Eidesstattliche Erklärung - Donau
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Eidesstattliche Erklärung - Donau
Eidesstattliche Erklärung Ich, Uwe Warm geboren am 27.03.1969, in Weißenburg/Bayern (D), erkläre, 1. dass ich meine Master Thesis selbständig verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfen bedient habe, 2. dass ich meine Master Thesis bisher weder im In- noch im Ausland in irgendeiner Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe, 3. dass ich, falls die Arbeit mein Unternehmen betrifft, meine/n ArbeitgeberIn über Titel, Form und Inhalt der Master Thesis unterrichtet und sein Einverständnis eingeholt habe. Hamburg/Wien, den 12.05.2011 Ort, Datum Unterschrift Strategische Erfolgsfaktoren Finanzanalyse zur Positionsoptimierung von Unternehmen am Beispiel der Photovoltaik-Industrie Master Thesis zur Erlangung des akademischen Grades Master of Business Administration (MBA) der Donau-Universität Krems Department für Wirtschafts- und Managementwissenschaften Danube Business School eingereicht von Uwe Warm 1. Begutachter(in): Dr.rer.nat. Hartwig Rüll 2. Begutachter(in): Helga Wannerer, MA Hamburg/Wien, 12.05.2011 Abstract (Deutsch) Angeregt durch die globalen Krisen der Jahre 2008-2011 1 und ihre negativen Auswirkungen auf viele Unternehmen, stellt die vorliegende Arbeit ein Modell zur Positionsoptimierung von Unternehmen ausgehend von folgender Fragestellung dar: Welche Optimierungs-Maßnahmen innerhalb seiner Unternehmensprozesse sollte ein Unternehmen ergreifen, um im Vergleich zu seinen globalen Wettbewerbern besser positioniert und auf zyklisch wiederkehrende Krisen besser vorbereitet zu sein? Die vorliegenden Arbeit stellt dazu eine Branchenanalyse vor, die aufbauend auf die Wettbewerbsstrategie von Michael E. Porter 2 ein Finanz-Analysemodell beschreibt, dass unter dem englischen Namen „Winning Business ModelAnalyse“(kurz WBM-Analyse) 3 von dem deutschen Physiker und langjährigen Leiter des Bereichs „Strategy and M&A“ bei Siemens Communications Dr. rer. nat. Hartwig Rüll entwickelt wurde. Exemplarisch wird in dieser Arbeit die globale Photovoltaik Branche 4 auf erfolgreiche und weniger erfolgreiche Unternehmen hin untersucht. Unter Fokussierung auf die Auswirkungen für den deutschen PV-Markt wird versucht, die strategischen Erfolgsfaktoren zu ergründen, die für eine überdurchschnittlich hohe Profitabilität, Liquidität, Wachstum und Schock Resistenz verantwortlich sind. Die vorliegende Arbeit stellt einen Nutzen für Unternehmensberater, Finanzanalysten und Führungskräfte im Rahmen des strategischen Managements (besonders CFO) dar, die sich mit strategischer Unternehmenspositionierung beschäftigen. 1 US Immobilienkrise 2008; globale Finanzkrise 2008/09; europ. Wirtschaftskrise 2009/10; Eurokrise ab 2010 2 Michael E. Porter,* 1947, amerik. Universitätsprofessor für Wirtschaftswissenschaft an der Harvard Business School. Er gilt als einer der Begründer des strategischen Managements. 3 Analysemodell zur Erzielung eines dem Wettbewerb überlegenen Geschäftsmodells 4 Im folgenden Text wird für Photovoltaik die Abkürzung PV verwendet 3 Abstract (English) This work was written in 2010 when under the influence of several financial crises and uncertainties global economy suffered causing economic downturns for a lot of companies worldwide. Therefore the following question occurs and will be answered: Which measures could be taken to optimize important internal processes and thus a company`s position in regard to its global competitors in order to achieve advanced protection against future financial downturns? This work will take a deeper look at the factors that can lead photovoltaic-companies into the superiority zone 5 generating above average revenues, profits and operating cash flows. Based on Michael E. Porter`s Competitive Strategy in my thesis I am explaining the “Winning Business Model” (WBM) by the German physicist and former Siemens Communications head strategist Dr. Hartwig Rüll. In this work the WBM-model is used to analyze global photovoltaic companies evaluating if knowing a company`s weaknesses against its competitors will improve the chance to tune a company towards above average profitability, liquidity, growth and shock resistance. Within my work global PV-players from several markets will be analysed focusing on results for the German solar market. The WBM-model can be of good use for financial analysts, consultants as well as the strategic management of a company especially the CFO. 5 Comfort zone in which a company`s overall performance is above benchmark. 4 Danksagung Zuerst möchte ich meinem inhaltlichen Betreuer Herrn Dr. Hartwig Rüll danken, der es mir durch seine Ruhe, Geduld, Zuversicht und Unterstützung ermöglicht hat, mich in das Thema der Unternehmensanalysen einzuarbeiten und mit seinem Instrument der „Winning Business Models“ den Faktor Zeit als werttreibenden Erfolgsfaktor in unternehmensinternen Prozessabläufen zu analysieren. Die Anwendung seines Modells ermöglichte mir in der Analyse erfolgreiche Unternehmen von weniger erfolgreichen Mitbewerbern zu differenzieren und zeigt auf, wie entscheidende Wettbewerbsvorteile generierbar sind. Die vorliegenden Arbeit analysiert dazu erstmals die Global Player der Photovoltaik-Industrie nach dem „Winning Business Models“-Prinzip. Außerdem möchte ich mich bei meinen Betreuern an der Danube Business School allen voran Hr. Mag. Willibald. Gföhler, MBA, Frau Wannerer, MA sowie Frau Michaela Kastner für Ihre stets rasche unkomplizierte Hilfe und Unterstützung bedanken. Mein abschließender Dank gehört meiner Familie ohne deren Ermutigung, Unterstützung und Entlastung die Ausarbeitung der vorliegenden Master Thesis nicht möglich gewesen wäre. 5 Inhaltsverzeichnis: Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis Abkürzungsverzeichnis Firmenverzeichnis 08 08 09 10 1. Executive Summary 1.1. Problemstellung 1.2. Branchenwahl 1.3. Strukturierung des Problems 1.4. Zielformulierung 1.5. Verwendete Methoden 11 11 12 13 13 13 2. Definitionen 2.1. Strategie 2.2. Erfolgsfaktoren 2.3. Finanzanalyse 2.4. Positionsoptimierung 2.5. Photovoltaik-Industrie 15 15 16 17 18 20 3. Struktur- und Konkurrentenanalyse 3.1. Branchenvergleich 3.2. Wettbewerb 3.2.1. Wann Wettbewerb auftritt 3.2.2. Auswirkungen und Kennzeichen von Wettbewerb 3.2.3. Wettbewerbsstabilität 3.2.4. Wettbewerbsstrategie 3.3. Das 5 Kräfte Modell nach Porter 3.4. Branchenanalyse nach Porter 3.5. Porter Resümee 22 23 23 24 25 26 26 28 35 36 4. PV Industrie 38 4.1. Umwelt- und Rahmenbedingungen f.d.Einsatz von erneuerbarer Energie38 4.2. PV-Definition 40 4.3. Geschichte der PV 41 4.4. Kurzeinführung in die PV-Technik 43 4.5. PV-Verwendung/Einsatzbereich 46 4.6. PV-Ertragsdimensionen und Amortisation 48 4.7. PV und Netzbetreiber (Netzintegration) 49 4.8. Netzparität 51 6 5. Bedeutung des 5-Kräfte Modells für die PV Industrie 5.1. Neue Wettbewerber 5.2. Kunden 5.3. Zulieferer 5.4. Ersatzprodukte 5.5. Rivalität unter bestehenden Wettbewerbern 5.6. Staat als Regulator 5.7. PV-Industrie im Umbruch: Krise 2009 5.8. PV-Branchen Resümee 53 55 58 59 62 63 64 70 71 6. Datenvorbereitung zur Analyse der PV-Branche anhand von WBMAnalyseverfahren 6.1. Datenerhebung 6.2. SPSS 6.3. Regressionsanalyse 6.4. Datenaufbereitung 6.5. Datenanpassung und Validierung 74 75 78 79 81 83 7. Winning Business Models-Analyseverfahren (WBM) 7.1. Methodik 7.2. Werttreibende Erfolgsfaktoren 7.2.1. CV 7.2.2. VCV 7.3. Werttreibende Erfolgsfaktoren als Steuerinstrument 7.3.1. Profitabilität 7.3.2. Liquidität 7.3.3. Wachstum 7.3.4. Schock Resistenz 7.3.5. Auswertung der analysierten PV-Branche 7.4. Das überlegene Geschäftsmodell 7.5. Implementierung 7.6. Grenzen der WBM-Analyse 85 88 88 89 90 91 93 94 94 94 94 97 100 102 8. Zusammenfassung und Ausblick Anhang Literaturverzeichnis 103 110 110 7 Abbildungsverzeichnis: Abb.01: Abb.02: Abb.03: Abb.04: Abb.05: Abb.06: Abb.07: Abb.08: Abb.09: Abb.10: Abb.11: Abb.12: Abb.13: Abb.14 Abb.15: Abb.16: Abb.17: Abb.18: Abb.19: Abb.20: Abb.21: Abb.22: Abb.23: Abb.24a,b Abb.25: Abb.26: Abb.27: Abb.28: Abb.29: Abb.30: Abb.31: Abb.32: Abb.33a,b,c Abb.34: Abb.35: Abb.36: Abb.37: Average Annual Growth Rates of Renewable Energy Capacity S.12 PV-Wertschöpfungskette S.21 Konkurrenten Analyse (Porter) S.23 Karte strategischer Gruppen und ihrer Rivalität untereinander S.24 Fünf-Kräfte Modell inkl. Staat als Faktor im Branchenwettbewerb S.29 Strategische Wendezone S.37 Rohölpreisentwicklung 1960-2010 (in U$) S.39 Globaler Energieverbrauch nach Art des Energieträgers S.40 PV-Anfänge in Deutschland. S.42 Bestandteile einer netzgekoppelten PV-Anlage S.44 Ermittlung der optimalen Aufstellposition einer PV-Anlage S.45 R&D Fortschritte im Bereich des PV-Wirkungsgrads S.46 Aufteilung Grid / Off-Grid Anlagen S.47 PV-Anwendungsbeispiel für autarke Stromversorgung S.48 Amortisation einer PV-Anlage im Ländervergleich S.49 Stromverbrauch vs. Stromerzeugung aus Wind und PV in D. S.50 Erreichen der Netzparität im internationalen Vergleich S.52 Sarasin –Langfristprognose für den weltweiten PV-Markt S.55 globale PV-Modulpreisentwicklung 2007-2010. S.56 Entwicklung der PV-Produktion in China S.57 Grüne Stimuluspakete – Ausgaben 2010 S.66 Solarzellenproduktion in Deutschland 2000-2008 S.67 Deutschlands PV-Exporte 2004-2013 S.68 Energiemix in Deutschland, Stand 2005+ 2009 S.69 Förderung Erneuerbarer Energien in Deutschland S.70 Solarstromanlagen seit 2006 rund 50% billiger S.71 Entwicklung des europ. PV-Markts (nach inst. MW-Leistung) S.73 Analysierte PV-Unternehmen S.75 Ablaufdiagramm SPSS Regressions-Analyse S.80 Beispiel der SPSS Ausgabedatei „EBITM 2009“. S.84, 85 schematische Ablaufdarstellung einer WBM-Analyse S.87 High VCV vs. Low VCV Unternehmen S.89 Dreieck der werttreibenden Erfolgsfaktoren S.90,91,92 PV Unternehmen Gesamt nach Herkunftsländern S.95 High VCV PV Unternehmen nach Herkunftsländern S.95 Erzielte Wertschöpfung der analysierten PV-Branche S.99 Sarasin Nachhaltigkeitsbericht 2009 S.109 Tabellenverzeichnis: Tabelle 01: PV-Zellproduktion – Silizium vs. Non-Silizium Tabelle 02: weltweit führende Polysilizium Hersteller 2010 Tabelle 03: EEG Vergütungssätze 2004-2013 Tabelle 04: Auszug aus Analyse-Datenbank/Rohdatensammlung 8 S.45 S.60 S.70 S.78 Abkürzungsverzeichnis: Abb. bzw. Capex COGS Ct CV DIO DPO DSO DoCOGS DoR&D DoSG&A DoCapex EBIT et al. EVU F&E ggfs. GuV i.d.R. i.S. Kap. KFR OCF p.a. PV R&D SG&A VCV WBM YoY: = Abbildung = beziehungsweise = Capital Expenditure = Investitionsaufwand = Cost of Goods Sold = Aufwände für Material und Personal = Cent = Cash Velocity Indikator für Schnelligkeit der Umwandlung der aggregierten Kosten aus den Verkaufs-,Zahlungs- und Lagerhaltungsprozessen in Umsatz. = Days Inventory Outstanding = Days Payable Outstanding = Days Sales Outstanding = Days of Cost of Goods Sold = Days of Research & Development = Days of Selling, General and Administrative Expenses = Days of Capital Expenditure = Earnings before Interest and Tax = Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern = und weitere = Energieversorgungsunternehmen = Forschung & Entwicklung = gegebenenfalls = Gewinn- und Verlustrechnung (income statement, profit & loss account) = in der Regel = im Sinne von = Kapitel = Kapitalflussrechnung (cash flow statement) = Operating Cash Flow = (per Anno) im Jahr = Photovoltaik = Research & Development = Selling, General and Administrative Expenses = Value Chain Velocity Indikator für Zeitspanne die vergeht, bis Wertschöpfung generiert wird = Winning Business Models = Year on Year (Im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres) 9 Firmenverzeichnis: BP Centrotherm Photovoltaics AG Cisco Systems First Solar GCL-Poly General Electric (GE) Gintech GT Solar International Hemlock IBM Ja Solar Kyocera, LDK Solar MEMC Electronic Materials, Inc. Meyer Burger Mitsubishi Motech REC Sanyo Sharp Shell Siemens SMA Solar Solar World AG Suntech Tata Toshiba Trina Solar Wacker Chemie Yingli Green S. 54,55,58,77 S. 46, 61 S. 33 S. 57, 82 S. 60, 61, 76 S. 53, 77 S. 56, 82 S. 61 S. 76 S. 78 S. 56 S. 77 S. 56 S. 61 S. 61 S. 54, 55, 77 S. 46, 56, 82 S. 77 S. 77 S. 77 S. 54, 55, 77 S. 3, 77 S. 42, 61 S. 60 S. 56 S. 58 S. 55 S. 56 S. 60, 61, 76 S. 56 10 1. Executive Summary 1.1. Problemstellung Zur strategischen entscheidend, Positionsbestimmung die Leistungen eines eines Unternehmens Unternehmens, ist es gemessen in wirtschaftlichen Kennzahlen 6, mit denen von anderen Unternehmen innerhalb einer Branche zu vergleichen. Aus den erforderliche Erkenntnissen der Kurskorrekturen Positionsbestimmung hervorgehen die, heraus wenn können erfolgreich implementiert und umgesetzt, langfristige Wettbewerbsvorteile generieren helfen können. Die erfolgreiche Anwendung ermöglicht Unternehmen weitestgehend Schock resistent zu werden, also auch in Krisenzeiten ein besseres Betriebsergebnis (EBIT) als der vergleichbare Wettbewerb zu erzielen. Die Nichtkenntnis der eigenen Wettbewerbs-Position sowie der eigenen Stärken und Schwächen (und die der Wettbewerber) beraubt Unternehmen der Möglichkeit selbstbestimmt und im Voraus zu handeln. Wie der Steuermann eines Schiffes ohne GPS- und traditionelle Navigationsgeräte fahren diese Unternehmen „auf Sicht“, können also erst im Anlassfall reagieren und Gegenmaßnahmen setzen. Dies kann im worst case zu spät sein und die Firma zum potentiellen M&A 7 Übernahmekandidaten machen. Zumindest jedoch Kurskorrekturen, führt typisch es zu für unnötig häufig Unternehmen, und kurzfristigen die langfristige Kostenoptimierungs-Strategien vermissen lassen und von zyklische Krisen voll getroffen werden. Was also tun, um diese vorausschauenden Informationen zu erlangen und mit ihrer Hilfe das (eigene) Unternehmen im Vergleich zum globalen Branchenwettbewerb noch besser zu positionieren? 6 Hier im Sinne von Inputparametern für die WBM-Analyse (z.B. DIO, DPO, DSO) siehe auch Kapitel 6 und 7 7 Merger & Akquisition 11 1.2. Branchenwahl In der vorliegenden Arbeit erfolgt eine Schwerpunktbetrachtung der Photovoltaik (PV) Industrie. PV steht für Stromgewinnung aus Sonneneinstrahlung. Rund 25 % (1230 GW 8) der globalen Stromerzeugungskapazitäten von 4.800 GW entfielen 2009 bereits auf erneuerbare Energie 9. Von den erneuerbaren Energien hatte die PV im Zeitraum 2004-2009 die stärksten Wachstumsraten siehe Abb. 01 Average Annual Growth Rates of Renewable Energy Capacity. Abb. 01: Average Annual Growth Rates of Renewable Energy Capacity, end-2004 to 2009, (Quelle: REN21 Renewable Energy Policy Network for the 21st Century, www.ren21.net, Nov. 2010) Die PV hat von Kostensenkungsrate 10 allen erneuerbaren Energien die steilste (siehe Kap. 4.8 Netzparität).Damit hat Solarstrom das Potential rasch zu einer konkurrenzfähigen erneuerbaren Energiequelle zu werden. Darüber hinaus befindet sich die PV-Industrie derzeit im Umbruch von der jungen Pionier-Branche zur reifen Branche (siehe Kap. 5 Bedeutung des 5 Kräfte Modells für die PV Industrie) und damit in einer Umstrukturierung der Gigawatt. Einheit der elektrischen Leistung. 1 Gigawatt = 1.000 Megawatt = 100.000 Kilowatt. Bankhaus Sarasin (2010/08): Erneuerbare Energien: vom Nischen- zum Massenmarkt, S.4 10 Bankhaus Sarasin (2010/11): Solarwirtschaft – unterwegs in neue Dimensionen. Technologien, Märkte und Industrien im Vergleich., S.6 8 9 12 inneren Wettbewerbsverhältnisse, was eine Branchenanalyse zur Positionsbestimmung der involvierten Unternehmen zusätzlich spannend macht. 1.3. Strukturierung des Problems Die einleitende Forschungsfrage soll mit Hilfe der WBM-Analyse beantwortet werden. Eine Detaillierung der Forschungsfrage erfolgt durch zusätzliche acht Einzelfragen, die die WBM-Analyse spezifiziert (siehe Kap. 7. Winning Business Models-Analyseverfahren). 1.4. Zielformulierung Mit meiner Master Thesis soll der Nachweis erbracht werden, dass Unternehmen, die ihre werttreibenden Erfolgsfaktoren (siehe 2.2 Erfolgsfaktoren) kennen, monitoren und optimierend steuern können, entscheidende Wettbewerbsvorteile in Form von überdurchschnittlich hohen Gewinnspannen, Umsatzerlösen Cashflowspannen generieren (aus können und lfd. Geschäftstätigkeit) krisenresistenter sind. und Diese Unternehmen liegen, gemessen an Profitabilität, Liquidität und Schock Resistenz dauerhaft über der ihrer Konkurrenten -auch in Krisenzeiten und haben ein hohes Wachstumspotential. Nicht-Ziel ist eine oberflächliche Betrachtung und subjektive, nicht messbar nachvollziehbare Beurteilung Standardfinanzanalyse oder einer eine Vielzahl Wiederholung von der Firmen, eine Porter`schen Beweisführung. Ebenfalls Nicht-Ziel ist die exemplarische Einzelauswertung eines der analysierten Unternehmen (obwohl diese Daten vorliegen), da die analysierten Unternehmen als PV-Industrie gesamthaft betrachtet werden. 1.5. Verwendete Methoden Im ersten Schritt erfolgt die Auswahl der zu analysierenden Unternehmen der Branche. Grundlage hierfür ist öffentlich zugängliches Datenmaterial aus dem Internet in Form von veröffentlichten Geschäftsberichten (Konzernabschluss).Es gilt herauszufinden, welche Faktoren (z.B. schlanke 13 Prozesse, schnelle Zahlungsströme, hohe Wertschöpfungsketten) von ihrem Einfluss her kennzeichnend für die Branche sein könnten. Anschließend wird eine repräsentative Anzahl (Anzahl, Art, Größe, Auswahlkriterien siehe Kapitel 6. Datenvorbereitung zur Analyse der PV Branche) vergleichbarer Unternehmen der Branche betrachtet und miteinander verglichen. Als verwendete Analyse-Methodik zur Daten-Aufbereitung und Auswertung wurde ein quantitatives Nachweisverfahren gewählt, basierend auf einer computergestützten Datenanalyse. Dafür wurde eine eigene Datenbank aufgebaut und per Regressionsanalyse ausgewertet. Die Regressionsanalyse hat den Vorteil, Zusammenhänge aus zu dem vorhandenen ermitteln und auf Datenbestand funktionale dieser zukünftige Basis Veränderungen prognostizierbar zu machen. Die hier verwendete Software ist Excel und SPSS Statistics (Version 18) 11. 11 Statistiksoftware-Produkt der früheren amerik. Firma SPSS Inc. heute IBM, auch vermarktet als PASW (Predictive Analysis SoftWare) 14 2. Definitionen 2.1. Strategie "Eine Strategie ist ein Weg, kein fester Punkt." Michael E. Porter, Professor Harvard Business School, Boston, USA 12 „Der Begriff "Strategie" leitet sich vom griechischen strategós (stratos und agein) 13 ab, was so viel bedeutet wie "Feldherrenkunst" oder „Feldherrentum“. Hierin lag auch die ursprüngliche Anwendung von Strategie. Auch das erste überlieferte Buch dazu (Die Kunst des Krieges) stammt vom General und Militärstrategen Sun Tzu (auch Sunzi, Sun Tsu) aus China um 500 v. Chr. Von berühmten Militärstrategen wie Sun Tzu oder Carl P.G. von Clausewitz 14 beeinflusst kommt es ab ca. Mitte des 20 Jhd. zur Weiterentwicklung strategischer Modelle im Hinblick auf ihren wirtschaftlichen Einsatz. Allerdings gibt es in der wissenschaftlichen Literatur keine einheitliche Auffassung von Strategie. Klassisch versteht man unter Strategie im wirtschaftlichen Sinne die geplanten Verhaltensweisen von Unternehmen zur Erreichung ihrer Ziele. Sie lassen sich in langfristige (strategische Planung), mittelfristige und kurzfristige (operative) Ziele unterteilen. Die langfristige Planung stellt den Rahmen dar, in dem sich ein Unternehmen bewegen möchte (Markt-,Produkt,Wettbewerbsausrichtung). Bekannte Beispiele für langfristige Unternehmensziele sind die sogenannten Unternehmens-Leitbilder oder – Visionen (Missionstatements). Strittig ist, inwieweit Strategien ausschließlich planbar sind (Strategie als vorgesehener Plan bzw. als bereits realisiertes Muster) und nicht auch von 12 Porter, M., E. (1999): Wettbewerbsstrategie. Methoden zur Analyse von Branchen und Konkurrenten,10.Auflage, Frankfurt-New York, Campus, S.15. 13 My Etymology (2011): Strategia, http://www.myetymology.com/greek/strategia.html, Abfragedatum 12.05.2011. 14 preußischer General und Militärtheoretiker, 1780-1831, Hauptwerk (unvollendet) „vom Kriege“ 15 sich selbst aus Unternehmen heraus entstehen können (emergente Strategien) 15. In der vorliegenden Arbeit wird Strategie ausschließlich unter dem Aspekt von Unternehmensstrategien betrachtet, besonders der strategischen Planung zur bestmöglichen Positionierung des eigenen Unternehmens in Bezug auf dessen Wettbewerber zur Erzielung von Wettbewerbsvorteilen (siehe auch Kap. 3.2.4 Wettbewerbsstrategie).Die strategische Planung ist, auch aufgrund der sich ständig ändernden Wettbewerbskräfte, kein Einmal-Prozess sondern erfordert Kontinuität und fortlaufende Anpassungen der festgelegten Unternehmensausrichtung. Häufige Merkmale von langfristigen Unternehmensstrategien: • Sie sind das Resultat von Analyse- und Planungsprozessen. • Sie sind zukunftsorientiert. • Sie definieren den Tätigkeitsbereich/Schwerpunkt/Ausrichtung eines Unternehmens. • Sie beziehen sich auf die Ausrichtung des Gesamtunternehmens. • Sie stehen in Abhängigkeit zu den Möglichkeiten des Unternehmens (Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken). • Sie sind wettbewerbsbezogen (Einbeziehung der relevanten Umwelten). • Sie sind Gradmesser für Erfolg oder Nichterfolg eines Unternehmens und erfordern daher eine Festlegung, Kommunikation, Umsetzung und laufende Kontrolle. 2.2. Erfolgsfaktoren Erfolgsfaktoren allgemein stehen für Variablen, die eine direkte Auswirkung auf den Erfolg eines Unternehmens haben. Als strategische Erfolgsfaktoren verstehen sich in der vorliegenden Arbeit die werttreibenden Faktoren (siehe auch Kap. 7.1 Methodik +7.2. Werttreibende Erfolgsfaktoren). Dies sind Parameter abgeleitet aus den Kennzahlen der Jahresabschlussberichte der analysierten Unternehmen, die eine Aussage in Bezug auf die Schnelligkeit von Kapitalbindenden Prozessen und interner 15 Mintzberg, H. (1999,2007): Strategy Safari, München, Redline Wirtschaft-Finanz Buch Verlag vgl. Positionierungsschule (S.99-145) vs. Lernschule (S. 203 ff) 16 Wertschöpfung erlauben, daher die Bezeichnung Werttreiber. Für die Schnelligkeit der Kapitalbindenden Debitoren-, Kreditoren- und Lagerhaltungs-Prozesse stehen die Faktoren DSO, DPO, DIO. Für die Schnelligkeit der wertschöpfenden Prozesse stehen die Faktoren DoCOGS, DoCapex, DoF&E, DoSG&A. Zusammen dienen die sieben werttreibenden Erfolgsfaktoren als Inputparameter für die statistische Auswertung per Regressionsanalyse. Aggregiert ergeben die sieben werttreibenden Erfolgsfaktoren den CV und VCV Wert. CV und VCV stellen die Spitze der werttreibenden Erfolgsfaktoren also die Schlüsselparameter dar. Das Herauskristallisieren von CV und VCV stellt bei der mathematischen Herleitung das Ziel der WBM-Berechnung dar. 2.3. Finanzanalyse Die Finanzanalyse, hier verwendetet im Sinne der Fundamentalanalyse, dient zur Ermittlung der wirtschaftlichen Performance eines Unternehmens. Sie ist eine Auswertung basierend auf den betriebswirtschaftlichen Daten aus dem Unternehmensabschluss (Quartal oder Jahresabschluss) bestehend aus Bilanz, Gewinn-und Verlustrechnung (GuV) und Kapitalflussrechnung (KFR). Es gibt unterschiedliche Auswertungsarten, die meisten Finanzanalysen ermitteln Kennzahlen Cashflow und Auswertungen wie Eigenkapitalquote, Schuldentilgungsdauer. zur Zahlungskraft, Darüber Gesamtkapitalrentabilität, hinaus Vermögensstruktur, sind diverse Rentabilität, Produktivität und Erfolg möglich. Die so gewonnenen Werte können zum Performance-Vergleich z.B. mit anderen Geschäftsjahren desselben Unternehmens oder mit anderen Unternehmen der Branche (Wettbewerber) verwendet werden. Als Ergebnis von Finanzanalysen steht häufig die Nennung eines Kursziels und die Abgabe einer Kauf- oder Verkaufsempfehlung für das analysierte Wertpapier. In Erweiterung der oben beschriebenen Finanzanalyse berücksichtigt die WBM-Analyse zusätzlich den Faktor Zeit und analysiert diesen für ausgewählte Prozesse (siehe Kap. Analyseverfahren). 