50 Jahre SOS-Kinderdorf Sauerland
Transcription
50 Jahre SOS-Kinderdorf Sauerland
50 Jahre SOS-Kinderdorf Sauerland 50 Inhalt 50 Jahre SOS-Kinderdorf Sauerland – »Nur was sich ändert, bleibt bestehen« 4 Vom SOS-Kinderdorf zur modernen Jugendhilfeeinrichtung – Eine Chronologie 6 Leben im SOS-Kinderdorf 8 SOS-Kinderdorffamilien 14 Kinder- und Jugendwohngruppen 16 Klärungsgruppe 17 SOS-Kita- und Familienzentrum Rappelkiste und SOS-Kindervilla 18 Betreutes Wohnen 19 Ambulante Flexible Hilfen 20 Ganztagsbetreuung und Schulsozialarbeit 21 Kinderbetreuung im Rathaus 22 Tiergestützte Pädagogik 22 Clearinggruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge 24 Unsere Standorte 26 Sie möchten helfen? 27 Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, seit 50 Jahren engagiert sich das SOS-Kinderdorf Sauerland für die Kinder- und Jugendhilfe in Lüdenscheid und dem Märkischen Kreis. Entsprechend des Leitbildes von SOS-Kinderdorf sowie unter hoher Beteiligung der Kinder und Jugendlichen haben wir ein differenziertes Hilfeangebot entwickelt. Das SOS-Kinderdorf Sauerland setzt sich aus vielen verschiedenen, aber ineinandergreifenden Puzzleteilen zusammen, welche sind: Die SOS-Kinderdorffamilien und – Wohngruppen, in denen Kinder auch dauerhaft ein zweites Zuhause finden können und pädagogisch qualifiziert betreut und begleitet werden. Das »Betreute Wohnen« bietet jungen Erwach senen und Jugendlichen die Möglichkeit, innerhalb oder auch außerhalb des SOS-Kinderdorfes ein Appartement zu beziehen und weiterhin von uns bei dem Weg in das eigenständige Leben begleitet zu werden. Ambulante Betreuung auch von Familien und Eltern, die in ihrer Erziehungsfähigkeit zumindest zeitweise eingeschränkt sind, deren Problematiken in der Familie aus eigenen Kräften nicht mehr bewältigt werden können. Weitere wichtige Puzzleteile stellen unsere Kitas und Familienzentren dar. Auch hier nehmen wir das Thema Beteiligung von Kindern und Eltern sehr ernst und bieten den Kindern ergänzend zu ihren Familien eine förderliche Entwicklungsbegleitung. Wir betreuen in diesen Kindertageseinrichtungen Kinder auch integrativ, ebenso freuen wir uns, dass die Vielfalt der Kulturen, insbesondere auch in unserer Innenstadt-Kita, vertreten ist. Dabei setzen wir uns über die klassische Kita-Arbeit hinaus für Familienbildung und Familienstärkung ein. Gerne arbeiten wir im pädagogischen Bereich an der Entwicklung des alternativen Schulkonzeptes Primusschule mit, welches davon ausgeht, dass Kinder ihrem individuellen Förderbedarf entsprechend beschult und begleitet werden sollten. Dieser pädagogische Ansatz lässt Kinder zu selbstbewussten und eigenaktiven Menschen werden. Ein wichtiges Puzzleteil im Jahr 2015 und 2016 war, wie aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung sicher zu erwarten, die Übernahme von Aufgaben im Bereich der Flüchtlingsarbeit. Wir haben zwei Gruppen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unter hohem Zeitdruck, aber dennoch qualifiziert, aufbauen können. Hier können wir Kindern und Jugendlichen, die ohne ihre Eltern und sonstige Bezugspersonen nach Deutsch land geflohen sind, einen sicheren Rahmen zum Leben und auch zur Abklärung ihrer Perspektiven bieten. Diese Aufgabe ist ganz sicher eine Aufgabe, die schon unser Gründer vater, Hermann Gmeiner, unterstützt hätte. Die qualifizierte pädagogische Betreuung, verbunden aber auch mit dem notwendigen Herzblut, wird seit 50 Jahren im SOS-Kinderdorf Sauerland durch engagierte und kompetente Mitarbeiter sichergestellt, welchen ich an dieser Stelle ganz herzlich danken möchte. Bei allen Paten, Unterstützern, Freunden und Wegbegleitern des SOS-Kinderdorfes Sauerland möchten wir uns auf diesem Wege aber auch für erfolgreiche 50 Jahre bedanken. Ohne Sie wäre die positive Entwicklung dieser Einrichtung ebenfalls nicht möglich gewesen. Ich wünsche Ihnen nun viel Freude beim Lesen und »Eintauchen« in das SOS-Kinderdorf Sauerland. Gabi Polle Einrichtungsleiterin SOS-Kinderdorf Sauerland 3 50 Jahre SOS-Kinderdorf Sauerland „Nur was sich ändert, bleibt bestehen“ Hermann Gmeiner Weltweit ist SOS-Kinderdorf mittlerweile in 134 Ländern mit über 2.400 Einrichtungen aktiv. Begonnen hat alles 1949 in Österreich, als Hermann Gmeiner den Verein »Societas Socialis« (SOS) ins Leben rief und in Imst (Tirol) das erste SOS-Kinderdorf bauen ließ. Mit der Gründung des SOS-Kinderdorf e.V. gelangte die Idee 1955 schließlich nach Deutschland und die ersten Einrichtungen entstanden auch hierzulande. Mittlerweile gibt es in Deutschland 16 SOS-Kinderdörfer, zu denen auch unser SOS-Kinderdorf im Sauerland zählt. Richtete sich das Angebot nach dem zweiten Weltkrieg zunächst an Kinder, die ihre Eltern verloren hatten, haben sich die Anforderungen an die SOS-Kinderdörfer mittlerweile gewandelt: Immer weniger Waisen, dafür aber immer mehr Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen nicht bei ihren Eltern leben können, finden Geborgenheit in einem SOS-Kinderdorf. Dieser gesellschaftliche Wandel spiegelt sich auch in den Angeboten des SOS-Kinderdorf e.V. wieder: Neben den klassischen SOS-Kinderdörfern gibt es mittlerweile vielfältige Angebote, die Familien, Kinder und Jugendliche präventiv unterstützen, ohne dass diese im SOS-Kinderdorf leben. Hierzu gehören zum Beispiel die SOS-Beratungs zentren, SOS-Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen, die SOS-Mütterzentren oder SOS-Ausbildungs- und Beschäftigungszentren. Auch das SOS-Kinderdorf Sauerland hat sich in den letzten 50 Jahren gewandelt, um den neuen gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden. Neben dem Herzstück, unserem idyllisch gele genen SOS-Kinderdorf im Sauerland, sind vielfältige Betreuungs- und Hilfsangebote entstanden, die Familien, Jugendliche und Kinder in unterschiedlichen Lebenslagen unterstützen und eine Fremdunterbringung vermeiden helfen. 4 SOS-Kinderdorf Sauerland Wir möchten Sie einladen, sich einen Überblick über das Leben im SOS-Kinderdorf Sauerland und die Vielfalt unserer Angebote zu verschaffen. Dabei sollen natürlich auch die Stimmen derer zu Wort kommen, die bei uns leben und arbeiten. Miteinander Leben – Fürein ander da sein. SOS-Kinderdorffamilien im SOS-Kinderdorf Sauerland. SOS-Kinderdorf Sauerland 5 Vom SOS-Kinderdorf zur modernen Jugendhilfeeinrichtung Eine Chronologie 1962 Das SOS-Kinderdorf Sauerland entsteht am Stadtrand von Lüdenscheid. Grundsteinlegung Im November 1962 legt der Gründer der SOS-Kinderdörfer – Hermann Gmeiner – den Grundstein für das SOS-Kinderdorf Sauerland in Lüdenscheid. 1965 Der erste Dorfleiter Herr Günther Seefried beginnt seine Arbeit und zieht im SOS-Kinderdorf ein. 1966 Einzug der ersten beiden SOS-Kinderdorffamilien Im April 1966 ziehen die ersten beiden SOS-Kinderdorfmütter mit »ihren« Kindern in die fertiggestellten Familienhäuser ein. 1979 Baubeginn des Oberdorfes Im Jahr 1979 folgt der Bau des »Oberdorfes« mit weiteren Familienhäusern, die von Mitarbeitern und SOS-Kinderdorfmüttern im Ruhestand bewohnt werden. Fertigstellung im Jahr 1981. 1981 1971 Nachfolge Herr Wulf Jansen übernimmt die Dorfleitung von Herrn Zobus. Nachfolge Herr Ulrich Zobus tritt die Nachfolge von Herrn Seefried an. 1984 Annemarie Georg, eine der ersten SOS-Kinderdorfmütter im Sauerland, zieht ein. Aufbau der Kinder- und Jugendwohngruppen Im Jahr 1984 wird das Betreuungsangebot SOSKinderdorffamilie durch das Angebot der Kinderund Jugendwohngruppen ergänzt. 1995 Eröffnung der Kindertagesstätte Rappelkiste Als weitere pädagogische Ergänzung eröffnet die Kita Rappelkiste, die sowohl den Bewohnern des Stadtteils, als auch den Kindern des SOS-Kinderdorfes zur Verfügung steht. 1996 Eröffnung der Klärungsgruppe Als ein ergänzendes Angebot entsteht die Klärungsgruppe, die kurzfristige Aufnahmen für Kinder und Ju gendliche in akuten Krisensituationen ermöglicht. 