5. bis 19. Oktober - St. Michael München

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5. bis 19. Oktober - St. Michael München
5. bis 19. Oktober
Schutzgebühr 1 €
2014
Jesuitenkirche St. Michael
Neuhauser Straße 6 (Fußgängerzone) | 80331 München
Grußwort
SKH Herzog Max in Bayern
Schirmherr des Münchner Orgelherbstes 2014
Am 6. Juli 1597 wurde mit einem feierlichen Hochamt die Münchner
Jesuitenkirche endgültig eingeweiht. Ferdinand di Lasso dirigierte mit
Hofmusikkapelle und Ensembles der Jesuiten insgesamt fünf Klanggruppen, die sich auf die Musikempore und die Emporen der Seitenkapellen verteilten. Prächtige Musik in einem prächtigen Kirchenraum – dieses Begriffspaar hat bis heute nichts von seiner Bedeutung
verloren.
Die Pfeifenorgel als das „vornehmste Instrument“ in der Kirche spielte
schon während der Bauzeit von St. Michael eine bedeutende Rolle.
Herzog Wilhelm V. ließ die Orgel der alten Lorenzkirche, die schon von
Orlando di Lasso gespielt wurde, auf die Empore der Michaelskirche
bringen. In St. Michael war der Stellenwert geistlicher Musik von Anfang an unstrittig.
Man betrachtete die Musik nicht nur als ein geeignetes Mittel zur
Verehrung der „Gloria Dei“, sondern gleichfalls zur Weitergabe und
Vermittlung des Glaubens. So ist die Kirchenmusik an St. Michael ein
eindrucksvolles Zeugnis für die Anliegen der katholischen Reform im
ausgehenden 16. Jahrhundert und darüber hinaus. Neben den verschiedenen Chören und Instrumentalisten spielten die Orgeln und
die Orgelmusik eine zentrale Rolle. Dies wird allein schon durch die
Besetzung einer eigenen Stelle des Michaelsorganisten neben der
des Chordirektors deutlich.
Bedeutende Künstler wie Caspar Ett und nicht zuletzt Joseph Gabriel
Rheinberger haben an der Michaelskirche gewirkt. Ebenso bedeu-
tend waren auch die Instrumente, die für St. Michael gebaut wurden.
Den vorläufigen Schlusspunkt in der Orgelbaugeschichte stellt die
Reorganisation und klangliche Erweiterung des Instrumentes durch
die Orgelbaufirma Rieger (Vorarlberg/Österreich) im Jahr 2011 dar. Ein
prächtiges und klanglich differenziertes wie vielseitiges Werk steht
heute für den Gebrauch in Gottesdienst und Konzert zur Verfügung.
Dem Haus Wittelsbach war und ist es ein großes Anliegen, die
Kirchenmusik in „seiner ehemaligen Hofkirche“ gut aufgestellt zu
wissen. Daher habe ich mit großer Freude und in Dankbarkeit für
diese wichtige und verdienstvolle Arbeit gerne die Schirmherrschaft
für den diesjährigen Orgelherbst unter der künstlerischen Leitung des
Michaelsorganisten, Herrn Peter Kofler, übernommen.
Ich wünsche diesem sechsten Münchner Orgelherbst ein gutes
Gelingen und den Besuchern viel Freude bei allen Konzerten dieses in
München sicherlich einmaligen Orgelfestivals.
SKH Herzog Max in Bayern
Grußwort
Kirchenrektor von St. Michael
Pater Karl Kern SJ
Liebe Freundinnen und Freunde der Michaelsmusik!
Herzlich willkommen zum sechsten Münchner Orgelherbst! Hochwertige Musik gibt es in St. Michael das ganze Jahr über. Wir pflegen die
Geistliche Musik von der Gregorianik über die klassischen Orchestermessen bis zu zeitgenössischen Kompositionen.
Religion und Musik bilden von Anfang an eine unauflösliche Einheit.
Beide wollen „das Herz erheben“. Große Kunst rührt an das, was uns
zuinnerst bewegt. Der Mensch kommt nur zu sich selbst, indem er sich
überschreitet. Jeder Gottesdienst und jedes gehaltvolle Konzert wollen
die in uns schlummernden Kräfte der Selbsttranszendenz wecken.
Ich lade Sie herzlich ein zu unseren fünf Orgelkonzerten, zu den beiden
Kammermusikkonzerten, zur Gesprächsmatinee und den drei Hochämtern am 5., 12. und 19. Oktober. Ich bedanke mich bei allen Künstlerinnen und Künstlern, besonders bei Peter Kofler. Er hat dieses internationale Festival geplant und organisiert und gestaltet wesentliche Teile
des Programms. Das Haus Wittelsbach ist seit Herzog Wilhelm V. (15481626), dem Gründer unserer Kirche, mit der Michaelsmusik verbunden.
Ich freue mich, dass Seine Königliche Hoheit, Herzog Max in Bayern, die
Schirmherrschaft für den diesjährigen Orgelherbst übernommen hat.
Möge durch die Musik wieder etwas von jener sanft bezwingenden
Kraft spürbar werden, die uns näher zu uns selbst, näher zum Mitmenschen und näher zu Gott führt.
P. Karl Kern SJ
Grußwort
Michaelsorganist und
künstlerischer Leiter „Münchner Orgelherbst“
Peter Kofler
Mozart schreibt 1777 an seinen Vater: „Die orgl ist doch in meinen
augen und ohren der könig aller instrumenten.“ Ganz im Zeichen der
Orgel steht in St. Michael der Monat Oktober – bereits zum sechsten
Mal findet der Münchner Orgelherbst statt. Neben den Orgelkonzerten
mit führenden Organisten wird die Programmpalette in diesem Jahr
um zwei Kammermusikkonzerte erweitert. Mit Dorothee Oberlinger
und Midori Seiler konnten zwei herausragende Interpretinnen der
„Alten Musik“ -Szene gewonnen werden. Gespannt sein dürfen Sie auch
auf die Gesprächsmatinee mit Peter Schreier. Der bekannte Sänger und
Dirigent wird über sein Leben mit der Kirchenmusik erzählen.
Der „Orgelherbst“ zeichnet sich in diesem Jahr durch eine große Vielfalt
und Farbigkeit aus. Neben den Kompositionen aus dem Barock bis hin
zur Moderne erwarten uns eine Uraufführung und Improvisationen. In
der Zeit des Orgelfestivals werden die Gottesdienste durch besondere
musikalische Gestaltungen bereichert. Es erklingen Messvertonungen
von Bruckner, Guilmant und Castagnet. Besonders neugierig machen
möchte ich Sie auf letzteren Komponisten. Passend zum Oktober erklingt seine „Missa Salve Regina“, komponiert in einer ganz eigenen,
französischen und zeitgenössischen Klangsprache.
Die Musik soll das Herz zu Gott erheben oder, wie C.Ph.E. Bach über
seinen Vater schreibt: „Die Musik meines Vaters hat höhere Absichten,
sie soll nicht das Ohr füllen sondern das Herz in Bewegung setzen“.
Ganz in diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen mit wunderbarer Musik
erfüllten sechsten Münchner Orgelherbst.
Ihr Michaelsorganist Peter Kofler
ERÖFFNUNGSKONZERT
„BACH-KONZERT“
Mendelssohns Leipziger Orgelkonzert von 1840
JOHANN SEBASTIAN BACH (1685-1750)
Präludium und Fuge in Es-Dur, BWV 552
Choralbearbeitung „Schmücke dich, o liebe Seele“, BWV 654
Präludium und Fuge in a-moll, BWV 543
Passacaglia in c-moll, BWV 582
Pastorella in F-Dur, BWV 590
Toccata und Fuge in d-moll, BWV 565
AUSFÜHRENDER:
Peter Kofler, Orgel (München)
DIESES KONZERT WIRD VON BR-KLASSIK MITGESCHNITTEN
Bitte beachten Sie, dass private Bild- und Ton-Aufnahmen nicht gestattet sind.
KONZERT I - So. 05.10.2014 - 16:00 Uhr
PETER KOFLER
Mendelssohns Leipziger Orgelkonzert 1840
Mendelssohns Wunsch, Bach in Leipzig ein Denkmal zu errichten,
findet sich erstmals in einem Brief an seinen Freund Karl Klingemann
in London zu Beginn des Jahres 1838: „[J.S. Bach] ist doch ein alter
Prachtkerl gewesen. Wir wollen ihm jetzt hier vor der Thomasschule
ein kleines Denkmal aufrichten lassen, aber natürlich ganz unter uns,
ohne Zeitungsbettelei und Konzertalmosen und dergl., nur einen
Stein, vielleicht mit der Büste, und sein Name oben drauf, und drunter
muß stehen, von seinen dankbaren Nachkommen 1838“.
Mendelssohn machte seine Absicht, den finanziellen Grundstock für
das Bach-Denkmal mit einem Orgelkonzert zu legen, neun Tage vor
dem Konzert durch eine Anzeige in den Leipziger Tageszeitungen
bekannt.
Das Orgelkonzert, das Mendelssohn am 6. August 1840 in der
Leipziger Thomaskirche gab, nahm eine Sonderstellung ein. Waren
die Leipziger Orgelkonzerte bisher der üblichen Praxis der Mischprogramme gefolgt, so präsentierte Mendelssohn erstmals ein
Programm, das ausschließlich Bach‘sche Orgelwerke enthielt.
