Kritik: Verhaltensökologische Theorien

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Kritik: Verhaltensökologische Theorien
Theorieorientierter Aufbau
• Emotionstheorien
1. Arbeitsdefinition
2. Behavioristische Emotionstheorien
3. Emotionstheorie von William James
4. Kognitiv­physiologische Emotionstheorien:
– Schachter
– Valins
5. Evolutionäre Emotionstheorien:
– Charles Darwin
– Paul Ekman
6. Theorien der Basisemotionen
– William McDougal
– Robert Plutchik
7. Attributionale Emotionstheorien:
– Meinong
– Arnold / Lazarus Charles Darwin (1809­1882)
• Kein guter Schüler, so dass sein Vater
ihn mit 16 an die Univ. Edinburgh zum
Studium der Medizin schickte
• 1831: Angebot, als unbezahlter
Wissenschaftler auf fünfjährige
Forschungsreise zu gehen (Galapagos
Inseln, Tahiti, Chile, Australien, etc)
• 1859: Hauptwerk „On the origin of
species by natural selection“
• Hielt seine Fähigkeiten für „mäßig“,
seine Leistungen führte er auf „Liebe zur
Wissenschaft – unbegrenzter Geduld
[…] einem Gutteil an Erfindungsgabe
und gesundem Menschenverstand“
zurück.
Biologische Evolution
(oder: Wie kam die Giraffe zu Ihrem langen Hals?)
Biologische Evolution
(oder: Wie kam die Giraffe zu Ihrem langen Hals?)
• Die Giraffe muss sich nach dem
Futter strecken, weshalb ihr Hals
etwas länger wird.
• Diese erworbene Eigenschaft wird an
die nächste Generation weitervererbt.
=> alle Giraffen haben lange Hälse.
„Vererbung erworbener
Eigenschaften.“
Lamarck
(1809, Philosophie Zoologique)
• Die Giraffe hat einen längeren oder
einen kürzeren Hals. Es gibt Variation
innerhalb der Giraffenpopulation.
• Diese Eigenschaft (Halslänge) wird an
die nächste Generation weitervererbt.
• Natürliche Selektion bedeutet,
dass Giraffen mit längeren Hälsen
mit größerer Wahrscheinlichkeit
Nachkommen zeugen / überleben
als Giraffen mit kurzen Hälsen.
=> alle Giraffen haben lange Hälse.
„Natürliche Selektion“
Darwin
(1859, Origin of species…)
Biologische Evolution
• Evolution durch die Vererbung erworbener Eigenschaften (Lamarck):
– Im Laufe des Lebens erworbene Eigenschaften werden vererbt
– falsch!
• Evolution aufgrund natürlicher Selektion (Darwin)
– Variation erblicher Merkmale durch
• Mutationen
• genetische Rekombinationen (Sexualität)
– Selektion: Individuen, die aufgrund ihrer genetisch bedingten
Merkmale eine höhere Fitness haben, überleben im Durchschnitt
häufiger.
Bsp: Industrieller Melanismus
• Birkenspanner (Schmetterlinge, normalerweise hell und damit gut getarnt auf hellen Flechten von Bäume).
• Durch Ruß sterben helle Flechten ab… => helle
Schmetterlinge nicht mehr gut getarnt…
• 1848 erstmals ein dunkel gefärbtes Exemplar gefangen (i.d. Nähe Manchesters).
• 50 Jahre später ca. 95% dunkel gefärbte Birkenspanner.
…ab 1960 bessere Umweltgesetze…
Industrieller Melanismus
• … wird sehr gut durch Evolutionstheorie erklärt…
Industrieller Melanismus zeigt, dass Darwin‘sche Fitness durch die jeweilige Umweltsituation
definiert ist:
• Nicht unbedingt „Kampf ums Überleben“, sondern ein relativer Vorteil
der derzeit am besten Angepassten in der Vererbung ihrer
Eigenschaften.
• Biologische Fitness muss nichts mit körperlicher Stärke oder
Rücksichtslosigkeit zu tun haben…
Biologische Funktion der Evolutionsmechanismen
Biologische Funktion eines Merkmals:
• ultimate (letztendliche) Funktion ist (immer) die Erhöhung
der Fitness.
• proximate (unmittelbare) Funktion: z.B. bessere Tarnung. • wichtig: Entstehungsgeschichte entscheidend, nicht ob Merkmal
zur Zeit noch adaptiv.
Emotionen und biologische Selektion
• Auch Dispositionen zu Verhaltensweisen können selektiert werden
•Jede Emotion hat einen Erlebnis­, physiologischen
und Verhaltensaspekt hat.