6 SOS-Kinderdorf Sauerland 2004 Nachfolge Frau Gabi Polle übernimmt von Herrn Jansen die Leitung des SOS-Kinderdorfes und gestaltet das traditionsreiche SOS-Kinderdorf Sauerland in eine moderne Jugendhilfeeinrichtung um. 2006 Entstehung des Angebotes Betreutes Wohnen Seit 2006 stehen im SOS-Kinderdorf Sauerland vier kleine Appartements für Jugendliche zur Verfügung, die sich in der Phase der Verselbständigung mit dem Ziel, den Schritt ins Leben zu wagen, befinden. Große und kleine Bewohner des SOS-Kinderdorf Sauerland im Jahr 2016. 2007 2013 Die SOS-Kita Rappelkiste erhält das Gütesiegel »Familienzentrum NRW« Durch das Gütesiegel »Familienzentrum NRW« wurde das SOS-Kinderdorf Sauerland noch enger mit dem Stadtteil vernetzt und Angebote für Familien geschaffen. Einführung der tiergestützten Pädagogik Die tiergestützte Pädagogik ist eine ideale Ergänzung für unsere stationären und ambulanten Angebote im SOS-Kinderdorf Sauerland. Durch gezielte Mensch-Tier-Interaktionen können sozial-emotionale Kompetenzen, Motorik, Wahrnehmung sowie Kommunikation geschult werden. 2008 Start der Ambulanten Flexiblen Hilfen Seit dem Jahr 2008 entwickeln sich im SOS-Kinderdorf Sauerland die Ambulanten Flexiblen Hilfen. Hier werden Familien an ihren unmittelbaren Lebensräumen vor Ort unterstützt. 2009 Übernahme der Ganztagsbetreuung und Start der Schulsozialarbeit an der Lüdenscheider Friedensschule Das SOS-Kinderdorf Sauerland bringt seine sozialarbeiterischen Kompetenzen in die Förderschule Lernen ein. 2010 2014 Eröffnung der SOS-Kindervilla Im April 2014 entsteht in der Lüdenscheider Innenstadt eine zweigruppige Kindertagesstätte, die SOS-Kindervilla, welche mit Kindern aus acht Nationen die bunte Vielfalt der Lüdenscheider Innenstadt unter einem Dach zusammenbringt. Aufbau der Ganztagsbetreuung an der Primusschule Schalksmühle Im August 2014 startet die Ganztagsbetreuung an einer Pilotschule, die Betreuung und Unterricht eng miteinander verknüpft und Kinder ganz individuell fördert. 2015 Kinderbetreuung im Rathaus der Stadt Lüdenscheid Im Mai 2010 entsteht als weiteres Unterstützungsangebot für Eltern im Alltag die Kinderbetreuung im Rathaus, die an zwei Tagen pro Woche während der Öffnungszeiten der Behörde genutzt werden kann. SOS-Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner schaute oft persönlich in den Einrichtungen vorbei. Eröffnung einer Clearinggruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge In enger Kooperation mit dem Jugendamt der Stadt Dortmund entsteht aufgrund der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und Herausforderungen dieses Angebot für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Mittelfristig soll die Gruppe nach Dortmund umziehen. 2016 Eröffnung einer Clearinggruppe im Stadtteil Lüdenscheid-Rathmecke In unmittelbarer Nähe des SOS-Kinderdorfes Sauerland entsteht eine Clearinggruppe in enger Zusammen arbeit mit dem Stadtjugendamt und dem Märkischen Kreis. SOS-Kinderdorf Sauerland 7 " So viele Häuser und so eine schöne Spielstraße… Leben im SOS-Kinderdorf Das SOS-Kinderdorf Sauerland ist eine besondere Einrichtung, die viele Bereiche der Kinderund Jugendhilfe umfasst. Seit der Grundsteinlegung im Jahr 1963 hat sich vieles verändert. Aus dem Bedarf heraus hat sich in den letzten Jahrzehnten die Vielfalt der pädagogischen Angebote entwickelt. So gehören zu unserem SOS-Kinderdorf inzwischen vier Kinderdorffamilien, vier Kinder- und Jugendwohngruppen, eine Klärungsgruppe, Betreutes Wohnen, Ambulante Flexible Hilfen, zwei Kindertagesstätten, ein Familienzentrum, Ganztagsbetreuung an Schulen, Kinderbetreuung im Rathaus und Tiergestützte Pädagogik. Unser Auftrag, Kindern Schutz, Zuwendung und Begleitung zu geben, ist aber stets derselbe geblieben. Heute arbeiten in unserer Einrichtung mehr als 100 Mitarbeiter. Diese betreuen, beraten und unterstützen Kinder und deren Familien auf ihrem Weg ins Leben. SOS-Kinderdorf Sauerland: Bunt und vielfältig. 8 SOS-Kinderdorf Sauerland Katharina, 7 Jahre Warum lebt ein Kind im SOS-Kinderdorf? Als Hermann Gmeiner nach dem zweiten Weltkrieg SOS-Kinderdorf gründete, wollte er den vielen Kriegswaisen und verlassenen Kindern ein Zuhause und Geborgenheit geben. Heute sind es weniger Waisen, sondern vielmehr Kinder, deren Eltern aus unterschiedlichen Gründen nicht ausreichend für sie sorgen können. Oft haben diese Kinder schon eine lange Odyssee durch andere Betreuungsformen hinter sich, bevor vom Jugendamt um eine Aufnahme ins SOS-Kinderdorf gebeten wird. Unser Ziel ist es, diesen Kindern, die oft über Jahre hinweg Enttäuschungen und seelische Verletzungen erlebt haben, ein Zuhause zu bieten, in dem sie sich wohl und sicher fühlen. Die Kinder sollen spüren, dass jemand für sie da ist, dass jemand hinter ihnen steht und sie lieb hat. So haben die Kinder die Möglichkeit, ihr Kind-Sein zu genießen, Vergangenes aufzuarbeiten, neuen Lebensmut zu fassen und zu starken Erwachsenen heranzureifen. " Das SOS-Kinderdorf ist wie Familie und die Kinder hier sind wie meine Geschwister. Abdul, 17 Jahre Unsere pädagogischen Prinzipien " Für mich ist das SOS-Kinderdorf eine große Chance, mit vielen verschiedenen Menschen und Kulturen arbeiten zu können. Halrun F., Mitarbeiterin »Jedes Kind braucht eine Mutter, Geschwister, ein Haus und ein Dorf, um sich geborgen zu fühlen«, das war die feste Überzeugung von Hermann Gmeiner, dem Gründer der SOS-Kinderdörfer. Seinen vier Grundprinzipien sind wir weiterhin stark verbunden, wenn auch in einer zeitgemäßen Interpretation. Wir sehen es als zentral an, dass unsere Kinder bei uns einen sicheren Ort haben, von dem aus sie sich entwickeln und Herausforderungen stellen können. Der es ihnen ermöglicht, stabile und verlässliche Beziehungen aufzubauen und Bindungen einzugehen. Der die Möglichkeit bietet, sich aktiv an der Gestaltung in der SOS-Kinderdorffamilie oder der SOS-Wohngruppe und am Leben im Dorf zu beteiligen und auch noch Raum lässt für die wichtigen Beziehungen, die über das SOSKinderdorf hinaus von Bedeutung sind. So ist es SOS-Kinderdorf Sauerland 9 " Ich kann einfach sagen, dass ich hier im Kinderdorf meine Kindheit verbracht habe und jetzt, mit 17 Jahren, mit Hilfe vom Betreuten Wohnen gelernt habe, was es bedeutet, erwachsen zu werden und wie ich weiter alleine leben kann. Vielleicht kann ich nicht alles alleine machen, aber ich bleibe auf dem richtigen Weg. Auch, um nicht diejenigen zu enttäuschen, die mir vertrauen. Sarah, 17 Jahre Liebeserklärung von Jaqueline, 10 Jahre, an ihre SOS-Kinderdorfmutter. 10 SOS-Kinderdorf Sauerland Ausflug ins Phantasialand. Das Zusammenleben im Dorf Bei uns im Sauerland gibt es elf Familienhäuser, die zusammen mit dem Gemeinschaftshaus das SOS-Kinderdorf bilden. In den verschiedenen Häusern sind sowohl klassische SOS-Kinderdorffamilien als auch andere Wohngruppenformen zu finden. Wie man sich gut vorstellen kann, wird es im SOS-Kinderdorf niemals langweilig: Rund um den Dorfplatz als zentraler Treffpunkt warten auf die Kinder viele Spiel- und Freiflächen, auf denen sie sich nachmittags mit ihren Geschwistern und Freunden austoben können. Während bei den Kleineren die Schaukeln und Klettergeräte hoch im Kurs stehen, treffen sich die Größeren auf dem Fußballplatz oder an den Tischtennisplatten. Ein Multifunktionssportplatz bietet ganzjährig die Möglichkeit für verschiedene Ballsportarten. Selbstverständlich sind auch Freunde aus Kindergarten oder Schule gern gesehene Gäste im Dorf. Für die Älteren findet abends das dorfeigene Jugendzentrum großen Zulauf. Hier haben die Jugendlichen eine Teestube, Billardtische, Tischtennisplatten, einen voll ausgestatteten Musikraum und Sitzecken in der Teestube. Hier können sie sich treffen, quatschen, sich austoben oder einfach mal nichts tun. Feiern und Ferien gehören dazu heute selbstverständlich, dass wir eine konstruktive und positive Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie der Kinder aktiv voranbringen und auch andere wichtige und förderliche Kontakte der Kinder pflegen und aufrechterhalten. Nach wie vor sind die SOS-Kinderdorffamilien