- MGM Münzgalerie München

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Münstersche
NUMISMATISCHE ZEITUNG
XLI. Jahrgang
Nr. 2
Redaktion: Achim Feldmann
November 2011
Maximilian Dasio
Weitere Ergänzungen zu seinem Medaillenwerk
Achim Feldmann und Manfred Schulze
Maximilian Dasio (1865-1954) war einer der wichtigen Exponenten der zu Anfang des 20. Jahrhunderts in Blüte stehenden Münchner Medaillenkunst. Er war ein hervorragender Künstler, der eine große Vielfalt technischer Fertigkeiten perfekt beherrschte. Seine Arbeiten zeichnen sich durch einen sehr ausdrucksstarken, fast 'rohen' Stil aus,
der sich an die Medaillenkunst der Renaissance anlehnte und für den die Münchner Medaillen im Allgemeinen berühmt sind. Er hat für die Gussmedaillen die Modelle in Holz, Gips oder Stein geschnitten und für die Prägemedaillen
nach Art der alten Stempelschneider ohne Zuhilfenahme eines großen Modells die Formen direkt
negativ in den Stahl graviert.
So verwundert es, dass er jahrzehntelang von
der numismatischen Forschung nur selten behandelt und sein umfangreiches künstlerisches
Werk kaum aufgearbeitet worden ist. Erst in den
1980er-Jahren begann man, sich intensiver mit
ihm zu beschäftigen. 1983 hat Manfred Schulze
sich im Numismatischen Nachrichtenblatt mit
den Selbstporträts befasst. Im Oktober 1984 erschien in der gleichen Zeitschrift eine Auflistung
seiner Werke. Diese Auflistung erschien anonym, ist aber von Manfred Schulze und Doris
Müller zusammengestellt worden. Bereits kurze
Zeit danach wurde eine große Ausstellung der Bronze-Gussmedaille 1918 (von Elisabeth von Esseö) auf den Medailleur Maximilian Dasio. Brb.
Staatlichen Münzsammlung organisiert, die vom n.l., darunter kleine Öllampe, Umschrift. Rs.: Unbekleidete Pallas Athena stehend vorn vorn mit
Helm, Schleier und Medaille, beiderseits Datum, zu ihren Füßen links Meisterzeichen, rechts Eule,
9. Oktober bis zum 1. Dezember 1985 in der Umschrift. 61,5 mm (Foto: Hauck & Aufhäuser 15, 1740; wir danken Herrn Dr. Hubert Ruß für die
Neuen Pinakothek gezeigt wurde. Franz Stalzer Überlassung der Vorlagen; Abbildung 3/4 Größe).
hat, um hierauf aufmerksam zu machen, wiederum im Numismatischen Nachrichtenblatt einen kurzen Abriss von Leben und Werk des Künstlers veröffentlicht,
und auch in der MünzenRevue gab es einen Hinweis darauf. Zur Ausstellung erschien ein Katalog, der von Ingrid S.
Weber unter Mithilfe zahlreicher Institutionen, Fachkollegen, Münzhändler, Sammler und Privatpersonen erarbeitet
wurde, und der auch heute noch das Standardzitierwerk für diesen Künstler darstellt.
Der Katalog, der neben Medaillen auch Zeichnungen und Gemälde des Künstlers zeigt, war damals nicht als vollständiges Werksverzeichnis gedacht - auch nicht im Bereich der Medaillen. Aber er sollte natürlich trotzdem eine
gewisse Leitfunktion für dieses Feld darstellen.
Ein Buch über Leben und Werk eines Künstlers ist normalerweise niemals der endgültige Stand der Dinge, auch
wenn sich der Autor/die Autorin oder die dahinterstehende Institution noch so viel Mühe gegeben haben und Vollständigkeit angestrebt worden ist. Ein Werkskatalog kann auch bei aller Sorgfalt immer nur den zum Zeitpunkt des
Erscheinens erreichten Stand der Forschung darstellen. Die Herausgabe eines solchen Buches bringt oft neue Erkenntnisse, da die Sammler und Händler ihre Bestände abgleichen und dabei manchmal unbekannte Stücke, Varianten oder bisher nicht beschriebene Metallvarianten zum Vorschein kommen. Manchmal werfen die neuen Erkenntnisse aber auch neue Fragen auf.
Zu einigen Stücken von Maximilian Dasio sind seither kleinere Beiträge erschienen. Albert Villis hat sich 1989 mit
den Münzentwürfen, Heinz Sterz 1999 mit einer bis dahin unbekannten Plakette und Paul Lauerwald 1998 und 2000
mit den Prägungen zur Jahrtausendfeier der Stadt Nordhausen 1927 beschäftigt.
Schon 1992 hat Manfred Schulze wiederum im Numismatischen Nachrichtenblatt einige Ergänzungen zu Dasios
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Medaillenwerk vorgestellt. Er beschrieb vier Stempel, die für die Herstellung einiger Medaillen verwendet wurden
und konnte darüberhinaus die feiner durchgearbeitete Variante einer im Katalog beschriebenen Medaille abbilden.
Hier nun soll an diese Ergänzungen zum Medaillenwerk von Maximilian Dasio angeknüpft werden. In der Sammlung
von Manfred Schulze und im Bestand der Münzgalerie München befinden sich einige Medaillen, die nicht in dem
Ausstellungskatalog der Staatlichen Münzsammlung auftauchen und auch sonst noch nicht beschrieben wurden.
Außerdem sind weitere Verbesserungen und Ergänzungen zum Katalog aufgelistet. Alle in diesem Beitrag abgebildeten Stücke stammen - sofern nicht anders angegeben - aus der Sammlung von Manfred Schulze (München).
S. 28-30 Nr. 6: Der Adler auf der Rückseite soll anscheinend den Künstler selber versinnbildlichen. Er steht - angekettet an die königliche Säule - in einer Einzäunung. Dieser Zaun ist mittelalterlichen Münzen der Niederlande nachempfunden. Der Künstler als Freigeist sieht sich offensichtlich eingeschränkt und angekettet durch den Staatsdienst,
dessen Regeln und Vorschriften er folgen musste.
S. 31-32 Nr. 8: Ähnlich auch diese Rückseite: Der Künstler sieht sich selbst als geflügelten Pegasus, der jedoch
nicht losfliegen kann, da er angebunden ist. Obendrein wird er durch Mücken und Bremsen belästigt und muss sich
ihrer erwehren. Diese symbolisieren alle Personen, die ihm übel gesinnt waren. Dasio scheint eine schwierige und
unnahbare Person gewesen zu sein (vgl. Weber S. 179, wo einige Medaillen auf ihn auf der Rückseite immer einen
stacheligen Kaktus abgebildet haben; ähnlich auch Weber S. 180 'Wenn sich der Unendliche beuget').
S. 31-33 Nr. 9: Der Eros zieht den am Boden Kauernden nicht hoch, sondern berührt ihn nur, um ihn zu ermuntern. Auch hier wird die Situation des Künstlers dargestellt. Das Stück ist 1944 gemacht worden, Dasio war in diesem Jahr 79 Jahre alt. In diesem Alter mochte er jedoch von Eros nichts mehr wissen, daher verweigert sich der
am Boden kauernde Künstler den Aufforderungen des geflügelten Gottes. Das Stück mit dem Durchmesser 52 mm
ist nicht in Zinn, sondern in Bleiguss ausgeführt, hergestellt mit einfachsten Hausmitteln, da zu den damaligen
Kriegszeiten keine besseren technischen Möglichkeiten bestanden (vgl. Schulze: Selbstporträt, S. 96-98).
S. 35 Nr. 13: Die Medaille ist (ohne eingraviertes Datum) auch bei Dräger: Deutsche Kunstmedaillen, S. 15 und
130 sowie - laut den dortigen Angaben - bei Freyer: Führer durch die Sammlung Halle, Nr. 187 beschrieben worden. Außerdem müsste die in der Frankfurter Münzzeitung 1909, S. 429 erwähnte 'Erinnerungsmedaille auf die
Geburt eines Kindes' auf dieses Stück zu beziehen sein.
