Niederbayerische Schule
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Niederbayerische Schule
B 3647 F Oktober 2007 8 Niederbayerische Schule Zeitschrift des Bezirksverbandes Niederbayern im BAYERISCHEN LEHRER- UND LEHRERINNENVERBAND e.V. Lehrer lehnen Kategorisierung ab Schulbildung ist beste Entwicklungshilfe Büchergeld von Anfang an Unfug FLOH-Lesefitness-Training motiviert und begeistert Editorial/Inhalt Editorial Liebe Leser der Niederbayerischen Schule, Lesen weckt Fantasie und schult Kreativität. Kinder, die gern und viel lesen, erzielen bessere Leistungen als Lesemuffel. Das FLOH-Lesefitness-Training motiviert und begeistert Schüler. Im vergangenen Schuljahr 2006/07 haben sich in Niederbayern 222 von 291 Grundschulen am Lesefitness-Training beteiligt. Wir berichten in dieser Ausgabe von positiven Reaktionen der Kinder und Lehrkräfte. Die Rücknahme des Büchergeldes ist ein Lehrbeispiel für Demokratie in Bayern. Es beweist, dass sich eine Staatsregierung, obwohl sie eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament hinter sich hat, durch massiven Druck bewegen lässt. Der BLLV, Elternverbände und Oppositionsparteien haben in den vergangenen Jahren systematisch Druck auf Regierung und CSU ausgeübt. Der Einsatz für die Familien hat sich gelohnt. Der erfolgreiche Kampf gegen das Büchergeld widerlegt auch diejenigen Zweifler, die immer sagen: „Man kann ja sowieso nichts machen!“ Inhalt 2 Editorial/Inhalt 3 Kommentar Lesen 4 Schulpolitik 5 Lehrer lehnen Kategorisierung in den Zeugnissen der Grundschule ab 6 Bernd Sibler – neuer Staatssekretär im Kultusministerium 7 Büchergeld wird abgeschafft Ausland 9 „Werte machen stark“, heißt eine Initiative des Kultusministeriums. Beim Religionslehrertag in Passau zeigten mehrere Persönlichkeiten mit ihren Berichten, Bekenntnissen und Provokationen auf, welche Bedeutung „Werte“ für ihr Leben haben und wie das „MEHR von Religion“ zu Lebenslust führen kann. Herzlichst Ihr Toni Gschrei Schriftleiter [email protected] 2 Niederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 Schulbildung ist die beste Entwicklungshilfe Treffpunkt Religion 10 Religionslehrertag Schullandheime 12 Bildungs- und Erlebnisangebote in den Schullandheimen Niederbayern-Oberpfalz BLLV 13 Verstimmt? ... das muss nicht sein! Familienpolitik 14 Familienpolitik der Bundesregierung schadet Kindern Musik 15 Kategorisierung dient der Einteilung von Kindern. Nach einer Auswertung von über 40 Zeugnissen der 4. Klasse musste ich mit Erschrecken feststellen, dass die Einteilung in A, B und CSchüler („D“ gibt es nicht oder trauen sich die Lehrer anscheinend nicht zu vergeben) auch der anschließenden Verteilung auf die Schularten entspricht. Am meisten A haben die Gymnasiasten, dann kommen die Realschüler und dann die Hauptschüler. Mit „C“ ist es natürlich umgekehrt. Herr Kultusminister Schneider, welches Menschenbild wollen Sie mit der Einteilung von Kindern in A-, B-, C- und D-Typen in Bayern durchdrücken? Schaffen Sie diesen Unsinn endlich ab! FLOH-Lesefitness-Training Wege zum Wiederaufbau des Singens Niederbayern aktuell 16 Schuljahresbeginn 2007/2008 17 Prüfungsbeste Lehrer 2007 Kreisverbände 18 KV Wolfstein 19 KV Mainburg Schule damals 21 Die Entwicklung des niederen Bildungswesens 21 Termine 24 Meditation IMPRESSUM Herausgeber: Bezirksverband Niederbayern des Bayerischen Lehrerund Lehrerinnenverbandes BLLV, www.bllv.de/niederbayern Bezirksvorsitzende: Judith Wenzl, Eisvogelweg 18, 84051 Oberahrain; Tel.: 0 87 03/85 79, Fax: 0 87 03/71 01, E-Mail: [email protected] Redaktion: Toni Gschrei, Alte Bahnhofstr. 3, 84556 Kastl; Tel.: 0 86 71/13 22 6, Fax: 13 23 6, E-Mail: [email protected] Druck: Erdl Druck Medien GmbH & Co. KG, Gabelsbergerstr. 4-6, 83308 Trostberg/Obb., Tel: 0 86 21/808-0 Layout: Profil, medien & design, Gerberberg 6, 84529 Tittmoning Tel.: 0 86 83/8 97 48-10, e-mail: [email protected] Adressänderungen an: Hans Poost, Stephanusstraße 3, 84180 Loiching; Tel.: 0 87 32/ 93 06 71 Der Bezugspreis ist für Verbandsmitglieder im Mitgliedsbeitrag enthalten. Für Nichtmitglieder beträgt der Bezugspreis jährlich € 10,50. Nichtmitglieder können die „niederbayerische schule“ bestellen bei: Hans Poost, Stephanusstraße 3, 84180 Loiching Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung der Verfasser dar. Die Zeitschrift erscheint jährlich zehnmal. ISSN 0350-9953, 26. Jahrgang Kommentar Liebe Kolleginnen und Kollegen, nach wochenlangem Hin- und Her wurde Ende September endlich eine Regelung in Sachen Büchergeld getroffen. Abschaffung ja, aber nicht sofort und auch nicht überall gleich. Die Entscheidung, wie sie es im laufenden Schuljahr mit der Einforderung des Geldes halten wollen, bleibt den Kommunen überlassen. Ankündigungen und Ausreden wie „Sie verstehen schon, ich will zum jetzigen Zeitpunkt keine Entscheidung treffen“ Schluss ist. Obwohl man bereits seit längerem erkannt hat, dass die Einführung des Büchergelds doch nicht der Weisheit letzter Schluss war, konnte man sich noch nicht sofort zu einem klaren „Stopp“ durchringen. In Diskussionen zur Grundschule waren in den letzten Monaten die Themen Zeugnisse und Kategorisierung dominant. Darüber gerieten andere, ebenso drängende Probleme in den Hintergrund. Auch damit sollte jetzt Schluss sein. In der Frage „Grundschulzeugnisse und Kategorisierung „läuft im Prinzip ein vergleichbares Theater ab. Von Anfang an hagelte es bittere Proteste der Beteiligten mit dem Ergebnis, dass die Unsicherheit bei den Verantwortlichen zumindest allmählich zunahm. Inzwischen steht fest, dass die Zeugnisse auf jeden Fall vereinfacht werden. Noch nicht sicher ist, dass die Kategorisierung abgeschafft wird. Gewiss- der politische Führungswechsel in Bayern führte in letzter Zeit da und dort zu einem Entscheidungsvakuum. Damit ist aber in Kürze Schluss. Bleibt zu hoffen, dass dann auch mit vagen Gerade in puncto Zeugnisse schadet noch längeres Zuwarten allen Beteiligten, nicht zuletzt auch den politisch Verantwortlichen. lerinnen und Schüler, wie zum Beispiel in der 1.Klasse, nicht zweimal pro Woche bereits um 11.15 heimschicken. Regulärer Unterricht ist und bleibt noch immer die sinnvollste „Beschäftigung“ am Vormittag und kann durch „Betreuung“ nicht ersetzt werden. Judith Wenzl Bezirksvorsitzende Beispiel: Stundentafel in der Grundschule. Noch immer fährt die Grundschule ihr „Stundenprogramm“ in reduzierter Form. Im Grundlegenden Unterricht, Heimat- und Sachunterricht sowie Deutsch und Mathematik sind die vor Jahren eingezogenen Stunden nach wie vor nicht vollständig zurück gegeben. Laut Aussagen vieler Grundschulkolleginnen und -kollegen wären aber diese Stunden notwendiger denn je. Gerade wenn es um die Einführung der Ganztagsschule auch im Grundschulbereich geht, lautet mein Einwand immer: Erst sollte man die volle Halbtagsschule umsetzen. Dann müsste man die SchüNiederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 3 Lesen FLOH-Lesefitness-Training führt zu kompetenten Lesern 222 niederbayerische Grundschulen beteiligen sich am Lesefitness-Training Im Schuljahr 2006/07 haben sich in Niederbayern 222 von 291 Grundschulen am Lesefitness-Training beteiligt. Das sind über 76 Prozent. Von den 2.176 Grundschulklassen in Niederbay- ern haben im vergangenen Schuljahr 815 Klassen mit knapp 20.000 Kindern mitgemacht. 14 Schulen haben sogar mit allen Klassen daran teilgenommen. Eine der Schulen war die Grundschule Engertsham. Lilian Köppl-Heininger, Lehrerin der 2. Klasse an der Grundschule Engertsham erzählt, dass das gesamte Kollegium und die Schüler vom FLOHLesefitness-Training begeistert waren. Die Aufmachung der Zeitschrift und der Tempo- und Verständnis-Checks sei für die Schüler sehr motivierend gewesen. FLOH-Lesefitness-Training motiviert und begeistert Schüler und Lehrer an der Grundschule Engertsham Alle Kinder erhielten kostenlos die Tests, Eieruhren und die Check-Hefte, in denen die Kinder alle sieben Testergebnisse graphisch darstellen konnten. Am Ende erhielt jede Klasse das Dankeschön-Buch „Kai ist heute im Mittelalter“ mit vielen Geschichten für Leseratten und Bücherwürmer. Da die gesamte Schule an der Aktion teilnahm, erhielten die Schüler noch zusätzlich eine Kiste mit weiterem Lesefutter. Über diese Überraschung waren die Kinder besonders erfreut. Helena mit der Flohkiste vor dem Lesebaum 4 Eine große Motivation stellte nach Ansicht von Lehrerin Lilian KöpplHeininger das Plakat des Lesebaums dar. Jedesmal wenn die Schüler zu Hause 10 Minuten gelesen hatten, bestätigten dies die Eltern mit ihrer Unterschrift. Die Teilnehmer am Lesefit- ness-Training erhielten eine FLOHLeseuhr, mit der Aufforderung, jeden Tag der Mutter oder dem Vater zehn Minuten vorzulesen. Nach einigen Unterschriften erhielten die Schüler von der Lehrerin ein Blatt für den Lesebaum. Die Blätter wurden ausgemalt und mit eingetragenem Namen auf einen Ast geklebt. Der anfangs kahle Lesebaum füllte sich sehr schnell mit den bunten Blättern der Schüler. Das Kollegium in Engertsham war sich einig, dass die monatlichen Tempo- und Verständnis-Checks sehr gut und effektiv waren. „In meiner 2. Klasse stellte ich beispielsweise fest, dass alle Kinder vor allem das Lesetempo steigern konnten und auch beim Großteil das Textverständnis verbessert wurde“, sagt KöpplHeininger. „Wir Lehrer erhielten einen kontinuierlichen Überblick über die Lesefähigkeit der Kinder. Die Checks waren für uns eine wertvolle diagnostische Hilfe. Begeistert waren wir auch von der guten Textauswahl. Für die Günther Brinek (re), Susanne Brinek und Toni Gschrei freuen sich über den Erfolg des LesefitnessTrainings. Damit die Kinder zu freudigen und neugierigen Lesern werden, ist es nach Ansicht des BLLVNiederbayern notwendig, dass Lehrerinnen und Lehrer die Eltern professionell beraten. Die Hefte FLOHKISTE/floh begleiten den Grundschullehrplan inhaltlich und sind frei von ablenkenden Werbeanzeigen. Die Hefte sind für den Einsatz im Unterricht geeignet aber auch für das Spielen und Lernen in der Freizeit. Niederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 Lesen/Schulpolitik Schülerinnen und Schüler war dies ein großer Ansporn, ihre Lesefertigkeit zu verbessern. Teilweise war zwar das Korrigieren zeitaufwändig, dafür sparte man sich aber Zeit, da man nicht selbst auf Textsuche gehen musste.“ Folgenden Zitate zeigen, dass es den Kindern Spaß gemacht hat: Benedikt: „Mir hat gefallen, dass beim Tempo-Check viele lustige und falsche Sätze dabei waren und man die richtigen Sätze nicht selber schreiben musste, sondern ankreuzen durfte.“ Kerstin: „Mir hat in den Zeitschriften die Witze-Seite besonders gefallen.“ Adrian: „Mir haben in der Zeitschrift die Bastelseiten gefallen und schön war, dass mir mein Papa dabei manchmal geholfen hat.“ Helena: „Mir hat bei den Checks gefallen, dass man bei den Geschichten etwas lernen konnte, z.B. übers Fahrrad.“ Philipp: „Ich habe zu Hause gerne mit der Quiz-Maschine gespielt, weil die dann immer richtig gesagt hat.“ Tobias: „Mir hat am meisten Spaß gemacht, wenn ich wieder ein Blatt auf den Lesebaum aufkleben durfte.“ Quirin: „Ich habe mich beim Verständins-Check verbessert und er war immer interessant.“ Katrin: „Beim 5-min Tempo-Check musste man gut aufpassen, er war immer aufregend und lustig.