Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen
Transcription
Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen
Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen – Wege, Möglichkeiten & aktuelle Hindernisse Ein Verlaufsprotokoll zur Veranstaltung vom 24. Juni 2015 Impressum Herausgeber und verantwortlich für die Koordination von InProcedere – Bleiberecht durch Arbeit: ism e.V. Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz e.V. Augustinerstraße 64-66 55116 Mainz www.ism-mainz.de Redaktion und Text: Beyhan Özdemir, Viola Heipertz-Saoudi, Zarah Rebecca Herrmann Fotos: ism e.V./Katrin Weihmann Gestaltung: Beyhan Özdemir, Zarah Rebecca Herrmann Zeichnungen: Lukas Gartiser, Sabrina Geckeis, Michaela Hillmann, Selina Ruffing Alle Rechte vorbehalten. © Juli 2015 Programmablauf Ab 9.30 Uhr 10.00 Uhr 10.30 Uhr Ankommen und Willkommenskaffee im ZGV Eröffnung der Veranstaltung durch das Netzwerk „InProcedere – Bleiberecht durch Arbeit“ Vorstellung des Programms sowie der vier Thementische Zur Auswahl: Frühe Chancen und ihre Grenzen – Early Intervention, Übergangsmanagement, Anerkennung (mit Mihaela Prorocu, AA Ludwigshafen; Stefanie Hendrix, JC Ludwigshafen; Veronika FrietschMusulin, Diakonie Pfalz/InProcedere; Hans-Peter Wilka, Schneider Organisationsberatung/IQ Landesnetzwerk RLP) Vernetzung – ein Weg unter komplexen Rahmenbedingungen am Beispiel von InProcedere (mit Raimond Meiborg, JC Bad Kreuznach; Bernd Drüke, Ausländerpfarramt Bad Kreuznach/ InProcedere) Was braucht es zur Arbeitsvermittlung von Flüchtlingen? Qualifikationen und Fähigkeiten der Mitarbeitenden in AA/JC (mit Martina Erzberger Ries, ProfeS GmbH/InProcedere; Irene Haritonov, ProfeS GmbH/InProcedere; JC Mayen-Koblenz) Vom Flüchtling zu eurem Chef - Selbstständigkeit als Alternative zur abhängigen Beschäftigung - rechtliche Rahmenbedingungen für bleibeberechtigte Flüchtlinge (mit Dr. Ralf Sänger, ism e.V./IQ Fachstelle Migrantenökonomie) ab 10.45 – 11.45 Uhr Austausch an den verschiedenen Thementischen 11.45 – 12.45 Uhr Mittagspause 12.45 – 13.45 Uhr Austausch an den verschiedenen Thementischen 13.45 Uhr Kaffeepause ab 14 Uhr Zurückkommen in das Gesamtplenum ca. 14.20 Uhr Gespräch und Gedankenaustausch im Gesamtplenum ca. 15.15 Uhr Verabschiedung und Ausklang ca. 15.30 Uhr Ende der Veranstaltung 4 Ziele des Fachtags zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen Wege, Möglichkeiten und aktuelle Hindernisse Am 24. Juni 2015 lud das Projekt InProcedere – Bleiberecht durch Arbeit zu einem Fachtag mit der Thematik: Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen. Wege, Möglichkeiten und aktuelle Hindernisse ein. Die Veranstaltung zum Abschluss der Laufzeit des Kooperationsverbundes aus öffentlicher Verwaltung, Grundsicherung, Migrations- und Flüchtlingsarbeit, Qualifizierung, Forschung und Beratung ermöglichte einen intensiven Austausch und die Vernetzung verschiedener Institutionen, von Experten und Menschen, die ehrenamtlich mit Flüchtlingen zu tun haben. Gesammelte Erfahrungen und Ideen der 6,5jährigen Laufzeit des Projekts konnten mit „Für uns ist kein Geld da, nicht für Schwimmbäder, nicht für Kultur, aber Millionen werden für Asylanten locker gemacht. Das geht mir gegen den Strich." 72-jährige Pegida-Demonstrantin unterschiedlichen Akteuren geteilt und für diese zugänglich und anwendbar gemacht werden. Zu Tagungsbeginn wurden die Anwesenden gebeten, Zitate, die sie ggf. unter ihren Stühlen fanden kommentarlos vorzutragen. Als Einstieg wurden auf diese Weise Sichtweisen verschiedener Gruppen in der Gesellschaft in Bezug auf die Flüchtlingsthematik sowie der Stellenwert von Arbeit in diesem Bereich aufgegriffen und verdeutlicht. Insbesondere derzeit erscheint es wichtig, ein Gefühl für die Ängste, aber auch die Unwissenheit der „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Art. 1, Abs. 1, Grundgesetz Gesellschaft sowie die Sorge vor Überfremdung und Stereotypen zu entwickeln und diesen durch konstruktive Vorgehensweise entgegenzuwirken, sie zu mindern und aus dem Weg zu räumen. Moderiert von Beyhan Özdemir (ism e.V./InProcedere/IQ Fachstelle für Migrantenökonomie) sowie Laura Valencia (Kreisverwaltung Germersheim/InProcedere) wurde die Tagung mit der Absicht veranstaltet, die Bereiche humanitäre Unterstützung, wirtschaftliche Integration, demographischer Wandel und nicht zuletzt Fachkräftemangel auf das Flüchtlingsthema anzuwenden. Vom alltäglichen Arbeitskontext bis hin zur Frage nach Chancen, Möglichkeiten und Herausforderungen nicht nur des Integrationsprozesses, sondern auch der persönlichen wie gesellschaftlichen Anerkennung der 5 Menschen, die hinter dem Begriff Flüchtling stehen, sollten Ideen und Erfahrungen ausgetauscht, weitergedacht und so die Perspektiven für die Menschen verbessert werden. „InProcedere“, so die Projektkoordinatorin Viola Heipertz-Saoudi (ism e.V./InProcedere), „stellt seit 2009 ein Netzwerk aus verschiedensten Institutionen dar, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat, Flüchtlinge bei ihrer Arbeitsmarktintegration zu unterstützen und zu beraten, in Deutschkurse zu vermitteln, und individuelle Wege in die Gesellschaft zu begleiten.