Bereits am klaren und übersichtlichen Druckbild zeigt sich die sorgfältige Disposition, die Mendelssohns Programm-Konzeptionen
auszeichnet. Die beiden durch eine Pause getrennten Programmteile sind analog aufgebaut. Jeweils zwei große, virtuos bewegte
Orgelwerke (Introduction und Fuge in Es-Dur / Grosses Praeludium und
Fuge a-moll - Passacaille c-moll / Toccata d-moll) umschließen je eine
verhaltene Komposition im ruhigen Zeitmaß, Choralphantasie und
Pastorella. Den Rahmen bilden zwei Improvisationen, Introduction
und Freie Phantasie. Es ist zunächst nicht recht einsehbar, warum
Mendelssohn das erste Bach-Werk um das der Fuge vorausgehende
ZUM WERK
Präludium gekürzt und durch eine kurze improvisierte Introduktion ersetzt hat. Seine Vorliebe für Fugen und fugenähnliche Kompositionen
mag vielleicht ein Grund dafür gewesen sein. Die Fuge Es-Dur (BWV 552)
ist die formal vielschichtigste, die Bach für Orgel komponiert hat.
Die weiteren Werke, Präludium und Fuge a-moll (BWV 543) und Toccata
und Fuge d-moll (BWV 565), erhalten ihr musikalisches Gewicht durch
die überproportionale Länge ihrer Fugen. Auch die Passacaglia (BWV
582) mündet in eine Fuge, deren „Thema fugatum“ aus der ersten
Hälfte des ostinaten Bassthemas der Passacaglia gewonnen ist.
Mit der Choralphantasie „Schmücke dich, o liebe Seele“ stellte Mendelssohn ein Muster aus der großen Zahl der Bach‘schen Choralvorspiele
vor und zugleich dasjenige Werk Bachs, zu dem er die tiefste innere
Beziehung hatte.
Die Pastorella (BWV 590) ist ein suitenähnlicher Zyklus von vier Sätzen.
Bei Einzelabschriften oder Frühdrucken des ersten Satzes lautete ihr
Titel auch Pastorale. Im gleichen Jahr, in dem der erste Satz unter dem
italienischen Titel „Pastorella di Seb. Bach“ erstmals im Druck erschien,
ist auch eine Aufführung des Werkes durch Mendelssohn bezeugt.
Als Grundlage seiner Improvisation, der Freien Phantasie am Schluss
des Konzerts, wählte Mendelssohn drei musikalische Formelemente,
die auf den früheren Thomaskantor hindeuten sollen: Choral, Fuge
und den als musikalisches Thema verwendeten Namen Bachs.
Der öfter unternommene Versuch, das genaue Programm des Orgelkonzerts zu rekonstruieren, hat hinsichtlich der Toccata zu vielen
Spekulationen geführt. Der Grund hierfür liegt in einem kleinen
Druckfehler der Schumann‘schen Rezension, der sich aber bei einem
Vergleich mit den Konzertankündigungen in den Leipziger Tageszeitungen und dem Programmzettel korrigieren lässt. Nicht „eine
Toccata in a-moll“, sondern die schon damals verbreitete und heute
zu den populären Orgelstücken zählende Toccata d-moll (BWV 565)
hat Mendelssohn gespielt. Mit ziemlicher Sicherheit wurde aber zur
Toccata d-moll auch die Fuge aufgeführt.
Bei einer genauen Rekonstruktion des Orgelkonzerts von Mendelssohn am 6. August 1840 in der Thomaskirche müsste man die Improvisationen miteinbauen. Es ist aber auch üblich geworden, dieses
Programm mit dem Präludium und Fuge Es-Dur (BWV 552) zu beginnen
und mit der Toccata und Fuge d-moll (BWV 565) abzuschließen. Eine
solche „Fassung“ werden Sie auch in diesem Konzert hören.
Das Orgelkonzert wurde nicht nur zu einem künstlerischen Erfolg, den
sich Mendelssohn durch eine achttägige Vorbereitung hart erarbeitet
hatte, auch der finanzielle Ertrag war beachtlich. Der Restbetrag,
welcher noch für die Finanzierung zur Errichtung des Denksteins
im Park nahe der Thomaskirche (nicht das Denkmal unmittelbar am
Seiteneingang) fehlte, wurde mit zwei Konzerten abgedeckt. Am Palmsonntag 1841 führte Mendelssohn in der Thomaskirche die MatthäusPassion auf, die seit den Aufführungen durch Bach hier nicht wieder
erklungen und den Leipzigern gänzlich unbekannt war. Das dritte und
letzte Konzert, dessen Erlös zur Finanzierung des Denksteins bestimmt
war, fand am Tage seiner feierlichen Enthüllung selbst statt, am Sonntag, 23. April 1843, morgens im Saal des Leipziger Gewandhauses. Es
bot ein repräsentatives Programm mit Vokal- und Instrumentalwerken
Johann Sebastian Bachs.
Quelle: Dissertation von Matthias Pape „Mendelssohns Leipziger Orgelkonzert 1840“, erschienen
im Verlag Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1988
Das Spiel des Organisten wird auf
eine Videoleinwand im Kirchenraum übertragen.
KÜNSTLER
Der in Bozen geborene Organist und Cembalist
Peter Kofler (*1979) erhielt seine erste musikalische Ausbildung am dortigen Konservatorium „Claudio Monteverdi“. In München studierte er Orgel und Kirchenmusik bei Harald Feller
sowie Cembalo bei Christine Schornsheim.
Peter Kofler spielt unter namhaften Dirigenten wie Mariss Jansons, Franz Welser-Möst,
Bernhard Haitink, Daniel Harding, Esa-Pekka
Salonen, Giovanni Antonini und Thomas Hengelbrock. Eine enge Zusammenarbeit als Organist und Cembalist verbindet ihn mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.
Zudem ist er Cembalist des Barockorchesters „L‘ Accademia giocosa“
und Assistent von Hansjörg Albrecht beim Münchener Bachchor.
Regelmäßig gastiert Peter Kofler bei internationalen Musikfestivals. Zu
seinen Kammermusikpartnern zählen u. a. Dorothee Oberlinger, Lisa
Batiashvili, Ramón Ortega Quero und Gábor Tarkövi. CD- und Rundfunkproduktionen runden seine Künstlertätigkeit ab.
Seit August 2008 ist Peter Kofler als Organist an der Jesuitenkirche
St. Michael in München tätig. Von der Stiftung Bücher-Dieckmeyer erhielt er den Förderpreis zur Pflege der Kirchenmusik in Bayern. Zudem
ist Peter Kofler künstlerischer Leiter des internationalen Orgelfestivals
„Münchner Orgelherbst“ in St. Michael.
Nach seiner in der Presse hochgelobten ersten Solo-CD mit Johann
Sebastian Bachs „Kunst der Fuge“, eingespielt beim Label „Raumklang“,
erschien im Oktober 2013 seine zweite Orgel-CD beim Label „Querstand“. Die dritte CD in dieser Reihe ist bereits in Planung.
www.peterkofler.org
Dieses Konzert findet in der
Kreuzkapelle, Eingang Ettstraße, statt.
KAMMERMUSIK
„BACH-PARTITEN“
JOHANN SEBASTIAN BACH (1685-1750)
„Partita d-moll” für Solovioline, BWV 1004
Allemanda
Corrente
Sarabanda
Giga
Ciaccona
„Partita E-Dur“ für Solovioline, BWV 1006
Preludio
Loure
Gavotte en Rondeau
Menuet I / Menuet II
Bourrée
Gigue
AUSFÜHRENDE:
Midori Seiler, Barockvioline (Köln)
Bitte beachten Sie, dass private Bild- und Ton-Aufnahmen nicht gestattet sind.
KONZERT II - Mi. 08.10.2014 - 20:00 Uhr
MIDORI SEILER
Ein Werk der Barock-Ära, das im Titel als ‚Solo‘-Stück ausgewiesen
ist, wird nicht zwangsläufig von einem Musiker allein bestritten.
Wer etwa ein Konzert mit ‚Solosonaten‘ aus jener Zeit besucht, wird
häufig einen Kammermusikabend erleben: die stilübliche Begleitung
durch basso continuo erfordert, zusätzlich zum Solisten, ein Bass- und
ein Harmonieinstrument. Anders verhält es sich mit den Bachschen
Sonaten und Partiten für Violine solo BWV 1001–1006. Als wohlausgewogener Zyklus aus sechs mehrsätzigen Einzelwerken konzipert,
eröffnet diese Werkgruppe tatsächlich auf den vier Saiten nur eines
einzigen Instruments eine ganze musikalische Welt.
Während sich die drei Sonaten (BWV 1001, 1003, 1005) der standardisierten Form der viersätzigen Kirchensonate bedienen, stehen die
drei Partiten in der freieren Suiten-Form und folgen dabei in Anordnung und innerer Gestaltung der Einzelsätze völlig unterschiedlichen
Plänen. Die Partita in d-Moll orientiert sich an der traditionellen viersätzige Tanzfolge nach dem Prinzip Langsam (Allemande) – Schnell
(Courante) – Langsam (Sarabande) – Schnell (Gigue). Ungewöhnlich
ist, dass diesen vier Abschnitten ein monumentaler 5. Satz folgt, eine
großangelegte Variationenfolge, in der Bach die unerschöpfliche Fülle
seiner kompositorischen Phantasie auf atemberaubende Weise unter
Beweis stellt: ein ernster, rhythmisch im würdevollen SarabandenRhythmus gehaltener Viertakter wird insgesamt 64 mal wiederholt,
in kunstvollen Veränderungen, deren Abwechslungsreichtum nicht
umsonst weltberühmt geworden ist. Der Begriff Chaconne, der hier
das Variationsprinzip bezeichnet, hat zu diesem Zeitpunkt der Musikgeschichte übrigens einen odyssee-artigen Bedeutungswandel hinter sich: Ursprünglich bezeichnet er einen Tanz lateinamerikanischen
Ursprungs von ausgesprochen erotischem Charakter.
