Masterarbeit - Dynamic-Eye

Transcription

Masterarbeit - Dynamic-Eye
PGA of Germany
Thema:
Der Einfluss des Gleichgewichts
auf die Leistungsfähigkeit
des Golfers
Masterarbeit
zur Erlangung des Titels
Masterprofessional der PGA of Germany
vorgelegt von Tomas-Lucian Kubernat
Unterrain 67
CH 3116 Noflen/ Kanton Bern
–1–
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
1.
1.1.
1.2
Gleichgewicht, Körperhaltung
und Bewegung aus neurologischer Sicht
Anatomische Grundlagen des Gleichgewichts
Physiologische Grundlagen
2.
2.1
2.2
2.3
2.4
Die Körperhaltung
Die Korrektur von Haltungsfehlern
Die Rolle des Beckens
Funktion und Rolle der Wirbelsäule
Funktion und Rolle des Rumpfes
10
11
12
13
13
3.
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
Gleichgewicht unter golfspezifischen Aspekten
Die Rezeptoren
Vestibulärer Analysator
Visueller Analysator
Kinästhetischer Analysator
Taktiler Analysator
15
15
16
17
17
18
4.
4.1
4.1.1
4.1.2
4.1.3
4.2
Das statische und dynamische Gleichgewicht
Die verschiedenen Formen des Gleichgewichts
Das Standgleichgewicht
Das Balanciergleichgewicht
Das Drehgleichgewicht
Störungen des Gleichgewichts
19
19
20
20
20
21
5.
5.1
5.2
5.3
5.4
5.5
5.6
Körper und Schwung im Gleichgewicht
Der Weg zum Gleichgewicht
Ursachen für Sportverletzungen und Einschränkung der Leistungsfähigkeit
Die Drehung um die Wirbelsäule
Der Einfluss des konditionellen Zustandes der Wirbelsäule auf Drehfähigkeit
Der Einfluss des «X-Faktors» auf die Schlaglänge
Die Bewegung des Kopfes
21
22
24
24
25
26
27
6.
6.1
6.1.1
6.1.2
6.1.3
6.2
6.3
Die Rolle des Sehens
Brille-Kontaktlinsen-Operation?
Brille
Kontaktlinsen
Laseroperation
Winkelfehlsichtigkeit und Golf
Gesichtsfeld/Auge-Hand-Koordination/
Hell-Dunkel-Adaptation/Ältere Spieler
Visual-Centering/Augen-Dominanz/
Hand-Dominanz
Stabiler Kopf
Visual-Training
Augen auf den Ball und den Blick auf das Ziel
10-Punkte Check der visuellen Wahrnehmung für Golfer
Die Sehschärfe
Die Augenfolgebewegung
Die Augensprungbewegungen
Die Augendominanz
Das beidäugige Sehenq
Das Stereosehen
Die periphere Wahrnehmung
Die Auge-Hand-Koordination/Interhemishpärische Integration
Das Distanzgefühl
Die aktuelle Sehhilfe
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27
28
28
29
29
6.4
6.4.1
6.5
6.6.
6.7
6.7.1
6.7.2
6.7.3
6.7.4
6.7.5
6.7.6
6.7.8
6.7.9
6.7.10
6.7.11
–2–
6
6
9
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30
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32
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33
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35
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36
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37
38
Hauptteil
7.
7.1
7.2
7.3
7.3.1
7.3.2
7.3.3
7.3.4
7.3.5
7.3.6
7.3.6
7.4
7.5
7.6
7.6.1
7.7
Mit der Ansprechposition fängt alles an
Ballposition
Abstand zum Ball
Fußstellung und Standbreite
Debbie Steinbach, Venus Golf (1999)
Search of the Perfect Swing
Nagao/Sabada
Bob Toski und Jim Flick
David Leadbetter
Bobby Jones
Jack Nicklaus
Abstand der Arme zum Körper
Körperwinkel
Die Ausrichtung
«The way you set, is what you get»
Einfluss der Schlägerlänge und des Lie auf die Haltung
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40
41
41
41
41
41
42
42
42
44
44
46
8.
8.1.
8.2
8.3
Tempo, Timing und Rhythmus
Tempo
Rhythmus
Phasenverteilung, Bewegungskopplung, Timing
47
47
48
48
9.
9.1
9.2
Der Einfluss der Füße auf die Standfestigkeit
X- und O-Beine
Das Vabene Balance System
49
49
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10.
10.1
10.1.1
10.1.2
10.1.3
10.1.4
10.1.5
10.1.6
10.1.7
10.1.8
10.1.9
10.1.10
10.1.11
10.1.12
10.1.13
10.1.14
10.1.15
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10.1.19
10.1.20
10.1.21
10.1.22
10.1.23
10.1.24
10.1.25
10.2
10.2.1.
10.2.2
10.2.3
Gleichgewichtsanalyse
Erkenntnisse aus der Literatur
Darrin Gee (The Secret of Golf, 2005)
Bobby Jones on Golf (1929)
Sam Snead (The Education of a Golfer, 1962)
Sean Cochran, PGA Tour Golf Fitness Instructor
The Golf Swing: An exploration of balance and skill
Koslow
Sanders und Owens
Koenig
Lange (1993) und Richards (1985)
George Yelvington (1994)
Rick Nielsen (1999)
US Golfer Golf Tipp (Juni 2002)
John Daly
Detroit News Wire Services
Greg Norman (Golf Digest 2001)
«Orthotics Insoles and Golfing Injuries» 2004
Rick Smith
Schwung 2000, «The Hit»
Lehrbrief 4 des DGV
Lehrbrief 2 des DGV
Physics of Golf
Golftechniken: wieso, weshalb, warum?
Robinson (1994)
Letzelter
Stover (1976)
Fußbelastung im Golfschwung
Ist- und Sollwert der Beinarbeit und Fußbelastung im Vergleich
Vergleich der Messergebnisse
Rückschlüsse aus den Ergebnissen
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60
60
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61
61
62
67
11.
11.1
11.2
11.3
Die Geschichte einer Schwungveränderung
Woods und die Gedanken zu seinem Schwung
Woods und sein Technikproblem
Woods will wieder mehr Länge und Genauigkeit mit seinem Driver
68
68
69
70
–3–
11.4
11.4.1
11.4.2
11.4.3
11.4.4
Woods und sein veränderter Schwung
Seine neue Haltung
Der Aufschwung
Die veränderte Beinarbeit
Das Gleichgewicht als Lösung der Suche nach Präzisiom und Konstanz
12.
12.1
12.2
12.3
12.3.1
12.3.2
12.3.3
12.3.4
12.3.5
12.3.6
12.3.7
12.3.8
12.4
12.5
12.5.1
12.5.2
12.6
12.7
12.8
12.9
Das Golftraining unter dem Aspekt des Gleichgewichts
Golf mit allen Sinnen
Das golfspezifische Training
Die Grundhaltung
Korrekte Körperwinkel
Die Kopfstellung
Die Armposition
Die Standbreite
Die Fußstellung
Der Abstand zum Ball
Der Lagewinkel des Schaftes
Die Ball-Lage
Das Standgleichgewicht
Die Translation und Rotation
Die Rotation des Rumpfes
Die Gewichtsverlagerung
Die Bewegungsreihenfolge/ Timing
Die Beinarbeit
Die Belastung der Füße
Die Endstellung
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73
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81
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82
82
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85
86
13.
13.1
13.2
13.2.1
13.3
Der Ebenenverlauf des Schlägers
Die Schaftebene
Bewegungskopplung im Raum in Abhängigkeit zum Körperbau
The «Law-System»
Training der Schlüsselstellungen (Keypositioning)
87
87
90
90
91
14.
14.1
14.2
14.3
Spiel und Training in der Hanglage
Maßnahmen zur Verbesserung des Spiels in der Hanglage
Anpassungen des Set-up in der Hanglage
Techniktraining in der Hanglage
92
93
94
98
15.
15.1
Verbesserung der Wahrnehmung der Gelenke durch Tai Chi
Der Seilsprung
99
100
16
Übungen zur Verbesserung des Gleichgewichts
100
Schlusswort
126
Literaturverzeichnis
128
Eidesstattliche Erklärung
71
71
71
71
72
130
–4–
Vorwort
Alles, was wir in unserem Leben tun, erfordert Balance. Je besser unser Gefühl
für Balance ist, desto leistungsfähiger sind wir – egal ob im täglichen Leben
oder als Hobby- oder Leistungsgolfer. Die Natur stattet uns mit Kraft, Geschick und Balance aus. Selten macht man sich darüber Gedanken, sondern erst
dann, wenn wir diese Fähigkeiten verlieren. Um das zu verhindern, müssen
diese regelmäßig abgerufen, oder, um sie zu verbessern, auf immer höherem
Niveau herausgefordert werden. Mit dem Alterungsprozess verliert der Mensch
– noch befördert durch Inaktivität – an Kraft und Balance. Der zunehmende
Verlust an neuromuskulärer Wahrnehmung, Kraft, Stabilität und Balance führt
zu Stürzen und Verletzungen. Die damit einhergehende Einbusse des Selbstvertrauens reduzieren die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität.
Stabilität und Balance sind für alle Sportler, im Speziellen Hobbygolfer und besonders Leistungsgolfer, von großer Bedeutung. Die Fähigkeit, während einer
Bewegung spontan auf wechselnde Einflüsse von innen oder von außen zu reagieren und während dieser Aktion die Stabilität und Balance zu erhalten, ist
Voraussetzung, um erfolgreich Sport zu treiben.
Viele Menschen realisieren nicht, dass man die Balance durch regelmäßiges
Training mittels einfachen Übungen verbessern und erhalten kann. Zur Ausübung des Golfsports genügen vorerst golfunspezifische Übungen (Anfänger und
Hobbygolfer). Mit zunehmendem Wunsch nach besseren Leistungen muss neben der Optimierung der Golftechnik, der Kraft und der Mobilität auch das
allgemeine Balance-Trainingsprogramm mit anspruchsvolleren und zusätzlichen
golfspezifischen Übungen ergänzt werden. Denn eine gute Balance vor und
während einem Schlag ist eine entscheidende Voraussetzung, um den Anforderungen auf den Golfplatz, gewachsen zu sein. Sowohl beim vollen Schwung
wie auch im Bereich des kurzen Spiels ist die Balance einer ständig wechselnden Anpassung an das Gelände unterworfen.
Diese Arbeit setzt sich mit den verschiedenen Aspekten des Begriffs Gleichgewicht auseinander und sucht Antworten auf Fragen wie: was bedeutet Gleichgewicht, wo wird es gesteuert, wie wird es gesteuert und von was ist es abhängig? Die sich daraus ergebenen Erkenntnisse finden Anwendung im Bereich
des allgemeinen Golftrainings sowie dem golfspezifischen Gleichgewichtstraining.
–5–
1. Gleichgewicht, Körperhaltung
und Bewegung aus neurologischer Sicht
(im Gespräch mit Prof. Dr. K. F. Steinsiepe Neurologe)
Das körperliche Gleichgewicht eines Menschen setzt intakte neuroanatomische Strukturen und funktionierende neurophysiologische Mechanismen (Regelkreise) voraus. Mit
dem Gleichgewicht (englisch: balance) verbunden ist die Körperhaltung. Haltung und
Gleichgewicht werden durch Bewegungen verändert. Im Ablauf und nach Ende einer
Bewegung müssen veränderte Haltungen im Gleichgewicht gehalten werden. Das erfordert eine dauernde Regulation und Koordination.
1.1. Anatomische Grundlagen des Gleichgewichts
(Duu’s Neurologisch-topische Diagnostik, Seiten 185-190 M. Bähr und
M. Frotscher 2003)
Für die Gleichgewichtsregulation stehen drei Systeme zur Verfügung:
• das vestibuläre System
• das propriozeptive System (von Muskeln und Gelenken)
• das optische System.
Das vestibuläre System umfasst das Labyrinth, den vestibulären Anteil des 8. Hirnnervs
sowie die im Hirnstamm gelegenen Vestibulariskerne mit ihren zentralen Verbindungen.
Das Labyrinth liegt im Felsenbein. Es enthält statische und kinetische Rezeptoren.
Rezeptoren sind spezialisierte Sinnesorgane, die Veränderungen im Organismus oder in ihrer Umgebung registrieren und als Impulse weiterleiten. Die Impulse aus dem Labyrinth
bilden den afferenten Schenkel von Reflexbögen, welche die Augen sowie die Nackenund Körpermuskulatur so koordinieren, dass das Gleichgewicht bei jeder Haltung und
Bewegung des Kopfes gewährleistet ist.
Der vestibuläre Teil des 8. Hirnnervs verbindet die Rezeptoren im Labyrinth mit den Vestibulariskernen im Hirnstamm (am Boden des 4. Ventrikels). Einige seiner Fasern ziehen
direkt zu bestimmten Anteilen des Kleinhirns (Vestibulocerebellum). Von hier gelangen
Impulse zurück zu den vestibulären Kernen und zu den Rezeptoren (Haarzellen) im Labyrinth, wo sie regulierend (hemmend) wirken.
Von bestimmten Vestibulariskernen zieht ein wichtiger Faserstrang (Tractus vestibulospinalis lat.) zu den Motoneuronen des Spinalmarks. Dieser Trakt übt einen bahnenden Einfluss
auf Streckreflexe aus und sorgt für einen adäquaten Muskeltonus im ganzen Körper.
Ein anderer Faserstrang zieht zu den Motoneuronen (Vorderhornzellen) von Hals- und
oberem Brustmark. Seine Impulse beeinflussen den Tonus der Nackenmuskulatur entsprechend den verschiedenen Haltungen des Kopfes. Wahrscheinlich sind sie auch an Reflexen
beteiligt, die durch ausgleichende Armbewegungen für die Erhaltung des Gleichgewichts
sorgen.
–6–
Alle Vestibulariskerne stehen durch einen weiteren Faserstrang mit den Augenmuskelkernen in Verbindung.
Die Vestibulariskerne bilden zusammen mit dem Vestibulocerebellum (Pars flocculonodularis des Kleinhirns) einen Komplex, der für die Gleichgewichtserhaltung und für
den allgemeinen Muskeltonus von grösster Bedeutung ist.
Das propriozeptive System (Duu’s Neurologisch-topische Diagnostik, Seiten 208-233:
M. Bähr und M. Frotscher 2003) besteht aus Rezeptoren (siehe Definition oben), die
über die Haltung und Bewegung des Kopfes und der Gliedmassen im Raum, über die
Anspannung von Muskeln und Sehnen, über die Stellung von Gelenken und über den
Kraftaufwand bei Bewegungen informieren. Diese Propriozeptoren stellen nervöse Endorgane afferenter Fasern dar (z.B. Muskelspindeln). Diese Fasern, deren Zellkörper in
den Spinalganglien liegen, leiten Impulse (Informationen) von der Periperie ins zentrale
Nervensystem (Rückenmark, Hirnstamm, Thalamus, sensorischer Cortex).
Bild 1 Propriozeptive Nervensystem
Baehr, M., Frotscher, M. Duu's Neurologisch-topische
Diagnostik S. 208
Das optische System setzt sich zusammen aus
der Sehbahn (Retina, Sehnerv, Sehstrahlung), aus
den Kernen der Augenmuskelnerven und aus den
zentralen Fasern und Schaltstellen für die okulomotorischen Abläufe (pontines Blickzentrum und
Fasciculus longitudinalis med.), in die Impulse
von den Vestibulariskernen, vom Halsmark (Halsund Nackenmuskulatur) sowie von der Hirnrinde
und den Basalganglien einfliessen.
Bild 2 Struktur des Auges
Der Gesundheits Brock Haus S. 281, Deutschland, 2001
Die Bedeutung des Kleinhirns wurde schon erwähnt. Es ist das zentrale Organ für die Feinabstimmung der Motorik. Es verarbeitet Informationen
verschiedener Sinneskanäle – vor allem des vestibulären und des propriozeptiven Systems – mit motorischen Impulsen und moduliert die Aktivität motorischer Kerngebiete in Gehirn und Rückenmark.
Nach funktionellen und entwicklungsgeschichtlichen Gesichtspunkten gliedert man das
Kleinhirn in:
• das Vestibulocerebellum, den ältesten Abschnitt (Urkleinhirn). Es bekommt vorwiegend aus dem Vestibularorgan Afferenzen, die über die Stellung des Kopfes im Raum und
–7–
über die Kopfbewegungen orientieren. Durch seine Efferenzen kann das Vestibulocerebellum die okuläre und die spinale Motorik synergistisch so beeinflussen, dass bei jeder
Haltung und bei jeder Bewegung das Gleichgewicht erhalten bleibt.
• das Spinocerebellum. Es verarbeitet vor allem propriozeptive Impulse aus dem
Rückenmark, kontrolliert den Muskeltonus und sorgt für ein reibungsloses Zusammenspiel antagonistischer Muskelgruppen beim Stehen und Gehen. Es beeinflusst mit seinen
Efferenzen die Aktivität von Muskeln, die der Schwerkraft entgegenwirken und es kontrolliert bewegungsinduzierte Kräfte wie Trägheit oder Fliehkraft.
• das Cerebrocerebellum. Es ist der entwicklungsgeschichtlich jüngste und grösste Teil
des Kleinhirns (Neukleinhirn; Kleinhirnhemisphären) und steht in enger Verbindung zur
Grosshirnrinde. Von jeder in der Grosshirnrinde geplanten Willkürbewegung erhält es
im Voraus Meldung und kann (über die dentato-thalamo-kortikale Bahn) modifizierend
und korrigierend auf alle motorischen Bewegungsimpulse einwirken. Durch seine komplexe Verschaltung gewährleistet das Cerebrocerebellum einen glatten und präzisen Ablauf aller Zielbewegungen. Zeitgleich erhält es fortlaufend Meldungen über die motorischen Aktivitäten in der Peripherie. Auf diese Weise kann es aus Fehlern im Ablauf der
Willkürbewegungen lernen und Korrekturen vornehmen, bis alle Bewegungen reibungslos und zielsicher ablaufen (Duu’s Neurologisch-topische Diagnostik, Seiten, 240-258:
M. Bähr und M. Frotscher 2003).
Bild 3
Baehr, M., Frotscher, M. Duu's Neurologisch-topische
Diagnostik S. 240
Bei der Einleitung von Willkürbewegungen und
zu deren Erleichterung spielen die Basalganglien
eine wichtige Rolle. Sie unterstützen ausserdem
die Haltungskontrolle und die Gewichtsverlagerung zwischen den Füssen.
Alle für die Orientierung wichtigen Sinne (v.a.
vestibuläre, taktile und propriozeptive, auch visuelle) projizieren zum Kleinhirn. Es erhält somit
Meldungen aus sehr weiten Bereichen des Nervensystems und ist durch die Kleinhirnkerne im
Nebenschluss mit allen motorischen Systemen
verbunden. Dadurch wird das Kleinhirn ein Koordinationszentrum, das durch Regelkreise und komplizierte Rückkopplungsmechanismen der Gleichgewichtserhaltung und der Kontrolle des Muskeltonus dient sowie für
eine präzise und zeitgerechte Ausführung aller zielmotorischen Aktivitäten sorgt. Obwohl das Kleinhirn für die allermeisten kognitiven Vorgänge unwesentlich ist, besitzt es
für motorisches Lernen und motorisches Gedächtnis eine herausragende Bedeutung.
Kleinhirnläsionen führen dabei nicht zu motorischen Lähmungen.
–8–
1.2 Physiologische Grundlagen
(Neurophysiolgy of Postural Mechanisms Seiten 9-17, 196-198, 275-286, 376-378:
T. Roberts 1978. Movement )
Damit ein Körper, dessen Schwergewicht oberhalb seiner Auflageebene liegt, sein
Gleichgewicht halten kann, muss die Senkrechte seines Schwerpunktes innerhalb seiner
Auflagefläche fallen. Ein Tier oder ein Mensch muss also ständig seinen Schwerpunkt im
Verhältnis zu seinen Füßen korrigieren bzw. ihn innerhalb seiner Füße halten.
Bild 4 Haltung über den Schwerpunkt.
Goetz- Neumann, Kirsten. Gehen verstehen - Ganganalyse
in der Physiotherapie.
Werden die Zehen eines Fußes gegen eine Unterlage gedrückt,
hat das ausgedehnte Reaktionen in den Muskeln nicht nur dieses
Beines, sondern aller Glieder sowie des Nackens und des
Rumpfes zur Folge. Dasselbe gilt für die Propriozeptoren in Gelenken; sie beeinflussen die Muskelaktivität benachbarter und anderer Gelenke. Diese Gruppe von reflektorischen Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Körperteilen umfasst die sog.
Nackenreflexe, mit denen die Stützfunktion der Glieder durch die
Haltung von Kopf und Nacken beeinflusst wird. Diese Stützfunktion ist gegen die Schwerkraft gerichtet; man spricht von «AntiSchwerkraft-Muskeln», also von Streckmuskeln in den Gliedmaßen, im Rumpf und im Nacken, die aktiviert werden, damit
man nicht umfällt bzw. einsinkt. Sie sind die Wirkungs- oder Erfolgsorgane bei allen Gleichgewichtsreflexen. So bewirkt eine Rückneigung des Nackens
reflektorisch eine Streckung der Vorderbeine und eine Beugung der Hinterbeine. Die
Wechselwirkung zwischen Nackenreflexen und Labyrinthreflexen richtet die Gliedmaßen
so aus, dass der Rumpf möglichst gerade (aufrecht) bleibt (Gehen vertehen, Ganganalyse in
Physiotherapie, Kirsten Götz-Neumann, Standstabilität 2003, S. 27 – S. 29).
Neben den Nackenreflexen gibt es auch sog. Aufrichtereflexe, die dafür sorgen, dass ein
Tier sich nach einem Sturz oder aus dem Liegen möglichst rasch in seine gewohnte Stellung aufrichtet, die ihm u.a. eine Verteidigung erlaubt (so richtet sich Hornvieh, das mit
gesenktem Kopf kämpft, zuerst mit den Hinterbeinen auf, während Pferde sich zuerst
mit den Vorderbeinen ausrichten, um mit diesen wehren zu können).
Ein Bewegungsablauf setzt sich aus einer zielgerichteten und einer haltungsorientierten
Komponente zusammen; letztere unterstützt die stabile Körperhaltung und bewahrt das
Gleichgewicht, damit wir z.B. nach dem Werfen eines Balles nicht umfallen. Der
Schwerpunkt wird, wie schon erwähnt, innerhalb des Fußstandes gehalten und die vertikale Rumpfachse wird unabhängig von der Position der Beine reguliert. Die Teile oder
Regionen eines Körpers können unterschiedliche Positionen einnehmen, solange der
Schwerpunkt innerhalb des Fußbereiches bleibt. Dazu liefern eine Reihe von Rezeptoren (visuelle, labyrinthäre, propriozeptive, Hautrezeptoren) die Informationen, die zur
Regulation benötigt werden (Posture and Equilibrium Seiten 35-56: J. Massion 1992).
–9–
U.a. sorgt dieses System dafür, dass schon vor einer intendierten Bewegung die daraus resultierende Veränderung von Gleichgewicht und Haltung kompensiert wird. So bewegt
sich beispielsweise der Rumpf bereits nach vorn, bevor man einen Arm anhebt, weil das
den Schwerpunkt nach hinten verlagert. Diese antizipatorische Veränderung der Körperhaltung sorgt für ein konstantes Verhältnis des Schwerpunktes zum Boden.
Bild 5 Haltung im Gleichgewicht in der Gewichtsverlagerung.
Goetz- Neumann, Kirsten. Gehen verstehen - Ganganalyse in der Physiotherapie S. 27.
Bei einer Bewegung wird das Gleichgewicht dadurch aufrecht
erhalten, dass Körperteile und -regionen verlagert werden. Das
bedingt eine Koordination zwischen Gleichgewichts- und Haltungskontrolle. Die im ersten Abschnitt beschriebenen Teile des
zentralen Nervensystems sorgen dafür, dass bei einem motorischen Ablauf die Bewegung mit der Haltung auch einzelner
Körperteile und mit dem Gleichgewicht koordiniert wird, und
dass sie unter Wahrung des Schwerpunktes abläuft (Ganganalyse,
Norm und Pathologie, Jacquelin Perry, 2003 S. 15).
2. Die Körperhaltung
(In Zusammenarbeit mit Eliane Eicher)
Die Körperhaltung ist jene motorische Funktion des Zentralnervensystems, die der
Schwerkraft entgegenwirkt und dadurch ein Fallen des Körpers verhindert. Die Körperhaltung beruht auf einer dauernden, überwiegend isometrischen Kontraktion der Haltemuskulatur. Haltung und Bewegung sind keine Gegensätze sondern immer koordinierte
Vorgänge (Sportwissenschaftl. Lexikon, 6.Aufl. S.195).
Die Haltung dient der Vorbereitung und der Stütze der Bewegung. Die
Haltung wird durch die Stützmotorik gesteuert, geht der zielgerichteten
Bewegung voraus, bereitet sie vor und kontrolliert sie. Die Bewegung wird
durch die Zielmotorik kontrolliert. Die gezielte Bewegung wird als psychophysischer Vorgang betrachtet. Dieser unterliegt zentralen kortikalen
und subkortikalen Einflüssen.
Bild 6
Hanatsch (1976, S.169) bringt den Zusammenhang von Haltung und Bewegung so zum
Ausdruck: «Die Haltung muss selbst beweglich werden, um die fortschreitende Bewegung
in jedem Augenblick halten zu können.»
Haltung und Bewegung stehen somit in ständigem Gleichgewicht zueinander.
– 10 –
2.1 Die Korrektur von Haltungsfehlern
Haltungsfehler entstehen durch Haltungsschwäche, die durch Muskelschwächen hervorgerufen werden. Das Haltungsgefühl geht verloren, Haltung und Bewegung befinden
sich somit in einem Ungleichgewicht. Damit das Gleichgewicht wieder hergestellt werden kann, muss man sich der richtigen Haltung bewusst werden. Oft geht es nicht mit
eigener Hilfe, da durch muskuläre Dysbalancen und Haltungsfehler das Gefühl für die
richtige Haltung verloren gegangen ist. Spezialisten wie Physiotherapeuten oder Trainer
für Pilates, Feldenkrais oder Yoga können helfen. Eine gute Kombination ist unter anderem die Zusammenarbeit mit einem orthopädischen Team (Schuhe, Einlagen), einem
Physioteam (Muskelaufbau, Schmerzlinderung, Mobilität). Auch Gyrotonic (Anwendung
der Spiraldynamik/ Koordination, Mobilität, Haltung) gehört in diesen Zusammenhang.
Im White-Cloud-Training dreht sich fast alles um die Wirbelsäule – und das auch im
wörtlichen Sinn. Mit dreidimensionalen Bewegungen stossen die Trainierenden zu Muskeln, Sehnen, Bändern und Gelenken vor, die sie möglicherweise schon lange nicht
mehr gründlich bewegt haben. Denn oft sind es ja Blockierungen, die Beschwerden verursachen. Diese wieder zu mobilisieren und den Energiefluss freizusetzen, verschafft Erleichterung. Durch das Training werden Bewegungs- und Haltungsmuster bewusst, die
sich negativ auf das Wohlbefinden auswirken.
Eliane Eicher (www.white-cloud.ch) wendet das Wissen der Spiraldynamik in Kombination mit Gyrotonic®-Expansion-Geräten an. Sie definiert das Gleichgewicht als ausgeglichenen Zustand eines Körpers oder eines Systems ohne Schwankungen. Alle Körperteile
sind nahe dem Lot, es wirken keine nennenswerten Hebelkräfte. Die Spannungen zwischen vorne-hinten und oben-unten ist ausgeglichen. Der Körper befindet sich zum Beispiel beim Gehen oder auch im Stehen in einem ökonomischen Gleichgewicht. Das ist
nur dann gegeben, wenn zwischen der Ausrichtung der Körpersegmente und der Muskelaktivität eine funktionelle Balance besteht. Während des ruhigen Standes verläuft der
vom Zentrum des Kopfes (Gehörgang) ausgehende Körpervektor etwa 1 cm vor dem 4.
Lendenwirbelkörper, knapp hinter dem Hüftgelenk und vorne am Kniegelenk vorbei
und mündet ca. 1,5-5cm vor dem Sprunggelenk in den Fuß.
Bild 7
Optimale Körperhaltung
Beispiel:
Stehen Sie mit den Beinen und Füssen parallel, verlagern Sie nun das
Gleichgewicht seitlich vom rechten Fuß auf den linken Fuß und nach
vorne auf den Fußballen und zurück auf die Fersen. Pendeln Sie zwischen allen Richtungen hin und her. Nun lassen Sie die Schwingungen langsam ausklingen. Nehmen Sie wahr, wo sich Ihre Mitte befindet. Stehen Sie zentriert?
Eliane Eicher wendet Erkenntnisse aus der Spiraldynamik an, welche
die menschliche Anatomie als dreidimensionales Ganzes begreift.
– 11 –
Daraus versucht sie einfache Bewegungskonzepte zu erarbeiten, die den Menschen langfristig vor Beschwerden und Abnützungserscheinungen schützen.
(www.spiraldynamik.com)
2.2 Die Rolle des Beckens
Das Becken ist das Zentrum der Stabilität und der Ursprung der Bewegung beim Gehen,
Tanzen, Golfspiel usw. Das Becken nimmt das Gewicht des Oberkörpers auf und verteilt
es an die unteren Extremität weiter. Umgekehrt absorbiert es Stöße aus den unteren Extremität und bildet somit das Zentrum der Kraft und das Fundament des Stammes. Ähnlich einer Schale ist es horizontal gerichtet. Die Wirbelsäule wird dabei verlängert.
Bild 8 Optimale Gelenkstellung zur geraden Haltung
Lehrbuch zum Neuen Denkmodell der Physiotherapie, Band 1: Bewegungssystem,
Ulrich Betz/ Christian Heel, Herg. Antje Hüter-Becker, 2002 Thieme Verlag,
ISBN 3-13-130141-4, S.60.
Die meisten Muskeln im Bereich des Bauches und des Rückens sind
separat angelegt und haben keine Verbindung zueinander. Eine Ausnahme bildet der M.iliopsoas. Er verbindet den unteren Rücken mit
der Innenseite der Oberschenkel und schafft so eine wichtige Verbindung von Bauch- und Rückenmuskulatur. Der M.iliopsoas besteht
aus zwei Teilen: M.iliacus (Ansatz der Beckenschaufel) und dem
M.psoas (Ansatz gesamte Lendenwirbelsäule). Diese beiden Muskelstränge verbinden sich und ziehen sich zur Innenseite des Oberschenkels zusammen
Bild 9 Beckenstellung
Lehrbuch zum Neuen Denkmodell der Physiotherapie, Band 1: Bewegungssystem, Ulrich Betz/ Christian Heil, Herg. Antje Hüter-Becker,
2002 Thieme Verlag, ISBN 3-13-130141-4, S.68.
Der Muskel verbindet die Beine mit dem Becken und der Wirbelsäule, er:
- initiiert die Hüftbeugung
- ermöglicht schrittweise das Abrollen der Wirbelsäule und verhindert Rückenschmerzen
- beeinflusst die Atmung
- hat eine Verbindung zu den Bandscheiben, dem Zwerchfell und den Nieren
Um das Becken aufzurichten, ist ein muskuläres Gleichgewicht zwischen den ventralen
und dorsalen Muskelanteilen gefordert. Das geschieht über die Impulsmuskeln des
Beckenbodens. Mit seiner Aktivität leitet der Beckenboden die Einrollbewegung des
Beckens ein und setz die Lendenwirbelsäule unter Zug, die Bauchmuskeln hingegen
werden tonisiert.
– 12 –
Bild 10 Muskulatur am Becken
Lehrbuch zum Neuen Denkmodell der Physiotherapie, Band 1: Bewegungssystem, Ulrich Betz/ Christian Heel, Hersg. Antje Hüter-Becker,
2002 Thieme Verlag, ISBN 3-13-130141-4, S.68.
Der Beckenboden wird durch mehrere Muskelschichten gebildet
und ist vor allem wichtig für:
- Ausrichtung des Beckens
- Leichtigkeit der Bewegung der Hüfte
- Balance der gesamten Wirbelsäule
Die tiefe Stütze des Beckenbodens erlaubt:
- Eine aufrechte Haltung
- Verlängerung und Aufrichtung der Wirbelsäule
- Freien und offen Schultergürtel
- Freien Nacken und freien Kopf
2.3 Funktion und Rolle der Wirbelsäule
Sie vermittelt Mobilität durch die Wirbelgelenke und Stabilität durch die Säule der Wirbelkörper. Durch den gestreckt-geschwungenen Verlauf der Wirbelsäule werden die
Wirbelkörper axial belastet und tragen so zur knöchernen Stabilität bei. Die Entlastung
der Wirbelgelenke gewährt allen Wirbelgelenken ihre Bewegungsfreiheit. Die Mobilität
nimmt nach oben zu, die Wirbel sind feiner gebaut; nach unten nimmt die Knochenmasse der einzelnen Wirbel zu. Belastbarkeit und Stabilität sind erhöht. Das bedeutet für
den Golfer, dass er die Rotation in der Brustwirbelsäule und die Stabilität in der Lendenwirbelsäule sucht. Die Wirbelsäule spielt nicht nur eine Rolle als Teil des Bewegungsapparates, sondern in ihr findet auch die Blutbildung im Knochenmark statt. Die feine Verästelung des ganzen Nervensystems und der Energiefluss der Meridiane verlaufen in der
Wirbelsäule und über sie.
2.4 Funktion und Rolle des Rumpfes
Es liegt also bereits auf der Hand, dass die Funktion der Wirbelsäule nicht isoliert betrachtet werden kann. Sie ist Bestandteil des gesamten Rumpfes. Denn die Wirbelsäule
reagiert lediglich auf die Bewegungsrichtung der beiden Pole Kopf und Becken.
– 13 –
Bild 11 Muskulatur Becken vorne und hinten
Lehrbuch zum Neuen Denkmodell der Physiotherapie, Band 1: Bewegungssystem, Ulrich Betz/ Christian Heel, Hersg. Antje Hüter-Becker,
2002 Thieme Verlag, ISBN 3-13-130141-4, S.68.
Becken und Kopf begrenzen ähnlich zweier Kugeln den
Stamm. Die Aufgabe des Beckens liegt in der gegensinnigen
Orientierung zum Kopf. Das Becken dreht nach unten, der
Kopf nach oben. Unter Zug bildet die Wirbelsäule die stabile Achse. Die in Abbildung 5 eingezeichnete Einrollbewegung des Beckens um die transversale Achse nach hinten-unten verlängert den unteren
Rücken. Die Lendenwirbelsäule wird delordisiert. Im Zusammenspiel mit der spiegelsymmetrischen Gegenbewegung des Kopfes nach hinten-oben wird die gesamte Wirbelsäule gestreckt (Autoelongation). Verkürzte Strukturen werden dadurch gedehnt, überdehnte wieder tonisiert. Ein runder Rücken verhindert zum Beispiel eine effiziente
Kraftübertragung. Ist die Extension der Brustwirbelsäule eingeschränkt, so ist es unmöglich, für anspruchsvolle Aktivitäten – wie beispielsweise beim Golfspiel – eine optimale
Körperspannung zu erzielen. Der Brustkorb integriert sich in die Bewegung von Kopf
und Becken. Die unteren Rippen folgen dem Becken, die oberen dem Kopf. Das dreidimensionale Drehverhalten von Becken und Kopf führt zur spiraligen Verschraubung des
Stammes. Dieser wiederum ruht als zentrale Bewegungseinheit in sich selbst und befindet
sich in einem Gleichgewichtszustand zwischen hinten und vorne, links und rechts, oben
und unten (vergl. Rotationsrichtung von Becken und Kopf wie auch die Richtung der
Wirbel in Abbildung 8)
Bild 12 Zugsystem des Gesamtkörpers
Illustration aus «La coordination motrice» Aspect mechanique de l´organisation psycho-motrice de l’homme, S.Piret-M.M. Beziers, PeetersLouvain Paris, 1971, S. 55.