17 7 Winning Business Models- 2.4. Positionsoptimierung "Zwischen den Stühlen zu sitzen, ist eine Garantie für den Misserfolg" 16 Michael E. Porter Positionierung ist die grundsätzliche Festlegung auf einen der folgenden drei Strategietypen und dessen Ausgestaltung: • Kostenführerschaft • Differenzierung • Konzentration auf Schwerpunkte Ein gleichzeitiges kontinuierliches Verfolgen von mehr als einem der drei Ansätze ist in der Praxis laut Porter 17 fast nicht möglich, erfordert doch jeder einzelne Punkt eine kompromisslose organisatorische Unterstützung und Zielbündelung aller Maßnahmen. Kostenführerschaft basiert auf niedrigeren Kosten im Verhältnis zu den Wettbewerbern. Sie kann erreicht werden durch entsprechend hohe Einkaufs-, Produktions- und oder Absatzkapazitäten unter Ausnutzung aller möglichen Kosteneinsparungen, allen organisatorischen Abteilungen, Vermeidung von marginalen Kunden und laufender Kontrolle von ermöglicht einem Wettbewerb noch variablen Unternehmen und selbst Kostenminimierung Fixkosten. in in Kostenführerschaft Branchen mit starkem überdurchschnittliche Erträge. Kostenführer sind stärker gegenüber ihren Wettbewerbern (niedrigere Kostenstruktur), Abnehmern (geringe Anfälligkeit für Auftragsverluste aufgrund von Preiswettkämpfen), Lieferanten (höhere Flexibilität bei Kostensteigerungen) und Bedrohung durch Ersatzprodukte. Allerdings erfordert die Realisierbarkeit von Kostenführerschaft oft hohe Marktanteile und hohen Kapitaleinsatz. Diese Faktoren, die zu einem Kostenvorsprung führen, schaffen gleichfalls Eintrittsbarrieren neuen Wettbewerbern durch Skaleneffekte und gegenüber Kostenvorteile. Zusammengefasst ermöglicht Kostenführerschaft einen umfassenden Schutz gegenüber allen 5 Wettbewerbskräften (siehe Kap.3.3 Das 5-Kräfte-Modell nach Porter.) 16 17 Porter, M., E. (1999): Wettbewerbsstrategie. S.14-15 Porter, M., E. (1999): Wettbewerbsstrategie. S.71 18 Differenzierung ist das Schaffen von Einzigartigkeit in der Branche auf einer oder mehreren Ebenen. Erfolgreiche Differenzierung garantiert Markenbindung und überdurchschnittliche Erträge selbst in gesättigten Märkten. Ein erfolgreiches Beispiel hierfür aus dem Mittelstand ist das österreichische Familienunternehmen Zotter 18, ein Nahrungsmittelhersteller spezialisiert auf Schokoladenprodukte. Zotter erzielt dank eigenwilliger Kreationen und origineller Vermarktung seit Jahren höhere Renditen und wachsende Marktanteile in dem gesättigten von Großkonzernen dominierten Süßwarenmarkt. Konzentration auf Schwerpunkte bedeutet Konzentration auf Marktnischen. Marktnischen können spezielle Kundengruppen, ProduktSegmente oder geographische ertragsversprechend Regionen erscheinen. Die eines Marktes Fokussierung führt sein, zu die einer Effizienzsteigerung (z.B. besserer Kundenfokus, raschere Reaktionsfähigkeit, niedrigere Kosten) im Vergleich zu einem breit aufgestellten Mitbewerber aber auch zu einer höheren Risikoanfälligkeit (Nischen-Abhängigkeiten), da die Möglichkeit der Risikostreuung über mehrere Marktsegmente entfällt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Konzentrationsstrategie einer Kombination aus Differenzierung und Kostenführerschaft für eine bestimmte Zielausrichtung darstellt. Positionsoptimierung Am Markt bestehende Unternehmen sollten laut Porter 19 darauf abzielen, eine verteidigungsfähige Position aufzubauen oder/und durch entsprechende Positionierung zu bewahren, das heißt von sich aus auf die Ausrichtung der fünf Wettbewerbskräfte dahingehend einzuwirken, dass die eigene Wettbewerbsposition gestärkt wird. Durch Analyse der Wettbewerbskräfte können sich Rückschlüsse auf mögliche Veränderungen von Wettbewerbsgrundlagen ergeben, die es erlauben, durch frühzeitige Reaktion den Wandel durch Strategieanpassung noch vor der Konkurrenz auszunutzen. 18 19 Siehe www.zotter.at Porter, M., E. (1999): Wettbewerbsstrategie. S.64-65 19 Die Analyse nach Porter und dem darauf aufbauenden WBM-Verfahren unterstützt den Wissensgewinn um die eigene Position eines Unternehmens im Branchenvergleich und kann bei Ausnutzung und Implementierung dem anwendenden Unternehmen eine Beschleunigung von Unternehmensprozessen und Wertschöpfung erlauben und dadurch im Branchenvergleich zu überdurchschnittlicher Profitabilität und Liquidität führen. Daraus ergibt sich eine Art „Krisenimmunisierung“ des Unternehmens (siehe auch Kap.7.3.4 Schock Resistenz). 2.5. Photovoltaik-Industrie Als Photovoltaik-Industrie (PV-Industrie) wird in der vorliegenden Arbeit die Gesamtheit der Unternehmen bezeichnet, die industriemässige Hersteller von Siliziumhalbfertigprodukten, Produkten zur Solarzellen/Modulen Herstellung und Betrieb von oder Zulieferer PV-Modulen von (z. B. Produktionsanlagen oder Wechselrichter) sind und/oder in weiterer Folge deren Installation und/oder Betrieb als schlüsselfertige Dienstleistung anbieten, sogenannte Systemintegratoren PV-Systemintegratoren. handelt es sich um Bei den international PVtätige Kapitalgesellschaften (nicht um lokal agierende Vorort Installateure), die eine schlüsselfertige PV-Lösung bestehend aus PV-Modul, Rack, Befestigung, Wechselrichter liefern können. Manche Unternehmen vereinen mehrere Funktionen entlang der PV-Wertschöpfungskette 20 (siehe Abb. 02 PVWertschöpfungskette), sie sind vertikal integriert. 20 Gesamtspektrum reichend von Erzeugung von Siliziumblöcken, Ingots und Wafern über die Fertigung der Zellen , Module, Wechselrichter bis hin zum Anbieten von Gesamtlösungen, die Einbau, Installation und Betrieb fertiger PV-Anlagen beinhalten. 20 Abb. 02: PV-Wertschöpfungskette (Quelle: U.Warm / Fotos: Motech, Akeena Solar) Der Fokus der vorliegenden Arbeit liegt auf global tätigen, börsennotierten Unternehmen mit einem Jahresumsatz > 50 Mio. €uro. Nichtbestandteil der Branchenanalyse sind ausschließliche Erzeuger von Roh-Silizium und Hersteller von Polysilizium (Reinstsilizium). Aufgrund wechselseitiger Abhängigkeiten finden diese dennoch Erwähnung (siehe Kap. 5.3 Zulieferer). Ebenfalls ausgenommen von der Analyse sind Unternehmen, die sich ausschließlich mit Solarthermie 21 beschäftigen Die Analyse erstreckt sich auf weltweite Anbieter mit einem Auswertungsfokus für den deutschen Markt. Zu weiteren Selektionskriterien der für die WBM-Analyse herangezogenen Unternehmen siehe Kap. 6.1 Datenerhebung 21 Wärmegewinnung aus Sonneneinstrahlung (im Unterschied zu Stromgewinnung bei Photovoltaik) 21 3. Struktur - und Konkurrentenanalyse „Die Strukturanalyse ist das Grundgerüst für die Formulierung der Wettbewerbsstrategie.“ 22 Michael E. Porter Die Struktur-Analyse, oder auch Branchenstrukturanalyse, beruht auf der Identifizierung von Ursachen und Stärken der fünf Wettbewerbskräfte zuzüglich des Staats als Regulator, die den Wettbewerbscharakter der Branche und das ihr zugrundeliegende Gewinnpotential bestimmen. Porter unterteilt diese Analyse in zwei Schritte: Die Strukturanalyse einer Branche als Ganzes 23 und die darauffolgende noch detailreichere brancheninterne Strukturanalyse 24. Bei der Analyse der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens muss das EinzelUnternehmen in Relation zur Branche gesetzt werden, da die fünf Kräfte nach Porter immer auf die gesamte Branche bezogen sind. Das Porter`sche Modell ist zweckmäßig zum Verständnis einer Branche vor allem in der Anfangsphase einer strategischen Analyse, hilft auch komplexe Interaktionen von Wettbewerbern innerhalb einer Branche strukturiert zu untersuchen und zu bewerten und ermöglicht somit Chancen und Risiken der eigenen Unternehmens-Position besser einzuschätzen. Eine detaillierte Konkurrentenanalyse 25 (siehe Abb. 03 Konkurrenten Analyse) dient in Ergänzung der Strukturanalyse zur Planung der eigenen Positionierbarkeit zukünftiger Maßnahmen wie z.B. dem Setzen offensiver Schritte gegenüber dem Wettbewerbsreaktionen. potentiellen Wettbewerb Aus Wettbewerber und der Analyse lassen sich aller Porter, M., E. (1999): Wettbewerbsstrategie., S. 34 vgl. Porter, M., E. (1999): Wettbewerbsstrategie., S. 33 ff 24 vgl. Porter, M., E. (1999): Wettbewerbsstrategie., S. 180 ff 25 vgl. Porter, M., E. (1999): Wettbewerbsstrategie., S. 86 ff 23 22 Abschätzung wichtigen zukünftige prognostizieren. 22 der möglicher aktuellen und Branchenbedingungen Abb.03: Konkurrenten Analyse (nach Porter). (Quelle: M.E.Porter) 3.1. Branchenvergleich Branchenvergleich bedeutet in meiner Arbeit die Analyse einzelner PVFirmen nach dem WBM-Verfahren zu deren Positionsbestimmung innerhalb ihrer Branche. Darüber hinaus lassen sich anschließend verschiedenste so analysierte Branchen miteinander vergleichen, um zu erkennen, welche Werttreiber für welche Branchen charakteristisch sind, was allerdings nicht Bestandteil dieser Arbeit ist. Somit steht der Branchenvergleich hier für eine brancheninterne Wettbewerbsanalyse, weswegen die Definition von Wettbewerb im Anschluss näher erläutert wird. 3.2. Wettbewerb Wettbewerb bedeutet mit gleichen oder ähnlichen Produkten oder Services in der gleichen Branche, auf gleichen Märkten um die gleichen Kunden zu rivalisieren. Wettbewerb lässt sich unterscheiden in inländischen, ausländischen und weltweiten Wettbewerb; in aktuellen und potentiellen sowie homogenen und heterogenen Wettbewerb. 23 Kennzeichnend für die heutige, vernetzte und schnelllebige Zeit ist der globale Wettbewerb von Philip Kotler auch als Hyperwettbewerb bezeichnet. 26 Laut Kotler und Caslione befinden wir uns in einer neuen Phase der Weltwirtschaft, in der Marktturbulenzen regelmäßiger als die Normalität sind. Daher liegt die neue Stärke des Managements vor allem in der Schnelligkeit des Umgangs mit diesen Turbulenzen, um Unternehmen beweglich und leistungsfähig zu halten. 3.2.1. Wann Wettbewerb auftritt Rein das Vorhandensein mehrerer Unternehmen in einer Branche bedeutet noch keinen Wettbewerb. Es kommt vielmehr auf den Fokus der einzelnen Firmen an (z.B. Kunden-, Markt-, Qualität-, Preis-, Produkt/ServiceOrientierung).Unternehmen, die mit gleichen oder ähnlichen Produkten oder Services innerhalb eines Marktes dasselbe Kundenpotential bedienen wollen, stehen im Wettbewerb zueinander. Porter spricht hier von strategischen Gruppen in einer Branche 27 siehe Abb. 04 Karte strategischer Gruppen und ihrer Rivalität untereinander. Abb.04: Karte strategischer Gruppen und ihrer Rivalität untereinander (nach Porter). 26 Kotler, P., Caslione J. A. (2009): Chaotics-Management in turbulenten Zeiten., München, mi-Wirtschaftsbuch , S.42/43 27 vgl. Porter, M., E. (1999): Wettbewerbsstrategie., S.183 ff 24 (Quelle: M.E.Porter) Existieren mehrere Unternehmen innerhalb einer strategischen Gruppe bzw. mehrere strategische Gruppen in einer Branche so entsteht aufgrund der Rivalität Wettbewerb bei Preisen, Werbung, Service und sonstigen Variablen. 3.2.2. Auswirkungen und Kennzeichen von Wettbewerb Je mehr Unternehmen die strategische Gruppe umfasst (Oligopol bis vollkommener Wettbewerb) 28, umso wahrscheinlicher ist es, dass die Unternehmen ihre potentiellen Gewinne untereinander weg konkurrieren. Der Wettbewerb innerhalb einer Branche kann die Ertragsrate des eingesetzten Kapitals tendenziell auf die Mindestertragsrate heruntersetzen also die Ertragsrate, die bei vollkommener Konkurrenz noch erzielt werden kann. Die Mindestertragsrate entspricht in etwa dem Ertrag aus langfristigen Staatsanleihen Kapitalverlusts. zuzüglich eines Unternehmen, Risikozuschlags die für kontinuierlich die Gefahr weniger des als die Mindestertragsrate erwirtschaften, werden auf Dauer aus der Branche ausscheiden. Umgekehrt ist die Kapitalbeschaffung für diejenigen Firmen leichter, die im Ergebnis deutlich über der Mindestertragsrate liegen. Gegenseitige Abhängigkeit kennzeichnet die Unternehmen, die im gegenseitigen Wettbewerb stehen. Diese Abhängigkeit ist nicht allein auf die direkten Wettbewerber reduzierbar, sondern erstreckt sich auf alle Faktoren des Porter`schen 5-Kräfte Modells (siehe Kap. 3.3 5-Kräfte Modell nach Porter), also auch auf Kunden, Lieferanten usw. Jedes Unternehmen spürt die Auswirkungen der Maßnahmen seiner Wettbewerber und ist gedrängt, darauf zu reagieren. Der Ausgang von Wettbewerbsmaßnahmen eines Unternehmens ist somit auch abhängig von den Reaktionen der anderen Branchenteilnehmern (Strategie und Gegenmaßnahmen). 28 Auf Unternehmen, die im vollkommenen Wettbewerb stehen, also in Branchen tätig sind, in denen keine Eintrittsbarrieren herrschen und folglich so viele Unternehmen existieren, dass kaum gegenseitige Beeinflussung möglich ist, sondern nur Reaktion auf allgemeine Marktbedingungen, wird in der vorliegenden Arbeit nicht näher eingegangen. Der Schwerpunkt hier liegt auf UnternehmensWettbewerb im Oligopol. 25 Die Situation erinnert an das klassische Gefangenendilemma aus der Spieltheorie nach Neumann und Morgenstern.29 3.2.3. Wettbewerbsstabilität Zu Wettbewerbs-Instabilität kommt es durch Positionskämpfe zwischen den Wettbewerbern einer Branche (bis hin zum regelrechten Wettbewerbskrieg), die in Summe die Rentabilität für alle Teilnehmer reduzieren. Es gilt: je höher die Zahl der Wettbewerber, je gleichmäßiger ihre relative Stärke, je standardisierter ihre Produkte, je höher ihre Fixkosten und je langsamer das Branchenwachstum, desto höher die Wettbewerbs-Instabilität. 30 Wettbewerbsstabilität hingegen ist gekennzeichnet durch das Vorhandensein von Orientierungspunkten (z.B. branchenüblicher Rabattrahmen), die der Branche eine gewisse Stabilität verleihen. Mögliche Konflikte werden nur innerhalb von allen Teilnehmern anerkannten Grenzen ausgetragen und garantieren somit eine höhere Rentabilität für alle. Sollten solche Orientierungspunkte innerhalb einer Branche fehlen, so ist es für die Marktteilnehmer nützlich, sich auf allgemein akzeptierbare Regeln -im legalen Rahmen, nicht i.S. von Preisabsprachen oder Kunden-Aufteilungenzu einigen. 3.2.4. Wettbewerbsstrategie “Jedes im Wettbewerb stehende Unternehmen hat eine WettbewerbsStrategie, bewusst oder unbewusst. Diese Strategie kann ausdrücklich durch Planung entwickelt worden oder aus den Aktivitäten der verschiedenen Unternehmensbereichen hervorgegangen sein.“ 31 29 2 Personen sind schuldhaft aber ohne Kontakt zueinander inhaftiert und werden einzeln vernommen. Fall A:Bei Nichtgeständniss beider drohen jedem 3 Jahre Haft, Fall B:bei Aussageverweigerung des Einen aber Aussage des Anderen, 10 Jahre für den der schweigt und Straffreiheit für den der aussagt. Fall C:Sagen beide aus erhält jeder 7 Jahre. Der Wahrscheinlichkeit nach werden beide Inhaftierte Möglichkeit C wählen, da eine bindende Einigung auf A ungewiss und um das Risiko von B (10 Jahre Haft) auszuschließen. 30 vgl. Porter, M., E. (1999): Wettbewerbsstrategie., S.135 31 Porter, M., E. (1999): Wettbewerbsstrategie., S. 21 26 „Die Wettbewerbsstrategie verlangt, ein Unternehmen so zu platzieren, dass es den Wert der Fähigkeiten maximiert, die es den Konkurrenten voraus hat.“ 32 Michael E. Porter Für ein Unternehmen innerhalb einer konkurrierenden Branche liegt der Zweck der Wettbewerbsstrategie darin, eine Position zu finden, in der es sich am besten gegen die Wettbewerbskräfte schützen kann oder sie zu seinen Gunsten, zum Beispiel durch den Aufbau von Barrieren, beeinflussen kann. Eintrittsbarrieren begrenzen die Anzahl möglicher neuer Mitbewerber, Mobilitätsbarrieren schützen vor den bestehenden Mitbewerbern (siehe auch Kap. 3.3 5-Kräfte Modell nach Porter) Zur Veranschaulichung der vielfältigen Optionen, die Unternehmen zur strategischen Differenzierung verfolgen, seien hier Einige aufgeführt: -Herstellungsspezialisierung (make or buy) -Technologiespezialisierung (z.B. Technologieführerschaft dank starker F&E) -Produktspezialisierung -Kundenspezialisierung (z.B. nach Segment B2B 33, B2C 34 oder nach Gebiet) -Qualitäts bzw. Outputmengen-fokussierung -Imagefokussierung (Markenidentifikation) -Absatzspezialisierung (z.B. Push oder Pull-Strategie) -Serviceorientierung -Preispolitik -Kostenpolitik -Marketingorientierung und -Differenzierung durch Implementierung des Winning Business Models Auch gilt es zu entscheiden, bis zu welchem Ausmaß sich ein Unternehmen (nehmen wir an ein Hersteller) vorwärts oder rückwärts integrieren möchte, sprich welche Produktvorstufen es noch selber herstellen möchte bzw. 32 Porter, M., E. (1999): Wettbewerbsstrategie., S. 86 Business-to-Business= Handelsbeziehungen zwischen zwei oder mehr Unternehmen 34 Business-to-Consumers= Handelsbeziehungen zwischen Unternehmen und Privatpersonen (Konsumenten) 33 27 welche Vermarktungswege und Services es nach Herstellung selbst übernehmen möchte. Manche Unternehmen konzentrieren sich auf ihre Kernkompetenz und neigen zur Fremdvergabe (Outsourcing) anderer Tätigkeiten, die damit nicht direkt im Einklang stehen. Andere Unternehmen bevorzugen die interne Durchführung dieser Funktionen, da sie es für kostengünstiger, sicherer oder einfacher zu koordinieren halten. 3.3. Das 5-Kräfte Modell nach Porter „Wer vieles berechnet, kann siegen, wer wenig berechnet, wird verlieren. Um wie viel geringer sind die Chancen dessen, der überhaupt keine Berechnungen anstellt!“ Sun Tzu, chinesischer General und Militärstratege um 500 v. Chr. Basis der Strukturanalyse ist das 5-Kräfte Modell (siehe Abb. 05 Fünf-Kräfte Modell incl. Staat als Faktor im Branchenwettbewerb). Das Modell beschreibt die Kräfte, die von außen (externe Umwelt) auf ein Profit-Unternehmen wirken (Non-Profit Unternehmen werden von dem Modell nicht abgebildet). Es dient in der unternehmerischen Planung dem strategischen Management als Hilfsmittel zur Strategieanalyse, meist in Kombination mit Umwelt- 35 und SWOT- bzw. TOWS- Analyse 36. Es basiert auf dem Ansatz, dass die Attraktivität einer Branche (für in der Branche tätige Unternehmen) durch die Marktstruktur bestimmt wird, die wiederum das strategische Verhalten der Unternehmen in Form ihrer Wettbewerbsstrategie und damit ihren Markterfolg beeinflusst. So lässt sich zusammenfassen, dass der Erfolg eines Unternehmens zumindest indirekt von der Marktstruktur abhängt. Fünf wesentliche Wettbewerbskräfte (5 Forces) kennzeichnen dabei jeden Markt und bestimmen je nach Ausprägung über seine Attraktivität bzw. NichtAttraktivität. Es kommt zur Bedrohung durch: 35 36 Analysiert das externe Umfeld eines Unternehmens (Kunden, Lieferanten, Gesetzgebung) interne Analyse der Stärken(S),Schwächen(W),Chancen(O) und Bedrohungen (T) eines Unternehmens 28 • neue Potentielle Wettbewerber (New Entrants), • Verhandlungsstärke der Kunden (Customers), • Verhandlungsstärke der Zulieferer (Vendors/Suppliers), • Ersatzprodukte (Substitution) • Rivalität unter den bereits am Markt bestehenden Wettbewerbern der Branche (Incumbents). Hinzu kommt der Staat als Faktor im Branchenwettbewerb 37 (siehe auch Kap.5. Bedeutung des 5-Kräfte Modells für die PV Industrie). Laut Porter kann man bei der Strukturanalyse die Einwirkung des Staats aber auch rein durch die fünf Wettbewerbsfaktoren untersuchen, da ein staatlicher Regulierungseingriff (z.B. in Form von Subventionen) Einfluss auf jeden der 5 Faktoren ausübt. Abb.05: Fünf-Kräfte Modell incl. Staat als Faktor im Branchenwettbewerb (nach Porter). (Quelle: M.E.Porter, H.Rüll, U.Warm) Erklärung der jeweiligen Faktoren: Bedrohung durch …neue Potentielle Wettbewerber (New Entrants) 37 Porter, M., E. (1999): Wettbewerbsstrategie., S. 16,45,63-64,243-244 29 Der Markteintritt neuer Wettbewerber mit gleichen oder ähnlichen Produkten oder Services erhöht die Konkurrenz in einer Branche durch Schaffung von zusätzlichen Kapazitäten, die abgesetzt werden wollen. Neue Wettbewerber führen zu einer erhöhten Konkurrenz um Marktanteile, potentiell ertragreiche Kunden, gute Lieferantenkonditionen und Rohstoffe. Die Rivalität, meist ausgetragen über die Variable Preis, führt zu niedrigeren Gewinnspannen für alle Wettbewerber mit gleicher Ausrichtung (strategische Gruppe).Der Markteintritt neuer Wettbewerber wird begünstigt durch das Vorhandensein fehlender oder niedriger Eintrittsbarrieren; bei Vorhandensein hoher Eintrittsbarrieren erschwert. Als Eintrittsbarrieren fungieren • Skaleneffekte (Economies of Scale), • Produktdifferenzierung, • hohe Kapitalerfordernisse, • hohe Umstellungskosten (switching costs), • Zugang zu Vertriebskanälen, • allgemeine Kostennachteile neuer Wettbewerber gegenüber bereits am Markt etablierter Unternehmen • sowie staatliche Politik als Regulator. Der Markteintritt neuer potentieller Wettbewerber erfolgt, wenn er für diese günstig erscheint, das heißt die Aussicht auf zeitlich nahen wirtschaftlichen Erfolg verspricht oder aus strategischen Gründen (z.B. Gegenangriff auf einen Wettbewerber) sinnvoll erscheint. Eine hohe Aussicht auf wirtschaftlichen Erfolg gibt es meist in jungen Branchen, in denen noch Marktwachstum möglich ist, vorhandenes Kundenpotential noch nicht (zur Gänze) aufgeteilt ist, marktbeherrschende Großunternehmen sich noch nicht herausgebildet haben und die Eintrittsbarrieren, die die bisher am Markt vorhandenen Unternehmen errichten konnten noch niedrig sind. Eine Formel, die die Bedingungen für einen Brancheneintritt formuliert, ist „der für den Eintritt kritische Preis“ 38. Liegen demnach die zu erwartenden Ertragschancen des potentiellen Neueinsteigers gleichauf mit den zu erwartenden Kosten für den Markteintritt (Überwindung der Eintrittsbarrieren und Vergeltungsmaßnahmen der Mitbewerber), so erhält man den kritischen 38 Porter, M., E. (1999): Wettbewerbsstrategie., S. 46 30 Preis. Unterhalb dieser Schwelle erfolgt in der Regel kein Markteintritt neuer Wettbewerber (da Aussicht auf länger anhaltenden Verlust), oberhalb des kritischen Preises sind die Erfolgsaussichten für potentielle Wettbewerber vielversprechend und führen in der Regel zum Eintritt vieler neuer Unternehmen. Bedrohung durch …Verhandlungsstärke der Kunden (Customers) Die Bedrohung der am Markt bestehenden Wettbewerber durch die Verhandlungsstärke der Kunden ist gleichbedeutend mit der Bedrohung der Rentabilität einer Branche. Es gilt, je größer die zusammengefasste Verhandlungsstärke einer Abnehmergruppe, desto geringer die potentielle Rentabilität. Gelingt es den bestehenden Wettbewerbern (hier i.S.v. Lieferanten) nicht, sich durch entsprechende Kundenbindungsprogramme „loyale Kunden“ aufzubauen, so werden Kunden zur Vermeidung von Lieferantenabhängigkeit und zur Erzielung von Kostenreduktion in ihrem Einkaufsbereich bestrebt sein, eine Dual- oder Multiple-Vendor Strategie zu fahren. Diese Methode funktioniert, solange die Produkte oder Services der Branche standardisiert und daher leichter austauschbar sind. Desweiteren kritisch für die am Markt bestehenden Wettbewerber sind vollständig informierte Käufer, also Kunden, die die Preise der gesamten Wertschöpfungskette kennen und dieses Wissen zur Erhöhung ihrer Verhandlungsstärke ausnutzen. Die Verhandlungsstärke der Kunden ist desto höher, je weniger Abnehmer es für ein Produkt oder Service am Markt in der Branche gibt. Umgekehrt kann, sofern möglich, die Auswahl der geeigneten Kunden die Wachstumsrate eines Unternehmens signifikant beeinflussen, wenn es gelingt, das Stärkepotential der Kunden gering zu halten. Das Wachstumspotential des Kunden wiederum wird bedingt durch: • die Wachstumsrate seiner Branche, • die Wachstumsrate des Marktsegments, in dem der Kunde tätig ist, • das Ausmaß, in dem sich der Marktanteil des Kunden bezogen auf seine Branche ändert. 