ZUM WERK
Während insbesondere die abschließende Chaconne der Partita in
d-Moll einen gravitätischen, teils gar düsteren Charakter verleiht,
besticht das zweite der heute gespielten Werke durch eleganten
Charme und (scheinbare) spielerische Leichtigkeit (freilich ohne dass
sich der meisterhafte Ernst des Bachschen Komponierens dabei auch
nur einen Takt lang verleugnete).
Während die majestätische d-Moll-Partita vom Hörer wie ein gewaltiges Massiv bezwungen werden will, kommt die Partita in E-Dur
dem Hörer freundlich und offen entgegen. Die Satzfolge richtet sich
hier nach der Musiktheatergattung des Ballet-Divertissements, wie
an den französischen Tanzformen erkennbar wird. Großzügig zeigt
sich der Komponist darin, dass er einen seiner wohl gewinnendsten
melodischen Einfälle überhaupt einem Rondo anvertraut: insgesamt
5 Mal dürfen die glücklichen Zuhörer sich vom Refrain der Gavotte en
Rondeaux bezaubern lassen, der bei keinem seiner Auftritte an Reiz
verliert:
Übrigens sollte niemand, der sich in ein Konzert mit den Bachschen
Violinsolo-Sonaten und –Partiten begibt, einen Abend mit ‚einstimmiger‘ Musik erwarten – schon der flüchtige Blick auf obiges Notenbeispiel erinnert daran, dass auf diesem Melodieinstrument Doppel- und
Mehrfachgriffe möglich sind. Doch auch dort, wo die Melodielinie
sich scheinbar einstimmig fortbewegt, gelingt es Bach, durch die
Technik der ‚latenten Zweistimmigkeit‘ eine vielstimmige Polyphonie
von Instrumenten zu suggerieren. Dem aufmerksamen Hörer werden
am heutigen Konzertabend zahlreiche Beispiele für diesen Kunstgriff
auffallen, der vom wiederholten Wechsel entlegener Tonlagen profitiert: es scheint dann, als träten tiefe und hohe Stimmen miteinander
in Dialog.
Auf den ersten Blick mag es gewagt erscheinen, dem Farbenreichtum und der Klangfülle der majestätischen Michaelsorgel einen
ganzen Abend mit ‚nur Geige‘ gegenüberzustellen. Wer sich aber auf
die hohe Kunst des Bachschen Komponierens für Solostimmen einlässt, dem wird dieses Programmkonzept ganz logisch und einleuchtend erscheinen.
Kilian Sprau
KÜNSTLER
Midori Seiler wuchs in Heinrich Ignaz Franz
Bibers und Wolfgang Amadeus Mozarts Heimatstadt Salzburg auf. Die Beschäftigung mit
Musik wurde ihr dabei in die Wiege gelegt:
Sowohl ihre japanische Mutter als auch ihr
bayerischer Vater sind Pianisten. Dennoch
entschied sie sich nicht für die schwarzen
und weißen Tasten, sondern für die Violine.
Ihre musikalische Ausbildung führte sie über
Salzburg nach Basel, London und Berlin.
Zu ihren Lehrern zählten dabei die renommierten Professoren Eberhard Feltz und
Helmut Zehetmair, der japanische Geiger
David Takeno, der ungarische Großmeister
Sándor Végh, Adelina Oprean sowie ausgewiesene Spezialisten für Alte Musik wie
Thomas Hengelbrock und Stephan Mai, der
langjährige Konzertmeister der Akademie für
Alte Musik Berlin.
Im Jahr 2000 übernahm sie bei der „Akamus“
selbst die Stelle am vordersten Geigenpult. Auch beim Orchester Anima Eterna
in Brügge ist sie als Konzertmeisterin beschäftigt; zudem war sie
in dieser Funktion zu Gast beim Orchestra of the Age of Enlightenment und bei der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Mit
allen Ensembles hat sie umfangreiche Tourneen durch Europa,
Südamerika, Asien und die USA gespielt.
Darüber hinaus hat sich Midori Seiler mit den großen Violinkonzerten von Bach bis Mendelssohn international einen herausragenden
Ruf als Solistin erworben. Ihren Durchbruch feierte sie mit der Solo-
partie in Vivaldis ‚Vier Jahreszeiten‘ im Rahmen der choreographischen
Aufführung 4 Elemente - 4 Jahreszeiten mit der Akademie für Alte
Musik, eine Zusammenarbeit mit dem Tänzer und Choreographen
Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola. Der Mitschnitt dieses Projekts ist auf
CD und DVD erschienen.
Zu ihren zahlreichen, vielfach mit Preisen ausgezeichneten CDs zählen
auch Violinkonzerte von Mozart, Rimsky-Korsakows ‚Sheherezade‘
sowie ihre Rekonstruktion des verschollenen Violinkonzerts von J.S.
Bach BWV 1052. Zuletzt erschienen Bachs Partiten für Violine solo sowie sämtliche Violinsonaten von Ludwig van Beethoven; beide Alben
wurden in der Presse mit viel Lob bedacht.
Neben dem Cembalisten Christian Rieger arbeitet Midori Seiler für
Konzerte und Aufnahmen regelmäßig mit dem Pianisten Jos van
Immerseel zusammen, einem Spezialisten für historische Tasteninstrumente.
Von 2010 - 2013 gab Midori Seiler als Professorin für Barockvioline
und -viola am Institut für Alte Musik der Hochschule „Franz Liszt“ in
Weimar ihre reichhaltigen Erfahrungen an jüngere Musiker weiter.
Sie gab Meisterkurse in Brügge, Weimar, Stuttgart, Antwerpen und
Chemnitz sowie am Königlichen Konservatorium in Den Haag;
zudem im Rahmen der Akademie „Villa Musica“ in Mainz.
In ihren nächsten CD-Projekten beschäftigt sie sich unter anderem
mit Kammermusik von Schubert. Zuletzt erarbeitete Midori Seiler eine
Inszenierung von Bachs Solopartiten mit der Tänzerin Renate Graziadei und elektronischer Musik von Fabian Russ.
Midori Seiler ist Mitglied in der Akademie für Alte Musik Berlin.
www.midoriseiler.com
ORGELKONZERT
RICHARD WAGNER (1813-1883)
Walkürenritt aus „Die Walküre“ (1856)
(Transkription von Edwin H. Lemare-Stephen Tharp)
PAUL DUKAS (1865-1935)
L’ Apprenti sorcier (1897)
(Transkription von Stephen Tharp)
JOHANNES BRAHMS (1833-1897)
Intermezzo in A-Dur, op. 118 Nr. 2
(Transkription von Stephen Tharp)
JEAN GUILLOU (*1930)
Temora – 1ère Ballade Ossianique, op. 8 (1962)
CHARLES GOUNOD (1818-1893)
Trauermarsch einer Marionette (1872)
(Transkription von Stephen Tharp)
FRANZ LISZT (1811-1886)
Totentanz – Danse macabre über „Dies Irae” (1859)
(Transkription von Stephen Tharp)
AUSFÜHRENDER:
Stephen Tharp, Orgel (New York)
DIESES KONZERT WIRD VON BR-KLASSIK MITGESCHNITTEN
Bitte beachten Sie, dass private Bild- und Ton-Aufnahmen nicht gestattet sind.
KONZERT III - Fr. 10.10.2014 - 20.00 Uhr
STEPHEN THARP
Musik denotiert nichts. Das heißt: mithilfe musikalischer Strukturen
Gegenstände oder Vorgänge exakt zu bezeichnen, ist unmöglich.
Dennoch existiert in der Symphonischen Dichtung eine eigene, für
das musikalische Erzählen von Geschichten reservierte Gattung. Das
große romantische Orchester scheint mit seiner Fülle instrumentaler
Klangfarben ideal dafür eingerichtet, ‚narrative Impulse‘ zu setzen, die
sich vor dem geistigen Auge der Zuhörer zu konsistenten Handlungsabläufen verdichten. Dass es möglich ist, diese Aufgabe der Orgel
allein zu übertragen, zeigt einmal mehr, wie sehr sie ihren Ehrentitel
als „Königin der Instrumente“ verdient: im Spiel ihrer Pfeifen verbirgt
sich die Farbpalette eines ganzen Orchesters.
Viel hat zur ‚narrativen Qualität‘ der Musik das Musiktheater beigetragen. Ausgehend von den Musikdramen Richard Wagners setzte
sich im Laufe des 19. Jahrhunderts auf der Opernbühne ein zunehmend ‚naturalistisches‘ Klangideal durch; der Ritt der Walküren, die auf
ihren gefiederten Rossen gefallene Krieger zum Walkürenfelsen transportieren, ist ein berühmtes Beispiel dafür. Und ohne die ‚Erfahrung
Wagner‘ wäre wohl eine Tondichtung wie der ungemein dramatische
Apprenti sorcier von Paul Dukas undenkbar. Wer Goethes bekannte
Ballade in Erinnerung hat, wird ohne Schwierigkeiten die wachsende Panik des Zauberlehrlings verfolgen können, der seinen Besen in
einen amoklaufenden Wasserträger verwandelt hat. Nicht einmal die
Spaltung des außer Kontrolle geratenen Dienstboten kann das Unheil
aufhalten; anstelle eines einzigen setzen nun zwei eilfertige Besen
die Hexenküche unter Wasser. Erst der heimkehrende Meister vermag
den Zauber zu lösen.
