Digitalpianos für Einsteiger
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Digitalpianos für Einsteiger
T_Yamaha_Arius_T_Yamaha_Arius 16.10.12 17:05 Seite 052 Digitalpianos für Einsteiger Die Arius-Serie – preiswerte Homepianos Seit ein paar Jahren entwickelt Yamaha neben der erfolgreichen Clavinova-Digitalpiano-Modellreihe parallel ebenso die Instrumente der hauseigenen Einsteigerklasse Arius kontinuierlich weiter. Was hier inzwischen für schmale Budgets zu haben ist, zeigt unser Test. Text: Henrik Bruns, Fotos: Dieter Stork +Soundqualität +überzeugende Tastaturen +flexibler Recorder (ab YDP-141) +hohe Polyfonie (ab YDP-161) +kräftiges Soundsystem (ab YDP-161) – keine Split-Funktion – umständliche Bedienung (besser: YDP-181) 052 | TEST | YAMAHA ARIUS-DIGITALPIANOS ÒÙBei Yamaha ist die Auswahl an preiswerten Low-Budget mit Ansprüchen Digitalpianos für Einsteiger in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Manchmal liegen die Unterschiede, die einen 100-Euro-Preissprung zwischen zwei Modellen ausmachen, im Detail. Bei der Yamaha-Europa-Zentrale in Rellingen konnten wir die Arius-Pianos unter die Lupe nehmen. Im Folgenden gibt’s alle unsere Erkenntnisse im Überblick. Wer sich für ein Arius-Modell entscheidet, kann sich grundsätzlich sicher sein, ein vollwertiges Digitalpiano zu spielen. Selbst an jene Modelle, die die Preisgrenze von 1.000 Euro unterschreiten, stellt Yamaha gewisse Ansprüche, die die Basis für sämtliche Instrumente der Serie bilden. Wiedererkennungswert hat der gesampelte Flügelsound, in dem die Grund- KEYBOARDS | 5.2012 T_Yamaha_Arius_T_Yamaha_Arius 16.10.12 17:05 Seite 053 charakteristik eines akustischen YamahaFlügels deutlich zum Ausdruck kommt. In diesem Bericht nicht berücksichtigt haben wir das Modell YDP-V240, da es sich konzeptionell von den anderen Arius-Modellen sehr unterscheidet. Das 240er-Modell ist wesentlich mehr als nur Digitalpiano und verfügt in seiner Eigenschaft als „Ensemble-Piano“ über eine erweiterte Ausstattung, so etwa eine Begleitautomatik und entsprechend mehr Sounds und auch Drumkits. Wir beginnen mit dem Einstiegsmodell der Arius-Serie, dem YDP-141, das beim ersten Anspielen schon mal mit einem sehr ansprechenden und detailreichen Pianosound überzeugen kann. Viel Spielraum wurde hier durch die drei Dynamikstufen herausgeholt, in denen der Originalflügel gesampelt worden ist. Diese Velocity-Layer sorgen für ein insgesamt realistischeres Klangverhalten von der Pianissimo- bis zur Fortissimo-Spielweise. Neben den leicht unterschiedlichen GrandPiano-Sounds bei den preiswertesten und den teureren Arius-Modellen sind die wichtigsten weiteren Unterschiede in der Qualität der Tastaturen, der Leistungsfähigkeit der integrierten Soundsysteme und der Polyfonie auszumachen. Auch die Sound- und Effektauswahl sowie die Möglichkeiten des integrierten Rekorders differieren; hinzu kommt noch das eine oder andere Detail in der Hardware. Arius 141: klassischer Einstieg Dieses Modell ist praktisch das dem konservativen Digitalpiano-Look verpflichtete Einstiegs-ARIUS. Der typische Look der Serie Das kleinste Modell YDP-141: Gespart wird auch bei Yamahas preiswertesten Einsteigerpianos vor allem an Bedienelementen und Anschlüssen, nicht aber an der Soundqualität und am Spielgefühl. zeigt sich schon hier: Die Modelle der preislich unterhalb der Clavinovas aus gleichem Hause angesiedelten