Jahresbericht 2003

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Jahresbericht 2003
GRUNER + JAHR AG & Co KG
I
WWW.GUJ.DE
JAHRESBERICHT 2003
INNOVATION
JAHRESBERICHT 2003
TITEL
Auf der Suche nach dem Neuen: Fotoshooting der polnischen GLAMOUR-Redaktion
(s. ausführlichen Bericht S. 30)
04 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
10
INHALT
30
36
I
GRUNER + JAHR 05
66
INHALT
06 VORWORT
Dr. Bernd Kundrun: Gruner + Jahr wird mit Innovationen
weiterwachsen
10 EIN NEUER LOTSE
Wie Neon die Lebenswelten der jungen Communities
ausleuchtet
16 FRANZÖSISCHE REVOLUTION
Wie TÉLÉ 2 SEMAINES zur erfolgreichsten Neueinführung Europas wurde
20 EXPEDITION INS NEULAND
Wie Gruner + Jahr in Russland arbeitet
24 „VERTRAU DIR SELBST”
BRIGITTE-Chefredakteur Andreas Lebert erklärt im
Interview das Erfolgsgeheimnis der Marke BRIGITTE
28 MELTING POT KINDERZIMMER
Wie das US-Magazin PARENTS die spanischsprachige
Community erobert
30 SCHÖNHEIT VON INNEN
Wie GLAMOUR in Polen ein neues Selbstbewusstsein
für Frauen definiert
36 I SHOP, THEREFORE I AM
Wie mit SHOPPING ein neues europäisches Magazinformat entstand
38 „UNABHÄNGIGKEIT IST UNSER
FUNDAMENT“
Vorstandsmitglied Angelika Jahr-Stilcken erläutert
im Interview die journalistischen Grundsätze von
Gruner + Jahr
52 LEBENDIGE ELBE
Wie Gruner + Jahr sich für den grenzüberschreitenden
Schutz der Elbe einsetzt
BERICHTE
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44
46
48
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50
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ZEITSCHRIFTEN DEUTSCHLAND
ZEITUNGEN/WIRTSCHAFTSPRESSE
ZEITSCHRIFTEN INTERNATIONAL
DRUCKEREIEN
ZENTRALE UNTERNEHMENSENTWICKLUNG
ZENTRALE DIENSTE
UMWELTSCHUTZBERICHT 2003
CORPORATE RESPONSIBILITY REPORT 2003
ZAHLEN & FAKTEN
66 DIE MACHT DER BILDER
Wie Gruner + Jahr zu einer anerkannten Institution für
Kunst- und Fotoausstellungen wurde
72
77
77
JAHRESABSCHLUSS
WICHTIGE BETEILIGUNGEN
AUFSICHTSRAT/VORSTAND
78
81
83
CHRONIK 1948 – 2003
IMPRESSUM
PORTFOLIO
06 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
VORWORT
I
GRUNER + JAHR 07
WACHSTUM DURCH
INNOVATION
Gruner + Jahr wird mit verlegerischen Investitionen in innovative Konzepte
weiter wachsen. Neben der Stärkung des Stammgeschäfts steht auch die
Expansion auf den internationalen Wachstumsmärkten auf der Agenda des
größten Zeitschriftenverlages Europas.
2003 WAR FÜR GRUNER + JAHR das Jahr der Inno-
vationen. Weltweit starteten neue Projekte, wurden
kreative Konzepte entwickelt und Ideen geboren.
Dieser Innovationsprozess, der 2003 angestoßen
wurde, wird in den kommenden Jahren fortgesetzt
und im Jahr 2004 erste Früchte tragen.
Gruner + Jahr hat als Europas größter Zeitschriftenverlag auch im schwierigen Jahr 2003 wieder
Maßstäbe beim Unternehmenserfolg und bei der
operativen Rendite gesetzt. Trotz Umsatzrückgang und Werbekrise stieg das operative Ergebnis auf 238 Millionen Euro. Das entspricht einer
Umsatzrendite (Return on Sales) von 9,6 Prozent
– 1,3 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Ohne
unsere umfangreichen verlegerischen Investitionen hätten wir sogar eine Rendite von 12,1 Prozent
erwirtschaftet.
Den Grundstein für dieses gute Ergebnis legten
wir bereits in den Jahren zuvor: Wir haben rechtzeitig und schnell die Kosten gesenkt und uns auf
die für Gruner + Jahr wesentlichen Geschäftsfelder
konzentriert. Gruner + Jahr verfolgt seitdem eine
ausgewogene Unternehmensstrategie: Wir erwirtschaften eine gesunde Umsatzrendite und investieren gleichzeitig in die Wachstumsträger der
Zukunft. Dabei gehen wir auch Risiken ein, denn
zum Mut gehört auch die Bereitschaft, Fehler zuzulassen. Ohne Risiko kein Erfolg.
Der breite Sockel unseres Geschäftes ist nach
wie vor unser Stammgeschäft im In- und Ausland.
Dr. Bernd Kundrun, Vorsitzender des Vorstandes Gruner + Jahr
Wir haben 2003 intensiv in unsere starken Marken
investiert, um sie auszubauen und weiterzuentwickeln. Unsere Stammtitel sind die Säulen des Unternehmenserfolges und brauchen gerade unter
erschwerten Marktbedingungen besondere Pflege
und Investitionen.
Unsere starken G+J-Zeitschriftenmarken im
In- und Ausland orientieren sich am Qualitätsprinzip. Der entscheidende Unterschied zum Wettbewerb ist die journalistische und handwerkliche
Qualität der Gruner + Jahr-Zeitschriften, die weltweit für Kompetenz und Glaubwürdigkeit stehen.
Diesen hohen journalistischen Standard sichern
unsere Redaktionen. 2003 haben wir bei unseren
Stammtiteln in die redaktionellen und kreativen
Ressourcen investiert, um unsere bewährten starken Zeitschriftenmarken an die ständig wechselnden Anforderungen der Märkte und Leser anzupassen. Unsere Top-Marken sind das Fundament
für den weiteren innovativen Ausbau der Markenfamilien und der internationalen Expansion. Damit
bauen wir in verschiedenen Märkten unsere jeweiligen marktführenden Positionen aus.
Neben der Stärkung des Stammgeschäftes ist
unsere Innovationsoffensive ein weiteres Standbein unserer Wachstumsstrategie. Heutzutage stehen die Unternehmen und auch die Verlage nicht
nur im Preis- und Qualitätswettbewerb, sondern
auch in Konkurrenz um die Innovationsführerschaft.
Auf Ideen und deren Umsetzung kommt es an –
mehr denn je. Nur mit Innovationen in Wirtschaft
08 GRUNER + JAHR
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JAHRESBERICHT 2003
und Gesellschaft können wir erforderliches Wachstum erzielen. Innovationen müssen deshalb in
einem Unternehmen systematisch herbeigeführt
werden. Deshalb arbeiten wir an unserer Unternehmenskultur, um den Wandel im Unternehmen
voranzutreiben und um unseren hochkarätigen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr kreative
Spielräume zu öffnen.
VORWORT
in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten gegen den
zunehmenden Druck von Media-Agenturen und der
werbetreibenden Industrie verteidigen.
Wir haben in 2003 einen unternehmensstrategischen Prozess bei Gruner + Jahr eingeführt und
entwickeln seitdem aus einer Fülle neuer Ideen die
Wachstumsträger der Zukunft. Unter dem Motto
„Innovation Now!” startete eine weltweite Offensive neuer Titel und Projekte.
Bei der Innovationsoffensive verfolgen wir
neben der Pflege des Stammgeschäfts und der
Revitalisierung unserer Kernmarken drei Strategien: Erstens die Entwicklung von Line Extensions. Zweitens den Konzept- und Markentransfer
von einem Land auf das andere. Es war schon
immer die Stärke von Gruner + Jahr, mit Titeln wie
GEO oder CAPITAL ins Ausland zu gehen. Drittens
die Entwicklung völlig neuer, eigenständiger
Magazine. Mit allen Teilstrategien haben wir gute
Erfolge erzielt.
Unsere Innovationsoffensive ist dabei journalistisch getrieben: Wir formulieren publizistische
Antworten auf die ausdifferenzierten Leser-Interessen. Letztlich entscheidet der Markt – unsere
Leserinnen und Leser – über den Erfolg und Misserfolg. Deshalb lautet unser Credo: Die neuen Titel
müssen höchste Ansprüche in ihrem jeweiligen
Segment an journalistische Unabhängigkeit und
Qualität erfüllen. Denn Gruner + Jahr lebt von der
Glaubwürdigkeit seiner Titel und muss diese auch
Einen ersten herausragenden Erfolg unserer
Innovationsoffensive präsentieren wir Ihnen in
diesem Jahresbericht ab Seite 16: Mit der ersten
zweiwöchentlichen Fernsehzeitschrift TÉLÉ 2
SEMAINES ist der Gruner + Jahr-Tochter Prisma
Presse in Frankreich eine der erfolgreichsten Zeitschriften-Einführungen der europäischen Nachkriegsgeschichte gelungen. Bereits die erste Ausgabe verkaufte sich über eine Million Mal. TÉLÉ 2
SEMAINES verspricht damit zu einer wichtigen Er-
gebnissäule im französischen und europäischen
Zeitschriftengeschäft von Gruner + Jahr zu werden.
Auch im deutschen Zeitschriftenmarkt war
Gruner + Jahr erfolgreich. In unserem Heimatmarkt
haben wir unverändert die Marktführerschaft mit
618 Millionen Euro Brutto-Anzeigenumsatz, einem
Abstand von 88 Millionen Euro vor dem Zweitplazierten. Das bedeutet: Jeder sechste WerbeEuro, der in deutsche Publikumszeitschriften investiert wird, fließt in einen Gruner + Jahr-Titel.
Das ist eine Bestätigung der Qualität und der
Leistung unserer Titel im harten Wettbewerb.
Die Wirtschafts- und Anzeigenkonjunktur wird
sich 2004 zwar nur leicht verbessern, aber dennoch
zum Wachstum beitragen. Gruner + Jahr strebt
trotz dieser weiterhin schwierigen Rahmenbedingungen ein moderates Umsatzwachstum an.
Wir sind bereit zu weiteren verlegerischen Investitionen. Gruner + Jahr hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2003 die soliden tragfähigen Fundamente für weiteres Wachstum gelegt. Uns fehlt
es nicht an Ideen und Finanzmitteln, um im In- und
Ausland 2004 weiter zu wachsen. Ein ganz wesentlicher Faktor für unser Wachstum in 2004 wird die
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Expansion in den internationalen Märkten sein.
Wir wollen zum Beispiel unsere Geschäftstätigkeit
in den Wachstumsmärkten in Asien und Osteuropa, in denen wir bereits aktiv sind, ausbauen.
Darüber hinaus wollen wir 2004 auch damit beginnen, weitere Ländermärkte für Gruner + Jahr zu
erschließen.
Gruner + Jahr hat im Jahre 2003 als Europas
größter Zeitschriftenverlag Maßstäbe für Unternehmenserfolg und Innovationen gesetzt. Auf
unserer Agenda steht heute Wachstum. Das Fundament für die Fortsetzung unseres wirtschaftlichen Erfolges bleiben dabei die journalistische
Qualität und Unabhängigkeit unserer Zeitschriften.
Überzeugen Sie sich selbst: Auf den folgenden
Seiten stellen wir Ihnen einige Innovationen aus der
Gruner + Jahr-Welt vor.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Dr. Bernd Kundrun
Vorsitzender des Vorstandes Gruner + Jahr
EBITA
in Millionen Euro
+ 4 MIO. EURO
234
ROS
in %
+ 1,3%-PUNKTE
238
9,6
8,3
AUSSENUMSATZERLÖSE
in Millionen Euro
938
Europa
(und weitere
Länder)
613
USA
25 %
38 %
117
3,9
37 %
2001
pro forma
2002
2003
2001
pro forma
2002
2003
930
Deutschland
Weitere Zahlen und Fakten zum
Geschäftsjahr 2003: Seiten 72–76
GRUNER + JAHR 09
10 GRUNER + JAHR
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JAHRESBERICHT 2003
INNOVATIONEN
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GRUNER+JAHR 11
EIN
NEUER
LOTSE
Wie NEON, das innovative Jugendmagazin des STERN, jeden Monat aufs
Neue die Lebenswelten der jungen Communities ausleuchtet.
INNOVATIONEN I GRUNER + JAHR 13
Riesiges Themenspektrum: Redakteur
Oliver Stolle (rechts)
und Art Director
Gunter Schwarzmaier
(ganz rechts)
WER WISSEN WILL, was Deutschlands Twens denken und fühlen, sucht die Antworten nicht unbedingt in Berliner Szene-Bars, Hamburger Kiez-Clubs
oder Kölner In-Kneipen sondern in Berg am Laim. In
dem eher langweiligen Münchner Stadtteil residiert
seit Sommer 2003 in einem unauffälligen Bürogebäude die Redaktion von NEON, dem jungen Magazinableger des STERN. Innerhalb kürzester Zeit
haben sich NEON und seine Macher den Ruf erworben, Lotsen durch die Gefühls- und Lebenswelten
junger Communities zu sein, die sich bisher erfolgreich jeder Kategorisierung entziehen konnten. Das
junge General Interest Magazin mit der Unterzeile
„Eigentlich sollten wir erwachsen werden” scheint
den Nerv der 20- bis 29-jährigen Frauen und Männer im Land zu treffen, und von diesem Know-how
würden auch viele Unternehmen gerne profitieren.
„Den zahlreichen Anfragen von Firmen für Vorträge
können wir gar nicht nachkommen”, sagt Timm
Klotzek, einer der beiden NEON-Redaktionsleiter.
Ruhe und Freiheit: Michael Ebert (links)
und Timm Klotzek machen NEON
Dabei hatte die Zukunft für Klotzek und die beiden Co-Gründer Michael Ebert und Mirko Borsche
ein Jahr vor dem Launch von NEON eher düster
ausgesehen. Denn im Juli 2002 forderte die anhaltende Werbe- und Medienkrise in Deutschland
eines ihrer prominentesten Opfer. Die Süddeutsche
Zeitung verkündete die Einstellung ihrer viel prämierten und hoch gelobten, aber wirtschaftlich
wenig erfolgreichen Jugendbeilage „Jetzt“, dem
bisherigen Arbeitsfeld der drei jungen MagazinMacher. „Die Enttäuschung war riesig, und die
meisten von uns waren zum ersten Mal arbeitslos“,
erzählt Klotzek. Noch während der Produktion des
Jetzt-Abschiedsheftes erhielt Klotzek einen Anruf
von STERN-Chefredakteur Andreas Petzold. „Ich
habe gedacht, die wollen mir einen Job anbieten
oder eine Geschichte über uns schreiben“, erinnert
sich Klotzek.
Aber Verlag und Chefredaktion des STERN wollen mehr. Schon länger gab es in Hamburg Überlegungen, dem STERN einen jungen Titel zur Seite zu
stellen. Ohne lange zu zögern nutzte Gruner + Jahr
die Chance und erteilte den Auftrag, unter dem
Arbeitstitel „NAME“ ein Magazin-Konzept zu entwickeln,„das man auch dem Vorstand zeigen kann“.
In einem Großraumbüro im Keller der Münchner
Verlagsdependance wurde eine Entwicklungsredaktion eingerichtet, und im November 2002
machten sich die drei mit drei weiteren Mitstreitern
ans Werk. Noch heute rechnet Klotzek es dem Verlag hoch an, „dass wir die Ruhe und Freiheit hatten,
die man braucht, um so etwas zu entwickeln“.
„Wir sind viel spazieren gegangen, haben im Café
gesessen oder in der Badewanne gelegen. Wir
wussten, dass wir ein Magazin für junge Frauen und
Männer machen wollten und waren auf der Suche
nach dem gemeinsamen Nenner. Hätte jemand
damals die Tür zur Entwicklungsredaktion aufgemacht, hätte er sich wahrscheinlich gefragt: Was
treiben die da eigentlich?“
Anfang 2003 kondensieren die Überlegungen
in der NEON-Leitidee: „Eigentlich sollten wir
erwachsen werden.“ „Wir wollten den Kern des
gegründet:
2003
Auflage:
96.000
erscheint:
monatlich
14 GRUNER + JAHR I JAHRESBERICHT 2003
Dicht dran am Leser:
Redakteurin Corinna
Teresa Bix (rechts)
Sandra Eichler (links)
und Sarah Illenberger
von der Grafik (gegenüberliegende Seite)
Heftes in einem Satz ausdrücken“, sagt Klotzek.
„Wir hatten herausgefunden, dass sich alle Männer
und Frauen in diesem Alter intensiv mit ihrer Zukunft
beschäftigen. Zwischen Abitur, erstem Job, Zukunftsängsten und den Überlegungen, eine Familie
zu gründen, bot sich ein riesiges Themenspektrum,
um ein Heft zu füllen.“ Ohne Powerpoint-Präsentation oder fertige Layouts, aber mit ihrem Positionierungsstatement im Gepäck und einem Konzept,
das auf sieben luftig beschriebenen DIN-A4-Seiten
von der Zielgruppe bis zum Erscheinungsrhythmus
die wichtigsten Parameter zusammenfasste, fuhren
die Macher zur Präsentation nach Hamburg und
konnten die STERN-Chefredaktion und Verlagsleitung auf Anhieb für ihre Idee gewinnen.
„An ein Unisex-Magazin für diese Zielgruppe
hatte sich bisher niemand herangetraut, aber Idee
und Konzept waren überzeugend”, sagt STERNChefredakteur Andreas Petzold, der zusammen
mit STERN-Chefredakteur Thomas Osterkorn auch
Herausgeber von NEON ist. Vor allem, weil die jungen Magazinmacher „dicht dran an ihren Lesern
sind“ wurde im März 2003 eine mutige Entscheidung gefällt: eine Pilotausgabe von NEON sollte
bereits im Juni ohne die in der Branche üblichen
marktforscherischen Trockenübungen erscheinen.
„Klar gab es das Risiko, dass es danebengeht. Aber
wir hatten das gute Gefühl, die Redaktion weiß viel
über die Zielgruppe, für die sie schreibt“, so Petzold.
„Plötzlich wurde es ernst“, erinnert sich Klotzek.
In knapp drei Monaten musste die Pilotausgabe
stehen. In München machte sich die sechsköpfige
Kernmannschaft mit Hochdruck daran, das Rahmenkonzept detailliert auszuarbeiten, Layout-Entwürfe
zu verfeinern und das Heft mit redaktionellen Inhalten zu füllen. Rubriken erhielten ungewöhnliche
Titel wie „Wilde Welt“ (kleine Geschichten über
Menschen), „Sehen“ (Themen aus Politik und Gesellschaft) oder „Fühlen“ (Liebe, Freundschaft, Sex,
Psychologie). Erst jetzt bekam das neue Magazin
auch einen Namen, der sich vom griechischen
„neos“ für „neu“ ableitet und für „Klarheit, Helligkeit und Deutlichkeit“ stehen soll. Parallel zur Heftproduktion besuchten die Heftgründer gemeinsam
mit der STERN-Anzeigenleitung potentielle Werbekunden. „Nach den Erfahrungen von ‚Jetzt’ war uns
wirtschaftlicher Erfolg ebenso wichtig wie redaktionelle Anerkennung“, betont Klotzek.
Als NEON am 23. Juni 2003 mit einer Auflage
von 150.000 Exemplaren zum Preis von 2,50 Euro
erstmals an den Kiosken war, sind 41 der insgesamt
180 Seiten von Anzeigen belegt. Die Resonanz auf
das neue Magazin war ungewöhnlich groß. Tageszeitungen, Nachrichtenagenturen, Fachzeitschriften
und Radiostationen berichteten mit ausführlichen
Rezensionen. Das Online-Gästebuch zählte innerhalb weniger Wochen1.900 überwiegend positive
Lesermeinungen. Nach einer dreimonatigen Testphase entschied Gruner + Jahr, dass NEON ab Januar 2004 monatlich erscheinen sollte. Heute arbeiten 15 Mitarbeiter an der Produktion des Magazins.
Ein schöner Beweis dafür, dass in jeder Niederlage
auch eine Chance für einen Neuanfang steckt.
Überzeugt vom
Konzept:
Andreas Petzold,
STERN-Chefredakteur
16 GRUNER + JAHR
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JAHRESBERICHT 2003
INNOVATIONEN
DIE FRANZÖSISCHE
REVOLUTION
Wie Prisma Presse im November 2003 mit einer innovativen Datenbank den
Grundstein legte für eine der erfolgreichsten Neueinführungen Europas.
Erfolg ist, an eine Idee zu glauben,
die keiner für möglich hält:
Rémy Pernelet, Chefredakteur
TÉLÉ 2 SEMAINES in Paris
I
GRUNER + JAHR 17
18 GRUNER + JAHR
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JAHRESBERICHT 2003
INNOVATIONEN
I
GRUNER + JAHR 19
Innovativ:
Die Redaktion
nutzt die Programmdatenbank als
automatisierte Schnittstelle zum Layout
WENN IHM DER ERFOLG UNHEIMLICH WIRD, wirft
Rémy Pernelet einen Blick auf die alte chinesische
Weisheit über seinem Schreibtisch: „Jene, die sich
als erste am Schlachtfeld einfinden und den Gegner
erwarten, sind entspannt; jene, die als letzte am
Schlachtfeld eintreffen und sich übereilt in den
Kampf stürzen, verausgaben sich.” Wenn es stimmt,
was der chinesische Meister Sun Tsu vor über 2500
Jahren in „Die Kunst des Krieges” schrieb, dann
kann Pernelet, Chefredakteur der ersten 14-täglichen Programmzeitschrift Frankreichs, TÉLÉ 2
SEMAINES, einem möglichen „Angriff” der Konkurrenz beruhigt entgegensehen. „Mich hat es überrascht, dass unsere Mitbewerber so lange still gehalten haben”, wundert sich der Chefredakteur.
Die Ankündigung der französischen Gruner +
Jahr -Tochter Prisma Presse, zum Jahresende 2003
eine TV-Zeitschrift mit zwei Wochen Programm
auf den Markt zu bringen, beendet eine 18-jährige
Friedensphase im Segment der TV-Magazine. „Die
Idee war nicht neu, aber niemand hielt die Zeitschrift für machbar”, erläutert Pernelet. Während
in Deutschland mit TV Spielfilm, TV Movie und
TV TODAY die Erfolgsgeschichte der 14-täglichen
bereits seit über zehnJahren anhält, scheiterten ähnliche Überlegungen in Frankreich bisher an der
späten Bereitstellung der Programmdaten durch
die TV-Sender. Gerade mal 36 Stunden bleiben den
Magazinmachern zur redaktionellen Erstellung der
2. Programmwoche. Bei 60 bis 70 TV-Kanälen inklusive Detailbeschreibung, Bewertung und Layout eigentlich ein unmögliches Unterfangen.
Dass das Unmögliche trotzdem realisiert wurde,
verdankt der Verlag der konsequenten Weiterentwicklung seiner eigenen Programmdatenbank.
„Weil es kein entsprechendes Produkt auf dem
Markt gab, haben wir bereits Mitte der neunziger
Jahre damit begonnen, eine eigene Software für
unser wöchentliches TV-Magazin TÉLÉ LOISIRS zu
entwickeln”, erzählt Denis Berriat, verantwortlicher
Verlagsleiter für die Programmpresse. Regisseur,
Schauspieler, Hauptdarsteller, Land, Erscheinungsjahr, Genre, kurze und lange Kritiken – zu jedem
Film, jeder Serie und jeder Dokumentation wird
eine Fülle von Informationen zusammengestellt.
Im Laufe der Zeit sammelte sich so ein Datenschatz an, der sich jetzt in pures Gold verwandeln
lässt: Programminformationen zu mehr als 100.000
Sendungen. „Was unsere Datenbank so einzigartig
macht, ist die Schnittstelle zum Layoutprogramm,
aus dem wiederum die Daten für den Druck erstellt
werden”, erklärt Berriat. „Hier liegt der Schlüssel zur
Produktion von TÉLÉ 2 SEMAINES.” Bis die Datenbank gelernt hatte, dass sie für den „Tipp des Tages”
eine extra lange Kritik bereitstellen muss oder dass
der Name des Hauptdarstellers im Heft fett oder kursiv erscheinen soll, verging viel Zeit und Arbeit. Über
50.000 Zeilen Programmiercode mussten geschrieben werden. Das Ergebnis: Heute lassen sich die
druckfertigen Seiten quasi auf Knopfdruck erstellen.
gegründet
2003
Auflage
1.607.000
erscheint
14-täglich
Rund um den erstmals auch nach Sparten sortierten Programmteil entwickelte Pernelet ein innovatives Heftkonzept mit verschiedenen Rubriken
sowie einem großzügigen Layout mit doppelseitigen Berichten und großen Aufmacherfotos. Nach
mehrmonatiger Vorbereitungszeit war es dann im
November 2003 so weit. In der Region Rhône-Alpes
wurde das fertige Heft getestet – mit viel versprechendem Resultat. „Liegt die Quote der Wiederkäufer über 50 Prozent, hat man einen Gewinner
gelauncht”, sagt Berriat. „Bei TÉLÉ 2 SEMAINES lag
sie bei 60 bis 75 Prozent.” Vom Erfolg der ersten
landesweiten Ausgabe im Januar 2004 wurden die
Magazinmacher trotz allen Optimismus dann doch
überrascht. Begleitet von einer breit angelegten
Werbekampagne kam TÉLÉ 2 SEMAINES am 5.