• Beispiel Furcht:
– Die erhöhte Disposition zur Furcht heißt auch, dass die Bereitschaft
zur Flucht steigt.
– Personen, die sich vor Gefahr fürchten, überlebten mit größerer
Wahrscheinlichkeit als Personen, die sich zu wenig fürchteten.
Emotionen und biologische Selektion
• Beispiel Risikobereitschaft:
– Es kann aber auch sein, dass man sich zu viel fürchtet und deshalb
an wichtige Ressourcen nicht herankommt.
• Balance zwischen Furcht und Risikobereitschaft ist wichtig
(Optimierungsproblem). Gerade bei solchen
Optimierungsproblemen ist die biologische Evolution ein
guter Mechanismus…
… aber Achtung…
• …einige Emotionen eventuell nicht mehr adaptiv, da der
Mensch 99% der ca. 1.8 Mio Jahre Stammesgeschichte
als Jäger und Sammler zubrachte (bis vor ca. 10000 Jahren).
• Bsp: Phobien…
Darwins Emotionstheorie (mehr Details)
• Emotionen = bewusste mentale Zustände von Personen oder höheren
Tieren, wie z.B. Furcht, Wut, Traurigkeit (Alltagsverständnis von Emotion)
• Entstehung von Emotionen: durch Einschätzungen und Bewertungen von
Objekten, Situationen, Ereignissen (kognitive Einschätzungen)
• Emotionale Gefühle verursachen Emotionsausdruck:
– Mimik, Gestik, Körperhaltung
– Vokalisation, physiologische Veränderungen
• Hauptziel Darwins: Nachweis, dass der Mensch vom Tier abstammt.
Unterstützung durch Übereinstimmung des Emotionsausdrucks bei Mensch
und Tier
Anmerkungen & schwierige Fragen…
• Die Darwin‘sche Sichtweise bringt einen völlig neuen Aspekt in die
Diskussion (die biologische Funktion einer Emotion). Bisher Fokus
entweder auf internem Erleben (James…) oder auf Verhalten, aber ohne
Emotionen eine besonders adaptive Bedeutung zuzuschreiben (Watson).
Schwierige Fragen:
• Lassen sich Emotionen und Verhaltensweisen wie Liebe, Freundschaft,
Altruismus im Rahmen der Evolutionstheorie beschreiben / erklären?
• Müsste nicht jeder nur nach seinem Vorteil / nach seiner Fitness schauen?
Evolutionspsychologische Ansätze 1/2
• Beitrag des emotionalen Ausdrucksverhaltens zur Fitness:
» Zusammenleben in einer Gemeinschaft wird ermöglicht, durch Kommunikation von affektiven Reaktionen
» Bereinigung von Rangstreitigkeiten
Buss, D. M. (1999). Evolutionary psychology. The new science of the mind. Boston, MA: Allyn and Bacon.
Evolutionspsychologische Ansätze 2/2
• Beitrag von Emotionen zur Fitness:
» Option des instrumentellen Lernens durch Bereitstellung des Lust/Unlust­
Mechanismus
» Flexibilisierung der Anpassung an Umweltbedingungen im Unterschied zu
starren Reflexmustern
» Die älteren psychoevolutionären Ansätze (z.B. Plutchik) gehen in der Regel
davon aus, daß Emotionen bzw. emotionales Ausdrucksverhalten
domänenübergreifende Anpassungsprobleme (Erwerb der Lernfähigkeit,
Kommunikationsfähigkeit, Flucht, Kampf etc.) lösen
» Typisch ist die Annahme mehrerer Primäremotionen, die sich zur
Lösung unterschiedlichster Anpassungsprobleme phylogenetisch
herausgebildet haben sollen
Domänenspezifische Anpassungsprobleme 1/2
» In der neueren evolutionären Psychologie wird eher betont, daß die meisten Anpassungsprobleme, mit denen Menschen in ihrer Entwicklungsgeschichte konfrontiert wurden, hochgradig speziell sind. Entsprechend sollen sich spezialisierte, domänen­spezifische Anpassungsstrategien evolutionär herausgebildet haben.
– Phylogenese: Mit welchen Anpassungsproblemen waren Menschen und
(verwandte) Tiere konfrontiert? (Analogie: z.B. Furchtreaktion bei Gefahr)
– Ontogenese: Gibt es evolutionär herausgebildete Reaktionsmuster, die lediglich im Falle spezieller Entwicklungsbedingungen greifen? (Beispiel: erhöhte Furchtreaktion bei Kindern die ohne Eltern aufgewachsen sind).