Beim Gehen und Laufen drehen die Rippen gegensinnig, die
unteren folgen dem Becken, die oberen dem Gegensteuer des
Kopfes. Unter dem Zug der Wirbelsäule werden alle Segmente aktiviert. Die Wirbelsäule als Ganzes besitzt eine dreidimensionale Beweglichkeit mit erstaunlichem Ausmaß: gut
90 Grad nach rechts und links, knapp 90 Grad Seiteneigung
beidseitig und weit über 90 Grad für Vor- und Rückbeugung.
Das ermöglicht dem Stamm eine Mobilität von ca. 180 Grad
in allen drei Körperebenen (Lenden-, Brust- und Halswirbelsäule). Beim Gehen verschraubt sich die Wirbelsäule alternierend nach links und nach rechts. Durch einen verkürzten Nacken oder ein nach vorne gekipptes Becken wird sie jedoch um ihre eigentlich
richtige Position gebracht und verliert an Stabilität. Zudem wird das Drehvermögen der
Brustwirbelsäule eingeschränkt. Die fehlende Rotation wird oft durch die Lendenwirbelsäule kompensiert, die gelenkanatomisch dafür nicht geeignet ist. Eine maximale Aufrichtung der Wirbelsäule heißt die Distanz zwischen den beiden Polen Kopf und Becken zu
vergrößern. Dadurch wird eine gleichmäßige Druckbelastung auf die Wirbelgelenke und
Bandscheiben erzielt sowie die Gefahr einer einseitigen Abnützung reduziert.
– 14 –
Entscheidend für eine optimale Bewegungsausführung ist, die richtigen Muskeln anzuspannen. Aber oft liegt der bessere Weg im Loslassen erhöhter Spannung. Die Suche
nach der Leichtigkeit im Körper ist das Ziel; ein Gefühl, als ob der Kopf aus den Schultern davonschweben würde.
Bild 13
Ballonbilder von Eric Franklin
Der Mensch sollte nicht nur auf Muskeln,
Knochen, Bänder und Sehnen reduziertes
Wesen, sondern als einzigartiges Bewegungsinstrument erlebt werden.
3. Gleichgewicht unter golfspezifischen Aspekten
Als physikalische Größe ist Gleichgewicht der Zustand eines Systems, in dem sich zum
Beispiel Kräfte, Drehmomente oder ablaufende Reaktionen gegenseitig kompensieren
(Sportwissenschaftliches Lexikon Peter Röthig 6. völlig überarbeitete Ausgabe von 1992
S. 183). Auf den Menschen bezogen, ist er im Gleichgewicht, wenn er seinen Körper
durch Ausgleichsbewegungen in einer Gleichgewichtslage belassen kann. Im Golf spielt
das Gleichgewicht eine besondere Rolle. Neben den vom Körper erzeugten Kräften
muss der Spieler auch die vom Schläger erzeugten Kräfte ausgleichen. Ständig wechselnder Untergrund (Gras, Sand, Waldboden etc.) sowie unterschiedliche Bodenverhältnisse
(Hanglagen) und verschiedene Schläge mit kleineren und größeren Bewegungsamplituden und Beschleunigungen erfordern eine ständige Anpassung des Gleichgewichts. Beim
Golfspiel muss die ständige systematische Verlagerung der Körpersegmente mit den einzelnen Teilkörperschwerpunkten über der Stützfläche der Füße kompensiert werden.
Dabei wirken nicht nur Kräfte von innen, sondern auch von außen auf den Körper. Um
das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten, ist das Zusammenspiel aller Sinne notwendig.
3.1 Die Rezeptoren
Flug in das Gleichgewicht/ Vortrag von Jean Michel Bataillon Januar 2003 über das
Trampolinspringen in Magglingen/ Skript (Abschnitt: Zusammenspiel der Rezeptoren)
Entscheidend für die Lagebestimmung des Körpers im Raum sind Rezeptoren am
Nacken, am Rumpf und den Gliedmaßen. Reflexe des Körpers ermöglichen es, Rotationsbeschleunigungen aufzufangen. Rezeptoren im Nacken und den Oberschenkeln versetzen den Kopf in einen 90 Grad Winkel zu seiner Stützfläche. Ist der Kopf nicht in seiner normalen Position, gleichen die Augen die Stellung des Kopfes aus. Verändern sich
die Winkel der Wirbelkörper an der Halswirbelsäule, beispielsweise durch Rotationsbewegung, reagieren die Muskeln am Rumpf, den Oberschenkeln und den Augen. Die
Dorsiflexion des Nackens streckt den vorderen Teil des Oberschenkels und beugt die
rückwärtige Oberschenkelmuskulatur. Die Lateralflexion zu einer oder der anderen Seite
– 15 –
verursacht eine Streckung auf der entsprechenden Gegenseite. Torsion in der Halswirbelsäule verursacht Kräfte in Rumpf und Gliedmaßen. Sind diese zu groß, reagieren die
Schultern meistens so, dass sie durch Ausgleichsbewegungen versuchen, die Spannung im
Hals zu lockern. Speziell bei Anfängern und älteren Golfspielern sieht man während der
Rotationsbewegung sowohl angezogene Arme als auch gestreckte Beine. Diese Ausgleichbewegungen sind eher reaktiv und dienen dazu, den durch die Torsionsbewegung auftretende Kräfte nachzugeben. Anfängern fällt es oft schwer, den Blick auf den Ball gerichtet
zu lassen, da ihnen die veränderte Kopfstellung zum Rumpf eine Fehlstellung meldet. Die
Augen bewegen sich während der Rotationsbewegung dabei oft hin und her.
Dazu gehören die Muskelspindeln und Sehnenorgane zur Kontrolle von Muskellänge
und Spannung und die Rezeptoren der Fußsohle zur Überwachung der dortigen
Druckverhältnisse. Das optische System sammelt Informationen über die Lage im Raum.
Anfänger haben mit der veränderten Lageorientierung und Körperspannung sichtlich
Probleme. Dabei arbeiten sie in erster Linie stark mit dem visuellen und taktilen Analysator. Sie suchen ihre Position im Raum und versuchen dabei, die Stellung ihrer Gliedmaßen und des Körpers zu erfassen. Der Könner hingegen orientiert sich im Raum mit
dem vestibulären und kinästhetischen Sinn. Visuell genügt ihm der Fixpunkt Ball. Seine
Konzentration ist auf die wesentlichen Punkte wie Körperspannung, Lageorientierung
und Fixpunkt Ball gerichtet.
Bild 13 Michelle Wie.
Bild 14 Tiger Woods.
3.2 Vestibulärer Analysator
Das Gleichgewichtsorgan (Vestibulärapparat/Hollmann S. 547) befindet sich im Innenohr.
Es besteht aus den Makula- und den Bogengangorganen. Die Makulaorgane reagieren auf
Linearbeschleunigungen, die Bogengangsorgane auf Rotationsbeschleunigungen. Das Vestibulärorgan ist ein System von mit Flüssigkeit gefüllter Säckchen und Röhrchen, deren
Rezeptoren auf unterschiedliche Reize ansprechen und die Informationen an die entsprechenden Hirnareale weiterleiten. Feinste Härchen in den Statolithenorganen registrieren
lineare Beschleunigungen des Kopfes, die Härchen der drei Bogengänge reagieren hingegen auf Winkelbeschleunigungen (Drehung, Neigung). Die betreffenden Hirnareale
verarbeiten diese Informationen des Vestibulärorgans zusammen mit den visuellen und
taktilen Informationen zu einem Gesamteindruck und lösen über das Rückenmark
Kontraktionen der Skelettmuskulatur zur Erhaltung des Gleichgewichts aus.
– 16 –
Bild 15 Vesitbulär System S. 291 Gleichgewichtsorgan, der Gesundheits Brockhaus Kursbuch Mensch 2001.
Beispiel:
Die Stellung des Kopfes spielt dabei eine
entscheidende Rolle. Die Augenlinie,
welche sich auf gleicher Höhe mit den
Ohren befindet, sollte parallel zur Schulterlinie ausgerichtet sein. Fehlstellungen
des Kopfes bewirken negative Auswirkungen auf das Gleichgewicht und die Orientierung im Raum.
3.3 Visueller Analysator
Visuelle Informationen über die Umgebung und die Bewegungen von Gegenständen
bieten Orientierungspunkte und ermöglichen es, die Orientierung im Raum zu organisieren. Die Distanzrezeptoren der Augen rufen motorische Reaktionen hervor, welche
Reflexe oder Bewegungen zur Gleichgewichtserhaltung auslösen.
Bild 16 Visueller Analysator S. 281, der Gesundheits
Brockhaus Kursbuch Mensch 2001.
Beispiel:
Verändert der Spieler den Abstand im Verlauf des
Rück- und Aufschwunges oder am höchsten Punkt
des Aufschwunges vom Ball weg oder zum Ball hin,
oder bewegt sich der Kopf nach rechts zu weit weg
vom Ball, so gleicht der Spieler die Differenz reflektorisch wieder aus (S. 552 Wahrnehmungskonflikt,
intersensorischer /de Marées).
3.4 Kinästhetischer Analysator
In Muskeln, Sehnen und Gelenken liegen die Propriozeptoren. Diese spielen zur Erhaltung des Körpergleichgewichts eine wichtige Rolle, indem
sie Umfang und Geschwindigkeit von Gelenkbewegungen
registrieren. Bei Gleichgewichtsstörungen von außen oder
innen reagieren sie eigenreflektorisch (Rückenmark) wie
auch mit reflektorischen Signalen über die Hirnareale. Das
sich aus diesen Maßnahmen ergebene Gefühl wird als Körpergefühl bezeichnet und ist ein Indikator der intra- und intermuskulären Koordination (S. 251 Koordinationsstörung,
sensomotorische/ Kiphard).
Bild 17 Gelenkdarstellung S. 547, der Gesundheits Brockhaus
Kursbuch Mensch 2001.
– 17 –
Beispiel:
Bei einer Drehung von 90 Grad entstehen Druck- und Scherkräfte. Durch zahlreiche
Wiederholungen kann der Spieler später abschätzen, wie viel Grad er gerade dreht oder
gedreht hat. Die Aufschwunghöhe der Arme und die Stellung der Handgelenke werden
durch Rezeptoren gemessen und die Informationen an das Gehirn weitergegeben. Je
nach beabsichtigtem Schlag (z.B. Pitch) wird der Rückschwung abgebrochen oder weitergeführt. Da sich der Körper beispielsweise in der Hanglage in einem besonders labilen
Gleichgewicht befindet, werden alle Informationen über Umfang und Stärke des
Schwunges gesammelt und der Gleichgewichtsregulierung untergeordnet.
3.5 Taktiler Analysator
Über die Haut nehmen wir die Berührung des Golfschlägers und mit den Füßen die
Druckverhältnisse im Schuh und auf dem Boden wahr. Mechanorezeptoren der Haut geben uns Auskunft über Eindrucktiefen, Erschütterungen und Oberflächenbeschaffenheit.
Anfänger, Fortgeschrittene oder auch Könner sind zum Teil den vielen Anforderungen
auf dem Golfplatz nicht immer hinreichend gewachsen. Verschiedene Lagen, Bodenverhältnisse und variierende Schläge erfordern eine ständige Anpassung des Gleichgewichts.
Beim Putten oder dem Chip sind die Anforderungen an das Gleichgewicht anders als bei
einem Pitch. Der Schlag aus dem Bunker findet auf anderen Bodenverhältnissen statt.
Der Schlag aus der Hanglage ist anders als der Schlag auf der Ebene. Während eines
Drives treten höhere Schwungkräfte auf als bei einem Eisen 7. So zeigen sich in bestimmten Spielsituationen und bei verschiedenen Schlägen Stärken und Schwächen des
Spielers. Diese zu erkennen, ist Aufgabe des Trainers. Er bestimmt aus seiner Fachkompetenz heraus die erforderlichen Ziele, welche der Spieler erreichen soll. So kann der
Spieler in folgenden Bereichen Probleme haben:
- Geringe Sensibilität bezüglich Körperhaltung und Standposition
- Geringe Wahrnehmung seines Gleichgewichtsverhaltens während des
Schwunges
- Probleme mit der Gewichtsverlagerung (zu früh, zu spät, stockend)
- Fehlende Stabilität in Bezug auf Rumpf- und Beinmuskulatur
- Mangelnde Beweglichkeit
- Kraftdefizite in bestimmten Schwungabschnitten
Spieler wie Tiger Woods stehen im Gleichgewicht zwischen Können und Anspruch. Für
sie ist das Gleichgewicht ein Synonym für die Ausgewogenheit zwischen Aufwand und
Ertrag, zwischen Kondition und Koordination, zwischen Innensicht und Außensicht,
zwischen motorischem Können und taktischer Cleverness. Das Gleichgewichtstraining
sollte im Golf eine zentrale Rolle spielen. Im Anfängertraining muss das Gleichgewicht
unter dem Aspekt der zukünftigen Anforderungen erworben und gefestigt werden. Fortgeschrittene sollten das Erlernte anwenden und variieren; der Könner sollte es variabel
anwenden. Ziel des Trainings ist es, den Ansprüchen auf dem Golfplatz gerecht zu werden und Bewegungsvariationen rhythmisch und getimt auszuführen. Die Bewertung des
Trainingserfolges bestimmt sich durch die Güte der Gesamtleistung. Folgende Kriterien
sollen erfüllt werden:
– 18 –
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Verbesserung der Bewegung
Konstanter Schwungrhythmus
Steigerung der Spielqualität
Verbesserung der Schlagweite
Erhöhung der Schlagkonstanz
Handicap-Verbesserung
Die Schulung der Gleichgewichtsfähigkeit benötigt eine klar gegliederte Trainingsstruktur. Ziel des Trainings ist es, gezielt auf die Anforderungen des Golfspiels einzugehen.
Je häufiger und präziser ein definiertes Bewegungsmuster wiederholt wird, umso exakter
wird dieses bezüglich Rhythmus und muskulärer Aktion abgespeichert. Das Gleichgewichtstraining muss in verschiedene Teilbereiche aufgeteilt werden, da auch das Gleichgewicht verschiedene Ausprägungen aufweist.
4. Das statische und dynamische
Gleichgewicht (Auszüge aus: die vielen Gesichter des GleichgewichtsVortrag von Veronique Keim / Januar 2003 Magglingen
Das Gleichgewicht hat viele Gesichter, und so scheint die Einteilung in statisches und
dynamisches Gleichgewicht den Eindruck zu vermitteln, als könne ein statisches Gleichgewicht ohne Bewegung möglich sein. Das Halten und Wiederherstellen des Gleichgewichts erfordert jedoch permanente Anpassungen und sollte nicht mit einem dualen
Modell erklärt werden.
Während des Golfschwunges befindet sich der Körper in einem ständigen Ungleichgewicht, bei dem sich die Lage des Körperschwerpunktes über der Stützfläche fortwährend
verlagert. Den Ablauf des Golfschwunges kann man als Reihenbild in aufeinander folgende Haltungen gliedern, die von einem Gleichgewichtszustand in einen nächsten
führen. Diese Bewegungskette funktioniert dank einer Strategie von Reflexen und Antizipation, gesteuert vom zentralen Nervensystem.
4.1 Die verschiedenen Formen des Gleichgewichts
Durch die sich ständig wechselnden Anforderungen im Gelände, muss sich ein Golfer
auch fortwährend dem Untergrund anpassen (Standgleichgewicht). Da er sich stehend im
Raum bewegt, ist er gezwungen, seine Bewegung laufend auszubalancieren (Balanciergleichgewicht). Und da er sich dabei auch noch im Raum dreht, muss er versuchen, sein
Gleichgewicht nach Drehbewegungen um Längs-, Breiten- und Tiefenachse zu halten
und wieder herzustellen (Drehgleichgewicht). Im Golfschwung treten die verschiedenen
Formen des Gleichgewichts nie isoliert auf. Sie werden je nach Bewegungsform kombiniert. Die Sinne, die uns mit Informationen versorgen, arbeiten im ständigen Wechsel eng
zusammen. Wann welcher Sinn stärker oder weniger stark dominiert, hängt von der Art
der Bewegung, dem Alter und der Erfahrung sowie dem körperlichen und mentalen Zustand der Person im Moment der Ablaufs ab (Hitz P., Hotz Arturo, Ludwig,G.; Gleichgewicht, Schornhof Hofmann, 2000, Auszüge Magglingen Referenznummer 70.3237).
– 19 –
4.1.1 Das Standgleichgewicht
Hier spielen die Rezeptoren an den Füßen und die Augen eine wichtige Rolle. Durch
die Druckrezeptoren am Fuß werden wir über die Beschaffendheit des Untergrundes informiert. Über das Auge erhalten wir Bescheid über die Ausrichtung des Körpers zum
Untergrund. Je stärker die Standfläche geneigt ist, desto schwieriger ist es, den Körper
auszurichten und zu balancieren. Weicher oder unebener Untergrund sind Störfaktoren, die während des
Golfspiels auftreten können.
Bild 18 Kartekämpfer.
Bild 19 Putten auf Rundhölzern.
4.1.2 Das Balanciergleichgewicht
Für das Balanciergleichgewicht sind die Rezeptoren im Innenohr die maßgebenden Faktoren. Sie nehmen die Beschleunigung auf horizontaler und vertikaler Ebene wahr. Diese
Form des Gleichgewichts umfasst einfache Bewegungen wie das Gehen, Treppensteigen
oder Fahrradfahren. Je kleiner und labiler die Unterlage ist, desto größer sind die Anforderungen an das Gleichgewicht. Finden dabei Bewegungen in unterschiedlichen
Richtungen und
wechselnden Geschwindigkeiten statt,
ist es schwieriger, die
Stabilität zu erhalten
((Teipel, D.; Studien
zur Gleichgewichtsfähigkeit im Sport.
Köln, 1995 ESSM
70.2892).
Bild 20 Schlittschuhläuferin. Bild 21 Schiessen beim Biathlon.
4.1.3 Das Drehgleichgewicht
Wird während der Drehung ein Bezugspunkt fixiert (vestibulärer-oculärer Reflex), kann
der Körper stabilisiert werden. Die Rezeptoren nehmen die Beschleunigungen und Stellung des Kopfes wahr und leiten entsprechende Signale an das Gehirn weiter, das angepasste muskuläre Reaktionen für die Stabilisierung des Körpers auslöst (Schach, U.; Empirische Studie zur Entwicklung von Gleichgewichtsleistungen im frühen und späten
Schulkindalter. Diss. Sportwissenschaften Köln, 1997 ESSM 05.650/ Q.
– 20 –
Bild 22 Eiskunstläufer nach der Drehung.
Bild 23 Endstellung von Michelle Wie.
4.2 Störungen des Gleichgewichts
Das Gleichgewicht kann durch verschieden Faktoren negativ beeinflusst oder gar gestört
werden (Prof. Dr. Christian w. Hess (Neurologe/ Uni Bern) Spezialist in der Motorik
und Schlafstörungen, Das Zusammenspiel der Sinne/ ein Interview mit Pia Näf):
- Krankheit (Menieresche Erkrankung/ Schwindel, Übelkeit und Hörstörung)
- Müdigkeit oder Erschöpfung
- Zeitdruck und Stress
- Neurologische Erkrankungen
- Motorische Einschränkungen
- Einschränkung des Blickes oder Erkrankung der Augen, Nystagmus und Okulomotrik
- Ungeeignete oder fehlende Sehhilfen
- Verletzungen von Bändern, Sehnen oder der Muskulatur
- Entzündungen der Gelenke
- Erkrankung oder Verletzung der Füße
- Ungeeignetes oder ungünstiges Schuhwerk
- Fehlende Einlagen
- Steigende Bewegungskomplexität und Spielanforderungen
- Unebenes Gelände
- Labile oder sich bewegende Unterlage
5. Körper und Schwung
im Gleichgewicht
Aufgrund der Erkenntnisse aus Sportwissenschaft, Untersuchungen von Universitäten
und der golfspezifischen Literatur ist das Gleichgewicht im Golfschwung nicht nur ein
einzelner Faktor sondern die Summe vieler Komponenten.
Ein Schwung im Gleichgewicht ist eine Schlüsselkomponente der golferischen Leistung.
Der Golfschwung ist ein biomechanischer Ablauf bei dem der Golfschläger durch die
vom Schläger bestimmte Ebene in einer bestimmten Reihenfolge und einer bestimmten
Zeit geschwungen werden soll. Gleichgewicht steht in Abhängigkeit zur Schwungme– 21 –
chanik, zur Bewegungsreihenfolge, zur Bewegungsgeschwindigkeit und zum Bewegungsrhythmus.
5.1 Der Weg zum Gleichgewicht
Die golfspezifische Grundhaltung gewährleistet Stabilität, Gleichgewicht, die Fähigkeit
den Schwung ohne Widerstände einzuleiten, in die richtige Sequenz zu starten und
Kraft im Schwung aufzubauen. Die funktionelle Grundhaltung ist Voraussetzung für einen erfolgreichen Golfschwung. Eine gute Haltung ermöglicht dem Körper und den Armen, in wesentlich größeren Bewegungsumfängen zu arbeiten und den Schläger auf der
richtigen Ebene zu bewegen.
Der Schwung im Gleichgewicht ist abhängig von:
- der Fähigkeit der Einnahme einer guten Allgemeinhaltung
- einem ausgewogenen muskulären Gesamtbild
- einem guten Muskeltonus
- einer guten Mobiliät
- einer guten Propriozeption
- einem offenen Wahrnehmungssystem
- gutem Schuhwerk
- optimal abgestimmten Schlägern in Länge und Lie
- einer guten Golftechnik
- gutem Timing, Tempo und Rhythmus
Häufig weisen Golfeinsteiger in diesen Bereichen Defizite auf, welche die Leistungsfähigkeit deutlich einschränken. Einschränkungen bezüglich Mobilität und Kraft sind für den
Trainer erkennbar. Ob der Schläger die richtige Länge und den richtigen Lie hat, sieht
der Trainer sofort. Durch ein Fitting kann dieses Problem gelöst werden. Mangelnde Stabilität der Füße kann durch geeignetes Schuhwerk und Einlagen für die Golfschuhe verbessert werden. Die größte Herausforderung für den Trainer ist es jedoch, den Schüler
davon zu überzeugen, mit Hilfe des Physiotherapeuten oder eines Fitnesstrainers muskuläre Dysbalancen auszugleichen, Kraft aufzubauen, das Gleichgewicht zu trainieren
und die Beweglichkeit zu verbessern. Denn ohne die Verbesserung dieser Komponenten
ist es für den Trainer schwierig, entscheidende Technikverbesserungen zu erreichen. Die
Erfahrung zeigt, dass sich durch gezieltes Techniktraining (Koordinationstraining) Mobilität, Kraft, Stabilität und Gleichgewicht verbessern lassen. Ohne deutliche Steigerung
der allgemeinen und golfspezifischen Fitness ist eine signifikante Verbesserung der Leistung jedoch nicht möglich.
Bei einem Test (Physioteam/Bern, Kubernat 2005) von 50 Golfschülern im Alter von
35 bis 60 Jahren ergab sich folgende Mängelliste:
Eingeschränkte Rotationsfähigkeit des Kopfes:
Sie schränkt die Fähigkeit ein, den Blick auf dem Ball zu lassen.
Eingeschränkte Mobilität der Augen:
Sie reduziert die Drehfähigkeit des Kopfes.
– 22 –
Geringe Rumpfkraft:
Sie schränkt die Fähigkeit ein, genügend Kraft vom Unter- auf den Oberkörper
zu übertragen. Eine Stabilisierung der Rumpfneigung während des
Schwunges ist nicht gewährleistet.
Verkürzte Unterschenkel:
Sie führen zu Streckbewegungen in den Beinen und somit zu Fehlbelastung auf
den Füßen während des Auf- und Abschwunges.
Zu geringe Hüftflexibilität:
Sie führt zur Einschränkung in der Hüftrotation und somit zu Ausgleichsbewegungen und falschen Schwungmustern.
Eingeschränkte Rumpfflexibilität sowohl in der Drehung, als auch in der
Seitwärtsneigung:
Sie wirkt sich negativ auf die Bewegungskopplung von Becken und Oberkörper
aus.
Geringe Mobiliät und Kraft in der Schultermuskulatur:
Sie schränkt die Fähigkeit ein, die Arme genügend in Höhe, Breite und Tiefe zu
schwingen, den Schläger mit den Armen zu beschleunigen und kontrolliert auf
der optimalen Bahn zu schwingen.
Geringe Unterarmkraft:
Sie reduziert die Fähigkeit, den Schläger kraftvoll zu halten, ihn durch Widerstände (Gras, Sand etc.) zu bewegen und der Beschleunigung des Schlägers entgegen zu wirken.
Häufig beklagten die Probanden Beschwerden in Füßen, Knie, der unteren LWS, der
BWS, Nacken-, Kopfschmerzen und Entzündungen im Unterarm und dem
Ellbogengelenk. Im Fragebogen kreuzten fast alle Teilnehmer den Wunsch nach mehr
Länge, Stabilität und Konstanz ihrer Schläge an. Jeder der Teilnehmer hatte Schwierigkeiten, das Gleichgewicht in Hanglagen und beim Drive zu halten.
Die Frage, ob sie bereit wären, Physiotherapeuten, Fitnesstrainer oder Orthopäden zu
besuchen, beantworteten viele mit «Ja». Der Großteil der Probanden war aber auch der
Meinung, dass die Lösung von einigen der Probleme in den Aufgabenbereich des Trainers fallen würde.
Der Ausgleich dieser Defizite ist Voraussetzung, um einen guten Golfschwung aufzubauen. Häufig werden die Einschränkungen jedoch von den Golfern ignoriert, da sie der
Auffassung sind, es handle sich um technische Defizite, die im Golfunterricht ausgemerzt
werden können. Zwar lassen sich relativ schnell Erfolge im Training erzielen, leider sind
sie jedoch nur von kurzer Dauer. Spätestens unter Belastung im Turnier, auf der
Golfrunde oder nach einer Trainingspause zeigen sich wieder die gleichen Ausgleichsbewegungen und Fehler im Schwung, verbunden mit Gleichgewichtsproblemen, die Verletzungen und Entzündungen zur Folge haben.
– 23 –
5.2 Ursachen für Sportverletzungen und
Einschränkung der Leistungsfähigkeit
(Dr. Kirk Herring und Dr. Kelli Pearson/ Universtität of Chicago)
Dr. Kirk Herring (DPM) und Dr. Kelli Pearson (DC) untersuchten in ihrer Studie (A
Guide to preventing and Managing Golf Injuries, Universitiy of Chicago 2005) Art und
Ursachen der Verletzungen von 198 Amateuren und 393 Professionals. Dabei kamen sie
zu dem Ergebnis, dass sich 32% von 198 Amateuren und 37 % von 393 Professionals am
Rücken oder an den unteren Extremitäten verletzten.
Oft lagen die Gründe in unzureichendem Aufwärmen, falscher Technik, muskulären
Dysbalancen und an äußeren Einflüssen. Oft werden diese Verletzungen mit Eis, Medizin, Spritzen, Manschetten oder sogar durch Operationen behandelt.
Häufig führten Verletzungen zu Technikveränderungen.
Veränderungen im Set-up, Auf-, Ab- und Durchschwung hängen von einem stabilen
Stand ab. Dies erfordert häufig eine Veränderung der Haltung durch eine Veränderung
der Stellung der Lendenwirbelsäule. Durch die Verbesserung der Mobilität, Kraft und der
Propriozeption konnte die Stabilität im Schwung optimiert werden. Unter anderem
wurden neue Schuhe und Einlagen verschrieben. Im Rahmen der Technikverbesserung
reduzierten Trainer die Beschleunigung des Unterkörpers und erhöhten die Beschleunigung der Schulterrotation. Die Verbesserung der Gewichtsverlagerung und der Rotation
der Schulterebene ist Voraussetzung zur Reduktion von Verletzungen, führt zu mehr
Stabilität, genaueren Schlägen und einer Steigerung der Konstanz. Durch die Optimierung der Sequenz (Oberkörper dreht über Unterkörper) von Schulterdrehung zur
Beckenrotation wurde mehr Vorspannung erzeugt.
Fehlbelastung der Füße verursachten häufig Fehlstellungen der Schlagfläche und OffCenter Hits. Abhilfe kann eine Anpassung des Golfschuhs schaffen. Dies kann durch
Einlagen oder einer Anpassung des Golfschuhs auf die Bein-Fußarbeit erfolgen.
5.3 Die Drehung um die Wirbelsäule
Um Verletzungen vorzubeugen, Kraft im Schwung aufzubauen und konstante Schläge
ausführen zu können, ist es notwendig, den Körper richtig und weit genug zu drehen.
Jedoch fallen die Drehung des Rumpfes und die seitliche Verlagerung des Körpers nach
rechts und nach links sowohl Anfängern, als auch fortgeschrittenen Golfern schwer. Tourspieler drehen um eine
stabile Drehachse und verlagern das Gewicht linear nach
rechts und nach links.Dabei dreht sich der Körper um
eine nach vorn und seitlich geneigte Wirbelsäule, die
während des Golfschwunges stabil ist. So ist es ihnen
möglich, den Schläger auf einer optimalen Ebene zu
schwingen.
Bild 24 Dr. Ralph Mann, The Pro Top View. Mängel in
der Drehung durch eingeschränkte Mobilität aufgrund
fehlender Kraft, Einschränkungen in der Beweglichkeit
– 24 –
der Hüfte, verbunden mit Schwierigkeiten mit der Schwungebene, sind häufige Ursachen für Gleichgewichtsprobleme.
5.4 Der Einfluss des konditionellen Zustandes der
Wirbelsäule auf Drehfähigkeit
Dr. Achim Denner (FPZ- Köln) erstellte ein muskuläres Profil der Wirbelsäule und entwickelte eine standardisierte biomechanische Funktionsanalyse (Golf in einer neuen Dimension spielen et.al 2000, S.36). Dabei bewertet er die Mobilität, die isometrische Maximalkraft, die Kraftverhältnisse, die statische und dynamische Leistungsfähigkeit der
Rumpf-, Nacken- und Halsmuskulatur. Demnach spielt eine optimale Rumpf- bzw.
HWS-Beweglichkeit, eine optimale Maximalkraft und Muskelleistungsfähigkeit sowie
eine ausgewogene Muskelkraft der Muskelgruppen eine entscheidende Rolle. Phillip
Weishaupt stellt fest, dass das Krafttraining heute eine besondere Rolle im Training der
Weltelite spielt (Wolf und Hirsch 1999, Weishaupt et al. 2000, Weishaupt und Maier
2000, Weishaupt und Möckel 2001).
Elektromyographische Messungen von Wolf und Hirsch (1999) zeigten hohe Entladungsmuster der Rumpfmuskulatur in den einzelnen Schwungabschnitten. Die EMG-Messungen haben ergeben, dass während der Schwungphase M. latissimus, M. pectoralis, M.
subscapularis, M. infraspinatus sowie die Rumpfrotatoren und Rumpfextensoren am aktivsten sind. Im Impact zeigt der M.pectoralis beidseits die höchsten EMG-Aktivitäten
des Schultergürtels (Wolf und Hirsch, 1999).
Cochran und Stobbs (1968) haben festgestellt, dass bei einem Drive die mittlere Leistung
von 2000 bis 3000 Watt erreicht wird und deshalb beim Schwung große Muskelgruppen
tätig werden müssen. Wattkins (1996) belegte, dass in allen Phasen die Bauchmuskulatur
aktiviert ist. Phillip Weishaupt (2000) fiel in einer Untersuchung auf, dass die linksseitigen Lateralflexoren signifikant stärker ausgebildet sind als die rechtsseitigen. Diese statistische Auffälligkeit war allerdings nur in der leistungsstärkeren Gruppe zu beobachten.
Denn Professionals weisen gegenüber Amateuren mehr Beweglichkeit in der Seitwärtsneigung und der Rotationsfähigkeit auf und verfügen über mehr Kraft in der Rumpfmuskulatur.
Speziell Anfänger haben mit den hohen Anforderungen, welche die komplexen Bewegungsmuster der Rumpfrotation in allen drei Ebenen stellen, große Schwierigkeiten. Je
nach Athletik, Alter, Beweglichkeit und Kraft kann die Umsetzung während des Unterrichts, im Training, im Spiel und in unterschiedlichen Spielsituationen zu Schwierigkeiten führen. Oft scheitert die optimale Ausführung der Bewegung an mangelnder Beweglichkeit (Männer und Senioren) oder fehlender Kraft (Frauen und Seniorinnen). Zu
wenig Drehung führt häufig zu schwungtechnischen Problemen (Schwungbahn von
außen nach innen, steiler Auf- oder Abschwung) und verleitet häufig dazu, dass der Längenverlust durch intensiven Einsatz der Arme und Hände kompensiert wird. Übermäßiges und ungleichmäßiges Beschleunigungsverhalten sind ebenfalls oft eine Folge des
Mangels, der sich auch auf das Timing und den Rhythmus auswirkt. Unkoordinierter
Einsatz der Arme im Verhältnis zur Rumpfbewegung hat häufig Ausgleichsbewegungen
– 25 –
der Beine und Füße zur Folge, was das Gleichgewicht negativ beeinflusst: Daraus resultieren Fehlschläge. Ermüdungserscheinungen lassen sich ebenfalls vermindern, die Bewegung erfolgt konstanter, sicherer, und der Ablauf kann ohne Antriebsverlust ausgeführt
werden. Die Fähigkeit, das Gleichgewicht während des Golfschwunges zu halten, hängt
somit direkt und indirekt von der allgemeinen Fitness des Spielers ab.
5.5 Der Einfluss des «X-Faktor»
auf die Schlaglänge
Um eine hohe Schlägerkopfgeschwindigkeit zu erzeugen, muss die Zeit auf dem definierten Weg verringert werden. Voraussetzung dazu ist eine gut koordinierte und trainierte Muskulatur sowie eine optimale Beweglichkeit, die eine größere Bewegungsamplitude ermöglicht.
Die Drehung spielt für die Gewinnmaximierung eine besondere Rolle. Interessant ist die
Aussage von Jim McLean (The x-Faktor Swing by Jim McLean/ John Andrisani S. 65 –
S.68), dass die Differenz von Schulter- zu Hüftdrehung für die Länge entscheidend ist.
Das von McLean erarbeitete Ergebnis wird aber von McTeigue nicht bestätigt. McTeige
stellt fest, dass Amateure wie auch Professionals eine 90 Grad Drehung zeigen und eine
Differenz von 45 Grad aufweisen. Effenberger (1995) wie Lemak (1994) stellen bei Professionals eine deutlich größere Schulterdrehung als
90 Grad fest. Beide stellen einen X-Faktor von mehr als 40 Grad fest. Die Ergebnisse
sind somit widersprüchlich. McLean behauptet, dass sich «Longhitter» gegenüber «Shorthittern» – bei gleicher Schulterdrehung – vor allem durch eine geringere Hüftdrehung
unterscheiden. McTeigue unterscheidet weder in Schulter- noch in Hüftdrehung, noch
im X-Faktor.
Bild 25 Top of the Swing seitlich, Bild 26 Top of the Swing seitlich,
Tiger Woods.
Sergio Garcia.
– 26 –
5.6 Die Bewegung des Kopfes
Der Kopf wird durch die Gewichtsverlagerung des Körpers nach rechts verschoben. Stabile Hüften wie sie von Nicklaus (1986), Azinger (1987), Leadbetter (1991) oder Langer
(1990) verlangt werden, widersprechen den Aussagen von Dr. Ralph Mann and Fred
Griffin (Swing like a Pro 1998), dass sich das Becken mit Start des Rückschwunges nach
rechts verschiebt. Während des Aufschwunges verschiebt und rotiert der Kopf leicht
nach rechts. Mit dem Erreichen des höchsten Punktes verlagert der Kopf wieder nach
links, da sich die Hüfte in Richtung Ziel verschiebt. Kippbewegungen des Kopfes nach
links führen häufig zu einem Reverse Pivot (The X-Faktor Swing by Jim Mc Lean
S. 29, S. 45, Bilderreihe Head Movement, S. 48, S. 79, Spine Tilt Axis S. 80, Shoulder
Tilt Axis S. 81).
