln erreichen Maximalprinzip : mit gegeben Mitteln den größtmöglichen Erfolg erreichen Erfolg : Nutzen, den jemand aus einer Sache zieht (subjektiv)5) 1) wollen 2) können Netto-Einkommen + Konsumkredite + Vermögensverzehr - Sparbeträge = nominale Kaufkraft 4) „rationale Wirtschaftlichkeit“ 5) Vernunft, nützlich => objektiv 3) © by Stefan Wawrzyniak 6 13.10.97 Betriebswirtschaftslehre Produktivbetriebe - Konsumtivbetriebe Merkmale von Betrieben • Arbeitsteilung • technische, soziale und wirtschaftliche Einheit • Zweck : Leistungserstellung -> Bedürfnisbefriedigung • Kombination von Produktionsfaktoren (Mensch, Maschine, Know-how) Produktivbetriebe Konsumtivbetriebe • Einzelwirtschaft erstellt Leistungen • für andere (Kunden) • ausgabenorientiert1) • öffentliche + private Haushalte • Aufgabenerfüllung für Mitglieder • einnahmenorientiert2) Fremdbedarfsdeckung Eigenbedarfsdeckung Arbeitsteilung als Merkmal von Betriebswirtschaften Arbeitsteilung Produktionsteilung 3) funktionale Spezialisierung Spezialisierung auf die Herstellung bestimmter Produkte 1) 3) Ausgaben gehen Einnahmen voraus unerläßlich, daß Tausch organisiert (-> Geld) Spezialisierung auf bestimmte Teilfunktionen des Produktionsprozesses 4) 2) 4) Einnahmen gehen Ausgaben voraus z.B. Fließband © by Stefan Wawrzyniak 7 Betriebswirtschaftslehre 13.10.97 Ergebnis der Arbeitsteilung Effizienz Maß für Produktivität Gründe für Effizienzsteigerung durch Arbeitsteilung • Lernprozesse • Arbeitsvereinfachung • Größenvorteile Produktivität Relation zwischen Ausbringungsmenge und Faktoreinsatzmenge = Ausbringungsmenge Faktoreinsatzmenge Effektivität + Effizienz : Wo liegt der Unterschied ? Effektivität = Maß für Zielerreichung Effizienz = Maß für Produktivität Beispiel : Rudi Rasch und Kurt Kriech sind relativ schwache Läufer (100m in 15,9 sec.). Sie setzen sich das Ziel in 8 Wochen die 100m in mindestens 14,0 sec. zu laufen. Rudi Rasch trainiert 8 Wochen 6 Std. pro Tag(Lauftraining). Kurt Kriech trainiert 8 Wochen 1 Std. pro Tag (Lauftraining). Zum Stichtag findet ein Wettrennen statt. Rudi Rasch läuft 13,2 sec., Kurt Kriech läuft 14,0 sec. Beurteilen Sie die Trainingsmethoden nach den Kriterien Effizienz und Effektivität ! Effektivität :Identisch (Ziel war 14,0 sec.) Effizienz : Rudi 2,7/336 = 0,008 Kurt 1,9/56 = 0,034 => höhere Effizienz © by Stefan Wawrzyniak 8 20.10.97 Betriebswirtschaftslehre Methoden der Betriebswirtschaftslehre Methode Wissenschaftliche Methode definierte Vorhersage „wie will ich vorgehen“ „wie bin ich vorgegangen“ intersubjektiv nachvollziehbare Verfahrensschritte intersubjektiv nachprüfbare Ergebnisse Vorgangsweise muß ein anderer nachvollziehen bzw. wiederholen können Hermeneutik, Induktion, Deduktion als Methoden der Betriebswirtschaftslehre Hermeneutik : „Methode des nachfühlenden Verstehens“ => Erfassen des „Sinns“ einer Erscheinung => Ganzheitliche Interpretation Anwendung : Vorselektion von Forschungshypothesen Beispiel : Bibel, Jura, Historie, s. lex „Horten“ §6 AStG Induktion : „induktiver Schluß“ => Verallgemeinerung von Einzelbeobachtungen um Gesetzmäßigkeiten nachzuweisen Anwendung : Gewinnung von Hypothesen Deduktion : „logisches Schließen“ => Regeln aus Annahmen, Aussagen ableiten (Schluß vom Allgemeinen aufs Spezielle) Anwendung : Entwicklung von Theorie © by Stefan Wawrzyniak 9 Betriebswirtschaftslehre 20.10.97 Die Bedeutung von Begriffen, Hypothesen und Theorien für die wissenschaftliche Arbeit Grundvoraussetzung für Kommunikation Begriffsdefintion : Verwendungsregel für den Wortgebrauch Begriffe Hypothese - Produkt der menschlichen Phantasie - „werden erfunden“ - wissenschaftlich systematisch verifiziert oder falsifiziert jede Wissenschaft erstrebt Umwandlung von Hypothesen in Theorien Theorie empirisch (im Leben) oder deduktiv gewonnene, zusammenfassende Darstellung gesicherter Erkenntnis eines Wissensbereichs (Alle Einzelphänomene sind erklärbar). Reduktion von Komplexität durch Modelle Modelle - vereinfachte Darstellung eines Ausschnitts der Wirklichkeit - Merkmale eines Modells => Variablen - Gewinnung durch Abstraktion © by Stefan Wawrzyniak 10 20.10.97 Betriebswirtschaftslehre Das Ertragsgesetz als Beispiel für ein betriebswirtschaftliches Modell Gesamtertrag Max (Grenzertrag) Produktionsfunktion vom Typ A WP Einsatzmenge des variablen Faktors (Arbeitskraft) Konstanz aller anderen Faktoren (Boden, Dünger, Wasser, ...., ) Arten von Modellen Beschreibungsmodell reine Abbildung empirische Erscheinungen Beispiel : Buchführung (bildet Geldströme über Zeit ab) Erklärungsmodell Entscheidungsmodelle versucht Zusammenhänge, betriebliche Abläufe zu erklären dienen zur Auswahl optimaler Handlungsmöglichkeiten Auch gehören dazu : Prognosemodelle - Umformulierung von Erklärungen zu Vorhersagen © by Stefan Wawrzyniak 11 20.10.97 Betriebswirtschaftslehre Beispiel für ein Prognosemodell : Umsatzprognose Mio Prognose eines Umsatzwertes : 1989: 1990: 1991: 1992: 1993: 100 1989 1990 1991 1992 1993 1994 80 80 Mio DM p./a. 85 Mio DM p./a. 75 Mio DM p./a. 70 Mio DM p./a. 73 Mio DM p./a. 60 40 20 Frage: Welcher Umsatz wird 1994 erwartet? 0 z.B. Durchschnitt 383 : 5 = 76,6 Mio für 1994 als Prognose Beispiele für Entscheidungsmodelle : Die Maximin- und die Maximax-Regel Die Maximin-Regel Die Maximax-Regel Umweltzustände Handlungsalternativen Umweltzustände Z1 Z2 Z3 Minima Handlungsalternativen Z1 Z2 Z3 Maxima A1 11 35 20 11 A1 11 35 20 35 A2 40 10 12 10 A2 40 10 12 40 A3 30 20 3 3 A3 30 20 3 30 Am zweckmäßigsten ist Handlungsalternative, die beim Eintreffen der ungünstigsten Umweltbedingungen noch am besten ist. Entscheidungsträger ist der Pessimist. Am zweckmäßigsten ist Handlungsalternative, die beim Eintreten der günstigsten Umweltbedingungen am besten ist. Entscheidungsträger ist der Optimist. © by Stefan Wawrzyniak 12 Betriebswirtschaftslehre 20.10.97 Gutenbergs Interpretation des Betriebes Geld- und Kapitalmärkte Eigenkapital Fremdkapital Finanzierung Dispositiver Faktor Beschaffungsmarkt Elementarfaktoren: - Arbeitsund Betriebsmittel - Arbeitsleistungen - Beschaffung Erstellung der Betriebsleistung Verwertung der Betriebsleistung Produktion Absatz Absatzmarkt Staat Abgaben Subventionen Zuschüsse Gutenbergs System produktiver Faktoren (Ertrag des Faktoreinsatzes) Dispositiver Faktor Originärer Dispositionsfaktor Geschäfts- und Betriebsleitung (greifbar) Derivativer Dispositionsfaktor Planung und Organisation (nicht greifbar) © by Stefan Wawrzyniak 13 20.10.97 Betriebswirtschaftslehre Elementarfaktoren Werkstoffe Halb-, Fertigerzeugnisse, Roh-, Hilfs-, Betriebsstoffe Arbeits- und Betriebsmittel Arbeitsleistungen Anlagen und Einrichtungen zur Leistungserstellung Personal Verbindung von Produktions- und Kostentheorie K(E) Schwäche : idealtypisch E(M) E(K) Kosten Ertrag Ziele der Entscheidungstheorie (Heinen) Analyse menschlichen Entscheidungsverhalten Darstellung typischer Entscheidungssituationen Entwickeln formaler Regeln zum Treffen von Entscheidungen © by Stefan Wawrzyniak 14 Betriebswirtschaftslehre 20.10.97 Phasenschema des Entscheidungsprozesses P H A S E N T E I L A U F G A B E N Willensdurchsetzung Willensbildung Planung Anregung Erkennen und Klarstellen des Problems Suche Vollzug Kontrolle Auswahl - Festlegen Bestimmung der der günstigsten VerwirklichungsKriterien Handlungsphase - Suche nach alternativen Handlungsmöglichkeiten Entscheidung - Beschreibung und Bewertung der Folgen Bestimmung der Zielerreichung Rückinformation für Revisionsentscheidung © by Stefan Wawrzyniak 15 27.10.97 Betriebswirtschaftslehre Ziele der entscheidungsorientierten Betriebswirtschaftslehre Aufzeigen von Mitteln und Wegen zur Verbesserung von Entscheidungen Optimum: Mini- oder Maximum unter gegebenen Bedingungen Entwickeln von Entscheidungsmodellen zum Auffinden von optimalen (bestmöglichen) befriedigenden (Mindestwert) Lösungen Wird diese Investition durchgeführt ? Eine Investition ist durch folgende Zahlenreihen gekennzeichnet: Zeitpunkt t0 t1 t2 t3 t4 zusammen Einzahlungen 3.000 2.000 2.000 2.000 9.000 Auszahlungen -6.000 -1.000 -500 -300 -7.800 Netto-Einzahlungen -6.000 2.000 1.500 1.700 2.000 1.200 Die Kapitalwertmethode als Beispiel für ein Entscheidungsmodell Barwert • Wert einer künftige Zahlung heute • auf eine Zeit abgezinste Zahlung Kalkulationszinsfuß • kein Prozentsatz bei der Bank • gewünschte Mindestverzinsung des Investors (in Unternehmen längerfristig vorgegeben, durchschnittlich 10-12%, Steuerungsinstrument) Kapitalwert bezogen auf den Zeitpunkt t Summe aller abgezinsten Zahlungen in der Zukunft (Mit Kalkulationszinsfuß auf den Zeitpunkt t abgezinst © by Stefan Wawrzyniak 16 27.10.97 Betriebswirtschaftslehre K Et At i t n = = = = = = Kapitalwert Einzahlung am Ende der Periode t Auszahlung Kalkulationszinsfuß Periode (Regel 1 Jahr 0=>n) Nutzungsdauer des Objektes n K= ∑ t≥0 (Et - At ) (1 + i )t Investitionszahlenreihe wie vorher, jetzt aber : Annahme : i = 8% K = -6.000 + 2.000 + 1.500 + 1.700 + 2.000 1,081 1,082 1,083 1,084 = -6.000 + 1.852 + 1.286 + 1.394 + 1.470 = -43 wenn < 0 nicht sinnvoll K < 0 => Investition nicht durchführen Was ist ein System ? • Menge von Elementen • zwischen denen Beziehungen bestehen System Kennzeichen betrieblicher Systeme (Sozio-technischer Systeme) dauerhafte Beziehungsstruktur zielgerichtet Offenheit © by Stefan Wawrzyniak 17 27.10.97 Betriebswirtschaftslehre Grundschema des Systems „Betrieb“ Umwelteinflüsse Input Output Betrieb - Informationen - Arbeitsteilung - Geld - Maschinen Transformationsprozesse - Leistungsprogramm - Informationen - Gewinn Was sind kybernetische Systeme ? Systeme(wie Körper), die bei Störung des Gleichgewichtes zurückkehren zum alten oder neuen Gleichgewicht Das Gleichgewicht wird realisiert und erhalten durch: Steuerung Regelung Störungskompensation durch Rückkopplung Soll-Ist-Vergleich, bei Abweichung Korrektur Störungskompensation ohne Rückkopplung, zu erwartende Störung antizipieren (vorwegnehmen) Gleichgewicht wird wieder hergestellt Gleichgewicht bleibt erhalten © by Stefan Wawrzyniak 18 27.10.97 Betriebswirtschaftslehre Merkmale kybernetischer Systeme Systemelemente werden durch Informationswege gebunden Gleichgewicht nur, wenn Regelstrecke zu erwartende Störung kompensieren kann Systemebenen : Regelstrecke, Steuereinheit Produktionsfaktoren VWL Arbeit Boden BWL Elementarfaktoren Kapital Arbeit Betriebsmittel Dispositiver Faktor Werkstoffe Führung und ihre Funktionen • organisierte Gruppen • gemeinsame Ziele • Einwirkung auf Personen •Zielerreichung durch kollektives Handeln Lokomotionsfunktion • Zielannäherung • Situationsbewältigung Kohäsionsfunktion • Zusammenhalt • Ordnung aufrechterhalten • Aktionsfähigkeit © by Stefan Wawrzyniak 19 27.10.97 Betriebswirtschaftslehre Wovon hängt die Arbeitsleistung ab ? Wie kann sie beeinflußt werden Organisatorische Voraussetzungen - Arbeitsumfeld - Technologie - Organisation Arbeitsfähigkeit - Ausbildung - Gesundheit - Erfahrung - Belastbarkeit - Durchsetzungsvermögen - Alter Leistungsergebnis Arbeitsbereitschaft - Motivation - Identifikation - Entlohnung - Arbeitsinhalte - Führungsverhalten Einsatzgebiete der Personalwirtschaft • Ausbildung, Weiterbildung • Personalauswahl • Betriebsarzt, Gesundheitsvorsorge • Anreizsysteme • Entlohnungssysteme • Arbeitsgestaltung Kapazität und Kapazitätsausnutzung von Betriebsmitteln Betriebsmittel Kapazität Technische Apparaturen zur Durchführung des Betriebsprozesses Qualitatives und quantitatives Leistungsvermögen eines Betriebsmittels Kapazitätsausnutzungsgrad Ist-Produktion Kann-Produktion x 100 technische Maximalkapazität i.d.R. > wirtschaftliche Kapazität © by Stefan Wawrzyniak 20 03.11.97 Betriebswirtschaftslehre Betriebsmittelentwertung und Abschreibung Betriebsmittelentwertung durch Gebrauchsverschleiß Zeitverschleiß Abschreibungsverfahren Lineare Abschreibungen Geometrisch degressive AfA Leistungsabschreibung jährlich gleiche Abschreibungsbeträge jährlich gleichbleibende AfA-Prozentsätze vom Restwert der Vorperiode (= Restbuchwert) Afa in Abhängigkeit von der Leistung des Betriebsmittels Werkstoffe (=Verbrauchsgüter) Rohstoffe Hauptbestandteile des Fertigfabrikats Hilfsstoffe Betriebsstoffe Bestandteil des Fertigfabrikats, jedoch wert- und mengenmäßig geringe Bedeutung werden bei der Produktion verbraucht, nicht Bestandteil des Fertigproduktes © by Stefan Wawrzyniak 21 03.11.97 Betriebswirtschaftslehre Im Leistungsprozeß stehen den Güterströmen gegenläufige Zahlungsströme gegenüber Beschaffung von Produktionsfaktoren Absatz der Erzeugnisse Produkte : Produktionsfaktoren : Halb-, Beschaffungsmarkt Betriebsmittel Werkstoffe Be- und Verarbeitung Arbeitskräfte Geldausgang (= Ausgaben) Absatzmarkt Fertigerzeugnisse Dienstleistungen Geldeingang (= Einnahmen) Umsatz (= Erlös) Verkaufspreise * Verkaufsmengen einer Periode Kapital Geld auf Zeit für betriebswirtschaftliche