Arius-Serie besitzen sämtlich einen einfacheren Unterbau mit nach oben offener Holzrückwand und verzichten natürlich auch auf Frontbeine. Anschlüsse und Bedienele- mente sind auf ein Minimum beschränkt. Was aber auch das YDP-141 (UvP: 906,– Euro) bereits bietet, sind drei Fußpedale, eine ausziehbare Tastaturabdeckung und ein Notenpult. Die Anschlüsse erschöpfen sich in MIDI-In und -Out sowie zwei Kopfhörerbuchsen; auf eine der Letz- T_Yamaha_Arius_T_Yamaha_Arius 16.10.12 17:05 Seite 054 Die teureren Arius-Modelle bringen ihre Flügelsounds über ihr kräftiges Soundsystem schon recht eindrucksvoll zu Gehör. Der integrierte Recorder ist ein gutes Übungswerkzeug. Das Schwarz-HochglanzModell auf Basis des YDP-161 hört auf den Namen C71PE und ist preislich schon eher der HomepianoMittelklasse zuzurechnen. teren muss zurückgegriffen werden, wenn die Pianos einmal über eine externe Anlage verstärkt werden sollen. Das YDP-141 hat sechs VOICES (Sounds) an Bord: Neben dem eher Klassik-tauglichen 054 | TEST | YAMAHA ARIUS-DIGITALPIANOS „Grand Piano 1“ gibt es das hellere, durchsetzungsfähigere „Grand Piano 2“ für poppige Piano-Balladen. Das „E. Piano“ bildet einen DX7-artigen, glockigen Digitalklang ab. Mit einem Cembalo, einer Kirchenorgel und einem Streicher-Ensemble ist die Auswahl komplett. Alle zusätzlichen Klänge sind von ordentlicher Qualität und können auch zum Layern benutzt werden: Wenn man zwei Sounds im sogenannten DUAL MODUS miteinander kombiniert, kann KEYBOARDS | 5.2012 T_Yamaha_Arius_T_Yamaha_Arius 16.10.12 17:05 Seite 055 man ihre Oktavlage und die Lautstärkebalance zwischen ihnen einstellen. Als Effekt gibt es einen REVERB mit vier Hall-Typen von „Room“ bis „Stage“, dessen Intensität sich regeln lässt; bei Layern gilt der für die Voice 1 eingestellte Hall-Effekt. Die Polyfonie liegt bei 64 Stimmen. Zur Funktionsausstattung gehören ein RECORDER zum Aufzeichnen des eigenen Spiels als Standard-MIDI-File (Speicher für einen Song) und ein SONG BOOK mit 50 PianoStücken. Außerdem ein METRONOM zum Üben sowie TRANSPOSE und TUNING, um die Pianos schnell mal umstimmen zu können. Das Piano besitzt die GHS(Graded Hammer Standard)-Tastatur. Es handelt sich um graduell gewichtete Tasten (mit schwereren Gewichten im tiefen und leichteren im höheren Bereich) sowie einer Hammersimulation. Das Spielgefühl und die Repetition sind zufriedenstellend, auch wenn man die einfachere und leichtere Klaviaturkonstruktion im Vergleich zu den höherpreisigen Arius-Modellen deutlich unter den Fingern spürt. Das integrierte SOUNDSYSTEM arbeitet trotz nur 2 mal 6 Watt mit zum Üben völlig ausreichender Lautstärke und ohne störende Nebengeräusche. Mittels des Recorders des 141ers kann man nicht nur zwei Parts getrennt einspielen, sondern auch die 50 eingebauten Piano-Stücke jeweils mit der Stimme für eine Hand abspielen und die andere dazu selbst übernehmen. Das Haltepedal des YDP-141 bietet bereits die Halbpedal-Erkennung, womit noch eine Zwischenstufe zwischen dem kurzen Ausklingen der gedämpften und dem langen Ausklingen der ungedämpften Saiten realisiert wird. Wichtig sind auch die drei Farbvarianten (Black Walnut, Rosewood, Light Cherry), in denen das YDP-141 wahlweise zu haben ist. 5.2012 | KEYBOARDS Arius YDP-161 und -181 Die beiden größeren Arius’ greifen auf den gleichen Grand-Piano-Klang wie das YDP-141 zurück, setzen ihn aber über Soundsysteme mit mehr