Das Maß der Kopfbewegung erfolgt von 10 cm bis eine halbe Kopfbreite. Sanders und
Owens (1992) stellten bei Professionals eine Rotation des Kopfes nach rechts fest. Heben
und Senken des Kopfes verursacht Schwungfehler und hat eine negative Auswirkung auf
den Ebenenverlauf zum Ball. Ein stabiler Rumpfwinkel während des Auf- und Abschwunges wirkt sich positiv auf den Schläger-Ballkontakt aus. Mann und Griffin sagen,
dass eine stabile Kopfhöhe Einfluss auf einen sauberen Ballkontakt hat. McTeigue konstatierte, dass sich selbst Professionals während des Schwunges leicht aufrichten und im Verlauf des Abschwunges wieder zum Ball hin korrigieren. Während der Vorwärtsbewegung
rotiert der Kopf synchron zur Schulterdrehung in Richtung Ziel. Das ermöglicht eine
freie Rotation des Rumpfes in die Endstellung und erlaubt dem Spieler, seine Körperachse zu stabilisieren. Nach dem Schlag richtet sich der Kopf auf, damit der Spieler den
Ballflug ungehindert verfolgen kann. Dies hat ein Aufrichten des Rumpfes zur Folge.
Eine stabile Körperachse ist somit nur ein geeignetes Vorstellungsbild (Mann und
Griffin, Swing like a Pro 1998, S. 204).
6. Die Rolle des Sehens
Dr. Lawrence D. Lambert beschreibt in seinem Buch (The Pro’s Edge, Dr. Lawrence D.
Lampert, 1998), welchen Einfluss das Sehen auf die golferische Leistung hat und erwähnt
darin, dass während eines mehrstündigen 18-Loch-Golfturniers der Golfball effektiv nur
etwa 5 Minuten bewegt wird. In diesen 5 Minuten erbringt der Golfspieler eine Höchstleistung an körperlicher und geistiger Konzentration: diese setzt qualifiziertes Sehen voraus. Zum qualifizierten Sehen gehören Faktoren wie Kontrastsehen, Stereopsis oder
Auge-Hand-Körperkoordination, um nur einige zu nennen. Etwa 40 Minuten – die
achtfache Zeit der Ballbewegung – verbringt der Spieler mit weiteren, visuell anspruchsvollen Aufgaben wie Ball-/ Zielfixation und Orientierung – ebenfalls Faktoren, die, neben der Erfahrung und dem Geschick des Spielers, für einen erfolgreichen Spielverlauf
Ausschlag gebend sind.
6.1 Brille-Kontaktlinsen-Operation?
Die geeignete Wahl der Korrektur von Fehlsichtigkeit spielt deshalb vor allem auch für
Sportler eine wesentliche Rolle. Die visuelle Leistungsfähigkeit wird unter anderem von
individuellen Voraussetzungen bestimmt.
– 27 –
6.1.1 Brille
Die Brille als bis heute ältestes, sicher auch verbreitetstes Hilfsmittel für gutes Sehen hat
auf Grund physikalischer Gegebenheiten (verstärkt mit zunehmender Anzahl Dioptrien)
störende Nebeneffekte (D.F.C. Loran, C.J. MacEwen, Sports Vision, Butterworth-Heinemann, 1995, Kapitel 7, S. 113-126).
Einige Beispiele:
- Die Beschaffenheit von Brillengläsern erlaubt nur im Zentrum eine einwandfreie Abbildung. Es kommt zu Bildverkleinerungen (bei Myopie) oder Vergrößerungen (bei
Hyperopie) sowie zu zunehmender Unschärfe gegen den Rand hin und damit zur Einengung des Gesichtsfeldes.
- Brillengläser mit integriertem Nahteil (für Alterssichtigkeit) stören beim Blick nach unten durch die Unschärfe des Nahteils. Das erweist sich vor allem beim Abschlag als
Nachteil. Professionellen Golfspielern, die während des Spiels nicht auf ihre Brille verzichten können, kann durch Verdrehen des Nahteils nach außen geholfen werden.
Konsequenz: beim Ausfüllen der Score-Karte ist eine seitlich schräge Blickrichtung für
die Nahsicht erforderlich.
- Sonnenschutzgläser helfen, den Kontrast zu verbessern. Die Tönung des Glases sollte
den Farben der Umgebung angepasst sein, um Farbverfälschungen zu vermeiden.
Braun/Grün für Wald und Wiese, Blau für Wasser.
- Eine gute periphere Wahrnehmung ist für die Präzision des Abschlags und zum Erkennen der Position des Balles am höchsten Punkt des Aufschwunges wichtig. Tote Winkel
durch Glas- und Fassungsrand sind bei der Brille gegeben. Golfer mit eingeschränkter
peripherer Wahrnehmung haben häufig die Tendenz, den Schläger zu früh nach vorne
und zum Ball zu schwingen, da sie versuchen, den Schläger frühzeitig in ihr Sichtfeld
zu bringen.
- Das Zusammenspiel beider Augen (binokulares Sehen) spielt bei der genauen Ballplatzierung, zum Beispiel beim Putten, eine wichtige Rolle. Golfer mit einer Winkelfehlsichtigkeit (verstecktes Schielen) haben Mühe beim Finden der optimalen Puttlinie. Visual-Training oder prismatische Brillengläser können in diesen Fällen meistens Abhilfe
schaffen. Visual-Training hilft auch, Mängel von Augen-, Hand- und Körperkoordination auszugleichen.
Grundsätzlich sind Golfspieler, die keine Brille benötigen, im Vorteil. Als Alternative
bieten sich vor allem die Laseroperation oder die Kontaktlinse an. Kontaktlinsen oder
eine Laser-Operation vereinfachen die Sehsituation im Sport.
6.1.2 Kontaktlinsen
Das Spektrum reicht von Tageslinsen für die situative Anwendung, über Monats- oder
Jahres-Kontaktlinsen für fast jede Korrektur von Fehlsichtigkeiten (auch erhältlich mit
Tönung als Sonnenschutz), bis hin zu bifokalen Kontaktlinsen mit eingesetztem Nahteil
– 28 –
für Alterssichtige. Diese ermöglichen ein weit gehend unbeschwertes Sehen auf alle Entfernungen. Besonders zu erwähnen ist die Korrektur der Myopie und des Astigmatismus
mittels Nachtlinsen (Orthokeratologie). Die Kontaktlinsen werden nachts getragen und
geben der Hornhaut des Auges die richtige Form. So kann am Tag vollständig auf Brille
und Kontaktlinsen verzichtet werden. Der Vorteil dieser Methode gegenüber der Laseroperation ist die absolute Reversibilität und das Ausbleiben der Operationsrisiken (D.F.C.
Loran, C.J. MacEwen, Sports Vision, Butterworth-Heinemann, 1995, Kapitel 7, S. 127146, Nachtlinsen: Informationen aus dem Gespräch mit Raymond Wälti).
6.1.3 Laseroperation
Grundsätzlich unterscheiden die Fachleute zwei Methoden:
Die Hornhautchirurgie mit Lasertechnik, die zum Ziel hat, die Brechkraft der Hornhaut
zu erhöhen; oder die Implantatchirurgie, die durch Einsetzen einer Kunstlinse dasselbe
Ziel erreicht. Tiger Woods ist der wohl Bekannteste Laser-Patient unter den Golfspielern. Aber auch in Europa gehört die Behandlung mit dem Laser bei vielen Golferinnen
und Golfern bereits zum Standard.
Der Nachteil dieser Lösung ist die Unsicherheit des Operationsresultates und der Genauigkeit der Korrektion. Zu bedenken ist zudem, dass sich durch einen refraktiv-chirurgischen Eingriff die visuelle Wahrnehmung verändert. Die Wahrnehmung der Dimensionen stimmt nicht mehr mit der vorherigen Situation überein. Ein Visual-Training zur
schnellen Umgewöhnung wäre in dieser Situation sicher angezeigt.
Brillenträger, aber auch Personen ohne Sehfehler haben oft Probleme mit dem räumlichen
Sehen. Das Zusammenspiel beider Augen zur räumlichen Wahrnehmung ist eingeschränkt
und führt häufig dazu, die Entfernung zu Ball oder zum Loch falsch einzuschätzen (D.F.C.
Loran, C.J. MacEwen, Sports Vision, Butterworth-Heinemann, 1995, Kapitel 7, S. 147–157).
6.2 Winkelfehlsichtigkeit und Golf
In einem Artikel des Golf Digest aus dem Jahre1983 stellt Dr. Donald Teig fest, dass
Spieler mit Esophorie (Winkelfehlsichtigkeit, verstecktes Schielen der Augen nach innen)
ihre Fehlputts immer zu kurz lassen. Spieler mit Exophorie (Winkelfehlsichtigkeit, verstecktes Schielen der Augen nach außen) haben die Tendenz, ihre Bälle zu lang zu putten. Spieler mit ausgeprägter Exophorie-Tendenz neigen dazu, Gegenstände weiter weg
zu sehen. Sie tendieren dazu, die Bälle fett zu schlagen, am Socket zu treffen oder sogar
das Gewicht zum Ball hin zu verlagern. Spieler mit ausgeprägter Esophorie zeigen die
Eigenschaft, Gegenstände näher zu sehen. Sie neigen zu getoppten Schlägen, treffen den
Ball an der Spitze und verlagern häufig das Gewicht auf die Ferse.
Das größte Problem sieht Dr. Lampert (Pro`s Edge, Vision Training for Golf, Dr. Lawrence D. Lampert S. 61 – S. 99) bei Golfern, sich richtig auszurichten. Die Spieler realisieren oft nicht, dass sie falsch stehen und sind sogar fest davon überzeugt, sich korrekt
ausgerichtet zu haben. Aufgrund der Ansprechposition zum Ball befindet sich der Spieler
– 29 –
innerhalb der Ballziellinie und somit parallel zu ihr. Das Auge vermittelt dem Spieler den
Eindruck, zu weit nach links ausgerichtet zu sein. Dies veranlasst den Golfer, sich nach
rechts zu korrigieren: Der Spieler steht nun nach rechts zum Ziel versetzt.
Fehler in der Ausrichtung führen häufig zu Fehlschlägen, weil tatsächliche Ausrichtung
und gedachte Ausrichtung nicht übereinstimmen. Der Spieler gleicht die Rechtsausrichtung durch ein Bewegungsmuster von außen nach innen aus. Durch den Schwung des
Schlägers nach vorne, wird das Gewicht auf den Vorfuß verlagert, eine seitliche und lineare Gewichtsverlagerung kann nicht stattfinden. Der Spieler verlagert sich nach vorne
und muss das wieder ausgleichen, um die Balance zu halten.
6.3 Gesichtsfeld/Auge-Hand-Koordination/
Hell-Dunkel Adaptation/Ältere Spieler
Der heutige Mensch benützt hauptsächlich sein zentrales Gesichtsfeld. In diesem Bereichs ist die Sehschärfe am höchsten, was für Arbeiten in Innenräumen und insbesondere zum Lesen und Schreiben ideal ist. Beim Golfspiel hingegen ist nicht nur die zentrale Wahrnehmung von Bedeutung. Auch das periphere Gesichtsfeld ist von grosser
Wichtigkeit. Eine Einschränkung der peripheren Wahrnehmung führt bei zentraler Fixation zu Schwierigkeiten, auch seitliche Objekte wahrzunehmen. Das reduzierte Gesichtsfeld schränkt die Rotationsfähigkeit des Rumpfes, die seitliche Kopfverschiebung
und Rotation sowie die Gewichtsverlagerung ein: Das Zusammenspiel von Sehen und
koordinierten Bewegungsabläufen ist ohne Zweifel nachgewiesen (D.F.C. Loran, C.J.
MacEwen, Sports Vision, Butterworth-Heinemann, 1995, Kapitel 6, S. 88 – 103).
Unsicherheit in Bewegung, Schlag und Treffsicherheit sind häufig auf Schwierigkeiten in
der Auge-Hand-Koordination zu suchen.
Die Anpassungsfähigkeit von hell auf dunkel und umgekehrt (Adaptation) führt beim
Lichtwechsel oder Spiel im Schatten zu Schwierigkeiten in der Treffsicherheit.
Viele Spieler, besonders Anfänger und ältere Spieler, haben Probleme, beide Augen auf
einen einzelnen und einen nahen Punkt um den Ball zu fixieren. Die Konsequenz sind
Doppelbilder oder der Blickwechsel.
So fand Dr. Wayne F. Martin (An Insight to Sports 1984) heraus, dass der Grund, warum
Senioren zunehmend schlechter spielen, nicht nur am Alter liegt, sondern auch in der
Tatsache, dass ihre Augen schlechter werden: Die Zentrierung, Konzentration und die
Leistungsfähigkeit der Augen lässt nach.
Je leistungsfähiger ein Sportler ist, desto vielseitiger muss er trainieren. Visual-Training
sollte deshalb Bestandteil des Golftrainings werden.
6.4 Visual-Centering/Augen-Dominanz/
Hand-Dominanz
Visuelle Zentrierung ist keine natürliche Fähigkeit; sie muss erlernt werden. Tempo,
Rhythmus und Schwung ist das Ergebnis von Augenkontrolle. Wohin ein Spieler im
Schwung schaut, das sieht und trifft er. Der Focus ist auf den Ball gerichtet. Der Ball ist
– 30 –
Fixpunkt, um ihn dreht und bewegt sich alles. Die Verbindung von Ball und Augen ist
die Optikachse (Sekundär Zone), die Verbindung vom Ball zum Ziel die Zielachse
(Primär Zone). Top-Pros, die ihren Ball nach rechts oder links schlagen, verlieren nicht
ihren Schwung, sondern ihr Ziel. Tiger Woods ist eines der besten Beispiele für visuelle
Zentrierung. Seine Aufmerksamkeit gehört immer zuerst dem Ziel und dann dem Ball.
Tiger Woods verfolgt die Linie von Ball zum Ziel und geht sie langsam wieder zurück.
Dabei nimmt er alle Merkmale auf der Linie und im Bereich der beabsichtigten
Schlagrichtung wahr (Pro`s Edge, Vision Training for Golf, Dr. Lawrence D. Lampert S.
15 – S. 30).
Bild 27 Am Ball angelangt, visualisiert Tiger
Woods einen bestimmten Punkt auf der Rückseite des Balles. Mit dem Fixpunkt im Blick beginnt er den Rückschwung. Stephan Szurle
6.4.1 Stabiler Kopf
Zu starke Bewegungen im Kopf sind zu vermeiden (sie mögen technischer, physischer oder
visueller Natur sein). Allein die Absicht, den
Kopf in Ruhe zu halten, und der Versuch, die
Augen am Ball zu lassen, genügt. Mobilität, Kraft, gute Technik und Balance sind Voraussetzung für einen stabilen Kopf. Ein stabiler Kopf gleicht einem Gerüst für die Augen.
Ein stabiler Kopf (statik-kinetische Reflexe) garantiert eine gute Balance, die gute Ausrichtung des Körpers und die Wahrnehmung der Bewegung und des Balles im Raum.
Jede initiierte oder resultierende Kopfbewegung muss unterbunden werden. Das Erlernen
einer bewussten Kopfstellung und einer korrekten Kopfbewegung sollte Bestandteil des
Trainings sein.
Misshits bei Pros sind Visual-Misshits. Eine zu starke Kopfbewegung, mangelnde Visualisierung und fehlerhafte Zentrierung des Blickes sind die Ursache für Probleme im Bereich von Tempo, Timing, Rhythmus und Balance. Der Verbindung von Ball und Kopf
(Augen) ist Garant für Stabilität im Schwung und konstanten und guten Schlägen(Pro`s Edge, Vision Training for
Golf, Dr. Lawrence D. Lampert S. 47 – S. 49).
Bild 28 Tiger Woods am höchsten Punkt des Aufschwunges mit dem Ball fest im Blick. Andy Lyons /Getty Images
– 31 –
Bild 29 Tiger Woods dreht den gesamten Körper um die optische
Achse Augen-Ball. Getty Images
6.5 Visual-Training
Gutes Sehen ist nicht angeboren,
sondern wird in der Kindheit von jedem selber erlernt. In diesem Lernprozess können gewisse Mängel auftreten, die im späteren Leben die
visuelle Leistungsfähigkeit einschränken. Die Folge davon sind zum Beispiel eine langsamere Reaktion oder schwankende Leistungen.
Obwohl eine Person über eine hervorragende Sehschärfe mit oder ohne Sehhilfe verfügt,
kann die Wahrnehmung verbessert werden. Visuell wahrnehmen heisst, das Gesehene zu
verstehen und richtig zu verarbeiten. Das ist ein Vorgang, der ein hohes Mass an Verknüpfungen von Hirn, Muskeln und Augen bedingt, und der jederzeit durch gezieltes
Training gefördert und optimiert werden kann.
Koordination, Konzentration, Balance und Präzision sind ein paar Beispiele von Fähigkeiten, die sich durch die visuelle Wahrnehmung und demzufolge durch ein Visual-Training beeinflussen lassen (D.F.C. Loran, C.J. MacEwen, Sports Vision, Butterworth-Heinemann, 1995, Kapitel 2, S. 22 – 36).
6.6. Augen auf den Ball und den Blick auf das Ziel
Die Art der Umsetzung ist aber häufig das Problem. Ziel eines Visual-Trainings ist es, die
Wahrnehmung, das Sehen und die Konzentration zu verbessern, damit Augen und
Hände ein Team werden und bleiben. Denn Konzentration ist letztlich eine Frage des visuellen Zentrierens. Der Körper und dessen Muskelaktionen reagieren immer auf Signale
durch das Auge. Ca. 80-90% der Wahrnehmung im Sport laufen über das Sehen. Die
Beine reagieren auf Druck, die Arme auf Gefühl und die Augen auf Licht. Fehlstellungen der Augen, schlechte Sicht und eingeschränkte Leistungsfähigkeit der Augen führen
zu Fehleinschätzungen in Länge und Entfernung, schränken die Wahrnehmung ein und
mindern die Leistungsfähigkeit. Trainer und Coaches verbringen sehr viel Zeit mit der
Entwicklung der Technik und der Athletik. Die visuelle Wahrnehmung spielt im heutigen Leistungsport aber eine immer bedeutendere Rolle (Pro`s Edge, Vision Training for
Golf, Dr. Lawrence D. Lampert S. 35– S. 42).
– 32 –
6.7 10-Punkte-Check der visuellen Wahrnehmung
für Golfer
Bei «Vision for Golf» handelt es sich um ein Screening-Tool für Golf-Pros. Es ermöglicht
das Erfassen von Mängeln im visuellen Bereich von Golfspielern jeden Alters und Niveaus (Vision for Golf im Gespräch erfahren und herausgearbeitet, Raymond E. Wälti,
Optilens GmbH, Bälliz 67, 3601 Thun, www.optilens.ch).
Werden Schwachstellen im visuellen System gefunden, müssen diese durch eine Fachperson, einen Sport-Optometristen, verifiziert und quantifiziert werden. Ein anschliessendes
optometrisches Visual-Training hat zum Zweck, die Defizite in der visuellen Wahrnehmung zu kompensieren. Mit dieser Massnahme wird sichergestellt, dass das maximale Potential eines Sportlers ausgeschöpft werden kann.
6.7.1 Die Sehschärfe
Zweck:
Trägt ein Golfspieler eine zu schwache oder sonst wie falsche Brille, oder er hat gar keine
Korrektur für seine Fehlsichtigkeit veranlasst, beeinflusst dies wesentlich seine Leistung.
Dieser Test ermöglicht eine grobe Erfassung der Sehschärfe.
Hilfsmittel:
Sehprobentafel im richtigen Abstand angebracht
Bild 30
Überprüfung der Sehstärke
Test:
Der Proband trägt zum Test die Sehhilfe, die er auch beim Golfspiel verwendet. Er deckt
mit der Hand ein Auge zu. Unbedingt zu beachten ist, dass das Auge vollständig abgedeckt ist. Mit dem anderen Auge liest er auf einer speziellen Sehprobentafel entsprechende Buchstaben.
Resultat:
Eine Sehschärfe von mindestens 1.0 sollte mit beiden Augen erreicht werden.
6.7.2 Die Augenfolgebewegung
Zweck:
Augenfolgebewegungen sind fliessende Bewegungen der Augen, um einem Objekt folgen zu können. Sind die Bewegungen nicht fliessend, sondern ruckartig, kann das Ob– 33 –
jekt oder Ziel aus dem Blickfeld verloren gehen oder wird ungenau geortet. Orientierung und Balance leiden unter schlechten Augenfolgebewegungen.
Hilfsmittel:
Bleistift oder Kugelschreiber
Test:
Der Proband hat beide Augen geöffnet und trägt die Sehhilfe, die auch während dem
Sport getragen wird. Der Prüfer hält den Bleistift in ungefähr 40 cm Distanz von der
Nase des Probanden. Er führt diesen in einer H-Förmigen Bewegung vor der Testperson
hin und her. Diese wird angewiesen, der Bleistiftspitze mit den Augen zu folgen, ohne
dabei den Kopf zu bewegen. Dabei werden die Bewegungen der Augen genau beobachtet.
Resultat:
Die Folgebewegungen müssen fliessend sein und dürfen nicht ruckartig erfolgen. Sie
müssen mit beiden Augen in alle Richtungen gut koordiniert sein. Kopfbewegungen
dürfen nicht vorkommen.
6.7.3 Die Augensprungbewegungen
Zweck:
Folgt ein Auge einem schnellen Objekt oder wechselt die Blickrichtung, vollzieht es Augensprungbewegungen. Sind diese unpräzis oder willkürlich, wird das Objekt oder Ziel
aus den Augen verloren. Orientierung und Balance leiden unter schlechten Augensprungbewegungen.
Hilfsmittel:
Zwei verschiedenfarbige Farbstifte oder Kugelschreiber
Test:
Der Proband hat beide Augen geöffnet und trägt die Sehhilfe, die auch während dem
Sport getragen wird. Die beiden Farbstifte werden in einem Abstand von 40 cm von der
Nase der Testperson gehalten. Die Distanz zwischen den Farbstiften beträgt 40 cm. Der
Proband wird nun angewiesen, auf den Farbstift mit einer bestimmten Farbe zu schauen
ohne den Kopf zu bewegen.
Resultat:
Beim Blickwechsel müssen die Augen unverzüglich in die entsprechende Richtung
schauen. Springen die Augen zuerst vor das Ziel und danach mit einem kleinen Ruck
auf das Ziel, sind die Sprungbewegungen ungenau. Es kann auch sein, dass die Augen
über das Ziel hinausschießen und dann zurückkorrigieren müssen. Die Sprungbewegungen müssen präzis sein und dürfen nicht von Kopfbewegungen begleitet sein.
– 34 –
6.7.4 Die Augendominanz
Zweck:
Es ist für den Ablauf der Bewegung beim Golfspiel wichtig, die Hand- und Augendominanz zu kennen. Besonders bei gekreuzten Dominanzen (z.B. rechte Hand, linkes Auge)
gestaltet sich die Auge-Hand-Koordination schwieriger.
Hilfsmittel:
Kaleidoskop oder Handdreieck
Bild 31 Kaleidoskop.
Test:
Der Proband hat beide Augen geöffnet und trägt
die Sehhilfe, die auch während dem Sport getragen
wird. Der Prüfer gibt der Testperson das Kaleidoskop in die Hand oder lässt beide Hände vor dem
Gesichtsfeld zu einem Dreieck formen, indem
beide Daumen eine Linie bilden und bittet ihn,
hindurch zu schauen.
Resultat:
Nimmt der Prüfling das Kaleidoskop vor das rechte
Auge, oder sieht er mit dem gleichen Auge durch
das Loch beider Hände hindurch, ist sein rechtes
Auge dominant und umgekehrt. Die Händigkeit
des Prüflings kann erfragt oder beobachtet werden.
6.7.5 Das beidäugige Sehen
Zweck:
Wenn beide Augen gleichzeitig auf ein Objekt blicken können, erhält das Hirn ein Maximum an Informationen zur Verarbeitung. Das räumliche Sehen und das Abschätzen
von Distanz und Geschwindigkeit hängen massgeblich vom beidäugigen Sehen ab.
Hilfsmittel:
Perlketten-Schnur.
Test:
Der Proband hat beide Augen geöffnet und trägt die Sehhilfe, die auch während dem
Sport getragen wird. Der Proband hält das Ende der Perlkettenschnur an seine Nase, das
andere so weit weg wie möglich und leicht nach unten geneigt.
Resultat:
Der Proband muss beim Blick auf die mittlere Kugel die erste und letzte Kugel doppelt
sehen. Zudem muss die Schnur die Form eines «X» mit der Kreuzung genau in der mittleren Kugel aufweisen.
– 35 –
6.7.6 Das Stereosehen
Zweck:
Das Stereosehen ist die höchste Form des beidäugigen Sehens. Mit Hilfe der Stereosicht
kann die genaue Distanz zu einem Objekt und dessen Lage im Raum exakt ermittelt
werden.
Hilfsmittel:
Random-Dot-Stereokarte
Test:
Der Proband hat beide Augen geöffnet und trägt die Sehhilfe, die auch während dem
Sport getragen wird. Der Prüfer hält die Random-Dot-Stereokarte in einem Abstand
von 40 cm vor den Prüfling. Dieser muss nun Beschreiben, was er auf der Karte sieht
bzw. welche Objekte näher an ihn heranzukommen scheinen.
Resultat:
Es sollte ein Stereowinkel von mindestens 30'' erreicht werden.
6.7.8 Die periphere Wahrnehmung
Zweck:
Objekte und Bewegungen können auch mit dem peripheren Gesichtsfeld wahrgenommen werden. Dadurch wird eine Art «Multitasking» erreicht. Es ist möglich, sich mit
dem zentralen Gesichtsfeld einer anspruchsvollen Arbeit zu widmen, jedoch gleichzeitig
in der Peripherie seine Umgebung wahrzunehmen.
Hilfsmittel:
McDonald-Chart
Bild 32
Test:
Die Testperson hat beide Augen
geöffnet und trägt die Sehhilfe, die
auch während dem Sport getragen
wird. Die McDonald Chart wird auf
Augenhöhe des Probanden an eine
Wand montiert. Er schaut auf das
kleine "X" im Zentrum der Chart und liest, ohne seine Augen vom Fixierkreuz abzuwenden, die Buchstaben in allen vier Richtungen in der Peripherie.
Resultat:
Alle Buchstaben sollten mit in Ruhe gehaltenen Augen lesbar oder erahnbar sein.
– 36 –
6.7.9 Die Auge-Hand-Koordination/Interhemishpärische Integration
Zweck:
Im Golfsport lenkt sozusagen das Auge die Hand. Ist die Auge-Hand-Koordination nicht
optimal entwickelt, wird der Golfball nicht im richtigen Winkel getroffen und das Ziel
falsch anvisiert.
Hilfsmittel:
Sternfigur auf einem Blatt Papier, breiter Filzstift
und ein aufstellbarer Spiegel
Bild 33 Nachzeichnen des Sterns
Test:
Der Proband hat beide Augen geöffnet und trägt
die Sehhilfe, die auch während dem Sport getragen wird. Das Blatt Papier wird vor den Probanden gelegt. Mit einem weissen Blatt Papier wird
ihm die direkte Sicht auf die Sternfigur verdeckt.
Der Spiegel befindet sich hinter dem Papier und
ermöglicht die Sicht auf die Sternfigur. Diese
gilt es mit dem Filzstift nachzuzeichnen.
Resultat:
Mit einer guten Auge-Hand-Koordination und flexiblen Kommunikation zwischen den
beiden Hirnhälften sollte es möglich sein, über dreiviertel des Sterns nachzuzeichnen.
6.7.10 Das Distanzgefühl
Zweck:
Der Golfspieler muss ein ausgeprägtes Gefühl von seiner Position im Raum mitbringen.
Ist dies nicht der Fall, stimmen seine Schläge insbesondere beim Kurzspiel in der Distanz
nie genau.
Hilfsmittel:
Fotokopie der Golfbahn auf einem DIN A2 Blatt, Bleistift
Test:
Der Proband hat beide Augen geöffnet und trägt die Sehhilfe, die auch während dem
Sport getragen wird. Die Aufgabe besteht darin, auf dem Blatt eine Linie vom Abschlag
bis zum Hole zu zeichnen. Dies aber, nachdem die Distanz visualisiert wurde, mit geschlossenen Augen.
– 37 –
Resultat:
Die Bleistiftlinien müssen so präzise wie möglich beim Hole enden. Es dürfen mehrere
Versuche gemacht werden. Es sollte jedoch eine deutliche Verbesserung durch Üben ersichtlich sein.
6.7.11 Die aktuelle Sehhilfe
Zweck:
Das beste Golf- und Visual-Training hat kein Erfolg, wenn zum Golfspiel die falsche Art
der Sehhilfe verwendet wird. Besonders ungeeignet sind kleine Brillenfassungen, breite
Brillenfassungen und Gleitsichtbrillen.
Hilfsmittel:
Keine
Test:
Der Prüfer kontrolliert Verzeichnungen, die durch die Brillengläser beim Durchschauen
entstehen, oder er erfragt mündlich die Art der Brillengläser. Die Fassungsgröße und
Randbreite kann von blossem Auge kontrolliert werden.
Resultat:
Die Brillenfassung muss möglichst groß sein und darf ausschliesslich für die Ferne korrigiert sein. Kontaktlinsen ist der Korrektur durch eine Brillen in jedem Fall vorzuziehen.
7. Mit der Ansprechposition
fängt alles an
Die Aussagen zum «Set-up» sind sehr unterschiedlich, so beschreiben verschiedenen Autoren genaue Körperwinkel, andere setzen Rumpfbeuge und Kniewinkel in ein bestimmtes Verhältnis zueinander. Ball-Lage, Abstand zum Ball und Fußstellung werden
zum Teil unterschiedlich erklärt. So schildern Dr. Ralph Mann und Fred Griffin (Swing
like a Pro 1998,S. 51-67) sehr ausführlich, wie sich das Set-up zusammensetzt. Sie geben
präzise Abstände und Winkel an und versuchen, Körperwinkel in ein bestimmtes Verhältnis zu stellen. Andere Autoren umschreiben, wie gefühlt oder gestanden werden soll.
Wissenschaftliche Untersuchungen geben genaue Messungen von bestimmten Spielern
und Spielerinnen wieder. Letztendlich bleibt einem selbst überlassen, was man als wichtig
hält, und welchen Anweisungen man sich anschließen sollte. Im Folgenden einige Beispiele aus der Literatur:
7.1 Ballposition
Der Modell-Golfer variiert seine Ball-Lage mit jedem Schläger – aus der Mitte des Standes mit einem PW bis zur linken Fußinnenseite mit einem Driver. Die Körperhaltung
und der Abstand zum Ball variiert nicht (Swing like a Pro, Dr. Ralph Mann und Fred
Griffin S. 54 – S. 56).
– 38 –
Watson (1992) vertritt auch diese Variation der Ballposition in Abhängigkeit der Schlägerlänge. Als Schlagzone gibt er an: von der Mitte des Standes (Wedge) bis vor der Ferse
des linken Fußes (Driver).
Die konstante Ballposition auf Höhe des linken Absatzes wurde von Ben Hogan (Five
Fundamentals 1957, S. 125) propagiert. Die Anpassung an kürzere und längere Schläger
erfolgt ausschließlich durch eine Verminderung oder Verbreiterung der Standbreite.
7.2 Abstand zum Ball
Während der Abstand des Balles sich je nach Schlägerwahl verändert, bleibt der Abstand
der Hände zum Körper stabil. Weder Rumpfbeuge, noch Kniewinkel werden verändert.
Cochran und Stobbs (1968, The Search of the Perfect Swing, S. 87 – S.89) ermittelten
bei Drives von Profigolfern eine mittlere Entfernung von 84 cm zwischen Ball und Fußspitze. Es fällt auf, dass die Entfernung des Balles zur Verbindungslinie zwischen den Fußspitzen in der Fachliteratur weitaus weniger Beachtung gefunden hat, als die Ballposition
links oder rechts. Soweit dieses Problem überhaupt erörtert wird, erschöpft man sich in
globalen Aussagen. Betont wird, dass die Wahl des Schlägers die Entfernung zum Ball bestimmt. Es gibt kaum allgemein verbindliche Angaben zu der Entfernung Ball-Fußlinie
und somit auch keine fundierten Angaben zur Idealtechnik. Diese ist Abhängig von:
-
Körperbau
Haltung
Schwungtechnik
Länge des Schlägers
Bild 34 Garcia Set-up.
Letzelter (Golftechniken: Wieso, weshalb,
warum?, 2002, S. 83 ) schreibt: «Ein massiver Golfer braucht mehr Raum für den
Schwung, wenn seine Arme um den Bauch
herum schwingen müssen. Während ein
großer, schlanker Spieler näher am Körper
schwingen kann. Große Spieler neigen sich
mehr nach vorne, kleine wie Ian Woosnam
dagegen weniger. Die Großen bevorzugen eher einen steilen, die kleinen einen eher flachen Schwung. Golfer, die man als Hand-und Armspieler bezeichnet, besonders diejenigen mit einer dominanten rechten Hand, die sog. Hitter, tendieren dazu, den Schläger
vom Körper weg zu schwingen. Folglich müssen sie diese Bewegung kompensieren und
sich weiter vom Ball weg aufbauen.
Körperspieler, die sog. Swinger, dagegen, die sich mehr als Einheit fühlen und im Zentrum des Körpers den Vorwärtsschwung einleiten, lassen den Schlägerkopf nicht vom
Körper weg schwingen (Wiren 1991). Das erlaubt ihnen einen steileren Schwung. Sie
stehen näher am Ball.»
– 39 –
Letzelter (Golftechniken: Wieso, weshalb, warum?, 2002, S. 84 )schreibt weiter, dass das
Verhältnis zwischen Schlägerlänge und Abstand zum Ball in einem Verhältnis von 1:1,4
steht. Das hat Konsequenzen für den Lie des Schlägers, welcher flacher oder steiler wird.
7.3 Fußstellung und Standbreite
Mann und Griffin (Swing like a Pro 1998,S.56) legen die Fußstellung des linken Fußes
mit einem Wibnkel von 25 Grad fest. Der rechte Fuß steht in einem rechten Winkel zur
Ballziellinie. Mann und Griffin begründen die extreme Öffnung des linken Fußes damit,
die Vorwärtsrotation des Körpers zu unterstützen und mit Hilfe des rechten Fußes Drehwiderstand aufzubauen.
Hogans (Five Fundamentals 1957, S. 42) Aussage deckt sich mit der von Mann und
Griffin. Er empfiehlt den linken Fuß um ca. 22 Grad auszudrehen.
Die Angaben zur Standbreite in der Golfliteratur sind teilweise klar formuliert, teilweise
nur vage. Unstreitig und nachvollziehbar ist lediglich: die Standbreite ist schlägerabhängig:
-
Je länger der Schläger, desto breiter der Stand.
Der Stand muss sowohl breit genug sein für eine gute Stabilität und Balance
im Schwung, als auch eng genug für eine ausreichende Drehung.
Die Standbreite sollte eine ausreichende Drehung und einen ausbalancierten stabilen
Schwung gewährleisten. Mit einer Verbreiterung des Standes wird in vielen Fällen die
Drehung für den Aufschwung erschwert. Das, weil so die Vorspannung über die Dehnung jener Muskeln erhöht wird, die dem Aufschwung als Antagonisten Widerstand leisten. Anderseits wird diese Minderung der Beweglichkeit überschätzt. Selbst mit einem
Stand von außerhalb Schulterbreite können sich trainierte Athleten ohne Schwierigkeiten in der Hüfte um 45 Grad und in den Schultern über 90 Grad drehen. Für Golfer, die
ihre Fitness und ihre Beweglichkeit trainieren, ist ein verbreiteter Stand kein Drehhindernis.
7.3.1 Debbie Steinbach, Venus Golf (1999)
Frauen sollten generell einen breiteren Stand einnehmen als Männer. Das hat mit den in
der Regel breiteren Becken und der größeren Mobilität der Frauen zu tun. Frauen haben
eine größere Hüftrotation als Männer und benötigen deshalb auch mehr Stabilität bei der
Gewichtsverlagerung. Ein zu enger Stand führt bei Frauen häufig zu einem Reverse Pivot. Männer haben einen höheren Körperschwerpunkt, breitere Schultern und verfügen
über ein Drittel mehr Muskelmasse. Das verleiht ihnen mehr Stabilität. Frauen haben einen tieferen Körperschwerpunkt, schmalere Schultern und weniger Muskelmasse. Ihr
Vorteil liegt in der Mobilität. Um diese zu nützen, sollten sie bei langen Schlägen breiter
als schulterbreit stehen (Internet Artikel zu „Stabilität, Balance und Mobilität“ 1999).
