Predigt über Psalm 98 - badkoenig

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Predigt über Psalm 98 - badkoenig
Predigt über Psalm 98
Bad König, Kantate 2011; Martin Hecker
1 Ein Psalm. Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. Er schafft
Heil mit seiner Rechten und mit seinem
heiligen Arm. 2 Der Herr lässt sein Heil
kundwerden; vor den Völkern macht er
seine Gerechtigkeit offenbar. 3 Er gedenkt
an seine Gnade und Treue für das Haus Israel, aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes. 4 Jauchzet dem Herrn, alle
Welt, singet, rühmet und lobet! 5 Lobet den
Herrn mit Harfen, mit Harfen und mit
Saitenspiel! 6 Mit Trompeten und Posaunen jauchzet vor dem Herrn, dem König! 7
Das Meer brause und was darinnen ist,
der Erdkreis und die darauf wohnen. 8 Die
Ströme sollen frohlocken, und alle Berge
seien fröhlich 9 vor dem Herrn; denn er
kommt, das Erdreich zu richten. Er wird
den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und
die Völker, wie es recht ist.
„Singet dem Herrn ein neues Lied!“ Ich
weiß nicht, ob Sie drauf geachtet haben:
Aber schon das erste Lied, das wir heute
morgen gesungen haben, ist satte 358 Jahre
alt! Das war also schon uralt, als Sie, die
Goldenen Konfirmanden, vor 50 Jahren
konfirmiert wurden. Singet dem Herrn ein
neues Lied, heißt es doch!!! Und überhaupt
– dauernd diese alten Lieder in der Kirche.
In Bad König gibt es zwar auch ein neues
Liederbuch mit neuen geistlichen Liedern.
Aber die sind ja zu einem guten Teil auch
schon wieder von gestern – oder vorges tern. Fast alle stammen aus dem letzten
Jahrtausend. Wie ist das also mit dem neu en Lied für Gott?
Um das von Anfang an klarzustellen:
Mit dem neuen Lied meint die Bibel nicht
Lieder, die höchstens – sagen wir mal –
fünf oder zehn Jahre alt sind. Es heißt also
nicht: Jedes Lied, bei dem noch die 19 beim
Entstehungsdatum auftaucht, wird nicht
mehr gesungen. Ab sofort bitte nur noch
Lieder ab dem Jahr 2000. Unsere neuen
Liederbücher werden wieder verkauft –
vielleicht finden sich ja noch Interessenten
für die alten Dinger – und die alten Gesang bücher müssen vermutlich als Sondermüll
entsorgt werden.
Nein. Wenn die Bibel „neu“ sagt, dann
geht es nicht um modern. Das auch – ich
bin überzeugt, Gott hat nichts gegen mo derne und zeitgemäße Lieder. Aber eben
nicht nur. Es geht nicht um neumodisch.
Was heute neumodisch ist, das ist morgen
ja schon wieder veraltet.
Wenn die Bibel „neu“ sagt, dann geht es
um das Schöpferhandeln unseres großen
Gottes. Wo der lebendige Gott auftaucht, da
wird alles neu, auch alte Texte und Melodi en. Neu, das heißt „original“. Ein Jesusjün ger hat einmal formuliert: „Wer Jesus sagt,
sagt neu.“ „Ist jemand in Christus, so ist er
eine neue Kreatur“, ein neues Geschöpf, so
der Apostel Paulus (2 Kor 5,17). Ein neues
Lied ist ein Lied, das aus einem erneuerten
Herzen heraus kommt. Ein neues Lied ist
ein Lied, das diesem neu-schaffenden Gott
die Ehre gibt. Ein neues Lied ist ein Lied,
das schon die Luft der neuen Welt Gottes
atmet.
Ein neues Lied kann also ohne weiteres
aus dem 17. Jahrhundert sein, so wie das
Eingangslied vorhin. Es kann aber genauso
nicht der gnädige Gott über dir Flügel ge -
gut auch ganz anders sein, ganz modern.
breitet!?“, heißt's in einem alt-bekannten
Die Frage ist nicht, wann ein Lied geschrie -
Lied. Aber das ist ein neues Lied, weil es
ben wurde, sondern ob es hinein gehört in
von den Wundern Gottes singt. „Singet
die neue Welt Gottes. Ob es Menschen in
dem Herrn ein neues Lied, denn er tut
diese neue Welt einlädt und hineinführt. Ob
Wunder.“ Dass Gott Wunder tut, auch heu-
es Gottes neue Welt dem alten Menschen,
te noch, das sollen alle erfahren. Singen
dem alten Adam und der alten Eva, nahe
wir's ihnen doch in ihre Herzen hinein.
bringt.
Das neue Lied erzählt die Wunder Got -
„Singet dem Herrn ein neues Lied!“
tes. „ Er schafft Heil mit seiner Rechten und
Ich möchte das neue Lied, das dieser
mit seinem heiligen Arm. 2 Der Herr lässt
alte Psalm besingt, mit Ihnen anschauen:
sein Heil kundwerden; vor den Völkern
macht er seine Gerechtigkeit offenbar. 3 Er
(1) Das neue Lied ist ein Missionslied.