Power in Szene. Während das YDP-161 (1.134,– Euro) exakt dieselben Abmessungen wie das 141er und das 135er besitzt, wird beim nach allen Seiten hin etwas großzügiger bemessenen und ausladenderen Äußeren des YDP-181 (1.474,– Euro) Euro der FlaggschiffAnspruch deutlich. Die beiden Großen spielen sich über die GH(Graded Hammer)-Klaviatur, deren Tasten schwerer unter den Fingern liegen und dem Spielgefühl an einem Piano insgesamt näher kommen als die des GHS-Pendants. Eine leicht umfangreichere Klangauswahl und mehr Stimmen sind weitere Vorzüge der teureren Arius-Pianos. Mit dem „E. Piano 2“ ist ein universell nutzbarer Fender-Rhodes-Klang an Bord. „Harpsichord 2“ ergänzt eine anders registrierte Variante des Cembalos (Grundklang plus eine Oktave höher). Auch ein „Vibraphone“ und eine weitere Variante der „Church Organ“ zählen zum Repertoire. Der Grand-Piano-Klang erfreut mit DÄMPFERRESONANZEN als Klangdetails, die für einen volleren Gesamtsound sorgen – es wird also das charakteristische Mitschwingen nicht angespielter Saiten imitiert, das am echten Flügel bei getretenem Haltepedal entsteht. Die Polyfonie beträgt 128 Stimmen, sodass auch den LayerSounds bei getretenem Haltepedal kaum mehr Töne abgeschnitten werden müssen. Was die Hardware anbelangt, bieten das YDP-161 und -181 jeweils einen Kopfhörerbügel und einen solider als bei den preiswerteren Modellen zu befestigenden Netzstecker. Vor allem aber sind hier die integrierten Soundsysteme mit 2 ¥ 20 Watt Leistung zu nennen, die die Klänge wesentlich druckvoller, präsenter und mit ordentlichen Bässen abbilden. Die Unterschiede: Das YDP-181 lässt sich durch ein umfangreicheres Bedienfeld inklusive LED-Display insgesamt komfortabler bedienen als das YDP-161 sowie die noch preiswerteren Arius-Pianos: Während am 181er die meisten Funktionen über Bedientaster erledigt werden können und die Anzeige über die Parameteränderungen Aufschluss gibt, muss man an den kleineren Instrumenten häufig bei gedrücktem FUNCTION-Taster bestimmte Tasten der Klaviatur drücken, um Klänge zu wechseln oder Einstellungen zu ändern. Zusätzliche Klänge (YDP-181: 14; YDP-161: 10) sind eine weitere „Strings“-Variante, eine „Jazz Organ“, ein gemischter „Choir“ sowie eine „Nylon String Guitar“. Ein zusätzlicher Effektblock liefert die Typen „Chorus“, „Phaser“, „Tremolo“ und „Rotary Speaker“ – davon profitieren vor allem die E-Pianos, die Jazz-Orgel, das Vibrafon und die Flächensounds. Der gesamte Klang des Pianos wird durch die Möglichkeit einer BRILLIANCE-Regelung (drei PresetEinstellungen) aufgewertet. In der integrierten RECORDER-Sektion des YDP-181 ist nicht nur Platz für drei Songs (ein Song bei den kleineren Modellen), es gibt am größten Arius auch einen USB-to-DeviceAnschluss, der das Abspeichern bzw. Nachladen von Songs über einen USB-Stick erlaubt. Ein weiteres, spezielleres Feature des größten Arius sind die TUNING-SKALEN, sieben verschiedene Grundstimmungen, wie sie etwa zwischen dem 14. und dem 18. Jahrhundert in der Klassik eingesetzt wurden oder auch für das Cembalo gebräuchlich waren. Aktuell schlägt der Kauf des YDP-181 mit 320 Euro Aufpreis gegenüber einem YDP-161 zu Buche. YAMAHA ARIUS-DIGITALPIANOS | TEST | 055 T_Yamaha_Arius_T_Yamaha_Arius 16.10.12 17:05 Seite 056 Auch für Freunde moderner Pianodesigns und schlanker Abmessungen bietet die Arius-Reihe inzwischen entsprechende Modelle. Während das 