Programm - GAIA Festival

Transcription

Programm - GAIA Festival
E S S E N T I A L S
2 0 1 2
K a m m e r
m u s i k
f e s t i v a l
T h u n
Programm
2 4 . – 2 7 .
M a i
Herzlich
willkommen
bei GAIA Essentials 2012 –
wir freuen uns darauf,
Sie bei uns zu haben und
jeden Augenblick
mit Ihnen zu teilen!
Inhalt
4
Zum Geleit
8
Konzerte
30
Portraits Mitwirkende
46
Mitwirkende
48
Uraufführungen und
Schweizer Erstaufführungen
We l co m e to GA I A
Essentials 2012 –
Gwendolyn Masin, Christoph Ott,
Florian Schalit und das Team,
das GAIA Leben einhaucht
Gwendolyn Masin, Christoph Ott,
Florian Schalit and the Team
who breathe life into GAIA
we look forward to being with you
and sharing every moment!
In 2012, we have consciously decided to recover this Festival’s first dream and to revisit
that of which it was born – a vision to offer
sublime music, performed by a small group
of outstanding musicians in breathtaking venues to an open-hearted audience curious to
experience more. We at GAIA love music and
all that it can reveal. We are fulfilled each
year anew when we conceive this Festival:
a celebration of art, senses, exchange, emotions, and friendship. This interrelationship
is just a small piece of our spectrum…
The world is a beautiful place – full of
magic and wonder, fulfilled by its own existence, complete within itself. Mankind builds
on this truth, and the more we strive to find
the essence of life, the more we return to a
desire for experiences in their most elusive
state – the realness of a moment, an uncontrived idea, or nature in its purest form.
We hope that you enjoy your time with us
and are moved by your experience at GAIA.
If you would like to join our mailing list or
become part of the GAIA Community, please
visit our website: www.gaia-festival.com.
With your continued support, we will be able
to make the GAIA Chamber Music Festival
2013 an unforgettable 5 th anniversary
celebration!
seit der Gründung von GAIA 2006
beim GAIA Kammermusikfestival Thun
50
Wir haben uns bewusst dafür entschieden,
im Jahr 2012 den ursprünglichen Traum des
Festivals wieder aufleben zu lassen und zu
dem zurückzukehren, woraus es entstanden ist – der Vision, grossartige Musik zu
präsentieren, die von einer kleinen Gruppe
herausragender Musiker an atemberaubenden Orten für ein warmherziges Publikum
dargeboten wird; ein Publikum, das neugierig auf inspirierende Begegnungen ist. Alle,
die bei GAIA mitwirken, lieben die Musik
und das, was sie uns zu enthüllen vermag.
Die Planung dieses Festivals beschwingt uns
jedes Jahr aufs Neue: ein Fest voller Kunst,
Sinnenfreude, Austausch, Emotionen und
Freundschaft. Diese Wechselbeziehung ist
nur ein kleiner Teil unseres Spektrums ...
Die Welt ist schön – voller Magie und
Wunder, erfüllt durch ihre eigene Existenz
und in sich vollkommen. Die Menschheit
baut auf diese Wahrheit, und je mehr wir versuchen, die Essenz des Lebens zu ergründen,
desto stärker wächst in uns wieder das Verlangen nach Erfahrungen, die uns in Erstaunen versetzen können – der Wahrhaftigkeit
eines Augenblicks, einem ungekünstelten
Gedanken, der Natur in ihrer reinsten Form.
Wir hoffen, Sie geniessen Ihre Zeit bei
uns und lassen sich von Ihrem GAIA-Erlebnis bewegen. Wenn Sie in unsere Mailingliste
aufgenommen oder Teil der GAIA Community werden möchten, besuchen Sie bitte
unsere Internetseite www.gaia-festival.com.
Mit Ihrer kontinuierlichen Unterstützung werden wir beim GAIA Kammermusikfestival 2013 ein unvergessliches 5. Jubiläum
feiern können!
Impressum
Zum Geleit
«Nichts liebe ich mehr als Kammermusik.»
4
Nichts liebe ich mehr als Kammermusik.
Mein ganzes Leben lang hat mich diese
Musikform nicht losgelassen. Von meiner
aktiven Teilnahme als dreizehnjähriger
Violinist an der High School of Music and
Arts in New York bis zu den Engagements,
die ich in jüngerer Zeit als Lehrer von Kammermusikensembles hatte. In meinem Leben
habe ich nichts mehr genossen, als mit guten
Freunden einen Abend lang zu musizieren
– egal, ob als Quartett, Trio oder Sextett –
Hauptsache, wir konnten zusammen spielen.
Kürzlich hörte ich von GAIA und seinem
Erfolg. In der Welt der Musik machen Neuigkeiten schnell die Runde und ich erkannte
sofort, dass dieses Festival Aufmerksamkeit
verdiente: junge Künstler, die auf hohem
Niveau musizieren, interessante und aufregende Programme und, wie Sie als Zuhörer
wissen, ein perfektes Ambiente.
Dass mir die Schirmherrschaft angetragen wurde, hat mich sehr geehrt, und ich
möchte Ihnen ans Herz legen, dieses Festival aktiv zu unterstützen. In diesen weltweit schwierigen Zeiten ist es sehr wichtig,
einen Ort und eine Zeit zu finden, wo man
gemeinsam die Magie der Musik und die Art,
wie sie jeden von uns, ob Darbietender oder
Zuhörer, berührt, geniessen kann. GAIA ist
dieser Ort. Bewahren Sie ihn.
There is nothing I love more than Chamber
Music. My whole life has been connected to
this medium. From my own participation as
a violinist at the High School of Music and
Art in NYC at thirteen years of age, to the
more recent opportunities of coaching chamber groups.
Throughout my life there is nothing I
have enjoyed more than getting together with
good friends for a night of sharing music,
quartets, trios, sextets, it did not matter as
long as we could play together.
I recently heard of GAIA and the success
it was having. Word spreads quickly in the
music world and it was very clear to me that
this was a Festival worthy of attention, young
artists performing at a high level, interesting
and exciting programs, and as you the audience know, a perfect setting.
I feel very honored to have been asked to
be a Patron, and I encourage you to strongly
support this Festival. In these difficult times
throughout the world, it is so important to
have a place and time to share in the magic
of music and the connection it makes with
each one of us, performer and listener. GAIA
is this place. Treasure it.
David Zinman
Chefdirigent des Tonhalle-Orchesters Zürich
und Schirmherr des GAIA Festivals
David Zinman
Chief conductor of Zurich’s Tonhalle
Orchestra, and Patron of GAIA
5
KO N Z E R T E
KO N Z E R T
1
Reconstructions
Violine:
Gwendolyn Masin
Lena Neudauer
Tatiana Samouil
Jan Talich
Viola:
Guy Ben-Ziony
Ilya Hoffman
Natalia Tchitch
Donnerstag, 24. Mai, 19 Uhr
1
Kirche Blumenstein
Violoncello:
Dongkyun An
Louise Hopkins
Quirine Viersen
Ludwig van Beethoven (1779 – 1827)
Violinsonate Nr. 9 A-Dur op. 47 («Kreutzer-Sonate»)
Adagio sostenuto
Presto
Andante con Variazioni I–IV
Finale. Presto
In einer Bearbeitung für Streichquintett
mit zwei Violoncelli von Ferdinand Ries
Ausführende:
Jan Talich, Tatiana Samouil, Guy Ben-Ziony,
Louise Hopkins, Quirine Viersen
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Sinfonia concertante Es-Dur KV 364 (320d)
Allegro maestoso
Andante
Presto
In einer anonymen Bearbeitung für Streichsextett
(«Grande Sestetto Concertante»)
Ausführende:
Lena Neudauer, Gwendolyn Masin, Natalia Tchitch,
Ilya Hoffman, Dongkyun An, Quirine Viersen
Pause
Johannes Brahms (1833 – 1897)
Klavierquintett f-Moll op. 34
Allegro non troppo
Andante un poco Adagio
Scherzo. Allegro – Trio
Finale. Poco sostenuto – Allegro non troppo
In einer Rekonstruktion von Anssi Karttunen
für Streichquintett mit zwei Violoncelli
Ausführende:
Jan Talich, Gwendolyn Masin, Guy Ben-Ziony,
Quirine Viersen, Louise Hopkins
8
9
KO N Z E R T
1
Angela Beuerle
Erzählens. Janáček schrieb, inspiriert von Beethoven und Tolstoi, ein Streichquartett dieses Titels.
Beinahe emblematisch steht Beethovens Sonate
dabei für die äussersten Formen von Liebe und
Eifersucht, für eine auch durch Verstand und Erziehung nicht mehr zu bändigende Leidenschaft.
Dass diese Musik in ihrer Ausdrucksintensität bis
an die unmittelbaren Grenzen ihrer Gattung geht,
wurde schon von Zeitgenossen wahrgenommen.
Man müsse «von einer Art des aesthetischen oder
artistischen Terrorismus befangen sein», wenn
man Beethovens Werk nicht als ungeheuerlich
empfinde, schreibt ein Rezensent 1805 anlässlich
des Erscheinens der Noten. Und der französische
Violinist Rodolphe Kreutzer, dem Beethoven die
Sonate schliesslich widmete, spielte das Werk nie
öffentlich, da er es als unspielbar und eine Tortur
für das Instrument ansah. Uraufgeführt wurde
das Werk allerdings schon zuvor von dem afroeuropäischen Violinvirtuosen George Bridgetower
mit Beethoven am Klavier. Beethoven, heisst es,
war so begeistert von Bridgetowers Spiel, dass er
ihm daraufhin die Widmung «Sonata mulattica
composta per il Mulatto Brischdauer, gran pazzo e conpositore mulattico» auf sein Manuskript
schrieb. Dass er die Widmung diesem «gran pazzo» (völlig Verrückten) bald darauf wieder entzog und auf Kreutzer übertrug, soll auf einen auf
die Uraufführung folgenden Streit zwischen den
beiden Männern wegen eines «Mädchens» zurückgehen ...
Hier ist dieses Werk nun in einer zeitgenössisch entstandenen Fassung für Streichquintett
mit zwei Celli zu hören, vermutlich aus der Feder
des Beethoven-Schülers Ferdinand Ries.
Reise – eine Anstellung, die ihm einen dauerhaften Abschied von dem ihm inzwischen verhassten Salzburg bringen konnte – nicht eingestellt
hatte, in Paris war zudem noch Mozarts Mutter
gestorben, die ihn diesmal begleitet hatte. Ob
und inwieweit Mozarts Sehnsucht, Trauer und
Frustration in diese Komposition miteingeflossen sind, wird eine musikalische Analyse nicht
herausfinden können. Deutlich wird jedoch, wie
sein Aufenthalt in der Musikmetropole Paris und
besonders in Mannheim, wo er mit der Mannheimer Hofkapelle einem der führendsten und
fortschrittlichsten europäischen Orchester der
Zeit begegnen konnte, seine Orchesterbehandlung differenziert und bereichert hatte. Auch die
musikalische Gattung der «Sinfonia concertante», einer Mischform aus Solokonzert, Concerto
Grosso, Divertimento, Serenade und Sinfonie, war
damals neu, ein Reflex auf ein sich veränderndes
Konzertleben, das sich allmählich aus dem Bereich der Höfe herausentwickelte und mit technischen Weiterentwicklungen der Instrumente und
immer mehr hochvirtuosen Instrumentalisten
ganze neue Möglichkeiten des instrumentalen
Musizierens erschloss. Die in diesem Konzert
erklingende Bearbeitung der Sinfonia Concertante für sechs Streicher wurde 1808 erstmals
veröffentlicht. Während die knapp dreissig Jahre, die zwischen Mozarts Komposition und diesem sog. «Grande Sestetto Concertante» liegen,
einen neuen, etwas romantischeren Blick auf das
Werk eröffnen, besteht der grösste Unterschied
zur originalen Version darin, dass wir es nun mit
einem kammermusikalischen Werk zu tun haben.
Sicherlich spielt hierbei, mit der viel leichteren
Aufführbarkeit durch die kleine Besetzung, auch
der Aspekt der «Gebrauchsmusik» eine Rolle (vgl.
dazu den Text zum Konzert 03). Alle sechs Mitwirkenden nehmen nun einen gleichberechtigten
Part ein, die enge Verzahnung von Soli und Tutti,
die schon in Mozarts Komposition auffällt, wird
hier somit bis in letzte Konsequenz weitergeführt.
1779 komponierte Wolfgang Amadeus Mozart seine «Sinfonia Concertante für Violine, Viola und Orchester». Kurz zuvor war er von einer
längeren Reise durch Europa zurückgekehrt, die
ihn u.a. durch Paris und Mannheim geführt hatte. Nicht nur, dass sich der erhoffte Erfolg dieser
Eine Rekonstruktion auch im engsten Sinne
des Wortes ist mit der Streichquintett-Version von
Johannes Brahms’ «Klavierquintett f-Moll» (1864)
zu hören. Denn 1862, dem Jahr, in dem Brahms seiner Heimatstadt Hamburg endgültig den Rücken
kehrte und nach Wien übersiedelte, arbeitete er
Ein neuer Blick
Re-con-struere – lateinisch für wieder-zusammen-schichten, wieder-zusammen-bauen: Unter
diesem Motto stehen die Werke dieses Konzertes.