S. 41 Nr. 27: Auf der Rückseite ist am Brunnensockel links die Herstellersignatur 'HITL' angebracht. Es existieren
auch Stücke in Silber und Bronze ohne die Medailleurssignatur auf der Vorderseite (Slg. Manfred Schulze). Hierbei
dürfte es sich um Vorläufer der endgültigen Fassung handeln. Ohne Signatur sind diese Medaillen im Handel bisher
nicht vorgekommen.
S. 46 Nr. 34: Hierzu siehe auch die Anmerkungen bei Schulze: Maximilian Dasio. Einige Ergänzungen, S. 109-111.
S. 46 Nr. 35: Die unvollendet gebliebenen Stempel für eine verkleinerte Prägemedaille werden bei Schulze:
Maximilian Dasio. Einige Ergänzungen, S. 108 besprochen. Alle dort abgebildeten Stempel befinden sich inzwischen
in der Staatlichen Münzsammlung in München.
S. 48-49 Nr. 36: Bei den Frauen handelt es sich um die Allegorien der Architektur, der Malerei und der Bildhauerkunst. Berndl hat in diesem Fall wohl Malerei und Bildhauerkunst im Dienste der Architektur gesehen.
S. 51 Nr. 40: Das Stück existiert auch in Bronzeguss (Slg. Manfred Schulze).
S. 52 Nr. 42: Das Stück existiert auch in Eisenguss (Slg. Manfred Schulze).
S. 56 Nr. 47: Die Rückseite der Joseph-Haydn-Medaille ist auch als einseitiger versilberter Abguss bekannt (siehe
Abbildung). Außerdem ist zu dieser Medaille eine im Weber-Katalog fehlende Variante aufgetaucht - oder vielmehr
handelt es sich um ein eigenständiges Stück, das auf dem Entwurf des Stückes auf Joseph Haydn beruht. Der leicht
variierende neue Entwurf (siehe Abbildung) erhebt den Komponisten in der Umschrift zum Ehrenschlaraffen 'Symphonica'. Er ist leider ohne Jahresangabe und ohne Signatur, kann aber aufgrund der Originalmedaille (1908 entstanden) auf die 1910er- oder 1920er-Jahre datiert werden. Das Stück ist noch unversäubert im Rohzustand, da
der Gusszapfen und der Grat am Rand noch nicht entfernt worden sind und die Kunstpatina noch fehlt. Das Brustbild
ist hier feiner ausgearbeitet als bei
der Medaille (Kragen und Haare).
Es existiert auch als verkleinertes
Messing-Ansteckabzeichen
(20
mm, siehe Abbildung) und als einseitige Prägung in 46 mm (Manfred Schulze hat es gesehen, aber
nicht in seiner Sammlung).
Die 1859 in Prag gegründete
Schlaraffia ist eine inzwischen in
ganz Europa verbreitete Juxgesellschaft zur Pflege von Kunst und
Humor mit ganz eigenen Regeln
und einer ganz eigenen, mittelalterlich anmutenden Sprache. Der
Ehrenschlaraffenname 'Symphonica' ist unseres Wissens für
Haydn nicht gebraucht worden.
Verwendet worden ist hingegen Oben links: Einseitiger versilberter Bronze-Abguss der Rückseite der Bronze-Medaille auf Joseph
der Name 'Symphonie', und zwar Haydn. 76 mm. Zu Weber 47.
laut 'Stammrolle der Schlaraffen- Oben rechts: Einseitige hohle Bronze-Gussmedaille auf Joseph Haydn. Brb. n. l., Umschrift “EH- SYMPHONICA”. 75 mm (Abbildung 3/4 Größe). Weber -; Auktion Schenkreyche in Deutschland' von RENSCHLARAFFE
Behrens 53, 3231.
1960/61 in den Schlaraffenrey- Rechts: Verkleinerung in Messing. 20mm.
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chen Pietas Julia und Oenipontana sowie laut Nachtrag von 1984 (mit 'Verzeichnis der Ehrenschlaraffen') im
Schlaraffenreych Paixhanslia an der Bechlapruggen. Pietas Julia bezeichnet die Stadt Pula im heutigen Kroatien
(Halbinsel Istrien). Im 4. Jahrhundert v. Chr. gegründet, wurde Pula 42 v. Chr. römische Militärkolonie, wobei sie
den Namen Pietas Iulia erhielt. 1148 kam die Stadt in den Besitz von Venedig, 1797 zu Österreich, wurde 1920
nach dem Ersten Weltkrieg zusammen mit ganz Istrien an Italien übergeben, kam dann 1947 an Jugoslawien, 1990
schließlich an Kroatien. Im Jahre 1890 ist dort das Schlaraffenreych Pietas Julia gegründet worden, nach der Übergabe an Italien jedoch wieder aufgelöst worden (in der Stammrolle steht "Infolge profaner Verhältnisse erloschen
65"; Anno Uhui 65 bezeichnet - gerechnet ab 1859, dem Jahr der Gründung des ersten Schlaraffenreyches in Prag
- in christlicher Jahreszählung das Jahr 1924). Oenipontana ist der latinisierte Name der Stadt Innsbruck in Österreich. Die Schlaraffia in Innsbruck ist 1881 gegründet worden und besteht bis heute. Paixhanslia bezeichnet die heutige Stadt Böcklabruck in der Steiermark. Dieses Schlaraffenreych ist erst 1949 gegründet worden.
Somit könnte das Stück mit aller gebotenen Vorsicht nach Innsbruck zugeschrieben werden, da Dasio mit der Stadt
in Istrien wohl kaum irgendwelche Verbindungen gehabt hat und das Reych in der Steiermark zu spät gegründet
worden ist. Dasio hat gerne lateinische Umschriften verwendet und wohl auch hier den Ehrenschlaraffennamen
'Symphonie' einfach zu 'Symphonica' latinisiert.
S. 57-58 Nr. 49: In der Frankfurter Münzzeitung 1912, S. 549 wird berichtet, dass die Medaille von 50 ehemaligen Schülern des Mathematikers Brill - inzwischen selbst sämtlich Hochschullehrer geworden - in einer am 30.
Oktober 1912 stattfindenden Nachfeier des 70. Geburtstages (20. September) gewidmet worden sei.
S. 58 Nr. 50: Die Medaille ist von Gerda Mädler-Falckenberg (vgl. Weber: Gerda Mädler-Falckenberg, S. 227).
S. 58 Nr. 51: Bei dem Unbekannten handelt es sich um den Goldschmied, Bildhauer und Bronzegießer Cosmas
Leyrer (1858-?) aus München, Linprunstraße 31 (vgl. auch Nr. 44).
S. 58-60 Nr. 54 Variante 'Dungforschung':
Das Stück ist im Depot der Städtischen Galerie
Lenbachhaus (München) in Bronze vorhanden.
S. 66 Nr. 63: Vermutlich handelt es sich bei diesem Bronze-Guss 'mit braunem Überzug' um die
Vorlage zur Stempelherstellung. Die eigentliche
Ausführung dieser Medaile ist eine Silber-Prägung. Auf dem Rand dieser Stücke ist die damals
übliche Herstellerbezeichnung des Bayerischen
Hauptmünzamtes vorhanden. Dazu gibt es auch
einige Probeabschläge in Bronze, die die Einprägung am Rand nicht tragen (Slg. Manfred Schulze; siehe Abbildungen). Diese sind erheblich seltener als die Silber-Medaillen.
S. 67 Nr. 64: Diese Medaille ist bei Weber nur
als Galvano beschrieben, sie existiert aber auch
als vergoldete Bronze-Gussmedaille (Slg. Manfred Schulze; siehe Abbildung). Im Handel ist eine fertige Medaille ansonsten anscheinend nicht
vorgekommen. In der Frankfurter Münzzeitung
1911, S. 312 ist diese Medaille abgebildet. Der
dort scheinbar fehlende Perlkranz ist bei genauerem Hinsehen jedoch vorhanden und durch eine
etwas knapp beschnittene Abbildungsvorlage
bedingt. Hierbei handelt es sich nicht um den
Wanderpreis, sondern um ein Stück auf seinen
90. Geburtstag. Auf der Vorderseite ist sein Alter,
auf der Rückseite das Datum seines Geburtstags
angegeben. Für den Wanderpreis Nr. 65 wurde - Oben und ganz oben: Silber-Geschenkmedaille 1911 für die Schützengesellschaften. Brb. des
neben anderen Veränderungen - die Angabe des Prinzregenten Luitpold n.l., Umschrift. Rs.: Hl. Hubertus kniend vor dem Hirsch, darüber Wappen,
Umschrift. 45 mm. Darunter Bronze-Probe der gleichen Medaille. Zu Weber 63.
