1. WS 08/09 - International Office
Transcription
1. WS 08/09 - International Office
Université d’Avignon et des Pays de Vaucluse, Frankoromanistik/Lettres Modernes, WS 08/09 Introduction Mein Französisch-Studium gab mir vor, ein Auslandssemester in Frankreich zu verbringen und da ich durch mein Religionsstudium sehr an einem kulturellen und religiösen Leben interessiert bin, entschied ich mich, die Zeit in Avignon zu verbringen. Immerhin war mir diese Stadt nicht allein durch ihren berühmten Papstpalast als eines der kulturellen Zentren Frankreichs bekannt. Des Weiteren war es mir natürlich wichtig, den Alltag französischer Studenten kennen zu lernen, meine Sprachkenntnisse zu verbessern und das «Savoir vivre» im Süden Frankreichs zu erkunden. Die Erfahrungen, die ich in Avignon innerhalb und außerhalb der Uni gemacht habe, sind auch tatsächlich durch nichts zu ersetzen und haben mich persönlich und akademisch enorm weiter gebracht. Ich bin sehr froh, dass ich mich dazu entschlossen habe, nach Avignon zu gehen; diese Entscheidung war wohl die beste in meiner bisherigen Unilaufbahn. Dieser Bericht soll einen umfassenden Einblick in das alltägliche Leben einer Erasmusstudentin in Avignon geben. Dabei werde ich besonders auf Lehre und Verwaltung an der Uni und die Angebote der Stadt eingehen, da dies meiner Einschätzung nach für Studierende, die sich für einen Auslandsaufenthalt in Avignon interessieren, besonders wichtig ist. Hinzu kommen natürlich persönliche Eindrücke und Erfahrungen wie das Kennenlernen von Freunden, Reisen und viele Feten, die man von außen als „das Drumherum“ beschreiben würde, die aber letztendlich die Zeit unvergesslich machen. Avant partir… Nachdem man sich einmal durch den ganzen bürokratischen Papierkram durchgewuselt hat, den es auszufüllen gilt, bevor man einen ERASMUS-Platz zugesichert bekommt und alle nötigen Unterlagen an die Universität Bremen geschickt hat, kann die Vorfreude auf das Auslandssemester endlich losgehen. Eine wichtige Frage, der man sich am besten vorm Aufbruch stellt, ist die der geeigneten Unterkunft. Generell gibt es recht viele Möglichkeiten, einen Unterschlupf zu finden und es ist bestimmt für jeden das Richtige dabei! Zusammen mit den Papieren zur Einschreibung bekommt man in der Regel auch einen Antrag für einen Platz im Studentenwohnheim. Hier kann man sich entscheiden, ob man ein Einzelzimmer oder ein Doppelzimmer haben möchte. Doppelzimmer bedeutet- anders als in Deutschland-, dass man sich ein Zimmer mit zwei Betten, zwei Schreibtischen und Esstischen, einer Küchennische und einem Bad zu zweit teilt. Ein Einzelzimmer kann entweder wie eine kleine Wohnung aufgebaut sein: Ein Zimmer mit Küchennische und einem Badezimmer oder wie man sich hier eine WG vorstellt: jeder hat ein eigenes Zimmer, Küche und Bad werden jedoch geteilt. Ich habe mich für ein Einzelzimmer entschieden, da ich bei der Bewerbung der Ansicht war, dass es gut ist, wenn man sich mal zurückziehen und in Ruhe lernen kann. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass einem das CROUS nur ein Einzelzimmer gibt, wenn man länger als ein Semester in Avignon bleibt, sodass ich letztendlich doch in einem Doppelzimmer untergebracht war. Habiter à Avignon Das CROUS verfügt über mehrere verschiedene Wohnheime, von denen ich jedoch nur zwei näher kennen gelernt habe: Das Wohnheim «La Garidelle», in dem ich selbst untergebracht war und das «Sun Valley», das eigentlich eher eine privates Wohnheim ist, für das das CROUS aber dennoch Plätze vermittelt. Es gibt noch das Wohnheim «van Dyck», das außerhalb der Stadtmauern liegt, in dem ich mich jedoch während meines Aufenthaltes in