Tristan und Isolde im Wandel der Zeiten
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Tristan und Isolde im Wandel der Zeiten
Technische Universität Berlin, Fakultät Ι HS: Tristanrezeption Dozentin: Fr. Prof. Dr. Karina Kellermann Tristan und Isolde im Wandel der Zeiten – Gottfried von Straßburg, Richard Wagner und Thomas Mann Janna Hennicke Neuere Deutsche Philologie (TU), Bibliothekswissenschaft (HU) Immatrikulationsnr.: 300049 Mail: [email protected] Schöneberger Str.11 12163 Berlin Datum: 4.4.07 1 Inhaltsverzeichnis 1 EINLEITUNG.....................................................................................................................................................2 2 LITERATURHISTORISCHE EINORDNUNG DER DREI WERKE .........................................................3 3 4 2.1 Gottfried von Straßburg .................................................................................................. 3 2.2 Richard Wagner ............................................................................................................... 5 2.3 Thomas Mann .................................................................................................................. 6 DAS MITTELALTER: GOTTFRIED VON STRAßBURG ..........................................................................7 3.1 Die Bildung von Tristan und Isolde ................................................................................ 7 3.2 Die Minnetrankszene ....................................................................................................... 9 3.3 Die Minnegrotte ............................................................................................................ 12 3.4 König Marke ................................................................................................................. 13 3.5 Ergebnis ......................................................................................................................... 14 19. JAHRHUNDERT: RICHARD WAGNER ...............................................................................................15 4.1 4.1.1 Die Trankszene auf dem Schiff (1. Aufzug) ......................................................... 15 4.1.2 Gartenszene (2. Aufzug) ....................................................................................... 16 4.1.3 Auf der Burg (3. Aufzug) ...................................................................................... 17 4.2 5 Die Reduktion des Stoffes ............................................................................................. 15 Ergebnis ......................................................................................................................... 18 20. JAHRHUNDERT: THOMAS MANN ......................................................................................................19 5.1 Kapitel 1-7 ..................................................................................................................... 19 5.2 Kapitel 8- 12 .................................................................................................................. 20 5.3 Wagners musikalische Konzeption bei Mann ............................................................... 22 5.4 Ergebnis ......................................................................................................................... 23 6 SCHLUSSBETRACHTUNG ...........................................................................................................................24 7 LITERATURVERZEICHNIS.........................................................................................................................26 2 1 Einleitung Die tragische Liebesgeschichte um Tristan und Isolde, die ihren Ursprung im Mittelalter hat, und die Wirkung dieser Sage bis in das 20. Jahrhundert hinein, soll Gegenstand dieser Arbeit sein. Dafür sollen das Fragment des mittelalterlichen Dichters Gottfried von Straßburg, die Oper von Richard Wagner und Thomas Manns Novelle „Tristan“ als jüngstes Beispiel genauer betrachtet und in einigen Kernaussagen miteinander verglichen werden. Den ersten Teil dieser Arbeit wird eine Auseinandersetzung mit Gottfrieds Epos darstellen und die Besonderheiten dieses Fragments in Bezug auf die Epoche und den Stoff hervorheben. Da Tristan und Isolde ein Ideal wahrer Liebe verkörpern sollen, das aber im Konflikt mit der Gesellschaft steht, werden die Minnetrank- und Minnegrottenszene als aussagekräftigste Episoden behandelt. Um jedoch ein vollständigeres Bild von Gottfrieds Liebesvorstellung und seinem Anspruch an die Gesellschaft zu erhalten, müssen außerdem die Bildung der Helden und die Figur des König Marke betrachtet werden. Wie Richard Wagner die mittelalterliche Vorlage für seine Zwecke verwendet, soll Gegenstand des zweiten Teils sein. Dass sich dabei der Mythos um „Tristan und Isolde“ zu einer Hommage an die freie, absolute und metaphysische Liebe verändert, soll anhand der drei Akte des Musikdramas aufgezeigt werden. Unberücksichtigt muss jedoch in dieser Arbeit, im Blick auf den Umfang, die musikalische Umsetzung des Librettis bleiben. Außerhalb der direkten Gottfried-Rezeption steht nun Thomas Mann, welchem der dritte Teil gewidmet ist. Die Bedeutung der Novelle innerhalb dieser Arbeit basiert sowohl auf der immensen Wirkung Wagners auf seine Rezipienten, als auch auf der daraus resultierenden neuartigen Umgehensweise mit einem Mythos, die eine moderne Adaption und Interpretation, wie sie Mann durchführte, zulässt. 3 2 Literaturhistorische Einordnung der drei Werke 2.1 Gottfried von Straßburg Gottfried von Straßburg reiht sich in eine Tradition der Tristan-Rezeption ein, die ihren Ursprung im französischen Mittelalter mit der um 11581 entstandenen „Estoire“ findet. Dieses Werk ist zwar nicht überliefert, dennoch lassen sich in den folgenden erhaltenen Dichtungen Ähnlichkeiten dazu und untereinander nachweisen, die diese Quelle begründen. In diese Folge fügen sich der deutsche Roman „Tristrant“ von Eilhart von Oberg um 1170, der französische Versroman „Tristan“ von Thomas von Britannien zwischen 1160 und 1170 und Gottfried von Straßburgs „Tristan und Isolde“ zwischen 1205 und 1210 als besonders erwähnenswert ein. Über Gottfried von Straßburg ist nichts Konkretes bekannt, was seine Biografie und seinen Lebensweg anbelangt – nicht ungewöhnlich für Dichter des Mittelalters, schließlich stand zu dieser Zeit das Werk im Vordergrund und der „Autor“ war nur das Instrument zur Erschaffung einer Dichtung. Trotzdem wurde Gottfrieds Kunstfertigkeit nicht erst in heutiger Zeit gewürdigt. Da er sein Werk „Tristan und Isolde“ als Fragment hinterließ, versuchten sich Heinrich von Freiberg und Ulrich von Türheim an einer würdigen Fortsetzung: und hab mich doch genumen an zu volbringene dis mere, daz so blunde hat untz har mit schoner red betichtet min herre meister Gotfrit von Strazburc, […]2 und sit meister Gotfried ist dor, der diz buches begunde. […] er was ein kunstrichter man: uns zeiget din geschihte, […]3 Anhand dieser Äußerungen von Dichtern über Gottfried von Straßburg und der stilistischinhaltlichen Analyse der 27 Textzeugen4 konnte man sich in der Forschung auf immerhin einen 1 Vgl. BUSCHINGER, Danielle: Studien zur deutschen Literatur des Mittelalters. Greifswald: Reineke, 1995. S. 50 ff. 2 H. v. Freiberg: V.10-16 3 U. v. Türheim: V.4 - 9 4 Vgl. STEIN, Peter: Tristan. In: Epische Stoffe des Mittelalters. Hrsg. von Volker MERTENS und Ulrich Müller. Stuttgart: Alfred Kröner, 1984. (Kröners Taschenbuchausgabe, Bd. 483). S. 365 ff. 4 Punkt einigen: Gottfried von Straßburg scheint ein sehr gebildeter Mann gewesen zu sein, was seine Kenntnisse von mythologischen, antiken, theologischen, allegorischen und künstlerischmusikalischen Elementen5 und seine Betitelung als „meister“ belegen. „Meister“ konnte jedoch nicht nur für eine grundlegende Bildung stehen, sondern war vielmehr eine Unterscheidung zwischen „her“ des Adels und „meister“ des Beamtentums, was ihn damit dem letzteren Stand zuschreibt. Außer „Tristan und Isolde“ sind keine weiteren Werke, seien es Versromane oder Minnelieder, eindeutig auf Gottfried zurückzuführen. Die Überlieferungen6 des „Tristan und Isolde“ Textes stammen aus dem 13. Jahrhundert und reichen bis ins 15. Jahrhundert hinein. Die elf noch vollständig erhaltenen Handschriften7 und weitere Fragmente sind alle im Raum Elsass, auch in Straßburg, entstanden. Zu seiner Vorlage und den Gründen für diese Wahl äußert sich Gottfried in seinem Prolog zu „Tristan und Isolde“: Ich weiz wol, ir ist vil gewesen, die von Tristande hant gelesen; und ist ir doch niht vil gewesen, die von im rehte haben gelesen. […] sin sprachen in der rihte niht, als Thomas von Britanje giht, der aventiure meister was […]8 Trotz dieser wörtlichen Nennung der Quelle bezogen sich die Fortsetzer Türheim und Freiberg nicht auf Thomas von Britannien, sondern wandten sich inhaltlich der Eilhartschen Fassung zu, die als einzige vollständig überliefert ist9. Beide Fortsetzungen verwenden den Tristan-Stoff je nach Anliegen – Verurteilung der und / oder Warnung vor der sündigen Liebe – und können nicht mit der Sprachkunst Gottfrieds verglichen werden. Denn das ist es, was Gottfried auszeichnet: Er hat zwar inhaltlich und strukturell rezeptiv gearbeitet, aber die stilistische, metrische und rhetorische Ebene der Dichtung wirkte durch ihre Kunstfertigkeit auf viele Rezipienten als Vorbild. 10 Über die Tatsache, dass Gottfrieds Werk ein Fragment blieb, gibt es zwei Theorien: Die eine lautet schlicht, dass sein Tod die Vollendung verhinderte. Die andere macht sich den kritischen 5 Vgl. STEIN, Peter: Tristan. S. 373 Vgl. GOTTFRIED von Straßburg. Tristan. Kommentar. Reclam: Stuttgart, 1995. S.295 ff. 7 Besonders: Münchener Codex M, Heidelberger Codex H 8 GOTTFRIED von Straßburg: V. 131-134; V. 149-151 (I. F.: G. v. S.) 9 Vgl. STEIN, Peter: Tristan. S. 374 10 Vgl. GOTTFRIED von Straßburg: Tristan. Kommentar. Reclam: Stuttgart, 1995. S. 347 6 5 und anrüchigen Inhalt der Geschichte zu Nutze – Gottfried habe aus Angst bzw. Respekt vor höfischen Konventionen, gegen welche er durchaus verstößt, das Werk nicht zu Ende gebracht. 11 2.2 Richard Wagner Gute 600 Jahre später erschafft Richard Wagner als Librettist und Komponist in einer Person eine Oper namens „Tristan und Isolde“, die eine nachhaltige und radikale Wirkung auf viele Arten der Kunst haben sollte. Richard Wagner (*1813 - †1883) hat bis zur Uraufführung von „Tristan und Isolde“ im Jahre 1865 bereits den „Fliegenden Holländer“, „Tannhäuser“ und den „Lohengrin“ zur Vorstellung gebracht. So lassen Korrespondenzen Richard Wagners auf drei Motivationen zum Schreiben von „Tristan und Isolde“ schließen: Seine außereheliche Liebesbeziehung mit Mathilde Wesendonk, Schopenhauers Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“, in welchem Wagner nicht nur seine Vorstellung von Leben und Tod realisiert sah12, sondern auch begann „die wahre Verwirklichung [seiner Liebe] in einer Jenseitsvision zu ersehnen.“13 Zu guter Letzt wollte Wagner diese Oper einfach zum Geldverdienen nutzen. Bei seiner Bearbeitung des Gottfriedschen „Tristan“ verwendete Wagner die Editionen von Friedrich Heinrich von der Hagen (1823) und von Hans Ferdinand Massmann (1843) und eine Übersetzung durch Heinrich Kurtz (1844)14. Die Edition von F. H. von der Hagen beinhaltet nicht nur den Gottfried Epos, sondern auch die Fortsetzung von Heinrich von Freiberg15, womit die Kenntnis Wagners vom Schicksal der Liebenden bis zu ihrem Tod geklärt wäre. Obwohl Wagner schon ein angesehener und bekannter Komponist war, gestaltete sich die Aufführungspraxis von „Tristan und Isolde“ schwierig: Denn vollendet hatte Wagner diese Oper schon 1859, aber erst 1865 kam es in München zur Uraufführung. Diese Premiere musste sogar nochmals wegen Erkrankung einer Sängerin verschoben werden. Zuvor lehnten viele Theaterhäuser „Tristan und Isolde“ ab, da es als unspielbar galt, wie es ein missglückter Versuch in Wien 1863 zu beweisen schien16. Ein Grund für diese Annahme, es sei unspielbar, mag unter anderem in dem zu dieser Zeit neu entstandenen Begriff „Musikdrama“ begründet liegen. Zwar abgelehnt von Wagner, bis heute aber für seine Opern gebraucht, meint dieser Ausdruck die 11 Vgl. GRILL, Dorothee: Tristan-Dramen des 19. Jahrhunderts. Göppingen: Kümmerle Verlag, 1997. (Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Nr. 642). S. 42 12 Vgl. WAPNEWSKI, Peter / MÜLLER, Ulrich (Hrsg.): Richard-Wagner-Handbuch. Stuttgart: Alfred Kröner, 1986. S. 310 ff 13 Ebd. 14 Ebd. 15 s.:http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=4.1/SET=1/TTL=11/REL?PPN=968400817&RELTYPE=&MPSORT=A 16 Vgl. WAPNEWSKI: Richard-Wagner-Handbuch. S. 650 6 kompositorische Kunst Wagners die Musik und die Dichtung in einem Miteinander agieren zu lassen, sich zu ergänzen, und dadurch ein Gesamtkunstwerk zu schaffen. Chromatik und Leitmotivik sind in der Oper „Tristan und Isolde“ die herausstechenden Mittel zur Umsetzung der Verbindung von Musik und Sprache17. Außerdem hat Wagner den mittelalterlichen Stoff auf zentrale Aspekte und Situationen der tragischen Liebe von Tristan und Isolde reduziert: Auf den Beginn der Liebe im 1. Akt, die Erfüllung im 2. Akt und die Vereinigung der Liebenden im 3. Akt18. Diese Konzentration der Thematik führt zu einer wesentlich emotionaleren Wirkung. 2.3 Thomas Mann Zu Thomas Manns (*1875 - †1955) Frühwerk bis 1903 gehören neben dem Roman „Die Buddenbrooks“ auch schon einige Novellen wie z. B. „Bajazzo“ und „Der kleine Herr Friedemann“, welche in einem ersten Novellenband (1898) mit selbigem Titel vereint sind. Seine zweite Novellensammlung von 1903 war im Gegensatz zu der ersten wesentlich erfolgreicher. Am 13.2.1901 schrieb Thomas Mann an seinen Bruder Heinrich von seinen Plänen eines Novellenbandes, das Ruf und Geld einbringen sollte, und neben „Der Weg zum Friedhof“, „Luischen“, „Der Kleiderschrank“ und „Gerächt“ auch „eine Burleske, die ich in Arbeit habe, und die wahrscheinlich „Tristan“ heißen wird. (Das ist echt! Eine Burleske, die „Tristan“ heißt!) […]“19 beinhalten sollte. Letztlich wurde diese „Burleske“ zur Titelgeschichte des Novellenbandes. Diese Novelle ist keine Rezeption des mittelalterlichen Stoffes, wie es bei Wagner noch auf rezeptiv-produktive Weise geschah, es ist vielmehr eine produktive Verwertung von Personenkonstellationen und -beziehungen, welche in die Gegenwart projiziert wurden. Zwar hat Thomas Mann den Gottfriedschen „Tristan“ gekannt, da er einst einen Auftrag zu einem Drehbuch bekam, wo er diesen Stoff verarbeiten sollte. Aber diese Arbeit fand ganze zwanzig Jahre später statt und zu diesem Zeitpunkt las Mann das mittelalterliche Werk zum ersten Mal20. Zur Entstehungszeit der Novelle beschäftigte sich Thomas Mann hingegen sehr mit den Opern von Richard Wagner. Er befand sich in einer „Periode der heftigsten Schwärmerei für WAGNERs Opus metaphysicum“21. Mann erstellt im Makrokosmos seiner Erzählung ein ähnliches Dreieck zwischen Gabriele Klöterjahn, ihrem Gatten Herrn Klöterjahn und dem 17 Brockhaus Enzyklopädie, 2002 (Digital) Vgl. GIER, Albert: Das Libretto. Theorie und Geschichte einer musikoliterarischen Gattung. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1998. S. 163 ff 19 WYSLING, Hans / FISCHER, Marianne (Hrsg.): Dichter über ihre Dichtungen. S. 171. Brief ThM an HM, München, 13.2.1901. 20 Vgl. MENDELSSOHN, Peter de: Nachbemerkungen zu Thomas Mann 2: Frühe Erzählungen, Späte Erzählungen, Leiden und Größe der Meister. Frankfurt/M. 1982. S. 79 21 KOOPMANN, Helmut (Hrsg): Thomas-Mann-Handbuch. Stuttgart 1990 (3. aktualisierte Auflage. Frankfurt/M. 2001 = Fischer TB 16610). S. 558. 