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kopenhagen
K
ris, Guide des Kajakvermieters und Touranbieters Kajak Republic, hält
das Boot fest und erklärt
mir, wie ich mich reinsetzen soll: mit einer
Hand hinten den Rand
des Einstiegslochs festhalten, die andere Hand
am Steg, die Beine rein und dann den Hintern.
Das schmale Kajak wackelt und schwankt unter meinen ungelenken Bewegungen. Dann
lasse ich den hölzernen Ponton am sicheren
Ufer los und freue mich über die Sonne, die
vom Himmel brennt. Wenn ich ins Wasser fiele,
hätte ich eine schöne Abkühlung. Meine Sorge,
ich könnte beim Kentern mit den Beinen im
Kajak steckenbleiben, redet mir Kris mit beruhigender Stimme schnell aus. «Das Boot wird
dich ausspucken.» «Ausserdem», so verspricht
er, «bin ich immer neben dir und könnte dich
herausziehen.» Auf den ersten Metern im Kanal schaukelt das Kajak bedrohlich. «Zieh das
Paddel langsam und gleichmässig auf jeder
Seite durchs Wasser, und versuche nicht ständig, die Schwankungen des Boots auszugleichen.» Das hilft. «Stell dir vor, dein Hintern
wiegt 200 Kilo und drückt dich fest ins Kajak.»
Gute Idee. Der Glaube versetzt nicht nur Berge,
er kann auch Boote im Gleichgewicht halten.
Das Sommergesicht. «Jetzt im Sommer leben
wir draussen und sind dann ganz andere Menschen», erzählt mir mein Begleiter, während
wir durch die Kanäle Kopenhagens paddeln.
«Wir Dänen», meint Kris, «haben eine Winterund eine Sommerpersönlichkeit. Im Winter
schliessen wir uns ein, sind zu Hause und haben den høge.» Das ist der Blues der grauen,
dunklen und kalten Jahreszeit. Kaum kehrt das
Licht zurück, drängt es die Kopenhagener in
Scharen nach draussen. Kris trifft dann Menschen, die er das restliche Jahr über nie sieht:
die «Sommerfreunde». «Im Sommer», sagt er,
«ist Kopenhagen die beste Stadt der Welt: das
Wasser, die frische Luft, die hohe Lebensqualität, und alles ist so nah. Mit dem Velo sind es
nur ein paar Kilometer raus in die Natur oder
an den Strand. Dann bist du schon in einer anderen Welt.»
Überall haben Cafés und Restaurants ihre
Stühle auf die kopfsteingepflasterten Gassen und
Uferkais gestellt. Viele Wirte lassen hölzerne
Pontons als schwimmende Terrassen zu Wasser,
auf denen die Gäste unter grossen hellen Sonnenschirmen sitzen. Junge Leute haben es sich
auf den Kaimauern bequem gemacht. Wenn es
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Stadt der
Sommerfreuden
Text und Bilder: Robert B. Fishman
Nach den langen, grauen Wintermonaten blühen die Kopenha­
gener auf, drängen ans Licht und entwickeln in ihren vielen Parks,
an Kanälen und Stränden eine fast südländische Lebensart. Auf
den extrabreiten Radwegen fahren Citybikes, Lastenräder, Retro­
modelle, Renngeschosse, Designervelos, Liegeräder und aus­
gefallene Eigenkreationen. Wehe dem, der im Weg steht. Kopen­
hagen ist eine grosse Fahrradstadt. Bis 2025 will Dänemarks
Metropole die erste CO2-neutrale Hauptstadt der Welt sein.
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zu heiss wird, lässt man sich ins Wasser fallen.
Vor 20 Jahren war das streng verboten. Damals
flossen noch giftige Abwässer in die Kanäle.
Heute schwimmen hier wieder Fische. Kopenhagen lebt wieder am und im Wasser.
Wir gleiten dahin, passieren schattenspendende Brücken und queren den grossen Kanal.
Der Klotz, der uns nun beschattet, ist die Oper.
Die Reederei Maersk hat der Stadt das neue
Bauwerk spendiert. Jetzt müsse, so Kris, die
Stadt Unsummen für den Unterhalt bezahlen.