“ Im Rahmen der Netzwerkarbeit wurden die gemachten Erfahrungen durch Schulungen insbesondere in der Arbeitsverwaltung, eine Ausstellung sowie einen Film weitergegeben. Ein wichtiger Aspekt bei all der Arbeit war es immer zu verdeutlichen, dass Flüchtling zu sein, nur eines der vielen Dinge ist, die eine Persönlichkeit prägen und ausmachen– es handelt sich bei Flüchtlingen um hetogerene Individuen mit unterschiedlichen Qualifikationen, Eigenschaften, Fähigkeiten, Hoffnungen, Wünschen, Erlebnissen und nicht zuletzt Potentialen, die erkannt und genutzt werden müssen. Um dem Ziel einer schnelleren und effektiven Hilfe für Flüchtlinge einen Schritt näher zu kommen, wurden zentrale Themen der Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen an vier Thementischen diskutiert. Die Thementische Zur Auswahl standen den Teilnehmenden vier Thementische, nach einer ersten Runde wurden die Tische gewechselt. An Tisch eins (Frühe Chancen und Grenzen – Early Intervention, Übergangsmanagement, Anerkennung) wurden die frühen Chancen von Asylbewerbenden, die Umsetzung des Projekts Early Intervention in Ludwigshafen sowie deren Ziele, Wege und Grenzen thematisiert. Am zweiten Tisch (Vernetzung – Ein Weg unter komplexen Rahmenbedingungen am Beispiel von InProcedere) wurde die Vernetzung verschiedener Institutionen am Beispiel von InProcedere thematisiert. Leitfragen nach Voraussetzungen, die vor Ort gegeben sein müssen, um eine erfolgreiche Integration und Vernetzung zu ermöglichen sowie deren Probleme, Hürden und Nutzen wurden diskutiert. Am dritten Thementisch (Was braucht es zur Arbeitsvermittlung von Flüchtlingen? Qualifikationen und Fähigkeiten der Mitarbeitenden in AA/JC)wurde sich mit den Bedingungen zur erfolgreichen Arbeitsvermittlung von Flüchtlingen befasst. Es wurde ein Austausch zur Leitfrage: „Was benötigen Mitarbeitende von Arbeitsagentur und Jobcenter, um Integration zu gestalten?“ ermöglicht. Am vierten Thementisch (Vom Flüchtling zu eurem Chef - Selbstständigkeit als Alternative zur abhängigen Beschäftigung) wurde Bezug auf die Möglichkeit des Flüchtlings, sich selbstständig zu machen, genommen. Hier wurde die Fragestellung aufgeworfen, welche Flüchtlinge 6 überhaupt für eine selbstständige Tätigkeit in Frage kommen sowie welche Qualifikationen und Charakteristika gegeben sein müssen, um eine erfolgreiche Selbstständigkeit zu realisieren. Thementisch Frühe Chancen und ihre Grenzen – Early Intervention, Übergangsmanagement, Anerkennung An diesem Tisch wurde das Projekt Early Intervention der Bundesagentur für Arbeit, des Bundesarbeitsministeriums und des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge vorgestellt, welches Asylbewerber und Asylbewerberinnen mit hoher Bleibeperspektive nach Verteilung auf die Kommune im Prozess der Arbeitsaufnahme durch gezielte Vermittlungsdienstleistungen seitens der Arbeitsagentur unterstützt. Anhand des Standortes Ludwigshafen konnten insbesondere die Angebote des Modellprojekts im Prozesses der Anerkennung von im Ausland erworbenen Abschlüssen und beim Übergang vom Asylbewerber zum Flüchtling diskutiert und kritisch beleuchtet werden. Themenpaten waren neben den Mitarbeitenden des Modellstandorts Ludwigshafen eine Vertreterin des Jobcenters Vorderpfalz-Ludwigshafen sowie vom InProcedere-Projektpartner Diakonie Pfalz und der Anerkennungsberatungsstelle des IQ Landesnetzwerks RLP. Es wurden nicht nur Erfahrungen ausgetauscht, Möglichkeiten, Ideen und Chancen weitergegeben um diese auf andere, zukünftige Projektideen übertragen zu können, sondern auch Grenzen erkannt, diskutiert und konstruktive Verbesserungsvorschläge entwickelt . Ziel des Projekts ist es, Asylbewerberinnen und Asylbewerber best- und schnellstmöglich in sämtlichen Bereichen des Anerkennungsverfahrens, aber auch alltäglichen Problemen zu unterstützen, und durch individuell passende Maßnahmen hin zu einer schnellen