18 7 Schriftsteller Spinell wie zwischen Tristan, Isolde und König Marke, verwertet jedoch dieses Spannungsverhältnis für seine Zwecke. Dazu gehören Aspekte wie Kritik am Bürgertum, durch den vitalen Herrn Klöterjahn und seinen Sohn verkörpert, und der Ästhet Spinell, der den Künstler und den Kampf mit der Welt darstellen soll. Im Mikrokosmos hingegen taucht die Oper Wagners namentlich auf, indem die Hauptpersonen Spinell und Gabriele in der Musik wie in eine andere Sphäre abtauchen, wofür Mann wörtlich Passagen aus Wagners Libretti übernimmt. Es ist demnach nicht zu übersehen, wie stark der Einfluss Richard Wagners auf Thomas Mann und auch auf viele seiner Bekannten war. So hat er z. B. „Tristan“ seinem Freund Carl Ehrenberg gewidmet, mit welchem er eine homosexuelle Beziehung gehabt haben soll und mit dem sehr oft gemeinsam musizierte, insbesondere “Tristan und Isolde“ von Wagner. Außerdem hätten sie fast keine Aufführung dieser Oper in München verpasst. Unverkennbar auch die zur Perfektion gebrachte Leitmotivtechnik, die bei Wagner erstmalig vorkam und ihn auszeichnete. 3 Das Mittelalter: Gottfried von Straßburg Wie erwähnt ist Gottfried von Straßburgs „Tristan und Isolde“ ein schon im Mittelalter viel beachtetes Werk: Nicht allein Gottfrieds Sprachkunst hat die Rezipienten fasziniert, besonders die für dieses Zeitalter revolutionär anmutenden Gedanken und Ansichten, mit welchen er singulär dasteht22, haben zu gesteigerter Aufmerksamkeit geführt. Um das grundlegende Thema des Stoffes, nämlich die „minne“ der „edelen herzen“, deutlich machen zu können, werden im Folgenden die Bildung der Helden, die Minnetrankszene, der Aufenthalt in der Minnegrotte und die Darstellung von König Marke betrachtet. 3.1 Die Bildung von Tristan und Isolde Bis zu seinem siebten Lebensjahr hatte Tristan eine sehr wohlbehütete Kindheit. Doch dann begann der Weg seiner umfassenden Bildung. Er sollte „vremede sprache in vremediu lant“ lernen; dies „ist sehr modern gedacht und hat in hoch- und spätmittelalterlicher Literatur keine Entsprechung“23. Die Aufgabe des Lehrers war es, „daz er aber al zehant der buoche lere an vienge und den ouch mite gienge vor aller slahte lere.“24 Die Konsequenz war nicht nur, dass Tristan sich mit größtem Eifer in Sprachen, Wissenschaft, dem Musizieren, den höfischen Gesellschaftsspielen und ritterlichem Können bildete, sondern dass er auch die damit verbundene Einschränkung seiner Freiheit erleben sollte: „Der bouche lere und ir getwanc was siner sorgen 22 Vgl. GOTTFRIED von Straßburg: Tristan. Kommentar. Reclam: Stuttgart, 1995. S. 295 ff. RUH, Kurt: Höfische Epik des deutschen Mittelalters. Zweiter Teil: „Reinhart Fuchs“, „Lanzelet“, Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg. Berlin: Erich Schmidt, 1980. (Grundlagen der Germanistik; 25) 24 G. v. S.: V2063-2067 23 8 anevanc“25. Außerdem „was aber diu saelde undersniten mit werndem schaden, als ich ez las, wan er leider arbeitsaelic was.“26 Seine schon fast genial anmutende Fähigkeit mit 14 Jahren so viele Sprachen zu beherrschen und außerdem musisch und im Spiel derart herauszustechen, sollte ihm schon bald zum Verhängnis werden. Denn erst wegen seiner Fertigkeiten werden die Handelsleute auf ihn aufmerksam, die ihn sogleich entführen, was ihn schließlich an den Hof von König Marke, seinen Onkel, gelangen lässt. Dort findet der krönende Abschluss seiner Ausbildung statt: die Schwertleite. In aller Kürze von Gottfried geschildert, dient diese Szene lediglich dem Hinweis auf die nun von Tristan geforderten Tugenden: „wis diemüete und wis unbetrogen, wis warhaft und wis wolgezogen. […] wis milte unde getriuwe und iemer dar an niuwe!“27 Tristan ist nun offiziell Teil der höfischen Gesellschaft und wird sich schon bald in seinen ritterlichen Künsten im Kampf mit Morgan, der einst Tristans Vater Riwalin tötete, bewähren können. Durch den Tod von Morgan kann Tristan sein Heimatland Parmenie wiedergewinnen. Es werden noch weitere Kämpfe stattfinden – mit Morold, mit einem Drachen, mit dem Riesen Urgan. Interessant ist hierbei jedoch, dass diese Auseinandersetzungen nicht dem Ziel der „êre“Erwerbung für den Ritter Tristan dient, wie es noch im Artusroman in Form der „aventiure“ des Helden auftrat. Die Abenteuer fördern in erster Linie das Voranschreiten der Handlung, da sie meist darin bestehen, einen Feind zu beseitigen oder eine „Belohnung“ zu erlangen: Tristan tötet Morold und befreit damit das Reich von König Marke von einer Zinsherrschaft. Dabei trägt er eine Wunde davon, die er sich, als „Tantris“ getarnt, von der Königin und ihrer Tochter heilen lässt. Es kommt dadurch zur ersten Begegnung mit seiner zukünftig geliebten Isolde. Und schließlich ermöglicht der Tod des Drachen Tristan erst die Werbung um Isolde. Auf diese Kämpfe beschränkt sich Gottfried nun in der Schilderung der kämpferischen Fähigkeiten Tristans. Gottfried verleiht damit der ritterlichen Bewährung des Helden einen geringeren Stellenwert als der intellektuellen und ganz besonders der musikalischen Bildung. Isolde steht Tristans Fertigkeiten in nichts nach: Sie ist ebenfalls eine wunderschöne Erscheinung, eine hervorragende Musikerin und wurde in Lesen, Schreiben, Rhetorik, fremden Sprachen usw. unterrichtet und zwar von niemand Geringerem als dem „Tantris“. 25 Ebd.: V2085-2086 Ebd.: V2128-2130 27 Ebd.: V5029 ff 26 9 Es scheint sich darin ein literaturhistorischer Wandel anzudeuten: Ein „Übergang vom höfischen Roman, der Waffenruhm mit Minne verband, zum der Göttin Minne allein verpflichteten Schicksalsroman.“28 In Zusammenhang mit dieser außergewöhnlichen Ausbildung der Protagonisten seien zwei wichtige Begriffe erwähnt: Die der „êre“ und „triuwe“. Die Liebesbeziehung von Tristan und Isolde auf der einen Seite und die höfische Gesellschaft auf der anderen stehen in Gottfrieds Epos in einem besonderen Verhältnis. Durch seinen Stand als Ritter und als Adeliger hat sich Tristan diesem „Ehrenkodex“ der Ehre und Treue verschrieben.29 Bis zur Minnetrankszene hat sich Tristan in dieser Hinsicht auch nichts zu Schulden kommen lassen, er ist die Vervollkommnung des höfischen Ideals. Ohne dass sie es wissen kann, ahnt Isolde schon die adelige Herkunft des Spielmanns Tantris: „ein lip also gebaere, der so getugendet waere, der sollte guot und ere han“30. Sie kann dieses beurteilen, schließlich ist sie selbst adeliger Abstammung und steht dementsprechend in demselben verpflichtenden Verhältnis zum höfischen Kodex wie Tristan. Die Treue zu Marke wird es sein, die zu der verhängnisvollen Fahrt mit dem Schiff führt. Marke willigt auf Drängen der Landesherren und auch Tristans in eine Hochzeit ein und so begibt sich Tristan auf Brautwerbefahrt zu der wunderschönen und talentierten Isolde von Irland. 3.2 Die Minnetrankszene In dieser Szene offenbart sich das Schicksal der Hauptpersonen, denn dieser Trank zwingt Tristan und Isolde in eine Entscheidungssituation, die eigentlich schon vorbestimmt ist. Die Parallelen zur Vorgeschichte von Riwalin und Blanchefleur und die gleichwertige Einzigartigkeit der Hauptpersonen haben den Leser sensibilisiert für Kommendes.31 Gottfried von Straßburg hat eine vielsagende Veränderung in der Bedeutung des Liebestrankes vorgenommen: So eliminiert z. B. Thomas von Britannien die „symbolische, Liebe bewirkende Macht“ des Trankes, indem sich Tristan und Isolde schon vor der Einnahme lieben. 32 In Gottfrieds Epos hingegen werden sie sich erst in dieser Szene verlieben.33 28 KOLB, Herbert: „Ars venandi im ‚Tristan’. In: Medium aevum deutsch. Festschrift für Kurt Ruh zum 65. Geburtstag. Hrsg. von Dieter Huschenbett. Tübingen: 1979. 29 Vgl.: EHRISMANN, Otfrid: Ehre und Mut, Aventiure und Minne. Höfische Wortgeschichten aus dem Mittelalter. München: C.H. Beck, 1995. 30 G. v. S.: V10027-10029 31 Vgl.: RUH, Kurt: Höfische Epik. S. 236 32 Vgl.: GOTTFRIED von Straßburg: Kommentar. S. 345 33 Vgl.: RUH, Kurt: Höfische Epik. S. 236: Uneinig ist sich wohl nach wie vor die Forschung über diesen Punkt: Furstner, Schröder u.a. sehen die Liebe erst mit dem Minnetrank Einzug halten. Weber, Ranke, Mergell u.a. bedienen sich eines psychologischen Ansatzes, mit welchem sie eine zunehmende Verliebtheit von Tristan und Isolde zu entdecken meinen. 10 Die endgültige Vereinigung der Liebenden verläuft in mehreren Stadien34: 1. 