“ Lehrer lehnen Kategorisierung in den Zeugnissen der Grundschule ab In der Ausgabe 5/07, S. 14 haben wir auf von positiven Erfahrungen mit der Kategorisierung an der Grundschule Kastl berichtet. Kastl war Modellschule für die Kategorisierung. Schulleiterin Susanne Blaha bezeichnete ihre Erfahrungen als positiv. Die Rückmeldungen aller anderen Lehrerinnen und Lehrer ergeben allerdings ein sehr kritisches Bild. Anbei dokumentieren wir die Rückmeldungen auf die folgenden Fragen: Welche Erfahrungen haben Sie an Ihrer Schule mit der Kategorisierung gemacht? Hat sich das Arbeitsverhalten und die Leistungsbereitschaft der Schülerinnen verbessert? Soll die Kategorisierung weiter geführt werden oder soll sie abgeschafft werden? In dieser und in den nächsten Ausgaben werden wir weitere Stellungnahmen abdrucken. „Eine Stellungnahme der Lehrerin / des Lehrers zum Sozialverhalten, Lern- und Arbeitsverhalten des Kindes im Zeugnis finde ich als Mutter sehr wichtig, doch diese hat es bereits zu meiner Schulzeit gerade in den Grundschulzeugnissen in sehr ausführlicher Form gegeben. Ich halte es jedoch unbedingt für erforderlich, dass diese nur in Textform stattfindet, sodass die Lehrkraft die Möglichkeit hat, in der Art und Weise der Formulierung dem Kind wirklich gerecht zu wer- den und es individuell zu fördern. Die Kategorisierung durch das Kind als Menschen bewertende Einteilung in A,B, C, D halte ich für menschenverachtend und hätte meiner Meinung nach nie eingeführt werden dürfen. Bessere Bewertungen der Kinder in ihrem Sozial-, Lern- und Arbeitsverhalten im Verlauf von der 2. bis zur 4. Grundschulklasse sind meiner Meinung nach keineswegs auf eine positive Auswirkung der Kategorisierung zurückzuführen, sondern auf die ganz natürliche Entwicklung der Kinder und auf eine gelungene Zusammenarbeit zwischen Kindern, Elternhaus und Lehrkraft. Die Einschätzungen von Frau Blaha überraschen mich sehr. Hilfen bei Problemen eines Kindes im Bereich Konfliktverhalten wurden auch vor Einführung der Kategorisierung den Kindern und Eltern von Lehrkräften angeboten. Die Beobachtungsgrundlagen zur Verhaltenseinschätzung im Bereich Konfliktverhalten beispielsweise sind meines Wissens: Selbsteinschätzung und Selbstwertgefühl Konstruktive Konfliktlösung Kompromissbereitschaft Es würde mich sehr überraschen, wenn durch „eine schlechte Bewertung wie C oder D“ im Bereich Konfliktverhalten das Selbstwertgefühl eines Kindes gesteigert werden könnte.“ Brigitte Schustermann, Mutter „Leistungsbereitschaft und Arbeitsverhalten der Schüler/innen haben sich durch die Kategorisierung nicht gebessert. Die Kategorisierung wird von den Schülern und Eltern größtenteils anders ausgelegt als vom Lehrer. Sie wird auch für unwichtig erachtet. Kategorisierung sofort R.H. abschaffen!“ „Vielen Schülern wird man durch die Kategorisierung nicht gerecht. Arbeitsund Leistungsverhalten haben sich nicht gebessert. Disziplinprobleme sind nicht geringer geworden. Bitte abschaffen!“ ka „Die Kategorisierung (Einteilung in A, B, C, D) scheint mir äußerst willkürlich. Manche Kollegen vergeben grundsätzlich die Kategorie A, gelegentlich B und in Ausnahmefällen C. Andere wiederum finden B als angemessen für den Großteil der Klasse, vergeben gelegentlich A oder C und in Ausnahmefällen D. Ich selbst tue mich sehr schwer damit, für die sieben Einzelbereiche die Kategorien ‚gerecht’ festzulegen. Diese Aufsplitterung ist meiner Meinung nach viel zu differenziert und für keinen der Beteiligten (Eltern, Kind, Mitschüler, Lehrer) hilfreich. Sozialund Arbeitsverhalten lassen sich dadurch ebenso wenig verbessern wie die Leistungsbereitschaft der Schüler. Auch Disziplinprobleme bekommt man durch bloßes ‚Bezeugen’ des Verhaltens auffälliger Schüler bestimmt nicht in den Griff. Dieses Kategorisieren – kombiniert mit der genauen Beschreibung des Sozial-, Niederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 5 Schulpolitik Lern- und Arbeitsverhaltens – beansprucht sehr viel Zeit und wird bestimmt von den Eltern zur Kenntnis genommen, bewirkt aber kaum (oder gar nicht), dass Eltern ‚schwieriger’ Schüler ihre Einstellung zum Kind oder zur Schule ändern. Man sollte die Kategorisierung ganz schnell wieder abschaffen. Darüber hinaus sollte man auch die stichpunktartigen Bemerkungen zu den Teilbereichen der Fächer Deutsch und Mathematik wieder abschaffen. Die Lehrkraft muss jeden Teilbereich kommentieren und kann nur hoffen, dass die Eltern daraus die richtigen Schlüsse ziehen. Interessierte Eltern verfügen über all diese Informationen, wenn sie die Proben ihres Kindes durchsehen und in die Sprechstunde kommen. Die anderen Eltern werden kaum aufgrund dieser Bemerkungen Fördermaßnahmen in die Wege leiten. Im Fach Mathematik halte ich die Einteilung in die drei (optisch gleichwertig wirkenden) Teilbereiche für problematisch, weil sie in die Note in der Regel mit unterschiedlicher Gewichtung eingehen. Mein Fazit: Weniger ist oft mehr. Weniger Text kann mehr hilfreiche Information für die Eltern sein. Weniger Text ist eine Entlastung für die Lehrkraft. Ihr bleibt mehr Zeit und Kraft für Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des Unterrichts. Weniger Belastung durch das Zeugnisschreiben ist ein wertvoller und kostenneutraler Beitrag zu mehr Gesundheit der Lehrer (physisch und psychisch). Anmerkung: Die Lehrkraft einer vierten Klasse schreibt inzwischen ja auch noch für ca. drei Viertel der Schüler ein ÜberU.V. trittszeugnis. „Ich selbst bin Hauptschullehrer, habe aber gesehen, wie viel (unnötige) Zeit viele Kolleginnen und Kollegen aus der Grundschule mit dem Schreiben der Zeugnisse verbringen. Dies veranlasste mich dazu, einen freiwilligen Fragebogen bereits nach dem Schreiben der diesjährigen Zwischenzeugnisse an betroffene Kolleginnen und Kollegen auszuteilen. ... Ich denke, es ist eindeutig daraus ersichtlich, dass der Aufwand zum Schreiben der Zeugnisse in keinerlei Verhältnis zum Nutzen steht und dass diese Art von Grundschulzeugnissen nach der einhelligen Meinung unseres Kollegiums baldWolfmöglichst abgeschafft gehört.“ gang Wende, Personalrat Auszüge aus den Fragebögen „Der Zeitaufwand steht in keinem Verhältnis zum Nutzen. Formulierungen müssen in die Kästchen eines Formulars gezwängt werden. Bei manchen Schülern und Fächern bräuchte man mehr Platz, bei manchen weniger. In der Zeugnisschreibzeit geht Zeit für Korrektur und Vorbereitung verloren. Außerdem neige ich in diesen Phasen dazu, gereizt und ungerecht zu sein. Schlecht für das Lernklima. Die Abstufung A, B, C, D ist Ermessensache und daher nur scheinbar objektiv. Viele Eltern verstehen die weitgehend positiv gehaltenen Formulierungen nicht richtig. Einschränkungen wie ‚teilweise’, ‚manchmal’ werden möglicherweise überlesen.“ „Sehr hoher Aufwand an Einzelbeobachtungen, der in größeren Klassen kaum von einer einzelnen Person während des regulären Unterrichts geleistet werden kann.“ „Der Arbeitsaufwand übersteigt den Nutzen bei Weitem! Auch die Reaktionen der Eltern haben sich im Vergleich zu den ‚alten’ Zeugnissen überhaupt nicht zum Positiven verändert. Interesse bzw. Desinteresse genauso wie vorher.“ Niederbayerischer Landtagsabgeordneter Bernd Sibler wird neuer Staatssekretär im Kultusministerium Mit dem Plattlinger Landtagsabgeordneten Bernd Sibler (CSU) wurde ein Niederbayer ins neue Kabinett von Ministerpräsident Günther Beckstein berufen. „Diese Personalie stärkt Niederbayern und ist ein besonderes Zeichen an die junge Generation“, betonte CSU-Parteichef Erwin Huber. Dass jemand „in ganz jungen Jahren schon in eine herausgehobene Verantwortung kommt, ist ein Zeichen des Vertrauens der CSU in die junge Generation.“ Sibler ist mit 36 der zweitjüngste CSU-Landtagsabgeordnete. Sibler nannte als Ziele seiner Arbeit u.a.: Die Klassengrößen sollen weiter reduziert und die Ganztagsschulen ausgebaut werden. Als Niederbayer wolle er auch die „regionalen Interessen im Auge behalten“. Der BLLV Niederbayern gratuliert dem Schulpolitiker Bernd Sibler. 6 Zur Person: Bernd Sibler wurde 1971 in Straubing geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder: Sibler studierte von 1990 bis 1995 Lehramt Deutsch/Geschichte für das Gymnasium an der Universität Passau. Von 1995 bis 1997 machte er das Referendariat am Adalbert-Stifter-Gymnasium in Passau. 1997 bis 1998 war er Lehrer am Robert-Koch-Gymnasium Deggendorf. Seit 13.9.1998 ist Bernd Sibler Abgeordneter des Bayerischen Landtags. Seine Schwerpunkte in der politischen Arbeit im Landtag waren: - Jugendpolitischer Sprecher der CSULandtagsfraktion - Mitglied im Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport; Berichterstattung für die Bereiche Gymnasium, Jugend (bis Februar 2006) - Mitglied des Medienrates Niederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 - Mitglied im Ausschuss für Staatshaushalt und Finanzfragen seit Juni 2005; Berichterstatter für den Einzelplan 05 (Bildung) - Seit 2005 Vorsitzender der EnqueteKommission „Jung sein in Bayern Zukunftsperspektiven für kommende Generationen“ Bernd Sibler ist neuer Staatssekretär im Kultusministerium Schulpolitik Büchergeld wird abgeschafft Wie Demokratie funktionieren kann – Man kann doch was machen Die Rücknahme des Büchergeldes ist ein Lehrbeispiel für Demokratie in Bayern. Es beweist, dass sich eine Staatsregierung, obwohl sie eine ZweiDrittel-Mehrheit im Parlament hinter sich hat, durch massiven Druck bewegen lässt. Und es zeigt auch, dass die Abgeordneten wenig zu sagen haben. Das Büchergeld wurde von Stoiber eingeführt und wird jetzt auf von Beckstein wieder abgeschafft. Die Abgeordneten nicken ab, was Ihnen vorgesetzt wird und haben nicht den Mut, zur rechten Zeit zu widersprechen. Nach der Verkündigung der Büchergeldabschaffung durch Kultusminister Schneider sagte Gerhard Waschler, der Chef des Bildungsausschusses im Landtag „Ich wäre nicht wirklich traurig, wenn das so käme“. Vor einiger Zeit noch erklärte der CSU-Bildungsexperte Prof. Waschler, dass durch das Büchergeld die Motivation der Schüler höher sei, mit den Büchern pfleglicher umzugehen. dem politischen Druck der SPD nachgegeben. Dass die Erhebung des unsozialen Büchergeldes jetzt in die Entscheidungsfreiheit der Kommunen gelegt wird, ist ein Erfolg“, erklärt Maget. Allerdings habe die CSU-Staatsregierung damit die gesamten Kosten in diesem Schuljahr und somit den Schwarzen Peter an Städte und Gemeinden weitergeben. „Dies kann zu einer Ungleichbehandlung der Familien in Bayern führen, weil finanzstärkere und arme Städte möglicherweise nicht in gleicher Weise verfahren können“, fürchtet Maget. Der SPD-Fraktionschef appelliert jedoch im Interesse der Familien an alle Kommunen in Bayern, auf das Einsammeln des Büchergeldes in diesem Schuljahr zu verzichten. Im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs müsse dann eine Entschädigung der Kommunen durch den Freistaat erfolgen. Quelle: Pressemitteilung der SPD-Landtagsfraktion vom 28.09.2007 Der BLLV, Elternverbände und Oppositionsparteien haben in den vergangenen Jahren systematisch Druck auf Regierung und CSU ausgeübt. Der Einsatz für die Familien hat sich gelohnt. Der erfolgreiche Kampf gegen das Büchergeld widerlegt auch diejenigen Zweifler, die immer sagen: „Man kann ja sowieso nichts machen!“ Auszüge aus Pressediensten: SPD: Kommunen sollen auf Büchergeld verzichten SPD-Fraktionschef Maget: Ergebnis des Spitzengesprächs auch ein Erfolg für SPD - Städte sollen über kommunalen Finanzausgleich entschädigt werden Der SPD-Fraktionsvorsitzende Franz Maget begrüßt die Vereinbarung von Staatsregierung und Städtetag, nach der es den Kommunen freigestellt wird, ob sie das Büchergeld einsammeln oder nicht: Die CSU-Staatsregierung musste ödp bucht das Büchergeld-Ende auf ihr Erfolgskonto Suttner: „Unsere Popularklage und die ständige Aufdeckung von Verwendungsdefiziten haben die Staatsregierung unter Druck gesetzt“. Kommunen sollen jetzt aufpassen, dass sie nicht alleine die Wahlwerbung Becksteins zu bezahlen haben. ...Suttner sieht in der jetzigen Entwicklung einen großen Erfolg seiner Partei: „Wir haben in den letzten Jahren zusammen mit engagierten Eltern systematisch Druck auf die Staatsregierung und die CSU aufgebaut und können jetzt sagen: Es hat sich für die Familien gelohnt.“ Suttner erinnert daran, dass seine Partei vor dem Bayerischen Verfassungsgerichtshof gegen die Bücherabgabe geklagt habe, während die rot-grüne Landtagsopposition sich mit wirkungslosem Lamentieren begnügte: „Das Gericht hat dem Gesetzgeber am 19.4. 