Verhängnisvolle Affäre - Bornavirus BDV, Borreliose, Herpes

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Verhängnisvolle Affäre - Bornavirus BDV, Borreliose, Herpes
Nummer 17
9. Jahrgang
Herbst
2009
Weidepflege:
Grüne Wiese
oder Steppe
Bornavirus:
Verkanntes Risiko
Hufrehe und Insulin:
Verhängnisvolle Affäre
Foto: Christiane Slawik
Editorial
Dopen Sie noch oder
ernähren Sie schon?
So viele Dopingfälle, so viel Wirbel. Würde man sich über die
Ernährung eines Sportlers so viele Gedanken machen wie über
seine Medikation, würden einige psychische und physische
Probleme erst gar nicht auftreten.
Foto: Slawik
Die Krux an der Sache ist jedoch, dass jeder Sportler oder
Pferdebesitzer bereits der überzeugten Meinung ist, er würde
sich, bzw. sein Pferd richtig ernähren.
Wobei weder eine Nährstoffbilanz erstellt
worden ist noch die Überprüfung einer
Mangelsituation stattgefunden hat. In
dem sicheren Bewusstsein, das mit der
Ernährung würde schon stimmen, wird
eine Medikation eingeleitet.
Woher diese Sicherheit kommt, ist mir
schleierhaft. Fakt ist, dass über die
Möglichkeiten der Fütterung für die
Leistungsoptimierung viel zu wenig
bekannt ist.
Dr. Susanne Weyrauch
Würde man vor dem Gedanken an eine
Leistungssteigerung durch Doping erst
die Futterration gründlich überprüfen und
das Potential einer nährstoffgerechten
Fütterung ausschöpfen, gäbe es viele
dieser unschönen Fälle nicht, die den
Reitsport in Misskredit führen.
Wir empfehlen Ihnen, regelmäßig das Futterjournal zu lesen, um
einen Einblick in die fantastische Welt der Ernährung zu erhalten.
Ihre Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand
Chefredakteurin
3
FutterJournal 17
Inhalt
Inhalt
4
Titel
Eine verhängnisvolle Affäre
Hufrehe und Insulin
Übersteigen die Blutspiegel des Zuckerhormons
den Normalbereich, ist das Risiko für eine Hufrehe erhöht. Muss deshalb Insulin bei Rehekandidaten abgesenkt werden? Aktuelle Forschungsergebnisse legen diesen Schluss nahe. Was ist
über die Rolle von Insulin bei der Reheentstehung bekannt? Wie können wir die Gefährdung
gering halten oder neue Reheschübe vermeiden?
Foto: Slawik
Früher galt die Diagnose Borna als unwiderrufliches Todesurteil. Forschungsarbeiten an der
Freien Universität in Berlin haben nun ergeben,
dass von 100 Pferden in Deutschland 60 das
Bornavirus in sich tragen und 16 Prozent unter
Symptomen leiden, die durch das Virus mit verursacht werden. Die Bornasche Krankheit wurde kürzlich auch für den Menschen beschrieben,
wobei das Pferd den natürlichen Wirt abgibt.
FutterJournal 17
3
Notizen
Masterstudiengang Pferdewissenschaften
Bessere Heuqualität
Erwin Schäfer ist tot
Helle Kleven: Physiotherapie für Pferde
Lavendel- Heilpflanze des Jahres
Zwei neue Bücher von Chrstiane Slawik
12
48
Editorial
Dopen Sie noch oder ernähren Sie schon
4
6
8
10
12
Rasseportrait
Vom idealen Kriegspferd zum frommen Sportler
Der Trakehner
22
Kräuter
Der Gigant unter den Heilpflanzen
Ginseng
28
Praxis
Satte grüne Wiese oder zertreten Steppe
- alles eine Frage der Pflege
30
Ernährungslehre
Stark für das Bindegewebe
Silizium
36
Interview
Reitsport imWandel der Zeit
Interview mit Manfred Hölzl
42
Forschung
Verkanntes Risiko
Bornaviren
48
Futter-Praxis
Heiler ohne Hirn
Das geheime Leben der Blutegel
52
Forschung
Hufprobleme - ein Fall für die Fütterung?