– 40 –
7.3.2 Search of the Perfect Swing
Cochran und Stubbs (The Search of the Perfect Swing, 1968, S. 85 – 89) haben beim
Drive von 14 Tour-Pros eine mittlere Standbreite von 62 cm ermittelt. Gemessen von
Fußspitze zur Fußspitze. Die Fußspitzen von Proetten der Euro Tour stehen beim Drive
zwischen 37 und 51 cm auseinander. Mit 42 cm ist der Mittelwert um ein Drittel kleiner
als bei den Tour-Pros. Von Knöchel zu Knöchel entsprechen dem 29-42 cm, und ein
Mittelwert von 35 cm. Das sind 118-145% der Schulterbreite. Im Durchschnitt 133%.
Also deutlich mehr als die Lehrmeinungen behaupten.
7.3.3 Nagao/ Sabada
Nagao/Sabada (1974, Golftechniken, Wieso, Weshalb, Warum? Helga und Manfred Letzelter 2002, S. 79) haben die Standbreite auf die Körpergrösse relativiert. Beim Drive ermitteln sie bei japanischen Profis, die im Durchschnitt 170 cm groß sind, eine Standbreite von 38% der Körpergröße. (gemessen von Fußspitze zu Fußspitze). Für einen
180 großen Profi resultiert daraus eine Standbreite von 68 cm – ebenfalls mehr als die
Schulterbreite gleich großer Golfer.
7.3.4 Bob Toski und Jim Flick
Als Richtlinie geben Toski/Flick (1984, Golftechniken, Wieso, Weshalb, Warum? Helga
und Manfred Letzelter 2002, S. 79) an, man dürfe beim Drive die Füße, gemessen an der
Innenseite der Fersen, nicht weiter auseinander stellen, als die äußere Breite der Schultern.
Weil man aber sogar mit geschlossenen Füssen den Ball noch recht gut schlagen kann,
plädieren sie für die Suche nach der jeweils optimalen individuellen Standbreite. Gefunden wird diese bei Probeschwüngen, indem man die Füße sukzessive auseinender stellt,
bis man eine Einschränkung in der Hüftdrehung verspürt.
7.3.5 David Leadbetter
Leadbetter (1991, Golftechniken, Wieso, Weshalb, Warum? Helga und Manfred Letzelter
2002, S. 79) meint, die Schüler sollten selbst experimentieren, weil die wichtigsten
Aspekte für die Standbreite, die Beweglichkeit, das Gefühl für das Gleichgewicht und für
die Bewegungsbereitschaft sind.
7.3.6 Bobby Jones
Auch Jones (1966, Bobby Jones on Golf Revised Edition 1997 First Published in 29 S.16
Stance und Golftechniken, Wieso, Weshalb, Warum? Helga und Manfred Letzelter 2002,
S. 81) überlässt die Wahl der Standbreite weit gehend dem Gefühl des Einzelnen. Der
Spieler solle bequem, natürlich und nicht angespannt stehen und sich in der Set-up Position in alle Richtungen bewegen können. Wenn man natürlich und aufrecht steht, sind
die Füße etwa 30 cm auseinander. Will man zum Beispiel beim Drive mehr Länge erreichen, setzt man die Füße unweigerlich weiter auseinander. Amateure stehen häufig zu
eng. Von Knöchel zu Knöchel haben Sie beim Drive eine mittlere Standbreite von nur
50 cm. Beim Schwung mit dem Eisen 9 ist sie mit 47 cm nur geringfügig kleiner.
– 41 –
7.3.6 Jack Nicklaus
Nicklaus (1974, Jack Nicklaus, So Spiele ich, mit Ken Bowden, 1974 S. 86 – S. 90) verengt seinen beim Drive schulterbreiten Stand zunehmend und erreicht beim Wedge lediglich noch 18 cm zwischen den Absätzen. Das sind 30 cm zwischen den Fußspitzen.
Allerdings ist ein so enger Stand kaum bei vollen Schlägen üblich, sondern nur bei Pitches mit steilem Aufschwung.
Topspieler verändern die Standbreite mit der veränderten Schlägerwahl. Amateure nutzen die Veränderung der Standbreite und somit eine Veränderung der Schwungbahn selten. Für das Spiel mit den langen Hölzern schaffen sie sich in der Regel durch einen zu
engen Stand ungünstige Voraussetzungen. Probleme mit dem Gleichgewicht und der
Schwungbahn sind die Folge. Der Eintreffwinkel wird zu steil, die Spieler verlieren die
Balance, während sie umgekehrt für die Schläge mit den ganz kurzen Eisen die Füße zu
weit auseinander stellen, was einen zu flachen Eintreffwinkel bewirkt.
Je länger der Schläger, desto größer die Standbreite.
Sie ist beim Drive am größten und beim Wege-Schlag am geringsten
7.4 Abstand der Arme zum Körper
Hogan beschreibt (Five Fundamentals, 1957, S. 46-51) dass der linke Arme während
des gesamten Schwunges lang sein sollte. Beide Arme hängen frei vom Körper herab.
Seine linke Hand befindet sich auf Höhe der linken Fußspitze. Beide Ellbogen sind leicht
nach innen gedreht.
Mann und Griffin (Swing like a Pro, 1998,S.62) wollen, dass der linke Arm senkrecht
nach unten und dann ca. 2 Inch von der linken Schultern nach vorne gestreckt wird. Der
linke Arm ist gerade. Durch die tiefere rechte Schulter ist der rechte Arm eine wenig
näher am Körper als der Linke. Der rechte Arm ist leicht gebeugt.
7.5 Körperwinkel
Mann und Griffin (Swing like a Pro (Dr. Ralph Mann und Fred Griffin) S. 51 – S. 71)
legen großen Wert auf das Winkeln der Knie. Sie sollen die vertikale Bewegung der
Arme und die Drehung des Rumpfes unterstützen. Die rechte Schulter ist aufgrund der
rechts tiefer liegenden Hand tiefer als die linke. Je länger der Schläger, desto stärker ist die
Schulterneigung, desto höher die linke Schulter über der rechten. Bedingt durch die Armposition vor dem Körper, sind beide Schultern leicht nach vorne abgerundet. Der
Spieler ist so platziert, dass dieser seinen Körper im Schwung hinter dem Ball drehen
kann.
– 42 –
Bild 35 Dr. Ralph Mann, «The Pro», aus der frontalen
Sicht:
1.Lage des Schlägers und des linken Armes
2. Das Dreieck aus Schultern und Armen
3. Standbreite
4. Ball-Lage
5. rechte Schulter
6. Kopfposition
Bild 36 aus der Seitenansicht:
1. Die Position der Hände und Arme
2. Die Winkel im Fuß und Kniegelenk, sowie die
Rumpfvorlage
3. Die Lage des Schlägers
4. Kopfposition
Norman (1989) und Heuler (1993) definieren die Neigung des Rumpfes mit 30 Grad.
Es gibt jedoch auffällige Unterschiede. Jorgensen (1995) stellt fest, dass Spieler zum Teil
ihre Körperneigung abhängig von Schläger und Schlag variieren.
Hogan (1957) beschreibt die Haltung als «semi-Sitting – Positon». Die Knie werden
leicht nach unten gewinkelt, während der Oberkörper relativ aufrecht bleibt. Die
Rumpfvorlage weicht in Bezug zu den einzelnen Schlägern nur sehr selten ab. Der Mittelwert ist konstant. Veränderungen in der Haltung oder ständige Anpassungen an die
Schläger führen zu auffälligen Abweichungen im Ebenenverlauf.
McTeague hat bei Profis einen Winkel von 28 Grad festgestellt, und bei US Senior
Spielern 23 Grad. Amateure liegen mit 25 Grad dazwischen. Allerdings streuen die Messungen enorm: Bei zwei Drittel aller Spieler liegt der Winkel zwischen 20 und 36 Grad.
Bei Senioren zwischen 15 und 31 Grad. Bei Amateuren mit einem HCP 18 streut der
Winkel zwischen 16 bis 34 Grad (Golftechniken, Wieso, Weshalb, Warum? Helga und
Manfred Letzelter 2002, S. 88 – S. 89).
Bei einem Drittel der jüngeren Profis ist die Rumpfvorlage geringer als 20 Grad oder
größer als 36 Grad. Und bei einem Drittel der Senioren kleiner als 15 Grad und größer
als 31 Grad. Einige Spieler beugen sich also doppelt so weit vor wie andere.
Quirmbach (Lehrbrief 4, 1996, S. 79) stellt fest, dass die Ansprechposition wichtige
Funktionen erfüllt und balanciert sein muss. Durch die Einnahme der korrekten Körper– 43 –
winkel kann gewährleistet werden, dass die großen Muskelgruppen der Beine, des Gesäßes und des Rückens eingesetzt werden können. Eine gute Haltung ist auch Voraussetzung um den Schläger auf dem optimalen Bahnenverlauf zu schwingen.
Nach Hay (1985) beeinflusst der Fußabstand die Abfluggeschwindigkeit. Hay behauptet,
dass ein schulterbreiter Abstand optimal ist. Er gewährleistet einen optimalen Einsatz der
Hüftmuskulatur. Hay stellt fest, dass keine Beweise für eine Zweckmäßigkeit von Schlagweite und Zielgenauigkeit gegenüber einer offenen, geschlossenen oder geraden Fußstellung vorliegen.
Jörgensen (1970) stellt fest, daß eine offene Fußstellung die Rückschwungbewegung
einschränkt.
Theodore P. Jorgensen empfiehlt einen schulterbreiten Stand mit den Füßen leicht
ausgedreht. Das Gewicht ist auf beiden Füßen gleichmäßig verteilt, tendenziell stärker in
Richtung Ferse (Golftechniken, Wieso, Weshalb, Warum? Helga und Manfred Letzelter
2002, S. 90 – S. 91).
7.6 Die Ausrichtung
Die Ausrichtung des Spielers im Verhältnis zum Ziel stellt für viele Spieler eine Herausforderung dar. Sehr viele Golfer richten ihren Körper nicht so aus, wie sie es geplant haben. Sie sind im Set-up zum Ziel geschlossen ausgerichtet. Martino/ Wood (1990, Golftechniken, Wieso, Weshalb, Warum? Helga und Manfred Letzelter 2002, S. 85 Martino /
Wood) stellten fest, dass zwischen 75% - 78 % der Golfer die Schlagfläche nach rechts
ausrichten und über ein Drittel die Schlagfläche mehr als 10 Yards nach rechts verkanten.
Diese Spieler verstellen die Schlagfläche immer mehr nach rechts, je weiter weg sie sich
vom Ziel befinden. So werden Fehler in der Ausrichtung durch die Korrektur der
Schlagfläche oder der Schwungrichtung ausgeglichen. Diese Ausgleichsbewegungen
führen zur Veränderung der Dynamik, des Timings und des Gleichgewichts im
Schwung. Speziell bei einer unbewussten Korrektur des Ebenenverlaufs nach vorne und
«von außen nach innen» verlagert sich das Gewicht auf den Vorfuß. Die lineare Verschiebung des Gewichts auf das linke Bein wird unterbrochen, die Drehbewegung des Rumpfes verlangsamt sich, was eine Beschleunigung der Arme nach sich zieht. Fehlschläge,
Längenverlust und Gleichgewichtsprobleme können die Folge sein. Stefan Quirmbach
beschreibt im Lehrbrief 4, dass aus einer fehlerhaften Ausrichtung häufig Schwungfehler
resultieren. So führen auch Fehlstellungen von Füßen, Hüfte und Schulter zu Technikfehlern. Meist werden damit Flugabweichungen des Balles kompensiert.
7.6.1 «The way you set, is what you get»
Schützen haben ihren Blick in Richtung Ziel und auf einer Ebene mit dem Lauf. Ihr dominantes Auge schaut durch das Zielfernrohr oder fixiert die Linie von Kimme und
Korn. Bei einem Golfschlag steht der Spieler seitlich zur Schlagrichtung. Die Augen sehen den Schlag von einer Position zwischen Schlägerkopf und Schultern. Der Blick ist
– 44 –
auf den Ball und parallel zur Schlagrichtung ausgerichtet. Diese Blickweise verfälscht die
Wahrnehmung auf das Ziel, da sich die Augen nicht mehr auf der gleichen Ebene zum
Ziel, sondern versetzt dazu befinden. Selbst wenn die Augen über der Ballziellinie liegen,
ist eine optimale Zielausrichtung nicht gewährleistet (Klaus Lehnertz , Stefan Qirmbach,
Die Technik des Golfschwungs, 1996, S.84). Beim Putten hat die Ausrichtung zum Ziel
großen Einfluss auf die Treffmomentfaktoren und das Ergebnis. Leistungsgolfer und Berufsspieler versuchen durch unterschiedliche Maßnahmen in der Schlagvorbereitung, die
Ausrichtung zum Ziel in den Griff zu bekommen. So wird empfohlen, sich ein Zwischenziel unmittelbar in der Nähe des Balles zu suchen, die Schlagfläche dazu auszurichten und sich anschließend zur Schlagfläche zu platzieren. Andere empfehlen, sich eine
Eisenbahnschiene vorzustellen und sich zu dieser parallel auszurichten. Jede Form der
Ausrichtungstechnik hat ihre Vor- wie Nachteile. So haben Anfänger und fortgeschrittene Golfer große Schwierigkeiten, sich eine Parallele im Raum vorzustellen und zu verstehen, wie sich die Winkel im Raum verändern. Parallele Linien laufen nach einer bestimmten Strecke im Horizont zu einem Punkt zusammen. Je nach Position zu einer der
Linien können die Winkel unterschiedlich zusammenlaufen.
Bild 37 und 38
Eisenbahnschienen.
Die Ausrichtung des Körpers im Verhältnis zur Uhr ist eine weitere Möglichkeit, Schläger und Körper auszurichten. So stellt der Ball den Mittelpunkt der Uhr dar. Die Schlagfläche ist auf das Ziel (12.00 Uhr) ausgerichtet. Die Position des Körpers befindet sich
auf 9.00 Uhr. Die Ausrichtung der Füße erfolgt auf ca. 11.00 Uhr. Dieses System ist auf
jede Entfernung anwendbar, da die Uhr in ihrer Größe (Maßstab) dem Verhältnis von
Lage des Balles zur Entfernung des Ziels angepasst wird.
Hilfe zur Ausrichtung können Trainingsmittel wie lange Schnüre (ca. 3 m), Schäfte,
Schläger, Lasersysteme (Putten), Dreiecke oder Hütchen (10 in einer Reihe in einem
Abstand von 10 m = 100 m) bieten.
Durch die Verbesserung der Ausrichtung können Fehlbewegungen, Manipulationen in
der Schwungrichtung, flasche Schlagflächenstellung und Probleme bezüglich der Standfestigkeit und dem Gleichgewicht vermieden werden.
– 45 –
7.7 Einfluss der Schlägerlänge und des Lie auf die
Haltung
Schlägerlänge und Lie eines Schlägers beeinflussen Körperhaltung und Gleichgewicht.
Die Anpassung der Schläger auf den Golfer ist deshalb sehr wichtig. Heute bieten fast alle
Firmen Fittingsysteme an. Schläger mit verschiedenen Lies und Längen können vom
Spieler getestet werden. Lie und Länge des Spielers sind nicht nur von der Körpergröße,
sondern auch vom Verhältnis der Arm-, Rumpf- und Beinlänge des Spielers abhängig.
Die Anpassung des Schlägers ist von folgenden Punkten abhängig:
-
der Haltung
der Körpergröße
den Längenverhältnissen von Rumpf, Armen, Beinen
des Set-up
Schwung und Treffmomentfaktoren
Laut einer Untersuchung der National Golf Foundation verfügen nicht mehr als 10 % aller Golfer über gefittete Schläger. Viele Spieler passen ihren Bewegungsablauf dem Schläger an. Fehlstellung im Lie verursachen Fehlschläge nach rechts oder nach links. Aktiver
Unterarm und Handeinsatz sind oft nötig, um Fehlschläge zu verhindern. Das hat Auswirkungen auf das Timing und Tempo des Schwunges. Zu kurze oder zu lange Schläger
zwingen den Spieler, in den Körperwinkeln zu variieren.
Bild 39 Spieler mit zu kurzen Schlägern
Zu kurze Schläger veranlassen den Spieler, die Knieoder Rumpfwinkel stärker zu betonen. Häufig ist der
Körper zu stark nach vorne geneigt, was das Gewicht
zum Vorfuß verlagert. Mit Einleitung des Rückschwunges gleichen viele Spieler die Balance aus und
Verlagern das Gewicht auf die Mitte oder sogar auf
die Ferse des rechten Fußes. Dabei richtet sich der
Spieler zwangsweise auf, und die Entfernung zum
Ball vergrößert sich. Mit der Einleitung des Abschwungs sucht der Spieler wieder den Ball und verlagert das Gewicht nach vorne. Dabei geht das
Gleichgewicht verloren. Eine lineare Verlagerung nach links findet nicht statt: Ein Fehlschlag ist die Ursache (The Search for the Perfect Club, Tom Wishon, 2005, S. 25- 30
und S. 146 - 158).
Bei zu langen Schlägern steht der Spieler häufig zu aufrecht. Die Drehbewegung findet
auf einer zu flachen Ebene statt. Das Gewicht verlagert sich häufig in die Fersen. Um
den nötigen Eintreffwinkel zum Ball zu erreichen, muss der Spieler seinen Oberkörper
nach vorne neigen, was häufig ein Anziehen der Arme zur Folge hat: Getoppte oder
fette Schläge sind die Folge. Das Gewicht verlagert sich auch hier wieder zu stark auf den
Vorfuß, was mit Gleichgewichtsproblemen verbunden ist.
– 46 –
Zu kurze oder zu lange Schläger haben immer negative Auswirkung auf Länge, Präzision
und Konstanz der Schläge. Gutes Timing und konstanter Schwungrhythmus, verbunden
mit einem Schwung im Gleichgewicht, sind schwer zu verwirklichen.
8. Tempo, Timing und Rhythmus
Im Buch «Tour Tempo» beschreiben Novosel und Garrity (2004, Tour Tempo, John
Novosel und John Garrity, 2004, S-17 – S. 25) den Golfschwung als komplexe Bewegung, bei der das Verhältnis von Mechanik und Tempo eine entscheidende Rolle spielt.
Verändert man einen Bereich in der Mechanik, so hat das Einfluss auf das Tempo. Jeder
Golfer hat sein eigenes Tempo und Timing. Wer schnell spricht und geht, schwingt
schnell. Wer langsam geht und langsam spricht, schlägt ruhiger. Allgemein gilt, dass der
Golfschwung vom Start des Rückschwunges bis zum Treffmoment in einem Zeitrahmen
von ca. 1,2 Sekunden stattfindet.
8.1. Tempo
Top Professionals benötigen jedoch wesentlich weniger Zeit. Nick Price braucht 0.93
Sekunden, Mark Calcavecchia deren 1.06 und Bernhard Langer nur 0.933 Sekunden.
Entscheidend für einen guten und langen Schlag ist somit nicht die Gesamtzeit, sondern
das Verhältnis von Rückschwung- und Abschwungzeit. Denn Tempo ist: Weg durch
Zeit. Mit Messungen wurde festgestellt, dass die Aufschwung- und Abschwungzeit in einem Verhältnis von 3:1 stehen. Novosel und Garrity ermittelten den Wert, indem sie die
Anzahl der Videobilder der Start-Aufschwung Phase und Abschwung-Impact Phase in
ein Verhältnis zueinander setzten.
So schwingen Jack Nicklaus, Ben Hogan, und Gary Player in einem Verhältnis von 21/7
Bildern (d.h. bei einer Videoaufnahme dauert der Rückschwung 21 Bilder und der Abschwung ca. 7 Bilder an). Sam Snead, Tiger Woods (2002) und Phil Mickelson haben
ein Verhältnis von 24/8 und Tiger Woods (1997) ein solches von 27/9, ebenso Jim
Furyk und Michelle Wie.
Abweichungen von der optimalen Schwungbahn kann den Aufschwung um 1-2 Bilder
verlängern und den Abschwung durch Ausgleichsmaßnahmen um 1-2 Bilder verkürzen.
Der Rückschwung wird langsamer, der Abschwung schneller – das Verhältnis wird verändert. Veränderungen in der Bewegung haben somit sofort Auswirkung auf das Verhältnis von Auf- und Abschwungtempo. Das hat Auswirkungen auf das Timing und somit
direkten Einfluss auf die Qualität des Schlages.
Ein weiteres Problem stellt ein zu hohes Tempo im Abschwung dar. Häufig steht die
Auf- und Abschwung-Geschwindigkeit bei Anfängern und den meisten Spielern in keinem optimalen Verhältnis. Ruckartige Beschleunigung in Richtung Ball erhöht den
Muskeltonus und bremst den Ablauf ungewollt ab. Anstatt den Schläger durch den Ball
zu schwingen, wird dieser gegen den Ball getrieben. Die Bremskräfte führen häufig zu
unkontrollierten Ausschwungbewegungen, welche das Gleichgewicht im Treffmoment,
wie auch in der Endstellung negativ beeinflussen. Das Tempo ist somit von folgenden
Elementen abhängig:
– 47 –
Technik:
Körperbewegung
Armaktion
Schlägerverlauf
Kopplung/Timing:
Bewegungsreihenfolge
Bewegungsfluss, Schwung im Gleichgewicht
Bewegungsrhythmus
8.2 Rhythmus
Die dynamische Gliederung, Gruppierung und Akzentuierung von Bestandteilen des
Schwunges bestimmen den Rhythmus. Der Rhythmus steht in Abhängigkeit zur Bewegungsform und seiner zeitlichen und energetischen Einteilung (Sportwissenschaftliches
Lexikon, Peter Röthig 6. völlig überarbeitete Ausgabe von 1992, S. 384). Während des
Auf- und Abschwunges ergibt sich aus dem Spannungs- und Entspannungsverlauf der
Muskulatur eine zeitlich, räumliche, Ordnung. Diese bestimmt den Rhythmus. Rhythmus steht in direkter Abhängigkeit zu:
-
Bewegungsform (Technik)
Zeitliche und räumliche Gliederung der Schwunges (Timing)
Auf- und Abschwungtempo (Tempo)
Krafteinsatz im Abschwung (Kraft)
8.3 Phasenverteilung, Bewegungskopplung, Timing
Lehnertz, Quirmbach (Lehrbrief, 4, 1996, S.86) definieren die Wirbelsäule als
Schwungachse, um die sich näher liegende Körperteile, wie Rumpf-Peripherie, Arme,
Hände und Schläger bewegen. Näher liegende Körperteile bewegen sich langsamer und
entfernter liegende schneller um den Körper. Das Erreichen einer hohen Abschlagsgeschwindigkeit wird durch die Aneinanderreihung der Bewegung und über eine zeitversetzte Beschleunigung von Körper, Arme, Hände und Schläger erreicht.
Theodore P. Jorgensen (Golftechniken, Wieso, Weshalb, Warum? Helga und Manfred
Letzelter 2002, S. 162 – 170) kommt zu der Erkenntnis, dass unter Beachtung der physikalischen Gesetze der Abschwung mit den großen Muskelgruppen eingeleitet werden
muss. Dies ermöglicht eine Verzögerung des Schulterarmsystems, welches dem Armschlägersystem zusätzliche Winkelgeschwindigkeit verleiht. Der Unterkörper bremst mit
dem Treffmoment ab, um die notwendige Stabilität und Balance herzustellen und rotiert
anschließend weiter, um den Oberkörper abzubremsen. Die Hüften aus dem Weg zu
drehen, um den Händen und Armen Platz zu schaffen, bezeichnet Jorgensen als falsches
Timing. So sind auch das Drehen um eine feste Achse und ein stiller Kopf nicht zu empfehlen. Widersprüchlich ist somit die Aussage im Buch «The search of the perfect swing»
(Cochran und Stobbs 1969), dass das Schwungzentrum während des gesamten Schwunges fixiert bleiben muß. Cochran und Stobbs empfehlen einen Schwung ohne Gewichtsverlagerung. Jorgensen widerspricht und sagt aus, dass eine gute ausgeführte Gewichts– 48 –
verlagerung eine erhöhte Vorspannung erzeugt und wesentlich zur Erhöhung der Schlägerkopfgeschwindigkeit beiträgt.
Bild 40 Aus «The Pro»
Dr. Ralph Mann, Phasenverteilung
im Start.
Bild 41 Aus «The Pro»
Phasenverteilung im Abschwung.
9. Der Einfluss der Füße
auf die Standfestigkeit
Die Füße sind ein Wunderwerk des biologischen Systems unserer Anatomie. Sie vereinen
Kraft und Geschwindigkeit mit feinsten Bewegungen im Gleichgewicht. Sie vermitteln
uns Stabilität und Gefühl, und sie verfügen über eine große Ausdauer, um uns überall hin
zu tragen. Gesunde Füße gewährleisten eine normale Fußfunktion. Diese ist von einem
muskulären Gleichgewicht abhängig. Störungen des muskulären Gleichgewichts führen
häufig zu Fußfehlstellung und haben großen Einfluss auf die Funktion der Wirbelsäule.
Die deswegen entstandenen muskulären Dysbalancen führen zu einer veränderten Lastenverteilung über die Gelenke auf Hüfte, Knie, Fußgelenke und Fußsohlen.
Beim Stehen arbeiten die kleinsten Muskeln unserer Füße, um den Körper über der
Standfläche zu stabilisieren. Muskuläre Dysbalancen der Füße haben somit nicht nur eine
negative Auswirkung auf das Standgleichgewicht, sondern sie bewirken Verspannungen
in der Muskulatur im Rücken-, Schulter- und Nackenbereich. Es gibt eine Vielfalt von
asymptomatischen Fußproblemen, die durch muskuläre Dysbalacen im Fuß, im Bein, im
Becken und in der Wirbelsäule hervorgerufen werden können (Fix your Feet, Dr. Phillipe Maffetone, 2003, S. 111 – 121).
9.1 O- und X-Beine
O-Beine führen meist zu einem Flachrücken. Das Verlaufsmuster des Abrollverhaltens erfolgt über die Außenseite der Ideallinie und dann wieder stark nach innen. Die Abbildung zeigt einen beidseitigen Knie- und Spreizfuß. Drehbewegungen um die Längsachse
– 49 –
fallen hier besonders schwer. Auch die Gewichtsverlagerung nach rechts und nach links
ist stark eingeschränkt.
Bild 42 Photo O-Bein (Footscan, Orthoteam Bern
2005).
X-Beine führen zu einem Hohlrücken. Die Abbildung zeigt einen außenrotierenden Knick-Spreizfuß. Das Abrollverhalten erfolgt mit dem linken
Fuß zuerst in die Innenseite und verläuft dann
über die Außenseite über die Mitte des Ballens
zum großen Zeh. Der rechte Fuß knickt leicht
nach innen. Die Belastung ist fast geradlinig und
verläuft über die Mitte des Vorfußes. Das Abrollverhalten beider Füsse ist sehr unterschiedlich
Bild 43 Photo X-Bein (Footscan, Ortho-Team
Bern 2005, Die Beine, Der Gesundheits Brockhaus Kursbuch Mensch 2001, S. 580 – S. 581).
Ein weiteres Problem stellt eine eingeschränkte
Wahrnehmung durch die Fußsohle dar. Grund
dafür ist Inaktivität. Speziell häufige Sitz- und
Bürotätigkeit sowie mangelnde Bewegung wegen
ständiger Nutzung des Automobils führen im
Laufe der Zeit zu erheblicher Einschränkung der
Wahrnehmung. Symptomatische Fußprobleme wie
Schwellungen, Einschränkung der Beweglichkeit
oder Steifigkeit sind häufig auf Funktionseinschränkungen im Fußgelenk oder im Fuß zurückzuführen. Solche Probleme können plötzlich,
während oder nach dem Spiel, virulent werden.
Hervorgerufen werden diese negativen Effekte
durch die Kompensation des Problems durch andere Muskelgruppen, die im Laufe der Belastung
übermüden oder überbeansprucht werden. (Fix
your Feet, Dr. Phillipe Maffetone, 2003, The 3
Types of Pain S. 42).
Die Muskulatur im Fuß, an den Gelenken, im Bein, am Becken und entlang der Wirbelsäule ist für eine uneingeschränkte Bewegung verantwortlich und hat somit direkten Einfluss auf das Gleichgewicht (Fix your Feet, Dr. Phillipe Maffetone, 2003, Foot Sense and
Orientation S. 57). So kann Fußsteifigkeit, Muskelkrampf, Muskelspasmus und unterschiedliche Muskelkraft in den Füssen das Gleichgewicht und die Koordination im erheblichen Masse negativ beeinflussen. Bei Belastung kommt es oft zu Schmerzen, Einschränkung der Beweglichkeit und Belastbarkeit und damit zu frühzeitiger körperlicher
und zentralnervöser Ermüdung. Der Schmerz wird oft von mechanischem Stress auf den
– 50 –
Fuß hervorgerufen. Die häufigste Ursache sind unpassende und zu enge Schuhe. Durch
zu starke Stimulation der Nerven-Enden kommt es häufig zu einer starken Irritation und
somit zu chemischem Stress, der zu Entzündungen führt (Fix your Feet, Dr. Phillipe
Maffetone, 2003, Shock Absorption S. 56).
Hitze oder Kälte reizen die Nerven-Enden und fördern so den Schmerz. Kälteschmerz
beginnt schon bei Temperaturen unter 15°Celsius und Hitzestau bei einer Temperatur
von 45°Celsius. Falsche Schuhe sind ebenfalls verantwortlich für Schmerzen, Verspannungen und Entzündungen im Fuß. In erster Linie sollen Schuhe die Füße vor Verletzung und Kälte schützen.
Im 1997 erschienenen British Journal of Sports Medicine beschreibt Dr. Steven Robbins
den Nachteil der Werbung von Sportschuhen. Er sagt, dass die Werbung der Industrie
irreführend sei und der Allgemeinheit großen Schaden zufüge. Schon 1954 fanden Basmajian und Benzon (A electromyographic Study, Surg.Gyneco.Obstet. 98: 662- 666.
Abstr.) heraus, dass das Tragen von Schuhen bei bestimmten Muskelgruppen Inaktivität
hervorruft. Einige Muskeln verloren gar ihre Funktion.
Die Gewichtsverteilung auf den Füssen erfolgt ohne Schuhe ausgewogen auf die gesamte
Sohle des Fußes. Durch das Tragen von Schuhen wird das Gewicht unvorteilhaft verteil.
Oft auf eine kleinere Fläche des Fußes. Somit kommt es zu einer Reduktion der Standfläche, welche das Gleichgewicht negativ beeinflusst. Demnach gilt: je flacher und dünner die Sohle des Golfschuhs, desto besser. Schuhe mit dicker oder steifer Sohle vermitteln dem Fuß eine falsche Lage, was zu einer Fehleinschätzung der übertragenen Kräfte
und häufig zu Verletzungen führt. In einer Untersuchung von 1997, erschienen im British Journal of Sports Medicine (Robbins und Waked Med. 31 (4), S. 299-303), heisst es,
dass Sportschuhe, die mit «chushioning impact soles» Verletzungen hätten verhindern
sollten, die Verletzungsrate um 123% steigerten. Speziell die Wahrnehmung über die
Fußsohlen spielt für die Erhaltung des Gleichgewichtes eine besondere Rolle. Informationen über Lage, Neigung und Beschaffendheit des Untergrundes gelangen über die
Fußsohlen via das Rückenmark an das Gehirn. Die Informationen werden verarbeitet
und entsprechend den Bedürfnissen Maßnahmen getroffen, um den Körper in eine Position zu bringen, mit der sich die Aufgabe lösen lässt. Durch die oben beschriebene Einschränkung haben viele Menschen einen Teil ihrer kinästhetischen Wahrnehmung eingebüsst. Je weniger man sich der Belastung seiner Füße
bewusst ist, desto weniger nimmt man seine Körperposition
wahr. Das kinästhetische Empfinden ermöglicht uns, Informationen über unsere Bewegungen, Veränderungen in unserer Haltung und der mechanischen Belastung auf Muskeln
und Gelenke wahrzunehmen. Ist dieses Empfinden eingeschränkt, helfen Fußmassagen, angewandte Kinesiologie,
Chiropraktik, Osteopathie, Pädiatrie und der Besuch beim
Physiotherapeuten. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die
Funktion wieder herzustellen, die Mobilität zu verbessern,
die Schmerzen zu lindern und chronische Schmerzen überhaupt zu verhindern.
Bild 44 Frau mit ungeeignetem Schuhwerk.
– 51 –
9.2 Das Vabene Balance System
Die Firma ORTHO Team AG/ Bern (www.orthoteam.ch) ist auch Sport Medical Base
von Swiss Olympic und steht unter der Leitung von Adrian Bosshard. Sie wendet unter
anderem das System der Firma Vabene an, die eine Methode zur Erfassung von funktionellen Beschwerden des Bewegungsapparates und deren Korrektur durch afferenz-stimulierende Sohlen entwickelt hat, die auf den propriozeptiven Erkenntnisse von Prof. Dr.
R. Bourdiol (Neurologe/ Frankreich) und Dr. med. G.Bortolin (Chiruge/Italien) basieren. Mit diesen Solen lassen sich funktionell bedingte Fehlhaltungen wirkungsvoll korrigieren und die damit verbundenen negativen Fehlstellungen reduzieren. Deren Anwendung bedingt eine ganzheitliche Betrachtungsweise, denn afferenz-stimmulierende
Sohlen können nur dann sinnvoll und therapeutisch wirken, wenn vorgängig alle funktionellen Dysbalancen des kompletten Bewegungsapparates richtig erkannt und interpretiert wurden. Heute ist die Statik des Fußes bei fast allen Menschen gestört. Die Untersuchung des Körpers auf funktionell bedingte Fehlhaltungen ist Ausgangspunkt für die
spätere, individuelle Herstellung afferenz-stimulierender Sohlen. Voraussetzung ist eine
ausführliche Untersuchung, bei der:
-
die gesamte Körperstatik vermessen und analysiert wird
mittels der Palpation muskuläre Dysbalancen aufgespürt werden.
Bild 45 Gerade Körperhaltung und fehlerhafte
Körperhaltung.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Krümmungsverhalten der Wirbelsäule. Eine gesunde Wirbelsäule weist
eine Vorwärtskrümmung (Lordose) im Bereich der Halswirbelsäule auf, eine Rückwärtskrümmung (Kyphose) im
Brustwirbelsäulenbereich, wiederum eine Lordose in der
Lendenwirbelsäule und eine Kyphose des Steißbeins. Anhand der Untersuchungsergebnisse wird individuell eine
neuromuskuläre Prozeptersohle angefertigt (Eine therapeutische Hilfsleistung, Grundlage des neuro-anatomischen Konzeptes nach Dr. Rene´Bourdiol und Dr. Guiseppe Bortolin S. 2 – 8 des Vabene Konzeptes).
Bild 46 Vabene Sohle.
Kleine Erhöhungen wirken auf die propriozeptiven Strukturen der Fußsohle. Die neuen Reize stimulieren bestimmte Muskelketten, die für die Haltung zuständig sind
und fordern sie auf, sich anzupassen. Durch die Veränderung der Propriozeption verändern sich sensorische Wahrnehmungen wie zum Beispiel das räumliche Sehen und
der Hör- und der Gleichgewichtssinn. In einer Untersuchung haben Dr. med. G.Bortolin (Chiruge/Italien) und
– 52 –
Prof. Dr. R. Bourdiol (Neurologe/Frankreich) festgestellt, dass die Fußstatik großen
Einfluss auf die gesamte Körperhaltung hat. So ist das Archicerebellum (Urkleinhirn), das
sich im Gleichgewichtsorgan befindet, mit dem kurzen Flexor und dem Adduktor der
großen Zehe verbunden. Ebenso ist auch der Paleocerebellum (jüngeres Kleinhirn) mit
dem Abduktor der kleinen und der großen Zehe und den Zehenflexoren verbunden.