Domänenspezifische Anpassungsprobleme 2/2
– Situationsspezifische Reaktionsmuster: Gibt es für spezielle Situationen, denen man nur manchmal ausgesetzt ist, evolutionär herausgebildete psychologische Mechanismen? (Analogie: z.B. Bildung von Hornhaut bei häufiger Stimulierung der Haut).
– Damit eignen sich moderne evolutionspsychologische Ansätze u.a. hervorragend zur Erklärung interindividueller Unterschiede – Grundidee:
Zwei Individuengruppen (z.B. Frauen und Männer, etc.) gleichen sich in den Domänen, in denen sie ähnlichen Adaptionsproblemen ausgesetzt waren.
Sie unterscheiden sich in den Domänen, in denen sie mit unterschiedlichen
Anpassungsproblemen konfrontiert wurden.
– Beispiel Geschlechtsunterschiede in der Aggressivität
Beitrag spezieller Emotionen zur Fitness
• Beispiele:
» Bindungsgefühl des Kleinkindes zur Hauptbezugsperson: Schutz,
Überlebenssicherung, Befriedigung des Nahrungsbedürfnisses
» Elterliche Fürsorge: Weitergabe der eigenen Gene über die Nachkommen.
– Ableitbare Hypothese: Fürsorge der Mutter > Fürsorge des Vaters > Fürsorge gegenüber nicht leiblichen Kindern.
» Liebe zum Partner: Zusammenhalt der Partner für den Zeitraum, in dem das Kind auf die Eltern angewiesen ist.
» Eifersucht (siehe die nächsten Folien)
Eifersucht 1/5
» Eifersucht trägt bei Frauen und Männern in unterschiedlicher Weise zur Fitness
bei:
– Frauen konnten im Verlauf der Evolution das Überleben ihres Genmaterials
dadurch wahrscheinlicher machen, daß sie verläßliche Partner mit guten
ökonomischen Ressourcen für sich gewannen. Zusammen mit solchen Partnern ist
es leichter, das Überleben der Kinder bis zur Geschlechtsreife sicherzustellen.
Eifersucht bei Frauen setzt ein, wenn ein in diesem Sinne idealer Zustand bedroht
ist, ein geeigneter Partner sich also auf die Dauer einer anderen Frau zuwendet, so
daß dessen Ressourcen nicht mehr zur Verfügung stehen.
– Männer können prinzipiell in zweierlei Weise für das Überleben ihres Genmaterials
sorgen: a) Polygamie (prinzipiell unsicher), b) Monogamie (unsicher bei sexuell
untreuer Partnerin). Eifersucht bei Männern setzt ein, wenn Weg b) gewählt wird
und befürchtet werden muß, daß die Partnerin Kinder von anderen Männern
bekommt.
» Daraus folgt, daß Eifersucht bei Männern und Frauen unterschiedliche,
kulturübergreifende Auslöser hat.
Eifersucht 2/5
» Es gibt sehr viele bestätigende Befunde für diese Hypothesen (z.B. Daly,
Wilson & Weghorst, 1982):
– Sexueller Kontakt mit einer verheirateten Frau gilt interkulturell und in
verschiedenen historischen Epochen als Verbrechen. Das Opfer dieses Verbrechens ist der betrogene Ehemann.
– Totschläge aufgrund sozialer Konflikte sind zumeist auf Eifersucht bei einem Mann zurückzuführen.
– Gewaltsame Einschränkungen sexueller Aktivität von Frauen durch Androhung von Bestrafungen durch Männer ist interkulturell nachweisbar. Berichte über angeblich sexuell permissive Kulturen (permissiv auch in bezug auf weibliche Sexualität) lassen sich nicht bestätigen.
Daly, M., Wilson, M., & Weghorst, S. J. (1982). Male sexual jealousy. Ethology and Sociobiology, 3, 11­27.
Eifersucht 3/5
» Buss et al. (1992) haben Vpn Fragen der folgenden Art gestellt:
– Was würde Sie eher eifersüchtig machen:
a) die Vorstellung, daß Ihre Partnerin/Ihr Partner mit einer anderen Person Ihres Geschlechts Geschlechtsverkehr hat;
b) die Vorstellung, daß Ihre Partnerin/Ihr Partner eine tiefe emotionale Bindung zu einer anderen Person Ihres Geschlechts herausbildet.
– 85% der weiblichen Vpn wählten Alternative b),
– 60% der männlichen Vpn wählten Alternative a).