„Singet dem Herrn ein neues Lied, denn
gedenkt an seine Gnade und Treue für das
Haus Israel, aller Welt Enden sehen das
Heil unsres Gottes.“
er tut Wunder.“ Gott tut Wunder. In unse -
Das neue Lied redet deshalb auch im -
rer ach so wissenschaftlichen Welt sind
mer wieder von dem einen großen Wunder,
Wunder nicht vorgesehen. Wunder – das
das am Kreuz von Golgatha geschehen ist.
wäre ja ganz was Neues. Aber genau das ge-
Als Jesus grausam starb. Als er sich freiwil -
schieht. Gott tut Wunder. Und das sollen
lig für meine und für Ihre Sünde bestrafen
alle Menschen wissen. Singen wir's ihnen
ließ. Als er Gottes heiligen und gerechten
doch in ihre Herzen hinein!
Zorn auf sich nahm, den ich doch verdient
Wenn Menschen in schwieriger Lage
habe. „Christus starb, damit ihr lebt“, hieß
Gottes Hilfe erfahren. Wenn aus einem Got -
es eben im Lied vor der Predigt. Und wei -
tesleugner ein fröhlicher Zeuge Jesu Christi
ter: „Ihn soll euer Singen zu den andern
wird. Wenn Konfirmanden wirklich von
bringen.“ Damit die auch leben. Neues Le -
Herzen Ja sagen zu Jesus Christus. Das al-
ben haben durch den, der für sie gestorben
les sind Wunder, weil da überall der leben -
ist. Das ist ein Wunder. Das sollen alle wis -
dige Gott am Werk ist.
sen. Singen wir's ihnen doch in ihre Herzen
Heute sind die Goldenen Konfirmanden
hinein.
hier im Gottesdienst. Wenn Sie auf Ihr bis -
Beim neuen Lied spielt der Text, der In -
heriges Leben zurückschauen – gab es da
halt, die Botschaft eine große Rolle. Das
nicht auch so manches Wunder? Manche
neue Lied erzählt von den großen Wundern
Situation, wo Sie ernsthaft sagten: „Gott sei
Gottes. Die Mitglieder des Kirchenchores
Dank!“ Weil er gerade eingegriffen hatte?
wissen, wie stark unsere Kantorin an der
Weil er Sie bewahrt hatte? Weil er eine
klaren und deutlichen Aussprache des Tex -
schlimme Situation völlig unerwartet zum
tes arbeitet. Damit alle verstehen, was wir
Guten gewendet hatte? „In wie viel Not hat
singen. Wir singen die beste aller guten
Nachrichten. Wir singen vom auferstande -
und werde einsam. Ich, ich, ich – das ist die
nen und lebendigen Herrn. Das sollen alle
alte Leier, die Woche für Woche aufs Neue
wissen, dass er lebt. Singen heißt predigen,
in den Hitparaden zu hören ist.
heißt verkündigen, heißt bezeugen. Singen
ist Mission.
Wo das neue Lied erklingt, da taucht
mitten in unserer egoistischen Welt ein
„Singt das Lied der Lieder von dem
neuer Ton auf. Da kann ich endlich aufhö -
Herrn der Herren.“ „Singet dem Herrn ein
ren, mich um mich selbst zu drehen wir so
neues Lied, denn er tut Wunder!“
ein alter Brummkreisel. Da werde ich frei
zum Lob Gottes.
(2) Das neue Lied ist ein Loblied.
Und dafür bin ich, dafür sind Sie ge -
Und zwar ein Loblied für Gott. „Jauch-
macht. Dass wir Gott loben. Sie sollen etwas
zet dem Herrn, alle Welt“, heißt es in unse -
sein zum Lob seiner Herrlichkeit. Ihr Leben
rem Psalm. „Singet, rühmet, lobet.“
soll ihm die Ehre geben. Das macht die Bi -
Wenn in unserer Welt gesungen wird,
dann ja oft zur eigenen Ehre. Im Privatbe -
bel unmissverständlich deutlich. Und dazu
soll auch das neue Lied helfen.
reich verschwindet das Singen mehr und
Musik ist eine der schönsten Gaben, die
mehr. Und in der Öffentlichkeit ist's ein rie -
Gott uns Menschen gegeben hat – zumin -
siges Geschäft geworden. Stars und Stern -
dest sehen das viele so. Und diese wunder -
chen wollen gut dastehen. Und die Produ -
bare Gabe soll dann eben auch auf ihn zu-
zenten und alle andern, die dazu gehören,
rückfallen. Hinweisen auf den Geber aller
auch. Der Eurovision Song Contest letzte
guten Gaben. Was er uns gibt, soll letztlich
Woche hat's uns anschaulich vor Augen ge -
seine Herrlichkeit widerspiegeln.
führt. Ist's Ihnen aufgefallen, dass Sie so
Wo das neue Lied erklingt, da wird Gott
gut wie nichts über den Inhalt der Lieder
groß gemacht. Weil Menschen begreifen,
erfahren haben? Aber um so mehr über die
wie klein sie sind. Und wie herrlich er ist.