Das Paleocerebellum hat eine enge Verbindung zum Rückenmark und zu den peripheren Muskelspindeln und wirkt damit als das funktionale Zentrum der Haltung.
10. Gleichgewichtsanalyse
Bei der Gleichgewichtsanalyse müssen geringste Verschiebungen des Körperschwerpunktes genau erfasst werden, ebenso die Bodenreaktionskräfte und den Druckmittelpunkt
(COP, Center of Presssure). Mit Messplattformen und entsprechender Software lässt sich
diese Information rasch gewinnen. Messplattformen sind für die Messung des COP hervorragend geeignet. Der Grund dafür ist, dass piezoelektrische Kraftsensoren große
Kräfte und kleinste Kraftänderungen gleichzeitig messen können. Zusammen mit einer
Analysesoftware lassen sich dann zeitliche Veränderungen des COP sehr genau feststellen
und digital verarbeiten. Das gesamte Messsystem liefert so rasch und präzise Informationen, mit denen sich Gleichgewichtsanalysen effizient durchführen lassen. Göhner (1988)
stellt bei seinen Untersuchungen fest, dass die Verlagerung vom rechten Bein auf das
linke Bein ganz wesentlich ist. Jack Nicklaus (Golf – so spiele ich) sagt aus, dass er von
seinem Lehrer gelernt hat, dass Golf aus den Füßen gespielt werde.
Nicklaus meint weiter, dass sein Abschwung mit dem unteren Teil des Körpers schon
einsetzt, bevor der Oberkörper den Rückschwung ganz beendet hat.
Katja Bayer und Lehnertz fassen hinsichtlich Fuß- und Beinarbeit auf S. 50 ihres Buches
(Leistungsdiagnostik im Golf, 1992, Bd.84) zusammen, dass die Fußarbeit besonders
wichtig sei und deshalb auch trainiert werden sollte. Der Unterschied zwischen einem
Amateur und Profigolfer in der Bein- und Fußarbeit ist markant. Williams/Cavangh
(1983) ermittelten die Kraft-Zeitverläufe von 10 qualifizierten Golfern mit unterschiedlichem Handicap.
Sie stellten fest, dass vor Beginn des Rückschwunges fast identische Kräfte auf beide
Füßen wirken. Mit der Einleitung des Rückschwunges wird das linke Bein zunehmend
entlastet. Am höchsten Punkt des Aufschwunges befinden sich 70% des Körpergewichts
auf dem rechten Fuß. Am Ende des Aufschwunges verlagert sich das Gewicht auf das
linke Bein. Deutlich vor dem Impact und sogar vor der Mitte des Abschwungs befindet
sich ein großer Teil des Gewichtes auf dem linken Fuß. Die vertikale Kraft auf dem linken Fuß beträgt das 1,2-fache und auf dem rechten Fuß das 0,4-fache. Die gesamte vertikale Kraft beträgt in diesem Moment etwa das 1,6-fache des Körpergewichts.
– 53 –
Bild 47 Messergebnisse aus dem Buch Leistungsdiagnostik Bayer/Letzelter
Leistungsdiagnostik im Golf, 1992, Bd.84
10.1 Erkenntnisse aus der Literatur
10.1. 1 Darrin Gee (The Secret of Golf, 2005)
In anderen Sportarten kann man den Verlust des Gleichgewichts durch einen Schritt
oder eine Gegenbewegung ausgleichen. Im Golf läuft der Schwung in weniger als zwei
Sekunden ab. In solch einer kurzen Zeit hat man keine Zeit, die Füße zu bewegen. Das
Gewicht von einer Seite in die andere zu verlagern, ohne die Füße zu bewegen, den
Golfschläger zu schwingen und dabei den kleinen Ball zu treffen, ist wahrscheinlich einer
der schwierigsten Bewegungsabläufe im Sport. Der Kern des Schwunges ist deshalb das
Gleichgewicht im Schwung.
10.1. 2 Bobby Jones on Golf (1929)
Ein guter Golfschwung hat immer etwas Elegantes. Es ist unmöglich, den Golfschwung
erfolgreich abzuschließen, ohne durch die richtigen Positionen zu schwingen und einem
guten Rhythmus zu haben. Ein guter Golfschwung ist vom Anfang bis zum Ende
fließend. Harry Vardons Erfolg, so Bobby Jones, lag an seiner Fähigkeit, den Blick auf
dem Ball zu lassen und den Schläger in der Hitting Zone geraden an den Ball zu bringen. Für einen guten Schwung braucht man einen festen Griff, einen kompakten
Schwung, Balance, entspannte Muskulatur und ein gutes Timing.
– 54 –
10.1. 3 Sam Snead (The Education of a Golfer 1962)
Die großen Muskeln, wie die des Rückens, der Beine und der Schultern, treiben den
Körper an. Der Körper ist in Vorlage und das Gewicht auf den Füßen gleichmäßig verteilt. Während der Körper im Schwung ist, bleibt das Gesäß herausgestreckt. Das verhindert, dass der Körper durch den Schwung des Schlägers nach vorne fällt. Ike Eisenhower
(Präsident der USA) hatte sein Gesäß nicht weit herausgestreckt und fiel häufig in den
Schlag. Ich sprach mit seinem Augenarzt und erwähnte, dass er viel zu kleine Gläser trug,
die ihn dazu zwangen, seine Drehung zu reduzieren, damit er seinen Blick am Ball lassen
konnte. Größere Gläser ermöglichten ihm dann später, sein Gewicht und seinen Kopf zu
verlagern.
Fuß- und Beinarbeit bedeuten viel für mich, weil meine Theorie (Ben Hogan stimmt
mir zu) darin besteht, Hände, Handgelenke und Armaktion zu reduzieren, da ich davon
überzeugt bin, dass die Füße die Drehung des Körpers starten. Je besser die Drehung des
Körpers, desto weniger ist es nötig, mit den Armen und Händen auf den Schläger einzuwirken. Wenn der Kopf und der Körper hinter dem Ball bleiben, und das Becken nicht
zu früh nach vorne geht, kann ich Kraft aufbauen. Eine meiner Schlüsselbewegungen ist
die Art und Weise wie ich meine Knie bewege. Mein Stand ist entspannt. Wichtig ist,
dass ich mich nicht im Becken verkrampfe. Besonderen Wert lege ich auf die Kopfstellung. Sie ist ein wenig nach rechts geneigt und in einer Linie mit der Wirbelsäule. Da der
Kopf ein wenig nach rechts rotiert sollte der Kopf nicht über den Ball gehalten werden.
Das hat in der Vergangenheit zu vielen Problemen geführt. Mit der Einleitung der Startbewegung bewegen sich Schulter und Arme immer als Einheit. Die linke Hüfte leitet
den Abschwung ein. Dabei folgt die rechte der linken. Die Kraft baut sich von den
Füßen durch den Körper, den Armen und Händen auf und entlädt sich dann im Schläger. Das rechte Knie rotiert mit dem Abschwung der Arme nach innen. Diese Bewegung
ist sehr wichtig. Mit dem Treffmoment löst sich die rechte Ferse. Die linke Hüfte treibt
weiter vorwärts, ermöglicht mir gegen das linke, stabile Bein zu schwingen und die Gewichtsverlagerung voranzutreiben. Der Druck auf meinen linken Fuß erhöht sich. Mein
Gewicht ist auf den ganzen Fuß verlagert. Die Füße bedeuten mir mehr als alles andere
im Schwung.
10.1. 4 Sean Cochran, PGA Tour Golf Fitness
Instructors
Dr. Glenn Fleissig («The Biomechanics of Golf») sagt aus, dass es sich bei der Ansprechposition um eine funktionnelle Haltung handle, die den Golfgriff und verschiedene Körperstellungen einbezieht. Die Haltung muß ausbalanciertund athletisch sein, um dem
Körper eine optimalale Startposition zu ermöglichen. Unregelmäßigkeiten in der Ansprechposition erlauben keine konstanten Schläge. Die Muskelgruppen zeigen in der Ansprechposition keine sonderliche Aktivität, bereiten den Körper jedoch auf die Bewegung vor. Mit Einleitung des Aufschwunges verlagert sich das Gewicht auf den rechten
Fuß. Dabei wirken Scherkräfte auf den den rechten Vorderfuß und entsprechende Kräfte
auf die linke Ferse. Das sich aus der Gesamtheit ergebene Drehmoment über die Knie,
Hüfte und Wirbelsäule überträgt sich mit Einleitung des Abschwunges auf den Schläger.
Mit Beendigung der Gewichtsverlagerung wird die Bewegung umgekehrt, und das Gewicht verlagert sich wieder zurück auf das linke Bein. Dabei rotiert der Oberkörper wei– 55 –
ter über den Unterkörper, der sich mit Einleitung der Translation weiter durch die zunehmende Verwindung mit Energie auflädt.
Untersuchungen bei Topspieler zeigten, dass die Einleitung des Abschwunges bei einer
Stellung des Beckens von 45 Grad und die der Schulter mit 100 Grad beginnt (Fleissig,
Biomechanics of Golf). EMG Untersuchungen (Geisler, Kinesiology of the Full Golf
Swing) zeigen verhältnismäßig moderate Ausschläge im pectoralis major, latissimus dorsi
und der Schulterblattmuskulatur. Sean M.Cochran sagt aus, dass der Großteil der Beschleunigungsarbeit und der Kraft aus dem Drehmoment des Körpers und der Translation kommt, und die Arme im Wesentlichen die Schwungarbeit verrichten. Der Abschwung ist mit dem Impact abgeschlossen, die Gewichtsverlagerung sollte beendet sein.
Während des Schwunges wirken entlang der Schlagrichtung Scherkräfte auf den linken
Fuß. 80% bis 95% des gesamten Körpergewichts belasten den linken Fuß im Treffmoment. In der Durchschwungphase bremst der Körper das Drehmoment des Körpers ab
und steuert den Körper in eine ausgewogene Endstellung aus.
www.bioforcegolf.com
10.1. 5 The Golf Swing: An exploration of balance
and skill
Jeffrey D. Spence, M. Alan Caldwell & Jackie L. Hudson, California State University,
Chico, CA, USA, The Golf Swing: An exploration of balance and skill, beschreiben in
ihrer Untersuchung, dass Länge im Golf auf Mobilität, Genauigkeit und auf eine gute
Stabilität zurückzuführen ist. Der Konflikt zwischen Stabilität und Beschleunigung wird
je nach Spielstärke unterschiedlich gemeistert.
10.1. 6 Koslow
Koslow (1994) ermittelte, dass nur 27 % der fortgeschrittenen Golfer ihr Gewicht ähnlich wie Professionals nach rechts und nach links verlagern.
10.1. 7 Sanders und Owens
Sanders und Owens (1992) belegten, dass Amateure nur die Hälfte der Translation im
Abschwung wie Professionals zeigen und stellten weiter fest, dass größere Bewegungsumfänge zu einer besseren Gewichtsverlagerung führen.
Tourspieler verlagern im Augenblick des Treffmoments den Körperschwerpunkt ca. 75%
seines Weges über die Standfläche in Richtung linken Fuß. Gute Spieler schaffen nur
57% des Weges bis zum Treffmoment nach links (Cooper, et al., 1974). Tourspieler zeigen neben der größeren Beschleunigung nach links auch eine größere Stabilität des
Beckens im Treffmoment. Sie rotieren das Becken mit dem halben Wert der Vorwärtsbeschleunigung nach rechts. Professionals rotieren das Becken auch nur um zwei Drittel des
Rotationsumfanges von Amateuren.
– 56 –
10.1. 8 Koenig
Koenig (1993) stellt fest, dass Tourspieler das Becken zum Treffmoment stabilisieren (Geschwindigkeit der Rotationsbeschleunigung nimmt ab). Das deckt sich auch mit den
Aussagen von Sanders und Owens (1992), die aufzeigten, dass Topspieler die laterale Beschleunigung des Kopfes nach links reduzieren.
So bemerkt Koenig auch, dass Amateure deutlich mehr Aktivität der Füße aufweisen als
Tourspieler.
10.1. 9 Lange (1993) und Richards (1985)
Lange (1993) und Richards (1985) sagen unabhängig voneinander aus, dass eine verbesserte Stabilität im Treffmoment von einer effektiveren Unterkörperaktion abhängt.
10.1. 10 George Yelvington (1994)
George Yelvington (1994) schreibt, wenn das Gewicht zu früh auf das linke Bein verlagert wird, verliert man zu viel Kraft, da der rechte Fuß schon in der Luft ist, wenn man
den Ball trifft. Topspieler lassen den rechten Fuß möglichst lange auf dem Boden und lösen ihn erst dann, wenn dieser vom Boden gelöst wird.
10.1. 11 Rick Nielsen (1999)
Rick Nielsen (1999) stellt fest, dass Amateure sich zu stark auf die Beschleunigung ihrer
Arme verlassen, anstatt das Pivot des Körpers zu nutzen. Zu hohe Beschleunigung der
Arme führt oft zu Längenverlust und ungenauen Schlägen. Die Aufschwung- und Abschwunggeschwindigkeit der Arme sollten im Einklang mit der Körperrotation sein.
10.1. 12 US Golfer Golf Tipp (Juni 2002)
Im US Golfer Golf Tipp (Juni 2002) steht: Die Gewichtsverlagerung ist ein Resultat aus
der Drehung des Oberkörpers über der Standfläche. Die Verlagerung des Gewichts sollte
im Einklang mit der Armbewegung erfolgen. Eine zu frühe Gewichtsverlagerung führt
zu einem zu steilen Eintreffwinkel. Eine zu späte Gewichtsverlagerung zu fetten Schlägen. Wann und wie schnell das Gewicht verlagert wird, hängt vom Timing und der Bewegungsgeschwindigkeit ab.
10.1. 13 John Daly
John Daly schreibt im in einem Artikel zu «Drive the Distance»: Eine der wichtigsten
Fähigkeiten im Golf ist die Gewichtsverlagerung von rechts nach links unter Beibehaltung des Gleichgewichts.
10.1. 14 Detroit News Wire Services
Im Detroit News Wire Services vom 29.Dezember 2004, mit der Überschrift
«Weight shift is key to iron shots», steht: Fette Schläge resultieren häufig aufgrund einer
– 57 –
zu späten und zu geringen Gewichtsverlagerung. Anstelle einer einleitenden Gewichtsverlagerung werden die Arme zu früh zum Ball beschleunigt.
10.1. 15 Greg Norman (Golf Digest 2001)
Greg Norman beschreibt im Golf Digest 2001 «The mechanics of your feet and the golf
swing»: Die Füße drücken gegen den Boden und verlagern das Becken nach links, damit
es frei und fließend nach links rotieren kann. Während des Set-up muss das Gewicht auf
beiden Füßen gleichmäßig verteilt werden. Mit dem Start der Bewegung verlagert sich
das Gewicht auf den rechten Fuß. Dabei erfolgt die Belastung leicht innerhalb der
Fußinnenseite. Die Verlagerung auf die Außenseite verschiebt den Unterkörper nach
außen und führt zu einer zu starken Translation (Sway). Der rechte Fuß verbleibt mit
Einleitung des Abschwunges auf dem Boden. Der linke Fuß rollt ein wenig nach innen.
Mit Einleitung der Gewichtsverlagerung schiebt sich das Becken über das linke Bein.
Dabei rollt der rechte Fuß nach innen und der linke Fuß rollt zurück über die Mitte auf
die Außenseite.
10.1. 16 «Orthotics Insoles and Golfing Injuries»
(2004)
Im Journal of Manipulative and Physiological Therapeutics steht im Artikel «Orthotics
Insoles and Golfing Injuries» aus dem Jahre 2004, welche Bedeutung Einlagen auf die
Leistungsverbesserung haben.
Einlagen verhelfen dem Spieler zu mehr Standfestigkeit während des Golfschwungs. Sie
stabilisieren die Füße, verhelfen das Gewicht gleichmäßig auf beide Füße zu verteilen
und korrigieren die Körperhaltung während des gesamten Golfschwungs. In der Untersuchung fühlten 71% ihr Gleichgewicht verbessert, 50 % hatten das Gefühl, den Ball härter schlagen zu können und 38% zeigten deutliche Verbesserungen im Ergebnis. Durch
Einlagen verschwanden die Schmerzen in Ferse, Zehen und der Fußsohle. Knie- und
Rückenschmerzen lösten sich zum großen Teil vollkommen auf. Das Ergebnis der Untersuchung zeigte, dass das Tragen von Einlagen nicht nur die Stabilität und das Gleichgewicht verbessert, sondern auch die Schmerzen in Gelenken und im Rücken reduziert
und dem Golfer zu mehr Leistungsfähigkeit verhilft.
10.1. 17 Rick Smith
Rick Smith sagt, dass die Verlagerung nicht über die rechte Fußmitte hinausgeht. Seitliche Bewegungen auf die Außenseite des rechten Fußes wirken sich negativ auf das Timing aus.
10.1. 18 Schwung 2000, «The Hit»
Peter Crocker ist der Meinung, dass die Gewichtsverlagerung ein Resultat aus Drehung
und Schwung des Schlägers ist. Der Antrieb des Golfschwungs resultiert aus einer aktiven Körperdrehung. Eine bewusste und aktive Gewichtsverlagerung ist zu vermeiden.
– 58 –
Crocker stellt fest, dass die Gewichtsverlagerung als Wirkung einer sauberen Schulterdrehung über einem stabilen Untergrund (Becken) zu sehen ist. Eine aktive Gewichtsverlagerung verschiebt das Becken zu sehr über das rechte Bein, was zu einer Kippbewegung
des Oberkörpers führt. Diese verlagert das Gewicht im Rückschwung zurück auf das
linke Bein und im Durchschwung wieder zum rechten Bein (Reverse-Shift).
10.1. 19 Lehrbrief 4 des DGV
Lehnertz, Quirmbach (Lehrbrief 4, 1996, S. 88) beschreiben die Rumpfaktion als seitliche Oberkörperdrehung. Das Gewicht verlagert sich im Start auf das rechte Bein. Am
höchsten Punkt des Aufschwungs ist das Gewicht mit 90 % auf dem rechten Bein verlagert. Der Hauptteil des Gewichts lastet auf der Ferse und der Innenseite des rechten
Fußes. 0,1 s vor der Einleitung des Armabschwungs verlagert der Spieler das Gewicht auf
das linke Bein. Dabei rotierter das Knie in die Drehachse (linker Fuß-Becken) und das
Becken schiebt bis auf Höhe des linken Fußes. Von dieser Position bis zum Treffmoment
hin sollte keine seitliche Verschiebung des Körpers stattfinden. Die rechte Körperhälfte
rotiert frei durch den Schlag bis zur Endstellung weiter. Das Körpergewicht befindet sich
im Treffmoment zu 70 % auf dem linken Fuß, während der rechte Fuß über die Innenseite abrollt. In der Endstellung befindet sich nur noch ein geringer Teil des Gewichts auf
der Fußspitze. Der Großteil des Körpergewichts lastet auf dem linken Bein.
10.1. 20 Lehrbrief 2 des DGV
Ballreich/ Mund beschreiben (Lehrbrief 2, 1999, S.35 – 44) dass Aktionskräfte entsprechende Bodenreaktionskräfte hervorrufen. Ca. 0,1 s vor Beginn des Armabschwungs
verlagern Topspieler ihre Hüften wieder in Richtung Ziel. Während des Abschwungs
wird die Beschleunigungsleistung der Bein- und Hüftmuskulatur auf 60-80 % des Gesamtbetrages von 3 bis 4 PS für alle Schwungabschnitte geschätzt (Hay 1985). Mit Einleitung des Abschwungs erhöht sich die Fußbelastung auf dem linken Fuß um das Dreifache und die Belastung auf dem rechten Fuß nimmt um die Hälfte ab.
10.1. 21 Physics of Golf
Theodore P. Jorgensen (Physics of Golf) stellt fest, dass der Abschwung mit einer Gewichtsverlagerung des Körpers eingeleitet werden muß, um die Scherkräfte, hervorgerufen durch die starke Verwringung der Schulter- und Rückenmuskulatur, optimal zu entfalten. Jorgensen fand heraus, dass ein Golfschwung ohne Shift die Beschleunigung des
Schlägers um 17.1 % reduziert. Spieler mit einer gut strukturierten Gewichtsverlagerung
haben einen großen Vorteil gegenüber Spielern ohne Gewichtsverlagerung.
Dazu erwähnt er verschiedene Aussagen von berühmten Spielern: Jack Nicklaus fühlt einen schnellen «Shift» vor dem Beginn des Abschwunges. Sam Snead bevorzugte einen
harmonischen Wechsel. Tommy Armour sagte, dass der Wechsel niemals zu hektisch sein
dürfe. Garry Middlecoff sagt, dass ein zu schneller Start der Arme ein Garant für
schlechte Schläge ist und Frank Beard verzögert seine Handaktion bis der Abschwung
durch eine Gewichtsverlagerung eingeleitet wurde. In der Golfliteratur wird der «Shift»
auch als «hitting into a firm side» genannt. So beschreiben Al Geilberger und Jack Nicklaus, dass die Verlagerung abbricht und stoppt. Julius Boros sah seinen Körper im Treff– 59 –
moment fast ruhig. Gewichtsverlagerung bestimmt den Bahnenverlauf des Schlägers im
Auf- sowohl auch im Abschwung. Sie ermöglicht eine höhere Schlägerkopfgeschwindigkeit und Treffsicherheit.
10.1. 22 Golftechniken: Wieso, weshalb, warum?
Letzelter (Golftechniken: Wieso, weshalb, warum?) meint, dass eine Gewichtsverlagerung
nur dann stattfinden kann, wenn mit Einleitung des Aufschwungs das Gewicht nach
rechts verlagert wurde. Die Gewichtsverteilung ist nur ein Aspekt der Kraftverteilung innerhalb des Schwungs. Um Gewicht von einem Fuß auf den anderen zu verteilen, muss
der Spieler Kräfte aufwenden. Interessant ist der Vergleich der Kraft-Zeit Kurven zwischen Könnern und Anfängern. Die Erkenntnisse aus der Golfliteratur sind zum Teil sehr
unterschiedlich. Interessant ist die Aussage, dass das Verlaufsmuster der Fußbelastung sehr
ähnlich ist, obwohl sich der Weg-Zeitverlauf der Hände und die des Schlägers voneinander unterscheiden.
10.1. 23 Robinson (1994)
Robinson (1994) stellte im Vergleich mit einem Profi und Amateur entscheidende Differenzen in nahezu allen Schwungabschnitten fest. So verlagert der Pro sein Gewicht stärker als der Amateur nach rechts. Mit Einleitung des Abschwungs belastet der Pro seinen
linken Fuß schneller und kräftiger als der Amateur. Messungen der vertikalen Kraftkomponenten mit Kraftmessplatten zeigen auf, dass sich das Gewicht im Set-up auf beiden
Füßen befindet. Vor Beginn des «Take Away» stellt sich ein Gleichgewicht ein. Das Gewicht wird in Richtung des rechten Fußes verlagert. Vor dem Erreichen des höchsten
Punktes des Rückschwungs ist die größte Belastung auf dem rechten Fuß erreicht. Kurz
vor Einleitung des Abschwungs reduziert sich der Druck auf dem rechten Fuß und der
Druck auf dem linken Fuß nimmt zu. Am höchsten Punkt des Aufschwungs sind die
Aktionskräfte verschwunden, die Belastung der Füße entspricht der Gewichtskraft. In der
Regel beträgt die Gewichtsverteilung ca. 75 % rechts zu 25 % links. Mit Einleitung des
Abschwungs erhöht sich der Wert auf dem linken Fuß, der auf das 1,2 fache des Körpergewichtes ansteigt. Da auch der rechte Fuß mit 40 % der Gewichtskraft belastet wird, beträgt die gesamte vertikale Kraft 160% der Gewichtskraft. Die Kräfteverteilung steht bei
Amateuren in einem Verhältnis von 2:1 und bei Profis 3:1. Da auf dem rechten Fuß
noch ein Teil der Gewichtskraft lastet, kann der rechte Fuß nicht angehoben werden und
stützt somit noch zu einem Teil den Körper ab.
10.1. 24 Letzelter
Letzelter stellt fest, dass das Maß der Gewichtsverteilung während des Schwungs gute
von schlechten Spielern unterscheidet. Golfschwünge von Anfängern und Amateuren
mit hohem Handicap sind häufig schlecht ausbalanciert. Ein Zeichen dafür, dass die auftretenden Kräfte nicht kontrolliert werden. Es wird auch festgestellt, dass die Wiederholungsgenauigkeit des Verlaufsmusters bei Amateuren viel schlechter ausgebildet ist, als bei
Profis.
– 60 –
10.1. 25 Stover (1976)
Stover (1976) untersuchte die Torsionsbelastung von Ober- zu Unterkörper. Dabei stellte
sich heraus, dass sich die Torsionsbelastung des rechten und linken Beines nicht wesentlich von einander unterscheiden. Mit Einleitung des Abschwungs nahm die Torsionsbelastung im rechten Bein kurz zu und dann schnell wieder ab. Die Belastung im linken Bein
nahm jedoch stetig zu. Um eine Entlastung des linken Beines zu erlauben, ist eine
Zweckgerichtete Bewegung von Fuß- und Kniegelenk notwendig. Maßnahmen zur
Entlastung der Torsionsbeanspruchung sind:
-
Öffnung des linken Fußes in der Ansprechposition
Belastung der linken Ferse nach dem Treffmoment
Innenbelastung des linken Fußes zur Stabilisierung des Fußgelenkes
Innen- und Außenrotation des linken Knies innerhalb der Standbreite
während des Abschwungs
10.2 Fußbelastung im Golfschwung
Dies zeigt auch die folgende Untersuchung welche im Rahmen dieser Arbeit gemacht
wurde. Die Firma Ortho Team stellte zur Messung der Fußbelastung Sensorensohlen zur
Verfügung, die Schülern in den Golfschuh gelegt wurden.
10.2.1. Ist- und Sollwert der Beinarbeit und Fußbelastung im Vergleich
Bei einer Druckverteilungsmessung wird mit einer hauchdünnen, hochempfindlichen
Sensorensohle gearbeitet. (960 Sensoren pro Sohle) Diese ist an ein Computersystem angeschlossen, das die Belastungsdaten der Sensorensohle verarbeitet.
Die Messung erfolgt dynamisch, das heißt die Messsohle befindet sich beim Gehen oder
Laufen in den Schuhen und übermittelt Belastungsdaten in «Echtzeit» (50 Bilder pro Sekunde) an den Computer.
Im Computer werden die Daten zu so genannten Druckverteilungsbildern zusammen gesetzt. Auf diesen Druckverteilungsbildern ist dann die Belastung der Fußsohle
zu sehen. Bereiche mit hoher Belastung
sind rot, Bereiche mit niedriger Belastung
sind blau dargestellt. Vergleichbar einer
Temperaturkarte bei der Wettervorhersage.
Bild 48 Messstation mit Sensorensohle.
– 61 –
Hauptsächlich dient die Sohle der Erstellung einer Diagnose und der Versorgungskontrolle bei orthopädischen Schuhen und Einlagen. Schwerpunkte sind dabei Versorgungen
bei Patienten mit Diabetes und rheumatischen Erkrankungen. Da bei diesen Patienten
der Sinn für Druckbelastungen meist eingeschränkt ist, und sie aus diesem Grund keine
eigene Aussage über die Qualität der orthopädischen Versorgung machen können, ist
eine Druckverteilungsmessung unerlässlich.
Zur Zielgruppe gehören aber auch Sportler, die Ihre Bewegungsabläufe optimieren wollen oder ihr Schuhwerk auf eventuelle Druckverteilungsfehler überprüfen lassen oder
ihren Bewegungsablauf verbessern möchten.
Die Aussagen der Untersuchungen bestätigen, dass sich die Belastungs- und Verlaufsmuster der Gewichtsverteilung auf den Füßen von Anfängern und Professionals deutlich
voneinander unterscheiden.
So zeigt der Vergleich von 10 Schülern deutliche Unterschiede. Schon in der Ansprechposition sind die Belastungsmuster unterschiedlich. Wann und wohin die Belastung nach
rechts stattfindet, und wann und wie sie nach links verlagern, trennt die Spreu vom Weizen. Je besser der Spieler, umso stärker ist die Gewichtsverlagerung nach rechts und links
ausgeprägt. Die lineare Verschiebung innerhalb der Standfläche ist sauber und direkt. Die
Graphik zeigt die Auswertung von zwei Spielerinnen. Spielerin 1 hat ein HCP 36 und
Spielerin 2 ein solches von 24. Der Spieler 3 ist Teaching Pro. In der Tabelle wird deutlich, wie unterschiedlich die Werte sind.
10.2.2 Vergleich der Messergebnisse
Siehe folgende Tabellen
– 62 –
– 63 –
Set-up
Links
Rechts
Setup
Start of downswing
Impact
Top of the swing
Top of the swing
Spieler 1: Reitze Sybille
Finish
Start of downswing
Impact
Finish
1,88 (s)
– 64 –
Links
Rechts
Setup
Set-up
Top of the swing
Finish
Start of downswing
Start of downswing
Impact
Top of the swing
Spieler 2: Grolimund Runa
Impact
Finish
0,09 (s)
– 65 –
Rechts
Links
Setup
Set-up
Top of the swing
Top of the swing
Spieler 3: Kubernat Tomas-Lucian
Start of downswing
Impact
Start of downswing
Finish
Impact
Finish
0,90 (s)
Lastenverteilung auf den Füßen im Set-up:
Spieler 1:
Gewicht dominant auf dem rechten Bein.
Unvollständige Gesamtbelastung des rechten Fußes.
Spieler 2:
Gewicht dominant auf dem rechten Bein.
Starke Vorfußbelastung.
Spieler 3:
Gewicht auf beiden Füßen gleichmäßig verteilt.
Gleichmäßige Belastung beider Füße.
Lastenverteilung auf den Füßen am höchsten Punkt des Schwungs:
Spieler 1 :
Leichte Mittelfußbelastung des rechten Fußes.
Geringe Belastung des linken Vorfußes.
Spieler 2:
Vollständige, mittlere Gesamtbelastung des rechten Fußes.
Geringe Belastung der rechten Vorfußinnenseite.
Spieler 3:
Vollständige, kräftige Gesamtbelastung des gesamten rechten Fußes.
Fast vollständige Entlastung des linken Fußes.
Lastenverteilung auf den Füßen beim Start des Abschwunges:
Spieler 1 :
Entlastung des rechten Fußes über die Fußinnenseite.
Belastung des linken Vorfußes.
Spieler 2:
Entlastung der rechten Ferse und starke Belastung des rechten Vorfußes.
Spieler 3:
Entlastung des rechten Fußes und leichte Belastung des linken
Vorfußes und der Ferse.
Lastenverteilung auf den Füßen im Treffmoment
Spieler 1 :
Entlastung der rechten Fußaußenseite. Starke Belastung der rechten
Fußinnenseite von Ferse bis zum Vorfuß. Belastung des Vorfußes
Und der Ferse in Richtung Fußaußenseite. Die Belastung beider Füße im
Treffmoment ist ausgeglichen.
Spieler 2:
Starke Vorfußbelastung des rechten Fußes.
Mittlere Belastung der linken Vorfußinnenseite und der Ferse.
Spieler 3:
Entlastung der rechten Fußaußenseite. Ausgeglichene Belastung der rechten Fußinnenseite. Gleichmäßige Belastung des linken Fußes.
– 66 –
Lastenverteilung auf den Füßen im Finish
Spieler 1:
Ungleichmäßige Belastung der linken Fußaußenseite mit Schwerpunkt
Ferse und Vorfuß. Entlastung des rechten Fußes und Belastung der 1. und
2. Zehe.
Spieler 2:
Gleichmäßige Belastung der linken Fußausßenseite, einschließlich des
linken großen Zehen. Starke Belastung der rechten Großzehe und der
1. und 2. Zehe.
Spieler 3:
Ausgeglichene Belastung der gesamten linken Fußaußenseite inkl.
Belastung der linken großen Zehe. Vollständige Entlastung des rechten
Fußes. Geringe Belastung der rechten Großzehe.
10.2.3 Rückschlüsse aus den Ergebnissen
Spielerin 1: Die Lastenverteilung auf beiden Füßen in der Ansprechposition ist
unausgeglichen. Beide Füße müssen gleichmäßig belastet werden.
Die Verteilung auf den Füßen muss gleichmäßig erfolgen. Das Anziehen
der Zehen muss unterbunden werden. Die Belastung des rechten Fußes
muss am höchsten Punkt des Aufschwunges vollständig sein.
Die Entlastung des rechten Fußes sollte früher erfolgen. Die X-Stellung
beider Beine im Treffmoment sollte durch die Verbesserung der Knierotation eliminiert werden. Der linke Fuß sollte in der Endstellung
vollständig aufliegen. Als Resultat der Messungen des Ortho Teams sind
Einlagen empfohlen worden.
Spielerin 2: Die Lastenverteilung auf beiden Füßen in der Ansprechposition ist
unausgeglichen. Die Belastung des rechten Vorfußes muss reduziert
werden. Am höchsten Punkt des Rückschwunges sollte die Belastung
stärker auf den Innenfuß verlagert werden. Mit Einleitung des Abschwunges sollte das Gewicht früher auf das linke Bein und auf den gesamten
Fuß verlagert werden. Das Abrollen des rechten Fußes über den Vorfuß
und den großen Zeh muss vermieden werden.
Spieler 3:
Die Belastung beider Füße während des Schwungs erfolgt vorbildlich,
jedoch erfolgt die Belastung des linken Beines in den Abschwung zu spät.
Die Lastenverteilung auf den linken Fuß könnte ausgeprägter sein.
Die Ergebnisse der Messung unterstützen die Aussagen der verschiedenen Autoren.
Generell geht aus den Untersuchungen hervor, dass bessere Spieler über eine höhere Beschleunigungsrate im Bereich der Rotation und der Translation verfügen. Das Gewicht
verlagert sich direkter von rechts nach links. Die Bein- und Fußarbeit unterstützt die
Schlagbewegung und ist besser auf die Bewegung des Schlägers abgestimmt. Die Stabilität des Ober- und Unterkörpers ist bei guten Spielern wesentlich besser, kann jedoch
über der Stützfläche noch optimiert werden.
– 67 –
Bei Amateuren mit mittlerem und hohem HCP sind die Beschleunigungswerte (Translation und Rotation) sehr gering. Die Bewegung über der Standfläche ist nicht stabil, die
Bewegung nach rechts und links verläuft nicht optimal. Bein- und Fußarbeit ist nicht auf
die Bewegung des Schlägers abgestimmt.
Übungen zur Verbesserung der Gewichtsverlagerung, Erhöhung der Mobilität und der
zeitlichen Abstimmung von Schläger, Bein- und Fußarbeit sollten im Training im Vordergrund stehen.
11. Die Geschichte einer Schwungveränderung
Tiger Woods schlug den Ball so hart, wie es nur ging. Sein Schwung war steil und lang.
Er winkelte den Schläger frühzeitig und nahm ihn oft zu früh nach innen. Als Tiger
Woods sein erstes Masters 1997 mit 12 Schlägen Vorsprung gewann, hatte sich sein Spiel
und sein Schwung völlig verändert. Der Rückschwung war kürzer und breiter geworden. Seine Schlagfläche war stärker geschlossen, sein Hebelverhalten deutlich passiver
und der Start des Rückschwunges sogar leicht nach außen. Sein linkes Knie drückte
Woods in Richtung Ziellinie, um mehr Torque aufzubauen, wie er selber sagte. Obwohl
seine Fitness über die Jahre deutlich zugenommen hat, hat sich die Länge seiner Drives um fast 30-40 yards reduziert. In einem Interview im August
2002 teilte Butch Harmon mit, dass er
und Tiger an der Genauigkeit und Konstanz seiner Eisenschläge arbeiteten.
Harmon sagte, dass die Positionen,
durch die Tigers Schläger sich bewege,
so gut wie noch nie wären.