11645 – 11706 (62 Verse): Tristan und Isolde trinken den Minnetrank Eine Unachtsamkeit von Brangäne befördert diesen „zufälligen“ Genuss des Trankes. Sie erkennt die diesem Umstand innewohnende Problematik: „ouwe Tristan unde Isot, diz tranc ist iuwer beider tot!“35 2. 11707 – 11874 (168 Verse): die Wirkung des Trankes auf beide, sodann auf jeden der beiden, abschließend wiederum auf beide Tristan versucht gegen die Liebe anzukämpfen, indem er sich auf seine Verpflichtungen als Ritter besinnt: „[…] er gedahte sa zehant der triuwen unde der eren unde wollte dannen keren: ‚nein’ dahter alez wider sich, ‚la stan, Tristan versinne dich, niemer genim es keine war.’“36 Auch Isolde geht es nicht anders: „diu versuohtez ouch genote, ir was diz leben ouch ande do si den lim erkande der gespenstegen minne und sach wol, daz ir sinne dar in versenket waren […].“37 Beide werden sich der Minne nicht erwehren können. Damit zeigt Gottfried laut Wapnewski auf, dass die „Herkunft und Stellung“ und wohl auch die Bildung der Protagonisten es nicht verhindern konnten, „daß die Elementargewalt Liebe sie packte und hinwegriß aus ihrer Welt.“38 Kurt Ruh meint hingegen hier lediglich eine Hervorhebung der Einzigartigkeit des Helden, für den „eine einzigartige Frau und eine einzigartige Liebe bestimmt“39 ist, zu entdecken. Letztlich erscheint es an diesem Punkt doch einzig wichtig, dass Gottfried von Straßburg die unabdingbare Gemeinsamkeit des Gefühlslebens durch den Trank betont: „si haeten beide ein herze: ir swaere was sin smerze, sin smerze was ir swaere; […].“40 3. 11875 – 12028 (154 Verse): das Geständnis der Minne 4. 12029 – 12182 (154 Verse): die Erfüllung der Minne Schon im Prolog legt Gottfried den Grundstein zu seiner Auffassung von wahrer Liebe und den „edelen herzen“, indem er Liebe und Leid in eine notwendige Wechselbeziehung stellt. Das Geständnis befreit die Liebenden zwar zunächst von einem Leid, nämlich dem der Unwissenheit von den Gefühlen des Anderen. Doch nun tritt der Schmerz um die nötige Heimlichkeit ihrer Beziehung hinzu, sie können sich nicht, aus Angst vor Entdeckung, der endgültigen Vereinigung hingeben. Deshalb offenbaren sie sich im Gespräch der Vertrauten Isoldes, Brangäne. Diese bringt die Problematik der neuen Situation auf den Punkt, indem sie den Liebenden die Entscheidung „Ehre oder Liebe“ überlässt: 34 Schema aus: RUH, Kurt: Höfische Epik. S. 233 G. v. S.: V11705-11706 36 Ebd.: V11742-11747 37 G. v. S.: V11790-11795 38 WAPNEWSKI, Peter: Tristan der Held Richard Wagners. Berlin: Berlin Verlag, 2001. S. 75 39 RUH, Kurt: Höfische Epik. S. 233 40 G. v. S.: V11727-11729 35 11 swes ir durch iuwere ere niht gerne wellet lazen; […] breitet irz iht mere, ez gat an iuwer ere: […] iuwer leben und iuwer tot diu sin in iuwer pflege ergeben: leitet tot unde leben, als iu ze muote geste.41 5. 12183 – 12430 (248 Verse): die sog. Bußpredigt der Minne. Liebe und Furcht der Liebenden Sie entscheiden sich für die „minne“, fürchten jedoch im gleichen Atemzug um ihre gesellschaftliche Reputation, „diu vorthe ir beider eren diu begunde ir herze seren; […]“42. 6. 12431 – 12506 (76 Verse): Brangänes Geständnis und Tristans Bejahung des Minnetrankes Brangänes Worte können Tristan in seiner Überzeugung, der wahren Liebe zugetan zu sein, nicht mehr abbringen. „ez hat mir sanfte vergeben. Ine weiz, wie jener werden sol: dirre tot der tout mir wol. […] so wollte ich gerne werben umb ein eweclichez sterben.“ Damit hat sich Tristan bewusst für „die schicksalhafte Gewalt […] als die ihr Leben (und Sterben) bestimmende höchste Macht“43 entschieden. Außerdem ist das „eweclichez sterben“ „Kennzeichen des bewussten Einstehens für das aus der Minne resultierende Leid, das durch das beständige Vorhandensein einer Antithetik gekennzeichnet ist und nicht, wie Brangäne meint, durch eine statische, weil einmalige Abfolge von Freude und Leid oder Minne (als nur Lust) und Tod.“44 Und so könnte das Fazit aus der Minnetrankszene lauten: „Der Dichter bedarf des Trankes, um die Dialektik von Zwang und Freiheit, damit aber auch das Problem von Ethik und Schuld aufzuweisen.“45 Der Trank enthebt die Liebenden nicht jeglicher, besonders nicht der moralischen, Verantwortung, wie es noch bei Vorgängern und Zeitgenossen der Fall war, sondern sieht sie vielmehr im Spannungsverhältnis von Liebe und Ehre in der höfischen Gesellschaft, in welchem sie Entscheidungen treffen müssen. 41 Ebd.: V12138 - 12153 G. v. S.: V12421-12422 43 WAPNEWSKI: Richard-Wagner-Handbuch. S. 41 44 BAUMGARTNER, Dolores: Studien zu Individuum und Mystik im Tristan Gottfried von Strassburg. Göppingen: Kümmerle, 1978. (Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Nr.259). S. 295 45 RUH, Kurt: Höfische Epik. S. 235 42 12 3.3 Die Minnegrotte Diese „minnenden hol“ stellt in Gottfrieds Minnekonzeption den Gipfel dar: Denn erst hier können Tristan und Isolde ihre Liebe ungestört und ohne Schranken genießen, sie führen ein „wunschlebene.“46 Gottfried verwendet in der Beschreibung der Grotte die Methode der Allegorie. So verbindet er die räumlichen Gegebenheiten der Grotte mit den jeweiligen Kennzeichen der Minne und erläutert deren Bedeutung, ähnlich zu der mittelalterlichen Bibelexegese, die jedoch auch auf nicht-biblische Gegenstände übertragen werden konnte.47 Beispiele für diesen „sensus allegoricus“48 sind: „diu sinewelle binnen, daz ist einvalte an minnen: einvalte zimet der minne wol, diu ane winkel wesen sol; […] diu wite deist der minnen craft, wan ir craft ist unendenhaft. […] Daz bette inmitten inne der cristallinen minne, daz was vil rehte ir namen benant. […] diu minne soll ouch cristallin, durchsihtic und durchluter sin.“49 Die allegorische Ausgestaltung der Grotte hat in der Forschung zu konträren Meinungen geführt: Mit weitreichender und langanhaltender Wirkung auf die weitere Forschung führte Friedrich Ranke50 in seiner Arbeit aus, dass „die Gestaltung und Ausdeutung der Minnegrotte nach dem Typus und Schema der tropologisch-mystischen Erklärung des Kirchengebäudes angelegt ist. Gottfrieds Liebesbegriff wird damit als eine in die Sphären religiöser Andacht emporgesteigerte Liebesverherrlichung verstanden, in der die Liebesgrotte als kirchlicher Tempel erscheint.“ 51 Dem setzt Herbert Kolb eine „literarische Erklärung“ entgegen, „Gottfried habe sich von der Tradition der französischen Minne-Allegorie beeinflussen lassen.“52 Dort existiert das sogenannte „maison d`amour“, welches parallel zum „minnen hus“53 interpretiert werden kann.54 Dennoch kann auch Kolb nicht über die Tatsache hinwegsehen, dass die allegorische Darstellungsweise seinen Ursprung in der der Theologie findet.55 Welche Theorie nun am ehesten überzeugt, soll und kann hier nicht verhandelt werden. Prämisse soll hier jedoch sein, dass „die Grotte als Ganzes“, wie Gottfried von Straßburg sie aufbaut und 46 G. v. S.: V16846; 16872 GOTTFRIED von Straßburg: Kommentar. S. 241 48 RUH, Kurt: Höfische Epik. S. 239 49 G. v. S.: V16931ff. 50 RANKE, Friedrich: Die Allegorie der Minnegrotte in Gottfrieds Tristan. Berlin: Dt. Verl. f. Politik u. Gesch., 1925. (Schriften d. Königsberger Gelehrten Gesellschaft, Geisteswiss. Kl., 2,2) 51 GOTTFRIED von Straßburg: Kommentar. S. 232 52 Ebd. S. 233 53 G. v. S.: V17029 54 GOTTFRIED von Straßburg: Kommentar. S. 233 55 KOLB, Herbert: Der minnen hûs. Zur Allegorie der Minnegrotte in Gottfrieds Tristan. In: Euphorion 56. Heidelberg: Winter, 1962. S. 242 ff. 47 13 erläutert, „ein Sinnbild der ganzen Minne“56 darstellt und die „Minne zum Absoluten erhoben“57 wird. Eine weitere Eigenart ihres Aufenthaltes besteht in dem sogenannten „Speisenwunder“58. Sie benötigen keine „irdische“ Nahrung, sondern „sie sahen beide ein ander an, da generten si sich van; […]“59 Ähnlich utopisch verfährt Gottfried in der Beschreibung der Natur: Es geschieht, dass „die belebte und befiederte Natur die herrlichste Gesellschaft, Artûses tavelrunden (16900), zu ersetzen vermag.