das zentrale Angebot in unserem SOS-Kinderdorf. Die SOS-Kinderdorfmütter und -väter prägen das Dorfleben wesentlich mit. Gleichzeitig ist unser Angebot vielfältiger geworden, um den multiplen Lebenslagen der Kinder und Familien besser gerecht zu werden. In einer SOS-Kinderdorffamilie oder -Wohngruppe leben in der Regel sechs Kinder. Bei der Aufnahme sind wir bemüht, vor allem Geschwistern einen gemeinsamen Ort zu bieten, denn die Trennung von den Eltern ist schon schwer zu verkraften, da ist es gut, wenn Geschwister zusammenbleiben können. Weil das Dorf eine große Gemeinschaft ist, gibt es immer viele Anlässe zum Feiern. Im Sommer wird oft gemeinsam gegrillt, bei wichtigen Fußballspielen versammeln sich alle Interessierten zum Public Viewing und vor den großen Ferien feiern wir die School’s-out-Party. Natürlich gibt es auch eine große Weihnachtsfeier im Dezember und das Sommerfest. Großer Beliebtheit erfreuen sich die Angebote des freizeitpädago gischen Teams. Hier ist für jeden etwas dabei. Für Sportbegeisterte, für Künstler und für Köche. In den Ferien werden ebenfalls viele unterschiedliche Angebote vorgehalten. SOS-Kinderdorf Sauerland 11 Wir könnten noch viel davon erzählen, wie wir das Dorf pädagogisch gezielt nutzen, um unsere Kinder zu stärken, einen sicheren Ort zu bieten, einen Schutzraum sicherzustellen. Aber wenn sie wirklich wissen wollen, was es heißt, in einem SOS-Kinderdorf zu leben und zu arbeiten, dann ist es viel besser, diejenigen zu fragen, die in unserem SOS-Kinderdorf leben und arbeiten … Markus Wenderoth, Mitarbeiter aus der Klärungsgruppe Ich habe die Großen und Kleinen der Klärungsgruppe mit der Frage konfrontiert, was für sie Kinderdorf bedeutet. Viele unserer Kinder sind ja nun noch nicht so lange hier, sodass die eine oder andere Antwort eher knapp ausfällt: S., die nun knapp über eine Woche hier ist sagt: »Mir gefällt es gut hier«, was offensichtlich ist, wenn ich sie zusammen mit L. auf dem Bett sitzen sehe. Dieser, obwohl er schon etwas länger hier ist, ergänzt überzeugt: »Uns geht’s gut«. C, ohnehin kein Freund großer Worte, fragt: »Wieso willse dasn wissen?« Meine Erklärung, man wolle einfach mal erfahren, was die Kinder und Jugendlichen, aber auch die Erwachsenen von dem Ort denken, an dem wir einen großen Teil unseres Lebens verbringen, stellt ihn zufrieden, entlockt aber keinen weiteren Kommentar. D. ist da schon etwas gesprächiger: Kinderdorf ist für ihn der Ort, an dem ganz viele Kinder sind, er fühle sich dort gut und habe andere Kinder, mit denen er auf den verschiedenen Spielplätzen spielen könne. T. beantwortet meine Einlassung mit einem unnachahmlichen: »Keine Ahnung, egal, schei … nein Spaß«. Den Humor muss man halt verstehen und lieben. Ah, da meldet sich C. noch mal zu Worte, dem das ganze wohl zu spontan war: »Mir gefällt’s hier« versichert er, »aber erst mal war’s doof«. Eine ehrliche Antwort, ich erinnere mich, dass er sehr geweint hat die ersten Tage, auch das ist nämlich Kinderdorf: Etwas neues, fremdes und bedrohliches für viele Kinder, die Knall auf Fall kommen, wie die meisten das in die Klärungsgruppe tun. M. muss ich nicht extra fragen, er beteuert mir seit Wochen, wie wichtig ihm dieser Ort ist, der nach seiner Flucht aus Syrien für ihn ein Zuhause geworden ist, von dem wir wissen, dass es das nur vorrübergehend sein kann. Seinem »Baba« habe er nach Syrien gewhatsapped, dass hier seine neue Familie sei. Da ist das magische Wort. Familie. »Wir sind Familie« ist nicht einfach nur ein leerer Slogan, er wird sogar hier bei uns in der Klärungsgruppe gelebt. 12 SOS-Kinderdorf Sauerland Und natürlich habe ich die Frage auch den Kollegen und Kolleginnen gestellt. »Komische Leute arbeiten hier …« stand auf dem Zettel mit der Frage. Ja, auch das stimmt natürlich. Ein bisschen verrückt muss man wohl auch sein, wenn man ein Teil der SOS-Familie ist. Per WhatsApp trudeln dann noch weitere statements ein: »Das Kinderdorf bedeutet für mich Hilfe und Schutz.« Sehr gut, setzen. »Eigentlich sollte das Kinderdorf nur mein Arbeitsplatz sein, das ist es aber nicht. Ich nehme viele Gedanken an die Kinder und Kollegen mit nach Hause und damit geht es mir gut. Mein Job raubt mir Kraft und strengt mich an, aber ich bekomme viel mehr zurück, als ich gebe.« Man merkt den Kolleginnen und Kollegen, nicht nur hier im Haus an, dass Kinderdorf mehr als nur ein Job ist. Daher möchte ich mit meinen eigenen Gedanken zur Ausgangsfrage schließen: »Wir sind Familie«, ich darf ein Teil davon sein, was diese Familie ausmacht. Geborgenheit und Liebe, Streit, aber auch Versöhnung. Und für mich über allem einer der Grundsätze von Hermann Gmeiner, der mich schon vor 20 Jahren, als ich ein junger Mitarbeiter war, der grob so fünf Jahre hier bleiben wollte, tief beeindruckt hat, hier in meinen eigenen Worten: »Lieber die Ärmel hochkrempeln und was tun, als immer nur darüber zu reden.« Das wird hoffentlich auch in Zukunft Kinderdorf sein … " Dorfdienst ist blöd, aber den Spielplatz finde ich toll! Nico, 7 Jahre Dr. Eric Baumgartner, ehemaliges SOS-Kinderdorfkind »Unsere Köpfe sind rund, so dass unsere Gedanken die Richtung wechseln können« Francis Picabia Am 17. November 1989 auf dem Weg zum Kinderdorf. Im Koffer ein altes Radio, meine Klamotten und ein paar Bücher. Im Kopf Gedanken und im Herzen Gefühle, die für ein ganzes Leben reichen. Die Angst vor dem Neuen und Unbekannten und die unendliche Erleichterung, »frei« zu sein, wechseln sich im Sekundentakt ab. Über die letzten Tage waren viele Bilder von Menschen im Fernsehen, die auf der Berliner Mauer und vor allem auf der anderen Seite der Berliner Mauer standen – so fühle ich mich auch, meine Mauer ist im Abbruch. Nach Jahren täglicher Gewalt und Abschiebung, jede Minute darauf vorbereitet sein zu müssen, etwas »falsch« gemacht zu haben und dafür der Gewalt ausgesetzt zu sein, sind vorbei … Rückblickend kann ich jetzt sagen, dass dies der Anfang für mich war zu verstehen, dass ich nicht »der Fehler« oder »Auslöser« der Konflikte in meiner Familie war. In meiner Zeit im Kinderdorf habe ich viel gelernt – und verlernt. Vor allem habe ich in diesen vier Jahren am Dickenberg gelernt, dass ich ich selbst sein kann und dass das mehr als genug ist. Die Freiheit, mich zu entwickeln, mir Gedanken zu machen, mich auszuprobieren, ohne Angst vor Gewalt und mit dem Freiraum und der positiven Rückmeldung, die jedes Kind verdient hat. Was vorher als Schwäche galt, konnte ich im Kinderdorf als Stärke entwickeln. Die Energie und Gedanken, die ich vorher darauf verschwenden musste, mögliche Gewalt zu verhindern, konnte ich jetzt umleiten, um herauszufinden, wer ich bin, wer ich sein will und wohin ich gehen will. Ohne diese Fähigkeiten und den durch das Kinderdorf bedingten Richtungswechsel meiner Gedanken wäre ich jetzt wohl kaum in meiner Wahlheimat England. Diese Zeit, mich zu entfalten, hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Und dieser Mensch weiß, wie auch viele andere Kinderdorfkinder, wie wichtig es ist, den Raum zur Entfaltung, den Schutz vor Gewalt, und die Freiheit, sich selbst zu finden, als Kind zu haben, um als Erwachsener mehr als nur die Summe seiner einzelnen Teile zu sein. Mit dem 2011 gegründeten INSPIRE-Projekt versuche ich, genau das den jetzigen Kindern im Kinderdorf Sauerland zu geben, als Dankeschön, dass ich damals ich selbst sein konnte. Egal, welchen Hintergrund, egal, welche Lernfähigkeit, INSPIRE versucht Kindern im Kinderdorf den Raum zu geben, sich frei zu entwickeln, Selbständigkeit und Selbstvertrauen zu lernen und sich in einer anderen Kultur und Sprache auszuprobieren, Stärken zu entwickeln, die Richtung seiner Gedanken umzusteuern, um letztendlich der beste Mensch zu sein, der man sein kann. " Ich finde, im SOS-Kinderdorf ist das Leben schön. Mira, 8 Jahre Dr. Eric Baumgartner mit Kindern aus dem SOS-Kinderdorf Sauerland. SOS-Kinderdorf Sauerland 13 Jaqueline und Celine beim Spielen mit ihrer SOS-Kinderdorfmutter Carmen Zullino. Kinderstimmen (zwischen 5 und 9 Jahren) aus einer SOS-Kinderdorffamilie zu der Frage „Was gefällt dir im SOS-Kinderdorf?