Integration in Arbeit, Ausbildung und die Gesellschaft zu begleiten. Aufgaben der Projektmitarbeitenden ist neben der Beratung und Betreuung der Asylsuchenden die persönliche Kontaktaufnahme zu potenziellen Arbeitgebern, caritativen Einrichtungen sowie die Nutzung von Netzwerken vor Ort, um den Betroffenen effektiv helfen zu können. Insbesondere die Sprachbarriere stellt eine immense Hürde im Anerkennungsprozess dar – in den seltensten Fällen liegen Dokumente zur beruflichen oder universitären Ausbildung vor, um im beruflichen Anerkennungsprozess vorgelegt und genutzt werden zu können. Um die berufliche Eignung der Asylbewerber zu prüfen, existieren Kompetenzfeststellungsverfahren, beispielsweise der Handwerkskammer für handwerkliche Berufe – 7 all diese werden aber in deutscher Sprache durchgeführt. Da Deutschkurse allerdings erst für Menschen, die als Flüchtling anerkannt wurden und Leistungen durch das Jobcenter erhalten, angeboten und finanziert werden, stellt sich diese Kompetenzfeststellung in ihrer jetzigen Anwendungsform als große Herausforderung dar. Um dem entgegenzuwirken versucht Early Intervention durch Netzwerkaufbau und- pflege zu Trägern, die Sprachkurskapazitäten haben, einen Kurs schon für Asylbewerber zu ermöglichen. So soll das notwendige Sprachlevel B1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen vor der Kompetenzfeststellung frühzeitig erreicht werden, um eine Möglichkeit zu haben, die eigentlich vorhandenen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. So werden beispielsweise auch ehrenamtlich organisierte Deutschkurse und Hilfsangebote genutzt. Auch in Bezug auf die Chance auf Arbeitsmarktintegration an sich stellt die Sprachfähigkeit ein unerlässliches Kriterium dar. Im Austausch am Thementisch stellte sich auch die Frage nach der Auswahl der Projektteilnehmenden. Im Fall von Early Intervention werden Asylsuchende ausgewählt, die eine realistische Chance auf eine Arbeitsmarktintegration haben – häufig sind Asylsuchende durch einschneidende Erlebnisse so traumatisiert, dass sie zunächst gar nicht arbeitsfähig sind. Vermittelt werden Projektteilnehmende durch Netzwerkpartner wie beispielsweise Diakonie und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Mit Anerkennung des Asylsuchenden als Flüchtling in Deutschland sowie der Arbeitsmarktintegration endet die Betreuung der Teilnehmenden durch Early Intervention jedoch häufig nicht zwangsläufig und das, obwohl die Zuständigkeit für Unterstützungsleistungen bei einer Anerkennung als Flüchtling in den Bereich des SGB II und damit des Jobcenters fällt. In vielen Fällen ist die Nachbetreuung, insbesondere aufgrund der Sprachbarriere und damit verbundenen Hürden in der Kommunikation mit Arbeitgebern, Behörden, Vermietern etc. unerlässlich und wird im Fall von Ludwigshafen in Absprache mit dem Jobcenter durch die Modellagentur fortgesetzt. Am Thementisch wurden insbesondere die folgenden Hemmnisse benannt: - Ein zu hoher bürokratischer Aufwand, um allein eine Praktikumserlaubnis für Asylsuchende zu erwirken - damit einher geht ein immenser Zeitverlust - Die Tatsache, dass Sprachkurse erst nach der Bleiberechtsentscheidung angedacht sind Sprachkenntnisse auf B1-Niveau für die Kompetenzfeststellung aber unerlässlich sind - In rein ehrenamtlichen Projekten ein zu kleines Netzwerk, fehlende, feste Ansprechpartner in Ausländerbehörde, Agentur für Arbeit, Verbänden und Jobcenter 8 - Die Geschwindigkeit in der Arbeitserlaubnisbeschaffung variiert in den Ausländerbehörden regional, was an einem Standort an einem Tag entschieden wird, kann an anderen Standorten bis zu zwei Wochen dauern - Die fehlende Mobilität der Asylsuchenden, bedingt durch eingeschränkte finanzielle Mittel für öffentliche Verkehrsmittel - Fehlendes Detailwissen Ehrenamtlicher in Bezug auf die Anerkennung von Abschlüssen - Fehlende oder falsche Qualifikation der Asylsuchenden, Alter - Erschwerte Integration durch Langzeitaufenthalte in Sammelunterkünften, welche durch Wohnungsknappheit bedingt wird - Asylsuchende haben keinen direkten Anspruch auf Integrationskurse, sondern lediglich die Möglichkeit, Restplätze zu belegen - In einigen Fällen Konflikte mit der Bevölkerung, die das Gefühl hat, dass sich eher um Flüchtlinge als Einheimische gekümmert wird Formulierte Lösungsansätze: - Die Entwicklung eines effektiven und vielfältigen Netzwerks ist für eine erfolgreiche Integration unerlässlich, im Fall Early Intervention kann bereits auf ein solch stabiles Netzwerk zurückgegriffen werden. Der Fachtag selbst trug