Avignon nicht befunden habe. Die beiden mir bekannten Wohnheime sind sehr unterschiedlich und ich möchte an dieser Stelle alle mir bekannten Vor- und Nachteile kurz auflisten: Das «Sun Valley» verfügt, soviel ich weiß, nur über Einzelzimmer und ist relativ modern, geräumig und sauber. Es liegt ungefähr im Süden der Innenstadt, unmittelbar neben dem Lycée St Joseph. Die Ausstattung besteht aus Badezimmer mit Dusche, kleiner Küche mit Gasherd und einem Wohn- und Schlafzimmer (+ natürlich Mobiliar). Das Wohnheim besteht aus mehreren aneinander gebauten Häusern mit unterschiedlichen Eingängen. Im Vergleich zu den universitären Wohnheimen ist dieses Wohnheim unheimlich schön und sauber. Der Hausmeister hat seine festen Sprechzeiten und ist daher täglich ansprechbar. Er leiht einem, wenn nötig, Bettwäsche, ein Bügeleisen, Geschirr und Besteck. Der Vorteil dieses privaten Wohnheims ist also zum einen, dass man keinerlei Haushaltssachen mitnehmen muss, sondern alles sauber und gepflegt leihen kann. Der Nachteil ist der Preis, der dementsprechend wesentlich höher ist als der der universitären Wohnheime. Zudem sind es bis zur Universität selbst bei einem zügigen Gang über 15 Minuten. Das «La Garidelle», indem ich selber gewohnt habe, befindet sich hingegen unmittelbar hinter der Uni. Es gibt sogar ein kleines Tor in dem Zaun, der das Unigelände vom Grundstück des Wohnheims trennt, so dass man es problemlos innerhalb von 2 Minuten von der Wohnung in den Hörsaal schafft. Das Wohnheim besteht aus einem großen Gebäude mit drei, auf einer Seite vier Etagen und zwei voneinander getrennten Treppenhäusern. Es ist nicht besonders schön, nicht mal besonders sauber, aber dank der Uninähe war es sehr praktisch, dort zu wohnen. Die Zimmer sind ausgestattet mit einem Badezimmer mit Badewanne, die aber schon bessere Zeiten erlebt hat und in der ich nicht baden mochte, einer kleinen Küche mit Elektroherd, Kühlschrank und Küchenschränken und einer Halbetage (Mezzanine), die man über eine Metalltreppe erreicht. So ist die Wohnfläche in zwei Bereiche unterteilt und man kann sich (im Falle eines Doppelzimmers) überlegen, ob man lieber ein gemeinsames Schlafzimmer und einen gemeinsamen Wohnraum hat oder ob lieber jeder eine der beiden Hälften bezieht. Ich hatte mich mit meiner Mitbewohnerin auf die zweite Möglichkeit geeinigt, was eigentlich auch ganz gut funktioniert hat. Das Mobiliar in einem Doppelzimmer in der Garidelle besteht aus zwei Betten, zwei Regalen, zwei großen und einem kleinen Tisch, zwei Nachtschränkchen und vier Stühlen. Uns fehlten jedoch ein Stuhl, ein Nachtschrank und beide Vorhänge. All das sahen wir auch bis zum Ende unseres Aufenthaltes nicht. Alles ist aus Metall oder Kunststoff, was der ganzen Einrichtung ein etwas billiges Aussehen verleiht. Der Boden unten ist aus Linoleum, oben gibt es Teppichboden, welcher ein bisschen schwierig zu reinigen ist, seit der einzige (!) Staubsauger des Wohnheims wegen ständiger Verschwundenheit in dem Hausmeisterraum eingesperrt ist und nur etwa einmal im Monat für etwa eine Stunde (bei zig Zimmern) ausgeliehen werden kann. Ein besonderes Highlight sind auch die Matratzen, die mit einem siffigen Gummiüberzug vor inneren Verschmutzungen geschützt werden sollen. Insgesamt kann man nicht gerade behaupten, dass die Wohnungen in der Garidelle besonders hübsch seien, aber mit ein Bisschen Fantasie und Improvisationsbereitschaft kann man doch etwas einigermaßen Gemütliches daraus machen. So hatte ich beispielsweise beim «Auchan» einen schönen Vorlegeteppich gekauft, der die Flecken auf dem Teppich verdeckte. Außerdem dienten Poster mit Landschaftsaufnahmen aus der Provence