31 Bedrohung durch …Verhandlungsstärke der Zulieferer (Vendors/Suppliers) Zulieferer (Lieferanten), die aufgrund verschiedener Faktoren (siehe unten) eine Machtposition am Markt erlangt haben, stellen eine Bedrohung (z.B. durch mögliche Preis-, Lieferzeit- oder Schaffung von Technologie- Abhängigkeiten) für die am Markt bestehenden Wettbewerber dar. Sie können die Rentabilität von Branchen senken, wenn die Branche nicht in der Lage ist, die Preiserhöhungen an die Endkunden weiterzugeben. Faktoren, die eine Machtposition von Lieferanten begründen sind z.B. • die Konzentration der miteinander im Wettbewerb stehenden Unternehmen auf einen (Monopol) oder auf einige wenige (Oligopol) Zulieferer. • Keiner, der miteinander im Wettbewerb stehenden Abnehmer hat eine marktwirtschaftliche Größe erreicht, die ihm ein „Verhandeln auf Augenhöhe“ mit dem Lieferanten erlaubt. • Die Branche hat sich nicht zu großen Einkaufsgemeinschaften zusammengeschlossen, um beim Zulieferer bessere Konditionen erzielen zu können. • Die miteinander im Wettbewerb stehenden Abnehmer-Unternehmen sind auf das Produkt des Zuliefers angewiesen, da es einen wichtigen Input für die weitere Wertschöpfungskette der Abnehmer darstellt. • Dem Zulieferer ist es gelungen, Austrittsbarrieren durch Umstellungskosten beim Wechsel zu Produkten (Technologien) von alternativen Lieferanten aufzubauen. • Die miteinander im Wettbewerb stehenden Abnehmer-Unternehmen können das Produkt des Lieferanten nicht selber herstellen oder ihre Kunden verlangen (z.B. in der IT-Branche aufgrund von technologischen Standards) speziell das Produkt des Zulieferers. • Die miteinander im Wettbewerb stehenden Abnehmer-Unternehmen sind von der technischen Unterstützung des Lieferanten abhängig. • Dem Lieferanten ist es gelungen, dass seine von den miteinander im Wettbewerb stehenden Abnehmer-Unternehmen nachgefragten Produkten spezialisierte Schulungsmaßnahmen bei den Mitarbeitern des Abnehmers erfordern, für die die Abnehmer-Unternehmen selbst aufzukommen haben. 32 • Dem Zulieferer ist es aufgrund seiner Vormachtstellung gelungen, weitere Abhängigkeiten bei seinen Abnehmerfirmen in Form von Kundenbindungsprogrammen zu erzeugen (z.B. Modelle, Spezialisierungsverpflichtungen, Partnerschaften- Zertifizierungsverpflicht- ungen, Auditierungen) Vereinzelt gelingt es starken Lieferanten regelrecht einen Teil ihrer eigenen administrativ aufwändigen und daher kostspieligen Arbeiten auf abhängige Abnehmer-Firmen abzuwälzen. Das US-amerikanische Unternehmen Cisco Systems ist ein Beispiel für solch einen starken, global sehr erfolgreich agierenden Lieferanten. Bedrohung durch …Ersatzprodukte (Substitution) Ersatzprodukte Unternehmens begrenzen bzw. einer das mögliche Branche. Je Gewinnpotential attraktiver das eines Preis- /Leistungsverhältnis, Image, etc. des Ersatzprodukts, desto höher das Bedrohungspotential für die Produkte der am Markt bestehenden Unternehmen. Je höher die Gewinne der Hersteller von Ersatzprodukten, desto grösser ist das Bedrohungspotential (aufgrund möglicher Skaleneffekte, höherer Werbeetats, wachsender Vertriebsstärke, etc.) durch die Substitutionsprodukte. Bedrohung durch …Rivalität unter den bereits am Markt bestehenden Wettbewerbern (Incumbents). Unternehmen, die im gleichen Marktsegment mit gleichen oder ähnlichen Produkten um dieselben Kunden konkurrieren, stehen im Wettbewerb zueinander (siehe Kap. 3.2.1 Wann Wettbewerb auftritt und Kap. 3.2.2 Auswirkungen und Kennzeichen von Wettbewerb). Die Rivalität in einer Branche wird erhöht durch • Das Vorhandensein vieler gleich fokussierter Wettbewerber (vgl. strategische Gruppen siehe Abb. 04 Karte strategischer Gruppen und ihrer Rivalität untereinander) Wettbewerber. 33 bzw. gleichstark ausgestatteter • Langsames, stagnierendes oder rückläufiges Branchenwachstum, das die Konkurrenz um Marktanteile innerhalb des vorhandenen Marktpotentials erhöht. • Fehlende oder mangelhafte Differenzierung der Produkte bzw. der am Markt bestehenden Wettbewerber selbst (in den Augen der Kunden) • Fehlende oder niedrige Mobilitätsbarrieren, die das Wechseln von anderen am Markt bestehenden Wettbewerbern innerhalb des Marktsegments bzw. zwischen den strategischen Gruppen der Branche erleichtern. Die Errichtung von Mobilitätsbarrieren soll den Wechsel eines Unternehmens von einer strategischen Position zu einer anderen innerhalb der Branche einschränken bzw. verhindern. Unternehmen, die erfolgreiche Eintritts- und Mobilitätsbarrieren errichtet haben, können sich besser vor Nachahmern schützen und meist auch höhere Gewinne erzielen. • Hohe Marktaustrittsbarrieren, die das Ausscheiden weniger erfolgreicher Wettbewerber aus der Branche verhindern (oft aufgrund von hohen Marktaustrittskosten Stilllegungsaufwendungen). Somit z.B. verbleiben in auch Form von unrentabel wirtschaftende Wettbewerber noch im Marktumfeld und können zur Senkung des Gewinnpotentials aller beitragen. Die einzelnen Faktoren der Mobilitäts- bzw. Austritts-Barrieren sind gleich den Faktoren der Eintrittsbarrieren (siehe Kap. 3.3 Das 5-Kräfte Modell nach Porter / Bedrohung durch …neue Potentielle Wettbewerber). Bedrohung durch …Regierungseingriff (Regulation) Keine Strukturanalyse ist vollständig, wenn nicht gegenwärtige oder zukünftige staatliche Maßnahmen mit berücksichtigt werden. Der staatliche Einfluss erstreckt sich auf jeden Faktor direkt oder indirekt. Der Staat kann selbst als Kunde/Abnehmer auftreten, kann durch Subventionen das Aufkommen von Ersatzprodukten und Nachfrageverhalten der Kunden steuern, kann durch Regulierung zu mehr Wettbewerb in einer Branche anregen (z.B. Telekommunikation) oder durch Lizenzvergabe, Einfuhrzölle oder Limitierung von Vorprodukt- oder Rohstoffexporten das Aufkommen neuer Wettbewerber erschweren. Staatliche Eingriffe sind an 34 erster Stelle in Schlüsselbranchen (wie z.B. Energiegewinnung) zu verzeichnen, wo wichtige staatliche Ziele (Versorgungssicherheit) eine strategische Rolle spielen. Laut Porter bestimmt die zusammengefasste Stärke dieser Kräfte das Gewinnpotential in der Branche, ausgedrückt im langfristigen Ertrag des eingesetzten Kapitals. Umgekehrt gilt: je stärker die kumulierte Bedrohung durch die fünf Wettbewerbskräfte in ihr ist, desto unattraktiver ist sie für Mitbewerber, da es schwieriger ist, einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil zu generieren. Die maximal möglichen Gewinnpotentiale sind von Branche zu Branche unterschiedlich. 3.4. Branchenanalyse nach Porter Wie oben bereits erwähnt (siehe Kap. 3 Struktur- und Konkurrentenanalyse), baut Porter seine Branchenanalyse schrittweise auf. Auf die Strukturanalyse der Branche als Ganzes folgt bei ihm eine genaue Konkurrentenanalyse. Im Anschluss widmet er sich der brancheninternen Analyse. Die brancheninterne Strukturanalyse wiederum lässt sich nach Porter in fünf Schritte unterteilen 39 : Beschreibung der Strategie aller wichtigen Wettbewerber und Einteilung der Branche in strategische Gruppen. Als strategische Gruppen werden Unternehmen mit der gleichen oder ähnlichen Strategie zusammengefasst. Die strategischen Gruppen einer Branche können mittels einer Karte visualisiert werden. (siehe Abb. 04 Karte strategischer Gruppen und ihrer Rivalität untereinander) 1) Feststellung der Stärke und Zusammensetzung der Mobilitätsbarrieren, die jede einzelne Gruppe schützen. 2) Bestimmung strategischen der relativen Gruppe Verhandlungsstärke gegenüber ihrer Abnehmern. 39 vgl. Porter, M., E. (1999): Wettbewerbsstrategie., S. 183-198 35 jeweiligen jeder einzelnen Lieferanten und 3) Positionsbestimmung jeder einzelnen strategischen Gruppe gegenüber Ersatzprodukten. 4) Bestimmung der Stärke der Marktinterdependenz unter den strategischen Gruppen (Anfälligkeit für Wettbewerbskriege). Es gibt Unternehmen, deren Kapitalertragsrate dauerhaft über der ihrer Wettbewerber liegt. Die fünf allgemeinen Wettbewerbskräfte plus der Staat als Regulator stecken den Rahmen ab, in dem alle Unternehmen einer Branche konkurrieren. Die darauf aufbauende Branchenanalyse hilft herauszufinden, warum manche Unternehmen ständig rentabler sind als andere und wie dies mit ihrer strategischen Position zusammenhängt. Es drängt sich der Verdacht auf, dass im Ranking Vergleich zusätzliche Einflüsse basierend auf den organisatorischen Fähigkeiten dieser Unternehmen (wie Kostensenkung, Management, Organisation, Marketingum nur einige zu nennen) eine wichtige Rolle spielen, um diese Leistungsdifferenzen zu erklären. Ebenfalls von Bedeutung ist die Fähigkeit von Top-Unternehmen, sich vor neuen Wettbewerbern und Imitatoren zu schützen durch Eintrittsbarrieren gegenüber neuen Wettbewerbern von außen und Mobilitätsbarrieren gegenüber den Wettbewerbern der eigenen strategischen Gruppe. 3.5. Porter Resümee Der Wissensgewinn resultierend aus durchgeführten Analysen nach Porter werden, sich strukturell oder aufzustellen. Beispiele Repositionierung für innerhalb den oben beschriebenen und kann von Unternehmen verwendet organisatorisch strategisch vorteilhafter eine der strukturelle Änderung strategischen Gruppe, wären in der eine das Unternehmen konkurriert oder konkurrieren möchte (z.B. Eintritt in die Gruppe, in der das Verhältnis zwischen möglichem Gewinnpotential und Eintrittskosten am günstigsten ist oder Schaffung einer neuen strategischen Gruppe). Beispiele für organisatorische Änderungen innerhalb eines Unternehmens seien zur Vollständigkeit ebenfalls angeführt wie Änderungen in Prozessabläufen, Vertriebsstruktur, 36 Service, Lieferantenauswahl, Produktausprägung oder Kundenorientierung um nur einige zu nennen. Desweiteren kann als Analyse-Resultat auch ein Verbleiben in der bereits bestehenden strategischen Gruppe sein aber mit dem Versuch, die Zugangsbarrieren (Eintritts- und Mobilitätsbarrieren) zu verstärken, die eigene Position gegenüber der Bedrohung durch Ersatzprodukte zu verbessern und eine günstigere Position gegenüber Kunden und Lieferanten aufzubauen, um so die eigene Positionierung innerhalb der Gruppe zu verbessern. Die Porter Analyse zeigt damit auf, wie sich die bestehende strategische Position eines Branchenstruktur Unternehmens, auf die zusammen Marktergebnisse mit und der bestehenden letztendlich auf die Unternehmensrentabilität niederschlägt. Als Indikator ob und wann eine strukturelle oder organisatorische strategische Neuausrichtung in einem Unternehmen erforderlich ist kann die strategische Wendezone (strategic inflection point) nach Andrew S. Grove angesehen werden 40 (siehe Abb. 06 Strategische Wendezone). Abb.06: Strategische Wendezone (Quelle: Andrew S. Grove) Die strategische Wendezone beschreibt Veränderungsprozesse innerhalb einer Branche die, da meist langsam stattfindend, oft erst retrospektiv wahrnehmbar sind. Beispiele sind oft im Rahmen von Technologiewandel 40 Grove, A. S., (1996): Only the Paranoid survive. How to exploit the crisis points that challenge every company,2.Auflage,New York, Random House, S. 32 ff 37 auszumachen wie die Einführung des Containers (hier i.S.v. Bedrohung durch Ersatzprodukt), der den Güterfrachtverkehr revolutionierte 41. Umso wichtiger ist es daher für Unternehmen rechtzeitig den Indikator ausfindig zu machen, der vermuten lässt, dass sich ihre Branche abseits gewohnter Veränderungen in einem regelrechten Strukturwandel befindet. Dafür verantwortliche Indikatoren befinden sich innerhalb des Porter`schen 5 Kräfte Modells und können einen oder mehrere Vektoren betreffen. Im Falle der analysierten globalen PV-Industrie (siehe Kap.5 Bedeutung des 5-Kräfte Modells für die PV-Industrie) sind gleich 3 Vektoren (Staat, Neue Wettbewerber, Zulieferer) betroffen, die einem „Faktor- 10-Change“ Veränderungen wie es Andrew S. Grove 42 also bahnbrechenden beschreibt unterliegen. Darüber hinaus sind derzeit Veränderungen im Vektor Ersatzprodukte ausmachbar (Stichwort siliziumfreie Dünnschichtzellen), die bei Zunahme eine ernst zu nehmende Bedrohung für die klassischen siliziumbasierenden PV-Hersteller darstellen evtl. gar einen Technologiewechsel einleiten. 4. PV Industrie Die Nutzung der Sonnenenergie wird nicht weiterentwickelt, weil die Ölkonzerne nicht im Besitz der Sonne sind.“ Ralph Nader (*1934), amerik. Rechtsanwalt, genannt "Anwalt der Verbraucher" 4.1. Umwelt- und Rahmenbedingungen für den Einsatz von erneuerbarer Energie. Deutschland hat aufgrund seiner hohen Bevölkerungsdichte 43 und seines hohen Industrialisierungsgrads einen hohen Energiebedarf. Dieser Energiebedarf kann erzeugerseitig ausschließlich aus fossil nuklearen Energieträgern mittelfristig 44 nicht mehr gewonnen werden, ohne hohe Umwelt- und wirtschaftliche Risiken (Umweltkatastrophen ausgelöst 41 Der Fracht- oder Schiffscontainer wurde im Jahr 1956 von dem Reeder Malcolm McLean an der US-Ostküste für den Güterverkehr eingeführt (Wikipedia (2011): http://de.wikipedia.org/wiki/Container , Abfragedatum 12.05.2011) 42 vgl. Grove, A. S., (1996): Only the Paranoid survive, S. 25 ff. 43 Deutschland 231 Einwohner/km², Österreich 99,5 Einwohner/km² (Wikipedia (2011): http://de.wikipedia.org/wiki/Bev%C3%B6lkerungsdichte#Deutschland , Abfragedatum 28.03.2011) 44 Öl, Erdgas, Kohle, Uran 38 durch Erderwärmung oder Unfälle wie im Golf von Mexico 45 und Japan 46 ,Abhängigkeit von endender Lieferanten-Ländern, volatilen Rohstoffversorgung, steigenden politisch instabilen Energiepreisen-siehe Abb.07 Rohölpreisentwicklung) in Kauf zu nehmen und ohne bereits getroffene Kyoto 47 und EU Klimabeschlüsse gefährden zu wollen (EU-Klimapaket vom Dez. 2008 zur Reduktion von CO2 Emissionen; auch bekannt als 20-20-20 Strategie). Abb.07: Rohölpreisentwicklung 1960-2010 (in U$) (Quelle: http://www.tecson.de/poelhist.htm) Die ausreichende Sicherung der Energieversorgung auch unter sich zukünftig ändernder Voraussetzungen (z.B. durch eine massive Nachfrageerhöhung durch aufkommende Elektromobilität oder einen vorzeitigen Ausstieg aus der Atomkraft) stellt daher wirtschafts- und gesellschaftspolitisch eine entscheidende Herausforderung dar. Erneuerbare Energien in Form von Sonne, Wind, Wasserkraft, Biomasse oder Geothermie bieten hier einen Ausweg an. Das natürliche Vorkommen ist unerschöpflich, die Primärenergie 48 ist CO2 neutral und ihre strategisch beschleunigte Markteinführung 45 senkt die volkswirtschaftliche BP Bohrinsel Katastrophe „Deep Water Horizon“ im Golf von Mexico April 2010 Atomreaktorunfall in Fukushima/Japan März 2011 47 Basierend auf dem Weltklimagipfel 1997 in Kyoto einigten sich die versammelten industrialisierten Vertragsstaaten im sogenannten Kyoto-Protokoll auf die Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen um durchschnittlich 5,2 Prozent im Zeitraum von 2008 bis 2012. (Basis Niveau von 1990). 48 Energie als Rohstoff in ursprünglicher, noch nicht aufbereiteter Form 46 39 Energierechnung, verbessert die Wettbewerbsfähigkeit, fördert bei steigender Nachfrage Exportmöglichkeiten und schafft im Inland neue Arbeitsplätze. Dennoch gibt es Restriktionen die einerseits in der Technologie und ihrer regional unterschiedlichen Anwendbarkeit und anderseits in den derzeit noch höheren Stromgestehungskosten liegen. Produktionstechnisch gibt es mengenmäßige Limitationen basierend auf dem jeweiligen Status der Ausbaustufe. Daher empfiehlt sich derzeit ein Energiemix (siehe Abb.08 Globaler Energieverbrauch nach Art des Energieträgers) bestehend aus einem schonenden Umgang der fossil nuklearen Brennstoffen, dem ausbaufähigen Einsatz von erneuerbarer Energie sowie gleichzeitigen Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz (z.B. Reduktion von Transportverlusten bei Strom) und Nutzung von Energieeinsparpotentialen (z.B. Wohngebäudedämmung). Abb.08: Globaler Energieverbrauch nach Art des Energieträgers 49 (Quelle: US Energy Information Administration, International Energy Outlook 2010 – Highlights), http://www.eia.doe.gov (November 2010) 4.2. PV-Definition Photovoltaik (PV) ist die direkte Umwandlung von Sonnenenergie mittels Solarzellen in elektrische Energie. 49 Anmerkung: Liquids: hier i.S.v. Öl 40 Der Name setzt sich zusammen aus dem griechischen Wort für Licht (Photo 50) und Volta nach Alessandro Volta 51 dem Pionier der Elektrizität. Die PV ist ein Teilbereich der Solartechnik, die auch die Nutzung von Solarthermie einschließt. Im Unterschied zur PV wird bei der Solarthermie einfallendes Sonnenlicht statt zur Stromerzeugung zur Wärmegewinnung genutzt. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich ausschließlich mit Unternehmen aus der PV-Industrie näher spezifiziert in Kap 2.5. PV-Industrie. 4.3. Geschichte der PV 52 1839 wurde der zugrundeliegende photoelektrische Effekt von A.E.Becquerel entdeckt.1873 entdeckte der britische Ingenieur W. Smith bei Arbeiten mit Selen die Veränderung des elektrischen Widerstands durch Lichteinfall.1876 wurde daraufhin von W.G. Adams anhand von Selen erstmals bewiesen, dass ein Feststoff einfallendes Licht direkt in elektrische Energie (ohne den Umweg über Wärme) wandeln kann. Albert Einstein stellte 1905 seine Lichtquantenhypothese auf und schrieb 1907 seine theoretische Erklärung zum lichtelektrischen Effekt. 1916 schuf J.Czochralski die Grundlagen der heutigen Halbleitertechnik und PV in dem er das Kristallziehverfahren entdeckte. 1940 ergaben Versuche von R.S.Ohl mit Silizium die Bestätigung, dass durch Beleuchtung dieses Stoffes Strom erzeugt werden kann. Die erste Produktion von kristallinen Silizium Solarzellen erfolgte 1953 in den Bell Laboratories in den USA. Der Wirkungsgrad 53 lag zwischen 4-6%.1958 erfolgte der erstmalige Einsatz von PV-Zellen im Weltall zur StromVersorgung eines Satelliten Senders. Erste terrestrische Anwendungen erfolgten zur netzunabhängigen Stromerzeugung, sogenannte Inselanlagen in den 1970er Jahren nach der Ölkrise von 1973. Mit ihrer Hilfe wurden z.B. im amerikanischen Küstenbereich Signalanlagen und Navigationslichter, die über wiederaufladbare Batterien verfügten, autark mit Energie versorgt. Dadurch entfiel der Kosten- und Personalintensive vor Ort Batteriewechsel und es kam zur raschen Amortisation der damals teuren PV-Anlagen. In den Basis ist das altgriechischen Substantiv φῶς phos Italienischer Physiker und Erfinder der Batterie (1745–1827) 52 Dieser Kurzabriss erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. 53 Indikator für das Verhältnis von nutzbar abgegebener zu aufgewandter Energie. 50 51 41 1980er Jahren lag die kommerzielle PV-Produktion überwiegend in USamerikanischer Hand. In Deutschland lag die installierte PV-Leistung 1990 bei unter 2 MWp 54 siehe Abb. 09 PV-Anfänge in Deutschland. . 30 Jahre später, 2010, lag die in Deutschland installierte kumulierte Gesamt PV-Leistung bei 17.300 MWp 55. Abb. 09: PV-Anfänge in Deutschland. (Quelle:http://www.dgs.de/fileadmin/sonnenenergie/SE-2008-06/SE-2008-06-s38Damals_wars.pdf, ,Autor: Volker Uwe Hoffmann) Dann kam 1990 mit dem 1000-Dächer Programm ein erster staatlicher Impuls zur Verbreitung von kleinen dezentralen netzgekoppelten PV-Anlagen in privater Hand. Aus den ersten Handwerksbetrieben gingen PV- Industriebetriebe hervor. An staatlichen Förderprogrammen folgten das 100.000-Dächer Einspeisung Programm von (1999) regenerativ Stromeinspeisungsgesetzes sowie Gesetze erzeugtem (1991) und Strom seinem zur vorrangigen in Form Nachfolger des dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG (2000). 54 Abkürzung für Megawatt Peak, Maßeinheit für die genormte Leistung einer Solarzelle bzw. Moduls SMA (2011): Photovoltaik-Kalkulator. Tagesaktuell erzeugte PV-Leistung in Deutschland., http://www.sma.de/de/news-infos/pv-leistung-in-deutschland.html, Abfragedatum: 31.01.2011 55 42 4.4. Kurzeinführung in die PV-Technik 56 Zusätzliches Hintergrundwissen zur Photovoltaik als Technik floss im Rahmen des EAC-Lehrgangs 57 der Donau Universität Krems und der Wirtschaftskammer Steiermark in diese Arbeit ein. Die direkte Umwandlung von Sonnenlicht in Strom beruht auf dem photovoltaischen Effekt. Verschiedene Arten von Halbleitermaterialien, derzeit vor allem Silizium basierend (siehe Tabelle 01 PV-Zellproduktion) dienen in Form einer Solarzelle als Stromgenerator. Das einfallende Sonnenlicht erzeugt pro Solarzelle eine niedrige Spannung (0,5 V für Silizium), die dadurch erhöht wird, dass mehrere Zellen in Reihe geschaltet in einem Solarmodul zusammengefasst werden 58. Eine PV-Anlage wiederum besteht aus mehreren in Reihen geschalteten Modulen, die zu sogenannten PV-Strängen zusammengefasst werden. Die Dimensionierung richtet sich nach Platzangebot (z.B. Dachfläche), Strombedarf bzw. gewünschtem Ertragsergebnis. Man unterscheidet in fix montierte und dem Sonnenstand nachgeführte Module, sogenannte Tracker, deren Energieausbeute höher ist. PV-Anlagen können mittels spezieller Befestigung auf Dächer oder in Dächer eingebaut werden, in Fassaden 59 integriert werden oder auf Freiflächen aufgestellt werden. Auch gibt es Lösungen für einen mobilen Einsatz z.B. durch Integration in PKW-Dächer 60. Bei dem durch eine PV-Anlage erzeugten Strom handelt es sich um Gleichstrom, der bei einer netzgekoppelten Anlage mittels eines sogenannten Wechselrichters in Wechselstrom gewandelt werden muss, um ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden zu können. Ein oder mehrere Stromzähler informieren den Erzeuger über 56 die erzeugte Strommenge, den Dieser Kurzabriss erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Donau Universität Krems (2010): Pressemeldung EAC, http://www.donauuni.ac.at/de/department/wirtschaft/news/id/15272/index.php ,Abfragedatum: 15.11.2010 IG Energieautarkie (2010): Homepage, http://www.energieautarkiecoaching.at/energie-autarkiecoaching/ , Abfragedatum: 15.11.2010 58 vgl. Hennicke P., Fischedick M.