Die Begeisterung der Kopenhagener halte sich
in Grenzen. Auch Kris mag das Ding mit dem
halbrunden, metallenen Vorbau nicht. Vom
27 Meter hohen Dach springen jeden Sommer
junge Leute beim Wettbewerb der Klippenspringer in den Kanal.
Die teils bizarren, überlebensgrossen Sandskulpturen haben für das Spektakel am gegenüberliegenden Ufer schon einen Logenplatz.
Jedes Jahr im Mai bauen Künstler den Sandskulpturenpark neu auf. Während wir nahe an
den vergänglichen Werken vorbeipaddeln,
nennt mir Kris noch einen grossen Vorteil seiner Tour. «Hier hast du den besten Blick auf die
Skulpturen und sparst dir die Eintrittskarte.»
Kopenhagen präsentiert sich gerne als Metropole modernen Designs und hypermoderner
Architektur. Beiden Künsten hat sie eigene Museen gebaut. Ganze Kaufhäuser widmen sich
ausgefallen gestalteten Alltagsdingen. Ratlos
irre ich durch den Designladen Illums Bolighus
am Rande der Fussgängerzone. Auf ein rohrähnliches, mit leuchtend orangefarbenem
stadtentdeckung
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Velowerkstatt. In Christiania werden die
legendären Transportvelos gebaut.
Gemütlich. Strassenrestaurants in Nyhavn.
Vortritt Velo. Die Fahrradhauptstadt der Welt.
Kunststoff gepolstertes, zirka 20 Zentimeter langes Stück kann ich mir gar keinen Reim machen.
Ich lege es zurück. Beim Hinausgehen sehe ich
ein Mädchen, es hält das Teil mit fragendem
Blick einer Verkäuferin unter die Nase. Diese
öffnet das Wunderding: ein Topfuntersatz.
Gesunde Leckereien. Unberührt von allen
modernen Trends hat sich Kopenhagens ältestes Café La Glace etwa so erhalten, wie es 1870
eröffnet wurde. Mindestens 20 verschiedene
Torten in der Vitrine locken Scharen von Einheimischen und Touristen in das traditionelle
Kaffeehaus. Drin ist es so voll, dass man sich
kaum noch bewegen kann. Die Kuchen gelten
als legendär. Henrik, der seine Heimatstadt für
die Stadtmarketinggesellschaft «Wonderful
Copenhagen» ausländischen Journalisten
schmackhaft macht, überschlägt sich angesichts der ausgefallenen Leckereien fast. Da
kann ich nicht widerstehen und zähle angesichts der horrenden Preise schon meine letzten Kronen. Bevor ich am Tresen an der Reihe
bin, stoppt er mich: „Nein, warte, du musst
noch Platz lassen für die Smushis und den
phantastischen Kuchen im Royal Café.»
Wenige Minuten später stehen wir im ganz
in weiss gehaltenen Schlemmerparadies. Was
ich möchte? Natürlich Smushis. Der Name
kombiniert den dänisch-schwedischen Namen
für belegte Butterbrote, Smørrebrød, mit
Sushi. Professionell lächelnd, bringt die
Kellnerin eine Platte mit fünf belegten
Vollkornbrotscheiben. Zwei davon haben
die Fooddesigner mit gefüllten Lachsröllchen belegt, ein weiteres mit frischem Hering und die anderen mit einer hauseigenen Pastete. Stylisch, gesund und regional
ist auch hier der Trend.
Echte Sushis gibt es in Kopenhagen
fast überall. Die zehn Filialen der Kette
«STICKS N SUSHI» setzen wie so viele hier
auf Nachhaltigkeit. Zumindest verspricht
dies die junge Kellnerin, die mir einen Teller mit fünf kleinen Sushikreationen an
den Tisch auf dem Bürgersteig bringt.
«Entschuldigung, ich bin neu hier», steht
auf Dänisch in grossen Buchstaben auf ihrem
weissen T-Shirt. Am späten Vormittag ist in
dem kleinen Restaurant in der Nansensgade
mit ihren schick renovierten Bürgerhäusern
aus dem 19. Jahrhundert noch nicht viel los.
