Bergungsfahrt Volgograd 2007

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Bergungsfahrt Volgograd 2007
Der VKSVG informiert:
Bergungsfahrt Volgograd 2007
Von Marcel Galkow / Guntram Berndt
Am 09.06. um 1Uhr nachts startete der Airbus SU-116 mit Ziel Moskau. An Bord Florian, Christian,
Benny und Marcel vom VKSVG e.V. Wir landeten in Moskau um 4 Uhr Ortszeit. Nach ca. 5Stunden
Aufenthalt in Moskau ging der Flug mit einer Tupolev 154 weiter. Wir kamen gegen 11Uhr bei
strahlendem Sonnenschein in Volgograd an und wurden von Fjodor, unserem Fahrer, freundlich
empfangen.
Nachdem wir im Hotel Volgograd eingecheckt und uns kurz frisch gemacht hatten, ging es gleich los zu
einer Sightseeing-Tour. Wir besuchten das Panorama Museum und das Ufer der Wolga. Anschließend
suchten wir noch eine gemeldete Grablage im Norden von Volgograd auf und versuchten einen
Gefallenen-Friedhof zu orten. Leider vorerst ohne Erfolg.
Am 10.06. kauften wir Blumen und legten diese jeweils auf der russischen und auf der deutschen Seite
des Soldatenfriedhofes Rossoschka nieder. Anschließend stand ein Besuch des ehemaligen Kesselflugplatzes Pitomnik sowie die Gedenkstätte auf dem Kurgan-Hügel mit der imposanten riesigen
Betonfigur „Mutter Erde“ auf unserem Programm.
Russisches Mahnmal
Deutsches Mahnmal
Am Morgen des nächsten Tages trafen wir uns mit Matthias G. und Alexej S. vom Volksbund Deutsche
Kriegsgräberfürsorge, um zu erfahren, wo wir in den nächsten Tagen bei der Suche helfen können. Wir
erfuhren, dass es in Bezirk (Oblast) Rostow gehen wird, in ein kleines Dorf namens Nishnij Astachow.
Nach einigen Zwischenstopps kamen wir gegen ca. 22.30Uhr in Nishnij Astachow an (Geographische
Lage: 49° 9'57.60"N- 41°25'18.80"O), ein kleines Dorf, ca. 30 km WSW von Bokovskaya, von dort nur
über eine rund 40 km lange Lehmpiste erreichbar. Wir wohnten im Nebenhaus bei einer Familie, die uns,
wie auch die anderen Dorfbewohner, sehr freundlich aufnahmen.
In den nächsten Tagen bis zum 15.6.07 exhumierten wir dort 20 Gefallene, alle gefallen in den letzten
Dezembertagen des Jahres 1942 und von der Bevölkerung im Frühjahr 1943 in zwei Bombentrichtern
bestattet. Der erste Bombentrichter war in einem kleinen Waldstreifen gelegen, in diesem fanden wir 11
Gefallene. Der zweite Bombentrichter befand sich mitten auf einem werdenden Sonnenblumenfeld. Aus
diesem bargen wir dann die restlichen 9 Gefallenen. Die Bergungsarbeiten waren wegen der hohen
Temperaturen (30-35Grad) und einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit, der erbarmungslosen Sonne, dem
nicht vorhandenen Schatten und dem mehr als hartem Boden eine Qual. Die Gefallenen befanden sich
in einer Tiefe zwischen ca. 1 - 2.50m. Insgesamt konnten 9 Erkennungsmarken, alle nicht gebrochen,
die ehemaligen Träger also vermutlich heute noch als vermisst gelten, gefunden werden.
Wir bekamen in dieser Zeit auch noch etliche Hinweise auf weitere vermutliche Grablagen (in der Nähe
der Dorfschule, an einer Kreuzung zum Nachbardorf, in einem Garten von einer Dorfbewohnerin), allerdings konnten leider keine weiteren Gefallenen gefunden werden.
Grablagensuche an einer Straße
Hilfe bei der Suche
Suche in einem Garten
Am 15.6.07 fuhren wir dann gegen Mittag wieder Richtung Volgograd, wo wir ca. gegen 20Uhr ankamen.
Am 16.6.07 besuchten wir das Umfeld des Flughafen Gumrak und stießen dort auf etliche relativ frische
Grabungsstellen russischer Plünderer. Bei einer größeren noch recht frischen Ausgrabungsstelle fanden
wir auf der Oberfläche kleinere menschliche Knochenteile, wie zum Beispiel Wirbel. Wir entschlossen
uns, das näher zu untersuchen und fingen an verschiedenen Stellen an zu graben. Nachdem dabei
immer mehr sterbliche Überreste zum Vorschein kamen, erfolgte eine Notexhumierung. Insgesamt
bargen wir hier in einem Loch 15 Gefallene, nur wurden leider keine Erkennungsmarken oder sonstige
Hinweise zur namentlichen Identifizierung gefunden. Lediglich Knöpfe sowie kleinere Reste von
Ausrüstung wiesen diese Gefallenen als deutsche Soldaten aus. Ja, hier waren die Grabräuber
gründlich am Werk gewesen!!!!
Notexhumierung von 15 Gefallenen, die Grabräubern zum Opfer fielen, in der Nähe vom Airport Gumrak.
Wir übergaben die 15 Gefallenen dann am Nachmittag dem VDK-Mitarbeiter Alexej S. Diese werden
dann dieses Jahr im Herbst, wie auch die anderen von uns gefundenen Gefallenen, in Rossoschka
beigesetzt.
Wir, der VSKVG e.V., werden auch 2008 wieder nach Volgograd reisen, denn dort gibt es
noch sehr viel zu tun und die Zeit ist leider gegen uns, wie auch die Erlebnisse im Gebiet von
Gumrak zeigen.
Gefundene Erkennungsmarken:
-168- 2./Pz.A.A.23 (eingeritzte Blutgruppe 0)
-5416- 3./J.E.B.203 (Blutgruppe B)
-75- 8./J.R.45
-5963- 3./Inf.Ers.BAtl.18 (Blutgruppe A)
-2011- 3./Jnf.Ers.Btl.194
-535- Schtz.Ers.Kp.1./184
-5204- JNF.GESCH.ERS.KP.6 (Blutgruppe 0)
-2547- 3.Kp.I.E.B.453 (Blutgruppe B)
-5572- 3./J.E.B.167
Geographischer Überblick zur Bergungsfahrt:
Die genauen Koordinaten der bei Nishnij Astachov exhumierten Massengräber:
Massengrab 1: 49° 8'1.30"N 41°25'5.30"O
Massengrab 2: 49° 8'1.80"N 41°25'2.90"O
Bergungsfahrt in Zahlen:
- Reisezeitraum 09.06. – 17.06.2007
- Umbettungen: 35
- gefundene Erkennungsmarken: 9
- Beteiligte Personen: 4 Mitglieder VKSVG und 2 Mitarbeiter VDK Volgograd
- Aufwand der beteiligten Mitglieder:
Reise- und Unterbringungskosten je Mitglied: ca. 1200,00 €
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G.E.Lessing