zur weiteren Vernetzung der verschiedenen Institutionen bei. - Der Hinweis auf die Internetseite: http://dieanerkennungindeutschland.de; ein Internetportal, welches bei bekannten Berufsgruppen jeweilige Ansprechpartner und Beratungsstellen liefert, kann somit auch Ehrenamtliche in der Anerkennungshilfe unterstützen. - Die Idee, die monatliche Pauschale für Verkehrswege nicht mehr auszubezahlen, sondern stattdessen eine Art regionales „Jobticket“ für Bedarfsgruppen einzuführen, um diese mobiler zu machen, wurde durch Ehrenamtliche im Kreis Mainz-Bingen entwickelt und zunächst abgelehnt, könnte aber langfristig eine Möglichkeit sein, nicht nur Asylsuchende, sondern sämtliche Bedarfsgruppen mobiler zu machen. - Insbesondere im Rahmen des Fachkräftemangels und demografischen Wandels können Flüchtlinge bei geeigneter Qualifikation wertvolle Arbeitskräfte auf dem deutschen Arbeitsmarkt darstellen. - Durch Kooperationen mit Ehrenamtlichen sowie Netzwerkpartnern ergeben sich auch für Asylsuchende in vielen Fällen bereits Möglichkeiten, Deutschkurse zu besuchen, diese müssen geöffnet und erweitert werden. 9 - Die speziell auf Flüchtlinge und Asylsuchende ausgerichteten Institutionen sind elementar, um die bürokratisch-aufwändigen Prozesse durch extra geschultes Personal schnellstmöglich bearbeiten zu können, es wird kein Personal dafür abgezogen, sondern zusätzliches engagiert – die Sorge, einheimische Hilfsbedürftige könnten auf Grund der Asylsuchenden zu kurz kommen ist unbegründet. 10 Zeichnungen: Michaela Hillmann 11 12 2.Thementisch Vernetzung – ein Weg unter komplexen Rahmenbedingungen am Beispiel von InProcedere An Tisch 2 wurden die Notwendigkeit, Möglichkeiten und Hindernisse von Vernetzung als Instrument im Prozess der Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen diskutiert. Als Paten standen Beteiligten aus der Region Bad Kreuznach des Netzwerks InProcedere zur Verfügung. Der Schwerpunkt der Arbeit von InProcedere ist nicht nur die Betreuung, Beratung und Unterstützung von Flüchtlingen, sondern auch die Durchführung von Schulungen für Mitarbeitende von Agentur für Arbeit und Jobcenter. Die Arbeitsverwaltung stellt eine wesentliche Schnittstelle im Prozess der Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen dar. Weiterbildungsangebote sind daher besonders wichtig, da der Umgang mit Flüchtlingen eine neue, andere Herausforderung für Arbeitsvermittelnde darstellt, als bisherige Zielgruppen, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass circa 40% Flüchtlinge in Deutschland traumatisiert sind. Des Weiteren geht es in vielen Fällen nicht nur um die bloße Arbeitsvermittlung, sondern auch viele weitere Themen, familiäre Konflikte, fehlende Deutschkenntnisse, Wohnungssuche und vieles mehr. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, dass alle beteiligten Institutionen in diesem Bereich Hand in Hand arbeiten, netzwerken und Erfahrungen austauschen, um den betroffenen Flüchtlingen schnellst- und bestmöglich helfen zu können. So wird bspw. Das Projekt InProcedere durch sieben Träger ermöglicht, die aus den Bereichen öffentliche Verwaltung, Grundsicherung, Migrations- und Flüchtlingsarbeit, Qualifizierung, Forschung und Beratung stammen. Über die Jahre hat sich das Projekt stetig weiterentwickelt und ist gewachsen, daraus resultiert, dass inzwischen auch personalsuchende Unternehmen an InProcedere herantreten, um passende Arbeitskräfte zu finden. Insbesondere im Beispiel von Bad Kreuznach ist diese Interaktion vor allem deshalb so erfolgreich, da schon vor Projektbeginn 2009 persönliche Kontakte gepflegt und auf eine Zusammenarbeit Wert gelegt wurde. Mit Beginn des Projekts wurden diese erweitert und vertieft. Als ein weiterer Grund für die gelungene Interaktion der verschiedenen Institutionen werden die kurzen Wege gesehen, nicht nur räumlich, sondern auch durch unkomplizierten, persönlichen Kontakt und eine Vertrauensbasis, die darauf beruht, dass sich alle Interagierenden kennen. So funktioniert auch die Arbeit mit Ausländerbehörde, Jobcenter, Ehrenamtlichen und Diakonie, da alle Beteiligten ein „eingespieltes Team“ abgeben. 