und ein paar Postkarten als hübscher Wandschmuck und erinnerten einen gleich beim Aufwachen, in welch schöner Landschaft man sich eigentlich befindet. Auch die nachbarschaftliche Atmosphäre hat mir in dem «La Garidelle» gut gefallen. Man lernt natürlich nicht alle Bewohner kennen, aber es gibt immer nette, kontaktfreudige Leute, die gerne etwas unternehmen oder aber auf einen Kaffee, Tee oder Bierchen vorbei kommen. Es ist vor allem immer jemand da, wenn man Gesellschaft sucht. Die Garidelle hat außerdem ein Festnetztelefon in der Eingangshalle, auf dem man auch angerufen werden kann. Es funktioniert wie eine Telefonzelle mit Karte. Die Karten kann man an jedem Kiosk oder Bar-Tabac kaufen. Da es aber nur dieses eine Telefon für das ganze Wohnheim gibt, muss man manchmal ein wenig warten, bis es frei ist. Wir haben uns also dazu entschieden, uns über WiFi einen Internetanschluss in unserem Zimmer zu installieren und deutlich billiger über Skype zu telefonieren. Auch gibt es im Wohnheim einen Waschraum mit zwei Waschmaschinen und einem Trockner. Ein Waschgang kostet 2,50 Euro und ein Trockengang 1 Euro. Leider findet man kein Bügeleisen oder –brett. Ich hatte das Glück, dass meine Mitbewohnerin mit dem Auto angereist war und alles dabei hatte, aber auch sonst kann man sich solche Sachen meist bei den französischen Nachbarn leihen. Eine weitere Besonderheit des «La Garidelles» ist Marcel, der Hausmeister. Er ist offenbar noch für weitere Wohnheime zuständig, sodass er sehr schwer zu erreichen ist. Am besten fragt man ihn sofort beim „Check-In“ nach seiner Handynummer, falls man ihn mal erreichen muss. Allerdings verspricht auch das nicht immer Erfolg. Zeitweise muss man Tage oder sogar Wochen darauf warten, dass er mal wieder gesichtet wird. Er macht manchmal einen etwas chaotischen und unorganisierten Eindruck, ist aber – falls er mal da ist – sehr nett und für alle Fragen offen. Die Nachteile am «La Garidelle» sind also definitiv die Sauberkeit, die schwere Erreichbarkeit des Hausmeisters, der Schimmel an den Wänden und in der Badewanne und die Tatsache, dass man hier als ERASMUS-Student nur ein Doppelzimmer belegen kann. Des Weiteren muss man halt alles mitbringen oder teuer in Avignon kaufen (Bettzeug, Geschirr, Besteck, Putzmittel, Bügeleisen etc.). Die Vorteile sind aber die zentrale Lage und natürlich der Preis, der für südfranzösische Verhältnisse wirklich sehr niedrig ist. Außerdem kann man den Platz im Studentenwohnheim schon vor seiner Abreise nach Frankreich beantragen und muss sich nicht in seinen ersten Tagen in Avignon erst einmal um eine Wohnung in einem der privaten Wohnheime oder sogar in einer ganz privaten Unterkunft kümmern. Auch Letzteres ist natürlich möglich. Jedoch sind private Unterkünfte in der Stadt sehr, sehr teuer und schwer zu bekommen. Der Vorteil daran ist natürlich, dass man wirklich mit Franzosen zusammen wohnt und nicht – so wie ich – mit einer Deutschen. Meine Erfahrungen sind nämlich, dass das CROUS in den Wohnheimen gerne ERASMUS-Studenten zusammen wohnen lässt und den Franzosen die Einzelzimmer zuweißt. Das ist natürlich auch verständlich, da die Franzosen ja auch länger als ein Semester in Avignon studieren und dann auch eher mal ihre Ruhe brauchen, dennoch ist es schade, da man ja auch sein Französisch verbessern will, was eher schwer fällt, wenn man mit einer Deutschen zusammen wohnt. Zusammenfassend möchte ich noch sagen, dass ich das Wohnen in einem Wohnheim trotz allem durchaus empfehlen kann. Zum einen ist es natürlich sehr günstig und zum anderen ist man so unter Gleichgesinnten. Wer allerdings vorhat, länger als ein Semester zu bleiben und etwas