Januar 2004 an die Kioske. Nach Wegfall eines TVWerbeverbots für Zeitungen und Magazine setzte
Prisma Presse dabei als erster französischer Verlag
auch Fernsehwerbung ein. „Die Druckauflage lag
bei 800.000, und wir hatten mit 500.000 verkauften
Exemplaren gerechnet”, sagt Berriat. Nach den ersten Verkaufszahlen beschließen die Macher zwei Tage nach dem Launch, noch einmal 700.000 Hefte
nachzudrucken. Schließlich werden über eine Million
Exemplare verkauft.
Berriat und Pernelet wissen, dass sie sich auf
dem Erfolg nicht lange ausruhen können. Mit TV
GRANDES CHAÎNES bringt Prisma Presse deshalb
im April 2004 bereits die zweite 14-tägliche Programmzeitschrift auf den Markt, um so die gerade
eroberte Marktführerschaft im Segment dauerhaft
zu verteidigen. Denn wie wusste bereits Sun Tsu:
„Der vorbildliche Stratege schlägt zu, solange (beim
Gegner) Pläne geschmiedet werden.”
20 GRUNER + JAHR
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JAHRESBERICHT 2003
EXPEDITION INS NEULAND
Wie Gruner + Jahr mit unkonventionellem Pioniergeist und hoher
Organisationsphantasie in Russland erfolgreich ist.
INNOVATIONEN
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GRUNER + JAHR 21
22 GRUNER + JAHR
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JAHRESBERICHT 2003
INNOVATIONEN
Vertriebsdirektor Roman
Bogolepov an der
Rampe eines Lkw-Kiosks
UM EIN GANZES MAGAZIN ZU MACHEN, braucht
man in Russland nicht viel Platz. Gerade mal sechs
Quadratmeter misst das Büro von Olga Mareeva,
Chefredakteurin von GEOLENOK, dem Kinder- und
Jugendableger des russischen GEO. Und weil die
Büromieten in Moskau zu den teuersten der Welt
zählen, teilt sie sich den winzigen Raum noch mit
zwei weiteren Redakteuren. Ein Layouter und ein
Fotoredakteur nebenan komplettieren das Team.
Hochproduktive Enge findet man auch in den Redaktionsräumen von GEOFOCUS. Acht Redakteure sitzen auf 25 Quadratmetern so hochkonzentriert vor ihren Monitoren, dass die mentale Energie
im Raum fast zu spüren ist. Um beim Redigieren zumindest ein wenig Abgeschiedenheit zu haben, hat
sich Nadezhda Moiseeva hinter ihrem Monitor und
ein paar Grünpflanzen verschanzt. „Meistens nehme
ich die Texte aber abends zur Korrektur mit nach
Hause“, sagt die Chefredakteurin.
I
GRUNER + JAHR 23
Improvisation und Pioniergeist:
Geschäftsführer Dr. Olaf Hengerer
mit Julia Lee
Geschäftsgebarens“, sagt Hengerer gelassen.
„Aber wer sich einschüchtern lässt, kann für die
Zukunft gleich einpacken.“
Auch wenn es ganze Straßenzüge mit Edelboutiquen gibt und vermutlich mehr Luxuskarossen
über Moskaus Straßen rollen als in Los Angeles, ist
der Zeitschriftenmarkt von gewohnten westlichen
Standards noch weit entfernt. Zuverlässige Auflagenoder Reichweitenmessungen gibt es ebenso wenig
wie ein funktionierendes Vertriebssystem. So war
Gruner + Jahr 1998 beim Start von GEO in Russland
der erste Verlag, der bis dahin unbekannte Preisempfehlungen auf seine Hefte druckte. „Auch heute
gibt es noch keine Preisbindung“, sagt G+J-Vertriebsdirektor Roman Bogolepov. Die Preisspannen
seien aber deutlich kleiner geworden.
Der Aufbau eines funktionierenden Vertriebs ist
nur eines von zahlreichen Problemen bei der Entwicklung des Zeitschriftenmarktes. So gibt es allein im
Großraum Moskau mit seinen ca. 15 Millionen Einwohnern 40 verschiedene Zeitschriftengroßhändler.
Neben 3500 Kiosken werden auch 1000 Privathändler beliefert, die auf ihren fliegenden Ständen nur
einen Bruchteil der verfügbaren Titel anbieten können. Weil die entsprechenden Rückmeldungen fehlen, hat Bogolepov ständig Studenten im Einsatz, die
kontrollieren, ob seine Titel überall präsent sind.
Seit G+J Russia im Jahr 2003 mit GEOLENOK
und GEOFOCUS gleich zwei neue Titel gestartet
hat, reicht der Platz im 5. Stock des Bürogebäudes
am Shmitovsky Prospekt nicht mehr aus. „350
Quadratmeter für vier Redaktionen, zwei Entwicklungsredaktionen, Anzeigen, Vertrieb und Administration sind einfach nicht genug“, weiß Geschäftsführer Olaf Hengerer, dessen eigenes Büro zugleich
Konferenzraum ist. Gerne würde er neue Räume
anmieten, aber die Verhandlungen mit den Vermietern gestalten sich zäh. „Wir haben auch schon
überlegt, im Schichtbetrieb zu arbeiten“, sagt der
Verlagsmanager.
Noch schwieriger ist die Versorgung in den entlegenen Regionen des größten Landes der Erde.
Mit über 17 Millionen Quadratkilometern fast 50-mal
so groß wie Deutschland, wohnen in Russland mit
150 Millionen Menschen nicht einmal doppelt so
viele Einwohner. Vier Tage dauert der Transport von
Zeitschriften nach Nowosibirsk. Bei GEO ist Chefredakteur Vladimir Potapov deshalb besonders stolz
darauf, dass heute nur noch 30 Prozent der Auflage in Moskau verkauft werden und nicht mehr wie
früher 80 Prozent.
Wer in Russland erfolgreich sein will, muss lernen, unkonventionell zu denken. Was tun, wenn
eine komplette Ausgabe im Ausland gedruckter
GEO-Hefte beim Zoll hängen bleibt, weil die Beamten plötzlich ein nicht existierendes Hygienezeugnis verlangen? Wo suchen, wenn ein ganzer
Lkw mit Magazinen in Weißrussland verschwindet?
Wie reagieren, wenn plötzlich eine PR-Agentin mit
drei düster aussehenden Bodyguards am Empfang
erscheint und mit Nachdruck 250.000 Dollar offeriert, damit die Ehefrau eines bekannten Industriellen auf der Titelseite der GALA erscheint? „Drohungen sind in Russland immer noch Bestandteil des
gegründet
2001
Auflage
120.000
gegründet
1998
Auflage
100.000
gegründet
2003
Auflage
71.500
Trotz aller Schwierigkeiten möchte Verlagschef
Hengerer mit seinen Kollegen im Westen nicht tauschen: „Ich kann mir kaum einen spannenderen Job
vorstellen. Irgendwie funktioniert hier nix, aber
irgendwie geht auch alles.“
Chefredakteure in Moskau: Vladimir Potapov,
GEO (links oben); Olga Mareeva, GEOLENOK (links)
und Nadezhda Moiseeva, GEOFOCUS (rechts)
gegründet
2003
Auflage
43.000
24 GRUNER + JAHR
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JAHRESBERICHT 2003
„VERTRAU DIR SELBST“
Wie BRIGITTE sich alle 14 Tage neu erfindet und sich dabei selbst treu bleibt:
Aus der Innovationskraft der Marke BRIGITTE schöpft mittlerweile eine ganze
Zeitschriftenfamilie. Ein Interview mit Andreas Lebert.
Die BRIGITTE feiert im Mai 2004 ihr 50-jähriges
Bestehen. Wie macht sie das, dass sie immer noch
so jung erscheint?
Eine Zeitschrift hat kein Alter. Die BRIGITTE muss
sich alle 14 Tage mit jeder Ausgabe neu erfinden,
sie bildet die Gegenwart ab mit einem Blick auf die
Zukunft. Deswegen haben wir dem Jubiläum auch
nicht den Touch einer Geburtstagsparty mit großer
Historienschau gegeben, sondern das Motto „50
Jahre Gegenwart“ gewählt.
Was denken Sie, woher dieser Satz stammt: „Frauen sind herzlich, tapfer und tüchtig und legen Wert
auf ein gepflegtes Äußeres, sie sind ihrem Ehemann Geliebte und Mutter zugleich und passen
sich seinen Wünschen an.“
Na ja, wenn Sie so listig fragen, dann kommt der
Satz vermutlich aus der BRIGITTE.
Er steht in einer der ersten Ausgaben der BRIGITTE
in den fünfziger Jahren und beschreibt das Familienbild dieser Zeit. Würden Sie es für die Frau
von heute auch so kurz und schmerzhaft wie damals hinkriegen?
Ich kann es ja mal versuchen. Frauen heute sind
selbstbewusst, sie haben Lust auf Veränderungen,
sie suchen in ihrem Leben Sinn und Freude, und diese Suche ist nie abgeschlossen. Sie geben sich nicht
mit einfachen Antworten zufrieden. Beruf und Karriere sind ebenso wenig ein Lebensinhalt für sich
allein wie Ehe oder Familie. Viele Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen, das ist nicht nur ihre Stärke, sondern es bringt ihnen auch Freude und Befriedigung.
Das hört sich an wie die Kernzielgruppe der
BRIGITTE?
Genau diese Frauen sprechen wir an. Die Stärke von
BRIGITTE ist, dass sie den Respekt vor jedem
Lebensentwurf wahrt, die Grundbotschaft heißt:
Du bist okay, so wie du bist, vertrau dir selbst, vergiss es, dass du nicht alles perfekt machen kannst.
BRIGITTE zeigt, wie man mit dem Druck umgeht,
sie hat eine tröstende, ermunternde Funktion in
diesem ganzen Dschungel.
Derzeit mischen zahlreiche neue Titel, vor allem für
jüngere Frauen, den Markt auf. Sehen Sie darin
eine Gefahr für BRIGITTE?
BRIGITTE erreicht auch die Jüngeren, spricht aber
sicherlich vor allem die erwachsene Seite der
Frauen an. Das war immer so. Es macht für die
BRIGITTE keinen Sinn, dieses andere, sehr junge
Gefühl anzusprechen. Für die jungen Leserinnen
haben wir gezielt BRIGITTE YOUNG MISS, für die
älteren Leserinnen BRIGITTE WOMAN eingeführt.
Mit unserer gesamten Markenfamilie decken wir
also alle Lebensphasen und auch verschiedene
Lebensbereiche ab, ob nun in BRIGITTE KULTUR,
BRIGITTE COOKIE ober BRIGITTE BALANCE.
Was macht die BRIGITTE seit rund 50 Jahren so erfolgreich? Seit 1974 ist sie die Marktführerin der
klassischen Frauenzeitschriften. Wie macht sie das?
BRIGITTE nimmt ihre Leserinnen ernst. Wir haben
eine sehr große Redaktion, fast hundert Leute,
überwiegend Frauen. Das sind junge wie ältere
Frauen und allesamt erfahrene Journalistinnen, die
Von Kindesbeinen an
„brigittig“: Andreas Lebert,
BRIGITTE-Chefredakteur
26 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
kann man nicht irgendwie herumkommandieren. Es
ist das Erfolgsgeheimnis von BRIGITTE, dass sie
alle ein Blatt machen, wie sie es selbst lesen
wollen. Im Mediengeschäft mag das ungewöhnlich
sein, aber bei uns gibt es keinerlei Zynismus. Der
Satz „Wir würden das gerne so machen, aber für
unsere Leserinnen müssen wir das anders machen“
fällt bei uns nie. Die Identifikation zwischen der
Redaktion und den Leserinnen ist so hoch, wie ich
das nirgendwo sonst erlebt habe. Zudem kümmern
wir uns intensiv um die Leserinnen, acht Redakteurinnen befassen sich ausschließlich mit ihren
Briefen, es kommen bis zu 500 am Tag.
Sind Sie als Chefredakteur dabei der große Frauenversteher. Oder sollen wir besser sagen: der
Frauenvorsteher?
Dass ich in diesem Amt bin, hängt zunächst einmal
eng mit meiner persönlichen Geschichte zusammen. Meine Eltern waren beide Journalisten, beide haben als Autoren für die BRIGITTE gearbeitet.
Ich selbst war in den achtziger Jahren Ressortleiter
hier. Als Anne Volk, die langjährige Chefredakteurin,
vor eineinhalb Jahren aufhörte, wollte der Verlag
jemanden, der das Blatt gut kennt und weiß, wofür
BRIGITTE steht. Ob Mann oder Frau, das war eher
unwichtig.
Sie haben ehrgeizige und innovative Publikationen
wie das Magazin der Süddeutschen Zeitung und
den „Leben”-Teil in der Zeit entwickelt. Wird es
Ihnen da als Sachwalter der jährlichen BRIGITTEDiät nicht bald langweilig?
Einspruch auf der ganzen Linie. Ich fühle mich hier
weder gelangweilt noch unterfordert. Und das hat
einen einfachen Grund: Es gibt kein Thema, das man
in der BRIGITTE nicht aufgreifen könnte. Nennen Sie
ein absurdes Thema, und ich mache es BRIGITTEkompatibel. Nehmen wir mal z. B. Segelschiffe, weil
wir hier vom Pressehaus am Baumwall immer welche auf der Elbe sehen. Die These: Immer mehr
Leute kaufen Segelschiffe. Selbst darüber könnten
wir bei uns schreiben. Nur hieße das Thema dann
vielleicht: Psychologie auf acht Quadratmetern –
Warum sich Menschen freiwillig der Enge auf einem Boot aussetzen. Und schon ist das Segelboot
in die BRIGITTE-Welt der Beziehungsprobleme und
Alltagsdramen geschippert. Psychologie spielt eine
große Rolle bei uns. Die Welt draußen in die BRIGITTE zu holen, das empfinde ich als spannend.
Und wie ist es mit der sich Jahr für Jahr wiederholenden BRIGITTE-Diät?
Von wegen jedes Jahr dasselbe. Sie bezieht ihren
Ruf ja gerade daraus, dass sie als die beste und seriöseste gilt. Das heißt auch: Wir müssen ständig
auf die neuesten Forschungen reagieren. Und wir
fragen uns in der Redaktion jedes Jahr neu: Wie
können wir es anders aufziehen, was steht dieses
Mal im Zentrum? Ich beteilige mich gern an solchen
Konferenzen. Mich reizt es, immer wieder den neuen Dreh zu finden. Und außerdem muss man immer
schauen, dass die Diätrezepte auch schmecken.
Das ist bei uns eindeutig ein unverzichtbares Markenzeichen der BRIGITTE-Diät.
Die freundin, ein erklärter Wettbewerber, hat im
März eine Qualitätsoffensive ausgerufen. Macht
Ihnen das Kummer?
Nein. Wenn die freundin nah an der BRIGITTE war,
ging’s ihr immer am besten. Dessen hat sie sich
jetzt besonnen. Wir brauchen keine Qualitätsoffensive, denn BRIGITTE stand immer für journalistische Qualität, und das wird auch in Zukunft
so bleiben.
Sie starten jetzt nach BRIGITTE WOMAN, BRIGITTE YOUNG MISS, BRIGITTE KULTUR und
BRIGITTE COOKIE im April die fünfte Line Extension BRIGITTE BALANCE. Was ist das Konzept?
Mit den Line Extensions machen wir ein spezielles Angebot für bestimmte Lebensphasen und
Themen. BRIGITTE BALANCE geht davon aus,
dass wir alle ständig mit Gegensätzen leben: Job
und Kind, Karriere und Freizeit, Entspannung und
INNOVATIONEN
„BRIGITTE
stand immer
für journalistische
Qualität,
und das wird
auch in
Zukunft so
bleiben.“
Ambition usw. BALANCE wird das auf sehr moderne und sinnliche Weise aufgreifen.
Sie fürchten nicht, dass trotzdem eine Generation
junger Frauen für die BRIGITTE auf Dauer an
Magazine wie GLAMOUR & Co. verloren geht?
Ob man alle jungen Frauen als BRIGITTELeserinnen gewinnt, sei dahingestellt. Ich bin aber
auch der Meinung, dass man die BRIGITTE nicht
künstlich verjüngen sollte, um vielleicht ein paar
dieser Leserinnen zu gewinnen. Insgesamt haben
wir sowieso mehr junge Leserinnen als jede der
neuen Frauenzeitschriften. Wir stellen fest, dass
viele Frauen zu uns wechseln, wenn sie von
zu Hause ausziehen und ihren eigenen Haushalt
gründen. Dann haben sie das Gefühl: Jetzt brauche
ich nicht nur diese witzigen, aber auch oberflächlichen Blätter, sondern etwas, was mich weiterbringt im Leben.
Können Sie das belegen?
Das Rheingold-Institut hat eine soziologische Studie gemacht. In der Analyse werden diese neuen
Blätter wie z. B. GLAMOUR mit einem Gefühl des
Schwelgens „in regressiven, in Mädchen- und Märchenwelten“ in Verbindung gebracht. Dieses Gefühl
haben durchaus auch einmal Frauen mit 40 vorübergehend. Auf der anderen Seite haben auch
junge Frauen das andere, das erwachsene Gefühl,
sie möchten etwas Reelles. Man kann also Junge
auch mit der Erwachsenenansprache erreichen.
Außerdem machen wir eine interessante Beobachtung bei BRIGITTE WOMAN: Auch 30-Jährige lesen
sie. Sie wollen sozusagen in die Zukunft gucken.
Die BRIGITTE war in den siebziger und achziger
Jahren sozial, politisch und gesellschaftlich schon
einmal bedeutender.
Ich teile die Auffassung nicht. Das Urteil fußt ein bisschen auf den Neunzigern, in denen die BRIGITTE
wie viele andere Medien Schwierigkeiten hatte,
Politikthemen ins Blatt zu heben. Die Neunziger
I
GRUNER + JAHR 27
waren eine absolut unpolitische Zeit. Da war es für
alle Blätter schwierig, politisch Profil zu zeigen.
Auch SPIEGEL, STERN und FOCUS hatten Titelthemen, die genauso in Frauenzeitschriften hätten
stehen können. Es gab damals keinen Beschluss, wir
werden unpolitisch. Es war die Zeit.
Wo steht die BRIGITTE derzeit?
Wir haben jetzt eine ziemlich politische Kolumne
von Ursula Ott. Und wir haben diverse Interviews
gemacht, etwa mit Renate Schmidt und Ulla
Schmidt. Hier gibt es viele weitere Beispiele: Dossiers wie „Angst um den Job?“; „Umwelt: Und die
Welt ist doch zu retten“; „Frauen nach dem Krieg“;
Reportagen aus Bagdad, Afghanistan; Essays wie
„Was ist heute Gerechtigkeit?“ oder aktuell ein
Gespräch mit einer jungen Türkin in Berlin „Nehmen
Sie Ihr Kopftuch ab“. Elke Heidenreich hat übrigens in ihrer BRIGITTE-Kolumne als Erste das
Kampagnen-Motto„Geiz ist geil“ kritisiert. Wir haben
also auch in den Texten, die nicht per se politisch
sind, eine durchaus politische Haltung.
Wie sieht die Zukunft der BRIGITTE aus?
Eine Zeitschrift hat natürlich so etwas wie Zukunftskompetenz, und wir blicken in diesem Sinne
auch nach vorne. Wenn man aber von der BRIGITTE selbst reden will, so muss man auch über
den Markt sprechen: Der FrauenzeitschriftenMarkt in Deutschland ist einer der schwierigsten
überhaupt. Wir sind in unserem Marktsegment
die Teuersten, aber sicher auch die Anspruchsvollsten und qualitativ Besten, und da wird BRIGITTE auch bleiben. Sie wird in Zukunft ihre Kompetenzen in den Bereichen weiter ausbauen, die
sie sich im Laufe von 50 Jahren erarbeitet hat,
zum Beispiel in den Bereichen Kultur oder Gesellschaft, auch in der Reportage und in der Mode, in
der Psychologie und Medizin. Zusammengenommen bleibt die BRIGITTE mit ihrer vitalen Markenfamilie der stärkste Player im deutschen Markt.
Vielen Dank für das Gespräch.
gegründet
1954
Auflage
800.801
erscheint
14-täglich
28 GRUNER + JAHR I JAHRESBERICHT 2003
INNOVATIONEN I GRUNER + JAHR 29
MELTING POT KINDERZIMMER
Wie das US-Magazin PARENTS die spanischsprachige Community erobert
BISWEILEN FÜHLT SICH JON ANDRADE wie ein
Surfer an einem perfekten Tag. „Wir reiten eine
wirklich große Welle”, sagt er, und seine Augen
blitzen. Allerdings sitzt er nicht an einem warmen
Strand in Kalifornien, sondern in einem Bürohochhaus in Manhattan. Und seine Begeisterung bezieht sich nicht auf seine jüngste Begegnung mit
den Naturgewalten, sondern auf sein innovatives
Magazin. Der Anzeigenleiter von SER PADRES, dem
ersten spanischsprachigen Eltern-Magazin in den
USA, blickt auf ein überragendes Jahr zurück. Die
Zahlen kann er im Schlaf herunterrattern: 2003 stiegen die Anzeigeneinnahmen um 51 Prozent, der
Umfang der bezahlten Seiten um 36 Prozent. In diesem Jahr ging es gleich so weiter: Plus 38 Prozent
für die Anzeigeneinnahmen des ersten Heftes.
Der Erfolg kam nicht über Nacht. Mit dem spanischsprachigen Ableger des PARENTS-Magazins
besetzte G+J USA 1990 als erster Verlag die zukunftsträchtige Nische, die Konkurrenz zog erst
Jahre später nach. Als Chefredakteur Alberto Oliva
und Andrade 2001 an Bord kamen, machten sie
sich sofort daran, das Produkt noch zielgerichteter
auf die Leserschaft zuzuschneiden. „Zuerst hatten
wir nur einen Anteil von 25 Prozent eigener Texte”,
sagt Oliva, „75 Prozent waren Übersetzungen von
PARENTS-Beiträgen. Dieses Verhältnis beträgt mittlerweile 50:50.” In Zukunft will er den Eigenanteil
noch stärker erhöhen.
Die spanischsprachige Community in den USA
mit Wurzeln in Mexiko, Südamerika oder der Karibik leben zwar im selben Land wie ihre Nachbarn
mit europäischen Wurzeln, aber oft in einer ganz
eigenen Welt. „Ein gutes Beispiel sind Kindersitze”,
sagt Chefredakteur Oliva. Während man keine amerikanische Mutter mehr davon überzeugen muss,
wie wichtig die im Auto sind, gibt es in der hispanischen Bevölkerung offenbar ein Informationsdefizit. „In solchen Fällen klären wir auf und geben
Ratschläge”, beschreibt Oliva sein Konzept. Die
Themen des mittlerweile zweimonatlich statt vierteljährlich erscheinenden Heftes kennen kaum Grenzen, die Kinder dienen dabei oft nur als kleinster gemeinsamer Nenner, um eine breite Leserschaft zu
Universale Neugier: Trotz aller sprachlicher und kultureller Unterschiede haben Kinder oft sehr ähnliche Interessen
interessieren. Finanzberatung, Trend-Tipps, Gesundheitsratschläge – alles findet sich in SER PADRES,
fundiert und kostenlos. Ständig denkt Oliva darüber
nach, wie sich das Produkt weiter verbessern lässt.
Im ersten 2004-Heft führte er die Rubrik „Money
Talk” ein, auf Anhieb ein Erfolg: „Wir haben daraufhin mehr Leserbriefe bekommen, als im gesamten
Vorjahr”, sagt der Chefredakteur, „das ist unser bestes Rezept: Wir geben den Leuten die Werkzeuge
in die Hand, damit sie ihre Probleme lösen können.”
Bislang wird SER PADES in Arztpraxen ausgelegt, McDonald’s bietet das Heft in 600 Filialen an
und die „Parents-Teacher Association” (PTA) verteilt
es an den spanischsprachigen Teil ihrer Mitglieder.
Mit einer kontrollierten Auflage von 500.000 liegt
das Heft nach einer Erhebung der „Magazine Publishers of America” (MPA) an der Spitze aller
spanischsprachigen Titel in den USA. Und der Markt
wächst weiter. Um Schritt zu halten, hat Andrade
gerade einen weiteren Verkaufsrepräsentanten in
Miami eingestellt – der Region mit der drittgrößten
hispanischen Gemeinde in den Vereinigten Staaten.
Das Ende des fantastischen Wellenritts ist nicht in
Sicht.
gegründet
1926
Auflage
2.200.000
erscheint
monatlich
Wussten Sie schon ...
• Menschen hispanischer Abstammung bilden mit 39 Millionen die größte
Minderheitengruppe in den USA. Damit machen sie 13 Prozent der Gesamtbevölkerung aus
• Die wichtigsten fünf hispanischen Märkte – gestaffelt nach der Bevölkerungsstärke sind Los Angeles, New York City, Miami, San Francisco und Chicago
• Die Kaufkraft dieser Bevölkerungsgruppe wird auf 428 Milliarden Dollar geschätzt,
mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten
• Das Durchschnittsalter der hispanischen Bevölkerung liegt mit 25,9 Jahren deutlich unter dem der Gesamtbevölkerung (35,3)
• Das Durchschnittseinkommen der hispanischen Haushalte liegt mit 34.670
Dollar pro Jahr beträchtlich unter dem landesweiten (43.570 Dollar)
• Die Zahl der hispanischen Haushalte, die 50.000 Dollar und mehr verdienen, soll
bis 2005 um 50 Prozent steigen
• Laut MPA führt SER PADRES die Top Ten der spanischsprachigen Magazine
in den USA an. Auf den Plätzen zwei und drei folgen People en Espanol und
Reader’s Digest Selecciones
30 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
INNOVATIONEN
I
GRUNER + JAHR 31
SCHÖNHEIT
KOMMT
VON
INNEN
Wie GLAMOUR in Polen
die Sehnsucht nach dem GlitzerWesten mit einem neuen
Selbstbewusstsein beantwortet.