“ Dass wir Spielzeug haben. Dass wir jemanden haben, der Streit klären kann. Ich finde es schön, dass wir Werken haben. Ich finde es schön, dass ich eine Rolle machen kann. Ich finde es schön, dass wir schaukeln können. " SOS-Kinderdorffamilien Nur wer Zugehörigkeit und Geborgenheit erfährt, kann den nötigen Mut aufbringen, seine Umwelt zu entdecken und sich selbst auszuprobieren. Wer sich angenommen und wertgeschätzt fühlt, entwickelt Selbstbewusstsein und kann auch anderen mit Respekt und Wertschätzung begegnen. Wer vertraute Beziehungen im Rücken hat, der kann mit Vertrauen in neue Beziehungen gehen. Diesen Rahmen bieten unsere SOS-Kinderdorffamilien. Viele der Kinder, die wir in unseren SOS-Kinderdorffamilien aufnehmen, konnten diese Erfahrung aus den unterschiedlichsten Gründen in ihrer eigenen Familie nicht machen. Oft brauchen sie deshalb sehr lange, bis sie die SOS-Kinderdorffamilie als einen sicheren Ort für sich annehmen und entdecken können. Die vielen Enttäuschungen, Beziehungsabbrüche und immer wieder zerstörten Hoffnungen sind vielfach tief in ihr Bewusstsein eingebrannt und es braucht Zeit, bis sie den neuen Erfahrungen trauen können. Die SOS-Kinderdorffamilie will genau diese Zeit geben und ist ein Angebot, in das vor allem Kinder aufgenommen werden, die eine langfristige Perspektive außerhalb ihrer leiblichen Familie be nötigen. Gemeinsam wird Familienleben gestaltet: Es wird zusammen gespielt, geredet, ge 14 SOS-Kinderdorf Sauerland kocht, gegessen, gewaschen und sauber ge macht. Es wird diskutiert und gestritten, Freunde kommen zu Besuch, es werden Schulaufgaben gemacht, und es wird ferngesehen. Ganz entscheidend sind dabei die verlässlichen Strukturen, feste Rituale und eine hohe Kontinuität der Betreuungspersonen. Die SOS-Kinderdorfmutter oder der SOS-Kinderdorfvater – fachlich qualifiziert durch eine staatlich anerkannte Erzieherausbildung – ist hauptverantwortlich für die Kinder da und teilt das Leben mit ihnen, unterstützt von weiteren Erzieherinnen und Erziehern, die in der SOS-Kinderdorffamilie mitarbeiten. Auch nach einem Auszug bleibt der Kontakt zur SOS-Kinderdorfmutter oder -vater häufig noch lange Zeit bestehen. Auch wenn die Strukturen und der Alltag ähnlich sind, wie in einer »richtigen« Familie, so gibt es natürlich auch Unterschiede: Jedes der Kinder hat seine eigene Geschichte und auch noch seine leibliche Familie. Es gilt einerseits, die un terschiedlichen Kinder zu einer Familiengemeinschaft zusammen zu führen und andererseits zu respektieren, dass ihre leibliche Familie weiterhin nicht nur eine wichtige Bedeutung hat, sondern auch die Beziehung zu den Eltern und Geschwistern weiter gepflegt werden muss. SOS-Kinderdorfmutter Carmen Zullino berichtet Seit dem 13. August 2012 bin ich als SOS-Kinderdorfmutter im SOS- Kinderdorf Sauerland tätig. Die Kinder im Haus sind zurzeit zwischen sechs und zehn Jahre alt. Bei uns ist es tagsüber laut, fröhlich und lebendig. Natürlich kommt es hin und wieder auch mal zu Tränen. Deshalb gehört es neben der Gestaltung des Alltags, der individuellen Förderung der Kinder und der Bearbeitung ihrer besonderen lebensgeschichtlichen Herausforderung auch zur Aufgabe der pädagogischen Fachkräfte, die Beziehung zu der Herkunftsfamilie der Kinder positiv zu gestalten. Dies ist nicht allein die Aufgabe der Kinderdorfmütter oder Kinderdorfväter und der pädagogischen Fachkräfte im Haus. Zusätzlich stehen den Herkunftsfamilien pädagogisch be sonders geschulte Fachkräfte unseres Fachdienstes zur Verfügung. Sie sind Ansprechpartner für die Familien und helfen den Eltern, mit der besonderen Situation zurechtzukommen und trotz aller Belastungen weiter ein Stück verantwortliche Elternschaft leben zu können. Aber nicht für alle Kinder ist das Angebot, in einer so engen Familiengemeinschaft zu leben, passend. Sie sind entweder vom Alter her schon in einer Lebensphase, in der sie sich eher von einer Familie abnabeln und ihre eigenen Wege suchen oder aber ihre Lebensgeschichte ist so belastend, dass sie einfach nicht mehr in der Lage sind, sich auf so enge Beziehungen und so viel Nähe einzulassen. Diese Erfahrungen haben in unserem SOS-Kinderdorf dazu geführt, dass wir 1984 die ersten Kinder- und Jugendwohngruppen gegründet haben, die eine Alternative für solche Kinder sein können … Mir gefällt mein Leben als SOS-Kinderdorfmutter, weil ich es sensationell finde, wie Kinder, die aus unterschiedlichen, zeitweise konfusen Lebenssituationen sich »anlehnen« lernen und zur Ruhe kommen. Ich finde es bemerkenswert, zu beobachten, dass Kinder sich positiv weiterentwickeln, wenn ein klarer Rahmen, Struktur und Authentizität vorhanden ist und gelebt wird. Ich lebe bereits einige Jahre im SOS-Kinderdorf Sauerland und genieße das kollegiale Miteinander. Besonders nett finde ich die spontane Kaffee- und Keksezeit auf der Spielstraße. Jederzeit besteht die Möglichkeit, zum »Nachbarn« zu gehen, um einen Becher Quark zu leihen, eine Luftpumpe fürs Fahrrad oder einen pädagogischen Rat. Am schönsten ist für mich weiterhin der Sonntag. Ein Kind fragt seit drei Jahren: »Ist heute Sonntag? Hast du Brötchen gemacht? Du bist einfach die Beste!« SOS-Kinderdorffamilie Opitz. SOS-Kinderdorf Sauerland 15 " Kinder- und Jugendwohngruppen Das Betreuungskonzept der SOS-Kinder- und Jugendwohngruppen ist in seinen Alltagsstrukturen durchaus mit denen der SOS-Kinderdorffamilien vergleichbar. Auch hier wird gemeinsam gekocht, gespielt, geputzt, gewaschen, der Haushalt organisiert und die Freizeit gestaltet. Allerdings steht dabei die Beziehungsintensität nicht so stark im Vordergrund, wie in einer SOSKinderdorffamilie, denn die Kinder werden durch ein gleichberechtigtes Team von ErzieherInnen im Schichtdienst abwechselnd betreut. Der stetige Wechsel der BetreuerInnen schafft etwas mehr Distanz, so dass sich auch Kinder auf das gemeinsame Wohnen und Leben einlassen können, die keine ganz enge Bindung mehr eingehen möchten. Das ist sehr oft bei Kindern und Jugendlichen mit Beginn der Pubertät der Fall, aber auch manchmal für Kinder hilfreich, die noch eine enge Beziehung zu ihrem Herkunftssystem haben und aufrechterhalten können. Dabei bieten unsere SOS-Kinder- und Jugendwohngruppen auch solchen Kindern einen guten Ort, die evtl. nur für einen begrenzten Zeitraum einen anderen Lebensort benötigen und nach ein, zwei oder mehr Jahren wieder in ihre Familie zurückkehren können. Aufgrund der weniger intensiven Beziehungsarbeit fällt dann der Ablösungsprozess oft deutlich leichter, als in einer SOS-Kinderdorffamilie. " Man kann sich schon wohlfühlen. Es fühlt sich wie eine richtige Familie an, bloß mit Erziehern. Stefanie, 14 Jahre Neben der individuellen Förderung der Kinder geht es auch in unseren Wohngruppen darum, Kinder und Jugendliche in ihrem Prozess des Älter- und Erwachsenwerdens, manchmal auch bis hin zur Selbstständigkeit, zu begleiten. Re gelmäßig stattfindende Gruppenabende bieten den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, das Leben und den Alltag in der Wohngruppe mit zu gestalten. Jungen und Mädchen leben altersgemischt mit den ErzieherInnen zusammen und werden in allen Lebensbereichen gefördert. In der Gruppe werden soziale Kompetenzen erworben, angemessene Strategien zur Konfliktlösung erlernt und Toleranz und Rücksichtnahme eingeübt. Der klar strukturierte Rahmen bietet den Kindern und Jugendlichen dabei ein sicheres und stabiles Umfeld, welches ihnen hilft, sich den Herausforderungen ihres Lebens zu stellen und positive Entwicklung ermöglicht. Aber manchmal sind die Situationen in Familien sehr unübersichtlich. Es ist einfach nicht erkennbar, was tatsächlich schief läuft und warum Familienleben einfach nicht gelingen will. Deutlich ist nur, dass es so nicht weiter gehen kann und ein Zusammenleben im Moment nicht mehr möglich