2007 sehr deutlich gesagt, dass beim Büchergeld nicht alles bleiben dürfe wie es ist und es hat Landtag und Staatsregierung zur Überprüfung aufgefordert“ stellt Suttner fest. Das Urteil sei der Staatsregierung damals - trotz des vermeintlichen Sieges - „in die Knochen gefahren und habe ihr gezeigt, dass der mutwillige Familien-Aderlass nicht dauerhaft praktiziert werden könne.“ Entscheidend sei auch die ständige Nachfrage der ödp bei den Kommunen nach dem Verbleib der Gelder gewesen: „Hier konnten wir an vielen Stellen im Land nachweisen, dass die von den Eltern jährlich einkassierten Summen auf kommunalen Konten lagen und nicht zeitgerecht und zweckgemäß verwendet werden konnten“ erinnert der ödpPolitiker. Selbst CSU-Fraktionschef Hermann gebe jetzt zu, dass an vielen Schulen keine Verwendung für die ständigen Geldzuflüsse gefunden werden konnte. „Genau das war unsere Argumentation vor dem Verfassungsgericht“ stellt Suttner fest. Der ödp-Vorsitzende appelliert jetzt an die Kommunen, wachsam zu sein und sich von der Staatsregierung nicht über den Tisch ziehen zu lassen: „Es besteht die Gefahr, dass Gemeinden und Landkreise künftig ganz alleine für die Lernmittel aufkommen müssen und sich die Staatsregierung aus der Finanzierung zurückzieht.“ Die Abschaffung des Büchergeldes sei schließlich die Wahlkampferöffnung der Beckstein-CSU und dürfe als solche nicht von den Kommunen bezahlt werden, fordert der ödpVorsitzende. Quelle: ödp-Pressemitteilung vom 19.09.2007 ödp fordert von Passauer CSU geschlossenes Auftreten gegen das Büchergeld - Verwirrspiel: vor Ort dagegen und in München dafür! Mangold: „Waschler fällt der CSU-Basis in den Rücken!“ ödp-Landesgeschäftsführer Urban Mangold fordert die Passauer CSU zu einem geschlossenen Einsatz gegen Niederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 7 Schulpolitik das „familienfeindliche Büchergeld“ auf: „In Passau ist die CSU anscheinend dagegen und in München kämpft der CSU-Kreisvorsitzende und Abgeordnete Dr. Waschler für das Büchergeld, da wird ein unglaubwürdiges Verwirrspiel inszeniert!“ Am Donnerstag forderte Mangold den Passauer Abgeordneten Prof. Dr. Gerhard Waschler in einem Schreiben auf, die von der ödp gestartete Popularklage gegen das Büchergeld doch noch zu unterstützen. Die Frist für eine Stellungnahme vor dem Verfassungsgerichtshof endet am 1. September. In dieser Frage käme es auf Waschler durchaus an, meint Mangold. Schließlich sei er Vorsitzender des Landtagsausschusses für Bildung, Kultur und Sport. „Kein Wunder, dass sich Stoiber nicht für die Passauer Kritik am Büchergeld interessiert, wenn der zuständige Landtagsabgeordnete seiner Basis in den Rücken fällt“, bedauert der ödp-Politiker. Urban Mangold hat Ende vergangenen Jahres eine Popularklage von 30 Bürgern aus verschiedenen bayerischen Bezirken gegen die Höhe des Büchergeldes organisiert. Der Hauptkritikpunkt: Eine Gebühr dürfe nicht in einem völligen Missverhältnis zur Gegenleistung stehen. Genau das sei aber beim Büchergeld der Fall. „Meine Recherchen bei zahlreichen Schulaufwandsträgern haben ergeben, dass das Büchergeld um ein Vielfaches höher ist als die tatsächlichen Bücherkosten der letzten Jahre“, kritisiert der ödp-Stadtrat. Dies sei eine verfassungswidrige „verdeckte Steuer“. Quelle: Pressedienst der ödp- Passau 30.8.2006 Bayerischer Städtetag und BLLV lehnen Büchergeld ab Auf Ablehnung stößt die Einführung des Büchergeldes. „Der Arbeitsaufwand, der mit dem Büchergeld anfällt, ist keineswegs vergleichbar mit dem, der beim Einsammeln von Kopiergeld oder Geld für Wandertage entsteht“, stellten beide klar. Eine Vielzahl verschiedenster Vorschriften macht den Vorgang äußerst kompliziert. Hinzu kommt, dass eine Beitreibung im Verweigerungsfalle höhere Kosten verursacht als das Bü- 8 chergeld einbringt. Schaidinger und Dannhäuser erklärten: „Das Büchergeld ist schulpolitisch und finanzpolitisch der falsche Weg. Schulen und Sachaufwandsträger werden mit einem ungeheuren und komplizierten Verwaltungsaufwand belastet. Die Staatsregierung, die angetreten ist, unnötige Bürokratie abzubauen, könnte mit der Abschaffung des Büchergeldes dazu einen entsprechenden Beitrag leisten.“ Quelle: BLLV-Pressedienst vom 17.10.2005 Büchergeldlösung für Uwe Brandl nicht zufriedenstellend: Der bayerische Gemeindetagspräsident Uwe Brandl (CSU) spricht in einem Interview mit der Passauer Neuen Presse (PNP)über das aus seiner Sicht unsinnige Büchergeld. „Die Kommunen können selbst darüber entscheiden, ob sie das Büchergeld, das erst im kommenden Schuljahr abgeschafft wird, für heuer noch eintreiben. Die Staatsregierung hat damit den schwarzen Peter an die Kommunen abgegeben. Entsteht hier nicht eine Ungleichbehandlung der Familien? Uwe Brandl: Natürlich gibt es eine Ungleichbehandlung und letztendlich ist das Ergebnis auch nicht für alle zufriedenstellend. Aber für uns war bei dem Gespräch am vergangenen Freitag wichtig, eine Regelung zu finden, die zumindest eine Rechtssicherheit für die Kommunen bietet. Das war nicht einfach, denn die Staatsregierung hat klar gemacht: Geld bringen wir für das Schuljahr 2007/08 nicht mit. Die Erhebung des Büchergelds wurde also in das Ermessen der Kommunen gestellt. Das ist nun vor allem für die finanzschwachen Kommunen ein Problem. Fakt ist aber auch, dass unsere Recherchen ergeben haben, dass bei etwa 90 Prozent der Kommunen in den vergangenen zwei Jahren Restbestände aus dem vereinnahmten Büchergeld übrig geblieben sind. In den überwiegenden Fällen kann somit das Schuljahr 2007/08 überbrückt werden. Wer bereits das Büchergeld erhoben hat, ist mit dieser Regelung auch auf der sicheren Seite. Wir haben einen sehr breiten Niederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 Handlungsrahmen geschaffen. Aber es bleibt der fade Beigeschmack: Der Staat verschiebt Lasten. Und manche Kommune wird auf das Büchergeld gar nicht verzichten können. Sie muss sich damit dem Vorwurf der Familienfeindlichkeit aussetzen. War dieses Gesetz nicht von Anfang an kompletter Unsinn? Brandl: Sie drücken es zutreffend aus. Zu diesem Zeitpunkt aber nun öffentlich zu artikulieren, dass das Büchergeld abgeschafft werden soll, halte ich von der Landespolitik für handwerklich eselig. Ich bin überzeugt davon, dass, wenn dies erst im Dezember angekündigt worden wäre, dann wäre es von allen Seiten als ein Weihnachtsgeschenk und Einstiegsgeschenk des neuen Ministerpräsidenten beklatscht worden. Doch so wie es jetzt gelaufen ist, ist es kräftig in die Hosen gegangen. Quelle: Passauer Neue Presse vom Buchtipp Individuelle Entwicklungspläne Lernstand erkennen, individuell fördern, Standards erreichen – Schweden macht schon lange vor, was in Deutschland langsam auch zur bildungspolitischen Realität wird. Schüler werden individuell gefördert und optimal beim Erreichen ihrer eigenen Lernziele begleitet. Dazu führt jeder Schüler sein eigenes Portfolio mit einem individuellen Entwicklungsplan. In regelmäßigen Entwicklungsgesprächen werden entlang der Lehrpläne Ergebnisse reflektiert, neue individuelle Ziele vereinbart und Methoden festgelegt. Dieses Buch schildert detailliert und praxisnah die Arbeit mit Entwicklungsplänen und die schuljahresübergreifende Struktur der Entwicklungsgespräche. Zahlreiche Formulare und Beobachtungsbögen können als Arbeitsgrundlage dienen. So wird ein sofortiger Einstieg in diese alternative und prozessorientierte Form der Bewertung ermöglicht. Anna Zetterström: Individuelle Entwicklungspläne. Schüler optimal begleiten und fördern – das schwedische Modell. Preis: 20,80 Euro. Verlag an der Ruhr. Ausland Schulbildung ist die beste Entwicklungshilfe Darf ich mich kurz vorstellen: Ich bin Josef Renner, Pfarrer in Kollnburg und Dekan des Dekanates Viechtach. Vorher war ich 15 Jahre lang Missionar in Nord-Ghana. Nach einigen Jahren der Einführung und des Studiums der Sprachen Dagbani, Kokomba und Twi meldete ich mich freiwillig zum Aufbau einer neuen Pfarrei in einem Gebiet, wo weder Kirchen noch der Staat den Leuten geholfen hatten. Das zugeteilte Gebiet hatte einen Durchmesser von etwa 50 km mit über 10.000 Leuten verschiedener Stämme und Sprachen auf viele Dörfer verstreut. 1976 begann ich die Aufbauarbeit. Kein Bewohner war Christ, keiner hatte einen Volksschulabschluss. Bei Hüttenbesuchen entdeckte ich vor allem die große Sterblichkeit unter den Kindern und bei Müttern bei der Geburt. Von großem Mitleid getrieben suchte ich überall nach medizinischem Personal, das bereit war, den Gesundheitsbasisdienst aufzubauen. Am 1. Januar 1980 bekam ich vom Gesundheitsministerium die staatliche Anerkennung und wurde als Verantwortlicher eingesetzt. Neben den Gebäuden Entbindungsheim, Klinik, Personalwohnungen hatte ich inzwischen eine gute Apotheke aufgebaut. Zugleich fuhren wir in die Dörfer zum Impfen der Kinder und zur Beratung der Mütter. Trotz intensivster Bemühungen stellten wir bald fest, dass unsere Behandlung nur sehr geringen Erfolg einbrachte: die Leute tranken weiterhin das schlechte Wasser, ernährten sich weiterhin sehr einseitig, pflanzten keine Obstbäume, um Obst für die fehlenden Vitamine zu bekommen. Die Tabletten wurden sehr unregelmäßig genommen oder ganz weggeworfen, wenn sie nicht farbig waren. Die meisten Kinder starben an Austrocknung, weil die Mütter ihren Kindern bei Durchfall nichts mehr zum Trinken gaben. Es war zum Verzweifeln. Da half nur Erziehung und Aufklärung. Mit viel Überzeugungskraft konnte ich endlich die ersten Schulen in den Dörfern eröffnen. Durch gezielte Nachhilfe brachten wir Schüler/innen in Musterschulen so weit, dass sie ans Gymnasium und auf weiterführende Schulen gehen konnten. Allmählich wuchs eine Bildungsschicht heran, die der übrigen Bevölkerung auf ihre Weise erklärte, was für ihre Gesundheit und ihr Leben gut ist. 1989 musste ich aus gesundheitlichen Gründen die Tätigkeit einstellen. 1999 ließ ich mir vom Bischof in Patna/Bihar, Indien ein Gebiet unter Kastenlosen zur Entwicklung geben. Dieses Mal fingen wir erst mit Kindergarten und Volksschule an. Jetzt sind über 600 Kinder in Volks-, Mittel- und Hochschule. Zur Zeit bauen wir das Gebäude der HighSchool. Unsere Pfarrei Kollnburg hat diese neue Pfarrei Harnaut als Partnerpfarrei adoptiert, etwa 70 Leute zahlen monatlich € 10,— für ein Patenkind im Heim (für Kost, Wohnung, Schuluniform, Schulbücher und medizinische Betreuung) Durch zusätzliche Spenden finanzieren wir den Aufbau von Laboren (Computer, Biologie, Chemie). Bei einem Besuch habe ich die Partnerbriefe von 7 Schulklassen aus Deutschland über- bracht (siehe Foto). Leider müssen vor allem viele Mädchen und Frauen hart arbeiten. Um auch ihnen eine Grundschule zu vermitteln haben wir in mehreren Dörfern Abendklassen für Mädchen/Frauen eröffnet. Die besten Schülerinnen können im Kloster die Nähschule besuchen, um somit später selber den Lebensunterhalt verdienen zu können. Kinder mit guter Schulbildung bringen ein großes Allgemeinwissen mit in ihre Dörfer und verändern die Lebensweisen der Armen. Wer sich meiner Aufbauhilfe im ärmsten Staat Indiens anschließen möchte, kann monatlich € 10,— auf das Spendenkonto Nr. 602973 Genobank- DonauWald (BLZ 74190000) einzahlen für ein Patenkind, € 50,— für eine Abendschule im Dorf (Bücher, Lehrer) oder irgendeinen Betrag zum Aufbau der High-School (geschätzte Kosten € 130.000,—) Pfr. Josef Renner Burgstr. 