Alle drei sind «Rekonstruktionen» insofern, als
das musikalische Material der ursprünglichen
Kompositionen für andere Instrumente als die ursprünglich vorgesehenen «wieder neu zusammen
gebaut» wurde. Unweigerlich verändert sich ein
Werk durch solch eine neue Zusammensetzung in
Klang und Charakter. Das nutzten die Komponisten oft selbst, um ein einmal gefundenes Material
in neuer Form hörbar zu machen oder aber, um
überhaupt erst die passende Form dafür zu finden – gerade Brahms verfuhr bei einer Reihe von
Werken so, wie auch im Fall des Klavierquintett
f-Moll zu sehen sein wird. Ist nicht der Komponist
selbst der Arrangeur, bleibt der Verfertiger solcher
Rekonstruktionen meist im Hintergrund oder gar
anonym – schliesslich geht es um das Musikstück
selbst. Dennoch hinterlässt der Bearbeiter seine
Spuren, seine Sicht auf das Werk wird hörbar,
sein eigener musikalischer Hintergrund und nicht
zuletzt der Musikgeschmack seiner Zeit. In das
Spannungsfeld Komponist – Interpret – Zuhörer
tritt mit ihm so ein weiterer Akteur hinzu. Das
ist, gerade wenn es sich um so bekannte Musikstücke handelt wie die, die im heutigen Konzert
erklingen, von besonderem Reiz, ermöglicht einen
neuen Blick auf das musikalische Material, zeigt
neue Facetten des Originals auf und erzählt davon, wie diese Musik in einer anderen Zeit oder
einem anderen Kontext wahrgenommen wurde.
Ludwig van Beethovens «Kreutzer-Sonate»
(1802) gehört wohl zu den bekanntesten – und
berüchtigsten – Werken europäischer Instrumentalmusik. An ihr entzündeten sich nicht nur die
herausragendsten Violinvirtuosen ihrer Zeit samt
ihrem Publikum, sondern auch Künstler verschiedener Gattungen, allen voran der Literatur, Autoren wie Tolstoi, Dürrenmatt oder jüngst Margriet
10 de Moor nehmen dieses Werk in den Fokus ihres
an einem eben solchen Streichquintett mit zwei
Violoncelli. Clara Schumann, der Brahms die Partitur gezeigt hatte, schrieb am 3. September 1862:
«Ich weiss nicht recht, wie ich’s anfangen soll, Dir
mit ruhigen Worten zu sagen, welche Wonne ich
an Deinem Quintett habe! Ich habe es viele Male
[am Klavier] gespielt, und mir ist das Herz ganz
voll davon! Das wird ja immer schöner, herrlicher!» Auch der mit Brahms befreundete Geiger
Joseph Joachim zeigte sich bei seiner ersten Ansicht der Partitur begeistert, äusserte sich jedoch
wenig später, nachdem er das Werk mit anderen
Musikern geprobt hatte, bedenklich: «So wie das
Werk jetzt ist, möchte ich es nicht öffentlich produzieren [...]». 1863 schrieb Brahms das Quintett
daraufhin um in eine Sonate für zwei Klaviere,
deren Uraufführung im Frühjahr 1864 allerdings
kein Erfolg wurde. Auch Clara Schumann, weiterhin begeistert von dem musikalischen Material, bat Brahms, zusammen mit dem Dirigenten
Hermann Levi, um eine weitere Bearbeitung. So
entstand im Sommer 1864 die heute endgültige
Fassung für Klavierquintett, ein Werk symphonischen Ausmasses, das auch für ein Orchester
vorstellbar wäre, wie Clara Schumann anmerkte.
Die Streichquintettfassung des Werkes ist uns
nicht überliefert, vermutlich hat Brahms sie nach
Joachims Kritik vernichtet. Vor einigen Jahren hat
der finnische Cellist Anssi Karttunen es unternommen, das Klavierquintett für Streichquintett
zu bearbeiten und somit die erste Fassung des
Werkes zu rekonstruieren. «Es lässt sich unmöglich behaupten, dass ich mit dieser Transkription genau das Original re-konstruiert [sic!] habe,
so vielfältig sind die Möglichkeiten für jeden
Takt. Ich habe versucht, so viel wie möglich von
Brahms’ Schreibweise für Streicher zu verstehen
und von den Herausforderungen, vor die er sich
gestellt sah, als er für dieselbe Besetzung schrieb
wie Schuberts C-Dur Quintett, sein offensichtliches Vorbild.»
In der immer wieder neuen Spannung zwischen diesen unendlichen Möglichkeiten in der
Realisierung jedes einzelnen Taktes und dem
möglichst genauen Sich-Einfühlen in die musikalische Denk- und Schreibweise liegt die Besonderheit einer jeden solcher «Re-konstruktionen»,
die Sie im heutigen Konzert erleben können!
11
KO N Z E R T
2
Pianists –
Composers –
Giants
Freitag, 25. Mai, 19 Uhr
2
Rittersaal, Schloss Thun
Violine:
Gwendolyn Masin
Lena Neudauer
Jan Talich
Sergei Rachmaninoff (1873 – 1943)
Violoncello:
Dongkyun An
Pavel Gomziakov
Louise Hopkins
Gavriel Lipkind
Quirine Viersen
Ferruccio Busoni (1866 – 1924)
Andante mit Variationen und Scherzo op. 18a
Klavier:
Aleksandar Madzar
Roman Zaslavsky
Klaviertrio D-Dur op. 70 Nr. 1 («Geistertrio»)
Allegro vivace e con brio
Largo assai ed espressivo
Presto
Trio élegiaque Nr. 1 g-Moll (einsätzig)
Ausführende:
Gwendolyn Masin, Gavriel Lipkind, Roman Zaslavsky
Ausführende:
Jan Talich, Louise Hopkins, Aleksandar Madzar
Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)
Ausführende:
Lena Neudauer, Quirine Viersen, Roman Zaslavsky
Pause
Franz Liszt (1811 – 1886)
La lugubre gondola – Romance oubliée
Ausführende:
Pavel Gomziakov, Aleksandar Madzar
Robert Schumann (1810 – 1856)
«Bilder aus Osten» (Sechs Impromptus op. 66)
Lebhaft – Nicht schnell und sehr gesangvoll zu spielen –
Im Volkston – Nicht schnell – Lebhaft – Reuig andächtig
Ausführende:
Aleksandar Madzar, Roman Zaslavsky
Franz Liszt (1811 – 1886)
Ungarische Rhapsodie Nr. 9 «Pester Karneval»
Transkription für Streichtrio vom Komponisten
Ausführende:
Lena Neudauer, Dongkyun An, Roman Zaslavsky
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KO N Z E R T
2
Jürgen Hartmann
Riesen am Klavier
Wenn man die Komponisten des vorangegangenen Konzertes betrachtet – Mozart, Beethoven,
Brahms –, fällt auf, dass sie als grosse Tonsetzer
den «Pool» der kollektiven Erinnerungen bereichern, aber kaum als praktische Musiker, die
sie doch auch waren: Mozarts Status als «Wunderkind» gründete mindestens ebenso auf seine Fähigkeiten am Klavier wie auf seine frühe
Kompositionskunst, und seine Anstellungen als
Hofkapellmeister oder Organist erlangte er auf
Grund seines Instrumentalspiels. In Brahms’
Klavierspiel entdeckte der Geiger Joseph Joachim «intensives Feuer», in Wien reüssierte der
so Gelobte als Pianist und Chorleiter. Allenfalls
Beethoven macht auch als ausübender Musiker
gleichsam bis in die Gegenwart hinein Schlagzeilen: Seine wilde, streckenweise groteske Art,
das Klavier zu traktieren oder ein Orchester zu
dirigieren, wird zur Verdeutlichung seiner Ausserordentlichkeit gerne aus historischen Dokumenten zitiert.
Eben deshalb, wegen seiner Bedeutung als
Pianist, erscheint Ludwig van Beethoven auch
in diesem Konzert. Dennoch sind die «Riesen»
(Giants) dieses Programms, also die zu ihrer Zeit
als Virtuosen am Klavier berühmten «Auch-Komponisten», unbestreitbar Sergei Rachmaninow,
Ferruccio Busoni und Franz Liszt. Allerdings auf
unterschiedliche Weise: Beispielsweise blieb
Frédéric Chopin auch als Komponist ein Mann
des Klaviers, Liszt erfand jedoch «nebenbei» mit
der Sinfonischen Dichtung eine neue Musikgattung. Auch Busoni, zunächst als Wunderkind à la
Mozart vorgezeigt, strebte mit seinem «Entwurf
einer neuen Ästhetik der Tonkunst» als Tonsetzer
zu neuen Ufern. Für Rachmaninow hingegen, als
Komponist nicht selten belächelt, öffnete seine
virtuose Kunst am Klavier den Weg zu internationalem Ruhm. Er kehrte von Gastspielen als Pianist in Skandinavien nicht in die Sowjetunion
zurück und liess sich 1918 in den USA nieder, wo
14 er rastlos eine Konzerttournee nach der anderen
absolvierte. Dass dies auf Kosten seiner Kreativität als Komponist ging, verwundert nicht. Robert
Schumann, der das Programm komplettiert, hatte
eine Pianistenkarriere angepeilt, vereitelte diese
aber selbst, indem er in unreflektiertem Streben
nach Perfektionierung die Beweglichkeit seiner
Finger ruinierte. Als Dirigent machte Schumann
eine bestenfalls durchschnittliche Karriere – all
dies ist sozusagen die Kehrseite einer Virtuosenkarriere, im Schatten eines zwar geliebten, aber
auch eifersüchtig belauerten (weiblichen) «Riesen» – der berühmten Pianistin Clara Schumann.
Das Programm beginnt mit zwei Werken aus
jungen Jahren: Rachmaninow war noch Student,
als er 1891/92 sein Trio elégiaque komponierte,
Busoni begann gar als Vierzehnjähriger mit dem
Scherzo und fügt wenige Jahre später anlässlich
einer Überarbeitung das Andante mit Variationen hinzu. Rachmaninow schrieb ein Klaviertrio, das dem verehrten Lehrer Tschaikowsky
huldigte, teils in der Klangsprache, teils in der
Bezeichung «elégiaque» oder auch der Tempovorschrift «lugubre», die Tschaikowsky andernorts
verwendet hatte. Ein gutes Jahr später liess der
junge Komponist nach dem Tod des Älteren ein
zweites Werk in dieser Besetzung folgen. Natürlich spielte Rachmaninow bei der Uraufführung
seines frühen Trios selbst den Klavierpart. Das
einsätzige Werk, das das «elegische» Hauptthema nacheinander den drei Instrumenten zuteilt
und in einem Trauermarsch intensiviert, ist ein
eindrucksvoller Beweis für die Vielfalt an Klangfarben, die Rachmaninow insbesondere dem
Klavier zu entlocken wusste. Im Gegensatz zu
dem russischen Komponisten blieb bei Busoni
das Klaviertrio mit dem Andante mit Variationen
und Scherzo ein Einzelstück in dieser Besetzung.
Ludwig van Beethoven hingegen pflegte diese
Gattung der Kammermusik ausgiebig und sein
ganzes schöpferisches Leben hindurch – schon
sein op. 1 ist ein kleiner Zyklus von Klaviertrios,
und op. 70 ist ein «Doppelpack» der mittleren Lebensphase (gleich nach der «Pastorale» und in der
lyrischen Stimmung dieser durchaus verwandt).
Das erste Werk führt den Beinamen «Geistertrio».
Wie so oft, ist dies wohl eher einem Zufall zu verdanken: In einer Skizze zu dieser Komposition
findet sich ein Verweis auf Shakespeares «Macbeth» (ein wahres «Geisterdrama») – es ist aber
nicht klar, ob Beethoven sich mit diesem Stück
befassen wollte und erst recht nicht, ob das so
genannte «Geistertrio» von «Macbeth» inspiriert
ist. (Immerhin verdanken wir dem seltsamen
Beinamen ein gleichnamiges Fernsehspiel von
Samuel Beckett.)
Während Beethoven sich in Wien anfangs als
Instrumentalist einen Namen machte und bald
als «Riese unter den Klavierspielern» galt (so Konrad Huscher in seinem Buch «Beethoven als Pianist und Dirigent»), fügt sich Robert Schumanns
Tätigkeit als Dirigent in den Rahmen seines im
Grossen und Ganzen unglücklichen Lebens ein.
In Düsseldorf, wo er als Leiter der Rheinischen
Musikfeste 1850 optimistisch angetreten war,
kritisierten ihn schon bald die Presse, die Mitwirkenden, das Publikum. Von kurzer Dauer war
besagter Optimismus, Clara Schumann kündigte
schon 1852 an: «Die erste Gelegenheit, die sich
uns bietet, und wir verlassen Düsseldorf.» Dazu
sollte es nicht mehr kommen, 1854 wurde ihr
Mann in eine Heilanstalt verbracht, wo er zwei
Jahre später starb. Der sechsteilige Zyklus von
Impromptus «Bilder aus Osten» scheint einige
Jahre zuvor, 1848, in einem glücklichen Moment
entstanden zu sein, und Robert Schumann wollte
laut eigener Aussage mit dem vierhändigen Spiel
bewusst «Herzensduette» schaffen. In diesem Fall
ist der Beiname «Bilder aus Osten» sinnvoll und
wurde vom Komponisten belegt: Schumann hatte
bei Freunden ein Buch von Friedrich Rückert gelesen, eine Übersetzung aus dem Arabischen, und
liess sich von dessen «kunstvoll verschlungenem
Sprachausdruck» inspirieren.