Alters fortgelassen.
Unten: Vergoldete Bronze-Gussedaille 1911 auf den 90. Geburtstag des Prinzregenten Luitpold.
S. 67-69 Nrn. 65: Ähnliches Stück wie Nr. 64, Brb. n.l. mit Altersangabe, Umschrift. Rs.: Eilende Victoria mit zwei Kränzen n.r., Datum. 74,5 mm
jedoch mit anderer Umschrift, lateinischem Da- (Abbildung 2/3 Größe). Zu Weber 64.
tum und statt der Altersangabe der Signatur
des Medailleurs.
In der Frankfurter Münzzeitung 1911, S.
311 ist ein einseitiges Stück mit 111 mm
Durchmesser abgebildet. Dort ist auch beschrieben, dass Prinzregent Luitpold zur
Förderung körperlicher Übungen für jeden
Ort, an dem sich eine Mittelschule (Gymnasium etc.) befindet, eine Medaille gestiftet habe, die je für ein Jahr als Ehrenpreis
derjenigen Schule oder Schulklasse zufallen
solle, die bei dem jährlich einmal im Sommer stattfindenden Schulfest Siegerin bei
den turnerischen Wettspielen ist. Auf S. 312
ist ein Handschreiben des Prinzregenten zu
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Bronze-Gussmedaille auf die Jahrhundertfeier der Befreiungshalle in Kelheim. Ansicht der Befreiungshalle,
Umschrift “Z[ur] E[rinnerung] A[n] D[ie] JAHRHVNDERTFEIER BEFREIVNGSHALLE KELHEIM”, im Abschnitt Datum. Rs.: Sieben Zeilen Schrift in Lorbeerkranz. 74 mm (Abbildung 3/4 Größe). Beiderseits alle
Buchstaben vergoldet. Weber 66. Verbreiteter ist eine
kleinere Prägemedaille ohne Vergoldung (abgebildet
Weber S. 70). Unten: Vergrößerung des Abschnitts mit
der Datumszeile. Man erkennt, dass beim großen
Stück mit Schriftvergoldung die Signatur fehlt, während sie beim kleinen Prägestück vorhanden ist.
diesem Thema an den damaligen Kultusminister Anton von Wehner (1850-1915) vom 27. Februar 1911 zitiert. Die
Ausführungsbestimmungen des Ministers regeln dann die Einzelheiten: Die Medaille wurde nur für den Sieg verliehen, für Orte mit mehr als drei Schulen wurden zwei Preismedaillen (eine große für den ersten, eine kleinere für
den zweiten Preis), für die Hauptstadt München wurden drei Preismedaillen (eine große für den ersten, zwei kleinere für den zweiten und dritten Preis) verliehen, zu jeder Medaille wurde ein Diplom vergeben, das behalten werden
durfte, auch wenn die Medaille nach den Wettspielen im nächsten Jahr an eine andere Schule übergegangen war.
Das auf S. 312 abgebildete Exemplar ist nicht der Wanderpreis, sondern unsere Nr. 64 auf den 90. Geburtstag.
S. 67 Nr. 66: Das Stück hat - im Gegensatz zur Beschreibung bei Weber - keine Signatur. Die Signatur ist nur bei
dem kleineren Prägestück (45 mm) vorhanden (siehe Abbildungen).
S. 68 Nr. 69: Das Stück ist nicht aus Anlass der Goldenen Hochzeit des Königspaares 1918 hergestellt worden,
sondern bereits 1913 als Auswurf- und Geschenkmedaille (siehe Blätter für Münzfreunde 1914, Sp. 5555-5556).
S. 69 Nr. 71: Das Stück existiert auch in Bronze (Slg. Manfred Schulze).
S. 71 Nr. 72: Nach einem von dem Münchner Künstler Hans Schwegerle (1882-1950) gewonnenen Wettbewerb für
eine Medaille auf das 100jährige Jubiläum der Bayerischen Verfassung wurde dessen Rückseitenentwurf abgelehnt
und Maximilian Dasio mit der Anfertigung der Rückseite beauftragt (siehe Hasselmann: Schwegerle, S. 171). Die
Frankfurter Münzzeitung 1918, S. 450 schrieb dazu: "Diese Denkmünze erhielten alle Teilnehmer der Hoftafel am
26. Mai [1918]. Bei Besserung der Metallverhältnisse soll sie auch weiteren Kreisen zugänglich gemacht werden.
Die in Größe eines Dreimarkstückes hergestellte Denkmünze soll zunächst den öffentlichen Stellen, Behörden,
Gemeinden, Stiftungen, Anstalten, Schulen, Museen u. dgl. zum Preise von etwa 2 Mark zugänglich gemacht werden. Eine Abgabe an Privatpersonen auf dem Wege des Handels bleibt vorbehalten".
S. 72-73 Nr. 77: Hier ist tatsächlich ein Zieler dargestellt, dessen Zielanzeiger mit Bändern verziert ist. Die Zieler
standen früher in einem kleinen Haus oder Graben als
Deckung, um erst auf Glockenkommando hervorzutreten
und den Schuss anzuzeigen. Zu ihrer Sicherheit waren
sie bunt und auffällig mit hohen, spitzen Hüten gekleidet,
um für den Schützen am Stand auch in größerer Entfernung erkennbar zu sein. Die Zieler haben dann die errungene Ringzahl durch bestimmte Gesten oder Bewegungen mitgeteilt. Zur größeren Sicherheit sind die Zieler im
19. Jahrhundert in einem mannshohen Zielergraben unterhalb der Scheiben untergebracht worden, von wo sie
mit einer langen Kelle die Trefferlage anzeigen konnten
und so ihre - im Übrigen sehr verantwortungsvolle und
gut bezahlte - Arbeit gefahrlos verrichten konnten. Nur
beim Einzug der Schützen und Festwagen bei großen
Preisschießen tanzten die Zieler als geschlossene Gruppe
in ihren traditionellen bunten Gewändern im Schützenzug
Versilberte Bronze-Preismedaille 1908 für
den Nationalen Wettstreit des DAV während der Ausstellung ‘München 1908’. Victoria n. r. mit umgewandtem Kopf hält zwei
Siegerkränze, beiderseits zwei Zeilen
Schrift MVEN - CHEN / 19 - 08”. Rs.: Fünf
Zeilen Schrift “NATIONALER / WETTSTREIT / DES / D A V / IM / KLASSEN /
STEMMEN”. 40 mm. Zu Weber 83-85.
IV
Bronze-Preismedaille 1908 für das Preisund Schaufechten (des DAV?) während
der Ausstellung ‘München 1908’. Victoria
n. r. mit umgewandtem Kopf hält zwei Siegerkränze, beiderseits zwei Zeilen Schrift
Silber-Preismedaille 1908 für den Internationalen Weltmeisterschaftswettstreit während MVEN - CHEN / 19 - 08”. Rs.: Sechs
der Ausstellung ‘München 1908’. Victoria n. r. mit umgewandtem Kopf hält zwei Sieger- Zeilen Schrift “PREIS / VND / SCHAV- /
kränze in Lorbeerkranz, beiderseits zwei Zeilen Schrift MVEN - CHEN / 19 - 08”. Rs.: FECHTEN / VIII. / PREIS”. 40 mm. Zu
Fünf Zeilen Schrift in Lorbeerkranz. 60 mm (Abbildung 2/3 Größe). Zu Weber 82.
Weber 85.
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Rechts: Rückseite der Bronze-Medaille auf die Jahrtausendfeier der Stadt Nordhausen. 45 mm. Weber 105 var.
mit (Mitteilung von Brigitte G. Hölscher,
Feuerschützengesellschaft 'Der Bund', München).
Unten: Der Roland auf dem Rathausplatz in Nordhausen
S. 75 Nr. 82: Zu dieser Medaille gibt es
(Foto: Wikipedia).
auch ein Silberstück (siehe Abbildung).
S. 75 Nr. 83-85: Der Typus wurde als Preis
für verschiedene Sportarten verliehen. In
Ganz unten: Versilberte Bronzeden Blättern für Münzfreunde 1908, Sp.