13, 94262 Kollnburg Tel. 09942/8807; Fax 09942/809794 Niederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 9 Treffpunkt Religion Religionslehrertag Das MEHR von Religion – Lebenslust und Glaubenstiefe Berichte – Bekenntnisse und Provokationen auf dem Religionslehrertag der Diözese Passau Glauben kann konfliktfähig halten „An meinem Anfang standen Geschichten, die biblischen Geschichten“. Stefan Rammer, Redakteur der Passauer Neuen Presse (PNP) erzählt, wie Geschichten und Bilder ihn in seiner Kindheit geprägt haben. „Mystizismus hat mich hier am Rande Passaus umgeben in meiner kleinen dörflichen katholischen Welt. Katholizismus war das Vernünftige und Normale, das Selbstverständliche. Alle Bilder, die mich umgaben, die Schutzengel an der Kinderzimmerwand, die Jesus-Gemälde im Nazarener-Stil bei der Großmutter, die Rosenkränze da und dort, die Fleißbildchen mit den Heiligen von der Lehrerin, die gereimten Gebete, die Kreuze am Wegesrand, vor denen man sich bekreuzigte, all das schuf eine Atmosphäre, in der es nicht schwer war zu glauben. Gott war einfach da.“ Rammer beschreibt: „Ich bin in einem Viergenerationenhaushalt aufgewachsen. Die Generationen hatten ihre Funktionen, da griff ein Rädchen ins andere. So selbstverständlich wie die Mutter oder die Großmutter die Kinder hütete, kümmerten sich diese später um die Mütter und Väter. Heute gibt es dieses Modell leider viel zu selten und wir tun auch alles, es in Vergessenheit geraten zu lassen. Dabei sicherte es eine von Moral getragene Gesellschaft. Hier beginnt die zivilisatorische Relevanz des Christentums. Ein an den Rand gedrängter Gott hat fatale Folgen für das Wertesystem. Der Alltag damals war geprägt von einem benediktinischen Lebensstil. Meine Großmutter hat mir beigebracht, nichts wegzuwerfen, schon gar nicht Lebensmittel. Tiere waren Geschöpfe Gottes, die man nicht quälen durfte. Da wurden die Ressourcen der Natur geschätzt. Der Mensch 10 eingegliedert in einen großen Kreislauf, den er nicht beschädigen sollte, denn alles hatte seine Funktion. Freude am Leben kam dazu. Man musste sie in keinem Chatroom oder sonstwo suchen. Man sah die Schöpfung und sich selbst als Geschöpf.“ len Killerspielen. Glaube sei kein Abtauchen ins rein Private, auch wenn es was ganz Persönliches sei. Glaube habe etwas mit der gewachsenen Kultur und mit der Verantwortung für das Ganze zu tun, betonte Journalist Stefan Rammer. Es gebe keine heile Welt, das lehre das Leben jedes größer werdende Kind, so Rammer. Aber es gebe christliche Werte, die es genauso zu verteidigen gelte wie Demokratie und Frieden. Was das ‚Mehr an Religion’ sein könne, beschreibt Rammer folgendermaßen: „Die katholische Kirche verbindet Lehre und Tradition, Überlieferung und Fortschritt, Geist und Gemüt, Leib und Seele, Physik und Metaphysik, Sinn und Sinnlichkeit. Was für ein Gebäude, in dem wir uns da bewegen, an dem wir weiterbauen können.“ Sr. M. Petra Articus: „Die Freude an Gott ist unsere Kraft.“ Glaube könne konfliktfähig halten. Es gebe heute keine einfachen schnellen Lösungen mehr. Als Christ müsse man widerstreitende Meinungen aushalten können, fordert Rammer. Wir seien eine Als-ob-Gesellschaft geworden. Wir tun viel zu sehr nur mehr so als ob. Die auf einer christlichen Identität beruhenden Werte gingen an Krücken daher. Die Fassade werde aufrecht erhalten, die Substanz dahinter sei weggebrochen. Die größte deutsche Zeitung komme auf keiner Titelseite und beinah keiner weiteren ohne Bilder nackter oder gequälter Menschen aus. Es zeuge von wenig Achtung vor der Menschenwürde, jede Grausamkeit in allen Einzelheiten abzubilden“, sagte der Redakteur der PNP Stefan Rammer. Da werde von Umweltschutz und Klimakatastrophe gesprochen, aber bedrohlicher sei der geistige Müll, der die Zivilisation zu erdrücken drohe. Da werde von Terrorismus geredet und kaum einer schütze unsere Kinder vor dem Terror der Pornografie und digita- Niederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 „Mein Anliegen ist es, den Blick auf Christus auszurichten, der als Messias gekommen ist, um uns Menschen im Kampf zwischen Leben und Tod zu unterstützen“, sagte die Äbtissin des Klosters Seligenthal Sr. M. Petra Articus. Gottesliebe schließe Bruder- und Schwesterliebe ein. Wer aus dem Erbarmen Gottes lebe, sei sittlich verpflichtet, selbst Erbarmen zu üben. Jesu Verheißungsworte in seinen Abschiedsreden nach Johannes „Euer Herz ängstige sich nicht“ Joh 14, 1 und „in der Welt habt ihr Angst; doch seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ Joh 16, 33 riefen vielleicht bei Menschen, die nur im Hier und Jetzt lebten, die nichts als Spaß erleben wollten, ein müdes Lächeln hervor. Nicht aber bei denen, die sich auf Jesu Aufforderung zur Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe einließen. Damit die Glaubenserwartung unserer Kinder und Jugendlichen lebensspendend und frohmachend werde, müssten wir ihre Glaubensmotivation wecken. „Und wie Menschen das bei mir gelungen ist, will ich Ihnen jetzt erzählen: Obwohl mein Vater starb, als ich erst 7 Jahre alt war und meine Mutter, da sie keine Rente bekam, hart arbeiten musste, um uns drei Kindern den Besuch des Gymnasiums zu ermöglichen, vermittelte sie uns weniger durch Worte, als durch ihre Lebenshaltung und Einstellung zu uns, dass uns Gott liebt, so Treffpunkt Religion gewollt hat wie wir sind, und wir ihm vertrauen dürfen. Für mich war das konkrete Glaubensvermittlung, zumal religiöse Fragen trotz der Distanz meiner Mutter zur Amtskirche, offen angesprochen wurden und sie uns zum Beten wie zum regelmäßigen Gottesdienstbesuch anhielt.“ Trotzdem bleibe die Glaubensannahme auch bei bester Vermittlung ein Geheimnis, betonte Sr. Petra Articus. „Obwohl meine Geschwister die gleiche Erziehung wie ich genossen, und wir größtenteils auch die gleichen Lehrer, vor allem Religionslehrer hatten, legten sie später den Glauben mehr oder weniger ab, während ich Anregungen von außen aufnehmen und in mein Leben integrieren wollte. So glaube ich ganz fest, nicht die Lehre an sich oder theoretisches Wissen, - meine Geschwister waren gescheiter als ich -, sondern das ganz persönlich sich Angesprochen-Wissen, sei es innerlich direkt von Gott oder sei es über Menschen, ist entscheidend wie wir glauben können. Dieses persönlich Angesprochen-Werden erfuhr ich durch den Unterricht einer tiefreligiösen Schwester, die ich vier Jahre lang als Grundschullehrerin hatte. Ich merkte: ein Mensch, der sich von Gott geliebt und geborgen weiß, kann auch andere lieben und ihnen zeigen wie wichtig sie sind. Sie forderte uns auch heraus und zeigte uns auf, dass auch wir Kinder Gott etwas schenken können und ihm so unsere Liebe zeigen können. Sei es, dass wir in der Adventzeit etwas weniger schwätzten und fürs Brav-Sein dem Christkind einen Strohhalm in die Krippe legen durften, sei es, dass sie uns aufforderte in der Fastenzeit auf Süßigkeiten zu verzichten, die wir dann sammelten und vor Ostern in das benachbarte damalige Kretinenheim brachten. Heute braucht es sicher andere Formen, aber der Grundgedanke ist meiner Meinung nach wichtig, dass Kinder erfahren, sie können auch etwas geben, können andere beglücken und erfreuen und damit auch Gott.“ Durch die Beichte, erzählte Sr. Petra habe sie oft die Erfahrung der Verge- bung machen dürfen. Und so glaube sie, dass das Sakrament der Buße zu den ganz großen Geschenken unseres Glaubens gehöre. In der Beichte dürften wir uns in unserer menschlichen Gebrechlichkeit von Gott erkannt und trotz allem angenommen und geliebt wissen. „Die Erfahrung des befreienden Gottes ist für mich gleichsam ein Impuls, allen Menschen Befreiungserfahrungen zu vermitteln: Sie ist für mich der bleibende Richtpunkt für die Verwirklichung eines sinnerfüllten menschlichen Lebens.“ Dieses Frei-Sein und Geliebt-Werden verbinde Sr. Petra auch mit dem Gebraucht-Werden, einem Aspekt unseres Glaubens, der sie glücklich und froh mache. Sr. Petra Articus berichtet: „Ich war keine gute Schülerin, aber meine ganze Schulzeit hindurch, ob in der Grundschule oder im Gymnasium, wurde ich nie abgeschrieben, nie an den Rand gestellt. Im Gegenteil, meine Lehrkräfte förderten meine, wie man heute sagt, soziale und emotionale Intelligenz. Vor allem mein Religionslehrer zeigte mir, dass ich für ihn wichtig bin, dass er mich in der Jugendarbeit braucht, gleichsam dass Gott mich braucht. Er und die Eltern vertrauten mir sehr früh eine Jugendgruppe an. Ich fand über die Verantwortung, die ich tragen durfte, über die Aufgaben, die daraus erwuchsen, nicht nur Zugang zu jüngeren und gleichaltrigen Mädchen sondern auch zu Gott und mir selbst und empfand mein Leben als sinnvoll.“ Die benediktinische Spiritualität baue darauf, dass der Mensch trotz seiner Schwächen und Fehler nicht zu resignieren brauche. Er sei immer von Gott gewollt und geliebt. Daher dürften wir auch den anderen nichts auflegen, was sie klein mache. Wir sollten für einen Raum der Freiheit statt der Willkür und Uneinigkeit sorgen. „So habe ich mir vor 8 Jahren als ich zur Äbtissin gewählt wurde, ein Wort aus Nehemia zum Wahlspruch gewählt, das mich jahrelang schon begleitet hat. Neh. 8, 10 ‚Die Freude an Gott ist unsere Kraft’“, sagte die Äbtissin der CistercienserinnenAbtei Seligenthal. Hans Mendl: Der Mensch ist Ebenbild Gottes und Sünder „Katholiken gelten gemeinhin als nicht extrem lebenslustig“. Diese These stellte Hans Mendl, Professor für Religionspädagogik an der Uni Passau an den Beginn seines Referates. Zwei Folgerungen seien aus dieser These v.li.: Konrad Bürgermeister, Schulreferent der Diözese Passau; Theresia Glück, Schulrätin i.K.; Konrad Haberger, Bildungsreferent an der Landvolkshochschule Niederalteich; Prof. Hans Mendl, Religionspädagoge an der Universität Passau; Sr. M. Petra Articus, Äbtissin des Klosters Seligenthal in Landshut ; Stefan Rammer, Redakteur der Passauer Neuen Presse (PNP) Niederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 11 Treffpunkt Religion/Schullandheime möglich. Einmal: Der bewusste Abstand zur Fun-Gesellschaft sei eine mögliche christliche Option. Zum anderen sei aber auch ein Sich-Arrangieren mit der Wohlstandsgesellschaft nachvollziehbar. Mendl sieht beide Optionen, wenn man sie isoliert betrachte als problematisch an. Als reine Kontrastgesellschaft in Distanz zu anderen Milieus büße das Christentum seine subversive Kraft als Sauerteig ein. In gesellschaftskonformer Ausprägung verliere es dagegen jegliche kritische Distanz zu Politik und Gesellschaft, folgert Mendl. Einen Lösungsversuch stellt für Mendl die Option eines „Sowohl-als-auchs“ dar. Welt-Abstand und Welt-Umarmung zugleich könnten als Interpretation einer christlichen Fülle des Lebens gelten. Mendl: „Das christliche Menschenbild verzichtet auf Einseitigkeiten: Der Mensch ist zugleich Ebenbild Gottes und Sünder. Wer in dieser Welt lebt, muss sich auf die Schuldverstrickung in ihr einlassen.“ Das bedeute, dass man inmitten der Wohlstandsgesellschaft in einer global ungerechten Welt Christ sein könne, lustvoll und konsumkritisch, befreit und schuldbeladen, weltoffen und diese transzendierend. Wer in einer Gemeinschaft glaube, brauche den Glauben nicht neu erfinden. Er darf sich in die Traditionsgeschichte einklinken und am Reichtum der Kirche teilhaben, an ihren reichhaltigen Riten, Gerüchen, Geschmäckern, Traditionen, Rhythmen. Schullandheime Bildungs- und Erlebnisangebote in den Schullandheimen Niederbayern-Oberpfalz Die modernen, komfortablen Schullandheime Riedenburg, Habischried, Sankt Englmar und Gleißenberg wurden in der ländlichen und zugleich idyllischen Gegend des Bayerischen Waldes und des Oberpfälzer Juras erbaut. Umgeben von saftigen, blumenreichen Wiesen, sanften Hügeln und schattenspendenden Wäldern bieten sie Lehrern hervorragende Möglichkeiten eine erlebnisreiche Zeit gemeinsam mit der Klasse zu verbringen. Neben vielen Ausflugszielen bieten die Häuser aufgrund ihrer ruhigen Lage ein optimales Lernumfeld. Sehr angenehm ist, dass jeder Klasse für die gesamte Aufenthaltsdauer ein eigenes Klassenzimmer zur Verfügung gestellt wird. Hierdurch können auch längere Projekte ohne zwischenzeitliches Aufräumen hervorragend durchgeführt werden. Um Lehrern und Gruppenleitern die Vorbereitung und Durchführung ihres Schullandheimaufenthaltes zu erleichtern, stehen in den Schullandheimen Riedenburg, Habischried, Sankt Englmar und Gleißenberg eine Vielzahl spannender und lehrreicher Bildungs- und Erlebnisangebote zur Verfügung. Diese werden jeweils von erfahrenem Fachpersonal durchgeführt und können zentral über das Schullandheimwerk gebucht werden. Wer allein ist, brauche aber nicht alles zu glauben. Der postmoderne Gläubige lasse sich von Institutionen nicht völlig vereinnahmen. Auch Christen sein mit Recht Auswahlchristen und Subjekte ihres eigenen Glaubens. Damit seien sie aber auch verantwortlich für das Ringen um Lebenslust und Glaubenstiefe. Dies bedeute für die Kirchen, die nicht mehr selbstverständlich seien, dass sie sich verständlich machen müssten. Der Glaubensgehorsam habe sich zum Verstehensglauben gewandelt. Mendl bezeichnete dies gerade für Religionslehrerinnen und –lehrer als eine zentrale Herausforderung. 