Geld zur Verfügung hat oder aber Auslands-Bafög bekommt, dem empfehle ich dann doch eher eine private Unterkunft wie etwa im «Sun Valley». Das ist zwar etwas teurer, dafür hat man ein Einzelzimmer (was nach einiger Zeit echt praktisch ist, da man sich in einem Doppelzimmer nie zurückziehen kann!) und eine einigermaßen saubere Wohnfläche, in der man sich dann auch ganz und gar wohlfühlen kann. Letztendlich muss aber jeder selbst entscheiden, was ihm oder ihr wichtig ist und worauf Wert gelegt wird… L’Université d’Avignon et des Pays de Vaucluse Die Uni in Avignon ist nicht besonders groß, darum findet man sich recht schnell dort zurecht. Hier ein kleiner Überblick, um anfängliche Orientierungslosigkeit zu vermeiden: Es gibt zwei Hauptgebäude: das ältere Nord-Gebäude und das neuere SüdGebäude. Die beiden Gebäude stehen sich gegenüber und haben beide einen eigenen sehr unterschiedlichen Stil. Bâtiment du Nord Im nördlichen Gebäude sind neben Sekretariaten der einzelnen Fachbereiche, einer Information, dem Uni-Arzt und den «salles informatiques» hauptsächlich Kursräume. Durch den Haupteingang gelangt man in eine Eingangshalle. Die Räume werden nach dem folgenden Prinzip angegeben: zuerst wird die Richtung genannt: W für „west“ und E für „est“, danach folgt eine Zahl für das Stockwerk und daraufhin noch die Nummer des Raumes. Wenn man dieses Prinzip einmal durchschaut hat, ist es ein Leichtes, die einzelnen Räume zu finden. Die Sekretariate der einzelnen Fachbereiche sind ausgeschildert und es ist durchaus sinnvoll, zu wissen, wo sie sich befinden, da man hier zum Beispiel die Stundenpläne findet oder auch Anschläge, wenn ein Kurs ausfällt. Die «salles informatiques» sind Räume, die mit Computern und Lan-Kabeln für Laptops ausgestattet sind – also kostenlosen Internetzugang bieten. Leider sind die Räume häufig sehr überfüllt, sodass es durchaus sinnvoll ist, einen Laptop mitzunehmen und das kostenlose W-Lan-Netz der Uni zu nutzen oder aber sich gleich Internet ins Wohnheim zu installieren. Dies kann man ganz einfach selbst von seinem Laptop machen und es kostet nur 8 Euro monatlich. Die Uni hat für die StudentInnen eine eigene Ärztin direkt in der Uni, die günstiger als die Ärzte in der Stadt sein soll. Wir mussten aber leider die Erfahrung machen, dass sie Erasmus-Studenten aus Zeitmangel gar nicht behandelt oder zum Teil unnötige Impfungen anordnet, um am Sport teilnehmen zu dürfen. Auf der anderen Seite des Gebäudes befindet sich das SRI, der «Service des Relations Internationales», vergleichbar mit dem „International Office“ hier in Bremen. Dort werden Angelegenheiten wie das Einschreiben Studentenausweis und Einschreiben für Sprachkurse geregelt. an der Uni, der Zur Einschreibung ist es wichtig, zwei Passbilder, 4,75 € (auf den Cent genau) und eine internationale Geburtsurkunde dabeizuhaben, ansonsten verzögert sich das Ausstellen des Studentenausweises und alles Weitere um eine gefühlte Ewigkeit. Bâtiment du Sud Das südliche Gebäude ist – besonders gegenüber dem Nord-Gebäude – sehr modern und mit einer sehr großen Glasfront ausgestattet. Hier befindet sich im Erdgeschoss die Mensa und einige Kursräume, in der ersten Etage ist das Büro des CROUS und in der zweiten Etage befindet sich die Bibliothek. Das CROUS ist ebenfalls eine wichtige Institution für die Studierenden. Hier werden die Mietangelegenheiten der Wohnheime geregelt. Die Empfangsdame guckt stets sehr grimmig und legt eine Unfreundlichkeit an den Tag, die einem bereits beim ersten Besuch des CROUS ein unwohles Gefühl vermittelt. Auch Mme Lauret, die sich um die Angelegenheiten des Wohnheims kümmert, ist des Öfteren schlecht gelaunt