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Männer
Frauen
a) Sex Affäre
b) tiefe
Bindung
Buss, D. M., Larsen, R. J., Westen, D., & Semmelroth, J. (1992). Sex differences in jealousy: Evolution,
physiology, and psychology. Psychological Science, 3, 251­255.
Eifersucht 4/5
» Weitere Hypothesen:
– Für das Antwortverhalten der Männer sollte entscheidend sein, ob sie eine feste Partnerschaft haben oder nicht.
•Die Mehrheit der männlichen Vpn ohne feste Partnerschaft hatten, wählten (wie die Frauen) Alternative b): (tiefe emotionale Beziehung).
•Die große Mehrheit der männlichen Vpn mit fester Partnerschaft wählten dagegen Alternative a): (Geschlechtsverkehr).
» Weitere ableitbare Hypothesen:
– Weibliche Eifersucht sinkt mit abnehmender Fähigkeit des Mannes, ökonomische Ressourcen bereitzustellen.
– Männliche Eifersucht sinkt mit abnehmender Wahrscheinlichkeit, daß die Partnerin Kinder bekommen kann.
Kritik an evolut. Eifersuchts­Theorien 5/5
» Trotz der nichttrivialen Befunde gibt es aber auch Kritik an der evolutions­
psychologischen Sicht der Eifersucht, z.B. White & Mullen (1989):
– Warum richten sich die Gewalttaten häufig gegen die (angeblich) untreue Ehefrau
und nicht nur gegen den Rivalen?
– Warum findet sich ein ähnliches Muster der Einschränkung weiblicher Sexualität
nicht bei phylogenetisch verwandten Arten? Weibliche Affen z.B. haben mehrere
Sexualpartner.
– Es gibt evolutionäre Alternativen zur gewalttätigen Eifersucht als Methode der
Absicherung der Vaterschaftssicherheit.
Beispiel: Nicht­gewalttätige Männer sollten evolutionär begünstigt sein, da sie ein nicht
so hohes Risiko tragen, dass ihre Partnerin sie verlässt. Warum haben sich diese
Möglichkeiten nicht durchgesetzt?
» Kritik von DeSteno al. (2002):
– Ergebnisse sind Artefakt des Antwort­Formats (2AFC): bei anderen Maßen, die
eine automatische Reaktion ermöglichen, findet sich kein Unterschied mehr!
White, G. L., & Mullen, P. E. (1989). Jealousy: Theory, research, and clinical strategies. New York: Guilford
Press.
DeSteno, D., Bartlett, M. Y., Braverman, J., & Salovey, P. (2002). Sex differences in jealousy: Evolutionary
mechanism or artifact of measurement? Journal of Personality & Social Psychology, 83, 1103­1116.
Ekman: Neuro­Kulturelle Emotionstheorie
Auditoriums­Test: Welche Bilder zeigen welche Emotionen?
Universalität des Gesichtsausdrucks
Resultate: Alle Zuordnungen mit Ausnahme der Furchtszenarien waren überzufällig zutreffend
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Szenario Prozentsatz richtiger Zuordnungen
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Freude 86 ­ 100%
Ärger 82 ­ 87%
Traurigkeit 61 ­ 87%
Ekel 77 ­ 89%
Überraschung 65 ­ 71%
Furcht 28 ­ 52% (nicht überzufällig)
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Ekmans Neuro­Kulturelle Emotionstheorie
• Begrenzte Anzahl Basisemotionen: Ärger, Ekel, Furcht, Freude, Traurigkeit
und Überraschung
• Jede Basisemotion ist durch ein spezifisches Gefühl, spezifische
physiologische Veränderungen und einen spezifischen mimischen Ausdruck
charakterisiert.
• Wird eine Basisemotion ausgelöst, so wird gleichzeitig mit dem Gefühl (oder
auch durch das Gefühl) das zugehörige angeborene Mimikprogramm
aktiviert, wodurch unwillkürlich eine Tendenz entsteht, den charakteristischen mimischen Ausdruck zu zeigen. Der Gefühlsausdruck kann allerdings willentlich kontrolliert werden.
• Zwei Faktoren des Emotionsausdrucks:
– genetisch verankerte motorische Mimikprogramme
– Darstellungsregeln
kurzes Resüme
• Einige der grundlegenden Emotionen, z.B. Freude, Ärger, Trauer,
universell sind sehr wahrscheinlich vererbt. Auch das Lachen ist universell
und vererbt: Selbst blind und gehörlos geborene Kinder lachen.