Angesichts der erzählerischen Qualität ihrer Musik verwundert es
nicht, dass sich die romantischen Komponisten zur mythischen Rolle
des Barden besonders hingezogen fühlten. Als Prototyp galt ihnen der
ZUM WERK
sagenumwobene Ossian. Dass es sich bei dessen schauerlich-schönen
Epen, die in vielem wie Vorläufer der Fantasywelt J. R. R. Tolkiens wirken, um meisterhafte Fälschungen des Gelehrten James MacPherson
handelte, tat deren Popularität nur gelinden Abbruch. Temora – Jean
Guillous 1. Ossianische Ballade – entführt in die versunkene Welt des
heidnischen Großbritannien: es handelt sich um „Musik für den Palast
der alten Könige von Irland, in Dichtung und Krieg“. Was die Romantiker an Ossian/MacPherson faszinierte, war übrigens nicht zuletzt die
stilistisch meisterhafte Beherrschung einer kultivierten Morbidität. Für
sie hatte man zu jener Zeit generell einiges übrig; das beweisen auch
die gruselig-grotesken Totenmusiken von Charles Gounod (Trauermarsch einer Marionette) und Franz Liszt (Totentanz auf das Motiv des
gregorianischen Dies irae).
Einen faszinierenden Kontrapunkt zur symphonischen Geste des heutigen Konzertabends setzt das Intermezzo in A-Dur von Johannes
Brahms. Die Aufgabe der Orgel ist hier eine ganz andere als in den
übrigen Stücken des Programms: die intime Schönheit der Brahmsschen Klavierpoesie gilt es in die Klangwelt des großen sakralen
Raums zu übertragen.
Kilian Sprau
KÜNSTLER
Stephen Tharp, gepriesen als „der Organist
für den Kenner“ (Organ, Deutschland), als
„der Interpret für den Intellektuellen“ (Het
Orgel), als „in allen Details jedem Orgelvirtuosen gleichrangig“ (Zeitschrift The American Organist) und als „der umfassende kreative Künstler“ (Michael Barone, Pipedreams),
ist anerkannt als einer der großen Konzertorganisten unserer Zeit.
Nachdem er 43 weltweite Konzerttourneen
als Solist und mehr als 1400 Konzerte weltweit gespielt hat, hat er
eine derjenigen internationalen Karrieren fest etabliert, die von den
Kritikern allüberall am meisten Anerkennung und Ansehen erfahren;
sie brachte ihm den Ruhm ein, der Konzertorganist seiner Generation
zu sein, der am meisten und weitesten auf Tourneen unterwegs ist.
Stephen Tharp ist in dem Kompendium ‚Who’s Who in America‘
und ‚Who‘s Who in the World‘ für seine ausgezeichneten Errungenschaften in der Musik eingetragen.
Er war zentral vorgestellter Künstler bei nationalen wie regionalen
Zusammenkünften des Amerikanischen Organistenverbandes (American Guild of Organists - AGO) und hielt Meisterkurse an der Yale
University, am Westminster Choir College, dem Cleveland Institute of
Music, der Bethel University, St. Paul, Minnesota, an den Hochschulen
für Musik in Stuttgart, Trossingen und Bochum, sowie für die AGO.
Er war außerdem Mitglied der Jury bei Wettbewerben an der Juilliard
School und der Northwestern University.
Stephen Tharp bleibt ein wichtiger Vertreter neuer Orgelmusik,
vergibt immer neue Kompositionsaufträge und spielt zahlreiche
Uraufführungen von Kompositionen für das Instrument.
Als Komponist erhielt er selbst vom Kölner Dom den Auftrag, für
Ostersonntag 2006 zur Einweihung der neuen Tuba- Hochdruckregister seine Easter Fanfares zu schreiben.
Stephen Tharp ist auch in ganz Amerika als Kammermusiker aktiv, der
an der Orgel, dem Klavier und dem Cembalo gemeinsame Konzerte gab mit Künstlern wie Thomas Hampson, Itzhak Perlman, Jennifer
Larmore, Rachel Barton Pine, The American Boychoir (Leitung: James
Litton) und dem St. Thomas Choir (Leitung: John Scott, in Duruflés
Requiem) an Orten wie der Carnegie Hall, dem Metropolitan Museum
of Art, der Alice Tully Hall und Avery Fisher Hall im Lincoln Center.
Seine 14 Solo-Orgelaufnahmen sind bei den Labels JAV Recordings,
Aeolus, Organum, Ethereal zu finden und sind von der Organ Historical Society (OHS) (www.ohscatalog.org), Aeolus (www.aeolus-music.
com) und JAV Recordings (www.pipeorgancds.com) erhältlich.
Seine CD - The complete works of Jeanne Demessieux - hat im Februar
2009 sowohl „5 DIAPASON“ der renommierten französischen Fachzeitschrift Diapason als auch den „Preis der deutschen Schallplattenkritik“
(Mai 2009) erhalten.
Im Februar 2012 wurde ihm im Rahmen seines Preisträgerkonzertes
der 2011 International Performer of the Year Award des New York City
Verbundes der American Guild of Organists (AGO) verliehen.
Von 1995-1997 war Stephen Tharp Organist an der St. Patrick’s
Cathedral in New York; von 1998-2002 Associate Organist an der
St. Bartholomew Church, New York und von 2007-2013 Artist-in-Residence an der Grace Church (Episcopal), New York.
Im September 2013 wurde Stephen Tharp zum Associate Director of
Music an der Church of Our Saviour in New York City ernannt.
www.stephentharp.com
Die Michaelsmusik im Internet:
www.michaelsmusik.de
ORGELKONZERT
FRANTIŠEK MUSIL (1852-1908)
Sonata solemnis
I. Allegro
II. Canone
III. Fuga
JOSEF KLIČKA (1855-1937)
Legende op. 98 h-moll
JAROSLAV TŮMA (1956)
Improvisation über ein gegebenes Thema
CÉSAR FRANCK (1822-1890)
Choral Nr. 1 in E-Dur
AUSFÜHRENDER:
Jaroslav Tůma, Orgel (Prag)
Bitte beachten Sie, dass private Bild- und Ton-Aufnahmen nicht gestattet sind.
KONZERT IV - So. 12.10.2014 - 16:00 Uhr
JAROSLAV TŮMA
Dass die Programmgestaltung des Münchner Orgelherbstes auch in
diesem Jahr wieder musikalische Beziehungen auf internationaler
Ebene pflegt, ist offenkundig – ebenso wie die Tatsache, dass Orgelmusik tschechischer Provenienz hierzulande für die meisten Konzertbesucher terra incognita darstellt. Der heutige Konzertnachmittag
verspricht dies zu ändern, und es ist sicher, dass er ‚Lust auf mehr‘
machen wird. Die Komponisten František Musil und Josef Klička erfuhren ihre musikalische Sozialisation in einer Zeit, die sich der Förderung
– ja: der Kreation – einer nationaltschechischen Kunstmusik verschrieben hatte. Komponisten wie Smetana und Dvořák wiesen den Weg in
eine Richtung, die es ermöglichte, das Erbe der mitteleuropäischen
romantischen Tradition mit musikalischen Idiomen zu verschmelzen,
die von der böhmischen und mährischen Bevölkerung als autonomer
nationaler Tonfall empfunden wurden.
František Musil bekleidete eine führende Position im tschechischen
Musikleben seiner Zeit; neben Leoš Janáček, an dessen Organistenschule er als Lehrer wirkte, darf er als der damals wichtigste Musiker
der Stadt Brno (Brünn) bezeichnet werden; er bekleidete dort das Amt
des Domorganisten. Als Orgelspieler, insbesondere als Improvisator
weithin gerühmt, hinterließ er einen umfangreichen Katalog von
Orgelkompositionen, gekrönt von der heute zu hörenden „feierlichen
Sonate“ als seinem bedeutendsten Werk.
Františeks Kollege Josef Klička führte ein kontrastreiches Dasein: als
Komponist hocherfolgreich mit seinen Orgelwerken, war er zugleich
Theaterkapellmeister; als Konservatoriumsdozent vertrat er 1892–
1895 den in USA weilenden Dvořák. Kličkas Vielseitigkeit spiegelt
sich in seinem Werkverzeichnis, das außer Kirchenmusik auch Lieder,
Kammermusik und eine Oper mit dem klangvollen Titel „Die schöne
Müllerin“ (1888) enthält. Als Vertreter der spätromantischen ‚Orgel-
ZUM WERK
symphonik‘ schuf er einige Kompositionen, die man als Symphonische
Dichtungen bezeichnen könnte. Dazu gehören, neben einer Bearbeitung von Smetanas patriotischem Vyšehrad (aus dem Zyklus „Mein
Vaterland“), auch einige Legenden, darunter die heute zu hörende
op. 98 in h-Moll. Bedeutende Modelle für diese Gattung hatte, u.a. in
seinen Franziskuslegenden (für Klavier bzw. Orchester), Franz Liszt geliefert. Dass die Klanglichkeit der Orgel einem feierlichen ‚Legendenton‘ besonders entspricht, versteht sich von selbst.