Medaille 1927 Ehrengabe der
Stadt Nordhausen anlässlich der
3965 und 4065 wird berichtet, dass sechs
Jahrtausendfeier. Stehender Robis sieben verschiedene Rückseiten vorgeland mit Schwert und Schild über
sehen gewesen waren. Die letzten beiden
Stadtansicht. Rs.: Sechs Zeilen
Schrift über Eichenzweig. 76,5
Zeilen Schrift sind in anderer Schriftart, was
mm (Abbildung 2/3 Größe). Zu
vermuten lässt, dass die Bezeichnungen der
Weber 106.
einzelnen Sportarten im Stempel ausgetauscht werden konnten.
Nr.83 Variante 'Klassenstemmen' beschreibt
ein Bronzestück in 59 mm Durchmesser, das
jedoch als Variante zur Nr. 82 gehört.
S. 75 Nr. 85: Das Stück gibt es auch in
Bronze (siehe Abbildung S. IV). Das Schriftzitat bei Weber ist leicht fehlerhaft (fehlende Zeilenumbruchkennzeichnung und verkehrtes Wort "IM"). Die vorletzte Zeile auf
der Medaille ist eingraviert, so konnte die
Medaille für verschiedene Preise verwendet
werden. Bekannt ist noch eine BronzeMedaille mit der Gravur "IX.". Auch hier
konnte die Rückseite also für verschiedene
Anlässe variiert oder abgeändert werden.
S. 75 Abbildung Nr. 85: Hier hat der Druckfehlerteufel zugeschlagen. Es handelt sich um die Abbildung zu Nr. 86.
S. 76 Nr. 86: Hierbei handelt es sich nicht um einen Guss, sondern um eine Prägung.
S. 77, 79 Nr. 90: Das Stück gibt es in der gleichen Größe auch in Eisenguss (Slg. Manfred Schulze).
S. 81 Nr. 93 Variante 1915: Das Stück ist auch bei Döry/Kubinszky: Eisenbahn, S. 34 Nr. 31 abgebildet worden.
S. 81 Nr. 95: Keine Gussmedaille, sondern eine Prägung.
S. 82 Nr. 98: In der Anmerkung zur Nr. 98 wird erwähnt: "Skagerrak II in Stahl graviert." Hierbei wird es sich um
den bei Schulze: Maximilian Dasio. Einige Ergänzungen, S. 109 beschriebenen Stempel handeln. Der Entwurf dort
ist wesentlich naturalistischer und auch klarer in der Darstellung als die große Gussmedaille Weber 98, da der Stempel für eine kleinere Medaille (Durchmesser 23 mm) gedacht war, die aber offensichtlich nicht zur Ausführung gekommen ist. Auch dieser Prägestempel befindet sich heute im der Staatlichen Münzsammlung in München.
S. 84 Nr. 105: Das Stück scheint nur ein Entwurf gewesen zu sein, der nicht zur Ausführung gelangte. Es ist bisher nur ein einziges Stück in Privatbesitz aufgetaucht. Die Darstellung stellt keinen Herold dar, sondern die Rolandsäule, die 1717 am Rathaus von Nordhausen aufgestellt worden ist (siehe Abbildung).
S. 84 Nr. 105 Variante mit Rückseite 'Jahrtausendfeier': Es handelt sich hierbei nicht um eine Variante, sondern um einen neuen Typ, der eine eigene Nummer verdient hätte, denn sowohl Vorderseite (Umschrift und Daten
fehlen) als auch Rückseite ist anders als Nr. 105. Diese 'Variante' ist dann auch tatsächlich zur Ausführung gelangt
(Mitteilungen für Münzsammler 1927, S. 65). Auch hier handelt es sich nicht wie angegeben um einen Bronzeguss,
sondern um eine Prägemedaille (mit Herstellerbezeichnung 'Carl Poellath Schrobenhausen' am Rand). Es gibt sie in
Silber, in versilberter Bronze und in Bronze (Slg. Manfred Schulze sowie Lauerwald: Städtische Ereignisse, S. 58 und
Lauerwald: Maximilian Dasio, S. 177-178 Nrn. 2.1-3; siehe Abbildung der Rückseite der Bronze-Medaille).
S. 84 Nr. 106: Bei Weber als 'Bronze, gegossen' beschrieben. Es handelt sich jedoch um eine Prägemedaille mit
Herstellerangabe 'Carl Poellath Schrobenhausen' am Rand. Zusätzlich gibt es auch Exemplare in Silber (500 fein mit
Randpunzen; Lauerwald: Städtische Ereignisse, S. 58 und Lauerwald: Maximilian Dasio, S. 178 Nrn. 3.1) und in versilberter Bronze ohne Randpunzen (Slg. Manfred Schulze; siehe Abbildung).
S. 86 Nr. 108: Zur Dürer-Feier 1928 existiert auch noch eine kleine tragbare versilberte Bronze-Medaille, die jedoch
auf der Rückseite eine gänzlich andere Darstellung zeigt. Hier tragen zwei
Putti ein übergroßes Dürer-Monogramm (siehe Abbildung). Somit hätte
diese Medaille ebenfalls eine eigene Nummer verdient. Sie ist bei Erlanger
999, Mende 129 und in den Museum Notes der American Numismatic
Society 1962, S. 167 Nr. 54 verzeichnet. Zumeist wird sie im Münzhandel
jedoch ohne Öse und mit Anstecknadel auf der Rückseite angeboten (siehe
etwa Auktion Winter 102, 2309). Anscheinend sind die vorhandenen Stücke damals zur Dürer-Feier als Ansteckabzeichen getragen worden.
S. 88 Nr. 111: Es gibt mehrere verschiedene Stücke mit unterschiedlichen
Rückseiten und verschieden stark ausgeprägtem Relief, die auch als vergoldete Silber-, Silber- und Bronze-Anstecknadel gefertigt wurden (siehe
Tragbare versilberte Bronze-Medaille 1928 auf die FeierAbbildungen S. VI). Anscheinend hat der Künstler die Rückseite mit Ei- lichkeiten anlässlich des 400. Todestages von Albrecht Düchenkranz dem ADAC zur freien Verfügung gestellt, der dann in den fol- rer. Brb. n.l., Umschrift “ALBRECHT DÜRER NÜRNBERG
genden Jahren zu verschiedenen Anlässen von der Prägeanstalt Deschler 1471-1528”. Rs.: Zwei Putti tragen das Dürer-Monogramm.
27 mm. Erlanger 999; Mende 129; Weber - (Bestand Münz& Sohn in München neue Medaillen mit eingravierter oder mit jeweils ver- galerie München).
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Oben: Verdienstplaketten der Messe in Leipzig.
Schwebender Merkur n.l. über Industrielandschaft. Rs.: Front der Alten Waage in Lorbeerbzw. Eichenkranz. Bronze-Gussplakette 122,2
x 98,3 mm (verliehen laut achtzeiliger eingravierter Inschrift im Jahre 1932) und versilberte
Galvano-Plakette 123,5x99,7 mm (mit geänderten Aufschriften, vermutlich nach 1933)
(Abbildungen jeweils 1/2 Größe).
Oben: Die Vorderseiten der ADAC-Verdienstmedaillen sind auch verkleinert als vergoldete,
versilberte und Bronze-Nadeln herausgegeben
worden (Abbildungen jeweils 2/3 Größe).
Rechts: Verliehen wurden sie dann zusammen
mit der jeweiligen Medaille in einer roten, blauen bzw. braunen Schachtel (jeweils mit oder
ohne Innenbeschriftung) (Bestand Münzgalerie
München).
Von oben nach unten:
Bronze-Medaille mit vier Zeilen eingravierter Schrift “FÜR / VERDIENSTE / SPORTLICHER / ORGANISATION” in Lorbeerkranz.
Vergoldete Silber-Medaille mit vier Zeilen Schrift “FÜR / VERDIENSTE / SPORTLICHER / ORGANISATION”, darunter fünfzackiger Stern in Lorbeerkranz.
Silber-Medaille mit vier Zeilen Schrift “FÜR / VERDIENSTE / SPORTLICHER / ORGANISATION”, darunter fünfzackiger Stern in Lorbeerkranz.