Zwecke Vermögen gebundenes Kapital © by Stefan Wawrzyniak 22 Betriebswirtschaftslehre 03.11.97 Liquidität Fähigkeit eines Unternehmens allen fälligen Zahlungsverpflichtungen zu jedem Zeitpunkt fristgerecht und betragsgenau nachkommen zu können Ermittlung der Liquidität durch Gegenüberstellung von : Zahlungskraft zu bestimmtem Zeitpunkt vorhandene Verfügungsmacht über Zahlungsmittel ≥ Zahlungspflicht zu einem bestimmten Zeitpunkt zu leistende Ausgaben Zahlungsfähigkeit Begriffsabgrenzung Einzahlung : sämtliche Eingänge liquider Mittel in der Unternehmung Auszahlung : sämtliche Abflüsse liquider Mittel aus der Unternehmung Einnahme Ausgabe Ertrag Aufwand : Geldvermögenszufluß des Unternehmens (Einzahlung + Verbindlichkeiten ↓ + Forderungen ↑) : Geldvermögensabfluß des Unternehmens (Auszahlung + Verbindlichkeiten ↑ + Forderungen ↓) : Periodisierte, erfolgswirksame Einnahmen : Periodisierte, erfolgswirksame Ausgabe (AfA) Leistungen : Zweckgerichtetes, ggf. bewertetes, periodisiertes Produktionsergebnis Kosten : Leistungsbedingter, bewerteter Faktorverzehr © by Stefan Wawrzyniak 23 03.11.97 Betriebswirtschaftslehre Auseinanderfallen von finanzwirtschaftlichen und erfolgswirtschaftlichen Vorgängen Ausgaben periodenfremd oder erfolgsneutral Einnahmen Liquidität aufwandsgleich Ertragsgleiche Einnahmen periodenfremd oder erfolgsneutral Gesamterfolg Aufwand neutraler Aufwand außerbetriebsordentfremder licher Aufwand 1) Aufwand 2) Ertrag kostengleicher Aufwand (Zweckaufwand) neutraler Ertrag Leistungsgleicher Ertrag außerordentlicher Ertrag betriebsfremder Ertrag Betriebserfolg Kosten Leistungen kalkulaAufwands- torische gleiche Kosten Kosten ertragsZusatzleistungen gleiche Leistungen Erfolg bzw. Gewinn 1) 2) Positive Differenz zwischen Aufwand und Ertrag Feuerschaden Spende an das Rote Kreuz © by Stefan Wawrzyniak 24 10.11.97 Betriebswirtschaftslehre Zusammenhang von Investition und Finanzierung Deckungspostulat (= nach Betrag und Fristentsprechung) Finanzierung Investition < = < = Liquidität Bildung von Geld auf Zeit Vermögen Beschaffung von Geld auf Zeit Kapital Sach- und Formalziele von Unternehmen Sachziele Formalziele Konkrete Leistungserstellung zu Erfüllung des Betriebszweck (Produktionsprogramm) + Wirtschaftliche Zielvorstellungen um ökonomische Vorteilhaftigkeit der betrieblichen Produktion zum Ausdruck zu bringen Soziale Ziele © by Stefan Wawrzyniak 25 10.11.97 Betriebswirtschaftslehre Systematik der formalen Unternehmensziele Zielarten Ober-, Zwischen-, Unterziel - unbegrenzte - begrenzte Zielvorstellungen monetäre Intrapersonell1) Nicht monetäre Umsatzstreben Prestige Gewinnstreben Macht - komplementäre - konkurrierende - indifferente Zielkonflikte Interpersonell2) Unabhängigkeit Ethische/Soziale Erfolgsrelationen Produktivität Wirtschaftlichkeit Maß für technische Wirtschaftlichkeit Maß für Einhaltung des ökonomischen Prinzips Ausbringungsmenge Faktoreinsatzmenge Ertrag Aufwand Eigenkapitalrentabilität: 1) 2) Gewinn Eigenkapital Rentabilität Maß für Ergiebigkeit des Kapitaleinsatzes oder des erzielten Erlöses Kapitalrentabilität Umsatzrentabilität Gewinn Kapital Gewinn Umsatz Individualkonflikte organisationale © by Stefan Wawrzyniak 26 10.11.97 Betriebswirtschaftslehre Beziehungen zwischen Unternehmenszielen „... ist Voraussetzung für..“ „... garantiert nicht ...“ Liquidität Rentabilität Notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung Wirtschaftlichkeit Produktivität Liquidität oft als Nebenbedingung : hohe Rentabilität + hohe Wirtschaftlichkeit + hohe Produktivität unter der Nebenbedingung weiter liquide zu sein Das Du Pont-Schema als Beispiel für ein betriebliches Kennzahlensystem Return of Investment Kapitalumschlag Umsatz : Anlagevermögen 1) Umsatzrentabilität * Kapital Betriebsergebnis 1) Umlaufvermögen Ertrag + Fremdkapital - Zins Vorräte + Forderungen + liquide Mittel ..... : - Umsatz Aufwand (Kosten) Herstellung + Vertrieb + Verwaltung ..... BE=Gewinn+Fremdkapitalzins © by Stefan Wawrzyniak 27 10.11.97 Betriebswirtschaftslehre Mittelherkunft und Mittelverwendung: Zwei Perspektiven des Unternehmensgeschehens Bilanz Gewinn- und Verlustrechnung Mittelbestände Mittelflüsse Aktiva Passiva Aufwendungen Erträge Anlagevermögen • Sachanlagen • Finanzanlagen Umlaufvermögen • Vorräte • Forderungen • Zahlungsmittel Rechnungsabgrenzungsposten (RAP) Verlust Eigenkapital Fremdkapital • langfristige Vbdl. • kurzfristige Vbdl. (RAP) •Personal •Waren •Miete •Steuern •Abschreibungen . . . . . Gewinn •Umsatzerlöse •sonstige Erträge •außerordentliche Erträge . . . . . . Verlust Mittelverwendung Mittelherkunft Vermögen = Mittelverwendung Gewinn Kapital = Mittelherkunft Wirkungen der rechtlichen Umwelt auf den Betrieb Wirtschaftsrecht Gesetze und Verordnungen, die in irgendeiner Weise die selbständige Erwerbstätigkeit von Unternehmen betreffen •Bürgerliches Recht (BGB) •Handelsrecht i.w.S. •Arbeitsrecht •Handelsrecht i.e.S. (HGB) •EU-Recht •Gesellschaftsrecht •etc. •Wertpapierrecht •Wettbewerbsrecht •UWG (unlauterer Wettbewerb) •Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen •Rabattgesetz © by Stefan Wawrzyniak 28 10.11.97 Betriebswirtschaftslehre Steuern als Sonderform der Abgaben Abgaben Steuern1) Gebühren2) wirtschaftliche Leistungsfähigkeit individuelle Kostendeckung Opfertheorie Beiträge3) gruppenmäßige Kostendeckung Äquivalenzprinzip maßgebend für die Höhe Die wichtigsten Steuern des Betriebes Gewerbesteuer Umsatzsteuer Einkommenssteuer Körperschaftssteuer Erb-/Schenkungssteuer Einfluß auf betriebliche Entscheidungen Rechtsformwahl Standortwahl Finanzierungswahl Rechnungswesen 1) Abgaben ohne Gegenleistung Abgaben für Einzelleistungen 3) Abgaben für dauernden Vorteil aus öffentlichen Einrichtungen 2) © by Stefan Wawrzyniak 29 Betriebswirtschaftslehre 17.11.97 Kriterien für die Wahl der Rechtsform Beurteilung der Alternative nach den Kriterien : Rechtsformen • Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung • Haftung ! • Leitungsbefugnis ! • Prüfungs- und Publizitätspflicht • Gewinn- und Verlustverteilung • steuerliche Belastung • vertragliche Freiheit • Übertragbarkeit der Gesellschaftsanteile ! • persönliche Verhältnisse der Gesellschafter • Rechtsformzwang Entscheidung Rechtsformen privater Unternehmungen im Überblick Rechtsformen privater Unternehmungen Einzelkaufmännische Unternehmen Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) Offene Handelsgesellschaft (OHG) Personengesellschaften Kommanditgesellschaft (KG) Kapitalgesellschaften Misch- und Sonderformen Stille Gesellschaft Aktiengesellschaft (AG) Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) © by Stefan Wawrzyniak 30 Betriebswirtschaftslehre 17.11.97 Charakteristika von Personen- und Kapitalgesellschaften Personengesellschaften • mehrere Eigentümer i.d.R. im Handelsregister eingetragen • Mitgliedschaft ohne Zustimmung aller Gesellschafter nicht frei übertragbar • alle oder ein Teil der Gesellschafter haften mit ihrem Gesamtvermögen • Vollhaftende Gesellschafter haben Recht zur Geschäftsführung Kapitalgesellschaften • häufig Trennung Kapitaleigentum und Unternehmensleitung • Juristische Personen, d.h. rechtlich selbständig (vom Wechsel der Gesellschafter unabhängig) • in eigenem Namen klagen/verklagt werden/Rechtsgeschäfte abschließen • Haftung durch Gesellschaftsvermögen Einzelkaufmännische Unternehmung Definition Kaufmann betreibt Unternehmen ohne Mitgesellschafter Gesetzliche Grundlage allgemeine Vorschriften des HGB Entstehung keine Formvorschriften Haftung persönlich, unbeschränkt (des Einzelunternehmers) © by Stefan Wawrzyniak 31 Betriebswirtschaftslehre 17.11.97 Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR) Definition Mehrere Gesellschafter verpflichten sich durch Gesellschaftsvertrag : Erreichung eines gemeinsamen Zwecks in bestimmter Weise zu fördern Gesetzliche Grundlage §§ 705 ff. BGB Entstehung Abschluß eines Gesellschaftsvertrages Haftung Alle Gesellschafter haften unbeschränkt für Schulden der Gesellschaft (unmittelbar) Leitungsbefugnisse Geschäftsführung aller Gesellschafter gemeinschaftlich (abweichen laut Gesellschaftsvertrag möglich) Gewinn- und Verlustverteilung Alle Gesellschafter gleich (abweichend laut Gesellschaftsvertrag möglich) Offene Handelsgesellschaft (OHG) Definition Zweck einer OHG => Betrieb eines Handelsgewerbes; zwei oder mehr natürliche oder juristische Personen; OHG selbst ist keine juristische Person (jedoch stark angenähert) Gesetzliche Grundlage § 105 ff. HGB Entstehung Innenverhältnis : Gesellschaftervertrag Außenverhältnis : durch Geschäftsbeginn, spätestens Eintragung in Handelsregister Haftung unbeschränkt und unmittelbar alle Gesellschafter Leitungsbefugnisse Alle Gesellschafter Einzelgeschäftsführung und Alleinvertretung Einschränkungen im Gesellschaftervertrag Gewinn- und Verlustverteilung Gesetzliche Regelung; Praxis : Abweichende Regelung im Gesellschaftervertrag (Arbeitsleistung) © by Stefan Wawrzyniak 32 Betriebswirtschaftslehre 17.11.97 Kommanditgesellschaft (KG) besondere Form der OHG! => also auch Handelsgewerbe Definition Komplementäre (Vollhafter) + Kommanditisten (Teilhafter) Gesetzliche Grundlage § 161 ff. HGB Haftung Mindestens 1 Vollhafter (vgl. OHG) Kommanditisten : Haftung auf Betrag der Einlage beschränkt Entstehung Gesellschaftsvertrag + Eintragung in Handelsregister Bei Eintragung Namen der Kommanditisten und Betrag Leitungsbefugnisse Gewinn- und Verlustverteilung Komplementäre Geschäftsführung und Vertretung (wie OHG) Kommanditisten eingeschränkte Kontroll- und Widerspruchsrechte Jeder Gesellschafter 4% Verzinsung seines Kapitals, Rest „angemessen“ zu verteilen (im Gesellschaftsvertrag regeln) Ende mit dem Tod eines Komplementärs Stille Gesellschaft Definition Beteiligung am Handelsgewerbe eines anderen mit Vermögenseinlage; Einlage geht in Vermögen des Inhabers über; reine Innengesellschaft Gesetzliche Grundlage § 230 ff. HGB Haftung Haftung des stillen Gesellschafters auf Kapitaleinlage beschränkt, Im Konkursfall stiller Gesellschafter => Gläubiger Entstehung Gesellschaftsvertrag + Leistung der Einlage Leitungsbefugnisse Stiller Gesellschafter von Geschäftsführung und Vertretung ausgeschlossen, Abschrift des Jahresabschlusses und Einsicht in die Bücher Gewinn- und Verlustverteilung Teilnahme am GuV (bis Einlage) in angemessener Höhe © by Stefan Wawrzyniak 33 Betriebswirtschaftslehre 17.11.97 Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) Definition Im Gesetz nicht definiert; Juristische Person; Handelsgesellschaft Stammkapital = ∑ Geschäftsanteile; Für jeden gesetzlich zulässigen Zweck Gesetzliche Grundlage HGB + GmbH-Gesetz Haftung GmbH haftet mit ihrem gesamten Vermögen Gesellschafter haften nicht (soweit Einlage geleistet) Entstehung Leitungsbefugnisse Gewinn- und Verlustverteilung Notariell beurkundeter Gesellschaftsvertrag, Eintragung ins Handelsregister; Stammkapital mindesten 50.000 DM Organe: Geschäftsführer, Gesellschafterversammlung, Aufsichtsrat Gesellschaftsvertrag, Ausschüttung beschließt Gesellschafterversammlung Aktiengesellschaft (AG) Definition Juristische Person; Kapital in Aktien zerlegt Aktie = Urkunde auf bestimmten Betrag (Nennwert) (Mitgliedschaftsrecht); ∑ Nennwerte = Grundkapital Gesetzliche Grundlage Aktiengesetz Haftung Gesamtes Vermögen, keine Haftung der Aktionäre Entstehung stark formalisiert z.B. mindestens 5 Personen; Grundkapital mindestens 100.000 DM; notariell beurkundeter Gesellschaftsvertrag (Satzung) Leitungsbefugnisse Organe: Vorstand, Hauptversammlung, Aufsichtsrat Gewinn- und Verlustverteilung Dividende von Hauptversammlung beschlossen auf Vorschlag des Vorstandes; Dividende = Prozentsatz des Nennwertes © by Stefan Wawrzyniak 34 Betriebswirtschaftslehre 24.11.97 1. Aufgabenstellung und Zusammenhang der funktionalen Bereiche 1.1 Kernprozesse im Unternehmen • güterwirtschaftlicher Prozeß • finanzwirtschaftlicher Prozeß • informationeller Prozeß Verbände Informationeller Prozeß Öffentlichkeit Behörden Leitung Informationeller Prozeß Personalbereich Rechtsbereich Rechnungswesen Finanzbereich Organisation/EDV Finanzwirtschaftlicher Prozeß Beschaffungsmarkt Materialbereich Produktionsbereich Marketingbereich Absatzmarkt Güterwirtschaftlicher Prozeß Banken Konkurrenten Berater © by Stefan Wawrzyniak 35 Betriebswirtschaftslehre 24.11.97 Informationeller Prozeß Informationssystem ist ein geregeltes Netz informationeller Beziehungen, daß sich aus 4 Elementen und deren Beziehungen zusammensetzt. (Information, Informationsprozesse, Beteiligte am Informationsprozeß, Zweck und Aufgaben, denen das Informationssystem dient) (Definition nach BAERTEL 1975) Informationsprozeß Beschaffung, Speicherung, Verarbeitung, Übermittlung von Informationen (Kennzeichen des Informationsprozesses) Heute : (da computergestützt) Hardware, Systemsoftware, Anwendungssoftware, Orgware, Menware (Nutzer), Informationsmanagement, Daten Ziel des Informationssystems Die Bereitstellung unternehmensinterner und -externer Informationen in der benötigten Qualität und Quantität zum richtigen Zeitpunkt sowie am organisatorisch richtigen Ort Informationssysteme lassen sich unterteilen in : • Mengenorientierten, operativen Abrechnungssytemen und unterstützten Primärprozesse (operativ: an der Basis, wo unmittelbar Wertschöpfung entsteht, wo Güter bearbeitet werden) • Wertorientierte Abrechnungssystem => Zusammenfassung der mengenorientierten Abrechnungssysteme, nächste Stufe, in Geld ausgedrückt, beide dienen der Dokumentationsunterstützung • Analyse-/Berichts-/Kontrollsysteme => Unterstützung der Koordinierung und Steuerung • Planungs-/Entscheidungsunterstützungssysteme => Führungsinformationssysteme, Expertensysteme (oberes Management) Ziel : Planungs- und Entscheidungsunterstützung - „decision support system“ © by Stefan Wawrzyniak 36 Betriebswirtschaftslehre 24.11.97 Integrationsgrad • isolierte Informationssysteme (funktional streng getrennt, z.B. nur Beschaffung EDV-unterstützt) • integrierte Informationssysteme (Austausch von Daten innerhalb betrieblicher Teilbereiche, gemeinsame Datengrundlage beabsichtigt (horizontal/vertikal)) => nach MAERTENS (1995) - Funktionsintegration (Vorgangsintegration, Funktionsintegration) - Richtung : - horizontal - vertikal (Massendaten werden komprimiert und selektiert) - Reichweite : - interne Integration - externe Integration (rechtlich selbständige Unternehmen stimmen sich auf Ziele untereinander ab) • voll integrierte Informationssysteme - Automatisierungsgrad : - manuelle Informationssysteme - teilautomatisierte - vollautomatiserte (Anwendungssystem : speziell für einzelnen Bereich entwickeltes IS) © by Stefan Wawrzyniak 37 Betriebswirtschaftslehre 24.11.97 1.2 Funktionale Bereiche des Unternehmens und ihre Aufgabenstellung • Leistungsbereich - Materialbereich - Produktionsbereich/Leistungserstellungsbereich - Marketingbereich/Leistungsverwertungsbereich • Finanzbereich - Finanzierung/Kapitalbeschaffung - Investition/Kapitalverwendung - Kapitalverwaltung -Kapitalfreisetzung (Desinvestition) • Personalbereich - Personalplanung (Bedarf, Bestand, Beschaffung, Erhalt, Freisetzung, Entwicklung) - Personalkontrolle • Informationsbereich • Rechnungswesen => der Bereich des Unternehmens, der alle Verfahren zur systematischen Erfassung und Auswertung von in Geldwerten quantifizierbaren Vorgänge im Unternehmen umfaßt. (Buchhaltung, Bilanz, GuV, Kostenrechnung, Statistik, Planungsrechnung • Controllingbereich => betrifft alle genannten betrieblichen Bereiche. Es kann funktional -in Verbindung mit Planung und Kontrolle- oder institutionell -unter unternehmensorganisatorischen Gesichtspunkten- gesehen werden - strategische Planung - Frühwarnung - Budgetierung - Budgetkontrolle (Soll-Ist-Abgleich) - internes Berichtswesen Generell: jede Controlling-Tätigkeit besteht aus Planung, Informationsversorgung und Kontrolle © by Stefan Wawrzyniak 38 Betriebswirtschaftslehre 24.11.97 1.3 Business Reengineering Ziel : Drastische Verbesserungen in den Bereichen - Kosten - Qualität - Service - Zeit durch Veränderungen von Gecshäftsprozessen Vorgehensweise : (nach HAMMER/CHAMPY) „Entscheidend bei Business Reengineering ist, daß alle Geschäftsprozesse zunächst in Frage gestellt und auf ihre Notwendigkeit hin Überprüft werden. Erst dann erfolgt die Entscheidung, welcher Prozeß verbessert werden soll. Dabei konzentriert man sich zu Beginn auf den Prozeß, der die höchste Wertschöpfung verspricht.“ Phasenfolge : 1. Analyse der Kernprozesse des Unternehmens und Entwicklung von Konzepten zur Neugestaltung 2. Entwicklung von Pilotprojekten im Team mit Laborsimulation 3. Implementierung der neuen Prozesse Konzeptionelle Merkmale:(nach NIPPA/PICOT) • Quantensprünge Zielsetzung von Reengineering-projekten sind nicht inkrementelle Veränderungen, sondern dramatische, radikale Verbesserungen aller im jeweiligen Fall für wesentlich erachteten Kriterien der Unternehmenseffizienz • Kundenfokussierung Im Mittelpunkt von Reorganistionsprojekten und -konzepten stehen externe oder interne Leistungsabnehmer, d.h. Kunden. Der Fokus wird darauf ausgerichtet, was im Ergebnis dem Kundennutzen und die Effizienz verbessert, d.h. Strukturen und Prozesse werden nicht um ihrer selbst willen effizienter gestaltet. • Paradigmenwandel Zur Erreichung dieser Ziele ist es essentiell, bisherige Prinzipien der Arbeitsorganisation und -abläufe fundamental in Frage zu stellen und aus alten Denkstrukturen und Organisationsprinzipien auszubrechen. • Prozeßorientierung Kernbestandteil dieses Paradigmenwandels ist es, die Prozesse zum Primat der Organisationsgestaltung zu erheben, d.h. in einem sogenannten cross-functional approach die dynamische, horizontale Komponente der Unternehmensorganisation hervorzuheben. © by Stefan Wawrzyniak 39 Betriebswirtschaftslehre 01.12.97 Methodische Merkmale • Ganzheitlichkeit In den meisten Reengineering-Ansätzen wird betont, daß es nicht ausreicht, einzelne Abteilungen, Funktionen oder Teilprozesse zu optimieren, sondern daß ein holistischer, ganzheitlicher Ansatz erforderlich ist, um Abhängigkeiten zu berücksichtigen und Suboptima zu vermeiden. Im Mittelpunkt steht dementsprechend die Betrachtung des Gesamtunternehmens bzw. kompletter Geschäftsprozesse. • Tabula rasa Ein weiterer wesentlicher methodologischer Bestandteil ist die komplette Loslösung von bestehenden Strukturen und Prozessen. Vielmehr ist eine vollkommen neue Lösung, ein Idealkonzept unter Berücksichtigung neuer Möglichkeiten insbesondere der fortgeschrittenen Informations- und Kommunikationstechnik zu erarbeiten („grüne Wiese“-, „clean slate“- oder „clean paper“-Planung • Top down Um Denkstrukturen aufzubrechen und die nur inkrementellen Verbesserungen von partizipativen Effizienzsteigerungsprogrammen wie z.B. Total Quality Management oder Continous Improvement zu überwinden, wird ein konsequenter Top-down-Ansatz propagiert, der radikale organisatorische Innovationen von allen Hierarchieebenen einfordert. Rahmenbedingungen • enabler: Informations- und Kommunikationstechnik Das organisatorische Veränderungspotential neuer Informations- und Kommunikationstechnologien wurde - nicht nur in Deutschland - bereits vor Jahren hervorgehoben (vgl. z.B. PICOT/REICHWALD 1987; NIPPA 1988). Die konsequente Anwendung dieser Technologien zur Ermöglichung neuer Organisationsformen steht im Mittelpunkt nicht nur der Reengineering aus dem Umfeld der Computer- und Telekommunikationsindustrie. • Enabler : Empowerment Folgt man den Ausführungen Hammers, aber auch anderer Autoren, so ist das Reengineering im Gegensatz zu anderen Effizienzsteigerungsmethoden weniger ein Management, als vielmehr ein Arbeitsorganistaions-Konzept. Eine große Rolle spielen daher Fragen der Anreiz- und Karrieresysteme, der Aufgabenintegration und der Delegation von Verantwortung auf operative Einheiten. Damit verbunden ist die Notwendigkeit, die Mitarbeiter in die Vorgehensweise zu integrieren und einen neuen Mitarbeitertypus beispielsweise durch geeignete Qualifikationsmaßnahmen zu schaffen. © by Stefan Wawrzyniak 40 Betriebswirtschaftslehre 01.12.97 Komponenten eines computergestützten Informationssystems Informationsmanagement Anwendungssoftware Systemsoftware Menware Hardware Orgware Daten Gliederung der Informationssysteme bezüglich des Niveaus der Anwenderunterstützung (PICOT/REICHWALD, 1991, S. 289) Planungs- und Entscheidungsunterstützungssysteme Unternehmensführung Analyse-, Berichts- und Kontrollsysteme Mittleres Management Wertorientierte Abrechnungssysteme Sacharbeiterebene, produktiver Bereich Mengenorientierte Abrechnungssysteme Forschung und Entwicklung Beschaffung Produktion Absatz Horizontale Integration der betrieblichen Informationssysteme © by Stefan Wawrzyniak 41 Betriebswirtschaftslehre BIEHAL : 01.12.97 Tertiärprozesse (Steuerung, Support) Unterstützende Sekundärprozesse Primärprozeß Sekundärprozesse (Zulieferer für den Primärprozeß) Tertiärprozesse (Dienstleiter für Primär- und Sekundärprozeß) Primärprozesse : Abfolge jener Handlunge, die unmittelbar an der Entstehung oder Weitergabe eines Produkts oder einer Dienstleistung mitwirken. Sekundärprozesse : die den Primärprozeß unterstützen Tertiärprozesse : interne Dienstleistungen, keine täglichen Zulieferer für den Prozeß Akquisitation KundenBetreuung Einkauf Controlling Auftragsabwicklung Reklamationsabwicklung Rechnungswesen After-Sales- Funktionen des Service Primärprozesses Informationsverarbeitung Unternehmensplanung Funktionen des Sekundärprozesses Funktionen des Tertiärprozesses © by Stefan Wawrzyniak 42 01.12.97 Betriebswirtschaftslehre 2. Leistungserstellung, Leistungsverwertung und finanzielle Sphäre und ihre Teilfunktionen 2.1.1.Größen, die den Zahlungsmittelbestand und das Geldvermögen ändern Die finanziellen Vorgänge des Betriebsprozesses lassen sich als Kreislauf finanzieller Mittel auffassen, der folgende Phasen umfaßt : Phase I Kapitalbeschaffung = Finanzierung von außen Phase II Kapitalverwendung = Investition Ausgaben Phase III Kapitalrückfluß = Desinvestition Kapitalneubildung = Gewinn Einnahmen Phase IV Kapitalabfluß = „Entfinanzierung“ (Rückzahlung, Gewinnausschüttung, Verluste) Ausgaben Einnahmen Kapital als Zentralbegriff der Finanzwirtschaft: „Kapital ist der wertmäßige für die Gesamtheit der Sach- und Finanzmittel, die der Unternehmung zu einem bestimmten Zeitpunkt ´zur Verfügung steht.“ Unterschiedliche Zahlungsströme: - kapitalbindende Ausgaben - kapitalfreisetzende Einnahmen - kapitalzuführende Einnahmen - kapitalentziehende Ausgaben © by Stefan Wawrzyniak 43 Betriebswirtschaftslehre 01.12.97 Ausgaben : • Kapitalbindend 1. Ausgaben zur Bezahlung eingesetzter Leistungsfaktoren (einschließlich Kostensteuern) - menschliche Arbeit - Betriebsmittel - Werkstoffe - Fremddienste und Fremdrechte 2. Ausgaben infolge von Kapitalgewährung an andere Wirtschaftseinheiten (einschließlich Erwerb von Finanzvermögen) - Beteiligung - Darlehen (Bsp.: Mitarbeiter- und Lieferantenkredit) 3. Reservierung von Kasse - Vorrat an flüssigen Mitteln (Beispiel „Wechselgeld“) • Kapitalentziehend 1. Real zu deckende Verluste (finanzielle Fehlbeträge) aus : - der marktlichen Verwertung betrieblicher Leistungen („Kosten können durch Einnahmen gedeckt werden“) - der Veräußerung von Sach- und Finanzvermögens (einschließlich Kapitalrückzahlung) EK/FK 2. Zins- und Dividendenausgabe als Entschädigungsleistung für aufgenommenes Beteiligungs- und Darlehenskapital 3. EEV-Steuer- und Subventionsausgaben 4. Ausgabe infolge von Kapitalrückzahlungen EEV = Einkünfte, Erwerbs- und Vermögensausgaben © by Stefan Wawrzyniak 44 Betriebswirtschaftslehre 01.12.97 Einnahmen : • Kapitalfreisetzend 1. Einnahmen aus der marktlichen Verwertung betrieblicher Leistungen (zu Selbstkostenpreisen), sonst: - Sachgüter - Dienstleistungen 2. Einnahmen aus der Veräußerung von sonstigem Sach- und Finanzvermögens (zu Buchwerten) sowie aus Kapitalrückzahlungen (zum Nennwert) Kapitalfreisetzung, wenn aus Kapitalfinanzanlagevermögen 3. Auflösung von Kassenreserven • Kapitalzuführend 1. Finanzielle Überschüsse aus : - der marktlichen Verwertung betrieblicher Leistungen - der Veräußerung von sonstigem Sach- und Finanzvermögens (einschließlich Kapitalrückzahlung) 2. Zins- und Dividendeneinnahmen aus Kapitalgewährungen und Finanzvermögen 3. Einnahmen aus der Gewährung (offener) Subventionen 4. Einnahmen aus der Aufnahme von Beteiligungs- und Darlehenskapital © by Stefan Wawrzyniak 45 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 08.12.97 2.1.2. Finanzierung Finanzierung Planung Durchführung Kontrolle 2.1.2.1. Planung (Zusammenhang zwischen Kapital-, Geld- und Finanzbedarf) Kapitalbedarf : „Der Kapitalbedarf ist Inbegriff des für den Vollzug betrieblicher Prozesse benötigten Kapitals und ergibt sich zu jedem beliebigen Zeitpunkt aus der jeweiligen Differenz aller Kapitalbindenden Ausgaben und Kapitalfreisetzenden Einnahmen, die bis dahin angefallen sind.“ Geldbedarf : ist die Summe aus Kapitalbindenden Ausgaben und Kapitalentziehenden Ausgaben Finanzbedarf : Geldbedarf minus die Summe der Kapitalfreisetzenden Einnahmen Übungsaufgabe: Zeitraum 02.01.-31.03.83 01.04.