Programm - GAIA Festival
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Programm - GAIA Festival
E S S E N T I A L S 2 0 1 2 K a m m e r m u s i k f e s t i v a l T h u n Programm 2 4 . – 2 7 . M a i Herzlich willkommen bei GAIA Essentials 2012 – wir freuen uns darauf, Sie bei uns zu haben und jeden Augenblick mit Ihnen zu teilen! Inhalt 4 Zum Geleit 8 Konzerte 30 Portraits Mitwirkende 46 Mitwirkende 48 Uraufführungen und Schweizer Erstaufführungen We l co m e to GA I A Essentials 2012 – Gwendolyn Masin, Christoph Ott, Florian Schalit und das Team, das GAIA Leben einhaucht Gwendolyn Masin, Christoph Ott, Florian Schalit and the Team who breathe life into GAIA we look forward to being with you and sharing every moment! In 2012, we have consciously decided to recover this Festival’s first dream and to revisit that of which it was born – a vision to offer sublime music, performed by a small group of outstanding musicians in breathtaking venues to an open-hearted audience curious to experience more. We at GAIA love music and all that it can reveal. We are fulfilled each year anew when we conceive this Festival: a celebration of art, senses, exchange, emotions, and friendship. This interrelationship is just a small piece of our spectrum… The world is a beautiful place – full of magic and wonder, fulfilled by its own existence, complete within itself. Mankind builds on this truth, and the more we strive to find the essence of life, the more we return to a desire for experiences in their most elusive state – the realness of a moment, an uncontrived idea, or nature in its purest form. We hope that you enjoy your time with us and are moved by your experience at GAIA. If you would like to join our mailing list or become part of the GAIA Community, please visit our website: www.gaia-festival.com. With your continued support, we will be able to make the GAIA Chamber Music Festival 2013 an unforgettable 5 th anniversary celebration! seit der Gründung von GAIA 2006 beim GAIA Kammermusikfestival Thun 50 Wir haben uns bewusst dafür entschieden, im Jahr 2012 den ursprünglichen Traum des Festivals wieder aufleben zu lassen und zu dem zurückzukehren, woraus es entstanden ist – der Vision, grossartige Musik zu präsentieren, die von einer kleinen Gruppe herausragender Musiker an atemberaubenden Orten für ein warmherziges Publikum dargeboten wird; ein Publikum, das neugierig auf inspirierende Begegnungen ist. Alle, die bei GAIA mitwirken, lieben die Musik und das, was sie uns zu enthüllen vermag. Die Planung dieses Festivals beschwingt uns jedes Jahr aufs Neue: ein Fest voller Kunst, Sinnenfreude, Austausch, Emotionen und Freundschaft. Diese Wechselbeziehung ist nur ein kleiner Teil unseres Spektrums ... Die Welt ist schön – voller Magie und Wunder, erfüllt durch ihre eigene Existenz und in sich vollkommen. Die Menschheit baut auf diese Wahrheit, und je mehr wir versuchen, die Essenz des Lebens zu ergründen, desto stärker wächst in uns wieder das Verlangen nach Erfahrungen, die uns in Erstaunen versetzen können – der Wahrhaftigkeit eines Augenblicks, einem ungekünstelten Gedanken, der Natur in ihrer reinsten Form. Wir hoffen, Sie geniessen Ihre Zeit bei uns und lassen sich von Ihrem GAIA-Erlebnis bewegen. Wenn Sie in unsere Mailingliste aufgenommen oder Teil der GAIA Community werden möchten, besuchen Sie bitte unsere Internetseite www.gaia-festival.com. Mit Ihrer kontinuierlichen Unterstützung werden wir beim GAIA Kammermusikfestival 2013 ein unvergessliches 5. Jubiläum feiern können! Impressum Zum Geleit «Nichts liebe ich mehr als Kammermusik.» 4 Nichts liebe ich mehr als Kammermusik. Mein ganzes Leben lang hat mich diese Musikform nicht losgelassen. Von meiner aktiven Teilnahme als dreizehnjähriger Violinist an der High School of Music and Arts in New York bis zu den Engagements, die ich in jüngerer Zeit als Lehrer von Kammermusikensembles hatte. In meinem Leben habe ich nichts mehr genossen, als mit guten Freunden einen Abend lang zu musizieren – egal, ob als Quartett, Trio oder Sextett – Hauptsache, wir konnten zusammen spielen. Kürzlich hörte ich von GAIA und seinem Erfolg. In der Welt der Musik machen Neuigkeiten schnell die Runde und ich erkannte sofort, dass dieses Festival Aufmerksamkeit verdiente: junge Künstler, die auf hohem Niveau musizieren, interessante und aufregende Programme und, wie Sie als Zuhörer wissen, ein perfektes Ambiente. Dass mir die Schirmherrschaft angetragen wurde, hat mich sehr geehrt, und ich möchte Ihnen ans Herz legen, dieses Festival aktiv zu unterstützen. In diesen weltweit schwierigen Zeiten ist es sehr wichtig, einen Ort und eine Zeit zu finden, wo man gemeinsam die Magie der Musik und die Art, wie sie jeden von uns, ob Darbietender oder Zuhörer, berührt, geniessen kann. GAIA ist dieser Ort. Bewahren Sie ihn. There is nothing I love more than Chamber Music. My whole life has been connected to this medium. From my own participation as a violinist at the High School of Music and Art in NYC at thirteen years of age, to the more recent opportunities of coaching chamber groups. Throughout my life there is nothing I have enjoyed more than getting together with good friends for a night of sharing music, quartets, trios, sextets, it did not matter as long as we could play together. I recently heard of GAIA and the success it was having. Word spreads quickly in the music world and it was very clear to me that this was a Festival worthy of attention, young artists performing at a high level, interesting and exciting programs, and as you the audience know, a perfect setting. I feel very honored to have been asked to be a Patron, and I encourage you to strongly support this Festival. In these difficult times throughout the world, it is so important to have a place and time to share in the magic of music and the connection it makes with each one of us, performer and listener. GAIA is this place. Treasure it. David Zinman Chefdirigent des Tonhalle-Orchesters Zürich und Schirmherr des GAIA Festivals David Zinman Chief conductor of Zurich’s Tonhalle Orchestra, and Patron of GAIA 5 KO N Z E R T E KO N Z E R T 1 Reconstructions Violine: Gwendolyn Masin Lena Neudauer Tatiana Samouil Jan Talich Viola: Guy Ben-Ziony Ilya Hoffman Natalia Tchitch Donnerstag, 24. Mai, 19 Uhr 1 Kirche Blumenstein Violoncello: Dongkyun An Louise Hopkins Quirine Viersen Ludwig van Beethoven (1779 – 1827) Violinsonate Nr. 9 A-Dur op. 47 («Kreutzer-Sonate») Adagio sostenuto Presto Andante con Variazioni I–IV Finale. Presto In einer Bearbeitung für Streichquintett mit zwei Violoncelli von Ferdinand Ries Ausführende: Jan Talich, Tatiana Samouil, Guy Ben-Ziony, Louise Hopkins, Quirine Viersen Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) Sinfonia concertante Es-Dur KV 364 (320d) Allegro maestoso Andante Presto In einer anonymen Bearbeitung für Streichsextett («Grande Sestetto Concertante») Ausführende: Lena Neudauer, Gwendolyn Masin, Natalia Tchitch, Ilya Hoffman, Dongkyun An, Quirine Viersen Pause Johannes Brahms (1833 – 1897) Klavierquintett f-Moll op. 34 Allegro non troppo Andante un poco Adagio Scherzo. Allegro – Trio Finale. Poco sostenuto – Allegro non troppo In einer Rekonstruktion von Anssi Karttunen für Streichquintett mit zwei Violoncelli Ausführende: Jan Talich, Gwendolyn Masin, Guy Ben-Ziony, Quirine Viersen, Louise Hopkins 8 9 KO N Z E R T 1 Angela Beuerle Erzählens. Janáček schrieb, inspiriert von Beethoven und Tolstoi, ein Streichquartett dieses Titels. Beinahe emblematisch steht Beethovens Sonate dabei für die äussersten Formen von Liebe und Eifersucht, für eine auch durch Verstand und Erziehung nicht mehr zu bändigende Leidenschaft. Dass diese Musik in ihrer Ausdrucksintensität bis an die unmittelbaren Grenzen ihrer Gattung geht, wurde schon von Zeitgenossen wahrgenommen. Man müsse «von einer Art des aesthetischen oder artistischen Terrorismus befangen sein», wenn man Beethovens Werk nicht als ungeheuerlich empfinde, schreibt ein Rezensent 1805 anlässlich des Erscheinens der Noten. Und der französische Violinist Rodolphe Kreutzer, dem Beethoven die Sonate schliesslich widmete, spielte das Werk nie öffentlich, da er es als unspielbar und eine Tortur für das Instrument ansah. Uraufgeführt wurde das Werk allerdings schon zuvor von dem afroeuropäischen Violinvirtuosen George Bridgetower mit Beethoven am Klavier. Beethoven, heisst es, war so begeistert von Bridgetowers Spiel, dass er ihm daraufhin die Widmung «Sonata mulattica composta per il Mulatto Brischdauer, gran pazzo e conpositore mulattico» auf sein Manuskript schrieb. Dass er die Widmung diesem «gran pazzo» (völlig Verrückten) bald darauf wieder entzog und auf Kreutzer übertrug, soll auf einen auf die Uraufführung folgenden Streit zwischen den beiden Männern wegen eines «Mädchens» zurückgehen ... Hier ist dieses Werk nun in einer zeitgenössisch entstandenen Fassung für Streichquintett mit zwei Celli zu hören, vermutlich aus der Feder des Beethoven-Schülers Ferdinand Ries. Reise – eine Anstellung, die ihm einen dauerhaften Abschied von dem ihm inzwischen verhassten Salzburg bringen konnte – nicht eingestellt hatte, in Paris war zudem noch Mozarts Mutter gestorben, die ihn diesmal begleitet hatte. Ob und inwieweit Mozarts Sehnsucht, Trauer und Frustration in diese Komposition miteingeflossen sind, wird eine musikalische Analyse nicht herausfinden können. Deutlich wird jedoch, wie sein Aufenthalt in der Musikmetropole Paris und besonders in Mannheim, wo er mit der Mannheimer Hofkapelle einem der führendsten und fortschrittlichsten europäischen Orchester der Zeit begegnen konnte, seine Orchesterbehandlung differenziert und bereichert hatte. Auch die musikalische Gattung der «Sinfonia concertante», einer Mischform aus Solokonzert, Concerto Grosso, Divertimento, Serenade und Sinfonie, war damals neu, ein Reflex auf ein sich veränderndes Konzertleben, das sich allmählich aus dem Bereich der Höfe herausentwickelte und mit technischen Weiterentwicklungen der Instrumente und immer mehr hochvirtuosen Instrumentalisten ganze neue Möglichkeiten des instrumentalen Musizierens erschloss. Die in diesem Konzert erklingende Bearbeitung der Sinfonia Concertante für sechs Streicher wurde 1808 erstmals veröffentlicht. Während die knapp dreissig Jahre, die zwischen Mozarts Komposition und diesem sog. «Grande Sestetto Concertante» liegen, einen neuen, etwas romantischeren Blick auf das Werk eröffnen, besteht der grösste Unterschied zur originalen Version darin, dass wir es nun mit einem kammermusikalischen Werk zu tun haben. Sicherlich spielt hierbei, mit der viel leichteren Aufführbarkeit durch die kleine Besetzung, auch der Aspekt der «Gebrauchsmusik» eine Rolle (vgl. dazu den Text zum Konzert 03). Alle sechs Mitwirkenden nehmen nun einen gleichberechtigten Part ein, die enge Verzahnung von Soli und Tutti, die schon in Mozarts Komposition auffällt, wird hier somit bis in letzte Konsequenz weitergeführt. 