Bild 49 Tiger Woods im Treffmoment
(siehe linkes Bein)
11.1 Woods und die Gedanken zu seinem Schwung
In seinem 2001 (Tiger Woods, How I play golf) erschienen Buch schreibt er, dass ein
guter Stand Voraussetzung für Balance und Kraft ist. Ein zu enger Stand würde ihn dazu
zwingen, mit halber Kraft zu schwingen, um das Gleichgewicht zu halten, und ein breiter Stand würde ihn in seiner Drehung nach rechts und links einschränken. Er empfiehlt
einen schulterbreiten Stand. Seine Haltung entspricht dem einen Athleten. Nicht zu viel
– 68 –
oder zu wenig Kniebeuge. Nur so viel, um ihm eine freie, ausgeglichene und stabile Bewegung in jede Richtung zu erlauben. Seine Arme hängen frei von den Schultern herab.
Der Grund für den Aufwand in der Ansprechposition ist es, die Möglichkeit zu haben,
den Schläger auf der richtigen Ebene aufzuschwingen. Am höchsten Punkt des Aufschwunges befindet sich sein Gewicht auf der rechten Ferse. Am höchsten Punkt sollten
beide Ellbogen auf gleicher Höhe sein. Ein «fliegender Ellbogen» verlagert das Gewicht
auf den Vorfuß, und ein zu tiefer Ellbogen flacht die Schulterebne ab.
Am höchsten Punkt sollte der Schläger auf einer Ebene mit den Händen sein. Ein «gelegter» Schaft befindet sich zu weit hinter dem Körper, und ein «gekreuzter» Schaft
schwingt nach vorne. In beiden Fällen hat dies Auswirkung auf das Verhalten im Abschwung. Bei einem «gelegten» Schläger muss der Spieler den Schaft nach vorne bringen,
was zu einer «out to in» Bewegung führt. Ein «gekreuzter» Schaft zwingt den Spieler, den
Schläger auf einer zu flachen Ebene zu schwingen.
Die Schultern sind am höchsten Punkt mehr gedreht als das Becken. Die Einleitung des
Abschwunges beschreibt Woods mit einem leichten «Shift» seiner Hüfte in Richtung
Ziel und einer aggressiven Rotation derselben im vollen Tempo nach links. Um mehr
Geschwingkeit zu erzeugen, streckt Woods kurz vor dem Impact sein linkes Bein. Selbst
Woods sagt, dass Spieler wie Byron Nelson das linke Knie gebeugt sehen wollen, um den
Schläger länger auf der Ziellinie zu schwingen.
11.2 Woods und sein Technikproblem
Woods schreibt, dass sein größtes Schwungproblem darin besteht, seinen Schläger zu
weit hinter dem Oberkörper abzuschwingen. Grund dafür ist die zu schnelle Bein- und
Hüftaktion, was einen zu starken Schwung von
«innen nach außen» zur Folge hat und ihn dazu
zwingt, die Hände zu aktiv zu rotieren, um die
Schlagfläche zu schließen. Sein Trainingsziel ist es,
die Arme im Abschwung vor den Körper zu bringen und den Winkel zwischen seinen Schultern
und Hüften im Treffmoment kleiner zu gestalten.
Dies würde ihm mehr Stabilität und Genauigkeit
bringen. Woods glaubt, dass seine Beinarbeit ein
Resultat seiner gesamten Körperaktion ist. Mit
Einleitung des Abschwunges löst er seine rechte
Ferse aktiv vom Boden. Würde er seinen rechten
Fuß zu lange auf dem Boden lassen, könnte er seinen Unterkörper nicht mehr so aktiv einsetzen.
Bild 50 Woods im Treffmoment.
(siehe aktive Beinarbeit)
– 69 –
11.3 Woods will wieder mehr Länge und Genauigkeit mit seinem Driver
Interessant ist die widersprüchliche Aussage von Woods bezüglich seiner Hüft-, Beinund Fußarbeit. In seiner Beschreibung «My swing through the ages» macht Woods deutlich, dass es sein Ziel ist, seine Hüft- und Beinarbeit zu synchronisieren, um konstantere
und genauere Schläge zu fabrizieren. Wahrscheinlich gelang es Woods in der Zusammenarbeit mit Harmon nicht, dieses Problem zu lösen; was zum Trainerwechsel führte.
John Anselmo, Tigers erster Trainer, hatte großen Einfluss auf seinen Schüler. In einem
Interview auf dem Golf Channel sagt Woods: «Es ist schon unglaublich, wie er meinen
Schwung von flach zu aufrecht änderte.» Anselmos Fähigkeit, Woods Schwung durch
mentale Bilder zu korrigieren, ist eine Fähigkeit, die sein neuer Trainer, Hank Haney,
teilt. In einem Interview anläßlich des Masters 2004 sagte Jim McLean, dass Woods Golfschwung zu flach sei, und dies ein Grund wäre, warum er seinen Schläger so weit hinter
dem Körper abschwingen würde. McLean sagte, dass Woods nicht O`Mearas Drawschwung kopieren, sondern einen Power-Fade spielen sollte.
Am Masters 2005 und am British Open setzte Woods den Fade um und gewann beide
Majors. Was hat Haney geändert, um Woods mehr Genauigkeit und Länge vom Abschlag zu geben? Wer sich erinnern kann, Woods schlug bei den British Open so manchen Drive auf Par 4 Löchern kurz vor oder sogar auf das Grün. Haney beschreibt in seinem Buch «The only golf Lesson youll ever need», dass es in einem Golfschwung
mehrere Ebenen gibt, jedoch nur eine Ebenen-Neigung.
John Jacobs (Practical Golf, 1972) schreibt, dass die Schultern auf einer flacheren Ebene
und die Arme und Hände auf einer steileren Ebene schwingen. Jim Hardy, einer der
engsten Mitarbeiter John Jacobs, gab sein Wissen an Haney weiter. Hardy entwickelte die
«One plane» Theory. So sollten Arme und Hände parallel zu Schulterebene geschwungen werden.
Bild 60 Tiger Woods «One
plane swing».
Hardey (The Plane Truth for
Golfers, 2005) kritisierte schon
2003 Tigers Schwung. Er
schrieb, dass Woods Arme und
Hände viel zu weit vom Körper
entfernt wären und Woods Probleme im Abschwung bereiten
würden, wenn er seine Arme
nicht rechtszeitig nach unten
und nach innen abschwingen würde. Hardy beobachtete Woods im Juni 2005 und bemerkte, dass Woods seine Schultern auf einer Ebene rotieren würde, und er seine Arme
auf zwei Ebenen schwingt. Der sich aus dieser Technik ergebene Ballflug ist ein Fade.
– 70 –
11.4 Woods und sein veränderter
Schwung
11.4.1 Seine neue Haltung
Woods steht heute mehr offen am Ball (linker Fuß leicht zurückgezogen). Seine Schultern sind leicht zur Ballziellinie geöffnet (nach links verkantet), jedoch zur Ballabflugrichtung square. Seine Körperhaltung ist aufrechter. Kniewinkel und Rumpfbeuge sind kleiner
als vorher. Woods Griff ist schwächer geworden, seine Ebene
steiler.
Bild 61 Tiger Woods heute.
11.4.2 Der Aufschwung
Woods winkelt seine Hände wieder früher. Sein Aufschwungbogen ist enger geworden. Das ermöglicht ihm,
seine Hüfte im Abschwung ruhiger zu drehen und seine Beinarbeit zu stabilisieren.
Woods dreht den Oberkörper gegen den Unterkörper, dabei hält er den rechten Kniewinkel stabil, seinen linken Arm schwingt er parallel zur Ebene des Schaftes aufwärts.
Woods hält seine Hüfte solange zurück, bis die Drehung des Rumpfes das Gewicht auf
das rechte Bein verlagert. Erst wenn das Gewicht vollständig auf das rechte Bein verlagert
ist, dreht seine Hüfte weiter. Dabei rotiert er sein linkes Knie in Richtung Standmitte.
Die Verzögerung seiner Hüftrotation ermöglicht Woods, den Schläger vor dem Körper
aufzuschwingen. Kurz vor Ende des Aufschwungs ist das Gewicht über die Ferse und auf
die Innenseite des rechten Fußes verlagert.
Bild 62 Tiger Woods im Top of the swing.
11.4.3 Die veränderte Beinarbeit
Woods veränderte Fußarbeit ist ein wesentlicher Grund für
die Verbesserung seiner Abschläge. Der Abschwung wird mit
einer wohl dosierten Gewichtsverlagerung eingeleitet. Dabei
rotiert das linke Knie über den linken Fuß. Gegenüber früher
bleibt es jetzt gewinkelt. Sein linker Fuß ist fest auf dem Boden. Sein rechter Fuß kippt über die Innenseite nach innen,
– 71 –
gleichzeitig versetzt sich das rechte Knie nach innen und die Ferse rotiert leicht aufwärts.
Tigers Oberkörper bewegt sich nun mehr über seinem Becken, anstatt hinterher. Seine
rechte Körperhälfte rotiert in Richtung linkes Bein, anstatt die linke Hüfte vom Ziel
weg.
Bild 64
TigerWoods alte Fußbelastung.
Bild 63
Tiger Woods neue Fußbelastung.
11.4.4 Das Gleichgewicht als Lösung der Suche
nach mehr Präzision und Konstanz
Die Veränderungen in Tiger Woods Schwung haben seinen Körper wesentlich stabilisiert. Die Korrekturen haben das Gleichgewicht im Schwung wieder hergestellt. Seine
Körperhaltung ist aufrechter geworden, weil sein Schwung steiler werden sollte. Sein
Aufschwungradius wurde enger, damit er zuerst seinen Rumpf drehen konnte, um dann
sein Gewicht zu verlagern und sein Becken zu drehen. Eine Maßnahme, um den «Shift»
nach rechts zu verringern, damit sich Woods nicht mehr so aggressiv in Richtung Ziel
verlagern muss.
Bild 65 Aufschwung frontal.
Der Aufschwung wurde verlängert, um Tiger mehr
Zeit zu geben, seinen Abschwung ruhiger und stabiler
zu gestalten. Der Bahnenverlauf des Schlägers verläuft
parallel zur Schaftebene, um die Schulterebene abzuflachen und den Körper über der Standfläche rotieren zu
lassen. Das linke Knie rotiert mehr einwärts, um den
– 72 –
Oberkörper mehr über der Standfläche zu zentrieren und dem linken Bein im Treffmoment mehr Stabilität zu geben.
Die verbesserte Fußarbeit gibt Tiger Woods mehr Standfestigkeit. Ober- und Unterkörper bleiben mehr übereinander. Mit Einleitung des Abschwungs kippt sein rechter Fuß
nach innen, sein rechtes Knie folgt dem linken Knie gleichzeitig nach links. Diese Aktion stabilisiert das Becken und schließt eine zu frühe Beckenrotation aus. Der rechte
Fuß rotiert über die Innenseite auf die Fußspitze. Sein linkes Knie bleibt bis nach dem
Treffmoment gebeugt. Die linke Fußinnenseite bleibt auf dem Boden. Das stabilisiert
den Körper länger und ermöglicht Woods, den Schläger länger auf der Ziellinie zu
schwingen. Die von Hank Haney eingeleiteten Maßnahmen haben Tiger Woods zu
mehr Länge und Präzision in seinem Abschlag verholfen und sein Ballflugmuster von
Draw zu Fade geändert. Die Korrekturen verhalfen Woods zu einem konstanten und
kraftvollen Schwung.
12. Das Golftraining unter dem Aspekt
des Gleichgewichts
Die Veränderungen, die Hank Haney bei Tiger Woods durchgeführt hat, setzen ein fundiertes Wissen voraus. Kleine Korrekturen innerhalb des Bewegungsablaufes können bei
einem Top-Spieler wie Tiger Woods zu wesentlichen Fortschritten in der Leistungsfähigkeit führen. Verbesserungen der Technik im Leistungsgolf wirken wie das Tuning eines
Formel 1 Boliden; das Drehen an einer Schraube verändert mehrere Faktoren des Fahrzeugs. Auch bei Golfern, egal welcher Spielstärke, ist dies der Fall.
Die Fähigkeit, die Körperhaltung während des Schwungs beizubehalten, bedarf einer
guten muskulären Grundausstattung und eines guten Muskeltonus. Eine stabile Wirbelsäulenneigung im Schwung ermöglicht dem Spieler eine optimale Kraftübertragung vom
Unter- zum Oberkörper und den Einsatz der dazu erforderlichen Muskulatur. Eine gute
Athletik erlaubt es dem Golfer, seine Schläger auf der richtigen Ebene zu bewegen und
die Gelenke zu stabilisieren, damit die großen und kräftigeren Muskelgruppen im Einklang und entsprechend kraftvoll wirken können.
Während des Schwungs wirken lineare Beschleunigungskräfte, Drehmomente und
Scherkräfte auf den Körper ein. Die Fähigkeit, die Balance zu erhalten, bedarf der Zusammenarbeit des gesamten Kommunikationssystems.
12.1 Golf mit allen Sinnen
Wie bereits beschrieben, wird die Balance durch das zentrale Nervensystem, den Augen,
dem vestibulären System, den Rezeptoren an den Gelenken und in den Rezeptoren unter der Haut kontrolliert. Während des Golfschwungs wirken nicht nur Kräfte von innen
auf den Körper, sondern auch von außen. So spielen Wind, wechselnder Untergrund
und Hanglagen eine entscheidende Rolle. Wenn noch falsches Körperverhalten und
– 73 –
mangelnde Schlägerkontrolle dazu kommt, kann eine Haltung im Gleichgewicht und damit verbunden ein erfolgreicher Schlag kaum mehr gewährleistet werden. Das Gleichgewicht ist der Schlüssel zu präzisen, konstanten und langen Schlägen. Der Schwung im
Gleichgewicht ist somit die Summe aller Faktoren. Das Golftraining sollte deshalb folgende Unterrichtsinhalte umfassen:
-
Golfspezifisches Techniktraining
Gleichgewichts- und Koordinationstraining
Mobilitätstraining
Statisches und dynamisches Krafttraining
Hanglagentraining
Training auf variablem Untergrund
12.2 Das golfspezifische Training
12.3 Die Grundhaltung
Die allgemeine Grundhaltung spielt für das Golfspiel bereits eine wesentliche Rolle.
Muskuläre Dysbalancen, Fehlhaltungen, Verspannungen, Muskelverkürzungen und eine
allgemein schlechte Körperhaltung verändern das allgemeine Körpergefühl und das Haltungsbewusstsein. Bevor ein Spieler seine golfspezifische Haltung einnimmt, sollte er bewusst eine allgemeine Grundhaltung einnehmen. Diese zeichnet sich besonders durch
eine gut ausbalancierte, gerade Haltung ohne jede Verkrampfung oder Verspannung aus.
Folgende Punkte sind zu beachten:
-
Schulterbreiter Stand für optimale
Standfestigkeit
Fußspitzen leicht ausgedreht, um sich in
jede Richtung frei drehen zu können
Leicht gebeugte Knie für eine gute Stabilität
Hüfte unter dem Rumpf
Gerade Brustwirbelsäule
Gerade Halswirbelsäule
Kopfstellung im 90 Grad Winkel zur
HWS
Augen gerade ausgerichtet
Schultern frei nach unten hängend
Schultergürtel in einer Ebene mit der
HWS
Bild 66 Grundhaltung lateral.
– 74 –
12.3.1 Korrekte Körperwinkel
Aus der Grundhaltung kann entweder zuerst der Oberkörper nach vorne geneigt oder
die Knie können gebeugt werden. Spieler mit zu starker Rumpfvorlage sollten als Erstes
die Knie beugen, damit sie sich besser auf die Rumpfvorlage konzentrieren können.
Spieler mit zu ausgeprägter Kniebeuge, sollten zuerst mit der Rumpfvorlage beginnen.
Folgende Punkte sind zu beachten:
-
Bild 67 Korrekte Körperwinkel aus seitlicher
Ansicht.
Fuss-Linie
-
Die Rumpfvorlage erfolgt nie weiter als bis auf die Höhe der Fußspitze
Der Rumpf wird als eine Einheit aus der Hüfte bis auf Höhe der Fußspitzen
nach vorne geneigt
Hohlkreuz oder Rundrücken sind zu vermeiden
Die beiden Schulterblätter bleiben in einer Linie und bilden eine Ebene mit
dem Rücken
Die natürliche S-Form der Wirbelsäule bleibt erhalten
Der Hals ist frei von jeder Spannung
Die Schultern und Arme hängen frei herab
Die Kniebeuge erfolgt nie weiter als bis auf Höhe der Mitte beider Füße
Das Gesäß ist über die Höhe der Ferse hinaus platziert und gleicht die Vor
lage des Rumpfes aus
Das Gewicht ist gleichmäßig auf beiden Füßen verteilt und befindet sich in
deren Mitte
Fußgelenk, Kniegelenk, Körperschwerpunkt, Brustbein und Kopfmittelpunkt
befinden sich in der Balancelinie
Das Gewicht des Körpers liegt über dem Balancepunkt
Balance-Linie
-
– 75 –
12.3.2 Die Kopfstellung
Die Kopfstellung und Kopfneigung spielt beim Einnehmen der Haltung eine besondere
Rolle. Die Stellung des Kopfes beeinflusst die Wahrnehmung des Körpers im Raum.
Eine Rechts- oder Linksneigung des Kopfes zeigt negative Auswirkung auf das Gleichgewicht und die Orientierung im Raum. Die Augen sollten immer eben zum Untergrund
sein. Ist der Kopf zu stark nach links oder rechts geneigt, verlagert sich das Gewicht reflektorisch auf das linke oder rechte Bein. Die Schulterlinie versetzt sich zur Ballziellinie
bei einer links-Orientierung des Kopfes nach links und bei einer rechts-Orientierung
nach rechts.
Die Vorwärtsneigung des Kopfes erfolgt durch eine Kippbewegung um den Atlas. Das
gewährleistet eine optimale Ausrichtung beider Augen zur Ballziellinie und eine gute
Sicht auf den Ball. Folgende Punkte sind zu beachten:
-
Der Kopf ist zum Untergrund gerade ausgerichtet
Der Kopf rotiert um den Atlas nach vorne bis die Augen einen klaren Blick
auf den Ball haben und zur Ballziellinie parallel ausgerichtet sind.
Bewegungen der Augen auf horizontaler und vertikaler Ebene, um den Ball
zu suchen, sind zu vermeiden.
Beide Augen sind parallel zur Schulterlinie ausgerichtet
Bild 68 Kopfstellung im Set-up frontal
Bild 69 Kopfstellung im Set-up lateral
12.3.3 Die Armposition
Durch die Rumpfvorlage und die Ausrichtung der korrekten Körperwinkel sollten die
Arme frei vom Körper herabhängen. Dabei befinden sich die Oberarme und Ellenbogen
vor dem Brustkorb. Durch eine optimale Grifftechnik verbinden sich die Hände mit dem
Schläger. Vorausgesetzt, Lie und Länge des Schlägers sind auf den Spieler abgestimmt,
kann die Haltung ohne Veränderung der Körperwinkel eingenommen werden. Folgende
Punkte sind zu beachten:
– 76 –
-
die Arme lösen sich frei vom Körper
Schulter und Arme hängen locker herab
Die Arme werden durch das Greifen des Schlägers gering vom Rumpf
gelöst
Die Augenlinie teilt beide Hände und den Griff (Hand-Augenkoordination)
Das Griffende befindet sich über der Fußlinie.
Bild 70 Set-up Armposition.
Augen-Hand-Linie
Fuss-Griff-Linie
12.3.4 Die Standbreite
Die Standbreite variiert je nach Schlägergruppe von hüftbreit, schulterbreit und größer
als schulterbreit. Hüftbreit ist ein Stand, wenn die Fersen unterhalb der beiden Hüftgelenke platziert sind. Schulterbreit ist ein Stand, wenn beide Fersen sich unterhalb der
Schultern befinden. Ein Stand ist breiter als schulterbreit, wenn sich beide Fersen außerhalb der Schultern befinden.
Der Körperschwerpunkt liegt bei einem hüftbreiten Stand höher und möglicht dem
Spieler mehr Mobilität im Oberkörper. Speziell bei kurzen Schlägen (Putt, Chip, kleine
und mittlere Pitchschläge) ist der verstärkte Einsatz von Oberkörper und Armen nötig.
Durch einen breiteren Stand wird der Körperschwerpunkt gesenkt und die Unterstützungsfläche vergrößert. Weil der Stand so stabiler wird, kann man auch beim Drive dem
Impuls des Schlägers und der Arme entgegenwirken und das Gleichgewicht halten.
Eine Verbreiterung des Standes führt auch zur Veränderung der Schwungbahn. Mit einem weiteren Stand wird der Schwung flacher mit einem engeren steiler.
Folgende Standbreiten werden in den jeweiligen Technikgruppen verwendet.
Putten und Chippen:
Pitchen und Bunker:
Grundschläge:
Drive:
hüftbreit
hüft- bis schulterbreit
schulterbreit
weiter als schulterbreit
– 77 –
Bild 71 Putten
Chippen
Pitchen
Schlag
Drive
12.3.5 Die Fußstellung
Um den Stand zu stabilisieren und die Rotation zu erleichtern, werden die Füße in der
Grundstellung leicht ausgedreht. Die Füße werden gerade gestellt, wenn die Rotation
eingeschränkt werden muss. Die Fußstellung variiert innerhalb der Grundschläge nicht.
Beim Putten, Chippen, Pitchen, Bunkerschlägen und in Hanglagen ist eine Anpassung
der Fußstellung notwendig. Durch die Fußstellung werden die Lage des Körpergewichts
über der Standfläche, das Maß der Gewichtsverlagerung und der Umfang der Drehbewegung bestimmt. In der Golftechnik unterscheidet man zwischen den Fußstellungen.
Füße können:
-
einwärts, ausgedreht oder gerade sein
links- oder rechtsseitig versetzt sein
Das Gewicht ist bei einem:
-
neutralem Stand auf beiden Füßen gleich verteilt
links versetztem Fuß mehr auf dem linken Fuß verlagert
rechts versetztem Fuß mehr auf dem rechten Fuß verlagert
Die Gewichtsverlagerung wird bei einer:
-
geraden Fußstellung eingeschränkt
ausgedrehten Fußstellung ermöglicht
einwärts gedrehten Fußstellung unterbunden
Durch Zurückziehen eines Fußes wird das entsprechende Bein verkürzt, die Hüfte kippt
leicht ab. Das wird durch Verschieben des Beckens in Richtung des verkürzten Beines
wieder ausgeglichen. Dabei verlagert sich der Körperschwerpunkt zurück in die Standmitte. Wenn der rechte Fuß zurückgezogen wird, verstärkt sich die seitliche Neigung der
Wirbelsäule. Wird der linke Fuß zurückgezogen begradigt sich die Wirbelsäule. Das hat
– 78 –
Auswirkung auf Eintreffwinkel und Schwungrichtung. Anfänger haben mit solchen Varianten besonders Mühe, da sich durch die Lageveränderung der Wirbelsäule die Kopflage
zur Standfläche ändert, was Einfluss auf die Gleichgewichtslage und die Orientierung im
Raum hat.
Die Schlagbewegung erfolgt bei einem:
-
rechts versetzten Fuß mehr von innen
links versetzten Fuß direkter entlang der Ballziellinie
neutralen Stand von innen nach innen
Der Eintreffwinkel ist bei einem:
-
rechts versetzten Fuß flacher
links versetztem Fuß steiler
neutralen Stand dem Schläger entsprechend
12.3.6 Der Abstand zum Ball
Je nach Schlägerwahl variiert der Abstand der Füße vom Ball. Bei einem Putt steht der
Spieler dem Ball am nächsten. Bei einem Drive am weitesten weg. Bei Schlägen aus ebener Lage ist der Abstand der Hände zur Fußlinie und der Augenlinie gleich. Veränderungen der Handposition zur Fuß- und Augenlinie führen häufig zu Fehlschlägen. Befinden
sich die Hände zu nah am oder zu weit weg vom Körper, erfolgt eine Fehlbewegung im
Start des Schwunges und eine Korrekturmaßnahme im Abschwung. Probleme mit dem
Abstand zum Ball führen zu Fehlbelastung der Füße. Anstatt sich linear von rechts nach
links zu verlagern, verlagert der Spieler das Gewicht primär zwischen Fußspitze und
Ferse. Ist der Abstand zum Ball:
- neutral, kann das Gewicht linear nach rechts und nach links verlagert werden. Die
Hände bewegen sich entlang der Fußlinie linear und auf der Ebene zurück. Am höchsten
Punkt des Rückschwunges ist der Körper im Gleichgewicht. Die Hände befinden sich
hinter der Fersenlinie.
Der Ebenenverlauf des Schlägers kann neutral erfolgen. Der Schwung endet im Gleichgewicht.
- zu klein, verlagert sich das Gewicht mit Einnahme der Grundhaltung auf die Ferse
und mit dem Start des Rückschwunges auf den Vorfuß. Die Hände bewegen sich häufig
im Verhältnis zur Fuß- und Augenlinie nach außen und oberhalb der Ebene zurück. Am
höchsten Punkt des Aufschwunges befinden sich die Hände deutlich vor der Fersenlinie
und oberhalb der Ebene, der Schläger ist zu stark gelegt. Der Ebenenverlauf verläuft zu
steil und die Bewegung des Schlägers häufig von außen nach innen. Um den Ball zu treffen, muss der Spieler Platz schaffen. Er streckt seinen Unterkörper nach hinten. Gleichzeitig verlagert sich das Gewicht auf die Ferse. Der Oberkörper geht zu stark in Vorlage.
Dabei zieht er die Arme an, um den Abschwungradius zu verkleinern. Die Gewichtsverlagerung erfolgt bei diesem Bewegungsmuster primär in die Ferse, was nach dem Treff-
– 79 –
moment meist zu erheblichen Gleichgewichtsproblemen führt. Der Spieler kippt nach
dem Schlag vom Ball weg.
- zu groß, verlagert sich das Gewicht mit Einnahme der Grundhaltung auf den Vorfuß
und mit dem Start des Rückschwunges auf die Ferse. Die Hände bewegen sich im Verhältnis zur Fuß- und Augenlinie nach innen und unterhalb der Ebene zurück. Häufig
zeigen sich Bewegungsmuster, bei der sich der Schläger zuerst unterhalb der Ebene bewegt, zu flach bleibt oder flach startet und steiler wird. Je nach Athletik kann der Spieler
die Vorlage des Rumpfes halten, oder er richtet sich im Aufschwung auf. Am höchsten
Punkt des Aufschwunges sind die Hände hinter der Fersenlinie. Der Schläger ist bei zu
flacher Schulterdrehung (Gewicht auf der Ferse) gelegt oder bei starker Rumpfvorlage
(Gewicht auf dem Vorfuß) gekreuzt. Der Ebenenverlauf verläuft in beiden Fällen zu steil.
Der Spieler verlagert das Gewicht auf den Vorfuß, um den Abstand zum Ball zu verkleinern, oder er schwing seine Arme zu stark vor den Körper, um den Ball treffen zu können. Der Schwung erfolgt meist von außen nach innen. Häufig kippen Anfänger über
den Vorfuß nach vorne und gleichen den Verlust des Gleichgewichts durch einen Ausfallschritt aus. Bessere Spieler kompensieren die Fehlbewegung im Treffmoment, verlieren jedoch häufig das Gleichgewicht und fallen nach dem Schlag ins Hohlkreuz.
12.3.7 Der Lagewinkel des Schaftes
Die korrekte Anpassung des Schlägers ist Voraussetzung für eine konstante Körperhaltung. Gute Standfestigkeit, ein stabiles Set-up und ein Schwung im Gleichgewicht ist das
Ziel. Der Ebenenverlauf des Schlägers muss durch den Körperschwerpunkt (KSP) verlaufen. Um das Gleichgewicht während des Schwungs zu halten, erfolgen die Körperbewegungen um die Sagitalachse, welche sich vertikal über der Balancelinie befindet.
Jeder Schläger verändert sich beim Schwung um 2 Grad im Lie und um 1/4 Inch in der
Länge. Somit ist die Ausgangsposition des Griffendes fixiert, nur der Abstand des Schlägerkopfes vor den Füßen und der Lie des Schlägers variiert. Das gewährleistet einheitliche Körperwinkel und eine golfspezifische Körperhaltung bei allen Schlägern aus einer
geraden Ebene. Folgende Punkte müssen beachtet werden:
-
Abstand des Griffendes zur Fußlinie
Die Spitze des Schlägers steht bei korrektem Lie leicht auf. Beim Putter
sollte der Schläger gerade aufliegen
- Der Schaft verläuft in einer verlängerten Linie durch
den KSP
Bild 72 Lagewinkel des Schlägers.
– 80 –
12.3.8 Die Ball-Lage
Je nach Schlägerwahl variiert die Ball-Lage von der Standmitte bis hin zur linken Fußinnenseite. Fehler in der Ball-Lage verursachen oft Ausgleichsbewegungen. Beim Grundschwung soll der Spieler den Ball dort spielen, wo der Schlägerkopf im Vorwärtsschwung
seinen tiefsten Punkt erreicht. In der Regel ist das links vom Mittelpunkt des Standes.
Spieler, die einen Rotationsschwung bevorzugen, spielen den Ball weiter rechts. Spieler,
die eine starke seitliche Verschiebung vornehmen, spielen den Ball weiter links. Je nach
Schlagwahl kann die Ball-Lage variieren. So beeinflusst die Ball-Lage folgende Punkte:
-
Eintreffwinkel
Schwungrichtung, Schlagflächenstellung und Mittigkeit des Treffmoments
Maß der Gewichtsverlagerung
Maß der Rotation
Im Grundschwung wird der Ball bei:
kurzen Eisen (SW, PW, E9) eine Ball-Lage links der Mitte
bei mittleren Eisen (E,8, E7,E6) zwei Ball-Lagen links der Mitte
bei langen Eisen (E5,E4,E3 und Fairwayhölzern) drei Ball-Lagen links der Mitte
beim Driver vier Ball-Lagen links der Mitte gespielt.
Merke bei Ball rechts:
Die Schlagfläche öffnet sich, je weiter der Ball rechts der Mitte gespielt wird. Das wird
durch Schließen der Schlagfläche ausgeglichen. Je weiter der Ball rechts gespielt wird, desto mehr schwingt der Schläger von innen an den Ball. Der Ballkontakt erfolgt früher.
Der Schläger muss kürzer gegriffen werden, damit der Bodenkontakt nicht zu früh erfolgt. Fehlt diese Anpassung, versucht der Spieler durch Ausgleichsbewegungen Fehlschläge zu verhindern. Aktive Bein- und Handaktionen sind die Folge.
12.4 Das Standgleichgewicht
Im Vergleich zu Schwüngen braucht es beim Putten und Chippen ein besonders gutes
Standgleichgewicht. Der Unterkörper dient dem Spieler als Plattform für die Bewegung
des Oberkörpers und der Arme. Jede aktive Bewegung des Unterkörpers nach rechts
oder nach links stört die Pendelbewegung des Putters.
Veränderungen der Gewichtslage auf den Füßen in Richtung Vorfuß oder Ferse beeinflussen Schwungrichtung, Schlagflächenstellung und Mittigkeit des Treffens.
Das Standgleichgewicht kann nur gewährleistet werden wenn:
-
der Körperschwerpunkt über der Standfläche liegt
die Körperwinkel im Verhältnis zueinander stehen
die Standbreite dem Verhältnis Körpergröße und Breite der Schultern angepasst ist
Knie, Hüftstellung und Rumpfneigung axial ausgerichtet sind
eine gewisse Körperspannung vorhanden ist
– 81 –
12.5 Die Translation und Rotation
12.5.1 Die Rotation des Rumpfes
Die Drehung des Rumpfes teilt sich in Oberkörper- und Unterkörperrotation auf.
Die Drehbewegung des Rumpfes um die vertikale Achse (Wirbelsäule) ist eine der Kernbewegungen. Ob bei einem Putt, Chip, Pitch oder einem Drive, die Drehbewegung des
Oberkörpers ist immer die einleitende Bewegung. Je nach Bewegungsgröße fällt die Rotation geringer oder größer aus. Bei einem Putt oder Chip erfolgt keine Gewichtsverlagerung. Das Maß der Drehung liegt bei max. 30 Grad. Überschreitet die Schulterdrehung den Winkel von 30 Grad kommt es durch die Verwindung der Brustwirbelsäule zu
einer erhöhten Spannung im Rumpf.
Die Drehebene der Schultern erfolgt um die nach vorn geneigte Wirbelsäule (Drehachse). Der Unterkörper bleibt während der Startphase stabil und erlaubt keine lineare
Verschiebung oder rotatorische Bewegung des Beckens. Der Kopf wirkt der Drehbewegung des Oberkörpers entgegen. Mit der Einleitung des Rückschwunges dreht die linke
Schulter tiefer und die rechte höher. Da sich der Körper im Uhrzeigersinn und nach
rechts hinter den Ball drehen sollte, ist es wichtig, dass die linke Körperhälfte in Richtung Körpermitte dreht. Dreht die rechte Schulter nach hinten, verlagert sich das Gewicht nach links, und der Spannungsaufbau wird unterbunden.
Bild 73 1/2 bis voller Schwung aus
frontaler Perspektive.
Mit Einleitung des Abschwunges bewegt sich das Becken dem Oberkörper
translatorisch voraus. Der Unterkörper
öffnet sich früher zum Schlag als der
Oberkörper. Durch die verzögerte Drehung des Rumpfes ist es möglich, die
Arme vor und seitlich zur Ballziellinie
abzuschwingen (von innen). Ein zu
früher Rumpfeinsatz bringt die Hände
zu früh nach vorne (von außen). Der
Unterkörper ist im Treffmoment leicht geöffnet Der Oberkörper sollte im Treffmoment
gerade zur Ballziellinie ausgerichtet sein. Nach dem Treffmoment rotiert das Becken
weiter, bis es eine Drehstellung von 45 Grad erreicht hat. Der Oberkörper dreht weiter
und rotiert in einer Stellung von 90 Grad aus. Je nach Drehgeschwindigkeit und Schlag
(Drive weiter, Pitch kleiner) rotiert der Rumpf zwischen 90 und 120 Grad bis in die
Endstellung.
12.5.2 Die Gewichtsverlagerung
Um den Oberkörper bei einem Drehwinkel von ca. 30 Grad weiter drehen zu können,
muss das Gewicht auf das rechte Bein verlagert werden. Dabei verlagert sich der Körper– 82 –
schwerpunkt linear über der Balancelinie bis auf Höhe der rechten Fußinnenseite nach
rechts. Oberkörperrotation (1) und Gewichtsverlagerung (2) erfolgen zwar zeitlich versetzt zueinander (1 – 2) sollten aber bei allen Pitchschlägen und Grundschwüngen als
Einheit (12) gesehen werden. Bei Putts und Chipschlägen kommt es ausschließlich zu einer Oberkörperrotation. Jede Gewichtsverlagerung oder Beckendrehung muss unterbunden werden. Die Gewichtsverlagerung findet bei einer Rumpfdrehung von 45 Grad ihr
Ende. Die rechte Gesäßhälfte sollte in dieser Position über der rechten Ferse platziert sein
und während der folgenden Bewegung nicht ausweichen. Unter- und Oberkörper drehen nun synchron über dem rechten Bein weiter. Der Aufschwung ist bei einem Drehwinkel von 100 Grad beendet. Am höchsten Punkt angelangt, muss das Gewicht sich
von der Innenseite des rechten Fußes auf das linke Bein verlagern. Dies erfolgt durch die
Unterstützung der Knieaktion, welche die Beinarbeit kennzeichnet. Beide Knie rotieren
nun synchron nach links und ermöglichen, das Becken liniar über die Standfläche zu verlagern. Auf Höhe des linken Fußes angelangt, wir die Verlagerung abgestoppt, und die
Drehung von Unter- und Oberkörper setzt ein.
Amateure, Golfeinsteiger, Senioren oder Spieler mit Einschränkungen bezüglich Mobilität und Kraft haben häufig Probleme, dieses Bewegungsmuster nachzuvollziehen. Diese
Spieler müssen auf Hilfsbewegungen ausweichen oder kompensatorische Maßnahmen in
der Ansprechposition vornehmen.
Maßnahmen für mehr Drehung im Rückschwung:
-
Becken und Oberkörper drehen mit der Einleitung des Rückschwunges
synchron. Die Gewichtsverlagerung findet gleichzeitig statt.
Unterkörper startet die Drehbewegung mit der Gewichtsverlagerung. Der
Oberkörper folgt der Bewegung.