-31.05.83 Vorgang Aufnahme eines Bankkredits Bareinlage Barkauf von Material Gewährung von Darlehen an befreundetes Unternehmen Einnahme aus Produktverkauf (2.500), davon Selbstkostenanteil Gewinn Lohnzahlung Zahlung eines Fremdkapitalzins Ausscheiden eines Gesellschafters (EK-Rückzahlung) Rückzahlung Bankkredit Zinsen aus Darlehensgewährung Aufnahme eines Darlehenskredits Barverkauf von nicht zu verarbeitenden Materials zu Selbstkosten Saldo - Soll-Kassenbestand Betrag (1) (2) (3) (4) 3.000 2.000 2.300 600 (5a) (5b) (6) (7) (8) 2.000 500 4.000 100 500 (9) (10) (11) (12) 1.000 50 500 500 (13) 50 46 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 08.12.97 Zahlungsvorgänge : Kapitalbindend 3 4 6 13 Kapitalentziehend 7 8 9 = 6.950 Kapitalfreisetzend 5a 12 Kapitalzuführend 1 2 5b 10 11 = 2.500 Fragen : a) Welche Höhe hat der Geld- und Finanzbedarf aus den Zahlungsvorgängen vom 01.04. bis 31.05. ? b) Wie groß ist der Finanzbedarf, gedeckt durch den Kassenanfangsbestand vom 01.04. und der Summe der Kapitalzuführenden Einnahmen aus dem Zeitraum vom 01.04. bis 31.05. ? zu a) 5.650,- DM zu b) 3.150,- DM, wobei Kassenanfangsbestand = 2.100,- DM ist. Kapitalherkunft Finanzierung mit unterschiedlicher Kapitalherkunft Außenfinanzierung: Innenfinanzierung: Kapital wird - unbeschadet seiner rechtlichen Stellung - von außerhalb des Unternehmens zugeführt Sie ist die Finanzierung des Unternehmens von innen, d.h. aus eigener Kraft Beteiligungsfinanzierung : Finanzierung aus Umsatzerlösen: Zuführung von EK in ein Unternehmen von außen in Form von Sacheinlagen, Rechten Sie ist eine Finanzierung aus zurückbehaltenen Gewinnen, Abschreibungsgegenwerten, Rückstellungsgegenwerten Fremdfinanzierung : Finanzierung aus sonst. Kapitalfreisetzungen : Zuführung von FK in ein Unternehmen von außen in Form von Geldeinlagen oder Sacheinlagen Sie erfolgt durch Maßnahmen der Rationalisierung oder den Verkauf von Vermögensanteilen, die keine Absatzgüter sind. 47 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 08.12.97 Finanzierung mit unterschiedlichen Kapitalarten Finanzierung mit Eigenkapital Finanzierung mit Fremdkapital Beteiligungsfinanzierung: Fremdfinanzierung : Zuführung von EK in ein Unternehmen von außen in Form von Geldanlagen, Sacheinlagen, Rechten Zuführung von FK in ein Unternehmen von außen in Form von Geldanlagen und Sacheinlagen Finanzierung aus zurückbehaltenen Gewinnen = Selbstfinanzierung : Finanzierung aus Rückstellungsgegenwerten : Erzielte Gewinne des Unternehmens, die in der Bilanz ausgewiesen oder als „Stille Reserven“ vorhanden sind, werden nicht an die EK-Geber ausgeschüttet Im Unternehmen gebildete Rückstellungen werden zur Finanzierung verwendet, soweit sie über den Verkauf der Absatzgüter als Einnahmen zugeflossen sind. Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten : Die über den Verkauf der Absatzgüter zurückfließenden Anteile der Abschreibungen werden unmittelbar wieder für Investitionen verwendet Finanzierung aus sonstigen Kapitalfreisetzungen : Sie erfolgt durch Maßnahmen der Rationalisierung oder den Verkauf von Vermögensanteilen, die keine Absatzgüter sind Die Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten und aus sonstigen Kapitalfreisetzungen ist nicht eindeutig dem Eigenkapital oder Fremdkapital zuzuordnen. „Stille Reserve“ = Unterbewertung von Aktiva Finanzplan Der Finanzplan dient der Ermittlung des betrieblichen Kapitalbedarfs.Er ist für die kontinuierliche Finanzplanung einzig vertretbare Kapitalbedarfsrechnung. Inhaltlich umfaßt der Finanzplan vier Elemente, die zweckmäßigerweise nicht nur als Planwerte ausgewiesen werden, sondern denen nach Ablauf der Planungsperioden die Istwerte hinzugefügt werden sollten : Januar Plan Ist Zahlungsmittel-Anfangsbestand + Einnahmen - Ausgaben = Zahlungsmittel-Endbestand Februar Plan Ist März Plan Ist ...... 48 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 08.12.97 Der Finanzplan kann innerhalb der Einnahmen und Ausgaben - je nach Zweck sachlich unterschiedlich und unterschiedlich tief gegliedert sein. Seine Gliederung wird umso differenzierter, je kurzfristiger er ist. Beträge in TDM Januar Plan Ist Februar Plan Ist März Plan Ist .... A. Zahlungsmittel-Anfangsbestand Einnahmen Umsätze Sachanlagen Immaterielle Anlagen Finanzanlagen Eigenkapital Fremdkapital Zinsen/Provisionen/Gewinne geplante - kapitalfreisetzende Einnahmen - kapitalzuführende Einnahmen B. Gesamte Einnahmen Ausgaben Sachanlagen Immaterielle Anlagen Finanzanlagen Material Personal Steuern/Abgaben Eigenkapital Fremdkapital/Tilgung Zinsen/Provisionen/Gewinne Ausgaben und Investitionen (=betriebszweckgebunden) Kapitalentziehende Ausgaben C. Gesamte Ausgaben D. Zahlungsmittel-Schlußbestand (A + B - C) Da die Planansätze trotz Verwendung von Prognosen nicht sicher sind, empfiehlt es sich, vorsichtig zu planen. Das kann dadurch geschehen, daß man verschiedene Pläne, beispielsweise mit optimistischen, realistischen, pessimistischen Erwartungen aufstellt und/oder Liquiditätsreserven bei der Planung berücksichtigt. Diese wird auf zweifache Weise gebildet: • Indirekt : durch den vorsichtigen Ansatz der Planwerte, wodurch Sicherheitsspannen im Finanzplan gebildet werden. Dabei werden die Einnahmen eher etwas niedriger, und/oder die Ausgaben eher etwas höher angesetzt als es zu erwarten ist. Nachteilig ist, daß die Aussagefähigkeit des Finanzplanes dadurch eingeschränkt wird. • Direkt : erfolgt die Bildung einer Liquiditätsreserve durch das Vorhalten von Zahlungskraft zur Abwehr möglicher Zahlungsengpässe. Sie kann eine Reserve an Zahlungskraft, Vermögen oder Finanzierung sein. 49 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 08.12.97 2.1.2.2. Durchführung der Finanzierung Beteiligungsfinanzierung (z.B. ein neuer Gesellschafter) Außenfinanzierung Fremdfinanzierung (z.B. Fremdeinlagen/Sacheinlagen) Bedingung für die Gewährung von Fremdkapital sind oft Sicherheiten : • Personalsicherheiten - Bürgschaft : Sie ist ein Vertrag zwischen dem Bürgen und dem Gläubiger eines Dritten in dem sich der Bürge dem Gläubiger gegenüber verpflichtet, für die Erfüllung der Verbindlichkeiten des Dritten einzustehen - Garantie : Sie ist ein Vertrag, in dem sich der Garantiegeber dem Garant ienehmer gegenüber verpflichtet, für den Eintritt eines Erfolges oder das Ausbleiben eines Mißerfolges Gewähr zu leisten - Kreditauftrag : Ein möglicher Kreditgeber wird von einer Person beauftragt, einem Dritten im eigenem Namen und auf eigene Rechnung Kredit zu gewähren. - Schuldbeitritt : Er ist ein Vertrag, in dem einem Darlehensvertrag neben dem Kreditnehmer eine weitere Person beitritt, die gesamtschuldnerisch die Haftung für einen Kreditbetrag übernimmt • Realsicherheiten - Eigentumsvorbehalt : Dabei wird ein Käufer zum Besitzer einer beweglichen Sache, der Verkäufer bleibt aber bis zur vollständigen Bezahlung Eigentümer - Pfandrecht : Es ist die Belastung einer beweglichen Sache zwecks Sicherung einer Forderung wobei das Pfand im Eigentum des Kreditnehmers bleibt, aber dem Kreditgeber übergeben wird. - Sicherungsabtretung : Sie wird wird auch Zession genannt. Dabei tritt der Kreditnehmer Forderungen, z.B. gegen Kunden, in einem formfreien Vertrag an den Kreditgeber ab. - Sicherungsübereignung : Durch Vereinbarung eines Besitzkonstitutes wir dein Kreditgeber zwar Eigentümer, beläßt dem Kreditnehmer aber den Besitz an einer beweglichen Sache - Hypothek : Sie ist ein Pfandrecht an einem Grundstück, das der Sicherung einer Forderung dient - Grundschuld : Sie ist ein Pfandrecht an einem Grundstück, das nicht das Bestehen einer Forderung voraussetzt. 50 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 08.12.97 Kurzfristige Fremdfinanzierung Handelskredite Liefe rantenkredit Kundenkredit Bankkredite als Geldkredite Kontokorrentkredit Dis kontkredit Lombardkredit Bankkredite als Kreditanleihen Akzeptkredit Umkehrwechsel Avalkredit Bankkredite im Außenhandel Rembourskredit Negoziationskredit Sonderformen Factoring Forfaitierung Langfristige Fremdfinanzierung Darlehen Schuldscheindarlehen Anleihen Sonderformen Leasing Zuführung von Kapital mit einer Laufzeit von mehr als vier Jahren Franchising Innenfinanzierung Finanzierung aus sonstigen Kapitalfreisetzungen Finanzierung aus Umsatzerlösen Finanzierung aus zurückbehaltenen Gewinnen Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten Finanzierung aus Rückstellungsgegenwerten Rationalisierung Vermögensumschichtung 51 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 08.12.97 2.1.2.3. Die Kontrolle der Finanzierung Die Finanzkontrolle schließt den Führungsprozeß im Finanzierungsbereich ab. Sie kann erfolgen als : 1. Kontrolle der Finanzplanung, indem Planansätze und Istwerte gegenüber gegenübergestellt und die Abweichungen festgestellt werden, die einer Analyse zu unterziehen. 2. Kennzahlenanalyse, bei der beispielsweise Finanzierungskennzahlen und Liquiditätskennzahlen ermittelt werden. Finanzierungsanalyse Eigenkapitalanteil Anspannungskoeffizient Verschuldungskoeffizient Bilanzkurs Eigenkapital * 100 Gesamtkapital Fremdkapital * 100 Gesamtkapital Fremdkapital * 100 Eigenkapital Eigenkapital * 100 Gezeichnetes Kapital Liquiditätsanalyse Deckungsgrad A Deckungsgrad B Deckungsgrad C Liquidität 1. Grades Liquidität 2. Grades Liquidität 3. Grades Eigenkapital * 100 Anlagevermögen Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital * 100 Gesamtkapital Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital * 100 Anlagevermögen +langfristig gebundenes Umlaufvermögen Zahlungsmittelbestand * 100 Kurzfristige Verbindlichkeiten Kurzfristiges Umlaufvermögen kurzfristige Verbindlichkeiten Gesamtes Umlaufvermögen * 100 kurzfristige Verbindlichkeiten Stromgrößenkennzahlen Gesamtkapitalrentabilität Eigenkapitalrentabilität Umsatzrentabilität Gewinn + Fremdkapitalzinsen * 100 Gesamtkapital Gewinn * 100 Eigenkapital Gewinn * 100 Umsatz 52 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 07.01.98 2.1.3. Planung der Investition Sie bezieht sich auf : - Einzelinvestitionen - Investitionsprogramm Planung der Einzelinvestitionen Für die Planung einzelner Investitionen ist folgender Ablauf typisch : • Die Investition wird angeregt, beispielsweise wegen nicht mehr ausreichender Kapazitäten neuer verbessertet Fertigungsverfahren, neuer verbesserter Materialien, veränderter Erwartungen der Arbeitnehmer, neue Vorschriften des Gesetzgebers. • Das Investitionsproblemwird - zweckmäßigerweise schriftlich - beschrieben und begründet, seine Dringlichkeit festgestellt, und die sich aus der Investition für das Unternehmen ergebenden Vorteile und Nachteile werden dokumentiert. • Die zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit der Investition geeigneten Bewertungsrechnungen sind folgende : Statische Investitionsrechnung (Betrifft die zeitliche Betrachtung!, Beispiel 1 Jahr) • Kostenvergleichsrechnung „Stückkosten“ • Gewinnvergleichsrechnung „Stückerlöse“ • Rentabilitätsrechnung • Amortisationsrechnung Dynamische Investitionsrechnung (betrifft die zeitliche Betrachtung. Beispiel : Gesamtnutzungsdauer) • Kapitalwertrechnung • Interne Zinsrechnung • Annuitätenrechnung Die statischen Investitionsrechnungen berücksichtigen - als Hilfsverfahren der Praxis - den Zeitfaktor nicht, sie rechnen praktisch nur mit einer Periode. Kostenvergleichsrechnung mit welcher die für die Investitionsalternativen anfallenden Kosten ermittelt werden, um die kostengünstigste Investitionsalternative festzustellen. Die Vorteilhaftigkeit einer Erweiterungsinvestition kann ermittelt werden : Vergleich pro Periode Leistung Fixe Kosten Variable Kosten Gesamte Kosten Kostendifferenz I - II wenn die Leistungsmengen der Investitionsalternativen gleich groß sind Stück/Jahr DM/Jahr DM/Jahr DM/Jahr DM/Jahr Investitionsobjekt I 20.000 42.000 295.000 337.000 - 16.500 Investitionsobjekt II 20.000 27.500 326.000 353.500 53 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 07.01.98 Fixe Kosten sind Kosten, die innerhalb bestimmter Leistungsgrenzen und innerhalb eines bestimmten Zeitraumes keine Veränderungen aufweisen, beispielsweise Mieten, Versicherungsprämien, zeitabhängige Abschreibungen, Zinsen für Anlagevermögen, Gehälter. Variable Kosten sind Kosten, die sich bei Leistungsschwankungen unmittelbar ändern, beispielsweise leistungsbezogene Löhne, leistungsabhängige Materialien, Energiekosten, verbrauchsabhängige Abschreibungen, Zinsen für Umlaufvermögen Vergleich pro Leistungseinheit Leistung Fixe Kosten Variable Kosten Gesamte Kosten Kostendifferenz I - II Stück/Jahr DM/Jahr DM/Stück DM/Jahr DM/Stück DM/Jahr DM/Stück DM/Jahr der erforderlich ist, wenn die Investitionsalternativen unterschiedliche Leistungen erbringen Investitionsobjekt I 19.500 42.000 2,15 295.000 15,13 337.000 17,28 -0,40 Investitionsobjekt II 20.000 27.500 1,38 326.000 16,30 353.500 17,68 Der Kostenvorteil von 0,40 DM bezieht sich jedoch nur auf den Fall, daß die maximale Leistungsmenge auch genutzt wird. Ansonsten sollten die Kostenfunktionen gebildet werde, die dann zwecks Ermittlung der kritischen Menge gleichgesetzt werden. Beispiel: K1 = 15,13 x + 42.000 K2 = 16,30 x + 27.500 15,13 x + 42.000 = 16,30 x + 27.500 x = 12,393 Bei einer Ausbringungsmenge unter 12,393 Stück/Jahr ist Maschine II kostengünstiger, ansonsten I. Gewinnvergleichsrechnung ist eine Erweiterung der Kostenvergleichsrechnung um die Erlöse, bei der die Investitionsalternativen unterschiedlich sein können. Leistung Erlöse Fixe Kosten Variable Kosten Gesamte Kosten Gewinn Gewinndifferenz I - II Investitionsobjekt I Investitionsobjekt II Stück/Jahr 19.500 20.000 DM/Jahr 482.000 484.000 DM/Jahr 42.000 27.000 DM/Jahr 295.000 326.500 DM/Jahr 337.000 353.500 145.000 130.500 14.500 54 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 07.01.98 Wie bei der Kostenvergleichsrechnung läßt sich die kritische Menge ermitteln. Bei der Gewinnvergleichsrechnung gibt sie an, bei welcher Menge die durch die Investitionsalternativen erzielten Gewinne gleich groß sind. Dazu werden die Gewinnfunktionen der Investitionsalternativen gleichgesetzt. 