Ein neuer Frauentypus: GLAMOUR-Fotoshooting mit der bekannten Schauspielerin und Moderatorin Grazyna Torbicka (s. Titelbild S. 35)
„Du kannst tun, was du willst.“ GLAMOUR-Chefredakteurin Grazyna Olbrych hat eine eigene Sichtweise auf polnische Frauen
32 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
INNOVATIONEN
Auf der Suche nach eigenständigen Ausdrucksformen:
Der Club Fabryka Trzciny gehört zu den Lieblingsadressen von
GLAMOUR-Chefredakteurin Grazyna Olbrych
Kreativität ist wichtiger, als viel Geld zu haben: GLAMOUR-Modechef Adam Gutowski nutzt Luxusmarken
nur als Inspiration für eigene Inszenierungen
I
GRUNER + JAHR 33
34 GRUNER + JAHR I JAHRESBERICHT 2003
In Polen wächst der
Markt der Eitelkeiten:
Oliver Voigt,
Geschäftsführer
von G+J Polen mit
dem Kunstwerk
einer begeisterten
GLAMOUR-Leserin
INNOVATIONEN I GRUNER + JAHR 35
ICH FAND MICH NIE ATTRAKTIV oder außerge-
wöhnlich. Dank GLAMOUR ist mir klar geworden,
dass jede Frau den Luxus verdient, an ihre eigene
Schönheit zu glauben“, schreibt Angnieszka. Die
24-jährige Politologin Anna aus Warschau hat mit
GLAMOUR eine neue „Einstellung zur eigenen
Weiblichkeit“ gefunden. Und für die Diplomkauffrau Ewa ist GLAMOUR wichtig, weil es immer
wieder „Geheimnisse rund um Partnerschaften
enthüllt“ und ihr so dabei hilft, die eine oder andere
„Beziehungsfalle“ zu umgehen.
Das Selbstbild polnischer Frauen hat sich seit
dem Fall des eisernen Vorhangs kontinuierlich gewandelt, und Zeitschriften wie GLAMOUR, die im
Frühjahr 2003 von Gruner + Jahr in Polen auf den
Markt gebracht wurde, haben einen wesentlichen
Anteil daran. Obwohl in Polen der Frauenanteil bei
Führungskräften mit über 30 Prozent in der europäischen Spitzengruppe liegt, sei das Bild der „Polin-Mutter“ immer noch tief in der Gesellschaft verankert, sagt GLAMOUR-Chefredakteurin Grazyna
Olbrych. Dazu gehöre die Bereitschaft immer zu geben, an Familie und Gesellschaft zu denken und eigene Interessen zurückzustellen. „Wir dagegen sagen den Frauen: Hey, du kannst tun, was du willst.
Du musst nicht immer nur geben. Du kannst auch
ruhig mal etwas nehmen.“
Bei den jungen Polinnen scheinen diese Botschaft und die Mischung aus Mode, Lifestyle und
Lebensberatung gut anzukommen. Mit einer durchschnittlich verkauften Auflage von 276.540 Exemplaren schob sich GLAMOUR 2003 auf Anhieb
auf Platz zwei der hochwertigen Frauenmagazine.
„Polen ist einer der am weitesten entwickelten
Märkte in Osteuropa, und Frauen gehören zu der
am härtesten umkämpften Zielgruppe“, sagt Oliver
Voigt, Geschäftsführer von G+J Polen. Allein 15
Monatsmagazine für Frauen buhlen um die Gunst
der Leserinnen. Deshalb wurde der Start von GLAMOUR von einer der aufwendigsten Marketingkampagnen in der Verlagsgeschichte Polens begleitet. Mehrere Millionen Euro flossen in Radio-, TV-,
Plakat- und Magazinwerbung. Als GLAMOURBotschafterin wurde die bekannte Schauspielerin
Joanna Brodzik gewonnen, die perfekt den Typ der
modernen, selbstbewussten Polin verkörpert.
Vom führenden Branchenmagazin Media &
Marketing Polska wurde der Launch zum „Debüt
des Jahres 2003“ gekürt. „Mit GLAMOUR hat der
Verlag nicht nur ein Magazin, sondern ein Stück
neues Lebensgefühl für Frauen nach Polen gebracht“, so die Begründung. Und auch bei den
Werbekunden kommt der neue Titel gut an. So
konnten allein für die ersten neun Ausgaben rund
460 Anzeigenseiten verkauft werden. Darunter an
so bekannte Marken wie Versace, Estée Lauder,
Helena Rubinstein oder H&M, Nokia, Sony oder
große Automobilhersteller. „Vor ein paar Jahren
wäre dieser Erfolg gar nicht möglich gewesen, weil
der hiesige Markt für hochwertige Konsumgüter
nicht weit genug entwickelt war“, sagt Voigt.
„GLAMOUR hat es sich auch zur Aufgabe gemacht, seinen Leserinnen die Angst vor großen
Marken zu nehmen“, sagt der Chef des Moderessorts, Adam Gutowski. „Andere Magazine inszenieren Luxusmarken als unerreichbares Ideal. Bei
uns sollen Sie eher Inspiration sein.“ So greift der
Modeexperte nur selten auf internationales Fotomaterial zurück, sondern produziert eigene Modestrecken nach dem Prinzip, dass die gezeigten
Produkte im Land erhältlich und auch bezahlbar
sein sollen. Gutowski: „Auch ohne viel Geld ist es
polnischen Frauen mit Kreativität schon immer gelungen, das Beste aus sich zu machen.“
Das neue Bild und Selbstverständnis der polnischen Frauen scheint aber nicht nur Polinnen zu
interessieren. „Zu 20 Prozent wird GLAMOUR von
Männern gelesen“, betont Olbrych. Das brachte
die Chefredakteurin auf eine Idee. Im Frühjahr 2004
erscheint GLAMOUR als erste polnische Frauenzeitschrift mit einem beigelegten Extraheft, bei dem
es ausschließlich um Mode und Schönheit geht –
für Männer.
gegründet:
2003
Auflage:
276.540
erscheint:
monatlich
36 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
INNOVATIONEN
Liebt Shopping: Sophia Deslances,
Service Mode
I
GRUNER + JAHR 37
Prêt-à-porter: Ein guter Kauf muss gut beraten sein
IN DER REDAKTION VON „SHOPPING” in der Pariser Rue La Condamine geben sich die Kuriere die
Klinke in die Hand. Schuhe werden gebracht und
Kleider abgeholt. Eine Handtaschenkollektion muss
schnell ins Fotostudio. Im Showroom in der 3. Etage ist auf den Kleiderständern kaum noch Platz.
Ausgebreitet auf dem grauen Teppichboden liegen
verschiedene Blusen, Röcke, Jacken, Mäntel, Tops
und Hosen. Werden mal hier, mal dort platziert,
immer wieder neu kombiniert, bis Farben, Formen
und Stil perfekt zusammenpassen.
Herrin über das kontrollierte Chaos ist Françoise
Lambert. Seit über 17 Jahren Moderedakteurin bei
Frankreichs größter wöchentlicher Frauenzeitschrift
FEMME ACTUELLE und seit Mai 2003 zusätzlich
verantwortlich für das Moderessort von Europas
erstem Einkaufsmagazin SHOPPING. „Wir wollen
für unsere Leserinnen wie eine gute Freundin sein,
die sie beim Einkaufen berät. Eine sehr professionelle Freundin vor allem“, betont Lambert.
I SHOP, THEREFORE I AM
Wie mit SHOPPING in Frankreich ein völlig neues Magazinformat entstand,
das auch in anderen Märkten erfolgreich eingeführt wurde.
Denn auch die beste Freundin könnte wohl
kaum das Produktspektrum abdecken, das die zwölf
SHOPPING-Redakteurinnen alle zwei Monate im
Heft präsentieren. In sechs Rubriken auf rund 130
Seiten werden die besten Produkte und aktuelle
Trends aus Mode, Schmuck, Kosmetik, Design und
Einrichtung gezeigt. „Dabei achten wir darauf, immer alle Preissegmente für ein Produkt abzubilden
und bei unseren Outfits teure und preiswerte
Stücke zu kombinieren. Genau so, wie es die meisten Frauen im normalen Leben auch machen“, erläutert die Modeexpertin.
Pro Heft kommen so zwischen 1000 und 1500
Produkte zusammen, die alle begutachtet, bewertet, beschrieben und fotografiert werden müssen.
Dazu kommen noch Verbrauchertipps und Bezugsquellen. „Wir können es uns nicht leisten, unsere
Leserinnen schlecht zu beraten. Welche Produkte
im Heft gezeigt werden, entscheidet deshalb alleine
die Redaktion“, so Lambert. Im Magazin sind die
Redakteurinnen außerdem mit Bild auf den von ihnen verantworteten Seiten vertreten. So fühlt sich
die Leserin persönlich beraten und kann sich gleichzeitig mit Fragen, Anregungen oder auch Beschwerden direkt an eine konkrete Ansprechpartnerin
wenden. Das Konzept, den Einkaufsbummel bequem vom Sofa aus vorzubereiten, kommt bei den
Französinnen gut an.
Zunächst nur als Ableger von FEMME ACTUELLE geplant und in der Rekordzeit von nur zwei
Monaten aus der bestehenden Redaktion entwickelt, verkaufte sich die erste Ausgabe zum Preis
von 2,50 Euro über 190.000-mal. So wurde aus
SHOPPING schnell nicht nur ein eigenständiges Heft, sondern ein ganz neues Zeitschriftenformat in Europa. Denn reine Einkaufsmagazine
waren bisher nur aus den USA bekannt. Das erfolgreiche Magazinformat wurde im Jahr 2003 bereits
erfolgreich auf den deutschen und spanischen
Markt übertragen.
Für Françoise Lambert hat der Erfolg von SHOPPING aber auch eine Kehrseite. Sie hat jetzt noch
weniger Zeit zum Einkaufen.„Das ist sehr schade.
Ich liebe Shopping“, schmunzelt die Pariserin.
gegründet
2003
Auflage
189.400
erscheint
6-mal jährlich
38 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
„UNABHÄNGIGKEIT IST
DAS FUNDAMENT
UNSERES ERFOLGES”
Wie Gruner + Jahr auch in schwierigen Zeiten kompromisslos an seinen
journalistischen Grundsätzen festhält. Ein Interview mit Angelika Jahr-Stilcken.
Was bedeutet für Sie guter Journalismus?
Es wäre eigentlich schlechter Journalismus, auf
so wenig Raum wie hier guten Journalismus richtig
und umfassend darzustellen. Auch wenn es heute
immer beliebter wird, für alles und jedes eine
Kurzfassung zu wählen. Ich gehöre nicht zu den
Menschen, die glauben, die Welt ließe sich in drei
Sätzen erklären oder gar verstehen. Es gibt sicher
in Deutschland viel schlechten Journalismus. Dieser aber, dessen bin ich mir ganz sicher, findet
überwiegend nicht bei Gruner + Jahr statt.
Was heißt denn das im Einzelnen? Wie unterscheidet sich Gruner + Jahr von anderen Verlagshäusern?
Auch bei Gruner + Jahr ist nicht alles perfekt. Aber
bei uns gibt es zum Beispiel keinen Gefälligkeitsjournalismus. Der Verlag fördert selbstverständlich
die Kreativität bei der Gestaltung von Anzeigen,
aber wir setzen eindeutige Grenzen, wo Anzeigen
und Redaktion strikt getrennt werden müssen.
Gibt es noch andere Unterscheidungsmerkmale?
Durchaus, bei uns finden Sie auch nicht den albernen Journalismus der Yellow Press. Auch keinen
verknöcherten Journalismus, der die Verbreitung
von Langeweile für eine Tugend hält. Und schon
gar nicht den Krawalljournalismus. Sie wissen
schon, wovon ich rede.
Damit sind wir bei der Anfangsfrage: Guter
Journalismus von Gruner + Jahr, was zeichnet
diesen im Besonderen aus?
Die besten Reportagen, Bilder und Worte, die
Geschichten erzählen, die findet man in G+JMagazinen. Reportagen sind die vitalste Form des
Journalismus, sagt Peter-Matthias Gaede, Chefredakteur von GEO, dem meiner Meinung nach
besten Foto- und Reportage-Magazin der Welt,
weil Reportagen bewegte Geschichten erzählen
und der Wirklichkeit ein zweites Gesicht verleihen.
Dichtung und Wahrheit werden also von einem
guten Journalisten zusammengemixt?
Nein, die Fantasie, schreibt der berühmte Reporter der zwanziger Jahre, Egon Erwin Kisch,
dürfe sich in der Reportage nicht entfalten, wie
sie gerade lustig sei. Es sei ihr nur der schmale
Steg zwischen Tatsache und Tatsache „zum Tanzen freigegeben”. Ein schönes Bild, finde ich.
Sie sind bei Gruner + Jahr Chefredakteurin, Herausgeberin, Verlagsgeschäftsführerin und journalistisches Vorstandsmitglied. Stehen die journalistischen Interessen des Chefredakteurs nicht in
einem Gegensatz zu den kaufmännischen Interessen des Verlagsgeschäftsführers oder gar des
Vorstands?
Das ist kein Problem für mich. Schon aus Gründen der verlegerischen Tradition meiner Familie.
Denn mein Vater, der zusammen mit Gerd
Bucerius und Richard Gruner vor fast 40 Jahren
Gruner + Jahr gründete, war Verleger mit Leib und
Seele. Und für einen Verleger ist es ganz selbstverständlich, die publizistischen Interessen seiner
Zeitschriften ebenso wie die kaufmännischen
Interessen des Verlages im Auge zu behalten.
„Auch bei
Gruner + Jahr
ist nicht alles
perfekt. Aber
bei uns gibt
es keinen Gefälligkeitsjournalismus.”
Angelika Jahr-Stilcken, journalistisches Vorstandsmitglied Gruner + Jahr
40 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
Denn guter Journalismus ist die Seele eines Verlages. Aber guter Journalismus kann nur in den
finanziell gesunden Armen eines starken Verlages
existieren.
Reicht das aus?
Darüber hinaus habe ich von meinem Vater
bereits in jungen Jahren erfahren, dass
Unabhängigkeit ein großer Wert ist. In diesem
Sinne – also wenn es um die Voraussetzungen
und Chancen des journalistischen Erfolges ging –
war mein Vater John Jahr ein leidenschaftlicher
Journalist und zugleich instinktsicherer Verleger.
In dieser Haltung hat er – vor und nach der Fusion
zum Druck- und Verlagshaus Gruner + Jahr im
Jahre 1965 – seine Chefredakteure stets frei und
unabhängig agieren lassen. So ist das Prinzip der
Unabhängigkeit der Chefredaktion bis heute einer
der wichtigsten Grundsätze von Gruner + Jahr.
Was ist aus Ihrer Sicht in einem Verlagsunternehmen, das Zeitschriften und Zeitungen herausgibt, anders als in einer Fabrik für Schrauben
oder Haushaltstücher?
Man kann den Journalisten die Produktivität und
vor allem die Kreativität nicht verordnen. Nicht die
Zahl der Geschichten ist entscheidend, sondern
deren Qualität, deren Wahrheitsgehalt und vor
allem die Frage: Interessiert das den Leser? Trifft
das seine Erwartungen? Es geht in einer Redaktion nicht nach Lohnstückkosten, weil es durchaus mal sein kann, dass ein talentierter Texter
tagelang schreibt, dann aber zu dem Ergebnis
kommt, dass sein Text den eigenen Ansprüchen
nicht genügt. Also fängt er wieder von vorne an!
Aus ökonomischer Sicht könnte man einwenden,
dass diese Arbeitsweise nicht besonders effizient
ist …
Sicher, so könnte man argumentieren bei
Fabriken für Schrauben oder Haushaltstücher.
Aber wir, die wir etwas vom Verlagsgeschäft
verstehen, von den Schwierigkeiten präziser Recherche und gefeilter Texte, wir wissen, dass die
Freiräume des Journalisten Qualität bedeuten.
Wir wissen, dass sich die Produktion von
Information nicht rationalisieren lässt wie die
Produktion industrieller Güter. Ich bin davon überzeugt, dass es letzten Endes sehr teuer wird, den
Platz zwischen möglichst vielen Anzeigen mit
möglichst wenig Kosten zu füllen. Uns geht es in
erster Linie um die Vermittlung von Informationen
und Glaubwürdigkeit.
Und dafür brauchen die Redaktionen Unabhängigkeit – sowohl journalistisch als auch wirtschaftlich?
Ja, das Thema Unabhängigkeit kann gar nicht
genug betont werden, weil dieser Aspekt in vielen
Verlagen weltweit durch wirtschaftlichen Druck
von Anzeigenkunden auf die Redaktionen untergraben wird. Für die Glaubwürdigkeit eines Titels
ist es jedoch unerlässlich, dass sich die Leser darauf
verlassen können, unbeeinflusste Informationen
zu bekommen. Dafür steht Gruner + Jahr. Dafür
stehen unsere Redaktionen.
Wie sollten denn Ihrer Meinung nach Journalisten
mit den Mächtigen dieser Welt umgehen?
Vor allem mit kritischer Distanz. Von dem großen
deutschen Journalisten Kurt Tucholsky stammt der
Satz, der deutsche Journalist brauche nicht bestochen zu werden, es reiche ihm, wie eine Macht
behandelt zu werden. Ich beobachte, dass sich zu
viele Journalisten heute „in Augenhöhe” mit den
Einflussreichen bewegen oder bewegen möchten. Dieser vielleicht menschlich verständliche
Wunsch nach derselben „Augenhöhe” ist jedoch
ein Trugschluss. Mit dieser Haltung kann man dem
Auftrag des Journalisten nur schwerlich gerecht
werden.
Das klingt sehr puristisch …
… das ist auch genau so gemeint: Der Journalist
ist meiner Meinung und Erfahrung nach „nur”
Journalist und sonst nichts. Ebenso wie der
Richter „nur” Richter und der Arzt „nur” Arzt sein
sollte. In meinen Augen sollte der Journalist allein
für seine Leser bzw. Hörer oder Seher – mittlerweile auch seine Online-User – über Fakten und
JOURNALISTISCHE UNABHÄNGIGKEIT
„Für die
Glaubwürdigkeit ist es
unerlässlich,
dass sich
die Leser darauf verlassen können,
unbeeinflusste Informationen zu
bekommen.”
Hintergründe berichten. Seine Aufgabe ist es,
Sachverhalte verständlich zu machen, und das in
einer unterhaltsamen, nicht belehrenden Form.
Nicht mehr und nicht weniger. Diese Haltung war
auch das Credo von Henri Nannen, dem Gründer,
Chefredakteur und Herausgeber des STERN, der
mich in vielerlei Hinsicht journalistisch geprägt
hat. Von Henri Nannen stammt der Spruch: „Ich
predige lieber in einer vollen Kirche als in einer
leeren.” Was er damit sagen wollte, war: Es ist
wichtig, dass ein Titel von möglichst vielen Menschen gelesen wird. Er machte seinen STERN nicht
für den Verleger, nicht für die Anzeigenkunden
und schon gar nicht für sich selbst. Er kannte nur
ein Interesse – das seiner Leserinnen und Leser.
Was hat Sie persönlich an Henri Nannen am
meisten fasziniert?
Henri Nannen verband seinen journalistischen Kopf
mit einem instinktsicheren Bauchgefühl. Ebenso
war er ein unerbittlicher journalistischer Perfektionist. Er achtete bis zur letzten Korrektur aufs
kleinste Detail, trieb damit seine Redaktion häufig
bis zur Weißglut, aber auch zu ungeahnten journalistischen Höchstleistungen.
Was heißt denn heute, eine Generation nach Henri
Nannen, überhaupt journalistische Höchstleistung?
Ich glaube: neugierig sein – unabhängig sein – den
Leser ehrlich und gründlich informieren – ihm Orientierung bieten in einer immer verworreneren
Welt, dabei die Sinnlichkeit von Text und Bild nicht
unterschätzen. Einordnung, Analyse und Hintergrund sind heute wichtiger denn je. Guter Journalismus ist übrigens nicht auf die heißen Themen
oder die ganz große Reportage beschränkt. Wer
Geldanleger, Gartenfreunde oder Schwangere
berät – ja auch wer seinen Lesern zu schönerem
Wohnen und Essen verhelfen will, der sollte die
klassischen Journalisten-Tugenden ebenfalls besitzen: sauber recherchieren – glaubwürdig sein
– und so darüber schreiben, dass Leser es verstehen können und es lesen mögen. „Die Ethik
des Journalismus ist eine Service-Moral”, hat
Johannes Gross gesagt.
I
GRUNER + JAHR 41
Da legen Sie die journalistische Messlatte bei den
themen- und zielgruppenorientierten Magazinen
sehr hoch …
Ja, die Kunst der Journalisten bei solchen Magazinen besteht darin, dass sie über Windeln und Windpocken oder über Vorhänge und Gartenmöbel mit
demselben Eifer recherchieren und schreiben wie
andere Kollegen über Erdbeben und Kanzlerstürze.
Funktioniert das auch in Ihrem eigenen Verlagsbereich?
Das hoffe ich doch sehr: Auf das gewisse
Quantum Lesevergnügen kommt es an: „Nur kein
Neid, Zebra”, aus LIVING AT HOME, als Überschrift
zu dem Thema „Streifen sind Kult”. Das gefällt
mir, weil es sein Thema mit leichter Hand verkauft.
Oder wenn der Text aus ESSEN&TRINKEN über
eine Sängerin so anfängt: „Sie ist außerordentlich
hübsch und außerordentlich begabt, und bei unserem kulinarischen Interview war sie auch noch
außerordentlich schwanger.”
Bleibt die Frage zur Zukunft des guten Journalismus: Kann sich der qualitätsorientierte Printjournalismus überhaupt behaupten, wird er nicht
zerrieben werden zwischen dem Fernsehen und
dem Internet?
Nein, ich bin sicher, dass dies nicht passieren wird.
Gut gemachte Zeitungen und Zeitschriften werden
nicht nur überleben – ihre Bedeutung,und ihre gesellschaftliche Rolle werden noch wachsen.
Sie machen sich also keine Sorgen um den guten
Journalismus?
„Guter Journalismus braucht ein zu Hause, eine
Heimat” – so heißt es in den Leitlinien von Gruner
+ Jahr. Eine Heimat für das, wofür Gruner + Jahr
in der Vergangenheit stets stand, heute steht und
auch zukünftig stehen wird: freie Meinungsäußerung, Glaubwürdigkeit und journalistische Unabhängigkeit. Das ist das Fundament unseres wirtschaftlichen Erfolges.
Vielen Dank für das Gespräch.
„Die Kunst
der Journalisten besteht
darin, dass
sie über Windeln und
Windpocken
mit demselben Eifer
schreiben
wie andere
Kollegen
über Erdbeben und
Kanzlerstürze.”
42 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
UNTERNEHMENSBEREICH ZEITSCHRIFTEN DEUTSCHLAND
I
GRUNER + JAHR 43
ZEITSCHRIFTEN DEUTSCHLAND
Innovation auf Basis starker Marken – mit Kreativität und verlegerischem
Mut untermauert Gruner + Jahr seine Ausnahmestellung auf dem deutschen
Zeitschriftenmarkt.
MIT DER EINFÜHRUNG EINER VIELZAHL NEUER
MAGAZINE begegnete der Unternehmensbereich
Dr. Bernd Buchholz
seit dem 1. Januar 2004
Vorstand
Unternehmensbereich
Zeitschriften
Deutschland
„Zeitschriften Deutschland” im Jahre 2003 der ins
dritte Jahr gehenden Flaute auf dem deutschen
Anzeigen- und Vertriebsmarkt: NEON, STERN SPEZIAL GESUND LEBEN, BRIGITTE COOKIE, ESSEN
+ TRINKEN FÜR JEDEN TAG, NG WORLD. Dabei
baute Deutschlands und Europas führender Zeitschriftenverlag vor allem auf die Strahlkraft und redaktionelle Kompetenz seiner etablierten Zeitschriftenmarken, aus denen heraus zahlreiche innovative
Konzepte entwickelt und an den Start gebracht wurden. Diese Strategie wurde in einem insgesamt
stagnierenden bis leicht rückläufigen Vertriebs- und
Anzeigenmarkt mit Zugewinnen im Vertrieb und
der erneut unangefochtenen Marktführerschaft im
Anzeigengeschäft belohnt. Das Ergebnis konnte in
Verbindung mit gleichzeitigen Effizienzsteigerungen
im gesamten Unternehmensbereich im Vergleich
zum Vorjahr signifikant gesteigert werden.
Für besonderes Aufsehen in der deutschen
Medienlandschaft sorgte der Start des STERN-Ablegers NEON. Unter dem Motto „Eigentlich sollten
wir erwachsen werden” kam das junge Magazin für
die Zielgruppe der 20- bis 29-jährigen am 23. Juni
zum ersten Mal an die Kioske und verkaufte sich auf
Anhieb über 90.000-mal. Auf Grund der sehr positiven Resonanz im Anzeigen- und Lesermarkt erscheint NEON in 2004 monatlich.