(2010):Erneuerbare Energien,2.Auflage, München, C.H.Beck Verlag, S. 32/33 59 Prominentes Beispiel in Deutschland ist das Bremer Weserstadion 60 z.B. optional erhältlich für Toyota Prius III oder Audi A8 57 43 Eigenverbrauch, die ins Netz eingespeiste bzw. vom Netz bezogene Strommenge. Die Haupt-Komponenten einer netzgebundenen PV-Anlage verdeutlicht Abb. 10 Bestandteile einer netzgekoppelten PV-Anlage. Abb.10: Bestandteile einer netzgekoppelten PV-Anlage (Fotos: Uwe Warm) Außer netzgekoppelten PV-Anlagen gibt es sogenannte Insellösungen, die ohne die Einspeisung in ein Stromnetz Sonnenstrom erzeugen. Ihr Einsatz macht in Gegenden Sinn, die über kein flächendeckendes öffentliches Stromnetz verfügen. Technisch gesehen erfordern Insellösungen zusätzlich einen Laderegler und Stromspeicher wie z.B. Akkubatterien. Die PV-Industrie offeriert mittlerweile Herstellerseitig ein breites Spektrum an PV-Produkten von ausgewählten Einzelprodukten über Komplett- Systemlösungen bis hin zum Projektgeschäft bestehend aus Errichtung, Wartung und Betrieb von PV-Anlagen (Siehe Abb. 11 Ermittlung der optimalen Aufstellposition einer PV-Anlage (hier private Dachanlage) 44 Abb. 11: Ermittlung der optimale Aufstellposition einer PV-Anlage (Quelle: EAC Lehrgang Donau Universität Krems WS 2010/11, G.Rampitsch) Grundsätzliche Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Herstellern finden sich auf Basis der PV-Zellproduktion, ihrer erzielbaren Wirkungsgrade 61 und Produktionskosten. Tabelle 01 PV-Zellproduktion gibt einen Überblick über die derzeit gängigsten Typen. Tabelle 01: PV-Zellproduktion – Silizium vs. Non-Silizium (Quellen: Bank Sarasin, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH, Uwe Warm) Technologisch ist ein unaufhaltsamer Fortschritt beim Wirkungsgrad der PVZellen und Module bemerkbar. Hier kommen Berichte von jährlichen Effizienssteigerungen in 0,5 - 1 % Schritten aus den R&D Abteilungen, die dann zeitversetzt ihren Weg in die Massenproduktion und Umsetzung finden, siehe Abb.12: R&D Fortschritte im Bereich des PV-Wirkungsgrads. 61 Nutzeffekt des energieumwandelnden Prozesses in Verhältnis von nutzbar abgegebener zu aufgewandter Energie. Je höher der Wirkungsgrad eines installierten PV-Moduls, desto höher der gewonnene Energieertrag, desto rascher die Amortisation. 45 Abb.12: R&D Fortschritte im Bereich des PV-Wirkungsgrads. (Quelle Motech 2010_Q1 OTC Investor Conference) 1% mehr Wirkungsgrad spart Herstellerseitig rund 6% der Produktionskosten 62 4.5. PV-Verwendung/Einsatzbereich Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 63 in Deutschland unterscheidet PVAnlagen nach ihrer Größe in 4 Kategorien (Anlagen bis 30,100,1000 KW und > 1 MW 64). Typische Kleinanlagen z.B. auf Dächern von privaten Eigenheimen liegen je nach Größe, Wirkungsgrad und Standort ca. zwischen 3-6 KWp 65, Großanlagen haben Nennleistungen 66 von mehr als 100 KWp. Man unterscheidet je nach Aufstellungsort zwischen Dachanlagen und Freiflächenanlagen. Typisch für das Vorkommen und die Verwendung von PV-Anlagen ist eine Vielzahl von kleinen dezentralen Anlagen. Zentrale PVGroßanlagen (meist auf riesigen Freiflächen installiert) gibt es, sind derzeit aber in Nordeuropa noch eher selten. Desweiteren lassen sich PV-Anlagen je nach regionalem Einsatzgebiet und vorhandener Stromnetzinfrastruktur in zwei grundlegend verschiedene Typen 62 Centrotherm Photovoltaics (2011) GB 2009, http://www.centrotherm.de/fileadmin/ct_group/Downloads/Download_Center_DE/10_Unternehmen/Ge schaeftsberichte/CT_GB2009_DE.pdf ,S.1, Abfragedatum: 20.01.2011 63 Seit 2000 in Kraft, regelt die vorrangige Einspeisung von erneuerbarer Energie in das öffentliche Netz. 64 Kilowatt und Megawatt. Einheit der elektrischen Leistung. 1 Megawatt = 1.000 Kilowatt = 100.000 Watt. 65 Abkürzung für Kilowatt Peak, Maßeinheit für die genormte Leistung einer Solarzelle bzw. Moduls 66 die genormte Leistung (Leistung unter vergleichbaren Testbedingungen) einer Solarzelle bzw. Moduls 46 unterscheiden: der netzgekoppelten Anlage (Grid) und der Insellösung (offGrid). Netzgekoppelten Anlagen wie sie typischerweise in Industrieländern verwendet werden, sind an ein öffentliches Energieversorgungsnetz eines Netzbetreibers 67 angebunden. Die dezentralen Erzeuger speisen gegen Vergütung entweder direkt allen Strom oder den nach Abzug des Eigenverbrauchs überschüssigen Strom in das Stromnetz ihres Energieversorgers ein. Der Anteil an netzgekoppelten Anlagen beträgt in Deutschland Ende 2004 rund 98% (siehe Abb. 13 Aufteilung Grid / Off-Grid Anlagen). Abb.13: Aufteilung Grid / Off-Grid Anlagen (Quelle: Vorlesung Solarenergie SS2007 Universität Heidelberg, Michael Doran, Volker Quaschning) Insellösungen sind autarke PV-Anlagen, die der lokalen Stromversorgung vor Ort dienen. Erzeugte Energie wird hierbei nicht in ein Stromnetz eingespeist. Off-Grid Anlagen finden sich viel in Schwellenländern oder Ländern, die über kein flächendeckendes Stromnetz verfügen. Darüber hinaus finden sich PV-Zellen zum Betrieb autarker elektrischer Geräte wie z.B. Taschenrechner, Parkscheinautomaten oder Schifffahrtstonnen (siehe Abb. 14 PV-Anwendungsbeispiel für autarke Stromversorgung) 67 Unternehmen, meist EVU, das ein Netz für die allgemeine Versorgung mit elektr. Energie betreibt 47 Abb.14: PV-Anwendungsbeispiel für autarke Stromversorgung: Steuerbordtonne in Warnemünde, Ostsee (Foto: Uwe Warm) 4.6. PV-Ertragsdimensionen und Amortisation Der maximal erzielbare Ertrag aus der Sonnenscheineinstrahlung hängt von verschiedenen Faktoren ab wie Standort, Verschattung, Aufstellwinkel, Hinterlüftung, Himmelsrichtung und Jahreszeit. Das solare Strahlungsangebot ist darüber hinaus regional unterschiedlich, in Deutschland zwischen ca. 900 kWh/m2/Jahr (Norddeutschland) und 1100 kWh/m2/Jahr (Süddeutschland) 68. Als Faustformel zur Berechnung einer privaten netzgekoppelten PVDachanalage gilt: 1 KWp installierte Leistung benötigt ca. 8 m2 Fläche und erzeugt ca. 1.000 KWh p.a. 69. Der Durchschnittsstromverbrauch eines privaten 3-4 Personen Haushalts liegt bei ca. 3.500-4.500 KWh p.a. 70 Je nach Anzahl der installierten Module, deren Wirkungsgrad und Beeinflussung durch oben genannte Faktoren sollten damit mindestens 2/3 des privaten Jahres-Strombedarfs gedeckt werden können. Durch den privaten Betrieb einer PV-Anlage wird aus der/dem ehemaligen abhängigen Stromkunden/in (Consumer) 71 ein/e dezentral ansässige/r autonome/r Stromproduzent/in, 68 Hennicke P., Fischedick M.(2010):Erneuerbare Energien, S.36 Donau Universität Krems, EAC Lehrgang WS 2010/11, Rampitsch_Photovoltaik.pdf, S. 20, Autor Günther Rampitsch, Abfragedatum 16.11.2010 70 stromspartipps.net (2008): Stromverbrauch, http://www.stromspartipps.net/stromverbrauch/stromsparpotentiale , Abfragedatum: 15.02.2011 71 In der Arbeit wird der Einfachheit halber nur die männliche Form verwendet, gemeint sind damit sowohl weibliche als auch männliche Nutzer. 69 48 die/der je nach Vereinbarung mit ihrem/seinem EVU 72 ihren/seinen regenerativ erzeugten Strom ins öffentliche Netz einspeisen oder privat verbrauchen kann (Volleinspeisung / Überschusseinspeisung). Darüber hinaus zusätzlich benötigte Energie wird weiterhin vom EVU geliefert. Ein Consumer wird somit zum Prosumer 73. Das EEG (siehe Kap. 5.6.Staat als Regulator) unterstützt dabei den privaten Stromerzeuger indem es ihm zum einen eine Abnahmegarantie gibt und zum anderen durch die Förderung bei der Amortisation der PV-Anlage hilft. Die durchschnittliche Amortisationszeit einer 10 KWp PV-Anlage beträgt in Deutschland 11,7 Jahre siehe Abb.15 Amortisation einer PV-Anlage im Ländervergleich. Die Herstellergarantie 74 auf PV-Module beträgt i.d.R. 20 bzw. 25 Jahre je nach Hersteller. Abb.15: Amortisation einer PV-Anlage im Ländervergleich (Quelle: EAC Lehrgang Donau Universität Krems, WKO Steiermark WS 2010/11, G. Rampitsch) 4.7. PV und Netzbetreiber (Netzintegration) Der Wechsel von einem nicht nachhaltigen fossil-nuklear geprägten Energiesystem (20. Jhd.) zu einem ansatzweise nachhaltigen Energiesystem (mit Beginn des 21. Jhd.) stellt vor allem die EVU`s und Netzbetreiber vor 72 Unternehmen, die elektrische Energie erzeugen und über das öffentliche Stromnetz verteilen. Produzent & Consumer 74 Garantie auf Erzielung von zumindest 80% der Ausgangs-Leistung nach 20 bzw. 25 Jahren. 73 49 große Herausforderungen. Experten sprechen von einem Paradigmenwechsel von „Generation follows Load“ hin zu „Load follows Generation“ 75. Dies steht für den Wechsel von Last stochastisch vorhersehbarer 76 zentraler Energieerzeugung mit unidirektionaler Verteilung 77 hin zu zentral-dezentraler Erzeugung 78 unter Einbindung von fluktuierenden erneuerbaren Energiequellen mit bidirektionalem Energiefluss. Ziel ist immer die Deckungsgleichheit von Erzeugung und Nachfrage. In wie weit ist aus PV gewonnener Strom darin involviert? Der Ertrag der mittels PV-Anlagen gewonnenen Elektrizität unterliegt (wie auch bei anderen Formen der regenerativen Energie z.B. Windkraft) starken Schwankungen 79 (Fluktuationen) siehe Abb.16 Stromverbrauch vs. Stromerzeugung aus Wind und PV in Deutschland. Abb.16: Stromverbrauch vs. Stromerzeugung aus Wind und PV in Deutschland (Quelle: Thomas Große Böckmann, Lee Ruhr-Universität Bochum, München, Juni 2008) Periodisch unregelmäßig stark auftretende Energieeinspeisungen wie die aus Windkraft- und Solaranlagen gewonnene Energie können bei ungemanagtem Zufluss in Stromnetzen zu Überlastungen bis hin zum Ausfall führen. Ein einfaches Abschalten (z.B. von Windparks in Spitzenzeiten) oder der Stand75 Energie AG Oberösterreich, Workshop Zukunftsstrategien bei erneuerbaren Energien und Energieeffizienz., Präsentation AMIS, S.2, Ing. Mag. J. Kaltenleithner, 09.Sept. 2010 76 Last i.S. v. Strombedarf, vorhersehbar durch Kenntnis von Erzeugerangebot und Verbrauchernachfrage 77 Von zentralem Kraftwerk als Strom-Erzeuger zu dezentral gelegenen Strom-Verbrauchern 78 Stromerzeugung mittels zentraler Kraftwerke und dezentraler Erzeuger wie Privathaushalte mit PVAnlage 79 Bei der PV spricht man von Ganglinien i.S. v. Tag/Nacht, sonnig/bewölkt, Sommer/Winter 50 By Betrieb von fossil-nuklearen Kraftwerken zur Ausgleichsregelung erscheint allerdings aus ökonomischer Sicht nur bedingt sinnvoll. Daher sind neue Lösungen gefragt einerseits im Hinblick auf Energiespeichersysteme zum (Zwischen-) Speichern von temporär gewonnener erneuerbarer Energie 80 anderseits in Bezug auf intelligente Netzmanagementsysteme Stichwort Smart Grids 81. War die Energieversorgung bisher gekennzeichnet durch zentrale Großkraftwerke als alleinige Energieeinspeiser so stellen private PV-Anlagen Betreiber dezentral ansässige Energieerzeuger dar, die ihre autonom gewonnene, (überschüssige) Energie (Strom) einspeisen können wollen. Dies verursacht Änderungsbedarf beim flächendeckenden Versorgungskonzept der Energieerzeuger. Die in Deutschland installierten PV-Anlagen sind ca. 40% kleine dezentrale Hausanlagen (< 10 KW), etwa 50% mittelgroße Anlagen (> 100 aber < 1000 KW) und 10% Großanlagen über 1 MW 82. 4.8. Netzparität Als Netzparität wird die Kostengleichheit zu Endverbraucherstrompreisen zwischen fossil-nuklear erzeugtem Strom und Strom aus erneuerbaren Energien bezeichnet. Ein PV-Anlagen Besitzer, der seinen eigenen Strom günstiger erzeugen kann als der ihm offerierte Endverbraucherstrompreis wird, sofern er die vertragliche Möglichkeit mit seinem EVU hat, seinen Strom selbst konsumieren, und nur evtl. Überschüsse ins öffentliche Netz einspeisen. In der Herstellung lagen 2007 die Stromgestehungskosten 83 bei 4-5 ct/kWh für konventionell erzeugten Strom und 25-50 ct/kWh für Strom aus PV 84. 80 z.B. in Form von Pumpwasserspeicherwerken Engl. f intelligentes Stromnetz i.S.v. Netz-Optimierung und Überwachung zur Steuerung der Energielast 82 Hennicke P., Fischedick M.(2010):Erneuerbare Energien, S. 36 83 Kosten, für die Energieumwandlung von einer Energieform, z.B. Strahlungsenergie, in elektrischen Strom. 84 Hennicke P., Fischedick M.(2010):Erneuerbare Energien, S. 85 81 51 Steigende fossile Rohstoffpreise sowie die Einrechnung von zusätzlichen Umweltschutzkosten wie z.B. in Form von CO2-Entsorgungskosten 85 werden mittelfristig zu einem Anstieg der konventionellen Stromgestehungskosten führen. Strom aus PV hingegen wird durch Kostenreduktion bei der Herstellung, Preisverfall durch Massen-Produktion und Nachfrage sowie kontinuierlich steigender Wirkungsgrade und weiterer Innovationen laufend günstiger. Je nach Entwicklung des Strompreises scheint die Schwelle zur Wirtschaftlichkeit bei der PV in greifbarer Nähe. Das Bankhaus Sarasin rechnet in seinem 2010 Report 86 mit einer Netzparität für Deutschland bereits ab 2013. Sonnenreichere Länder wie Italien, Portugal und Spanien könnten je nach Höhe des nationalen Strompreis bereits früher diese Schwelle erreichen siehe Abb. 17 Erreichen der Netzparität im internationalen Vergleich. Abb.17: Erreichen der Netzparität im internationalen Vergleich (Quelle: Bank Sarasin, Solarwirtschaft-unterwegs in neue Dimensionen, Nov. 2010) Andere Quellen rechnen für deutsche PV-Großanlagen aufgrund proportional geringerer Investitionskosten bereits mit einer Netzparität ab 2012. Kleinere dachmontierte PV-Anlagen werden demnach Netzparität zwischen 2013 und 2014 erreichen 87. 85 Durch CO2-Abscheidung (CCS) oder CO2-Emissionshandel Bank Sarasin (2010/11): Solarwirtschaft – unterwegs in neue Dimensionen. Technologien, Märkte und Industrien im Vergleich., S.30 87 Solar Server (2009): Solarstrom auf der Schwelle zur Wettbewerbsfähigkeit: Aktuelle Trends und Technologien der Photovoltaikindustrie auf dem 5. PV Industry Forum, http://www.solarserver.de/solar-magazin/nachrichten/archiv-2009/solarstrom-auf-der-schwelle-zurwettbewerbsfaehigkeit-aktuelle-trends-und-technologien-der-photovoltaikindustrie-auf-dem-5-pvindustry-forum.html , Abfragedatum: 16.02.2011 86 52 Ab Erreichen der Netzparität erwartet sich die PV-Branche zwar langsameres Wachstum aber einen langanhaltenden Nachfragetreiber. PV wird sich dann aus eigener Kraft in den jeweiligen Landes-Märkten entwickeln und etablieren. 5. Bedeutung des 5-Kräfte Modells für die PV Industrie "When the change on the outside exceeds the change on the inside, the end is in sight." Jack Welch, amerikanischer Manager, 1981-2001 CEO von General Electric. Die Kräfte, die von außen auf die Unternehmen der PV-Industrie als Branche wirken sind wie von Michael E. Porter definiert (siehe Abb.05 Fünf Kräfte Modell): • Neue Wettbewerber • Kunden • Zulieferer • Ersatzprodukte • Rivalität der bestehenden Wettbewerber • und vor allem der Staat als Regulator. Als Porter sein Buch Wettbewerbsstrategie verfasste 88, war die PV-Branche noch eine junge Branche 89. Die Branche war klein, innovativ, hochtechnologisch, riskant und ohne Massennachfrage (siehe Abb. 09: PV-Anfänge in Deutschland). Zahlreiche Kleinstunternehmen agierten als Manufakturen für den jeweiligen Inlandsmarkt ohne größere Marktbeherrschung. Eintrittsbarrieren waren niedrig (siehe Kap 3.3 Das 5 Kräfte Modell nach Porter). Die Herstellung von PVModulen erfolgte in Kleinst-Serien ohne hohe Kapitalbindung. Es war der Beginn des Aufbaus von Erfahrungskurven 90 und ersten Marken. 88 Erscheinungsjahr der Originalausgabe “Competitive Strategy” war 1980 vgl. Porter, M., E. (1999): Wettbewerbsstrategie, S.66/67,245 und 279-284 90 i.S.v. Rückgang der Stückkosten in Produktion, Vertrieb und Marketing durch spezifische Branchenerfahrung. 89 53 Die PV-Industrie heute stellt eine wachsende Branche am Übergang zur Reife dar. Die Branche ist nachwievor hochtechnologisch und innovativ aber mittlerweile gekennzeichnet von globaler PV-Massenproduktion in Großserien mit Produktionsanlagen mit hohen Investitions- und Fixkosten. Dadurch sind die Eintrittsbarrieren für Neueinsteiger gestiegen und Mobilitätsbarrieren entstanden. Branchenneueinsteiger sind kapitalkräftige Großunternehmen meist aus dem Bereich internationaler Mischkonzerne (z.B. Mitsubishi) oder global tätige Energieunternehmen wie z.B. BP oder Shell. Für diese Unternehmen hat der PVMarkt ca. ab dem Jahr 2000 die lohnende Mindestgröße für den Aufbau einer eigenen PV-Produktion oder Beteiligung an einer PV-Massenfertigung erreicht und durch das Ausnutzen von Betriebsgrößenersparnissen kann zusätzliche Kostendegression erreicht werden. Kleinere Unternehmen aus der „Pionierzeit“ der PV werden ohne entsprechende Nischenpositionierung aus dem Markt gedrängt und geben aufgrund mangelnder Skalen-Effekte und Kapitalgröße auf. Ihr Aufgeben ermöglicht Großunternehmen die Chance zum Erwerb günstiger Aktiva. Der Wettbewerb um PV-Marktanteile ist global geworden. Führende PVWettbewerber erweitern ihre absolute Größe um zusätzliche Kostendegression bemüht. Ein Trend zur vertikalen Integration entlang der PV-Wertschöpfungskette zeichnet sich ab. Die Verhandlungsstärke von Abnehmern steigt. Der PV-Markt hat sich mit 2009 von einem Verkäufer hin zu einem Käufermarkt gewandelt gekennzeichnet durch Überangebot und Preisverfall 91. Das 2009 erzeugte PV Angebot (production) lag weltweit bei 9,86 Gigawatt (GW) bei einer PV-Nachfrage (installations) von 7,5 GW. 2010 betrug das Angebot 20,5 GW bei einer Nachfrage von 18,2 GW 92. Analysten wie vom Schweizer Bankhaus Sarasin rechnen für den globalen PV-Markt dennoch mit langfristigen und dauerhaften hohen Zuwachsraten siehe Abb. 18: Sarasin –Langfristprognose für den weltweiten PV-Markt. 91 Bank Sarasin (2009/11): Solarwirtschaft – grüne Erholung in Sicht. Technologien, Märkte und Unternehmen im Vergleich., S.7 92 Solarbuzz (2011): Solarbuzz Reports World Solar Photovoltaic Market Grew to 18.2 Gigawatts in 2010, Up 139% Y/Y, http://www.solarbuzz.com/our-research/recent-findings/solarbuzz-reports-world-solar-photovoltaicmarket-grew-182-gigawatts-20 , Abfragedatum: 31.03.2011 54 Abb.18 : Sarasin –Langfristprognose für den weltweiten PV-Markt. (Quelle: Bank Sarasin, Solarwirtschaft-unterwegs in neue Dimensionen, Nov. 2010) Als grundsätzliche Prognose lässt sich die Richtung, in der sich die PV-Industrie entwickelt und wo in welchen Bereichen künftig noch Wertsteigerungen zu erwarten sind, klar erkennen (siehe Kapitel 5.8 PV-Branchen Resümee). Im Folgenden werden die Auswirkungen, Abhängigkeiten und Kräftefaktoren für die PV-Branche im Detail analysiert. 5.1. Neue Wettbewerber Mit der Entwicklung des PV-Markts vom Nischengeschäft zum Massenmarkt traten neue Wettbewerber ein. Die Wettbewerber sind große Unternehmen, finanzkräftig, global aktiv und zumeist nicht aus der PV-Industrie stammend. Der Markteintritt von globalen Mischkonzernen stellt eine gewichtige Bedrohung für die vorhandenen Wettbewerber dar. Unternehmen wie, Mitsubishi oder Toshiba aber auch Energiekonzerne, ausschließlich auf fossile Primärenergie gesetzt haben wie BP die 93 bisher oder Shell 94 steigen sowohl in die PV-Herstellung als auch in den Bau von eigenen PVGroßanlagen ein. 93 BP Solar entstand 1999 durch die Übernahme des PV-Unternehmens Solarex. Shell will über die Beteiligung an Solar Frontier bis 2014 10% des globalen Dünnschicht-Markts erobern vgl. Japan Markt online (2010): Solarindustrie bläst zum Angriff http://www.japanmarkt.de/index.php/unternehmen/elektronik/solarindustrie-blast-zumgegenangriff/#more-3766 , Abfragedatum: 03.02.2011 94 55 Auf asiatischer Seite sind ca. seit 2005 gewaltige chinesische und taiwanesische Konzerne 95 in die PV-Branche eingetreten, die um Kostenführerschaft unter Einsetzung aller Skaleneffekte kämpfen. Diese Konzerne sind groß, agil und schnell und fokussieren auf die Produktion von Solarwafern, Zellen und Modulen. Mehrheitlich sind diese Konzerne finanztechnisch auf den Cayman Islands angesiedelt, decken über dieses Konstrukt ihren Kapitalbedarf und minimieren ihr Haftungsrisiko. Sie verfügen über ein gewaltiges Binnenmarktnachfragepotential und extrem günstige Arbeitskräfte im eigenen Land. Zusätzlich unterstützt die chinesische Regierung durch das derzeit global betrachtet höchste Förderprogramm den Ausbau von erneuerbarer Energie siehe Abb.21: Grüne Stimuluspakete – Ausgaben 2010. Der Wettbewerb um den Kunden wird zunehmend über den Modulpreis ausgetragen, daher sind degressive Produktionskosten wichtig, um konkurrenzfähig zu bleiben. Chinesische Module werden im Vergleich zu europäischen und amerikanischen Herstellern immer günstiger siehe Abb.19: globale PV-Modulpreisentwicklung 2007-2010. Abb.19: globale PV-Modulpreisentwicklung 2007-2010. (Quelle: Bank Sarasin, Solarwirtschaft-unterwegs in neue Dimensionen, Nov. 2010) Kostenseitig sind westliche PV-Produzenten bei der Herstellung von kristallinen Zellen und Modulen derzeit nur geringfügig teurer. Anders 95 Z.B. Suntech, Ja Solar,Trina Solar,Yingli Green,LDK Solar,Gintech Energy, Motech Industries 56 dagegen die Dünnschichttechnologie, wo außer dem amerikanischen Branchenprimus First Solar chinesische Unternehmen teilweise bis zu 40% günstiger produzieren können, als ihre europäischen Wettbewerber 96. Wenn sich die Situation in China nicht z.B. durch steigende Löhne ändern sollte, wofür es erste Anzeichen gibt 97, werden Unternehmen aus Europa oder den USA mit diesem Wachstum schwer mithalten können und sind daher, sollten sie ausschließlich im Segment kristalliner Solarwafer, Zellen und Module tätig sein, bedroht. Im Jahr 2009 wurden bereits ca. 65% der weltweit hergestellten PV-Wafer und 49% der PV-Zellen von China erzeugt 98, Tendenz steigend siehe Abb.20 Entwicklung der PV-Produktion in China. China hat damit Japan und Deutschland in ihrer ursprünglichen Vormachtstellung bei der PV-Produktion bereits abgelöst. Abb.20: Entwicklung der PV-Produktion in China (Quelle Bank Sarasin, Solarwirtschaft-unterwegs in neue Dimensionen, Nov. 2010) 96 Bank Sarasin (2010/11): Solarwirtschaft – unterwegs in neue Dimensionen, S.12-14 german.china.org.cn (2010): China-Anhebung lokaler Mindestlöhne http://german.china.org.cn/fokus/2010-11/02/content_21256497.htm , Abfragedatum: 05.02.2011 98 Solarbuzz (2011): Solarbuzz Reports World Solar Photovoltaic Market Grew to 18.2 Gigawatts in 2010, Up 139% Y/Y http://www.solarbuzz.com/our-research/recent-findings/solarbuzz-reports-world-solar-photovoltaicmarket-grew-182-gigawatts-20 , Abfragedatum: 31.03.2011 97 57 Ein weiteres aufstrebendes Schwellenland ist Indien, mit seinen 1,2 Mrd. Einwohnern 99 hat es einen gewaltigen Energiebedarf, der mit der Zunahme der Industrialisierung exponentiell steigen dürfte. Darüber hinaus verfügt Indien über kein flächendeckendes Stromnetz. 