Ergebnisse einer Pilotstudie
58
Hund
Kontrolle ist wichtig
Gesäugetumoren bei der Hündin
62
Mensch
Kein Ekel vor Erde
Geophagie - das Essen von Erde
64
Impressum
66
Notizen
Masterstudiengang
Pferdewissenschaften
Heuqualität
Mangelnde Heuqualität ist für viele Besitzer
immer wieder ein Reizthema im wahrsten
Sinne des Wortes. Das traditionelle Aufschütteln des Heus ist oft sehr zeitraufwendig. Daher vertreibt die Firma Agrosuter einen Heustaubsauger, der Feinstaub, Erdpartikel und
anderen Fremdkörpern fliegt.
In Göttingen werden wissenschaftlich qualifizierte Nachwuchskräfte für den sich stets
weiter entwickelnden Arbeitsmarkt des Pferdesektors ausgebildet. Der Masterstudiengang setzt ein abgeschlossenes, mindestens
6-semestriges Studium (z.B. einen Bachelor
in Agrarwissenschaften ) voraus. Die Studenten befassen sich mit naturwissenschaftlichen
Grundlagen, der Physiologie, der Zucht, Haltung, Fütterung (5%), Nutzung und Hygiene
des Pferdes sowie der Betriebswirtschaftslehre
und Unternehmensführung pferdehaltender
Betriebe und mit den Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt. Die Regelstudienzeit beträgt vier Semester.
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speziell für Rehepferde
Pferde, die unter dem Equinen Metabolischen
bzw. Cushing Syndrom und der daraus möglicherweise entstehenden Hufrehe leiden und
Pferde, die Störungen im Muskelstoffwechsel
haben, sind oft auf eine getreidereduzierte
oder getreidefreie Diät angewiesen.
Die Heurüstmaschinen,
die auch Stroh staubärmer werden lassen gibt
es bei Agrosuter in zwei verschiedenen Grössenmodellen, fahrbar, mit oder ohne Stossrechen. www.agrosuter.ch
Da eine überwiegende Heuund Strohfütterung für die
Mineralisierung bei weitem
nicht ausreicht und bei diesen
Pferden oft ein Mangel an spezifischen Nährstoffen besteht,
wurde Glucogard entwickelt.
Dieses besondere Kräuter-Mineralfutter gleicht langfristig
Mangelerscheinungen aus und
ermöglicht eine vollwertige
Fütterung auf der Basis einer Faserfütterung
(Heu und Stroh).
Erwin Schäfer ist tot
Die Mineralstoff- und Vitaminkombination
wurde so gewählt, dass auch der Insulin- und
Kohlenhydratstoffwechsel mit den notwendigen Funktionsnährstoffen versorgt wird.
Deshalb profitieren auch Sportpferde, die mit
größeren Getreide- und damit auch Stärkemengen konfrontiert sind, von Glucogard.
Nach schwerer Krankheit und viel zu früh verstarb der 61jährige Erwin Schäfer. Der passionierte Jäger und Pferdefreund war bekannt
als der Vater des gelben Leinsamens. Sein
blausäurefreier Leinsamen wird als „Leingold“
von vielen Pferdeliebhabern besonders im
Fellwechsel oder in der Rekonvaleszenz sehr
geschätzt. Wir werden ihn sehr vermissen!
FutterJournal 17
6
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Notizen
Das Buch zur Physiotherapie für Pferde
Die Norwegerin Helle Kleven
möchte mit ihrem neuesten Werk
"Biomechanik und Physiotherapie
für Pferde" ihren interessierten
Lesern das Wissen rund um den
Bewegungsapparat des Pferdes
vermitteln.