“60 Zu guter Letzt verleiht Gottfried in dieser Szene dem Bildungsstand der Liebenden einen besonders hohen Stellenwert, da deren gleichwertige Ausbildung ebenso eine entrückte Weltenerfahrung ermöglicht. Sie erzählen sich gegenseitig Geschichten von unglücklich Verliebten (V17183-17199), sie musizieren und singen gemeinsam (V17200-17225) und vergnügen sich auf der Jagd (V17244-17274). In diesen Gemeinsamkeiten zeigt sich nicht nur „die Qualität und Intensität ihrer Beziehung“61, es ist vielmehr eine „Aufhebung der Individualität“ beim „Ineinandermusizieren“. Dieses kann als „Gleichnis der Liebeseinheit, der unio mystica aufgefasst werden […] und [Tristan und Isolde] können in der Tat als die wahrhaft edlen Minnenden betrachtet werden.“62 Warum sollten nun Tristan und Isolde dieses wundervolle, liebeserfüllte Leben aufgeben? Die Antwort steht bereits zu Beginn der Episode: „sin haeten umbe ein bezze leben niht eine bone gegeben wan eine umbe ir ere“63. Und tatsächlich appelliert König Marke mit seinem Versöhnungsangebot an ihre Ehre, sodass sie „durch got und durch ir ere“64 an den Hof zurückkehren. Denn es war „Ehre im Sinne gesellschaftlichen Ansehens, was ihnen in der Minnegrotte fehlte“65. 3.4 König Marke König Marke kommt in dieser Dreierkonstellation eine schon fast tragische Stellung zu: Ihm werden von Gottfried Attribute wie „Schwäche, Blindheit, Sinnengier und Schwanken“66 56 Ebd. S. 238 BUSCHINGER, Danielle: Studien. S. 65 58 RUH, Kurt: Höfische Epik. S. 237 59 G. v. S.: V16815-16816 60 RUH, Kurt: Höfische Epik. S. 237 61 Digitale Bibliothek: Deutsche Literatur im Mittelalter. Bd.88. München: dtv, 2002 62 BUSCHINGER, Danielle: Studien. S. 65 63 G. v. S.: V16875-16878 64 G. v. S.: V17698 65 RUH, Kurt: Höfische Epik. S. 243 66 WAPNEWSKI , Peter: Tristan. S. 93 57 14 zugeschrieben, die dem Bild eines idealen Herrschers entgegenstehen, und ist dazu noch unfähig die wahre Liebe, wie sie Tristan und Isolde erleben, zu erfahren. König Marke wird von Beginn an hintergangen und betrogen, zeigt jedoch keine eigenständige und vor allem dauerhafte Entscheidungskraft bezüglich des Umgangs mit den Liebenden. Immer schwankt er in seiner Beurteilung der Situation, lässt sich sogar von weit unter ihm stehenden Gestalten beeinflussen in seiner Entscheidung. Schließlich verweist er doch das Paar von seinem Hofe, doch als er Isolde in der Minnegrotte in einer sittengerechten Lage vorfindet und ihre Schönheit wiederentdeckt, will er seinen Anspruch auf seine Ehefrau erneut wahrnehmen, trotz des Wissens um Isoldes bestehende Liebe zu Tristan. Sowohl hier als auch in der Vertauschungsszene mit Brangäne bedeutet Liebe für Marke „Gelüst und Verlangen, reine Sinnlichkeit“67. Er wird schuldig gesprochen, da für ihn „wîp alse wîp“ ist und er Isolde nur „zur Freude“ benutzt, drastisch ausgedrückt ist sie „Gegenstand für ihn, eine Ware“68. In der Figur des König Marke hat Gottfried zwei kontroverse Punkte vereint: Einerseits eine Kritik der „Praxis der politischen Eheschließung“69, welche Marke den rein körperlichen Anspruch auf Isolde ermöglicht. Andererseits wird „ein König – als Ehemann – betrogen“, was „die von Gottes Willen bestimmte Ordnung der Welt verletzt“70. Letztlich verkörpert Marke in Bezug auf die Liebesthematik die negativen Eigenschaften, die ihn und auch andere von der Form von „minne“ entfernen, wie sie Tristan und Isolde sie erleben. 3.5 Ergebnis Die „minne“- Problematik in Gottfried von Straßburgs „Tristan und Isolde“ konnte hier nicht in seiner ganzen Fülle an Details ausgearbeitet werden, doch eine Schlussfolgerung findet sich auch in dieser exemplarischen Darstellung: Tristan und Isolde stehen für ein Ideal, sie sind eine Vervollkommnung der wahren Liebe wie sie Gottfried sie sich vorstellte. Nicht umsonst wendet sich Gottfried schon in seinem Prolog an die „edelen herzen“, die als einzige fähig seien von der „vröude“ abzusehen und die reine Liebe erfahren zu können, die immer mit Freud und Leid verbunden sei. Mit der Einnahme des Minnetrankes und der gegenseitigen Bejahung ihrer ehebrecherischen Liebe nimmt das Verhängnis, aber eben auch das Glück, seinen Lauf. Sie lieben sich heimlich, aber innig und bedingungslos und diese Bedingungslosigkeit führt zu List und Betrügereien 67 BUSCHINGER, Danielle: Studien. S. 64 Ebd. 69 Ebd. 70 WAPNEWSKI , Peter: Tristan. S. 94.: Peter Wapnewski weist darauf hin, dass der Umstand, dass Gott sich beim Ordal auf die Seite von Tristan und Isolde, also den Ehebrechern, stellt, noch nicht befriedigend interpretiert werden konnte. 68 15 gegenüber der Gesellschaft und insbesondere dem Ehemann Isoldes, König Marke. Letztlich finden sie in dem autarken und gesellschaftsentrückten Leben der Minnegrotte eine kurze Zeit des absoluten Glücks. Sie kehren zurück, denn „das Handeln des Paares hat seine Ehre in der Liebe, und diese Ehre steht gegen das gesellschaftliche, das soziale Ansehen, dem beide ebenfalls verpflichtet sind. Der Konflikt ist unlösbar.“71 Wie es sich in Tristans Worten vom „eweclichez sterben“ schon andeuten mag, wird dieser Konflikt die Liebenden in den Tod führen, der ihnen die endgültige Vereinigung ermöglichen kann. 4 19. Jahrhundert: Richard Wagner Die Oper „Tristan und Isolde“ von Richard Wagner kann im Zuge dieser Arbeit nicht in der ganzen Fülle ihrer Themen behandelt werden. Der Fokus soll hier auf den gravierendsten Änderungen des Stoffes, die Wagner gegenüber Gottfried vornahm, liegen. 4.1 Die Reduktion des Stoffes In formaler Hinsicht sind die Änderungen offensichtlich: Gottfrieds Versroman findet sich auf das Format eines Dramas komprimiert wieder. Komprimiert ist auch der Inhalt, denn Wagner hat aus den 16 Teilen des Gottfriedschen Textes ein dreiaktiges Drama konzipiert, in welchem die Vorgeschichte bis zur Brautwerbefahrt nur in Rückblenden vorkommt. Inhaltlich hat Wagner noch wesentlich tiefer gehende Änderungen vorgenommen: 4.1.1 Die Trankszene auf dem Schiff (1. Aufzug) Die Voraussetzungen, unter denen Tristan und Isolde die Fahrt mit dem Schiff antreten, sind äußerlich ähnlich zu Gottfried: Tristan begibt sich auf Reise um Isolde als Braut für Marke zu gewinnen. Innerlich hat sich jedoch etwas begeben, dass Wagner vollkommen neu formulierte: Tristan und Isolde lieben sich, zwar noch unwissentlich, aber schon seit dem Zeitpunkt, als sich beim Tötungsversuch durch Isolde ihre Blicke trafen. Außerdem dient der Trank hier nicht mehr der Evozierung der Liebe aus einer zufälligen Situation heraus, sondern bekommt sogar die vermeintliche Funktion eines Todestrankes zugeschrieben. Dass es jedoch der von der Mutter gebraute Liebestrank sein wird, den Tristan und Isolde zu sich nehmen, ist einer bewussten Handlung der Zofe Brangäne zuzuschreiben. 71 WAPNEWSKI: Richard-Wagner-Handbuch. S. 42 16 Der Suizidgedanke basiert auf der „von vornherein im Bewusstsein der Personen angelegten Dualität zwischen Gesellschaftsansprüchen und Leidenschaft“72. „Ungeminnt / den hehrsten Mann / stets mir nah zu sehen, - / wie könnt` ich die Qual bestehen!“ bedeutet nämlich für Isolde, dass sie Tristans Zurückhaltung nicht ertragen kann und ein gemeinsames Leben nicht möglich scheint. Auch Tristan ist zunächst noch seinen „Werten von Ehre und Ruhm verhaftet und hatte […] noch nicht den wahren, höchsten Wert, die Liebe, erkannt.“73 Dies konstatiert sich in folgenden Worten: „Tristans Ehre - / höchste Treu`: / Tristans Elend - / kühnster Trotz. / Trug des Herzens; / Traum der Ahnung: / ew`ger Trauer / einz`ger Trost, / Vergessens güt`ger Trank! Dich trink` ich sonder Wank.“ Bestand bei den Gottfriedschen Figuren noch ein Wunsch nach Anerkennung durch die Gesellschaft, ist Wagners Werk eine totale Loslösung von dem Konflikt mit der Gesellschaft immanent. Epochale Einflüsse sind hier zu erkennen: Das Bürgertum wird zunehmend vom Staat infiltriert, was zu Einschränkungen im privaten Lebensraum führt und wiederum in Konsequenz den Drang nach Individualität und Entfaltungsmöglichkeiten befördert.74 Hinzu kommt Wagners Beschäftigung mit Arthur Schopenhauers romantischer Philosophie, welche Weltverneinung, Aufgabe der Individualität und eine Absage an den Weltwillen postuliert.75 Diese Einwebung der Philosophie Schopenhauers wird im zweiten Aufzug im endgültigen Beschluss zum gemeinsamen Tod seinen Höhepunkt finden. 