Frédéric Chopin und Franz Liszt sind als
Pianisten gewiss «Riesen» des 19. Jahrhunderts
– in unterschiedlicher Ausprägung: Chopin stellt
man sich in den Pariser Salons vor, Liszt in grossen Konzertsälen. Was die Scheu vor dem gros-
sen Publikum bei Chopin verhinderte, konnte
aber auch ein Vorteil sein, wie ausgerechnet
Franz Liszt meinte: «Nur selten und in grossen
Abständen hat sich Chopin öffentlich hören
lassen. Was aber für jeden anderen der sichere
Weg zum Vergessenwerden und zu einem unbedeutenden Dasein gewesen wäre, verschaffte ihm im Gegenteil ein über allen Launen und
Moden erhabenes Ansehen, und wurde ihm eine
Schutzeinrichtung gegen Neid, Eifersucht und
Ungerechtigkeit. Indem sich Chopin von dem
rastlosen Treiben fern hielt, das seit einigen
Jahren die Virtuosen des gesamten Erdkreises
durcheinander und gegeneinander drängt, ist
er doch beständig von treuen Anhängern umgeben geblieben.» Liszt hatte zwar ebenfalls nicht
wenige Anhänger, aber auch viele Gegner, wofür
sein – diplomatisch ausgedrückt – bewegtes Privatleben noch zusätzlichen Anlass bot.
Auch experimentierte Franz Liszt gern:
Während er mit «Romance oubliée» für Viola und Klavier eines der schönsten Duos der
romantischen Musik schuf und damit auch
für die immer gerne vernachlässigte Bratsche
Ehre einlegte, arbeitete er «La lugubre gondola» mehrmals um. Womöglich als Vorahnung
von Richard Wagners Tod Ende 1882 in Venedig entstanden, gibt es das Werk in Versionen
für Klavier solo und in einer Fassung von 1885
auch für ein Streichinstrument und Klavier.
Diese spätere Version hat Liszt ganz sicher im
Gedenken an Wagner verfasst. Auch die «Ungarischen Rhapsodien» sind gewissermaßen ein
Experiment – einerseits mit der Folklore, mit Zigeunermelodien, die allerdings der Kunstmusik
durchaus nahe stehen und deren «Originalität»
zweifelhaft ist; andererseits mit Besetzungen.
Dass Liszt aus den zwischen 1839 und 1847 geschriebenen «Rhapsodien» einige später orchestrieren liess und eine – die neunte mit dem Beinamen «Pester Karneval» – schon bald darauf,
1848, selbst zum Klaviertrio umgestaltete, belegt
auch einen verblüffend offenen Werkbegriff, der
sich an Aufführungsbedingungen und «gute Gelegenheiten» geschmeidig anpasst. Die heutzutage so bindend erscheinende «Werktreue» ist
ein Begriff des späten 20. Jahrhunderts – und
womöglich, kaum wagt man es aufzuschreiben,
ein grosses Missverständnis.
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3
My GAIA
Wunschkonzert:
Vom GAIA-Publikum ausgewählte Werke
3
Violine:
Lena Neudauer
Tatiana Samouil
Jan Talich
Viola:
Ilya Hoffman
Natalia Tchitch
Samstag, 26. Mai, 19 Uhr
Violoncello:
Pavel Gomziakov
Gavriel Lipkind
Quirine Viersen
Rittersaal, Schloss Thun
Klavier:
Roman Zaslavsky
Anton Webern (1883 – 1945)
Langsamer Satz für Streichquartett, 1905
Ausführende:
Tatiana Samouil, Lena Neudauer,
Natalia Tchitch, Pavel Gomziakov
Ernst Krenek (1900 – 1991)
Parvula Corona Musicalis.
Ad honorem B.A.C.H. op. 122 für Streichtrio
I. Argumentum
II. Symphonia
III. Invocationes
IV. Contrapuncti varii
V. «Corona»
VI. Clausula
Ausführende:
Tatiana Samouil, Natalia Tchitch, Pavel Gomziakov
Johannes Brahms (1833 – 1897)
Klarinettentrio a-Moll op. 114
Allegro
Adagio
Andante grazioso – Trio
Allegro
Ausführende:
Ilya Hoffman, Gavriel Lipkind, Roman Zaslavsky
Pause
Anton Bruckner (1824 – 1896)
Streichquintett F-Dur WAB 112
Gemässigt
Scherzo. Schnell – Langsamer – Schnell
Adagio
Finale. Lebhaft bewegt – Langsamer
Ausführende:
Jan Talich, Lena Neudauer, Ilya Hoffman,
Natalia Tchitch, Quirine Viersen
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3
Angela Beuerle
Komponistenbilder
Mit jedem bekannten Komponistennamen verbinden wir ein akustisches Bild, durch das wir
ihn einordnen, das ihn uns wiedererkennbar
macht und unsere Hörerwartung prägt. Dieses
Bild formt sich meist aus den grössten oder bekanntesten Werken dieses Komponisten, durch
besondere Errungenschaften und Neuerungen seines Komponierens, durch das, was ihn
von anderen Komponisten unterscheidet. Die
Werke dieses Konzertes «My GAIA» – mit seinen
vielen verwandten Werken gewissermassen
eine «Weitererzählung» des Konzertes «GAIA
Vintage – a Mahler Collection», das letztes Jahr
hier im Festival zu erleben war – treffen dieses
Bild meist nicht. Sie fügen ihm vielmehr andere, oft neue Aspekte hinzu und erzählen etwas
über den Komponisten jenseits seines allgemein
bekannten Hauptwerkes.
So etwa Anton Weberns «Langsamer Satz»
für Streichquartett. Komponiert 1905 gehört es
zu seinen frühen Werken und ist, mehr noch
als sein Klavierquintett von 1907 und ähnlich
wie Schönbergs 1899 entstandenes Streichsextett «Verklärte Nacht» – beide Werke waren im letzten Jahr bei GAIA zu hören – noch
ganz der Spätromantik verhaftet. In traditioneller Sonatenform geschrieben bezieht sich
der «Langsame Satz» in freier Tonalität auf die
Tonart C-Dur – bis Webern sich der Zwölftonmusik zuwandte, sollte es noch knapp zwanzig
Jahre dauern. Die Tatsache, dass dieses Werk
nicht in das Bild des zwölftönig oder zumindest expressionistisch-atonal komponierenden
Anton Webern passte, zeigt sich auch daran,
dass es erst 1962, über 50 Jahre nach seiner
Entstehung und 17 Jahre nach Weberns Tod
uraufgeführt wurde. Es ist mit gut 13 Minuten
Spieldauer im Übrigen das längste Stück, das
Webern komponiert hat. Entstanden ist es im
Sommer, während einer Wandertour durch Niederösterreich, die Webern mit seiner Cousine
Wilhelmine Mörtl, seiner späteren Frau, unter18 nahm. Und es ist wohl nicht abwegig, wenn man
vermeint, etwas von der Stimmung dieser Tage,
die Webern selbst emphatisch beschrieben hat
– seine junge Liebe zu Wilhelmine, die Freiheit
in der Natur, die Schönheit des Sommers – in
diesem «Langsamen Satz» erspüren zu können.
Ein eindeutiges Bild vom Kompositionsstil Ernst Kreneks (1900 – 1991) zu haben, ist
wiederum kaum möglich – zeichnet sich sein
Schaffen doch gerade durch seine enorme Vielseitigkeit und Experimentierfreude aus, die mit
einer immer wieder neuen Wandlung seines
Stils einherging. Während in Europa dieser
Stilwandel gerade von puristischen Vertretern
der Neuen Musik eher kritisch angesehen wurde, bezeichnete man Krenek in den USA, wo
er seit seiner Emigration 1938 nach dem «Anschluss» Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland lebte, auch bewundernd als
«one-man history of twentieth-century music».
Sein Streichtrio «Parvula corona musicalis ad
honorem B.A.C.H.» – Kleine musikalische Krone
zu Ehren Bachs – entstand im September 1950.
Ausgehend von dem aus vier übereinander gelagerten Halbtönen bestehenden B-A-C-H-Motiv
entfaltet Krenek hier eine impressionistisch anmutende Studie über das Intervall der kleinen
und grossen Sekunde. Die zwischen weniger als
einer Minute und ca. zweieinhalb Minuten dauernden fünf Sätze des Werkes sind überschrieben mit den lateinischen Bezeichnungen I. Argumentum, II. Symphonia, III. Invocationes, IV.
Contrapuncti varii, V. «Corona», VI. Clausula,
ein Spiel mit Begriffen aus dem Bereich der Philosophie, Theologie und/oder Musiktheorie, die
immer mehrere, sich teilweise überkreuzende
Deutungskontexte eröffnen.
«Ich hatte in der letzten Zeit Verschiedenes
angefangen, auch Symphonien und anderes,
aber nichts wollte recht werden; da dachte ich,
ich wäre schon zu alt, und beschloss energisch,
nichts mehr zu schreiben. Ich überlegte bei mir,
ich sei doch mein Lebtag fleissig genug gewesen,
hätte genug erreicht, hätte ein sorgenloses Alter und könne es nun ruhig geniessen. Und das
machte mich so froh, so zufrieden, so vergnügt,
dass es auf einmal wieder ging.» – so schrieb der
58-jährige Brahms 1891 an einen Freund, den
Musikwissenschaftler Eusebius Mandyczewski, nach einer längeren Schaffenspause. Das
erste, was dann «wieder ging», war zunächst
sein «Trio a-moll op. 114 für Klavier, Klarinette
und Violoncello». Inspiriert hatte Brahms eine
Reise nach Meiningen, wo er Richard Mühlfeld,
den Solo-Klarinettisten der Meininger Hofkapelle, hörte. Begeistert vom Spiel von «Fräulein
Klarinette», wie Brahms den später europaweit
bekannten Solisten scherzhaft nannte, liess er
sich zu mehreren Kompositionen für Klarinette
hinreissen, die erste unter ihnen war das «Trio
op. 114 a-moll». «Es ist, als liebten sich die Instrumente», schrieb Eusebius Mandyczewski
über dieses Trio. Das verändert sich nicht in der
hier nun zu hörenden Version mit Viola statt
Klarinette, die Brahms bei der Veröffentlichung
des Werkes noch hinzugefügt hat. Das andere
Timbre der Bratsche trägt höchstens dazu bei,
dass das Trio noch kammermusikalischer wirkt,
da der Klang der Instrumente noch stärker verschmilzt. Beiden Versionen anzuhören ist die
Leichtigkeit und Gelassenheit, mit der Brahms
am Ende seines Leben, als er beschlossen hatte,
dass es doch eigentlich gar nicht mehr nötig sei,
das Komponieren wieder aufnahm.
Was das «Bild» des Komponisten Brahms
angeht, reicht dieses Trio seines Spätwerkes in
seiner Verdichtung und Verknappung des musikalischen Ausdrucks sowie des thematischen
Materials über seine früheren, bekannteren
Kompositionen um einiges hinaus und lässt einmal mehr verstehen, warum Schönberg ihn in
seinem berühmten Aufsatz als «Brahms the progressive» (Brahms, der Fortschrittliche) bezeichnet hat. Zugleich wird einem jedoch gerade beim
Hören dieses Stückes deutlich, was der Dirigent
und Musikwissenschaftler Peter Gülke meinte,
wenn er feststellte, dass «der späte Brahms als
Fluchtpunkt seines Schaffens da [steht], […] nah
bei dem, was der alte Fontane, auch sich selbst
meinend, über seinen Vater schrieb: ‹Wie er zuletzt war, so war er eigentlich.›»
Bruckner und Kammermusik, würde man
meinen, passt nicht zusammen. Nur insgesamt fünf kammermusikalische Werke sind
uns von Bruckner überliefert. Die ersten zwei,
Kompositionen für Streichquartett, entstanden
zu reinen Studienzwecken, das dritte ist ein
kleines Gelegenheitswerk für Violine und Klavier. Das einzige grössere, auch von Bruckner
selbst für gültig erachtete Werk dieser Gattung
ist das zwischen Dezember 1878 und Juli 1879
komponierte «Streichquintett F-Dur» für zwei
Violinen, zwei Bratschen und Violoncello. Zur
Zeit der Komposition des Streichquintetts hatte Bruckner seine fünfte Sinfonie vollendet, er
lebte in Wien, unterrichtete am Konservatorium
und hielt gut besuchte Vorlesungen als Lektor
für Musiktheorie an der Universität. Grössere
Erfolge als Komponist waren ihm zu diesem
Zeitpunkt jedoch noch nicht beschieden. Die
Anregung für die Komposition des Quintetts
kam von Joseph Hellmesberger, Direktor des
Konservatoriums und erster Geiger der berühmten nach ihm benannten Quartettformation.