13 Ein Ziel der Aktivitäten von InProcedere ist es, Strukturen weiterzuentwickeln, die es ermöglichen, Flüchtlingspotentiale zielgerichteter zu verteilen, insbesondere in Hinblick auf den sich verschärfenden Fachkräftemangel. Solang die Bearbeitung des Asylantrags allerdings so viel Zeit in Anspruch nimmt, wie es derzeit der Fall ist, können solche Strukturen nur erschwert entwickelt und Probleme nicht gelöst werden. Ehrenamtliche sind in der Betreuung und Beratung von Flüchtlingen unerlässlich, allerdings ist es notwendig, dass diese geschult werden, um Abläufe nachvollziehen und unterstützen zu können. Bisher herrscht ein Mangel an Schulungsangeboten für Ehrenamtliche, dieses sollte ausgebaut werden. Des Weiteren existiert inzwischen ein Überangebot an Beratungsstellen, was dazu führt, dass sich Personen, die sich falsch beraten fühlen oder Hintergründe nicht verstehen, sich an mehrere Stellen gleichzeitig wenden und verschiedene Akteure aktivieren. Im schlimmsten Fall, wenden sich diese verschiedenen Beratenden dann jeweils an Sachbearbeitende, die wiederholt die gleichen Hintergründe erklären müssen und so durch einen Fall mehrfach aufgehalten und im Arbeitsalltag unterbrochen werden. Eine weitere Hürde stellt die Unklarheit darüber dar, an welchem zeitlichen Punkt Netzwerke eingreifen sollten. Würde schon während des Asylverfahrensprozess begonnen, Deutschkurse zu vermitteln, einen Abgleich von Fachkräftemangel und Potential des Asylsuchenden zu halten und so eine geeignete Wohnregion zu finden, ginge weniger Zeit verloren, und der/die Asylsuchende könnte schon früher selbst agieren. Insbesondere die Personalknappheit in Relation der zu bearbeitenden Anträge der Ausländerbehörde verkörpert ein immenses Hindernis in der schnellen Integration von Asylsuchenden. In solchen Fällen hilft das Netzwerk des Beratenden zum Sachbearbeitenden nur noch begrenzt, da dieser nicht mehr tun, als die Anträge nacheinander abarbeiten, kann. Hier wurde der Vorschlag gemacht, eine Vernetzung mit der höheren Ebene wie Landräten und Oberbürgermeistern herzustellen, um diesen zu verdeutlichen, wie immens der Personalbedarf ist und Möglichkeiten zu erarbeiten, wie dieses Problem zumindest schrittweise gelöst werden kann. Auch gibt es Hürden, die zwar erkannt sind, an denen aber vorerst nichts geändert werden kann, da vorgegebene Strukturen (wie beispielsweise fehlendes Personal in Ausländerbehörden, was zu langen Bearbeitungszeiten von Asylverfahren und Arbeitserlaubnissen führt) nicht änderbar sind. In diesem Fall kann auch ein großes, breit aufgestelltes Netzwerk keine Änderung erreichen. 14 Zeichnung: Selina Ruffing 15 3.Thementisch Was braucht es zur Arbeitsvermittlung von Flüchtlingen? Qualifikationen und Fähigkeiten der Mitarbeitenden von Jobcenter/Agentur für Arbeit (JC/AA) Neue Situationen benötigen neue Maßnahmen – getreu diesem Motto müssen in Anbetracht der steigenden Flüchtlings- und Asylsuchendenzahlen auch die Mitarbeitenden der Agentur für Arbeit und des Jobcenters vorbereitet werden. saßen sich nicht nur Mitarbeiter verschiedener Jobcenter und Agenturen gegenüber, sondern außerdem Fachkräfte, die im Rahmen von InProcedere spezielle Schulungen anbieten, um Mitarbeitende auf die Arbeit mit Flüchtlingen und Asylsuchenden vorzubereiten und damit verbunden eine Willkommenskultur zu vermitteln, die für diesen Arbeitsbereich unerlässlich ist. Die Hauptdebatte an diesem Thementisch stellte eindeutig die Frage dar, ob die breite Masse und damit die Gesamtzahl an Mitarbeitenden geschult, oder eher speziell geschultes und extra auf die Flüchtlingsberatung ausgerichtet qualifiziertes Personal engagiert werden sollte. Des Weiteren stellte sich die Frage, in wie weit diese Schulungen auf freiwilliger oder Pflichtbasis beruhen müssten. Die große Anzahl an Mitarbeitenden von AA und JC stellen in gewisser Weise einen Spiegel der Gesellschaft dar – dementsprechend gibt es auch in diesem Bereich diverse Einstellungen und Stereotypen, die teilweise auch durch Arbeitsvermittler Flüchtlingen entgegengebracht werden. Um dies zu vermeiden, wurden am Fachtag verschiedene Lösungsansätze gesucht und gefunden. Insbesondere die folgenden Aspekte stellen Hürden im Bereich der Qualifikationen und Fähigkeiten der Mitarbeitenden von AA/JC dar: - „Ich brauche den nicht zu beraten, der kann ja nicht mal Deutsch“ geringe Motivation und Kooperationsbereitschaft einzelner Mitarbeitenden in Hinblick auf die besonderen Umstände der Flüchtlingsberatung. Damit einher geht die Sorge, dass Pflichtschulungen zwar unter Zwang besucht werden, nicht aber die Einstellung und Arbeitshaltung der Mitarbeitenden ändern und somit nicht die erwünschten Erfolge mit sich ziehen. - Vielen Mitarbeitenden ist die genaue persönliche Situation der Flüchtlinge gar nicht bekannt, insbesondere die Sprachbarriere sowie fehlendes Vorstellungsvermögen führen zu Unverständnis und Distanz. - Mitarbeitenden sind die genauen Ansprechpartner für spezielle Fälle häufig nicht bekannt, dies führt zu Unsicherheit und Hilflosigkeit der Arbeitsvermittelnden. 