4.1.2 Gartenszene (2. Aufzug) Diese Szene ist den Liebenden und ihrer intimen Vereinigung gewidmet. Wagner hat die Baumgarten- und die Minnegrottenszene und alle heimlichen Begegnungen der Liebenden des mittelalterlichen Textes komprimiert und in der Form eines mittelalterlichen Tagelieds76 vereint. Wichtig erscheint hier u. a. das Motiv der Fackel, welche als äußeres Zeichen für Tristan zur sicheren Begegnung mit Isolde dient. Doch der Fackel und ihrem Licht kommt eine noch tiefgründigere Bedeutung zu – sie steht für den Tag: „Dem Tag! Dem Tag / Dem tückischen Tage, / dem härtesten Feinde / Haß und Klage! / Wie du das Licht, / o könnt` ich die Leuchte, / der Liebe Leiden zu rächen, / dem frechen Tage verlöschen!“ Der Tag symbolisiert die Bedrohung durch die Gesellschaft77, die Nacht hingegen ist „heilig“, die Zeit, „wo ur-ewig, / einzig wahr / Liebes-Wonne ihm lacht.“ 72 ROSENBAND, Doris: Das Liebesmotiv in Gottfrieds „Tristan“ und Wagners „Tristan und Isolde“. Göppingen: Kümmerle, 1973. S. 34. (Göppinger Arbeiten zur Germanistik; 94) 73 WAPNEWSKI: Richard-Wagner-Handbuch. S. 43 74 Vgl. GRILL, Dorothee: Tristan-Dramen. S. 42 75 Vgl. MAYER, Hans. Richard Wagner. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Hamburg: Rowohlt, 1959. 76 Vgl. WAPNEWSKI: Richard-Wagner-Handbuch. S. 44 77 Vgl. GIER, Albert: Das Libretto. S. 168 17 Kohärent mit der Sehnsucht nach der Nacht ist die Sehnsucht nach dem Tod, denn erst im Verlassen dieser Welt, in der Dunkelheit, können Tristan und Isolde „höchste Liebes-Lust“ erleben. Das begründet sich „in der romantischen Auffassung“ von Liebe, denn dort „wird ja die Einheit von Liebeserfüllung und Tod postuliert“78, wie es sich nicht nur bei Schopenhauer sondern auch bei Novalis („Hymnen an die Nacht“) finden lässt. Im Gegensatz zu Gottfried, der die „Problematik des Liebesverhältnisses […] niemals aus dem öffentlichen Geschehen entfernt“79, sublimiert Wagner die Abgeschiedenheit des Gartens und die Form des Tageliedes zu dem, „was im Epos die Allegorie der Minnegrotte leistet: Die Überhöhung und Verklärung“80 des Liebesglücks. Zu dieser Verklärung gehören auch folgende Worte, die Tristan nach ihrer Entdeckung mit einem „mitleidigen“ Blick an König Marke richtet: „O König, das - / kann ich dir nicht sagen; / und was du frägst, / das kannst du nie erfahren.“ Denn hiermit schließt Tristan Marke aus dem Kreis der wahrhaft Liebenden aus, da dieser solch eine Liebe „nie erfahren“ könne, da sie, transzendent, in eine „andere“ Welt gehöre.81 4.1.3 Auf der Burg (3. Aufzug) Von diesem Akt an muss Wagner auf die Fortsetzung von Freiberg zurückgegriffen haben, denn Gottfrieds Werk endet mit der Episode von Isolde Weißhand. Doch führt man den Gedanken des mittelalterlichen Tristans vom „eweclichez sterben“ konsequent aus, kann man ein ähnlich dramatisches Ende der Liebenden auch in der Gottfriedschen Sage imaginieren. Die Todessehnsucht Tristans zieht sich als Leitmotiv durch alle drei Akte: Er erkennt und nimmt wie selbstverständlich die todbringende Wirkung des Trankes auf sich, im zweiten Aufzug verletzt er sich selbst, ohne vorherigen Kampf, mit dem Schwert von Melot und zu guter Letzt entfernt er bewusst den Verband von seiner Wunde.82 Mit ihren Worten im zweiten Akt vermitteln die Liebenden auch gemeinsam ihren innigsten Wunsch: „So starben wir / um ungetrennt, / ewig einig / ohne End` / ohne Bangen, / namenlos / in Lieb` umfangen, / ganz uns selbst gegeben / der Liebe nur zu leben.“ Nur konsequent erscheint somit der kollektive Liebestod, der eine „metaphysische Wesenseinheit, die einfließt jenseits alles Verstandesbewusstseins, in die Dynamik der schaffenden Gewalt des Alls“83 darstellt. 78 GEERDTS, Hans Jürgen: Thomas Manns „Tristan“ in der literarischen Tradition. In: Wenzel, Georg (Hrsg.): Betrachtungen und Überblicke. Zum Werk Thomas Manns. Berlin(Ost)/Weimar, 1966. S. 198 79 Ebd. S. 199 80 WAPNEWSKI: Richard-Wagner-Handbuch. S. 44 81 WAPNEWSKI, Peter: Richard-Wagner-Handbuch. S. 46 82 Vgl. RICHARD WAGNER: Tristan und Isolde. Textbuch m. Varianten der Partitur. Hrsg. von Egon Voss. Stuttgart: Reclam 2003. S. 120 83 BERTRAM, Johannes: Mythos, Symbol, Idee in Richard Wagners Musik-Dramen. Hamburg: Kulturverlag, 1957. S. 247 18 Würde an diesem Punkt nur der Schopenhaueresche Einfluss geltend gemacht, wäre die Sicht auf Wagners Werk sehr einseitig: Zwar ist unbestritten, dass das gemeinsame Begehren der Liebenden nach „Erlösung von den Grenzen des Ichs“84, was zwangsläufig den Tod nach sich zieht, auf Schopenhauer zurückzuführen ist, doch kann ebenfalls Platons Liebesphilosophie in Grundzügen wiedererkannt werden. Nach Platon ist nämlich das „unbezwingbare Zueinanderstreben“ des Paares die „Erinnerung an ihre Urzusammengehörigkeit, die die Seele vor ihrer Geburt geschaut, danach jedoch, im Leben selbst, wieder vergessen hat.“85 4.2 Ergebnis Wagners Oper „Tristan und Isolde“ ist beherrscht von den Begriffen der „Liebe, Liebesnot, Liebesqual, Liebestrieb, Liebestod.“86 Seine Vorstellung von Liebe muss in Zusammenhang mit biografischen Umständen und der Epoche gesehen werden, denn im 19. Jahrhundert konnte man sich wohl kaum der Einflüsse der Romantik und ihrer großartigen Denker erwehren. So hebt Wagner den bei Gottfried vorherrschenden Gegensatz zwischen Natur- und Sittenrecht auf und versucht den „Heilsweg zur vollkommenen Beruhigung des Willens durch die Liebe, und zwar nicht in seiner abstrakten Menschenliebe, sondern der wirklich, aus dem Grunde der Geschlechtsliebe […] nachzuweisen.“87 Der Konflikt mit der Gesellschaft, wie er bei Gottfried noch im Spannungsverhältnis Liebe – Ehre auftrat, besteht bei den Wagnerschen Charakteren nicht mehr. Sie „definieren“ sich „einzig über ihre wechselseitige Liebe.“88 Im mittelalterlichen Epos setzen sich die Liebenden immer wieder mit ihrer „Schmach“ bzw. ihrer „Ehre“ und „Treue“ gegenüber der Gesellschaft, insbesondere gegenüber Marke, auseinander. Dem König kam bei Gottfried insofern eine aktive Rolle zu, als dass er ein Gegenpart zu Tristans und Isoldes „minne“ der „edelen herzen“ repräsentierte und in den schicksalhaften Verlauf der Geschichte mit eingebunden war. Wagner hingegen spart ihn als aktive Gestalt vollkommen aus, so wie die übrigen Mitglieder der Gesellschaft. Ihnen allen kommt eine Statistenrolle zu, die die Entwicklung der Handlung nur indirekt mitbestimmen – ausgenommen natürlich Brangäne, welche nicht nur den Tausch der Getränke vornimmt, sondern schließlich Marke von diesem Vorgang erzählen wird. Die „Handlung“ im dramatischen Sinne findet jedoch bei Wagner im Inneren der Charaktere statt, 84 URMONEIT, Sebastian: Die Tragödie einer unmöglichen Liebe. In: WAGNER: Tristan und Isolde. Handlung in drei Aufzügen. Ein Opernführer. Hrsg. von der Staatsoper Unter den Linden Berlin. Frankfurt/M; Leipzig: Insel, 2000. S. 56 85 Ebd. S. 55 86 WAPNEWSKI, Peter: Der traurige Gott. Richard Wagner in seinen Helden. München: dtv, 1982. S. 45, 46 87 Wagner Brief: Venedig, 1. Dezember 1858 (an Mathilde Wesendonck) 88 GIER, Albert: Das Libretto. S. 168. 19 ihre „Seelenzustände spiegeln den Zustand der Außenwelt“ und „diese Verlagerung der Welt ins Innere der Subjekte eröffnet die Möglichkeit, alles, was Welt bedeutet und was sie zu bieten hat, durch das Subjekt zu transzendieren.“89 Carl Dahlhaus sieht außerdem die Intention Wagners, „daß im Tristan das innere Drama, auf das es ankommt, aus der Verkrustung durch das äußere, durch das Gedränge der Ereignisse, befreit“90 werde. Zu guter Letzt soll an dieser Stelle Wagner selbst zu Wort kommen: „Da ich nun aber doch im Leben nie das eigentliche Glück der Liebe genossen habe, so will ich diesem schönsten aller Träume noch ein Denkmal setzen, in dem vom Anfang bis zum Ende diese Liebe sich einmal so recht sättigen soll: Ich habe im Kopf einen Tristan und Isolde entworfen, die einfachste, aber vollblutigste musikalische Konzeption; mit der „schwarzen Flagge“, die am Ende weht, will ich mich dann zudecken, um – zu sterben.“91 . 