Thema 1: Inhaltsangabe mit Kommentar

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Thema 1: Inhaltsangabe mit Kommentar
BRP Deutsch; Probeklausur 1; 17. 6. 2014
Thema 1: Inhaltsangabe mit Kommentar
Verfasse eine Inhaltsangabe mit einem kommentierenden Abschnitt zur „Anekdote zur
Senkung der Arbeitsmoral“ von Heinrich Böll. Die Arbeit sollte folgenden Aufbau haben:
a) Einleitung: Daten zum Text, Bestimmung des Themas
b) Hauptteil 1: knappe Zusammenfassung der zentralen (zirka 7) Handlungsschritte;
Sachsprache; Redewiedergabe in der indirekten Rede unter Verwendung des Konjunktivs:
Länge maximal 150 Wörter
c) Hauptteil 2: Interpretationsteil: Setze dich mit einer der Figuren im Text und ihrer
„Lebensphilosophie“ auseinander. Diskutiere die Frage, ob und inwiefern diese Figur aus
deiner Sicht in der heutigen Zeit als „Vorbild“ geeignet wäre und begründe, warum.
d) Hauptteil 3: Kommentarteil: Reflektiere, ob und inwiefern du die Geschichte in einen
Zusammenhang mit deinem eigenen Erfahrungshintergrund bringen kannst.
e) Schluss: Abrundung. „Türschließer“
Gesamtlänge: zirka 450 bis 500 Wörter;
Textbeilage zu Thema 1:
Heinrich Böll: Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral1
In einem Hafen an der westlichen Küste Europas lag ein ärmlich gekleideter Mann in seinem
Fischerboot und döste. Ein schick angezogener Tourist legte eben einen neuen Farbfilm in
seinen Fotoapparat, um das idyllische Bild zu fotografieren: blauer Himmel, grüne See mit
friedlichen, schneeweißen Wellenkämmen, schwarzes Boot, rote Fischermütze. Klick. Noch
einmal: klick, und da aller guten Dinge drei sind und sicher sicher ist, ein drittes Mal: klick.
Das spröde, fast feindselige Geräusch weckte den dösenden Fischer, der sich schläfrig
aufrichtete, schläfrig nach seiner Zigarettenschachtel angelte; aber bevor er das Gesuchte
gefunden hatte, hatte ihm der eifrige Tourist schon eine Schachtel vor die Nase gehalten,
ihm die Zigarette nicht gerade in den Mund gesteckt, aber in die Hand gelegt, und ein viertes
Klick, das des Feuerzeuges, schloss die eilfertige Höflichkeit ab. Durch jenes kaum
messbare, nie nachweisbare Zuviel an flinker Höflichkeit entstand eine gereizte Verlegenheit,
die der Tourist - der Landessprache mächtig - durch ein Gespräch zu überbrücken
versuchte.
"Sie werden heute einen guten Fang machen." Kopfschütteln des Fischers. "Aber man hat
mir gesagt, dass das Wetter günstig ist." Kopfnicken des Fischers. "Sie werden also nicht
ausfahren?"
Kopfschütteln des Fischers, steigende Nervosität des Touristen. Gewiss lag ihm das Wohl
des ärmlich gekleideten Menschen am Herzen, nagte an ihm die Trauer über die verpasste
Gelegenheit. "Oh, Sie fühlen sich nicht wohl?" Endlich ging der Fischer von der
Zeichensprache zum wahrhaft gesprochenen Wort über. "Ich fühle mich großartig", sagte er.
"Ich habe mich nie besser gefühlt." Er stand auf, reckte sich, als wollte er demonstrieren, wie
athletisch er gebaut war. "Ich fühle mich phantastisch."
Der Gesichtsausdruck des Touristen wurde immer unglücklicher, er konnte die Frage nicht
mehr unterdrücken, die ihm sozusagen das Herz zu sprengen drohte: "Aber warum fahren
Sie dann nicht aus?" Die Antwort kam prompt und knapp. "Weil ich heute morgen schon
ausgefahren bin." "War der Fang gut?" "Er war so gut, dass ich nicht noch einmal
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Sprachlich adaptiert (Rechtschreibung, Tempussystem); Anekdote = kurze, oft lehrhafte Geschichte, aber
keine Kurzgeschichte
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auszufahren brauche, ich habe vier Hummer in meinen Körben gehabt, fast zwei Dutzend
Makrelen gefangen..." Der Fischer, endlich erwacht, taute jetzt auf und klopfte dem Touristen
beruhigend auf die Schultern. Dessen besorgter Gesichtsausdruck erschien ihm als ein
Ausdruck zwar unangebrachter, doch rührender Kümmernis.