Jedoch war Hellmesberger mit dem Quintett
zunächst nicht einverstanden und Bruckner
komponierte noch ein Intermezzo in d-moll,
um damit das von Hellmesberger besonders
bemängelte Scherzo zu ersetzen – seine fünfte
und letzte kammermusikalische Komposition,
die bereits beim letztjährigen GAIA-Festival zu
hören war. Als das Quintett im Januar 1885, übrigens in seiner ursprünglichen Form mit dem
Scherzo, endlich zur Uraufführung kam, wurde
dies zu einem der ersten grossen Erfolge des
Komponisten in Wien. «Wir möchten Bruckners Quintett nicht mit irgendeinem anderen
Werke der Gegenwart vergleichen: es steht für
sich und einzig da», schrieb der Kritiker Ludwig Speidel. Und tatsächlich verbindet sich in
dieser Komposition auf ganz besondere Art
die subtile Feinheit des kammermusikalischen
Musizierens mit dem grossen Formdenken eines Sinfonikers, das dialogische Prinzip der
Kammermusik mit dem subjektiven Gestus
einer Sinfonie. In einzigartiger Weise gibt uns
dieses Werk so die Möglichkeit, neue Farben
und Aspekte im Bild des grossen Sinfonikers
Bruckner zu entdecken.
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KO N Z E R T
4
The Sunday
Morning Coffee
Concert
Reflections on Bach
Violine:
Tatiana Samouil
Viola:
Natalia Tchitch
Violoncello:
Dongkyun An
Pavel Gomziakov
Louise Hopkins
Gavriel Lipkind
Quirine Viersen
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Sechs dreistimmige Präludien und Fugen nach J. S. Bach KV 404a
Nr. 6: Präludium (Adagio) von Wolfgang Amadeus Mozart
Fuge: Bearbeitung Mozarts nach Wilhelm Friedemann Bach,
Fuga f-Moll Falk Nr. 31/8
Ausführende: Tatiana Samouil, Natalia Tchitch, Pavel Gomziakov
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)
Ciaccona aus der Partita II d-Moll BWV 1004 für Violine solo
Arrangement für vier Violoncelli von Laszlo Varga
Ausführende: Gavriel Lipkind, Pavel Gomziakov,
Louise Hopkins, Dongkyun An
Pause
4
Sonntag, 27. Mai, 11 Uhr
Schloss Oberhofen
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Sechs dreistimmige Präludien und Fugen nach J. S. Bach KV 404a
Nr. 3: Präludium (Adagio) von Wolfgang Amadeus Mozart
Fuge: Bearbeitung Mozarts nach Johann Sebastian Bach,
Das Wohltemperirte Clavier II, Fuga 13 Fis-Dur BWV 882
Ausführende: Tatiana Samouil, Natalia Tchitch, Pavel Gomziakov
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)
Präludium und Fuge es-Moll BWV 853 aus
Das Wohltemperirte Clavier I
Arrangement nach Bach für vier Violoncelli von Laszlo Varga
Ausführende: Quirine Viersen, Gavriel Lipkind,
Louise Hopkins, Dongkyun An
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Sechs dreistimmige Präludien und Fugen nach J. S. Bach KV 404a
Nr. 2: Präludium (Adagio) von Wolfgang Amadeus Mozart
Fuge: Bearbeitung Mozarts nach Johann Sebastian Bach,
Das Wohltemperirte Clavier II, Fuga 14 fis-Moll BWV 883
Ausführende: Tatiana Samouil, Natalia Tchitch, Pavel Gomziakov
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)
Suite V c-Moll BWV 1011 für Violoncello solo
Arrangement für zwei Violoncelli von Laszlo Varga
Prelude – Allemande – Courante – Sarabande –Gavotte I, II – Gigue
Ausführende: Gavriel Lipkind, Dongkyun An
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KO N Z E R T
4
Angela Beuerle / Jürgen Hartmann
«Reflections on Bach»
oder Anpassungen
an gute Gelegenheiten
Das Arrangieren ist eine undankbare Sache.
Gefällt das Ergebnis, wird das dem Komponisten zugerechnet; gefällt es nicht, trägt der
Arrangeur die Schuld. Und doch gibt es zahllose Bearbeitungen von musikalischen Werken,
manch ein Verlagskatalog weist mehr solche
Einrichtungen als Originalwerke auf, viele Stücke liegen sogar in mehreren Bearbeitungen
vor. Um die historische Bedeutung von Arrangements zu ermessen, muss man sich klar
machen, dass es Jahrhunderte lang für die Verbreitung von Musikstücken unabdingbar war,
sie für einen möglichst grossen Personenkreis
spielbar zu machen – sei es als Hausmusik, sei
es öffentlich. Viele Werke hätten den Weg in
eine breitere Öffentlichkeit kaum gefunden,
hätte es von ihnen nicht Einrichtungen beispielsweise für zwei Klaviere oder für die so
genannte «Harmoniemusik», eine mittelgrosse Bläserbesetzung, gegeben. Kaum hätte man
Melodien aus Mozart-Opern auf der Strasse
gepfiffen, wäre deren Kenntnis auf die Theaterbesucher beschränkt geblieben.
Musikalische Arrangements sind aber seit
der Erfindung von Rundfunk und Schallplatte
nicht überflüssig geworden – in manchen Fällen, weil es für bestimmte Besetzungen wenig
originales Repertoire gibt, in anderen Fällen,
weil sich – wie beim GAIA-Festival – Musiker
zusammenfinden und ein Werk spielen wollen, das ihnen in der Originalbesetzung nicht
22 zugänglich ist. Es braucht also Arrangeure,
die sich der noblen Aufgabe stellen und nach
harter Arbeit den Ruhm eben doch den Komponisten überlassen müssen. Der ungarischamerikanische Musiker Laszlo Varga, ehemals
Solocellist der New Yorker Philharmoniker, bevor er sich dem Solospiel, der Kammermusik
und dem Unterrichten widmete, ist einer von
ihnen. Die Liste seiner Arrangements scheint
unendlich, im Mittelpunkt steht sein eigenes
Instrument in mannigfaltigen Kombinationen.
Eine der apartesten ist sicherlich ein Quartett
aus vier Celli, für das Varga vor allem Werke
von Johann Sebastian Bach arrangiert hat.
Natürlich ist die kontrapunktische Dichte von
Bachs Werken für diese Mehrstimmigkeit eine
«Steilvorlage» – selbst wenn die Stücke, wie
die im Konzert erklingende Chaconne aus der
zweiten Violinpartita oder die fünfte Cellosuite, original nur für ein einziges Instrument
geschrieben sind. Manche Werke Bachs sind
als «spekulativ» bezeichnet worden, darunter
auch das «Wohltemperirte Clavier», das aus
einem schematischen Tonartenplan einen
musikalischen Kosmos formt. Wir dürfen also
spekulieren, mit welchen Besetzungen Bach
womöglich sogar experimentiert hat (viele
seiner Werke sind verloren), so wie er mit vorhandener Musik experimentierte, indem er
sie neuen Gesangstexten anpasste. Sind nicht
auch Bearbeitungen und Arrangements solche
Anpassungen, Anpassungen an eine (gute) Gelegenheit? JH
Sicher, eben auch an die Gelegenheit, Musik
«von innen» heraus kennen zu lernen. Insofern
lässt sich durchaus die Frage aufwerfen, inwieweit die Möglichkeit, durch Radio und CD Musik
in Originalbesetzung jederzeit und ohne Weiteres im eigenen Wohnzimmer spielen zu können,
nicht auch den Nachteil mit sich bringt, nun
nicht mehr gezwungen zu sein, sich selbst, in
welch unprofessioneller Weise auch immer,
durch eigenes Spiel den Werken früherer Komponisten anzunähern.
Ganz und gar nicht unprofessionell ging es
zu im Salon des niederländischen Diplomaten
Gottfried van Swieten (1733–1803), seinerzeit
Präfekt der kaiserlichen Hofbibliothek in Wien.
Van Swietens Hauptinteresse galt der Musik,
er komponierte selbst, wobei Joseph Haydn
befand, seine Sinfonien seien «so steif wie er
selbst». Vor allem aber förderte van Swieten
Musiker und Komponisten und er begeisterte
sich für die Musik des Barock, besonders Bachs
und Händels. Deren Werke hatte er in Berlin,
wo er 1770–1777 als Botschafter weilte, in den
musikalischen Salons der Prinzessin Anna
Amalia von Preußen, der komponierenden
jüngsten Schwester von Friedrich dem Großen, kennengelernt. Van Swieten folgte damit
durchaus nicht dem allgemeinen Musikgeschmack seiner Zeit: Händels und vor allen
Dingen Bachs Musik war wenig bekannt und
galt, wenn, als trocken, unmelodisch, unverständlich, nicht aufführbar.
Die Musiker und Komponisten jedoch, die
bei van Swieten ein- und ausgingen, teilten seine Begeisterung. Neben Haydn und später Beethoven war darunter auch Mozart, der ihm seine
Bekanntschaft mit Händel und Bach verdankte:
«ich gehe alle Sonntag um 12 uhr zum Baron von
Suiten – und da wird nichts gespiellt als Händl
und Bach. – ich mach mir eben eine Collection
von den bachischen fugen», schreibt Mozart
am 10. April 1782 an seinen Vater. Bach wurde
auf diese Weise ein Lehrmeister für Mozart, das
«Wohltemperirte Clavier» – so berichtet Mozarts Schüler, der englische Komponist Thomas
Attwood –, lag von da ab immer aufgeschlagen
auf seinem Pianoforte. Auch von einem Aufenthalt Mozarts in Leipzig im Frühjahr 1789 wissen
wir, dort spielte er an der Orgel der Thomaskirche und studierte mit Begeisterung Autographe von Bachs Motetten, «die Stimmen um sich
herum, in beide Hände, auf die Knie, auf die
nächsten Stühle verteilt.» Und in seinem Werk
bis hin zum letzten, dem Requiem, finden sich
deutliche Spuren des Eindrucks, den die Kompositionen Bachs auf ihn hinterlassen haben.
Vermutlich auf Anregung van Swietens
hin bearbeitete Mozart 1782 fünf dreistimmige
Fugen Bachs, drei aus dem «Wohltemperirten
Clavier», eine aus der «Kunst der Fuge», eine
aus der «Orgelsonate Nr. 2» sowie eine Fuge von
Wilhelm Friedemann Bach für Streichtrio. Als
Präludien stellte er ihnen eigene Kompositionen
im Stil der nachfolgenden Fugen voran. Auffällig ist dabei, dass Mozarts Transkriptionen den
Bach’schen Fugen nicht in allem genau folgen,
was natürlich auf Ungenauigkeiten seiner Vorlage zurückzuführen sein kann. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Komponist Mozart
den Komponisten Bach hier gewissermassen
kommentiert, den Werken in Details Nuancen
seiner eigenen Schaffensphantasie hinzufügt.
Die Präludien und Fugen KV 404a sind somit Arrangements, die ein ganz besonderes, zeitenübergreifendes Lehrer-Schüler-Verhältnis
zweier ganz Grosser unserer Musikgeschichte
dokumentieren. Ein Lehrer-Schüler-Verhältnis
in Form eines Dialogs, den Mozart, beginnend
mit seinen einleitenden Präludien, mit dem
23
Leipziger Thomaskantor Bach führt. AB
KO N Z E R T
5
GAIA
en français
Sonntag, 27. Mai, 19 Uhr
5
Rittersaal, Schloss Thun
Violine:
Gwendolyn Masin
Jan Talich
Viola:
Guy Ben-Ziony
Violoncello:
Pavel Gomziakov
Louise Hopkins
Gavriel Lipkind
Klavier:
Aleksandar Madzar
Roman Zaslavsky
César Franck (1822 – 1890)
Sonate für Violoncello und Klavier
Bearbeitung von Jules Delsart nach der Sonate für Violine
und Klavier A-Dur
Allegretto ben moderato
Allegro
Recitativo – Fantasia. Ben moderato –
Largamente con fantasia
Allegretto poco mosso
Ausführende:
Pavel Gomziakov, Roman Zaslavsky
Maurice Ravel (1875 – 1937)
Klaviertrio a-Moll
Modéré
Pantoum: Assez vif
Passacaille: Très large
Final: Animé
Ausführende:
Gwendolyn Masin, Gavriel Lipkind,
Aleksandar Madzar
Pause
César Franck (1822 – 1890)
Klavierquintett f-Moll op. 14
Molto moderato quasi lento – Allegro
Lento, con molto sentimento
Allegro non troppo, ma con fuoco
Ausführende:
Gwendolyn Masin, Jan Talich, Guy Ben-Ziony,
Louise Hopkins, Aleksandar Madzar
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25
KO N Z E R T
5
Jürgen Hartmann
Spielerische Eleganz
und klarer Geist
Kammermusik in Frankreich – damit hat es
eine ganz eigene Bewandtnis. Um die Mitte
des 19. Jahrhunderts fanden sich Komponisten
und Musikfreunde zusammen, die das kleine,
aber intensive musikalische Format stärker ins
Bewusstsein rücken wollten. Der Komponist
Éduard Lalo war dabei ein wichtiger Impulsgeber und steuerte mit zwei Klaviertrios um
die Mitte der 1850er Jahre und einem Streichquartett 1859 wichtige Werke bei. Er gründete
darüber hinaus das Armingaud-Quartett und
wirkte selbst als Geiger mit. Ausdrücklich wollte man Haydn, Mozart, Beethoven, Schumann
und Mendelssohn und ihre Kammermusik
bekannter machen. Aber es dauerte lange, bis
eine Infrastruktur der Kammermusik entstand
– also passende Konzertsäle, Konzertreihen und
speziell programmierte Festivals, und vielleicht
noch länger, bis im Rahmen dieser Infrastruktur bewusst auch die Schätze der französischen Kammermusik selbst gehoben wurden.