161er in den gleichen drei Farbvarianten wie das 141er erhältlich ist, wird das Modell 181 nur in „Rosewood“ geliefert. Ein Sondermodell des YDP-161 hört auf den Namen YDP-C71PE (1.541,– Euro): Es handelt sich um die derzeit einzig erhältliche SchwarzHochglanz-Ausführung eines Arius-Pianos. Dabei muss man berücksichtigen, dass das Instrument auch von der Gehäusekonstruktion her anders ist, die vom höherwertigen, aber bereits ausgelaufenen Clavinova CLP-320PE stammt. Arius YDP-S31 und -S51 Typische Arius-Qualität in modernerem Look bieten die beiden S-Modelle der Serie. Das S31 (883,– Euro) und das S51 (1.134,– Euro) sprechen Spieler an, die weg vom konventionellen Klavier-Look wollen. Ein bisschen auf „elegant“ und „schlank“ getrimmt sind beide Modelle bei 2 bis 5 Tiefen-Zentimetern weniger gegenüber dem YDP-135 auch weniger ausladend. Der Klavierdeckel wird bei der Arius-S-Klasse aufgeklappt, ein Notenpult ist natürlich ebenfalls integriert. Rein technisch gesehen entspricht das kleinere, im Zwei-Farben-Design (dunkles Erlenholz und Hellgrau) gehaltene YDP-S31 dem Arius- 056 | TEST | YAMAHA ARIUS-DIGITALPIANOS Modell YDP-135, ist aber aktuell rund 80 Euro teurer. Voraus hat es dem 135er allerdings die Halbpedal-Erkennung (Sustain). YDP-S51 und YDP-161 sind preisgleich. Besonderheiten am S51 sind ein USB-to-HostAnschluss für die Verbindung mit dem PC (die an allen anderen Arius’ nur über die MIDI-Buchsen hergestellt werden kann und ein optionales Adapterkabel erfordert) sowie die Klangerzeugung einer neuen Modellgeneration: Diese sogenannte „Pure CF Sound Engine“, für die ein Yamaha CFIIIS Konzertflügel Pate stand, kam erstmalig bei den Clavinova-Modellen der CLPSerie zum Einsatz. Des Weiteren wurde das Soundsystem nochmals überarbeitet und kann mit einem frequenzmäßig ausbalancierterem Klangverhalten („Acoustic Optimizer Technologie“ bzw. „Intelligent Acoustic Control“ als aktivierbarer Funktion) aufwarten – das System ist bekannt von den aktuellen 400er CLP-Modellen. Die Klangauswahl (zehn Voices) differiert gegenüber dem 161er leicht: Das S51 verzichtet auf eine der Kirchenorgeln und das oktavierte Cembalo, bietet aber stattdessen eine weitere „Grand Piano“-Variante und die „Jazz Organ“. Neue Funktion ist der DUO-Modus für die SchülerLehrer-Situation: Die Tastatur wird dann in zwei Abschnitte bei E3 als festem Split-Punkt unterteilt, linkes und rechtes Pedal fungieren beide als Haltepedale. Verzichtet wurde leider auf eine Kopfhöreraufhängung. Erhältlich ist das S51 in den Ausführungen „Black Walnut“ und „White“. Fazit Yamahas Einsteigermodelle machen Spaß: Auf einen überzeugenden Flügelsound und eine ordentliche Tastatur muss kein Arius-Spieler verzichten. Als Übungsinstrumente zum Start ins Klavierspielen oder auch für Wiedereinsteiger bieten selbst die preiswertesten Modelle alles, was man braucht. Auch Yamahas Konzept, in den höheren Preisstufen vor allem auf eine kräftigere interne Verstärkung und eine wertigere Tastatur anstatt auf viel funktionalen Schnickschnack zu setzen, geht auf. Was man in der Arius-Welt in Kauf nehmen muss, sind die rudimentäre Ausstattung mit Bedienelementen und Anschlüssen sowie der Verzicht auf die Split-Funktion, außerdem eine Speichermöglichkeit für User-Einstellungen. Soll es ein Yamaha sein, wird man in dieser Hinsicht erst in der höherpreisigen Clavinova-Klasse fündig. ÙÙ KEYBOARDS | 5.2012