"Ich habe sogar für morgen und übermorgen genug", sagte er, um des Fremden Seele zu
erleichtern. "Rauchen Sie eine von meinen?" "Ja, danke." Zigaretten wurden in Münder
gesteckt, ein fünftes Klick, der Fremde setzte sich kopfschüttelnd auf den Bootsrand, legte
die Kamera aus der Hand, denn er brauchte jetzt beide Hände, um seiner Rede Nachdruck
zu verleihen.
"Ich will mich ja nicht in Ihre persönlichen Angelegenheiten mischen", sagte er, "aber stellen
Sie sich mal vor, Sie führen heute ein zweites, ein drittes, vielleicht ein viertes Mal aus und
Sie würden drei, vier, fünf, vielleicht gar zehn Dutzend Makrelen fangen ... stellen Sie sich
das mal vor." Der Fischer nickte. "Sie würden", fuhr der Tourist fort, "nicht nur heute, sondern
morgen, übermorgen, ja, an jedem günstigen Tag zwei-, dreimal, vielleicht viermal ausfahren
- wissen Sie, was geschehen würde?" Der Fischer schüttelte den Kopf. "Sie würden sich in
spätestens einem Jahr einen Motor kaufen können, in zwei Jahren ein zweites Boot, in drei
oder vier Jahren könnten Sie vielleicht einen kleinen Kutter haben, mit zwei Booten oder dem
Kutter würden Sie natürlich viel mehr fangen - eines Tages würden Sie zwei Kutter haben,
Sie würden...", die Begeisterung verschlug ihm für ein paar Augenblicke die Stimme, "… Sie
würden ein kleines Kühlhaus bauen, vielleicht eine Räucherei, später eine Marinadenfabrik,
mit einem eigenen Hubschrauber rundfliegen, die Fischschwärme ausmachen und Ihren
Kuttern per Funk Anweisung geben. Sie könnten die Lachsrechte erwerben, ein
Fischrestaurant eröffnen, den Hummer ohne Zwischenhändler direkt nach Paris exportieren und dann...", wieder verschlug die Begeisterung dem Fremden die Sprache. Kopfschüttelnd,
im tiefsten Herzen betrübt, seiner Urlaubsfreude schon fast verlustig, blickte er auf die
friedlich hereinrollende Flut, in der die ungefangenen Fische munter sprangen. "Und dann",
sagt er, aber wieder verschlug ihm die Erregung die Sprache.
Der Fischer klopfte ihm auf den Rücken, wie einem Kind, das sich verschluckt hatte. "Was
dann?", fragt er leise. "Dann", sagte der Fremde mit stiller Begeisterung, "dann könnten Sie
beruhigt hier im Hafen sitzen, in der Sonne dösen und auf das herrliche Meer blicken." "Aber
das tu ich ja schon jetzt", sagte der Fischer, "ich sitze beruhigt am Hafen und döse, nur Ihr
Klicken hat mich dabei gestört."
Tatsächlich zog der solcherlei belehrte Tourist nachdenklich von dannen, denn früher hatte
er auch einmal geglaubt, er arbeite, um eines Tages einmal nicht mehr arbeiten zu müssen,
und es blieb keine Spur von Mitleid mit dem ärmlich gekleideten Fischer in ihm zurück, nur
ein wenig Neid.
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Thema 2: Zusammenfassung mit Kommentar zum Thema Konsum /
Kaufsucht
Verfasse eine Sachtextzusammenfassung mit einem kommentierenden Abschnitt zum
Interview „Gefangen im Konsumrausch“.
a)
b)
c)
d)
e)
Einleitung: Daten zum Text, Bestimmung des Themas
Hauptteil 1: knappe Zusammenfassung der zentralen (zirka 7) Aussagen, die Anton Tölk
im Interview macht; Sachsprache; Redewiedergabe in der indirekten Rede unter
Verwendung des Konjunktivs: Länge maximal 150 Wörter
Hauptteil 2: Kommentarteil 1: Setze dich mit einem oder zwei der folgenden
Themenaspekte intensiver auseinander. Verbinde Aussagen aus dem Text mit eigenen
Überlegungen: Verführung zum Konsum. Konsum als „Ersatz“ für Frustrationen. Konsum
als Statussymbol. Verschuldung als Folge übermäßigen Konsums.
Hauptteil 3: Kommentarteil: Reflektiere, ob und inwiefern du die Thematik in einen
Zusammenhang mit deinem eigenen Erfahrungshintergrund bringen kannst.