300 Millionen Menschen besitzen keinen Zugang zu Elektrizität. Indien eignet sich besonders für den Einsatz von PV, hat es doch ähnlich wie Australien oder Kalifornien naturbedingt eine hohe solare Einstrahlungsdichte, was im Vergleich zu Deutschland ca. KWh/KWp/Jahr doppelt bedeutet. so hohe Das Energieertragswerte zusammen ergibt von ein 2200 großes Wachstumspotential für PV, speziell Off-Grid PV-Lösungen, sogenannte Solar Home Systems 100.Z.B. ist BP Solar mit einem Joint Venture mit dem indischen Mischkonzern Tata schon in Indien engagiert. 5.2. Kunden Stark wachsende Produktionskapazitäten im Bereich von Solarwafern, Zellen und Modulen bewirken ca. seit 2009 ein Überangebot am globalen Markt. Der PV-Markt hat sich mit 2009 von einem Verkäufer hin zu einem Käufermarkt gewandelt gekennzeichnet durch Überangebot und Preisverfall. Die PV-Endkunden setzen sich zusammen aus PV-Großanlagen von Projektträgern (Investoren Gruppen oder Bürgersolaranlagen 101) und EVU`s, Landwirtschaft, Gewerbe-und Industriebetrieben und Privathaushalten 102. Privathaushalte stellen Kleinstkunden dar, die selbst eher selten ihre PVModule kaufen. Hier kommt die Branche der Installateure als Zwischenhändler zum Zuge, die für den privaten Endkunden die Beratung und Bestellung der PV-Module übernimmt und meist in Form von Komplettsystemen verkauft und installiert. Sie haben einen erheblichen 99 Wikipedia (2011): Indien - Einwohnerzahl, http://de.wikipedia.org/wiki/Indien , Abfragedatum 28.03.2011 100 Bank Sarasin (2010): Nachhaltigkeitsresearch der Bank Sarasin: Indien – boomender Markt für Solar- und Windenergie , http://www.sarasin.ch/internet/iech/index_iech/about_us_iech/media_iech/news_iech.htm?reference=1 10941&checkSum=6711EAC9E360BBA5597C5C377DE4E9AD , Abfragedatum: 25.03.2011 101 Z.B. Solarkraftwerk Wien (2011): http://www.solarkraftwerk-wien.at/solar/Home.html , Abfragedatum: 26.03.2011 102 vgl. Solarbuzz (2011): German PV market reaches 3.87 GW in 2009, up 109% from 2008 http://www.solarbuzz.com/facts-and-figures/market-facts/regional-pv-markets-europe ,Abfragedatum: 31.03.2011 58 Einfluss auf die Produktwahl des Kunden. Dennoch ist die potentielle Verhandlungsstärke der Installateurbetriebe meist lokal auf den jeweiligen PV-Großhändler begrenzt. Anders dagegen die Verhandlungsstärke von Kunden bei der Anschaffung von PV-Großanlagen. Hier gibt es entweder fachkundige Einkäufer oder Consulter auf Seiten des Kunden. Die Aufträge werden je nach Projektvolumen ausgeschrieben oder über Verhandlungen vergeben. Globale PV-Hersteller, die auch als Projektintegratoren tätig sind können hier auch länderübergreifend schlüsselfertige Projektlösungen von der Herstellung über die Installation aus einer Hand anbieten. Generell wichtig für die PV-Kunden ist Investitionssicherheit in Form von geregelten Einspeisetarifen und langfristigen Abnahmegarantien für den erzeugten Strom wie in Deutschland durchs EEG geregelt. Je höher die Einspeisetarife, der konventionelle Strompreis und je niedriger die PVAnschaffungskosten desto schneller die Amortisation beim Kunden und desto höher die Kundennachfrage nach PV (siehe auch Abb.15 Amortisation einer PV-Anlage im Ländervergleich). 5.3. Zulieferer Die Gewinnung von Strom aus Solarenergie ist abhängig von mehreren Komponenten siehe Abb. 10: Bestandteile einer netzgekoppelten PV-Anlage. Als Basis zur PV-Zellen Herstellung sind Rohstoffe wie Silizium für kristalline PV-Zellen oder Indium, Gallium, Selenid und Tellurid für sogenannte Dünnschicht-Zellen erforderlich. Reinst-Silizium wird u.a. in der Elektronikindustrie für die Produktion von Halbleitern und in der PV-Industrie für die Herstellung der PV-Vorprodukte (Blocks, Ingots und Wafer) benötigt. Auch wenn Silizium nicht zur Gruppe der seltenen Erden gehört 103, kam es in den Jahren 2004-2008 immer wieder zu einem Mangel 104,der bei den siliziumbasierenden PV-Herstellern zu erhöhten Produktionskosten geführt 103 Silizium gilt als das zweithäufigste chemische Element (nach Sauerstoff), da die Erdkruste aus ca. 25 % Silizium besteht. 104 heise online (2006): Solarbranche sorgt für Siliziumknappheit http://www.heise.de/ct/artikel/Solarbranche-sorgt-fuer-Siliziumknappheit-302490.html ,Abfragedatum: 31.03.2011 59 hat.. Der Grund dafür lag einerseits im PV-Nachfrageboom andererseits ursächlich bedingt durch die wenigen vorhanden Zulieferer, die aus Rohsilizium Reinstsilizium herstellen können. Polysilizium Produzenten wie das deutsche Unternehmen Wacker-Chemie sind derzeit aufgrund langer Vorlaufzeiten beim Bau der Produktionsanlagen (Öfen) und hoher Anfangsinvestitionen noch weltweit selten siehe Tabelle 02 weltweit führende Polysilizium Hersteller 2010. 85 % des Welt-Markts dominieren 10 Unternehmen 105 Tabelle 02: weltweit führende Polysilizium Hersteller 2010 (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Polysilizium ,Abfragedatum 07.01.2011) Zulieferer konnten sich aussuchen, welche PV-Hersteller sie bevorzugt beliefern wollten und erhöhten laufend ihre Produktionsmenge um den Nachfrageüberhang abzubauen. Neueinsteiger wie GCL-Poly aus China sorgten für zusätzliche Versorgung auch und vor allem des aufstrebenden chinesischen Heimmarktes. Die PV-Hersteller ihrerseits versuchten sich durch langfristige Verträge meist mit mehreren Zulieferern das für ihre Produktion notwendige Rohmaterial zu sichern und sich von den tagesaktuellen Spotmarktpreisen unabhängig zu machen. Darüber hinaus intensivierten PV-Hersteller ihre Forschung & Entwicklung, um durch immer dünnere Zellen, Recycling von Alt PV-Zellen oder durch die PV-Produktion von nicht siliziumbasierenden Ersatzprodukten den teuren Rohstoff einsparen bzw. ersetzen zu können. Zusätzlich kam es bei 105 einigen Unternehmen wie der deutschen SolarWorld Bank Sarasin (2010/11): Solarwirtschaft – unterwegs in neue Dimensionen., S.10 60 AG zur Rückwärtsintegration in der PV-Wertschöpfungskette. Durch eine Firmenübernahme produziert SolarWorld seit 2000 auch Reinstsilizium 106. Umgekehrt kommt es seitens einiger Silizium-Produzenten, z.B. Wacker Chemie, GCL-Poly, MEMC, durch die Herstellung von PV-Ingots und Wavern auch zur Vorwärtsintegration. Dieses Vorgehen sichert diese Unternehmen auch für eine Zukunft mit sinkender Nachfrage und Silizium Preisen ab. Wichtige Zulieferer der PV-Industrie sind PV-Produktionsequipment und Anlagenbauer wie z.B. die deutsche Centrotherm Photovoltaics AG, das Schweizer Unternehmen Meyer Burger oder GT Solar International aus den USA. Obwohl ohne diese sehr erfolgreichen Unternehmen keine industrielle Großserien-PV Produktion möglich wäre, gibt es dennoch weltweit nur wenige Unternehmen, die sich auf diese Nische spezialisiert haben. Am deutschen Markt kam es 2010 zu einem Mangel an PV-Wechselrichtern wie sie z.B. von SMA Solar erzeugt werden. Aufgrund der Finanz- und nachfolgenden Wirtschaftskrise und dem dadurch mit verursachten abrupten Nachfragerückgang drosselten viele Zulieferer 2009 ihre Produktion, siehe 5.7. PV-Industrie im Umbruch: Krise 2009. Dies betraf auch die Zulieferer der Zulieferer. Durch Lieferschwierigkeiten der Hersteller von elektronischen Bauteilen kam es in Folge bei den Herstellern von Wechselrichtern zu Produktionsengpässen, die noch verstärkt wurden, als sich der PV-Markt Ende 2009 wieder erholte. Bedingt durch eine weitere Absenkung der EEGEinspeisetarife zur Jahresmitte 2010 kam es zu einem regelrechten Ausverkauf 107 der Produkte und Rekordergebnissen bei den auf diese Nische spezialisierten Herstellern 108. 106 heise online (2006): Solarbranche sorgt für Siliziumknappheit http://www.heise.de/ct/artikel/Solarbranche-sorgt-fuer-Siliziumknappheit-302490.html ,Abfragedatum: 31.03.2011 107 NaturEnergie-Magazin (2010): Solar-Wechselrichter sind Mangelware. http://www.naturenergie-magazin.de/index.php?/archives/1480-Solar-Wechselrichter-sindMangelware.html , Abfragedatum 31.03.2011 108 SMA (2010): Der Konzern in Zahlen. Halbjahresfinanzbericht 2010 http://www.sma.de/de/no_cache/investor-relations/publikationen/finanzberichte.html , 2010-08-13_SMA_H1_2010_DE_HA_01.pdf, S. 2+11, Abfragedatum 13.12.2010 61 Geld als knappen Rohstoff betrachtet sind auch die Banken wichtige Zulieferer der PV-Industrie. Durch die Finanzkrise sind die Anforderungen der Banken bei der Kreditvergabe gestiegen. Um weiterhin Expansionschancen zu haben und global agieren zu können, ist für erfolgreiche Unternehmen der kapitalintensiven PV-Industrie neben hoher Produktqualität und Kostenführerschaft ein überlegenes Geschäftsmodell (siehe 7.4 Das überlegene Geschäftsmodell) wichtig. Es ist gekennzeichnet durch überdurchschnittlich hohe Profitabilität und Liquidität unterstützt durch schnelle Prozesse und Wertschöpfung. Unternehmen, die über derart starke Bilanzen verfügen, sollten bei notwendigen Fremdfinanzierungen keine Schwierigkeiten haben und gute Konditionen erzielen können. 5.4. Ersatzprodukte Bei der möglichen Gefahr durch Substitution lassen sich für die PV-Industrie verschiedene Szenarien berücksichtigen. Externe Bedrohung und Chance für die Verbreitung von erneuerbaren Energien gleichermaßen ist die Höhe des Rohölpreises siehe Abb.07: Rohölpreisentwicklung 1960-2010 (in U$). Ein langfristiges Absinken könnte den Ausbau auch von PV bremsen ist aufgrund endlicher Ressourcen aber unwahrscheinlich. Auch würden darüber hinaus festgelegte Klimaziele Stichwort CO2-Reduktion, 2 Grad Ziel (siehe Kap. 4.1 Umwelt- und Rahmenbedingungen) weiterhin als Ausbau-Treiber fungieren. Auf Erneuerbare Energien bezogen stellt die Solarindustrie selbst für sich eine Bedrohung dar siehe Kap. 4.2 PV-Definition. Im Kampf um die Ausnutzung der solaren Einstrahlung kommt es zu einer Flächenkonkurrenz zwischen PV und Solarthermie. Da z.B. auch die Solarthermie in Deutschland gefördert wird 109, kann es zur TechnologieKonkurrenz um die Ausnutzung der Dachfläche kommen. Bisher mussten sich daher die Kunden für Solarstrom oder Solarwärme entscheiden. 109 in Deutschland geregelt im Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) 62 Inzwischen sind erste Hybridprodukte auf dem Markt, die das Beste von beiden Welten in sich vereinen 110. Innerhalb der PV ist eine fortschreitende Technologie-Substitution erkennbar. Waren 2005 noch ca. 91% aller PV-Zellen Silizium basierend 111 so geht derzeit der Trend getrieben durch die hohen Polysilizium-Preise der letzten Jahre zu Silizium freien Dünnschicht-Zellen 112, künftig evtl. sogar zu organischen oder Farbstoffzellen. Andere Vorzeichen wie ein drastischer Einbruch bei den Silizium-Rohstoffpreisen durch einen Nachfragerückgang für die kostenintensive kristalline Produktion könnten diesen Trend verlangsamen. Darüber hinaus substituieren neue PV-Zellen mit höheren Wirkungsgraden fortlaufend ihre Vorgänger in den Produktionsstraßen. 5.5. Rivalität unter bestehenden Wettbewerbern Allgemein ist ein Trend zu vertikaler Integration entlang der PVWertschöpfungskette zu verzeichnen. Auch die Rückwärtsintegration ist eine logische Schlussfolgerung in der PV-Branche, um die Rohstoffengpässe der letzten Jahre zu überwinden. Das Überwinden des Silizium-Rohstoffmangels durch vertikale Integration, Eingehen langfristiger Lieferverträge und Aufbau von Ersatzprodukten wie der Dünnschichttechnologie (siehe Kap. 5.4. Ersatzprodukte) hat in der Folge zu einem Rohstoff-Preisverfall und damit zu niedrigeren Herstellungskosten geführt. Diese Vorteile wurden aber zu gleichen Teilen durch die Zunahme des globalen Wettbewerbs, der erzeugten PV-Angebotsmenge und dem rückläufigen Nachfrageverhalten der Käufer aus etablierten Märkten (z.B. Spanien) egalisiert, so dass sinkende PV-Preise den Markt beherrschen. Dadurch bleibt der Druck zur fortlaufenden Kostendegression bei den Herstellern aufrecht um eine ausreichende Gewinnmarge lukrieren zu können. 110 solarhybrid (2011): Photothermie http://www.solarhybrid.ag/Hybrid-Kollektor.52.0.html , Abfragedatum: 02.04.2011 111 vgl. Hennicke P., Fischedick M.(2010):Erneuerbare Energien, S.33 112 Marktanteil 2009 ca. 18%, Prognose bis 2012 auf ca. 30% vgl. Bank Sarasin (2010/11): Solarwirtschaft – unterwegs in neue Dimensionen., S.6 63 Das Ausnutzen von Erfahrungskurven beschert den schon längerfristig am PV-Markt agierenden Unternehmen einen Rückgang der Stückkosten in F&E, Produktion, Vertrieb, Installation und damit zumindest (theoretisch) einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den neu eintretenden Unternehmen. Da die meisten der neu eintretenden Unternehmen aus China oder Taiwan sind, können sie im globalen Wettbewerb aufgrund anderer Ausgangsbedingungen (z.B. niedrigere Material, Energie, Lohnkosten) meist dennoch günstiger produzieren siehe Kap. 5.1 Neue Wettbewerber. Gleichzeitig sorgen sinkende Modulkosten und fortlaufende bzw. neue staatliche Fördermaßnahmen für ein Anhalten der globalen Nachfrage, lediglich die Absatzmärkte verschieben sich. Daher gilt es auch für bestehende Wettbewerber auf allen drei wichtigen Märkten (Europa, Asien und USA) präsent zu sein. Solarbuzz prognostiziert bis zum Jahr 2015 einen weiteren Preisverfall bei Solarmodulen von 37-50% auf Basis der 2010er Preise 113. 5.6. Staat als Regulator „Ich warne davor, zu glauben, dass der Markt die Umwelt alleine in den Griff bekommt - dies ist geradezu ein Paradebeispiel für öffentliche Verantwortung.“ Willy Brandt (1913-92), dt. Politiker (SPD), 1969-74 Bundeskanzler, Friedensnobelpreisträger. Eine wesentliche Rolle bei der Strukturanalyse der Solarenergie spielt der Staat. Er kann hier z.B. durch direkte Subventionen, indirekte Subventionen wie z.B. Steueranreize oder Forschungszuschüsse mehrere Aspekte der Branchenstruktur beeinflussen und wird daher auch in Abb. 05 Fünf-Kräfte Modell als Faktor visualisiert. Porter warnt allerdings auch vor den Gefahren 113 Solarbuzz (2011): Solarbuzz Reports World Solar Photovoltaic Market Grew to 18.2 Gigawatts in 2010, Up 139% Y/Y http://www.solarbuzz.com/our-research/recent-findings/solarbuzz-reports-world-solar-photovoltaicmarket-grew-182-gigawatts-20 , Abfragedatum: 31.03.2011 64 von zu viel staatlichem Einfluss, der auf längere Sicht wettbewerbsverzerrend, eigeninitiativhemmend sein und abhängig machen kann. 114 Auch tragen Subventionen zur Instabilität einer Branche bei, weil die Branche in Abhängigkeit von nationalen politischen Entscheidungen gerät, die in kürzester Zeit (z.B. aufgrund wechselnder politischer Mehrheitsverhältnisse) abgeändert oder gar zurückgenommen werden können. 115 Aktuelle Beispiele der jüngsten Zeit aus Europa sind Spanien 116 und Tschechien 117. Andererseits kann der Staat gerade auch im Bereich der kostenintensiven Energie, die im Falle von fossil-nuklearen Energieträgern hohe Importabhängigkeiten verursacht, dank Förderung heimischer regenerativer Energien höhere Energieautonomie erreichen, zur Einhaltung von geplanten Klimaschutzzielen und zur direkten Wertschöpfung im Inland beitragen. Darüber hinaus kann der Staat die EVU`s bei Ihrer Aufgabe der Energieversorgung und Verteilung unterstützen je nach dem zu welchen Anteilen Netzeinspeisung oder Eigenverbrauch von dezentral gewonnenem Solarstrom gefördert wird (siehe auch Kap. 4.7. PV und Netzbetreiber) 118. Unter all diesen Aspekten werden derzeit global in vielen Ländern Photovoltaik-Anlagen gefördert, wovon die PV-Industrie aufgrund steigender Nachfrage profitiert siehe Abb.21: Grüne Stimuluspakete – Ausgaben 2010. 114 vgl. Porter, M., E. (1990): The Competitive Advantage of Nations, London-Basingstoke, MacMillan Press, S. 680-682 115 Porter, M., E. (1999): Wettbewerbsstrategie., S. 284 116 Mit dem Royal Decree 1578 vom Sept 2008 beschloss Spanien eine Senkung der Einspeisetarife um 28% und eine Deckelung jährlicher Neuinstallationen. Der spanische Markt brach daraufhin von 2.700 MW Neuinstallation 2008 auf 60 MW Neuinstallation in 2009 zusammen.vgl. Bank Sarasin (2010/11): Solarwirtschaft – unterwegs in neue Dimensionen., S.26 117 Im Okt/Nov 2010 per Gesetz beschlossene Einführung einer 26% Steuer auf Einnahmen aus PVAnlagen beendet den PV-Boom in Tschechien. vgl. Thanei, C. (2010): Tschechien zieht die Solarnotbremse, Die Presse,18.11.2010, S. 20 118 Z.B. die in Deutschland ab dem Jahr 2009 im EEG geregelte Selbstverbrauchsvergütung. 65 Abb.21: Grüne Stimuluspakete – Ausgaben 2010. (Quelle: Bank Sarasin Nachhaltigkeitsresearch. Indien – boomender Markt für Solar- und Windenergie, März 2010) China hat im Herbst 2010 mit angekündigten Umweltschutzausgaben in Höhe von 218 Mrd. US$ die globale Vorreiterrolle bei „grünen Investitionen“ übernommen. Im 10-Jahres „Clean Energy Plan“ hat China festgelegt, bis 2020 zumindest 15% des Energieverbrauchs aus CO2 neutralen Ressourcen zu decken 119. Im Rahmen des „Golden-Sun-Programms“ werden Investitionen in PV-Anlagen mit 50% Steuererleichterung unterstützt 120. Die USA verfügen derzeit noch über keinen eigenen bundesweiten Einspeisetarif. Dennoch gibt es schon in 29 Bundesstaaten eigene Renewable Portfolio Standards (RPS) und diverse Solar Incentive Programme auf Bundesländerebene. Im Herbst 2010 hat die USA ein „grünes Konjunkturpaket“ in Höhe von 118 Mrd. US$ angekündigt. Die USA unter Barack Obama streben danach, Ihre Abhängigkeit von ausländischen Ölimporten bis 2025 um 1/3 zu reduzieren 121. Mit einem Wachstum von rund 40% im Jahre 2009 hat sich der US-Markt als sehr dynamisch erwiesen. Noch höhere Wachstumsraten werden in Zukunft erwartet 122. 119 Bank Sarasin (2010): Nachhaltigkeitsresearch der Bank Sarasin: Indien – boomender Markt für Solar- und Windenergie , http://www.sarasin.ch/internet/iech/index_iech/about_us_iech/media_iech/news_iech.htm?reference=1 10941&checkSum=6711EAC9E360BBA5597C5C377DE4E9AD , Abfragedatum: 25.03.2011 120 Bank Sarasin (2009): 2010-Das Jahr der grünen Erholung?, http://www.sarasin.ch/internet/iech/index_iech/about_us_iech/media_iech/news_iech.htm?reference=9 4821&checkSum=F61F8040B3E98FB5FD96F662165667B6 , Abfragedatum: 24.03.2011 121 Vieregge, T. (2011): Obama will USA aus der Ölfalle führen, Die Presse, 01. 04 2011, S. 8 122 Bank Sarasin (2010/11): Solarwirtschaft – unterwegs in neue Dimensionen., S.27-29 66 Indien eignet sich aufgrund hoher solarer Einstrahlungsdichte besonders für den Einsatz von PV. Die indische Regierung möchte bis 2020 ca. 20% ihres Energiebedarfs aus erneuerbarer Energie gewinnen. Das Staatsbudget 2010/11 sieht 1 Mrd. US$ an Förderungen für erneuerbare Energie vor 123. Deutschland fördert den Ausbau von erneuerbarer Energie im ErneuerbareEnergien-Gesetz (EEG). Das EEG hat die Rolle eines Markteinführungsinstruments und wurde aufgrund seines Erfolgs von mehreren europäischen Ländern übernommen. Die dynamische Entwicklung der PV in Deutschland ist dem EEG zu verdanken und hat in Deutschland einen technologisch führenden Industriezweig mit hohem Exportanteil geschaffen siehe Abb.22 Solarzellenproduktion in Deutschland 2000-2008 und Abb.23 Deutschlands PV-Exporte 2004-2013. Abb. 22: Solarzellenproduktion in Deutschland 2000-2008 (Quelle: Quelle Bundesverband der deutschen Solarwirtschaft http://www.solarwirtschaft.de/medienvertreter/infografiken/solarstrom.html) 123 (BSW): Bank Sarasin (2010): Indien – boomender Markt für Solar- und Windenergie , http://www.sarasin.ch/internet/iech/index_iech/about_us_iech/media_iech/news_iech.htm?reference=1 10941&checkSum=6711EAC9E360BBA5597C5C377DE4E9AD , Abfragedatum: 25.03.2011 67 Abb.23: Deutschlands PV-Exporte 2004-2013 (Quelle Bundesverband der deutschen Solarwirtschaft http://www.solarwirtschaft.de/medienvertreter/infografiken/solarstrom.html) (BSW): Für Solarstrom regelt das EEG die Höhe der individuellen Vergütung abhängig von verschiedenen Parametern wie Anlagengröße, Anlagentyp und Jahr des Betriebsbeginns. Das EEG garantiert dem privaten Stromproduzenten je nach Inbetriebnahmedatum seiner PV-Anlage eine festgelegte (aber degressive) Vergütung für den Zeitraum von 20 Jahren. Netzbetreiber sind laut EEG zur vorrangigen Abnahme des regenerativ erzeugten Stroms verpflichtet. Das EEG garantiert damit dem privaten Investor Investitionssicherheit, fördert die Amortisierung seiner Anlage, fördert die Verbreitung von Strom aus erneuerbarer Energie und trägt dank Nachfrageerhöhung zu sinkenden Modulpreisen und damit zu einer rascheren Netzparität (siehe Kap. 4.8 Netzparität) bei. Ab diesem Zeitpunkt entspricht die Höhe der EEG-Vergütung den Kosten für den Haushaltsstrom. Ziel des EEG ist den Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromversorgung auf mindestens 30 % bis 2020 zu erhöhen 124. Dies stellt eine bedeutende Umstellung zum traditionellen deutschen Energiemix dar, siehe Abb. 24a Energiemix, Stand 2005 und 24b Energiemix, Stand 2009. 