Bronze-Medaille mit vier Zeilen Schrift “FÜR / VERDIENSTE / SPORTLICHER / ORGANISATION”, darunter fünfzackiger Stern in Lorbeerkranz.
Silber-Medaille mit sechs Zeilen Schrift “A.D.A.C. / DREITAGEFAHRT / F. MOTORRÄDER / MIT U. OHNE / BEIWAGEN / 1930” in Lorbeerkranz. Randpunze “950 SILBER”.
Ausgeprägteres Relief als sonst üblich mit Detailveränderungen (etwa an den Kränzen, am Kleid und am Reifen).
Silber-Medaille mit drei Zeilen Schreibschrift “ADAC- / Dreitagefahrt / 1933” in Lorbeerkranz. 33 mm. Ausgeprägteres Relief (Abbildung aus Leipziger Münzhandlung 24, 444).
VI
MNZ XLI,2 (November 2011)
Ganz links: Einseitige Eisen-Gussmedaille
ohne Jahr (1913?). Füllhorn, beiderseits Paragraphenzeichen, Umschrift “ABVND ANTIA”. 58 mm. Weber -.
Links: Einseitige Bronze-Gussmedaille. Stehender Merkur mit Merkurstarb und stehende
Felicitas mit Füllhorn geben einander die
Hand, dazwischen Schemel mit Blumenbukett. 63 mm. Weber -.
Unten: Auf der Rückseite ist (mit Bleistift?) die
Signatur Dasios notiert.
änderter Schrift herstellen ließ. Die Stempel lagen wahrscheinlich bei Deschler im Archiv und wurden nach Bedarf
weiter verwendet und variiert (vgl. auch S. 90 Nr. 119 in 45 mm).
S. 93 Nr. 125: Das Stück existiert auch mit Teilvergoldung auf der Vorderseite (Slg. Manfred Schulze).
S. 95-96 Nr. 128: Das Stück existiert auch in Bronze teilvergoldet (Depot der Städtischen Galerie Lenbachhaus,
München).
S. 104 Nr. 148: Diese Medaille ist vom Stil her ganz offensichtlich keine Arbeit von Dasio. Am ehesten käme vielleicht Max Olofs (1889-1969) als Künstler in Betracht.
S. 110 Nr. 169: Der Glückspfennig ist bei Kienast: Goetz II Nr. 625 als Werk von Karl Goetz (1875-1950) aufgeführt. Dies ist offensichtlich ein Irrtum. Die Signatur von Dasio ist ganz deutlich zu sehen.
S. 113-114 Nrn. 175-178: Farbige Abbildungen der teilvergoldeten und farbig emaillierten Stücke finden sich in
der Zeitschrift Kunst und Handwerk 64 (1913/14), S. 156/157 Taf. 3.
S. 114 Nr. 178: Es handelt sich nicht um die Kaiserkrone, woraus der Baum hervorwächst, sondern um die bayerische Königskrone (für Ludwig III., nicht für Luitpold).
S. 123 Nr. 202: Es existiert noch eine zweite Münzprobe für das 25-Pfennig-Stück, die bei Weber nicht aufgeführt
ist (siehe Schaaf Nr. 18 G34 und Blätter für Münzfreunde 1910, Sp. 4626).
Zum Schluss sollen einige Medaillen beschrieben und abgebildet werden, die im Katalog von Weber gänzlich fehlen.
Hier ist als erstes eine Plakette auf die Leipziger Messe zu nennen, die bereits im Numismatischen Nachrichtenblatt
vom Oktober 1984 erwähnt worden ist und 1999 von Heinz Sterz in Münzen & Papiergeld erneut behandelt und auch
abgebildet wurde (die dort erwähnte Auktion ist Leipziger Münzhandlung 19, 1506). Er hat jedoch das Jahr 1931
und kleinere Maße angegeben. Die 1984 angegebenen Maße 122,2 x 98,3 mm sind dem Stück aus der Sammlung
von Manfred Schulze (siehe Abbildung S. VI) entnommen und korrekt. Es stammt ursprünglich aus einer Auktion
bei der Frankfurter Münzhandlung E. Button 126, 284. Als Jahr ist in der Gravur auf der Rückseite wie beschrieben
1932 angegeben. Das zugehörige rote Lederetui ist innen und außen nicht beschriftet (mit Ausnahme des Signets
'MM' in Goldprägung). Also hat es offensichtlich mehrere Größen- und Ausführungs-Varianten geben, in denen die
Plakette im Laufe der Jahre verliehen worden ist. Dies zeigt sich auch darin, dass das Wort 'Waage' auf der Plakettenrückseite bei Sterz mit einem 'A', beim vorliegenden Stück aber mit zwei 'AA' geschrieben wurde. Außerdem ist
die Plakette auch bei der Westfälischen Auktionsgesellschaft 45, 6155 vorgekommen. Hier ist im Deckel des Originaletuis das Jahr 1928 genannt. Das Wort 'Wage' ist auch hier nur mit einem 'A' geschrieben und die Maße sind mit
122,5x98,5 mm angegeben. Die Abbildungen S. VI zeigen die schon erwähnte Bronze-Gussplakette und zusätzlich
ein versilbertes Galvano. Das Galvano wird das Modell für ein geplantes Bronzestück gewesen sein. Anhand der aus
der Literatur und den Auktionskatalogen bekannten sowie den oben abgebildeten Stücken lässt sich ein - natürlich
nur sehr bruchstückhafter - Lebenslauf der Plakette rekonstruieren. Verliehen wurden sie seit mindestens 1928, bis
zum Jahr 1931 offensichtlich mit der fehlerhaften Inschrift 'Wage'. 1932 hat man den Irrtum bemerkt und Dasio hat
die Rückseite entsprechend geändert. Es gab Exemplare mit und ohne Schrift auf der Rückseite. Die Widmung
wurde für die Verleihung entweder auf die Rückseite der Plakette eingraviert oder in das Etui eingeprägt. Nach 1933
scheint man ein auf Vorder- und Rückseite verändertes Stück geplant zu haben. Der Name der 'Leipziger Messe'
hatte sich in 'Reichsmesse Leipzig' geändert, der Name des 'Leipziger Messamtes' in 'Reichsmesseamt'. Beide Inschriften mussten dementsprechend angepasst bzw. eingefügt werden. Außerdem hat Dasio den bisherigen Lorbeerkranz in einen wohl mehr 'deutsch' erscheinenden Eichenkranz umgeändert. Ob die Plakette in der neuen Ausführung zur Verleihung kam, ist aufgrund der bisher vorliegenden Exemplare leider (noch) nicht zu sagen.
Das zweite bei Weber nicht erwähnte Stück ist eine einseitige Eisen-Gussmedaille. Sie zeigt ein Füllhorn, beiderseits
Paragraphenzeichen und nennt in der Umschrift die römische Göttin des Überflusses Abundantia (siehe Abbildung).
Abundantia wurde auf römischen Münzen fast immer mit dem Füllhorn als Attribut dargestellt. Für welche Vorderseite das Stück geplant war, ist nicht bekannt. Ein gleiches Stück ist auch in der Staatlichen Münzsammlung München vorhanden, da aber unten ein sehr großes Stück ausgebrochen ist, ist es - wohl aus ästhetischen Gründen damals nicht in die Ausstellung und in den Katalog aufgenommen worden. Da der Münzhandel in der Folgezeit bei
dieser Medaille mit 'Weber -' werben konnte, ist für dieses Stück doch ein recht hoher Preis verlangt worden.
Bei dem dritten bei Weber fehlenden Stück ist nicht bekannt, ob es tatsächlich von Dasio stammt. Auf der Rückseite
dieses einseitigen Gusses ist jedoch (mit Bleistift?) die Signatur Dasios notiert (siehe Abbildung), deswegen wird er
hier besprochen. Die Darstellung ist bei Armand, Börner, Pollard und Toderi/Vannel als Rückseite einer Medaille des
MNZ XLI,2 (November 2011)
VII
italienischen Metallbildners, Goldschmieds und Medailleurs Cristoforo di
Geremia (Mantua, um 1456/76) beschrieben, die um 1468 entstanden
sein könnte (Armand Bd. 1, S. 31 Nr. 2; Börner S. 80 Nr. 280; Pollard Bd.