1779 komponierte Wolfgang Amadeus Mozart seine «Sinfonia Concertante für Violine, Viola und Orchester». Kurz zuvor war er von einer längeren Reise durch Europa zurückgekehrt, die ihn u.a. durch Paris und Mannheim geführt hatte. Nicht nur, dass sich der erhoffte Erfolg dieser Eine Rekonstruktion auch im engsten Sinne des Wortes ist mit der Streichquintett-Version von Johannes Brahms’ «Klavierquintett f-Moll» (1864) zu hören. Denn 1862, dem Jahr, in dem Brahms seiner Heimatstadt Hamburg endgültig den Rücken kehrte und nach Wien übersiedelte, arbeitete er Ein neuer Blick Re-con-struere – lateinisch für wieder-zusammen-schichten, wieder-zusammen-bauen: Unter diesem Motto stehen die Werke dieses Konzertes. Alle drei sind «Rekonstruktionen» insofern, als das musikalische Material der ursprünglichen Kompositionen für andere Instrumente als die ursprünglich vorgesehenen «wieder neu zusammen gebaut» wurde. Unweigerlich verändert sich ein Werk durch solch eine neue Zusammensetzung in Klang und Charakter. Das nutzten die Komponisten oft selbst, um ein einmal gefundenes Material in neuer Form hörbar zu machen oder aber, um überhaupt erst die passende Form dafür zu finden – gerade Brahms verfuhr bei einer Reihe von Werken so, wie auch im Fall des Klavierquintett f-Moll zu sehen sein wird. Ist nicht der Komponist selbst der Arrangeur, bleibt der Verfertiger solcher Rekonstruktionen meist im Hintergrund oder gar anonym – schliesslich geht es um das Musikstück selbst. Dennoch hinterlässt der Bearbeiter seine Spuren, seine Sicht auf das Werk wird hörbar, sein eigener musikalischer Hintergrund und nicht zuletzt der Musikgeschmack seiner Zeit. In das Spannungsfeld Komponist – Interpret – Zuhörer tritt mit ihm so ein weiterer Akteur hinzu. Das ist, gerade wenn es sich um so bekannte Musikstücke handelt wie die, die im heutigen Konzert erklingen, von besonderem Reiz, ermöglicht einen neuen Blick auf das musikalische Material, zeigt neue Facetten des Originals auf und erzählt davon, wie diese Musik in einer anderen Zeit oder einem anderen Kontext wahrgenommen wurde. Ludwig van Beethovens «Kreutzer-Sonate» (1802) gehört wohl zu den bekanntesten – und berüchtigsten – Werken europäischer Instrumentalmusik. An ihr entzündeten sich nicht nur die herausragendsten Violinvirtuosen ihrer Zeit samt ihrem Publikum, sondern auch Künstler verschiedener Gattungen, allen voran der Literatur, Autoren wie Tolstoi, Dürrenmatt oder jüngst Margriet 10 de Moor nehmen dieses Werk in den Fokus ihres an einem eben solchen Streichquintett mit zwei Violoncelli. Clara Schumann, der Brahms die Partitur gezeigt hatte, schrieb am 3. September 1862: «Ich weiss nicht recht, wie ich’s anfangen soll, Dir mit ruhigen Worten zu sagen, welche Wonne ich an Deinem Quintett habe! Ich habe es viele Male [am Klavier] gespielt, und mir ist das Herz ganz voll davon! Das wird ja immer schöner, herrlicher!» Auch der mit Brahms befreundete Geiger Joseph Joachim zeigte sich bei seiner ersten Ansicht der Partitur begeistert, äusserte sich jedoch wenig später, nachdem er das Werk mit anderen Musikern geprobt hatte, bedenklich: «So wie das Werk jetzt ist, möchte ich es nicht öffentlich produzieren [...]». 1863 schrieb Brahms das Quintett daraufhin um in eine Sonate für zwei Klaviere, deren Uraufführung im Frühjahr 1864 allerdings kein Erfolg wurde. Auch Clara Schumann, weiterhin begeistert von dem musikalischen Material, bat Brahms, zusammen mit dem Dirigenten Hermann Levi, um eine weitere Bearbeitung. So entstand im Sommer 1864 die heute endgültige Fassung für Klavierquintett, ein Werk symphonischen Ausmasses, das auch für ein Orchester vorstellbar wäre, wie Clara Schumann anmerkte. Die Streichquintettfassung des Werkes ist uns nicht überliefert, vermutlich hat Brahms sie nach Joachims Kritik vernichtet. Vor einigen Jahren hat der finnische Cellist Anssi Karttunen es unternommen, das Klavierquintett für Streichquintett zu bearbeiten und somit die erste Fassung des Werkes zu rekonstruieren. «Es lässt sich unmöglich behaupten, dass ich mit dieser Transkription genau das Original re-konstruiert [sic!] habe, so vielfältig sind die Möglichkeiten für jeden Takt. Ich habe versucht, so viel wie möglich von Brahms’ Schreibweise für Streicher zu verstehen und von den Herausforderungen, vor die er sich gestellt sah, als er für dieselbe Besetzung schrieb wie Schuberts C-Dur Quintett, sein offensichtliches Vorbild.» In der immer wieder neuen Spannung zwischen diesen unendlichen Möglichkeiten in der Realisierung jedes einzelnen Taktes und dem möglichst genauen Sich-Einfühlen in die musikalische Denk- und Schreibweise liegt die Besonderheit einer jeden solcher «Re-konstruktionen», die Sie im heutigen Konzert erleben können! 11 KO N Z E R T 2 Pianists – Composers – Giants Freitag, 25. Mai, 19 Uhr 2 Rittersaal, Schloss Thun Violine: Gwendolyn Masin Lena Neudauer Jan Talich Sergei Rachmaninoff (1873 – 1943) Violoncello: Dongkyun An Pavel Gomziakov Louise Hopkins Gavriel Lipkind Quirine Viersen Ferruccio Busoni (1866 – 1924) Andante mit Variationen und Scherzo op. 18a Klavier: Aleksandar Madzar Roman Zaslavsky Klaviertrio D-Dur op. 70 Nr. 1 («Geistertrio») Allegro vivace e con brio Largo assai ed espressivo Presto Trio élegiaque Nr. 1 g-Moll (einsätzig) Ausführende: Gwendolyn Masin, Gavriel Lipkind, Roman Zaslavsky Ausführende: Jan Talich, Louise Hopkins, Aleksandar Madzar Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) Ausführende: Lena Neudauer, Quirine Viersen, Roman Zaslavsky Pause Franz Liszt (1811 – 1886) La lugubre gondola – Romance oubliée Ausführende: Pavel Gomziakov, Aleksandar Madzar Robert Schumann (1810 – 1856) «Bilder aus Osten» (Sechs Impromptus op. 66) Lebhaft – Nicht schnell und sehr gesangvoll zu spielen – Im Volkston – Nicht schnell – Lebhaft – Reuig andächtig Ausführende: Aleksandar Madzar, Roman Zaslavsky Franz Liszt (1811 – 1886) Ungarische Rhapsodie Nr. 9 «Pester Karneval» Transkription für Streichtrio vom Komponisten Ausführende: Lena Neudauer, Dongkyun An, Roman Zaslavsky 12 13 KO N Z E R T 2 Jürgen Hartmann Riesen am Klavier Wenn man die Komponisten des vorangegangenen Konzertes betrachtet – Mozart, Beethoven, Brahms –, fällt auf, dass sie als grosse Tonsetzer den «Pool» der kollektiven Erinnerungen bereichern, aber kaum als praktische Musiker, die sie doch auch waren: Mozarts Status als «Wunderkind» gründete mindestens ebenso auf seine Fähigkeiten am Klavier wie auf seine frühe Kompositionskunst, und seine Anstellungen als Hofkapellmeister oder Organist erlangte er auf Grund seines Instrumentalspiels. In Brahms’ Klavierspiel entdeckte der Geiger Joseph Joachim «intensives Feuer», in Wien reüssierte der so Gelobte als Pianist und Chorleiter. Allenfalls Beethoven macht auch als ausübender Musiker gleichsam bis in die Gegenwart hinein Schlagzeilen: Seine wilde, streckenweise groteske Art, das Klavier zu traktieren oder ein Orchester zu dirigieren, wird zur Verdeutlichung seiner Ausserordentlichkeit gerne aus historischen Dokumenten zitiert. Eben deshalb, wegen seiner Bedeutung als Pianist, erscheint Ludwig van Beethoven auch in diesem Konzert. Dennoch sind die «Riesen» (Giants) dieses Programms, also die zu ihrer Zeit als Virtuosen am Klavier berühmten «Auch-Komponisten», unbestreitbar Sergei Rachmaninow, Ferruccio Busoni und Franz Liszt. Allerdings auf unterschiedliche Weise: Beispielsweise blieb Frédéric Chopin auch als Komponist ein Mann des Klaviers, Liszt erfand jedoch «nebenbei» mit der Sinfonischen Dichtung eine neue Musikgattung. Auch Busoni, zunächst als Wunderkind à la Mozart vorgezeigt, strebte mit seinem «Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst» als Tonsetzer zu neuen Ufern. Für Rachmaninow hingegen, als Komponist nicht selten belächelt, öffnete seine virtuose Kunst am Klavier den Weg zu internationalem Ruhm. Er kehrte von Gastspielen als Pianist in Skandinavien nicht in die Sowjetunion zurück und liess sich 1918 in den USA nieder, wo 14 er rastlos eine Konzerttournee nach der anderen absolvierte. Dass dies auf Kosten seiner Kreativität als Komponist ging, verwundert nicht. Robert Schumann, der das Programm komplettiert, hatte eine Pianistenkarriere angepeilt, vereitelte diese aber selbst, indem er in unreflektiertem Streben nach Perfektionierung die Beweglichkeit seiner Finger ruinierte. Als Dirigent machte Schumann eine bestenfalls durchschnittliche Karriere – all dies ist sozusagen die Kehrseite einer Virtuosenkarriere, im Schatten eines zwar geliebten, aber auch eifersüchtig belauerten (weiblichen) «Riesen» – der berühmten Pianistin Clara Schumann. Das Programm beginnt mit zwei Werken aus jungen Jahren: Rachmaninow war noch Student, als er 1891/92 sein Trio elégiaque komponierte, Busoni begann gar als Vierzehnjähriger mit dem Scherzo und fügt wenige Jahre später anlässlich einer Überarbeitung das Andante mit Variationen hinzu. Rachmaninow schrieb ein Klaviertrio, das dem verehrten Lehrer Tschaikowsky huldigte, teils in der Klangsprache, teils in der Bezeichung «elégiaque» oder auch der Tempovorschrift «lugubre», die Tschaikowsky andernorts verwendet hatte. Ein gutes Jahr später liess der junge Komponist nach dem Tod des Älteren ein zweites Werk in dieser Besetzung folgen. Natürlich spielte Rachmaninow bei der Uraufführung seines frühen Trios selbst den Klavierpart. Das einsätzige Werk, das das «elegische» Hauptthema nacheinander den drei Instrumenten zuteilt und in einem Trauermarsch intensiviert, ist ein eindrucksvoller Beweis für die Vielfalt an Klangfarben, die Rachmaninow insbesondere dem Klavier zu entlocken wusste. Im Gegensatz zu dem russischen Komponisten blieb bei Busoni das Klaviertrio mit dem Andante mit Variationen und Scherzo ein Einzelstück in dieser Besetzung. Ludwig van Beethoven hingegen pflegte diese Gattung der Kammermusik ausgiebig und sein ganzes schöpferisches Leben hindurch – schon sein op. 1 ist ein kleiner Zyklus von Klaviertrios, und op. 70 ist ein «Doppelpack» der mittleren Lebensphase (gleich nach der «Pastorale» und in der lyrischen Stimmung dieser durchaus verwandt). Das erste Werk führt den Beinamen «Geistertrio». Wie so oft, ist dies wohl eher einem Zufall zu verdanken: In einer Skizze zu dieser Komposition findet sich ein Verweis auf Shakespeares «Macbeth» (ein wahres «Geisterdrama») – es ist aber nicht klar, ob Beethoven sich mit diesem Stück befassen wollte und erst recht nicht, ob das so genannte «Geistertrio» von «Macbeth» inspiriert ist. (Immerhin verdanken wir dem seltsamen Beinamen ein gleichnamiges Fernsehspiel von Samuel Beckett.) Während Beethoven sich in Wien anfangs als Instrumentalist einen Namen machte und bald als «Riese unter den Klavierspielern» galt (so Konrad Huscher in seinem Buch «Beethoven als Pianist und Dirigent»), fügt sich Robert Schumanns