12 Niederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 Der Umfang der Angebote variiert an den verschiedenen Häusern leicht. Folgende Themenbereiche stehen beispielsweise im Schullandheim Riedenburg zur Verfügung: Teamtraining / Lernkompetenz (8 Kurse) „Klasse(n)erlebnisse“, „Ich will´s WISSEN! Sozial- und Lerntraining für Schullklassen“, „Teamtraining im Hochseilgarten Hammertal“, … Fremdsprachenkompetenz (5 Kurse) “The Bavarian Sound-Department: A radio play”, “Shakespeare for kids”, “Fashion, Fashion, Fashion”, … Gesundheit / Soziales (5 Kurse) „Suchtprävention“, „Freundschaft, Liebe und was noch“, „zu dick, zu dünn“, … Computerkompetenz (5 Kurse) „PC-Einführungskurs“, „Einführung in MS Word“, „Einführung in das Internet“, … Natur entdecken und erleben (8 Kurse) „Fossiliensammeln im Steinbruch Jachenhausen“, „Mit dem Schäfer unterwegs“, „Lebensraum Wiese“, … Kreativer Bereich (16 Kurse) „Töpfern wie in der Steinzeit“, „Bildhauerwerkstatt“, „Landschaftsmalerei“, … Musischer Bereich (4 Kurse) „Hip-Hop Workshop“, „Trommelworkshop für Kids“ „Theaterworkshop: Schau mich an, hör mir zu“ Berufsbildung (3 Kurse) „Dem Schreinerhandwerk auf die Finger geschaut“, „Der Weg der Pappe – Betriebsbesichtigung der Pappenfabrik Riedenburg“ Info: Weitere Informationen und Broschüren über die Bildungs- und Erlebnisangebote erhalten Sie beim Schullandheimwerk Niederbayern – Oberpfalz e. V., Lilienthalstraße 10, 93049 Regensburg, Tel. 0941/7082071 oder unter www.schullandheimwerk.de. BLLV Verstimmt? ... das muss nicht sein! BLLV-Perspektivteam führt Stimmbildung durch Unter dem Thema „Atmung, Stimme und Sprache“ trafen sich am 5./6.10.2007 wieder 19 Mitglieder des Perspektivteams unter der Leitung des stellvertretenden Bezirksvorsitzenden Rainer S. Kirschner in Passau. „Stimme und Stimmung haben viel gemeinsam“, so der Einstieg des Referenten Rainer Vicari, Linguist und Logopäde aus Tiefenbach. In einem kurzweiligen und anschaulichen Vortrag brachte uns Herr Vicari am Freitag die theoretischen Grundlagen über unsere Stimmorgane und deren Funktionen, über Atmung, Phonation, Tonus und Intention näher. Gerade diese Faktoren beeinflussen neben der Persönlichkeit als Hauptmerkmal unsere Stimme. Neben dem physiologischen Vorgang der Lauterzeugung ist Stimme aber noch viel mehr der Spiegel unserer Persönlichkeit und Befindlichkeit in verschiedenen Sprechsituationen. Selbst Sokrates meinte einst: „Sprich, dass ich dich sehe!“ In einem Sprechberuf wie dem des Lehrers ist es wichtig zu wissen, dass man nur dann authentisch sein kann, wenn man akzeptiert, dass seine Stimme nicht immer in gewünschter Weise gehorcht. Mimik, Körperhaltung und Ton müssen zusammenpassen. Jeder kennt die Situation, dass die Stimme flattert und zittrig wirkt, wenn man mit einer außerordentlichen Sprechsituation konfrontiert wird. „Wie kann ich in so einer Situation meine Stimme in den Griff bekommen?“ lautet eine der am häufigsten gestellten Fragen an den Logopäden. „Gar nicht!“, war seine Antwort. „Akzeptieren Sie Ihre Persönlichkeit und Ihre Nervosität oder arbeiten Sie an der Einstellung zu dieser Situation“. Dann verändern sich auch beeinflussbare Faktoren wie z.B. die Atmung und die Muskel(ver)spannung. Wichtig war dem Referenten, dem Seminar zu verdeutlichen, dass neben den individuell veränderbaren und unveränderbaren Faktoren (Körperbau, Alter, Geschlecht, Lunge, Kehlkopf) vielfältige andere Einflüsse auf die Stimme wirken: Stimmvorbilder und Stimmideale der Gesellschaft beeinflussen ebenso wie Rauchen, die Akustik im Klassenzimmer, Alkohol, Hitze, Kälte, Lehrer-SchülerInteraktion, u.ä. die Stimme des Lehrers. Optimal wäre die eigene mittlere Sprechstimmlage zu finden, von der aus je nach Situation die Stimme nach unten und oben abweichen kann und muss. Wesentliches Ziel dabei ist jedoch, immer wieder auf diese für die Person anstrengungsfreieste mittlere Sprechstimmlage zurückkehren zu können. Die besondere Gefahr im Lehrerberuf sei ständig von dieser nach oben abzuweichen und dort langfristig zu verweilen, wodurch der Stimmapparat permanent gereizt wird und die Stimme erheblichen Schaden erleiden kann. „Versuchen sie einen Tag lang, ihrer Stimme mehr Aufmerksamkeit zu schenken!“, so die Einführung in den 2. Seminartag durch Herrn Vicari. Mithilfe eines Selbstbeobachtungsbogens zu den Bereichen Sprechen, Lebensstil, Erkältungen, Äußeren Begebenheiten und Lehreralltag sollten die Seminarteilnehmer das Risiko bereits bestehender Stimmauffälligkeiten selbst herausfiltern. stellten sich die teilnehmenden LehrerInnen der Praxis. Die dabei durchgeführten Übungen könnten auf Unbeteiligte äußerst suspekt und befremdend wirken. Die Seminaristen aber brachten sich mit dem nötigen Ernst und darüber hinaus auch mit entspannendem Humor ein. Für die außergewöhnlich stimmungsvollen, witzigen, sehr anschaulichen und praktisch hilfreichen Fortbildungsstunden in lockerer Atmosphäre möchten wir uns recht herzlich bei Herrn Vicari bedanken. Erwähnen wollen wir an dieser Stelle auch die sehr gute Organisation und Vorbereitung des Perspektivteams durch unseren stellvertretenden Bezirksvorsitzenden Rainer S. Kirschner. Wir freuen uns alle schon wieder auf das nächste Mal. Vielleicht bist Du dann auch dabei? Karin Ammerer und Christoph Sosnowski Aufmerksame Zuhörer des Perspektivteams beim theoretischen Teil des Seminars Was kann ich als Lehrer für meine Stimme tun? Zunächst kann der Bereich der Stimmhygiene eventuellen Stimmproblemen entgegenwirken: Es ist für die Stimmlippen schonender zu husten als sich zu räuspern. Die Schleimhaut unseres Sprechapparats darf nicht austrocknen. Trinken sie mind. 2 Liter Wasser täglich und/oder lutschen sie sanfte Bonbons. Vermeiden sie Flüstern und Schreien, beides beansprucht die Stimmbänder in besonderem Maße. Gönnen sie ihrer Stimme Ruhe. Gähnen sie ausgiebig und stimmhaft. Rauchen und Alkohol schaden übrigens (Ach was!). Praktische Übungen zur Atmung, zur Phonation, zum Tonus und zur Artikulation beherrschten den weiteren Verlauf des Seminars. Mit Decken und ABS-Socken ausgerüstet bei den praktischen Übungen waren auch alle mit vollem Einsatz dabei Rainer Vicari, Linguist und Logopäde, nicht nur am Kehlkopfmodell ein hervorragender Referent Niederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 13 Familienpolitik Fakten statt Ideologie Familienpolitik der Bundesregierung schadet Kindern Krippen- und Tagesstättenkinder sind aggressiver als Kinder, die zuhause, also individuell, betreut werden. Dies haben amerikanische Wissenschaftler herausgefunden. Dieses Ergebnis könnte für die Politik eine Orientierungsmarke sein. Aber der Ministerin von der Leyen geht es nicht um das Kindeswohl, sondern um das Wohl der Wirtschaft, die an billigen Arbeitskräften interessiert ist. Solche Studien sind daher störend. Ignoriert werden auch Umfragen, nach denen die Mehrheit der Bevölkerung die Erziehung durch die Eltern am besten hält. Über zwei Drittel der Frauen würden ihr Kind in den ersten drei Jahren selber und zuhause erziehen, wenn man ihnen das Geld gäbe, dass ein Krippenplatz kostet. Dies wäre auch für den Staat in mehrfacher Hinsicht positiv. Würde man dieses Geld als Erziehungslohn auszahlen, würde in Form von Lohnsteuern und Sozialabgaben auch wieder Geld an den Staat zurückfließen. Die betroffenen Männer und Frauen könnten eine eigene Erwerbsbiografie aufbauen. Leider geht es den meisten Politikern in der CDU, SPD, FDP und bei den Grünen um Ideologie und nicht um Sachlichkeit. Nur bei CSU, ödp und Linken wie Christa Müller und Oskar Lafontaine ist das Kindeswohl und die Familie höher angesiedelt als ideologische Ziele. „Meine Familie macht mich glücklich“: Christa Müller kritisiert im Spiegel-Streitgespräch Ursula von der Leyen Während „Familienministerin“ von der Leyen mit ihrer „Krippenoffensive“ die Betreuungsplätze von Kleinkindern auf 500.000 verdreifachen will und dafür Milliarden einsetzt, betreut Christa Müller, die Frau von Oskar Lafontaine, ihren Sohn als Familienfrau zuhause und plädiert dafür, dass die Politik auch dieses Modell besser unterstützen müsse. Einer ihrer Kernaussagen lautet: 14 „Früher war ich auch davon überzeugt, dass man als Mutter natürlich weiter erwerbstätig sein sollte. Aber unser Sohn Carl-Maurice, der 1997 zur Welt kam, brauchte meine Anwesenheit mehr, als ich vorher gedacht hatte. Heute ist mir das Glück meiner Familie einfach wichtiger als ein Job. Meine Familie macht mich glücklich.“ Untersuchungen hätten gezeigt, dass sich Kinder in der Familie am besten aufgehoben fühlten. Dagegen baue die Krippenoffensive, so Müller, letztlich die Wahlfreiheit der Eltern ab und zwinge Mütter zur Erwerbstätigkeit, die dies gar nicht möchten. Besser wäre ein Erziehungsgehalt für alle, welches die Linke zusammen mit christlichen Familienverbänden fordere. Müller konterte der Familienministerin mit dem Argument, dass Familien gegenüber Kinderlosen extrem benachteiligt seien. Dieser Rückstand könne nur durch ein Erziehungsgehalt teilweise wettgemacht werden. Der Staat zeige damit auch, dass Erziehung eine Arbeit sei, die wie eine andere zu honorieren sei. Heute gelte nur die familienexterne Betreuungsarbeit durch Fachleute als bezahlungswürdig. Gerade diese Geringschätzung der Familienarbeit sei rückständig. Christa Müller stellte fest, dass die Intelligenz- und Bindungsforschung zeige, dass „für die intellektuelle Entwicklung des Kindes die Bindung an eine feste Bezugsperson ganz entscheidend ist. Das ist normalerweise die Mutter, aber nicht wechselndes Personal in Kinderkrippen.“ Quelle: Der Spiegel Diskussion über Kindererziehung zu einseitig Bayerns Familienministerin Christa Stewens kritisiert die öffentliche Diskussion um die Möglichkeiten der Kindererziehung als zu einseitig auf erwerbstätige Eltern fokussiert. Man müsse unter- Niederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 schiedliche Lebensentwürfe anerkennen, die Wahlfreiheit sichern und Gerechtigkeitslücken vermeiden. Egal ob Eltern ihre Kinder selber erziehen oder ergänzend eine Fremdbetreuung in Anspruch nehmen, beide Varianten verdienen gleichermaßen Anerkennung, sagte Stewens nachdrücklich. „Beide Lebensentwürfe stehen gleichwertig nebeneinander und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.