ist. Aber wo soll die Reise hingehen? Was kann ein guter Lebensort für die Kinder sein oder braucht die Familie nur eine Auszeit, um dann neue und ausreichende Ressourcen zu mobilisieren? Eine SOS-Wohngruppe oder auch -Kinderdorffamilie sind für solche Situationen eine viel zu klare Festlegung auf längere Zeit, bei der weder Kinder und Eltern, noch das Jugendamt ein gutes Gefühl haben. Die Situation muss erstmal geklärt, mögliche Perspektiven entwickelt und Ressourcen überprüft werden. Die Klärungsgruppe bietet genau diese Möglichkeit … Ich finde es im Kinderdorf schön, weil wir wie eine große Familie sind. Für mich ist das Kinderdorf mein Zuhause. Michelle, 16 Jahre 16 SOS-Kinderdorf Sauerland Klärungsgruppe " Ich finde es im Kinderdorf schön, weil man hier verstanden wird und alle Probleme mit jemandem bereden kann. Das Kinderdorf ist für mich ein Ort zum Ausruhen, bei meiner Familie hätte ich es zu schwer. Roman, 17 Jahre Wenn Konflikte und Belastungen überhand nehmen und man nicht mehr die Kraft hat, ein Problem nach dem anderen abzuarbeiten, dann muss eine schnelle Entlastung her. Für Familien ist das manchmal der einzige Ausweg aus einer Spirale von Konflikten und Problemen, um schlimmere Eskalationen zu vermeiden. Unklar ist aber oft, ob die akute Situation tatsächlich ein totales Scheitern des Familienlebens bedeutet oder einfach nur Ausdruck akut überhand nehmender Belastungen ist. Unsere Klärungsgruppe bietet genau für solche Situationen einen Ort, in dem die Kinder zur Ruhe kommen können, ohne da mit eine dauerhafte Entscheidung für ihre weitere Perspektive zu treffen. Eltern werden entlastet, dürfen Verantwortung abgeben, ohne damit eine langfristige Entscheidung getroffen zu haben. Vielmehr soll allen Beteiligten Raum gegeben werden, genau hinzuschauen, was wer in der Familie braucht. Mit den Eltern wird intensiv zusammengearbeitet, das Durcheinander sortiert, Ressourcen überprüft und an guten Perspektiven für ihre Kinder gearbeitet. Für die Kinder wird ein sicherer, verlässlicher Ort geschaffen, von dem aus sie wieder Vertrauen in ihre Eltern aufbauen, aber auch ihre Ängste und Sorgen benennen können. Zudem wird z.T. in Zusammenarbeit mit Ärzten und Therapeuten geschaut, welchen Förderbedarf die Kinder haben und was sie ggf. an Unterstützung brauchen, um sich gut entwickeln zu können. Die Eltern werden in diesen Prozess eng mit eingebunden und bleiben in ihrer Elternverantwortung. In der Klärungsgruppe nehmen wir Kinder ab Grundschulalter auf und zwar ohne Wenn und Aber. Während wir in den Wohngruppen und Kinderdorffamilien sehr darauf achten, dass die Kinder zueinander passen und sichergestellt ist, dass ein langfristiges Zusammenleben gut vorstellbar ist, nehmen wir in der Klärungsgruppe sehr kurzfristig Kinder weitgehend unabhängig von der aktuellen Zusammensetzung der Gruppe auf. Es ist ein Zusammenleben auf Zeit. Eine Klärung dauert gewöhnlich ein halbes Jahr, danach ist meist eine Perspektive gefunden, die längerfristig tragfähig sein kann. Manchmal ge hen Kinder zurück in die Familie, die mit ambulanter Unterstützung einen neuen Anfang findet. Manchmal wird auch klar, dass eine Rückkehr nicht realistisch ist und die Kinder wechseln in ein anderes Angebot. Das kann eine SOS-Kinderdorffamilie oder -Wohngruppe in unserem Dorf sein, mitunter braucht es aber auch andere An ge bote, die wir im SOS-Kinderdorf nicht vorhalten. Kinder brauchen mehr als nur Familie oder Wohngruppen. Denn das Leben spielt sich ja nicht nur zuhause ab. Was liegt da näher, als eine Kindertagesstätte im SOS-Kinderdorf zu gründen. Die Wege sind kurz und es ist eine sehr enge Zusammenarbeit möglich. Ganz wichtig war uns dabei aber auch die Öffnung in den Stadtteil, die mit der Kita Rappelkiste gut gelungen ist. Denn die meisten Kinder, die unsere »Rappelkiste« besuchen, kommen nicht aus dem SOS-Kinderdorf … SOS-Kinderdorf Sauerland 17 Frühe Förderung für einen guten Start ins Leben. SOS-Kita- und Familienzentrum Rappelkiste und SOS-Kindervilla Die SOS-Kindertagesstätten und das Familienzentrum sind gemeinsame Orte für Kinder und Familien. In der SOS-Kindertagesstätte Rappelkiste werden 20 Mädchen und Jungen im Alter von zwei bis sechs Jahren ganztägig gefördert und betreut. Durch die fachliche und liebevolle Begleitung der MitarbeiterInnen der Kindertagesstätte bekommen die Kinder die Möglichkeit, sich selbst und ihre Welt zu entdecken. Hier wird ge spielt, getobt, gelernt, gegessen und geschlafen. Im Laufe der Zeit haben sich die Bedürfnisse der Familien mit Kindern nach Bildung, Freizeitangeboten und Beratungsangeboten verdichtet, so dass wir unser Angebot um das Familienzentrum erweitert haben, ein Anlaufpunkt für Jung und Alt. Gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern bieten wir zahlreiche Angebote für Kinder, Eltern und Jugendliche an. Wir arbeiten nach dem Modell »Alles unter einem Dach«. Dabei werden alle Hilfs-und Beratungsangebote für Familien über die klassische Betreuung in der SOS-Kindertagesstätte hinaus unter dem Dach des SOSKinderdorfes angeboten. Dies ermöglicht allen ein verlässliches und professionelles Konzept. Es ist uns wichtig, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unterstützen und die Räumlichkeiten des Familienzentrums als einen gemeinsamen Ort für Begegnung anzubieten und zu nutzen. Da der Bedarf an Kitaplätzen in unserer Stadt weiterhin sehr groß ist, haben wir unser Angebot erweitert und auch in der Lüdenscheider Innenstadt ein Betreuungsangebot zur Verfügung ge stellt. Hier ist 2014 aus einer 100-jährigen Stadtvilla und ehemaligem Kinderheim eine zwei gruppige Kindertagesstätte entstanden – die SOS-Kindervilla. 18 SOS-Kinderdorf Sauerland Diese bietet 40 Kindern mit und ohne Behinderung einen Spiel- und Lebensraum. Als multikulturelle Einrichtung gelingt die Zusammenarbeit mit den Familien – mit und ohne Migrationshintergrund – durch gegenseitige Offenheit, Akzeptanz und Toleranz. Feste und Feiern, gemeinsame Ausflüge, gemeinsames Kochen und vieles mehr tragen zu einem guten Verständnis bei und wirken sich positiv auf das Wohl der Kinder aus. Beide Kindertagesstätten haben das Ziel, den Kindern ein ganzheitliches Lern- und Förderangebot anzubieten, Kinder am Alltag teilhaben und mitbestimmen zu lassen, um sie in der Entwicklung zu selbstbewussten jungen Menschen zu unterstützen. Irgendwann werden alle Kinder groß. Normalerweise haben sie dann auf dem Weg in die Selbstständigkeit ihre Familien im Rücken und an ihrer Seite, wenn sie die ersten Schritte aus der Familie heraus machen. Die meisten Kinder aus dem SOS-Kinderdorf haben diesen familiären Rahmen nicht in diesem Umfang. Die SOS-Kinderdorffamilie und auch die Wohngruppen bleiben an sprechbar und wichtiger Anlaufpunkt, haben aber nur begrenzte Möglichkeiten, ehemalige Kinder aus ihrem Haus weiter zu unterstützen. Das Jugendamt erwartet, dass unsere Kinder trotz aller lebensgeschichtlichen Belastungen früh selbstständig werden und möglichst mit Erreichen des 18. Lebensjahres schon in der Lage sind, in einer eigenen Wohnung zu leben. Damit dieser Übergang gut gelingt und wir unsere Jugendlichen fit machen für ein eigenständiges Leben, gibt es in unserem SOS-Kinderdorf das Angebot des »Betreuten Wohnens«, eine Art Training für das Leben in einer eigenen Wohnung … " Ich bin froh, dass es das Betreute Wohnen gibt, weil man damit die Möglichkeit hat zu gucken, ob man schon bereit ist, alleine zu wohnen. Finn, 17 Jahre Betreutes Wohnen Irgendwann führt für jeden der Weg aus der Familie heraus, hinein in ein eigenständiges Leben. Das ist natürlich auch für die Kinder im SOSKinderdorf so. Dabei wird schon in den Kinderdorffamilien und den Wohngruppen früh darauf hingearbeitet, dass die Heranwachsenden selbstständig werden und lernen, wie man einen Haushalt führt. Anders als in vielen Familien, müssen unsere Kinder früh selbstständig werden. Unsere Gesellschaft investiert viel in die gute Entwicklung von Kindern, die