Schanze, Loipe und Gitarre

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Schanze, Loipe und Gitarre
Bernhard Gruber
Schanze, Loipe und Gitarre
Ein Pionier im perfekten Dreiklang
von MANFRED POLT
WM-Titel in der Nordischen Kombination – mit 32 Jahren schrieb Bernhard
Gruber österreichische Sport-Geschichte und überflügelte seine Vorbilder.
Man sollte denken, dass keine Pioniertaten mehr übrig sind, wenn man Kaliber wie Klaus
Sulzenbacher, Felix Gottwald und Mario Stecher vor sich gehabt hat. Das Trio hat in der Nordischen
Kombination bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften nicht weniger als 34 Medaillen
abgeräumt. Bernhard Gruber hat dennoch etwas geschafft, was auch den Parade-Kombinierern nie
gelungen ist. Der Sporthilfe-Athlet ist der erste Österreicher, der WM-Gold in einer Einzeldisziplin
gewann. So geschehen heuer im schwedischen Falun (Großschanze und 10 km-Langlauf).
„Auch dafür sind Vorbilder da – dass man sich an ihnen orientiert und sich die Motivation holt, sie
eines Tages zu überflügeln“, sagt Gruber. „Und Felix und Mario sind definitiv Vorbilder. Das waren
Vorzeige-Athleten, zu denen ich immer noch aufschaue.“ Andere sind Usain Bolt („cooler Typ“),
Marcel Hirscher, Anna Fenninger („sensationell, wie sie mit dem Rummel umgehen“) und Ingemar
Stenmark („eine Allzeitgröße“).
Spaghetti gegen Cornettos
Acht Olympia- bzw. WM-Medaillen zieren inzwischen die Sammlung des 32-Jährigen, der
ursprünglich Skirennläufer werden wollte. „In der Skihauptschule sind mir aber Hans Grugger, Philipp
Schörghofer und Reinfried Herbst davongefahren, da war ich mit meiner Spaghetti-Figur den
Cornettos schon körperlich unterlegen. Dafür war ich im Langlauf viel besser“, erinnert sich Gruber.
„Dann hat mich der Toni Innauer quasi entdeckt. Er hat mich in Bischofshofen in die Obhut von
Christian und Ferdl Wallner gegeben, dort hab‘ ich die ersten echten Sprünge mit Sprungskiern
gemacht“, erzählt er. „Aber mir war immer klar: Es muss schnell gehen, weil ich bin nicht mehr der
Jüngste.“ Damals war Bernhard gerade einmal 13 Jahre jung. „Aber das war alt. Mario Stecher war
16, als er am Holmenkollen gewonnen hat.“
Es ging schnell. Die Aufnahmeprüfung für das Skigymnasium Stams gelang locker, schon war der
Salzburger drin im Zirkus. „Eigentlich war es naheliegend. Ich bin schon mit zwei Jahren auf Skiern
gestanden – und manchmal darauf eingeschlafen“, lacht der dreifache Weltmeister. „Meine Eltern
waren beide Sportlehrer, ich war dauernd draußen. Und der Langlauf hat mir immer extrem
getaugt.“
Heimliche Königsdisziplin
Naheliegend war auch, dass Grubers Zukunft in der Nordischen Kombination liegen würde. „Ich bin
sehr vielseitig. Eine Sportart allein ist nichts für mich, da passt die Kombination perfekt.“ Die
Vielseitigkeit äußert sich auch im Training. „Ich mache alles: Fußball, Tennis, Moutainbiken,
Beachvolleyball, surfen, schwimmen – die Abwechslung ist super, man stumpft nicht ab, man setzt
immer wieder neue Reize.“ Und sie hilft Gruber in schwierigen Momenten. „Wenn der Tag etwa
wegen Verschiebungen sehr, sehr lang wird, hilft mir die Vielseitigkeit. Sie macht mich auch mental
stark, wenn ich die Spannung halten muss“, erklärt er. Denn die Nordische Kombination sei enorm
kräftezehrend. „Jeder, der meint: ‚Die hüpfen da einmal runter und laufen halt dann zehn Kilometer‘,
sollte sich das einen Tag anschauen. Er wird seine Meinung schnell ändern.“ Die Komplexität der
Nordischen Kombination sei kaum vergleichbar. Gruber: „Vor der WM ist in einer US-Zeitung
gestanden, dass die Kombination die Königsdisziplin ist, weil sie das perfekte Zusammenspiel aus
Schnellkraft und Ausdauer verlangt. Das gibt’s in keiner anderen Wintersportart.“
Hochzeit im September
Der Sport bestimmt derzeit noch das Leben des Bernhard Gruber. Aber langsam macht er sich auch
Gedanken über das Leben nach der Karriere. „Jetzt freue ich mich einmal auf meine Hochzeit mit
Margret am 12. September. Dann schauen wir einmal, was sich nachwuchsmäßig tut“, grinst Gruber.
Und später, wenn die Sportler-Karriere vorbei ist? „Dann würde mich der Trainerjob schon reizen“,
gibt er zu. „Ich mach‘ meinen Sport seit 20 Jahren, ich kenn‘ mich aus.“
Die Alternative zum Sport lautet Gitarre und Schlagzeug spielen. Gruber ist höchst talentiert mit der
Stromgitarre, trat schon bei Festivals und Band-Wettbewerben auf, in Österreich-Häusern bei
Großereignissen sowieso. „Das neben einem Trainerberuf als intensives Hobby zu betreiben, würde
mir sehr gefallen“, sagt er. Hervorragend dazu gepasst hat das Geschenk, das er von seinem
Kopfsponsor „Gasteinertal Tourismus“ nach dem WM-Titel bekommen hat: Eine Signature-Gitarre
von Joe Satriani, Grubers musikalischem Helden. „Ich spiele sozusagen sein Equipment. Nur ganz so
gut wie er bin ich noch nicht“, lacht er.
Word Rap Bernhard Gruber
AC DC oder Helene Fischer?
Rivalität oder Freundschaft?
Jennifer Aniston oder Jody Foster?
Arnold Schwarzenegger oder Tom Hanks? „Ganz klar Arnie!“
Krawatte oder Flip Flops?
Dschungel oder Großstadtdschungel?
Katze oder Spinne?
T-Bone Steak oder Gummibärli?
Felix Baumgartner oder Roger Federer?
Alpenvorland oder Rocky Mountains?
Facebook oder Brieftaube?
Jäger oder Sammler?
Fallschirm oder Bohrmaschine?