“ Daher sei ein Verständnis von Wahlfreiheit notwendig, bei dem die Entscheidung der Eltern im Mittelpunkt stehe. Stewens erläuterte weiter, dass sich die meisten Eltern in den ersten Lebensjahren ihres Kindes immer noch dafür entscheiden, eine Erwerbstätigkeit zu unterbrechen. Die derzeitige Debatte mit der einseitigen Fokussierung auf erwerbstätige Eltern verzerre das Bild daher, bemängelte die Ministerin. Aufgabe der Politik sei es, entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, um Eltern beide Wege zu ermöglichen. Der Freistaat setze bereits mit dem Landeserziehungsgeld und dem Ausbau der Kleinkinderbetreuung auf eine ‚sowohl als auch Lösung’ und berücksichtigt so beide Lebensmodelle. Quelle: http://www.csu.de/home/Display/Politik/Themen/Frauenpolitik/07041 1_stewens ödp-Vorschlag an Sprachwissenschaftler: „Herdprämie“ soll Unwort des Jahres 2007 werden „Im herkömmlichen Sprachgebrauch ist der Begriff ‚Prämie’ positiv besetzt und etwas auf das sich Menschen freuen, weil sie eine Anerkennung für eine Leistung bekommen, die häufig in einer zusätzlichen Geldsumme oder Sachleistung besteht. Im Fall des Wortes ‚Herd- Familienpolitik/Musik prämie’ für ein geplantes Betreuungsgeld wird nun aber versucht, die hauptsächlich von Frauen zuhause erbrachten hauswirtschaftlichen und erzieherischen Leistungen, die für die Gesellschaft von hohem Nutzen sind, verächtlich zu machen“, begründet Bendl ihren Vorschlag an Prof. Dr. Schlosser von der Universität Frankfurt. Mit dieser „unsachlichen Polemik“ werde ein Wort als Waffe benutzt, um dem Standpunkt, „häusliche Kindererziehung ist politisch nicht mehr korrekt und muss verhindert werden“ mehr Gehör zu verschaffen. Deshalb sei die öffentliche Benennung als „Unwort“ gerechtfertigt. Seit 1991 sind alle Bürgerinnen und Bürger aufgefordert, sprachliche Missgriffe zu nennen, die im jewei- ligen Jahr besonders negativ aufgefallen sind und diese als „Unwort des Jahres“ vorzuschlagen. (www.unwortdesjahres.org) Quelle: http://www.oedpbayern.de/presse/pm915.html Wege zum Wiederaufbau des Singens an unseren Schulen Seit Jahrzehnten befindet sich der Musikunterricht an unseren Grundschulen in einem desolaten Zustand und das Singen ist weitgehend verstummt. Diese Feststellung beruht auf jahrzehntelangen ständigen Kontakten meinerseits mit Kindern, Eltern, Lehrern, Rektoren und Verbänden. Bedauerlicherweise werden diese Tatsachen von den Behörden nicht zugegeben, da sie damit Planungsfehler einräumen und zudem aktiv werden müssten. Das System der Musikvermittlung ist sehr komplex. Um es wieder funktionsfähig zu machen, wird man sorgfältig analysieren müssen. Analysen sind aber nur die Vorstufe zu einer Systemverbesserung. Weit wichtiger sind dann die Planungen und Aktivitäten für den Wiederaufbau des Sing- und Musikunterrichts. Bei zahlreichen Versuchen, politische Prozesse in Gang zu bringen, habe ich die Erfahrung gemacht, dass nur öffentlicher Druck die Volksvertreter aktiv werden lässt. Deshalb habe ich mich entschlossen, die Schwachstellen in der Musikausbildung aufzuzeigen und Vorschläge zu unterbreiten, was die Bürger zur Verbesserung tun können. cherweise plädierte bisher jeder deutsche Bundespräsident für das Singen in den Schulen und zahlreiche Künstler und Wissenschaftler wie Anne Sophie Mutter, Kammersänger Bernd Weikl oder Prof. Bastian stimmen in diesen Kanon ein. Bedauerlicherweise ist heute das Singen gegenüber dem Instrumentalspiel ins Hintertreffen geraten. So positiv das Instrumentalspiel eingestuft werden muss, so bleibt doch zu bedenken, dass für Kinder, die kein Instrument spielen, das Singen der einzige Zugang zur Musik wäre. Wieder anders muss die Situation an den Schulen betrachtet werden: In der Klasse ist ein effektiver Instrumentalunterricht gar nicht durchführbar und wenn nicht gesungen wird, bleibt die Musik der bildungsaffinen Gesellschaftsschicht allein vorbehalten. Deshalb besteht, auf dem Gebiet Musik, eine Zweiklassengesellschaft: a) bildungsbeflissene Eltern leisten sich Musikschulen oder teuren Privatunterricht, b) die Kinder bildungsindifferenter Eltern bekommen zur Musik keinen Zugang. Somit hätte das Singen in der Klasse den Nebeneffekt, soziale Unterschiede abzubauen. Fehlendes Training Priorität des Singens Zitat von Leonhard Bernstein: „Die menschliche Stimme ist das größte Instrument überhaupt“ (aus Bernstein: „Auch du verstehst Musik“). Erfreuli- An den Universitäten wird die Balance zwischen Erkenntnissen und Fertigkeiten nicht richtig gesehen. Konkret ausgedrückt: Wenn ein Student die Gesangstechnik oder Klaviertechnik kognitiv „versteht“, ist er keinesfalls in der Lage, das „Verstandene“ auch auszuführen. Weiter besteht ein wesentlicher Unterschied in der „Konservierung“: Wenn man ein kognitives Problem verstanden hat, kann man die Lösung lange Zeit oder sogar für immer parat haben. Ganz anders bei praktischen „Techniken“: Ein Pianist, Sänger oder Lehrer muss sein Instrument – Klavier bzw. Stimme – ständig trainieren, sonst schwinden die Reflexe und die Kondition. Diese Binsenweisheit wird an den Lehrstühlen für Musikpädagogik ignoriert. Es gibt da gewissermaßen Crashkurse in Klavierbegleitung, Chorleitung oder Singen und dann zum Teil jahrelange Pausen bis zum Ende des Studiums. Hinzu kommen dann noch die viel zu langen Semesterferien, in denen auch nicht geübt wird. Die Zeche bezahlt dann der Lehrer, wenn er vor der Klasse steht. Wie war das noch zu Opas Zeiten? Für jeden Studenten waren Chorsingen, Klavier und vieles mehr während der ganzen Ausbildung Pflicht. Aufgaben für die Musikpädagogik Heute präsentieren sich dem Lehrer drei große Aufgabenfelder: Das leidige Thema „Brummer“: Heute singen mehr als 50 % der Kinder falsch. Früher waren es um die 5 %. Das enorme Potential der Kinderstimme: Die Kinderstimme besitzt einen Niederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 15 Musik/Niederbayern aktuell Tonumfang von drei Oktaven (g bis g3). Dieser Umfang ist zwar nicht spontan verfügbar, kann aber vom Pädagogen abgerufen und auch trainiert werden. Andererseits glauben selbsternannte Fachleute feststellen zu können: Die heutigen Kinderstimmen besitzen keine Höhe mehr: Ein pädagogischer Notstand bei Kindern und Pädagogen! Eine wohl unverzichtbare Hilfe: Begleitung des Singens auf einem Akkordinstrument. Begleitung benötigt man vor allem für die Stimmübungen. Damit sind die drei wichtigsten Arbeitsfelder für das Singen umrissen: (1) Gehörschulung, (2) Stimmbildung, (3) Begleitung mit einem „Akkord-Instrument“ (Klavier). Forderungen an die Universitäten Ausgangspunkt für jede Art von Pädagogik muss das Geschehen im Unterricht sein. Dieses Geschehen kennen nur die Lehrer selbst und nicht berufsfremde „Theoretiker“. Deshalb müssen Lehrer von erfahrenen Lehrern ausgebildet werden (Seminarlehrer, Rektoren). Die Professorenstellen müssen mit den fähigsten Lehren besetzt werden und nach dieser Vorgabe sind auch die Anforderungsprofile bei Stellenausschreibungen zu erstellen. Diese Forderung wurde auch vom Bayerischen Landtag gestellt (Drucksache 14/6115 vom 14. März 2001) Engagement der Bürger Was können Sie, verehrte Leser, Lehrer und Eltern, tun? Ich will Ihnen die nächsten Schritte des Verbandes MUSIK-IN-NOT (im Internet: www.musik-in-not.de) vorstellen: Nachdem die Appelle unseres Verbandes an die Ministerien, die Regierung und den Landtag ergebnislos geblieben sind, werden wir unsere Sorgen und Vorstellungen – zusammen mit anderen Verbänden – den Universitäten vortragen. Es wäre wünschenswert, wenn sich uns da unterstützen würden. Erfolgversprechend sind vor allem auch die Medien: Schreiben Sie Leserbriefe oder appellieren Sie an die staatlichen Fernsehanstalten! Franz Brandl Weitere Infos: www.musik-in-not.de Schuljahresbeginn 2007/2008: Schüler, Schulanfänger, Klassenstärken an den niederbayerischen Grund-, Haupt- und Volksschulen 77.419 Schülerinnen und Schüler werden am Dienstag, 11. September, dem ersten Schultag im Schuljahr 2007/2008, in die niederbayerischen Grund-, Haupt- und Volksschulen strömen, davon 11.838 Schulanfänger zum ersten Mal. Die Gesamtzahl der Volksschüler nimmt auch in diesem Jahr ab. Gegenüber dem Vorjahr verzeichnet die Regierung von Niederbayern einen Rückgang um rund 2.800 Schüler (3,5 Prozent). Damit setzt sich die seit den 70er Jahren insgesamt stark sinkende Tendenz nun bereits seit bald zehn Jahren weiter fort. Der langfristige Trend war nur in den 90er Jahren durch ein leichtes Wiederansteigen für einige Jahre unterbrochen worden. Zum Vergleich: Im Vorjahr besuchten rd. 80.000 Schülerinnen und Schüler die niederbayerischen Volksschulen, vor zehn Jahren rd. 92.000, vor 30 Jahren noch rd. 124.000. Von den 77.419 Volksschülern besuchen 49.547 die Grundschule (Vorjahr 50.995) und 27.872 die Hauptschule (Vorjahr 29.257). Der Minderung im Grundschulbereich von 2,8 Prozent steht also ein 16 erheblich stärkeres Sinken im Hauptschulbereich gegenüber, nämlich um 4,7 Prozent (im Vorjahr um 5,9 Prozent). Allerdings liegt auch in der Grundschule die Minderung von 2,8 Prozent immerhin über der des Vorjahres (0,6 Prozent). Der Schülerrückgang insgesamt ist regional unterschiedlich verteilt: Am stärksten betroffen sind der Landkreis Freyung-Grafenau mit 5,2 Prozent weniger Schülern als im vergangenen Schuljahr, die Stadt Straubing (Rückgang um 4,8 Prozent), der Landkreis Dingolfing-Landau (4,6 Prozent) und der Landkreis Rottal-Inn (4 Prozent). Nur geringe Veränderungen gibt es im Landkreis Kelheim (Rückgang um 1,3 Prozent) und in der Stadt Landshut (1,6 Prozent), während in der Stadt Passau kein Schülerrückgang zu verzeichnen ist. Die Zahl der Schulanfänger nimmt mit 11.838 gegenüber dem Vorjahr um 623 Kinder ab. Obwohl der Einschulungszeitraum um den Monat September war, liegt der Rückgang der Schulanfänger bei fünf Prozent. Auch hier bestehen beachtliche regionale Unterschiede: In der Stadt Straubing gibt es fast 14 Niederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 Prozent weniger Schulanfänger als im letzten Schuljahr, im Landkreis Dingolfing-Landau knapp 12 Prozent und im Landkreis Landshut rund 10 Prozent. Den geringsten Rückgang bei den Schulanfängern verzeichnet mit 1,3 Prozent die Stadt Landshut. Verteilt auf die 335 Volksschulen in Niederbayern werden insgesamt 3.463 Klassen bestehen. Rechnerisch ergibt das bei 77.419 Schülerinnen und Schülern eine durchschnittliche Klassenstärke von 22,36 Schülern pro Klasse (Vorjahr: 22,56). Dieser Durchschnittswert liegt in den Grundschulklassen bei 23,15, in der Hauptschule bei 21,07. Diese Zahlen sind freilich nur als statistische Mittelwerte anzusehen. Geografische und schulorganisatorische Fakten bedingen zwangsläufig örtlich unterschiedliche Klassenstärken. Insgesamt aber wird in diesem Jahr mit der durchschnittlichen Klassenstärke von 22,36 Schülern ein niederbayerischer Rekordwert erreicht. In einer Klasse saßen vor zehn Jahren durchschnittlich 24 Schüler, vor 30 Jahren noch 30. Quelle: Regierung von Niederbayern Niederbayern aktuell Prüfungsbeste Lehrer 2007 zu Besuch beim Regierungspräsidenten Den niederbayerischen Prüfungsbesten der Zweiten Staatsprüfung 2007 für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen bzw. als Fach- und Förderlehrer gratulierte Regierungspräsident Heinz Grunwald zu ihrem hervorragenden Abschneiden „mit Auszeichnung“. Die qualitätvolle Ausbildung und Arbeit der Lehrerschaft verdiene gerade in diesen Zeiten eine verstärkte Akzeptanz und Würdigung in der Öffentlichkeit, zumal insbesondere auf die Hauptschullehrkräfte aufgrund der anlaufenden Hauptschulinitiative der Staatsregierung neue Herausforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten zukommen würden. Zusammen mit dem Leiter der Abteilung für Schul- und Bildungswesen, Abteilungsdirektor Kurt Neudert, freute er sich über die herausragenden Prüfungs- ergebnisse mit Notendurchschnitten zwischen 1,16 und 1,50. Er betonte die zentrale Bedeutung des Lehrberufs für die Erziehung und Bildung der Jugend, die die frischgebackenen Lehrerinnen nun in der Berufspraxis mit Leben erfüllen sollen. Weder Anordnungen noch bürokratische Regelungen könnten dafür bürgen, dass guter Unterricht tatsächlich erfolgt. Nach allem, was wir über guten Unterricht wissen, so Regierungspräsident Grunwald, spielten die Lehrerpersönlichkeit, die professionelle Kompetenz sowie berufsbezogene Einstellungen und Werthaltungen eine bedeutende Rolle und seien die Voraussetzung für „guten“ Unterricht. Die Prüfungsbesten