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DIE SCHARFE JUGENDSEITE des Thuner Tagblatts, Donnerstag, 28. Juni 2012 Pfeffer Redaktion: Franziska Streun | E-Mail: [email protected] | www: pfeffer.thunertagblatt.ch Geschichten als Essenz des Seins UNSERE LIEBLINGE Gut gegen Nordwind, Daniel Glattauer Emmi versucht per EMail, ihr Zeitungsabonnement zu kündigen. Irrtümlicherweise landen ihre E-Mails allerdings bei einem gewissen Leo Leike. Die Aufklärung des Irrtums bleibt jedoch nicht der letzte Mailwechsel, Emmi und Leo kommen sich virtuell immer näher und näher. Emmi stellt nach und nach ihre Ehe mit Bernhard infrage, da sie sich zu Leo sehr hingezogen fühlt. Nach Monaten und vielem Abwägen entschliessen sie sich schliesslich zu einem Treffen. Beide verspüren jedoch Angst: Wird das Treffen den aufgestauten Erwartungen standhalten? Wenn ja, was dann? Und was, wenn sie feststellen, dass ihre Liebe nur zwischen ihren beiden Bildschirmen besteht? «Gut gegen Nordwind» von Daniel Glattauer ist ein wunderbarer Liebesroman der etwas anderen Art, der einen aber von der ersten Seite an verzaubert. Marlene LITERATUR Bücher können in eine andere Welt entführen. Weg vom eigenen Alltag, hinein in ein fremdes Leben. Doch wer ermöglicht uns diese Gedankenreisen und warum? Der PFEFFER widmet seine heutige Ausgabe dem Thema Literatur und traf den Jungautor Patric Marino zum Gespräch. Der 22-jährige Patric Marino hat das geschafft, was sich viele erträumen: Er schrieb ein Buch, fand einen Verlag, und bald darauf lag es in den Läden zum Kauf bereit. Die Reaktionen darauf sind durch und durch positiv bis hin zu euphorisch. In der Buchhandlung wird sein Buch bereits als «Leseperle» angepriesen. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Patric hat schon in früheren Jahren erste literarische Erfahrungen gesammelt. Als Jugendlicher etwa verfasste er Raptexte. Im Gymnasium setzte er sich dann zum Ziel, im Rahmen der Maturarbeit einen eigenen Roman zu verfassen. Er wandte sich an das Schweizerische Literaturinstitut, um entsprechendes Material zu finden. Den entstandenen Text verwendete er für das Aufnahmeverfahren des Studienganges Literarisches Schreiben. «Ich habe wissen wollen, was meine Arbeit wirklich hergibt», meint Patric heute. Anscheinend gab es etwas her. Er konnte seine Ausbildung am Literaturinstitut beginnen. Den Abschluss hat er seit letztem Jahr in der Tasche. In den Flow des Schreibens Die Frage, wie es sei, sich stets selber zum Schreiben zu motivieren, scheint den Jungautor zu erstaunen. Der Alltag als Schriftsteller könne auch sehr geregelt sein. «Ich komme, wenn ich an einem konkreten Projekt arbeite, jeweils richtiggehend in einen Flow.» Natürlich sei diese Arbeitsweise während der Zeit des Studiums in Biel auch durch Abgabetermine forciert worden. Patric lässt keinen Zweifel an seiner Selbstmotivation. Das Schreiben sei für ihn die Mög- Ein Jungautor blickt in die Zukunft: Patric Marino steht am Schiffskanal in Thun und schaut zum Dampfschiff Blümlisalp und zu den Bergen hin – und sinniert über sein Leben und seine zukünftigen Pläne als Schriftsteller und Deutschlehrer. lichkeit, Erlebnisse zu verarbeiten. Es gibt für ihn keine vergleichbare Alternative. «Mancher geht aus diesem Grund joggen, Fussball spielen oder reagiert sich im Fitnesscenter ab. Diese Form der Verarbeitung lässt aber die Energie verpuffen, es bleibt wenig zurück», sagt er. ZUR PERSON Anerkennungspreis erhalten Patric Marino (1989) wuchs in Münsingen auf, besuchte das Gymnasium ThunSchadau und absolvierte das Studium am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel. Danach gründete er mit zwei Mitstudentinnen das Literaturbüro Olten. Neben weiterführenden Studien in Lausanne arbeitet Patric Marino heute als Autor. Diesen Frühling veröffentlichte er sein Erstlingswerk «Nonno spricht», welches mit dem Anerkennungspreis der deutschsprachigen Literaturkommission des Kantons Bern ausgezeichnet wird. Livia Das Leben der Grosseltern «Durchs Schreiben dagegen kann ich aus Erlebtem Neues entstehen lassen, kann Geschichten erzählen», sagt Patric. In diesem Sinne entstand auch «Nonno spricht» (vgl. Kasten). «Ohne das Buch ginge die ganze Lebensart meiner Grosseltern verloren.» Die Frage nach der Zukunft drängt sich auf. Weitere Bücher seien sicher das Ziel, momentan stehe aber noch «Nonno spricht» im Vordergrund. Gerne möchte Patric neben dem selbstständigen Schreiben noch ein zweites 8 Livia Bühlmann «Ohne das Buch ginge die ganze Lebensart meiner Grosseltern verloren.» Patric Marino Standbein