Erfahrungsbericht Kolumbien_Endfassung_neu

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Erfahrungsbericht Kolumbien_Endfassung_neu
Pädagogische Hochschule Heidelberg
Erfahrungsbericht
Baden-Württemberg-Stipendium
über einen 5-monatigen Studienaufenthalt an der
Universidad Pedagogica Nacional
in Bogota, Kolumbien
Heimathochschule: PH Heidelberg
Gasthochschule: Universidad Pedagogica Nacional, Bogota, Kolumbien
Aufenthaltsdauer: August 2008 – Dezember 2008
Nadia El-Ali
Lehramt an Grund- und Hauptschule
[email protected]
1. Vorbereitung
Alles fing an mit meinem Wunsch Spanisch lernen zu wollen. Zunächst informierte
ich mich auf der Homepage des Akademischen Auslandsamtes (AAA/IF) der
Pädagogischen Hochschule Heidelberg (PH) über die Partneruniversitäten. Da ich
mir bereits in den Kopf gesetzt hatte nach Südamerika gehen zu wollen, fiel die
Entscheidung schnell auf Kolumbien. Um mich auf einen Studienaufenthalt in Bogota
vorzubereiten, begann ich schon frühzeitig die spanische Sprache zu lernen und
mich mit Kolumbien im Allgemeinen zu beschäftigen.
Ich besuchte einen Spanischkurs der PH und zweimal wöchentlich einen Sprachkurs
im Sprachinstitut der Universität Heidelberg. Außerdem lernte ich schon während
meines Studiums an der PH Studenten aus Kolumbien kennen, die sehr gute
Freunde wurden. Aufgrund dieser Begegnungen verfestigte sich mein Vorhaben
immer stärker auch ihre Familien und ihr Leben in Kolumbien kennenlernen zu
wollen.
Nachdem ich die Zusage für das „Baden-Württemberg-Stipendium“ erhalten habe,
nahm ich Kontakt mit der „Universidad Pedagogica Nacional“ (UPN) auf. Am
folgenden Tag erhielt ich per Mail eine Zusage und eine Woche später trafen per
Post die nötigen Dokumente für mein „temporäres Studentenvisum“ ein.
2. Ankunft in Kolumbien und Leben in Bogota
In Kolumbien angekommen wurde ich von der Familie meines kolumbianischen
Freundes abgeholt und gleich sehr herzlich aufgenommen.
Dank meiner Gastfamilie wurde ich in die
kolumbianische Lebensweise und ihre
kulinarischen Gewohnheiten eingeführt.
Zunächst aßen mir die Kolumbianer
einfach zu oft, zu viel und zu kräftig.
Schon morgens gab es Reis, Suppe und
Fleisch. Doch leichter, als ich dachte,
fand
ich
an
diesen
Gewohnheiten
Gefallen.
Meine Gastfamilie in Bogota
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Aufgrund der Höhenlage von Bogota und des starken Verkehrs fielen mir die ersten
Tage etwas schwer. Doch schon schnell hat sich mein Körper auch an diese
Veränderung gewöhnt.
Wie bereits von Seiten der Kolumbianer in Deutschland und dem Auswärtigen Amt
berichtet wurde, hat sich die Sicherheitslage in Kolumbien innerhalb der letzten Jahre
sehr stabilisiert. Diese Informationen bestätigten sich, und so konnte ich mich in
Bogota unbeschwert bewegen. Dank der der hohen Polizeipräsenz und stark
bewaffneten Sicherheitsbeamten, an die ich mich zu Beginn erstmal gewöhnen
musste, wurde mir auch in den Abendstunden ermöglicht alleine durch die Straßen
zu gehen und Freunde zu treffen.
In Bogota und auch außerhalb der Stadt habe ich mich immer sehr sicher gefühlt.