Der Choral in E-Dur zählt zu den letzten Werken des belgischen Komponisten César Franck. Die meditative, in der Tradition der Choralvariation stehende Komposition ist durch eine hochdifferenzierte, in
der Partitur akribisch festgelegte Klangregie gekennzeichnet, die zu
einer wahren Expedition durch das Farbenreich eines ‚symphonischen’
Instruments wie der Michaelsorgel einlädt.
Kilian Sprau
KÜNSTLER
Jaroslav Tůma wurde 1956 in Prag geboren.
Bereits während des Studiums am Prager
Konservatorium und an der Akademie der
musischen Künste (bei Prof. Milan Šlechta und
Prof. Zuzana Růžičková) machte er bei internationalen Wettbewerben auf sich aufmerksam.
Zu seinen größten Erfolgen zählen u.a. Auszeichnungen bei Orgel- und ImprovisationsWettbewerben in Nürnberg im Jahre 1980 und
in Haarlem 1986 (jeweils der 1. Preis), weiterhin
in Linz (1978) und beim Bachwettbewerb in
Leipzig (1980). Zahlreiche Konzerte führten ihn durch ganz Europa, in
die USA, Kanada, Japan, Mongolei, Südafrika und Singapur.
In den Jahren 1990 bis 1993 führte Jaroslav Tůma die gesammten
Orgelwerke von Johann Sebastian Bach auf, wofür ihm der Jahrespreis der Stiftung „Tschechischer Musikfond“ verliehen wurde. Tůmas
besonderes Interesse gilt historischen Orgeln, deren Restaurierung,
Klangdokumentation usw. In diesem Sinne präsentiert Tůma die
bedeutendsten Instrumente verschiedener Stilepochen von der
Renaissance bis zum Beginn des 20. Jahrhuderts, erschienen in der
Reihe „Historische Orgeln in Böhmen“ bei Supraphon.
Tůmas Diskographie ergänzen auch zahlreiche Aufnahmen auf
weiteren Tasteninstrumenten – Cembalo, Klavichord (Das wohltemperierte Clavier I und II, Goldberg Variationen von J. S. Bach) und auch
auf Hammerklavier (Werke von Antonín Rejcha, Václav Jan Tomášek,
Joseph Haydn, Jan Ladislav Dusík, u.a.)
Seit 1990 unterrichtet Jaroslav Tůma an der Musikfakultät der Akademie der musischen Künste in Prag.
www.jaroslavtuma.cz
Der Münchner Orgelherbst
im Internet:
www.muenchner-orgelherbst.de
Dieses Konzert findet in der
Kreuzkapelle, Eingang Ettstraße, statt.
KAMMERMUSIK
„THE PLEASANT COMPANION”
Virtuose Barockmusik für Blockflöte und Cembalo
ANDREW PARCHAM (17. JAHRHUNDERT)
„Sonata in G“ für Blockflöte und Basso continuo
Poco allegro
Ohne Satzbezeichnung
Adagio
Allegro
Aria
GODFREY FINGER (1660-1730)
„A ground in g“ von Mr. Finger
aus „The Division Flute” (1706)
ARCANGELO CORELLI (1653-1713)
Sonate op. 5 Nr. 4 in F-Dur mit Verzierungen von Johann Christoph Pez (?)
Adagio
Allegro
Vivace
Adagio
Allegro
WILLIAM BABELL (1689/1690 - 1723)
„Ouvertüre“ aus der Suite von G. F. Händels „Rinaldo“
eingerichtet für Cembalo von William Babell
KONZERT V - Mi. 15.10.2014 - 20:00 Uhr
DOROTHEE OBERLINGER
PETER KOFLER
JOHANN CHRISTIAN SCHICKHARDT (1680-1762)
Sonata IV in h-moll, op. 30 Nr. 4 (London, ca. 1735)
Adagio
Allemanda
Corrente
Sarabanda
Giga
HENRY PURCELL (1659-1695)
„A new Ground in e” für Blockflöte und Basso continuo
GEORG PHILIPP TELEMANN (1681-1767)
Methodische Sonate in e-moll, TWV 41:E2
Grave
Vivace
Cunando
Vivace
AUSFÜHRENDE:
Dorothee Oberlinger (Blockflöte), Köln
Peter Kofler (Cembalo), München
Bitte beachten Sie, dass private Bild- und Ton-Aufnahmen nicht gestattet sind.
ZUM WERK
Der Kenner weiß es: die Blockflöte zählt zu den schönsten und
edelsten Instrumenten überhaupt. Viele zwar, die später auf andere
Mittel zur Klangerzeugung umgestiegen sind, haben über die Blockflöte lediglich den Einstieg ins Musizieren genommen, ohne dabei
für die Klangschönheit, die Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten und
die spezifischen Anforderungen dieses Blasinstruments besonders
disponiert gewesen zu sein. Doch benötigt dieses kostbare Werkzeug,
genau wie jedes andere Instrument auch, eine spezifische Begabung
und Sensibilität des Spielers – dann erst zeigt sich der königliche
Reichtum der so ‚demokratischen‘ Blockflöte. Die feine englische
Gesellschaft um 1700 wusste das genau: die Blockflöte galt ihr als
‚pleasant companion‘, auf dem sich bei passendem Anlass die
kultivierte Herrenwelt (!) vernehmen ließ – unter anderem mit den
Werken Gottfried (Godfrey) Fingers, der zwar gebürtiger Mähre
(wahrscheinlich aus Olmütz) war, den es aber im Jahre 1687 nach
London verschlug, wo er ein aufnahmebereites und verständiges
Publikum vorfand. Seine Sammlung ,VI Sonatas or Solo’s‘ (London
1690) für Violine gilt als die früheste in England publizierte Komposition
für Solinstrument und basso continuo. Ob er dort dem noch heute
als Komponisten von Flötensonaten bekannten Andrew Parcham
begegnete? Oder gar Henry Purcell, dem frühverstorbenen Orpheus
britannicus und wohl bedeutendsten englischen Komponisten seiner
Zeit? Man wüsste es gern, und gern stellt man sich vor, wie sie einander ihre neuesten Grounds vormusiziert hätten – Musikstücke in
Variationsform, etwa der Chaconne vergleichbar.
‚Mr. Finger‘ war ein reiselustiger Mann – nach der Jahrhundertwende
zog es ihn zurück auf den Kontinent, wo er seine britischen Erfahrungen u.a. im Dienste der Königin von Preußen verarbeiten konnte.
Dauerhaft in London hielt es hingegen den Hallenser Georg Friedrich
Händel (der übrigens, gerade umgekehrt, auf der Flucht vor einem
deutschen Königshaus dorthin gekommen war). Von der ungeheuren Popularität, die Händels Opern genossen, zeugt die Bearbeitung
seiner Rinaldo-Ouvertüre durch den – damals ebenfalls international
renommierten – William Babell: nicht erst die ‚Virtuosen-Ära‘ des
19. Jahrhunderts hat also die Gattung der Opernparaphrase erfunden. Selbst für Blockflöte solo wurden bereits zu jener Zeit Hits aus
aktuellen Opern arrangiert – u.a. von ‚Mr. Finger‘ aus Olmütz. Stars der
Musikszene und begeisterte Fans, die von der Musik ihrer Lieblinge
nicht genug bekommen können, hat es also schon immer gegeben, Folgeprobleme wie die Urheberrechtsfrage eingeschlossen. Mit
diesem gerade heute hochaktuellen Problem musste sich bereits
Johann Christian Schickhardt herumschlagen, der wie Finger
und Händel zeitweilig den Weg nach London fand – und dort auf
zahlreiche Raubdrucke seiner auf dem Kontinent verlegten Kompositionen stieß. Die dankbare Forschung kann heute daran ablesen, wie
hoch Schickhardt bei seinen Zeitgenossen im Kurs gestanden haben
muss – wenngleich vielleicht nicht ganz so hoch wie etwa Arcangelo Corelli, der mit seinen wenigen Publikationen zum führenden
Sonatenkomponisten jener Zeit avancierte. Jüngere Tonsetzer lernten an seinen Werken das Schreiben von Kammer- und Kirchensonaten – obgleich er keine dezidiert Methodischen Sonaten schrieb
wie sein deutscher Kollege Georg Philipp Telemann. Was im Titel
so befremdlich nach Schulmeisterei klingt, erweist sich übrigens als
klingende Goldgrube für Freunde historischer Aufführungspraxis:
die langsamen Sätze versah der Komponist – zu methodischen
Zwecken – mit akribisch ausnotierten Verzierungen der Melodiestimme. Üblicherweise wurde diese „Kolorierung“ damals den Interpreten selbst überlassen.
Kilian Sprau
KÜNSTLER
1969 in Aachen geboren, studierte Dorothee
Oberlinger Blockflöte in Köln, Amsterdam und
Mailand. Als „Instrumentalistin des Jahres“ wurde
sie 2008 mit dem renommierten Musikpreis Echo
Klassik für ihre CD Italian Sonatas ausgezeichnet.