Wie gesellschaftlich relevante Themen in erfolgreiche Zeitschriftenkonzepte umgesetzt werden, bewies der STERN auch mit STERN SPEZIAL GESUND
LEBEN. Auf Basis einer mehrteiligen Gesundheitsserie im STERN entstand zunächst ein Sonderheft,
das 130.000-mal verkauft wurde und seit 2004 alle
zwei Monate erscheint. Es erschließt damit ein
völlig neues Marktsegment Healthcare. Der STERN
blieb 2003 in der Summe von Anzeigen- und Vertriebserlösen nicht nur das umsatzstärkste Magazin
in Deutschland, sondern stand mit einer Auflagensteigerung um 3,5 Prozent auch in der Gunst der
Leser wieder ganz oben. Jeder neunte Deutsche
liest den STERN, das Wochenmagazin liegt mit einer Reichweite von 11,2 Prozent (MA 2003/II) rund
1,2 Millionen Leser vor der Konkurrenz.
Auch das zweite große G+J-Flaggschiff, die
BRIGITTE, konnte die Marktposition durch eine stabile Entwicklung beim Stammtitel und dem Ausbau
der Markenfamilie weiter festigen. Das im Frühjahr
erschienene Magazin BRIGITTE KULTUR fand
80.000 Käuferinnen. Im November 2003 kam BRIGITTE COOKIE auf den Markt. Viermal pro Jahr
bietet das Heft im Pocketformat Rezepte sowie
Tipps und Tricks für unkompliziertes Kochen. Ebenfalls auf Erfolgskurs befindet sich BRIGITTE WOMAN. Als Magazin für Frauen über 40 übersprang
der Titel erstmals die Auflagenmarke von 300.000
Exemplaren. BRIGITTE YOUNG MISS konnte nach
dem Relaunch im Herbst 2003 die Auflage steigern. Als feste Größe auf dem deutschen Frauenzeitschriftenmarkt hat sich die im Oktober 2001
gestartete WOMAN etabliert. Dank eines stabilen
Verkaufs von durchschnittlich rund 330.000 Exemplaren wurde die Garantieauflage auf 300.000 angehoben. Die angestrebte Zielgruppe „junge, gut
gebildete, berufstätige Frauen” wird von WOMAN
nach der Allensbacher Werbeträger-Analyse (AWA)
hervorragend bedient. Wermutstropfen im Segment der Frauenzeitschriften ist MARIE CLAIRE, die
trotz intensiver Bemühungen aufgrund fehlender
Resonanz im Anzeigenmarkt mit dem Oktoberheft
2003 eingestellt werden musste.
Im Segment der Magazine für Wohnen und
Lebensstil wurde dem G+J-Klassiker ESSEN +
TRINKEN ebenfalls ein junger Sprössling zur Seite
gestellt: ESSEN + TRINKEN FÜR JEDEN TAG erschien erstmals im Juli 2003 in einem handtaschenfreundlichen Pocketformat. Schnelle, unkomplizierte
Gerichte in gewohnter ESSEN + TRINKEN-Qualität
machten das zehnmal jährlich erscheinende Heft bei
einer verkauften Erstauflage von 150.000 Exemplaren
schnell zum Erfolg.
Bei den Wissensmagazinen konnte G+J seine
Vormachtstellung auf dem deutschen Markt weiter
ausbauen. GEO bleibt unangefochten Marktführer
und konnte laut AWA First Class 2003 seine Reichweite in den gehobenen Zielgruppen von 16,7 auf
17,2 Prozent steigern. Die Auflage von GEOLINO
stieg im Jahresvergleich um 14 Prozent. NATONAL
GEOGRAPHIC setzte wie bereits im Vorjahr den
Ausbau der Markenfamilie konsequent fort.
Neben dem Sonderheft TRAVELLER wurde im
November das zweisprachige Kinder- und Jugendmagazin NG WORLD gelauncht, das von einer
Fernsehsendung im Kinderkanal und einem interaktiven Internetangebot flankiert wird. Innerhalb
weniger Wochen wurden nicht nur 80.000 Exemplare verkauft sondern auch 15.000 Abonnenten
gewonnen.
Ungebrochen ist der Aufwärtstrend beim PeopleMagazin GALA. Im dritten Quartal 2003 übersprang
der Premium-Titel erstmals die Hürde von 400.000
verkauften Exemplaren. Ebenso erfreulich entwickelte sich das Anzeigengeschäft mit einem Gesamt-Plus von 14,7 Prozent für 2003.
Nach dreijähriger Talfahrt im Anzeigen- und Vertriebsmarkt deutet sich für 2004 eine leichte Erholung im deutschen Markt an. Gruner + Jahr wird
die in allen Verlagsgruppen gestartete Innovationsoffensive auch im Jahre 2004 mit neuen Qualitätstiteln weiter vorantreiben. Im Stammgeschäft will
G+J weiter Marktanteile hinzugewinnen.
Rolf Wickmann
Vorstand Zeitschriften
Deutschland
bis 31. Dezember 2003
Rolf Wickmann führte bis zum 31. Dezember
2003 über 20 Jahre lang den Zeitschriftenbereich
Deutschland. G+J verdankt seinen Erfahrungen
und seiner Leistung den kontinuierlichen Ausbau
des G+J-Portfolios im Inland in den achtziger
und neunziger Jahren. Rolf Wickmann ist seit dem
1. Januar 2004 als Generalbevollmächtigter der
Gruner + Jahr AG & Co KG für die Betreuung von
Beteiligungen und strategischen Projekten verantwortlich. Neben der Unterstützung des Vorstandes in wichtigen Schwerpunktthemen wird
Rolf Wickmann damit weiterhin G+J im Beirat
und der Gesellschafterversammlung der Vereinigte Motor Verlage GmbH in Stuttgart vertreten,
den Beirat der Henri-Nannen-Journalistenschule
führen und gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden Gruner + Jahr in der Gesellschafterversammlung des Spiegel repräsentierten.
44 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
UNTERNEHMENSBEREICH WIRTSCHAFTSPRESSE/ZEITUNGEN
I
WIRTSCHAFTSPRESSE/
ZEITUNGEN
Stärkung der Wirtschaftspresse durch konsequente Markenführung –
FTD weiter auf Erfolgskurs.
MIT DER ZUSAMMENFÜHRUNG aller G+J-Wirtschaftspublikationen in Deutschland in einen Vorstandsbereich sowie dem Verkauf der osteuropäischen Zeitungsbeteiligungen (Tschechien, Slowakei,
Rumänien, Serbien) zum Jahresende wurde die
2002 eingeleitete strategische Fokussierung auf
das Zeitschriftengeschäft von Gruner + Jahr konsequent fortgesetzt. Der zum Oktober 2003 erweiterte
Vorstandsbereich Zeitungen/Wirtschaftspresse umfasst die FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND, die
SÄCHSISCHE ZEITUNG, die Verantwortung für die
Wirtschaftszeitschriften in Deutschland sowie die
Koordination aller G+J-Wirtschaftstitel weltweit.
Zielsetzung dieser Bündelung in einem Vorstandsbereich ist die Stärkung der Wirtschaftspresse im
Hinblick auf neue Wachstumspotenziale.
Achim Twardy
Vorstand
Unternehmensbereich
Wirtschaftspresse/
Zeitungen Deutschland
sprüche erfüllt. So stieg der Brutto-Anzeigenumsatz
laut AC Nielsen um 20 Prozent. Ebenfalls sehr erfreulich entwickelt sich die Luxus-Beilage HOW TO
SPEND IT, deren Erscheinungsfrequenz aufgrund
der sehr positiven Resonanz im Anzeigen- und Lesermarkt ab 2004 auf sechsmal jährlich erhöht wurde.
Das Wirtschaftsmagazin CAPITAL und der
Unternehmertitel IMPULSE behaupteten 2003 erneut ihre führende Marktposition im jeweiligen Segment, konnten sich aber vor allem im Anzeigengeschäft nicht von der negativen konjunkturellen
Entwicklung abkoppeln. Mit 216.169 verkauften
Exemplaren (IVW IV/03) und einer leicht gestiegenen Reichweite auf 2,1 Prozent (MA 2003/II) und auf
12,2 Prozent (LAE) bleibt CAPITAL das auflagenstärkste und meistgelesene klassische Wirtschaftsmagazin in Deutschland. Im September
2003 wurde der Titel einem umfassenden Redesign
mit neuer Optik, neuer Heftstruktur und einem erweiterten Themenspektrum unterzogen.
Während die FTD im Jahre 2003 gegen den
Trend bei Auflage und Anzeigen hinzugewinnen
konnte, litten die Wirtschaftsmagazine CAPITAL,
IMPULSE und BÖRSE ONLINE vor allem im Anzeigengeschäft wie kein anderes Zeitschriftensegment
unter der schwachen konjunkturellen Entwicklung.
Der schwierigen Situation der Wirtschaftspresse
stand die sehr erfreuliche Entwicklung der SÄCHSISCHEN ZEITUNG gegenüber. Darüber hinaus wurden durch den Verkauf der Aktivitäten in Mittel- und
Osteuropa hohe Unternehmenswerte realisiert.
rund 57.000 stiegen. Die Auflagenentwicklung hatte positiven Einfluss auf die Reichweitenentwicklung. Die FTD konnte hier in 2003 überproportional
zulegen. Laut AWA stieg die Reichweite um 23
Prozent auf insgesamt 265.000 Leser. In der wichtigen Entscheiderzielgruppe lag der Zuwachs laut
LAE 2003 sogar bei 44 Prozent auf 92.000 Leser.
Die FTD wuchs auch im vierten Jahr nach ihrer
Gründung in den relevanten Kategorien Auflage,
Reichweite und Anzeigen und konnte so weiter
Marktanteile hinzugewinnen. Bei der Auflage verzeichnete die FTD im vierten Quartal 2003 mit
93.527 verkauften Exemplaren ein Plus von 4,7
Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die hohe Akzeptanz und enge Leserbindung lässt sich vor allem an
den Abonnements ablesen, die um 6,3 Prozent auf
Die FTD konnte sich als eines der führenden meinungsbildenden Medien in Deutschland etablieren.
Dies unterstreicht auch eine Untersuchung des
Medien Tenor, nach der die FTD in 2003 das meistzitierte Wirtschaftsmedium war. Zahlreiche Auszeichnungen für journalistische Leistungen, Design
und Marketing sowie das wachsende Interesse der
Anzeigenkunden bestätigen darüber hinaus, dass
die FTD ihre hohen, selbst definierten Qualitätsan-
IMPULSE, Deutschlands führendes Unternehmer- und Mittelstandsmagazin, wurde zum
Jahresende ebenfalls optisch und inhaltlich weiter
entwickelt. Speziell das Themenangebot für Jungunternehmer und Gründer wurde erweitert, um so
neue Leser zu gewinnen. Das Sonderthema „Gründerzeit“ wurde als Supplement in der FTD und Teil
von IMPULSE zum reichweitenstärksten Unternehmermagazin in Deutschland.
BÖRSE ONLINE reagierte ebenfalls auf das veränderte Informationsbedürfnis von Anlegern und Investoren. Ergänzend zur weiterhin umfangreichen
Analyse von Aktien und Unternehmen wurde ab
Sommer 2003 die Berichterstattung zu alternativen
Anlageformen wie Anleihen, Fonds, Optionsscheinen
oder Zertifikaten verstärkt. Dass der Titel auch in
schwierigen Zeiten nicht vom klaren Bekenntnis zum
Qualitätsjournalismus abrückt, beweist die Auszeichnung mit dem deutschen Anlegerschutzpreis 2003
für „praktizierten, kritischen Finanzjournalismus“.
Die SÄCHSISCHE ZEITUNG behauptete im abgelaufenen Geschäftsjahr erneut ihre Position als eine der führenden Regionalzeitungen Deutschlands
und erreichte eine hohe Profitabilität. Neue Wege
im Regionalzeitungsmarkt ging die SZ mit der Einführung einer eigenständigen Sonntagsausgabe
seit Herbst 2003. Darüber hinaus wurde der Anteil
neuer Geschäftsfelder am Gesamtergebnis sukzessive ausgebaut. Ferner konnte mit erheblichen
Investitionen in das Verlagsgebäude in Dresden die
Beseitigung der Schäden der Jahrhundertflut aus
dem Sommer 2002 abgeschlossen werden.
Ausgehend von der zum Jahresende 2003
einsetzenden Bodenbildung im Segment der Wirtschaftsmedien erwartet Gruner + Jahr für 2004 eine
Trendwende. Diese ist allerdings eng an einen insgesamt positiven Konjunkturverlauf gekoppelt. Ein
Aufwärtstrend der Wirtschaft und insbesondere an
den Finanzmärkten beinhaltet Anzeigenpotenziale,
von denen die G+J-Titel aufgrund ihrer führenden
Marktpositionen überdurchschnittlich profitieren
würden. Für 2004 rechnet der Verlag bei der Wirtschaftspresse daher mit einer deutlichen Ergebnisverbesserung. Elementare Bausteine der angestrebten Wachstumsoffensive bilden die verstärkte
Zusammenarbeit und der intensivierte Erfahrungsaustausch zwischen sämtlichen Titeln national wie
international. Die FTD wird ein stabiles Wachstum
mit weiteren Marktanteilsgewinnen erreichen. Die
Zeitungen in Sachsen werden ihre Marktposition
journalistisch und wirtschaftlich ausbauen.
GRUNER + JAHR 45
46 GRUNER + JAHR I JAHRESBERICHT 2003
UNTERNEHMENSBEREICH ZEITSCHRIFTEN INTERNATIONAL
I
GRUNER + JAHR 47
ZEITSCHRIFTEN INTERNATIONAL
Im internationalsten Zeitschriftenverlag der Welt bilden etablierte Marken
und erfolgreiche Konzepte die Basis für organisches Wachstum.
MIT DEM START ZAHLREICHER MAGAZINE UND
SONDERHEFTE hat der Unternehmensbereich „Zeit-
Axel Ganz
Vorstand
Unternehmensbereich
Zeitschriften
Frankreich und USA
schriften International” in 2003 die Basis für zukünftiges weltweites Wachstum gelegt: FITNESS (China), GEOLENOK/GEOFOCUS (Russland), FOCUS
EXTRA (Italien), GLAMOUR (Polen), SHOPPING/
TÉLÉ 2 SEMAINES (Frankreich). Trotz rückläufiger
Umsatzentwicklung – vor allem bedingt durch die
Einstellung von ROSIE in den USA und den schwachen Dollarkurs – steuerte der Unternehmensbereich mit einer zweistelligen Umsatzrendite erneut
einen überdurchschnittlich hohen Beitrag zum positiven Gesamtergebnis des Konzerns bei.
Motor beim Ausbau des internationalen Portfolios war vor allem Frankreich, nach Deutschland
der zweitgrößte Markt für Gruner + Jahr. So wurden allein rund um das bestehende Titelangebot
von Prisma Presse wie FEMME ACTUELLE, PRIMA,
VSD, CAPITAL, ÇA M’INTERESSE, GALA oder
CUISINE ACTUELLE im Jahresverlauf 41 Sonderhefte auf den Markt gebracht. Mit SHOPPING
gelang im Mai die erfolgreiche Etablierung eines
neuen Magazinkonzeptes in Europa, das im Jahresverlauf innerhalb des Konzerns bereits nach
Deutschland (WOMAN SHOPPING) und Spanien
(MARIE CLAIRE SHOPPING sowie MIA SHOPPING) exportiert wurde.
Die Entwicklung einer völlig neuartigen Programmdatenbank ermöglichte die Einführung der
ersten 14-täglichen Fernsehzeitschrift auf dem französischen Markt überhaupt. Nach einem erfolgreichen Testlauf mit äußerst positiver Resonanz im
November wurde TÉLÉ 2 SEMAINES im Januar
2004 landesweit gestartet und verkaufte auf Anhieb
über eine Million Exemplare. Mit steigender Auflagentendenz bei den nachfolgenden Ausgaben ist
sondern konnte auch in einem von hartem Konkurrenzkampf geprägten Geschäft seinen Marktanteil
in der Gesamtbetrachtung von Anzeigen und Vertriebserlösen deutlich erhöhen.
In Russland wurde mit dem Launch von GEOLENOK, einem Wissensmagazin für Kinder- und
Jugendliche, sowie dem neuen populärwissenschaftlichen Titel GEOFOCUS die Spitzenstellung
im Segment Wissensmagazine ausgebaut. In China
befindet sich der Verlag weiter auf Wachstumskurs. Durch die erfolgreiche Einführung von FITNESS wurde ein neues Segment eröffnet, und die
Umsätze stiegen deutlich an. Die fehlende verlegerische und wirtschaftliche Perspektive führte zur
Einstellung der chinesischen Ausgabe von INC. zum
Jahresende.
der Titel damit eine der erfolgreichsten Zeitschriftenneueinführungen der letzten Jahrzehnte.
In den USA konnten die großen G+J-Titel wie
FITNESS, PARENTS oder CHILD trotz scharfen
Wettbewerbs ihre Marktpositionen behaupten oder
leicht verbessern. Insgesamt blieb die Konjunkturbelebung in den USA ohne signifikante Wirkung auf
den Zeitschriftenmarkt, der zudem unter hohem
Preisdruck bei den Anzeigen und einem rückläufigen Vertrieb litt.
Erfreulich verlief für Gruner + Jahr die Entwicklung auf dem größten europäischen Wachstumsmarkt Polen. Hier baute der Verlag mit dem Launch
von GLAMOUR im Frühjahr nicht nur seine führende Marktposition im Frauensegment weiter aus,
streicht die Bedeutung des Auslandsgeschäfts für
den Verlag. Die Kernmärkte Frankreich und USA
bleiben unter der Führung von Vorstand Axel Ganz.
Die G+J-Wachstumsmärkte China, Italien, Niederlande, Polen, Russland, Spanien und Österreich
wurden im neu geschaffenen Vorstandsressort unter Torsten-Jörn Klein zusammengefasst. Für alle
Länder, in denen der Verlag Geschäfte unterhält,
sind die Prognosen für 2004 verhalten optimistisch.
Unabhängig davon strebt Gruner + Jahr mit kräftigen Investitionen ein deutliches Wachstum an. Der
Transfer bekannter Zeitschriftenmarken und erfolgreicher Konzepte in verschiedene Länder bleibt dabei wesentlicher Baustein der Wachstumsstrategie.
G+J-Spanien verkündete zum 25. Verlagsjubiläum nicht nur deutlich über Plan liegende Zahlen.
Neben verschiedenen Line Extensions für bestehende Titel gibt der Verlag seit 2003 in Kooperation
mit der Motorpresse in Lissabon eine portugiesische Ausgabe des seit 1978 in Spanien erscheinenden Elternmagazins SER PADRES heraus.
In Italien brachte G+J-Mondadori mehrere
Sonderhefte an die Kioske und bereitete den
Launch des Kinder- und Jugendmagazins FOCUS
JUNIOR für Anfang 2004 vor.
Die niederländische Verlagstochter von Gruner +
Jahr blickt auf ein erfolgreiches 2003 zurück. Nach
nur drei Jahren gelang dem Team dort das Erreichen
der Gewinnzone.
Die Aufteilung des internationalen Geschäfts
auf zwei Vorstandsbereiche zum Januar 2004 unter-
Dr. Torsten-Jörn Klein
Vorstand Zeitschriften
International
seit dem 1. Januar 2004
Torsten-Jörn Klein hat zum 1. Januar 2004 die
Verantwortung für alle internationalen Zeitschriftengeschäfte von G+J mit Ausnahme von
Frankreich und den USA übernommen. Zurzeit sind dies die Landesgesellschaften in Südund Osteuropa, Holland und Österreich sowie
Asien. Durch die Zusammenfassung der Verantwortlichkeit für diese Regionen in einer eigenständigen Vorstandsposition unterstreicht G+J
die Bedeutung der Wachstumsmärkte für die
zukünftige Unternehmensentwicklung. Die Verantwortung für Frankreich und USA wird im Vorstand weiterhin von Axel Ganz wahrgenommen.
48 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
UNTERNEHMENSBEREICH DRUCKEREIEN I ZENTRALE UNTERNEHMENSENTWICKLUNG
I
GRUNER + JAHR 49
ZENTRALE UNTERNEHMENSENTWICKLUNG
DRUCKEREIEN
Gibt es eine Formel für Wachstum in reifen Märkten?
Mit Effizienz und Kostenmanagement erfolgreich im harten Wettbewerb
IM LAUFE DES JAHRES 2003 war eine StabilisieWÄHREND DER EUROPÄISCHE DRUCKMARKT in
Volker Petersen
Leitung
Unternehmensbereich
Druckereien
2003 erneut von starkem Wettbewerbs- und Preisdruck geprägt war, zeigten sich im vierten Quartal
erste Erholungstendenzen. In den inländischen G+JDruckereien Itzehoe und Dresden konnten die durch
Anzeigenflaute und geringe Heftumfänge bedingten
Volumenrückgänge durch Neuakquisitionen weitgehend ausgeglichen werden. Dadurch lag die Auslastung an beiden Standorten auf Vorjahres-Niveau.
Die Betriebe in Itzehoe und Dresden zählen zu den
modernsten und leistungsfähigsten Tiefdruckereien Europas. Insgesamt behauptete Gruner + Jahr
seinen zweiten Platz in der deutschen Tiefdruckbranche. G+J setzte den durch anhaltend hohen
Preisdruck bedingten Ergebnisbelastungen ein konsequentes Kostenmanagement entgegen. So wurde in Itzehoe ein Effizienzprogramm gestartet, um
die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes langfristig
zu gewährleisten.
Positive Nachrichten gibt es für den Unternehmensbereich Druck vor allem aus den USA, wo sich
der bereits in 2002 angedeutete Aufwärtstrend im
abgelaufenen Geschäftsjahr festigte. Darüber hinaus konnte die Brown Printing Company durch die
Übernahme der Druckaufträge der drei renommierten US-Magazine Time, People sowie Sports Illustrated des Kunden Time Inc. ihre Markposition als
viertgrößter Magazindrucker im größten Zeitschriftenmarkt der Welt weiter festigen. Durch die Inbetriebnahme einer neuen Rotationsmaschine im
Werk East Greenville wurde dort die Werkskapazität
um 20 Prozent erhöht. Am Standort Woodstock konnten die Stückkosten durch den Einsatz von vier
neuen Hochleistungssammelheftern weiter gesenkt
werden. Die Umsatzrendite und der Ergebnisbeitrag
Im Jahre 2003 wurde von der ZU, in enger Zusammenarbeit mit den operativen Unternehmensbereichen, der Innovationsprozess bei Gruner +
Jahr neu überdacht und strukturiert. Als bereichsübergreifende Koordinationsinstanz und auch als
Impulsgeber betreute die ZU das in 2003 gestartete WIN-Programm (World Class Innovation), das
in kurzer Zeit schon recht beachtliche Ergebnisse
zeigte. Dass Wachstum auch in gesättigten Märkten möglich ist, konnte durch die erfolgreiche Einführung von vielen neuen Titeln in den meisten
Märkten nachgewiesen werden.
der US-Druckereien konnten auf Vorjahresniveau
gehalten werden.
Aufgrund der zu erwartenden Erholung im
Druckmarkt geht der Unternehmensbereich Druckereien für 2004 von einer leichten Steigerung der
Druckvolumen aus. Bedingt durch die bessere
Ausgangsbasis wird diese in den USA voraussichtlich stärker ausfallen als in Europa. Diese positiven
Marktentwicklungen im laufenden Geschäftsjahr
werden durch weitere Maßnahmen zum Kostenmanagement und zur Effizienzsteigerung flankiert.
In Europa will Gruner + Jahr seine führende Stellung in der Tiefdruckbranche durch intensive Bearbeitung der Kernmärkte weiter ausbauen.
Martin Stahel
Vorstand
Unternehmensentwicklung
und Strategie
rung, teilweise sogar eine leicht positive Trendwende in den meisten Anzeigenmärkten – allerdings
noch nicht in Deutschland – zu erkennen. Die Zentrale Unternehmensentwicklung (ZU) verstärkte deshalb schon frühzeitig ihre Analysen und Programme
bezüglich des künftigen Erlöswachstums in bestehenden Märkten und bei der Bearbeitung neuer
Märkte und Geschäftsfelder.
Dennoch ist davon auszugehen, dass ein größeres Umsatz- und Ergebniswachstum letztlich
auch die Präsenz in neuen Marktsegmenten in den
Gruner + Jahr-Kernländern und in neuen geografischen Märkten erfordern wird. Deshalb erarbeitete ZU im vergangenen Jahr für die operativen
Bereiche laufend Analysen zu den Marktchancen
und -risiken. Dabei wurden das Wettbewerbsumfeld, das spezifische Marktpotenzial, aber auch gesellschaftliche, politische und gesamtwirtschaftliche
Entwicklungen berücksichtigt.
Die Bedrohung bzw. die Chancen im bestehenden Geschäft der „klassischen“ Printmedien
durch technologische Entwicklungen, vor allem
im elektronischen Bereich (z. B. E-Paper, OnlineWerbung etc.), waren ebenso im Blickfeld.
Einige interessante Akquisitionsprojekte wurden
von ZU in 2003 verfolgt. Es ist nicht auszuschließen,
dass in 2004 Wachstumsimpulse für G+J auch aus
diesem Bereich kommen werden.