3. Studieren an der „Universidad Pedagogica Nacional“ (UPN)
In der UPN habe ich zunächst das Auslandsamt aufgesucht und von dort
Unterstützung bei der Aufnahme des Studiums erhalten. In Deutschland konnte ich
mich zwar über die angebotenen Seminare im Internet informieren, jedoch waren die
Zeiten nicht angegeben. Ich versuchte zunächst die Termine herauszufinden und
organisierte meinen Stundenplan. Das Auslandsamt der UPN half mir die
Professoren meiner Fakultät kennenzulernen, um durch ein persönliches Gespräch
die passenden Seminare auswählen zu können.
Insgesamt besuchte ich drei Seminare, die anders als an der PH, meinen
Stundenplan füllten. An der UPN sind alle Seminare sehr arbeitsintensiv und es wird
nicht wie an der PH Heidelberg zwischen Teilnahmeschein, Seminarschein,
Hauptseminarschein usw. unterschieden. In der Regel gab es pro Seminar zwei
Klausuren während des Semesters, eine Abschlussklausur und eine schriftlich
anzufertigende Arbeit. Im Vergleich zur PH Heidelberg war das System viel
verschulter. In meinen Seminaren wurden auch Exkursionen angeboten.
Somit hatte ich das Glück gemeinsam mit
meinem
Biologiekurs
Ausflug
in
das
einen
10-tägigen
Amazonas-Gebiet
zu
unternehmen, um vor Ort die Pflanzen- und
Tierwelt zu untersuchen.
Exkursion im Amazonas-Gebiet
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Insgesamt gab es 10 Austauschstudenten, und daher war man als ausländischer
Student noch etwas „Besonderes“. Sicherlich wurde mir auch dadurch ermöglicht,
mich voll und ganz in das kolumbianische Leben zu integrieren und an dem
Studentenleben teilzunehmen. Die Offenheit und Hilfsbereitschaft der Kolumbianer
konnte ich während meines gesamten Studiums genießen. Schnell fanden sich
Lerngruppen und Freunde für Aktivitäten.
Die UPN ist eine staatliche Universität und lässt einen am „wirklichen“ Leben
Kolumbiens teilnehmen. Während die privaten Universitäten recht friedlich sind,
kommt es in den öffentlichen immer wieder zu Protestaktionen. Letztlich enden diese
Studentenaufstände durch Polizeieinsätze, die alles beenden. Obgleich mein
Auslandssemester als ein relativ friedliches galt, spitzte sich die Situation gegen
Ende zu, sodass die UPN zwei Wochen vor Ende des Semesters geschlossen
wurde. Als Konsequenz konnte ich zwei Seminare nicht abschließen, da die
Universität für Studenten bis zum folgenden Semester nicht mehr betretbar war und
die Kommunikation mit den Dozenten nicht klappte. Diese Aufstände stoßen bei
immer mehr Studenten auf Unverständnis, da sie um ihr Studium und die
Anerkennung
ihrer
Seminare
bangen.
Mein
Ziel
war
es
gewesen
am
kolumbianischen Leben teilzunehmen und somit wurden mir natürlich auch die
unangenehmen Dinge nicht vorenthalten.
4. Andere Aktivitäten und Seminare
Insgesamt bot die UPN viele Möglichkeiten an, um sich außerhalb der Seminare zu
beschäftigen. So nahm ich an Arbeitsgemeinschaften, den sog. „Talleres“ teil. Hier
lernte ich in Seminaren viel über die Indianervölker und die Geschichte Kolumbiens.
Außerdem gab es Kurse für die typischen Tänze der einzelnen Regionen und
Informationen über die verschiedenen Instrumente, Gitarrenunterricht und eine
Theatergruppe. Zudem fanden alle zwei Wochen Wanderungen in die Umgebung
Bogotas statt, an der ich als Studentin der UPN umsonst teilnehmen durfte.
Durch dieses reichhaltige Angebot, dass von vielen Studenten wahrgenommen wird,
herrscht auf dem Schulgelände eine sehr angenehme Atmosphäre. Besonders
angetan war ich auch von der engen und vertrauten Beziehung zwischen einigen
Studierenden und ihren Dozenten.