Tätigkeit als Dirigent in den Rahmen seines im Grossen und Ganzen unglücklichen Lebens ein. In Düsseldorf, wo er als Leiter der Rheinischen Musikfeste 1850 optimistisch angetreten war, kritisierten ihn schon bald die Presse, die Mitwirkenden, das Publikum. Von kurzer Dauer war besagter Optimismus, Clara Schumann kündigte schon 1852 an: «Die erste Gelegenheit, die sich uns bietet, und wir verlassen Düsseldorf.» Dazu sollte es nicht mehr kommen, 1854 wurde ihr Mann in eine Heilanstalt verbracht, wo er zwei Jahre später starb. Der sechsteilige Zyklus von Impromptus «Bilder aus Osten» scheint einige Jahre zuvor, 1848, in einem glücklichen Moment entstanden zu sein, und Robert Schumann wollte laut eigener Aussage mit dem vierhändigen Spiel bewusst «Herzensduette» schaffen. In diesem Fall ist der Beiname «Bilder aus Osten» sinnvoll und wurde vom Komponisten belegt: Schumann hatte bei Freunden ein Buch von Friedrich Rückert gelesen, eine Übersetzung aus dem Arabischen, und liess sich von dessen «kunstvoll verschlungenem Sprachausdruck» inspirieren. Frédéric Chopin und Franz Liszt sind als Pianisten gewiss «Riesen» des 19. Jahrhunderts – in unterschiedlicher Ausprägung: Chopin stellt man sich in den Pariser Salons vor, Liszt in grossen Konzertsälen. Was die Scheu vor dem gros- sen Publikum bei Chopin verhinderte, konnte aber auch ein Vorteil sein, wie ausgerechnet Franz Liszt meinte: «Nur selten und in grossen Abständen hat sich Chopin öffentlich hören lassen. Was aber für jeden anderen der sichere Weg zum Vergessenwerden und zu einem unbedeutenden Dasein gewesen wäre, verschaffte ihm im Gegenteil ein über allen Launen und Moden erhabenes Ansehen, und wurde ihm eine Schutzeinrichtung gegen Neid, Eifersucht und Ungerechtigkeit. Indem sich Chopin von dem rastlosen Treiben fern hielt, das seit einigen Jahren die Virtuosen des gesamten Erdkreises durcheinander und gegeneinander drängt, ist er doch beständig von treuen Anhängern umgeben geblieben.» Liszt hatte zwar ebenfalls nicht wenige Anhänger, aber auch viele Gegner, wofür sein – diplomatisch ausgedrückt – bewegtes Privatleben noch zusätzlichen Anlass bot. Auch experimentierte Franz Liszt gern: Während er mit «Romance oubliée» für Viola und Klavier eines der schönsten Duos der romantischen Musik schuf und damit auch für die immer gerne vernachlässigte Bratsche Ehre einlegte, arbeitete er «La lugubre gondola» mehrmals um. Womöglich als Vorahnung von Richard Wagners Tod Ende 1882 in Venedig entstanden, gibt es das Werk in Versionen für Klavier solo und in einer Fassung von 1885 auch für ein Streichinstrument und Klavier. Diese spätere Version hat Liszt ganz sicher im Gedenken an Wagner verfasst. Auch die «Ungarischen Rhapsodien» sind gewissermaßen ein Experiment – einerseits mit der Folklore, mit Zigeunermelodien, die allerdings der Kunstmusik durchaus nahe stehen und deren «Originalität» zweifelhaft ist; andererseits mit Besetzungen. Dass Liszt aus den zwischen 1839 und 1847 geschriebenen «Rhapsodien» einige später orchestrieren liess und eine – die neunte mit dem Beinamen «Pester Karneval» – schon bald darauf, 1848, selbst zum Klaviertrio umgestaltete, belegt auch einen verblüffend offenen Werkbegriff, der sich an Aufführungsbedingungen und «gute Gelegenheiten» geschmeidig anpasst. Die heutzutage so bindend erscheinende «Werktreue» ist ein Begriff des späten 20. Jahrhunderts – und womöglich, kaum wagt man es aufzuschreiben, ein grosses Missverständnis. 15 KO N Z E R T 3 My GAIA Wunschkonzert: Vom GAIA-Publikum ausgewählte Werke 3 Violine: Lena Neudauer Tatiana Samouil Jan Talich Viola: Ilya Hoffman Natalia Tchitch Samstag, 26. Mai, 19 Uhr Violoncello: Pavel Gomziakov Gavriel Lipkind Quirine Viersen Rittersaal, Schloss Thun Klavier: Roman Zaslavsky Anton Webern (1883 – 1945) Langsamer Satz für Streichquartett, 1905 Ausführende: Tatiana Samouil, Lena Neudauer, Natalia Tchitch, Pavel Gomziakov Ernst Krenek (1900 – 1991) Parvula Corona Musicalis. Ad honorem B.A.C.H. op. 122 für Streichtrio I. Argumentum II. Symphonia III. Invocationes IV. Contrapuncti varii V. «Corona» VI. Clausula Ausführende: Tatiana Samouil, Natalia Tchitch, Pavel Gomziakov Johannes Brahms (1833 – 1897) Klarinettentrio a-Moll op. 114 Allegro Adagio Andante grazioso – Trio Allegro Ausführende: Ilya Hoffman, Gavriel Lipkind, Roman Zaslavsky Pause Anton Bruckner (1824 – 1896) Streichquintett F-Dur WAB 112 Gemässigt Scherzo. Schnell – Langsamer – Schnell Adagio Finale. Lebhaft bewegt – Langsamer Ausführende: Jan Talich, Lena Neudauer, Ilya Hoffman, Natalia Tchitch, Quirine Viersen 16 17 KO N Z E R T 3 Angela Beuerle Komponistenbilder Mit jedem bekannten Komponistennamen verbinden wir ein akustisches Bild, durch das wir ihn einordnen, das ihn uns wiedererkennbar macht und unsere Hörerwartung prägt. Dieses Bild formt sich meist aus den grössten oder bekanntesten Werken dieses Komponisten, durch besondere Errungenschaften und Neuerungen seines Komponierens, durch das, was ihn von anderen Komponisten unterscheidet. Die Werke dieses Konzertes «My GAIA» – mit seinen vielen verwandten Werken gewissermassen eine «Weitererzählung» des Konzertes «GAIA Vintage – a Mahler Collection», das letztes Jahr hier im Festival zu erleben war – treffen dieses Bild meist nicht. Sie fügen ihm vielmehr andere, oft neue Aspekte hinzu und erzählen etwas über den Komponisten jenseits seines allgemein bekannten Hauptwerkes. So etwa Anton Weberns «Langsamer Satz» für Streichquartett. Komponiert 1905 gehört es zu seinen frühen Werken und ist, mehr noch als sein Klavierquintett von 1907 und ähnlich wie Schönbergs 1899 entstandenes Streichsextett «Verklärte Nacht» – beide Werke waren im letzten Jahr bei GAIA zu hören – noch ganz der Spätromantik verhaftet. In traditioneller Sonatenform geschrieben bezieht sich der «Langsame Satz» in freier Tonalität auf die Tonart C-Dur – bis Webern sich der Zwölftonmusik zuwandte, sollte es noch knapp zwanzig Jahre dauern. Die Tatsache, dass dieses Werk nicht in das Bild des zwölftönig oder zumindest expressionistisch-atonal komponierenden Anton Webern passte, zeigt sich auch daran, dass es erst 1962, über 50 Jahre nach seiner Entstehung und 17 Jahre nach Weberns Tod uraufgeführt wurde. Es ist mit gut 13 Minuten Spieldauer im Übrigen das längste Stück, das Webern komponiert hat. Entstanden ist es im Sommer, während einer Wandertour durch Niederösterreich, die Webern mit seiner Cousine Wilhelmine Mörtl, seiner späteren Frau, unter18 nahm. Und es ist wohl nicht abwegig, wenn man vermeint, etwas von der Stimmung dieser Tage, die Webern selbst emphatisch beschrieben hat – seine junge Liebe zu Wilhelmine, die Freiheit in der Natur, die Schönheit des Sommers – in diesem «Langsamen Satz» erspüren zu können. Ein eindeutiges Bild vom Kompositionsstil Ernst Kreneks (1900 – 1991) zu haben, ist wiederum kaum möglich – zeichnet sich sein Schaffen doch gerade durch seine enorme Vielseitigkeit und Experimentierfreude aus, die mit einer immer wieder neuen Wandlung seines Stils einherging. Während in Europa dieser Stilwandel gerade von puristischen Vertretern der Neuen Musik eher kritisch angesehen wurde, bezeichnete man Krenek in den USA, wo er seit seiner Emigration 1938 nach dem «Anschluss» Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland lebte, auch bewundernd als «one-man history of twentieth-century music». Sein Streichtrio «Parvula corona musicalis ad honorem B.A.C.H.» – Kleine musikalische Krone zu Ehren Bachs – entstand im September 1950. Ausgehend von dem aus vier übereinander gelagerten Halbtönen bestehenden B-A-C-H-Motiv entfaltet Krenek hier eine impressionistisch anmutende Studie über das Intervall der kleinen und grossen Sekunde. Die zwischen weniger als einer Minute und ca. zweieinhalb Minuten dauernden fünf Sätze des Werkes sind überschrieben mit den lateinischen Bezeichnungen I. Argumentum, II. Symphonia, III. Invocationes, IV. Contrapuncti varii, V. «Corona», VI. Clausula, ein Spiel mit Begriffen aus dem Bereich der Philosophie, Theologie und/oder Musiktheorie, die immer mehrere, sich teilweise überkreuzende Deutungskontexte eröffnen. «Ich hatte in der letzten Zeit Verschiedenes angefangen, auch Symphonien und anderes, aber nichts wollte recht werden; da dachte ich, ich wäre schon zu alt, und beschloss energisch, nichts mehr zu schreiben. Ich überlegte bei mir, ich sei doch mein Lebtag fleissig genug gewesen, hätte genug erreicht, hätte ein sorgenloses Alter und könne es nun ruhig geniessen. Und das machte mich so froh, so zufrieden, so vergnügt, dass es auf einmal wieder ging.» – so schrieb der 58-jährige Brahms 1891 an einen Freund, den Musikwissenschaftler Eusebius Mandyczewski, nach einer längeren Schaffenspause. Das erste, was dann «wieder ging», war zunächst sein «Trio a-moll op. 114 für Klavier, Klarinette und Violoncello». Inspiriert hatte Brahms eine Reise nach Meiningen, wo er Richard Mühlfeld, den Solo-Klarinettisten der Meininger Hofkapelle, hörte. Begeistert vom Spiel von «Fräulein Klarinette», wie Brahms den später europaweit bekannten Solisten scherzhaft nannte, liess er sich zu mehreren Kompositionen für Klarinette hinreissen, die erste unter ihnen war das «Trio op. 114 a-moll». «Es ist, als liebten sich die Instrumente», schrieb Eusebius Mandyczewski über dieses Trio. Das verändert sich nicht in der hier nun zu hörenden Version mit Viola statt Klarinette, die Brahms bei der Veröffentlichung des Werkes noch hinzugefügt hat. Das andere Timbre der Bratsche trägt höchstens dazu bei, dass das Trio noch kammermusikalischer wirkt, da der Klang der Instrumente noch stärker verschmilzt. Beiden Versionen anzuhören ist die Leichtigkeit und Gelassenheit, mit der Brahms am Ende seines Leben, als er beschlossen hatte, dass es doch eigentlich gar nicht mehr nötig sei, das Komponieren wieder aufnahm. Was das «Bild» des Komponisten Brahms angeht, reicht dieses Trio seines Spätwerkes in seiner Verdichtung und Verknappung des musikalischen Ausdrucks sowie des thematischen Materials über seine früheren, bekannteren Kompositionen um einiges hinaus und lässt einmal mehr verstehen, warum Schönberg ihn in seinem berühmten Aufsatz als «Brahms the progressive» (Brahms, der Fortschrittliche) bezeichnet hat. Zugleich wird einem jedoch gerade beim Hören dieses Stückes deutlich, was der Dirigent und Musikwissenschaftler Peter Gülke meinte, wenn er feststellte, dass «der späte Brahms als Fluchtpunkt seines Schaffens da [steht], […] nah bei dem, was der alte Fontane, auch sich selbst meinend, über seinen Vater schrieb: ‹Wie er zuletzt war, so war er eigentlich.