1, S. 261 Nr. 241; Toderi/Vannel Bd. 1, S. 24 Nrn. 186-188 Taf. 71-72. Wir
danken Markus Wesche, München, für diesen Hinweis). Die Vorderseite
der Medaille von di Geremia zeigt ein Brustbild des römischen Kaisers
Konstantin der Große (reg. 307-337). Die allegorischen Personen auf der
Rückseite werden als Konstantin und Ecclesia gedeutet (Toderi/Vannel beschreiben S. 24 Nr. 184 Taf. 71 außerdem eine Medaille des Künstlers
Andrea Guazzalotti auf Papst Sixtus IV., die auf der Rückseite die gleiche
Darstellung zeigt, aber mit anderer Schrift und erheblich roherer Darstellung). Das Stück hat allerdings jeweils eine Umschrift und im Abschnitt
den Künstlernamen, dafür fehlt der Schemel mit dem Blumenbukett. Vielleicht handelt es sich bei dem hier abgebildeten Stück um eine Studienarbeit Dasios oder um ein altes Belegstück, das sich in seiner eigenen
Münz- und Medaillensammlung befand.
Medaillen mit dem Porträt von Maximilian Dasio gibt es von Karl Roth
(Weber 299; Ehling 12; Roth 10), Bernhard Mayer/Otto Vorfeld (Weber
301) und Josef Bernhart (Weber 300; Gebhart 32). Außerdem sind noch
drei Stücke seiner Schülerin Elisabeth von Esseö bekannt, zwei von 1918
mit einer stehenden Pallas Athene (Huszár/Procopius 1980 bzw. Auktion
Hauck & Aufhäuser 15, 1740; siehe Abbildungen S. I) und eines von 1928
mit einem Flöte spielenden Pan vor Kakteen auf der Rückseite (Huszár/
Procopius 2012).
Literatur zu Maximilian Dasio:
Die bayrischen Schulturnfest-Preismedaillen, in: Frankfurter Münzzeitung 11,129 (1. September 1911), S.
311-313
Paul Lauerwald: Städtische Ereignisse im Medaillenbild. 1. Die Tausend-Jahrfeier Nordhausen im Jahre 1927,
in: Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen 23 (1998), S. 55-62
Paul Lauerwald: Maximilian Dasio und die Prägungen zur Tausendjahrfeier der Stadt Nordhausen im Jahre
1927, in: Numismatisches Nachrichtenblatt 49,5 (Mai 2000), S. 177-178
Manfred Schulze: Maximilian Dasio - ein Selbstporträt von 1944, in: Numismatisches Nachrichtenblatt 32,4
(April 1983), S. 96-98
[Manfred Schulze/Doris Müller:] Medailleur Maximilian Dasio, in: Numismatisches Nachrichtenblatt 33,10
(Oktober 1984), S. 258-260
Manfred Schulze: Maximilian Dasio. Einige Ergänzungen zu seinem Medaillenwerk, in: Numismatisches
Nachrichtenblatt 41,5 (Mai 1992), S. 108-111
Franz Stalzer: Maximilian Dasio 1865-1954. Ausstellung der Staatlichen Münzsammlung München, in:
Numismatisches Nachrichtenblatt 34,11 (November 1985), S. 316-319
Heinz Sterz: Dasio-Plakette, in: Münzen & Papiergeld 6,1 (Februar 1999), S. 42-43
tell: Medaillen und Münzen von Maximilian Dasio, in: MünzenRevue 17,11 (November 1985), S. 1102
Albert Villis: Der Münchner Medailleur Maximilian Dasio und seine Münzenentwürfe, in: Thorsten Albrecht/
Antje Sander-Berke (Hg.): Festschrift für Peter Berghaus zum 70. Geburtstag; Münster 1989, S. 5764, Taf. 25-26
Am Wohnhaus von Maximilan Dasio in der Blütenstraße 10
in München sind Terrakotta-Medaillons von zwei seiner bekanntesten Münzentwürfe angebracht. Zusätzlich ist ein
weiteres Medaillon mit der Jahreszahl 1955 und der Darstellung von mehreren Blumen (Blütenstraße!) zu sehen. Darum verläuft auf Tonziegeln eingeritzt ein Schriftband mit der
Inschrift: “Maximilian Dasio der Maler Graphiker und Medailleur wohnte in seinem Haus Blütenstr. 10 bis Juli 1944.
Durch feindliche Fliegerbomben zerstört, brannte es aus.
Wiederaufgebaut wurde es im Jahre 1955. Vor allem Übel
bewahre uns o Herr” (Fotos: Achim Feldmann; vgl. auch
Numismatisches Nachrichtenblatt 4/1983, S. 96).
Sonstige benutzte Literatur:
Alfred Armand: Les Médailleurs Italiens des quinzième et seizième siècles. Bd. 1-3; Paris 2. Aufl. 1883
Lore Börner: Die italienischen Medaillen der Renaissance und des Barock (1470 bis 1750) (Bestandskataloge des Münzkabinetts Berlin/Berliner Numismatische Forschungen N. F., Bd. 5); Berlin 1997
Ludwig Döry/Mihály Kubinszky: Die Eisenbahn auf der Medaille in Mitteleuropa von den Anfängen bis 1945.
Ikonographische Studie; Frankfurt a. M. 1985
Ulf Dräger: Deutsche Kunstmedaillen des 20. Jahrhunderts. Aus der Sammlung des Landesmünzkabinetts
Sachsen-Anhalt (Die Kunstmedaille in Deutschland, Bd. 5); Halle 1996
Kay Ehling (Hg.): Was ich schaffe ist mein Reich. Das Medaillenwerk des Münchner Künstlers Karl Roth;
München 2008
Herbert J. Erlanger/Dieter P. W. Fischer: Nürnberger Medaillen 1806-1981. Die 'metallene Chronik' der ehemaligen Reichsstadt im Zeitalter industrieller Kultur. Bd. 13 (Wissenschaftliche Beibände zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Bd. 3, 18); Nürnberg 1985-2000
Herbert J. Erlanger: The Medallic Portrait of Albrecht Dürer, in: American Numismatic Society Museum Notes 10 (1962), S. 145-172
Kurt Freyer: Führer durch die Sammlung neuerer Gemälde und Bildwerke. Städtisches Museum für Kunst und Kunstgewerbe Halle, im Auftrag der Museumsdeputation
verfaßt; Halle 1913
Hans Gebhart: Der Münchener Medailleur Josef Bernhart; Halle a.d. Saale 1932
Wolfgang Hasselmann: Hans Schwegerle - Medaillen und Plaketten. Ein Werksverzeichnis von Professor Hans Schwegerle. Bd. 1: Medaillen und Plaketten; Regenstauf
2000
Lajos Huszár/Béla von Procopius: Medaillen- und Plakettenkunst in Ungarn; Budapest 1932
Gunter W. Kienast: Goetz II. A supplement to The Medals of Karl Goetz; Lincoln (Nebraska) 1986
Das Medaillenwerk der Poellath'schen Präganstalt in Schrobenhausen Juli 1907 bis Oktober 1910, in: Blätter für Münzfreunde 45,370 (Dezember 1910), Sp. 4619-4626
Matthias Mende: Dürer-Medaillen. Münzen, Medaillen, Plaketten von Dürer, auf Dürer, nach Dürer. Hg. von den Stadtgeschichtlichen Museen Nürnberg und der AlbrechtDürerhaus-Stiftung e. V.; Nürnberg 1983
John Graham Pollard: Renaissance Medals. Bd. 1-2. Mitarbeit: Lisha Deming Glinsman, Lee-Ann Hayek, Eleonora Luciano, Donald Myers und Maria Pollard (The Collection
of the National Gallery of Arts, Washington. Systematic Catalogue, [Bd. 17]); New York/Oxford 2007
Maria Roth: Zeitgenössische Münzen und Medaillen aus dem Lebenswerk Karl Roths. Hg. von der Bayerischen Vereinsbank; o.O.u.J. (München um 1968)
Rudolf Schaaf: Die Proben der deutschen Münzen. Versuch einer Katalogisierung; Basel 1979
Stammrolle der Schlaraffenreyche in Deutschland. Anno Uhui 102/103. Hg. vom Deutschen Schlaraffenrat; Bonn 1960/61
Giuseppe Toderi/Fiorenza Vannel: Medaglie Italiane del Museo Nazionale del Bargello. Bd. 1-4; Florenz 2003-2007
Ingrid S. Weber: Die Medaillen von Gerda Mädler-Falckenberg, in: Geldgeschichtliche Nachrichten. 26,145 (September 1991), S. 227-232
Auktionskataloge:
Zeitschriften:
Hauck & Aufhäuser, München. Auktion Nr. 15; München 21.-22. März 2000
Frankfurter Münzhandlung E. Button. Auktion 126 [Slg. Ruprecht G. Wolf: Luftfahrt]; Frankfurt 23. Januar 1979
Leipziger Münzhandlung und Auktion Heidrun Höhn. Auktion 19; Leipzig 4./5. Dezember 1998
Leipziger Münzhandlung und Auktion Heidrun Höhn. Auktion 24; Leipzig 15./16. September 2000
Münzenauktion Essen Karla W. Schenk-Behrens. Auktion 53; Essen 20.-22. Mai 1987
Münzzentrum Rheinland Heinz-W. Müller, Solingen. Auktion 122; Solingen 1.-2. Juli 2004
Westfälische Auktionsgesellschaft oHG. Auktion 45; Arnsberg 26. September 2007
Münzenhandlung Heinrich Winter, Düsseldorf. Auktion 102; Düsseldorf 4. April 2007
Blätter für Münzfreunde. Monatsschrift
für Münz- und Medaillenkunde
Frankfurter Münzzeitung
Kunst und Handwerk. Zeitschrift des Bayerischen
Kunstgewerbevereins zu München
Mitteilungen für Münzsammler. Nachrichtenblatt
VIII
MNZ XLI,2 (November 2011)
Was gab es im mittelalterlichen Siebenbürgen:
Gulden oder Dukaten?