124 EEG §1 Abs.2 68 Abb. 24a Energiemix in Deutschland, Stand 2005 (Quelle: Vorlesung Solarenergie SS2007 Universität Heidelberg, Michael Doran, Volker Quaschning) Abb.24b Energiemix in Deutschland, Stand 2009. (Quelle: Deutsches Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWI), http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/E/energiestatistikengrafiken,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf ) Die PV-Förderung nimmt im EEG eine Vorrangstellung ein und hatte Anfang 2010 pro Kilowattstunde die höchsten Vergütungssätze innerhalb der erneuerbaren Energien siehe Abb. 25 Förderung Erneuerbarer Energien in 69 Deutschland und Tabelle 03 EEG Vergütungssätze 2004-2013 bei Netzeinspeisung. Abb. 25: Förderung Erneuerbarer Energien in Deutschland, Stand 2009 (Quelle:http://www.iea-shc.org/countries/reports/report.aspx?Country=Germany) Tabelle 03: EEG Vergütungssätze 2004-2013 bei Netzeinspeisung, Rückgang der Einspeisevergütung (Feed-In Tarif) je Leistungsstufe + nach Inbetriebnahmedatum, Segment Gebäude Dachanlagen. (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Erneuerbare-Energien-Gesetz#Photovoltaik , Stand 25.03.2011), Uwe Warm 5.7. PV-Industrie im Umbruch: Krise 2009 Durch die Rezession und Kreditkrise wurde auch die aufstrebende PVIndustrie getroffen. Die Nachfrage brach unerwartet stark ein, alle Ebenen entlang der PV-Wertschöpfungskette waren betroffen. Das zusätzliche Zusammenbrechen des großen spanischen PV-Markts bedingt durch einen drastischen Regierungseingriff Ende 2008 125 ergab für 2009 (mit Ausnahme von Deutschland) defakto ein Nullwachstum für die globale PV-Industrie, siehe Abb. 27 Entwicklung des europäischen. PV-Markts. Der absatzverwöhnte PV-Markt, bis 2008 ein Verkäufermarkt, litt 2009 unter 125 Spain Royal Decree 1578/2008 70 Überkapazitäten einhergehend mit hohem Preisverfall 126.Die Preise für Solarmodule fielen vor 2009 jährlich um ca.5-10%, im Jahr 2009 um ca. 40%, und 2010 fast wie vor der Krise um 14% 127 siehe Abb.26: Solarstromanlagen seit 2006 rund 50% billiger. Abb.26: Solarstromanlagen seit 2006 rund 50% billiger (Quelle Bundesverband der deutschen Solarwirtschaft (BSW): http://www.solarwirtschaft.de/medienvertreter/infografiken/solarstrom.html) Unter der darauf folgenden Drosselung der Kapazitäten litt der sich wiedererholende PV-Markt teilweise auch noch 2010 siehe Kap. 5.3. Zulieferer. 5.8. PV-Branchen Resümee 128 Zusammenfassend lässt sich bei den großen Herstellern der PV-Industrie der Trend zur vertikalen Integration (integrated manufacturer) in der Wertschöpfungskette, rückläufigen Produktionskosten durch Fokussieren auf Kostenführerschaft und anhaltend steigenden Effizienzgraden bei den 126 vgl. Bank Sarasin (2009/11): Solarwirtschaft – grüne Erholung in Sicht., S.7 Solarbuzz (2011): Solarbuzz Reports World Solar Photovoltaic Market Grew to 18.2 Gigawatts in 2010, Up 139% Y/Y http://www.solarbuzz.com/our-research/recent-findings/solarbuzz-reports-world-solar-photovoltaicmarket-grew-182-gigawatts-20 , Abfragedatum: 31.03.2011 128 Stand 11/2010 127 71 produzierten Solarzellen und Modulen beobachten (siehe Kap.5 Bedeutung des 5 Kräfte Modells für die PV-Industrie). Die vertikale Integration trägt zum Abbau von Nischen der auf PV-Zellen oder Module spezialisierten Hersteller bei und verschärft den Wettbewerb. Ein Wettbewerb, der in der erzeugenden PV-Industrie hoch kapitalintensiv ist und nur von den Unternehmen gewonnen werden kann, die einerseits über gute Finanzierungsmöglichkeiten und anderseits über niedrigste Produktionskosten verfügen. Im globalen Ländervergleich ist absehbar, dass Schwellenländer wie China mit seinen großen PV-Unternehmen, die zum Teil ihren Finanzsitz auf den Cayman Islands haben, über niedrige Personalkosten, hohe Skaleneffekte und hohe gewinnen Binnenmarktnachfrage wird (siehe Kap. 5.1 verfügen Neue diesen Kampf Wettbewerber). mittelfristig Wenn die Massenproduktion von PV-Wafern, -Zellen und -Modulen für andere (kleinere) Wettbewerber (ohne Subventionen) wirtschaftlich unrentabler wird, stellt sich die Frage nach neuen Nischen. Hier verspricht eine Spezialisierung auf das PV-Installationsgeschäft Zukunftsaussichten für die europäischen und amerikanischen Hersteller. Auch wird die aufkommende PV-Industrie in Schwellenländern wie Indien 129 eine Nische bieten für Hersteller, die auf den Bereich von autarken PV-Insellösungen (off-Grid) spezialisiert sind, z.B. auf die dafür benötigten Strom-Speicher deren Einsatz auch im stromnetzgebundenen Europa zum Lastmanagement 130 der fluktuierenden PV- und Windenergie Einspeisung hohes Zukunftspotential hat. Deutschland als führender PV-Markt nach installierter Leistung wird sich nach dem Wachstums-Hype bis 2010 langsamer entwickeln siehe Abb. 27 Entwicklung des europäischen. PV-Markts. 129 Bank Sarasin (2010): Indien – boomender Markt für Solar- und Windenergie , http://www.sarasin.ch/internet/iech/index_iech/about_us_iech/media_iech/news_iech.htm?reference=1 10941&checkSum=6711EAC9E360BBA5597C5C377DE4E9AD , Abfragedatum: 25.03.2011 130 hier i.S. des Erzeugungsmanagements =zielgerichtete Anpassung des Stromangebots an die tatsächliche Stromnachfrage zur Vermeidung von Überangebot oder Unterversorgung 72 Abb.27: Entwicklung des europäischen. PV-Markts (nach installierter MW-Leistung) (Quelle:Solarbuzz:http://www.solarbuzz.com/facts-and-figures/market-facts/regional-pvmarkets-europe) Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des PV-Markts wird für die Jahre 2009-2015 für Deutschland mit +3%, die USA mit +70%, China mit + 77% und Indien mit +76% angenommen 131. Damit das Wachstum der PV-Industrie auf hohem Niveau fortgesetzt werden kann, sind künftig zusätzliche Märkte neben den etablierten wie Deutschland erforderlich. Darüber hinaus wird es laut Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie 132 für High-Tech-Länder wie Deutschland darauf ankommen, über einen stetigen Technologievorsprung einen signifikanten PV-Marktanteil weiterhin für sich beanspruchen zu können. Außer Größe werden hohes technologisches Knowhow, eine breite Vertriebsbasis und eine gesunde Finanzstruktur (siehe Kap. 7.4. Das überlegene Geschäftsmodell) auch künftig erfolgreiche Unternehmen der PVIndustrie kennzeichnen 133. 131 Bank Sarasin (2010/11): Solarwirtschaft – unterwegs in neue Dimensionen., S.29 vgl. Hennicke P., Fischedick M.(2010):Erneuerbare Energien.,S.77 133 vgl. Bank Sarasin (2009/11): Solarwirtschaft – grüne Erholung in Sicht., S.8 132 73 6. Datenvorbereitung zur Analyse der PV-Branche anhand von WBMAnalyseverfahren Kennzahlen bestimmen die Wirtschaft. Finanzkennzahlen geben Auskunft über Erfolg- bzw. Nichterfolgreiche Unternehmen. Zu ihrem Erhalt und ihrer Auswertung wurde eine computergestützte Analyse quantitativer Daten als Methodik gewählt. Ein qualitatives Interview z.B. in Form von Unternehmensbefragungen schied aufgrund der Firmenauswahl in Form von Kapitalgesellschaften (siehe auch Kap. 6.1 Datenerhebung) als Methodik aus. Beim Umfang des gewählten Themas war die Eingrenzung der Recherche essentiell. So wurde trotz globaler PV-Marktbetrachtung der Fokus auf die Performance deutscher PV-Anbieter gelegt. Das Ziel der Datensammlung war, eine Vergleichsdatenbank zu erstellen auf deren Grundlage die spätere Auswertung und Beweisführung nach der WBM-Analyse Methode beruht. Wie ein Elektroauto nicht ohne Batterie funktioniert, so kann kein Solarstrom erzeugt werden ohne ein PV-Modul, kein Modul ohne die notwendigen Einzelzellen bestehen. Als PV-Industrie werden daher in der Analyse PVHersteller und PV-Systemintegratoren zusammengefasst 134.Bei den PV- Systemintegratoren handelt es sich im Bereich der Analyse ebenfalls um international tätige Kapitalgesellschaften (nicht um lokal agierende Vorort Installateure), die eine schlüsselfertige PV-Lösung bestehend aus PV-Modul, Rack, Befestigung, Wechselrichter liefern können. Manche Unternehmen vereinen auch beide Funktionen. Abb. 28 zeigt die analysierten Unternehmen der PV-Industrie inklusiv ihrer Logos. 134 siehe auch Kapitel 2.5 PV-Industrie 74 Abb.28: Analysierte PV-Unternehmen (Quelle: U.Warm) 6.1. Datenerhebung Kennzahlen bestimmen die Wirtschaft. Unternehmen werden aufgrund von Finanzkennzahlen beurteilt, gemessen und gesteuert. Über Erfolg- bzw. Nichterfolg auskunftgebende Finanzkennzahlen lassen sich den Geschäftsberichten 135 von Unternehmen entnehmen. Im Falle von Kapitalgesellschaften 136 herrscht laut deutschem Handelsgesetzbuch (HGB) Veröffentlichungspflicht. Der Geschäftsbericht wird jährlich nach Ablauf des Geschäftsjahres publiziert und umfasst bei den analysierten Unternehmen den Jahresabschluss bestehend aus Bilanz, Gewinn-und Verlustrechnung (GuV) und Kapitalfluss-Rechnung. Als Basis der Datensammlung dienten jeweils mindestens drei aufeinanderfolgende Jahresabschlüsse der analysierten Unternehmen. 135 Der Geschäftsbericht ist eine der wichtigsten Informationsquellen für den Eigentümer (z.B. bei einer Aktiengesellschaft die Aktionäre). Er gibt Auskunft über Strategie, Tätigkeit und Erfolg des Unternehmens. 136 Rechtsformen in Deutschland z.B. AG, SE, GmbH 75 Die Daten der Kapitalgesellschaften sind mittels Internet für alle abrufbar. Im Falle von Personenhandelsgesellschaften 137 (ohne Veröffentlichungspflicht) erhält man diese Daten meist direkt durch persönliche Befragungen. Da diese Arbeit sich auf Kapitalgesellschaften beschränkt, wurde der größte Teil der Rohdaten mittels Internet-Recherche zusammengetragen und in Excel-Form festgehalten siehe Tabelle 04 Auszug aus Analyse- Datenbank/Rohdatensammlung. Als Orientierungspunkt für die Selektion der Firmen aus der zu analysierenden Branche dienten Branchenindizies wie PV Global 30 Index 138 , PVVX-Index 139 ,Ökodax 140 und im weiteren TecDax 141 und RENIXX 142, deren Auswahl meist auf Marktkapitalisierung beruht. Als Kontrolle für die Richtigkeit der Auswahl dienten Jahresabschlüsse erstellt nach US-Vorschriften (10-K Form, 20-F Form), die im Bereich Risk Factors u.a. mehr oder weniger detailliert die entsprechenden Hauptmitbewerber aufzählen. Zur Auswahl gelangten dann diejenigen PV-Unternehmen, die ihren Umsatz (Jahresumsatz > 50 Mio. €uro) mehrheitlich entlang der PV- Wertschöpfungskette generieren. Ausgeschlossen von der WBM-Analyse wurden Unternehmen, die sich mit der Erzeugung und Gewinnung von Rohsilizium (z.B. Hemlock, Wacker, GCL-Poly) beschäftigen, der Vorstufe der in Kap. 1.2 Branchenwahl definierten Wertschöpfungskette. Allerdings ist bei einem Teil dieser Unternehmen derzeit eine Vorwärtsintegration wie z.B. durch die Erzeugung 137 Rechtsformen in Deutschland z.B. KG, OHG, GbR Deutsche Börse AG (2009): Leitfaden Photovoltaik Global 30 Index, http://www.daxindices.com/DE/MediaLibrary/Document/Photovoltaik_Global_30_1_0_d.pdf , Abfragedatum 01.12.2010 139 Photon (2011): PPV-Index, http://www.photon.de/ppvx/ppvx.htm , Abfragedatum 08.01.2011 140 Deutsche Börse AG (2007): Leitfaden Ökodax, http://www.daxindices.com/DE/MediaLibrary/Document/%C3%96ko_DAX_L_1_0_d.pdf , Abfragedatum 02.12.2010 141 Deutsche Börse AG (2010): TecDax-Index, http://deutscheboerse.com/dbag/dispatch/de/kir/gdb_navigation/listing/10_Market_Structure/31_auswahlindizes/30_T ecDAX , Abfragedatum 19.11.2010 142 IWR (2010): Renixx-Index, http://www.iwr.de/renixx/, Abfragedatum 25.07.2010 138 76 von Ingots und Wafern zu erkennen 143. Je nach Intensität dieser vertikalen Integration gemessen am Gesamtumsatz ist wahrscheinlich, dass künftige Auswertungen diese aufgrund der Gewinne aus dem Silizium-Geschäft EBIT starken Firmen berücksichtigen werden. Aufgrund der obigen Definition sind globale Mischkonzerne wie Sharp, Sanyo, Kyocera, Mitsubishi, Siemens oder GE nicht Bestandteil der Auswertung, obwohl auch sie einen Teil ihres Umsatzes im PV-Bereich erzielen 144. Dessen ungeachtet besitzen sie gewaltiges Bedrohungspotential für die vorhanden Marktbestreiter allein schon aufgrund ihrer Kapitalstärke und vorhandener Skaleneffekte (siehe auch Kap. 5 Bedeutung des 5-Kräfte Modells für die PV-Industrie). In die gleiche Kategorie und ebenfalls nicht Bestandteil der Auswertung fallen globalen Ölkonzerne, wie BP oder Shell, die sich erst zögerlich aber dann mit gewaltigen Investitionen in den Bereich der Erneuerbaren Energien bewegten 145. Hier bleibt abzuwarten, inwiefern das Engagement nachhaltig ist oder zu Imagezwecken dient. Großes Augenmerk lag auf der Aktualität der Daten, weswegen zusätzlich noch aktuelle Beiträge aus Medien, Internet und Branchenreports 146 , wie sie von Bankhäusern zur Marktbeurteilung herausgegeben werden genutzt wurden. Datenbanken oder im englischen Information-Retrieval System (IRS), sind Dateien mit strukturierten Daten. Es gibt verschiedene Arten von Datenbanken wie z.B. Referenz-, Fakten- oder Volltext-Datenbanken. In der vorliegenden Arbeit wurde weitestgehend mit einer Fakten-Datenbank (basierend auf Geschäftsberichten) gearbeitet, die eine benutzerpezifische 143 z.B. REC Group (2010): Segment Information - Third Quarter REC Group, Total Revenues from Silicon, Wafer + Solar, http://www.recgroup.com/en/ir/Reports/2010/Third-quarter-2010/; S. 27, Abfragedatum 13.12.2010 (Umsatz im Segment Wafer +Solar > 70 % vs. Umsatz im Segment Silicon < 30%; daher aufgrund der Umsatzgewichtung in Auswertung mit eingeschlossen). 144 z.B. Sharp (2010): Annual Report, http://sharp-world.com/corporate/ir/library/annual/pdf/annual_2010.pdf Abfragedatum 02.08.2010 (Sharp Umsatz Segment Solar Cells FY 2010 = 208.732 Mill. Yen -ca. 1.844 Mill. Euro- entspricht 6,4% v. Gesamtumsatz) S.19,23,37,58 145 Bloomberg (2011): BP investment in alternative energy in 2011, http://www.bloomberg.com/news/2011-04-05/bp-boosts-to-2-billion-its-2011-investment-plan-forrenewable-energy.html, Abfragedatum 10.04.2011 146 wie z.B. von Bank Sarasin 77 Aufbereitung der erhobenen Zahlen und Statistiken ermöglichte (siehe Tabelle 04 Auszug aus Analyse-Datenbank/Rohdatensammlung). Tabelle 04: Auszug aus Analyse-Datenbank/Rohdatensammlung (Quelle: U. Warm) Die Recherche-Arbeit verlief mehrstufig von der Auswahl der geeigneten Datenquellen, die Abbildung der Suchstrategie als Suchformulierung sowie die Ausgabe und Speicherung der Ergebnisse. 6.2. SPSS SPSS steht für SPSS Statistics, die Statistiksoftware der gleichnamigen amerikanischen Firma SPSS, die 1968 gegründet und 2009 von IBM übernommen wurde. Die Abkürzung stand ursprünglich für Statistical Package for the Social Sciences, später dann auch für Superior Performing Software System. SPSS Statistics wurde 2009-2010 auch unter dem Namen PASW (Predictive Analysis SoftWare) vermarktet. Die Software ist ein modular aufgebautes Programmpaket zur statistischen 78 Analyse von Daten. Die für die Auswertungen in der vorliegenden Masterthesis verwendete SoftwareVersion ist SPSS Statistics (V.18). In SPSS muss das Analyse-Modell so beschrieben sein, dass klar ist, welche Variable als Abhängige gesucht wird und welche als Erklärende fungiert, also auf bekannte Werte aufbauen kann. Mit Hilfe dieser Angaben kann SPSS die unbekannten Koeffizienten der Regressionsgleichung berechnen. In SPSS wird das Ergebnis einer Regressionsanalyse stets in mehreren AusgabeTabellen dargestellt. Die erste Tabelle zeigt die in der Analyse verwendeten Variablen auf. Die weiteren Tabellen enthalten die eigentlichen Ergebnisse der Analyse. Als Einstiegsliteratur für SPSS wurde das Buch SPSS für Dummies verwendet 147. 6.3. Regressionsanalyse Die Regressionsanalyse gilt als eine der am häufigsten verwendeten statistischen Analyseverfahren. Es gibt verschiedene Regressionsverfahren wie z.B. die logistische, die robuste oder die lineare Regressionsanalyse. Die in dieser Arbeit zur Anwendung gelangte Analyseform basiert auf der linearen Regressionsanalyse. Mit ihrer Hilfe kann eine Variable (einfache lineare Regression) oder mehrere Variablen gleichzeitig (multiple lineare Regression) untersucht werden. Für die Durchführung der linearen Regressionsanalyse bedarf es zuerst eines Modells. In dem Modell wird eine abhängige Variable (z.B. EBIT-Marge) gesucht, die durch eine oder mehrere erklärende Variable/n (z.B. DIO, DSO,…DoCOGS) definiert wird 148. Die für die Regressionsanalyse entscheidenden Input-Parameter werden aus DIO (Days Inventory Outstanding) 149, , DSO (Days Sales Outstanding) 150, DPO (Days Payable Outstanding) 151,DoCOGS (Days of Cost of Goods Sold) 152, DoSG&A (Days of Selling, General and Administrative Expenses) 153, 147 Brosius, F.(2010):SPSS 18 für Dummies,1.Auflage, Weinheim, Wiley-VCH Verlag Siehe Abb.30 Ablaufdiagramm SPSS Regressions-Analyse 149 Dauer für Lagerumschlag bis Zahlungseingang (in Tagen) 150 Parameter für die Schnelligkeit der Umwandlung (in Tagen): Verkaufskosten in Umsatz 151 Parameter für die Schnelligkeit des Zahlungseingangs (in Tagen) 152 Parameter für die Schnelligkeit der Umwandlung (in Tagen): Wareneinsatz in Umsatz 153 Parameter für die Schnelligkeit der Umwandlung (in Tagen): allgemeine Kosten in Umsatz 148 79 DoR&D (Days of Research & Development) 154 und DoCapex (Days of Capital Expenditure) 155 ermittelt. Diese Faktoren lassen sich aufgrund der Angaben aus den Geschäftsberichten, ablesen bzw. errechnen und sind alle gekennzeichnet durch den Parameter Zeit 156. Abb.29: Ablaufdiagramm SPSS Regressions-Analyse (Quelle: H.Rüll, U.Warm) Bei der hier verwendeten Form der multiplen linearen Regression werden die Zusammenhänge zwischen mehreren erklärenden oder unabhängigen Variablen auf der Input-Seite und einer abhängigen Variablen auf der OutputSeite aufgezeigt, siehe Abb.29 Ablaufdiagramm SPSS Regressions-Analyse. Dieser Vorgang wird dann pro gesuchter abhängiger Variable wiederholt (z.B. OCF-Marge, etc.). Anhand der (vorhandenen) Werte der erklärenden Variablen und der ermittelten unbekannten Koeffizienten wird versucht, auf den Schätzwert der abhängigen Variablen zu schließen. Als Ergebnis werden die zugehörigen Regressions- und Beta-Koeffizienten, die Signifikanz und eine Gleichung zur Berechnung des bestmöglichen Schätzwertes für die abhängige Variable ausgewiesen. Aus dem Abfrageergebnis werden diejenigen Parameter ausgewählt, die die höchsten B-Werte und die niedrigste Signifikanz (< 5%) haben. 154 Parameter für die Schnelligkeit der Umwandlung (in Tagen): Entwicklungs-Kosten in Umsatz Parameter für die Schnelligkeit der Umwandlung (in Tagen): Investitions-Kosten in Umsatz 156 Der Faktor Zeit spielt eine, wenn nicht die alles entscheidende Rolle= vgl. dazu: Stalk, G. (1988): Time-the next source of competitive advantage, Harvard Business Review, 66, July-August, S.42-52 155 80 Dies ist für die darauffolgende Berechnung der Geschwindigkeit der Wertschöpfungskette (Value Chain Velocity) siehe Kap. 7.2.2 VCV relevant. Anhand der erhaltenen Gleichung und ihrer Parameter lassen sich Zusammenhänge zwischen erklärenden und abhängigen Variablen ablesen. Diese können aber durch die Tatsache, dass SPSS mit mehreren erklärenden Variablen Aussageverzerrungen inhaltliche arbeitet, führen. Plausibilitätsprüfung die untereinander Daher empfiehlt der Ergebnisse, sich korrelieren, eine siehe zu zusätzliche auch Kap.6.5 Datenanpassung + Validierung. 6.4. Datenaufbereitung Um Signifikanz beim Datenmaterial bemüht, wurden keine Zeitpunktdaten (z.B. Einzelbilanz) sondern Zeitperiodendaten in Form von Geschäftsberichten der jeweils mindestens letzten 3 Jahre (2007 – 2009 sowie 2010 Q1-2) verwendet. Da eine Vollerhebung der Daten aller global tätigen PV-Kapitalgesellschaften (absolute Grundgesamtheit) schlichtweg den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, erfolgte eine zielorientierte Auswahl. Die bewusste Auswahl basiert auf den in Kap. 1.2 Branchenwahl und 6.1 Datenerhebung definierten Kriterien sowie nach Umsatzgröße im PVSegment. (Fokus auf international agierende deutsche PV-Unternehmen im Benchmark-Vergleich zu globalen PV-Marktführern). Die Stichprobengröße ergab 28 Unternehmen aus einer Erhebungsgrundgesamtheit (Auswahlgesamtheit) von 40 157 Unternehmen. Die Stichprobe wurde mit 28 (70 % der Auswahlgesamtheit) bewusst groß gewählt, da je größer die Stichprobe, desto stärker die Annäherung an die wahren Werte der Grundgesamtheit. Ziel war jederzeit, ohne große Abweichungen, von der Stichprobe auf die Grundgesamtheit schließen zu können, um dem Anspruch gerecht zu werden allgemein gültige Aussagen über strategische Erfolgsfaktoren in der PV-Industrie als Branche treffen zu können. Desweiteren wurde die Stichprobe so gewählt, dass sich der 157 Summe aller Unternehmen gelistet in PV-Global 30, PVVX-Index, ÖkoDax und TecDax abzüglich Überschneidungen und Nichtzugehörigkeiten (Stand 2010) 81 Mittelwert der Variablen in der Stichprobe möglichst geringst von der Grundgesamtheit unterscheidet 158. Die gewählte Wahrscheinlichkeit beträgt 95%; das heißt mögliche Stichprobenfehler bewegen sich im Bereich von 5%. Davon ausgehend, dass Stichproben normalverteilt sind, kann eine Visualisierung Glockenkurve) 159 anhand einer erfolgen. Die Normverteilungskurve Standardabweichung (Gaußsche (σ) oder auch Standardfehler genannt, ist die Abweichung um den Mittelwert. Die theoretische Statistik besagt 160: • 68,7 % aller Messwerte haben eine Abweichung von höchstens σ vom Mittelwert, • • 95,73 % aller Messwerte haben eine Abweichung von höchstens 2σ vom Mittelwert, 99,73 % aller Messwerte haben eine Abweichung von höchstens 3σ vom Mittelwert. Die Streubreite (R) einer Normalverteilung ist jenes Intervall, in dem sich 99% aller Fälle befinden. Im Falle von fehlenden Daten (i.S. von einem Nichtvorhandensein der auszuwertenden Geschäftsberichte von 3,5 aufeinanderfolgenden Jahren) wurde in einem Fall (First Solar, USA) mit den Geschäftsberichten von nur 3 Jahren gearbeitet. Der Fall, dass von einem für die Analyse vorgesehenen Unternehmen kein, ein oder nur zwei veröffentlichte/r Geschäftsbericht/e online vorlag/en, trat nicht ein. Schwierigkeiten gab es bei den Auswertungen der taiwanesischen Unternehmen (Motech und Gintech). Hier sind zum Zeitpunkt der Analyse die vollständigen Jahresabschlüsse teilweise nur auf Chinesisch vorhanden. Die englischen Übersetzungen sind stark kumuliert und enthalten nicht alle Einzel-Daten. Als Workaround empfiehlt sich ein online-Besuch bei der taiwanesischen Börse (TWSE) 161. Hier lassen sich alle fehlenden Daten auch auf Englisch abrufen. Fehlende Einzeldaten im Bereich Forschung & Entwicklung gab es bei den Auswertungen von Q1-Q2 2010 bei fast allen Firmen, da diese Zahl meist 158 Flaker, V. und Schmid, T.(2006): Von der Idee zur Forschungsarbeit, Wien, Köln, Weimar, Böhlau Verlag, S.334 159 nach dem deutschen Mathematiker Carl Friedrich Gauß 1777-1855 160 Flaker, V. und Schmid, T.