oder gestresst. Das CROUS war dementsprechend nicht gerade meine Lieblingsinstitution, aber die meisten Fragen wurden einem sowieso beim SRI beantwortet. Beim CROUS kann man auch das so genannte CAF beantragen (dies gilt nur für Leute die im Wohnheim wohnen)- ein Wohngeld, dass man nach kuriosen Kriterien erhält. Man muss einen Antrag ausfüllen (direkt beim CROUS anfragen) und bekommt dann Nachricht, welchen Anteil der Miete das CAF übernimmt. Dies fällt sehr unterschiedlich aus, ist aber auf alle Fälle eine mehr oder weniger große Ersparnis, die man auf jeden Fall nutzen sollte. Pôle sportif Hinter dem südlichen Gebäude befindet sich noch der «pôle sportif» oder auch «SUAPS» genannt. Hier befinden sich diverse Hallen und Räume für sportliche Aktivitäten und man kann sich hier auch direkt für Kurse anmelden, Kursgebühren bezahlen, Informationen bekommen etc. Das Angebot an Sportkursen ist sehr groß und reicht von Handball über Klettern bis hin zu Tanzen, Fitness und Yoga. Eigentlich ist es üblich, dass man an einem Sportkurs teilnehmen kann, aber je nach dem wie groß die Anfrage ist, ist es auch möglich, an einem zweiten Kurs teilzunehmen. Einfach bei dem jeweiligen Verantwortlichen nachfragen! Ich persönlich habe mich für den Kurs «Musculation» entschieden. Eine Erfahrung für sich! In einer Halle, die etwa 5 Kilometer von der Uni entfernt ist (der Bus fährt dort alle 20 Minuten hin, da ein großes Einkaufszentrum in der Nähe ist!) und so aussieht, als würde sie gleich zusammenbrechen, fand der witzigste Sportkurs meines ganzen Lebens statt. Der Sportlehrer war super nett und auf diesem Wege kam man mit sehr vielen französischen Studenten ins Gespräch. Man darf nicht öfter als zwei Mal fehlen, wenn man für den Sportkurs CPs bekommen will. Faculté des Sciences Die «faculté des sciences» befindet sich in der gleichen Straße wie auch die restliche Universität und ist innerhalb von zwei Minuten zu erreichen. Wie der Name bereits sagt, finden hier die naturwissenschaftlichen Kurse statt. Auch die Sekretariate der naturwissenschaftlichen Fächer befinden sich hier, die Stundenpläne sind also auch hier zu finden. Mehr kann ich über diesen Teilbereich nicht sagen, da ich selbst keine naturwissenschaftlichen Kurse belegt habe. Nach diesem kurzen Überblick über die Gebäude der Universität möchte ich nun noch kurz auf die Unterrichtsmethoden und die Planung der Université d’Avignon eingehen. Die Unterrichtsmethoden in Frankreich unterscheiden sich sehr von denen in Deutschland. Während der Vorlesungen (die hier CM, was für «cours magistraux» steht, heißen) sitzt ein Dozent vorne und liest aus einem Buch vor und führt hin und wieder einige Erklärungen an. Die Studenten schreiben alles (und zwar wirklich alles!) mit, was für uns ausländische Studierende oftmals ziemlich schwierig war. Fragen oder Meinungen werden nicht geäußert und sind auch nicht erwünscht. Häufig werden auch Texte verteilt in den Veranstaltungen – jedoch nicht mit der Absicht, dass die Studenten sie zuhause lesen und vorbereiten! Die Texte werden in der nächsten Stunde gemeinsam laut (!!!) vorgelesen! Dann gibt es noch die TD («travaux dirigés»), die als Übungen/ Seminare deklariert sind. In den meisten Fällen wurden jedoch auch diese Veranstaltungen sehr monoton und vorlesungsähnlich abgehalten – sehr selten kam es zu Diskussionen. Für die Prüfungen genügt es meist, seine Mitschriften – die man am besten von den französischen Studenten abschreiben sollte, damit man auch wirklich alles, was diktiert wurde, hat – auswendig zu lernen und genau so wiederzugeben. Auch hier sind also weder eine eigene Meinungen oder Umformulierungen