Gerhardt Hochstrasser
Im Mittelalter war Siebenbürgen ein von einem Wojwoden geleitetes, gewissermaßen autonomes Gebiet innerhalb
des Königreiches Ungarn. Das Münzrecht lag beim König, die einzelnen Münzkammern wurden von einem Pächter,
dem Münzkammergrafen, geleitet. Das Einkommen aus der Münzkammer, den Schlagschatz, konnte der König auch
an Magnaten - so an den Fürsten der Walachei, Vlad Dracul (reg. 1436-1447) oder den Präeceptor des Deutschen
Ordens, Nikolaus von Redewitz (reg. 1429-1435)1 - abtreten. In allen Münzstätten wurden die gleichen Münzen geprägt, lediglich die Zeichen der Münzkammergrafen waren verschieden.
Im mittelalterlichen Ungarn wurden auch Goldmünzen2 geprägt - in Siebenbürgen in den Münzstätten Hermannstadt, Kronstadt, Ofenberg/Baia de Aries, Klausenburg3 und Neustadt/Nagybanya/Marmarosch/Baia Mare4 -, die im
Deutschen 'Gulden' heißen. Im binnendeutschen Sprachraum wird leider nicht einheitlich von 'Gulden' oder 'Goldgulden' in Ungarn gesprochen, sondern auch die unrichtige Benennung 'Dukaten' benützt. In den lateinischen
Urkunden erscheint der ungarische Gulden als 'Florenus'.
A 1a: Der erste Goldgulden in Ungarn unter Karl Robert
(reg. 1308-1342) noch ganz in der florentinischen
Tradition mit der Lilie auf der Vorderseite und dem Hl.
Johannes der Täufer auf der Rückseite.
B 3: Der erste Goldgulden unter Ludwig I. (reg. 13421382), der sich in seiner Gestaltung mit Wappen in
Sechspass auf der Vorderseite und dem Hl. Ladislaus
auf der Rückseite vom Vorbild emanzipiert hat.
(Abbildungen aus Pohl: Ungarische Goldgulden, Tab. 1).
Herbert Rittmann bringt in seinem 'Deutschen Münzsammler-Lexikon' unter dem Stichwort 'Goldgulden' folgende
Nachricht: "In Ungarn werden sie (Münzbild St. Ladislaus und Wappen, später 'Patrona Hungariae') bald für zwei
Jahrhunderte zur wichtigsten Goldmünze, maßgebend bis Österreich und Bayern". Unter dem Stichwort 'Dukat' werden die ungarischen Goldgulden nicht erwähnt5. Anders bei Tyll Kroha, der in seinem 'Lexikon der Numismatik' unter
dem Stichwort 'Gulden' die mittelalterlichen ungarischen Goldgulden nicht erwähnt. Dafür schreibt er unter dem
Stichwort 'Ungaro' (eine Münzbezeichnung, die in den mittelalterlich-ungarischen Urkunden gar nicht erscheint):
"Ungaro, italienische Bezeichnung für jenen bekannten ungarischen Dukaten mit Vs. St. Ladislaus, Rs. Madonna,
der weithin kopiert wurde (in Norditalien z. B. in den Münzstätten Modena, Parma, Tassarolo)". Unter dem Stichwort
'Dukat' werden die mittelalterlichen ungarischen Goldgulden zwar auch nicht erwähnt, dafür aber wird als erstes
Abbildungsfoto dasjenige eines 'Dukaten' des Königs Mathias Corvinus gebracht - womit eindeutig klar ist, dass Tyll
Kroha die mittelalterlich-ungarischen Goldgulden 'Dukaten' nennt. Dies bleibt auch in der Neuauflage von 1997 so6
- was aber fehlerhaft ist!
'Das große Münzlexikon' von Hans-Peter Reinhard, herausgegeben vom Reppa-Verlag, hat unter dem Stichwort
'Dukat' geschrieben: "Die ersten ungarischen Dukaten richteten sich nach dem Münzbild des Floren. Seit der
Regierungszeit Ludwigs I. (1342-1382) zeigen sie die Darstellung des stehenden hl. Ladislaus auf der Vs. und den
Landesschild, später die Madonna auf der Rs. Die Dukaten des goldreichen Ungarn wurden in Mittel- und Nordeuropa
zur Haupthandelsmünze." Unter dem
Stichwort 'Goldgulden' hingegen wird
Ungarn nicht genannt7. Konrad Klütz
in seinem 'Münznamen und ihre Herkunft' hat unter 'Dukat' explizit Ungarn seit 1325 erwähnt, unter dem
Stichwort 'Ungarische Gulden' aber
ebenfalls angemerkt, dass diese ab
1325 geschlagen wurden8.
Goldgulden aus siebenbürgischen Münzstätten:
'Das große Münzlexikon' von Helmut
D 1-4: Sigismund (reg. 1387-1437), Münzstätte
Kahnt ist hier etwas ausführlicher.
Neustadt/Nagybánya.
Unter 'Goldgulden' wird berichtet,
D 1-8: Münzstätte Ofenberg.
D 2-19: Münzstätte Hermannstadt.
dass die Goldmünzen aus Florenz in
K 4-2: Matthias Corvinus (reg. 1458-1490),
Süddeutschland, in Böhmen, Ungarn,
Münzstätte Kronstadt.
Schweden und Polen mit anderen BilN 6-2: Johannes Zapolya (reg. 1526-1540),
Münzstätte Klausenburg.
dern nachgeprägt worden seien. Bei
(Abbildungen aus Pohl: Ungarische Goldgulden,
'Dukat' steht, dass ab 1325 in UnTab. 6, 10, 28 und 57).
garn Goldmünzen ausgegeben wurden, "die im Münzbild dem Goldgulden (Fiorino) von Florenz nachgebildet waren, jedoch im Goldgehalt
(Feingewicht 3,52 g, Rauhgewicht
3,55 g) D.[ukaten] darstellten." Ein
eigener Eintrag 'Ungarischer Gulden'
beschreibt die Entwicklung der Münze genau. "Trotz des Namens 'GulMNZ XLI,2 (November 2011)
IX
lLinks: Der erste ungarische Dukat von 1671 unter Leopold I. (reg. 1657-1705) mit beiderseits Madonna mit Kind. Die späteren Typen hatten alle den stehenden Herrscher auf
der Vorderseite. Mitte: Die ‘Ducat’ genannte kleine Silbermünze, die in Ungarn nur 1427-1430 geprägt wurde. Rechts: Die rumänische Silbermünze Ducat muntean, geprägt
unter Wladislaw I. (reg. 1364-1377), mit Wappen auf der Vorderseite und Helm mit Helmzier auf der Rückseite.