Manchmal bewegt sich die Musikgeschichte,
das praktische Konzertleben ausdrücklich eingeschlossen, eben nur in Zeitlupe.
Es ist auch verwunderlich, dass in den
deutschsprachigen Ländern selbst die vorhan26 dene Kammermusik aus Frankreich eher sel-
ten gespielt wird, während der frankophone
Sprachraum durchlässig ist und es Komponisten
wie dem Belgier César Franck oder dem Schweizer Arthur Honegger ermöglichte, im grossen
Frankreich zu reüssieren. Jedenfalls trug die besagte Bewegung für die Kammermusik zwar bei
den bekanntesten französischen Komponisten
im frühen 20. Jahrhundert, Claude Debussy und
Maurice Ravel, Früchte in Gestalt je eines exemplarischen Streichquartetts – die beiden Werke
werden in Konzert oder Aufnahmestudio gern
zusammengespannt und in einer Weise «beworben», als habe man die französische Kammermusik damit bereits ausgeschöpft. Von beiden
Komponisten gibt es selbstverständlich mehr
kammermusikalische Werke, aber es gibt weitere ebenso verdienstvolle Meister der französischen Musik – wie den auch als Pädagogen gewichtigen César Franck im 19. Jahrhundert. Mit
dem «Intermezzo» durch Maurice Ravel rahmt
Franck ein Konzertprogramm, das Schlaglichter
auf die Geschichte der Kammermusik in Frankreich wirft.
Bei César Franck droht seine Bedeutung als
Lehrer unter anderem von Fauré, d’Indy, Duparc, Chausson oder Dukas stets seine eigenen
Kompositionen zu überlagern, von denen nur
wenige wirklich zu Repertoirestücken wurden.
Franck stammt aus einer flämisch-deutschen
Familie, wurde im belgischen Lüttich (Liège)
geboren und ging schon als Jugendlicher nach
Paris, wo er auch als Organist tätig war.
Bei der Uraufführung des 1878/79 entstandenen Klavierquintetts wirkte am Klavier
Francks Gegenspieler Camille Saint-Saëns mit,
der die beabsichtigte Widmung des Werks jedoch brüsk zurückgewiesen haben soll. Vielleicht standen die für Paris nicht eben untypischen Rivalitäten innerhalb des Musiklebens zu
sehr zwischen den beiden. Der mehr als zehn
Jahre jüngere Saint-Saëns galt im Grunde als der
«Altmodischere». In Francks Klavierquintett
findet sich mit den thematischen Verbindungen
zwischen den einzelnen Sätzen eine kompositorische Technik, die seinerzeit als durchaus kühn
galt. Melodik und Harmonik weisen in ihrer Delikatesse auf die Werke Faurés oder gar des Impressionismus voraus. Das Klavierquintett – als
erweitertes Streichquartett – kam dem Streben
der Romantik nach Opulenz und dunkler Grundierung im Klang entgegen. Womöglich aber
hatte die Diversifizierung von Besetzungen –
ebenso wie Umarbeitungen und Arrangements
– auch damit zu tun, dass die Kammermusik
immer auch Anlass zum Zusammenspiel von
Freunden war. Schuberts «Forellenquintett» ist
ein frühes Beispiel: Die Besetzung mit einem
Kontrabass auf Kosten der zweiten Violine hatte
den Grund, dass ein Freund und Förderer des
Komponisten eben dieses Instrument spielte.
Auch für die Entstehung von César Francks
Sonate für Violine und Klavier A-Dur (dem musikalischen «Urbild» der Bearbeitung für Violoncello und Klavier) gibt es einen charmanten
Grund: Das Werk war 1886 ein Hochzeitsgeschenk für den Geiger (und Komponisten)
Eugène Isaÿe, einen Landsmann Francks, der
ebenfalls aus Lüttich stammte und dem noch
viele Komponisten bedeutende Werke zueignen sollten. Erstmals erklang das Werk auf eben
dieser Hochzeit, die öffentliche Uraufführung
in einem Brüsseler Museum soll nach einem
Bericht des anwesenden Komponisten Vincent
d’Indy in völliger Dunkelheit stattgefunden
haben, die die Ausführenden zum Auswändigspielen zwang: Die Verantwortlichen wollten
trotz Überlänge des nachmittags begonnenen
Konzertprogramms das Licht nicht einschalten. In der Sonate knüpft Franck an die bereits
erwähnte Technik an, die einzelnen Sätze
durch thematische Elemente miteinander zu
verknüpfen, die hier gleich zu Beginn, beim ersten Einsatz des Streichinstruments nach einem
kurzen Klaviervorspiel, vorgestellt werden. Das
Werk beeindruckt darüber hinaus durch seine
perfekten Proportionen sowohl innerhalb der
Einzelsätze als auch durch deren Wechsel im
musikalischen Charakter. Die Fassung für Violoncello und Klavier von Jules Delsart ist die
einzige, die von César Franck selbst autorisiert
worden ist.
Maurice Ravel komponierte sein Klaviertrio
1914, unmittelbar vor seinem Eintritt in den
Kriegsdienst. Auch in diesem Werk liess er sich
von seiner Herkunft aus dem französischen
Baskenland beeinflussen, wo er naturgemäss
mit wesentlich «südlicheren» Rhythmen in Berührung kam als der Belgier Franck. In seinem
Klaviertrio ging er über diese gleichsam heimatliche Exotik noch hinaus und verarbeitete auch
Eindrücke, die er von der malaiischen Versform
des «Pantun» empfangen hatte, die im Westen
als «Pantoum» in die Dichtkunst eingegangen
ist. Diese weit ausgreifenden Ideen hat Ravel
gleichwohl stark verdichtet und mit dem einerseits vielfältigen, andererseits formstrengen Klaviertrio ein Werk hinterlassen, das er
selbst als «fast zu klassisch» empfand.
Es gibt zwei Begriffe, die für viele Menschen
die französische Geisteshaltung und deren
künstlerischen Ausdruck umreissen: clarté und
esprit. Klarheit und Geist? Die Wörterbücher
helfen uns, die Bedeutung aufzufächern. Clarté
wäre danach nicht nur Klarheit und die damit
verwandte Helligkeit, sondern auch Deutlichkeit sowie Anschaulichkeit. Esprit hingegen bedeutet nicht nur Geist, sondern auch Witz. Dass
der «esprit allemand» das dem französischen
«Geist» doch recht entgegen gesetzte «Deutschtum» meint, entbehrt nicht der Ironie. Aber
hat das in Zeiten, in denen ein Kammermusikfestival in der deutschsprachigen Schweiz von
Musikern aus aller Welt gestaltet wird, überhaupt noch Bedeutung?
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P O RT R A I T S
D o n g k y u n
A n
V I O L O N C E L L O
G u y
B e n - Z i o n y
V I O L A
mermusikkonzerten in verschiedenen europäischen Ländern und Nordamerika auf.
Zusätzlich zu Studium und Konzerten
nahm er 2010 an der Montreal Symphony Orchestra Competition teil, wo er den
ersten Preis errang. Überdies erhielt er
beim GAIA Kammermusikfestival 2011 im
schweizerischen Thun den GAIA Masters
Award. Mit dieser Ehrung sind Auftritte
als Gastmusiker beim GAIA Kammermusikfestival 2012 verbunden.
Kürzlich gewann er den 2. Preis beim
18. Internationalen Johannes-BrahmsWettbewerb in Pörtschach, Österreich.
Seine musikalische Ausbildung wird
grosszügig von der Alberta Foundation for
the Arts, der Anne Burrows Music Foundation, dem Winspear Fund in Edmonton
und der Sylva Gelber Music Foundation in
Ottawa unterstützt.
30
Der in Korea geborene kanadische Cellist
Dongkyun An begann seine musikalische
Ausbildung im Alter von 13 Jahren bei
Chun-Ja Choi in Korea.
Nach dem Umzug nach Edmonton, Kanada, setzte er seinen Unterricht bei Tanya
Prochazka, Colin Ryan und David Tutt fort.
Derzeit studiert An an der Hochschule
der Künste in Zürich bei dem weltbekannten britischen Cellisten Raphael Wallfisch
und lernt Barockcello bei Martin Zeller.
Neben seiner Ausbildung in Europa
erhielt er unter anderem Cellounterricht
von Pieter Wiespelwey, Gary Hoffman,
Shauna Rolston, Andres Diaz, Hans Jensen, Gavriel Lipkind, Matt Haimovitz und
Anner Bylsma.
Dongkyun An war als Solist mit dem
Edmonton Youth Orchestra, dem Edmonton Symphony Orchestra und kürzlich mit
dem Karlsbader Sinfonieorchester in der
Tschechischen Republik zu hören. Ausserdem tritt er mit Soloabenden und in Kam-
Guy Ben-Ziony wurde in Israel geboren. Im
Alter von neun Jahren begann er mit dem
Violinspiel und wechselte mit dreizehn zur
Viola. Er studierte in Israel bei Professor
Chaim Taub, in Frankfurt bei Professor Tabea
Zimmermann und in Leipzig bei Professor
Tatjana Masurenko.
Seit 2006 ist er Professor für Viola an der
Hochschule für Musik «Felix Mendelssohn
Bartholdy» in Leipzig. Er gab Meisterkurse
in Schweden, Israel, England, Österreich,
Ungarn und der Türkei. Ben-Ziony war regelmässig als Solobratschist bei der Camerata
Salzburg zu Gast und wurde von Orchestern
wie der Deutschen Kammerphilharmonie
Bremen, der Kremerata Baltica und der Camerata Nordica (Schweden) häufig als Gastsolist eingeladen.
Er spielt als Solist mit vielen israelischen
und europäischen Orchestern, darunter das
Israelische Kammerorchester, die Tel Aviv Soloists und das I.D.F. Chamber Orchestra (unter
der Schirmherrschaft von Isaac Stern). Sein
Debüt mit dem Bartók-Konzert gab er in Leipzig unter Daniel Harding.
1998/99 war Ben-Ziony Mitglied des
Zapolski-Quartetts Kopenhagen, mit dem
er Aufnahmen für die Labels Chandos und
Classico machte. Auftritte mit anderen Kammermusikensembles führten Ben-Ziony
auch in Konzertsäle wie die Carnegie Hall
(New York), die Wigmore Hall (London) und
das Berliner Konzerthaus.
Als gefragter Kammermusiker nahm BenZiony an einigen der weltweit bedeutendsten
Kammermusikfestivals teil, unter anderem
in Lockenhaus, Davos, Kronberg, Dubrovnik, Zagreb, Ravinia, Jerusalem, Moritzburg,
Heimbach und Prussia-Cove. Zu seinen Kammermusikpartnern zählen unter anderem Gidon Kremer, Lisa Batiashvili, Antje Weithaas,
Tabea Zimmermann, Tatjana Masurenko, Vladimir Mendelssohn, Boris Pergamenschikow
und Alexander Lonquich.
Er ist zusammen mit Gerhard Schulz,
Noam Greenberg und Lilia Schulz-Bayrova
Mitglied des Waldstein Ensembles. In der
Saison 2010/11 Saison konzertierte das Ensemble im Haus des Wiener Musikvereins,
im Amsterdam Concertgebouw, in der Londoner Wigmore Hall sowie auf Tourneen
in Israel, Spanien und anderen Ländern.
Ausserdem spielt Ben-Ziony beim «Israeli
Chamber Project»-Ensemble (ICP).
31
P a v e l
G o m z i a k o v
V I O L O N C E L L O
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Pavel Gomziakov wurde 1975 in der russischen Stadt Tschaikowski in der Uralregion geboren. Mit neun Jahren begann er das
Cellospiel. Als Vierzehnjähriger zog er nach
Moskau, wo er zunächst an der GnessinSchule und später an der staatlichen Musikhochschule von Professor Dmitri Miller
unterrichtet wurde. Im Jahr 2000 setzte er
seine Studien bei Professor Natalia Schakhovskaya an der Escuela Superior de Música
Reina Sofia in Madrid fort. Danach schloss er
den «Cycle de Perfectionnement» am Pariser
Konservatorium in der Klasse von Philippe
Muller ab.
Als Solist und Kammermusiker tritt Pavel
Gomziakov auf der ganzen Welt auf. Er arbeitete unter anderem mit Künstlern wie Zakhar
Bron, Asencio Jesus Lopez Cobos, Augustin
Dumay, Louis Lortie, Jose-Luis Garcia, Eldar
Nebolsin, Trevor Pinnock, Anthony RosMarba und Christopher Warren-Green. Im
Juli 2007 musizierte Gomziakov mit Maria
João Pires beim Escorial Festival in Spanien.