16 - Das Arbeitsfeld ist ein großes, heterogenes – dies fordert sowohl Allgemeinwissen in allen Tätigkeitsbereichen eines Arbeitsvermittelnden als auch spezifisches Fachwissen in Bezug auf Rechte, Pflichten und Regelungen für Flüchtlinge. - Insbesondere kleinen Jobcentern fehlen die Mittel, eine spezialisierte Fachkraft einzustellen, die sich nur mit den Belangen der Flüchtlinge befasst. - Durch allgemeine Schulungen aller Mitarbeitenden können Kernkompetenzen vermittelt werden, nicht aber das detaillierte Fachwissen, welches in vielen Fällen unerlässlich zur idealen und erfolgreichen Beratung und Vermittlung ist. - Die Tatsache, Flüchtling zu sein, beschreibt nur einen kleinen Teil der betroffenen Personen, es handelt sich um Individuen verschiedenen Alters mit variierenden Hintergründen und Fähigkeiten – dementsprechend sind auch in diesem Bereich der Arbeitsvermittlungen gewisse Kernkompetenzen unerlässlich, Personen können nicht auf ihren Flüchtlingsstatus allein reduziert werden. - Häufig wird Schulungsbedarf angemeldet, entsprechende Angebote werden dann aber aufgrund personeller Engpässe, oder bedingt durch andere Umstände, nicht besucht und müssen abgesagt/verschoben werden. Im Laufe der Themendiskussion wurden verschiedene Ideen, Pläne und Lösungsansätze entwickelt und präsentiert: - Das bloße Anhören von Vorträgen und Erklärungen, in welcher Situation sich Flüchtlinge befinden und nach welchen Strukturen die Bearbeitung der einzelnen Fälle vor sich geht ist häufig nicht zielführend. In Anbetracht dessen wurde die Idee entwickelt, Arbeitsvermittelnde am gesamten Prozess, den Flüchtlinge (beziehungsweise Asylsuchende) nach ihrer Ankunft durchleben, teilhaben zu lassen. Dazu wurde es auch, insbesondere bei Mitarbeitenden, die sich emotional nicht auf ihre ausländischen Kunden einlassen können, als hilfreich erachtet, Flüchtlingsunterkünfte zu besuchen, um so einen konkreten Bezug zur Thematik zu bekommen. Dies ist in Anbetracht der Anzahl der Mitarbeitenden von Agentur und Jobcenter sicherlich kaum zu bewältigen, aber zumindest ein Teil der Vermittelnden könnte solche Erfahrungen erleben, anwenden und an Kollegen weitergeben. - Lebt die Führungsebene eine Identifikation mit der Thematik sowie das von Sozialbehörden erwartete soziale Engagement und Hilfsbereitschaft vor, sorgt das auch eher für eine Identifikation der Mitarbeitenden. 17 - Interkulturelle Kompetenzschulungen für alle Mitarbeitenden tragen zu einem besseren Verständnis dieser für die Situation ihrer Kunden, aber auch zu einer größeren Sicherheit im Arbeitsprozess bei. Hier können auch passende Ansprechpartner zu verschiedenen Themen ausgewählt und vorgestellt werden, die Mitarbeitenden zur Seite stehen, wenn diese Unterstützung benötigen. Diese werden idealerweise als Pflichtveranstaltung angeboten, da jedem Mitarbeitenden die Grundstrukturen und Abläufe im Vermittlungsprozess von Flüchtlingen bekannt sein sollten. - Mitarbeitende, bei denen das Gefühl entsteht, dass sie sich mit der Willkommenskultur sowie den Arbeitsprozessen nicht identifizieren können, sollten persönlich angesprochen und zu passenden Schulungen entsendet werden – dies hat in der Vergangenheit bereits Erfolg gezeigt. - Während Schulungen für alle Mitarbeitenden, aber auch im allgemeinen Arbeitsalltag zeigt sich häufig, wer besonders interessiert und engagiert in einem spezifischen Arbeitsbereich ist und dementsprechend über viel Fachwissen in diesem Bereich verfügt– dieses Interesse und Know-How sollte im Team genutzt werden, um eine Art „internen Spezialisten“ und Ansprechpartner zu haben. - Spezialisierungen ergeben zumindest an den Standorten, an denen die personelle Möglichkeit besteht, Sinn, da so Mitarbeitende interessiert und fachlich kompetent Abläufe schneller und sicherer bearbeiten können, außerdem können Spezialistenteams auch als AnsprechpartnerInnen für andere Mitarbeitende der Institutionen dienen. Zusätzlich zur Erörterung von Qualifikation- und Fortbildungsmöglichkeiten von Mitarbeitenden der Agenturen und Jobcenter wurden auch bereits gemachte Erfahrungen geteilt und Kontakte geknüpft, um auch in diesem Bereich der Flüchtlingsbetreuung Netzwerke auszubauen und so einen weiteren Schritt in die richtige Richtung zu machen – so wurde von alternativen Methoden wie Kochabenden mit Programm in Sammelunterkünften für Mitbürger gesprochen, um die doch sehr unterschiedlichen Kulturen