Menschen, die die Lieder gesungen haben?
Und weil sie sich freuen, dass dieser große
Das ist so typisch für unsere Welt. Im -
und herrliche und wunderbare Gott sich zu
mer geht es um uns, um unsere Ehre, um
ihnen herabneigt und sich um ihr kleines
unseren Ruhm. Immer geht es darum, dass
Leben kümmert. „Sollt ich meinem Gott
ICH gelobt werde, dass ICH gut dastehe,
nicht singen?“ Sollte ich ihm nicht jauch -
dass ICH bewundert werde. Oder Sie natür -
zen, jubeln, ihn nicht loben und ehren und
lich. Oder Ihr Konfis. Wer will denn nicht
preisen und anbeten?
gerne im Mittelpunkt stehen.
Johann Sebastian Bach war einer der
Wo sich allerdings ein Menschenleben
größten und genialsten Musiker aller Zei -
um sich selbst dreht, da verliert es die Mit -
ten. Und vieles, was er geschrieben hat, ge -
te. Wo ICH selbst zum Mittelpunkt meines
hört zur besten und wunderbarsten Musik,
Lebens werde, da verliert mein Leben den
die jemals Menschenohren und -herzen er-
Inhalt. Wenn ich nur meine eigene Ehre su -
reicht hat. Aber dieser geniale und große
che, verliere ich die anderen aus dem Blick
Mann schrieb unter jedes seiner Werke die
drei Buchstaben: SDG – Soli Deo Gloria –
Schöpfung. „ Das Meer brause und was
Gott allein zur Ehre. Ihm ging's nie zuerst
darinnen ist, der Erdkreis und die darauf
um seinen eigenen Ruhm. Aber er wollte
wohnen. 8 Die Ströme sollen frohlocken,
deutlich machen, wie wunderbar und herr -
und alle Berge seien fröhlich 9 vor dem
lich der lebendige Gott ist. Das gleiche gilt
Herrn.“ Also Bäche und Berge und Ströme
auch für uns. Nicht um uns geht es zuerst,
und das Meer, die ganze Erde und alle, die
sondern um ihn. „Singt das Lied der Lieder
darauf wohnen, sollen sich freuen und fröh -
von dem Herrn der Herren ... gebt das Bes -
lich sein. Das will Gott. Er will, dass sich die
te, was ihr habt, für ihn.“ Zu seinem Lob.
ganze Schöpfung freut. Stellen Sie sich doch
„Singet dem Herrn ein neues Lied.“
mal vor: Berge hüpfen vor Freude, Bäume
winken fröhlich mit den Blättern und Bäche
(3) Das neue Lied ist ein Freudenlied.
platschen jubelnd Applaus. Sie meinen, das
geht nicht? Gott sagt, es wird geschehen.
Gott will, dass Freude in unser Leben
Viel leichter allerdings geschieht es, dass
einkehrt. Er will, das Sie von innen heraus
Sie sich freuen. Der lebendige Gott will Ihr
fröhlich sein können. Er will, dass Dein Le -
Leben mit Ihnen teilen. Er will Ihnen seine
ben voller Freude ist und nicht voller Frust.
ganze Liebe schenken. Er will Sie frei ma -
Wo das neue Lied Gottes erklingt, wo
chen von Ihrer Fixierung auf sich selbst. Er
ihm die Ehre gegeben wird, wo er zu andern
will Ihr Leben neu machen. Er will Euch
gebracht wird durch das Singen, da kehrt
Konfis und Euch Jugendlichen an der Hand
Freude ein. Weil er selbst einkehrt. Wo von
nehmen und durchs Leben führen. Davon
Gott die Rede ist – oder eben der Gesang –
singen unsere Lieder. Davon handelt das
da kommt er selbst hin. Da kann jemand
neue Lied. Und wenn Ihr, wenn Sie dieses
dann singen: „Weicht, ihr Trauergeister,
Lied mitsingen, dann kehrt Freude ein.
denn mein Freudenmeister, Jesus, tritt her -
„Singet dem Herrn ein neues Lied.“
ein.“ Nicht mal die Trauer kann diese Freu de hindern. Freude, weil Jesus da ist. Jesus
Lassen Sie sich einladen durch diesen
hat ja den Tod überwunden. Und im neuen
alten Psalm vom neuen Lied. Lassen Sie
Lied singen wir den Auferstandenen herbei.
sich einladen zur Freude. Lassen Sie sich
Übrigens kehrt diese Freude natürlich
einladen zu Gott. Und lassen Sie uns mit -
nicht nur bei andern ein, sondern auch bei
mir selbst, der ich singe. Und bei Ihnen, die
Sie singen. Sogar dann, wenn Sie nicht besonders gut singen können. Es geht nicht
um ein besonders schön vorgetragenes
Lied. Sondern um ein besonders schönes
Lied. Weil dieses Lied den lebendigen Gott
besingt.
Freude greift um sich, ergreift die ganze
einander singen – junge und alte Lieder.
„Singet dem Herrn ein neues Lied, denn
er tut Wunder!“