›» Bruckner und Kammermusik, würde man meinen, passt nicht zusammen. Nur insgesamt fünf kammermusikalische Werke sind uns von Bruckner überliefert. Die ersten zwei, Kompositionen für Streichquartett, entstanden zu reinen Studienzwecken, das dritte ist ein kleines Gelegenheitswerk für Violine und Klavier. Das einzige grössere, auch von Bruckner selbst für gültig erachtete Werk dieser Gattung ist das zwischen Dezember 1878 und Juli 1879 komponierte «Streichquintett F-Dur» für zwei Violinen, zwei Bratschen und Violoncello. Zur Zeit der Komposition des Streichquintetts hatte Bruckner seine fünfte Sinfonie vollendet, er lebte in Wien, unterrichtete am Konservatorium und hielt gut besuchte Vorlesungen als Lektor für Musiktheorie an der Universität. Grössere Erfolge als Komponist waren ihm zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht beschieden. Die Anregung für die Komposition des Quintetts kam von Joseph Hellmesberger, Direktor des Konservatoriums und erster Geiger der berühmten nach ihm benannten Quartettformation. Jedoch war Hellmesberger mit dem Quintett zunächst nicht einverstanden und Bruckner komponierte noch ein Intermezzo in d-moll, um damit das von Hellmesberger besonders bemängelte Scherzo zu ersetzen – seine fünfte und letzte kammermusikalische Komposition, die bereits beim letztjährigen GAIA-Festival zu hören war. Als das Quintett im Januar 1885, übrigens in seiner ursprünglichen Form mit dem Scherzo, endlich zur Uraufführung kam, wurde dies zu einem der ersten grossen Erfolge des Komponisten in Wien. «Wir möchten Bruckners Quintett nicht mit irgendeinem anderen Werke der Gegenwart vergleichen: es steht für sich und einzig da», schrieb der Kritiker Ludwig Speidel. Und tatsächlich verbindet sich in dieser Komposition auf ganz besondere Art die subtile Feinheit des kammermusikalischen Musizierens mit dem grossen Formdenken eines Sinfonikers, das dialogische Prinzip der Kammermusik mit dem subjektiven Gestus einer Sinfonie. In einzigartiger Weise gibt uns dieses Werk so die Möglichkeit, neue Farben und Aspekte im Bild des grossen Sinfonikers Bruckner zu entdecken. 19 KO N Z E R T 4 The Sunday Morning Coffee Concert Reflections on Bach Violine: Tatiana Samouil Viola: Natalia Tchitch Violoncello: Dongkyun An Pavel Gomziakov Louise Hopkins Gavriel Lipkind Quirine Viersen Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) Sechs dreistimmige Präludien und Fugen nach J. S. Bach KV 404a Nr. 6: Präludium (Adagio) von Wolfgang Amadeus Mozart Fuge: Bearbeitung Mozarts nach Wilhelm Friedemann Bach, Fuga f-Moll Falk Nr. 31/8 Ausführende: Tatiana Samouil, Natalia Tchitch, Pavel Gomziakov Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) Ciaccona aus der Partita II d-Moll BWV 1004 für Violine solo Arrangement für vier Violoncelli von Laszlo Varga Ausführende: Gavriel Lipkind, Pavel Gomziakov, Louise Hopkins, Dongkyun An Pause 4 Sonntag, 27. Mai, 11 Uhr Schloss Oberhofen Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) Sechs dreistimmige Präludien und Fugen nach J. S. Bach KV 404a Nr. 3: Präludium (Adagio) von Wolfgang Amadeus Mozart Fuge: Bearbeitung Mozarts nach Johann Sebastian Bach, Das Wohltemperirte Clavier II, Fuga 13 Fis-Dur BWV 882 Ausführende: Tatiana Samouil, Natalia Tchitch, Pavel Gomziakov Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) Präludium und Fuge es-Moll BWV 853 aus Das Wohltemperirte Clavier I Arrangement nach Bach für vier Violoncelli von Laszlo Varga Ausführende: Quirine Viersen, Gavriel Lipkind, Louise Hopkins, Dongkyun An Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) Sechs dreistimmige Präludien und Fugen nach J. S. Bach KV 404a Nr. 2: Präludium (Adagio) von Wolfgang Amadeus Mozart Fuge: Bearbeitung Mozarts nach Johann Sebastian Bach, Das Wohltemperirte Clavier II, Fuga 14 fis-Moll BWV 883 Ausführende: Tatiana Samouil, Natalia Tchitch, Pavel Gomziakov Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) Suite V c-Moll BWV 1011 für Violoncello solo Arrangement für zwei Violoncelli von Laszlo Varga Prelude – Allemande – Courante – Sarabande –Gavotte I, II – Gigue Ausführende: Gavriel Lipkind, Dongkyun An 20 21 KO N Z E R T 4 Angela Beuerle / Jürgen Hartmann «Reflections on Bach» oder Anpassungen an gute Gelegenheiten Das Arrangieren ist eine undankbare Sache. Gefällt das Ergebnis, wird das dem Komponisten zugerechnet; gefällt es nicht, trägt der Arrangeur die Schuld. Und doch gibt es zahllose Bearbeitungen von musikalischen Werken, manch ein Verlagskatalog weist mehr solche Einrichtungen als Originalwerke auf, viele Stücke liegen sogar in mehreren Bearbeitungen vor. Um die historische Bedeutung von Arrangements zu ermessen, muss man sich klar machen, dass es Jahrhunderte lang für die Verbreitung von Musikstücken unabdingbar war, sie für einen möglichst grossen Personenkreis spielbar zu machen – sei es als Hausmusik, sei es öffentlich. Viele Werke hätten den Weg in eine breitere Öffentlichkeit kaum gefunden, hätte es von ihnen nicht Einrichtungen beispielsweise für zwei Klaviere oder für die so genannte «Harmoniemusik», eine mittelgrosse Bläserbesetzung, gegeben. Kaum hätte man Melodien aus Mozart-Opern auf der Strasse gepfiffen, wäre deren Kenntnis auf die Theaterbesucher beschränkt geblieben. Musikalische Arrangements sind aber seit der Erfindung von Rundfunk und Schallplatte nicht überflüssig geworden – in manchen Fällen, weil es für bestimmte Besetzungen wenig originales Repertoire gibt, in anderen Fällen, weil sich – wie beim GAIA-Festival – Musiker zusammenfinden und ein Werk spielen wollen, das ihnen in der Originalbesetzung nicht 22 zugänglich ist. Es braucht also Arrangeure, die sich der noblen Aufgabe stellen und nach harter Arbeit den Ruhm eben doch den Komponisten überlassen müssen. Der ungarischamerikanische Musiker Laszlo Varga, ehemals Solocellist der New Yorker Philharmoniker, bevor er sich dem Solospiel, der Kammermusik und dem Unterrichten widmete, ist einer von ihnen. Die Liste seiner Arrangements scheint unendlich, im Mittelpunkt steht sein eigenes Instrument in mannigfaltigen Kombinationen. Eine der apartesten ist sicherlich ein Quartett aus vier Celli, für das Varga vor allem Werke von Johann Sebastian Bach arrangiert hat. Natürlich ist die kontrapunktische Dichte von Bachs Werken für diese Mehrstimmigkeit eine «Steilvorlage» – selbst wenn die Stücke, wie die im Konzert erklingende Chaconne aus der zweiten Violinpartita oder die fünfte Cellosuite, original nur für ein einziges Instrument geschrieben sind. Manche Werke Bachs sind als «spekulativ» bezeichnet worden, darunter auch das «Wohltemperirte Clavier», das aus einem schematischen Tonartenplan einen musikalischen Kosmos formt. Wir dürfen also spekulieren, mit welchen Besetzungen Bach womöglich sogar experimentiert hat (viele seiner Werke sind verloren), so wie er mit vorhandener Musik experimentierte, indem er sie neuen Gesangstexten anpasste. Sind nicht auch Bearbeitungen und Arrangements solche Anpassungen, Anpassungen an eine (gute) Gelegenheit? JH Sicher, eben auch an die Gelegenheit, Musik «von innen» heraus kennen zu lernen. Insofern lässt sich durchaus die Frage aufwerfen, inwieweit die Möglichkeit, durch Radio und CD Musik in Originalbesetzung jederzeit und ohne Weiteres im eigenen Wohnzimmer spielen zu können, nicht auch den Nachteil mit sich bringt, nun nicht mehr gezwungen zu sein, sich selbst, in welch unprofessioneller Weise auch immer, durch eigenes Spiel den Werken früherer Komponisten anzunähern. Ganz und gar nicht unprofessionell ging es zu im Salon des niederländischen Diplomaten Gottfried van Swieten (1733–1803), seinerzeit Präfekt der kaiserlichen Hofbibliothek in Wien. Van Swietens Hauptinteresse galt der Musik, er komponierte selbst, wobei Joseph Haydn befand, seine Sinfonien seien «so steif wie er selbst». Vor allem aber förderte van Swieten Musiker und Komponisten und er begeisterte sich für die Musik des Barock, besonders Bachs und Händels. Deren Werke hatte er in Berlin, wo er 1770–1777 als Botschafter weilte, in den musikalischen Salons der Prinzessin Anna Amalia von Preußen, der komponierenden jüngsten Schwester von Friedrich dem Großen, kennengelernt. Van Swieten folgte damit durchaus nicht dem allgemeinen Musikgeschmack seiner Zeit: Händels und vor allen Dingen Bachs Musik war wenig bekannt und galt, wenn, als trocken, unmelodisch, unverständlich, nicht aufführbar. Die Musiker und Komponisten jedoch, die bei van Swieten ein- und ausgingen, teilten seine Begeisterung. Neben Haydn und später Beethoven war darunter auch Mozart, der ihm seine Bekanntschaft mit Händel und Bach verdankte: «ich gehe alle Sonntag um 12 uhr zum Baron von Suiten – und da wird nichts gespiellt als Händl und Bach. – ich mach mir eben eine Collection von den bachischen fugen», schreibt Mozart am 10. April 1782 an seinen Vater. Bach wurde auf diese Weise ein Lehrmeister für Mozart, das «Wohltemperirte Clavier» – so berichtet Mozarts Schüler, der englische Komponist Thomas Attwood –, lag von da ab immer aufgeschlagen auf seinem Pianoforte. Auch von einem Aufenthalt Mozarts in Leipzig im Frühjahr 1789 wissen wir, dort spielte er an der Orgel der Thomaskirche und studierte mit Begeisterung Autographe von Bachs Motetten, «die Stimmen um sich herum, in beide Hände, auf die Knie, auf die nächsten Stühle verteilt.» Und in seinem Werk bis hin zum letzten, dem Requiem, finden sich deutliche Spuren des Eindrucks, den die Kompositionen Bachs auf ihn hinterlassen haben. Vermutlich auf Anregung van Swietens hin bearbeitete Mozart 1782 fünf dreistimmige Fugen Bachs, drei aus dem «Wohltemperirten Clavier», eine aus der «Kunst der Fuge», eine aus der «Orgelsonate Nr. 2» sowie eine Fuge von Wilhelm Friedemann Bach für Streichtrio. Als Präludien stellte er ihnen eigene Kompositionen im Stil der nachfolgenden Fugen voran. Auffällig ist dabei, dass Mozarts Transkriptionen den Bach’schen Fugen nicht in allem genau folgen, was natürlich auf Ungenauigkeiten seiner Vorlage zurückzuführen sein kann. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Komponist Mozart den Komponisten Bach hier gewissermassen kommentiert, den Werken in Details Nuancen seiner eigenen Schaffensphantasie hinzufügt. Die Präludien und Fugen KV 404a sind somit Arrangements, die ein ganz besonderes, zeitenübergreifendes Lehrer-Schüler-Verhältnis zweier ganz Grosser unserer Musikgeschichte dokumentieren. Ein Lehrer-Schüler-Verhältnis in Form eines Dialogs, den Mozart, beginnend mit seinen einleitenden Präludien, mit dem 23 Leipziger Thomaskantor Bach führt. AB KO N Z E R T 5 GAIA en français Sonntag, 27. Mai, 19 Uhr 5 Rittersaal, Schloss Thun Violine: Gwendolyn Masin Jan Talich Viola: Guy Ben-Ziony Violoncello: Pavel Gomziakov Louise Hopkins Gavriel Lipkind Klavier: Aleksandar Madzar Roman Zaslavsky César Franck (1822 – 1890) Sonate für Violoncello und Klavier Bearbeitung von Jules Delsart nach der Sonate für Violine und Klavier A-Dur Allegretto ben moderato Allegro Recitativo – Fantasia. Ben moderato – Largamente con fantasia Allegretto poco mosso Ausführende: Pavel Gomziakov, Roman Zaslavsky Maurice Ravel (1875 – 1937) Klaviertrio a-Moll Modéré Pantoum: Assez vif Passacaille: Très large Final: Animé Ausführende: Gwendolyn Masin, Gavriel Lipkind, Aleksandar Madzar Pause César Franck (1822 – 1890) Klavierquintett f-Moll op. 14 Molto moderato quasi lento – Allegro Lento, con molto sentimento Allegro non troppo, ma con fuoco Ausführende: Gwendolyn Masin, Jan Talich, Guy Ben-Ziony, Louise Hopkins, Aleksandar Madzar 24 25 KO N Z E R T 5 Jürgen Hartmann Spielerische Eleganz und klarer Geist Kammermusik in Frankreich – damit hat es eine ganz eigene Bewandtnis. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts fanden sich Komponisten und Musikfreunde zusammen, die das kleine, aber intensive musikalische Format stärker ins Bewusstsein rücken wollten. Der Komponist Éduard Lalo war dabei ein wichtiger Impulsgeber und steuerte mit zwei Klaviertrios um die Mitte der 1850er Jahre und einem Streichquartett 1859 wichtige Werke bei. Er gründete darüber hinaus das Armingaud-Quartett und wirkte selbst als Geiger mit. Ausdrücklich wollte man Haydn, Mozart, Beethoven, Schumann und Mendelssohn und ihre Kammermusik bekannter machen. Aber es dauerte lange, bis eine Infrastruktur der Kammermusik entstand – also passende Konzertsäle, Konzertreihen und speziell programmierte Festivals, und vielleicht noch länger, bis im Rahmen dieser Infrastruktur bewusst auch die Schätze der französischen Kammermusik selbst gehoben wurden. Manchmal bewegt sich die Musikgeschichte, das praktische Konzertleben ausdrücklich eingeschlossen, eben nur in Zeitlupe. Es ist auch verwunderlich, dass in den deutschsprachigen Ländern selbst die vorhan26 dene Kammermusik aus Frankreich eher sel- ten gespielt wird, während der frankophone Sprachraum durchlässig ist und es Komponisten wie dem Belgier César Franck oder dem Schweizer Arthur Honegger ermöglichte, im grossen Frankreich zu reüssieren. Jedenfalls trug die besagte Bewegung für die Kammermusik zwar bei den bekanntesten französischen Komponisten im frühen 20. Jahrhundert, Claude Debussy und Maurice Ravel, Früchte in Gestalt je eines exemplarischen Streichquartetts – die beiden Werke werden in Konzert oder Aufnahmestudio gern zusammengespannt und in einer Weise «beworben», als habe man die französische Kammermusik damit bereits ausgeschöpft. Von beiden Komponisten gibt es selbstverständlich mehr kammermusikalische Werke, aber es gibt weitere ebenso verdienstvolle Meister der französischen Musik – wie den auch als Pädagogen gewichtigen César Franck im 19. Jahrhundert. Mit dem «Intermezzo» durch Maurice Ravel rahmt Franck ein Konzertprogramm, das Schlaglichter auf die Geschichte der Kammermusik in Frankreich wirft. Bei César Franck droht seine Bedeutung als Lehrer unter anderem von Fauré, d’Indy, Duparc, Chausson oder Dukas stets seine eigenen Kompositionen zu überlagern, von denen nur wenige wirklich zu Repertoirestücken wurden. Franck stammt aus einer flämisch-deutschen Familie, wurde im belgischen Lüttich (Liège) geboren und ging schon als Jugendlicher nach Paris, wo er auch als Organist tätig war. Bei der Uraufführung des 1878/79 entstandenen Klavierquintetts wirkte am Klavier Francks Gegenspieler Camille Saint-Saëns mit, der die beabsichtigte Widmung des Werks jedoch brüsk zurückgewiesen haben soll. Vielleicht standen die für Paris nicht eben untypischen Rivalitäten innerhalb des Musiklebens zu sehr zwischen den beiden. Der mehr als zehn Jahre jüngere Saint-Saëns galt im Grunde als der «Altmodischere». In Francks Klavierquintett findet sich mit den thematischen Verbindungen zwischen den einzelnen Sätzen eine kompositorische Technik, die seinerzeit als durchaus kühn galt. Melodik und Harmonik weisen in ihrer Delikatesse auf die Werke Faurés oder gar des Impressionismus voraus. Das Klavierquintett – als erweitertes Streichquartett – kam dem Streben der Romantik nach Opulenz und dunkler Grundierung im Klang entgegen. Womöglich aber hatte die Diversifizierung von Besetzungen – ebenso wie Umarbeitungen und Arrangements – auch damit zu tun, dass die Kammermusik immer auch Anlass zum Zusammenspiel von Freunden war. Schuberts «Forellenquintett» ist ein frühes Beispiel: Die Besetzung mit einem Kontrabass auf Kosten der zweiten Violine hatte den Grund, dass ein Freund und Förderer des Komponisten eben dieses Instrument spielte. Auch für die Entstehung von César Francks Sonate für Violine und Klavier A-Dur (dem musikalischen «Urbild» der Bearbeitung für Violoncello und Klavier) gibt es einen charmanten Grund: Das Werk war 1886 ein Hochzeitsgeschenk für den Geiger (und Komponisten) Eugène Isaÿe, einen Landsmann Francks, der ebenfalls aus Lüttich stammte und dem noch viele Komponisten bedeutende Werke zueignen sollten. Erstmals erklang das Werk auf eben dieser Hochzeit, die öffentliche Uraufführung in einem Brüsseler Museum soll nach einem Bericht des anwesenden Komponisten Vincent d’Indy in völliger Dunkelheit stattgefunden haben, die die Ausführenden zum Auswändigspielen zwang: Die Verantwortlichen wollten trotz Überlänge des nachmittags begonnenen Konzertprogramms das Licht nicht einschalten. In der Sonate knüpft Franck an die bereits erwähnte Technik an, die einzelnen Sätze durch thematische Elemente miteinander zu verknüpfen, die hier gleich zu Beginn, beim ersten Einsatz des Streichinstruments nach einem kurzen Klaviervorspiel, vorgestellt werden. Das Werk beeindruckt darüber hinaus durch seine perfekten Proportionen sowohl innerhalb der Einzelsätze als auch durch deren Wechsel im musikalischen Charakter. Die Fassung für Violoncello und Klavier von Jules Delsart ist die einzige, die von César Franck selbst autorisiert worden ist. Maurice Ravel komponierte sein Klaviertrio 1914, unmittelbar vor seinem Eintritt in den Kriegsdienst. Auch in diesem Werk liess er sich von seiner Herkunft aus dem französischen Baskenland beeinflussen, wo er naturgemäss mit wesentlich «südlicheren» Rhythmen in Berührung kam als der Belgier Franck. In seinem Klaviertrio ging er über diese gleichsam heimatliche Exotik noch hinaus und verarbeitete auch Eindrücke, die er von der malaiischen Versform des «Pantun» empfangen hatte, die im Westen als «Pantoum» in die Dichtkunst eingegangen ist. Diese weit ausgreifenden Ideen hat Ravel gleichwohl stark verdichtet und mit dem einerseits vielfältigen, andererseits formstrengen Klaviertrio ein Werk hinterlassen, das er selbst als «fast zu klassisch» empfand. Es gibt zwei Begriffe, die für viele Menschen die französische Geisteshaltung und deren künstlerischen Ausdruck umreissen: clarté und esprit. Klarheit und Geist? Die Wörterbücher helfen uns, die Bedeutung aufzufächern. Clarté wäre danach nicht nur Klarheit und die damit verwandte Helligkeit, sondern auch Deutlichkeit sowie Anschaulichkeit. Esprit hingegen bedeutet nicht nur Geist, sondern auch Witz. Dass der «esprit allemand» das dem französischen «Geist» doch recht entgegen gesetzte «Deutschtum» meint, entbehrt nicht der Ironie. Aber hat das in Zeiten, in denen ein Kammermusikfestival in der deutschsprachigen Schweiz von Musikern aus aller Welt gestaltet wird, überhaupt noch Bedeutung? 27 P O RT R A I T S D o n g k y u n A n V I O L O N C E L L O G u y B e n - Z i o n y V I O L A mermusikkonzerten in verschiedenen europäischen Ländern und Nordamerika auf. Zusätzlich zu Studium und Konzerten nahm er 2010 an der Montreal Symphony Orchestra Competition teil, wo er den ersten Preis errang. Überdies erhielt er beim GAIA Kammermusikfestival 2011 im schweizerischen Thun den GAIA Masters Award. Mit dieser Ehrung sind Auftritte als Gastmusiker beim GAIA Kammermusikfestival 2012 verbunden. Kürzlich gewann er den 2. Preis beim 18. Internationalen Johannes-BrahmsWettbewerb in Pörtschach, Österreich. Seine musikalische Ausbildung wird grosszügig von der Alberta Foundation for the Arts, der Anne Burrows Music Foundation, dem Winspear Fund in Edmonton und der Sylva Gelber Music Foundation in Ottawa unterstützt. 30 Der in Korea geborene kanadische Cellist Dongkyun An begann seine musikalische Ausbildung im Alter von 13 Jahren bei Chun-Ja Choi in Korea. Nach dem Umzug nach Edmonton, Kanada, setzte er seinen Unterricht bei Tanya Prochazka, Colin Ryan und David Tutt fort. Derzeit studiert An an der Hochschule der Künste in Zürich bei dem weltbekannten britischen Cellisten Raphael Wallfisch und lernt Barockcello bei Martin Zeller. Neben seiner Ausbildung in Europa erhielt er unter anderem Cellounterricht von Pieter Wiespelwey, Gary Hoffman, Shauna Rolston, Andres Diaz, Hans Jensen, Gavriel Lipkind, Matt Haimovitz und Anner Bylsma. Dongkyun An war als Solist mit dem Edmonton Youth Orchestra, dem Edmonton Symphony Orchestra und kürzlich mit dem Karlsbader Sinfonieorchester in der Tschechischen Republik zu hören. Ausserdem tritt er mit Soloabenden und in Kam- Guy Ben-Ziony wurde in Israel geboren. Im Alter von neun Jahren begann er mit dem Violinspiel und wechselte mit dreizehn zur Viola. Er studierte in Israel bei Professor Chaim Taub, in Frankfurt bei Professor Tabea Zimmermann und in Leipzig bei Professor Tatjana Masurenko. Seit 2006 ist er Professor für Viola an der Hochschule für Musik «Felix Mendelssohn Bartholdy» in Leipzig. Er gab Meisterkurse in Schweden, Israel, England, Österreich, Ungarn und der Türkei. Ben-Ziony war regelmässig als Solobratschist bei der Camerata Salzburg zu Gast und wurde von Orchestern wie der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, der Kremerata Baltica und der Camerata Nordica (Schweden) häufig als Gastsolist eingeladen. Er spielt als Solist mit vielen israelischen und europäischen Orchestern, darunter das Israelische Kammerorchester, die Tel Aviv Soloists und das I.D.F. Chamber Orchestra (unter der Schirmherrschaft von Isaac Stern). Sein Debüt mit dem Bartók-Konzert gab er in Leipzig unter Daniel Harding. 1998/99 war Ben-Ziony Mitglied des Zapolski-Quartetts Kopenhagen, mit dem er Aufnahmen für die Labels Chandos und Classico machte. Auftritte mit anderen Kammermusikensembles führten Ben-Ziony auch in Konzertsäle wie die Carnegie Hall (New York), die Wigmore Hall (London) und das Berliner Konzerthaus. Als gefragter Kammermusiker nahm BenZiony an einigen der weltweit bedeutendsten Kammermusikfestivals teil, unter anderem in Lockenhaus, Davos, Kronberg, Dubrovnik, Zagreb, Ravinia, Jerusalem, Moritzburg, Heimbach und Prussia-Cove. Zu seinen Kammermusikpartnern zählen unter anderem Gidon Kremer, Lisa Batiashvili, Antje Weithaas, Tabea Zimmermann, Tatjana Masurenko, Vladimir Mendelssohn, Boris Pergamenschikow und Alexander Lonquich. Er ist zusammen mit Gerhard Schulz, Noam Greenberg und Lilia Schulz-Bayrova Mitglied des Waldstein Ensembles. In der Saison 2010/11 Saison konzertierte das Ensemble im Haus des Wiener Musikvereins, im Amsterdam Concertgebouw, in der Londoner Wigmore Hall sowie auf Tourneen in Israel, Spanien und anderen Ländern. Ausserdem spielt Ben-Ziony beim «Israeli Chamber Project»-Ensemble (ICP). 