Die Kolumbianer zeigten sehr großes Interesse an unserem Leben in Deutschland
und der deutschen Sprache. Ich erzählte ihnen viel über das Leben in Deutschland,
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konnte einige negative Vorurteile aufheben und gab den interessierten Kommilitonen
Deutschunterricht. Es hat Spaß gemacht, sie für sein eigenes Land, seine Sprache
und das deutsche Essen zu begeistern.
Fabian lernt wie man Käsespätzle zubereitet.
Einmal wöchentlich begleitete ich meine Kommilitonin zu ihrem Praktikum in einer
Grundschule. Den kolumbianischen Schulalltag und den Ablauf ihres Praktikums
kennenzulernen war eine interessante Erfahrung. Die Schüler hatten Freude daran,
einen Einblick in die deutsche Sprache zu bekommen und ich vermittelte ihnen die
ersten deutschen Sätze.
Die UPN bietet für die Austauschstudenten kostenfreie Spanischkurse an, wodurch
ich meine Sprach- und Grammatikkenntnisse weiter festigen konnte.
Die Mensa in der Universität bot täglich drei Mahlzeiten an, die mir als
Austauschstudentin ebenfalls kostenlos zur Verfügung standen.
5. Persönliche Wertung des Aufenthalts
Mein Kolumbienaufenthalt war eine beeindruckende und lehrreiche Erfahrung, die ich
mit nichts missen möchte. Hierzu zählen sowohl die angenehmen als auch die
schwierigen Momente vor und während meines Aufenthalts.
Vor Reiseantritt gab es viele organisatorische und bürokratische Angelegenheiten,
die erledigt werden mussten und auch während des Auslandsaufenthaltes wurde
man stets von ihnen begleitet. Letztlich sind es die Komplikationen, die immer wieder
auftreten und zu Situationen führen, in denen man an seine Grenzen stößt und dazu
lernt.
Wenngleich ich mir vorstellen könnte für einen begrenzten Zeitraum in Kolumbien zu
leben, habe ich während meiner Zeit im Ausland auch viele kulturelle Eigenheiten
Deutschlands schätzen gelernt. Die Wertschätzung dieser an sich kleinen Dinge, die
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oft als normal angesehen werden und zuvor nicht intensiv von mir zur Kenntnis
genommen wurden, sehe ich als eine persönliche Bereicherung an.
Neben den Erfahrungen, die für mich als Person wertvoll sind, habe ich auch für
meinen späteren Beruf Kenntnisse gewonnen.
Eine neue Kultur stellt Herausforderungen an jeden Einzelnen und diese zu
Erkennen und zu Verstehen ist eine grundlegende Fähigkeit, die ein Lehrer bei der
Arbeit mit Kindern aus fremden Kulturen besitzen sollte. Die Erfahrung des
Fremdseins in einem anderen, neuen Land selbst erfahren zu haben bietet mir eine
gute Basis später auch meine Schüler bestmöglich verstehen zu können.
Kolumbien ist ein Land mit wunderbaren Menschen und einer faszinierenden
Landschaft.
Danksagung
Ich bin der Landesstiftung Baden-Württemberg sehr dankbar für die finanzielle
Unterstützung, die mir meinen Auslandsaufenthalt und damit all die Erfahrungen und
besonderen Freundschaften ermöglicht hat.
Mein besonderer Dank geht ebenso an das AAA/IF der Pädagogischen Hochschule
Heidelberg, das mich immer gut betreut und mir den Kontakt mit der „Universidad
Pedagogica Nacional“ ermöglicht hat.
Zustimmungsklausel
Hiermit stimme ich zu, dass dieser Erfahrungsbericht auf der Homepage des BadenWürttemberg-Stipendiums und des AAA/IF der Pädagogischen Hochschule
Heidelberg veröffentlicht werden darf.
Nadia El-Ali
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