482.000 295.000 G1 : • x− • x + 42.000 19.500 19.500 => 484.000 326.000 G2 : • x − • x + 27.000 20.000 20.000 => G1 : 9,59 x − 42.000 G 2 : 7,875 x − 27.000 => x = 8746 Stück Die Gewinnvergleichsrechnung wird weniger häufig als die Kostenvergleichsrechnung genutzt. Sie ermöglicht ebenfalls keine Aussagen über die Rentabilität. Die Zurechnung der Erlöse auf die Investitionsalternativen ist mitunter nicht ohne weiteres möglich. Rentabilitätsrechnung Sie dient dazu, die durchschnittliche jährliche Verzinsung der Investitionsalternative zu ermitteln. Rentabilität = Erlöse - Kosten * 100 Durchschnittlicher Kapitaleinsatz Als durchschnittlicher Kapitaleinsatz werden bei abnutzbaren Anlagegütern die halben Anschaffungskosten bei nicht abnutzbaren Anlagegütern und Gütern des Umlaufvermögens die Anschaffungskosten angesetzt. Die Vorteilhaftigkeit einer Erweiterungsinvestition kann ermittelt werden, indem der Gewinn - wie in der Gewinnvergleichsrechnung beschrieben - festgestellt und zum durchschnittlichen Kapitaleinsatz in Beziehung gesetzt wird. Beispiel: Anschaffungskosten Nutzungsdauer Leistungsmenge Fixe Kosten Variable Kosten Gesamte Kosten Erlöse Gewinn Maschine I DM 90.000 Jahre 6 Stück/Jahr 20.000 DM/Jahr 20.000 DM/Jahr 72.000 92.000 112.300 20.300 112.300 − 92.000 • 100 = 45,1% 45.000 114.230 − 88.670 R2 = • 100 = 58,1% 44.010 Maschine II 88.020 6 23.000 18.670 70.000 88.670 114.230 25.560 R1 = Schwellenrentabilität 55 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 07.01.98 Beispiel : Die Chemie AG plant die Anschaffung einer neuen Maschine. Eine Investition kommt für die Chemie AG grundsätzlich nur dann in Betracht, wenn die Rentabilität des Investitionsobjektes mindestens 20% beträgt. Es liegt folgendes Angebot vor: Anschaffungsauszahlungen Nutzungsdauer Kapazität Fixe Kosten Variable Kosten DM 100.000 Jahre 8 Stück/Jahr 15.000 DM/Jahr 19.000 DM/Jahr 90.000 Die Kapazität des Investitionsobjektes kann voll ausgeschöpft werden, die mit der Maschine gefertigten Erzeugnisse lassen sich für 8,50 DM/Stück verkaufen. Als Kalkulationszinssatz sind 10% anzusetzen. Ermitteln Sie die von dem Investitionsobjekt zu erzielende Rentabilität und beurteilen sie die Vorteilhaftigkeit der Maschine. Lösung : Anschaffungskosten Restwert Nutzungsdauer Auslastung Zinssatz Erlöse Fixe Kosten (inkl. AfA) Variable Kosten Gesamte Kosten Gewinn DM 100.000 DM 0 Jahre 8 Stück/Jahr 15.000 % 10 DM/Jahr 127.200 DM/Jahr 31.500 DM/Jahr 90.000 DM/Jahr 121.500 DM/Jahr 6.000 E−K • 100 D 6.000 R= • 100 50.000 R = 12% R= Die Investition ist nicht vorteilhaft, weil die von der Chemie AG festgelegte Mindestrentabilität nicht erreicht wird 56 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 08.01.98 Amortisationsrechnung wird auch Pay-Off-Rechnung genannt, dient der Ermittlung des Zeitraumes, der erforderlich ist, um die Ausgaben für die Anschaffung von Investitionsalternativen durch die jährlich daraus erzielten Überschüsse auszugleichen. Amortisationszeit = Anschaffungsausgaben jährlicher Gewinn + jährliche Abschreibungen Um die Vorteilhaftigkeit einer Erweiterungsinvestition ermitteln zu können, werden die jährlichen Rückflüsse der Investitionsalternativen als jährlich zusätzlich entstehende Abschreibungen interpretiert. Beispiel : Anschaffungskosten Nutzungsdauer Durchschnittl. Gewinn DM Jahre DM/Jahr 100.000 = 2,08Jahre 28.000 + (100.000 ÷ 5) 150.000 W2 = = 2,27 Jahre 36.000 + (150.000 ÷ 5 ) W1 = Maschine I 100.000 5 28.000 Maschine II 150.000 5 36.000 Es ist zu sehen, daß die Maschine I eine um 0,19 Jahre geringere Amortisationszeit hat als Maschine II und damit die vorteilhaftere Investitionsalternative darstellt. Die Amortisationsvergleichsrechnung ist das in der Praxis am weitesten verbreitete Verfahren. Allerdings vermittelt es keine Informationen über die Rentabilitäten der Investitionsalternativen. Die Zurechnung der Erlöse auf die Investitionsalternativen ist mitunter nicht ohne weiteres möglich, die Erlöse nach der Amortisationszeit bleiben unberücksichtigt. Dynamische Investitionsrechnung Im Gegensatz zu den statischen Investitionsrechnungen zeichnen sich die dynamischen Investitionsrechnungen dadurch aus, daß sie sich auf mehrere Perioden beziehen. Dabei bedienen sie sich finanzmathematischer Methoden, mit deren Hilfe die unterschiedliche Bedeutung der Daten im Zeitablauf berücksichtigt wird. Sie können somit rechnerisch wesentlich genauerer Werte als die statischen Investitionsrechnungen liefern. Praktisch ergibt sich vielfach allerdings das Problem, daß sich die Zahlungsströme in ihrer Höhe und zeitlichen Verteilung auf die Investitionsalternativen nicht ohne weiteres zurechnen lassen Statische und dynamische Investitionsrechnungen sind „sicherere Erwartungen“, weitere sind „Risiko-Erwartungen“ und „unsichere Erwartungen“ 57 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 08.01.98 Kapitalwertmethode Hier werden alle einer Investition zuzurechnenden Einnahmen und Ausgaben mit Hilfe des Abzinsungsfaktor abgezinst. Eine Investitionsalternative ist dann vorteilhaft, wenn der Kapitalwert mindestens Null beträgt. C0 = Kapitalwer t CE = abgezinste Einnahmen (einschlie ßlich Restwert) CA = abgezinste Ausgaben (einschlie ßlich Anschaffun gswert) C 0 = CE − CA E = Einnahmen in den Nutzungsja hren 1....n E 1 − A1 E 2 − A2 En − An C0 = + + ...... + − A0 A = Ausgaben in den Nutzungsja hren 1....n q q q p = Kalkulatio nszinsfuß 1 = Abzinsungs faktor q = 1 + p qn A0 = Anschaffun gswert in der Periode 0 Beispiel: Die Anschaffungskosten werden mit 100.000 DM, die Nutzungsdauer mit 5 Jahren und der Kalkulationszinsfuß mit 8% angenommen Jahr 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 5% 0,952381 0,907029 0,863838 0,822702 0,783526 0,746215 0,710681 0,676839 0,644609 0,613913 6% 0,943396 0,889996 0,839619 0,792094 0,747258 0,704961 0,665057 0,627412 0,591898 0,558395 7% 0,934579 0,873439 0,816298 0,762895 0,712986 0,666342 0,622750 0,582009 0,543934 0,508349 8% 0,925926 0,857339 0,793832 0,735030 0,680583 0,630170 0,583490 0,540269 0,500249 0,463193 Jahr Einnahmen Ausgaben 1 110.000 85.000 2 95.000 70.000 3 105.000 70.000 4 100.000 65.000 5 90.000 80.000 Summe /DM) - Anschaffungswert (DM) Kapitalwert (DM) 9% 0,917431 0,841680 0,772183 0,708425 0,649931 0,596267 0,547034 0,501866 0,460428 0,422411 Rückfluß 25.000 25.000 35.000 35.000 10.000 10% 0,909091 0,826446 0,751315 0,683013 0,620921 0,564474 0,513158 0,466507 0,424098 0,385543 11% 0,900901 0,811622 0,731191 0,658731 0,593451 0,534641 0,481658 0,433926 0,390925 0,352184 12% 0,892857 0,797194 0,711780 0,635518 0,567427 0,506631 0,452349 0,403883 0,360610 0,321973 Abzinsungsfaktor 0,925926 0,857339 0,793832 0,735030 0,680583 Barwert 23.148 21.434 27.784 25.726 6.806 104.898 100.000 4.898 58 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 08.01.98 Interne Zinsfuß-Methode Hier wird der Zinssatz ermittelt, der für die Investitionsalternative zu einem Kapitalwert von Null führt. Die Investition ist vorteilhaft, wenn der interne Zinsfuß nicht kleiner als der vom Unternehmen festgelegte Kalkulationszinsfuß. Die Vorteilhaftigkeit einer Erweiterungsinvestition wird ermittelt, indem man die jeweiligen Rückflüsse aus der Investitionsalternative auf den Bezugszeitpunkt abzinst. Das geschieht zweckmäßigerweise unter Verwendung von zwei Versuchszinssätzen. Beispiel : Bei einer Maschine mit einem Anschaffungswert von 100.000 DM und einer Nutzungsdauer von 5 Jahren ergeben sich bei Versuchszinssätzen von 8% und 16% folgende Kapitalwerte: Versuchszinssatz 8% Jahr Rückfluß Abzinsungs-Barwert faktor 1 10.000 0,925926 9.259 2 35.000 0,857339 30.006 3 25.000 0,793832 19.845 4 35.000 0,734030 25.726 5 30.000 0,680583 20.417 Summe (DM) 105.253 - Anschaffungswert (DM) 100.000 Kapitalwert 5.253 Versuchszinssatz 16% Abzinsungs-Barwert faktor 0,862069 8.620 0,743163 26.010 0,640658 16.016 0,55229 19.330 0,476113 14.283 84.259 100.000 - 15.741 Zur Ermittlung des internen Zinsfußes dient die Formel: r = p1 − C 01 p 2 − p1 C 02 − C 01 p = Versuchszinssatz (1 bzw. 2) r = interner Zinsfuß C0 = Kapitalwert (bei p1 bzw. p2 ? Somit ergibt sich für das vorherige Beispiel: r = 8 − 5.253 16 − 8 = 10,0% − 15.741 − 5.253 Annuitätenrechnung Hier werden die durchschnittlichen jährlichen Einnahmen den durchschnittlichen jährlichen Ausgaben gegenübergestellt. Dabei wird zunächst der Kapitalwert der Investitionsalternative mit Hilfe des Kapitalzinsfußes ermittelt, der dann mit dem Kapitalwiedergewinnungsfaktor multipliziert wird : q n (q − 1) a = C0 • n q −1 a = Annuität C0 = Kapitalwert qn (q − 1) = Kapitalwiedergewinnungsfaktor qn − 1 Die Investition ist positiv zu beurteilen, wenn die Annuität nic ht negativ ist. 59 © by Stefan Wawrzyniak Jahr 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 5% 1,050000 0,537805 0,367209 0,282012 0,230975 0,197017 0,172820 0,154722 0,140690 0,129505 Betriebswirtschaftslehre 6% 1,060000 0,545437 0,374110 0,288591 0,237396 0,203363 0,179135 0,161036 0,147022 0,135868 7% 1,070000 0,553092 0,381052 0,295228 0,243891 0,209796 0,185553 0,167468 0,153486 0,142378 8% 1,080000 0,560769 0,388034 0,301921 0,250456 0,216315 0,192072 0,174015 0,160080 0,149029 9% 1,090000 0,568469 0,395055 0,308669 0,257092 0,222920 0,198691 0,180674 0,166799 0,155820 10% 1,100000 0,576190 0,402115 0,315471 0,263797 0,229607 0,205405 0,187444 0,173641 0,162745 08.01.98 11% 1,110000 0,583934 0,409213 0,322326 0,270570 0,236377 0,212215 0,194321 0,180602 0,169801 12% 1,120000 0,591698 0,416349 0,329234 0,277410 0,243226 0,219118 0,201303 0,187679 0,176984 Beispiel : Maschine I hat einen Anschaffungswert von 60.000 DM, Maschine II von 70.000 DM. Beide Maschinen sind 4 Jahre nutzbar. Der Kalkulationszinsfuß beträgt 10% Jahr Abzinsungsfaktor 1 0,909091 2 0,826446 3 0,751315 4 0,683013 Summe (DM) - Anschaffungswert (DM) Kapitalwert a1 = 9,467 * 0,315471 = 2.986 DM a2 = 10.770 * 0,315471 = 3.397 Maschine I Rückfluß 18.000 25.000 25.000 20.000 Barwert 16.363 20.661 18.783 13.660 69.467 60.000 9.467 Maschine II Rückfluß 18.000 30.000 25.000 25.000 Barwert 16.363 24.793 22.539 17.075 80.770 70.000 10.770 60 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 15.01.98 2.1.4 Kapitalverwaltung Welche die Abwicklung der Einnahmen und Ausgaben des Unternehmens ermöglicht, die im Rahmen des Zahlungsverkehrs erfolgt. Dieser kann grundsätzlich auf drei Arten von Zahlungsmittel beruhen. Barzahlungsverkehr Hier wird Bargeld übertragen. Er hat im Geschäftsverkehr im wesentlichen nur bei Handels- und Dienstleistungsunternehmen, die private Kunden haben, größere Bedeutung und wird zunehmend durch die Nutzung von Eurocheques, Kreditkarten und Electronic Cash-Systemen ersetzt. Unmittelbare Barzahlung Mittelbare Barzahlung Bargeld wird „von Hand zu Hand“ gezahlt und dafür üblicherweise ein Empfangsbeleg ausgestellt Es wird zwar Bargeld gezahlt und Bargeld empfangen, aber nicht von „Hand zu Hand“ Postanweisung Sie ist auf 3.000 DM begrenzt Wertbrief Er ist auf 100.000 DM begrenzt Halbbarer Zahlungsverkehr Hier wird Bargeld in Buchgeld umgewandelt und umgekehrt. Dabei muß eine der am Zahlungsverkehr beteiligten Personen über ein Konto verfügen Bargeldloser Zahlungsverkehr Hier kommt weder der Zahlungspflichtige noch der Zahlungsempfänger mit Bargeld in Berührung. Beide verfügen über ein Konto, daß nicht bei demselben Kreditinstitut geführt werden muß. Der Zahlungsverkehr zwischen Unternehmen ist fast ausschließlich bargeldloser Zahlungsverkehr. In der Praxis kann er als Überweisung, Lastschrift, Scheck- und Wechselverkehr vorkommen. Überweisungsverkehr : Mit Überweisungen wird Buchgeld vom Konto eines Zahlungspflichtigen auf das Konto eines Zahlungsempfängers übertragen - Überweisungen von Kreditinstituten/Postgiroämter - Dauerüberweisungen, Blitzgiro, Sammelüberweisungen 61 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 15.01.98 Lastschriftverkehr : Einzahlungsempfänger kann durch sein Kreditinstitut/Postgiroamt fällige Forderungen eines Zahlungspflichtige einziehen zu lassen. - Einzugsermächtigungen - Abbuchungsaufträge Scheckverkehr : Scheck ist unbedingte Anweisung eines Ausstellers an sein Kreditinstitut/Postgiroamt, einem Dritten bei Sicht einen bestimmten Betrag zu Lasten seines