Schluss: Abrundung. „Türschließer“
Gesamtlänge: zirka 450 bis 500 Wörter;
Textbeilage zu Thema 2:
Kaufsucht: Gefangen im Konsumrausch2
In Österreich ist laut aktueller Studie jeder dritte Mensch Kaufsucht gefährdet, verliert beim
Shoppen immer öfter die Kontrolle und schleppt haufenweise Dinge nach Hause, die gar
nicht gebraucht werden. Spätestens da hört sich der Spaß auf, denn suchthaftes Shoppen
führt nicht nur früher oder später in die Schuldenfalle, es kann auch anderen Süchten Tür
und Tor öffnen. In MEDIZIN populär spricht Prim. Dr. Anton Tölk über Ursachen und
Auswege. Ein Interview mit Prim. Dr. Anton Tölk, Leiter des Instituts für Psychotherapie und
des Zentrums für Psychosomatik an der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg, Linz. Von
Mag. Karin Kirschbichler
MEDIZIN populär: Herr Primar Tölk, wenn ich an einem Nachmittag 50 Paar Schuhe kaufe,
gelte ich dann als kaufsüchtig?
Prim. Dr. Anton Tölk: Wenn Sie auf einen Schlag 50 Paar Schuhe kaufen, ist das natürlich
auffallend und ich würde Sie fragen, was Sie dazu getrieben hat. Wenn es aber bei dem
einen Mal bleibt, spricht man noch nicht von Sucht oder Zwang. Wenn das aber ein zweites
oder drittes Mal passiert, sind Sie sehr wohl Sucht gefährdet, da zeigt sich eine
Suchtstruktur.
Es ist also nicht die Menge, sondern die Wiederholung, die das Kaufen zur Sucht
macht?
Richtig: Weniger die Quantität, als vielmehr der Wiederholungszwang bestimmt den
Suchtfaktor. Sucht beginnt dort, wo der Genuss aufhört. Wo Schuldgefühle über das
Verhalten ins Spiel kommen. Und Sucht beginnt vor allem dort, wo die Kontrolle aufhört.
Wenn man zum Beispiel mehr Kaffee trinkt, als einem gut tut, man das aber nicht steuern
kann, sodass man immer und immer wieder mehr Kaffee trinkt, als einem gut tut, so weist
man eine Suchtstruktur auf, wie wir das in der Fachsprache nennen. Auf die Kaufsucht
übertragen heißt das: Wenn jemand nicht anders kann, als wiederholt Dinge zu kaufen, die
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Quelle: Medizin populär; online: http://www.medizinpopulaer.at/archiv/seele-sein/details/article/kaufsuchtgefangen-im-konsumrausch.html
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er gar nicht braucht oder die er sich nicht leisten kann – dann muss man von Sucht
sprechen.
Wir werden doch ständig dazu verleitet, Dinge zu kaufen, die wir nicht brauchen.
Ja, genau. Das ist ein Riesenproblem: Kaufen ist gesellschaftlich anerkannt, es wird von
Wirtschaft und Werbung erwünscht. Sonderangebote fördern den Impuls, etwas zu kaufen,
nur weil es gerade „günstig“ ist. Menschen, die eine Suchtstruktur haben, erkennen das
mitunter sogar, sie wissen oft, dass hier mit ihren Gefühlen gespielt wird. Doch sie können
nicht anders, als diesem Drang nachzugeben und zu kaufen. Besonders gefährlich sind die
Verlockungen des Internetshoppings, das mehr und mehr zum Problem werden wird. Beim
Kaufen per Knopfdruck gibt es noch weniger Hemmschwellen, da werden in suchthafter
Weise oft wirklich absurde Dinge erworben.
Worin liegt die Lust der Kaufsüchtigen?
Die Kaufsüchtigen kaufen um des Kaufens willen. Das Gefühl der Befriedigung liegt also im
Akt des Kaufens selbst und hält entsprechend kurz an. Das erklärt auch die Katerstimmung
danach, denn die Dinge selbst werden ja meist gar nicht gebraucht, daheim oft nicht einmal
ausgepackt oder sogar weggeworfen. Es gibt aber auch den Kaufzwang, der auf bestimmte
Objekte gerichtet ist. Hier geht es um den zwanghaften Erwerb etwa von roten Schuhen mit
Masche, von Armbanduhren etc., hier geht es mehr um das Besitzen und Einverleiben dieser
Dinge in eine Sammlung.