Den Angaben der
erfahrenen Physiotherapeutin und Osteopathien zufolge
hat sich in den letzten 10 Jahren sehr
viel auf dem Gebiet
der Physiotherapie
getan. Diese Therapieform ist heute zu
einem wichtigen Bestandteil des
Gesundheitsmanagements
für
Pferde geworden. "Biomechanik
und Physiotherapie für Pferde"
vermittelt biomechanische Grundlagenkenntnisse, lehrt Anomalien
und Blockaden zu erkennen, zeigt
Massage- und Dehnungsübungen
und stellt physikalische Therapien
vor.
Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
Verlag: Fn-Verlag;
1., Neuauflage
EUR 24,80
Helle Katrine Kleven,
Jahrgang 1964, ist
gebürtige Norwegerin. Sie lebt seit 10
Jahren in Deutschland, ist gelernte
Krankengymnastin
und hat sich durch
Lehrgänge in England im Bereich "Physiotherapie für Pferde" ausbilden
lassen. Seit 1996 ist sie selbständig. Helle Kleven war unter anderem auch die offizielle Betreuerin
der Pferde der Deutschen Vielseitigkeitsmannschaft bei den Weltreiterspielen in Rom 1998, bei den
Weltmeisterschaften im Distanzreiten in Dubai 1998 und betreute
die Pferde der Vielseitigkeitsreiter
bei den Europameisterschaften
1999 in Luhmühlen.
Lavendel - Heilpflanze des Jahres 2008
Lavendelblüten wurden früher
gerne in kleine Kissen eingenäht
und im Kleiderschrank aufbewahrt. Nun wurde Lavendel als
Pflanze zur Gesunderhaltung von
Nerven und Seele in Zeiten der
Reizüberflutung zur Heilpflanze
des Jahres 2008 gekürt.
Seit alters her wird Lavendel
wegen seines frischen, würzigen
Duftes als Badezusatz und in Parfums verwendet. In der Zeit von
Pest und Cholera mischte man
Essig mit Lavendel , Thymian,
Salbei und Rosmarin, um sich vor
Krankheitsübertragung zu schützen. Manche Adelige vertrieb
FutterJournal 17
mit Lavendeltee ihre Migränekopfschmerzen und während des
Ersten Weltkrieges verwendete
man Lavendelöl zur Wunddesinfektion.
Wissenschaftliche Untersuchungen unterstreichen die
beruhigende und entspannende
Wirkung von Echtem Lavendel
und Lavendelöl. Außerdem wirkt
Lavendel entkrampfend, wundheilend, leicht antidepressiv,
schmerzlindernd, entzündungshemmend und desinfizierend. Als
Küchen- oder Futtergewürz sorgt
er für exotische Würze und im
Garten hält er die Läuse fern.
Notizen
Neue Bücher von Christiane Slawik
„Seit ich denken kann,
faszinieren mich Pferde auf eine Art und
Weise, die ich nur
schwer beschreiben
kann“, sagt die Autorin dieses Buches,
die bekannte Pferdefotografin Christiane
Slawik. „Pferde haben etwas Magisches.
Ihre zahlreichen Fans
wissen das schon seit
jeher. „Mit meiner
Kamera versuche ich,
dieses Gefühl einzufangen und festzuhalten – den einen, ganz besonderen, magischen
Moment, den man nach dem Shooting nicht nur
im Herzen mit nach Hause nimmt, sondern über
Fotos mit anderen teilen kann.“ Die beeindruckenden Fotos in diesem Buch werden begleitet
von Zitaten: Begeisterte Pferdeleute, vom zehnjährigen Stallmädchen bis hin zum berühmten
Reitmeister, offenbaren ihre ganz persönlichen
Momente des Glücks mit diesen unvergleichlichen Tieren. Entstanden ist ein wunderschön
aufgemachtes Geschenkbuch, das die enge Beziehung zwischen Mensch und Pferd in einzigartiger Form zum Ausdruck bringt.
