Oracle ködert SAP-Kunden
Transcription
Oracle ködert SAP-Kunden
ITRESELLER Oracle ködert SAP-Kunden 4. Juli 2005 - Oracle will mit einem Migrationsangebot für R/3-Kunden dem deutschen Erzfeind SAP das Wasser abgraben. Bei SAP Schweiz bleibt man gelassen. Mit einem aggressiven Kreditprogramm unter dem Namen «OFF SAP» (Oracle Fusion for SAP) ködert Oracle SAP-R/3-Kunden, bei denen ein Wechsel auf «MySAP ERP» oder «MySAP Business Suite» ansteht. Oracle bietet einen 100prozentigen Lizenzkredit und technische Unterstützung. Die Ellison-Company reagiert damit auf das in den USA von SAP eingeführte Programm «Safe Passage». SAP hatte nach der Übernahme von J.D. Edwards und Peoplesoft durch Oracle den neu zu Oracle-Kundschaft gehörenden Firmen angeboten, einen – wie SAP sich ausdrückt – «sicheren Übergang auf eine SAP-Lösung» zu garantieren. SAP bleibt gelassen und hinterfragt Bei der Regensdorfer Zentrale von SAP Schweiz gibt man sich zu Oracles Kampfansage gelassen: «Wir glauben nicht, dass Oracle mit OFF SAP erfolgreich sein kann. Auf den ersten Blick mag das Offering verlockend wirken, bei genauerem Hinsehen jedoch ist einerseits der finanzielle Anreiz nicht sehr gross, andererseits verlieren die Kunden sehr viele Investitionen in die bestehende Infrastruktur, in Prozess- und Fachwissen und Ausbildung der Mitarbeiter», sagt Claudia Rollero, Public Relations Manager bei SAP Schweiz zu IT Reseller. Das Offering sei heute nicht viel mehr als eine auf Powerpoint präsentierte Vision von Oracle. Rollero: «Aus diesem Grund wäre es interessant zu wissen, wie die Preis- und Supportsituation von Oracle bei echter Verfügbarkeit der Fusion nach 2008 aussehen soll.» 180 Schweizer R/3-Kunden Wie Rollero weiter ausführt, pflege SAP einen sehr engen Kontakt zu seinen Kunden durch das Account Management, den Active Global Support, durch Beraterteams und durch Marketingansprache. Mit den Kunden würden mittel- und langfristige Strategien entwickelt. Rollero: «SAP hat dazu bereits im Januar dieses Jahres proaktiv ein Programm für die bestehenden R/3-Kunden entwickelt, das für die einzelnen Kunden eine klare Roadmap aufzeigt und ihnen eine Anrechnung bisheriger Lizenzinvestitionen in der Höhe von 75 Prozent ermöglicht.» Heute nutzen von den 1200 SAP-Kunden in der Schweiz noch 180 Firmen das alte R/3-System. Um einer Abwanderung zur Konkurrenz bei anstehender Neuinvestition entgegenzuwirken, hat SAP unter anderem vorletzte Woche an einer Tagung R/3-Kunden aufgezeigt, wie ein Upgrade auf eine Netweaver-basierende Lösung erfolgt. Rollero geht davon aus, dass bis Ende dieses Jahres 30 der 180 Kunden sich für ein Upgrade auf MySAP ERP oder SAP Business Suite entscheiden werden. Die Ende 2005 voraussichtlich 150 verbleibenden R/3-Benutzer seien zeitlich nicht unter Druck, da SAP bis 2008 die reguläre Wartung mit Verlängerungsoptionen um weitere drei Jahre garantiert. (mh) IT RESELLER MEINT Kunden von Business-Software-Herstellern wechseln nicht den Anbieter wegen hohen Lizenzgutschriften, sondern weil sie zum Beispiel Funktionen brauchen, die ihr bisheriger Lieferant nicht mitbringt. Oder es gibt Unsicherheiten zur Zukunft des Herstellers und seiner Roadmap, wie dies bei Kunden von J.D. Edwards und Peoplesoft der Fall ist. Da Oracles Fusion-Projekt, die Zusammenführung der Anwendungen von Oracle, Peoplesoft und J.D. Edwards, bisher nur auf dem Papier exisitiert, dürfte es für Oracle nicht einfach sein, mit seinem Kreditprogramm SAP Kunden abzujagen. Copyright by Swiss IT Media 2017