31 P a v e l G o m z i a k o v V I O L O N C E L L O 32 Pavel Gomziakov wurde 1975 in der russischen Stadt Tschaikowski in der Uralregion geboren. Mit neun Jahren begann er das Cellospiel. Als Vierzehnjähriger zog er nach Moskau, wo er zunächst an der GnessinSchule und später an der staatlichen Musikhochschule von Professor Dmitri Miller unterrichtet wurde. Im Jahr 2000 setzte er seine Studien bei Professor Natalia Schakhovskaya an der Escuela Superior de Música Reina Sofia in Madrid fort. Danach schloss er den «Cycle de Perfectionnement» am Pariser Konservatorium in der Klasse von Philippe Muller ab. Als Solist und Kammermusiker tritt Pavel Gomziakov auf der ganzen Welt auf. Er arbeitete unter anderem mit Künstlern wie Zakhar Bron, Asencio Jesus Lopez Cobos, Augustin Dumay, Louis Lortie, Jose-Luis Garcia, Eldar Nebolsin, Trevor Pinnock, Anthony RosMarba und Christopher Warren-Green. Im Juli 2007 musizierte Gomziakov mit Maria João Pires beim Escorial Festival in Spanien. I l y a H o f f m a n V I O L A Daraus ergab sich eine Zusammenarbeit, die beide durch Europa, den Fernen Osten und Südamerika führte, wo sie an Konzertorten wie dem Théâtre Champs Élysées (Paris), der Victoria Hall (Genf), dem Teatro Real (Madrid), der Philharmonie Köln, dem Wiener Konzerthaus, dem CCB (Lissabon) und der Sumida Triphony Hall (Tokio) musizierten. Im Mai 2009 brachte die Deutsche Grammophon eine Aufnahme von Chopins Cellosonate heraus, die von Pavel Gomziakov und Maria João Pires eingespielt wurde und eine Grammy-Nominierung erhielt. In den beiden vergangenen Jahren konzertierte Gomziakov mit dem New Japan Philharmonic, dem London Chamber Orchestra und dem Orchestre National de Montpellier. Im November 2008 nahm er für Arte Schumanns Cellokonzert mit dem Orchestre de Chambre de Wallonie unter der Leitung von Augustin Dumay auf. Das Konzert wurde im belgischen, französischen und deutschen Fernsehen gesendet. Im April 2010 gab Gomziakov unter dem Lob der Kritiker sein US-Debüt mit dem Chicago Symphony Orchestra unter dem Dirigat von Trevor Pinnock. Der Cellist wird im Juni 2012 erneut mit diesem Orchester zu hören sein, wenn er Beethovens Tripelkonzert spielt. 2011 war Gomziakov bereits zum zweiten Mal mit dem Kansai-Orchester auf Japantournee. Im April 2012 wurde seine Aufnahme des Cellokonzerts von SaintSaëns mit Augustin Dumay und dem KansaiOrchester bei Onyx veröffentlicht. Im Juli 2012 spielt Pavel Gomziakov erstmals beim White Nights Festival von Valery Gergiev in Russland. Geboren 1977 in Moskau begann Ilya Hoffman seine Ausbildung an der Gnessin-Musikschule in der Klasse von Elena Ozol. Später wurde er in die Klasse von Yuri Bashmet am Staatlichen Tschaikovsky-Konservatorium in Moskau aufgenommen. Ilya Hoffman beendete seine Ausbildung am Konservatorium mit einem Aufbaustudium. Sowohl als Instrumentalist als auch als Komponist nahm Ilya Hoffman unter anderem an Festivals wie dem World Viola Festival im deutschen Kronberg, Music at Plush in Grossbritannien, Italiens Mozartiana in der Emilia Romagna, Estlands Eesti Barokkmuusika in Tallinn, dem Automne Musical in Nîmes, Frankreich, und dem Banff Music in Kanada teil. Er arbeitete und spielte mit herausragenden Musikern wie Alexei Lubimov, Natalia Gutman, Kolya Blaher, Edward Brunner, Charles Neidich, Mikhail Muntian, Alexander Trostiansky, Alexander Rudin, Alexei Utkin und Adrian Brendel. Neben seiner umfangreichen Tätigkeit als Solist, Dirigent und Komponist ist er auch als Kammermusiker äusserst gefragt. Häufig spielt Ilya Hoffman Uraufführungen. Zu den bedeutenden Werken, die er erstmals aufgeführt hat, zählen Sofia Gubaidulinas «Zwei Wege» für zwei Bratschen und Symphonieorchester (Russische Erstaufführung), Valentin Silvestrovs Lachrymose für Solobratsche (Uraufführung), Sergey Berinskys Symphonie für Solobratsche, Klavier und Symphonieorchester (Uraufführung), und Alban Berg / Leonid Hoffmans Sonate op. 1 für Bratsche und Streichorchester (Uraufführung). Ilya Hoffman ist: – Gewinner des Solti Foundation Award (Grossbritannien, 2005) – Preisträger der Vienna International Music Competition (Österreich, 2005) – Preisträger der Gaetano Zinetti International Chamber Music Competition (Italien, 2004) – Preisträger der Yuri Bashmet International Viola Competition (Russland, 2000) 33 L o u i s e H o p k i n s V I O L O N C E L L O 34 Louise Hopkins studierte an der Guildhall School of Music and Drama bei Steven Isserlis und Raphael Wallfisch. Schon früh besuchte sie die International Musicians’ Seminars von Prussia Cove und studierte – neben Cello-Meisterkursen bei Isserlis und Ralph Kirshbaum – Kammermusik bei András Schiff und György Kurtág. Hopkins gab ihr Debüt in der Barbican Hall, wo sie das Cellokonzert von Witold Lutosławski unter dem Dirigat des Komponisten spielte. The Times schrieb über dieses Konzert: «Musiker mit einer solchen Persönlichkeit, Geschicklichkeit und Kraft sind selten», und The Independent berichtete: «Binnen Minuten hatte Hopkins den Geist von Mstislaw Rostropowitsch heraufbeschworen.» Zur selben Zeit erhielt sie mehrere Preise für junge Künstler und gab in der Folge zahlreiche Konzerte in Grossbritannien. Hopkins gewann unter anderem den Frank Britton Award, woraufhin sie im Alter von 19 Jahren ihren ersten Soloauftritt in der Wigmore Hall hatte, an den sich in den Folgejahren Konzerte am gleichen Ort anschlossen, die vom Tillet Trust und vom Kirkman Trust unterstützt wurden. Als Gast der grossen Festivals war Hopkins mehrfach in Aldeburgh, wo sie an Kammermusik- und Solokonzerten teilnahm, darunter auch eine live von der BBC übertragene Aufführung von Benjamin Brittens Cello-Sinfonie G a v r i e l L i p k i n d C E L L O anlässlich des 37. Jahrestags der Uraufführung des Werks mit dem BBCSymphony Orchestra unter Leitung von Leonard Slatkin. Darüber hinaus wirkte sie unter anderem bei den Festivals in Cheltenham, Bath, Brighton, Harrogate, Dijon, beim Vertavo Quartet Festival in Elverum (Norwegen), beim Belgrade Cello Festival, beim Salon de Provence, beim Sommerfestival 2007 des Irish Chamber Orchestra und bei der Amsterdam Cello Biennale mit. Seit über 20 Jahren besucht Louise Hopkins das Open Chamber Music Festival in Prussia Cove. Ihre Konzerte waren häufig im Rundfunk zu hören, unter anderem bei der BBC, bei RTÉ, ABC, Radio Suisse Romande, New Zealand Radio und Radio France. Als Kammermusikerin trat Hopkins in international renommierten Häusern von der Wigmore Hall bis zum dem Sydney Opera House auf. Sie war mehrmals Gast des Takács Quartets und von Thomas Adès, mit dem sie sein Klavierquartett «CATCH» bei EMI aufnahm. Zu ihren musikalischen Partnern zählten ausserdem unter anderem Emmanuel Pahud, András Keller, Anthony Marwood, Ferenc Rados, Dénes Várjon, Aleksandar Madzar, Alexander Melnikov, Piers Lane und Steven Kovacevich. Louise Hopkins tritt regelmässig mit dem Pianisten Aleksandar Madzar auf, mit dem sie bei INTIM MUSIK eine CD mit Sonaten von Schnittke, Carter und Rachmaninow herausbrachte. Im Alter von 25 Jahren war Hopkins eine der jüngsten Professorinnen an der Guildhall School of Music and Drama. Zusätzlich unterrichtete sie bis 2006 an der Yehudi Menuhin School. Louise Hopkins wurde 2010 zur Leiterin der Streicherabteilung der Guildhall berufen. Sie gibt Meisterkurse in Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Serbien, Singapur, Australien und dem Vereinigten Königreich. Im September 2007 nahm sie ihre Celloprofessur an der Hochschule in Bern auf. Bereits früh stand er mit herausragenden Musikern wie Zubin Mehta, Philippe Entremont, Giuseppe Sinopoli, Yehudi Menuhin, Pinchas Zukerman, Mstislav Rostropovitch, Yuri Bashmet und Gidon Kremer auf der Bühne. Heute verbindet Lipkind seine musikalischen Engagements mit einem grösseren Plan, das zugrunde liegende Repertoire aufzunehmen. Daher bestimmen und bedingen diese Produktionen alle übrigen Aspekte seiner Karriere. «[...] Lipkind ist einmalig [...] er spielt wie besessen [...]. Ein Konzert auf der Stuhlkante, voller Dramatik [...].» The Independent ( fünf Sterne) Der Cellist Gavriel Lipkind, 1977 in Tel Aviv geboren, erlebte bereits in jungen Jahren einen kometenhaften Aufstieg. Dann beschloss er jedoch, den vorgezeichneten Lebensweg zu überdenken und zu unterbrechen. Er nahm eine dreijährige Auszeit von der Bühne, während der er sich intensiver Weiterbildung und Tonaufnahmen widmete. Mit seinem tiefen Verlangen, einzigartige Aufnahmen zu machen und diese mit seiner Konzert- und Lehrtätigkeit in Verbindung zu bringen, schafft Lipkind sich eine eigene Nische. Beständig hinterfragt er die gängigen Einschränkungen im Leben eines Solisten, wodurch sein Musikerdasein zu einer ganzheitlichen Mission wird. «[...] ein erheblicher Teil der Zuhörer verliess den Saal unter Tränen.» The Strad Magazine Lipkind trat in einigen der namhaftesten Konzertsälen weltweit auf, etwa im Concertgebouw, der Suntory Hall, dem Kennedy Center und der Berliner Philharmonie. Er war dort mit Soloprogrammen und berühmten Orchestern zu hören, unter anderem mit dem Israel Philharmonic, den Münchner Philharmonikern und dem Baltimore Symphony Orchestra. 35 A l e k s a n d a r K L AV I E R Aleksandar Madzar wurde 1968 in Belgrad geboren. Er begann mit dem Klavierspiel als Schüler von Gordana Malinovic und wurde später von Arbo Valdma, Elisso Virsaladze und Daniel Blumenthal in Novi Sad, Belgrad, Moskau und Brüssel ausgebildet. Er gewann Preise in Genf und Leeds, siegte beim Busoni- und beim Umberto-Micheli-Wettbewerb und debütierte 1990 mit den Berliner Philharmonikern unter Ivan Fischer. Seitdem tritt er regelmässig in ganz Europa auf und unternimmt gelegentlich Konzerttourneen in Nord- und Südamerika, Südafrika und im Fernen Osten. Die Bandbreite seiner Auftritte umfasst Soloprogramme, Konzerte und Kammermusik. Aleksandar Madzar unterrichtet am Koninklijk Conservatorium in Brüssel. 