Was haben der
Schlosskutscher
Rudi Almer aus der
Steiermark, der Tierarzt Robert Stodulka aus Wien und
der
„Stanglwirt“
Balthasar
Hauser
aus Going in Tirol
gemeinsam? Es ist
die Verbundenheit
mit ihren Pferden ob edle Lipizzaner,
rassige Andalusier
oder warmherzige
Noriker. Jedes Pferd
hat seine eigene
Geschichte – so wie auch ihre Besitzer. Wer die renommierte Pferdefotografin Christiane Slawik nur einmal bei
einem ihrer Shootings beobachtet hat, ist fasziniert von
der Leidenschaft mit der sie mit der Kamera den Moment
einfängt: Christiane ist die Seele, sie ist der Fotoapparat,
sie ist die Idee. Und dabei entstehen Aufnahmen, die mit
einer außergewöhnlichen Liebe vom Motiv sprechen. Mit
den „Pferdegeschichten aus Österreich“ geht Christiane
einen Schritt weiter. Sie erzählt in Wort und Bild über außergewöhnliche Schicksale von Menschen, die ihr Leben
in den Dienst der Pferde stellen, von Pferden, die Außergewöhnliches erlebt haben und von Orten mit außergewöhnlichen Begebenheiten.
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Verlag: Av Buch (25. 10 2009)
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Christiane Slawik, renommierte Fachjournalistin und Fotografin, hat sich mit Leib und Seele der Pferdefotografie
verschrieben. Auf der Suche nach ausdrucksstarken Momenten lässt sich die Würzburgerin durch die jeweilige
Situation, Licht und Farbe, die Ästhetik und den individuellen Charme des Pferdes inspirieren. Ihre Fotografien zeigen
deutlich ihre künstlerische Vorbildung und Veranlagung,
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FutterJournal 17
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Titel
Ü
bersteigen die Blutspiegel
des Zuckerhormons den
Normalbereich, ist das
Risiko für eine Hufrehe erhöht.
Muss deshalb Insulin bei Rehekandidaten abgesenkt werden?
Aktuelle Forschungsergebnisse
legen diesen Schluss nahe. Was
ist über die Rolle von Insulin bei
der Reheentstehung bekannt?
Wie können wir die Gefährdung
gering halten oder neue Reheschübe vermeiden?
Wie entsteht Hufrehe ?
Hufrehe ist ein Schreckgespenst
für jeden Pferdebesitzer. Sehr
oft ruiniert sie das Fundament
der Beine und macht damit das
Bewegungstier Pferd auf Dauer „unbrauchbar“. Zumindest
schwebt fortan das Damoklesschwert neuer Reheausbrüche
über Pferd und Reiter. Grund
genug, alles zur Vermeidung der
„Pododermatitis aseptica diffusa“
zu tun. Dafür muss man zunächst
wissen, welches die Hauptursachen für diesen GAU der Hufe
sind.
Traditionell werden mechanische
(„Überlastungsrehe“), chemischtoxische (Vergiftungs- oder
Medikamentenrehe) oder fütterungsbedingte Ursachen unterschieden. Heute geht man davon
aus, dass den meisten Fällen eine
Fehlernährung zugrundeliegt (s.
Wintzer, Krankheiten des Pferdes
1997). Akute Auslöser wie Giftstoffe, Cortisonpräparate oder
eine sehr hohe akute Aufnahme
von Stärke und Fruktan können
schließlich zum offenen Reheausbruch führen.
Welche Fütterungsfehler sind
grundlegend für die Reheentstehung? Hier unterscheidet man
zwei Hauptursachen.
FutterJournal 17
Eine verhän
Affäre
Hufrehe, Insulin und
Titel
Hufrehe durch Dysbiose
Die klassische Fütterungsrehe
wird durch ein Ungleichgewicht
im Dickdarm verursacht (s. Meyer,
Coenen Pferdefütterung 2002).
mangelnde Bewegung
Foto: Slawik
gnisvolle
Wenn große Getreiderationen
also Hafer, Gerste oder Mais verfüttert werden, übersteigt dies
leicht die Verdauungskapazität
der vorderen Darmabschnitte.
