Die Wandtafel ist tot – es lebe die Wandtafel
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Die Wandtafel ist tot – es lebe die Wandtafel
zeit.schrift 1|2002 21 bazar Die Wandtafel ist tot – es lebe die Wandtafel • Während unweit der Kölner Dom aufrecht und stolz seine beiden Türme ragen liess, traf man sich am andern Rheinufer vom 19. bis 23. Februar zur Bildungsmesse 2002, um den einen Turm, den schiefen von Bildungs-PISA, wieder gerade zu rücken. Keine Frage: Die Bildungsdebatte ist voll entbrannt, und so durfte man gespannt sein, was die weltweit grösste Bildungsmesse heuer zu bieten hatte. Es war gigantisch. • Über 850 Anbieter waren angereist, um auf 65 000 m2 Ausstellungsfläche ihre Waren oder Dienstleistungen für alle Bildungsbereiche feilzubieten; mehr als 500 Vorträge, Präsentationen und Diskussionsrunden warteten darauf, von mehr als 90 000 Besucherinnen und Besuchern gehört zu werden – wahrhaft ein Gigantismus dort unten in Köln, wo der Rhein etwas breiter fliesst. Doch wo beginnen? Wie aus diesem immensen Angebot die Rosinen picken? Klar, wer wollte, bummelte über die Messe wie andere Bummler auf anderen Messen auch: Man schaute hier, fragte da, und immer dort, wo es was umsonst gab, staute sich der Verkehr. Und umsonst gab es vor allem eines – Prospekte und Meinungen. Wer Deutsch unterrichtet, darf sich etwa auf eine CD-ROM zur Literatur des 20. Jahrhunderts aus dem Schroedel-Verlag freuen. Texte über Texte, vernetzt mit unzähligen Bilddaten und Tondokumenten, und schon wird die Schülerschar – vorausgesetzt, man erwirbt die Klassenlizenz – zur selbsttätigen Expedition ins Reich der Worte ausgerüstet. Der begehrte, an der Bildungsmesse verliehene digita-Preis für Lernsoftware wurde dieses Jahr für die Sekundarstufe II vergeben an «Die Zelle – Das Kraftwerk. Mitochondrium und Energiestoffwechsel», eine multimediale Reise zur kleinsten Einheit des Lebens. Oder wer in Zukunft eine archäologische Detektivgeschichte lancieren will, greift auf «Das Geheimnis des Zenturio» im Cornelsen-Verlag zurück. Die Liste liesse sich beliebig fortsetzen, die Tendenz steht fest: Multimediale Produkte sollen die Schulen erobern, und die Hardware-Anbieter machen munter mit. Die Firma Leybold entwickelt Pulte mit versenkbaren PCs, die Konkurrenz von Apple einen mobilen Computerraum, und selbst die gute alte Wandtafel soll bald ausgedient haben: Das Wallboard von Swift hat man sich als einen überdimensionalen Flatscreen vorzustellen, auf den mit Fingern geschrieben werden kann, selbstverständlich ans Internet angeschlossen. Bei soviel Innovation, steht er da nicht bald wieder gerade, der Turm von Bildungs-PISA? den könnte, etwas ernüchtert da – wenn nur genug Geld zur Verfügung stünde, wäre bald alles wieder im Reinen! Bleibt also das billigere Feld der Meinungen. Eugen Drewermanns Vortrag «Bildung statt Ausbildung. Von der Fähigkeit kreativer Neugier» war ein Highlight, ein Kerzenlicht im Technodschungel, mit Verve gegen all jene vorgebracht, die glauben, Bildungserlebnisse virtualisieren zu können. Des Weiteren gab die Podiumsdiskussion zum Thema «Alles Computer oder was? – wie die Zukunft der Schule aussehen kann» einen Einblick in die Visionen führender Didaktiker; mit dem Resultat, dass lang nicht alle den Turm in dieselbe Richtung rücken wollen. Das wusste man ja schon. Spannend waren auch Vorträge, die sich mit der ganz praktischen Frage des vermehrten Schuleschwänzens auseinander setzten – was dagegen tun? Ganz einfach: Bildungsmessen besuchen, das ist ungemein anregend; die nächste findet in Zürich statt; WORLD DIDAC 2002 (siehe Agenda). Doch eigentlich steht man angesichts dessen, was mit modernstem Lehrmaterial geleistet wer- Philipp Michelus, Mittelschullehrer, Kantonsschule Rämibühl MNG Dieses völlig neue Lehrwerk ist auf internationale Standards und Leistungsziele sowie Französischprüfungen ausgelegt, nämlich «Certificat du Français Professionnel» (CFP) der Pariser Handelskammer (CCIP) und «DELF Premier Degré, Stufen A1 bis A4». Die neuen Lehrziele des E-Stranges für die kaufmännische Grundausbildung in der Schweiz wurden ebenso integriert wie die Leistungsziele auf dem Niveau B1 des europäischen Referenzrahmens. Die vier Fertigkeiten Hören, Lesen, Schreiben, Sprechen und auch die wichtigen Grundlagen des Sprachbaus werden geübt. Das dreibändige Lehrwerk – ausgelegt in kurze «unités», die ihrerseits unterteilt sind in die Unterkapitel «explorer», «savoir» und «savoir faire» – folgt einer ausgewogenen Progression: Band 1 «Abholplattform» (Basis Grundausbildung Sekundarstufe I). Band 2 Aufbau der spezifischen Sprachkenntnisse des «Français des affaires» Band 3 Vorbereitung auf Prüfungen. Neu! Julien Keller / Philippe Brochard Nouveau Trait d’Union Band 1 Abholplattform Sekundarstufe I ca. 96 Seiten, gebunden ca. Fr. 22.80 ISBN 3-280-0411-6 Kassette zu Band 1 ca. Fr. 27.80 ISBN 3-280-0412-4 Band 2 + 3 erscheinen 2003