Kontos auszuzahlen - Bankschecks, Postschecks - Barschecks, Verrechnungsschecks - Inhaberschecks, Orderschecks, Rektaschecks - Euroschecks, Bestätigte Schecks Wechselverkehr : Wechsel ist streng förmliches Wertpapier, das ein privates Vermögensrecht verbrieft, dessen Ausübung an den Besitz der Urkunde gebunden ist. - Gezogene Wechsel - Eigene Wechsel 2.1.5 Kosten, Aufwendungen, Ausgaben und Auszahlungen in begrifflicher Gegenüberstellung Einzahlung : sämtliche Eingänge von Mitteln in der Unternehmung Auszahlung : sämtliche Abflüsse von Mitteln in der Unternehmung Einnahme : Geldvermögenszufluß des Unternehmens Ausgabe : Geldvermögensabfluß des Unternehmens 2.1.5.1. Auszahlung und Ausgabe Auszahlung Auszahlung ≠ Ausgaben¬ Auszahlung AusgabeAusgabe ≠ Auszahlung - Auszahlung® Ausgabe Ausgabe 62 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 15.01.98 ¬ Auszahlung ≠ Ausgabe Minderung des Zahlungsmittelbestandes, aber keine Geldvermögensänderung Beispiel :Bartilgung eines früher empfangenen Bankkredits (Abnahme der Verbindlichkeiten) - Auszahlung = Ausgabe und umgekehrt Minderung des Zahlungsmittelbestandes führt gleichzeitig zu Geldvermögensminderung - Bareinkauf von Produktionsfaktoren - Barentnahme des Unternehmers ® Ausgabe ≠ Auszahlung Geldvermögensminderung ist nicht mit der Minderung des Zahlungsmittelbestands verbunden - Wareneinkauf auf Ziel (Erhöhung der Verbindlichkeiten) 2.1.5.2 Ausgabe und Aufwand Ausgaben Kompensierte Ausgaben Geldvermögensminderung in Form eines Nominalgutverzehrs angeglichen durch einen Realgüterzuwachs Nicht kompensierte Ausgaben (Aufwandsaufgabe) Nominalgutverzehr z.B. Steuern, Abgaben Aufwand Merkmale des Aufwands : • Abnützung von einer im Rahmen Geldvermögensminderung beschafften Gütern / Dienstleistungen • periodisierte Ausgabe • nicht kompensierte, erfolgswirksame Ausgabe 63 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 15.01.98 2.1.5.3. Aufwendungen und Kosten Aufwendungen ¬ Neutrale Aufwendung Zweckaufwand Kosten (wertmäßig) ¬ - von den Kosten wesensverschiedene Aufwendungen - Betriebsfremde Aufwendungen - stillgelegte Anlagen, die nicht als Rückstellung dienen - Spende an Rote Kreuz - effektive Zinsen, die nicht für betriebsnotwendiges, aber vorhandenes Kapital zu zahlen sind - betriebsfremde Grundstücke - außergewöhnliche Aufwendungen - Ordnungsstrafen - Aufwendungen für Kapitalerhöhungen im Zusammenhang mit der betrieblichen Tätigkeit - von den Kosten verrechnungsmäßig verschiedene Aufwendungen - zeitraumfremde Aufwendungen - wertverschiedene Aufwendungen 64 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre Zweckaufwendungen Aufwand Neutraler Aufwand 22.01.98 • Geldvermögensminderung • Abnutzung von Gütern • Periodenbezogenheit • nicht kompensierte Ausgaben • leistungsbezogen Zweckaufwand Grundkosten Zusatzkosten verrechnungsmäßig verschieden wesenverschieden Kosten (wertmäßig) = Anschaffungswert Patagorische Kosten ohne Hypothese Patagorische Kosten mit Hypothese (+ Anderskosten) Definitionen : • Neutrale Aufwendungen : dienen grundsätzlich nicht dem Betriebszweck und werden in der Kostenrechnung deshalb nicht angesetzt, beispielsweise Spenden. • Zweckaufwendungen : dienen dem Betriebszweck. Sie fallen bei der Erstellung und Verwertung der Leistungen an und entsprechen den Grundkosten, beispielsweise Rohstoffe, Löhne. • Grundkosten : sind die in der Kostenrechnung angesetzten Kosten, denen Zweckaufwendungen gegenüberstehen (identisch), beispielsweise verarbeitete Werkstoffe. • Zusatzkosten : fallen bei der Erstellung und Verwertung der Leistungen an, ohne daß sie zu Aufwendungen führen, z.B. ein Teil der kalkulatorischen Abschreibungen. z.B. kalkulatorischer Unternehmerlohn, Eigenkapitalzinsen • Kosten (wertmäßig) : Auf eine Leistungseinheit oder eine Periode bezogener, leistungsbedingter, bewerteter Verzehr eingesetzter Produktionsfaktoren. • Patagorische Kosten : sind die in einer Periode bei Herstellung und Absatz eines Produktes bzw Dienstleistungen angefallenen, nicht kompensierten Ausgaben. 65 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 22.01.98 Kosten (wertmäßig) sind gleich den patagorischen Kosten, wenn sie auch gleich dem Anschaffungspreis sind, also den Grundkosten entsprechen. Zusatzkosten von den Aufwendungen verrechnungsmäßig verschiedene Kosten von den Aufwendungen wesensverschiedene Kosten wertverschiedene Kosten Kalkulatorische AfA zeitraumfremde Kosten Kalkulatorische Wagnisse Auszahlungen / Einzahlungen Ausgaben / Einnahmen Aufwendungen / Erträge Leistung / Kosten Zahlungsmittelrechnung Geldvermögensrechnung Gewinn- und Verlustrechnung Kosten-Leistungsrechnung 66 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 29.01.98 2.2. Leistungsbereich des Unternehmens und seine Teilfunktionen 2.2.1. Funktionen im Leistungserstellungsbereich Funktionen im Materialbereich - Planung - Durchführung - Kontrolle Die Planung im Materialbereich erfolgt auf der Grundlage vorgegebener Ziele. Das können allgemeine Unternehmensziele sein oder spezielle materialwirtschaftliche Ziele, beispielsweise Lieferbereitschaft, Flexibilität, Qualität, Wirtschaftlichkeit.Zu unterscheiden sind : • Materialbedarfsplanung • Materialbestandsplanung • Materialbeschaffungsplanung ( auch -management statt -planung • Planung der Materiallagerung • Planung der Materialentsorgung In der Betriebswirtschaftslehre wir dem Materialbereich in den letzten Jahren verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet. Er befaßt sich mit der Beschaffung, Lagerung, Verteilung und - soweit erforderlich - Entsorgung der vom Unternehmen benötigten Materialien. Das können sein : • Rohstoffe als Stoffe, die unmittelbar in das zu fertigende Erzeugnis eingehen und dessen Hauptbestandteil bilden. Das Erzeugnis eines Unternehmens kann als Rohstoff für ein nachgeschaltetes Unternehmen dienen, das eine Weiterbearbeitung des Erzeugnisses vornimmt. Beispiele : Tuch-/Bekleidungsindustrie, Blech-/Automobilindustrie • Hilfsstoffe, die ebenfalls unmittelbar in das zu fertigende Erzeugnis eingehen, aber im Vergleich zu den Rohstoffen lediglich eine Hilfsfunktion erfüllen, da ihr mengenund wertmäßiger Anteil gering ist. Eine auf das einzelne Stück bezogene kostenmäßige Erfassung der Hilfsstoffe findet aus Gründen der Wirtschaftlichkeit nicht statt. Beispiele : Leim, Schrauben, Lack bei der Möbelherstellung • Betriebsstoffe, die selbst keine Bestandteil des fertigen Erzeugnisses bilden, sondern mittelbar oder unmittelbar bei der Herstellung des Erzeugnisses verbraucht werden. Zu den Betriebsstoffen rechnen alle Güter, die den Leistungsprozeß ermöglichen und in Gang halten. Beispiele : Energiestoffe, Schmierstoffe, Büromaterialien, Betriebsmaterialien Rohstoffe, Hilfsstoffe und Betriebsstoffe werden zusammen als Werkstoffe bezeichnet. 67 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 29.01.98 • Zulieferteile als Güter, die einen hohen Reifegrad aufweisen und in die zu fertigenden Erzeugnisse eingehen. Sie können auch den Rohstoffen zugerechnet werden. Beispiele : Motoren in der Automobilindustrie, Aggregate für Kühlschränke • Erzeugnisse als alle vom Unternehmen selbst gefertigten Vorräte an Gütern. Zu unterscheiden sind : • Fertigerzeugnisse : Sie sind vom Unternehmen selbst gefertigte Vorräte, die • versandfertig sind. Vielfach wird von Erzeugnissen oder Enderzeugnissen gesprochen, wenn es sich um Fertigerzeugnisse handelt. • Unfertige Erzeugnisse : Sie umfassen alle Vorräte an Erzeugnissen, die noch nicht verkaufsfähig sind, für die aber im Unternehmen bereits Kosten entstanden sind. Erst mit der Fertigstellung der Erzeugnisse wird ihre (volle) Funktionsfähigkeit erreicht. • Waren als gekaufte Vorräte, die das Produktionsprogramm ergänzen, neben den selbst gefertigten Gütern - den Erzeugnissen - im Verkaufsprogramm des Unternehmens enthalten sind und im Unternehmen weder bearbeitet noch verarbeitet werden. • Verschleißwerkzeuge als Werkzeuge, die nicht der ständigen Betriebsbereitschaft zuzurechnen sind. Es handelt sich um Verbrauchsteile, die - ähnlich den Betriebsstoffen - ständig neu zu ergänzen sind oder um Werkzeuge, die speziell für einen Auftrag angefertigt oder angeschafft und anschließend verschrottet werden Der Materialbedarf des Unternehmens ist art-, mengen- und zeitgerecht zu decken. Das erfordert eine möglichst genaue, aber dennoch wirtschaftliche Planung des Materialbedarfs, die erfolgen kann als : Materialbedarfsplanung Programmorientierte Bedarfsplanung Verbrauchsorientierte Bedarfsplanung Die programmorientierte Bedarfsermittlung sollte für A- und B-Güter erfolgen, für C-Güter reicht eine verbrauchsorientierte Bedarfsermittlung aus. Die ABC-Analyse ist ein Instrument zur wertmäßigen Klassifikation von Gütern. Mit ihrer Hilfe ist es möglich, • Wesentliches von Unwesentlichem zu trenne, • Schwerpunkte der Rationalisierung festzulegen, • wirkungsschwache Anstrengungen zu vermeiden, • die Wirtschaftlichkeit zu steigern. © by Stefan Wawrzyniak 68 Betriebswirtschaftslehre 29.01.98 Wertanteil der Güter in % 100 80 Den Zusammenhang zwischen Wert und Menge der Güter zeigt die Abbildung. Danach haben : • A-Güter etwa 15% Mengen- und 80% Wertanteil • B-Güter etwa 35% Mengen- und 15% Wertanteil • C-Güter etwa 50% Mengen- und 5% Wertanteil. 60 40 20 A B 20 C 40 60 80 Daraus ergibt sich : 100 Mengenanteil der Güter in % • A-Güter erfordern besondere Anstrengungen, z.B A-Produkte, aber auch als A-Lieferanten, A-Abnehmer. Auf sie gerichtete Maßnahmen bedürfen sorgfältiger Planung, Steuerung und Kontrolle. • B-Gütern sollte durchschnittliche Aufmerksamkeit geschenkt werden. • C-Güter sollten lediglich routinemäßig behandelt werden, da hohe Anstrengungen nur einen verhältnismäßig geringen Nutzen bringen. Sie werden z.B. nicht auf Grund genauer zukunftsorientierter Erhebungen geplant, sondern unter Verwendung von Vergangenheitswerten. Gut x1 x2 x3 x4 x5 x6 x7 x8 x9 x10 Gut 1 x4 x10 x7 x5 x2 x1 x8 x9 x6 x3 Verbrauch in Einheitspreis Verbrauch in ME in GE GE 20.000 0,15 300 7.500 0,9 6.750 36.000 0,05 1.800 21.000 1,8 37.800 50.000 0,14 7.000 2.000 1 2.000 4.000 2 8.000 11.000 0,25 2.750 35.000 0,07 2.450 19.500 1,9 37.050 Kumulierter Mengenverbrauch in % 2 10,1 19,6 21,5 45,9 49,6 59,3 64,6 81,6 82,6 100 Mengenverbrauch pro Klasse in % 3 19,6 30 50,4 Rang 6 5 10 1 4 9 3 7 8 2 Rangzuordnung der Güterarten entsprechend den Beschaffungswerten der Periode Kumulierter Kumulierter Verbrauch Verbrauch in Verbrauch in Verbrauch in pro Klasse GE GE % in % 4 5 6 7 37.800 37.800 34,8 37.050 74.850 68,9 68,9 8.000 82.850 76,3 7.000 89.850 82,7 6.750 96.600 88,9 20 3.000 99.600 91,7 2.750 102.350 94,4 2.450 104.300 96,5 2.000 106.800 98,3 1.800 108.600 100 11,1 Klasse 8 A A B B B C C C C C 69 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 29.01.98 „Beschaffung ist immer eine kompensierte Ausgabe“ Programmorientierte Materialbedarfsplanung Die programmorientierte Materialbedarfsermittlung erfolgt zukunftsbezogen auf der Grundlage von zwei Informationsquellen: • Dem Fertigungsprogramm, das auf der Grundlage des künftigen Absatzprogrammmes erstellt wird und festlegt, welche Aufträge von der Fertigung in bestimmten Perioden durchzuführen sind . Es kann beruhen auf : Lageraufträge : Kundenaufträge : Sie werden zugrundegelegt, wenn das Unternehmen für den anonymen Markt fertigt. Das Produktionsprogramm ergibt sich aus der Gesamtheit der Lageraufträge, die aufgrund der Informationen aus der Marktforschung erstellt werden. Bei ihnen besteht ein direkter Bezug des Unternehmens zu den Abnehmern, die individuell für sie zu fertigende Erzeugnisse bestellen. Die Lageraufträge und/oder die Kundenaufträge bestimmen das Fertigungsprogramm, der sich daraus ergebende Bedarf wird Primärbedarf genannt. • Den Erzeugnissen, die gefertigt werden sollen. Sie sind im einzelnen zu beschreiben. Das geschieht mit Hilfe von : Stück-, Materiallisten : Sie sind Verzeichnisse der Rohstoffe, Teile und Baugruppen von Erzeugnissen unter Angabe verschiedener Daten und informieren über den qualitativen und quantitativen Aufbau der Erzeugnisse TeileverwendungsSie geben - im Gegensatz zu den Stücklisten - an, in nachweis welchen Erzeugnissen die verwendeten Bestandteile enthalten sind. Mit Hilfe der Stücklisten läßt sich der Sekundärbedarf an Materialien ermitteln : Sekundärbedarf = Bedarf an Enderzeugnissen * Bestandteile des jeweiligen Erzeugnisses 70 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 29.01.98 Auf der Grundlage der Informationen über das Fertigungsprogramm und der Erzeugnisse läßt sich der Materialbedarf ermitteln, der sein kann : • Bruttobedarf, der den Sekundärbedarf - wie zuvor dargestellt - und ungeplanten Zusatzbedarf, der wie folgt anzusetzen ist, umfaßt : • Mehrbedarf für Wartung und Reparatur • Nebenbedarf für Sonderzwecke wie Versuche • Bedarf an selten angeforderten