36 M a d z a r G w e n d o l y n M a s i n V I O L I N E Einer Einladung folgend gründete Gwendolyn Masin 2006 ein facettenreiches Kammermusikfestival, das sie «GAIA» nannte. Es wurde zum Synonym einer Heimstatt, nicht nur für seine künstlerische Leiterin, sondern auch für die über sechzig Musiker und bildenden Künstler, die bislang an diesem Festival mitgewirkt haben. Die Virtuosität der als «Naturbegabung mit einer Autorität, um die sie die meisten Violinisten beneiden müssten» (The Irish Times) beschriebenen Violinistin ist kein Zufall: Gwendolyn Masin entstammt einer traditionsreichen Musikerfamilie aus Mittelund Osteuropa. Im Alter von fünf Jahren gab sie ihr Debüt an der Franz-Liszt-Akademie in Budapest. Seitdem erhielt sie bei ihren zahlreichen Auftritten als Konzertviolinistin mit hochkarätigen Orchestern, bei Konzertvorträgen und als Solistin viel Beifall – und bei jedem Auftritt ist ihre Liebe zur Bühne förmlich greifbar. Kammermusik gehörte zu ihren frühsten musikalischen Erfahrungen, und wann immer es ihr möglich ist, kehrt sie zu dieser zurück. «Sie umgeht die Fallstricke des Wunderkind-Status und entwickelt sich dabei so rasch, dass ihr Konzerte gewidmet werden» schrieb The Sunday Business Post, als Gwendolyn Masin noch ein Teenager war. Werke von John Buckley, Thorsten Encke, Urs Peter Schneider und anderen wurden von der Förderin zeitgenössischer Musik uraufgeführt und eingespielt. Die als charismatische Musikerin und Rednerin geltende Persönlichkeit wird regelmässig zu Fernseh- und Radiosendungen in ganz Europa, in Russland und Südafrika eingeladen und erhielt höchste internationale Auszeichnungen, Preise und Abschlüsse. Die berufliche Neugier spiegelt sich in Masins gesamter musikalischer Entwicklung wider. Mit einundzwanzig verfasste sie ihre eigene Lehrmethode und wurde damit unwissentlich die jüngste Frau, der dies gelungen war. Eingebettet in das preisgekrönte Werk «Michaela’s Music House» wurde die Methode 2009 bei Müller & Schade veröffentlicht. Das von Musikpädagogen aus aller Welt empfohlene Buch erntete viel Lob von der internationalen Presse. Die deutsche Übersetzung wird 2012 erscheinen. Gwendolyn Masin erteilt Violin- und Kammermusik-Meisterkurse in Instituten und bei Festivals in ganz Europa und Nordamerika und gibt dort auch Gesprächskonzerte. Auch ihre Promotion am Trinity College stand ganz im Zeichen der Leidenschaft für das Unterrichten. Gwendolyn Masin leistet ihren Beitrag zu neuartigen Projekten, die die Bedeutung der klassischen Musik in unserer Zeit unterstreichen und sie einem breiteren Publikum zugänglich machen. Sie produziert die interdisziplinäre Reihe «In Search of Lost Time» und war Kuratorin des Carrick Music Festivals, wo sie nicht nur Klassik, sondern auch Jazz und Weltmusik auf das Programm setzte. GAIA wurde auch in dem Bestreben geschaffen, diese Ziele an einem einzigen Ort zu verwirklichen und ein umfassendes Kollektiv an Künstlern aufzubauen, so dass nicht nur die Mitglieder, sondern auch die Zuhörer sich über die jährliche Wiederkehr freuen. 37 L e n a N e u d a u e r V I O L I N E 38 Lena Neudauer, 1984 in München geboren, begann im Alter von drei Jahren mit dem Geigenspiel und gab bereits mit zehn Jahren ihr erstes Konzert mit Orchester. Mit elf Jahren kam Lena Neudauer in die Klasse von Helmut Zehetmair an das Mozarteum Salzburg, um später bei Thomas Zehetmair und zuletzt bei Christoph Poppen zu studieren. Schon früh errang Lena Neudauer internationale Aufmerksamkeit, als sie 1999 den Leopold-Mozart-Wettbewerb in Augsburg nicht nur gewann, sondern als vierfache Preisträgerin ausgezeichnet wurde (1. Preis, Mozart-Preis, Richard-Strauss-Preis für die beste Interpretation des Violinkonzertes von Richard Strauss und Publikumspreis). Seither musizierte Lena Neudauer mit Orchestern wie dem MDR-Sinfonieorchester, der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, dem Orchestre National de Belgique, dem Tampere Philharmonic Orchestra und dem Münchener Kammerorchester unter Dirigenten wie Dennis T a t i a n a S a m o u i l V I O L I N E Russell Davies, Pietari Inkinen, Mariss Jansons, Hannu Lintu, Christoph Poppen und Bruno Weil. In ihrer künstlerischen Tätigkeit nimmt die Kammermusik eine wichtige Rolle ein, was sie als Gast zu diversen Festivals wie Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein Musik Festival, Kammermusik Festival Hohenstaufen, GAIA Kammermusikfestival Thun (Schweiz) oder Musikfestival Schloss Cappenberg führt. Als Solistin trat sie u.a. bei Braunschweig Classix, den Thüringer Bachwochen, der Mozartwoche Salzburg und dem Flandern Festival auf. Im Jahr 2010 erhielt Lena Neudauer eine Professur für Violine an der Hochschule für Musik Saar in Saarbrücken und ist nun eine der jüngsten Professoren Deutschlands. Ihre Debüt-CD mit Schumanns Gesamtwerk für Violine und Orchester, erschienen bei dem deutschen Label Hänssler CLASSIC mit der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern unter der Leitung von Pablo Gonzalez, erhielt den International Classical Music Award (ICMA) für die beste Konzerteinspielung des Jahres. Tatiana Samouil entstammt einer musikalischen Familie aus Sankt Petersburg. Ihre wichtigsten Lehrer in Russland waren Sergej Fatkulin (Musikakademie Moskau) und Maja Glezarowa, die Samouil zum Solistendiplom des Moskauer Tschaikowski-Konservatoriums führte. Tatiana Samouil lebt in Belgien, seit Igor Oistrach sie 1997 als seine Studentin an die Musikhochschule in Brüssel holte. In den folgenden Jahren begann ihr beruflicher Aufstieg, nachdem sie Preisträgerin von sieben internationalen Wettbewerben (darunter der Königin Elisabeth-, der Tschaikowski- und der Sibelius-Wettbewerb) wurde. Sie trat unter anderem mit dem Russischen Nationalorchester, dem Belgischen Nationalorchester, dem Türkischen Präsidialorchester, der Klassischen Philharmonie Bonn, der Holland Symfonia, dem Orquestra Metropolitana de Lisboa, dem Orchestre National de Chambre de Toulouse und dem Orquesta Filarmónica des Teátro Colón von Buenos Aires auf. Zu ihren diesjährigen Projekten zählen das Yurii-Bashmet-Festival in Khabarovsk, Konzerte in Brüssel, Paris, Rom und Lissabon, ein Debüt in Hongkong, Konzerte mit dem Orchestre Philharmonique de Liège, den Sinfonieorchestern von Samara und Chabarowsk, dem Symphony Orchestra of Odessa Opera and Ballet Theatre sowie die Veröffentlichung sämtlicher Kammermusikwerke von César Franck (mit David Lively und dem Malibran String Quartet). Die aktuellsten CDs von Tatiana Samouil enthalten unter anderem Stücke von Prokofjew mit Plamena Mangova und die Kammermusikwerke von George Enescu mit Claudia Bara, Gérard Caussé und Justus Grimm. Die Geigerin hat seit 2005 einen Lehrauftrag zusammen mit Augustin Dumay bei der Chapelle Musicale Reine Elisabeth inne und ist auch als Violinprofessorin an der ArtesisHochschule in Antwerpen tätig. Beruflich teilt sie sich zwischen Solo- und Kammermusikengagements, ihrer Lehrtätigkeit und ihrer Position als Konzertmeisterin des Sinfonieorchesters La Monnaie in Brüssel auf. Dank eines anonymen Mäzens spielt Tatiana eine Violine von Antonio Stradivari von 1714, die einst dem legendären Fritz Kreisler gehörte. 39 J a n T a l i c h N a t a l i a V I O L I N E 40 Jan Talich erhielt seine Ausbildung an der Musikhochschule Prag bei Václav Snítil. Der Violinist gewann Stipendien zur Intensivierung seiner Ausbildung bei Shmuel Ashkenasi in den USA sowie bei Yfrah Neaman in der Guildhall School of Music in England. Mit dem Gewinn des internationalen Václav-Huml-Violinwettbewerb in Zagreb 1989 begann er seine internationale Solistenkarriere und ist seitdem regelmässig auf europäischen Konzertpodien zu Gast (Paris, Birmingham, London und Brüssel). Talich nahm mehrere Solo-CDs mit tschechischer Musik mit Klavier sowie Beethoven- und Mozartkonzerte, Schostakowitsch-Sonaten und eine CD mit Zigeunermusik mit Cimbalom auf. Er gibt regelmässig Meisterkurse in der Tschechischen Republik, in Frankreich (einschliesslich Prades und dem Conservatoire Superieur in Paris), Belgien, USA, Grossbritannien und Israel. 1992 gründete er das Talich Chamber Orchestra, dessen Solist und künstlerischer Tc h i t c h V I O L A Leiter er ist. Ausserdem war er Gründungsmitglied des «Kubelík Trio», welches sämtliche Dvořák-Trios sowie Werke von Smetana, Fibich, Suk und Novák einspielte. Er verliess das Trio 1997, als er Erster Geiger beim Talich Quartet wurde, einem der weltweit führenden Ensembles dieser Art. Die CDProduktionen des Ensembles sind zahlreich und umfassen die berühmten tschechischen Quartette sowie alle Mendelssohn-Quartette und das vollständige Kammermusikwerk von Schostakowitsch für Streicher mit Klavier. In den letzten Jahren konzentrierte er sich stärker auf seine Laufbahn als Dirigent. 2008 wurde er leitender Dirigent des South Bohemian Chamber Philharmonic Orchestra. Jan Talich spielt eine Geige von Antonio Stradivari aus dem Jahr 1729 sowie ein Instrument von Gennaro Gagliano aus dem Jahr 1780. In dieser Saison führen ihn seine Konzerttourneen sowohl als Dirigent als auch als Geiger in zahlreiche Länder, darunter Italien, Frankreich, Grossbritannien, Deutschland und die USA. Die im russischen Maikop geborene Natalia Tchitch erhielt ihren ersten Violinunterricht mit fünf Jahren. Sie studierte zunächst Violine und Viola an der Central Music School und am Tschaikowski-Konservatorium in Moskau bei Mikhail Waiman, Natalia Bezrodnaya, Maria Sitkovskaya und Fiodor Drouzhinin, und führte dann ihre Viola-Ausbildung an der Musikhochschule Reina Sofia in Madrid bei Professor Gérard Caussé fort. Ab 1998 spielte Natalia Tchitch in zahlreichen Orchestern, zu Beginn mit dem Orquesta Sinfonica de Galicia (La Coruña) und der Opera de Paris, später als Gast-Solobratschistin am Brüssler Opernhaus La Monnaie und beim Orquesta Nacional de España (Madrid). Derzeit ist sie Mitglied des Kammerorchesters «Band Art» unter der Leitung von Gordan Nicolic und des «Ensemble Dissonances» des Geigers David Grimal, wo sie mit Freunden und festen Kammermusikpartnern auftritt. 2006 wurde sie Mitglied des «Schostakowitsch-Ensembles», einer sehr regen Formation, die regelmässig Konzerte in Spanien und Portugal gibt und der auch der Pianist Felipe Pinto-Ribeiro, die Violinistin Tatiana Samouil und der Cellist Pavel Gomziakov angehören. Die Lehrtätigkeit nimmt einen grossen Raum in Natalia Tchitchs beruflichem Leben ein. 2003 wurde sie zur Assistentin in Professor Gérard Caussés Violaklasse am Konservatorium Paris ernannt. 2007 übernahm sie eine Stelle als Pädagogin an der Akademie Musikene in San Sebastian (Baskenland). Natalia Tchitch ist regelmässig als Kammermusikerin bei zahlreichen internationalen Festivals zu Gast, wo sie mit Musikern wie Augustin Dumay, Alain Meunier, Katia und Marielle Labeque, Natalia Shakhovskaya, David Grimal, Justus Grimm, Kirill Troussov, Maria João Pires, Gérard Caussé und Isabella Faust auf der Bühne steht. Natalia Tchitch spielt eine Viola von Jacques Fustier (Lyon) aus dem Jahr 1985. 41 Q u i r i n e V i e r s e n V I O L O N C E L L O 42 Die niederländische Cellistin Quirine Viersen gehört zu den international führenden musikalischen Persönlichkeiten der jüngeren Generation. Mit ihrem kraftvollen, intensiven und virtuosen Spiel hat sie sowohl das Publikum als auch die Fachpresse und ihre Kollegen von ihrer besonderen Musikalität und ihrem umfassenden Einblick in das Repertoire der klassischen Musik überzeugt. Quirine Viersen siegte bei nationalen und internationalen Wettbewerben wie dem Concours Rostropovich 1990 in Paris, der International Cello Competition in Helsinki 1991 und dem Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau 1994. Im gleichen Jahr erhielt sie auch den Niederländischen Musikpreis. 