Die von der ZU seit Anfang 2001 eingeleiteten
Maßnahmen zur Kostenkonsolidierung und Prozessoptimierung (CAP-Programm: „Costs and Processes“) wurden aber parallel und konsequent weiter
verfolgt. Da CAP in der Zwischenzeit schon zu einer
unternehmensweit akzeptierten und gelebten
„Marke“ geworden war, konnte allerdings die Intensität der Steuerung und Begleitung des Programms durch ZU schrittweise abgebaut werden.
50 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
ZENTRALE DIENSTE
I
GRUNER + JAHR 51
ZENTRALE DIENSTE
Know-how schaffen, umsetzen und vermarkten – vom internen Dienstleister
zum externen Anbieter
Dr. Martin Schuster
Vorstand
Zentrale Dienste
ARBEITSABLÄUFE OPTIMIEREN, Shared Services
entwickeln, Systeme vereinheitlichen sowie Effizienz- und Synergiepotentiale ermitteln und nutzen:
In den Bereichen Personalwesen, Rechnungswesen,
Corporate Finance sowie der Informationstechnologie, der Innenverwaltung, dem Papiereinkauf
und der Rechtsabteilung hat der Unternehmensbereich „Zentrale Dienste“ auch in 2003 sein Serviceportfolio weiter ausgebaut. Dabei wurde verstärkt
Augenmerk darauf gelegt, das erworbene Knowhow nicht nur intern zu nutzen sondern auch extern
zu vermarkten. So konnten über die eigens zu diesem Zweck gegründete Business Service Company
BSC, in der eine 40-Stunden-Woche gilt, zahlreiche
externe Kunden für Dienstleistungen der Innenverwaltung, im Bereich IT-Services, Immobilienmanagement oder Personalwesen gewonnen werden.
Ein Schwerpunkt der Aktivitäten in 2003 war die
Informationstechnologie (IT). So wurde die Position
des Chief Information Officer (CIO) mit dem Ziel ausgebaut, die IT im Sinne des Gesamtunternehmens
weltweit strategisch neu auszurichten und eine
Schnittstelle zu den Fachbereichen und Ländern
zu schaffen. Zu den ersten Maßnahmen gehörte
eine Bestandsaufnahme aller internationalen ITAktivitäten bei G+J als Grundlage für eine Konsolidierung der IT-Infrastruktur weltweit. Weitere
Fortschritte bei der Vereinheitlichung von Systemen wurden mit Inbetriebnahme der betriebswirtschaftlichen SAP-Software in Italien sowie dem
SAP-Projektstart in Spanien gemacht. Schon heute
betreut die IT über 1100 SAP-Anwender, arbeitet für
sieben Ländergesellschaften und verwaltet 3,5 Millionen Abonnentendaten.
Mit dem reibungslosen Austausch der gesamten
Telefonanlage und rund 3000 Telefonen an einem
einzigen Wochenende stellten die IT und die Innenverwaltung ihre Leistungsfähigkeit eindrucksvoll
unter Beweis. Zur Optimierung des PC-Supports
wurde eine Kundenbefragung durchgeführt und
ein neuer Dienstleister beauftragt. Zu weiteren ITProjekten gehörte unter anderem das erfolgreiche
Outsourcing des PC-Supports an einen externen
Dienstleister. Die Innenverwaltung schuf im Rahmen eines Online-Travelportals ein System zur Buchung und Abwicklung von Geschäftsreisen für
Mitarbeiter, in dem alle Genehmigungs- und Abwicklungsprozesse elektronisch umgesetzt wer-
den. Im „Personalwesen“ wurde ergänzend zum
bewährten Führungskolleg und der Mitarbeiterentwicklung ein spezielles Förderprogramm für
Nachwuchskräfte aufgesetzt. Durch die Einführung
eines Intranet-basierten Self-Service-Portals haben
zahlreiche G+J-Mitarbeiter seit 2003 außerdem
die Möglichkeit, Bankverbindung, Adressen, Urlaubsdaten selbst einzusehen und zu ändern. Das
Sportangebot für G+J-Beschäftigte wurde um die
Sparten Golf, Frauenrudern, Rückenpower und
Yoga erweitert.
Im Bereich „Corporate Finance“ wurde die Integration von in- und externem Berichtswesen weiter vorangetrieben. Die Erstellung von Berichten
wurde weitgehend automatisiert. Durch eine neue
Software mit Schrifterkennung im „Zentralen Rechnungswesen“ können Eingangsrechnungen automatisch erfasst werden. Um eine kontinuierliche
Fortbildung der Mitarbeiter im Rechnungswesen zu
gewährleisten, wurde eine eigene interne Rechnungswesen-Akademie mit zwei parallelen zweisemestrigen Lehrgängen gegründet.
Auch in 2004 wird der Unternehmensbereich
„Zentrale Dienste“ sein Serviceportfolio für das
Unternehmen und seine Mitarbeiter weiter ausbauen. So sind unter anderem Projekte zur elektronischen und mobilen Auftragsabwicklung und zur
Modernisierung der Arbeitsplatz-Rechner in Vorbereitung. Mit Einführung einer neuen Systemlösung
zur Erstellung des Konzernabschlusses sowie einer
Optimierung des Berichtswesens wird „Corporate
Finance“ darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur
Verbesserung der Unternehmenssteuerung leisten.
ATTRAKTIVER
ARBEITGEBER
Gruner + Jahr ist im intensiven Wettbewerb das marktführende journalistische Haus, das höchste Qualität und Premiummarken produziert und vermarktet. Damit ist G+J die
erste Adresse im Personalmarkt der Verlags- und Medienbranche. Unter dem Credo „Menschen und Marken“ praktiziert G+J als attraktiver Arbeitgeber die Personalarbeit in
den Bereichen Personalakquisition, Aus- und Fortbildung,
Nachwuchsförderung (zum Beispiel Henri-Nannen-Journalistenschule, Auszubildende, Trainees, Nordakademiekooperation, Mitarbeitergespräche, Praktikantenprogramm) mit
hoher Priorität.
Dieser Anspruch gilt für das Unternehmen mit der großen
Bedeutung seiner internationalen Aktivitäten auch für alle
Auslandsmärkte in Europa und Übersee.
Mehr zur Förderung von Talenten bei Gruner + Jahr erfahren
Sie unter www.guj.de
52 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
UMWELT
I
GRUNER + JAHR 53
LEBENDIGE ELBE
Wie aus einer Ost-West-Kloake ein angenehmes Badewasser und mittlerweile
ein wahrhaft europäischer Strom mit hoher Symbolkraft wurde.
54 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
DAS WAR WIRKLICH EIN DICKER BROCKEN, der den
Fischern von der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft im Oktober 2002 ins Netz ging: die Lachsdame war 94 Zentimeter lang und 6,7 Kilo schwer.
Zusammen mit 23 Artgenossen trat sie ihre Reise
entlang der Elbe bis in ihr einstiges Kinderzimmer
im Lachsbach an. Einer aus dem Schwarm der Edelfische begab sich sogar schon zum zweiten Mal auf
die anstrengende Reise vom Atlantik flussaufwärts.
Das ist sehr selten, normalerweise sterben erwachsene Lachse, nachdem sie sich einmal mit ihren Geschlechtspartnern zur Fortpflanzung getroffen haben.
Doch der Lachs ist nur einer der spektakulären
Rückkehrer in der einst mit Schwermetallen und
der Elbe installiert worden, viele industrielle Einleiter, etwa in Bitterfeld, stillgelegt. Selbst am Oberlauf in Tschechien, wo Chemiefirmen noch immer
ihre Abwässer in den Fluss entsorgen, wurden Reinigungsanlagen in Betrieb genommen. Die Erfolge
sind messbar: Schwermetalle wie Quecksilber sowie die giftigen chlorierten Kohlenwasserstoffe
sind aus dem Gewässer fast ganz verschwunden,
Fische und wirbellose Tiere wieder artenreich vertreten.
Mit dem Großreinemachen an der Elbe stieg
auch das Interesse der Anwohner entlang des
Stroms. Der im Juli 2002 von Gruner + Jahr und der
Deutschen Umwelthilfe durchgeführte „Erste
UMWELT
Wirtschaft und Kultur:
säumen die Ufer
der Elbe zwischen dem
hochmodernen Containerhafen Hamburg
und dem „Elbflorenz”
Dresden
ischen Riesengebirges in 1384 Meter Höhe. Wo
drei kleine Rinnsale aus den umgebenden Torfmooren zusammentreffen, markiert ein steinerner
Ring die offizielle Quelle der Labe, wie die Elbe in
Tschechien genannt wird. Bereits 1963 wurde die
urwüchsige Heimat der Sagengestalt Rübezahl zum
Nationalpark erklärt – sieben Jahre vor dem ersten
deutschen Nationalpark im Bayerischen Wald.
Im deutsch-tschechischen Grenzgebiet durchschneidet die Elbe das malerische Elbsandsteingebirge. Binnen 100 Millionen Jahren bahnte sich der
Fluss hier seinen Weg durch die 150 Millionen Jahre alten Sedimente des Jurameeres. Zwei aus dem
Land der Eidgenossen stammende Maler, die dort
I
GRUNER + JAHR 55
Nur hier hat der einst in ganz Mitteleuropa beheimatete Biber überlebt und bildete den Ausgangspunkt für Wiederansiedlungsprojekte in großen
Teilen Deutschlands.
Hier, an der einstigen Nahtstelle zwischen Ostund Westeuropa, hat sich die Natur vielfach ihren
ursprünglichen Charme und Charakter bewahrt. Wo
sich die Menschen mehr als 40 Jahre feindselig
gegenüberstanden, fungierte die Elbe als natürliche
Grenze und wurde nicht wie in vielen anderen Bereichen zur gebändigten Wasserstraße.
Die verheerenden Überschwemmungen im
Sommer 2002 entlang der Elbe und ihrer Nebenflüsse zeigten einmal mehr, dass Flüsse mehr breite
„Gruner +
Jahr hilft
dabei, die Natur- und
Kulturgüter
der Elbe von
der Quelle
bis zur Mündung grenzübergreifend
zu erhalten,
zu pflegen
und schonend
weiterzuentwickeln.”
anderen Schadstoffen hoch belasteten Elbe. In den
Elbe-Nebenflüssen in Sachsen und Sachsen-Anhalt treffen Biologen auch wieder häufiger auf das
seltene Flussneunauge, den Steinbeißer oder sogar Meerforellen. „In der Elbe tummeln sich inzwischen 94 Arten und damit mehr als im Rhein”, freut
sich Heinrich Reinecke, Leiter der Arbeitsgemeinschaft für die Reinhaltung der Elbe. Alles Anzeichen
dafür, dass der Fluss biologisch wieder intakt ist.
Beinahe ein Wunder. Galt der Strom zwischen Ost
und West doch jahrzehntelang als Kloake Europas.
Mehr als 200 Kläranlagen sind inzwischen entlang
Internationale Elbe-Badetag” war ein Riesenspektakel. Mehr als 80.000 Flussbegeisterte feierten an
55 Orten in Tschechien und Deutschland ihre Elbe
– mehr als 5000 Schwimmer stürzten sich in die
kühlen Fluten. Für Roberto Epple, einen der Hauptinitiatoren des Badetages, ein ermutigendes Zeichen: „Was man liebt, schützt man auch.”
Und Schützenswertes gibt es wahrlich genug:
Von der Quelle in Tschechien bis zur Mündung bei
Cuxhaven durchfließt die Elbe nicht weniger als
fünf Nationalparks und ein Biosphärenreservat. Der
Strom entspringt in den Granitbergen des tschech-
Sie beißen wieder an,
die Lachse und die
anderen Fische der
Elbe – dank eines
umfassenden Verbesserungsprozesses
der Wasserqualität
vor 200 Jahren arbeiteten, gaben der Region ihren
bis heute verwendete Namen Böhmisch-Sächsische Schweiz. Auch Caspar-David Friedrich fand in
den steilen Felswänden, Kalkriffen und tiefen
Schluchten zahlreiche Motive für seine Gemälde.
Ein wahres Naturjuwel ist das von der Unesco
anerkannte Biosphärenreservat „Flusslandschaft
Elbe” zwischen der Grenze Sachsens und Lauenburg in Schleswig-Holstein. Auf einer Fläche von der
siebenfachen Größe des Bodensees vereint es
Schätze wie die größte zusammenhängende Auwaldlandschaft Europas oder 22.000 Solitäreichen.
Auslaufflächen als bisher brauchen. Am so genannten Bösen Ort, einer engen Flussbiegung nahe der
kleinen Stadt Lenzen in Brandenburg, zeugen unzählige Sandsäcke auf dem Elbdeich noch heute davon, wie Hunderte von Freiwilligen die Bewohner
vor der großen Flutwelle bewahrten. Damit es nicht
wieder so weit kommt, soll dem Strom 450 Hektar
seiner ursprünglichen Überflutungsfläche zurückgegeben werden. Auf einer Strecke von sieben Kilometern wird landeinwärts ein neuer Deich errichtet. Der alte wird an sechs Stellen aufgeschlitzt
und bietet so Eintrittsöffnungen für die alljährlichen
Angelika Jahr-Stilcken,
Vorstand Gruner + Jahr
56 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
Hochwasser. 400.000 Eichen, Ulmen und Erlen
sollen in den kommenden Jahren auf diesem neuen Schwemmland angepflanzt werden und den
Auwald wiederherstellen, der hier bis vor 300 Jahren stand. „Was man hier macht, hat Pilotcharakter”, betont Tim Schwarzenberger, Leiter des Auwaldprojekts. „Das Projekt bietet die Chance zu
zeigen, dass sich Naturschutz, Hochwasserschutz
und eine Belebung des Tourismus durchaus vereinen lassen.” In Dresden wissen die Menschen
schon lange um die Gefahren von Überschwemmungen. Nirgends haben die Bewohner des „Elbflorenz” ihren Fluss in ein enges Korsett gezwängt.
Die so genannten Dresdner Elbwiesen sind ein-
malig in Europa. Sie bezeichnen ein Gebiet mit einer Länge von 35 Kilometern, das weitgehend
unbebaut ist und bei Hochwasser überflutet wird.
Die Grünflächen gehören zu den beliebtesten
Naherholungsgebieten der Dresdner und sind Heimat seltener Tierarten wie Wachtelkönig, Eisvogel
und Schwarzmilan.
An der Elbe gibt es jedoch nicht nur spektakuläre
Naturlandschaften zu entdecken. In vielen Orten entlang des 1091 Kilometer langen Flusses im Herzen
Europas wurden bedeutende Kapitel der Weltgeschichte geschrieben. Sowohl gesellschaftliche als
UMWELT
auch kulturelle und architektonische Veränderungen
nahmen hier ihren Anfang. Durch den Anschlag seiner Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg im Jahre 1517 leitete Martin Luther die Reformation ein. Die Luthergedenkstätte in Wittenberg
wurde 1996 „als authentischer Schauplatz der Reformation” von der Unesco als Kulturerbe der
Menschheit anerkannt. Weltkulturstatus trägt seit
dem gleichen Jahr auch das 1925 von Walter Gropius errichtete Bauhausgebäude in Dessau. Es steht
für die so genannte Bauhaus-Schule der Architektur, die zwischen 1919 und 1933 revolutionäre Ideen
der Baugestaltung und Stadtplanung durchsetzte.
Nicht minder visionär war die Errichtung der Ham-
burger Speicherstadt am Ende des 19. Jahrhunderts
in unmittelbarer Nachbarschaft zum damals neu
gebauten Freihafen. Bis heute bilden die siebenstöckigen neugotischen Ziegelbauten den größten
zusammenhängenden Lagerhauskomplex der Welt.
Ebenso wie die Quelle der Elbe ist auch ihre Mündung eingebettet in Naturschutzgebiete. Im Nordseebecken und den angrenzenden Wattenmeeren
verteilt sich schließlich das Wasser aus dem großen
europäischen Fluss. Und von hier aus müssen auch
alle erwachsenen Lachse ihre beschwerliche Reise
in die Bäche ihrer Kinderzeit antreten.
I
GRUNER + JAHR 57
„DIE ELBE MUSS WELTERBE WERDEN”
Ein Interview mit Professor Bernd von Droste zu Hülshoff.
Im Jahre 1987 startete G+J gemeinsam
mit der Deutschen
Umwelthilfe das Projekt „Lebendige
Elbe”. Es unterstützt
die Vernetzung der
mehr als 400 an der
Elbe aktiven Umweltorganisationen
und entwickelte
ein Schutzkonzept
von der Quelle bis
zur Mündung. Langfristiges Ziel der
Zusammenarbeit ist
die Aufnahme von
Teilen der einmaligen
Flusslandschaften
entlang der Elbe in das
Welterbeverzeichnis
der UN
Unberührte Wildnis
findet sich an einigen
Abschnitten der Elbe
Professor Bernd von
Droste zu Hülshoff
war Gründungsdirektor des Welterbezentrums an der
Unesco in Paris und
arbeitet heute als
Berater der Unesco
für das Welterbe
Entlang der Elbe gibt es eine ganze
Reihe bemerkenswerter Natur- und
Kulturgüter. Wie können sie möglichst effektiv geschützt werden?
Einige besonders herausragende Gebiete sind bereits unter den Schutz
internationaler Konventionen und Programme gestellt als Ramsar-Feuchtgebiete, Biosphären-Reservate oder
auch ausnahmsweise als Welterbestätte. Angesichts dieses Kaleidoskops an Begriffen mit unterschiedlichem rechtlichen Gehalt und Bindungswirkung im Flächenschutz geht
es darum, ein integriertes Schutzgebietssystem für den Gesamtraum
der Elbe bestehend aus Schutzgebieten und Verbundsflächen zu entwickeln. In diesem noch zu schaffenden Schutzgeflecht entlang der Elbe
sind die herausragenden Welterbestätten besonders sichtbare Perlen
an einer langen Kette.
Welche Rolle kann dabei eine Anerkennung von Teilgebieten durch
die Unesco-Welterbekonvention
spielen?
Die Anerkennung als Unesco-Welterbe
wirkt oft wie ein Magnet für den Tourismus. Noch wichtiger aber ist, dass
nun die internationale Gemeinschaft
darüber wacht, dass Schutz und die
Pflege des Welterbes tatsächlich sichergestellt sind und damit wesentliche Natur- und Kulturgüter für nachfolgende Generationen der Menschheit erhalten bleiben. Aus Imagegründen bemühen sich viele Unterzeichnerstaaten der Welterbekonvention
darum, Vorbildliches auf dem Gebiet
des Welterbe-Kultur- und Naturgüterschutzes zu leisten. Der internationale
Mediendruck und der so genannte
Reputationsfaktor arbeiten erfahrungsgemäß sehr wirksam zugunsten der
Erhaltung des Welterbes. So hat man
im Falle von Potsdam Sanssouci bei
den geplanten, massiven Bauvorhaben
im Bahnhofsviertel noch in letzter Minute eingelenkt, um eine Eintragung
des Welterbegebietes in die ‚Rote
Liste’ des Welterbes zu verhindern.
Der Erste Internationale Elbe-Badetag wurde von der Bevölkerung begeistert aufgenommen. Wie können
die Menschen entlang der Elbe noch
stärker für den Erhalt und die Pflege der flussnahen Landschaften gewonnen werden?
In der Tat bekundete der erste ElbeBadetag die Verbundenheit der Bevölkerung mit dem Fluss und das große
Engagement für eine naturnahe Elbe,
die zu einer hohen Lebensqualität zurückgefunden hat. Dennoch ist das
Wissen um die Bedeutung der Erhaltung oder Regenerierung naturnaher
Ökosysteme im Einzugsgebiet der
Elbe als eine wesentliche Maßnahme
des Hochwasserschutzes und als Kapital für eine nachhaltige Entwicklung
nicht weit genug verbreitet. Um das
Bild einer lebendigen Elbe als einer
der wenigen noch naturnahen Flüsse
in Europa entstehen zu lassen, ist sicherlich noch eine umfangreiche Erziehungs- und Sensibilisierungsarbeit zu leisten. Nicht nur vor Ort, sondern auch auf bundesdeutscher, europäischer und internationaler Ebene. Besonders wichtig ist es, die
Jugend für ein dauerhaftes Engagement auf den Gebieten der Kulturlandschaftspflege und des umweltbewussten Handelns zu gewinnen.
Sie müssen zu Welterbeschützern
von morgen erzogen werden.
In Europa stehen bereits einige
Flusslandschaften entlang der Donau, dem Rhein und der Loire auf
der Welterbeliste. Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit dies auch für die Elbe gelingt?
Die auf der Welterbeliste verzeichneten Flusslandschaften in Europa sind
stets ausgesuchte Teile eines weit
längeren Flusslaufs. Gerade im Falle
von Flusslandschaften, die sich in der
Regel über einen längeren Korridor
hinziehen, stellt sich das Problem der
Zusammenarbeit von vielen Akteuren,
vor allem der Gemeinden, mitunter
über die Grenzen von Bundesländern
oder Staatsgrenzen hinweg. Die eigentliche Voraussetzung ist daher die
Vernetzung und Integration der
Schutzgebietssysteme. Alle politischen
Instanzen, von der örtlichen, über die
Landes- bis hin zur Bundesebene
müssen an einem Strang ziehen.
Welche wirtschaftlichen Impulse
können sich durch ein Unesco-Prädikat ergeben?
Das Unesco-Prädikat kann zu einer
erheblichen Wertsteigerung einer
Region führen. Zahlreiche Tourismuseinrichtungen haben sich weltweit
auf die Vermarktung von UnescoWelterbegebieten spezialisiert und
bieten spezielle Reiseangebote für
Touristen an, die ihr Reiseziel nach
dem Kriterium der Einzigartigkeit auswählen. Durch den Mischcharakter
einer Unesco-Weltkultur- und Naturlandschaft Elbe können sich Synergieeffekte ergeben, die sowohl kulturell
als auch landschaftlich interessierte
Menschen anziehen und langfristig
binden können.
Kann sich eine Anerkennung von einzelnen Welterbegebieten auch auf
angrenzende Bereiche auswirken?
Das Welterbe, wie im Falle der
Gartenlandschaft Dessau-Wörlitz,
leistet einen wichtigen Beitrag zur
regionalen Entwicklung. Im ländlichen Raum kann ein ökologischer und
kulturell sensibler Tourismus zu einer
Welterbestätte nachhaltig Arbeitsplätze sicherstellen und Einkommen
schaffen. Davon profitiert dann die
ganze Region.
58 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
UMWELT
I
UMWELTBEWUSSTES WIRTSCHAFTEN ist für G+J
ein wichtiger Unternehmensgrundsatz. Bereits 1991
verabschiedete der Vorstand das G+J-Umweltkonzept. Dazu gehören Abfalltrennung und Reststoffentsorgung, der Einsatz umwelt- und gesundheitsverträglicher Büromaterialien sowie ein sparsamer
Umgang mit Energie und Wasser.
Die G+J-Druckereien in Itzehoe und Dresden
arbeiten technisch und ökologisch auf höchstem Niveau. Der Energie-, Papier- und Farbeinsatz ist so effizient wie möglich. Die Input/Output-Tabelle auf
Seite 60 zeigt die Stoff- und Energiebilanz der G+JDruckereien in Itzehoe und Dresden für die Jahre
2000 bis 2003. Gruner Druck in Itzehoe hat als erste Druckerei in Deutschland ein integriertes Qualitäts- und Umweltmanagement eingeführt. Auf der
Basis der internationalen Normen DIN EN ISO 9.001
und 14.001 wurden Qualitäts- und Umweltprüfungen durchgeführt und ein prozessorientiertes Managementsystem entwickelt. Die einzelnen Arbeitsschritte und Prozesse sind daher so gestaltet, dass
sie den Normanforderungen entsprechen. Die Mitarbeiter müssen sich in ihrer täglichen Arbeit also
nicht mit den Normen befassen, sondern erfüllen
sie automatisch durch ihre Vorgaben.
UMWELTSCHUTZBERICHT 2003
Wie Gruner + Jahr sich für den Umweltschutz engagiert:
Vom nachhaltigen Einsatz wertvoller Ressourcen bis hin zu
konkreten Aktionen und Projekten.
PAPIER Für ein Druck- und Verlagshaus wie G+J ist
Papier der wichtigste Rohstoff. Die Herstellung der
eingesetzten Druckpapiere muss dabei höchsten
Umweltanforderungen genügen. Wichtige Aspekte sind die Holzgewinnung aus nachhaltiger
Waldbewirtschaftung, eine umweltschonende Zellstoff- und Papierherstellung, der Einsatz umweltverträglicher Druckfarben und das Papierrecycling.