(2006): Von der Idee zur Forschungsarbeit, S.386 161 http://emops.tse.com.tw/ 82 erst mit Jahresabschluss für das abgelaufene Gesamtjahr bekannt gegeben werden. Hier wurden daher die F&E Angaben von 3 Jahren genutzt. Generell machten 25% aller analysierten Konzerne keine Angaben zu ihren F&E Ausgaben. Anhand der berichteten F&E-Werte ergibt sich im gemittelten 3 Jahres-Durchschnitt ein Wert von 4,7% vom Umsatz für F&E Ausgaben in der PV-Branche. Was bedeutet das für die Ermittlung der Value Chain Velocity (VCV)? Im SPSS Vergleich zur Branchen-Relevanz der Parameter (DIO, DSO, DPO, DoCAPEX, DoCOGS, DoSG&A und DoR&D) ergibt sich aufgrund der Auswahlkriterien der Regressionsanalyse [entscheidende Input-Parameter werden durch höchsten B- bei gleichzeitig niedrigstem Signifikanz-Wert ermittelt], dass DoF&E nur eine untergeordnete Rolle im Modell einnimmt. Fehlende F&E Werte sind daher vernachlässigbar und beeinträchtigen nicht die Qualität der Untersuchung bzw. deren Gesamtaussage. Dasselbe gilt für fehlende Einzeldaten im Bereich der Liquidität. Hierzu machten speziell die chinesischen Unternehmen im Jahr 2010 keine Angaben in ihren Quartalsergebnissen. Die Veröffentlichung erfolgt erst mit Jahresabschluss im Cash Flow-Statement. Die Anzahl der chinesischen Unternehmen beträgt 25% der Stichprobe. Allerdings liegen die Operating Cash Flow-Werte für die Jahre 2007-2009 vor. 6.5. Datenanpassung und Validierung Um zu gewährleisten, dass die ausgewählten Stichproben repräsentativ für die PV-Branche sind, wurden sie auf ihre Wahrscheinlichkeit in Bezug auf die Gesamtheit per Signifikanztest 162 und Bestimmtheitsmaß R2 geprüft. Die Signifikanz gibt Ausdruck darüber, ob sich die Aussagen der Regressionsanalyse verallgemeinern lassen, oder nur für die eine vorliegende Datenanalyse Gültigkeit haben. Es wird sowohl eine Signifikanz für das Gesamtmodell als auch die jeweiligen Signifikanzwerte für die einzelnen erklärenden Variablen ausgewiesen. Die statistische Signifikanz 162 Bei einer Signifikanz > 0,05 (Irrtumswahrscheinlichkeit > 5 %) wird die Nullhypothese (H0) verworfen und die Alternativhypothese (H1) < 0,05 angenommen. 83 beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Zusammenhang zufällig zustande kommt. Sie ist gegeben, wenn die Wahrscheinlichkeit dafür nur gering ist. Auch wenn das Gesamtmodell signifikant ist, muss nicht jede einzelne erklärende Variable auch tatsächlich einen Einfluss auf die abhängige Variable haben. Als einer der Indikatoren für die Güte des Regressionsmodells dient das Bestimmtheitsmaß R2. Eine zu 100% korrekte Berechnung der abhängigen Variable (aus den erklärenden Variablen) läge bei dem Wert R2=1 vor. Bei R2=0 bestünde kein Zusammenhang zwischen den erklärenden und der abhängigen Variable. R2 liegt bei den für die WBM-Analyse verwendeten Auswertungen im Bereich von 0,66 bis 0,86; das korregierte R2 im Bereich von 0,58-0,81. Ein weiterer wichtiger Indikator für die Genauigkeit einer Regressionsanalyse ist der Standardfehler. Er gibt an, wie stark der mithilfe der Regressionsgleichung ermittelte Schätzwert der abhängigen Variablen von dem tatsächlichen Wert abweicht. Je kleiner der Standardfehler, desto näher liegen die geschätzten Werte an den Tatsächlichen. Abb.30 zeigt einen Screenshot einer SPSS-Ausgabedatei. 84 Abb.30: Beispiel der SPSS Ausgabedatei „EBITM 2009“. (Quelle: U.Warm) SPSS bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Visualisierung der bei der Regressionsanalyse erhaltenen Schätzwerte z.B. mithilfe eines Streudiagramms. 7. Winning Business Models-Analyseverfahren (WBM-Analyse) Was ist eine WBM-Analyse? Das Winning Business Models-Analyseverfahren, kurz WBM-Analyse ist eine Finanzanalyse zur Unternehmensbewertung auf Basis der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen aus dem Konzernabschluss erweitert um den Faktor Zeit in ausgewählten Prozessen. Warum ist der Faktor Zeit wichtig, reicht für eine Bewertung nicht auch eine Unternehmens-Analyse nach den wichtigsten Kennzahlen wie Eigenkapitalquote, Schuldentilgungsdauer, Gesamtkapitalrentabilität und Cashflow? Der Unterschied liegt in der Zielsetzung. Es geht bei der WBM-Analyse nicht um die Betrachtung von Börsenkursen zur Errechnung eines Kursziels oder um eine FirmenWertermittlung zur Abgabe einer Kauf- oder Verkaufsempfehlung für das 85 analysierte Wertpapier. Ähnlich einer detaillierten Bilanzanalyse lassen sich mit der WBM-Analyse Unternehmen auf ihre derzeitige und zukünftige wirtschaftliche Lage anhand des Jahresabschlusses untersuchen mit dem Ziel aufgrund des Ergebnisses, die Wettbewerbsposition des Unternehmens durch Beschleunigung der Unternehmensprozesse und der Wertschöpfung zu optimieren. In der jüngsten Zeit wurde die Weltwirtschaft immer häufiger von Krisen geschüttelt (US Immobilienkrise 2008; globale Finanzkrise 2008/09; europäische Wirtschaftskrise 2009/10; Eurokrise 2010/11), die es vielen Unternehmen zusätzlich zu ihrem Branchenwettbewerb erschwerten, einen langfristig erfolgreichen Kurs zu fahren. Es zeigt sich, dass Unternehmen heute, unabhängig von ihrer Größe, agil und schnell sein müssen, um trotz Krisen und globalem Wettbewerb ihre zeitlich begrenzten Wettbewerbsvorteile ausnutzen und längerfristig erfolgreich sein zu können 163. Andernfalls droht eine wiederkehrende Abfolge von Berg-und Talfahrten entlang der Konjunkturentwicklung 164. Die WBM-Analyse ist daher mit einer Bilanzanalyse vergleichbar, die um den Faktor Zeit erweitert wurde, um Unternehmen auch auf die Schnelligkeit ihrer Prozesse hin untersuchen zu können. Da Einmal-Jahreskennzahlen aus dem Jahresabschluss allerdings nur eine sehr geringe Aussagekraft haben untersucht die WBM-Analyse methodisch mindestens 3 aufeinanderfolgende Jahre. Darüber hinaus analysiert sie das Unternehmen im Benchmark Vergleich zu anderen Branchen-Mitbewerbern. Über den Wettbewerbsvergleich, den Faktor Zeit und den Faktor Wertschöpfung kann eine Positionsbestimmung vorgenommen und qualifizierte Aussagen bezüglich der Ergebnisse getroffen werden. Was ist das Ergebnis einer WBM-Analyse? Als Ergebnis zeigt das Analysemodell Effizienssteigerungspotential entlang der Wertschöpfungskette (Value Chain) eines Unternehmens auf. Die so ermittelte Leistungslücke kann durch Prozessbeschleunigung je nach Schwerpunkt durch Ausgabenoptimierung (COGS), Working-Capital-Optimierung im Bereich der 163 Pümpin C., Amann W.(2005):SEP - Strategische Erfolgspositionen. Kernkompetenzen aufbauen und umsetzen, Bern, Stuttgart, Wien, Haupt Verlag, S.51-54 164 Grove, A. S.,(1996): Only the Paranoid survive.,S.131-135 86 Cash Velocity (DSO, DIO, DPO) oder Prozess- und Organisationsoptimierung (z.B. SG&A) nachhaltig geschlossen werden. Die Analysemethode ist objektiv, weil sie sich an den Jahresabschlüssen orientiert und der systematischen Aufbereitung von Informationen dient (siehe auch Kap. 7.6. Grenzen der WBM-Analyse). Zu Dokumentationszwecken können umfangreiche Unternehmensstudien erstellt werden, entweder vom Unternehmen selbst oder von externen Beratern (siehe Abb.31 schematische Ablaufdarstellung einer WBM-Analyse + anschl. Umsetzung). Die geschilderte Methodik gilt nicht nur für die hier erstmals danach analysierte PV-Branche, sondern wurde von Dr. Rüll und seinen Mitarbeitern in den vergangenen Jahren zur Analyse und Beratung von ca. 400 Firmen aus ca. 20 verschiedenen Branchen eingesetzt. Abb.31: schematische Ablaufdarstellung einer WBM-Analyse + anschl. Umsetzung (Quelle: U.Warm) 87 7.1. Methodik Welche werttreibenden Erfolgsfaktoren werden für die Analyse verwendet und wie lassen sie sich herleiten? Aus den Jahresabschlüssen wurden im Fall der PV-Analyse 10 verschiedene Parameter extrahiert. Es sind dies im Einzelnen: Umsatz, COGS, SG&A, EBIT, F&E sowie Vorräte, Forderungen, Verbindlichkeiten und OCF und Capex. Daraus lassen sich die folgenden 10 Parameter berechnen: EbitMarge, OCF-Marge, Gross-Marge, DIO, DSO, DPO, DoCOGS, DoSG&A, DoF&E und DoCapex. Mit Ausnahme der Marge-Parameter (Ebit, OCF, Gross) erfolgt die Angabe der berechneten Parameter in Zeit (Tagen). Als Werttreibende (strategische) Erfolgsfaktoren (siehe Definition Kap. 2.2 Erfolgsfaktoren) fungieren die aus den Finanzkennzahlen abgeleiteten 7 Parameter (DIO, DSO, DPO, DoCOGS, DoSG&A, DoF&E und DoCapex), mit deren Hilfe sich eine WBM-Analyse durchführen lässt. 7.2. Werttreibende Erfolgsfaktoren Welcher Zusammenhang besteht zwischen werttreibenden Erfolgsfaktoren und zeitkritischen Prozessen? Die SPSS Auswertung der werttreibenden Erfolgsfaktoren zeigt, in welchen Parametern die größte Wertschöpfungspotential Kapitalbindung vorhanden ist, diese bzw. das Parameter größte sind die sogenannten Kerntreiber. Die Kerntreiber können von Branche zu Branche variieren. Für die PV-Branche, hier betrachtet als produzierende Industrie, liegt die Haupt-Kapitalbindung im Bereich Material und Personal, Lagerhaltung, Sachinvestitionen und Verbindlichkeiten. Daraus abgeleitet Datenbankauswertung und Regressionsanalyse bestätigt 165 und per ergeben sich die Parameter DoCOGS, DIO, DoCapex und DPO, die als Hauptkostenblöcke fungieren. Diese gelten aufgrund ihrer hohen Kapitalbindung als zeitkritisch. Je kürzer die Kapitalbindung, desto mehr freie Liquidität steht dem 165 Siehe auch Kapitel 6.3 Regressionsanalyse 88 Unternehmen für andere Aktivitäten zur Verfügung. Folglich kann angenommen werden, dass diejenigen PV-Unternehmen, die die geringsten Durchlaufzeiten in diesen Bereichen aufweisen (High VCV), liquider sind und profitabler wirtschaften, als ihr „langsamerer“ Mitbewerb (Low VCV). Die Umsatz- und EBIT-Kennzahlen sowie die Parameter Ebit-Marge, OCF-Marge, Gross-Marge werden für die Erfolgsmessung bei der Auswertung herangezogen (siehe Abb.32 High VCV vs. Low VCV PV-Unternehmen). Abb. 32: High VCV vs. Low VCV PV-Unternehmen. YoY Performancevergleich 2007-2010 in %. (Quelle: U.Warm) Die wertreibenden 7 Erfolgsfaktoren aggregiert ergeben die werttreibenden Schlüsselparameter CV und VCV, die den Kern der WBM-Analyse darstellen. 7.2.1. Cash Velocity (CV) In einem nächsten Arbeitsschritt lassen sich die ermittelten zeitrelevanten Inputparameter aggregieren. Die Faktoren DSO, DPO und DIO stehen für die Schnelligkeit der Kapitalbindenden Debitoren-, Kreditoren- und LagerhaltungsProzesse. Mit ihrer Hilfe lässt sich das Working Capital eines Unternehmens 89 optimieren. Das Working Capital ist der Indikator für operative Effektivität und Effizienz eines Unternehmens 166. Aus DSO, DPO und DIO wird per einfachem arithmetischem Mittel der aggregierte Wert für die Cash Velocity (CV) gemessen in Tagen gebildet. (siehe Abb. 33a Dreieck der werttreibenden Erfolgsfaktoren). Je niedriger der CV Wert in Tagen, desto schneller sind die Prozesse. Die Cash Velocity beschreibt die Schnelligkeit der Umwandlung der aggregierten Kosten aus den Debitoren-, Kreditoren- und LagerhaltungsProzessen in Profit (EBIT). Abb. 33a: Dreieck der werttreibenden Erfolgsfaktoren (Quelle: H.Rüll, U.Warm) 7.2.2. Value Chain Velocity (VCV) Aus den Einzelwerten für DoCOGS, DoSG&A, DoF&E und DoCapex wird per Regressionsanalyse (siehe Kap. 6.3 Regressionsanalyse) und Berechnung die übergeordnete Metrik der Value Chain Velocity (VCV) gemessen in Tagen ermittelt (siehe Abb. 33b Dreieck der werttreibenden Erfolgsfaktoren). Die Value Chain Velocity beschreibt die Schnelligkeit der Umwandlung der Hauptkostenblöcke in Umsatz. VCV gibt also also den Zeitraum in Tagen an der vergeht, bis Wertschöpfung generiert wird. Je kürzer ein Unternehmen arbeiten muss bis Wertschöpfung generiert wird, desto mehr Ressourcen hat es zur Verfügung. Das entscheidende Maß für unternehmerischen Erfolg ist Wertschöpfung. 166 vgl. Weber, J, et al. (2011):TURNAROUND: Rüll, H und Jauck, G „Kostenoptimierung über die Implementierung überlegener Geschäftsmodelle als Maßnahme zur Krisenbewältigung“, S. 256-259 90 Value Chain Velocity steht für Ausgabenoptimierung (COGS- und CapexAufwand) und/oder Prozess- und Organisationsoptimierung (SG&A- und R&DAufwand). Abb. 33b: Dreieck der werttreibenden Erfolgsfaktoren (Quelle: H.Rüll, U.Warm) Ergo ergibt sich bei der Analyse ein Gewinnerbereich bestehend aus Unternehmen mit hoher (schneller) Cash und Value Chain Velocity, ein Verliererbereich bestehend aus Unternehmen mit niedriger (langsamer) Cash und Value Chain Velocity sowie ein Mittelfeld bestehend aus Mischausprägungen 167. 7.3. Werttreibende Erfolgsfaktoren als Steuerinstrument Wie und in welchen Geschäftsprozessen lassen sich Kosteneinsparungen mithilfe der WBM-Analyse gezielt steuern? Mit Hilfe der werttreibenden Schlüsselparameter CV und VCV lassen sich im Anschluss an die Benchmarking Auswertung der WBM-Analyse Kostenund Leistungsoptimierungs-Ansätze prozessfokussiert steuern (siehe Abb. 33c Dreieck der werttreibenden Erfolgsfaktoren). 167 Weber, J, et al. (2011):TURNAROUND., S.249 91 Abb. 33c: Dreieck der werttreibenden Erfolgsfaktoren (Quelle: H.Rüll, U.Warm) Ein überlegenes Geschäftsmodell basiert auf vielen Faktoren. Aber unabhängig von Kostenführerschaft, Differenzierung oder Konzentration auf Nischen ist es auch wichtig die finanztechnischen Stellschrauben des Erfolgs zu kennen, um wirtschaftliche Stabilität und Überlegenheit zu erhalten. Grundsätzlich kann festgestellt werden: Je niedriger der CV Wert in Tagen, desto schneller sind die Prozesse. Je schneller die Prozesse, desto niedriger die Kosten. Je geringer die Kostenstruktur, desto höher die mögliche Gewinnspanne. Je niedriger der VCV Wert in Tagen, desto schneller werden Hauptkostenblöcke in Umsatz gewandelt. Je schneller die Hauptkostenblöcke in Umsatz gewandelt werden, desto höher die mögliche Profitabilität. Um auch in Krisenzeiten resistent gegenüber Branchenabschwüngen zu sein, sind hohe Gewinn- und hohe Cashflow-Margen vorteilhaft. Überdurchschnittlich hohe Gewinnmargen sind Indikator für Profitabilität i.S. des WBM-Modells. Überdurchschnittlich hohe Cashflow-Margen sind Indikator für WBM-Liquidität. 92 Profitabilität und Liquidität kann gesteuert werden durch Ausgaben- und Prozess-bzw. Organisationsoptimierung in folgenden Bereichen 168: • Verwaltungsaufwand (SG&A) • Vertriebsaufwand (SG&A) • Materialeinkauf (COGS) • Personalaufwand (COGS) • Forschungsaufwand (F&E) Hohe Umsatz- und EBIT-Erlöse auch in Krisenzeiten sind ein weiterer Indikator für Überlegenheit. Überdurchschnittlich hohe EBIT-Erlöse erzielen Unternehmen, die ihre Hauptkostenblöcke schneller in EBIT wandeln können als ihr Mitbewerb. Zeitkritische Prozesse befinden sich im Bereich des Working Capital und sollten je nach Analyseergebnis optimiert werden. Darunter fallen: • Lageraufwand (DIO) • Zahlungseingang offener Forderungen (DSO) • Zahlungsausgang f. Verbindlichkeiten (DPO) 7.3.1. Profitabilität Profitabilität lässt sich aus den Kennzahlen EBIT und Umsatz wie folgt berechnen: EBIT-Marge (in %) = EBIT*100/Umsatz Anhand des EBIT kann der betriebliche Gewinn verschiedener Geschäftsjahre direkt verglichen werden, ohne dass die Resultate durch schwankende Steuer- bzw. Zinssätze oder sonstige außerordentliche Faktoren verzerrt werden. Je schneller die Hauptkostenblöcke in Umsatz gewandelt werden, desto höher die mögliche Profitabilität eines Unternehmens. Im WBM-Modell gelten überdurchschnittlich hohe Gewinnmargen als Indikator für Profitabilität. 168 Die Darstellung aller erforderlichen Einzelschritte zur Optimierung der einzelnen Aufwandssegmente ist nicht Sinn und Zweck und übersteigt den Rahmen der vorliegenden Arbeit. 93 7.3.2. Liquidität Liquidität wird aus dem Operating Cashflow (OCF) abgeleitet. OCF-Marge (in %) = OCF*100/Umsatz Mit der Liquidität wird die Fähigkeit eines Unternehmens beurteilt seinen Zahlungsverpflichtungen fristgerecht nachzukommen. Je niedriger die Kapitalbindung im Working Capital, desto höher die Liquidität. Die im Vergleich zum Wettbewerb überdurchschnittlich hohe Cash Flow Marge eines Unternehmens ist in der WBM-Analyse der Indikator für Liquidität. 7.3.3. Wachstum Wachstum lässt sich im Perioden-Vergleich anhand der Umsatzerlöse aus der GuV ablesen. Im WBM-Modell kennzeichnen überdurchschnittlich hohe Umsatzerlöse im Benchmark Vergleich mit dem Wettbewerb das Wachstum eines Unternehmens. 7.3.4. Schock Resistenz Schock Resistenz. Als Basis hierfür dient im Perioden-Vergleich das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) aus der GuV. Überdurchschnittlich hohe EBIT-Erlöse erzielen Unternehmen, die ihre Hauptkostenblöcke schneller in EBIT wandeln können als ihr Mitbewerb. Die Gesamt Schock Resistenz eines Unternehmens ergibt sich aus dem Zusammenspiel von überlegener Liquidität und Profitabilität, die überdurchschnittlich hohes Wachstum in wirtschaftlich „guten Zeiten“ und keine bis nur geringe EBIT-Einbrüche in Krisenzeiten ermöglicht. 7.3.5. Auswertung der analysierten PV-Branche Mit Hilfe der werttreibenden Erfolgsfaktoren werden die 4 zentralen Parameter der Unternehmens-Wertschöpfung verstärkt. Die 4 Parameter sind Profitabilität, Liquidität, Wachstum und Schock Resistenz. Was das für die analysierte PV-Industrie bedeutet zeigt Abbildung 34 PV Unternehmen 94 Gesamt nach Herkunftsländern und Abbildung 35 High VCV PV Unternehmen nach Herkunftsländern. Abb.34: PV Unternehmen Gesamt nach Herkunftsländern (Quelle: U.Warm) Abb.35: High VCV PV Unternehmen nach Herkunftsländern (Quelle: U.Warm) Profitabilität Bei der Betrachtung fällt eine Korrelation von Profitabilität mit VCV auf. Bei denjenigen Unternehmen mit überlegenen VCV-Ergebnissen (High VCV), (siehe Kap. 7.4 Das überlegene Geschäftsmodell) liegt die EBIT-Marge im Betrachtungszeitraum 2007-2010 im Durchschnitt über dem vierfachen der vergleichbaren Low-VCV Wettbewerber. 95 Liquidität In der PV-Branche ist kein krisenbedingter spürbarer Einbruch in der Liquidität zu verzeichnen. Die Durchschnitts-Liquidität aller analysierten Firmen, gemessen an der OCF-Marge, verdoppelt sich sogar von 2008 auf 2009. Laut Annahme wäre einhergehend mit der Krise ein Liquiditätsengpass aufgrund von Umsatz- und Gewinneinbrüchen zu erwarten gewesen. Was sind die Ursachen für dieses unerwartete Phänomen, basiert doch der OCF auf dem Betriebsergebnis, das im Branchenschnitt in der Krise 2009 mit über 90% rückläufig war? Bei der Betrachtung fällt eine Korrelation von Liquidität mit COGS und DIO auf. Je höher die Einsparungen in diesem Bereich, desto besser die Liquidität. Speziell Ausgaben für Material und Vorräte sind in der erzeugenden PVIndustrie für eine hohe Kapitalbindung verantwortlich. Im Branchendurchschnitt wurden 2009 Einsparungen im COGS-Bereich (Material- und Personalaufwand) von 6% sowie bei DIO (Lagerhaltung) von 10% vorgenommen. Zusätzliche Einsparungen gab es beim Capex (Sachinvestitionen) von 12%. F&E-Ausgaben wurden dagegen antizyklisch um 64 % kräftig erhöht 169. Speziell die Reduktion bei den für diese Branche so wichtigen Vorräten zeigt die Bedrohung durch die Krise. War bisher kostspielige hohe Vorratshaltung zur Vermeidung von Produktionsengpässen aufgrund von Lieferengpässen im Bereich Rohsilizium bzw. Halbfertigprodukte ein Muss in der Branche, so kommt es 2009 im Schnitt um eine knapp 10% Reduktion der Inventories, die ab 2010 wieder aufgehoben wird. Heißt das, dass alle PV-Unternehmen aus der Analyse schon das WBMVerfahren berücksichtigt und implementiert haben? Nein. Von den analysierten Firmen arbeiten 35,7 % i.S. der WBM-Positionsoptimierung. Wenn aber die Nicht-WBM Unternehmen auch so erfolgreich sind, wo liegt dann der Unterschied? Bei denjenigen Unternehmen, die bereits ein überlegenes Geschäftsmodell einsetzen (siehe Kap. 7.4 Das überlegene 169 Im Vorjahresvergleich (YoY) 96 Geschäftsmodell) liegt die OCF-Marge 2007-2010 im Durchschnitt fast viermal höher als bei vergleichbaren Wettbewerbern (Low VCV). Wachstum Bei denjenigen Unternehmen, die bereits ein überlegenes Geschäftsmodell einsetzen (siehe Kap. 7.4 Das überlegene Geschäftsmodell) liegen die durchschnittlichen Umsatzerlöse 2007-2010 60% höher als bei vergleichbaren Wettbewerbern mit langsamer Wertschöpfungskette (Low VCV). Schock Resistenz Der Parameter Schock Resistenz ist EBIT basierend und steht somit in direkter Korrelation zu Profitabilität gemessen an der EBIT-Marge. Geringe Schock Resistenz ist gekennzeichnet durch Einbrüche der Profitabilität in der Krise. Dies zeigt sich auch bei der Auswertung der PV-Industrie. Die überdurchschnittlich „langsameren Unternehmen“ hatten im Krisenjahr 2009 einen Einbruch ihrer Profitabilität mal Faktor 8, ihr vergleichbarer Wettbewerb mit schnellen Prozessen und Wertschöpfungsketten dagegen eine positive Zunahme von Faktor 17. Bei denjenigen Unternehmen, die bereits ein überlegenes Geschäftsmodell einsetzen (siehe Kap. 7.4 Das überlegene Geschäftsmodell) liegt das durchschnittliche EBIT-Ergebnis der Jahre 2007-2010 knapp dreimal höher als bei vergleichbaren Low-VCV Wettbewerbern. 7.4. Das überlegene Geschäftsmodell (WBM) Unternehmen mit schnellen Prozessen und hoher Value Chain Velocity sind Unternehmen mit überlegenen Geschäftsmodellen. Wer im Unternehmen profitiert von der Wertschöpfung, hervorgerufen durch Optimierungen in den oben aufgeführten Prozessen? 97 Von Optimierung der oben genannten Bereiche profitieren Stakeholder 170 und Shareholder 171 gleichermaßen. Dem Wettbewerb überlegene Prozesse sind schnelle Prozesse. Von der Schnelligkeit profitieren die Stakeholder. Ein effizientes Lagermanagement erhöht den Lagerumschlag und reduziert die Kapitalbindung. Ein auf Schnelligkeit fokussierter Debitoren-Bereich fördert schnelle Zahlungseingänge für die erbrachten Leistungen. Ein auf Schnelligkeit fokussierter Kreditoren-Bereich erhöht seinerseits die Zufriedenheit und Bindung der Lieferanten durch rasche und zuverlässige Begleichung offener Verbindlichkeiten. Personell gesehen steht hohe Mitarbeiterkontinuität (anstatt krisenbedingtem Personalabbau und Wiedereinstellung nach erfolgter Konjunkturerholung) i.d.R. für eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit, ist Zeit- und Kostensparend und garantiert Knowhow Stabilität. Kunden bevorzugen kontinuierliche kompetente Ansprechpartner und rasche Reaktionen auf ihre individuellen Bedürfnisse. Unternehmen, die dies fortlaufend gewähren können, dürfen sich erhöhter Kundenzufriedenheit und Kundenbindung erfreuen. Unternehmen mit schnellen Prozessen und hoher Value Chain Velocity sind Unternehmen mit überlegenen Geschäftsmodellen. Diese Unternehmen verfügen im Vergleich zu ihrem „langsameren“ Mitbewerb über höheres Umsatz-Wachstum, Profitabilität, Liquidität und eine höhere Resistenz gegenüber krisenbedingten Abschwüngen. Shareholder profitieren als Kapitalgeber durch eine höhere Rendite auf ihr eingesetztes Kapital. Welche Auswirkungen haben Kostenoptimierung und beschleunigte Wertschöpfung auf die Wettbewerbsposition der untersuchten Unternehmen? 