I l y a
H o f f m a n
V I O L A
Daraus ergab sich eine Zusammenarbeit, die
beide durch Europa, den Fernen Osten und
Südamerika führte, wo sie an Konzertorten
wie dem Théâtre Champs Élysées (Paris), der
Victoria Hall (Genf), dem Teatro Real (Madrid), der Philharmonie Köln, dem Wiener
Konzerthaus, dem CCB (Lissabon) und der
Sumida Triphony Hall (Tokio) musizierten.
Im Mai 2009 brachte die Deutsche Grammophon eine Aufnahme von Chopins Cellosonate heraus, die von Pavel Gomziakov und
Maria João Pires eingespielt wurde und eine
Grammy-Nominierung erhielt.
In den beiden vergangenen Jahren
konzertierte Gomziakov mit dem New Japan Philharmonic, dem London Chamber
Orchestra und dem Orchestre National de
Montpellier. Im November 2008 nahm er
für Arte Schumanns Cellokonzert mit dem
Orchestre de Chambre de Wallonie unter der
Leitung von Augustin Dumay auf. Das Konzert wurde im belgischen, französischen und
deutschen Fernsehen gesendet.
Im April 2010 gab Gomziakov unter dem
Lob der Kritiker sein US-Debüt mit dem Chicago Symphony Orchestra unter dem Dirigat von Trevor Pinnock. Der Cellist wird im
Juni 2012 erneut mit diesem Orchester zu
hören sein, wenn er Beethovens Tripelkonzert spielt. 2011 war Gomziakov bereits zum
zweiten Mal mit dem Kansai-Orchester auf
Japantournee. Im April 2012 wurde seine
Aufnahme des Cellokonzerts von SaintSaëns mit Augustin Dumay und dem KansaiOrchester bei Onyx veröffentlicht.
Im Juli 2012 spielt Pavel Gomziakov erstmals beim White Nights Festival von Valery
Gergiev in Russland.
Geboren 1977 in Moskau begann Ilya Hoffman seine Ausbildung an der Gnessin-Musikschule in der Klasse von Elena Ozol. Später wurde er in die Klasse von Yuri Bashmet
am Staatlichen Tschaikovsky-Konservatorium in Moskau aufgenommen. Ilya Hoffman
beendete seine Ausbildung am Konservatorium mit einem Aufbaustudium.
Sowohl als Instrumentalist als auch als
Komponist nahm Ilya Hoffman unter anderem an Festivals wie dem World Viola Festival im deutschen Kronberg, Music at Plush in
Grossbritannien, Italiens Mozartiana in der
Emilia Romagna, Estlands Eesti Barokkmuusika in Tallinn, dem Automne Musical in
Nîmes, Frankreich, und dem Banff Music in
Kanada teil.
Er arbeitete und spielte mit herausragenden Musikern wie Alexei Lubimov, Natalia
Gutman, Kolya Blaher, Edward Brunner,
Charles Neidich, Mikhail Muntian, Alexander Trostiansky, Alexander Rudin, Alexei
Utkin und Adrian Brendel. Neben seiner
umfangreichen Tätigkeit als Solist, Dirigent
und Komponist ist er auch als Kammermusiker äusserst gefragt.
Häufig spielt Ilya Hoffman Uraufführungen. Zu den bedeutenden Werken, die er
erstmals aufgeführt hat, zählen Sofia Gubaidulinas «Zwei Wege» für zwei Bratschen und
Symphonieorchester (Russische Erstaufführung), Valentin Silvestrovs Lachrymose für
Solobratsche (Uraufführung), Sergey Berinskys Symphonie für Solobratsche, Klavier und
Symphonieorchester (Uraufführung), und
Alban Berg / Leonid Hoffmans Sonate op. 1
für Bratsche und Streichorchester (Uraufführung).
Ilya Hoffman ist:
– Gewinner des Solti Foundation Award
(Grossbritannien, 2005)
– Preisträger der Vienna International Music
Competition (Österreich, 2005)
– Preisträger der Gaetano Zinetti International Chamber Music Competition (Italien,
2004)
– Preisträger der Yuri Bashmet International
Viola Competition (Russland, 2000)
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L o u i s e
H o p k i n s
V I O L O N C E L L O
34
Louise Hopkins studierte an der Guildhall
School of Music and Drama bei Steven Isserlis und Raphael Wallfisch. Schon früh
besuchte sie die International Musicians’
Seminars von Prussia Cove und studierte –
neben Cello-Meisterkursen bei Isserlis und
Ralph Kirshbaum – Kammermusik bei András Schiff und György Kurtág.
Hopkins gab ihr Debüt in der Barbican
Hall, wo sie das Cellokonzert von Witold Lutosławski unter dem Dirigat des Komponisten
spielte. The Times schrieb über dieses Konzert: «Musiker mit einer solchen Persönlichkeit, Geschicklichkeit und Kraft sind selten»,
und The Independent berichtete: «Binnen
Minuten hatte Hopkins den Geist von Mstislaw Rostropowitsch heraufbeschworen.» Zur
selben Zeit erhielt sie mehrere Preise für junge Künstler und gab in der Folge zahlreiche
Konzerte in Grossbritannien. Hopkins gewann
unter anderem den Frank Britton Award, woraufhin sie im Alter von 19 Jahren ihren ersten
Soloauftritt in der Wigmore Hall hatte, an den
sich in den Folgejahren Konzerte am gleichen
Ort anschlossen, die vom Tillet Trust und vom
Kirkman Trust unterstützt wurden.
Als Gast der grossen Festivals war Hopkins
mehrfach in Aldeburgh, wo sie an Kammermusik- und Solokonzerten teilnahm, darunter
auch eine live von der BBC übertragene Aufführung von Benjamin Brittens Cello-Sinfonie
G a v r i e l
L i p k i n d
C E L L O
anlässlich des 37. Jahrestags der Uraufführung
des Werks mit dem BBCSymphony Orchestra
unter Leitung von Leonard Slatkin. Darüber
hinaus wirkte sie unter anderem bei den Festivals in Cheltenham, Bath, Brighton, Harrogate,
Dijon, beim Vertavo Quartet Festival in Elverum (Norwegen), beim Belgrade Cello Festival,
beim Salon de Provence, beim Sommerfestival
2007 des Irish Chamber Orchestra und bei der
Amsterdam Cello Biennale mit.
Seit über 20 Jahren besucht Louise Hopkins das Open Chamber Music Festival in
Prussia Cove. Ihre Konzerte waren häufig im
Rundfunk zu hören, unter anderem bei der
BBC, bei RTÉ, ABC, Radio Suisse Romande,
New Zealand Radio und Radio France.
Als Kammermusikerin trat Hopkins in international renommierten Häusern von der
Wigmore Hall bis zum dem Sydney Opera
House auf. Sie war mehrmals Gast des Takács
Quartets und von Thomas Adès, mit dem
sie sein Klavierquartett «CATCH» bei EMI
aufnahm. Zu ihren musikalischen Partnern
zählten ausserdem unter anderem Emmanuel Pahud, András Keller, Anthony Marwood,
Ferenc Rados, Dénes Várjon, Aleksandar
Madzar, Alexander Melnikov, Piers Lane
und Steven Kovacevich. Louise Hopkins tritt
regelmässig mit dem Pianisten Aleksandar
Madzar auf, mit dem sie bei INTIM MUSIK
eine CD mit Sonaten von Schnittke, Carter
und Rachmaninow herausbrachte.
Im Alter von 25 Jahren war Hopkins eine
der jüngsten Professorinnen an der Guildhall
School of Music and Drama. Zusätzlich unterrichtete sie bis 2006 an der Yehudi Menuhin School. Louise Hopkins wurde 2010 zur
Leiterin der Streicherabteilung der Guildhall
berufen. Sie gibt Meisterkurse in Frankreich,
Deutschland, der Schweiz, Serbien, Singapur,
Australien und dem Vereinigten Königreich. Im
September 2007 nahm sie ihre Celloprofessur
an der Hochschule in Bern auf.
Bereits früh stand er mit herausragenden
Musikern wie Zubin Mehta, Philippe Entremont, Giuseppe Sinopoli, Yehudi Menuhin,
Pinchas Zukerman, Mstislav Rostropovitch,
Yuri Bashmet und Gidon Kremer auf der
Bühne.
Heute verbindet Lipkind seine musikalischen Engagements mit einem grösseren
Plan, das zugrunde liegende Repertoire aufzunehmen. Daher bestimmen und bedingen
diese Produktionen alle übrigen Aspekte seiner Karriere.
«[...] Lipkind ist einmalig [...]
er spielt wie besessen [...].
Ein Konzert auf der Stuhlkante,
voller Dramatik [...].»
The Independent ( fünf Sterne)
Der Cellist Gavriel Lipkind, 1977 in Tel Aviv
geboren, erlebte bereits in jungen Jahren
einen kometenhaften Aufstieg. Dann beschloss er jedoch, den vorgezeichneten Lebensweg zu überdenken und zu unterbrechen. Er nahm eine dreijährige Auszeit von
der Bühne, während der er sich intensiver
Weiterbildung und Tonaufnahmen widmete.
Mit seinem tiefen Verlangen, einzigartige
Aufnahmen zu machen und diese mit seiner
Konzert- und Lehrtätigkeit in Verbindung
zu bringen, schafft Lipkind sich eine eigene
Nische. Beständig hinterfragt er die gängigen
Einschränkungen im Leben eines Solisten,
wodurch sein Musikerdasein zu einer ganzheitlichen Mission wird.
«[...] ein erheblicher Teil
der Zuhörer verliess den Saal
unter Tränen.»
The Strad Magazine
Lipkind trat in einigen der namhaftesten
Konzertsälen weltweit auf, etwa im Concertgebouw, der Suntory Hall, dem Kennedy Center und der Berliner Philharmonie. Er war dort
mit Soloprogrammen und berühmten Orchestern zu hören, unter anderem mit dem Israel
Philharmonic, den Münchner Philharmonikern und dem Baltimore Symphony Orchestra.
35
A l e k s a n d a r
K L AV I E R
Aleksandar Madzar wurde 1968 in Belgrad
geboren. Er begann mit dem Klavierspiel als
Schüler von Gordana Malinovic und wurde
später von Arbo Valdma, Elisso Virsaladze
und Daniel Blumenthal in Novi Sad, Belgrad,
Moskau und Brüssel ausgebildet. Er gewann
Preise in Genf und Leeds, siegte beim Busoni- und beim Umberto-Micheli-Wettbewerb
und debütierte 1990 mit den Berliner Philharmonikern unter Ivan Fischer. Seitdem
tritt er regelmässig in ganz Europa auf und
unternimmt gelegentlich Konzerttourneen
in Nord- und Südamerika, Südafrika und im
Fernen Osten. Die Bandbreite seiner Auftritte umfasst Soloprogramme, Konzerte und
Kammermusik. Aleksandar Madzar unterrichtet am Koninklijk Conservatorium in
Brüssel.
36
M a d z a r
G w e n d o l y n
M a s i n
V I O L I N E
Einer Einladung folgend gründete Gwendolyn
Masin 2006 ein facettenreiches Kammermusikfestival, das sie «GAIA» nannte. Es wurde
zum Synonym einer Heimstatt, nicht nur für
seine künstlerische Leiterin, sondern auch
für die über sechzig Musiker und bildenden
Künstler, die bislang an diesem Festival mitgewirkt haben.
Die Virtuosität der als «Naturbegabung
mit einer Autorität, um die sie die meisten
Violinisten beneiden müssten» (The Irish
Times) beschriebenen Violinistin ist kein
Zufall: Gwendolyn Masin entstammt einer
traditionsreichen Musikerfamilie aus Mittelund Osteuropa. Im Alter von fünf Jahren gab
sie ihr Debüt an der Franz-Liszt-Akademie in
Budapest. Seitdem erhielt sie bei ihren zahlreichen Auftritten als Konzertviolinistin mit
hochkarätigen Orchestern, bei Konzertvorträgen und als Solistin viel Beifall – und bei jedem
Auftritt ist ihre Liebe zur Bühne förmlich greifbar. Kammermusik gehörte zu ihren frühsten
musikalischen Erfahrungen, und wann immer
es ihr möglich ist, kehrt sie zu dieser zurück.
«Sie umgeht die Fallstricke des Wunderkind-Status und entwickelt sich dabei so
rasch, dass ihr Konzerte gewidmet werden»
schrieb The Sunday Business Post, als Gwendolyn Masin noch ein Teenager war. Werke
von John Buckley, Thorsten Encke, Urs Peter
Schneider und anderen wurden von der Förderin zeitgenössischer Musik uraufgeführt und
eingespielt.
Die als charismatische Musikerin und Rednerin geltende Persönlichkeit wird regelmässig zu Fernseh- und Radiosendungen in ganz
Europa, in Russland und Südafrika eingeladen
und erhielt höchste internationale Auszeichnungen, Preise und Abschlüsse.
Die berufliche Neugier spiegelt sich in
Masins gesamter musikalischer Entwicklung
wider. Mit einundzwanzig verfasste sie ihre
eigene Lehrmethode und wurde damit unwissentlich die jüngste Frau, der dies gelungen war. Eingebettet in das preisgekrönte Werk
«Michaela’s Music House» wurde die Methode
2009 bei Müller & Schade veröffentlicht. Das
von Musikpädagogen aus aller Welt empfohlene Buch erntete viel Lob von der internationalen Presse. Die deutsche Übersetzung wird
2012 erscheinen.