gefragt. Auch die Planung der Université d’Avignon unterscheidet sich sehr von der in Bremen. Zwar sind die französischen Mitarbeiter der Universität alle ziemlich verplant und haben meist selbst keine Ahnung, wann man welches Formular wo abgeben muss, aber dafür sind gerade die Mitarbeiter beim «SRI» unglaublich freundlich und erklären einem alles mit einer Engelsgeduld auch gerne zehn Mal. Sie helfen bei der Wohnungssuche (falls man im Voraus noch keine gefunden hat!), füllen einem das CAF-Formular aus, fälschen – wenn nötig – Unterschriften, falls der Zuständige gerade nicht da ist und organisieren liebevoll tolle ERASMUS-Treffen. Zwar dauert in Frankreich alles viel, viel länger als in Deutschland (so erhielten wir unseren Studentenausweis beispielsweise erst über einen Monat nach Beginn des Semesters, weil der Zuständige im Urlaub war), aber dafür fühlte man sich beim SRI immer willkommen und niemals lästig. Auch die Sekretärin des Fachbereichs «Lettres Modernes» half uns, wo sie nur konnte. Da nämlich das Aufstellen des Stundenplans alles andere als einfach und klar war, brauchten wir diese Hilfe dringend. Zwar hatte auch sie eigentlich keine Ahnung, welche Kurse man eigentlich wählen konnte, aber immerhin fragte sie überall nach bis sie uns eine stimmige Antwort geben konnte. Für Probleme und Fragen jeglicher Art empfehle ich Mme Bourdon vom SRI, die sich wirklich immer Mühe gibt und einen, wenn nötig, an die zuständigen Personen weiterleitet. Weitere wichtige Punkte an dieser Stelle: Die Bibliothek der Université d’Avignon ist leider nicht besonders groß und verfügt daher über nicht alle wichtigen Fachbücher, aber sie ist sehr schön und dort kann man mit Blick über das traumhafte Unigelände super lernen, wenn einem in einem Doppelzimmer mal die Decke auf den Kopf fällt. Das Ausleihen von Büchern ist problemlos mit dem Studentenausweis (sofern man diesen denn mal hat!) möglich und erfordert keine weitere Bibliothekskarte. Die Mensa bietet für unter 3 Euro ein dreigängiges Mittagsmenü an. Man erhält ein kleines Entrée (Suppe, Salat o.Ä.), ein Dessert (Joghurt, Obst oder Käse) und kann zwischen einem fleischigen und einem vegetarischen Hauptgericht wählen. Dazu gibt es ein Glas Tee. Ich fand das Essen preislich angemessen, aber die Auswahl sehr gering. Wenn man aber mal keine Lust auf Kochen haben sollte, ist die Mensa eine gute Alternative. In den ersten zwei Wochen findet man in den Vorräumen der Unigebäude diverse Informationsstände, die vor allem ausländischen Studenten helfen. So konnten wir beispielsweise direkt an der Uni ein französisches Bankkonto für Studenten beim «Crédit Lyonnais» eröffnen. Das Konto kostete nur einen Euro und beinhaltete auch noch die Versicherung für das Wohnheimzimmer. Auch das Schließen am Ende unseres Aufenthaltes war kein Problem. Also eine echt gute Sache! La Vie à Avignon Zum Schluss noch ein paar Worte zu der Stadt Avignon an sich! Die meiste Zeit verbringt man eigentlich in der Altstadt, also intramuros, weil hier alles vorhanden ist, was man so braucht! Es gibt Ärzte, Supermärkte, Bars, Cafés, Diskos, Post, Banken, viele kleine Lädchen, die zum shoppen einladen und und und! Zunächst zu den Supermärkten- sie sind alle recht klein und auch recht teuer! Wenn man wirklich viele Lebensmittel einzukaufen gedenkt, empfiehlt es sich also in einen größeren Supermarkt außerhalb der Stadtmauern zu fahren! Es gibt eine Busverbindung, die regelmäßig fährt- so kann man zum Auchan, zum Carrefour oder sogar zum Lidl fahren und dort um einiges günstiger einkaufen! Die Ärzte in der Stadt verlangen eine Art Praxisgebühr. Eine deutsche oder sogar europäische Krankenkassenkarte wird fast nie akzeptiert, sodass man erst mal alles in bar bezahlen muss, eine Bescheinigung bekommt und es dann in Deutschland bei der Krankenkasse einreichen kann. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass eine ganze Behandlung in Frankreich wesentlich günstiger ist als in Deutschland und dass die deutsche Krankenkasse daher dankend den gesamten Betrag zurückerstattet. Bars, Cafés und Ähnliches gibt es sehr zahlreich in Avignon und es lohnt sich einfach einmal überall reinzuschauen! Besonders schön kann man im Sommer am «Place Pie» oder am «Place de l’Horloge», auf dem die Cafés und Bars allerdings etwas teurer sind als auf dem studentischen «Place Pie», draußen sitzen! Auch schön sind die Cafés in der «Rue de la République» im Schatten der Arkaden. Auch viele niedliche Restaurants gibt es in Avignon – meine Favoriten waren: die Tapasbar «Tapalocas» (hier gibt es alle Tapas für 2,50 € und alle sind sehr schmackhaft!), das italienische Restaurant «Chez Mimo» (hier gibt es riesige leckere Pizzen für ca. 5-7 €), die japanischen Restaurants und das französische Restaurant «La vache au carreau», ein typisches kleines französisches Restaurant, bei dem die Preise jedoch um einiges höher liegen. Einen Kinogang kann ich auch nur sehr empfehlen! Das kleine Kino «Utopia» am Palais des Papes fand ich besonders süß. Hier werden alle Filme in Originalsprache gezeigt und es ist einfach eine gemütliche Atmosphäre. Es gibt auch noch weitere Kinos in Avignon, die alle sehr klein und niedlich sind! Es lohnt sich also mal einen Blick hineinzuwerfen! Zu Beginn war das «Lipstick» die beliebteste Bar unter den Erasmus-Studenten; es handelt sich hierbei um eine kleine Bar mit DJ, die immer gut gefüllt ist und in der man immer jemanden getroffen hat, den man kannte! Später sind wir jedoch eher in andere Bars und Kneipen gegangen, zum Besipiel in das Irish Pub am Place Pie. Für weitere Anregungen der Abendplanung verweise ich auf den Erfahrungsbericht von Annabel Trautwein – sie hat alle Einrichtungen recht genau beschrieben! Ich hatte das Glück, jemanden mit Auto kennen zu lernen- somit konnte ich mir auch die restliche Provence anschauen und wundervolle Ausflüge machen! Wer also die Möglichkeit hat, ein Auto mitzunehmen oder jemanden mit Auto kennen lernt: Schaut euch unbedingt auch die umliegenden Städte und Landschaften an!! Es lohnt sich! Vor allem Aix en Provence, Arles, Nîmes oder der Mont Ventoux sind mit dem Auto gut zu erreichen. Im Frühjahr zur Zeit der Lavendelblüte empfiehlt sich ein Ausflug zur Abbey de Sénanque, wo jährlich immer wieder die bekannten Provence-Fotos aufgenommen werden. Im Herbst und ohne Lavendel wirkt diese jedoch etwas trostlos. Auch die Fontaine de Vaucluse ist ein bekanntes Touristenziel, ich selbst war von dieser aber nicht so begeistert. Ebenfalls zu empfehlen sind die Tagesausflüge vom «Office de Tourisme». Diese sind zwar ziemlich teuer, dafür hat man aber einen persönlichen Führer, der einem jede Frage beantwortet und zudem Tipps zu Orten fernab des Tourismus geben kann. Wir haben eine Provence-Tour für etwa 70 Euro pro Person gebucht, die sich über einen ganzen Tag erstreckte. In einem Minivan erkundeten wir so zu dritt vormittags die Pont du Gard und Orange sowie nachmittags Les Baux de Provence und Gordes, zwei der schönsten Felsendörfer, die ich je gesehen habe. Diese Tour kann ich sehr empfehlen. Gerade auch im Herbst, wenn man durch die farbenfrohen Weinanbaugebiete fährt. Auch die Camarque-Touren des Office sollen traumhaft schön sein. Wer also etwas Geld über, aber kein Auto hat, sollte sich diese Fahrten unbedingt gönnen. In größere Städte wie Marseille