2000 gewann sie den Credit Suisse Young Artist Award, einen wichtigen Preis zur Förderung junger Musiktalente. Ihre ersten Cellostunden nahm Quirine Viersen bei ihrem Vater, Yke Viersen, Cellist im Koninklijk Concertgebouworkest. An der Musikhochschule erhielt sie Unterricht von Jean Decroos und Dmitri Ferschtman. Sie schloss ihr Studium 1997 am Mozarteum Salzburg als Schülerin von Heinrich Schiff ab. Seitdem trat Viersen mit Orchestern wie dem Combattimento Consort Amsterdam, dem hr-Sinfonieorchester, dem Israel Philharmonic Orchestra, dem Malmö Symphony Orchestra, dem Orquesta Sinfonica do Estado de Sao Pao- R o m a n Z a s l a v s k y K L AV I E R lo, dem Koninklijk Concertgebouworkest unter Herbert Blomstedt, Ingo Metzmacher und Bernard Haitink, dem Royal Flemish Orchestra, der Sinfonietta Cracovia, dem St. Petersburg Philharmonic Orchestra unter Valery Gergiev, dem Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra mit Jean Fournet, dem Ulster Orchestra, dem Wiener KammerOrchester und den Wiener Philharmonikern unter Zubin Mehta auf. Auch als Kammermusikerin ist sie sehr gefragt. Sie ist regelmässig bei Festivals wie dem Delft Chamber Music Festival, dem Stavanger Festival, den Musiktagen Mondsee, den Luzerner Festwochen, den Salzburger Festspielen und dem Risör Festival in Norwegen zu Gast. Sie gab zahlreiche Klavierquartett-Konzerte mit Silke Avenhaus, Benjamin Schmid und Hanna Weinmeister und wurde von Leonidas Kavakos zu einem Sextettprogramm ins Concertgebouw Amsterdam eingeladen. Viersen brachte mit der Pianistin Silke Avenhaus, ihrer Duopartnerin seit 1996, fünf CDs mit Werken romantischer und zeitgenössischer Komponisten heraus. Darüber hinaus nahm Quirine Viersen das Cellokonzert von Glière mit dem Royal Flemish Orchestra unter Marc Soustrot und beide Haydn-Cellokonzerte mit dem Combattimento Consort Amsterdam auf. Für die Zukunft sind Auftritte mit der Wiener Kammerphilharmonie, dem Nederlands Philharmonisch Orkest, der Darlana Sinfonietta, der Pori Sinfonietta, dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie und dem Radio Filharmonisch Orkest geplant. Quirine Viersen wird mit Antje Weithaas und Silke Avenhaus auf Kammermusiktournee gehen und darüber hinaus alle Bach-Suiten spielen. Quirine Viersen spielt ein Cello von Giuseppe Guarneri filius Andreae aus dem Jahr 1715, das ihr freundlicherweise vom Nationalen Musikinstrumentenfonds der Niederlande zur Verfügung gestellt wird. Roman Zaslavskys aussergewöhnliche musikalische Begabung wurde schon in seinen frühen Jahren deutlich – zahlreiche Preise begleiten den Werdegang des jungen Pianisten. Bereits mit 18 Jahren gewann er den 1. Preis beim Nationalen Klavierwettbewerb der Russischen Republik. Darüber hinaus war Roman Zaslavsky Preisträger renommierter Klavier- und Kammermusik-Wettbewerbe. 1998 erhielt er den 2. Preis bei der «Hamamatsu Academy International Piano Competition» (Japan), den 3. Preis der «Trio di Trieste International Chamber Music Competition» (Italien) und den 3. Preis des Kammermusikwettbewerbes «Vittorio Gui» in Florenz. Seinen grössten Erfolg konnte Roman Zaslavsky jedoch im Jahr 2000 verbuchen: Er wurde als 1. Preisträger beim «Vendome Prize» International Piano Competition in Köln ausgezeichnet und gewann den begehrten «Primer Grand Premio» bei der «Jose Iturbi» International Piano Competition in Valencia. Highlights der letzten Saisons waren Aufführungen mit Mikhail Jurowksi im Teatro Carlo Felice in Genua und mit dem Budapest Radio Symphony Orchestra unter der Leitung von Laszlo Kovacs beim berühmten Festival «Ediecigiornate di Brescia» in Brescia, Italien, in Saarbrücken mit dem Saarländischen Staatsorchester und Konzerte mit dem Brussels Philharmonic. Er gastierte bei den Zeister Musiktagen in den Niederlanden, mit Soloabenden in den Niederlanden und Israel und in Duokonzerten mit dem Cellisten Gavriel Lipkind in der Laeiszhalle Hamburg, beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt sowie in Japan. Seine Solokonzerte führten ihn auch nach Lateinamerika: Er spielte beim 16. Internationalen Piano Festival in Monterrey und beim 60. Internationalen Klavierfestival «Teatro Isauro Martinez» in Torreón, Mexico, anlässlich der XVIII Semana Musical in Llao Lao, Argentinien und in Kolumbien sowie in der berühmten Sala Sao Paulo in Brasilien, wo er mit Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 op. 73 mit dem Orchestra Sinfónica do Estado de Sao Paulo unter der Leitung von Ligia Amadio auftrat. Im März 2012 erschien bei EuroArts Music International Roman Zaslavskys «Ingenious Opposites Vol.1» mit Werken von Robert Schumann und Franz Liszt, die die Gegensätzlichkeit dieser Komponisten darstellen. Das Programm «Ingenious Opposites» ist wie massgeschneidert für die zurzeit qualitativ beste Musikproduktion mit digitaler Mikrofontechnologie und der Möglichkeit von 24/96khz Audio-Qualität auf Blu-Ray Audio. Diese Aufnahme erscheint als CD und als Blu-ray Audio mit der höchstmöglichen Auflösung. 43 GA I A P E R S E GA I A P E R S E Mitwirkende seit der Gründung von GAIA 2006 I n t e r p r e t e n K o m p o n i s t e n Hendrik Andriessen Anton Arensky Kurt Atterberg Johann Sebastian Bach Samuel Barber Béla Bartók Ludwig von Beethoven Alban Berg H. Ignaz Franz Biber Ernest Bloch Jorge A. Bosso Johannes Brahms Max Bruch Anton Bruckner Ferruccio Busoni Claude Debussy Antonín Dvořák 46 George Enescu Gabriel Fauré César Franck Edvard Grieg Johann Halvorsen Georg Friedrich Händel Joseph Haydn Robert Kahn Zoltán Kodály Ernst Krenek Don Li György Ligeti Franz Liszt Gustav Mahler Alessandro Marcello Felix Mendelssohn Bartholdy Wolfgang Amadeus Mozart Sergei Prokofjew Sergei Rachmaninow Maurice Ravel Camille Saint-Saëns Arnold Schönberg Dmitri Schostakowitsch Franz Schubert Robert Schumann Richard Strauss Georg Philipp Telemann Pjotr Iljitsch Tschaikowski César Viana Antonio Vivaldi Anton Webern Léo Weiner Eugène Ysaÿe Violine Viola Klarinette Gabriel Adorján Shmuel Ashkenasi Florian Bachofer Hovhannes Baghdasaryan Sandrine Cantoreggi Yun-Jin Cho Anke Dill Daniel Garlitsky Philippe Graffin Barbara Gruszczynska Wonji Kim Gwendolyn Masin Lena Neudauer Laura Oomens Igor Ozim Ioana Petcu-Colan Emi Ohi Resnick Rahel Maria Rilling Tatiana Samouil Alexander Sitkovetsky Jan Talich Sono Tokuda Guy Ben-Ziony Gérard Caussé Isabel Charisius Jan Grüning Ilya Hoffman Vladimir Mendelssohn Sara Maria Rilling Aline Saniter Natalia Tchitch Mikhail Zemtsov Don Li Yevgeny Yehudin Violoncello Dávid Adorján Dongkyun An Antoaneta Emanuilova Christopher Franzius Pavel Gomziakov Frans Helmerson Louise Hopkins Christopher Jepson Guy Johnston Gavriel Lipkind Philippe Muller Timora Rosler Martti Rousi Torleif Thedéen Quirine Viersen Fagott Martin Kuuskmann Klavier Julia Bartha Robert Kulek Aleksandar Madzar Roman Zaslavsky Harfe Sarah Christ Xala Ania Losinger Perkussion Matthias Eser Ensembles Grazioso Kammerorchester der Ungarischen Nationalphilharmonie The Lipkind Quartet Tonus String Quartet Kontrabass Dirigent Holger Michalski Gergely Madaras 47 GA I A P E R S E 2 0 1 1 Kurt Atterberg (1887–1974) Uraufführungen und Schweizer Erstaufführungen beim GAIA Kammermusikfestival Thun Doppelkonzert C-Dur für Violine, Violoncello und Streicher op. 57 Schweizer Erstaufführung Alban Berg (1885–1935) Klaviersonate op. 1 Bearbeitung für Viola und Streichorchester von Leonid Hoffman Schweizer Erstaufführung Ernest Bloch (1880–1959) Gebet (T’Fila) orchestriert von Jorge Bosso Schweizer Erstaufführung César Viana (*1963) «Sermaf» für Violine und Viola Schweizer Erstaufführung 2 0 1 0 Johann Sebastian Bach (1685–1750) Concerto d-Moll für Oboe, Violine, Streicher und Basso continuo BWV 1060R Uraufführung der Transkription in c-Moll für Viola und Fagott von Ilya Hoffman und Martin Kuuskmann Jorge Bosso (*1966) (Moshe) für Violoncello solo und 17 Streicher Uraufführung Johan Halvorsen (1864–1935) Sarabande g-Moll mit Variationen nach Georg Friedrich Händel für Violine und Viola Schweizer Erstaufführung der GAIA-Transkription für Violine und Violoncello Robert Schumann (1810–1856) Fantasiestücke op. 73 Schweizer Erstaufführung der Transkription für Fagott und Klavier von Martin Kuuskmann nach dem Original für Klarinette (Violoncello ad lib.) und Klavier Robert Schumann (1810–1856) Klavierquartett c-Moll (Fragment, Anhang E 1) Schweizer Erstaufführung (Ergänzung der fehlenden Klavierstimme durch Roman Zaslavsky) Robert Schumann (1810 –1856) «Concertstuck» a-Moll für Violoncello und Orchester op. 129 Schweizer Erstaufführung der Transkription für Violoncello und Streichorchester von Gavriel Lipkind in Zusammenarbeit mit dem Brussels Chamber Orchestra Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840–1893) Variationen über ein Rokoko-Thema für Violoncello und Orchester op. 33 Schweizer Erstaufführung der Transkription für Violoncello und Streichorchester von Ann Kuppens Max Bruch (1838–1920) «Kol Nidrei» Adagio d-Moll nach hebräischen Melodien für Violoncello und Orchester op. 47 Schweizer Erstaufführung der Transkription für Violoncello und Streichorchester von Gavriel Lipkind in Zusammenarbeit mit dem Brussels Chamber Orchestra 48 2 0 0 9 Don Li (*1971) Part 87 / «Thirty Combinable Lines» Uraufführung 49 GA I A P E R S E Impressum Programmheft Das ist GAIA Herzlichen Dank Einführungstexte Angela Beuerle Jürgen Hartmann (Originalbeiträge, © bei den Autoren) Gründerin & Künstlerische Leitung Gwendolyn Masin an alle Freiwilligen und Ehrenamtlichen, die GAIA seit Jahren unterstützen! Vereinspräsident Christoph Ott Mitwirkende Gestaltung Neidhart Grafik Hubert Neidhart www.neidhart-grafik.ch Fotos Balázs Böröcz/ Pilvax Studio Marco Borggreve Felix Broede Caroline Doutre Nirto Karsten Fischer Tessa Posthuma de Boer Aktuelle Informationen, erweiterte Biografien, Multimedia und vieles mehr finden Sie auf www.gaia-festival.com Geschäftsleitung Florian Schalit Schirmherr David Zinman Komitee Christoph Allemann Martin Dubach Pierre Farine Erwin Kämpfer Marianne Mumenthaler Patricia Quinche Bree Saunders Michael Schär Aya Yoshigoe Erweitertes Komitee Adrian Barben Françoise Chevalier Stefan Schwärzler Presse Beat Glur Corporate Identity Kasia Ozmin Gestaltung der Internetseiten Associate Katy Judge Übersetzungen Sonja Schuberth-Kreutzer Tonmeister Benoit Piccand Assistenz Blanka Wittmann Fotograf des Festivals Balázs Böröcz/ Pilvax Studio Filmteam des Festivals Miklós Váli und Botond Nagy/Acheron Film Vielen Dank an unsere Sponsoren 50 51 Mit GAIA verbunden Liebe Freunde von GAIA, möchten Sie nicht auch – den GAIA Newsletter bequem per E-Mail erhalten? – die Konzerte von den besten Plätzen aus geniessen, die für Sie exklusiv reserviert werden? – mit Ihrem Namen auf unserer Website, im Newsletter oder in unserem Programmheft erwähnt werden? – nach Anmeldung ausgewählte GAIA-Proben besuchen? – unsere Ideen, unsere Ziele und den Verein GAIA Kammermusikfestival unterstützen? 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