nicht zuhause aufwachsen können, doch mit der Volljährigkeit sollen die Kinder dann auch möglichst auf eigenen Füßen stehen und gerüstet sein, ihre weiteren Schritte weitgehend allein zu machen. Um den Übergang gut zu begleiten, steht deshalb für alle unsere Jugendlichen schon ab dem 15. Lebensjahr ein erster Kontakt zu unseren MitarbeiterInnen aus dem Betreuten Wohnen an. Von da an wird gemeinsam geschaut, was an lebenspraktischen Kompetenzen wie Waschen, Kochen, Ordnung halten, Umgang mit Geld etc., aber auch an sozialen Kompetenzen vorhanden ist und was in den nächsten Jahren noch gelernt werden muss. Finn geht seinem Hobby nach im gut ausgestatteten Musikraum des SOSKinderdorfs Sauerland. Nach und nach folgen dann entscheidende Schrit te in Richtung mehr Selbstständigkeit, der Auszug aus der SOS-Kinderdorffamilie oder der Wohngruppe und der Einzug in eines der vier Ap partements des Betreuten Wohnens. Alle Ein zelappartements befinden sich in unserem »Oberdorf« auf dem SOS-Kinderdorf-Gelände. Und doch ist es schon ein echter Umzug mit echter Nachbarschaft, ein wenig außerhalb des ge schütz ten Rahmens SOS-Kinderdorf. Es gibt nur noch eine punktuelle Begleitung und Unterstützung. Einmal in der Woche wird von den Bewohnern des Be treuten Wohnens gemeinsam gekocht und einmal auch gemeinsam der Großeinkauf erledigt. Darüber hinaus gibt es feste Termine mit den pädagogischen Fachkräften, bei denen alle wichtigen Themen und Aufgaben der Woche besprochen, erforderliche Behördengänge vorbereitet oder auch schon mal gemeinsam erledigt werden. Die Strukturierung des Alltags und das Einüben der Selbstversorgung sind dabei zwar große Herausforderungen, viel schwerer ist es oft aber, damit umgehen zu lernen, dass man wirklich alleine wohnt und nicht ständig jemand da ist. Jetzt zeigt sich, wie wertvoll gute Freunde sind oder Kontakte, die man über einen Sportverein oder andere Freizeitaktivitäten aufgebaut hat. Natürlich gibt es da auch noch die SOS-Kinderdorffamilie oder die -Wohngruppe im Hintergrund, aber der Blick ist nun klar in die andere Richtung gerichtet und es geht darum, sich erfolgreich »frei zu schwimmen«. Gemeinsam mit den jungen Menschen reflektieren die pädagogischen Fachkräfte den Alltag, erarbeiten eine sinnvolle Tagesstruktur und entwickeln mit ihnen eine realistische Lebensperspektive. Ebenso sind sie ein verlässlicher Partner bei der Bewältigung von Krisen. Die gezielte schulische Förderung sowie Unterstützung und Begleitung bei der Berufsfindung und Ausbildung gehören genauso zum Unterstützungsangebot, wie die Förderung von Sozialkompetenzen und Selbsthilfepotentialen. Mit dem Betreuten Wohnen verfolgen wir das Ziel, die jungen Menschen zu einem eigenständigen Leben zu befähigen. Der letzte Schritt in die Selbständigkeit ist die Vorbereitung und Begleitung des Umzuges in die eigene Wohnung. Und natürlich gibt es bei Be darf auch noch die Möglichkeit einer punktuellen Begleitung in den eigenen vier Wänden. Auch wenn wir überzeugt sind, dass unsere Angebote qualitativ sehr gut und für viele Kinder und Jugendlichen genau die richtige Hilfe sind, so ändert das nichts daran, dass der beste Lebensort für Kinder eigentlich immer die eigene Familie ist. Da es uns immer um die Kinder geht und darum, bestmögliche Lösungen für sie zu finden, haben wir ein Angebot aufgebaut, dass dazu gedacht ist, Familien schon so früh zu unterstützen, dass eine Unterbringung im Kinderdorf gar nicht erst notwendig wird. Die ambulanten Hilfen sind eine ideale Ergänzung zu unseren stationären Angeboten … SOS-Kinderdorf Sauerland 19 Beweglichkeit und Spaß – eine gute Grundlage für Qualität und Teamarbeit. Ambulante Flexible Hilfen Wenn Familien in besondere Belastungssituationen kommen, dann ist das eigentlich gar nichts Ungewöhnliches. Beruf, Partnerschaft, Kinder, Haushalt, finanzielle Herausforderungen, Krankheit, Schulprobleme oder unerwartete Schicksalsschläge können sehr schnell zu erheblichen Belastungen führen und sind auch oft nicht vorhersehbar. Wenn es dann kein gutes Netzwerk gibt, das aushelfen und unterstützen kann, dann kann man schnell an seine persönlichen Grenzen gelangen und gerät damit in eine Spirale der Überforderung. Je früher man in solchen Situationen Unterstützung bekommt, desto größer ist die Chance, das Steuerruder wieder sicher in die Hand zu bekommen und die Übersicht zurück zugewinnen. Aus diesem Grund ist es uns ein Anliegen, Familien zu unterstützen, bevor sie so in Not geraten, dass zur Entlastung eine Herausnahme der Kinder aus der Familie notwendig ist. Denn auch wenn wir Kindern einen guten Rahmen in unserem Kinderdorf bieten können, so bleibt der beste Lebensort für sie doch immer die eigene Familie, wenn diese den nötigen Entwicklungsrahmen sicherstellen kann. Unsere MitarbeiterInnen aus den Ambulanten Flexiblen Hilfen wollen genau dazu Eltern und Kinder befähigen. " Dabei unterstützen und beraten sie nicht nur in Erziehungsfragen, sondern helfen auch bei finanziellen Problemen, Behördenangelegenheiten, beruflichen oder gesundheitlichen Themen, suchen gemeinsam mit der Familie nach guten Anbindungen im Nachbarschaftsraum, sinnvoller Freizeitbeschäftigung, Unterstützung bei Lernschwierigkeiten etc. Ziel ist dabei immer, dass die Familie bald möglichst wieder allein zu Recht kommt und ihre Probleme selbst lösen kann. Die Ambulanten Flexiblen Hilfen sind eine ganz wichtige Ergänzung zu unseren stationären An geboten. Auch für den Fall, dass Kinder aus unseren stationären Angeboten in ihre Familien zurückziehen, können wir durch den Einsatz unserer Ambulanten Flexiblen Hilfen diesen Prozess intensiv begleiten und dazu beitragen, dass die Familie wieder gut zueinanderfindet. Was für die Erwachsenen die Erwerbsarbeit ist, das ist für Kinder und Jugendliche die Schule. Hier verbringen sie einen Großteil ihrer Lebenszeit, finden Freunde, werden gefördert, aber auch gefordert. Mitunter beherrschen Schulprobleme den Alltag so sehr, dass der Kopf kaum noch Platz für andere Themen hat. Viele unserer Kinder im SOS-Kinderdorf oder der Familien, die wir in den Ambulanten Flexiblen Hilfen betreuen, haben große Probleme in der Schule. Die Schulen wiederum sehen sich zunehmend mit Herausforderungen konfrontiert, die weniger mit ihrem Bildungsauftrag, sondern vielmehr mit sozialen und zwischenmenschlichen Themen zu tun haben. Das galt und gilt besonders für die Friedensschule in Lüdenscheid, eine Förderschule für Kinder mit Lernschwierigkeiten. Neben den Lernproblemen bringen viele Kinder auch vielfältige familiäre Problemlagen mit. Die Idee einer Kooperation zwischen Schule und Kinderdorf war geboren und wird nun mit Leben gefüllt … Ohne die Hilfe des SOS-Kinderdorfes wäre meine Familie sicher nicht das, was sie jetzt ist …wunderbar! Herr O., Familienvater aus Lüdenscheid 20 SOS-Kinderdorf Sauerland Amina und Sarah sind gespannt auf die Schule. Ganztagsbetreuung und Schulsozialarbeit Seit 2009 engagieren wir uns auch an Schulen. Erwachsen ist unser Engagement aus einem bestehenden Kontakt mit der Friedensschule in Lüdenscheid, einer Förderschule für Lernen, die von vielen unserer Kinder aus dem Kinderdorf besucht wurde. Dort übernahmen wir die Ganztagsbetreuung, die Versorgung der Schüler mit einer warmen Mahlzeit und brachten unsere sozialarbeiterischen Kompetenzen in der Schulsozialarbeit und in einem Angebot der sozialen Gruppenarbeit mit ein. Während diese bewährte Kooperation zum Sommer 2016 auslaufen wird, sind wir im Sommer 2014 als Kooperationspartner der Gemeinde Schalksmühle in ein neues Schulprojekt eingestiegen und helfen mit, ein aus unserer Sicht vielversprechendes neues Schulmodell ganz neu mit aufzubauen. Die Primusschule versteht sich als Haus der Be gegnung und des Lernens, welches sich ne ben dem Grundsatz der Inklusion durch Wertschätzung und Toleranz, Expertenbegleitung und be sonderen Weiterbildungsangeboten auszeichnet. Hier finden Angebote für Familien statt, gemeinsames