des Jahrgangs 2007 sind folgenden Einsatzschulen zugeteilt: Platzer Sigrid GS Neustadt, Landkreis Kelheim Dorfner Tanja VS Mamming, Landkreis Dingolfing Sigl Susanne, Michael-Ende-VS Unterschleißheim, München-Land Hohenwarter Elisabeth, VS Ruhstorf, Landkreis Passau Taitsch Margot, VS HohenthannNeufahrn i.NB, Landkreis Landshut Edlbauer Sabine, GS Haarbach, Landkreis Passau Lindner Doris, HS Abt-Bernhard Hilz Hengersberg Quelle: Regierung von Niederbayern Die Prüfungsbesten Niederbayerns beim Regierungspräsidenten. Von links: Abteilungsdirektor Kurt Neudert, Tanja Dorfner, Doris Lindner, Margot Taitsch, Elisabeth Hohenwarter, Sabine Edlbauer, Sigrid Platzer, Susanne Sigl, Regierungspräsident Heinz Grunwald Niederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 17 Kreisverbände KV Wolfstein Im, um und durch das Dreieck gefahren Das Drei-Ländereck zwischen Österreich, der Schweiz und Italien hatte es Josef Übelacker angetan. Er wollte von Nauders mit den Seinen hoch hinaus, aber nur die Harten kamen ohne Blessuren durch. Blutdruck, Kreislauf und Herz hatten Enormes auf der dreitägigen Bildungsfahrt zu leisten. Übelacker ließ sich aber von den Schwächlern nicht beeinflussen und zog sein Programm durch, das überwiegend mit dem Fahren in einem Bus abgewickelt wurde. Die guten alten Bildungsgewohnheiten warf er über Bord und schaute sich vor allem die Kirchen von außen, die Gasthäuser von innen und die Berge vom Bus oder vom Bernina-Express an, der von Pontresina in der Schweiz bis nach Tirano in Italien fährt und dabei die Höhendifferenz ohne Zahnradantrieb bewältigt. Alle bewunderten die Bergwelt, insbesondere den 8 km langen und 1 km breiten Morteratsch-Gletscher. Josefs Interesse galt mehr der weiblichen Zugbegleiterin und ehe er sich versah, hatten er und sein Schäkerkumpan, der Kreisvorsitzende Karl Wiesmeier, den Sitzplatz an amerikanische Fahrgäste verloren. Die beiden machten gut Miene zum hinterkünftigen Spiel und konzentrierten sich umgehend wieder mehr auf die geographischen Naturschönheiten, da das Alter beim Turteln doch ein Handicap darstellt. In den Vordergrund drängten sich nun mehr der Ofen- und Reschenpass sowie der Ortler. Der Abend kam und Josef hatte nach dem Abendessen noch Lust auf einen Berg mit einer Almhütte. Die Vernünftigen klinkten sich aus. Die Unbelehrbaren rasten mehr oder weniger nach neun Uhr abends auf den Berg und genossen nicht nur den Blick auf Nauders, sondern auch die Hüttenatmosphäre. Gegen 11 Uhr war wieder Aufbruchstimmung, doch die Dunkelheit machte zu schaffen. Josef ging in guter LumpenSammler-Manier als letzter auf den Heimweg. Es erfreute ihn, dass ein voreiliger Busen ihn bei der ersten Kurve touchierte. Dieser Vorgang umwölkte aber seine Sinne und brachte ihn in eine prekäre Situation. Er war nicht mehr Herr über sein Gleichgewichtsorgan und ratterte über die Böschung hinunter. Schimpfend und lendenlahm suchte er wieder Anschluss zu finden und fand dann die Idee, bei Dunkelheit in den Bergen herumzulaufen als ein besonderes Highlight, aber wenig ausbaufähig. Am nächsten Tag sorgten die dienstbaren Geister vom Zimmer-Service kurz vor der Abfahrt für einen Moment der Heiterkeit und des Schmunzelns, als die Fenster aufgingen, diverse Kleidungstücke auf den Vorplatz des Hotels flogen und die Besitzer sich unter dem Hallo der Reisegruppe wieder das aneigneten, was für einen Moment herrenloses Gut war. Nach diesem amüsanten Vorfall ging es dann durch den Vintschgau nach Meran, durch eine Gegend, bei der sich der Kreisvorsitzende Wiesmeier als SüdtirolKenner entpuppte. Eine als Schmankerl gedachte Weinprobe in Kaltern erwies sich als ein „Problem-Kind“. Ein missmutiger Kellermeister schenkte in homöopathischen Dosen ein und ein mickriges Schüttelbrot sollte den Hunger stillen. Auf der Heimreise standen dann die Dank- und Lobesworte in Gedicht- und Gesangsform im Mittelpunkt. Bei der Betreuung der Frauen ist nun der Zeitpunkt gekommen, dass Josef erste Überforderungstendenzen aufzeigt. Als alter Reise-Haudegen gelobte er aber Besserung und versprach den Damen im nächsten Jahr wieder in Topform Georg Kölbl aufzulaufen. Josef Übelacker (links) suchte lange, bis er in Meran eine für ihn altersgemäße Treppe fand, um sich dann mit dem Kreisvorsitzenden Karl Wiesmeier (3.v.l.) in der 1.Reihe zu positionieren. 18 Niederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 Kreisverbände KV Mainburg Lehrer von der Allianz-Arena begeistert Modernes Fußballstadion im Norden von München - Eröffnung des „Schlauchbootes“ am 30. Mai 2005 Sechs Spiele bei der WM 2006 ausgetragen Eine 21-köpfige Reisegruppe machte sich einen Tag vor dem „Tag der Deutschen Einheit“ auf zur Besichtigung Allianz-Arena. Nach der Vorführung eines Kurzfilms über die Baugeschichte des Fußballstadions gewährte Gruppenführer Benjamin Sentef den Besuchern aus der Hallertau in einem 90-minütigen Rundgang einen interessanten Blick „hinter die Kulissen“, zum Beispiel Spielerkabinen, Spielertunnel, Presseclub, Sponsoren Lounge, Oberrang, Markenwelt und Außenbereich. Gruppenführer Sentef informierte die Besucher zunächst über eine Reihe von Basisdaten: Baubeginn am 21. Oktober 2002, Bauzeit 30 Monate, Eröffnung am 30. Mai 2005, geschätzte Baukosten 356 Millionen Euro, überbaute Fläche 37 600 Quadratmeter, Länge 258 Meter, Breite 227 Meter, Höhe 51 Meter, Spielfeld 68 Meter mal 105 Meter, Gesamtkapazität 69 901, Sitzplätze 66 000, Stehplätze 13 769, Businessplätze 2 152, Logenplätze 1 374, Rollstuhlplätze 165, Parkplätze 11 500, Busparkplätze 350, Ticketschalter 54, Kinderbetreuungen 2, Kioske 28, Restaurant à la carte 1 und Fantreffs 2. Das komplette Stadion wird von einer eigens errichteten Mobilfunkanlage versorgt. Sie besteht aus einem BTSHotel, in dem sich alle notwendigen Basisstationen der Netzbetreiber und ein optisches Verteilsystem aus Relaisstationen und Glasfasern befinden. Die Anlage ermöglicht den Besuchern auf GSM 900/1800 und UMTS das Telefonieren. Aufgrund ihrer Form wird die Allanz-Arena oft auch allgemein „Schlauchboot“ oder „Autoreifen“ genannt. Alle Plätze sind zwar überdacht, aber aufgrund eines Windsoges kann es passieren, dass Regen auf Teile der Ränge fällt. In der Winterpause 2005/2006 wurden zur weiteren Steigerung des Komforts die Eingänge der Hauptverteilerebene mit Toren versehen, die bei Spielen herunter gefahren werden. Dadurch bläst der Wind während der Spiele nicht mehr so stark über die Zuschauerränge. Bei hoch gefahrenen Toren wird der Rasen besser belüftet. Das Dach und die Fassade wurden aus 2 760 Folienkissen hergestellt, die ständig mit getrockneter Luft aufgeblasen werden und einen Überdruck von 3,5 hPa aufweisen. Die Folie ist nur 0,2 Millimeter dick. Die Beleuchtung der Kissen kann für jedes Kissen getrennt wahlweise in weiß, blau oder rot und in mehreren Helligkeitsstufen erfolgen. Es ist vorgesehen, das Stadion jeweils in den Farben der spielenden Heimmannschaft zu beleuchten, wobei weiß bei Länderspielen verwendet werden soll. Bei Beleuchtungskosten von nur ca. 50 Euro pro Stunde wird eine so große Leuchtkraft erzeugt, dass die AllianzArena in klaren Nächten auch noch von österreichischen Berggipfeln, das heißt aus einer Entfernung von über 75 Kilometern, deutlich sichtbar ist. Unter dem Dach sind Rollos angebracht, die während des Spielbetriebes zum Schutz vor Sonnenlicht geschlossen werden können. Südlich der Arena schließt sich ein 543 Meter langer und 136 Meter breiter Park an, der mit stromlinienförmigen Wegen angelegt ist. Sie dienen dazu, die Besucher vom U-Bahnhof Fröttmaning zum Stadion zu führen. Gleichzeitig sollen dabei die Besucherströme entzerrt und gezielt gelenkt werden. Diese Esplanade beginnt ebenerdig auf Höhe der nördlichen Fußgängerbrücke zur U-BahnHaltestelle, führt über das Parkhaus und schließt an den Stadionumgang in acht Meter Höhe an (Ebene 2). Nach Zuschauerprotesten wurden zur Vermeidung von Zugluft in der Winterpause der Saison 2005/2006 verschließbare Tore zur Verteilerebene eingebaut. Die Ultras und andere Fangruppierungen protestierten bei einigen Heimspielen gegen die Bestuhlung und andere fanunfreundliche Beschränkungen der Allianz-Arena, unter anderem gegen das Niederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 19 Kreisverbände Verbot von Megaphonen und Blockfahnen sowie die Beschränkung der Fahnenstocklänge auf einen Meter. Diese Proteste hatten schließlich Erfolg. Der FC Bayern München erkannte, dass die Stimmung in der Allianz-Arena doch weit unter den Erwartungen geblieben war. Deshalb entschied er sich auf Drängen der Fanvertreter dazu, die Blöcke 112 und 113 zur Saison 2006/2007 in reine Stehplatzblöcke umzuwandeln. Lediglich bei internationalen Spielen werden die an Traversen angebrachten Sitze gemäß UEFA- und FIFA-Auflagen eingebaut. Auch bei Heimspielen des TSV 1860 München, dessen Fankurve im Norden liegt, wird dies getan. Mit diesem Schritt erhoffen sich der Verein und die Fanszene des FC Bayern eine Verbesserung der Stimmung in der Allianz-Arena. Ebenso verbot sich die Münchner Polizei die Farbwechsel des Stadions. Es fiel auf, dass auf Grund der stetigen spektakulären Wechsel der Stadionfarbe täglich durchschnittlich zehn Unfälle mehr passierten. So ist es am Abend nur noch erlaubt, jede halbe Stunde das Stadion in eine Farbe zu tauchen. Dieses Fußballstadion wurde am 3. Mai 2005 mit einem Freundschaftsspiel zwischen dem TSV 1860 München und dem 1. FC Nürnberg eröffnet. Am nächsten Tag spielte der deutsche Rekordmeister Bayern München gegen die deutsche Nationalmannschaft. Beide Spiele waren bereits seit Anfang März 2005 mit 66 000 Zuschauern ausverkauft. Das erste offizielle Tor erzielte Patrick Milchraum für den TSV 1860. Das Stadion war Spielort bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Während der WM wurde das Stadion ohne Sponsorennamen genannt und hieß „FIFA WM-Stadion München“. Eigens zur Fußball-WM wurde deshalb auch der Schriftzug „Allianz-Arena“ vom Stadion abmontiert und zierte während der WM das „Haus der Kunst“ in München. Die Kosten für Abmontage und Transport beliefen sich auf ca. 150 000 Euro. Ein Highlight am Ende der interessanten Führung war zur freudigen Überraschung der Teilnehmer eine improvisierte „Pressekonferenz“, die in Form einer launigen Gesprächsrunde im Pressezentrum stattfand. Unter der Moderation des Stadionführers schlüpften Lehrer Anton Liegert in die Rolle Ottmar Hitzfelds, des Trainers des FC Bayern München, und Lehrer Heinz Geipel in die Rolle Hans Mayers, des Trainers des 1. FC Nürnberg. Die beiden Fußballfans verstanden es, ihre Position wortgewandt und überzeugend darzustellen. Rudolf Katzl „Ein Glücksrezept für Hugo“ „Ein Glücksrezept für Hugo“ heißt das zum Schulanfang 2007 neu erschienene Kinderbuch der Autorin und Illustratorin Caroline Burger. Es ist das vierte Buch einer Serie. Das kleine Kaninchen Hugo ist krank und sitzt schon lange traurig in seiner Höhle. Eines Nachts bekommt Hugo Besuch von der roten Glühwürmchenkönigin Gloria. Diese schenkt ihm ein Rezept mit einigen „Glücksregeln“. Hugo hält sich fortan daran: Er frisst viel gesundes Gemüse, bewegt sich an der frischen Luft und besucht endlich wieder die Sonne und seine besten Freunde. Als er bei einem Spaziergang auch noch ein vierblättriges Kleeblatt findet und eine richtige Sternschnuppe am Himmel erscheint, ist sein Glück perfekt. Das Buch in neuer „Druckschrift Bayern“ eignet sich sehr gut als Erstlese- 20 buch für Grundschüler. Jede liebevoll gestaltete Textseite ist durch eine ganzseitige, farbige Illustration nachempfunden. Die kindgerechten Bilder regen die Phantasie der kleinen Leser an und können als Vorlagen in den Kunstunterricht mit einfließen. Buchbestellung und Kontakt: www.caroline-burger.de Mail: [email protected] Fon: 09932-3692 Fax: 09932-908863 „Ein Glücksrezept für Hugo“ Auch