Für die Herstellung der bei G+J verwendeten Papiere soll kein Holz aus schützenswerten Wäldern
verwendet werden. Darüber hinaus wurden gemeinsam mit den anderen deutschen Verlagen und
den Papierherstellern Zertifizierungskriterien für eine ökologische Waldbewirtschaftung erstellt. G+J
unterstützt und fördert im Rahmen des VDZ-Umweltarbeitskreises die Kommunikation und die regionalen Abstimmungsprozesse der ökonomischen,
GRUNER + JAHR 59
60 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
UMWELT
INPUT-OUTPUT-BILANZ *
2000
2001
2002
2003
395.154
11.754
28
382.453
12.082
31
392.141
12.179
27
381.161
12.481
31
Hilfsstoffe (in t)
Klebstoffe
Heftdraht
Verpackungsmaterial
Schmierstoffe und Gleitmittel
sonstige Hilfsstoffe
159
244
686
51
0
159
257
718
50
0
138
213
660
50
1
131
209
585
45
1
Betriebsstoffe (in t)
Fotochemikalien
Filme
Druckplatten und Gummitücher
Reinigungsmittel
Säuren
Laugen
Salze
sonstige Chemikalien
12
0
75
49
334
227
65
32
13
0
77
51
206
231
59
36
13
0
74
40
268
216
71
40
13
0
79
42
192
155
94
74
Energie (in MWh)
Strom
Erdgas
Heizöl
86.597
110.072
3.687
90.784
118.109
5.725
96.101
114.164
7.130
95.274
122.883
7.641
Wasser (in m3)
Eigenförderung
Fremdlieferung
228.085
29.279
247.041
28.851
287.633
29.711
254.991
27.518
Schmutzwasser (in m3)
89.047
101.476
112.607
105.434
Emissionen (in kg)
Toluol
Stickoxide
Schwefeldioxid
Kohlenmonoxid
Staub
47.927
19.800
1.850
339
2.950
54.371
21.800
2.140
347
3.050
48.620
21.541
2.687
365
3.151
43.807
21.414
2.760
319
3.125
Abfälle (in t)
Papierabfälle
besonders überwachungsbedürftig
sonstige Abfälle
45.965
359
666
46.447
349
942
48.548
286
1.083
46.754
507
1.250
Vorprodukte (in t)
Papiere
Druckfarbe
Zusatzmittel
* für Deutschland
ökologischen und sozialen Interessengruppen bei
Fragen zur Bestimmung des Schutzbedarfs von
Wäldern. Zum Schutz der Umwelt werden alle deutschen Zeitschriften von G+J ausschließlich auf
chlorfrei gebleichten Papieren gedruckt. Der Altpapieranteil in unseren Zeitschriften liegt mittlerweile bei 15 (z.B. STERN) bis zu 33 Prozent (GEO). Im
Zeitungsbereich arbeitet G+J mit Papieren, die bis
zu 100 Prozent aus Altpapier bestehen.
INNOVATIONEN Auch inhaltlich spielt das Thema
Umwelt eine große Rolle in den G+J-Zeitschriften
und Zeitungen. Artikel in STERN, GEO, BRIGITTE
oder ELTERN decken Umweltskandale auf, unterstützen konkrete Aktionen und geben Alltagstipps
für einen besseren Umweltschutz. Oder sie fördern, wie die Wirtschaftstitel CAPITAL oder IMPULSE, herausragende Umweltinnovationen in der Wirtschaft. „Ökofonds: nicht nur für Turnschuhträger“
– so titelt auch die FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND. Immer wieder starten die Zeitschriften und
Zeitungen von G+J Aktionen, um bei Leserinnen
und Lesern für die Unterstützung ökologischer Projekte zu werben.
Ein Beispiel dafür ist die Initiative „GEO schützt
den Regenwald“, die seit 1989 bislang fast 50
Schutz- und Entwicklungsprojekte in den Tropen ins
Leben rief oder unterstützte. Unter dem Slogan
„GEO hilft der Bohne“ organisiert der Verein beispielsweise den Import und den Verkauf von Wildkaffee aus dem Hochland Äthiopiens, dem Mutterland der Kaffeepflanze. Dadurch lohnt sich für
die Bauern in der Provinz Kaffa wieder die Ernte der
wild wachsenden Bohnen, und die Vielfalt des Urwalds und seiner Kaffeepflanzen bleibt erhalten.
Mit der zunehmenden internationalen Ausrichtung des Verlages und dem Export von Zeitschriftentiteln verbreitet sich auch das Umweltengagement in viele Länder der Welt. So unterstützt G+J
in den USA finanziell den Natural Resources Defence Council (Amerikas größten Naturschutzverbund). Das italienische Magazin FOCUS kooperiert
I
seit 2002 mit der privaten Naturschutzorganisation
Legambiente in einer Kampagne zur Reinhaltung
der Seebäder. FOCUS übernahm die Produktionsund Versandkosten für mehrere Tausend Plakate an
Stadtverwaltungen und unterstützte die Aktionen
zum Thema „Sauberer Strand“ durch begleitende
Berichte und Aufrufe, besonders saubere oder verschmutzte Strandabschnitte zu melden.
NATUR VOR DER HAUSTÜR Als Verlag an der Elbe,
der unter anderem in Hamburg und Dresden Zeitschriften und Zeitungen herstellt, engagiert sich
G+J für diesen europäischen Fluss und die Menschen, die an ihm leben. Mit dem Projekt „Lebendige Elbe“, das Gruner + Jahr und die Deutsche
Umwelthilfe im Jahre 1997 gemeinsam ins Leben
gerufen haben, wurde ein ganzheitliches Schutzkonzept von der Quelle in Tschechien bis zur
Mündung an der Nordsee entwickelt. Das Projekt
unterstützt mehr als 400 an der Elbe aktive Umweltorganisationen und weckt mit der Aktion „Schulen
für eine lebendige Elbe“ schon bei den Kleinsten
das Interesse für die Flusslandschaft. Kinder an
über 200 Schulen prüfen die Wasserqualität, erstellen Schadstoffbilanzen und untersuchen die
Landnutzung rund um die Gewässer.
Zu einer festen Institution avancierte mittlerweile der 1999 ins Leben gerufene „GEO Tag der
Artenvielfalt“, ein Projekt zur Naturerkundung vor
der eigenen Haustür. Bei dieser inzwischen größten
Feldforschungsaktion Europas gehen alljährlich am
ersten Wochenende im Juni zehntausende Experten und Laien in Bächen, Wiesen oder Wäldern
auf die Suche nach Tieren und Pflanzen und
erstellen eine Liste der gefundenen Arten. Ziel des
Projekts ist es, eine Brücke zu schlagen zwischen
vorhandenem Umwelt-Interesse einerseits und
verbreiteter Unwissenheit über die tatsächlich
vorhandene Tier- und Pflanzenwelt andererseits.
Ein wichtiger Schritt um der fatalen Fehleinschätzung entgegenzuwirken, in Mitteleuropa gäbe es
keine beobachtenswerten Naturlandschaften mehr
zu entdecken.
GRUNER + JAHR 61
62 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
CORPORATE RESPONSIBILITY
I
CORPORATE RESPONSIBILITY
REPORT 2003
Wie Gruner + Jahr sich für soziale, kulturelle und ökologische Belange einsetzt und
mit vielen Projekten und Aktionen Kunst, Wissenschaft und Nachwuchs fördert.
VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN
Gruner + Jahr informiert, unterhält und fasziniert
die Menschen mit seinen Zeitschriften – und steht
für Journalismus von höchster Qualität. Als internationales Verlagshaus leistet der Verlag einen
wichtigen Beitrag zur Meinungsbildung und öffentlichen Diskussion weltweit. Daher gehört es
zum grundlegenden Selbstverständnis des Verlages, über die unternehmerischen Ziele hinaus aktiv gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. An erster Stelle stehen dabei die Mitarbeiter,
denn sie sind der Schlüssel zum Erfolg. Zu den
wichtigen Bestandteilen der G+J-Unternehmenskultur gehören neben modernem Umweltmanagement insbesondere soziales Engagement und die
Förderung von Kunst, Kultur und Fotografie.
Gruner + Jahr leistet mit seinen Ausstellungen
hochkarätige Beiträge zum kulturellen Leben, deren Bedeutung weit über Hamburg hinausgeht.
Jedes Jahr kommen über 60.000 Besucher in das
Pressehaus am Baumwall, um sich die internationalen Ausstellungen, wie die Deutschlandpremiere des World Press Photo Awards (in Kooperation mit STERN, GEO und der Deutschen Bahn)
oder die Ausstellung „ausgezeichnet”, anzusehen.
Diese zeigt die Arbeiten der Preisträger der renommierten Wettbewerbe für Nachwuchsfotografie, den BFF-Förderpreis (Bund Freischaffender
Foto-Designer), Reinhart-Wolf-Preis und Kodak
Nachwuchs Förderpreis.
Publikumsmagnete: G+J-Ausstellungen finden
große Resonanz
Sieger: Stefan Willeke (Die Zeit) gewann den ErwinEgon-Kisch-Preis 2003
Zusätzlich veranstaltet Gruner + Jahr gemeinsam
mit dem Freundeskreis der Photographie Hamburg
e.V. zweimal im Jahr die Portfoliosichtung für Nachwuchsfotografen.
Tageszeitungen und Magazinen am Wettbewerb,
um den renommiertesten deutschen Journalistenpreis zu ergattern.
Ebenfalls um die Kraft der Worte geht es beim
Bettina-von-Arnim-Literaturpreis, der alle zwei
Jahre von der Zeitschrift BRIGITTE ausgelobt
wird. Zu den Gewinnern des Wettbewerbs für
deutschsprachige Kurzprosa gehörten bisher unter anderem Dories Dörrie, Christiane Krause und
Markus Ramsmeier.
KULTURELLE VIELFALT
Gruner + Jahr engagiert sich für den Erhalt der kulturellen Vielfalt am Standort Hamburg. Neben der
Kooperation mit dem Internationalen Haus der
Photographie ist der Verlag langjähriger Förderer der
Hamburgischen Staatsoper und der Deutschen Stiftung Musikleben. Auch kleine Kunstprojekte in der
Nachbarschaft und die Aktivitäten der Hamburgischen Kulturstiftung werden von Gruner + Jahr
unterstützt.
NACHWUCHSFÖRDERUNG
KUNST, KULTUR UND FOTOGRAFIE FÖRDERN
„Als größter Zeitschriftenverlag Europas haben
wir die Förderung der Qualitätsfotografie auf unsere Fahnen geschrieben. Unsere Magazine STERN
und GEO stehen international für die ungebrochene Bedeutung und Macht des Fotos”, sagte Bernd
Kundrun, Vorsitzender des Vorstandes von Gruner
+ Jahr anlässlich der Deutschland-Premiere von
World Press Photo.
Gruner + Jahr fördert besonders den fotografischen
Nachwuchs. 1998 hat der Verlag zusätzlich zu den
Ausstellungsaktivitäten im G+J-Foyer die Galerie 11
ins Leben gerufen und gibt damit bereits seit sechs
Jahren dem fotografischen Nachwuchs eine Plattform für künstlerisch experimentelle Fotografie.
Ein großes Echo fanden in der Galerie 11 unter
anderem die „Automatenbilder” des Fotokünstlers
Jan Wenzel und die „Sommersprossen”-Portraits
von Michael Neugebauer.
SCHREIBKULTUR
Die G+J-Zeitschriften haben bereits viele hochkarätige Preise und Wettbewerbe ins Leben gerufen. So steht die Reportage jedes Jahr aufs
Neue im Mittelpunkt, wenn vom STERN der EgonErwin-Kisch-Preis, benannt nach dem gleichnamigen „rasenden Reporter”, vergeben wird. Jedes
Jahr beteiligen sich hunderte Journalisten von
WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Die Frauenzeitschrift BRIGITTE verbessert seit
2001 mit der „IT-Akademie für Frauen“ die Chancen von Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Mit Lehrgängen können Berufseinsteigerinnen, berufstätige und arbeitslose Frauen ihre IT-Kenntnisse
vertiefen und ihre Potenziale in den neuen Berufsbildern erkennen und ausbauen. Zum bundesweiten Netzwerk der IT-Akademie für Frauen gehören
mittlerweile 36 Bildungsträger mit einem Angebot von insgesamt mehr als 130 Lehrgängen. Partner der IT-Akademie für Frauen ist das Technologiezentrum Siegen; gefördert wurde die Initiative
der Zeitschrift BRIGITTE vom nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium.
GRUNER + JAHR 63
64 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
Mut gegen rechte Gewalt: Familienministerin
Schmidt unterstützt die STERN-Aktion
Weihnachtsbasar: G+J-Chef Bernd Kundrun
überreicht die Einnahmen
JUGEND FORSCHT
auf Nachhaltigkeit angelegte Maßnahmen und
Beratungen wird aussteigewilligen Rechtsextremisten geholfen, sich aus Neonazi-Gruppen und
-Organisationen zu lösen.
Aus der STERN-Idee „Jugend forscht” ist der europaweit größte Bundeswettbewerb für Naturwissenschaften und Technik geworden. Wegen des
großen Erfolgs und der respektablen wissenschaftlichen Ergebnisse wurde im Jahr 1975 die gemeinnützige Stiftung „Jugend forscht e.V.” begründet. Der Preis wird jedes Jahr für besonders
originelle und ausgefallene Arbeiten vergeben, im
Jahr 2003 beispielsweise für einen solarbetriebenen Walkman, einen digitalen Wachhund für den
Computer oder einen lösungsmittelfreien Naturkleber. An der STERN-Initiative beteiligen sich
neben dem Bundesministerium für Bildung und
Wissenschaft sowie dem Bundesministerium für
Forschung und Technologie auch zahlreiche Patenfirmen der Industrie.
KAMPF GEGEN FREMDENHASS
Als Reaktion auf die besorgniserregende Zunahme neonazistischer Aktivitäten in Deutschland
geht das Magazin STERN mit der Aktion „Mut
gegen rechte Gewalt” entschieden gegen Hass,
Ausgrenzung, Rassismus und Intoleranz vor. Eines der erfolgreichen Pilotprojekte im Rahmen
der STERN-Aktion ist EXIT. Durch individuelle,
BLINDEN DAS LESEN ERMÖGLICHEN
Gruner + Jahr engagiert sich mit dem Magazin
STERN bereits seit fast 40 Jahren für Blinde und
Sehbehinderte. 1968 entwickelten Henri Nannen
und Gerd Bucerius eine gemeinsame Blindenzeitschrift. Seitdem erscheinen in dem Non-ProfitProjekt alle 14 Tage ausgewählte Artikel aus dem
STERN und der Zeit. Das 52 Seiten umfassende
Heft geht regelmäßig an rund 2.500 blinde und
stark sehbehinderte Leser sowie an zahlreiche
Hilfseinrichtungen. Mittlerweile bieten auch die
Zeitschriften BRIGITTE und GEO ein Leseangebot
für Blinde an. Bei der BRIGITTE sind alle Texte in
Blindenschrift gesetzt und werden per Diskette
oder per E-Mail verschickt. Blinde können die Texte
durch eine an der Computertastatur installierte
Blindenschriftzeile in Punktschrift lesen oder sie
sich per elektronischer Sprachausgabe vorlesen
lassen. Die Zeitschrift GEO erscheint einmal im
Monat als Hörzeitschrift von der Aktion „TonbandZeitung für Blinde”.
CORPORATE RESPONSIBILITY
I
Unicef-Foto des Jahres: Schirmherrin Christina Rau
im Gespräch
Service: Alle 14 Tage erscheint eine gemeinsame
Blindenzeitschrift
MENSCHEN HELFEN
Einnahmen des selbst organisierten Weihnachtsbasars leisten sie seit 25 Jahren einen wohltätigen
Beitrag für Hamburger Hilfsorganisationen.
GEOLINO unterstützt seit Erscheinen des ersten
Heftes (1996) die UNICEF-Arbeit durch monatliche Berichterstattung. Eine weitere erfolgreiche Partnerschaft mit der Hilfsorganisation ist
der Fotowettbewerb „UNICEF-Foto des Jahres”,
der 2001 und 2002 von GEOLINO und seit 2003
von GEO ausgelobt wird. Der internationale Wettbewerb prämiert Fotografien, die die Lebensumstände von Kindern besonders eindringlich schildern. Aber nicht nur auf internationaler Ebene
leistet Gruner + Jahr Hilfe für andere: 1996 entstand auf Initiative der SÄCHSISCHEN ZEITUNG
der Verein „Lichtblick – Menschen helfen Menschen e.V.”, der 2003 in eine Stiftung umgewandelt wurde. In Zusammenarbeit mit über 330
karitativen Einrichtungen wird vor allem Gewaltopfern, Behinderten oder auch psychisch und chronisch Kranken in Sachsen geholfen.
KARITATIVE SPENDEN
Neben den Non-Profit-Projekten unterstützt Gruner
+ Jahr verschiedene soziale Einrichtungen und
Stiftungen durch karitative Spenden und Spendenanzeigen. Auch bei den Mitarbeitern wird soziale Verantwortung groß geschrieben. Mit den
DER INTERNATIONALITÄT VERPFLICHTET
Um die Vorzüge internationaler Kontakte insbesondere für junge Menschen erlebbar zu machen, fördert Gruner + Jahr den weltweiten Jugendaustausch mit seinem Projekt „Come on!”. Kinder von
Verlagsangehörigen können so den Sommer bei einer Gastfamilie in Frankreich, Italien, Spanien, Polen,
Russland, den USA oder Deutschland verbringen
und den Umgang mit einer anderen Sprache und
Kultur spielerisch erlernen. Darüber hinaus fördert
der Verlag den journalistisch-transatlantischen Dialog mittels finanzieller Unterstützung des Arthur F.
Burns Journalistenaustauschprogramms. Auf internationaler Ebene ist besonders das Engagement der Mitarbeiter von G+J USA hervorzuheben.
Sie geben einmal die Woche Leseunterricht für leseschwache Kinder an einer Primary School in Manhattan. Die französische Gruner + Jahr-Tochter Prisma Presse unterstützt beispielsweise den Verein
„A chacun son Everest”, der für krebskranke Kinder
erlebnisreiche Bergtouren organisiert, finanziell und
durch Berichterstattung über die Initiative.
GRUNER + JAHR 65
66 GRUNER + JAHR
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JAHRESBERICHT 2003
CORPORATE RESPONSIBILITY
I
GRUNER + JAHR 67
DIE MACHT
DER BILDER
Wie Gruner + Jahr mit seinem
Pressehaus am Baumwall zu
einer anerkannten Institution für
zahlreiche Kunst- und Fotoausstellungen wurde.
Eine Ikone für das Jahr 2003: Das Foto aus dem Irak von Jean-Marc Bouju gewann den World Press Photo Award
CORPORATE RESPONSIBILITY
I
FOTOS GEHÖREN ZUM LEBEN VON RUTH EICHHORN. Aber rund 23.000 Fotos in fünf Tagen sich-
ten, bewerten und die Besten auszuwählen bleibt
auch für die Fotochefin der GEO-Magazinfamilie
eine außergewöhnliche Erfahrung. „Das war eine
emotionale Achterbahnfahrt”, sagt Eichhorn, die dieses Jahr erstmals zur Jury von World Press Photo
gehörte, dem größten und renommiertesten Preis
für Fotojournalismus weltweit. Denn was die neunköpfige, internationale Jury aus Fotografen, Bildredakteuren und Agenturprofis zu sehen bekommt,
zeigt nicht immer die schöne Seite der Welt. Häufig
sind es Bilder von Kriegen und Konflikten, von verletzten, getöteten oder verstümmelten Menschen.
Bilder die Elend, Schmerz, Verzweiflung und Hilflosigkeit ausdrücken. „Bilder, vor denen ich manchmal lieber die Augen verschlossen hätte”, sagt
Eichhorn. Dabei bekommen die Juroren nur etwa
ein Drittel aller rund 63.000 Einsendungen zu sehen, weil bei einer ersten Sichtung einer Vorjury
bereits 40.000 Bilder die hohen Maßstäbe an technische Perfektion, bildliche Komposition und nachrichtliche Relevanz nicht erfüllen konnten.
Die Zeit läuft: Gerade mal zwei Tage hat das Ausstellungsteam, um alle 200 Fotos des World Press Photo Awards aufzuhängen
Seit 47 Jahren wird der Preis mit dem Ziel vergeben, die Arbeit professioneller Pressefotografen
zu honorieren und den Nachwuchs der Branche zu
fördern. In Deutschland wird die Arbeit des World
Press Photo Awards seit zehn Jahren von Gruner +
Jahr unterstützt. Fotografie ist ein besonderer
Schwerpunkt der Ausstellungen des Verlages, der
dabei jeweils mit G+J-Zeitschriften (STERN, GEO,
etc.) kooperiert. Dazu gehören neben World Press
Photo auch der BFF-Förderpreis und der ReinhartWolff-Preis oder Einzelausstellungen junger Nachwuchsfotografen in der so genannten Galerie 11. Beleg für den hohen fotografischen Anspruch von
Magazinen wie STERN oder GEO sind die regelmäßigen Auszeichnungen beim World Press Photo
Award. So gewann 2003 die Fotoserie „Megacities
of Asia” von Peter Bialobrzeski den 1. Platz in der
Kategorie „Kunst und Unterhaltung”, aus der Bilder
in der GEO-Reportage „Die Turbo-Cities” publiziert
wurden. Ebenfalls in GEO wurde das Foto „Die
Rote Couch: Die Reiseführerin Klara Sigurdottir”
von Horst Wackerbarth veröffentlicht, das den
3. Preis in der Kategorie „Kunst und Unterhaltung”
gewann. Während in Amsterdam die Juroren Ende
Februar manchmal bis tief in die Nacht diskutieren,
laufen in Hamburg bereits erste Vorbereitungen für
GRUNER + JAHR 69
AUSSTELLUNGEN
IM PRESSEHAUS AM
BAUMWALL
(AUSWAHL)
A MAGIC WEB –
DER WALD VON
BARRO COLORADO
Fotografien von
Christian Ziegler
Galerie 11
AUTOMATENBILDER
Fotografien von
Jan Wenzel
Galerie 11
WORLD PRESS
PHOTO 2002
Foyer
SOMMERSPROSSEN
Fotografien von
Michael Neugebauer
Galerie 11
MAGIE DER COUCH.
BLICKE INS ALLERHEILIGSTE DER
PSYCHOANALYSE
Fotografien von
Claudia Guderian
Galerie 11
„ERZÄHL MIR VOM
LEBEN”
Eine BRIGITTE-Ausstellung mit Fotografien von Ilse Thoma
IM GARTEN
Fotografien von
Ulrike Thiele
Galerie 11
FUTUR EINS
Fotografien von
Marcus Höhn
Galerie 11
70 GRUNER + JAHR
Das nackte Elend: die
World Press PhotoAusstellung zeigt
erschütternde Bilder.
Im Vordergrund:
Straßenjunge in
der Mongolei (Foto:
Jacob Ehrbahn)
I
JAHRESBERICHT 2003
CORPORATE RESPONSIBILITY
die große Deutschland-Premiere des World Press
Photo Awards an, zu der Ende April regelmäßig bis
zu 1000 geladene Gäste ins Gruner + Jahr-Pressehaus am Baumwall kommen. Tischler, Maler, Tonund Lichttechniker, Dekorateure, Sicherheitsdienst
und natürlich der Caterer müssen gebrieft werden. Einladungen verschicken und Meetings mit
Sponsoren gehören ebenso zum Aufgabenspektrum wie die Vorbereitung der Pressekonferenz.
Aber die schwierigste Aufgabe wartet noch. Zwei
Tage vor Ausstellungseröffnung treffen die prämierten Fotos per Luftfracht, gerahmt und verpackt
in Spezialkisten, in Hamburg ein. Gemeinsam mit einer Vertreterin von World Press Photo macht sich
das Aufbauteam von Gruner + Jahr an das Hängen
der Bilder. Keine leichte Aufgabe bei rund 200 Fotos in unterschiedlichen Formaten, die zudem aus
neun oft gegensätzlichen Kategorien wie „Menschen
in den Schlagzeilen”, „Alltagsleben”, „Natur” oder
„Kunst und Unterhaltung” kommen. Können Bilder
aus dem liberianischen Bürgerkrieg neben Sportfotos hängen? Wie passen Schwarzweißbilder neben Farbaufnahmen?
„Nur durch die richtige Platzierung der Bilder
nimmt man den Besucher an die Hand und führt ihn
durch die Ausstellung”, erklärt Karen Fromm vom
Referat Ausstellungen der G+J-Öffentlichkeitsarbeit. Dabei greift sie auf bestimmte Erfahrungswerte zurück. So werden die Bilder in einer mittleren
Höhe von 1,65 Metern so gehängt, dass der Blick von
links nach rechts wandert. „Das ist wie beim Lesen”, sagt Fromm. Geschickt wird der Blick auf bestimmte Highlights der Ausstellung gelenkt. Bevor
die Bilder an die Wand kommen, werden sie an die
I
Stellwände gelehnt. Mal hier mal dorthin geschoben
und immer wieder umgruppiert. Bis die zwei Kuratorinnen zufrieden sind, ist es schnell Mitternacht.
Am Tag der Vernissage beginnen die Vorbereitungen schon im Morgengrauen. Fassadenkletterer
bringen auf der Hafenseite des Pressehauses ein
neun mal sieben Meter großes Ausstellungsplakat
an. Zur Pressekonferenz erscheinen am Vormittag
40 Journalisten und vier Kamerateams. Ab Mittag liefert der Catering-Service Essen und Getränke. Wenn
der Abend vorbei ist, werden die Gäste unter anderem rund 5000 Häppchen, 450 Liter Wasser sowie
je 200 Liter Wein, Orangensaft und Bier verzehrt haben. Am Nachmittag beginnen Umbau und Dekoration des Foyers. In letzter Minute wird entschieden, dass die bereits aufgestellte Blumendekoration
wieder entfernt wird: „Die üppigen Bouquets passen einfach nicht zu den teils erschütternden Bildern.” Die ersten Gäste treffen um 19 Uhr ein. Auch
Ruth Eichhorn ist natürlich dabei.