Mittagessen, pädagogische Angebote, Durchführung von gemeinsamen Lerngruppen durch Lehrkräfte und Mitarbeiter des SOS-Kinderdorfes und vieles mehr. Das Konzept der Primusschule ermöglicht ein durchgängiges Lernen von Jahrgang 1 bis Jahrgang 10, ein Schulwechsel nach der 4. Klasse, der für Kinder oft eine besondere Belastung ist, entfällt. Außerdem lernen die Kinder in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen, in denen die älteren Kinder teilweise jüngere Kinder anleiten und unterstützen. Dieser Unterricht eröffnet einen Freiraum für das individuelle Lerntempo der Kinder, die selber mitbestimmen können, welche Lernschritte sie wann machen. So ist der gesamte Unterricht auf die individuellen Stärken und Schwächen der Kinder abgestimmt und ermöglicht von Anfang an eine aktive Beteiligung der Kinder am Lernprozess. Auch die Ganztagsbetreuung der Kinder unterscheidet sich deutlich von den klassischen Ganztagskonzepten. So stehen für den Ganztag ausgebildete Erzieherinnen zur Verfügung, die gemeinsam mit den Lehrkräften eine Lerngruppe betreuen. Lehrinhalte und freizeitpädagogische Inhalte wechseln sich über den Tag verteilt ab und LehrerInnen und ErzieherInnen stehen nicht nur im engen Austausch, sondern betreuen die Kinder teilweise auch gemeinsam. So entstehen eine hohe Betreuungskontinuität und eine Qualität der Begleitung, die in anderen Schulformen so nicht möglich ist. Dieses Konzept hat uns nicht nur sehr überzeugt, sondern passt auch sehr gut zu unserer beteiligungsorientierten Arbeit und individuellen Förderung von Kindern und Jugendlichen. Deshalb haben wir uns sehr gefreut, dass die Gemeinde Schalksmühle uns als Träger für das Ganztagsangebot der Schule mit ins Boot geholt hat und wir nun gemeinsam dieses Konzept umsetzen und weiterentwickeln können. Inzwischen besuchen einige unserer Kinderdorfkinder, die von den Strukturen einer Regelschule überfordert sind, aber von ihrem Leistungsvermögen eigentlich keine Förderschule besuchen müssen, die Primusschule. Und wenn die Kinder mal nicht in der Schule sind und mit ihren Eltern den Großeinkauf oder Be hördengänge erledigen müssen, dann wünschen sich so manche Eltern ein Betreuungsangebot für die jüngeren Geschwisterkinder, damit sie mal ganz entspannt unterwegs sein können. Da wir mit der Stadt Lüdenscheid sehr verbunden sind, haben wir ein solches Angebot in Kooperation mit der Stadt ins Leben gerufen … SOS-Kinderdorf Sauerland 21 Tiergestützte Pädagogik Kinderbetreuung im Rathaus: für Kinder und Eltern ein tolles Angebot. Der gezielte Einsatz von Tieren hat sich sowohl in der Beziehungsarbeit mit Kindern als auch in der Förderung ihrer Ressourcen als besonders vielversprechend herausgestellt. Tiere haben für Kinder einen hohen Aufforderungscharakter und sind oft ein »Eisbrecher« in der Beziehungsarbeit. Allein die Anwesenheit eines Tieres verändert schon die Atmosphäre und führt, ohne weiteres Zutun, zu einer größeren Offenheit und emotionalen Entspannung der Kinder. Kinderbetreuung im Rathaus Mitten im Zentrum der Stadt sind wir seit 2010 präsent. In einem liebevoll und kindgerecht eingerichteten Teil des Rathauses, von außen gut erkennbar, können Eltern kleinerer Kinder ihre Einkäufe, Arztbesuche oder Behördengänge im Rathaus tätigen und ihre Kinder in dieser Zeit von unserem Fachpersonal betreuen lassen. Hier fühlen sich schon die Kleinsten wohl. Es wird gespielt, gesungen, gebastelt, gemalt, verkleidet und vieles mehr. Besonderer Beliebtheit erfreut sich das vielseitige Klettergerüst mit Rutsche und Kletterwand. Eine ehemalige SOS-Kinderdorfmutter des SOS-Kinderdorfes Sauerland sowie eine ehrenamtliche Mitarbeiterin kümmern sich in der Kinderbetreuung im Rathaus um den Nachwuchs, während die Eltern ihre notwendigen Erledigungen tätigen. Aber auch als Ansprechpartner in den unterschiedlichsten Erziehungsfragen sind die Mitarbeiter des SOS-Kinderdorfes gerne behilflich. So bietet die Rathausbetreuung zu sätzlich einen sehr niederschwelligen Ansatz möglicher pädagogischer Beratung. Um Kinder und Jugendliche gut zu erreichen und optimal zu fördern, ist es wichtig, immer wieder neue Ideen zu entwickeln. Eine solche Idee ist der gezielte Einsatz von Tieren in der pädagogischen Arbeit … 22 SOS-Kinderdorf Sauerland Tiere sind jedem Menschen gegenüber vorbehaltlos. Es spielt keine Rolle, ob jemand dick oder dünn, klein oder groß, schwarz oder weiß, klug oder dumm, behindert oder körperlich fit ist. Ein Tier hat keine Vorurteile und Kinder vergessen im Gegenüber zu den Tieren deshalb auch all die Dinge, die sie in sozialen Kontakten als defizitär an sich erleben. In der Arbeit mit den Tieren zeigt sich die Natürlichkeit der Tiere als ein enorm wirksamer Faktor. So ist den Kindern im Kontakt mit einem Tier sofort einleuchtend, dass das Verhalten des Tieres immer eine Folgereaktion auf das eigene Verhalten ist. Wenn ein scheues Seidenhuhn zurückweicht, hinterfragt das Kind nicht das Verhalten des Huhnes, sondern korrigiert sein eigenes Verhalten und versucht, sich ruhiger und vorsichtiger zu bewegen. Dabei erlebt das Kind unmittelbar die Auswirkungen seines veränderten Verhaltens, denn das Huhn weicht nun nicht mehr zurück, sondern nähert sich neugierig. Mit anderen Tierarten werden ganz ähnliche Erfahrungen ge macht, so lässt sich ein »sturer« Esel nur dann durch einen Parcours führen, wenn man ihm selbstbewusst und zugleich einfühlsam voraus- " Tiergestützte Pädagogik hat mir geholfen, mich besser zu orientieren und meinen Berufswunsch zu finden. Fabian, 16 Jahre " Ich habe bei der tiergestützte Pädagogik gelernt, mit Tieren besser umzugehen. Jaqueline, 10 Jahre Es ist immer wieder erstaunlich, welche Fähigkeiten Kinder in der tiergestützten Pädagogik zeigen und entwickeln. Selbst die größten »Zappelfilippe« werden zu ruhigen und geduldigen Tierflüsterern, wenn es darum geht, ein scheues Fluchttier wie ein Seidenhuhn oder ein Meerschweinchen anzulocken. Das schafft nicht nur tolle Erfolgserlebnisse und enorme Entwicklungsmöglichkeiten für die Kinder, sondern führt auch dazu, dass Eltern und Pädagogen mitunter sehr fordernde Kinder noch einmal mit einem ganz anderen Blick sehen und erleben können. Deshalb gehört zur tiergestützten Pädagogik auch die enge Zusammenarbeit der Fachkräfte mit den jeweiligen Familien oder zuständigen ErzieherInnen, SOS-Kinderdorfmüttern und -vätern. Der gute Austausch untereinander stellt sicher, dass die in der tiergestützten Pädagogik erreichten Entwicklungen auch im Alltag ankommen und nachhaltig wirken. geht, ein Hund apportiert nur dann folgsam, wenn die Kommandos klar und deutlich gegeben werden und ein zutrauliches und aufdringliches Zwergschaf lässt sich nur durch klare Signale und Grenzsetzungen auf die für einen selbst richtige Distanz bringen. So machen die Kinder in der tiergestützten Pä dagogik sehr intensiv und ganz unmittelbar zentrale Erfahrungen, die im Erziehungs- und Entwicklungsprozess elementar sind. Sie erleben sich selbstwirksam in ihrem Handeln und lernen, die Reaktionen des Gegenübers wahrzunehmen und einzuordnen. Mit der Zeit können sie sich in das Tier einfühlen und mögliche Reaktionen vorausahnen. Sie bekommen sehr unmittelbar positives Feedback durch das gewünschte Verhalten des Tieres. So entwickeln sie ein Gefühl für das richtige Maß von Nähe und Distanz Wie die Entwicklung unseres SOS-Kinderdorfes gerade in den letzten Jahren zeigt, versuchen wir, uns immer wieder den aktuellen Erfordernissen anzupassen. Das gilt ganz besonders auch für unser neuestes Angebot, eine Clearinggruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Nachdem sich eine Zuspitzung der Flüchtlingsproblematik abzeichnete, hat der Vorstand unseres Vereines nicht gezögert, dazu einen Grundsatzbeschluss zu fassen, dass wir uns dieser Gruppe besonders zuwenden und Hilfen anbieten sollen. Schließlich wurden die SOS-Kinderdörfer von Hermann Gmeiner explizit für Kriegswaisen ins Leben gerufen, was liegt da näher, als sich nun genau