170 interne + externe Anspruchsgruppe eines Unternehmens mit teils unterschiedl. Interessen (z.B. Eigentümer,Mitarbeiter,Kunden,Lieferanten,Gläubiger,Gesellschaft,Staat) 171 interne + externe Anteilseigner eines Unternehmens mit Interesse an Gewinnmaximierung des eingesetzten Kapitals (z.B. Aktionäre) 98 Unternehmen mit schnellen Prozessen und hoher Value Chain Velocity sind Unternehmen mit überlegenen Geschäftsmodellen. In der untersuchten überlegenem PV-Industrie Geschäftsmodell extrahieren den die Löwenanteil Unternehmen der Umsätze, mit der Gewinnspanne, der Cashflow Spanne und erzielten im Krisenjahr 2009 das 17-fache bzw. im Durchschnitt des Betrachtungszeitraums 2007-2010 das 3fache Betriebsergebnis (EBIT basierend), siehe Abb. 36 Erzielte Wertschöpfung der analysierten PV-Branche. Abb.: 36: Erzielte Wertschöpfung der analysierten PV-Branche High VCV vs. Low VCV Unternehmen (YoY Performancevergleich 2007-2010 in %) (Quelle: U.Warm) Unternehmen mit überlegenen Geschäftsmodellen sind weniger Krisenanfällig (siehe Kap. 7.3.5 Auswertung der analysierten PV-Branche). Diese Unternehmen können sich schon in Krisenzeiten auf die Zeit danach konzentrieren und ihre zukünftigen Wettbewerbsvorteile gestalten. Unternehmen mit unterduchschnittlichen Leistungen im Prozess- und Wertschöpfungsbereich sind aufgrund des Kostendrucks in Krisenzeiten mit Umstrukturierungsmaßnahmen und sich selbst beschäftigt. Ob aufstrebender Branchen-Neueinsteiger, starker Mittelfeld-Wettbewerber oder Marktführer: für alle Unternehmen, die heute im globalen Wettbewerb 99 stehen liegt die Herausforderung darin, ihre Hauptkostentreiber-Prozesse gezielt auf Schnelligkeit hin zu analysieren. Dies sollte kontinuierlich nicht erst in Krisenzeiten geschehen. Statt in Krisenzeiten zu ad hoc Einsparungen gezwungen zu sein und evtl. Kostensenkungen nach dem Rasenmäherprinzip vornehmen zu müssen, empfehlen sich frühzeitig gezielte Maßnahmen zur Profitabilitäts- und Liquiditätssteigerung in den relevanten Prozessen. Zur Ermittlung der ausschlaggebenden Prozesse sowie zur Standpunktbestimmung des Unternehmensbewertung und Unternehmens / oder (Branchenbenchmark), Positionsoptimierung auf Basis zeitkritischer kapitalintensiver Prozesse empfiehlt sich der Einsatz der oben beschriebenen WBM-Analyse. Diejenigen Unternehmen, die es schaffen, ihre Hauptkostenblöcke am schnellsten in Umsatz zu verwandeln, berücksichtigen das Prinzip der WBMAnalyse und haben es bereits in ihr Geschäftsmodell übernommen, wodurch es zum überlegenen Geschäftsmodell oder auf Englisch Winning Business Model (WBM) wird. Diese Unternehmen sind gekennzeichnet durch schnelleres Wachstum (gemessen am Umsatz), höhere Profitabilität (gemessen an der EBIT-Marge), höhere Liquidität (gemessen an der OCFMarge). Diese Vorteile kombiniert ergeben eine höhere Krisenunanfälligkeit oder Schock Resistenz der erfolgreichen Unternehmen (gemessen am Betriebsergebnis EBIT) im Vergleich zum Branchendurchschnitt. Diese Schock Resistenz sollte erfolgreiche Konzerne befähigen, leichter i.S. von weniger oder gar keinen Einbußen durch Krisenzeiten zu steuern als ihr vergleichbarer Mitbewerb (siehe Kap. 7.3.5 Auswertung der analysierten PVBranche). 7.5. Implementierung Was geschieht nach Abschluss der WBM-Analyse? 172 Um aufgrund der gewonnen Erkenntnisse aus der WBM-Analyse die Position eines Unternehmens zu optimieren (z.B. Reduktion einer Leistungslücke im Bereich DSO) ist eine schrittweise Implementierung in den betroffenen 172 Die detaillierte Beschreibung der Implementierung in all ihren Phasen übersteigt den Rahmen dieser Arbeit. 100 Geschäftsprozessen notwendig 173 (siehe Abb. 31 schematische Ablaufdarstellung einer WBM-Analyse). Die konzerninterne Umsetzung einer WBM-Analyse erfordert die Abteilungsübergreifende Kommunikation der gewünschten Zielvorgabe und Zusammenarbeit der als relevant ermittelten Schnittstellen (z.B. Einkauf, Vertrieb, Logistik, etc.) auf Projektbasis. Da der Output der WBM-Analyse die Beschleunigung zeitkritischer Prozessabläufe verlangt, erfordert die Umsetzung ein Festschreiben der adaptierten Zielwerte in einem einheitlichen Reporting-System. Zur Sammlung, Anlage, Pflege und Auswertung eines umfangreichen zeitnahen firmeninternen Datenbestandes, empfiehlt sich die Zusammenführung in einer Datenbank und die Verwendung von IT-Systemen zwecks Auswertung und Visualisierung (Stichwort Business Intelligence Systeme 174 ). Dies stellt hohe Anforderungen an einheitliche IT-Systeme und kann bei Erstimplementierung zu Prozessänderungen und Hard- und Software Umrüstung führen. Doch letztlich ist das Nutzen der richtigen Daten und Informationen zum schnellstmöglichen Zeitpunkt ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Da zur erfolgreichen Umsetzung in die Wertschöpfungskette des Unternehmens eingegriffen werden muss, kann der volle Umfang der Optimierungsmaßnahmen erst nach Abschluss aller Prozessänderungen erzielt werden. Ein Abbruch bei der Implementierung oder eine nicht vollständige Umsetzung der Optimierungsempfehlungen im jeweiligen Prozess (z.B. DSO-Optimierung durch Maßnahmen zur Verkürzung der Zahlungseingänge aus offenen Forderungen) kann das jeweilige Optimierungsziel gefährden. 173 Weber, J, et al. (2011):TURNAROUND., S.250 (engl. für Geschäftsanalytik-System) EDV gestütztes Sammeln, Aufbereiten, Auswerten und Darstellen von internen Unternehmensdaten zur Gewinnung neuer Erkenntnisse und zur Unterstützung der strategischen Steuerung eines Unternehmens. 174 101 Um Informationen über Erfolg oder Nichterfolg der durchgeführten Maßnahmen zu erhalten bedarf es des Perioden- und BenchmarksVergleichs. Hierzu dienen die Umsatz- und EBIT-Kennzahlen sowie die Parameter Ebit-Marge, OCF-Marge, Gross-Marge der analysierten Jahre. 7.6. Grenzen der WBM-Analyse Die erstmalige Erstellung einer WBM-Analyse für eine (neue) Branche ist aufwendig. Es erfordert die Sammlung, Anlage und Pflege eines umfangreichen Datenbestandes, die Zusammenführung in einer Datenbank und die Verwendung von spezieller Software (SPSS) zwecks Auswertung und Visualisierung. Die WBM-Analyse basiert auf den Kennzahlen von Jahresabschlussberichten der jeweiligen Benchmark-Unternehmen einer Branche. Diese Zahlen sind vergangenheitsorientierte Daten. Fehlerhafte Angaben oder Abweichungen aufgrund international unterschiedlicher Bilanzierungsspielräume in Jahresabschlussberichten können zu fehlerhaften Aussagen über die Performance einzelner Firmen führen, das kumulierte Aussageergebnis der Gesamtbranche allerdings nicht wesentlich verzerren. Die WBM-Analyse aggregiert ähnlich der Datensammlung in Bilanz und GuV Zahlen. Das Ziel ist aussagekräftige, allgemein anwendbare und Werttreibende Erfolgsfaktoren zu bilden. Etwaige falsche Einzel-Jahreswerte werden durch den mehrjährigen Beobachtungs-und Auswertungszeitraum nivelliert und können allenfalls aggregierte Faktoren nur geringfügigst beeinflussen. Im Falle der analysierten PV-Branche ist eine stark branchenspezifische Abhängigkeit von staatlichen Einflüssen erkennbar (z.B. Änderung von Einspeisetarifen erhöhen oder senken die Nachfrage). Vom Status Quo der Datenauswertung (Stand 11/2010) lassen sich daher zwar Trendanalysen für den PV-Markt erstellen, deren Validität aufgrund diverser Parameter (z.B. Rohstoffpreise, Änderungen bei staatlichen Förderungen Besteuerungen) für eine anhaltende Gültigkeit laufend aktualisiert gehört. 102 oder Als grundsätzliche Prognose lässt sich die Richtung, in der sich die PVIndustrie entwickelt und wo in welchen Bereichen künftig noch Wertsteigerungen zu erwarten sind, klar erkennen (siehe Kap. 5.8 PVBranchen Resümee). Es gibt viele Modelle zur Unternehmensanalyse und Beratung. Die WBMAnalyse stellt davon nur eine Möglichkeit dar und erhebt nicht einen Alleingültigkeitsanspruch. Die WBM-Analyse stellt Einnahmenseitig kein firmenspezifisches eigenes Geschäftsmodell dar und ersetzt dieses auch nicht. Dennoch bietet sie speziell durch ihren Fokus auf auf Zeitreduktion zur Kostenoptimierung und Erhöhung der Wertschöpfung in ausgewählt kapitalbindenden Prozessen eine hervorragende Analyse-Unterstützung für Unternehmen, die statt (oder zusätzlich zu) kurzfristigen Einsparungen langfristige und grundsätzliche Effizienssteigerungen im Bereich ihrer Liquidität und Profitabilität aber auch bei den Umsatzerlösen und beim Betriebsergebnis suchen bzw. gezielt einzelne Prozesse optimieren wollen. Um dies zu erreichen, muss im Unternehmen die Bereitschaft vorhanden sein, nach Abschluss der WBM-Analyse und aufgrund ihrer Empfehlungen interne Prozesse zu analysieren und ggfs. optimierend zu beschleunigen. Da dazu in die interne Wertschöpfungskette eingegriffen werden muss, kann der volle Umfang der Optimierungsmaßnahmen erst nach Abschluss aller Prozessänderungen erzielt werden. 8. Zusammenfassung und Ausblick „Ob man schwierige Probleme bewältigt, hängt häufig davon ab, dass man erkennt, wo die Hebelwirkung am größten ist.” Peter M. Senge, amerik. Buchautor (The Fifth Discipline, The Necessary Revolution) und Direktor des Center for Organizational Learning an der MIT Sloan School of Management in Cambridge, Massachusetts, USA. 103 Die Forschungsfrage unter der diese Arbeit stand lautete: Welche Optimierungs-Maßnahmen innerhalb seiner Unternehmensprozesse sollte ein Unternehmen ergreifen, um im Vergleich zu seinen globalen Wettbewerbern besser positioniert und auf zyklisch wiederkehrende Krisen besser vorbereitet zu sein? Die vorliegende Master Thesis erklärt exemplarisch anhand der PV-Industrie, dass Unternehmen ihre werttreibenden Erfolgsfaktoren kennen, monitoren und optimierend steuern müssen, um entscheidende Wettbewerbsvorteile in Form von überdurchschnittlich Geschäftstätigkeit) hohen und Gewinnspannen, Umsatzerlösen Cashflowspannen generieren zu (aus können lfd. und krisenresistenter zu werden. Unternehmen, denen es gelingt ihre als relevant eingestuften internen Unternehmensprozesse zu beschleunigen, liegen gemessen an Profitabilität, Liquidität und Schock Resistenz dauerhaft über der ihrer Konkurrenten und haben ein überdurchschnittlich hohes Wachstumspotential. Zur Positionsbestimmung der einzelnen Unternehmen und zum Herausdestillieren der für die PV-Industrie relevanten kapitalbindenden und wertschöpfenden Prozesse wurde in der vorliegenden Arbeit das WBM-Analyse Modell (siehe Detail-Antworten 1-8, S. 106 ff.) nach Dr. H. Rüll verwendet. Der Fokus des WBM-Verfahrens liegt auf Beschleunigung der Unternehmensprozesse und der Value Chain Velocity. Der Einsatz des WBM-Analyse Modells bietet eine hervorragende AnalyseUnterstützung für Unternehmen, die statt (oder zusätzlich zu) kurzfristigen Einsparungen langfristige und grundsätzliche Effizienssteigerungen im Bereich ihrer Liquidität und Profitabilität aber auch bei den Umsatzerlösen und beim Betriebsergebnis suchen bzw. gezielt einzelne Prozesse beschleunigen wollen. Als Ergebnis zeigt das Analysemodell Effizienssteigerungs Potential entlang der Wertschöpfungskette (Value Chain) eines Unternehmens auf. Die so ermittelte Leistungslücke kann durch Prozessbeschleunigung je nach Schwerpunkt 104 optimiert werden, wodurch die Position des Unternehmens im Vergleich zu seinen globalen Wettbewerbern optimiert wird. Zur Umsetzung der Ergebnisse aus der WBM-Analyse ist eine Implementierung in die jeweils zu optimierenden (beschleunigenden) Geschäftsprozesse notwendig. Die wichtigsten Details zur WBM-Analyse und der analysierten PV-Industrie fassen nachstehende acht Punkte zusammen: 1.) Was ist eine WBM-Analyse? Die WBM-Analyse ist eine Finanzanalyse zur Unternehmensbewertung auf Basis der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen aus dem Konzernabschluss erweitert um den Faktor Zeit in ausgewählten Prozessen (siehe Kap. 7.0). 2.) Was ist das Ergebnis einer WBM-Analyse? Als Ergebnis zeigt das Analysemodell Effizienssteigerungs Potential entlang der Wertschöpfungskette (Value Chain) eines Unternehmens auf. Die so ermittelte Leistungslücke kann durch Prozessbeschleunigung je nach Schwerpunkt durch Ausgabenoptimierung (COGS), Working-Capital- Optimierung im Bereich der Cash Velocity (DSO, DIO, DPO) oder Prozessund Organisationsoptimierung (z.B. SG&A) nachhaltig geschlossen werden (siehe Kap. 7.0). 3.) Welche werttreibenden Erfolgsfaktoren werden für die Analyse verwendet und wie lassen sie sich herleiten? Aus ausgewählten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen werden im WBMVerfahren durch mathematisch logische Zusammenhänge 7 aussagekräftige Werttreibende Erfolgsfaktoren definiert, die ein Kennzahlensystem ergeben, das miteinander in Beziehung steht (DIO, DSO, DPO, DoCOGS, DoCapex, DoR&D, DoSG&A).Das System entspricht einem Kennzahlen-Rechensystem in Form einer Pyramide, an dessen Spitze der VCV-Wert als Spitzenkennzahl steht, (siehe Kap. 7.1). 4) Welcher Zusammenhang besteht zwischen werttreibenden Erfolgsfaktoren und 105 zeitkritischen Prozessen ? Über die Regressionsanalysen-Auswertung der werttreibenden Erfolgsfaktoren gelangt man zu den Parametern der zeitkritischen Prozesse (Kerntreiber). Zeitkritisch sind all jene Prozesse, in denen die größte Kapitalbindung bzw. das größte Wertschöpfungspotential vorhanden ist (siehe Kap. 7.2). Für die PV-Industrie, liegt die Haupt-Kapitalbindung im Bereich Material und Personal, Lagerhaltung, Sachinvestitionen und Verbindlichkeiten. Daraus abgeleitet und per Datenbankauswertung und Regressionsanalyse bestätigt ergeben sich die Parameter DoCOGS, DIO, DoCapex und DPO, die als Kerntreiber fungieren. 5) Wie und in welchen Geschäftsprozessen lassen sich Kosteneinsparungen mithilfe der WBM-Analyse gezielt steuern? Cash Velocity (CV) und Value Chain Velocity (VCV) stellen die strategischen Schlüsselparameter dar, die sich aus der Aggregation der 7 Erfolgsfaktoren ergeben und mit deren Hilfe ein Unternehmen seine Leitgrößen Profitabilität, Wachstum, Liquidität und Schock Resistenz prozessfokussiert steuern kann. Schnelligkeit bei den erfolgskritischen Prozessen ist entscheidend. Die Cash Velocity beschreibt die Schnelligkeit der Umwandlung der aggregierten Kosten aus den Debitoren-, Kreditoren- und LagerhaltungsProzessen in Profit (EBIT). Je niedriger der CV Wert in Tagen, desto schneller sind die Prozesse. Je schneller die Prozesse, desto niedriger die Kosten. Je geringer die Kostenstruktur, desto höher die mögliche Gewinnspanne. Die Value Chain Velocity beschreibt die Schnelligkeit der Umwandlung der Hauptkostenblöcke in Umsatz. Je niedriger der VCV Wert in Tagen, desto schneller werden Hauptkostenblöcke in Umsatz gewandelt. Je schneller die Hauptkostenblöcke in Umsatz gewandelt werden, desto höher die mögliche Profitabilität. 106 Im Einzelnen können Kosteneinsparungen in folgenden Geschäfts-Prozessen gezielt gesteuert werden. (siehe Kap. 7.3) : • Verwaltung: Reduktion des Verwaltungsaufwands (SG&A) • Vertrieb: Optimierung des Vertriebsaufwands (SG&A) • Beschaffung: Optimierung des Materialeinkaufs (COGS) • HR: Optimierung des Personalaufwands (COGS) • F&E: Optimierung des Forschungsaufwands (F&E) • Logistik: Reduktion des Lageraufwands (DIO) • Buchhaltung (Debitoren) Zahlungseingang offener Forderungen (DSO) • Buchhaltung (Kreditoren) Zahlungsausgang f. Verbindlichkeiten (DPO) 6.)Wer im Unternehmen profitiert von der Wertschöpfung? Von Optimierung der oben genannten Bereiche profitieren Stakeholder und Shareholder gleichermaßen. Unternehmen mit überlegenen Geschäftsmodellen verfügen i.d.R. über schnelle und daher dem Mitbewerb überlegene Prozesse. Schnelle Prozesse ermöglichen eine Vielzahl von Vorteilen wie hohe KundenMitarbeiter- und Lieferantenbindung sowie, eine erhöhte Reaktionsfähigkeit, niedrige Kostenstrukturen und hohe Margen (siehe Kap. 7.4). 7) Welche Auswirkungen haben Kostenoptimierung und beschleunigte Wertschöpfung auf die Wettbewerbsposition der untersuchten Unternehmen ? Unternehmen mit schnellen Prozessen und hoher Value Chain Velocity sind Unternehmen mit überlegenen Geschäftsmodellen. Diese Überlegenheit können sie als Wettbewerbsvorteil nutzen, z.B. um in Krisenzeiten antizyklisch agieren zu können. Unternehmen mit überlegenen Geschäftsmodellen sind weniger krisenanfällig. Diese Unternehmen können sich schon in Krisenzeiten auf die Zeit danach konzentrieren und ihre zukünftigen Wettbewerbsvorteile gestalten. Unternehmen mit unterdurchschnittlichen Leistungen im Prozess- und Wertschöpfungsbereich sind aufgrund des Kostendrucks in Krisenzeiten mit Umstrukturierungs-Maßnahmen und sich selbst beschäftigt. 107 In der untersuchten überlegenem PV-Industrie Geschäftsmodell extrahieren (schnellen die Unternehmen Prozessen und mit schneller Wertschöpfung) den Löwenanteil der Umsätze, der Gewinnspanne, der Cashflow Spanne und erzielten im Krisenjahr 2009 das 17-fache bzw. im Durchschnitt des Betrachtungszeitraums 2007-2010 das 3- fache Betriebsergebnis (EBIT basierend) (siehe Kap. 7.4). 8) Was geschieht nach Abschluss der WBM-Analyse? Um aufgrund der gewonnen Erkenntnisse aus der WBM-Analyse die Position eines Unternehmens zu optimieren (Reduktion von erkannten Leistungslücken durch Beschleunigung der als relevant eingestuften Unternehmensprozesse) ist unternehmensintern die Kommunikation der neuen Zielvorgabe, ein Festschreiben und überwachen der gewünschten Zielwerte per Reporting und eine schrittweise Implementierung in den betroffenen Geschäftsprozessen notwendig (siehe Kap. 7.5). Um zeitkritische Prozesse „auf Knopfdruck“ auswerten zu können und damit effizient kontrollieren und steuern zu können, ist der Einsatz von vernetzten ITSystemen und Datenbanken essentiell. IT als Provider von tagesaktuellen Informationen wird somit zur strategischen Waffe im Kampf um Wettbewerbsvorteile. Die derzeitige Form der WBM-Analyse ist lediglich ein Status Quo. Es ist nicht ausgeschlossen, dass zukünftige Veröffentlichungen das Modell um weitere Inputparameter bereichern oder das Gesamtmodell weiter aggregieren zwecks noch aussagekräftigerer Vergleichbarkeit. Ebenfalls nicht ausgeschlossen ist, dass durch weiter ansteigende Energiepreise künftig Werttreibende Erfolgsfaktoren eine direkte Korrelation mit den Themen Energieverbrauch und Umweltbeeinflussung beinhalten könnten. Das Schweizer Bankhaus Sarasin 175 führt dazu z.B. schon Angaben in seinen Geschäftsberichten siehe Abb. 37 Sarasin Nachhaltigkeitsbericht 2009. 175 Bank Sarasin (2009): Nachhaltigkeitsbericht_ 2009.pdf ,S.43, http://www.sarasin.ch/internet/iech/index_iech/sustainability_iech/sustainability_reports_iech.htm, Abfragedatum: 03.02.2011 108 Abb. 37: Sarasin Nachhaltigkeitsbericht 2009 (Quelle Bank Sarasin) 109 Anhang Literaturverzeichnis Bücher & Publikationen: Brosius, F.(2010):SPSS 18 für Dummies,1.Auflage, Weinheim, Wiley-VCH Verlag Flaker, V. und Schmid, T.(2006): Von der Idee zur Forschungsarbeit, Wien, Köln, Weimar, Böhlau Verlag Grove, A. S., (1996): Only the Paranoid survive. How to exploit the crisis points that challenge every company, 2.Auflage, New York, Random House Hennicke P., Fischedick M.(2010):Erneuerbare Energien,2.Auflage, München, C.H.Beck Verlag Kotler, P., Caslione J. A. (2009): Chaotics-Management in turbulenten Zeiten., München, mi-Wirtschaftsbuch Mintzberg, H. (1999,2007): Strategy Safari, München, Redline Wirtschaft-Finanz Buch Verlag Porter, M., E. (1999): Wettbewerbsstrategie. Methoden zur Analyse von Branchen und Konkurrenten,10.Auflage, Frankfurt-New York, Campus Porter, M., E. (1990): The Competitive Advantage of Nations, London-Basingstoke, MacMillan Press Pümpin C., Amann W.(2005):SEP - Strategische Erfolgspositionen. Kernkompetenzen aufbauen und umsetzen, Bern, Stuttgart, Wien, Haupt Verlag 110 Stalk, G. (1988): Time-the next source of competitive advantage, Harvard Business Review, 66, July-August, S.42-52 Weber, J; Vater, H.; Schmidt, W.; Reinhard, H.(2011): TURNAROUND. Navigation in stürmischen Zeiten.(Maßnahmen zur Krisenbewältigung und Auswirkungen auf die Rolle von CFOs und Controllern),1.Auflage,Weinheim,Wiley-VCH Verlag, S. 247-267, 467-483 Artikel & Journale: Thanei, C. (2010): Tschechien zieht die Solarnotbremse, Die Presse, 18.11.2010, S. 20 Vieregge, T. 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Technologien, Märkte und Industrien im Vergleich., S.6,10,1214,26,27-29,30, Studie ist erhältlich gegen eine Gebühr von CHF 150 (EUR 110) siehe http://www.sarasin.ch/internet/iech/index_iech/about_us_iech/media_iech/news_iech. htm?reference=114922&checkSum=2DFC62926C1A3A5D6946632693948C65 , http://www.sarasin.ch/internet/iech/index_iech/sustainability_iech/sustainable_invest ments_iech/sustainability_publications_iech.htm , Studien des Sustainability Research 2010: solarwirtschaft_unterwegs_in_neue_dimensionen.pdf , Abfragedatum: 24.03.2011 Internetverweise: Bank Sarasin (2009): Nachhaltigkeitsbericht_ 2009.pdf , http://www.sarasin.ch/internet/iech/index_iech/sustainability_iech/sustainability_repor ts_iech.htm , Abfragedatum: 03.02.2011 Bank Sarasin (2009): 2010-Das Jahr der grünen Erholung?, http://www.sarasin.ch/internet/iech/index_iech/about_us_iech/media_iech/news_iech. htm?reference=94821&checkSum=F61F8040B3E98FB5FD96F662165667B6 , Abfragedatum: 24.03.2011 112 Bank Sarasin (2010): Nachhaltigkeitsresearch der Bank Sarasin: Indien – boomender Markt für Solar- und Windenergie , http://www.sarasin.ch/internet/iech/index_iech/about_us_iech/media_iech/news_iech. htm?reference=110941&checkSum=6711EAC9E360BBA5597C5C377DE4E9AD , Abfragedatum: 25.03.2011 Bloomberg (2011): BP investment in alternative energy in 2011, http://www.bloomberg.com/news/2011-04-05/bp-boosts-to-2-billion-its-2011investment-plan-for-renewable-energy.html, Abfragedatum 10.04.2011 Centrotherm Photovoltaics (2011): GB 2009, http://www.centrotherm.de/fileadmin/ct_group/Downloads/Download_Center_DE/10_ Unternehmen/Geschaeftsberichte/CT_GB2009_DE.pdf , S.1, Abfragedatum: 20.01.2011 Deutsche Börse AG (2007): Leitfaden Ökodax, http://www.daxindices.com/DE/MediaLibrary/Document/%C3%96ko_DAX_L_1_0_d.pdf , Abfragedatum 02.12.2010 Deutsche Börse AG (2009): Leitfaden Photovoltaik Global 30 Index, http://www.daxindices.com/DE/MediaLibrary/Document/Photovoltaik_Global_30_1_0_d.pdf , Abfragedatum 01.12.2010 Deutsche Börse AG (2010): TecDax-Index, http://deutscheboerse.com/dbag/dispatch/de/kir/gdb_navigation/listing/10_Market_Structure/31_aus wahlindizes/30_TecDAX , Abfragedatum 19.11.2010 113 Donau Universität Krems (2010): Pressemeldung EAC, http://www.donauuni.ac.at/de/department/wirtschaft/news/id/15272/index.php ,Abfragedatum: 15.11.2010 german.china.org.cn (2010): China-Anhebung lokaler Mindestlöhne http://german.china.org.cn/fokus/2010-11/02/content_21256497.htm , Abfragedatum: 05.02.2011 heise online (2006): Solarbranche sorgt für Siliziumknappheit http://www.heise.de/ct/artikel/Solarbranche-sorgt-fuer-Siliziumknappheit-302490.html ,Abfragedatum: 31.03.2011 IG Energieautarkie (2010): Homepage, http://www.energieautarkiecoaching.at/energie-autarkie-coaching/ , Abfragedatum: 15.11.2010 IWR (2010): Renixx-Index, http://www.iwr.de/renixx/, Abfragedatum 25.07.2010 Japan Markt online (2010): Solarindustrie bläst zum Angriff http://www.japanmarkt.de/index.php/unternehmen/elektronik/solarindustrie-blastzum-gegenangriff/#more-3766 , Abfragedatum: 03.02.2011 My Etymology (2011): Strategia, http://www.myetymology.com/greek/strategia.html, Abfragedatum 12.05.2011. 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