Unverdaute Getreidestärke flutet
dann weiter hinten, im Dickdarm
an, wo es zu einer übermäßigen
Vermehrung an milchsäurebildenden Bakterien kommt. Man nennt
dies „Dickdarm-Dysbiose“, da die
biologisch nützliche Darmflora
durch die einseitige Bakterienvermehrung aus dem Gleichgewicht
gerät. Die bakteriell produzierte
Milchsäure greift ausserdem die
Schleimhäute des Dickdarms an,
die somit durchlässiger für Giftstoffe werden. Solche Gifte, die
sogenannten „Endotoxine“, werden fatalerweise von Darmbakterien abgegeben, die aufgrund
der Dysbiose zugrundegehen.
Sie gelangen durch die geschädigte Darmschleimhaut ins Blut,
wodurch sie bis zum Huf gelangen. Im Umfeld des Hufkomplexes
bewirken die Endotoxine auf nicht
völlig geklärte Weise eine Reihe
problematischer Veränderungen.
Offenbar im Zusammenspiel von
Fusionen und Verengung der
Blutgefäße sowie durch Blutverdickung kommt es zur einer Minderdurchblutung der Huflederhaut.
Zusätzlich werden Entzündungsfaktoren wirksam. Die Minderdurchblutung führt im Lederhautbereich zu Sauerstoff- und Nährstoffverarmung. Gewebebezirke
beginnen zu degenerieren. Im
Verlauf des Entzündungsprozesses
erhöht sich der Flüssigkeitsdruck
im beengten Raum der Hufkapsel.
Zusätzlich werden Zersetzungsenzyme („Metalloproteinasen“)
aktiv.
FutterJournal 17
Titel
Als Folge dieser Prozesse können die Blättchen der Hufwand
und der Huflederhaut ihre Verzahnung schließlich nicht mehr
aufrechterhalten. Damit geht die
Verbindung des Hufbeins mit der
Hornkapsel in einem schmerzhaften Prozess verloren. Die Ablösung wird durch den normalen
Zug der tiefen Beugesehne am
Hufbein noch beschleunigt. Die
Akutphase der Hufrehe ist damit
ung ermöglichen könnten. Somit
würde Fruktan komplett in den
Dickdarm weitergeleitet, wo es in
ähnlicher Weise wie Stärke eine
Bakterienwucherung bewirken
kann, mit den zuvor geschilderten Folgen für den Hufkomplex.
Die fruktanreichen modernen
Grassorten wie das Deutsche Weidelgras sind deshalb für Pferde
problematisch. Der Gesamt- 1b
prozess einer dysbiosebe-
Hufrehebeschlag eines polnischen Schmiedes. Das Pferd hatte auf allen vier
Hufen eine fütterungsbedingte Hufrehe
erreicht (s. Dissertation Coyne,
Amherst 2008). Das Hufbein kann
sich nun innerhalb des Hufkomplexes absenken oder verdrehen,
bis hin zum völligen Verlust der
Hornkapsel.
Dysbiose durch Fruktan
Nicht nur die Getreidestärke
sondern auch große Mengen
des Graszuckers Fruktan (z.B. 2,5
kg/Tag) lösen nachweislich eine
Hufrehe aus. Man geht davon aus,
dass das Pferd für diesen Mehrfachzucker keine Dünndarmenzyme bereitstellt, die eine Verdau-
FutterJournal 17
dingten Hufrehe läuft in zwei
bis drei Tagen ab. Bei geringerer
aber andauernder Fehlernährung
nimmt er vermutlich längere Zeit
in Anspruch.