(Abbildungen aus: Huszár: Münzkatalog Ungarn, S. 198-199 und 94 bzw. Buzdugan/Luchian/Oprescu: Monede si bancnote românesti, S. 8).
den' stellt der U.[ngarische] G.[oldgulden] eine Dukaten-Münze dar, denn sein Wert lag deutlich über dem Rheinischen Goldgulden und sogar noch etwas über dem Reichsdukat (...)."9
Die Zeit der ungarischen Goldgulden beginnt mit der großen Münzreform des Königs Karl Robert von Anjou (reg.
1307-1342), der am 6. Januar 1323 in Temeschburg in einem Edikt die Prägung neuer guter und wertsicherer
Münzen anordnete. Wie Lajos Huszár in seinem 'Münzkatalog Ungarn' mitteilt, wurde der erste Goldgulden in Ungarn
im Jahre 1325 nach florentinischem Muster geprägt10 (deshalb auch sein lateinischer Name 'Florenus'). Unter Karl
Robert von Anjou erscheint Johannes der Täufer auf den Goldgulden, unter König Ludwig I. (reg. 1342-1382) werden noch Goldgulden mit Johannes dem Täufer, aber auch schon solche mit dem Heiligen Ladislaus geprägt11. Der
Name 'Goldgulden' (es gab auch mehrfache Goldgulden) wurde in Ungarn bis ins 17. Jahrhundert gebraucht; erst
unter Leopold I. (reg. 1657-1705) erscheint der Name 'Dukat'12.
Verfolgen wir die Urkunden (veröffentlicht im 'Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen'13), so
bietet sich folgendes Bild: In den Bestimmungen zur Münzreform unter König Sigismund von Luxemburg (reg.
1387-1437), gegeben am 17. Mai 1427 zu Kronstadt, lesen wir: "una marca puri argenti exeant denarii sexcenti,
quorum centum currant pro floreno auri" ("aus einer Mark reinen Silbers sollten 600 Denare geschlagen werden,
von welchen 100 auf einen Goldgulden gehen." (Urkunde Nr. 1998).
Ein treffliches Beispiel, wie im mittelalterlichen Siebenbürgen der Goldgulden im Lateinischen, Deutschen und
Madjarischen genannt wurde, bringen die Urkunden im 4. und 5. Band des 'Urkundenbuches', die Symon Guldenmünzer betreffen. Dieser Hermannstädter Patrizier, der wiederholt Berggefälle gepachtet hatte, selbst Goldwäschereien besaß und zeitweilig die Hermannstädter Münzstätte kontrollierte14, wird in der Urkunde Nr. 2419 vom 29.
Juli 1445 "Symon cusor et factor florenorum auri de Cibinio", in der Urkunde Nr. 2520 vom 21. August 1554 "Symon
monetarius florenorum Cibiniensis", in der Urkunde Nr. 2700 vom 25. März 1450 "Symon Guldenmunczer" und in
der Urkunde Nr. 3383 vom 12. Juni 1464 "Simon Forynthverew" genannt. Der madjarische Name 'Forintverö'
(Forint-Präger) ist die genaue Übersetzung von 'cusor florenorum' bzw. 'Guldenmünzer'.
Weiterhin gibt eine große Zahl von Handels- und Verkaufsurkunden, die auf 'Florenis auri' (Goldgulden) lauten. Hier
sei nur die auf Deutsch verfasste Verkaufsurkunde aus dem Jahre 1428, wahrscheinlich aus Heltau, vorgelegt
(Urkunde Nr. 2023), in der es heißt: "Ich Stephan Hertwig bekenne (...) daz ich habe verkowft Hannus Snelln mynen
hoff halb (...) umb V (=fünf) und fumzig rote goldn"15.
Die Bezeichnung 'Ducat' gab es übrigens im alten Ungarn in der Zeit von 1428 bis 1430 für das kleine Silbergeld,
den Zehnteldenar - eine Münze mit 0,22 g Durchschnittsgewicht und einem Feingehalt von nur 181/100016. Auch
gab es einen 'ducat' als Scheidemünze in der Walachei, den Buzdugan, Luchian und Oprescu in ihrem Buch 'Monede
si bancnote românesti' 'ducat muntean' nennen, um ihn vom Gold-Dukaten zu unterscheiden17. Beide Münzen sind
in den Münzlexika von Hans-Peter Reinhard und Helmut Kahnt jeweils unter 'Ducat' verzeichnet18.
Die Nennung der mittelalterlichen Goldmünzen in Siebenbürgen unter 'Dukat' in den verschiedenen Lexika liegt
demnach vermutlich an seinem Gewicht, der ihn eben faktisch, aber nicht im Namen, zum Dukaten gemacht hat.
Aber es besteht nach dem Gesagten nicht der geringste Zweifel daran, dass der richtige Name 'Gulden' und nicht
'Dukat' zu lauten hat.
Fußnoten:
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X
Gerhardt Hochstrasser: Der Ordenspraeceptor Nicolaus von Redewitz und die Münzprägung in Siebenbürgern und im Szeweriner Banat im 15. Jahrhundert, in: Udo Arnold (Hg.): Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens. Bd. 2 (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens,
Bd. 49); Marburg 1993, S. 124-134.
Artur Pohl: Ungarische Goldgulden des Mittelalters (1325-1540); Graz 1974.
Gerhardt Hochstrasser: Die Friedrich Schmalz zugeordneten Münzzeichen auf Goldgulden aus Klausenburg und Neustadt (1535), in: Forschungen
zur Volks- und Landeskunde 39 (1996), Nr. 1-2, S. 133-136. Diese Zeitschrift war eine in Hermannstadt redigierte Vierteljahresschrift ausschließlich in deutscher Sprache. Herausgegeben wurde sie von der Rumänischen Akademie der Wissenschaften. Ob sie noch erscheint, ist nicht bekannt.
Gerhardt Hochstrasser: Der deutsche Name von Nagybánya=Baia Mare, in: Mitteilungen der Österreichischen Numismatischen Gesellschaft
24 (1984), S. 80-86.
Herbert Rittmann (Hg.): Deutsches Münzsammler-Lexikon; München 1977, S. 132 bzw. 79-80.
Tyll Kroha (Hg.): Lexikon der Numismatik; Gütersloh 1977, S. 187-188, 448 und 122 bzw. Tyll Kroha (Hg.): Großes Lexikon der Numismatik;
Gütersloh 1997, S. 129.
Hans-Peter Reinhard (Hg.): Das große Münzlexikon; Pirmasens 1999, S. 139 bzw. 208-209.
Konrad Klütz: Münznamen und ihre Herkunft. Grundriß einer etymologischen Ordnung der Münznamen; Wien 2004, S. 69 bzw. S. 281.
Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon; Regenstauf 2005, S. 162, 109 bzw. 499.
Lajos Huszár: Münzkatalog Ungarn von 1000 bis heute; München 1979, S. 12.
Huszár: Münzkatalog, S. 77 Nrn. 440-441 und S. 85-86 Nrn. 512-513 bzw. 514-518 sowie Pohl: Goldgulden, Tab. 1 Nr. A1, B1-B4.
Huszár: Münzkatalog, S. 198-201 Nrn. 1316-1335.
Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen. Begründet von Franz Zimmermann, bearb. von Gustav Gündisch. Bd. 1-7;
Hermannstadt/Bukarest/Köln/Wien 1892-1991.
Gerhardt Hochstrasser: Symon Guldenmünzer. Ein Hermannstädter Unternehmer und Münzkammergraf des 15. Jahrhunderts. Versuch
einer Biographie, in: Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde 11. (82.) Jg. (1988), Heft 2, S. 168-172.
Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen. Bd. 4, S. 275-277, 324; Bd. 5, S. 158, 294-295; Bd. 6, S. 186-187.
Huszár: Münzkatalog, S. 94-95 Nrn. 584-585.
George Buzdugan/Octavian Luchian/Constantin C. Oprescu: Monede si bancnote românesti; Bukarest 1977, S. 7.
Reinhard: Münzlexikon, S. 137 bzw. Kahnt: Münzlexikon, S. 107.
MNZ XLI,2 (November 2011)