Hätte sie nur für sich entschieden, hätte wahrscheinlich ein anderes Foto gewonnen. Das prämierte World Press Photo zeigt einen irakischen
Kriegesgefangenen hinter Stacheldraht, der mit einem Sack über dem Kopf seinen vierjährigen Sohn
tröstet. Fotografiert von dem französischen Fotografen Jean-Marc Bouju im Südirak. Trotzdem ist
Ruth Eichhorn mit der Entscheidung der Jury einverstanden, denn beim World Press Photo komme
es auch darauf an, die Bedeutung für sehr unterschiedliche Betrachter zu berücksichtigen: „Der Gewinner ist eine Ikone für das Jahr 2003. Ein Bild, das
in den Köpfen der Menschen hängen bleibt.”
Hohe Aufmerksamkeit: Der diesjährige Sieger Jean-Marc Bouju (rechts) im ZDF-Interview
GRUNER + JAHR 71
„AUSGEZEICHNET”
14. BFF-Förderpreis,
Reinhart-Wolf-Preis
und 15. Kodak Nachwuchs Förderpreis
MULTIPLE 216
Fotografien von
Christoph Siegert
Galerie 11
WORLD PRESS
PHOTO 2003
Foyer
72 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
JAHRESABSCHLUSS
WELTBILANZ
GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG
zum 31. Dezember 2003
1. Januar 2003 bis 31. Dezember 2003
AKTIVA in Tausend Euro
31.12.2003
31.12.2002
in Tausend Euro
Immaterielle Vermögensgegenstände
261.619
408.619
Umsatzerlöse
Sachanlagen
614.219
662.287
Bestandsveränderung
Finanzanlagen
Anlagevermögen
Vorräte
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
47.059
50.563
922.897
1.121.469
Sonstige betriebliche Erträge
4.245
85.392
119.145
2.566.503
2.930.340
-802.168
-927.587
-763.586
-847.816
gegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen
-187.114
-255.036
Sonstige betriebliche Aufwendungen
-697.820
-819.465
301.778
Personalaufwand
Abschreibungen auf immaterielle Vermögens-
96.110
50.703
842.094
933.619
13.278
12.730
Veräußerungsgewinne /-verluste
8.627
10.062
Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit
1.786.896
2.077.880
Ergebnis aus assoziierten Unternehmen
Beteiligungsergebnis
Vertragliche Festeinlagen / Gezeichnetes Kapital
2.806.950
409
Materialaufwand
160.152
PASSIVA in Tausend Euro
2.480.702
91.133
177.468
Rechnungsabgrenzungsposten
2002
329.853
200.342
Aktive latente Steuern
2003
80.206
Übrige Vermögensgegenstände
Umlaufvermögen
GRUNER + JAHR 73
287.968
Forderungen gegen verbundene Unternehmen
Liquide Mittel
I
31.12.2003
31.12.2002
51.469
184.976
167.284
265.412
3.313
-9.364
11.018
-9.695
Ergebnis vor Finanzergebnis und Steuern
181.615
246.353
-62.382
77.307
77.307
Rücklagen
114.140
108.124
Zinsergebnis
-40.320
Bilanzverlust
-25.661
-53.884
Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
-48.362
-58.026
Eigenkapital (vor Fremdanteilen)
165.786
131.547
Jahresüberschuss vor Fremdanteilen
92.933
125.945
Anteil anderer Gesellschafter
-13.055
22.754
Jahresüberschuss nach Fremdanteilen
79.878
148.699
Fremdanteile
Eigenkapital (inkl. Fremdanteilen)
Genusskapital
Pensionen und ähnliche Verpflichtungen
Steuerrückstellungen
62.159
104.415
227.945
235.962
40.903
40.903
551.390
532.367
1.671
13.960
Sonstige Rückstellungen
177.788
195.915
Rückstellungen
730.849
742.242
10.504
7.093
Leasingverbindlichkeiten
132.575
137.931
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen
199.142
195.003
Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen
206.538
441.083
98.595
123.541
647.354
904.651
10.356
15.229
Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten
Übrige Verbindlichkeiten
Verbindlichkeiten
Passive latente Steuern
Rechnungsabgrenzungsposten
129.489
138.893
1.786.896
2.077.880
74 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
JAHRESABSCHLUSS
GRUNER + JAHR IN ZAHLEN
Zeitschriften – Zeitungen – Druckereien
in Mio. Euro
2003
2002
Umsatzerlöse
2.481
2.807
Operating EBITA
238
233
Cash flow 1)
236
253
1.787
2.078
228
236
Bilanzsumme
Eigenkapital (inkl. Fremdanteilen)
Fremdkapital
1.559
1.842
Anlagevermögen
923
1.121
Umlaufvermögen
864
957
Personalaufwand
764
848
11.352
11.862
Mitarbeiter am Bilanzstichtag
2)
1) Ermittlung nach DVFA/SG
2) ab 2003 neue Zählweise, 2002 Mitarbeiterzahlen vergleichbar dargestellt
ANHANG ZUM WELTABSCHLUSS ZUM 31. 12. 2003
ALLGEMEINE GRUNDLAGEN
Die Gruner + Jahr AG & Co KG und die Druck- und Verlagshaus Gruner +
Jahr AG, Itzehoe, (Gruner + Jahr AG) gehören mehrheitlich der Bertelsmann AG und sind einschließlich ihrer Tochtergesellschaften in den Bertelsmann Konzernabschluss einbezogen. Die Gruner + Jahr AG ist als geschäftsführende Komplementärin mit 2 Prozent an der Gruner + Jahr AG
& Co KG beteiligt. Insbesondere für die im Ausland ausgeübten Druckund Verlagstätigkeiten der Gruner + Jahr-Gruppe, die rechtlich weitgehend
deren Gesellschaftern zugeordnet sind, liegt die Leitungsmacht bei der
Gruner + Jahr AG.
Obwohl keine rechtliche Verpflichtung besteht, stellen die Gruner +
Jahr AG & Co KG und die Gruner + Jahr AG als gemeinsame Obergesellschaft freiwillig einen Weltabschluss für die Gruner + Jahr-Gruppe auf, in welchen ihre in- und ausländischen Tochtergesellschaften einbezogen sind.
Die Weltbilanz und Welt-Gewinn- und Verlustrechnung der Gruner + JahrGruppe für das Geschäftsjahr vom 1.Januar bis 31. Dezember 2003 wurden nach den International Financial Reporting Standards (IFRS) und den
vom Standard Interpretations Committee/International Financial Reporting Interpretations Committee (SIC/IFRIC) des IASB herausgegebenen
Auslegungen erstellt.
Eine Eigenkapitalveränderungsrechnung liegt zum 31. Dezember 2003
vor. Der Konzernanhang zum 31. Dezember 2003 enthält dagegen nicht
alle durch die IFRS geforderten Angaben.
Auch wurde keine Kapitalflussrechnung erstellt. Es liegt damit kein vollständiger Abschluss der Gruner + Jahr-Gruppe nach den IFRS vor.
Das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr vom 1. Januar bis zum
31. Dezember 2003.
Der Weltabschluss wird in Euro aufgestellt, alle Angaben erfolgen in Tausend Euro (T€). Um die Übersichtlichkeit der Darstellung zu verbessern,
werden einzelne Posten der Bilanz sowie der Gewinn- und Verlustrechnung zusammengefasst. Diese Posten werden im Anhang detaillierter
ausgewiesen und erläutert.
Die Gewinn- und Verlustrechnung ist nach dem Gesamtkostenverfahren
gegliedert. Aufgrund ihrer Bedeutung werden die Gewinne und Verluste
aus dem Verkauf von Tochterunternehmen separat ausgewiesen.
KONSOLIDIERUNG
KONSOLIDIERUNGSGRUNDSÄTZE
Alle wesentlichen Tochtergesellschaften, die von der Gruner + Jahr AG
sowie der Gruner + Jahr AG & Co KG gemäß IAS 27 direkt oder indirekt
beherrscht werden, sind in den Konzernabschluss einbezogen. Unternehmen unter gemeinschaftlicher Führung im Sinne des IAS 31 werden
quotal konsolidiert. Wesentliche assoziierte Unternehmen werden gemäß
IAS 28 nach der Equity-Methode bilanziert, wenn ein maßgeblicher Einfluss ausgeübt werden kann. Dies ist grundsätzlich bei einem Stimmrechtsanteil zwischen 20 und 50 Prozent der Fall.
Die zu konsolidierenden Abschlüsse der Gruner + Jahr AG & Co KG und
der Gruner + Jahr AG als Muttergesellschaft und der einbezogenen
Tochtergesellschaften werden nach einheitlichen Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden aufgestellt.
Die Kapitalkonsolidierung erfolgt nach der Erwerbsmethode, bei der
zum Zeitpunkt des Erwerbs die Anschaffungskosten der Beteiligung mit
dem anteiligen Eigenkapital verrechnet werden. Auf stille Reserven und
Lasten, die im Rahmen der Erstkonsolidierung aufgedeckt werden, werden latente Steuern angesetzt, sofern diese Aufdeckung nicht auch
steuerlich nachvollzogen wird. Ein verbleibender aktiver Unterschiedsbetrag zwischen Anschaffungskosten und dem anteiligen zum Zeitwert
bewerteten Reinvermögen wird als Firmenwert aktiviert und über die voraussichtliche Nutzungsdauer planmäßig linear abgeschrieben.
Aufgedeckte stille Reserven und Lasten werden in den Folgejahren entsprechend der Behandlung der korrespondierenden Vermögensgegenstände und Schulden fortgeführt, abgeschrieben bzw. aufgelöst. Negative Unterschiedsbeträge werden, soweit sie nicht aus erwarteten
Verlusten resultieren, planmäßig gemäß den Vorschriften des IAS 22 aufgelöst. Die Kapitalkonsolidierung quotal konsolidierter Unternehmen erfolgt nach den gleichen Grundsätzen.
Die nach der Equity-Methode einbezogenen assoziierten Unternehmen
werden mit dem anteiligenEigenkapital der jeweiligen Beteiligung bilanziert. Für den sich ergebenden Unterschiedsbetrag zwischen den
Anschaffungskosten im Erwerbszeitpunkt und dem anteiligen Eigenkapital gelten die Grundsätze der Vollkonsolidierung. Verluste aus assoziierten Unternehmen, die den Beteiligungsbuchwert übersteigen, werden
nicht erfasst, sofern keine Nachschusspflicht besteht.
Alle konzerninternen Gewinne und Verluste, Umsatzerlöse, Aufwendungen und Erträge sowie Forderungen und Verbindlichkeiten bzw. Rückstellungen innerhalb des Konsolidierungskreises werden eliminiert. Die quotale Konsolidierung erfolgt anteilsmäßig nach den gleichen Grundsätzen.
Zwischenergebnisse aus Lieferungen und Leistungen unter einbezogenen Unternehmen konnten vernachlässigt werden, weil sie hinsichtlich
der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Unternehmensgruppe von
untergeordneter Bedeutung waren und die Ermittlung der Wertansätze
einen unverhältnismäßig hohen Aufwand erfordern würde.
ANGABEN ZUM KONSOLIDIERUNGSKREIS
Der Konsoliderungskreis einschließlich der Muttergesellschaften umfasst
88 vollkonsolidierte Unternehmen (Vorjahr: 90).
In den Weltabschluss wurden alle in- und ausländischen verbundenen
Unternehmen mit Ausnahme von 30 Gesellschaften (Vorjahr: 28) einbezogen. Dabei handelt es sich um Gesellschaften ohne nennenswerten
Geschäftsbetrieb, die wegen ihrer insgesamt untergeordneten Bedeutung für die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage nicht in den Weltabschluss einbezogen wurden.
Der Konsolidierungskreis hat sich im Geschäftsjahr wie folgt verändert:
Einbezogen zum 31. Dezember 2002
Zugänge
Abgänge
Einbezogen zum 31. Dezember 2003
Inland
57
4
4
57
Ausland Gesamt
33
90
3
7
5
9
31
88
2 Gemeinschaftsunternehmen (Vorjahr: 2) wurden quotal in den Konzernabschluss einbezogen. Von den 15 assoziierten Unternehmen (Vorjahr: 25) wurden 9 (Vorjahr: 11) nach der Equity-Methode bilanziert. Die
übrigen wurden wegen ihrer untergeordneten Bedeutung für den Konzernabschluss zu Anschaffungskosten angesetzt.
Die Abschlüsse der im Wege der Vollkonsolidierung einbezogenen
Unternehmen sind von den jeweiligen Abschlussprüfern nach den Prüfungsgrundsätzen des jeweiligen Landes geprüft worden. Für die nach
dem jeweiligen Landesrecht erstellten Jahresabschlüsse lagen Bestätigungsvermerke vor. Außerdem wurden von den ausländischen
Tochterunternehmen Handelsbilanzen II nach gruppenweit einheitlichen
Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsätzen nach IAS/IFRS aufgestellt.
Auch diese Berichterstattungsabschlüsse (Reporting Packages) einschließlich der Anhangsangaben wurden grundsätzlich der Prüfung
durch die jeweiligen Prüfer unterzogen, die die Anpassung der Jahresabschlüsse an die konzerneinheitliche Bilanzierung und Bewertung
schriftlich bestätigt haben.
I
GRUNER + JAHR 75
WÄHRUNGSUMRECHNUNG
Im Weltabschluss werden die Jahresabschlüsse ausländischer Tochterunternehmen gemäß IAS 21 nach dem Konzept der funktionalen Währung in Euro umgerechnet. Da sämtliche Tochterunternehmen ihre Geschäfte in finanzieller, wirtschaftlicher und organisatorischer Hinsicht
selbständig betreiben, ist die jeweilige Landeswährung die funktionale
Währung, so dass zur Währungsumrechnung die modifizierte Stichtagskursmethode angewandt wird. Die Umrechnung der Vermögensgegenstände und Schulden erfolgt daher zum Mittelkurs am Bilanzstichtag,
während die Gewinn- und Verlustrechnung mit dem Durchschnittskurs
des Jahres umgerechnet wird. Unterschiede aus der Währungsumrechnung bei den Bilanzposten gegenüber der Umrechnung des Vorjahres sowie Umrechnungsdifferenzen zwischen Gewinn- und Verlustrechnung
und Bilanz werden ergebnisneutral im kumulierten übrigen Eigenkapital
verrechnet. Zum Zeitpunkt der Entkonsolidierung von Konzerngesellschaften werden die jeweiligen kumulierten Umrechnungsdifferenzen erfolgswirksam aufgelöst. Für die aus der Sicht des Weltabschlusses
wichtigsten Länder wurden für Zwecke der Währungsumrechnung folgende Euro-Wechselkurse zu Grunde gelegt (Fremdwährung für 1 EURO):
Durchschnittskurs
1.1.-31.12.03 1.1.-31.12.02
US-Dollar ( USD)
1,1312
0,9416
Polnische Zloty (PLN) 4,4053
3,8344
Stichtagskurs
31.12.03 31.12.02
1,2630
1,0487
4,7019
4,0210
BILANZIERUNGS- UND BEWERTUNGSMETHODEN
IMMATERIELLE VERMÖGENSGEGENSTÄNDE
Selbst erstellte immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens werden mit ihren Entwicklungskosten aktiviert, wenn dafür die
Voraussetzungen nach IAS 38 erfüllt sind. Erworbene immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens werden mit ihren Anschaffungskosten bilanziert. Die immateriellen Vermögensgegenstände
werden grundsätzlich linear über die betriebliche Nutzungsdauer abgeschrieben. Aktivierte Software wird über drei bis vier Jahre, Lizenzen werden entsprechend der Vertragslaufzeit, Belieferungsrechte und Abonnentenstämme wurden über maximal 15 Jahre abgeschrieben.
Firmenwerte aus Akquisitionen werden in Übereinstimmung mit IAS 22
aktiviert und linear über ihre voraussichtliche wirtschaftliche Nutzungsdauer von 5 bis 15 Jahren abgeschrieben. Firmenwerte aus der Kapitalkonsolidierung werden mit den Wechselkursen zum Zeitpunkt der
Erstkonsolidierung umgerechnet und zu historischen Wechselkursen
fortgeschrieben.
SACHANLAGEN
Sachanlagen werden zu Anschaffungs- oder Herstellungskosten vermindert um Abschreibungen bilanziert.
Den planmäßigen Abschreibungen liegen folgende konzerneinheitlichen
Nutzungsdauern zu Grunde:
Gebäude
Maschinen und technische Anlagen
Betriebs- und Geschäftsausstattung
10 bis 50 Jahre
5 bis 15 Jahre
3 bis 12 Jahre
LEASING
Soweit ein in den Weltabschluss einbezogenes Unternehmen im Rahmen von Leasingverträgen alle wesentlichen Chancen und Risikten trägt
und somit als wirtschaftlicher Eigentümer anzusehen ist (Finance Lease),
wird der Leasinggegenstand bei Vertragsabschluss mit dem Marktwert
oder dem niedrigeren Barwert der zukünftigen Leasingzahlungen aktiviert. Die aus dem Finance Lease resultierende Zahlungsverpflichtung
wird in gleicher Höhe unter den Finanzverbindlichkeiten passiviert. Ist der
spätere Eigentumsübergang der geleasten Vermögensgegenstände hin-
76 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
Nutzungsdauer. Anderenfalls wird als Abschreibungsdauer die Laufzeit
des Leasingvertrages zugrunde gelegt. Die vom Leasingnehmer zu zahlenden Leasingraten verändern sich bei den Leasingverträgen in Abhängigkeit von Zinsänderungen beim Leasinggeber.
Neben den Finance-Lease-Verträgen sind Mietverträge abgeschlossen
worden, die als Operating-Lease-Verträge zu qualifizieren sind. Dies
führt dazu, dass die Leasinggegenstände wirtschaftlich gesehen dem
Vermieter zuzuordnen sind und die Leasingraten Aufwand der Periode
darstellen. Die Summe der Leasingzahlungen während der unkündbaren
Grundmietzeit ist unter den sonstigen finanziellen Verpflichtungen
ausgewiesen.
AUSSERPLANMÄSSIGE ABSCHREIBUNGEN AUF IMMATERIELLE
VERMÖGENSGEGENSTÄNDE UND AUF SACHANLAGEN
Immaterielle Vermögensgegenstände sowie Sachanlagen werden zum
Bilanzstichtag gemäß IAS 36 außerplanmäßig abgeschrieben, wenn der
erzielbare Betrag der Vermögensgegenstände unter den Buchwert gesunken ist. Der erzielbare Betrag wird als der jeweils höhere Betrag aus
Nettoveräußerungswert und Barwert der erwarteten zukünftigen Cash
Flows der Vermögensgegenstände ermittelt.
Sind die Gründe für vorgenommene außerplanmäßige Abschreibungen
entfallen, werden Zuschreibungen vorgenommen. Dabei wird höchstens
auf den Betrag zugeschrieben, der sich ergeben hätte, wenn die außerplanmäßige Abschreibung nicht vorgenommen worden wäre.
BETEILIGUNGEN UND WERTPAPIERE
Wesentliche assoziierte Unternehmen werden nach der Equity-Methode
bilanziert; alle übrigen Beteiligungen und sonstigen Wertpapiere des
Anlage- und Umlaufvermögens sind als veräußerbare Wertpapiere (available-for-sale) zu qualifizieren.
Veräußerbare Wertpapiere (available-for-sale) werden gemäß IAS 39
mit ihrem jeweiligen Börsenkurs (fair value) am Bilanzstichtag bewertet,
sofern dieser zu ermitteln ist. Die daraus resultierenden unrealisierten
Gewinne und Verluste werden erfolgswirksam erfasst.
Fallen die Grundlagen einer außerplanmäßigen Abschreibung weg, werden entsprechende Zuschreibungen vorgenommen.
Ist der Börsenkurs nicht zu ermitteln, werden die entsprechenden Beteiligungen und Wertpapiere mit fortgeführten historischen Anschaffungskosten bilanziert.
VORRÄTE
Die Vorräte werden zu Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten bilanziert, soweit diese nicht über dem Marktwert liegen. Die Herstellungskosten umfassen neben dem Material- und Fertigungseinzelkosten
auch diejenigen Gemeinkosten, die durch den Produktionsprozess veranlasst sind. Liegen die Anschaffungs- oder Herstellungskosten am Abschlussstichtag über dem Marktwert, werden die Vorräte auf den Nettoveräußerungserlös („net realizable value”) abgewertet.
Die Vorräte werden grundsätzlich mit ihren Anschaffungs- oder Herstellungskosten angesetzt. Gleichartige Vorräte werden zu Durchschnittskosten oder nach dem FIFO-Verfahren („first in first out”) bewertet.
FORDERUNGEN
Übrige Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände werden
grundsätzlich mit ihrem Nennwert oder gegebenenfalls mit ihrem beizulegenden Zeitwert bilanziert. Eine Abzinsung erfolgt bei langfristigen
Forderungen. Fremdwährungsbestände werden grundsätzlich mit dem
Stichtagskurs umgerechnet. Bestehende Risiken werden durch Wertberichtigungen berücksichtigt.
LATENTE STEUERN
Aktive und passive latente Steuern werden nach IAS 12 für sämtliche
temporäre Differenzen zwischen den Wertansätzen der Steuerbilanz
und der IAS-Konzernbilanz – mit Ausnahme von steuerlich nicht ansetz-
JAHRESABSCHLUSS
baren Firmenwerten – sowie für steuerliche Verlustvorträge angesetzt.
Aktive latente Steuern werden durch Sicherheitsabschläge nur in
der Höhe berücksichtigt, in der sie später genutzt werden können. Bei der
Berechnung werden diejenigen Steuersätze angewendet, die nach der
jeweils aktuellen Rechtslage zukünftig gelten werden. Die Auswirkung
von Steuersatzänderungen auf aktive bzw. passive latente Steuern werden grundsätzlich in der Periode ergebniswirksam vereinnahmt, in der
die entsprechenden Vorschriften verabschiedet worden sind.
KUMULIERTES ÜBRIGES EIGENKAPITAL
Im kumulierten übrigen Eigenkapital werden die Unterschiede aus der
Währungsumrechnung sowie die Effekte aus der Fair Value-Bewertung
der Cash-Flow Hedges erfolgsneutral bilanziert.
RÜCKSTELLUNGEN
Die Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen werden
gemäß IAS 19 nach dem versicherungsmathematischen Anwartschaftsbarwertverfahren („projected unit credit method”) ermittelt.
Bei diesem Verfahren werden neben biometrischen Berechnungsgrundlagen insbesondere der jeweils aktuelle langfristige Kapitalmarktzinssatz sowie aktuelle Annahmen über zukünftige Gehalts- und
Rentensteigerungen berücksichtigt. Der im Pensionsaufwand enthaltene Zinsanteil wird im Finanzergebnis ausgewiesen.
Sonstige Rückstellungen werden gemäß IAS 37 zu dem Zeitpunkt gebildet, an dem es sowohl wahrscheinlich ist, dass eine Verpflichtung entstanden ist und damit zu einem zukünftigen Vermögensabfluss führen
wird, als auch ihr Betrag vernünftig bestimmbar ist. Die Ermittlung von
Gewährleistungsrückstellungen und von Rückstellungen für drohende
Verluste erfolgt zu herstellungsbezogenen Vollkosten.
Langfristige Rückstellungen werden abgezinst.
VERBINDLICHKEITEN
Verbindlichkeiten werden mit ihrem Nennwert bilanziert, langfristige
Verbindlichkeiten werden abgezinst. Fremdwährungsverbindlichkeiten
werden grundsätzlich mit dem Stichtagskurs umgerechnet.
DERIVATIVE FINANZINSTRUMENTE
Nach IAS 39 werden alle derivativen Finanzinstrumente in der Bilanz zum
Marktwert erfasst. Der Ansatz der Finanzinstrumente erfolgt beginnend
mit dem Abschlusstag des Geschäfts. Bei Vertragsabschluss eines Derivates wird festgelegt, ob dieses zur Absicherung einer Bilanzposition (fair
value hedge) oder zur Absicherung künftiger Zahlungsströme (cash flow
hedge) dient.
Einzelne Derivate erfüllen nicht die Voraussetzungen von IAS 39 für eine
Bilanzierung als Sicherungsgeschäft, obwohl sie bei wirtschaftlicher Betrachtung eine Sicherung darstellen. Die Änderungen des Marktwertes
von Derivaten werden wie folgt erfasst:
FAIR VALUE HEDGE
Marktwertänderungen dieser Derivate, die zur Absicherung von Vermögensgegenständen bzw. Schulden dienen, werden in der Gewinn- und
Verlustrechnung spiegelbildlich zu den gegenläufigen Wertänderungen
der gesicherten Bilanzpositionen erfasst.
CASH FLOW HEDGE
Änderungen des Zeitwerts dieser Derivate, die zur Absicherung künftiger
Cash Flows dienen, werden erfolgsneutral im kumulierten übrigen Eigenkapital erfasst. Die hier eingestellten Werte werden dann erfolgswirksam ausgebucht, wenn auch das abgesicherte Grundgeschäft erfolgswirksam wird.
BESCHEINIGUNG DES WIRTSCHAFTSPRÜFERS
Zum Weltabschluss der Gruner + Jahr - Gruppe haben die Abschlussprüfer eine Bescheinigung erteilt.