diesen Kindern zuzuwenden … Tuana mit unserer tierischen Mitarbeiterin Amity – ein tolles Team. Durch die professionelle Begleitung von ErzieherInnen mit einer entsprechenden Zusatzausbildung zur Fachkraft für tiergestützte Pädagogik können diese Erfahrungen sehr gezielt begleitet und unterstützt werden. Dadurch wird es möglich, die in dieser Arbeit gewonnen Erkenntnisse und Lernerfahrungen als neu gewonnene oder erweiterte Sozialkompetenzen bei den Kindern zu festigen und auch auf ihren sozialen Alltag, zum Beispiel in der SOS-Kinderdorffamilie oder auch der Schule zu übertragen. SOS-Kinderdorf Sauerland 23 Tuana, 12 Jahre, hat seine neue Heimat im SOS-Kinderdorf Sauerland gefunden. Clearinggruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge Die wachsende Zahl von Flüchtlingen ist natürlich ein Thema, das auch uns im SOS-Kinderdorf sehr berührt und bei dem wir gerne auch Verantwortung mit tragen wollen. Die Situation von Kindern und Jugendlichen, die auf der Flucht sind und ohne ihre Eltern in unser Land kommen, ist dabei durchaus vergleichbar mit der Situation, mit der sich Hermann Gmeiner konfrontiert sah, als er seine Idee der SOS-Kinderdörfer ins Leben rief. Sie sind auf sich allein gestellt, ohne eine erwachsene Vertrauensperson, die ihnen Halt und Orientierung bietet. Auch deshalb ist es für uns selbstverständlich, dass wir mit unseren Möglichkeiten helfen, so gut wir können. " Ich glaube, meine Träume fangen im SOS-Kinderdorf an. Mostafa, 16 Jahre 24 SOS-Kinderdorf Sauerland Manche der Kinder und Jugendlichen haben noch über die neuen Medien oder auch per Telefon hin und wieder Kontakt zu ihren Eltern, an dere haben zumindest die Hoffnung, dass ihre Eltern noch leben und sie irgendwann einmal wieder als Familie zusammenfinden werden und einige sind mit der schrecklichen Realität konfrontiert, dass niemand überlebt hat, der ihnen wirklich nahe steht. Schutz, verlässliche Strukturen und Orientierung sind das erste, was diesen jungen Menschen wieder etwas Boden unter die Füße bringt und ihnen das Gefühl gibt, dass es doch irgendwann nochmal eine hoffnungsvolle und verlässliche Perspektive für ihr Leben geben kann. Um an diesen Punkt zu gelangen, gibt es allerdings vielfältige Herausforderungen, die zunächst gemeistert werden müssen: " Das SOS-Kinderdorf ist für mich meine Liebe. Alle sind nett hier. Alle Betreuer sind sehr nett! Farhad, 17 Jahre So muss eine Vormundschaft eingerichtet und ein Asylantrag gestellt werden, um möglichst schnell einen gesicherten Aufenthaltsstatus zu erreichen. Der Stand der bisherigen Schulbildung muss abgeklärt und die Frage einer passenden Einschulung vor Ort geklärt werden. All diese Aufgaben sollen möglichst in den ersten drei Monaten nach ihrer Ankunft in unserer Clearinggruppe abgearbeitet werden, um dann eine längerfristige Perspektive in einer anderen Gruppe auf den Weg zu bringen. Ganz wichtig ist natürlich auch das möglichst rasche Erlernen der deutschen Sprache, denn ohne die nötigen Sprachkompetenzen ist es sehr schwer, sich zurechtzufinden und so kann kaum ein Gefühl der Sicherheit und Orientierung erreicht werden. Deshalb beginnen wir mit der Sprachförderung schon direkt nach der Aufnahme. Die Clearinggruppe ist, ähnlich wie unsere Klärungsgruppe, also nur eine »Durchgangsstation« in unserem SOS-Kinderdorf. Unser Ziel für eine gute Integration ist, dass die Kinder mit langfristiger Perspektive in eine normalen Wohngruppe aufgenommen und Flüchtlingskinder nicht nur in spezialisierten Gruppen untergebracht werden. Dann erscheint eine Integration in unsere Gesellschaft sehr viel leichter, der Spracherwerb ergibt sich einfacher und schneller, weil Deutsch nun mal die einzige Sprache ist, die in einer normalen Wohngruppe jeder spricht. Allerdings ist der Bedarf an Gruppenplätzen aktuell so hoch, dass es gar nicht anders möglich ist, als zumindest einen Teil der Flüchtlingskinder gemeinsam in neue Wohngruppen aufzunehmen. Deshalb haben wir bereits eine weitere Gruppe für Flüchtlinge aufgebaut und bieten zurzeit 16 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen ein Zuhause. Wir stehen in dieser Arbeit noch ganz am Anfang und sammeln erste Erfahrungen. Vorrangig war zunächst, anzupacken und loszulegen – angesichts der großen Not. Nun geht es Schritt für Schritt in eine inhaltliche, qualifiziertere und differenziertere Arbeit, die viele Herausforderungen mit sich bringt, aber auch viele Perspektiven bietet. Viele der Kinder und Jugendlichen sind nicht nur dankbar für die angebotene Hilfe, sondern auch hochmotiviert, ihr Leben in die Hand zu nehmen und sich auf den Weg zu machen. Adel,16 Jahre, beim Breakdance (links). Ali ,17 Jahre, seit September 2015 im SOS-Kinderdorf (unten). SOS-Kinderdorf Sauerland 25 Unsere Standorte 1 SOS-Kinderdorf Sauerland Claudiusstr. 34 58513 Lüdenscheid Telefon 02351 67240-0 Telefax 02351 67240-22 [email protected] www.sos-kd-sauerland.de 2 SOS-Kindervilla Freiherr-vom-Stein-Str. 27 58511 Lüdenscheid Telefon 02351 67240-210 [email protected] Claudiusstraße 34 58513 Lüdenscheid 3 Rathaus Betreuung Rathausplatz 22 SOS-Kindervilla 58507 Lüdenscheid Freiherr-vom-Stein-Straße 27 Telefon 02351 171325 3 Rathausbetreuung 4 Unbegleitete minderjährige Rathausplatz 2Ausländer Rathmecke 4 UMF Rathmecke Rathmecker Weg 3 Rathmecker Weg 3 58513 Lüdenscheid Telefon 023515 67240-0 Ganztagsbetreuung Primusschule [email protected] Löh 5 5 Ganztagsangebot Primusschule 58519 Schalksmühle Löh 5 58579 Schalksmühle Telefon 02355 909736 Vom SOS-Kinderdorf Sauerland [email protected] nach Schalksmühle ca. 10,5 km Str. tr. es Schalksmühle 54 d me h Ra Lennestraße r he ac aße b r se st Lö and L Lüdenscheid We s tr. r. S er hfu om Ho rr-v ihe Fre 229 26 SOS-Kinderdorf Sauerland tr. er S rdol h e W 3 Schlitte nbachers tr. Sa ue rfe lde rS 2 tr. r. ln Kö hrs tr. e straß Park tst -St Schalksmühle -St ein g str. g han ver Häl pen h r nae en we ac Am Wielsie Lö Alte h A45 . Str Es ch ser khau Broc Weg er tr. rund Im G ver Häl Hochstr. eg er W rg s te d fel tr. 5 tr. e na Al eb tr. Rah Weg tmecker 4 rS s rg Be Löh Be A45 g Kla as lstr. Schu 1 ed ori tr. Claudiuss He Vik t Lüdenscheid L692 229 Sie möchten helfen? Mit Ihrer Spende können Sie unsere Arbeit unterstützen 1,9 Millionen Freunde und Förderer unterstützen mit ihren Spenden die SOS-Kinderdorf-Einrichtungen. Ohne ihre Spende wäre auch die Arbeit in unserem SOS-Kinderdorf Sauerland nicht in dieser Form möglich, da nur ein Teil unserer Kosten durch öffentliche Mittel und unterhalts- und beitragspflichtige Angehörige gedeckt werden. Viele Spender übernehmen auch eine Patenschaft für unser Kinderdorf und tragen so Mitverantwortung für »ihre« SOS-Einrichtung. Oberstes Ziel in allen finanziellen Angelegenheiten ist für uns die gewissenhafte Verwaltung und Verwendung der uns anvertrauten Gelder und Sachspenden zum optimalen Nutzen unserer Kinder. Spendenkonto Sparkasse Lüdenscheid IBAN DE83 4585 0005 0000 0333 24 BIC WELADED1LSD Wir möchten uns – auch auf diesem Weg – bei all unseren Freunden, Förderern, Spendern und Paten von ganzem Herzen bedanken. Ohne sie wäre es nicht möglich gewesen, das SOS-Kinderdorf zu dem liebevollen und lebendigen Lebensraum für Kinder und Jugendliche werden zu lassen, der er heute ist. Sie alle sind der Be weis da für, dass es auch in unserer Zeit Menschen gibt, die ihr Herz anderen Menschen öffnen und »mehr tun, als sie tun müssen« (Hermann Gmeiner). SOS-Kinderdorf Sauerland 27 Herausgeber SOS-Kinderdorf e.V. Renatastraße 77 80639 München Telefon 089 12606-0 Telefax 089 12606-404 [email protected] www.sos-kinderdorf.de Druck meap GmbH 58453 Witten Fotos Mathis Leicht Til Schürmann Dennis Strassmeier SOS-Archiv Redaktion und Texte Stefan Weisheit Nicole Gabriel Dietmar Kaminski Gabi Polle Gestaltung Guido Hoffmann, Visuelle Gestaltung Namen und Abbildungen können aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen verändert worden sein. © 2016 SOS-Kinderdorf e.V., München