Gwendolyn Masin erteilt Violin- und Kammermusik-Meisterkurse in Instituten und bei
Festivals in ganz Europa und Nordamerika und
gibt dort auch Gesprächskonzerte. Auch ihre
Promotion am Trinity College stand ganz im
Zeichen der Leidenschaft für das Unterrichten.
Gwendolyn Masin leistet ihren Beitrag zu
neuartigen Projekten, die die Bedeutung der
klassischen Musik in unserer Zeit unterstreichen und sie einem breiteren Publikum zugänglich machen. Sie produziert die interdisziplinäre Reihe «In Search of Lost Time» und
war Kuratorin des Carrick Music Festivals, wo
sie nicht nur Klassik, sondern auch Jazz und
Weltmusik auf das Programm setzte. GAIA
wurde auch in dem Bestreben geschaffen, diese
Ziele an einem einzigen Ort zu verwirklichen
und ein umfassendes Kollektiv an Künstlern
aufzubauen, so dass nicht nur die Mitglieder,
sondern auch die Zuhörer sich über die jährliche Wiederkehr freuen.
37
L e n a
N e u d a u e r
V I O L I N E
38
Lena Neudauer, 1984 in München geboren,
begann im Alter von drei Jahren mit dem
Geigenspiel und gab bereits mit zehn Jahren ihr erstes Konzert mit Orchester. Mit elf
Jahren kam Lena Neudauer in die Klasse von
Helmut Zehetmair an das Mozarteum Salzburg, um später bei Thomas Zehetmair und
zuletzt bei Christoph Poppen zu studieren.
Schon früh errang Lena Neudauer internationale Aufmerksamkeit, als sie 1999 den
Leopold-Mozart-Wettbewerb in Augsburg
nicht nur gewann, sondern als vierfache
Preisträgerin ausgezeichnet wurde (1. Preis,
Mozart-Preis, Richard-Strauss-Preis für die
beste Interpretation des Violinkonzertes
von Richard Strauss und Publikumspreis).
Seither musizierte Lena Neudauer mit
Orchestern wie dem MDR-Sinfonieorchester, der Deutschen Radiophilharmonie
Saarbrücken Kaiserslautern, dem Orchestre
National de Belgique, dem Tampere Philharmonic Orchestra und dem Münchener Kammerorchester unter Dirigenten wie Dennis
T a t i a n a
S a m o u i l
V I O L I N E
Russell Davies, Pietari Inkinen, Mariss Jansons, Hannu Lintu, Christoph Poppen und
Bruno Weil.
In ihrer künstlerischen Tätigkeit nimmt
die Kammermusik eine wichtige Rolle ein,
was sie als Gast zu diversen Festivals wie
Festspiele Mecklenburg-Vorpommern,
Schleswig-Holstein Musik Festival, Kammermusik Festival Hohenstaufen, GAIA
Kammermusikfestival Thun (Schweiz) oder
Musikfestival Schloss Cappenberg führt.
Als Solistin trat sie u.a. bei Braunschweig
Classix, den Thüringer Bachwochen, der
Mozartwoche Salzburg und dem Flandern
Festival auf.
Im Jahr 2010 erhielt Lena Neudauer eine
Professur für Violine an der Hochschule für
Musik Saar in Saarbrücken und ist nun eine
der jüngsten Professoren Deutschlands.
Ihre Debüt-CD mit Schumanns Gesamtwerk für Violine und Orchester, erschienen
bei dem deutschen Label Hänssler CLASSIC
mit der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern unter der Leitung
von Pablo Gonzalez, erhielt den International Classical Music Award (ICMA) für die
beste Konzerteinspielung des Jahres.
Tatiana Samouil entstammt einer musikalischen Familie aus Sankt Petersburg. Ihre
wichtigsten Lehrer in Russland waren Sergej
Fatkulin (Musikakademie Moskau) und Maja
Glezarowa, die Samouil zum Solistendiplom
des Moskauer Tschaikowski-Konservatoriums führte. Tatiana Samouil lebt in Belgien,
seit Igor Oistrach sie 1997 als seine Studentin
an die Musikhochschule in Brüssel holte. In
den folgenden Jahren begann ihr beruflicher
Aufstieg, nachdem sie Preisträgerin von sieben internationalen Wettbewerben (darunter der Königin Elisabeth-, der Tschaikowski- und der Sibelius-Wettbewerb) wurde.
Sie trat unter anderem mit dem Russischen
Nationalorchester, dem Belgischen Nationalorchester, dem Türkischen Präsidialorchester, der Klassischen Philharmonie
Bonn, der Holland Symfonia, dem Orquestra Metropolitana de Lisboa, dem Orchestre
National de Chambre de Toulouse und dem
Orquesta Filarmónica des Teátro Colón von
Buenos Aires auf.
Zu ihren diesjährigen Projekten zählen
das Yurii-Bashmet-Festival in Khabarovsk,
Konzerte in Brüssel, Paris, Rom und Lissabon, ein Debüt in Hongkong, Konzerte mit
dem Orchestre Philharmonique de Liège,
den Sinfonieorchestern von Samara und
Chabarowsk, dem Symphony Orchestra of
Odessa Opera and Ballet Theatre sowie die
Veröffentlichung sämtlicher Kammermusikwerke von César Franck (mit David Lively
und dem Malibran String Quartet).
Die aktuellsten CDs von Tatiana Samouil
enthalten unter anderem Stücke von Prokofjew mit Plamena Mangova und die Kammermusikwerke von George Enescu mit Claudia
Bara, Gérard Caussé und Justus Grimm.
Die Geigerin hat seit 2005 einen Lehrauftrag zusammen mit Augustin Dumay bei der
Chapelle Musicale Reine Elisabeth inne und
ist auch als Violinprofessorin an der ArtesisHochschule in Antwerpen tätig. Beruflich
teilt sie sich zwischen Solo- und Kammermusikengagements, ihrer Lehrtätigkeit und
ihrer Position als Konzertmeisterin des Sinfonieorchesters La Monnaie in Brüssel auf.
Dank eines anonymen Mäzens spielt
Tatiana eine Violine von Antonio Stradivari von 1714, die einst dem legendären Fritz
Kreisler gehörte.
39
J a n
T a l i c h
N a t a l i a
V I O L I N E
40
Jan Talich erhielt seine Ausbildung an der
Musikhochschule Prag bei Václav Snítil. Der
Violinist gewann Stipendien zur Intensivierung seiner Ausbildung bei Shmuel Ashkenasi in den USA sowie bei Yfrah Neaman in
der Guildhall School of Music in England.
Mit dem Gewinn des internationalen
Václav-Huml-Violinwettbewerb in Zagreb
1989 begann er seine internationale Solistenkarriere und ist seitdem regelmässig auf
europäischen Konzertpodien zu Gast (Paris,
Birmingham, London und Brüssel).
Talich nahm mehrere Solo-CDs mit
tschechischer Musik mit Klavier sowie
Beethoven- und Mozartkonzerte, Schostakowitsch-Sonaten und eine CD mit Zigeunermusik mit Cimbalom auf. Er gibt regelmässig Meisterkurse in der Tschechischen
Republik, in Frankreich (einschliesslich
Prades und dem Conservatoire Superieur in
Paris), Belgien, USA, Grossbritannien und
Israel. 1992 gründete er das Talich Chamber
Orchestra, dessen Solist und künstlerischer
Tc h i t c h
V I O L A
Leiter er ist. Ausserdem war er Gründungsmitglied des «Kubelík Trio», welches sämtliche Dvořák-Trios sowie Werke von Smetana,
Fibich, Suk und Novák einspielte. Er verliess
das Trio 1997, als er Erster Geiger beim Talich Quartet wurde, einem der weltweit
führenden Ensembles dieser Art. Die CDProduktionen des Ensembles sind zahlreich
und umfassen die berühmten tschechischen
Quartette sowie alle Mendelssohn-Quartette
und das vollständige Kammermusikwerk
von Schostakowitsch für Streicher mit Klavier. In den letzten Jahren konzentrierte er
sich stärker auf seine Laufbahn als Dirigent. 2008 wurde er leitender Dirigent des
South Bohemian Chamber Philharmonic
Orchestra. Jan Talich spielt eine Geige von
Antonio Stradivari aus dem Jahr 1729 sowie
ein Instrument von Gennaro Gagliano aus
dem Jahr 1780. In dieser Saison führen ihn
seine Konzerttourneen sowohl als Dirigent
als auch als Geiger in zahlreiche Länder, darunter Italien, Frankreich, Grossbritannien,
Deutschland und die USA.
Die im russischen Maikop geborene Natalia
Tchitch erhielt ihren ersten Violinunterricht
mit fünf Jahren. Sie studierte zunächst Violine und Viola an der Central Music School
und am Tschaikowski-Konservatorium in
Moskau bei Mikhail Waiman, Natalia Bezrodnaya, Maria Sitkovskaya und Fiodor Drouzhinin, und führte dann ihre Viola-Ausbildung
an der Musikhochschule Reina Sofia in Madrid bei Professor Gérard Caussé fort.
Ab 1998 spielte Natalia Tchitch in zahlreichen Orchestern, zu Beginn mit dem
Orquesta Sinfonica de Galicia (La Coruña)
und der Opera de Paris, später als Gast-Solobratschistin am Brüssler Opernhaus La
Monnaie und beim Orquesta Nacional de
España (Madrid).
Derzeit ist sie Mitglied des Kammerorchesters «Band Art» unter der Leitung von
Gordan Nicolic und des «Ensemble Dissonances» des Geigers David Grimal, wo sie
mit Freunden und festen Kammermusikpartnern auftritt.
2006 wurde sie Mitglied des «Schostakowitsch-Ensembles», einer sehr regen Formation, die regelmässig Konzerte in Spanien
und Portugal gibt und der auch der Pianist
Felipe Pinto-Ribeiro, die Violinistin Tatiana Samouil und der Cellist Pavel Gomziakov
angehören.
Die Lehrtätigkeit nimmt einen grossen
Raum in Natalia Tchitchs beruflichem Leben ein. 2003 wurde sie zur Assistentin in
Professor Gérard Caussés Violaklasse am
Konservatorium Paris ernannt. 2007 übernahm sie eine Stelle als Pädagogin an der
Akademie Musikene in San Sebastian (Baskenland). Natalia Tchitch ist regelmässig als
Kammermusikerin bei zahlreichen internationalen Festivals zu Gast, wo sie mit Musikern wie Augustin Dumay, Alain Meunier,
Katia und Marielle Labeque, Natalia Shakhovskaya, David Grimal, Justus Grimm, Kirill
Troussov, Maria João Pires, Gérard Caussé
und Isabella Faust auf der Bühne steht.
Natalia Tchitch spielt eine Viola von Jacques Fustier (Lyon) aus dem Jahr 1985.
41
Q u i r i n e
V i e r s e n
V I O L O N C E L L O
42
Die niederländische Cellistin Quirine Viersen gehört zu den international führenden
musikalischen Persönlichkeiten der jüngeren
Generation. Mit ihrem kraftvollen, intensiven
und virtuosen Spiel hat sie sowohl das Publikum als auch die Fachpresse und ihre Kollegen
von ihrer besonderen Musikalität und ihrem
umfassenden Einblick in das Repertoire der
klassischen Musik überzeugt.
Quirine Viersen siegte bei nationalen und
internationalen Wettbewerben wie dem Concours Rostropovich 1990 in Paris, der International Cello Competition in Helsinki 1991 und
dem Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau
1994. Im gleichen Jahr erhielt sie auch den
Niederländischen Musikpreis. 2000 gewann
sie den Credit Suisse Young Artist Award, einen
wichtigen Preis zur Förderung junger Musiktalente.
Ihre ersten Cellostunden nahm Quirine
Viersen bei ihrem Vater, Yke Viersen, Cellist im
Koninklijk Concertgebouworkest. An der Musikhochschule erhielt sie Unterricht von Jean
Decroos und Dmitri Ferschtman. Sie schloss
ihr Studium 1997 am Mozarteum Salzburg als
Schülerin von Heinrich Schiff ab.
Seitdem trat Viersen mit Orchestern wie
dem Combattimento Consort Amsterdam, dem
hr-Sinfonieorchester, dem Israel Philharmonic
Orchestra, dem Malmö Symphony Orchestra,
dem Orquesta Sinfonica do Estado de Sao Pao-
R o m a n
Z a s l a v s k y
K L AV I E R
lo, dem Koninklijk Concertgebouworkest unter Herbert Blomstedt, Ingo Metzmacher und
Bernard Haitink, dem Royal Flemish Orchestra,
der Sinfonietta Cracovia, dem St. Petersburg
Philharmonic Orchestra unter Valery Gergiev,
dem Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra
mit Jean Fournet, dem Ulster Orchestra, dem
Wiener KammerOrchester und den Wiener
Philharmonikern unter Zubin Mehta auf.
Auch als Kammermusikerin ist sie sehr gefragt. Sie ist regelmässig bei Festivals wie dem
Delft Chamber Music Festival, dem Stavanger
Festival, den Musiktagen Mondsee, den Luzerner Festwochen, den Salzburger Festspielen
und dem Risör Festival in Norwegen zu Gast.