einander näher zu bringen und verständlicher zu machen, es wird ein informelles Kennenlernen ermöglicht. Solche Alternativmethoden stellen einen elementaren Baustein in der Flüchtlingsintegration dar – sie helfen, nicht den Flüchtling, sondern den Menschen, der dahinter steht, inklusive seiner Kompetenzen, informell kennenzulernen und verbessern so die Chance auf einen Ausbildungs- beziehungsweise Arbeitsplatz enorm. Elementar in der gesamten Qualifikations- und Fortbildungsdiskussion bleibt allerdings die Rücksicht darauf, dass es hier keine Patentlösung geben kann – es müssen unterschiedliche Fälle einzeln 18 betrachtet und behandelt werden, lediglich eine Interaktion verschiedener Institutionen, Projekte und Lösungsansätze kann zu einem generellen Fortschritt führen. Zeichnungen: Sabrina Geckeis 19 20 4.Thementisch Vom Flüchtling zu eurem Chef – Selbstständigkeit als Alternative zur abhängigen Beschäftigung – rechtliche Rahmenbedingungen für bleibeberechtigte Flüchtlinge Erfassungen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ergaben, dass die Gruppe der syrischen Flüchtlinge besonders gut qualifiziert ist. So ergibt eine Erhebung des BAMF vom 30.03.2015, die alle Asylbewerber/innen im Alter von bis zu 20 Jahren untersuchte, dass von diesen bereits 15% die Universität besuchten, 16% eine Hochschulreife vorweisen können, 35% die Mittlere Reife, 24% Grundschulbildung und lediglich 11% Analphabeten sind. Von knapp 140.000 Flüchtlingen, die im Jahr 2014 nach Deutschland kamen, sind 45.000 Personen in der Altersklasse von 18 bis 25 Jahren und 83.000 Personen Teil der Altersgruppe 25 bis 50 Jahre, somit altersmäßig grundsätzlich für Unternehmensgründung geeignet. In Anbetracht dieser Aspekte stellt sich die Frage, ob es nicht eine Alternative darstellt, Flüchtlinge, die passende Kompetenzen und Qualifikationen, Bedingungen sowie Erfahrung vorweisen, bei der Gründung eines Unternehmens zu unterstützen. Die erste Hürde auf dem Weg zur Selbständigkeit von Flüchtlingen stellen die rechtlichen Voraussetzungen dar, die erfüllt sein müssen, um überhaupt eine selbstständige Tätigkeit aufnehmen zu können. So ist es abhängig vom Aufenthaltsstatus, ob ein Flüchtling ein Unternehmen gründen darf und falls ja, unter welchen Bedingungen und Auflagen dies möglich ist (in vielen Fällen muss ein Businessplan der Ausländerbehörde vorgelegt werden, die gemeinsam mit Experten darüber entscheidet; gewisse Aufenthaltsstatusse verbieten die selbstständige Tätigkeit ganz. Die Fachstelle Migrantenökonomie des Förderprogramms Integration durch Qualifizierung (IQ) arbeitet derzeit an einem Wegweiser, der die Rahmenbedingungen für die jeweiligen Aufenthaltsstatusse auflistet und so einen Überblick verschaffen will. Die Diskussion am Thementisch Existenzgründung befasste sich mit Fragen zu den verschiedenen Statussen und den damit verbundenen Erlaubnissen, Verboten und Auflagen, sowie den für eine selbständige Tätigkeit relevanten Kompetenzen. Hierzu zählen sowohl unternehmerische Kompetenzen (Marktkenntnisse, Ziel, Intention, gute Geschäftsidee), Fachwissen (betriebswissenschaftliche & steuerrechtliche Grundkenntnisse, Fachwissen), als auch persönliche (Organisationsvermögen, Motivation, gesundheitliche Stabilität, Mut, den eigenen Traum zu verwirklichen, gesunde Selbstreflexion, Durchhaltevermögen, Risikobereitschaft, deutsche Sprachkenntnisse, saubere Schufa) und soziale Kompetenzen (familiäre Situation, Netzwerke, Mitstreiter, kommunikative Fähigkeiten). 21 Auffällig war, dass insbesondere die unternehmerischen Kompetenzen und Voraussetzungen von den Teilnehmenden am Thementisch vorrangig genannt wurden, und erst nach und nach die persönlichen und Sozialkompetenzen. Je länger das Thema behandelt wird, fällt auf, dass unternehmerische Kompetenzen in den Hintergrund treten, da sie häufig erlernbar sind, während die persönlichen Kompetenzen in den Vordergrund treten, da sie als Grundlage vorhanden sein müssen. Im Abgleich der für Existenzgründung notwendigen Kompetenzen mit Fähigkeiten von Flüchtlingen wurde deutlich, dass fast alle persönlichen Kompetenzen durch einen Großteil von Flüchtlingen erfüllt wird (z.B. Motivation, Risikobereitschaft, Durchhaltevermögen.). Lediglich die gesundheitliche Stabilität stellt insbesondere nach den vorherigen Erlebnissen vieler Flüchtlinge eine Problematik dar (Traumatisierungen…), dies gilt jedoch auch für eine Vermittlung in eine abhängige Beschäftigung Vor diesem Hintergrund wurde deutlich, dass bei Vorliegen der notwendigen persönlichen