Der rechte Fuß wird zurück versetzt. Das Becken um 45 Grad zur Ballziel
linie geöffnet.
Die Schulterlinie wird hinsichtlich der Ballziellinie rechts verkantet.
Der rechte Fuß wird mehr zu Ballziellinie geöffnet.
12.6 Die Bewegungsreihenfolge/ Timing
Die Bewegung startet grundsätzlich immer vom Boden aufwärts. Der Golfer braucht einen stabilen Untergrund, um sich die Kraft für die Drehung des Oberkörpers zu holen
und Widerstand im Unterkörper aufzubauen. Mit der Drehbewegung des Oberkörpers
über der stabilen Standfläche entstehen Scherkräfte, die in eine lineare Gewichtsverlagerung des Körperschwerpunktes übergehen. Da Drehung und Gewichtsverlagerung zwar
zeitlich leicht versetzt erfolgen, es jedoch einfacher ist, Rotation und Gewichtsverlagerung als ein Ganzes zu sehen, kann man generell folgende Formel für den zeitlichen Ablauf der Körperbewegung festlegen:
-
Shift/turn – Shift/turn
– 83 –
Der Aufbau der zeitlichen Bewegungsreihenfolge (Timing) ist komplex und kann folgendermaßen gegliedert werden:
-
Oberkörperrotation um die Wirbelsäule bis auf 30 Grad
Einleitende Gewichtsverlagerung bis auf 45 Grad
Gewichtsverlagerung endet vollständig über dem rechten Bein
Drehung von Becken (45 Grad) und Oberkörper (100 Grad)
Gewichtsverlagerung und verschieben des Unterkörpers nach links bis beide
Füße belastet sind
Oberkörper verzögert/ Arme schwingen bis auf Hüfthöhe ab
Gewicht verlagert sich vollständig auf das linke Bein (Treffmoment)
Unterkörper stabilisiert den Oberkörper, damit dieser beschleunigt rotieren
kann – die Arme treiben den Schläger weiter an
Drehbewegung des Unter- und Oberkörpers werden langsamer
Unterkörper bleibt stehen / Arme schwingen auf
Becken ist stabilisiert – Oberkörper rotiert weiter
Oberkörperdrehung endet / Arme schwingen in die Endstellung
12.7 Die Beinarbeit
Die Bewegung der Knie kennzeichnet die Beinarbeit. Eingeschränkte Drehung und eine
zu starke Verschiebung des Unterkörpers über die Standfläche hinaus verursachen häufig
Gleichgewichtsprobleme. Beim Putten und Chippen bleiben beide Knie stabil über den
Füssen positioniert. Die korrekte Bewegungsabfolge der Knie sichert eine gute Gewichtsverlagerung und ermöglicht eine stabile Bewegung des Beckens (KSP) über der
Standfläche entlang der Balancelinie. Folgender Ablauf der Kniebewegung kennzeichnet
bei einem vollen Schwung eine gute Beinarbeit:
Bild 74 Beinarbeit.
-
beide Knie sind im Set-up innerhalb der Fußinnenseiten fixiert
mit der Einleitung der Drehung und der Gewichtsverlagerung versetzt sich
das rechte und linke Knie leicht nach rechts.
das rechte Knie befindet sich am höchsten Punkt des Aufschwunges auf
Höhe der rechten Fußinnenseite
beide Knie sind gebeugt
das linke Knie hat sich zur Mitte der Standes versetzt und ein wenig nach
vorne bewegt
– 84 –
-
mit Einleitung des Abschwunges bewegt sich das linke Knie zurück auf die
Höhe des linken Fußes
das rechte Knie bewegt sich synchron zum linken Knie nach links und
leicht nach vorne in Richtung Ball
das linke Knie stabilisiert sich über die Mitte des linken Fußes.
das linke Bein streckt synchron zur Aufwärtsbewegung der Arme
das rechte Knie bewegt sich mit der Drehung des Beckens weiter, bis es auf
der Höhe des linken Knies angekommen ist
das rechte Bein ist vollständig gebeugt
Bild 75 Beinarbeit Michelle Wie.
Bild 76 Beinarbeit Tiger Woods.
Bild 77 Beinarbeit Proette.
12.8 Die Belastung der Füße
In der Ansprechposition befindet sich das Gewicht in der Mitte beider Füße. Vorausgesetzt, Körper, Arme und Schläger bewegen sich richtig, sollte die Belastung beider Füße
folgendermaßen ablaufen:
-
Mit der Einleitung des Rückschwunges wird das Gewicht auf den rechten
Fuß (ca. 80%) verlagert. Die lineare Bewegung des KSP belastet den rechten Fuß primär auf der gesamten Fußfläche. Scherkräfte wirken auf die
Außenseite des Fußes. Der korrekt angepasste Schuh (mit oder ohne Einlagen) verhindert eine Außenrotation oder Verschiebung des Fußes.
-
Am höchsten Punkt erhöht sich die Belastung auf die rechte Ferse.
Der linke Fuß wird fast vollständig entlastet. Die Hauptlast trägt der linke
Vorfuß (ca. 20%).
-
Mit Einleitung der Vorwärtsbewegung wird das Gewicht auf die Mitte des
linken Fußes übertragen (60%).
– 85 –
-
Der rechte Fuß wird über die Fußinnenseite entlastet. Das Gewicht verlagert sich von der Ferse auf den rechten großen Zeh.
-
Im Treffmoment befinden sich ca. 80% des Gewichtes auf dem linken Fuß.
-
Die linke Fußaußenseite wird durch die Beschleunigung des Körpers stärker
belastet. Die auftretenden Scherkräfte drücken den Fuß in den Boden und
gegen die Schuhaußenseite. Vorausgesetzt, Ablauf und Fußstellung sind korrekt, sollte es zu keiner aktiven Fußaußenrotation und Überbelastung der
linken Fußaußenseite kommen.
-
In der Endstellung ist der linke Fuß zu 90 % belastet.
-
10 % des Gewichtes lastet auf der rechten Fußspitze.
Bild 78 Belastung der Füsse: Top of the Swing.
Bild 79 Belastung der Füsse: Impact.
Bild 80 Belastung der Füsse: Endstellung.
12.9 Die Endstellung
Die Art und Weise der Endstellung sagt viel über die Gleichgewichtslage aus. Fehlbewegungen von Körper, Armen und Schläger führen zu Fehlbelastung auf den Füßen. Je
nach Können und Athletik kann der Spieler Fehlbewegungen im Schwung ausgleichen.
Gleichgewichtsprobleme in der Endstellung sind deutliche Anzeiger für Technik-, Timing-, Tempo- und Rhythmusprobleme.
– 86 –
Bilderreihe 81 Endstellung.
13. Der Ebenenverlauf des Schlägers
13.1 Die Schaftebene
Der Schläger sollte auf der vom Lie des Schlägers vorgegebenen Ebene geschwungen
werden. Orientierungsebene ist die Schaftebene. Im Verlauf des Schwungs beschreibt der
Bahnenverlauf des Schlägerkopfes einen leichten Bogen von der Schaftebene nach oben
und wieder zurück. Der Aufschwungbogen verläuft meist eine wenig flacher als der Abschwungbogen. Mit Einleitung des Aufschwungs wird der Schläger durch die Translation
in die Breite und durch das Winkeln der Hände und das Aufschwingen der Arme nach
oben bewegt. Zeitgleich sorgt die Rotation des Rumpfes dafür, dass Arme, Hände und
Schläger entlang der Ebene (Tiefe) nach hinten geschwungen werden. Bewegungen
außerhalb der Schaftebene führen zu einer falschen Belastung der Füße, zu Fehlbewegungen in der Rotation und falscher Bewegungskopplung (Timing).
Folgende Fehlbewegungen im Aufschwung haben Einfluss auf das Gleichgewicht:
-
Zu steile Aufschwungbewegungen rufen oft ein Reverse Pivot hervor.
-
Zu flache Aufschwungbewegungen führen häufig zu einer starken Kippbewegung des Oberkörpers.
-
Erfolgt die Einleitung des Anschwunges nach außen, so erfolgt eine zu
starke Belastung des rechten Vorfußes.
-
Erfolgt die Einleitung des Anschwunges nach innen, so verlagert sich das
Gewicht zu stark auf die Ferse.
-
Trennen sich die Arme zu stark vom Körper, so verlagert sich der Oberkörper zu stark über die Standfläche.
– 87 –
-
Ist der Aufschwungradius zu klein, verlagert sich häufig das Gewicht auf
den linken Fuß.
-
Überschwingt der Spieler, kippt der Oberkörper nach links und das Gewicht verlagert sich auf das linke Bein.
-
Überstreckt der Spieler seine Arme, beugt der Oberkörper über die Standfläche hinaus.
Um den Schwung im Gleichgewicht zu halten, muss der Bahnenverlauf des Schlägers im
Aufschwung immer durch den Kreuzungspunkt der Balanceachse und der Schaftebene
erfolgen.
Bild 82 Aufschwung on Plane,
Bild 83 Abschwung durch den KSP,
Mit der Einleitung der Gewichtsverlagerung wird der Abschwungradius verkleinert. Der
Unterkörper verschiebt und rotiert zurück in die linke Seite. Das Aufdrehen des Oberkörpers wird noch zurückgehalten. Durch die auftretenden Zugkräfte der Arme auf den
Schläger flacht der Schaft leicht ab, und der Abschwung erfolgt linear in Richtung
Schaftebene. Dabei beschleunigt der Schläger leicht oberhalb des Aufschwungbogens bis
zum Treffmoment abwärts. Der Bahnenverlauf des Schlägers und die Bewegung der
Hände kreuzen den Schnittpunkt der Balanceachse und der Schaftebene. Fehlbewegungen der Hände, Arme und des Körpers haben somit Einfluss auf den Ebenenverlauf des
Schlägers und wirken sich negativ auf das Gleichgewichtsverhalten aus:
-
Die Rotation des Oberkörpers erfolgt zu früh. Das hat eine zu steile Abschwungbewegung und eine Bewegung von außen nach innen zur Folge.
Das Gewicht verlagert sich zu stark auf den rechten Vorfuß. Eine lineare
Gewichtsverlagerung findet nicht statt.
-
Das Gewicht verlagert sich auf beide Vorderfüße. Der Abschwung erfolgt
zu weit vor dem Körper. Ein zu steiler Abschwung ist die Folge.
-
Der Oberkörper kippt sich zu stark nach vorne. Beide Vorderfüße werden
belastet, und der Schläger schwingt zu weit nach vorn und zu steil ab.
– 88 –
-
Arme schwingen zu früh und zu schnell ab. Das Gewicht bleibt zu lange
auf der rechten Seite. Der Oberkörper gerät in Rücklage. Der Schlag erfolgt zu früh. Fette oder getoppte Schläge sind die Folge.
-
Das Gewicht wird zu stark nach links verlagert. Um das Gleichgewicht zu
halten, kippt der Oberkörper reflektorisch nach rechts. Fette, getoppte
Schläge und Misshits sind die Folge.
-
Der Oberkörper kippt mit der Einleitung des Abschwunges nach links. Der
Abschwung erfolgt zu steil und oberhalb der Ebene. Die Bewegung geht
von außen nach innen. Misshits wie Sockets, getoppte und angeschnittene
Schläge sind die Folge.
-
Aktiver Handeinsatz zum Ball. Die Belastung erfolgt auf den rechten Vorfuß, oberhalb der Schaftebene, zu steil und von außen nach innen. Sockets
oder Treffer an der Spitze sind die Folge.
-
Geblockter Schlag. Die Fußbelastung verlagert sich auf den linken Vorfuß.
Die rechte Körperhälfte kippt nach vorne und verlagert sich zu stark über
das linke Bein. Getoppte Bälle oder Fehlschläge nach links sind die Folge.
Der Schwung im Gleichgewicht ist somit von dem optimalen Zusammenspiel von Körper, Armen, Händen und Schläger abhängig. Der Ablauf der einzelnen Bewegungen in
Raum und Zeit beeinflusst Stabilität Standfestigkeit und Balanceverhalten des Körpers.
Der Bahnenverlauf des Schlägers im Verhältnis zur Schaftebene ist somit die Summe aus:
Bild 84 TigerWoods: Impact.
Bild 85 Michelle Wie: Impact.
-
der Körperbewegung (Rotation um die Wirbelsäule und Translation innerhalb der Standfläche und entlang der Balancelinie)
-
der Armaktion (Lösen, Heben, Beugen, Strecken, Ober- und Unterarmrotation).
– 89 –
-
der Handaktion (Beugen, Winkeln, Entwinkeln)
-
der linearen Gewichtsverlagerung entlang der Balancelinie und optimal zur
Schaftebene.
Standbreite, Körperwinkel und Fußstellung beeinflussen Standfestigkeit und Stabilität.
Das Maß der Translation, die Führung der Arme in Breite, Höhe und Tiefe, wann und
wo gewinkelt wird, steht in direkter Abhängigkeit zum Körperbau.
13.2 Bewegungskopplung im Raum in Abhängigkeit
zum Körperbau
Mike Adams, T.J. Tomasi und Ph.D. Jim Suttie beschreiben in «The Laws of the
Golfswing», 1998, die Abhängigkeit von Breite, Höhe und Tiefe des Bahnenverlaufs des
Schlägers vom Körperbau. Sie teilen Golfer in verschiedene Spielertypen ein. Als Grundlage diente ihnen die von Sheldon (1940) entwickelte Körperbautypenbeschreibung. Er
teilte die Menschen in drei Grundtypen ein und unterscheidet zwischen endo-, mesound ektomorphem Typus. Die Typisierung ist vom Erscheinungsbild (Körperbreite, Proportionen etc), sowie der Berechnung eines Körperhöhen-Gewichts-Index (HWR) abhängig. Adams. Tomasi, und Suttie orientierten sich auch an dem vom Wutscherk entwickelten Körperbauindex. Er wird aus verschiedenen anthropometrischen Parametern
(Schulterbreite, Beckenstachelbreite, Unterarm-/Oberschenkelumfang, Körpergröße und
Körpermasse) berechnet. So werden Golfer in drei Gruppen eingeteilt.
Körperbauindex
Meso /
athletisch
Ekto/
groß schlank
Endo/
breit muskulös
Normal/
breiter Bau
Schwungtyp
Leverage
Player
Arc Player
Width Player1
Width Player 2
Raumdominanz
Tiefe
Höhe
Breite
Breite, Höhe
Kraftquelle
Hebelsystem Schwungbogen Kraft
Kraft-Hebel
13.2.1 The «Law-System»
Ein Leverage Player schwingt seinen Schläger auf einer flachen Schwungbahn und
winkelt die Hände frühzeitig. Die Gewichtsverlagerung erfolgt innerhalb des Standes.
Seine Kraftquelle ist das Hebelsystem. Seine Gewichtsverlagerung erfolgt linear nach
rechts und links, und er rotiert um die Wirbelsäule.
Dominante Bewegungen in die Breite und Höhe wirken sich negativ auf das Rotationsund Hebelverhalten aus und stören das Gleichgewichtsverhalten.
– 90 –
Der Arc-Player hat einen aufrechten Schwung. Die Gewichtsverlagerung nach rechts ist
minimal, nach links jedoch stärker ausgeprägt. Der lange Beschleunigungsweg seines
Schlägers gibt ihm die notwendige Kraft in den Ball.
Zu stark ausgeprägte Bewegungen nach rechts und nach links führen zu Schwierigkeiten
in der Bewegungskopplung und beeinflussen das Timing.
Der Width-Player ist ein Spieler mit viel Körperkraft. Sein breiter Körperbau erlaubt es
ihm nur schwerlich, den Schläger in die Höhe und Tiefe des Raumes zu schwingen.
Seine dominante räumliche Orientierung ist die Breite. Sein Oberkörper beugt und rotiert sich mehr über die Standfläche. Gegenüber dem Leverage- und Arc-Player schlägt er
den Ball mehr (Hitter). So führen seine Armbewegungen, die zu stark in die Tiefe oder
Höhe gerichtet sind, zu Problemen bei der Körperbewegung und der Schlägerführung.
Adams, Suttie und Tomasi weisen in ihrem Buch darauf hin, dass die Bewegung der
Arme, Hände und des Schlägers vom Körperbau abhängt. Wann die Hände den Schläger
winkeln, und wohin die Arme diesen schwingen, beeinflussen Dynamik und Treffgenauigkeit. Durch die Anpassung des Set-up an den Körperbau sollen optimale Voraussetzungen für Standfestigkeit und Balance im Schwung geschaffen werden.
Generell kann gesagt werden, dass die Ausbildung der neutralen Kernbewegungen im
Vordergrund stehen muss. Die Anpassung an den Körperbau sollte frühestens erst dann
erfolgen, wenn der Spieler die Grundbewegungsmuster gefestigt hat.
13.3 Training der Schlüsselstellungen
(Keypositioning)
Beobachtet man Bilderreihen oder Bewegungsabläufe, so kann das Ansteuern von bestimmten Schlüsselstellungen Aufschluss über die Belastung auf den Füßen und des
Gleichgewichts des Spielers geben.
Aus der lateralen Perspektive erkennt man die Gleichgewichtslage zu Ferse und Vorderfuß, das Drehverhalten des Körpers in den definierten Körperwinkeln und den Ebenenverlauf des Schlägers.
Aus der frontalen Perspektive erkennt man das Maß und den zeitlichen Einsatz der
Gewichtsverlagerung nach rechts und links. Das Maß der Drehung, der zeitliche Einsatz
des Hebelsystems und die Reihenfolge der Bewegungsabfolge. Das Ansteuern der
Schlüsselstellungen hat sich im Technik- und Kinästhesie-Training als sehr wirksam gezeigt. Das Training kann mit geschlossenen Augen, vor dem Spiegel auf labilem Untergrund oder in der Hanglage erfolgen. Im Vordergrund stehen die technisch saubere Ausführung der Bewegung und die Aufmerksamkeit auf die Belastung der Füße und damit
auch eine Konzentration auf das Gleichgewicht im Schwung.
– 91 –
Folgende Schlüsselpunkte können angesteuert werden:
-
Ansprechposition
8.00 Uhr Stellung
9.00 Uhr Stellung
TOS-Top of Swing
9.00 Uhr Stellung
6.00 Uhr Stellung
3.00 Uhr Stellung
Finish-Endstellung
Startposition
Anschwung
Übergang in den Aufschwung
Übergang in den Abschwung
Abschwung
Treffmoment
Durchschwung
Ausklang
Der Spieler begibt sich in die Ansprechposition. Aus der Grundhaltung erteilt ihm der
Trainer die Aufgabe, in die «9. 00 Uhr-Stellung» des Aufschwunges zu schwingen und
die Position zu halten. Der Trainer befragt den Schüler nun über das Maß der Drehbewegung, die Lage des Körperschwerpunkts oder den Druckpunkten an den Füßen. Das
kann beliebig erfolgen; mit dem Zweck, die Aufmerksamkeit auf die verschiedenen Positionen im Raum zu fördern und deren Wahrnehmung zu verbessern.
14. Spiel und Training in der Hanglage
Speziell das Training in der Hanglage stellt eine besondere Herausforderung dar. Neben
den technischen Veränderungen hat der Spieler gegen die Hangabtriebskraft und den
Widerstand des Geländes gegen die Ausholbewegung oder der Schlagrichtung zu kämpfen. In der Literatur findet man hinsichtlich der Hanglagen-Technik viele Ratschläge. Zu
einem großen Teil stimmen fast alle Autoren darin überein, dass die Schultern der
Hanglage angepasst werden sollen. Über die Ballposition und die Gewichtsverteilung im
Set-up ist man sich nicht einig. So gibt es Aussagen, dass bei einer Hanglage bergauf das
Gewicht verstärkt auf das rechte Bein verlagert werden soll. Andere plädieren für einen
Stand senkrecht zum Hang. Auch die Ballposition ist umstritten. So variieren die Aussagen zur Ball-Lage bei Bergauf- und Bergablagen deutlich, und Aussagen zum «Shift»
nach rechts und nach links weichen ebenfalls stark voneinander ab. Manche fordern, in
Hanglagen mehr Arm- und Handeinsatz zu zeigen und den Körper passiv zu halten. Andere verlangen den vollen Einsatz des Körpers im Schwung. Um den Problemen im
Hang gerecht zu werden, rufen verschiedene Autoren nach einer Korrektur der Körperausrichtung oder nach der Änderung des «Set-up» in der Hanglage.
Wiren (1991) fordert zum Beispiel bei einem Stand unter dem Ball, den Körper so weit
wie nur möglich aufzurichten, das Gewicht auf den Fußballen zu halten, den Schläger
kürzer zu greifen und die Ballposition mehr in die Mitte zu versetzen. Zum Ausgleich
des bevorstehenden Pulls (kurze Eisen) oder Hooks (längeren Schlägern) soll die Ausrichtung nach rechts kompensiert werden.
– 92 –
14.1 Maßnahmen zur Verbesserung
des Spiels in der Hanglage
Bei einer Bergauf-Lage erleichtert die Hangabtriebskraft die Rotation im Aufschwung
und schränkt sie im Durchschwung ein. Bei einer Bergab-Lage wirken die Kräfte gegen
den Aufschwung und beschleunigend im Abschwung. Bei einem Stand unter dem Ball
wirkt der Hang gegen den Spieler und bei einer Lage über dem Ball mit dem Spieler.
Gegenüber einer Lage in der Ebene verändern sich die auf den Spieler wirkenden Kräfte.
So wird die Gewichtsverlagerung bergauf in den Aufschwung verstärkt und in der Vorwärtsbewegung erschwert. Über den Ball stehend, ist es wesentlich schwieriger, zu drehen. Unter dem Ball stehend, fällt es leichter. Diese Veränderungen rufen nach angemessenen und wohl dosierten Anpassungen. Je nach Athletik kann ein Spieler die Kräfte
besser kompensieren – durch Anpassung der Schulterlinie zum Hang oder durch eine
gute Hand-Augen-Koordination lassen sich Gleichgewichtsporbleme ausgleichen.
86 Bild Anpassung der Schulterlinie
zum Hang.
87 Bild Anpassung der Fußstellung
im Hang.
Älteren Spielern fehlt die notwendige Standfestigkeit und Mobilität. Anfängern reicht das
technische Niveau nicht aus, um Schläge aus der Hanglage zu meistern. Fehlstellungen
im Set-up, Ebenen- und Timingprobleme führen häufig zu Fehlschlägen. Brillenträger,
Spieler mit Wahrnehmungseinschränkungen und einer eingeschränkten Augen-Handkoordination fällt es schwer, Bälle in verschiedenen Höhen und Lagen sauber und präzise
zu treffen. Für die meisten Golfer ist das Spiel aus der Hanglage deshalb eine Herausforderung.
Um einen ausbalancierten Stand und einen Schwung im Gleichgewicht zu erreichen,
muss der Körper im Lot über seiner Stützfläche stehen. Das erfordert in der Hanglage einen Ausgleich der Körperwinkel, der Standbreite und der Fußstellung. Die Ball-Lage
muss variiert, der Ebenenverlauf des Schlägers der Hanglage angepasst und die Schaftlänge verändert werden. In der Hanglagentechnik kann das Gelände in drei Neigungsgrade eingeteilt werden.
– 93 –
-
Moderat
mittel
steil
(Moderate Hanglage =
(Mittlere Hanglage =
(Steile Hanglage
=
MoHa )
MiHa )
StHa )
Je nach Neigung erfordert das Spielen aus dieser Lage entsprechende Anpassungen und
stellt hinsichtlich des technischen Niveaus eine Herausforderung dar. Schläge aus moderater Hanglage sind von Anfängern ohne weiteres zu meistern. Aus der mittleren
Hanglage erfordert das Spiel bereits ein technisch höheres Niveau. In steilen Hanglagen
sind häufig nur gute Spieler in der Lage, auch lange Schläge zu meistern.
14.2 Anpassungen des Set-up in der Hanglage
Je nach Mobilität, Kraft, Standfestigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit und technischem Niveau kann der Bewegungsumfang in der mittleren oder der steilen Hanglage erhöht werden. Anfänger und ältere Menschen tun sich in «MiHa und StHa» schwer, da ihnen die
notwendigen technischen Voraussetzungen fehlen. Kleinere Bewegungsumfänge in Form
von mittleren und kleinen Pitchschlägen können zum Erfolg führen. Um den Anforderungen auf dem Platz gerecht zu werden, muss das Hanglagentraining Bestandteil des
Techniktrainings sein.
– 94 –
– 95 –
Mo Ha
Mi Ha
St Ha
Mo Ha
Mi Ha
St Ha
Mo Ha
Mi Ha
St Ha
Mo Ha
Mi Ha
St Ha
Mo Ha
Mi Ha
St Ha
Mo Ha
Mi Ha
St Ha
Griffhöhe:
Körperwinkel:
Drehbewegung:
Armebene:
Handaktion:
Beinarbeit:
neutral
neutral
reaktiv
passiv – beide Füße auf
dem Boden
neutral
eingeschränkt
passiv – beide Füße auf
demBoden
Drehebene der Schultern
angepasst
Gelände angepasst (flacher)
Lot orientiert (steiler)
im rechten Winkel zum
Lot
dem Gelände angepasst
mehr zum Lot ausgerichtet
zum Lot ausgerichtet
neutral
parallel/Gewicht mehr re
linker Fuß nach hinten ver
setzt, beide Füße gerade
Hüftbreiter Stand wie oben
Mitte bis links
Bergauf
neutral
aktiver
aktiv
Drehebene der Schultern
angepasst
Gelände angepasst (steiler)
zum Lot orientiert (flacher)
rechten Winkel zum Lot
dem Gelände angepasst
mehr zum Lot ausgerichtet
zum Lot ausgerichtet
neutral
parallel Gewicht links
re. Fuß nach hinten-gerade
rechter Fuß enger, versetzt
Mo Ha
Mi Ha
St Ha
Fußstellung:
Bergab
links der Mitte
Hanglage
Ball-Lage:
Hanglage
14.2 Anpassungen des Set-up in der Hanglage
eingeschränkt
eingeschränkt
passiv
passiv
fest und beide Füsse fest auf beide Füße fest auf dem Boden
dem Boden
neutral
aktiver
mit starker Unterarmrotation
neutral
aktiver
aktiv
Kniewinkel und Rumpfbeuge
reduzieren und anpassen
Kniewinkel/Rumpfbeuge
verstärken
flacher da Rumpf aufrechter
flacher als Rumpfdrehung
wie oben
mittig
neutral bis hochgegriffen
Drehebene der Schultern
angepasst
Gewicht Mitte bis Ferse
re. Fuß nach hinten/gerade
hüftbreit gerade Stellung
parallel/ Gewicht in der
Mitte halten
Füße einwärts gedreht
Stand breiter
Rumpfneigung angepasst
Mitte bis rechts
Mitte bis links
der Rumpfneigung
angepasst
steiler
Unter dem Ball
Über dem Ball
– 96 –
Bergauf
Bergab
– 97 –
Über dem Ball
Unter dem Ball
14.3 Techniktraining in der Hanglage
Wenn Golfer Probleme mit Kernbewegungen haben – wie der Gewichtsverlagerung
(rechts und links), der Standfestigkeit (vorne und hinten), der Rotation oder mit dem
Ebenverlauf – kann sich das Training in der Hanglage positiv auswirken. Maßnahmen
zur Verbesserung folgender Kernbewegungen:
-
Zu steile Drehebene der Schultern
Eine flache Rotationsebene kann durch das Spielen unter dem Ball stehend
erreicht werden.
-
Zu flache Drehebene der Schultern
Das Gefühl für eine steilere Rotationsebene kann durch Schlagen von Bällen
über dem Ball stehend erreicht werden.
-
Zu wenig Drehung des Rumpfes
Durch das Schlagen von Bällen bergauf kann in Kombination mit einer erleichterten Gewichtsverlagerung nach rechts die Drehbewegung in den Aufschwung
vergrößert werden.
-
Zu viel Rotation in der Vorwärtsbewegung
Das Schlagen von Bällen in der Bergauf-Lage benötigt einen verstärkten
Einsatz der Arme. Gewichtsverlagerung und Drehbewegung sind durch den
Hangwiderstand eingeschränkt.
-
Zu viel Gewichtsverlagerung in den Aufschwung
Schläge bergab, erfordern primär Drehung. Ein zu starker «Shift» führt zu Fehlschlägen. Schläge bergab verangen die Rotation innerhalb des Standes (Standfe
stigkeit) und einen gut getimten Arm- und Handeinsatz.
-
Zu viel Gewichtsverlagerung im Durchschwung
Schläge bergauf erfordern eine aktive Arm- und Handaktion. Zu starke Verschie
bung des Körpers nach links führt zu Fehlschlägen und Balanceproblemen.
-
Zu kleine Körperwinkel (Aufrechter Stand)
Schläge über den Ball stehend erfordern eine verstärkte Rumpf- und Kniebeuge
und eine steilere Schwungebene. Zu wenig Kniewinkel schränken die Standfestigkeit ein und eine zu starke Rumpfvorlage oder unausgeglichene Körperwinkel führen fast immer zu Gleichgewichtsproblemen.
-
Zu starke Körperwinkel (Gebeugter Stand)
Schläge unter dem Ball stehend erfordern einen aufrechteren Stand und eine flache Schwungebene. Durch die Anpassung an die Hanglage kann das Gefühl für
eine aufrechte Grundhaltung geschult werden.
– 98 –
-
Zu viel Gewicht in der Ferse
Schläge über den Ball erfordern mehr Gewicht auf dem Vorfuß. Durch die Gegenteilige Belastung kann der Schüler für den ausgeglichenen Stand sensibilisiert
werden.
-
Zu viel Gewicht auf dem Vorfuß
Schläge unter dem Ball stehend, erfordern mehr Gewicht auf der Ferse.
Eine zu starke Belastung auf den Vorfuß führt zu «fetten» Schlägen.
-
Zu steile Aufschwungebene
Eine zu steile Auf- und Abschwungebene führt bei Schlägen unter dem Ball stehend zu Fehlschlägen. Eine Anpassung des Ebenenverlaufs ist notwendig.
Die Bewegung der Arme ist der Drehebene der Schultern angepasst.
-
Zu flache Aufschwungebene
Schläger über den Ball stehend erfordern einen steileren Ebenenverlauf des Schlägers. Die Arme bewegen sich zur Drehebene der Schultern steiler.
15.Verbesserung der Wahrnehmung der Gelenke
durch Tai Chi
Im Medicine and Science in Sport and Exercise (April 2004, S 658-667) untersuchten
Tsang, William, Hui-Chan und Christina W.Y., welche Auswirkung Tai Chi auf die Verbesserung des Gleichgewichts im Golf haben könnte. In einer Studie fanden sie bereits
heraus, dass Menschen, welche Tai Chi praktizierten, eine bessere Wahrnehmung und
Balance während der Gewichtsverlagerung ihrer Standfläche hatten. Die Studie sollte
feststellen, ob Tai Chi Praktizierende und Golfer gleich gute Gleichgewichtseigenschaften zeigten.
Sie verglichen 12 regelmässig Tai Chi praktizierende Probanden mit 11 älteren seit langem aktive Golfern, 12 älteren Menschen und 12 Universtäts-Studenten. Getestet wurden die Stabilität des Knie- und Fußgelenks im Einbeinstand unter verschiedenen Bewegungsaufgaben und die Fähigkeit, den Körperschwerpunkt stabil innerhalb des Standes
zu verschieben.
Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass Tai Chi praktizierende und Golfer fast gleiche
Werte hinsichtlich Knie-, Fußgelenk und Hüftstabilität aufwiesen. Ihre Werte waren wesentlich besser als die der älteren Menschen und der nicht trainierten Probanden. Die
Studie zeigte, dass Tai Chi und Golf einen positiven Einfluss auf das Gleichgewicht ausüben.
Golfern mit Gleichgewichtsproblemen wäre zu empfehlen, Tai Chi zu praktizieren, um
Standfestigkeit, Stabilität sowie ein besseres Balancier- und Drehgleichgewicht zu erlangen.
– 99 –
Eine weitere Empfehlung wäre Seilspringen. Durch die Sychronisation von Seil, Händen, Armen, Füssen und Beinen wird die Koordination geschult.
15.1 Der Seilsprung
Das Springen über das Seil schult das Timing, das Gefühl für Tempo und Rhythmus.
Wechselnde Schritte und wechselndes Tempo verbessern die Gesamtkoordination und
Ausdauer. Die verschiedenartige Belastung der Füsse und die aktive Beinarbeit trägt einen großen Teil zur Verbesserung der Balance bei. Boxer, Tennisspieler, Leichtathleten,
Skifahrer oder Kraftsportler haben die Vorteile des Seilsprungs schon lange erkannt.
16. Übungen zur Verbesserung des
Gleichgewichts
Übungen zur Einnahme der Körperwinkel:
SIT and STAND
Die Übung spricht die Gewichtsverlagerung nach vorne und
hinten an und vermittelt das Gefühl der Rumpfneigung:
Gerade auf dem Pezzi Ball sitzen
Stand schulterbreit, beide Fußspitzen sind leicht ausgedreht, die
Knie sind über den Füßen
Der Oberkörper ist senkrecht über der Sitzfläche
Schultern und Arme hängen entspannt
den Körper nach vorne beugen und aufrichten, ohne die Knie
zu strecken
Das Gewicht ist auf beiden Füßen gleichmäßig verteilt
Der Oberkörper ist in Vorlage, die Knie sind leicht gebeugt
Schultern und Arme hängen entspannt
– 100 –
Sit and Stand mit Armdrop
Die Übung vermittelt das Gefühl für die Körperspannung und
der Körperwinkel im Set-up:
Gerade auf den Pezzi Ball sitzen.
Die Arme sind über den Kopf gestreckt.
Beide Handinnenseiten sind nach innen gedreht.
Den Körper mit nach oben gestreckten Armen nach vorne beugen und vom Ball lösen.
Die Knie dabei gewinkelt lassen.
Arme nach unten senken und vor dem Körper hängen lassen.
Bent and Stretch
Die Übung vermittelt das Verhältnis von Knie- und Rumpfbeuge, der Stabilität und Haltung im Set-up:
In einer gerade Körperhaltung den Pezzi Ball vor dem Körper
mit ausgestreckten Armen halten.
Schulterbreiter Stand.
Der Oberkörper ist leicht nach vorne geneigt und Knie sind
leicht angewinkelt.
Den Rumpf nach vorne beugen, und den PezziBall über den
Kopf strecken.
Dabei tief in die Hocke gehen, und die Position halten.
Das Gewicht in der Mitte halten und auf beiden Füßen gleichmäßig verteilen.
– 101 –
Mit dem Medizinball:
Bent Ledgged Deadlift
Diese Übung verbessert das Gefühl für Balance und Flexibilität,
spricht die Hüft- und Rückenmuskulatur an:
Stand ist Schulterbreit, die Ellenbogen nach innen gedreht, beide
Arme gerade, golfspezifische Grundhaltung.
Langsam den Rumpf nach vorne neigen, und dabei die Kniewinkel beibehalten, den Ball gerade nach unten absenken, bis dieser
den Boden berührt.
Position halten und wieder zurück in die Startposition.
Underhand Pass
Dem Partner ca. 3-4 m gegenüber stehen. Schulterbreiter Stand,
Grundstellung. Aus dem Rumpf nach vorne beugen und in die
Hocke gehen. Arme und Ball durch die Beine führen. Blick nach
vorne richten. Rumpf und Kopf dabei gerade halten.
Aus der Hocke den Rumpf synchron mit der Wurfbewegung
aufrichten. Die Arme nach vorne schwingen. Den Ball auf Kopfhöhe zum Partner werfen. Der Partner fängt den Ball auf, wiederholt den Ablauf und wirft den Ball wieder zurück. Übung ca.
5 x pro Seite wiederholen. Diese Übung kann auch auf einem
Bosu-Ball oder labilen Untergrund ausgeführt werden.
T-Exercise
Diese Übung verbessert die Balance, die Koordination und Stabilität:
Stand schulterbreit.
Medizinball mit gestreckten Armen über den Kopf heben.
Das Gewicht über den rechten Fuß verlagern und den
Rumpf so weit wie möglich nach vorne neigen. Dabei
das linke Bein in einer Ebene mit dem Rumpf ausrichten. Die Position ca. 5s halten und langsam wieder in
die Grundhaltung zurückkehren. Auf das andere Bein
wechseln und die Übung wiederholen. Übung 5x
rechts und links.