haben. Darum begann er, nach dem Bachelor im Literarischen Schreiben, letzten Februar ein Masterstudium in Germanistik. Damit könne er als Deutschlehrer oder als Journalist arbeiten und so ein geregeltes Einkommen haben. Jungen Schreiblustigen kann Patric eines mit auf den Weg geben: «Setzt euch hin und schreibt!» Livia Livia Bühlmann (20) wohnt in Tä- gertschi und besucht das Gymnasium Hofwil und die Schule für Gestaltung Biel und Bern. Ihre Hobbys sind Pfadfinder und Fotografie. Die Bücherdiebin, Markus Zusak 1939, München, Hans und Rosa Hubermann nehmen die neunjährige Liesel auf. Ihre Eltern leben nicht mehr; ihr Vater war Kommunist, die Mutter ständig krank. Sie gewinnt Vertrauen zu ihren Pflegeeltern und schliesst neue Freundschaften in der Himmelsstrasse, Rudi wird ihr bester Freund. Ihr grösster Wunsch jedoch ist, lesen zu lernen. So beginnt sie, Bücher zu stehlen, und Hans Hubermann bringt ihr das Lesen bei. Eines Tages taucht plötzlich ein jüdischer Boxer, Max, bei Hubermanns auf. Hans Hubermann, ein Nicht-NSDAP-Mitglied, versteckt ihn in seinem Keller – trotz der grossen Gefahr. Gegen Ende des Buches fallen jedoch die Bomben in der Himmelsstrasse und rauben Liesel alles: Rosa und Hans, ihre Bücher, Rudi – die Bücherdiebin jedoch überlebt. «Die Bücherdiebin» ist ein sehr spezielles Buch, denn der Tod selbst erzählt einem die ganze Geschichte. Liesel gewinnt sofort das Herz der Lesenden und lässt es auch nicht mehr los. Marlene Gepfefferte Gedanken Kitzeln. Nicht immer erlaubt. Clarissa Matter (17) wohnt in Interlaken und besucht das Gymnasium Thun-Seefeld. Ihre Hobbys sind Tanz, Kinder, Fotografie, Farben und Wasser. «Unter Freundinnen und Freunden ist es ein stimmungsauflockerndes Necken und Näherkommen.» Clarissa Matter S ich windend, bittet sie um Gnade. Dies hat nichts mit einem gewalttätigen Übergriff zu tun, sie wird weder geschlagen noch gefesselt. Das Kreischen begann mit einem Kichern, das Winden mit einem Zucken. Es handelt sich ums Kitzeln. Laut Wikipedia wird darunter der Versuch verstanden, durch leichtes Berühren des Körpers einen Reflex in Form von unfreiwilligem Lachen, Schreien oder Zuckungen hervorzurufen. Kitzeln ist ein lustiges Spiel, bei dem die Betroffenen einander näher kommen und Berührungsängste abbauen können. Ein Kind, welches beispielsweise eine jugendliche Person mag, jedoch zu scheu ist, sie zu umarmen, kitzelt ebendiese. Es möchte Aufmerksamkeit, auch körperliche. Und die Hemmung, jemanden zu kitzeln, ist bedeutend kleiner als diejenige, jemanden zu umarmen. Geschwister kitzeln sich oft gegenseitig, sie haben vielleicht gerade deshalb kaum Berührungsängste untereinander. Dort ist Kitzeln ein sanfter Kampf, eine Art tierisches Balgen. Besonders, wenn Eltern ihre Schützlinge kitzeln, ist es oft eine lockere Liebkosung. Unter Freundinnen und Freunden ist es ein stimmungsauflockerndes Necken und Näherkommen. Doch Kitzeln kann wegen der Körpernähe, die in der Familie angenehm sein mag, für Dritte auch unangenehm sein. Dann, wenn der Kitzelnde grob wird, dem Opfer keine Möglichkeit mehr lässt, sich zu wehren, oder ihm oder ihr ganz einfach zu nah gekommen wird. Kitzeln überlebt sogar die Phase, in der es Buben und Mädchen uncool und grauslig finden, sich gegenseitig zu berühren. Und spätestens in der Pubertät wird es sowieso wieder spannend, weil es die Möglichkeit bietet, Mitmenschen spielerisch zu berühren. Wer nicht kitzelig ist, kann zwar nicht teilhaben an diesem lebendigen Spiel, kann sich aber auch glücklich schätzen. Eine junge, kitzelige Frau wird leicht Opfer einer Kitzelattacke. Es bereitet scheinbar Spass, jemanden so lachen zu sehen und erst noch in seiner Gewalt zu haben. So lustig es ist, sich gegenseitig zu kitzeln, es gibt gewisse No-Gos: 1. In der Schule wird höchstens auf dem Pausenhof gekitzelt. Wie peinlich es ist, mitten im Unterricht loszukreischen, können wir uns alle selber ausmalen. 2. Es gilt, den Zeitpunkt nicht zu verpassen, wo Kitzeln zur Folter wird. Gekitzelt zu werden ist nicht stundenlang lustig. 3. Lasse dich nie im Auto kitzeln. Denn, was wäre wenn: Ein junger Mann kitzelt seine Kollegin, während er am Autofahren ist. Die Alternative, auf einen Pannenstreifen zu fahren und sie dort auszukitzeln, ist nicht besser. Sie würde sich auf dem Beifahrersitz winden, während er sich über sie beugt und festhält, damit sie ihm nicht ausweichen kann. Ihr verzweifeltes Lachen würde in ein Kreischen übergehen. Was wäre, wenn eine Polizeiwache hält, aussteigt und den Führerschein kontrollieren will? Mail: [email protected]