Welchen Zweck erfüllt das Kaufen im Leben der Kaufsüchtigen?
Wie jede Sucht dient auch die Kaufsucht dazu, Defizite zu korrigieren, Mängel
auszugleichen. Bei der Kaufsucht ist das oft mangelndes Selbstwertgefühl. Vor allem
Jugendliche wollen über das Kaufen bestimmter Dinge Gruppenzugehörigkeit erwerben und
das Gefühl, „in“ zu sein. Das Verhalten kann man noch der Norm zurechnen, solange es nur
für eine kurze Phase anhält und nicht dauerhaft bleibt. Aber auch innere Leere, Gefühle der
Überforderung, Partnerschaftsprobleme, Partnerlosigkeit können in die Sucht führen. Was
sich die Kaufsüchtigen wirklich „kaufen“ wollen, sind nicht Schuhe, Taschen, Uhren, sondern
Anerkennung, Selbstwert – und eine heile Welt.
Kein gutes Zeugnis für Österreich, denn einer aktuellen Studie zufolge ist hierzulande
fast jeder dritte Mensch Kaufsucht gefährdet. Mehr als die Hälfte davon, heißt es, sind
zwischen 14 und 24 Jahren alt, die Mehrzahl der Kaufsüchtigen soll weiblichen
Geschlecht sein. Decken sich diese Zahlen mit Ihrer Erfahrung?
Kaufsucht ist überwiegend, aber nicht nur ein Problem der Jugendlichen und jungen
Erwachsenen. Das deckt sich auch mit meiner therapeutischen Erfahrung. Den in der
Statistik erhobenen Überhang der Frauen kann ich aber nicht bestätigen. Wenn man
genauer hinschaut, sind es unterschiedliche Dinge, die von Frauen und Männern gekauft
werden. So interessieren sich Männer häufiger für Uhren, Autos und Motorräder, oft ist es
Werkzeug, das in suchthafter Weise gekauft wird. Bei Frauen sind es Kleidungsstücke,
Schmuck oder Kosmetika. Männer schaffen es meist besser, ihre Kaufsucht zu verkleiden,
weil die Dinge, die sie kaufen, eher den Anschein haben, gebraucht zu werden. Frauen
haben es da beim 100. Lippenstift schwerer. Meiner Meinung nach trifft die Kaufsucht
häufiger auch Männer, als man auf Grund der Statistik erwarten würde.
Wie fallen Kaufsüchtige sonst noch auf?
Die Gefährdung bzw. Sucht wird lange Zeit verdrängt und verheimlicht. Sie bleibt oft so lange
verborgen, bis die Schuldenfalle zuschlägt. Und das ist oft genug der Fall, die
Schuldnerberatungsstellen verzeichnen da ja einen traurigen Zuwachs. Kaufsüchtige können
ihren Platz in der Gesellschaft voll einnehmen, ihre Funktionen in Job und Familie ausfüllen,
ohne aufzufallen. Lediglich in der Situation einer Kaufumgebung verlieren sie die Kontrolle
über sich. Und solche Situationen gibt es in unserer konsumorientierten Welt natürlich viele.
[…]
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BRP Deutsch; Probeklausur 1; 17. 6. 2014
Thema / Aufgabe 3: Analyse einer Werbeanzeige
Verfasse eine Bildanalyse mit einem kommentierenden Abschnitt zur beigefügten Non-ProfitWerbung zum Thema Verkehrsunfälle
a)
b)
c)
d)
e)
Einleitung: Daten zum Text, Bestimmung des Themas
Hauptteil 1: eher knappe Beschreibung der Werbeanzeige; Arbeite zirka 7 zentrale
Bildelemente heraus und beschreibe sie möglichst gut nachvollziehbar
Hauptteil 2: Kommentarteil 1: Setze dich mit einem oder zwei der folgenden
Themenaspekte intensiver auseinander. Verbinde Aussagen aus dem Text mit eigenen
Überlegungen: Sicherheit für Kinder im Straßenverkehr. Radfahrer als
Verkehrsteilnehmer. Ursachen für Verkehrsunfälle. Aussageabsicht der Werbeanzeige.
Wirksamkeit der Werbeanzeige. Ästhetische Gestaltung der Werbeanzeige.
Hauptteil 3: Kommentarteil: Reflektiere, ob und inwiefern du die Thematik in einen
Zusammenhang mit deinem eigenen Erfahrungshintergrund bringen kannst.
Schluss: Abrundung. „Türschließer“
Gesamtlänge: zirka 450 bis 500 Wörter;
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