– 102 –
Mit dem langen Rundholz:
Stand Straight
Die Übung vermittelt das Gefühl einer geraden Körperhaltung. Fehlhaltung soll hier ausgeglichen werden:
Körper im Lot über der Stützfläche ausrichten. Das Holz mit der linken Hand über den Kopf und mit der rechten Hand auf Höhe Gesäß
auf den Rücken legen. Druckpunkte sind: Steißbein, Brustwirbelsäule
und Hinterkopf.
Aus dem schulterbreiten Stand den Rumpf langsam aus der Hüfte nach
vorne neigen.
Druckpunkte aufrecht halten.
Rumpf- und Kniebeuge synchron einnehmen. Gewicht über der Mitte
der Füße halten und Position ca. 5s halten. Langsam wieder in die
Grundhaltung zurück. Übung 5x wiederholen.
Body Angles
Die Übung vermittelt das Maß der Rumpf- und Kniebeuge:
Schulterbreiter Stand. Grundhaltung einnehmen. Rundholz auf Höhe
der Hüfte anlegen.
Körper im Lot ausrichten.
Gewicht über die Mitte der Standfläche.
Rumpf über das Rundholz (Drehachse) bis auf Höhe der Fußspitzen
nach vorne neigen.
Kopf und Wirbelsäule bleiben in einer Ebene.
Knie langsam in Richtung Fußmitte beugen.
Das Gewicht zentrieren.
– 103 –
Arms up and Bent
Die Übung vermittelt die notwendige Körperspannung und Körperwinkel:
Grundhaltung und schulterbreiter Stand. Rundholz über den Kopf
gestreckt.
Körperschwerpunkt und Gewicht im Lot.
Blick nach vorne gerichtet.
Rumpf über das Becken langsam nach vorne neigen. Arme bleiben
über den Kopf gestreckt.
Knie leicht nach unten winkeln.
Kopf langsam nach unten mit dem Blick auf den Boden senken.
Arme bleiben gestreckt. Position ca. 5 s halten.
Übung 5 x wiederholen.
Mit dem SYPOBA- Kippbrett:
Balance the Board
Die Übung verbessert Stabilität und Balance: Voraussetzung
ist eine gute Grundhaltung.
Stand langsam auf dem Brett einnehmen und ausbalancieren.
Oberkörperwinkel und Kniebeuge verstärken.
Arme nach vorne ausstrecken.
Blick auf einen Fixpunkt richten.
Balance 5s halten. Körper wieder langsam in die Grundhaltung aufrichten.
Übung 5x wiederholen.
– 104 –
Mit dem Bosu-Ball:
Balance the Bosu
Die Übung verbessert Stabilität und Balance: Voraussetzung ist eine gute Grundhaltung.
Stand langsam auf dem Bosu-Ball einnehmen und im
schulterbreiten Stand ausbalancieren.
Blick auf einen Fixpunkt richten.
Oberkörperwinkel und Kniebeuge verstärken.
Arme nach vorne ausstrecken.
Blick auf einen Fixpunkt richten.
Balance 5s halten.
Körper wieder langsam in die Grundhaltung aufrichten.
Übung 5x wiederholen.
Die Kopfstellung:
Line up the eyes
Spezialbrille aufsetzen und Grundhaltung
einnehmen. Durch die Brille sind zwei
parallele Linie und eine vertikale Linie zu
erkennen.
Beide Augen sind parallel zur Ballziellinie
auszurichten, die durch eine Schnur oder
Schaft gekennzeichnet ist. Die vertikale
Linie ist im 90 Grad Winkel zur Ballziellinie ausgerichtet.
Grundhaltung 3x mit und 2x ohne Brille
einnehmen.
– 105 –
Keep the Head straight
Golfhaltung einnehmen.
Strohhalm, langer Bleistift oder Essstäbchen
zwischen die Zähne klemmen und in einer
Ebene mit der Nase ausrichten.
Blick auf den Stab richten und im 90 Grad
Winkel zur Ballziellinie ausrichten.
The Armcross
Ziel der Übung ist, das Gefühl für den
Druckpunkt des Oberarms auf den
Brustkorb zu spüren:
Beide Arme vor den Körper kreuzen
und golfspezifische Haltung einnehmen.
Position 5s halten. Wieder aufrichten,
zurücktreten.
Übung 5x wiederholen.
– 106 –
The prepared Club
Ziel der Übung ist es, Gefühl für den Abstand zum Schläger zu bekommen:
Der Trainer legt den Abstand zum Ball fest und markiert
diesen durch eine Linie.
Der Trainer stellt den Schläger hinter den Ball.
Der Schüler stellt sich dem Schläger gegenüber.
Golfspezifische Grundhaltung einnehmen und den Schläger greifen.
Das Gewicht ist gleichmäßig auf beide Füße verteilt. Ausgleichsbewegungen in der Balance zwischen Vorfuß und
Ferse sind zu vermeiden.
Position 5s halten. Zurücktreten und 5x wiederholen.
Die Standbreite:
The Feet-Seperation Drill
Ziel ist es, ein Gefühl für die notwendige Standbreite zu
bekommen:
Der Trainer misst die Schulterbreite und bereitet eine
Schnur vor.
Beide Enden werden mit einer Schlinge um die Knöchel
gelegt.
Die Schnur ist schulterbreit.
Grundhaltung mit geschlossenen Füßen einnehmen
Einen Schritt mit dem rechten Fuß nach vorne.
Der linke Fuß zieht nach und wird nach links in einer Linie mit dem rechten Fuß ausgestellt bis das Seil spannt.
Beide Füße stehen schulterbreit auseinander.
– 107 –
Die Fußstellung:
The Squad Drill
Ziel der Übung ist es, Gefühl für die Fußstellung im langen
Schlag zu bekommen.
Grundhaltung und schulterbreiter Stand mit beiden Füßen
gerade nach vorne ausgerichtet.
Den Medizinball vor dem Körper halten.
Einnehmen der golfspezifischen Grundhaltung.
Arme vor den Körper bis auf Brusthöhe strecken.
Dabei beide Fußspitzen synchron um ca. 10 – 20 Grad
nach außen drehen.
Position 5s halten. Zurück in die Grundhaltung.
5x wiederholen.
The Chalkline Drill
Ziel der Übung ist es, die Fußstellung zu festigen:
Der Trainer zeichnet mit Kreide auf der Matte die optimale Fußstellung auf.
Standbreite und Winkelstellung der Füße sind auf den Schüler abgestimmt.
Füße können beide ausgestellt sein – oder ein Fuß gerade und der andere ausgedreht.
Der Spieler greift den Schläger, nimmt die Grundhaltung ein und stellt sich der Kreidezeichnung gegenüber.
Dann stellt er sich in die eingezeichnete Fußstellung und nimmt die golfspezifische
Grundhaltung am Ball ein.
– 108 –
Der Abstand zum Ball:
Walk the Chalkmarks
Ziel der Übung ist es, dem Spieler die verschiedenen Schlägerlängen und Abstände zum
Ball näher zu bringen:
Der Trainer zeichnet die Fußstellung für PW, E8, E6 und dem H5 auf die Matte.
Dabei bezieht er die Ballposition mit ein.
Der Spieler greift das PW und stellt sich der Matte gegenüber und nimmt die Grundhaltung ein.
Der Spieler schreitet nach vorne, stellt die Füße in PW-Markierung und nimmt die
Grundhaltung ein.
Hält diese für 5s.
Richtet sich auf und geht von der Matte herunter. Nimmt dann das E 8 und wiederholt
die Übung.
Das Wiederholt sich, bis er beim Holz 5 angelangt ist. Die Übung sollte 3x wiederholt
werden.
Set and Drop the Club
Ziel der Übung ist es, Gefühl für die Schaftlage des Schlägers zu bekommen:
Die Grundhaltung einnehmen, und den Schläger senkrecht
vor dem Körper ausrichten.
Die golfspezifische Grundhaltung einnehmen, und die
Arme vor dem Körper in die Grundstellung senken.
Dabei den Winkel zwischen Schaft und Unterarm halten.
5s halten und den Schaft parallel zum Boden.
Halten.
Die Handgelenke entwinkeln sich und senken den Schlägerkopf auf den Boden.
Das Griffende zeigt unterhalb des Bauchnabels auf den Köper.
– 109 –
Die Ball-Lage:
The Ballposition Drill
Ziel der Übung ist es, die Balllage für verschiedene Schläger zu festigen:
Der Trainer kennzeichnet mit Kreide auf der Matte die optimale Entfernung zum Ball
und definiert die Ball-Lage für das PW, E8, E6 und H5.
Fußstellung und Standbreite sind gekennzeichnet.
Der Spieler stellt sich der Matte in der Grundhaltung gegenüber.
Der Spieler greift den Schläger, stellt sich in die eingezeichnete Fußstellung, nimmt die
golfspezifische Grundhaltung ein und stellt den Schläger hinter den Ball.
Erster Durchgang PW–H5,
Zweiter Durchgang H5–PW.
Dritter Durchgang variabel.
Das Standgleichgewicht:
Training mit dem Propriomed
Vertikale Ausrichtung vor dem Körper
Ziel der Übung mit dem Propriomed ist die inter- und intramuskuläre Koordination zur Stabilisierung der Haltemuskulatur:
Der Propriomed wird mit beiden Händen vor dem Körper
in der Mitte gehalten.
Der Spieler nimmt die Grundhaltung ein und fixiert den
Blick.
Durch kleine Schwungbewegung aus dem ganzen Körper
den Propriomed in Schwingung versetzen. Der Ausschlag
des Gerätes ist mittel.
Grundhaltung stabil halten
Ellbogenwinkel 180 Grad aber nicht gestreckt.
Anfangs mind. 15s, 3x wiederholen.
Haider Bioswing www.bioswing.de
– 110 –
Horizontale Ausrichtung vor dem Körper
Der Propriomed wird mit einer Hand seitlich vor den
Körper gehalten.
Schulterbreiten Stand und Grundhaltung einnehmen.
Blick fixieren.
Durch kleine Schwungbewegung aus dem ganzen Körper
den Propriomed in Schwingung versetzen.
Der Ausschlag des Gerätes ist mittel.
Grundhaltung stabil halten
Ellbogenwingel 180 Grad aber nicht gestreckt. Anfangs
mind. 15s.
3x wiederholen.
45 Grad und vertikale Ausrichtung vor dem Körper
Der Propriomed wird mit der linken Hand in einem Winkel von 45 Grad vor dem Körper gehalten. Schulterbreite
Stand und Grundhaltung einnehmen. Blick fixieren.
Durch kleine Schwungbewegung aus dem ganzen Körper
den Propriomed in Schwingung versetzen.
Der Ausschlag des Gerätes ist mittel.
Grundhaltung stabil halten.
Ellbogenwingel 90 Grad.
Anfangs mind. 15s.
3x wiederholen.
– 111 –
Training mit dem Posturomed:
Einbeinstand Ballwurf nach oben
Ziel der Übung ist es rhythmisch eine automatisierte Aktivierung der Muskulatur zu erreichen:
Barfuss oder mit Strümpfen den Einbeinstand einnehmen.
Linkes Bein schräg nach vorne anheben und den Ball in
beide Hände vor den Körper auf Brusthöhe halten.
Blick auf den Ball fixieren.
Den Ball senkrecht nach oben werfen und dabei den Ball
mit dem Blick verfolgen.
Ball wieder fangen und Gleichgewicht halten.
Haltung während der Übung beibehalten.
Übung für ca. 12s oder 8 Würfe ausführen
Bein wechseln.
Übung pro Bein 3x wiederholen.
Einbeinstand Ballwurf nach rechts und links
Einbeinstand einnehmen, linkes Bein schräg nach vorne
anheben.
Beide Arme nach rechts und ausstrecken.
Den Ball in die rechte Hand legen.
Blick auf den Ball fixieren.
Den Ball von rechts nach links in einem großen Bogen in
die linke Hand werfen und dabei den Ball fixiert lassen.
Ball fangen und Gleichgewicht halten.
Haltung während der Übung beibehalten.
Ball wieder in rechte Hand werfen.
Übung für ca. 12s oder 8 Würfe ausführen.
Bein wechseln.
Übung pro Bein 3x wiederholen.
– 112 –
Training mit dem Bosu Ball:
Keep the Balance
Grundhaltung vor den Bosu Ball einnehmen und langsam
aufsteigen.
Schulterbreiten Stand in der golfspezifischen Haltung auf
dem Bosu Ball einnehmen.
Gleichgewicht für 20s halten.
Übung 3x wiederholen.
Golfspezifische Grundhaltung einnehmen.
In die Hocke gehen und dabei den Oberkörper nach vorne
nehmen.
Arme nach vorne strecken.
Hocke für 5s halten und langsam wieder in die Grundstellung zurückkehren.
Grundhaltung 5s halten.
Übung 3x wiederholen.
Grundhaltung einnehmen.
Beide Füße in die Mitte des Bosu Balls stellen.
Balance halten.
Zuerst das linke Bein langsam anheben.
Fußspitze nach oben ziehen.
Balance für 5s halten.
Langsam wieder in die Grundhaltung zurück und das
rechte Bein anheben.
Jedes Bein 2x belasten.
Übung 3x wiederholen
– 113 –
Die Translation und Drehbewegung des Körpers
Übungen zur Drehung mit dem Rundholz
Mit geschlossenen Füßen 45 Grad nach R/L drehen:
Ziel der Übung ist es, die Drehung des Schultergürtels gegen den Widerstand des Unterkörpers zu verbessern.
Beide Füße schließen. Das Rundholz auf den Rücken legen. Beide Hände umfassen das Rundholz von hinten.
Handflächen zeigen nach vorne.
Die linke Hand drückt das Rundholz in einer geraden Bewegung nach vorne. Dabei rotiert die linke Schulter im
Uhrzeigersinn in Richtung Körpermitte. Der Unterkörper
widersteht der Drehbewegung und bleibt stabil. Das Gewicht verlagert sich leicht in den rechten Vorfuß.
Zurück in die Grundstellung. Das Gewicht wieder zentrieren und mit der rechten Schulter gegen den Uhrzeigersinn
drehen.
Übung 3x wiederholen.
Schulterbreiter Stand – 45 Grad R/L:
Ziel der Übung ist es die Drehung des Schultergürtels gegen den Widerstand des Unterkörpers zu verbessern
Beide Füße schulterbreit. Golfspezifische Haltung einnehmen. Das Rundholz auf den Rücken legen. Beide Hände
umfassen das Rundholz von hinten. Die Handflächen zeigen nach vorne.
Die linke Hand drückt das Rundholz in einer geraden Bewegung nach vorne. Dabei rotiert die linke Schulter im
Uhrzeigersinn in Richtung Körpermitte. Der Unterkörper
widersteht der Drehbewegung und bleibt stabil. Das Gewicht verlagert sich leicht in den linken Vorfuß.
Zurück in die Grundstellung.
Das Gewicht wieder zentrieren und mit der rechten Schulter gegen den Uhrzeigersinn drehen.
Übung 3x wiederholen.
– 114 –
Translation, 90 Grad Rumpf, 45 Grad Becken R/L
Ziel der Übung ist es, die zeitliche Anordnung der Translation und der Drehung von Ober- und Unterkörpers zu
verbessern.
Beide Füße schulterbreit. Golfspezifische Haltung einnehmen. Das Rundholz auf den Rücken legen. Beide Hände
umfassen das Rundholz von hinten. Handflächen zeigen
nach vorne.
Die linke Hand drückt das Rundholz in einer geraden Bewegung nach vorne. Dabei rotiert die linke Schulter im
Uhrzeigersinn in Richtung Körpermitte. Der Unterkörper
widersteht der Drehbewegung und bleibt stabil. Die rechte
Gesäßhälfte verlagert sich über das rechte Bein. Das Becken
rotiert im Uhrzeigersinn über das rechte Bein. Der Oberkörper dreht bis auf Höhe des rechten Beines auf.
Übung 3x wiederholen.
Timing der Translation und Drehung in der Vorwärtsbewegung
Ziel der Übung ist es, die zeitliche Anordnung der Translation und der Drehung von
Ober- und Unterkörpers in die Vorwärtsbewegung zu schulen.
Beide Füße schulterbreit. Golfspezifische Haltung einnehmen. Das Rundholz auf den
Rücken legen. Beide Hände umfassen das Rundholz von hinten. Handflächen zeigen
nach vorne.
Ausholbewegung wie oben. Gewicht nach links verlagern. Beide Knie versetzen sich
nach links in Richtung Ziel. Den rechten Fuß über die Fußinnenseite abrollen und über
den großen Zeh auf die Spitze stellen.
Ober- und Unterkörper drehen synchron bis in die Endstellung. Übung 3x wiederholen.
Bemerkung: Der Effekt der Übung wird mit dem Kippbrett gesteigert.
– 115 –
Übungen mit dem Medizinball:
Rotation Pass
Ziel der Übung ist die Verbesserung der Koordination, des Drehumfangs und des Drehgleichgewichts. Beide Partner stellen sich mit dem Rücken
zueinander gegenüber. Stand schulterbreit. Grundhaltung. Medizinball auf Hüfthöhe vor dem Körper halten. Rumpf stabilisieren.
Der Ball gebende Partner dreht nach rechts. Der
Partner dreht sich nach links und versucht den
Ball, ohne die Füße vom Boden zu lösen, auf
Hüfthöhe zu greifen. Dann nach rechts weiter rotieren. Der Partner rotiert nach links und erwartet
den Ball auf Kopfhöhe.
Der Partner gibt den Ball weiter.
Die Übung kann durch einen labilen Untergrund
erschwert werden.
High/Low Pass
Ziel der Übung ist die Verbesserung der Koordination, des Drehumfangs und des Drehgleichgewichts.
Beide Partner stellen sich mit dem Rücken zueinander gegenüber. Stand schulterbreit. Grundhaltung. Medizinball auf Hüfthöhe vor dem Körper
halten.
Rumpf stabilisieren.
Der Partner rotiert nach links und erwartet den
Ball auf Kopfhöhe. Der Partner gibt den Ball
duch die Beine zurück.
Die Übung kann durch einen labilen Untergrund
erschwert werden.
– 116 –
T-Exercise
Ziel der Übung ist die Verbesserung des Standgleichgewichts und der Koordination. Den
linken Fuß einen kleinen Schritt nach vorne. Medizinball unterhalb der Hüfte vor dem
Körper mit ausgestreckten Armen halten.
Das Gewicht auf das linke Bein vollständig verlagern.
Den Ball mit ausgestreckten Armen auf Höhe des Kopfes strecken. Gleichzeitig den
Rumpf nach vorne neigen und das rechte Bein in die Verlängerung des Rumpfes
strecken. Den Rücken gerade halten.
Die Position für 5s halten und den Fuß langsam wieder absetzen. Oberkörper wieder
aufrichten und in die Startposition zurückkehren. Übung mit dem anderen Bein wiederholen.
Erschwernis: Posturomed,
Übungen auf dem Rotationsbrett:
90 Degree Turn
Ziel der Übung ist die Verbesserung des Stand- und Drehgleichgewichts. Schulterbreiter Stand. Beide Arme auf
Schulterhöhe ausstrecken.
Den Oberkörper um ca. 30 – 45 Grad nach rechts drehen
oder links drehen. Der Unterkörper widersteht der Drehbewegung. Blick bleibt nach vorne gerichtet. Unterkörper
rotiert um weitere 45 Grad nach rechts. Die dabei entstehenden Scherkräfte drehen das Brett nach rechts. Der Golfer hat sich mit dem Brett um 90 Grad um seine eigene
Achse gedreht.
– 117 –
Turn the clock
Ziel der Übung ist die Verbesserung des Stand-, Dreh- und
des Balanciergleichgewichts. Schulterbreiter Stand. Beide
Arme auf Schulterhöhe ausstrecken. Vor dem Spieler werden 4 Markierungen gelegt. Sie sollen eine Uhr um die
Mitte des Brettes darstellen.
Der Trainer gibt Anweisung, auf welche Uhrzeit der Spieler sich drehen soll. Ziel soll es sein, nur mit einer Drehbewegung die Uhrzeit anzusteuern. Die Uhrzeit sollte nur
um 90 Grad (3 Stunden) variieren.
Hinweis: Reihenfolge der Bewegungssteuerung 1. Kopf 2.
Oberkörper 3. Unterkörper 4. Füße.
One leg 90 Degree Turn
Ziel der Übung ist die Verbesserung des Stand-, Dreh- und
des Balanciergleichgewichts. Einbeinstand. Linkes Knie auf
Hüfthöhe vor dem Körper anwinkeln. Beide Arme auf
Schulterhöhe ausstrecken. Vor dem Spieler werden 4 Markierungen gelegt. Sie sollen eine Uhr um die Mitte des
Brettes darstellen.
Der Trainer gibt Anweisung auf welche Uhrzeit der Spieler sich drehen soll. Ziel soll es sein nur mit einer Drehbewegung die Uhrzeit anzusteuern. Die Uhrzeit sollte nur
um 90 Grad (3 Stunden) variieren.
Hinweis: Reihenfolge der Bewegungssteuerung 1. Kopf 2.
Oberkörper 3. Knie und Becken rotieren nach außen 4.
Füße folgen 5. Blick auf Markierung fixieren und Balance
halten.
– 118 –
Übungen zur Verbesserung der Beinarbeit und
Standfestigkeit:
Rotation on Twistboard 90 Degree R/L Knee Bent
Ziel der Übung ist die Verbesserung des Stand-, Dreh- und
des Balanciergleichgewichts. Einbeinstand. Linkes Bein
seitlich um 45 Grad anwinkeln. Beide Arme auf Schulterhöhe ausstrecken. Zuerst mit dem Standbein beginnen.
Den Oberkörper um 90 Grad nach rechts drehen. Fuß des
Standbeines mit dem Twistboard um 90 Grad nachdrehen.
Nach 360 Grad-Drehung das Bein wechseln.
Hinweis: Reihenfolge der Bewegungssteuerung 1. Kopf 2.
Oberkörper 3. Knie und Becken rotieren nach außen 4.
Füße folgen 5. Blick auf Markierung fixieren und Balance
halten.
Stick Drill right side release
Ziel der Übung ist die Verbesserung der Unterkörperrotation und der Gewichtsverlagerung in Richtung Ziel.
Rundholz vor dem Körper senkrecht stellen. Recht Hand
auf das Ende des Holzes legen. Die linke Hand auf die
rechte Hand legen. Schulterbreiten Stand und gerade Haltung einnehmen. Blick auf die Hände fixieren.
Den Unterkörper am Stab vorbei nach links schieben. Dabei das Gewicht geradlinig auf den linken Fuß verlagern.
Das linke Bein bleibt gebeugt. Der rechte Fuß rollt über
die Innenseite ab und rotiert auf die Spitze. Dabei den Unterkörper in Richtung Stab rotieren. Position ca. 4s halten
und mehrmals wiederholen. Bis die Bewegung im
Schwung umgesetzt werden kann.
– 119 –
Beach Ball Knee Drill
Ziel der Übung ist die Verbesserung der Stabilität in der
Ansprechposition und während der Drehbewegung. Der
Einsatz des Balles schränkt die Hüftrotation und den Knieeinsatz ein und zentriert den Spieler innerhalb seines Standes. Beachball zwischen die Knie platzieren und Twister
auf die Rückseite der Schultern anlegen. Golfspezifische
Haltung einnehmen.
Die Schultern 45 Grad drehen. Knie und Unterkörper stabilisieren. Gewicht nach rechts verlagern und das Becken
um 45 Grad nach rechts drehen bis die Schultern 90 Grad
gedreht haben. Beide Knie sind in ihrem Abstand unverändert. Gleiche Bewegung nach links wiederholen.
Synchronize the Knees
Ziel der Übung ist die Verbesserung der Beinarbeit und der Sychronisation der Kniebewegung. Schulterbreiten Stand auf dem Kippbrett einnehmen. Hände in die Hüften legen. Gewicht auf das linke Bein verlagern und Kippbrett nach links kippen. Der Oberkörper ist gerade zum Kippbrett ausgerichtet.
Gewicht mit der Drehbewegung auf das rechte Bein verlagern und das linke Knie synchron zur Drehung der Hüftrotation nach innen rotieren lassen. Mit Einleitung der Verlagerung nach links, das linke Knie mit der Kippbewegung des Brettes, wieder über das
linke Bein rotieren lassen. Dabei das rechte Knie gleichzeitig geradlinig nach links nachziehen. Übung 4x wiederholen und in den Schlag integrieren.
– 120 –
The Finish Drill
Ziel der Übung ist die Verbesserung der Sychronisation
der Beugung des rechten und der Streckung des linken
Beines. Den linken Fuß nach vorne in Schlagrichtung stellen. Den rechten Fuß nach vorne ausrichten und leicht
versetzt in einer Linie hinter den linken Fuß stellen. Beide
Hände in die Hüften legen. Linkes Knie beugen und das
rechte Bein strecken.
Gewicht auf das linke Bein verlagern und strecken. Gleichzeitig das rechte Bein beugen. Die Übung so lange wiederholen bis die Gewichtsverlagerung, die Streckbewegung
des linken Beines und die Beugung des rechten Beines synchronisiert ist.
Den Bewegungsablauf in den Schwung einbeziehen.
Die Belastung der Füße:
The Balance Line Drill
Ziel der Übung ist die Verbesserung der linearen Gewichtsverlagerung von einem Bein
auf das andere. Schnur spannen oder Fiberglasstange parallel zur Schlagrichtung auf den
Boden legen. Schulterbreiten Stand und golfspezifische Haltung einnehmen. Rundholz,
Schläger oder «Twister» auf die Schultern auflegen. Zentriert und ausbalanciert stehen.
Während der Drehung nach rechts den Körperschwerpunkt über der Schnur halten. Am
Ende der Drehung ist das Gewicht über der Mitte auf der Innenseite des rechten Fußes
verlagert. Mit Einleitung der Drehung in den Duschschwung das Gewicht linear über
die Schnur (Stange) auf das linke Bein verlagern und die Mitte des linken Fußes belasten.
Der Schwerpunkt sollte über der «Balancelinie» bleiben.
– 121 –
The Foot - Wedge Drill
Ziel der Übung ist die Verbesserung der Fußbelastung während des Schwunges. FootWedges können folgendermaßen eingesetzt werden.
1. Wedge nach hinten = Fersenbelastung
2. Wedge nach vorne = Vorfußbelastung
3. Wedge nach innen = Innenfußbelastung
4. Wedge nach außen = Außenfußbelastung
5. Wedges in Kombi = je nach Problematik
Beispiel: der Spieler dreht zu stark über den Vorfuß.
Beide Footwedges zu den Fersen drehen (Spitze zur Ferse und Ende zur Fußspitze).
Beide Wedges sind leicht ausgedreht. Beide Füße auf die Wedges aufsetzen. Grundhaltung einnehmen. Gewicht nach rechts und nach links verlagern und dabei über das linke
und rechte Bein drehen. Über den Fersen drehen. Schulterebene flacher gestalten.
Die Endstellung:
Mirror Drill
Ziel der Übung ist die Verbesserung der Endstellung. Ca. 2 m entfernt vor einen
großen Spiegel stellen. Grundhaltung einnehmen. Die Schlagrichtung kann in Richtung
Spiegel oder sich parallel dazu befinden.
Schwung in Richtung Spiegel ausführen und Endstellung halten. Checkpunkte überprüfen. Aus frontaler Sicht oder lateraler Sicht. Beispiele: Balance halten und über der Mitte
des linken Fußes halten. Körper im Lot ausgerichtet. Kopfstellung gerade. Ellbogen auf
Schulterhöhe Hände über der linken Schulter. Becken und Rumpf übereinander. Rechtes Bein gebeugt. Rechter Fuß auf der Spitze etc.
– 122 –
Push the Ball Drill
Ziel der Übung ist die Verbesserung der Koordination
von Rumpf- Bein- Fuß- und Armbewegung. Softball,
Tennisball oder 500g Medizinball auf den Boden legen.
Grundhaltung einnehmen und Schläger direkt am Ball
ansetzen.
In einer Einheit Körper, Arme, Schläger und Beine in
die Vorwärtsbewegung einleiten. Den Ball mit gleichmäßigem Druck des Schlägers nach vorne beschleunigen bis der Ball nach vorne fliegt, und die Bewegung
koordiniert in der 3.00 Uhr Stellung endet. Die Kopfbewegung kann verzögert oder synchron zur Schulterdrehung erfolgen.
Left Arm Seperation Drill
Ziel der Übung ist die Verbesserung der Körperrotation
in die Vorwärtsbewegung und der Armposition im
Durchschwung. Grundhaltung einnehmen. Schläger mit
der linken Hand greifen. Den linken Arm auf Höhe der
linken Schulter in einer Ebene mit dem Rumpf ausstrecken. Der Körper bleibt in seiner Ausgangsstellung
stabil. Blick auf den Boden.
In einer Einheit die rechte Körperhälfte nach links drehen. Den rechten Arm aufwärts schwingen und den
Schläger greifen. Blick in Richtung Ziel ausrichten.
Gleichgewicht halten. Übung mehrmals wiederholen
bis diese fließend und koordiniert ausgeführt werden
kann.
Diese in den Schwung integrieren.
– 123 –
Die Schaftebene:
1/2 Plane Drill
Ziel der Übung ist die Verbesserung der Translation
und Körperrotation in den Rückschwung. Grundhaltung einnehmen. Schläger mit der rechten Hand in der
Mitte des Griffes greifen. Rechten Arm mit Schläger
auf der Fußlinie bis auf Hüfthöhe ausstrecken.
In einer Einheit die linke Körperhälfte nach rechts
drehen und den Schläger mit der linken Hand greifen.
Bei den ersten Versuchen den Blick auf das Griffende
richten. Mit zunehmender Sicherheit in der Übung
den Blick nach vorne richten und dem Schläger nicht
mehr hinterher sehen. Checkpunkte: Oberkörper- und
Unterkörper 45 Grad gedreht. Gewicht auf dem rechten Bein, Arme gelöst. Schaft auf 9.00 Uhr.
3/4 Plane Drill
Ziel der Übung ist die Verbesserung der Translation
und Körperrotation in den Rückschwung. Grundhaltung einnehmen. Schläger mit der rechten Hand in der
Mitte des Griffes greifen. Rechten Arm mit Schläger
über der Balancelinie auf oder parallel zur Schaftebene
schwingen. Checkpunkte: Rechter Arm ist ca. 45
Grad gebeugt. Rechter Handrücken zum Unterarm
gebeugt. Schaft hat eine 30 Grad Neigung nach hinten.
In einer Einheit die linke Körperhälfte nach rechts drehen und den Schläger mit der linken Hand greifen. In
den ersten Versuchen den Blick auf das Griffende richten. Mit zunehmender Sicherheit in der Übung den
Blick nach vorne richten und dem Schläger nicht mehr
hinterher sehen. Checkpunkte: Unterkörper ca. 45
Grad Oberkörper 60 Grad gedreht. Gewicht auf dem
rechten Bein.
Linker Arm auf 10.00 Uhr. Schaft «on plane».
– 124 –
Keyposition Drill
Ziel der Übung ist die Verbesserung der Gesamtbewegung
unter dem Aspekt des Gleichgewichts. Grundhaltung einnehmen. Der Partner oder Trainer gibt vor, welche Schlüsselstellung angesteuert werden soll. In einer Bewegung in
die Schlüsselstellung schwingen.
In der Schlüsselstellung die Lage des Gleichgewichts überprüfen. Checkpunkte sind:
1. Lage des Körperschwerpunktes
2. Belastung der Füße
3. Ebenenverlauf und Stellung des Schlägers
4. Maß der Drehung
5. Koordination der Gesamtbewegung
– 125 –
Schlusswort
Durch die Auseinandersetzung mit dem Thema Gleichgewicht bin ich zu der Erkenntnis
gelangt, dass Der Begriff Gleichgewicht im Golf sehr stark mit Gewichtsverlagerung in
Verbindung gebracht wird. Bis auf wenige Ausnahmen machten die Autoren keine genauen Aussagen, wie Gleichgewicht im Golfschwung erreicht werden kann, oder welche
Voraussetzungen erfüllt werden müssen. Aussagen wie «der Schwung ist gut ausbalanciert» oder «am Top of the Swing ist der Spieler in Balance» sind häufig in der Literatur
zu finden. Im Golfunterricht werden oft Fehlstellungen des Schlägers korrigiert. Der
Wechsel vom stabilen Gleichgewicht in einen labilen Zustand und wieder in eine stabile
Position ist eine Herausforderung, die es jedes Mal zu meistern gilt. Ob am Abschlag, im
coupierten Gelände, in Hindernissen oder auf dem Putting Grün.
Die Voraussetzung, um das Gleichgewicht halten zu können, ist nicht nur in der Technik
zu suchen. Mobilität, Kraft, ein gutes Körpergefühl, ein allgemein gut ausgeprägter Sinn
für das Gleichgewicht und ein gutes Zusammenspiel aller Sinne (Augen, Sensorik etc.)
bilden das Fundament einer guten golferischen Leistung.
Eine gute Technik setzt eine gute «Balance» voraus. Aber ist es nicht das Streben nach einem Gleichgewicht in allen Bereichen der Golftechnik, das die Leistung im Golf erst
wiederholbar, präzise und erfolgreich macht?
Durch die Erfahrungen, die ich während der Arbeit gemacht habe, hat sich mein Unterricht wesentlich verändert. Heute sehe ich den Spieler und seine Leistung im Unterricht
eher in einem Gesamtbild, das sich aus verschiedenen Komponenten zusammensetzt.
Die Analyse des Ballflugs, Bewegung des Schlägers im Raum, Treffmoment und Körperbewegung stehen nach wie vor im Vordergrund. Was sich jedoch verändert hat, ist der
Ansatz der Korrektur. Einschränkungen in der Drehung, der Gewichtsverlagerung oder
Fehler in der Arm- Handaktion und der Führung des Schlägers im Raum können neben
einem falschen Technikbild auch durch Einschränkungen in der Koordination, der
Wahrnehmung oder durch physische Defizite hervorgerufen werden. Heute weiß ich
sehr genau, wie und wo ich Ansetzen kann, was ich verändern muss, damit Schüler besser drehen, die Gewichtsverlagerung oder die Bewegung des Schlägers im Raum optimaler gestalten können.
Durch gezielte Übungen versuche ich nun, Mobiliät, Kraft, die Koordination, das Timing, das Tempo und den Bewegungsrhythmus zu verbessern. Das abwechslungsreiche
Training aus einem Mix von Golftechnik, Fitness und anderen, anspruchsvollen Übungen kommt bei allen Kunden gut an. Das dadurch gewonnene Bewegungsgefühl prägt
sich wesentlich besser ein und ist auch in der nächsten Stunde abrufbar. Stoße ich an
meine Grenzen, so übergebe ich meine Schüler an Partner, die ich im Rahmen dieser
Arbeit gewonnen habe.
Spieler mit Problemen in der Ausrichtung, häufigen Fehlschlägen, Problemen in der
Hand-Augenkoordination, der peripheren Wahrnehmung und ungeeigneten Sehhilfen
übergebe ich an meinen Optometristen (Raymond E. Wälti, Thun).
– 126 –
Spieler welche trotz regelmäßigenTraining der Bein- und Fußarbeit Schwächen in der
Ent- und Belastung beider Füße zeigen, schicke ich zum Orthopäden (Ortho Team
Bern).
Den Spielern mit Einschränkung der Mobilität und der Koordination empfehle ich Eliane Eicher (White-Cloud Studio, Bern).
Gleichgewicht bedeutet Stabiliät und Veränderung zugleich. Der Einfluss des Gleichgewichts auf die Leistung ist deutlich. Solange der Körper im Gleichgewicht ist, kann ein
Putt oder Drive gelingen. Gleichgewicht in der Golftechnik bedeutet ein konstantes Verhältnis von Bewegung und Stabilität.
– 127 –
Literaturverzeichnis
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Adams, Mike; Tomasi, T.J. and Suttie, Jim. The Laws of the Golf Swing. Harper Collins
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Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde
Hilfe angefertigt habe.
Ort, Datum, Unterschrift
Bern, 10.2.2006
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