Ich bin auch nur zufällig vorbeigekommen,
weil ich mir hier um die Ecke ein Velo gemietet
habe. «Wir liefern gebrauchte Fahrräder an
Projekte der Entwicklungszusammenarbeit in
Afrika», verspricht die Internetseite von Baisikeli, einem Fahrradladen in einer Seitenstrasse
gleich hinter dem beliebten Ørstedpark.
Gelohnt hat sich der kleine Ausflug schon
für den Imbiss. Die Sushis schmecken nach
wirklich frischem Fisch. Das Management lege
grossen Wert auf regionale Produkte, schwärmt
die junge Kellnerin von ihrem neuen Arbeitgeber. Man serviere Meerestiere aus nachhaltiger Fischerei, und das Gemüse kaufe das Unternehmen frisch in der Region, möglichst aus
Bioanbau. Statt über weite Wege aus Italien importiertes Mineralwasser anzubieten, gibt es
Hahnenwasser. Im Glauben an ihre Worte
zahle ich 109 Kronen – fast 20 Franken – für
das Gefühl, mit ein paar kleinen Häppchen der
Welt und mir etwas Gutes getan zu haben.
In kaum einer anderen Grossstadt setzen so
viele Restaurants, Bäckereien, Imbisse und Design-Food-Läden auf Bio wie hier. «Økologisk»
steht auf vielen ihrer Schaufenster. Auch vor
dem «Runden Turm», von dessen Aussichtsplattform Touristen die ganze Stadt überblicken
können, steht eine Biowürstchenbude, die erste
der Stadt. Tofuwurst, Kartoffelbrei, Senfsauce,
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KOPENHAGEN-TIPPS
Verkehrsmittel | Das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs in Kopenhagen ist die S-Bahn (S-Tog).
Seit ein paar Jahren besitzt Kopenhagen auch eine sehr moderne und sehenswerte fahrerlose
U-Bahn, die immer weiter ausgebaut wird. Bis im Jahr 2018 soll das Netz fertiggestellt sein.
Für den Nahverkehr gibt es ein gutes Bussystem.
Copenhagen Card | Wer viel unternimmt, besorgt sich am besten die Card für 24, 48, 72 oder
120 Stunden. Sie berechtigt zu freiem Eintritt in 75 Museen und Sehenswürdigkeiten der
Hauptstadtregion. Ausserdem zu freier Fahrt auf dem gesamten Bahn-, Bus- und Metronetz.
Die Copenhagen Card kann im Tourist Office in der Nähe des Hauptbahnhofs gekauft werden.
Preise unter à www.visitcopenhagen.de
Radfahren | Kopenhagen ist DIE Velostadt mit einem riesigen Netz von breiten Radwegen. In
der Innenstadt gibt es zahlreiche Vermieter. è Baisikeli finanziert mit einem Teil seiner Einnahmen
die Lieferung gebrauchter Fahrräder an Entwicklungsprojekte in Afrika à www.baisikeli.dk/
copenhagen/baisikeli-rental è Citysafari hat ein grosses Angebot von geführten Radtouren
à www.citysafari.dk
Wasserwege | Geführte Kajaktouren zeigen die Stadt mit ihren Wasserstrassen und Kanälen
aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel à http://kayakrepublic.dk
Essen | Auswärts essen ist in Kopenhagen ziemlich teuer, vor allem im Stadtteil Christianshavn.
Günstigere Restaurants gibts rund um den Bahnhof, im Einwandererstadtteil Nørrebro mit
­seinen vielen arabischen und türkischen Imbisslokalen und in Christiania. è Das Royal Café
­serviert in edlem dänischem Designerambiente feinste Kuchenkreationen und Smushis
(Mischung aus Smørrebrød und Sushi) à www.royalshmushicafe.dk
Tivoli | Der 1847 eröffnete Freizeit- und Vergnügungspark liegt direkt gegenüber dem Hauptbahnhof. Das Tivoli bietet in einer nostalgischen Atmosphäre verschiedene Achterbahnen,
das legendäre Kettenkarussell Starflyer, Kabarett, Theater und eine Vielzahl von Restaurants.
Nach Einbruch der Dunkelheit wird der Park farbenfroh beleuchtet. Im Sommer finden auf der
Open-Air-Bühne immer wieder Rock- und Popkonzerte statt.