Ihr Debüt gelang ihr 1997 mit dem 1. Preis im internationalen Wettbewerb SRP/Moeck U.K. in London
und einem anschließenden Konzert in der Wigmore
Hall. Seitdem ist Dorothee Oberlinger regelmäßig
zu Gast bei den großen Festivals und Konzertreihen
in ganz Europa, Amerika und Asien und spielt als Solistin mit dem
von ihr 2002 gegründeten Ensemble 1700 sowie mit renommierten
Barockensembles und Orchestern wie den Sonatori de la Gioiosa Marca, Musica Antiqua Köln, der Akademie für Alte Musik Berlin, London
Baroque, der Academy of Ancient Music oder Zefiro.
Neben ihrer intensiven Beschäftigung mit der Musik des 17. und 18.
Jahrhunderts widmet sich Dorothee Oberlinger immer wieder auch
der zeitgenössischen Musik, so wirkte sie an der jüngsten CD „Touch“
des Schweizer Pop-Duos „Yello“ mit.
Seit 2009 ist sie Intendantin der traditionsreichen Arolser Barockfestspiele und seit 2004 ist sie Professorin an der Universität Mozarteum
Salzburg, wo sie das dortige Institut für Alte Musik leitet.
www.dorotheeoberlinger.de
Die Informationen zu Peter Kofler finden Sie beim Eröffnungskonzert.
DOROTHEE
OBERLINGER
BEI DEUTSCHE HARMONIA MUNDI
IM NOVEMBER ERSCHEINT DAS NEUE ALBUM
„PASSION OF MUSIC“
TELEMANN
DOPPELKONZERTE
Drei Doppelkonzerte von
Georg Philipp Telemann
und seine Suite in a-Moll.
„So unendlich bunt und
vielfältig kann Telemanns
Musik klingen. … Das
Ensemble 1700 spielt dazu
wie aus einem Guss.“ concerti
FLAUTO VENEZIANO
Die Flötenkunst Venedigs von der Renaissance
bis zum Spätbarock: Dorothee Oberlinger
und das Ensemble Sonatori de la Gioiosa Marca
spielen Werke von Antonio Vivaldi, Dario
Castello, Alessandro Marcello, Massimiliano
Neri und Antonio Caldara.
ECHO KLASSIK
Konzerteinspielung des Jahres 2013
TELEMANN FANTASIEN
12 Solofantasien von Telemann.
„Der warme und zugleich so
differenzierte Ton fasziniert vom
ersten bis zum letzten Stück.“
RBB Kulturradio
www.dorotheeoberlinger.de www.sonymusicclassical.de
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ORGELKONZERT
„ORGELTRADITION IN NOTRE-DAME DE PARIS“
PHILIPPE LEFEBVRE (*1949)
Suite française improvisée „Salve Regina”
- Plein Jeu
- Fugue
- Tierce en taille
- Récit
- Grand Jeu
LOUIS VIERNE (1870-1937)
„Allegro und Choral“ aus der 2. Symphonie
MARCEL DUPRÉ (1886-1978)
4 Versetten über „Ave maris Stella“
Résurrection (aus der „Symphonie-Passion”)
MAURICE DURUFLÉ (1902-1986)
Variationen über „Veni creator”
PHILIPPE LEFEBVRE (*1949)
Improvisation
AUSFÜHRENDE:
Philippe Lefebvre, Orgel (Paris)
Choralschola St. Michael (Leitung: Georg Hanß)
DIESES KONZERT WIRD VON BR-KLASSIK MITGESCHNITTEN
Bitte beachten Sie, dass private Bild- und Ton-Aufnahmen nicht gestattet sind.
KONZERT VI - Fr. 17.10.2014 - 20:00 Uhr
PHILIPPE LEFEBVRE
CHORALSCHOLA ST. MICHAEL
Zwei Hauptpfeiler der französischen Orgelschule bilden am heutigen Abend die Grundpfeiler des Programms: der im 19. Jahrhundert
wurzelnde ‚symphonische‘ Stil und die hohe Kunst der Improvisation.
Beides trifft aufeinander im Schaffen drei bedeutender Organisten der
Kathedrale Notre-Dame de Paris. Es steht außer Frage, dass, wie das
kulturelle Leben Frankreichs überhaupt, auch die französische Orgeltradition wesentlich durch die blühende Musikkultur der Hauptstadt
Paris geprägt wird. Und dass in diesem Rahmen die Organisten an der
Kathedrale Notre-Dame de Paris eine führende Position einnehmen,
passt zur herausragenden Bedeutung, die jene Kirche schon für die
frühe Musikgeschichte des Abendlands gespielt hat. In den ehrwürdigen Mauern des gotischen Sakralbaus war vom Jahr 1900 an bis zu
seinem Tod Louis Vierne als Titularorganist tätig; Marcel Dupré und
Viernes Schüler Maurice Duruflé haben ihn in dieser Eigenschaft zeitweilig vertreten.
Das Schaffen Louis Viernes gilt als Gipfelpunkt in der Geschichte
der ‚Symphonie für Orgel solo‘. Diese Gattung ist wesentlich beeinflusst durch die spiel- und klangtechnischen Möglichkeiten, die der
‚symphonische‘ Orgelbau des 19. Jahrhunderts eröffnet hatte:
sie versteht sich vor dem Hintergrund des bautechnischen Ideals
einer sogenannten ‚Universalorgel‘. Die Uraufführung von Viernes 2.
Orgelsymphonie (1903) überzeugte sogar den stets streng urteilenden Claude Debussy, der – selbst als Magier des Farbenspiels bekannt
– die „sinnreichen Erfindungen im spezifischen Klang der Orgel“ lobte.
In der Tradition der symphonischen Orgelmusik steht auch Marcel
Dupré. Ansehen erlangte er nicht zuletzt als Improvisator: seine
Symphonie-Passion op. 23, deren vier Sätze auf Stationen aus der
Geschichte Jesu bezogen sind, ist das schriftlich fixierte Ergebnis einer
seiner weltweit bestaunten Improvisationsdarbietungen. Der vierte
ZUM WERK
Satz Résurrection, der die Auferstehung des Heilands durch eine eindrucksvolle dramaturgische Steigerung akustisch vergegenwärtigt,
basiert auf der gregorianischen Hymne Adoro te devote.
Dem gregorianischen Choral besonders verbunden fühlte sich auch
Maurice Duruflé. Seine Variationen über den Choral ,Veni creator
spiritus‘ wurden 1929 (als Teil seines Orgeltryptichons op. 4) mit dem
Preis der Amies de l’orgue ausgezeichnet; das Thema bildet eine einprägsame Choralmelodie; die Abfolge der einzelnen Variationen ist
dank einer transparent gefügten Dramaturgie überwiegend gut zu
verfolgen.
Kilian Sprau
KÜNSTLER
Philippe Lefebvre entdeckt die Orgel im Alter
von 15 Jahren bei einem Besuch auf der Orgelbühne von Notre-Dame in Paris, wo er den berühmten Organisten Pierre COCHEREAU kennen
lernt. Nach einer ersten Ausbildung am Conservatoire von Lille studiert er am Conservatoire
National Supérieur de Musique in Paris, wo er
Erste Preise in den Fächern Orgel, Improvisation,
Fuge und Kontrapunkt erringt.
Im Alter von 19 Jahren wurde er zum Organisten
der Kathedrale in Arras ernannt, einige Jahre später wird ihm der Prix
der Hochbegabtenstiftung Fondation de la Vocation und 1971 der
Erste Preis für Improvisation beim Internationalen Wettbewerb von
Lyon zugesprochen.
1973 gewinnt er den Grand Prix d’improvisation beim Internationalen
Orgelwettbewerb von Chartres und wird im Anschluss Titularorganist
an eben jener berühmten Kathedrale. Seitdem wird er weltweit bei
großen Festivals als Kozertorganist für Solokonzerte und Orchesterkonzerte engagiert. Regelmäßig gibt er in ganz Europa, in den USA, in
Japan und Russland Konzerte und Meisterkurse und spielt zahlreiche
Schallplatten- und CD-Aufnahmen ein.
1985 wird er zum Titularorganisten von Notre-Dame in Paris ernannt,
wo er zusammen mit Oliver LATRY und Jean-Pierre LEGUAY somit
Nachfolger seines Lehrers Pierre COCHEREAU ist.
Parallel zu seiner Konzerttätigkeit wirkt Philippe LEFEBVRE auch als
„Manager“. Mehr als 20 Jahre lang ist er Direktor des Conservatoire
National in Lille, der ältesten Musikhochschule Frankreichs gewesen, die unter seiner Führung mit ihren 1.700 Studenten großes
Ansehen erringt. Anschließend wird er zum Direktor der Domchorschule Maîtrise de la Cathédrale Notre-Dame de Paris ernannt. Seit
letztem Jahr ist Philippe LEFEBVRE neben seinem Amt als Titularorganist der Pariser Kathedrale Notre-Dame dort zugleich auch Personalund Verwaltungsleiter.
LEFEBVRE ist seit einigen Jahren Professor für Improvisation am
Conservatoire National Supérieur de Musique in Paris. Als Interpret
und Improvisator gilt er als einer der bedeutendsten Vertreter der
französischen Orgelschule.
http://notredamedeparis.fr/spip.php?article401
KÜNSTLER
Choralschola St. Michael
Um dem ältesten und eigensten Gesang der römischen Kirche, dem
gregorianischen Choral, einen geeigneten Klangkörper zuzuordnen,
wurde im Jahr 2007 die Choralschola St. Michael neu gegründet.
Mittlerweile sind es 12 Männer, welche sich zusammen mit dem
Chordirektor der Michaelskirche Dr. Frank Höndgen um die Pflege des
Cantus gregorianus kümmern.