Kompetenzen, der geforderten beruflichen Qualifikation sowie eines Aufenthaltsstatus, der eine selbständige Tätigkeit erlaubt, und einer gute Idee die Selbständigkeit als Alternative zum Beschäftigungsverhältnis in Erwägung gezogen werden sollte. Die notwendigen formalen Qualifikationen zur Unternehmensgründung verschiedener Berufsbilder finden sich unter: www.wir-gruenden-in-deutschland.de. Selbstverständlich ist es in diesem Fall unerlässlich, dass Beratende ihren Kunden nicht nur die Rahmenbedingungen, sondern auch die Hürden und Herausforderungen einer Selbstständigkeit in Deutschland (Krankenversicherung, Steuerrecht, Auflagen u.v.m.) aufzeigen und Kontakt zu Beratungsstellen für Neugründende herstellen. Auch in diesem Bereich sind funktionierende Netzwerke elementar. 22 Zeichnung: Lukas Gartiser 23 Stimmen zum Fachtag – Reflexion und Fazit Im Laufe des Fachtags wurde vielen Teilnehmenden erneut bewusst, dass zwar bereits einige Dinge in die richtige Richtung gehen und gut organisiert sind, dennoch aber weit davon entfernt sind, als Idealzustand bezeichnet werden zu können. Insbesondere der Aspekt der Vernetzung wurde aber von den Teilnehmenden gelobt. So wurde der Fachtag als Grundstein für einen gegenseitigen Austausch und als Anlaufstelle um Kontakte zu knüpfen verstanden, der so „Es gibt noch viele blinde Flecken und alles ist mit der heißen Nadel gestrickt“ die gegenseitige Unterstützung und somit auch den Erfolg verschiedenster Institutionen vorantreibt. Die Idee sowie Organisation des Modellprojekts Early Intervention, welches Ende 2015 ausläuft und dann 2016 als breites Projekt in einer Vielzahl von Kommunen zu finden sein soll wurde gelobt und als Visualisierungshilfe dafür verstanden, wie gut die Interaktion zwischen den einzelnen Institutionen wie Jobcenter, Ausländerbehörde, Kommune, Projekt und Ehrenamtlichen funktionieren kann und so mögliche Stolpersteine bereits ausräumt. Insbesondere Teilnehmende, die im bisher Vorfeld für „Das Positive an der Sache: Wir machen Fortschritte!“ einige negative Erfahrungen gemacht haben oder deren Interaktion mit Institutionen wie Ausländerbehörde und Agentur/Jobcenter bisher nicht ideal verlaufen ist, werteten die Veranstaltung und die Präsentation insbesondere von Early Intervention als positiv, da dieses gute Beispiel beweist, dass die Interaktion funktionieren und Hürden ausgeräumt werden können. „Es ist noch ein ganz weiter Weg für uns alle, auf dem viele Menschen miteinander interagieren müssen, damit es funktioniert, aber es ist ein guter Weg!“ 24 Auch im Gesamtplenum wurde die immense Bedeutung des zügigen Deutscherwerbs und das damit verbundene Entwickeln von sich damit befassenden Konzepten sowie die Interaktion mit Sprachmittelnden thematisiert. Viele Flüchtlinge sind mit dem Anspruch, die Sprache anhand eines einmal wöchentlich stattfindenden Deutschkurses innerhalb kürzester Zeit zu erlernen, überfordert, es braucht also sowohl neue Konzepte, als auch eine größere Anzahl an Sprachvermittelnden, „Es gibt schon viele gute Konzepte, trotzdem sind alle noch verbesserungswürdig. Es ist noch unheimlich viel zu tun und gibt viele Hürden!“ die Flüchtlingen in Kommunikationsangelegenheiten unterstützend zur Seite stehen. Zusammenfassend wurde der Fachtag als Erfolg gewertet, der nicht nur einen weiteren Schritt in Richtung Problem- und Hinderniserkennung, sondern durch das Zusammenbringen von Mitarbeitenden verschiedenster Institutionen, deren Austausch und Vernetzung auch neue Ideen, Chancen und Lösungsansätze ermöglichte, die im Alltag übertragen werden können. 25 Bildimpressionen 26 27 28 29 Auswahl unserer InProcedere Produktpalette Film „Heimat Zweimal“ In unserem Kurzfilm erzählen Flüchtlinge und Bleibeberechtigte von ihrer Arbeitsmarktintegration nach ihrer Ankunft in Rheinland-Pfalz. Sie berichten von ihrem Können, von Hürden und von ihrer Hoffnung auf berufliche Entwicklung und ein gutes Leben in der neuen Heimat Ausstellung „Bitte öffnen“ Die Ausstellung zeigt Flüchtlinge und Bleibeberechtigte aus Rheinland-Pfalz mit ihren Qualifikationen, Wünschen und Hoffnungen. In einer Fotoausstellung werden acht Flüchtlinge mit ihrer symbolischen Kiste des Könnens porträtiert. Die einzelnen Lebensgeschichten zeigen sowohl die Hindernisse als auch die Zukunftsaussichten, die diese Menschen in Deutschland erwarten. Unsere Broschüren „Traumatisiert arbeiten“ 30 „Wege um zu gewinnen“ Downloads und Kontaktinformationen erhalten Sie auf unserer Webseite – schauen Sie gerne mal vorbei!: www.inprocedere-rlp.de 31