Sie gab zahlreiche Klavierquartett-Konzerte
mit Silke Avenhaus, Benjamin Schmid und
Hanna Weinmeister und wurde von Leonidas
Kavakos zu einem Sextettprogramm ins Concertgebouw Amsterdam eingeladen.
Viersen brachte mit der Pianistin Silke
Avenhaus, ihrer Duopartnerin seit 1996, fünf
CDs mit Werken romantischer und zeitgenössischer Komponisten heraus. Darüber hinaus nahm Quirine Viersen das Cellokonzert
von Glière mit dem Royal Flemish Orchestra
unter Marc Soustrot und beide Haydn-Cellokonzerte mit dem Combattimento Consort
Amsterdam auf.
Für die Zukunft sind Auftritte mit der Wiener Kammerphilharmonie, dem Nederlands
Philharmonisch Orkest, der Darlana Sinfonietta, der Pori Sinfonietta, dem Staatsorchester
Rheinische Philharmonie und dem Radio Filharmonisch Orkest geplant. Quirine Viersen
wird mit Antje Weithaas und Silke Avenhaus
auf Kammermusiktournee gehen und darüber
hinaus alle Bach-Suiten spielen.
Quirine Viersen spielt ein Cello von Giuseppe Guarneri filius Andreae aus dem Jahr
1715, das ihr freundlicherweise vom Nationalen Musikinstrumentenfonds der Niederlande
zur Verfügung gestellt wird.
Roman Zaslavskys aussergewöhnliche musikalische Begabung wurde schon in seinen
frühen Jahren deutlich – zahlreiche Preise
begleiten den Werdegang des jungen Pianisten. Bereits mit 18 Jahren gewann er den 1.
Preis beim Nationalen Klavierwettbewerb
der Russischen Republik.
Darüber hinaus war Roman Zaslavsky
Preisträger renommierter Klavier- und
Kammermusik-Wettbewerbe. 1998 erhielt er
den 2. Preis bei der «Hamamatsu Academy
International Piano Competition» (Japan),
den 3. Preis der «Trio di Trieste International
Chamber Music Competition» (Italien) und
den 3. Preis des Kammermusikwettbewerbes
«Vittorio Gui» in Florenz. Seinen grössten
Erfolg konnte Roman Zaslavsky jedoch im
Jahr 2000 verbuchen: Er wurde als 1. Preisträger beim «Vendome Prize» International
Piano Competition in Köln ausgezeichnet
und gewann den begehrten «Primer Grand
Premio» bei der «Jose Iturbi» International
Piano Competition in Valencia.
Highlights der letzten Saisons waren
Aufführungen mit Mikhail Jurowksi im Teatro Carlo Felice in Genua und mit dem Budapest Radio Symphony Orchestra unter der
Leitung von Laszlo Kovacs beim berühmten
Festival «Ediecigiornate di Brescia» in Brescia, Italien, in Saarbrücken mit dem Saarländischen Staatsorchester und Konzerte
mit dem Brussels Philharmonic.
Er gastierte bei den Zeister Musiktagen
in den Niederlanden, mit Soloabenden in
den Niederlanden und Israel und in Duokonzerten mit dem Cellisten Gavriel Lipkind in
der Laeiszhalle Hamburg, beim Hessischen
Rundfunk in Frankfurt sowie in Japan.
Seine Solokonzerte führten ihn auch
nach Lateinamerika: Er spielte beim 16. Internationalen Piano Festival in Monterrey
und beim 60. Internationalen Klavierfestival
«Teatro Isauro Martinez» in Torreón, Mexico,
anlässlich der XVIII Semana Musical in Llao
Lao, Argentinien und in Kolumbien sowie in
der berühmten Sala Sao Paulo in Brasilien,
wo er mit Beethovens Klavierkonzert Nr. 5
op. 73 mit dem Orchestra Sinfónica do Estado de Sao Paulo unter der Leitung von Ligia
Amadio auftrat.
Im März 2012 erschien bei EuroArts
Music International Roman Zaslavskys
«Ingenious Opposites Vol.1» mit Werken
von Robert Schumann und Franz Liszt, die
die Gegensätzlichkeit dieser Komponisten
darstellen. Das Programm «Ingenious Opposites» ist wie massgeschneidert für die
zurzeit qualitativ beste Musikproduktion
mit digitaler Mikrofontechnologie und der
Möglichkeit von 24/96khz Audio-Qualität
auf Blu-Ray Audio. Diese Aufnahme erscheint als CD und als Blu-ray Audio mit der
höchstmöglichen Auflösung.
43
GA I A
P E R
S E
GA I A
P E R
S E
Mitwirkende
seit der Gründung
von GAIA 2006
I n t e r p r e t e n
K o m p o n i s t e n
Hendrik Andriessen
Anton Arensky
Kurt Atterberg
Johann Sebastian Bach
Samuel Barber
Béla Bartók
Ludwig von Beethoven
Alban Berg
H. Ignaz Franz Biber
Ernest Bloch
Jorge A. Bosso
Johannes Brahms
Max Bruch
Anton Bruckner
Ferruccio Busoni
Claude Debussy
Antonín Dvořák
46
George Enescu
Gabriel Fauré
César Franck
Edvard Grieg
Johann Halvorsen
Georg Friedrich Händel
Joseph Haydn
Robert Kahn
Zoltán Kodály
Ernst Krenek
Don Li
György Ligeti
Franz Liszt
Gustav Mahler
Alessandro Marcello
Felix Mendelssohn Bartholdy
Wolfgang Amadeus Mozart
Sergei Prokofjew
Sergei Rachmaninow
Maurice Ravel
Camille Saint-Saëns
Arnold Schönberg
Dmitri Schostakowitsch
Franz Schubert
Robert Schumann
Richard Strauss
Georg Philipp Telemann
Pjotr Iljitsch Tschaikowski
César Viana
Antonio Vivaldi
Anton Webern
Léo Weiner
Eugène Ysaÿe
Violine
Viola
Klarinette
Gabriel Adorján
Shmuel Ashkenasi
Florian Bachofer
Hovhannes Baghdasaryan
Sandrine Cantoreggi
Yun-Jin Cho
Anke Dill
Daniel Garlitsky
Philippe Graffin
Barbara Gruszczynska
Wonji Kim
Gwendolyn Masin
Lena Neudauer
Laura Oomens
Igor Ozim
Ioana Petcu-Colan
Emi Ohi Resnick
Rahel Maria Rilling
Tatiana Samouil
Alexander Sitkovetsky
Jan Talich
Sono Tokuda
Guy Ben-Ziony
Gérard Caussé
Isabel Charisius
Jan Grüning
Ilya Hoffman
Vladimir Mendelssohn
Sara Maria Rilling
Aline Saniter
Natalia Tchitch
Mikhail Zemtsov
Don Li
Yevgeny Yehudin
Violoncello
Dávid Adorján
Dongkyun An
Antoaneta Emanuilova
Christopher Franzius
Pavel Gomziakov
Frans Helmerson
Louise Hopkins
Christopher Jepson
Guy Johnston
Gavriel Lipkind
Philippe Muller
Timora Rosler
Martti Rousi
Torleif Thedéen
Quirine Viersen
Fagott
Martin Kuuskmann
Klavier
Julia Bartha
Robert Kulek
Aleksandar Madzar
Roman Zaslavsky
Harfe
Sarah Christ
Xala
Ania Losinger
Perkussion
Matthias Eser
Ensembles
Grazioso Kammerorchester
der Ungarischen
Nationalphilharmonie
The Lipkind Quartet
Tonus String Quartet
Kontrabass
Dirigent
Holger Michalski
Gergely Madaras
47
GA I A
P E R
S E
2 0 1 1
Kurt Atterberg (1887–1974)
Uraufführungen
und Schweizer
Erstaufführungen
beim GAIA Kammermusikfestival Thun
Doppelkonzert C-Dur für Violine,
Violoncello und Streicher op. 57
Schweizer Erstaufführung
Alban Berg (1885–1935)
Klaviersonate op. 1
Bearbeitung für Viola und Streichorchester von Leonid Hoffman
Schweizer Erstaufführung
Ernest Bloch (1880–1959)
Gebet (T’Fila)
orchestriert von Jorge Bosso
Schweizer Erstaufführung
César Viana (*1963)
«Sermaf» für Violine und Viola
Schweizer Erstaufführung
2 0 1 0
Johann Sebastian Bach (1685–1750)
Concerto d-Moll für Oboe,
Violine, Streicher und Basso
continuo BWV 1060R
Uraufführung der Transkription
in c-Moll für Viola und Fagott von
Ilya Hoffman und Martin Kuuskmann
Jorge Bosso (*1966)
(Moshe) für Violoncello solo
und 17 Streicher
Uraufführung
Johan Halvorsen (1864–1935)
Sarabande g-Moll mit Variationen
nach Georg Friedrich Händel
für Violine und Viola
Schweizer Erstaufführung
der GAIA-Transkription für Violine
und Violoncello
Robert Schumann (1810–1856)
Fantasiestücke op. 73
Schweizer Erstaufführung der
Transkription für Fagott und Klavier
von Martin Kuuskmann nach dem
Original für Klarinette (Violoncello
ad lib.) und Klavier
Robert Schumann (1810–1856)
Klavierquartett c-Moll
(Fragment, Anhang E 1)
Schweizer Erstaufführung
(Ergänzung der fehlenden Klavierstimme durch Roman Zaslavsky)
Robert Schumann (1810 –1856)
«Concertstuck» a-Moll für
Violoncello und Orchester op. 129
Schweizer Erstaufführung der
Transkription für Violoncello und
Streichorchester von Gavriel Lipkind
in Zusammenarbeit mit dem Brussels
Chamber Orchestra
Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840–1893)
Variationen über ein Rokoko-Thema
für Violoncello und Orchester op. 33
Schweizer Erstaufführung der
Transkription für Violoncello und
Streichorchester von Ann Kuppens
Max Bruch (1838–1920)
«Kol Nidrei»
Adagio d-Moll nach hebräischen
Melodien für Violoncello
und Orchester op. 47
Schweizer Erstaufführung der
Transkription für Violoncello und
Streichorchester von Gavriel Lipkind
in Zusammenarbeit mit dem Brussels
Chamber Orchestra
48
2 0 0 9
Don Li (*1971)
Part 87 / «Thirty Combinable Lines»
Uraufführung
49
GA I A
P E R
S E
Impressum
Programmheft
Das ist GAIA
Herzlichen Dank
Einführungstexte
Angela Beuerle
Jürgen Hartmann
(Originalbeiträge,
© bei den Autoren)
Gründerin &
Künstlerische Leitung
Gwendolyn Masin
an alle Freiwilligen und
Ehrenamtlichen, die GAIA
seit Jahren unterstützen!
Vereinspräsident
Christoph Ott
Mitwirkende
Gestaltung
Neidhart Grafik
Hubert Neidhart
www.neidhart-grafik.ch
Fotos
Balázs Böröcz/
Pilvax Studio
Marco Borggreve
Felix Broede
Caroline Doutre
Nirto Karsten Fischer
Tessa Posthuma de Boer
Aktuelle Informationen,
erweiterte Biografien,
Multimedia und vieles
mehr finden Sie auf
www.gaia-festival.com
Geschäftsleitung
Florian Schalit
Schirmherr
David Zinman
Komitee
Christoph Allemann
Martin Dubach
Pierre Farine
Erwin Kämpfer
Marianne Mumenthaler
Patricia Quinche
Bree Saunders
Michael Schär
Aya Yoshigoe
Erweitertes Komitee
Adrian Barben
Françoise Chevalier
Stefan Schwärzler
Presse
Beat Glur
Corporate Identity
Kasia Ozmin
Gestaltung der
Internetseiten
Associate
Katy Judge
Übersetzungen
Sonja Schuberth-Kreutzer
Tonmeister
Benoit Piccand
Assistenz
Blanka Wittmann
Fotograf des Festivals
Balázs Böröcz/
Pilvax Studio
Filmteam des Festivals
Miklós Váli und
Botond Nagy/Acheron Film
Vielen Dank an unsere Sponsoren
50
51
Mit GAIA
verbunden
Liebe Freunde von GAIA, möchten Sie nicht auch
– den GAIA Newsletter bequem per E-Mail erhalten?
– die Konzerte von den besten Plätzen aus geniessen,
die für Sie exklusiv reserviert werden?
– mit Ihrem Namen auf unserer Website, im Newsletter
oder in unserem Programmheft erwähnt werden?
– nach Anmeldung ausgewählte GAIA-Proben besuchen?
– unsere Ideen, unsere Ziele und den Verein GAIA
Kammermusikfestival unterstützen?
Mit Ihrem Beitrag (min. CHF 50 pro Jahr) ermöglichen
Sie uns planerische sowie finanzielle Sicherheit und
tragen zum Aufblühen des GAIA Festivals bei — einem
Festival, bei dem Freude und Spannung in der Musik
im Austausch zwischen Interpreten und Zuhörern
unmittelbar erlebt werden können. Über Ihre Unterstützung würden wir uns sehr freuen!
Bitte beachten Sie auch die Karten, die
während der Konzerte ausliegen. Sie können
diese Karten nach Wunsch ausfüllen und
einem der Mitglieder des GAIA-Teams
am Ausgang des Konzertraums übergeben.
So werden Sie auf einfache Weise ein Freund
von GAIA.
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