Dabei orientiert sich die Schola an den jeweils neuesten Erkenntnissen der semiologischen Forschungen und macht die Gesänge des
Mittelalters vor allem in der festlichen Liturgie der Michaelskirche wieder für die Menschen unserer Zeit erfahrbar.
http://st-michael-muenchen.de/index.php?id=116
Diese Veranstaltung findet im
Michaelssaal, Maxburgstraße 1, statt.
GESPRÄCHSMATINEE
GESPRÄCHSMATINEE MIT PETER SCHREIER
Prof. Peter Schreier erzählt von seinem Leben mit der Kirchenmusik
Markus Thiel (Münchner Merkur), Moderation
Aufgewachsen im sächsischen Gauernitz, wurde Peter Schreier 1943
in den Dresdner Kreuzchor aufgenommen und vom Chorleiter Rudolf
Mauersberger als Talent entdeckt. Bereits als Knabenalt machte
Peter Schreier auf sich aufmerksam, was Tonaufnahmen aus dieser
Zeit dokumentieren. Der Kreuzkantor komponierte für ihn eine Reihe
von Solopartien, u. a. das „Nocturno“, das „Vaterunser“ aus der „Geistlichen Sommermusik“, das „De profundis“ aus dem Dresdner Requiem
und mehrere Volksliedbearbeitungen.
Nach seinem Stimmbruch wurde Schreier Tenor. Die Evangelistenpartien der Oratorien Johann Sebastian Bachs machten ihn weltweit
bekannt.
Schreier sang zudem etliche Rollen in Opern (Fidelio, Die Entführung
aus dem Serail, Die Zauberflöte, Das Rheingold, Pfitzners Palestrina),
meist an der Berliner Staatsoper Unter den Linden.
Er zählte zu den führenden Musikern in der DDR und erwarb sich
auch international Reputation – mancher spricht vom „gesanglichen
Exportschlager“ der DDR –, die ihn an die großen Opernbühnen und
zu den bedeutenden Festspielen der Welt, etwa den Salzburger Festspielen, führte. Sein Album „Peter Schreier singt Weihnachtslieder“
war mit rund 1,4 Millionen Exemplaren der mit Abstand meistverkaufte Tonträger in der Geschichte der DDR.
MATINEE - So. 19.10.2014 - 11:00 Uhr
Schreiers Repertoire war breit gefächert;
neben dem Lied- und Oratorienbereich,
einem seiner Meisterbereiche, wirkte er
im Opern-, aber auch im Operettenfach
(etwa als Orpheus in der Dresdner Aufführung von Jacques Offenbachs „Operette Orpheus in der Unterwelt“).
Von 1984 bis 1990 war er Präsident des
„Kuratoriums Schauspielhaus Berlin“
(später Konzerthaus Berlin), dem auch
Theo Adam angehörte.
Als Sänger war Peter Schreier letztmals am 22. Dezember 2005 in Prag als
lyrischer Tenor zu erleben. Danach beendete er seine internationale
Gesangskarriere.
Bereits seit 1981 Honorarprofessor für Gesang, leitet er bis heute internationale Meisterklassen für Gesang. Als Dirigent arbeitete er u. a.
mit den Berliner Philharmonikern, den Hamburger Symphonikern, der
Staatskapelle Dresden, den Wiener Symphonikern, dem MozarteumOrchester Salzburg, dem Gürzenich-Orchester, dem Philharmonischen
Staatsorchester Hamburg und dem Los Angeles Philharmonic
Orchestra zusammen.
Schreier lebt in Dresden-Loschwitz, ist verheiratet und hat zwei
Söhne, Torsten (* 1958) und Ralf (* 1961), benannt nach dem schwedischen Tenor Torsten Ralf.
MODERATOR
Markus Thiel, 1965 in Bad Tölz geboren, studierte
in München und ist Musikredakteur des Münchner
Merkur. Darüber hinaus übernimnt er regelmäßig
Moderationsaufgaben und ist als Autor für das
Magazin Opernwelt tätig.
2012 erschien im Henschel-Verlag seine Biographie
über Edita Gruberova mit dem Titel „Der Gesang ist
mein Geschenk“.
Musik braucht Freunde
www.musikstiftung.org
ABSCHLUSSKONZERT
„DIE TANZENDEN ORGELPFEIFEN“
WILLIAM HARRIS (1883-1973)
Flourish for an occasion
JOHANN SEBASTIAN BACH (1685-1750)
Konzert a-moll nach Antonio Vivaldi, BWV 593
Allegro - Adagio - Allegro
JONATHAN DOVE (*1959)
The Dancing Pipes (2014)
JULIUS REUBKE (1834-1858)
Sonate c-moll „Der 94. Psalm“
Grave/Larghetto - Allegro con fuoco - Adagio - Allegro
Psalm 94:
Herr, Gott, des die Rache ist, erscheine! Erhebe Dich, du Richter der
Welt; vergilt den Hoffärtigen, was sie verdienen! (V. 1–2; GraveLarghetto)
Herr, wie lange sollen die Gottlosen prahlen? Witwen und Fremdlinge
erwürgen sie und töten die Waisen und sagen: „Der Herr sieht es nicht
und der Gott Jakobs achtet es nicht.“ (V. 3, 6–7; Allegro con fuoco)
Wo der Herr mir nicht hülfe, so läge meine Seele schier in der Stille. Ich
hatte viel Bekümmernisse in meinem Herzen; aber deine Tröstungen
ergötzen meine Seele. (V. 17, 19; Adagio)
Aber der Herr ist mein Hort und meine Zuversicht. Er wird ihnen ihr
Unrecht vergelten und sie um ihre Bosheit vertilgen. (V. 22–23; Allegro)
Bitte beachten Sie, dass private Bild- und Ton-Aufnahmen nicht gestattet sind.
KONZERT VII - So. 19.10.2014 - 16:00 Uhr
THOMAS TROTTER
FELIX MENDELSSOHN (1809-1847)
Ouvertüre zum Oratorium „Paulus”
(für Orgel eingerichtet von William Thomas Best)
AUSFÜHRENDER:
Thomas Trotter, Orgel (London)
Das Schlusskonzert des diesjährigen Münchner Orgelherbstes verknüpft mehrere Fäden, die den Festivalgästen während der vorangegangenen Konzerte an die Hand gegeben wurden. Wie schon im
Konzert V rücken noch einmal die deutsch-englischen Beziehungen
in den Fokus: die Komponisten William Harris und Jonathan Dove,
Größen der zeitgenössischen und jüngstvergangenen britischen
Musikszene, läuten mit Fanfare (Flourish) und tanzenden Orgelpfeifen
das Finale der Konzertreihe ein.
Auch die stets spannende Frage, wie sich die Bearbeitung von
Orchestermusik auf der Orgel ausnimmt (vgl. Konzerte III und V), stellt
sich ein weiteres Mal. Die Adaption eines dreisätzigen Solokonzerts
von Vivaldi zeigt Johann Sebastian Bach bei der kompositorischen
Auseinandersetzung mit einer seinerzeit jungen musikalischen Form,
die von Italien aus ihren Siegeszug über die europäische Musikszene
angetreten hatte. Den Auftrag zur Komposition von Solo-Konzerten für Tasteninstrument allein hatte Bach wohl 1713/14 durch
den Prinzen Johann Ernst von Sachsen-Weimar erhalten, der – einer
Seitenlinie des regierenden Weimarer Fürstenhauses angehörend –
zur Erfüllung seiner musikalischen Gelüste offenbar nicht immer die
Hofkapelle zur Verfügung hatte. Das Ergebnis ist jedoch alles andere
ZUM WERK
als das Dokument einer Notlösung: einmal mehr zeigt die Orgel, wie
kreativ sie die Klangtechniken des orchestralen Klangkörpers in ihre
eigene Klangwelt zu übertragen weiß. Der aufmerksame Hörer wird
u.a. daran interessiert sein, wie sich die für die italienische ConcertoTradition typische Gegenüberstellung von Instrumentengruppen auf
dem Tasteninstrument ausnimmt. Im Original (Nr. 3 aus Vivaldis op. 8)
ist das Werk für 2 Solo-Violinen, Streichorchester und basso continuo besetzt. Übrigens hat sich Bach bei der Bearbeitung der Komposition, obgleich das Arrangement (wie kaum anders zu erwarten)
den unverwechselbaren Stempel Bachscher Kompositionskunst trägt,
gegenüber dem großen italienischen Kollegen respektvoller verhalten als etwa gegenüber dem Prinzen Johann Ernst: auch ein Violinkonzert aus dessen Feder hat er nämlich der Orgel anverwandelt
(BWV 592) und sich in diesem Fall keineswegs gescheut, in die Vorlage
substanziell einzugreifen.
Dass sich mit Orgelmusik auf eindrucksvolle Weise erzählen lässt (vgl.
Konzert III), stellt noch einmal Julius Reubkes Orgelsonate ,Der 94.