dieses Kinderbuch von Caroline Burger wurde wegen der ansprechenden, künstlerischen Aufmachung von der Ernst-Pietsch-Stiftung gefördert. Der abwaschbare Karton und die stabile Ringbindung erleichtern das Blättern und erweisen sich bei Präsentationen als ideal. Caroline Burger besucht seit Jahren Grundschulen. Spielerisch bereitet sie bei einer Lesung die Grundschüler auf das Thema vor. Für die richtige Lösung eines Preisrätsels können die kleinen Zuhörer farbige Illustrationen aus dem Buch gewinnen. Niederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 30 Seiten, Preis: 9,20 Euro Die Zusendung erfolgt portofrei. Schule damals Die Entwicklung des niederen Bildungswesens in Landshut bis zur Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Bayern 1802 Mit der Ausgabe des Verhandlungsbandes des Historischen Vereins für Niederbayern, Nummer 131, Landshut 2005, liegt erstmalig eine Dokumentation über das niedere Bildungswesen der Stadt Landshut von der Stadtgründung bis zur Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Bayern 1802 vor. Diese geschichtliche Darstellung über die Entwicklung des niederen Bildungswesens in der Stadt Landshut schildert die Vielfalt und die Problematik der schulischen Anfänge in der Stadt Landshut und schließt mit der Einführung der allgemeinen Bayerischen Schulpflicht 1802 ab. Der Verhandlungsband kann im Rahmen unterschiedlicher Anlässe überreicht werden und ist über die Geschäftsstelle des Historischen Vereins für Niederbayern im Stadtarchiv Landshut zu beziehen. Geschichtliche Zusammenfassung über die Entwicklung des niederen Bildungswesens Während die Schulmeister an den Pfarrund Lateinschulen von St. Martin und St. Jobst schon frühzeitig nachzuweisen sind, schweigen sich die Quellen über die Teutschen Schulmeister für das gemeine Volk noch aus. Das Bildungsangebot der Pfarrschulen konnte auf Dauer dem Bildungsbedürfnis der Bevölkerung nicht entsprechen. Das aufkommende Bürgertum, die Tätigkeiten der Stadtverwaltung, in der Rechtssprechung, im Handwerk und anderen Unternehmen erforderten eine für den Bürger nützlichere Bildung. Die Folge dessen war, dass zweifelhafte Subjekte, die oftmals selbst des Lesens, des Schreibens und Rechnens unkundig waren, als Privatunternehmer unter abenteuerlichen Umständen Winkelschule betrieben und ihr Unwesen im Stadtgebiet ausübten. Erst mit dem Erscheinen des Teutschen Schulmeisters Kristofferus Hueber im Jahre 1477 erschien vorübergehend ein Schulmeister in Landshut, der die Schulkinder mit System unterrichtete, dessen Spuren sich aber vorübergehend wieder im Dunkeln verlieren. Das Unwesen der Winkelschulen blieb für die Stadt ein ständiges Ärgernis und eine Belastung. Erst mit der Befragung und Überprüfung des Wissens der Teutschen Schulmeister durch die Geistlichkeit und durch die erlassene Schulordnung im Jahr 1552 versuchte die Obrigkeit das Unwesen der Winkelschulen einzuengen. Doch Gassenlaufen, Stehlen, Foppen und Ärgern der Stadtbürger, Schuleschwänzen, Raufen und Schwinden der Staatsfurcht versetzten die Obrigkeit in Unruhe. Mit dem 1738 erlassenen Religionspatent glaubte die Regierung ihre Untertanen wieder enger an die Kirche und das niedere Bildungswesen binden zu können. Mit der Vermittlung des rechten Glaubens und den Besuch der Christenlehre für ein Schulkind im Alter von 7-15 Jahren, meinte die kurbayerische Obrigkeit einen gehorchenden und im Glauben fest verwurzelten Untertanen heranbilden zu können. Trotz aller Verbote und erlassenen kurfürstlichen Verordnungen schien die Ehrfurcht vor der Obrigkeit und der Kirche jedoch immer mehr zu schwinden. Das Jugendproblem, mit seinen katastrophalen Auswüchsen konnte der Staat nicht länger dulden. Mit dem harten und konsequenten Durchgreifen des großen bayerischen Reformers, des Grafen Montgelas, und der Einführung der allgemeinen bayerischen Schulpflicht am 23. Dezember 1802 sollte nun die Grundlage für ein Heranwachsen gebildeter Untertanen zum Wohle des Bayerischen Staates gelegt werden. Dr. W. Eggert-Vockerodt Termine Datum Veranstaltung Zeit Ort jeden letzten Mittwoch im Monat KV Landshut: PensionistenStammtisch 15 Uhr Gasthaus zur Insel 12.04.2008 Kindergarten-Grundschultag Landshut Redaktionsschluss „Niederbayerische Schule“ Heft Redaktionsschluss Dezember 03.11.07 Niederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 21 Termin BLLV-„Revival-Osterskifahrt 2008“ nach Val Thorens Fahren auch Sie mit – in das vermutlich schönste Skigebiet Europas: den Skizirkus der Trois Vallées (Les Menuires, Méribel, Courchevel) ! Leistungen: Busfahrt im *****Bus Willkommenstrunk – Kaffee – Kuchen – Weißwürste/Brezen; Termin: Abfahrt: Freitag, 15. März 2008 (nachts); Rückkehr: Samstag, 22. März 2008 (= Karsamstag) Unterbringung: Bettwäsche – 6-Tagesskipass (3 Täler) Location: Val Thorens – Chalet Val 2400 Anmeldung: Günther Neoral, Höhenweg 16, 84030 Ergolding, Tel. 0871/73251 - Fax: 0871/3196871; Email: [email protected] und überweisen Sie 200.- € als Anzahlung pro Person (namentliche Nennung jedes Teilnehmers) auf das Konto HeissReisen, Landshut, Kto.-Nr. 500 208, Sparkasse Landshut, BLZ 743 500 00, Reisenummer 8001 (verantwortlicher Reiseunternehmer im Sinne des Reiseveranstaltungsrechts); Restzahlung nach Erhalt einer Rechnung! Die Fahrt wird durchgeführt bei mindestens 25 Anmeldungen, maximal mit 40 Personen. Bei mehr als 40 Interessenten entscheidet das Datum der Anmeldung! Letzter Anmeldetermin: Mittwoch, 19. Dezember 2007 Ê Preise: Angedacht ist immer eine Belegung mit der Mindestzahl, um den Wohn- und Essbereich nicht als Schlafraum nutzen zu müssen. Eine Maximalauslastung bringt jedoch einen niedrigeren Preis, der pro Person bei unterschiedlicher Belegung angegeben ist. Bedenken Sie eine Reiserücktrittsversicherung! 3 Appartements 4/6 Personen (61 m2): 1 Schlafraum mit 2 Einzelbetten, 1 Schlafraum mit 1 Doppelbett, 1 Wohnraum mit 2 Schlafstellen, 2 Badezimmer, davon 1 mit WC und 1 WC separat 4 Personen: 785.-€ 5 Personen: 725.-€ 6 Personen. 675.-€ 1 Appartement 6/8 Personen (77 m2): 2 Schlafräume mit je 2 Einzelbetten, 1 Schlafraum mit 1 Doppelbett, 1 Wohnraum mit 2 Schlafstellen,1 Badezimmer mit WC, 1 Dusche, 1 WC separat 6 Personen: 730.-€ 7 Personen: 690.-€ 8 Personen: 660.-€ 2 Appartements 6/8 Personen + „cabine“(84 m2): 2 Schlafräume mit je 2 Einzelbetten, 1 Schlafraum mit 1 Doppelbett, 1 Nebenzimmer mit 1 Stockbett, 1 Wohnraum mit 2 Schlafstellen, 1 Badezimmer mit WC, 1 Dusche, 1 WC separat 6 Personen: 765.-€ 7 Personen: 720.-€ 8 Personen: 685.-€ 1 Appartement 10/12 Personen (117 m2): 3 Schlafräume mit je 2 Einzelbetten, 2 Schlafräume mit je 1 Doppelbett, 1 Wohnraum mit 2 Schlafstellen, 1 Badezimmer mit WC, 2 Duschen mit WC, 1 WC separat 10 Personen: 705.-€ 11 Personen: 685.-€ 12 Personen: 665.-€ Die Reise wird bei einem gemütlichen Informationsabend in geselliger Runde vorbesprochen! Für die Osterskifahrt vom 15.03. – 22.03.2008 nach Frankreich, Val Thorens, Reisenummer 8001, melde ich verbindlich ____________ Personen an. Name:________________________________________________ Tel: _________________________ Email: _________________________ Adresse: __________________________________________________________________________________________________________ Appartementbelegung geplant mit: ___________________________________________________________________________________ Die Anzahlung von 200.-€ als Anmeldegebühr pro Person auf das Konto Heiss-Reisen Landshut, Kto.-Nr. 500 208, Sparkasse Landshut, BLZ 743 500 00, Reisenummer 8001 (verantwortlicher Reiseunternehmer im Sinne des Reiseveranstaltungsrechts) habe ich überwiesen. Die Restzahlung erfolgt umgehend nach Erhalt der Abschlussrechnung. __________________________________________________________ Ort, Datum Unterschrift 22 Niederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 Studenten / Buchtipps Die Rolle der Eltern im Schulleben! Am 11. Juli 2007 referierten die Grundschullehrerin Elisabeth Pöschl und die Hauptschullehrerin Ingrid Röhrner über ihre Erfahrungen im Bereich der Elternarbeit. Mit viel Humor und zahlreichen anschaulichen Beispielen gelang es beiden, das Plenum aus Studenten aller Lehramtsrichtungen zu fesseln. In einer gelungenen Verzahnung von Theorie und Praxis wurden die Voraussetzungen für erfolgreiche Elterngespräche aufgezeigt und rhetorische Tipps gegeben. Frau Pöschl zeigte verschiedenste Anlässe des Kontakts zu den Eltern auf. Sie wies darauf hin, dass Gespräche hier nicht nur in Problemsituationen gesucht werden sollten, um den Eltern das Interesse des Lehrers an Person und Leistung ihres Kindes aufzuzeigen. Mit Sicherheit konnte durch die breitge- fächerten Informationen zum Themengebiet „Elternarbeit“ die bei dieser Veranstaltung in der Universität Passau dargeboten wurden, alle Teilnehmer Tipps und Anregungen für die eigene Elternarbeit mitnehmen. Daniela Hartmann Buchtipps: Entspanntes Lernen in der Grundschule Die Sammlung „Gute-Laune-Spiele“ bietet Ideen und Aktivitäten, die mit viel Spaß für Ruhe und Entspannung in der Klasse sorgen. Alle Spiele dauern nur wenige Minuten und sind daher schnell im Unterricht einsetzbar. Sie sind in verschiedene Bereiche aufgeteilt und können mit der ganzen Klasse, zu zweit oder auch alleine gespielt werden: „Wie viele Bänke stehen auf dem Pausenhof? Welche Farbe hat das Auto der Direktorin? Das Schul-Quiz stärkt auf unterhaltsame Weise das Gemeinschaftsgefühl der Klasse. Spiele wie die „Mutschaukel“ oder „Ritterwappen“ fordern Mut und Vertrauen in die Mitspieler und helfen, Kinder stark und selbstbewusst zu machen. Für jede Situation findet sich die passende Aktivität, die in kürzester Zeit für eine entspannte Atmosphäre sorgt. Die praktische Spiralbindung mit Schutzumschlag macht Gute-Laune-Spiele zu einem robusten Begleiter für den Schulalltag. Almut Bartl: Spiele für den Unterricht. Gute Laune Spiele. Für entspanntes Lernen in den Grundschulklassen. Preis: 17,95 Euro. Cornelsen Verlag Scriptor. Souverän vor der Klasse Das neu überarbeitete Handbuch „Mit Schülern klar kommen“ aus dem Cornelsen Verlag Scriptor hilft Lehrerinnen und Lehrern bei einem professionellen Umgang mit Unterrichtsstörungen. Das praxisorientierte Buch zeigt, wie entspanntes Lehren und Lernen wieder möglich wird. Ausgehend von veränderten Unterrichtsbedingungen, wird die Rolle des Lehrers neu bestimmt. Der Autor, Dr. Gert Lohmann, greift hierbei u.a. Erkenntnisse der amerikanischen Fachdiskussion auf, in der das Thema „Classroom Management“ schon lange behandelt wird. Gestützt auf theoretische Kennt- nisse und praktische Erfahrungen aus langjähriger Unterrichtspraxis, formuliert Lohmann effektive Handlungsstrategien, um Disziplinprobleme im Unterricht zu bewältigen. Im ersten Teil des Buches werden Pädagogen angeleitet, Reflexionswissen zu erwerben, um so das Geschehen im Klassenraum besser zu verstehen. Checklisten und Fragebögen helfen dabei, Ursachen von Unterrichtsstörungen zu erkennen und eigene Handlungsmöglichkeiten abzuleiten. So können auch die im zweiten Teil des Buches vorgestellten Präventions-, Unterstützungsund Interventionsstrategien vom Leser bewertet und für den eigenen Unterricht modifiziert werden. Zahlreiche Übungen und praktische Anregungen machen aus „Mit Schülern klarkommen“ ein alltagsgerechtes Handbuch, das nicht nur Wissen vermittelt, sondern konsequent dazu anleitet, neue Erkenntnisse in die Tat umzusetzen. Gert Lohmann: Mit Schülern klarkommen. Professioneller Umgang mit Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikten. Preis: 18,95 Euro. Cornelsen Verlag Scriptor, 2007. Niederbayerische Schule Ausgabe 8 Oktober/2007 23 Meditation Unterwerfung? Betende Menschen senken das Haupt, beugen die Knie, werfen sich auf den Boden. Unterwerfung? Ja, vor Gott, damit ich die Kraft bekomme, mich nie vor Menschen beugen zu müssen. (Quelle: unbekannt)