Erzeugnissen • zusätzlicher Bedarf wegen Ausschuß und Schwund Bruttobedarf = Sekundärbedarf + Zusatzbedarf • Nettobedarf, bei dem vom Bruttobedarf vorgemerkte Bestände hinzugerechnet bzw. folgende Bestände abgesetzt werden : • Lagerbestände, die tatsächlich vorhanden sind • Bestellbestände, die bald im Lager eintreffen werden • Vormerkbestände, die für andere Aufträge reserviert sind und das Lager in Kürze verlassen werden Nettobedarf = Bruttobedarf - Lagerbestände - Bestellbestände + Vormerkbestände Der Nettobedarf ist der Beschaffungsbedarf für die Materialien, deren Bedarf programmorientiert ermittelt wird. Seine Kenntnis ist die Voraussetzung für die Materialdisposition Tertiärbedarf, ist der Bedarf an Material, was wir zur Fertigung und deren Beendigung benötigen => Hilfs- und Betriebsstoffe 71 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 05.02.98 Verbrauchsorientierte Materialbedarfsplanung Die verbrauchsorientierte Ermittlung des Materialbedarf erfolgt im Rahmen der Bedarfsvorhersage, d.h. der Materialbedarf wird aufgrund von Vergangenheitswerten prognostiziert. Das ist möglich, wenn eine ausreichende Zahl von Vergangenheitswerten vorliegt, und die Vergangenheitswerte eine gewisse Kontinuität über einen längeren Zeitraum aufweisen. Um den Materialbedarf verbrauchsbezogen zu planen, sind mathematischstatistische Verfahren nutzbar. Zu ihnen zählen: • Mittelwert • Regressionsanalyse • Exponentielle Glättung Bei diesen Verfahren sind von Bedeutung : • Der Vorhersagezeitraum, da Vorhersagen um so schwieriger einzugrenzen und um so fehlerträchtiger sind, je weiter sie in die Zukunft reichen. Um eine angemessene Genauigkeit zu gewährleisten, sollte e r nicht zu groß gewählt werden • Die Vorhersagehäufigkeit, die vor allem davon abhängt, in welcher Weise die Bestellmengen und Bestellzeitpunkte geplant werden. Hierfür gibt es Modelle, die sich mit Materialbestandsstrategien befassen • Die Vergangenheitswerte, die einen konstanten, trendbeeinflußten oder saisonabhängigen Verlauf aufweisen und in ausreichender Zahl vorliegen sollten, um unregelmäßig auftretende Ereignisse zu eliminieren. Sporadischer oder schwankender Bedarf ist als Grundlage für die verbrauchsbezogene Materialbedarfsplanung ungeeignet. Geeignete Bedarfsverläufe : Bedarf Konstanter Bedarf Trendbeeinflußter Bedarf Bedarf Zeit Bedarf Zeit Ungeeignete Bedarfsverläufe Stark schwankender Bedarf Sporadischer Bedarf Saisonaler Bedarf Zeit 72 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 05.02.98 Mittelwert: Der Mittelwert ist eine statistische Maßzahl, die z.B. in der Materialwirtschaft, Finanzwirtschaft und dem Marketing verwendet wird. Arten des Mittelwertes sind: • der gleitende Mittelwert, bei dem Werte verwendet werden, die sich in der Vergangenheit ergeben haben. Er ist nur bei konstantem Verlauf brauchbar. Sobald ein Trend auftritt, wird die Vorhersage fehlerhaft, da alle in den gleitenden Mittelwert eingehenden Daten gleich gewichtet sind. Erst mit beträchtlicher zeitlicher Verzögerung wird ein Trend erkennbar. Der gleitende Mittelwert wird errechnet : V= T 1 + T 2 + ..... + Tn n V = Vorhersagewert für die nächste Periode Ti = Materialbedarf der Periode i n = Anzahl der betreffenden Perioden Je kleiner die Anzahl der betrachteten Perioden gewählt wird, umso schneller reagiert die Vorhersage auf Veränderungen. Die Anzahl der der für die Berechnungen zu betrachtenden Perioden bleibt stets gleich. Mit Beginn einer neuen Periode fällt jeweils der älteste Wert weg, der neueste Wert - das ist der Wert der letzten Periode - kommt hinzu. • der gewogene gleitende Mittelwert, bei dem die einzelnen Perioden gewichtet werden. Dabei kann den jüngeren Perioden ein größeres Gewicht zugemessen werden als den älteren Perioden, um trendmäßige Entwicklungen besser erkennen zu können. Die Berechnung erfolgt : V= T 1G1 + T 2G 2 + T 3G 3 + .... + TnGn G1 + G 2 + G3 + .... + Gn G = Gewicht der Periode i Materialbeschaffungsplanung Bei der Materialbedarfsplanung wurde ermittelt, welcher Bedarf an Materialien nach Art, Menge und Zeit besteht. Mit Hilfe der Materialbestandsplanung wird festgestellt, ob und wieviel der benötigten Materialien im Unternehmen vorhanden sind. Die Planung der Materialbeschaffung hat von diesen Daten auszugehen. Weitere erforderliche Informationen liefert die Beschaffungs-Marktforschung, beispielsweise über am Markt verfügbare Materialien, Marktstrukturen, Marktentwicklungen, alternative Lieferanten und Marktpreise. 73 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 05.02.98 Materialbeschaffung Beschaffungsprinzipien Beschaffungstermine Beschaffungsmengen Beschaffungsprinzipien Das Unternehmen muß zunächst überlegen, für welchen Zeitraum die Materialien zu beschaffen sind. Aus Gründen der Kapitalbindung könnte es vorteilhaft sein, die Materialien erst kurz vor ihrem Bedarf zu beziehen. Andererseits könnte diese Vorgehensweise sich nicht nur als risikoreich, sondern auch als teuer erweisen, weil größere Mengen gegebenenfalls günstiger zu beschaffen sind. Als Beschaffungsprinzipien kommen in Betracht : • Die Vorratsbeschaffung, die bei industriellen Unternehmen häufig anzutreffen ist. Bei ihr werden relativ großen Materialmengen beschafft und auf Lager genommen. Möglicherweise günstigen Beschaffungspreisen stehen hohe Lager- und Zinskosten sowie ein hohe Kapitalbindung gegenüber. • Die Einzelbeschaffung, bei der die Materialien in der benötigten Menge unmittelbar vor ihrem Bedarf beschafft werden. Geringen Lager- und Zinskosten sowie einer minimalen Kapitalbindung stehen hohe Beschaffungskosten und das Risiko einer ausbleibenden oder fehlerhaften Lieferung gegenüber. • Die fertigungssynchrone Beschaffung, bei der es sich um eine Kombination von Vorratsbeschaffung und Einzelbeschaffung handelt. Das beschaffende Unternehmen schließt rahmenmäßige Lieferverträge über große Materialmengen, ruft aber jeweils nur die für die Fertigung unmittelbar benötigten Mengen ab. Es besteht eine direkte Beziehung zum Just-in-Time-Prinzip. Neben diesen Beschaffungsprinzipien bedienen sich die Unternehmen verstärkt des KANBAN-Systems. Bei diesem Verfahren beschaffen die Abteilungen beim Unterschreiten eines Mindestbestandes Material bei der jeweils vorgelagerten Abteilung. Dabei ist die KANBAN-Karte der entschiedene Datenträger zwischen den Fertigungsstellen. Im Vordergrund stehen hier die Minimierung von Materialbeständen und die Verringerung der Durchlaufzeiten. 74 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 05.02.98 Beschaffungstermine Die Beschaffungstermine bedürfen einer genauen Planung, weil die Materialien meist nicht unverzüglich nach ihrer Anforderung zur Verfügung stehen. Gründe hierfür sind bestehende Lieferzeiten, erforderliche Beschaffungszeiten und Prüfungszeiten für die Materialien. Die Ermittlung der Beschaffungstermine kann verbrauchsgesteuert mit Hilfe des Bestellpunkt-Verfahrens bzw. Bestellrythmus-Verfahrens oder bedarfsgesteuert erfolgen. X-Güter = konstanter Bedarf, hohe Genauigkeit Y-Güter = Trend-, saisonaler Bedarf, mittlere Genauigkeit Z-Güter = sporadischer Bedarf, stark schwankend, geringe Genauigkeit A-Teile B-Teile C-Teile X-Güter Just-in-Time Lager Y-Güter Z-Güter Einzelbeschaffung Beschaffungsmengen Die Materialbeschaffungsmenge wird im Rahmen der Materialbeschaffung mit dem Ziel geplant, die wirtschaftliche Losgröße festzulegen. Einflußfaktoren der Materialbeschaffungsmenge sind : • Die Beschaffungskosten, die alle bestellabhängigen Kosten umfassen, welche durch den Fremdbezug von Material entstehen. • Die Bestellkosten, die innerhalb des Unternehmens für die Materialbeschaffung anfallen. Sie werden auch Bestellabwicklungskosten genannt und bei der Berechnung der optimalen Beschaffungsmenge als fixe Kosten angesehen. • Die Lagerhaltungskosten, die insgesamt durch die Materiallagerung verursacht werden, z.B. Kosten für den Lagerraum, Personal, Heizung, Beleuchtung, Abschreibungen, Instandhaltung und Zinsen für das im Lager gebundene Kapital. • Die Fehlmengenkosten, die entstehen, wenn das beschaffte Material den Bedarf des Fertigungsbereiches nicht deckt, wodurch der Leistungsprozeß teilweise oder ganz unterbrochen wird. Sie entstehen durch mögliche Preisdifferenzen, entgangen Gewinne bzw. Konventionalstrafen, z.B. wegen Nichtlieferung. © by Stefan Wawrzyniak 75 Betriebswirtschaftslehre 05.02.98 • Die Losgrößeneinheiten, z.B. Transportmittel-, Verpackungs- und Lagerraumeinheiten, bzw. branchenübliche Bestelleinheiten. Die Losgröße ist z.B. ein Vielfaches des Fassungsvermögens des kostengünstigsten Transportmittels, z.B. bei einem LKW oder Schiff. • Das Finanzvolumen, denn die wirtschaftlich zweckmäßige Beschaffungsmenge kann nur beschafft werden, wenn das Material auch bezahlbar ist. Sofern das Unternehmen über den notwendigen Finanzierungsspielraum verfügt, wäre die als zweckmäßig erachtete Beschaffungsmenge grundsätzlich realisierbar. Beispiel zur Berechnung : Mittelbare Beschaffungskosten pro Auftrag : jährliche Beschaffungsmenge : Preis pro ME : Lagerkostensatz : Durchschnittl. Bestellmenge Lagerbestand in Lagerhaltungsin ME DM kosten in DM 1 2 3 50 25 x 4,- = 100,- 10,100 50 x 4,- = 200,- 20,125 62,5 x 4,- = 250,- 25,200 100 x 4,- = 400,- 40,500 250 x 4,- = 1000,- 100,- 3,1000 ME 4,10% Anzahl der Mittelbare Bestellungen Beschaffungspro Jahr kosten in DM 4 5 20 60,10 30,8 24,5 15,2 6,- Relevante Gesamtkosten in DM 6 70,50,49,55,106,- Die günstigste Bestellmenge beim Einkauf : => optimale Losgröße Herleitung : 1. Lagerungskosten der Periode je Bestellmenge ^Lagerbestand : x * s /2 p (%) Bestellmengenabhängige Lagerungskosten der Periode K= p*x*s 100 * 2 2. Beschaffungskosten der Periode je Bestellmenge Jahresbedarfsmenge = m * E / x Bestellmengenabhängigen Kosten der Perioden p * x * s m* E + 200 x dK p * s m * E = − 2 = 0 | *x2 dx 200 x 200 * m * E => x 2 = p*s K= xo p t = 200 * m * E p*s oder nach OLFERT: xo p t = 200 * M * K B E * LHS wobei: xopt = Optimale Beschaffungsmenge M= Jahresbedarfsmenge E = Einstandspreis pro Mengeneinheit KB = Bestellkosten pro Bestellung LHS = Lagerhaltungskostensatz 76 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 06.04.98 Der Standort der Unternehmung 1. Die Standortproblematik 1.1. räumliche Einfügung in den wirtschaftlichen Zusammenhang - international - regional (national) - lokal - innerbetrieblich 1.2. Relevanz der Standortproblematik direkt bzw. indirekt bei Gründung, sowie bei Ausweitung und Auslagerung - Standortbestimmungslehre - Standortwirkungslehre 1.3. Kostenaspekt 1.4. Bindungsaspekt Standortentscheidungen werden auf lange Sicht getroffen, nur schwer korrigierbar, wenn, dann kostenintensiv 2. Die Entwicklung der Standortlehre 2.1. Die landwirtschaftliche Standortlehre v. J. H. v. THÜNEN 2.1.1. Standortfaktoren - Produktionskosten; d.h. je höher die Intensität der Bodenbebauung desto höher sind die Kosten - Transportkosten, d.h. nehmen mit zunehmender Entfernung vom Markt zu Fazit : sinkende Produktionskosten gleichen höhere Transportkosten aus Das Modell der THÜNEN´schen Kreise 1 2 3 4 5 = Stadt 1 = Garten- und Gemüseanbau 2 = Forstwirtschaft 3 = Körneranbau 4 = Viehzucht 5 = Jagd, Fischerei 77 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 06.04.98 2.2. Die industrielle Standortlehre von Alfred WEBER 2.2.1. Generelle Standortfaktoren - relative Preishöhe der Materiallager, d.h. was kosten die Rohstoffe am Fund- und am Produktionsort - Arbeitskostenhöhe, d.h. in welcher Höhe fallen Arbeitskosten (Löhne, Sozialleistungen, etc.) pro Produktionseinheit an - Transportkostenhöhe 2.2.2. Standortdreiecke Mit Hilfe der Standortfaktoren konstruiert man das jeweilige Standortdreieck, das den Ort der billigsten Rohstoffe, billigsten Arbeitskräfte und der billigsten Transportkosten anzeigt 3. Bestimmungsfaktoren der Standortwahl 3.1. Materialorientierung z.B. geringste Transportkosten für die zur Produktion notwendige Energie (Stahlindustrie => Kohle) 3.2. Arbeitsorientierung - Standort mit niedrigen Löhnen (aber Einsparung muß höher sein als Transportkosten) - Standort mit Arbeitsmarktreserven (qualifizierte Kräfte) - Standort mit räumlich konzentriertem Angebot an Spezialkräften 3.3. Abgabenorientierung - innerstaatliches Steuergefälle => Steuerpolitik => Standortpolitik - Steuersystem : unterschiedliche Hebesätze der Gewerbesteuer - dezentrale Finanzverwaltung : unterschiedliche Bewertung der Finanzämter 3.4. Absatzorientierung - Kundennähe (Handelsbetriebe, Verkehrsbetriebe, Baugewerbe, etc.) - bei Konkurrenzferne : „Tante Emma“ - bei Konkurrenznähe : Verdichtung des Kaufwunsches - Industriebetriebe werden infolge der benötigten Fläche, Beeinträchtigung der Wohnqualität, Verkehrsanschlüssen aus der Stadt herausgedrängt => Trennung von Produktion und Vertrieb, um Kundennähe zu erreichen 78 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 