Christiania | Den umfassenden Christiania-Führer mit der Geschichte des Projekts, allen
­Adressen und vielen weiteren Infos gibt es als PDF-Download unter à www.christiania.org/
wp-content/uploads/2013/02/Guideeng2.pdf
Museen | è Das dänische Nationalmuseum präsentiert die Kulturgeschichte Dänemarks
von der Frühgeschichte bis in die Neuzeit à http://natmus.dk/ è Das Designmuseum
Danmark bietet verschiedene Ausstellungen über dänisches und internationales Design
à http://designmuseum.dk/ è Die David Collection zeigt eine grossartige Sammlung islamischer
Kunst à www.davidmus.dk è Ny Carlsberg Glyptotek präsentiert eine gelungene Mischung
aus antiker und moderner Kunst in eindrücklichen Räumlichkeiten à www.glyptoteket.dk
Aussicht | Der «Runde Turm» ist ein fast 400 Jahre altes Observatorium. Ein langer, spiral­
förmiger Gang führt aufs Dach. Von dort geniesst man eine wunderbare Aussicht über die Stadt.
 Der besondere Tipp | Das Louisiana Museum of Modern Art liegt etwa 35 Kilometer
nördlich von Kopenhagen in Humlebæk direkt am Ufer des Øresund. Die Lage am Meer, die
Museumsgebäude und die wunderschöne Parkanlage lohnen den weiten Weg. Wechselnde
Ausstellungen von erster Güte; www.louisiana.dk
Infowebsites | à www.visitcopenhagen.de à www.visitdenmark.de
alles aus Ökoanbau, serviert in dünnen, rezyklierbaren Pappschalen. Als mir die Schale bricht
und sich mein Mittagessen auf dem Strassenpflaster verteilt, entschuldigt sich der junge
Mann hinter der Theke und bietet mir sofort
eine neue Portion an. Das Tofuwürstchen
schmeckt deutlich besser, als es aussieht.
Im Fenster des Imbisswagens hängt ein
Schild: «Dringend Aushilfe gesucht.» Direkt
gegenüber sitzt, seit ich hier bin, ein Bettler mit
einem grossen Schild vor sich: «Suche Arbeit,
egal was.» Mein Versuch, die beiden zusammenzubringen, will nicht so recht gelingen.
«Ich sag es dem Chef», murmelt der Imbissverkäufer, und der Bettler meint resigniert: «Die
erwarten doch bestimmt, dass ich Dänisch
kann.» Der Mann, freundlich lächelnd, und
angesichts seines Lebens auf der Strasse erstaunlich sauber und gepflegt, spricht gut Englisch. Er stammt aus Moldawien. Die meisten
Passanten beachten ihn nicht.
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GLOBETROTTER-MAGAZIN herbst 2013
Haschisch à discretion. 1971 besetzten junge
Leute ein ehemaliges Militärgelände, um dort
ihren Traum vom selbstbestimmten Leben zu
verwirklichen. Sie nannten ihre Gemeinschaft
Christiania. Immer wieder wollten Stadt und
dänische Regierung das Gelände räumen lassen, doch konnte dies jeweils in letzter Minute
abgewendet werden. In den 1980er- und 90erJahren verkam der selbsternannte Freistaat
dann zum Freiraum für Dealer und Drogensüchtige. Als ich 1980 zum ersten Mal hier vorbeikam, erschrak ich ob der zahlreichen heruntergekommenen Gestalten, von denen mir
einige ganz offen Heroin anboten. Nach zwei
Tagen hatte ich damals genug und fuhr weiter
an die Nordseeküste. Inzwischen hat Christiania Drogen, Rockerbandenkriege und viele
weitere Krisen überstanden. Die Bewohner haben eine Stiftung gegründet, die einen Grossteil
des Geländes gekauft hat. Die Mitglieder der
Gemeinschaft zahlen Mieten und verdienen ihr
Geld in eigenen Betrieben, Geschäften der
nahen Stadt oder als Touristenführer.
200 Jobs bieten allein die Läden, Cafés,
Kneipen und anderen Unternehmen auf
dem Gelände, darunter die Fahrradwerkstatt, die die berühmten Christiania-Lastenvelos baut, das Gesundheitshaus mit
Arztpraxis und Apotheke oder die von
zwei Frauen geführte Kunstschmiede.