5 20. Jahrhundert: Thomas Mann Wie fügt sich nun Thomas Manns Novelle „Tristan“ in die literarische Rezeption des Gottfriedschen Epos ein? Nachweislich war ihm der mittelalterliche Text zur Entstehungszeit der Erzählung nicht bekannt92, demnach muss Thomas Mann eine andere Form der Rezeption erlebt haben. Im 19. Jahrhundert ist die „Sage von Tristan und Isolde […] noch mehr als bisher zum Bestandteil des allgemeinen literarischen Kulturgutes geworden.“93 Richard Wagner ließ den Mythos um das tragische Liebespaar noch in der mittelalterlichen Welt seiner Oper wiederauferstehen, Thomas Mann hingegen konnte „seine Hauptcharaktere in die Gegenwart transponieren“, sodass „der Titel [seiner Novelle] symbolhaft ausreicht die Assoziation zu Wagner und Gottfried herzustellen.“94 Besagte Assoziationen sollen nun in Zusammenfassung der einzelnen Kapitel, mit Herausstellung des 8. Kapitels, erläutert werden. 5.1 Kapitel 1-7 Wie es Herbert Lehnert in seinem Aufsatz 95 erläutert hat, können die Kapitel 1 bis 5 als eine „Exposition“ angesehen werden, die durch Vorstellung der Charaktere die ab dem 6. Kapitel 89 BERMBACH, Udo: Tagsgespenster, Morgenträume. Reflexionen zu „Tristan und Isolde“. In: WAGNER: Tristan und Isolde. Handlung in drei Aufzügen. Ein Opernführer. Hrsg. von der Staatsoper Unter den Linden Berlin. Frankfurt/M; Leipzig: Insel, 2000. S. 89 90 DALHAUS, Carl (Hrsg.): Richard Wagners Musikdramen. Velber : Friedrich, 1971. S. 55. 91 Wagner Brief: Zürich, um den 16. Dezember 1854 (an Franz Liszt) 92 Vgl. MENDELSSOHN, Peter de:Nachbemerkungen. S. 79 93 GRILL, Dorothee: Tristan-Dramen. S. 29 94 Ebd. 95 Vgl. LEHNERT, Herbert: „Tristan“, „Tonio Kröger“ und „Der Tod in Venedig“. Ein Strukturvergleich. In: Orbis Litterarum 24, 1969, S. 271-304 20 beginnende Handlung vorbereiten. Nach vorsichtiger Kontaktaufnahme beginnen nun nämlich Gabriele Klöterjahn und Detlev Spinell eine Beziehung aufzubauen, eine Annäherung, die aufgrund ihrer doch sehr unterschiedlichen Charaktere als nicht selbstverständlich erscheint. Über Spinell sagt Thomas Mann: Er ist „entschieden eine komische Figur, was nicht besagt, daß der Autor ihn durchaus als verächtlich hinstellen will. Er ist ein Ästhet, der im Zusammenstoß mit einem Mann der praktischen Realität eine klägliche Rolle spielt, aber gegen den ordinären Klöterjahn vertritt er mit seinem skurrilen Schönheitssinn doch schließlich das höhere Prinzip.“96 Gabriele Klöterjahn - krank, schwach, weich, gleichzeitig aber schön, graziös, unirdisch umgeben nach ihrer Bekanntschaft mit Spinell zwei konträre Lebensauffassungen und – weisen. Das Bürgerliche, „Ordinäre“, äußert sich in Form ihres Ehemanns und ihrem außerordentlich vitalen Sohn Anton. Den Gegenpol stellt Spinell ganz allein dar, der „einzelgängerisch sein Leben der Schönheit geweiht“97 hat und sogar von anderen Patienten als „verwester Säugling“ bezeichnet wird. Gabrieles Zuneigung zu dem Schriftsteller Spinell scheint zunächst rein höflicher und neugieriger Natur zu sein. Spinell hingegen „verehrt“ Gabriele auf fast „dekadente“ Weise: Sie „bietet ihm nur die figurale Vorstellung eines Mythos; sie ist also „Rollenträgerin“, die formale Repräsentantin einer Abstraktion“98. Das äußert sich z. B. in seiner Abneigung gegenüber ihrem Nachnamen, den er als „komisch und zum Verzweifeln unschön“ bezeichnet. Außerdem verklärt er beharrlich die sogenannte „Springbrunnenszene“, in welcher Gabriele Eckhof eine „kleine goldene Krone, ganz unscheinbar aber bedeutungsvoll“ trug. Schließlich beginnt Gabriele sich zunehmend, abseits des Einflusses von ihrem Ehemann, der Ästhetisierung der Welt und ihrer Person seitens Spinells zu öffnen. 5.2 Kapitel 8- 12 Im 8. Kapitel vollzieht sich nun auf inhaltlicher Ebene die „eigentliche Verführung [Gabrieles] in die ästhetische Welt [Spinells]“99, auf formaler Ebene hingegen lassen sich derart viele intertextuelle Bezüge zu Wagner nachweisen, die aufgrund ihrer Fülle in dieser Arbeit nicht vollständig erwähnt werden können.100 96 T.M. an Norbert Jobst: Erlenbach, 24.3. 1953. WAPNEWSKI, Peter: Tristan. S. 179 98 GEERDTS, Hans Jürgen: „Tristan“. S. 193 99 LEHNERT, Herbert: „Tristan“. S. 283 100 Sehr ausführlich, anschaulich und überzeugend führt Frank W. YOUNG die Parallelen zw. Wagner und Mann auf. Die schematischen, tabellarischen Vergleiche der treffenden Passagen sind eine sehr nützliche Interpretationshilfe. 97 21 Alle Einwohner des Sanatoriums sind zu einer Schlittenpartie aufgebrochen, einzig Gabriele, ihre ständige Begleiterin Frau Spatz und Spinell entziehen sich diesem Ausflug. Im Konversationszimmer treffen diese Drei nun aufeinander. Schon diesem äußerlichen Rahmen sind einige Parallelen zu Wagners Oper immanent: Die Schlittenpartie „has been compared to the hastily arranged nocturnal hunting expedition which sets the events of the second act in motion.“101 Gabriele und Rätin Spatz „are, as were Isolde and Brangäne at the corresponding point, spiritually worlds apart.“102 Das Zimmer repräsentiert in gewisser Form durch seine Abgeschiedenheit und das dortige Geschehen das wagnersche Liebesidyll in der Gartenszene. Wie auch dort Brangäne, wird sich Rätin Spatz zu einem gewissen Zeitpunkt zurückziehen und die Musizierende und den „Musiklehrer“ allein lassen. Als Spinell nach Gabrieles Vortrag mehrerer Nocturne von Chopin plötzlich die Partitur von „Tristan und Isolde“ entdeckt, wird er „ganz bleich, ließ das Buch sinken und sah sie mit zitternden Lippen an.“ Analogien zu Wagners dramatischen Anweisungen zur Liebestrankszene sind präsent, was sich schon zuvor u. a. in Spinells „Durst“ nach Musik andeutet. Als Gabriele mit dem zweiten Aufzug der Oper, dem Liebesduett beginnt, - sie sind inzwischen unter sich - verwendet Thomas Manns verstärkt textgetreue Zitate, er lässt den Erzähler „zwischen Wagners Text und einer enthusiastisch überhöhten Prosa“ spielen, dieser „fasst in Worte, was in Spinell und Gabriele vorgeht.“103 Eine Differenzierung zwischen der Oper und der Novelle, zwischen Gabriele-Spinell oder Tristan-Isolde, ist im Klavierspiel von Gabriele nahezu aufgehoben.104 Am Punkt der berühmten Passage „Du Isolde, Tristan ich, nicht mehr Tristan, nicht mehr Isolde“ werden Gabriele und Spinell ebenso wie Tristan und Isolde in ihrer trauten Zweisamkeit durch Eindringen der Hofgesellschaft, hier verkörpert durch die Pastorin Höhlenrauch, gestört. Anders als Tristan und Isolde kommen sich Gabriele und Spinell in dieser Situation keineswegs körperlich näher, sie verbindet einzig eine „ästhetische Liebesvereinigung im Medium der Musik.“105 Dem Handlungsverlauf entsprechend spielt Gabriele nach der kurzen, „erschreckenden“ Störung durch Frau Höhlenrauch „den Schluss des Ganzen, spielte Isoldens Liebestod“. Dass diese „Vereinigung“ keinen positiven Ausgang für Gabriele haben wird, die sich gegen ärztlichen Rat dieser aufrührenden Musik vollkommen hingegeben hat, deutet sich zwar bereits im anschließenden Kapitel an, aber nach der komisch anmutenden Auseinandersetzung zwischen 101 YOUNG, Frank W.: Montage and Motif in Thomas Mann`s “Tristan”. Bonn: Bouvier, 1975. (Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; Bd.183). S. 30 102 Ebd. 103 LEHNERT, Herbert: „Tristan“. S. 283 104 Vgl. NORTHCODE-BADE, James: Die Wagner-Mythen im Frühwerk Thomas Manns. Bonn: Bouvier, 1975. (Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; Bd.167). S. 49 105 LEHNERT, Herbert: „Tristan“. S. 283 22 Herrn Klöterjahn und Spinell ändert sich Frau Klöterjahns Situation radikal. Denn „sie saß ganz ruhig im Bette und summte ein Stückchen Musik vor sich hin, und da kam es, lieber Gott, so übermäßig viel [Blut]…“. Ihr Tod steht demnach kurz bevor. In der Reaktion Spinells auf Gabrieles Tod zeigt sich besonders deutlich die parodistische Umformung von Wagners Oper und insbesondere die damit verbundene Intention Manns, den „Konflikt des Künstlers mit der Gesellschaft“106 aufzeigen zu wollen. Denn Spinell zeigt keine emotionale Regung über das Ableben seiner „Angebeteten“, die „schon in der ersten leidenschaftlichen Expression zum Tode verurteilt wird.