oder Montpellier fährt man am besten mit dem Zug. Für etwa 34 Euro kommt man direkt vom Hauptbahnhof in Avignon zu den Bahnhöfen dieser Städte, die jeweils recht zentral liegen, und zurück. Wer ein eigenes Auto dabei hat und Lust bekommt, ein Wochenendausflug zu machen, dem möchte ich die Côte d’Azur nahe legen. Da meine Eltern mich nach Avignon gebracht haben und ich so in den Genuss kommen durfte, einen Tag am türkisen Mittelmeer zu verbringen, bevor mein Semester losging, kann ich das wirklich sehr empfehlen. Die Entfernungen sind hier zwar etwas größer, aber ein Besuch in Monaco, Nizza, Cannes und St. Tropez lohnt sich auf jeden Fall! Avignon hat – wie ich ja bereits am Anfang erwähnt habe – viele kulturelle Sehenswürdigkeiten. So kann man natürlich den berühmten «Palais des Papes» und die aus dem Kinderlied «Sur le Pont d’Avignon» bekannte «Pont St. Bénézet» besichtigen. Bei uns fand in der Einführungswoche sogar eine vom Bürgermeister bezahlte Führung für die ERASMUS-Studenten statt. Leider muss ich sagen, dass mich beide Sehenswürdigkeiten sehr enttäuscht haben. Zwar sind die Gebäude an sich wunderschön, jedoch ist alles sehr touristisch aufgebaut und gerade im Papstpalast erinnert nur noch Weniges an den eigentlichen Palast als Residenz der Päpste. Dennoch sollte man natürlich die Wahrzeichen Avignons einmal gesehen haben. Ein wirkliches Erlebnis ist der Besuch von «Villeneuve les Avignon» mit seinem «Fort St. André» und der unglaublich schönen Abbey. Auf jeden Fall einen Ausflug wert. Wer sportlich ist, kann in einem etwa 2-stündigen Fußmarsch selbst hinlaufen, was den Vorteil hat, dass man einen wunderschönen Ausblick über Avignon selbst und auch über Villeneuve genießen kann. Ansonsten fahren aber auch Busse. Empfehlenswert für kulturell Interessierte ist der Pass «Avignon Passion», den man bei dem ersten Besuch eines der zahlreichen Museen oder Sehenswürdigkeiten Avignons auf Anfrage erhält und ab dann für jede weitere Besichtigung teils große, teils kleinere Prozente bekommt. In diesem Heftchen ist bestimmt für jeden Kultur-Liebhaber etwas dabei! Conclusion Abschließend möchte ich noch einmal betonen, wie sehr ich mein Auslandssemester in Avignon und Südfrankreich allgemein genossen habe! Somit kann ich einen Aufenthalt in Avignon natürlich wärmstens empfehlen. Einige Tipps noch zu guter Letzt: 1.) Wer etwas fußfaul ist, sollte irgendwie versuchen, an ein Fahrrad zu kommen. Zwar ist Avignon innerhalb der Stadtmauern nicht besonders groß, dennoch ist man dann einfach flexibler und schneller am Ziel. Aber auch die zahlreichen und langwierigen Spaziergänge können in der schönen Altstadt Avignons genossen werden. 2.) Unbedingt ein Stück «Mousse au chocolat - Kuchen» im «Festival des Glaces» am Place de l’Horloge essen! Frankreich pur!! ;-) 3.) Solltet ihr Bücher für die Uni kaufen müssen oder einfach Spaß am Lesen haben: Kauft eure Bücher unbedingt in der Buchhandlung «Mémoire du Monde» in der Rue Carnot. Als Studenten der Université d’Avignon erhaltet ihr hier nicht nur 10% Rabatt auf alle Bücher, ihr werdet auch bestens und freundlichst beraten. 4.) Achtet auf die Hundehäufchen überall auf den Bürgersteigen, ansonsten habt ihr schnell eure Schuhe versaut… 5.) Avignon ist sehr teuer! Also versucht, so viel Kosmetik etc. wie nur irgendwie möglich mitzunehmen! 6.) Da Avignon wirklich recht überschaubar ist, solltet ihr wirklich einige Ausflüge planen, damit ihr die schöne Stadt nicht irgendwann über habt. Außerdem lohnt es sich wirklich, den Rest der Provence zu erkunden! Ansonsten wünsche ich allen Erasmus-Studenten viel Spaß in Avignon. Ihr werdet euren Aufenthalt nicht bereuen!