06.04.98 3.5. Verkehrsorientierung z.B. Küstenstädte : enger Zusammenhang mit Rohstoff- und Materialorientierung => geringere Transportkosten (Waren aus Übersee => Schiff) 3.6. Umweltorientierung - Auflagen - Bevölkerung - Lärm, Schmutz 3.7. Energieorientierung (historisch) z.B. Aluminiumproduktion braucht enorm viel Strom => nah bei Kraftwerken 3.8. Dienstleistungsorientierung relevant für die internationale Standortwahl z.B. Singapur (Banken, Versicherungen..etc.) 3.9. Wehrpolitische Orientierung (in 2. Linie) z.B. in der Zeit des Kalten Krieges Anlagenbau dort, wo wenig verwundbar 79 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 20.04.98 4. Bestimmung der betrieblichen Standorte 4.1. Standortmerkmale (Zielgröße, Zielfunktion) 4.2. Prüflistenansatz • Transportbedingungen • Verfügbarkeit von Arbeitskräften • Einstellung der Gemeinden • Zentralisierung vorhandener Einrichtungen am Standort • Nähe zum Beschaffungsmarkt • Lebensbedingungen • Nähe zum Absatzmarkt • Abfallentsorgung • Bildungsmöglichkeiten • Reklamemöglichkeiten • Energieversorgung • Weiterbeschäftigung vorhandener Arbeitskräfte • Verhältnis der Tarifpartner • Betriebsstoffkosten • Lohnsätze • Steuersätze • Kirchen, religiöse Einrichtungen • technische und kaufmännische Personalverfügbarkeit • Grundstücksfrage in der Gemeinde (Angebot von Subventionen) • Verkehrsverbindungen • Klima • Erfahrungen anderer • Grundstückskosten • Politische Verhältnisse • Einstellung Bevölkerung Dient dazu, daß nichts vergessen wird und man mehrere Standorte bei gleichwertigen Kriterien vergleichen kann. 4.3. Scoring-Modell (Rangfolge) 4.3.1. Bedeutung Entscheidung wird vorstrukturiert 80 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 20.04.98 4.3.2. Vorgehensweise • relevante Standorteigenschaften werden aufgestellt (Liste) => Was will ich? • Definition von Mindestanforderungen • Aufstellen von Intensitätsklassen für jede Standorteigenschaft, versehen mit Ziffern (z.B. 0 => schlechteste, 5 => beste, ...in der Praxis maximal 5) • Gewichtungen der Eigenschaften (z.B. Kundennähe den Multiplikator 5, religiöse Einrichtungen den Multiplikator 1) • Formulierung einer Verknüpfungsvorschrift (z.B. nur das mit dem) 4.3.3. Schwachstellen • alle relevanten Eigenschaften müssen berücksichtigt werden (z.B. bei der Beurteilung einer Handelsnähe fehlt die Kundennähe) • ist die Methode für die jeweilige Situation geeignet (kritische Überprüfung) • Intensitätsklassen müssen so definiert sein, daß eine Zuordnung eindeutig möglich ist • Relation der Einschränkungsbezifferung muß übereinstimmen mit der Nutzenrelation • Für die Gewichtung gilt dasselbe Beispiel Standort A Standort B Standorteigenschaften Gewichtung Zielwerte Nutzwert Zielwerte Nutzwert (Kj) (Gj) (naj) (naj*Gj) (naj) (naj*Gj) Zentrale Verkehrslage 8 5 40 1 8 günstiger Arbeitsmarkt 15 5 75 5 75 Verfügbare Industriegebiete, z.B. Mindestfläche, Erweiterung günstig, Energieversorgung 16 3 48 4 64 Umweltschutzbedingungen 10 1 10 5 50 Steuerbelastung 10 5 50 4 40 Förderungsmaßnahmen 8 3 24 4 32 Lärmbelästigung 8 3 24 1 8 Gesamtnutzen (Nj) 271 277 Präferenzzuordnung 2.Platz 1.Platz 81 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 20.04.98 5. Unternehmensverbindungen 5.1. Wettbewerb ist Ordnungsprinzip 5.2. Zusammenschlüsse 5.2.1. Ausprägungen Rechtliche Zulässigkeit von Unternehmensverbindungen Rechtliche Zulässigkeit Kooperation Konzentration Ohne Wettbewerbsbeschränkung Mit Wettbewerbsbeschränkung Ohne Marktbeherrschung und Marktanteil unter 20% Mit Marktbeherrschung und Marktanteil von 20% und mehr Verträge unterliegen nicht dem Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkung (Kartellgesetz) Verträge unterliegen dem Kartellgesetz Beteiligungen und Verträge unterliegen dem Aktiengesetz Beteiligungen und Verträge unterliegen dem Aktien- und Kartellgesetz 5.2.2. Zielsetzungen Ziele der Unternehmensverbindungen Führungsbereich : • Spezialisierung • Sicherung der Unternehmensführung • Breites Führungspersonal • Einfluß auf Unternehmenspolitik anderer Unternehmen Beschaffungsbereich : • bessere Informationsbeschaffung • Sicherung des Beschaffungsmarktes • bessere Konditionen 82 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 20.04.98 • Kostensenkung • Verbesserung der Marktstellung • Sicherung der Arbeitsbereitschaft Produktionsbereich : • wirkungsvollere F&E • Verbesserung Know-how • gleichmäßigere Kapazitätsauslastung • Wettbewerbsvorteile durch Spezialisierung • Normung und Typung Absatzbereich : • Sicherung des Unternehmens im Markt • systematischere Markt- und Absatzführung • breitere Risikostreuung Finanzbereich : • Stärkung des Eigenkapitals Verwaltungsbereich : • Rationalisierung der Verwaltung Sozialbereich : • Schaffung gemeinsamer sozialer Einrichtungen 5.2.3. Richtungen der Bindungen • horizontale Bindung (mehrere Unternehmen der gleichen Branche tun sich zusammen) • vertikale Bindung (Unternehmen, die in einem horizontalen Zusammenhang stehen, tun sich zusammen, z.B. Vorprodukt, Endprodukt, Vermarktung) • diagonale Bindung (Mischformen dieser beiden Bindungen) 83 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 04.05.98 5.3. Kartellrechtsfreie Kooperationen 5.3.1. Begriff Zusammenarbeit rechtlich und wirtschaftlich unabhängiger Betriebe, die sich auf die Verbesserung der Betriebsergebnisse beschränkt. Zusammenarbeit bei Einkauf; Produktion; Arbeitsgemeinschaften im Bauwesen; Beschaffung von Informationen; gemeinschaftlicher Kunden- und Reparaturdienst; gemeinschaftliche Werbung, Verkauf; Transport; Lager 5.3.2. Systematik 5.3.2.1. Rechtliche Gestaltung Sie beschäftigt sich mit den Innenverhältnissen einer Firma und den Außenverhältnissen zwischen Firmen. • Zwischenbetrieblich (nur Kooperationspartner, tritt nach außen nicht in Erscheinung • überbetrieblich (z.B. Touristikverband, tritt nach außen in Erscheinung 5.3.2.2. Intensität und Dauer der Zusammenarbeit Die Zusammenarbeit kann lose ungeregelt / vertraglich festgehalten / oder in Form eines gemeinsamen Unternehmens vorliegen. 5.3.2.3. Geographische Lage bei Zusammenarbeiten Global / Lokal / National / Multinational 5.3.2.4. Leitung Die Leitung kann durch einen Koordinator oder sogar durch eine eigene Geschäftsführung erfolgen. • Zwischenbetrieblich (einer hat die Leitung) • überbetrieblich (Vorstand oder eigene Geschäftsführung) 5.3.2.5. Ziele der Zusammenarbeit • Erhöhung der Wirtschaftlichkeit • Sicherung und/oder Ausweitung Marktposition • Markttransparenz herstellen • Gegenmachtposition aufbauen • Minimierung des Risiko • Vermeidung von Doppelinvestitionen • neue Märkte bearbeiten • Synergieeffekte nutzen 84 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 04.05.98 5.3.2.6. Größe und Häufigkeit der beteiligten Unternehmen (statistisch) 80% der Unternehmen haben mehr als 1000 Beschäftigte 15% der beteiligten Unternehmen sind Klein- und Mittelbetriebe 5.3.2.7. Risiken • Die Risiken sind die gleichen wie bei jeder anderen Unternehmung, sie werden in der Regel aber auf mehrere Träger verteilt • Problem der unterschiedlichen Zielsetzung der Unternehmen • Einschränkung der Autonomie der einzelnen Unternehmen • Abstimmungszeitraum • Verlust von Marktnähe • Abhängigkeit (sogar bis zur Ausnutzung) • Aufwand größer als Einsparungen 5.3.3. Kooperation und Wettbewerb • Kooperation begünstigt einen funktionsfähigen Wettbewerb • ohne Kooperation keine Wettbewerbsteilnahme möglich • Ausgleich von Wettbewerbsverzerrungen => Kooperation ist kein Gegensatz zum Wettbewerb 5.4. Kartellrechtliche Kooperation 5.4.1. Unternehmenskonzentration 5.4.1.1. Formen • Fusion (=Verschmelzung) 2 oder mehrere Unternehmen werden zu rechtlich einer durch Auflösung beider Strukturen • wirtschaftlicher Verbund von rechtlich selbständigen Unternehmen • Konzern: rechtlich selbständige Unternehmen unter einheitlicher Leitung • wechselseitige Beteiligung • Beherrschungsvertrag • Gewinnabführungsvertrag • Gewinngemeinschaft • Betriebspacht: Unternehmen gliedert sich in Besitz und Vertriebsgesellschaft zur Risikominimierung • verbundene Unternehmen nach dem Aktiengesetz • Mehrheitsbesitz, abhängige und herrschende Unternehmen 85 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 11.05.98 5.5. Unternehmensverbindungen und Wettbewerbsbeschränkungen Das Ziel der Wettbewerbspolitik ist der Erhalt und Schutz des Wettbewerbes Aktivitätsbereiche und Instrumente der Wettbewerbspolitik in der BRD nach dem GWB7) Antikartellpolitik • §1 Kartellverbot • §15 Preisbindungsverbot • §25 Verbot abgestimmter Verhaltensweisen • §2-8 Ausnahmen vom Kartellverbot • §81 Geldbußen Vorbeugende Fusionskontrolle (Zusammenschlußkontrolle) • §23 Definition Unternehmenszusammenschluß • §24 Untersagung bei Entstehung und/oder Verstärkung der Marktherrschaft Mißbrauchsaufsicht über marktbeherrschende Unternehmen • §22 Definition der Marktbeherrschung: kein oder kein wesentlicher Wettbewerb • Untersagung des Machtmißbrauchs • Abschöpfung der Mehrerlöse Kartellverbot nach §16 Gesetzlich geregelte Ausnahmen nach §2-8 GWB Anmeldekartelle3) • Normen-1) und Typenkartelle2) (§5/1) • Kalkulationsverfahrenkartelle (§5/4) • Reine Exportkartelle (§6/1) 1) Widerspruchskartelle4) • Konditionenkartelle (§2) • Rabattkartelle (§3) • Spezialisierungskartelle (§5b) • Kooperationskartelle (§5b) bis 15% Marktanteil Erlaubniskartelle5) • Strukturkrisenkartelle (§4) • Rationalisierungskartelle (§5/2) • Exportkartelle mit Inlandsbindung (§7) • Sonderkartelle 6) (§8) • Importkartelle (§7) z.B Abmessungen, Zusammensetzung (=Normung) 2) bestehend aus Einzelteilen z.B. Schukostecker (=Typung) 3) wird mit der bloßen Anmeldung wirksam; dient der Information der Behörde; unterliegen danach der Mißbrauchsaufsicht 4) bedürfen der Anmeldung und werden erst dann wirksam, wenn die Kartellbehörde innerhalb von 3 Monaten seit Eingang der Anmeldung nicht widerspricht 5) können genehmigt werden; meist auf 3 Jahre befristet; evtl. mit Auflagen 6) Genehmigung/Ablehnung durch Bundeswirtschaftsminister 7) Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkung 86 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 11.05.98 6. Der Sozial-Ökologische Ansatz der Betriebswirtschaftslehre Beispiele für betriebswirtschaftlich bedeutende Umweltereignisse • Juli 1985Glykol-Skandal / Flüssigei-Skandal • Oktober 1985 Tschernobyl-Katastrophe • November 1986 Rheinverschmutzung durch Sandor • Oktober 1987 Volksbegehren „Besseres Müllkonzept“ 6.1. Das Umweltschutzmanagement Umweltpolitische Instrumente A) Marktlösung • Mehr Effizienz • Mehr Innovation • verursachungsgerecht • weniger Bürokratie Mittel: • freiwillige Kooperation • Information/Aufklärung • Umwelthaftung • Ökosteuer (Steuern/Abgaben) •Umwelthandel (Lizenzen/ Kompensationslösungen) B) Dirigistische Lösung z.T. unumgänglich, aber: • Innovationsfeindlich • Ohne Priorität • bürokratisch • wettbewerbsverzerrend Mittel: • Gebote und Verbote • Auflagen für Produktionsverfahren • Produktionsvorschriften • Emissionsauflagen 6.1.1. Das offensive Umweltschutzmanagement Motivation des Topund Mittelmanagement (kostengünstiger) Übererfüllungen von Umweltschutzverordnungen Kostensenkende betriebliche Umweltschutzmaßnahmen • integrierter Umweltschutz • Meß-, Regel und Steuertechnik • Organisatorische Maßnahmen • Umweltbewußter Einkauf • Eigenentwicklung • Fremdbezug Kostengünstiger, nachgeschalteter Umweltschutz Ausnutzung von Finanzierungsmöglichkeiten Sonderabschreibung Offensives Umweltschutzmarketing Entwicklung von umweltfreundlichen Produkten und Produktion Kreditvergünstigung Werbung mit umweltfreundlichen Produkten und Produktion F&E-Förderung Umweltbezogene Imageverbesserung Offensive Umweltinformationspolitik 87 © by Stefan Wawrzyniak Betriebswirtschaftslehre 11.05.98 6.1.2. Defensives Umweltschutzmanagement Umweltbelastendes defensives Betriebsverhalten Umweltbelastende Substitutionen Nichterfüllung von Anforderungen Verzögerung von Anforderungen Erfüllung von Mindestanforderungen Ohne Änderung von Produktion und Produkten Mit Änderung von Produktion und Produkten Vertriebs- und Produkteinschränkungen • Standortwechsel • Abfallentsorgung • Stillegungen • Einsatzstoffveränderungen • nachgeschalteter Umweltschutz Defensives Umweltschutzmarketing Defensive Absatzpolitik Defensive Öffentlichkeitsarbeit 6.2. Inhalt der Umweltschutzdiskussion in der Betriebswirtschaftslehre • Theorien der Unternehmung und ihre ökologische Erweiterungsmöglichkeit • Soziale Kosten neuer Produktionstechnologien • Umweltrechnungslegung bzw. sozial-ökologische Rechnungslegung • Umweltschutz und Unternehmerverhalten • Marketing und Ökologie • Ökologische Kosten-Leistungsrechnung • Recycling • Ökologische Buchhaltung • Ökologisches Controlling 6.3. Fazit Notwendig, langfristig, Beginn im Marketing, offensives Umweltschutzmanagement => Einfluß auf wirtschaftliche Entscheidungen