• Allerdings werden Emotionen nicht unkontrolliert ausgedrückt, wie
bereits Darwin bemerkte. Statt dessen wird der Ausdruck von Emotionen
durch so genannte Darstellungsregeln willentlich kontrolliert.
• So gibt es in bestimmten Kulturen die Darstellungsregel, keine Wut
zu zeigen, oder Trauer in der Öffentlichkeit zu verbergen.
• Nach der neuro­kulturellen Theorie werden Emotionen direkt ausgedrückt, außer wenn Darstellungsregeln dies verbieten.
Kritik: Verhaltensökologische Theorien
Alan J. Fridlund
UC Santa Barbara
Verhaltensökologische Theorien...
• Hintergrund: neuere Verhaltensforschung.
• Ausdrucksverhalten (bei Mensch & Tier) als System von
Signalen (Informationsaustausch!).
• Hauptkritik an emotionstheoretischer Sichtweise:
– Kosten des automatischen Emotionsausdrucks vernachlässigt.
Kritik: Verhaltensökologische Theorien
• Emotionsausdruck hat sozial­kommunikative Funktion:
– z.B. Bedeutung von Lächeln: „Ich bin freundlich gesinnt“ oder Geste der Versöhnung.
– Emotion wird nur dann ausgedrückt, wenn andere Personen zugegen sind, weil sonst der Ausdruck von Emotionen kaum Sinn machen würde.
– Emotion zur Regulation sozialer Beziehungen zwischen Artgenossen.
• Emotionstheoretisch Theorien (z.B. neuro­kulturellen Theorie / Ekman):
– Emotionen werden direkt ausgedrückt…
– …außer wenn Darstellungsregeln dies verbieten.
Mit etwas Abstand betrachtet...
• handelt es sich hierbei um eine Verschiebung des Fokus.
• es besteht nicht notwendigerweise ein starker
Widerspruch zwischen den Theorien.
Hauptevidenz für verhaltensökologische Theorien
Publikumseffekt (audience effect):
• Bei Anwesenheit anderer Personen intensivere
mimischer Ausdruck...
Kraut & Johnston (1979)
Bowlingspieler wurden direkt nach dem Wurf beobachtet:
1. beim Anschauen des Ergebnisses (nichtsozial)
2. bei der Zuwendung zu ihren Freunden (sozial)
• Verhaltensökologische Theorie:
Spieler sollten in der sozialen Situation mehr lächeln als in der
nichtsozialen Situation. Sie würden sich also die Ergebnisse
anschauen, ohne vorerst zu lächeln; erst wenn sie sich zu ihren
Kollegen umdrehen, beginnen sie zu lächeln.
• Neuro­kulturelle Theorie:
Spieler sollte nach gutem Wurf beim Anblick des Ergebnisses
lächeln, weil er Freude empfindet und diese unkontrolliert
ausdrückt – unabhängig von der sozialen Situation.
Kraut, R. E. & Johnston, E. E. (1979). Social and emotional messages of smiling: An ethological approach.
Journal of Personality and Social Psychology, 37, 1539­1553.
Interpretation
• Soziale Situation bestimmt Lächeln mehr als der
Ausgang des Wurfes.
=> eher für verhaltensökologische Theorien.
• ... mit etwas Abstand betrachtet...:
– zeigt den (wichtigen) Einfluß sozialer Faktoren.
Zusammenfassung
Universalität des Gesichtsausdruckes
• Gesichtsausdrücke interkulturell erstaunlich stabil.
• Legt nahe, dass die zugrunde liegenden Emotionen
angeboren sind.
• Neuro­kulturelle Emotionstheorie:
Basisemotionen + Darstellungsregeln.
• Eventuell unterschätzt diese Theorie jedoch soziale
Einflüsse => verhaltensökologische Theorien.
1. Beschreiben Sie die Grundprinzipien der Evolution.
2. Was bedeutet industrieller Melanismus?
3. Erläutern Sie die Begriffe „ultimate“ und „proximate“ Funktion.
4. Erläutern Sie den Beitrag den Darwin zur Emotionspsychologie geleistet hat.
5. Was versteht Darwin unter Emotionen, wie entstehen sie und welche Funktion haben Sie? Welches besondere Interesse hatte Darwin an den Emotionen?
6. Kann die Evolutionstheorie Phänomene wie z.B. „Altruismus“, „Liebe“ und „Freundschaft“ erklären?
7. Gibt es Kontexteffekte auf das Erleben von Emotionen? Erläutern Sie diese Effekte anhand eines Beispiels.
8. Erläutern Sie die neurokulturelle Theorie der Emotion.