“107 Stattdessen verunsichert ihn vielmehr die Begegnung mit dem vor Vitalität strotzenden Sohn Gabrieles, in welchem sich „sein Ästhetizismus […] verletzt wähnt.“108 Ebenso steht Gabrieles Tod nicht im Sinne von Wagners Liebestod: Es ist „einer in Isolde, ist ein Tod in Kunst.“109 5.3 Wagners musikalische Konzeption bei Mann In der Beschäftigung mit Thomas Mann Novelle erscheint es schier unmöglich, sich nicht, zumindest umreißend, mit Manns Verhältnis zu Wagners Musik und dem daraus resultierenden Einfluss auf sein literarisches Gestalten auseinanderzusetzen. Schon in den „Buddenbrooks“ spielt die Musik Wagners und insbesondere „Tristan und Isolde“ eine gewichtige Rolle. Doch „Tristan ist der erste große Versuch, Wagnersche Musik mit Worten zu vergegenwärtigen“110 und steht dadurch singulär im Schaffen von Thomas Mann. Ungewöhnlich ist auch die Mann auszeichnende Ambivalenz in seiner Beziehung zu Wagner: Einmal vertritt er eine an „Sucht grenzende[...] Begeisterung“, dann wieder „die der schieren Antipathie.“111 Mal ordnet sich Thomas Mann in die Reihe der „Wagnerianer“ ein, dann geht er genau dagegen vor. Deshalb wird seine Novelle auch als „Satire“, die sich „mitnichten gegen das Werk WAGNERs, sondern gegen die WAGNER-Schwärmerei und gegen die wagnerisierenden Ästheten“112 vorgeht, interpretiert. Schließlich soll noch das Stichwort des „Leitmotivs“ genannt werden. Es basiert auf der Kunst Wagners, „der Handlung auf der Bühne das enthüllende Motiv aus dem Orchester“ 113 entgegenzuhalten und findet sich literarisch umgesetzt in dem „blauen Äderchen“ von Gabriele, in der ständigen Verwendung von dem Wort „schön“ und nicht zuletzt in dem „Stückchen 106 WAPNEWSKI, Peter: Tristan. S. 181 GEERDTS, Hans Jürgen: „Tristan“. S. 194 108 Ebd. 109 WAPNEWSKI, Peter: Tristan. S. 182 110 KOOPMANN, Helmut (Hrsg): Thomas-Mann-Handbuch. S. 559 111 KOOPMANN, Helmut: Thomas-Mann-Handbuch. S. 329 112 KOOPMANN, Helmut: Thomas-Mann-Handbuch. S. 559 113 GREGOR-DELLIN, Martin: „Tristan“ – Faszination für einen Dichter. In: WAGNER, Wieland (Hrsg.): Hundert Jahre Tristan. Neunzehn Essays. Emsdetten: Lechte, 1965, 107 23 Musik“, welches Gabriele kurz vor ihrem Blutsturz und Spinell vor der Begegnung mit Anton summt. In seinem fulminanten Essay „Leiden und Größen Richard Wagners“ artikuliert Mann sein Verhältnis zu Richard Wagner im Detail: „Die Passion für Wagners zaubervolles Werk begleitet mein Leben, seit ich seiner zuerst gewahr wurde und es mit zu erobern, es mit Erkenntnis zu durchdringen begann. Was ich ihm als Genießender und Lernender verdanke, kann ich nie vergessen, nie die Stunden tiefen, einsamen Glückes inmitten der Theatermenge, Stunden voll von Schauern und Wonnen der Nerven und des Intellekts, von Einblicken in rührende und große Bedeutsamkeiten, wie eben nur diese Kunst sie gewährt.“114 5.4 Ergebnis Thomas Manns Novelle konnte in dieser Arbeit kaum gerecht werden, aber einige Punkte konnten geklärt werden: Mann steht nicht mehr in der literarischen Rezeption des Epos von Gottfried, er erfährt vielmehr eine neue Sichtweise auf das Mittelalter und ihre Mythen. Einige Forscher erzwingen unverständlicherweise trotzdem eine Assoziation zu Gottfried von Straßburg. Sicherlich ist Manns „Beschreibung der Tristan-Musik […] nicht die Konfession einer unio mystica erotica in der Auffassung Gottfrieds von Straßburg“115, genauso wenig sollte aber die These aufgestellt werden, die Mann in direkte Verbindung mit Gottfried bringt, dass Thomas Mann „als realistisch orientierter Künstler“ den „humanistischen Kern der Aussage Gottfrieds“ herausarbeitet und damit „die Unterdrückung der Frau in der bürgerlichen Klassengesellschaft enthüllt.“116 Omnipräsent ist hingegen Richard Wagners „Tristan und Isolde“, welches für Mann die Projektionsfläche für seine Kritik an der Dekadenz und für den Konflikt des Künstlers mit der Gesellschaft darstellte. Dafür verwendet er in Vollendung sein „Welterkenntnis-Mittel“117, die Ironie, und auch das wagnersche Leitmotiv. Zum Schluss gebührt Thomas Mann noch einmal das Wort: „Es war die Zeit der Maienblüte meiner Begeisterung für das 'Opus metaphysicum', und ich habe mich da wohl wirklich etwas gehen lassen. Aber Musikbeschreibung war immer meine Schwäche (und Stärke?).“118 114 MANN, Thomas: Leiden und Größen Richard Wagners. S. 373 (MANN, Thomas: Gesammelte Werke in zwölf Bänden. Reden und Aufsätze. Bd.4. Oldenburg: Fischer, 1960) 115 GEERDTS, Hans Jürgen: Tristan. S. 201 116 Ebd. S.206 117 WAPNEWSKI, Peter: Tristan. S. 174 118 An Friedrich H. Weber. Erlenbach, 24.3.1953 24 6 Schlussbetrachtung Die Auseinandersetzung mit diesen drei Werken hat eines deutlich gemacht: Die Begeisterung für den Mythos um „Tristan und Isolde“ ist über die Jahrhunderte hinweg nicht geschwunden. Gottfried von Straßburg hat mit seinem Epos die nachfolgende Rezeption maßgeblich beeinflusst, auch wenn ihm die gebührende Aufmerksamkeit erst später zukam. Dennoch hat sich gezeigt, welche provokative Aussage er in seiner Auffassung von Liebe im Kontrast zur damaligen Gesellschaft vertreten hat und wie er dadurch erst zur Vorlage für Richard Wagners Oper werden konnte. Schließlich hätte sich dieser auch für eine andere Version, wie z. B. der Eilhartschen Fassung, zuwenden können. Doch offensichtlich faszinierte Wagner die in Gottfrieds Werk ausgedrückte Unabdingbarkeit der Liebe zwischen Tristan und Isolde, sodass er sich bei seiner Rezeption auf diese Thematik beschränkte und auf seine Weise interpretierte. Wagners Interpretation erhebt Tristan und Isolde zu einem Beispiel für die Freiheit des Individuums, Freiheit zur schrankenlosen Liebe, die sich den Beschränkungen durch die Gesellschaft nicht stellen kann und will. Es könnte sich nun die Frage stellen, warum eine Novelle des 20. Jahrhunderts, die sich inhaltlich einzig auf die Oper von Wagner bezieht, in diese Analyse Eingang gefunden hat: Thomas Mann war zur Entstehungszeit der Novelle in Empathie und Sympathie zu Wagner entbrannt, entwickelte dennoch ein eigenständiges Substrat aus dem Mythos um „Tristan und Isolde“ . Thomas Mann steht damit als Exempel für eine neuartige Rezeptionsweise, die sich dem Mittelalter nicht mehr in verherrlichender Weise wie die Romantik zuwendet, sondern das Kulturgut aus dieser Epoche zum produktiven Umgang mit der jeweiligen Zeitthematik nutzt. Mann übernahm den Grundkonflikt, der aus einer unmöglichen Beziehung zwischen zwei Personen besteht, die wiederum im Kontrast zur Umwelt stehen, und adaptierte diesen in die Gegenwart. Bei der Analyse der Novelle ist eine Unterscheidung in Kategorien wie „Liebe“, „Bildung“ und ähnliches nicht mehr möglich. Stattdessen muss der Mythos um Tristan und Isolde durch seinen kritischen Gehalt als geeignete Projektionsfläche für neuzeitliche Vorstellungen angesehen werden und daraufhin kann eine Interpretation erfolgen. Zuletzt soll Richard Wagner noch einmal das Wort gebühren, dessen Werk eine weitreichende Wirkung auf die weitere, aber auch auf die zurückliegende, Analyse der Rezeptionsgeschichte 25 gehabt hat. So wie es auch Mann vielleicht persönlich erfahren, auf jeden Fall literarisch umgesetzt hat, sollen folgende Zeilen als Prämisse jeglicher Rezeption diese Arbeit abschließen: „Du Isolde, Tristan ich, nicht mehr Tristan, nicht Isolde; ohne Nennen ohne Trennen, neu Erkennen, neu Entbrennen; endlos ewig ein-bewußt: heiß erglühter Brust höchste Liebes-Lust!“ 26 7 Literaturverzeichnis Primärliteratur: GOTTFRIED VON STRASSBURG: Tristan und Isolde. Originaltext (nach F. Ranke) mit e. Versübersetzung u. e. Einl. von Wolfgang Spiewok. Amiens: Université de Picardie, 1991. (Wodan. Recherches en littérature médiévale. Vol.9; Texte des Mittelalters. Serie1, Bd.2) RICHARD WAGNER: Tristan und Isolde. Textbuch m. Varianten der Partitur. Hrsg. von Egon Voss. Stuttgart: Reclam 2003. Sekundärliteratur: BAUMGARTNER, Dolores: Studien zu Individuum und Mystik im Tristan Gottfried von Strassburg. Göppingen: Kümmerle, 1978. (Göppinger Arbeiten zur Germanistik. 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