Mehr als eine Million Besucher fallen
jedes Jahr in Christiania ein. Nach dem
Freizeitpark Tivoli ist die autonome Gemeinschaft mit ihren bunten Häusern der
wichtigste Touristenmagnet Kopenhagens.
Viele kommen, um hier zu kiffen. Über der
Pusher Street hängen ständig Schwaden
von Cannabisrauch. An selbstgezimmerten Ständen verkaufen Dealer ganz offen
Hasch und Gras. «No Photo» steht auf
zahlreichen Schildern, darunter ist ein
durchgestrichener Fotoapparat aufgemalt.
Die Dealer haben Angst vor Polizeispitzeln. Ich trage meine Kamera seitlich über
der Schulter und mache keine Anstalten,
sie zu benutzen. Trotzdem schnauzt mich
einer der Grasverkäufer an: «Put the cover
on your lens.» Dass ich gar keinen Deckel
für mein Objektiv habe, interessiert ihn
nicht. Er hört erst auf zu meckern, als ich den
Apparat in meinen Rucksack packe.
Nina, die mich über das Christiania-Gelände begleitet, mischt sich nicht ein. Sie arbeitet als Guide für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Den ganzen Tag lang führt sie Besucher – Touristen und Journalisten – übers
Gelände. Mir scheint, dass sie die Auseinandersetzung mit den Dealern auf der Pusher
Street leid ist. Sie wundert sich über meine
Frage, ob die Gemeinschaft denn wenigstens
am Geschäft im Kifferbezirk «Green Light District» mitverdiene. «Nein», antwortet sie und
weiss selbst nicht, warum. Das sei eben schon
immer so gewesen. Es dürfen aber offiziell nur
Bewohner von Christiania auf dem Gelände
ihre illegale Rauchware verkaufen.
Während die Gemeinschaft der rund 900
Christiania-Bewohner seit Gründung Gras
und Hasch toleriert und manche Bewohner
auch heute noch vom Verkauf des Stoffs leben,
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Ein andere Welt. Gemeinschaft Christiania.
Viele Wasserwege. Eine Stadtrundfahrt zu
Wasser bietet sich an.
Alternativ. Gesundheitsladen in Christiania.
sind harte Drogen streng verboten. «Keine harten Drogen, keine Gewalt, keine Waffen», sagt
Nina. Inzwischen hat die Gemeinschaft diese
Regel weitgehend durchgesetzt.
Der US-Amerikaner Mario sitzt mit einem
Freund auf der Veranda seines orange-bunten
Hauses beim Essen. Aufgefallen sind mir die
lebensfrohen Motive auf den Postkarten, die er
in einem Ständer an der Treppe zu seiner Terrasse verkauft. Die Karten sind Verkleinerun-
gen seiner vielen Ölbilder, die er mir drinnen
zwischen Bergen von allerlei gesammeltem
Kram und Hausrat zeigt: leuchtend gelbe Sonnen, Motive aus Christiania, Ansichten von
Kopenhagen, Häuser, die sich unter einem
blauen Himmel mit leuchtend gelben Sternen
im Wasser spiegeln, Landschaften und manch
bizarre Figuren, die mich an Werke von Dalí
erinnern. Die Werke strahlen die gleiche entspannte Leichtigkeit aus wie er selbst.
Mario lebt wie meine Begleiterin Nina
schon seit mehr als 30 Jahren in Christiania.
Stolz ist er auf das, was die kleine Gemeinschaft
gegen alle Widrigkeiten erreicht hat. In den
1990er-Jahren hätten sie gemeinsam die Dealer
mit den harten Drogen rausgeworfen. Wer abhängig war, musste draussen einen Entzug machen und durfte erst zurückkommen, wenn er
clean war. Nicht wenige hätten das geschafft,
meint der 52-jährige Mario. Hier habe er die
Chance bekommen, sich selbst zu sein, «mit all
meinen Verrücktheiten». Die Gesellschaft habe
all die Jahre versucht, die Christiania-Bewohner zu normalisieren. «Schliesslich», sagt Mario lächelnd, «sind die meisten von uns normal
geworden, aber zu unseren eigenen [email protected]
gen.» www.about.me/robertb_fishman
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