Psalm‘ unter Beweis. Wie die Orgelsymphoniker unter seinen französischen Zeitgenossen (vgl. Konzert VI) schließt Reubke in dieser
Komposition an die Tradition der romantischen Orchestermusik an;
wie für die Legende op. 98 des Tschechen Josef Klička (Konzert IV)
bietet auch für Reubke das Schaffen Franz Liszts Orientierung, dessen
Schüler er zur Zeit der Uraufführung (1857) war. Nach Art einer Symphonischen Dichtung greifen die vier Sätze von Reubkes Sonate textliche Anregungen des im Werktitel genannten Psalms auf:
Herr, Gott, des die Rache ist, erscheine! Erhebe Dich, du Richter der
Welt; vergilt den Hoffärtigen, was sie verdienen! (V. 1–2; GraveLarghetto)
Herr, wie lange sollen die Gottlosen prahlen? Witwen und Fremdlinge
erwürgen sie und töten die Waisen und sagen: „Der Herr sieht es nicht
und der Gott Jakobs achtet es nicht.“ (V. 3, 6–7; Allegro con fuoco)
Wo der Herr mir nicht hülfe, so läge meine Seele schier in der Stille. Ich
hatte viel Bekümmernisse in meinem Herzen; aber deine Tröstungen
ergötzen meine Seele. (V. 17, 19; Adagio)
Aber der Herr ist mein Hort und meine Zuversicht. Er wird ihnen ihr
Unrecht vergelten und sie um ihre Bosheit vertilgen. (V. 22–23; Allegro)
In der Komposition Reubkes ist jedoch nicht nur die emotionale
Entwicklung dieses inbrünstigen Gebets aufgehoben; ebenso wird
der Formplan romantischer Sonatenkonzeptionen als Folie erkennbar. Wie etwa Liszts monumentale Klaviersonate in h-Moll schließt
auch dieses Werk mit einer großen Fuge.
Den Bogen zum Eröffnungskonzert schlägt das letzte Werk des
heutigen Abends, indem es noch einmal die besondere Beziehung
des Leipziger Gewandhausdirektors Felix Mendelssohn Bartholdy
zum Leipziger Thomaskantor J. S. Bach vor Ohren führt. In die
Ouvertüre zum Oratorium Paulus ist der Choral ,Wachet auf, ruft
uns die Stimme‘ verwoben, auf eindrucksvolle Weise vermittelnd
zwischen der Tonsprache Bachscher Choralsatztechnik und der
romantischen Klangwelt des 19. Jahrhunderts.
Kilian Sprau
KÜNSTLER
Thomas Trotter zählt zu den angesehensten britischen
Musikerpersönlichkeiten. Seine exzellente Musikalität
spiegelt sich international in seinen musikalischen Partnerschaften wieder.
Er tritt als Solist, neben vielen anderen, mit den Dirigenten Sir Simon Rattle, Bernard Haitink, Riccardo Chailly
und Sir Charles Mackerras auf. Dabei spielt er mit führenden Orchestern wie den Wiener Philharmonikern, den
Berliner Philharmonikern, dem London Philharmonic
Orchestra und dem Royal Philharmonic Orchestra sowie
in den USA mit dem San Francisco Symphony Orchestra. Trotter spielte Konzerte unter anderem in der Berliner Philharmonie, dem Leipziger Gewandhaus, der Amsterdamer „Concertgebouw“, dem Wiener
Musikverein und Konzerthaus und der Londoner Royal Festival Hall.
Im Mai 2001 gewann er den „Royal Philharmonic Society Award“ als
bester Instrumentalist und als erster Organist überhaupt. Letztes
Jahr wurde er als „Internationaler Darsteller des Jahres“ von der „New
York Chapter of the American Guild of Organists“ ernannt. Thomas
Trotter wurde 1983 Nachfolger von Sir George Thalben-Ball als
Birmingham Stadtorganist. Er ist auch Organist in der St. Margaret
Kirche, in Westminster Abbey und Gastmitglied am Royal Northern
College of Music für das Orgelstudium. In seiner früheren Kariere war
er Orgelstipendiat am Kings College in Cambridge. In seinem letzten
Studienjahr gewann er den ersten Preis der „St. Albans International
Organ Competition“.
Er bekam den Ehrendoktor der Birmingham City University 2003 und
der Birmingham University 2006. Neben seinen regulären Verpflichtungen in Birmingham tourt Trotter über vier Kontinente und spielt
auf vielen internationalen Festivals.
http://www.patrickgarvey.com/artists/thomas-trotter.html
GOTTESDIENSTE
So. 05.10.2014
HOCHAMT
09:00
A. Bruckner: Messe in d-moll WAB 26
Soli, Chor und Orchester St. Michael
Peter Kofler, Orgel
Dr. Frank Höndgen, Leitung
So. 12.10.2014
HOCHAMT
09:00
Y. Castagnet: Messe „Salve Regina“
Collegium Monacense St. Michael
Peter Kofler, Orgel
Dr. Frank Höndgen, Leitung
So. 19.10.2014
HOCHAMT
09:00
A. Guilmant: Messe Nr. 3, op. 11
Soli, Chor und Orchester St. Michael
Peter Kofler, Orgel
Dr. Frank Höndgen, Leitung
MICHAELSORGEL
Hauptwerk II. Man.
1.
Praestant 16‘
2. Principal I 8‘
3. Principal II 8‘
4. Gamba 8‘
5. Flûte harm. 8‘
6. Gedackt 8‘
7. Octave 4‘
8. Blockflöte 4‘
9. Quinte 2 2/3‘
10. Octave 2‘
11. Mixtur V
12. Cimbel III
13. Cornet 8‘
14. Trompete 16‘
15. Trompete 8‘
Rückpositiv I. Man.
16.
Principal 8‘
17.
Rohrgedeckt 8‘
18.
Quintade 8‘
19.
Octave 4‘
20.
Rohrflöte 4‘
21.
Quinte 2 2/3‘
22.
Oktave 2‘
23.
Terz 1 3/5‘
24.
Larigot 1 1/3‘
25.
Scharff IV - V
26.
Dulcian 16‘
27.
Cromorne 8‘
Tremulant
Récit III. Man.
28. Bourdon 16‘
29.
Montre8‘
30.
Flûte harm. 8‘
31.
Bourdon 8‘
32.
Gambe 8‘
33.
Voix Céleste 8‘
34.
Octave 4‘
35.
Flûte trav. 4‘
36.
Viola 4‘
37.
Nasard 2 2/3‘
38.
Quarte de Nasard 2‘
39.
Tierce 1 3/5‘
40.
Sifflet 1‘
41.
Fourniture V
42.
Basson 16‘
43.
Trompette h. 8‘
44.
Hautbois 8‘
45.
Clairon h. 4‘
Tremulant
DISPOSITION
Schwellwerk (Seitenwerk) IV. Man.
46.
Viola 16‘
47.
Doppelflöte 8‘
48.
Gemshorn 8‘
49.
Salicional 8‘
50.
Aeoline8‘
51.
Unda maris 8‘
52.
Liebl. Gedackt 8‘
53.
Holzflöte 4‘
54.
Dolce 4‘
55.
Flöte 2‘
56.
Harm. aeth. III - V
57.
Trompete 8‘
58.
Klarinette 8‘
59.
Vox humana 8‘
Tremulant
Solo
60. 61. Pedal
62.
Untersatz 32‘
63.
Principal 16‘
64.
Subbass 16‘
65.Violon16‘
66.
Quinte 10 2/3‘
67.
Octave 8‘
68.
Violoncell 8‘
69.
Bourdon 8‘
70.
Octave 4‘
71.
Hintersatz IV-V
72.
Bombarde 32‘
73.
Posaune 16‘
74.
Trompete 8‘
75.
Schalmey 4‘
IV. Man.
Tuba mirabilis 8‘
Tuba sonora 8‘
Koppeln: I/II, III/II, III/I, I/P, II/P, III/P
Koppeln el.:
IV/I, IV/II, IV/III, IV/P
Spielhilfen: Rieger Setzersystem:
10 Benutzer mit je
1000 Kombinationen mit je 3 Inserts
Archiv für 250 Titel mit je 250 Kombinationen
4 Crescendi - einstellbar
freie Manualzuteilung für Solozungen
Sequenzschaltung
Kopierfunktion
Wiederholungsfunktion
Werkabsteller
Generalabsteller
Tonumfang:
Manual C-a3
Pedal C-f1
DANKE
Wir danken unseren Sponsoren für die großzügige Unterstützung.
www.kk-druck.de
Omnia ad maiorem Dei gloriam:
Alles zur größeren Ehre Gottes
Veranstalter:
Kirchenstiftung St. Michael I Maxburgstraße 1 I 80333 München
Tel. +49 89 231706-0 | Fax +49 89 231706-40
E-Mail: [email protected]
Internet: www.muenchner-orgelherbst.de
Veranstaltungsort:
Jesuitenkirche St. Michael | Neuhauser Straße 6 (Fußgängerzone) | 80331 München
Künstlerische Leitung, Konzeption und Planung:
Peter Kofler
Sekretariat Münchner Orgelherbst:
Bärbel Stadler
Maxburgstraße 1 | 80333 München
Tel. +49 89 231706-11 | Fax +49 89 231706-12
E-Mail: [email protected]
Videoübertragung:
Ulrich Frank
TEAM MünchnerOrgelherbst:
Margit Mathias, Sigrid Hilmer, Christa Henneke, Inge und Dieter Steiner, Heinz Becker
Entwurf und Gestaltung:
Walter Glück, Communicator Network München
Fotos:
Portrait Karl Kern SJ | Jo Braus
Kirchen- /Orgelbilder und Portrait Peter Kofler | Walter Glück
Portrait Prof. Peter Schreier | Christian Ahsbar
Konzertkarten:
Kartenverkauf an der Konzertkasse, an der Pforte St. Michael, nach dem sonntäglichen
Hochamt und bei MünchenTicket (www.muenchenticket.de)