I
GRUNER + JAHR 77
WICHTIGE BETEILIGUNGEN
100 % INLANDSUNTERNEHMEN
AUSLANDSBETEILIGUNGEN
Gruner + Jahr AG & Co KG, Hamburg
Berliner Presse Vertrieb GmbH, Berlin
Börse Online Verlag GmbH & Co. KG, München
DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Hamburg
Ehrlich & Sohn GmbH & Co. KG, Hamburg
G+J Corporate Media GmbH, Hamburg
G+J Electronic Media Service GmbH, Hamburg
G+J Electronic Media Sales GmbH, Hamburg
G+J Wirtschaftspresse Online GmbH, München
G+J Woman Verlag GmbH, Hamburg
G+J Zeitschriften-Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg
IPV Inland Presse Vertrieb GmbH, Hamburg
Living At Home Multi Media GmbH, Hamburg
MVF Magazin-Verlag am Fleetrand GmbH, Hamburg
Norddeutsche Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg
Picture Press Bild- und Textagentur GmbH, Hamburg
stern.de GmbH, Hamburg
Neon Magazin GmbH, Hamburg
Gruner + Jahr/Mondadori S.p.A., Mailand, Italien
Gruner + Jahr Polska Sp. z.o.o. & Co.,
Spolka Komandytowa, Warschau Polen
Gruner + Jahr Printing and Publishing Company,
New York/Waseca, USA
Gruner + Jahr (Schweiz) AG, Zürich, Schweiz
Gruner + Jahr Verlagsgesellschaft m.b.H., Wien, Österreich
Gruner + Jahr ZAO, Moskau, Russland
GyJ España Ediciones S.L., S. en C., Madrid, Spanien
GyJ Revistas y Communicaciones S.L., Madrid, Spanien
GyJ Publicaciones Internacionales S.L. y Cia., S. en C.,
Madrid, Spanien
G+J Clip (Beijing) Publishing Consulting Co.Ltd.,
Peking, China
G+J/RBA Publishing C.V., Amsterdam, Niederlande
G+J/RBA S.N.C., Paris, Frankreich
G+J RBA Sp. z.o.o. & Co., Spolka Komandytowa,
Warschau, Polen
Prisma Presse S.N.C., Paris, Frankreich
Shanghai G+J Consulting and Service Co.Ltd.,
Shanghai, China
Verlagsgruppe NEWS Ges.m.b.H., Tulln, Österreich
VSD S.N.C., Paris, Frankreich
INLANDSBETEILIGUNGEN
Dresdner Druck- und Verlagshaus GmbH & Co.KG, Dresden
Financial Times Deutschland GmbH & Co.KG, Hamburg
G+J/RBA GmbH & Co.KG, Hamburg
Hamburger Journalistenschule
Gruner + Jahr-DIE ZEIT GmbH, Hamburg
manager magazin Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg
SPIEGEL-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co.KG, Hamburg
Vereinigte Motor-Verlage GmbH & Co.KG, Stuttgart
60 %
50 %
50 %
95 %
24,9 %
24,75 %
17,14 %
50 %
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56,03 %
100 %
Stand: 1. April 2004
AUFSICHTSRAT
VORSTAND
Dr. Gunter Thielen, Gütersloh, Vorsitzender (seit 30.10.2003)
Gerd Schulte-Hillen, Hamburg, Vorsitzender (bis 30.10.2003)
Klaus Unger, Hamburg, Stellvertretender Vorsitzender
Birgit Breuel, Hamburg
Dr. Jochen Frangen, Hamburg
Dorit Harz-Meyn, Hamburg
Dr. Tessen von Heydebreck, Frankfurt/Main
Klaus Hillmer, Itzehoe
Bernd Köhler, Dresden
Dr. Siegfried Luther, Gütersloh
Rolf Schmidt-Holtz, Gütersloh
John Vinocur, Paris
Michael Walter, Hamburg
Dr. Bernd Kundrun
Vorsitzender des Vorstandes der Gruner + Jahr AG
Dr. Bernd Buchholz
Leiter des Unternehmensbereiches Zeitschriften Deutschland
Axel Ganz
Leiter des Unternehmensbereiches Zeitschriften Frankreich und USA
Angelika Jahr-Stilcken
Journalistisches Vorstandsmitglied der Gruner + Jahr AG
Dr. Torsten-Jörn Klein
Leiter des Unternehmensbereiches Zeitschriften International
Dr. Martin Schuster
Leiter des Unternehmensbereiches Zentrale Dienste
Martin Stahel
Leiter des Unternehmensbereiches Zentrale Unternehmensentwicklung
Achim Twardy
Leiter des Unternehmensbereiches Zeitungen/Wirtschaftspresse
Deutschland
Stand: 1. Januar 2004
78 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
CHRONIK
I
GRUNER + JAHR 79
CHRONIK 1948 – 2003
1948: Die Bundesrepublik ist noch nicht ge- 1976: G+J beteiligt sich mit 33,3 Prozent am
gründet, da erscheint am 1. August im Verlag Henri
Nannen GmbH die erste Ausgabe des STERN mit
einer Druckauflage von 130.735 Exemplaren. 1980
erreicht die Druckauflage mit 2.021.115 Exemplaren
ihren Höhepunkt.
Lübecker Verlag Ehrlich & Sohn KG (FRAU IM SPIEGEL). Die Bertelsmann AG übernimmt die 5-Prozent-Beteiligung von Ernst Naumann und hält nun insgesamt 74,9 Prozent der Anteile. GEO erscheint mit
einer Startauflage von 100.000 Exemplaren. 1996 erreicht die Druckauflage mit 783.386 Exemplaren ihDie Zeitschriften-Verleger John Jahr ren Höhepunkt.
(CONSTANZE, BRIGITTE, SCHÖNER WOHNEN,
CAPITAL) und Dr. Gerd Bucerius (STERN, Die Zeit
G+J geht als erstes deutsches Verlagsu. a.) schließen sich mit dem Drucker Richard Gruner haus auf den internationalen Zeitschriftenmarkt: In
(Gruner & Sohn, Gruner Druck GmbH) zur Gruner + Spanien wird der Verlag Cosmos Distribuidora S.A.
Jahr GmbH & Co. zusammen. Gruner hält 39,5 Pro- (DUNIA, SER PADRES HOY) übernommen. In den
zent, Jahr 32,25 Prozent und Bucerius 28,25 Prozent USA erwirbt G+J den Verlag Parents Magazine
Enterprises Inc. mit den Titeln PARENTS und YM.
der Anteile.
In Deutschland startet das von Gerhard Peter MoosRichard Gruner verkauft seine Anteile. Die leitner entwickelte populärwissenschaftliche MagaEigentumsverhältnisse des Verlags werden neu ge- zin P.M. In Hamburg wird die G+J-Journalistenschule
ordnet: Jahr und Bucerius halten je 37,5 Prozent. ins Leben gerufen, die 1984 anlässlich des 70. GeReinhard Mohn (Bertelsmann) beteiligt sich mit 25 burtstags des STERN-Gründers in Henri-NannenProzent. Gruner + Jahr übernimmt 90 Prozent des Schule umbenannt wird.
Münchner Verlags Kindler & Schiermeyer (JASMIN,
ELTERN, TWEN). Die restlichen 10 Prozent bleiben
In den USA kauft G+J die Tief- und Offsetbeim dortigen geschäftsführenden Gesellschafter druckerei Brown Printing Company in Waseca,
Ernst Naumann, der sie später gegen 5 Prozent der Minnesota. In Paris erscheint in dem 1978 gegrünG+J-Anteile tauscht.
deten Verlag Participations Edition Presse S.A. (später
Prisma Presse S.N.C.) die französische GEO-Ausgabe.
G+J beteiligt sich mit 24,75 Prozent am HÄUSER und ART werden in Deutschland eingeführt.
Spiegel-Verlag (Der Spiegel). John Jahr (Jahrgang 1900)
und Dr. Gerd Bucerius (Jahrgang 1906) ziehen sich aus
Das Wirtschaftsmagazin IMPULSE kommt
der aktiven Geschäftsführung zurück. Die BRIGITTE auf den Markt.
erreicht eine verkaufte Auflage von 1,4 Millionen und
wird damit zur größten Frauenzeitschrift Europas.
GEO bekommt einen Ableger: GEO SPECIAL, das monothematische Reisemagazin. Nach der
G+J erwirbt 15 Prozent an der Vereinigten erfolgreichen Einführung von GEO in Frankreich
Motor-Verlage GmbH & Co. KG (Auto Motor Sport). bringt G+J einen Titel nach dem Konzept von P.M.
Aus der Gruner + Jahr GmbH & Co. wird das Druck- auf den französischen Markt: das monatliche
und Verlagshaus Gruner + Jahr AG & Co. Die erste Magazin ÇA M‘INTÉRESSE. Auch Spanien begeisAusgabe der Monatszeitschrift ESSEN & TRINKEN tert sich für populärwissenschaftliche Themen:
erscheint.
MUY INTERESANTE wird erfolgreich gestartet.
1965:
1978:
Deutschland, 1948
1969:
1979:
1971:
Deutschland, 1965
1980:
1981:
1972:
1973: Bucerius tauscht seine G+J-Anteile ge- 1982: Die in Frankreich neu eingeführte Frauengen Aktien der Bertelsmann AG, die mit 60 Prozent zeitschrift PRIMA erreicht innerhalb eines Jahres
Mehrheitsgesellschafter von G+J wird. Die rest- eine Verkaufsauflage von einer Million Exemplaren
lichen Anteile halten John Jahr (35 Prozent) und .
Ernst Naumann (5 Prozent).
Einstieg in die elektronischen Medien mit
einer 50-Prozent-Beteiligung an der Ufa Film- und
John Jahr verkauft 9,9 Prozent seiner An- Fernseh-GmbH. G+J wird damit im Laufe der Jahre
teile an die Bertelsmann AG und behält 25,1 Prozent. unter anderem Partner der privaten Fernsehsender
1984:
1975:
Deutschland, 1975
RTL, RTL2 und VOX, des Pay-TV-Programms Pre- Hamburger Hafen in das Pressehaus am Baumwall.
miere sowie verschiedene Radiosender. In Frankreich Der G+J-Vorstand verankert umweltbewusstes Verhalten als Unternehmensgrundsatz.
wird FEMME ACTUELLE gestartet.
1985:
G+J beschließt den Bau eines neuen
Verlagshauses am Baumwall in Hamburg. Der
Verlag Ehrlich & Sohn wird zu 100 Prozent übernommen. An der Manager Magazin Verlagsgesellschaft (Manager Magazin) erwirbt G+J eine
24,9-Prozent-Beteiligung. Bei den Zeitschriften kommen SCHÖNER ESSEN und FLORA hinzu. In London
gründet G+J den Verlag Gruner + Jahr of the U.K.
1986:
1991: Das Zeitungsgeschäft wird weiter ausgebaut: Der Berliner Verlag wird im Rahmen eines Joint
Ventures übernommen. In dem Verlag erscheinen
BERLINER ZEITUNG, BERLINER KURIER, WOCHENPOST und die Programmzeitschrift F.F. G+J erwirbt
auch die Mehrheit am Dresdner Druck- und Verlagshaus, in dem die SÄCHSISCHE ZEITUNG erscheint,
sowie eine Beteiligung von 27,5 Prozent am Druckhaus Friedrichshain. Außerdem engagiert sich G+J
bei Anzeigenzeitungen in den Ballungsgebieten Ostdeutschlands. Der ursprünglich ostdeutsche Titel
NEUES WOHNEN erscheint auch in den alten Bundesländern.In Frankreich wird CAPITAL direkt nach der
Einführung Marktführer unter den Wirtschaftstiteln.
Mit dem Kauf der HAMBURGER MORGENPOST gelingt es, einen Fuß in das Zeitungsgeschäft zu bekommen. Auf Basis des Grundkonzepts der französischen Zeitschrift wird PRIMA nach
Deutschland und England exportiert. In Frankreich
wird Télé LOISIRS gestartet. In Spanien wird die
Frauenzeitschrift MIA eingeführt. Über die Ufa beG+J übernimmt die restlichen 50 Prozent
teiligt sich G+J an Radio Hamburg, einer der ersten am Berliner Verlag und stockt seine Beteiligung am
privaten Rundfunkstationen in Deutschland.
Druckhaus Friedrichshain auf 55 Prozent auf. Die
LEIPZIGER MORGENPOST wird eingeführt.In Italien
Kauf der kalifornischen Druckerei Riverside und Großbritannien erscheint der populärwissenCounty Publishing Company durch die G+J-Tochter schaftliche Titel FOCUS, der in Italien schnell zur
Brown Printing Company. SPORTS (später SPORTS größten monatlichen Publikumszeitschrift wird.
LIFE) und GEO WISSEN kommen in Deutschland auf
den Markt. In Großbritannien startet G+J die FrauenG+J Polska mit Sitz in Warschau wird gezeitschrift BEST, in Frankreich das People-Magazin gründet. Das Frauenmagazin CLAUDIA erscheint
VOICI. Auch in Spanien kommt GEO an die Kioske. auf dem polnischen Markt. G+J erwirbt eine 49-Prozent-Beteiligung an Nice Presse Invest (NPI), die
G+J gründet in Mailand eine italienische über eine Tochtergesellschaft in Ungarn die TagesTochterfirma. In Deutschland wird das Reisemagazin zeitungen DÉLMAGYARORSZÁG und DÉLVILÁG
GEO SAISON auf den Markt gebracht. Am 16. No- herausgibt. In Frankreich wird die Prominentenzeitvember, eine Woche nach dem Fall der Mauer, er- schrift GALA eingeführt. G+J beteiligt sich zu 50
scheint die STERN-Sonderausgabe „Deutschland – Prozent an der spanischen Ausgabe von MARIE
Grenzenlose Freude“ mit Fotos der friedlichen Revo- CLAIRE und LA CASA DE MARIE CLAIRE.
lution in der DDR, die insbesondere in Ostdeutschland reißenden Absatz findet.
Die G+J-Beteiligung am Druckhaus Friedrichshain wird auf 100 Prozent aufgestockt. Das
Start der CHEMNITZER, DRESDNER und People-Magazin GALA, die Info-Illustrierte TANGO
MECKLENBURGER MORGENPOST. In einem Joint und die Programmzeitschrift TV TODAY werden in
Venture mit dem Mailänder Verlag Mondadori star- Deutschland gestartet. G+J übernimmt das Anlagetet G+J in Italien die Frauenzeitschrift VERA. In einem magazin BÖRSE ONLINE. In Amerika erwirbt G+J von
Gemeinschaftsunternehmen mit Marie Claire Album der New York Times Company sieben Frauenzeitbringt G+J die deutsche MARIE CLAIRE auf den schriften, darunter FAMILY CIRCLE und Mc CALL’s.
Markt. G+J España erhält die Lizenz für die spanische In Polen kommt die Frauenzeitschrift NAJ auf den
Ausgabe der COSMOPOLITAN. Beim Privatsender Markt. G+J beteiligt sich mit 51 Prozent an der sloRTL startet das Magazin STERN-TV. G+J zieht an den wakischen Tageszeitung NOVY ČAS.
Deutschland, 1979
1992:
1987:
1993:
Frankreich, 1984
1989:
1994:
1990:
Spanien, 1990
80 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
1995: BRIGITTE YOUNG MISS, die seit 1990
Deutschland, 1996
als Sonderheft herausgegeben wird, erscheint als eigenständiger Titel. LEIPZIGER MORGENPOST und
TANGO werden eingestellt. SPORTS LIFE und die
WOCHENPOST werden jeweils zu 75 Prozent verkauft. Mit geo.de, mopo.de, pm-magazin.de, stern.de
und tvtoday.de startet G+J die ersten Internet-Angebote. In Frankreich wird die Unternehmenszeitschrift L’ESSENTIEL DU MANAGEMENT eingeführt.
In Polen kommen die Frauenzeitschrift HALO und die
Kochzeitschrift MOJE GOTOWANIE auf den Markt.
1996: In Polen startet FOCUS, in Deutschland
ELTERN FOR FAMILY und das Kindermagazin GEOLINO. Die französische G+J-Tochter Prisma Presse
übernimmt die wöchentliche Illustrierte VSD. Die G+J
Funk- und Fernsehproduktions GmbH wird gegründet. Die Berliner Titel bei G+J, BERLINER ZEITUNG,
BERLINER KURIER, BERLINER ABENDBLATT und
TIP, gehen mit berlinonline.de ins Netz. Die Illustrationsdruckerei im G+J-Druckzentrum in Dresden und
die neue Zeitungsdruckerei in Berlin-Lichtenberg
nehmen den Betrieb auf. Der Betrieb im Druckhaus
Friedrichshain wird eingestellt.
1997: Die
Deutschland, 2000
Electronic Media Service GmbH
(EMS) startet die deutschsprachige Suchmaschine
FIRE BALL.DE. Auch BRIGITTE geht online. In
Deutschland kommt die Internet-Programmzeitschrift TV TODAY ONLINE + COMPUTER (später
ONLINE TODAY) auf den Markt. Die US-Druckereien
Riverside County Publishing Company in Kalifornien
sowie die Brown Printing Division in Kentucky werden verkauft. Brown Printing erwirbt im Gegenzug
die auf Fachzeitschriften spezialisierten Druckereien
PennWell und Graftek in Woodstock.
1998: In Polen bringt G+J die Frauenzeitschrift
Polen, 2001
GRACJA an die Kioske und übernimmt die Wohnzeitschrift MOJE MIESZKANIE. In Italien folgt TOP
GIRL, das Magazin für Mädchen und junge Frauen.
In Frankreich erscheint das wöchentliche PeopleMagazin ALLO. In Russland erscheint das bereits in
Deutschland, Frankreich und Spanien erfolgreiche
Magazin GEO. Auch in China kommt ein G+J-Titel auf
den Markt: CAR & MOTOR. Mit der Beteiligung an
der Wiener NEWS-Gruppe (NEWS, TV MEDIA) in Höhe von 75 Prozent gelingt der Einstieg in den österreichischen Markt. Im Herbst folgt mit FORMAT der
CHRONIK
dritte Titel der NEWS-Gruppe. Die G+J-Wirtschaftspresse wird durch BIZZ, das Wirtschaftsmagazin für
eine jüngere Klientel, ergänzt. Der Zeitungsbereich
wird durch die 50-Prozent-Beteiligung am Bukarester
Verlag Expres ausgebaut. Expres gibt die überregionale Kaufzeitung EVENIMENTUL ZILEI heraus. Eltern
geht mit ELTERN.DE online. EMS startet die Tageszeitungs-Suchmaschine PAPERBALL.DE. Die neue
Zeitungsdruckerei im G+J-Druckzentrum in Dresden nimmt den Betrieb auf.
1999: Nach 13 Jahren verkauft G+J die HAMBURGER MORGENPOST an zwei Hamburger Medienunternehmer. Die GEO-Familie wächst weiter:
GEO EPOCHE, das Magazin für Geschichte, erscheint.
In Lizenz der National Geographic Society bringt G+J
in einem Joint Venture mit dem spanischen Verlag
RBA das NATIONAL GEOGRAPHIC MAGAZINE und
komplementäre Produkte auf den Markt. Von der ersten
Ausgabe an wird das Magazin, das in französischer,
deutscher und polnischer Sprache an die Kioske von
sechs Ländern kommt, ein großer Erfolg. Auf dem
französischen Markt eröffnet Prisma Presse mit der
Internet-Zeitschrift WEB MAGAZINE ein neues Zeitschriftensegment. Das Internet-Reisebüro TRAVELCHANNEL.DE wird gestartet. YOUNG MISS, ART
und NATIONAL GEOGRAPHIC gehen online.
2000: In einem Joint Venture mit dem Londoner
Medienkonzern Pearson bringt G+J die FINANCIAL
TIMES DEUTSCHLAND an die Kioske. Seit mehreren Jahrzehnten ist dies die erste Neueinführung einer überregionalen Tageszeitung in Deutschland. In
Österreich setzt E-MEDIA neue Akzente im Segment der Internet-Zeitschriften. Der Unternehmensbereich „Zeitschriften International“ startet drei neue
Titel: das Wirtschaftsmagazin CAPITAL in Spanien,
das technologieorientierte Consumer-Magazin JACK
in Italien und NATIONAL GEOGRAPHIC in den
Niederlanden. Die Aktivitäten im englischsprachigen Raum werden auf die USA konzentriert: In Amerika gelingt G+J mit dem Erwerb von INC. und FAST
COMPANY der Einstieg in das Segment der Wirtschaftszeitschriften. Aus dem britischen Markt zieht
sich G+J aus strategischen Gründen zurück. Mit der
Zeitschrift LIVING AT HOME und dem gleichnamigen
Internet-Portal startet G+J eine integrierte, multimediale Plattform rund um Haus, Garten, Küche und
Gastlichkeit.
2001: In den USA ist G+J USA Publishing mit
dem Kauf der Wirtschaftstitel FAST COMPANY und
INC. sowie dem Relaunch fast aller Titel unter die fünf
größten Zeitschriftenverlage vorgerückt. Die Internationalisierung erfolgreicher Zeitschriftenmarken
wird mit GALA in Polen und Russland und NATIONAL
GEOGRAPHIC in Ungarn fortgesetzt. Nach dem Zusammenschluss mit der Kurier-Gruppe und dem
Start der Frauenzeitschrift WOMAN verlegt die Verlagsgruppe NEWS in Österreich 14 Magazine. GEOlino, das innovative Kindermagazin von G+J, erscheint ab Januar 2001 monatlich. GEO wird 25
Jahre alt. Die Jubiläumsausstellung „Die Erde von
oben“ lockt 800.000 Besucher an. BRIGITTE WOMAN erscheint regelmäßig viermal im Jahr.
2002: In Deutschland wird im Oktober das 14tägliche Frauenmagazin WOMAN gelauncht. Unter
dem Dach des STERN erscheint ab Sommer STERN
SPEZIAL BIOGRAFIE. In Frankreich kommt das Jugendmagazin GEO Ado auf den Markt. Die Elternzeitschrift FUMU PARENTS ist der zweite Schritt
bei der Erschließung des chinesischen Zeitschriftenmarktes. Wegen fehlender Perspektiven werden
in Deutschland BIZZ und ONLINE TODAY sowie
HOME STYLE und ROSIE in den USA eingestellt. Die
FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND kann als einzige überregionale Tageszeitung an Auflage gewinnen.
Die Berliner Zeitungsaktivitäten werden an die Verlagsgruppe von Georg von Holtzbrinck verkauft. Zahl-
I
GRUNER + JAHR 81
reiche G+J-Titel feiern 2002 Geburtstag. In Deutschland wird CAPITAL 40 und ESSEN & TRINKEN 30
Jahre alt. In Frankreich hat VSD 25. und VOICI 15. Jubiläum. FOCUS in Italien wird zehn Jahre alt.
2003: Mit TÉLÉ 2 SEMAINES startet die G+JTochter Prisma Presse im November eine für den
französischen Markt völlig neuartige 14-tägliche TVProgrammzeitschrift. Der innovative Ansatz trägt bereits nach wenigen Ausgaben Früchte: Die verkaufte
Auflage steigt auf zwei Millionen Exemplare. TÉLÉ
2 SEMAINES ist damit einer der erfolgreichsten Magazin-Starts der letzten Jahrzehnte. Die in Lizenz gestartete GLAMOUR wird 2003 zur erfolgreichsten
Neueinführung des Jahres in Polen. Mit einer Auflage von über 276.000 Exemplaren schafft sie auf Anhieb den Sprung an die Spitze der hochwertigen
Frauenzeitschriften. Für Begeisterung bei jungen
Leserinnen und Lesern in Deutschland sorgt das
Magazin NEON, das 2003 mit zwei Pilotausgaben erfolgreich getestet wird. Seit Februar 2004 erscheint
NEON elfmal pro Jahr. NATIONAL GEOGRAPHIC
WORLD wird im November 2003 als zweisprachiges
Wissensmagazin für Kinder gestartet: Es ist präsent
in Print, TV und im Internet. Der internationale Ausbau des Wissenssegments von G+J wird mit dem
Launch von GEOFOCUS in Russland vorangetrieben.
Aus strategischen Gründen veräußert Gruner + Jahr
zum 31. Dezember 2003 seine Zeitungsgeschäfte in
Osteuropa an den Schweizer Ringier-Verlag.
Deutschland, 2002
Frankreich, 2003
IMPRESSUM
Herausgeber:
Gruner + Jahr AG & Co. KG
Öffentlichkeitsarbeit +
Unternehmenskontakte
Am Baumwall 11
20459 Hamburg
[email protected]
Fotograf:
Dirk Stewen, Hamburg
Artdirektion/Gestaltung:
Büro Hamburg
Texte:
Stefan Michalk, Kurt Otto
Realisation:
G+J Corporate Media GmbH
Griegstaße 75
22763 Hamburg
Endredaktion:
Thomas Huber
Litho:
p.r.o. medien
Druck:
Appl Druck GmbH & Co. KG
Senefelderstraße 3-11
86650 Wemding
Weitere Bilder:
Andreas Teichmann (S. 6); Jason Todd
(S. 28); Karin Rocholl (S. 42, 47); Grund
und Flum (S. 43-44, 46, 48-50); Andreas
Fechner (S. 51); Meffert/ Stern (S. 52-55);
Archiv Gruner + Jahr (S. 63-65); Frank
Richter (S. 56); Odile Hain (S. 58);
mauritius (S. 65);
82 GRUNER + JAHR
I
JAHRESBERICHT 2003
WELTWEITE PRÄSENZ
Über 11.000 Mitarbeiter produzieren in zehn Ländern auf drei
Kontinenten über 110 Zeitschriften und Zeitungen
G+J Hauptsitz,
Hamburg
G+J Polen,
Warschau
G+J Russland, G+J China,
Moskau
Peking
Verlagsgruppe News,
Wien
G+J/Mondadori,
Mailand
G+J Niederlande,
Amsterdam
G+J USA,
New York
Prisma Presse,
Paris
G+J Spanien,
Madrid