Zweiter Typ der Fütterungsrehe
Eine einseitige Fütterung kann
langfristig auch auf mehr indirekte Art zur Hufrehe führen. Sie entsteht im Zusammenhang mit einer
„Insulinresistenz“. Was ist damit
gemeint? Es geht eigentlich um
eine Resistenz der „Zielgewebe“
des Insulins.
14
Das heisst, Muskel- und Fettgewebe lassen sich von Insulin
nicht mehr so gut zur Aufnahme
des überschüssigen Blutzuckers
(=Glucose) stimulieren, wie das bei
normalen Pferden der Fall ist. Die
Bauchspeicheldrüse muss deshalb
überdurchschnittlich viel Insulin produzieren, um Glucose, die
nach Getreideverdauung im Blut
anflutet, dennoch in die Gewebe
zu schaffen. Diese Kompensation
der Insulinresistenz durch Insulinüberproduktion (=“Hyperinsulinämie“) kann im Normalfall lebenslang aufrechterhalten werden.
Die betroffenen Pferde regulieren
damit immer noch recht gut ihren
Blutzuckerspiegel und bekommen
deshalb im Gegensatz zum Menschen relativ selten einen Diabetes
mellitus.
Der amerikanische Forscher Philip
J. Johnson prägte für die Verkopplung von Dickleibigkeit, Insulinresistenz und erhöhtem Reherisiko
den Begriff „Equines Metabolisches Syndrom“ (siehe dazu auch
Futterjournal 12, 2007). Auch bei
Pferden mit Cushingsyndrom kann
man sehr oft eine Insulinresistenz
nachweisen (siehe Futterjournal
14, 2008).
Rehe durch Insulinresistenz?
Dass Pferde mit verminderter
Insulinwirksamkeit und Hyperinsulinismus ein erhöhtes Reherisiko haben, gilt inzwischen als
gesichert (Treiber 2006 im Journal
of Equine Veterinary Science).
Es konnte auch nachgewiesen
werden, dass eine Neigung zur
Insulinresistenz bei bestimmten
Pferden in der Erbmasse angelegt
ist. Besonders leichtfuttrige Ponys
und Großpferde tendieren dazu.
Die Veranlagung zur Insulinresistenz kommt aber nur unter
bestimmten Voraussetzungen
zum Durchbruch. Dazu gehören
Bewegungsmangel und eine individuell zu hohe
Futterenergieaufnahme, die zum Fettansatz führt.
Besonders ungünstig sind stärke- und zuckerreiche
Futter, die Blutglucose und Insulin in die Höhe treiben und dadurch die Ansprechbarkeit der Muskulatur für das Zuckerhormon herabsetzen.
Umgekehrt erhöht sich die Insulinwirksamkeit durch
reichliche Bewegung. Eine Erhebung der Kentucky
Equine Research zeigte, dass auch übergewichtige
Sportpferde aufgrund des täglichen Trainings dennoch zumeist eine normale Insulineffizienz haben
(Equinews 11, 2008). Die Muskeltätigkeit begünstigt den Glucosetransfer vom Blut in die Muskulatur. So kann die Insulinresistenz überspielt und
abgeschwächt werden. Dabei spielt sicher auch eine
Rolle, dass die meisten Sportpferde umfassender
mit Mineralstoffen, Antioxidantien und Vitaminen
versorgt werden. Damit wird ihr Zuckerstoffwechsel
effektiver unterstützt als bei Pferden mit geringer
Ergänzungsfütterung. Andererseits verbessert auch
eine Gewichtsabnahme sowie eine konsequente
Herabsetzung des Stärke- und Zuckerkonsums die
Insulinsensitivität der Zielgewebe.
Neues zur Insulinwirkung
Problem erkannt, Problem gebannt? Aber was ist
nun unmittelbar verantwortlich für die erhöhte
Reheanfälligkeit? Ist es die Insulinresistenz selbst?
Sind es die entzündungsfördernden Hormone des
Fettgewebes, körpereigenes Cortisol, Minderdurchblutung, Überzuckerung oder Zuckerverarmung?
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Foto: Slawik
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Titel
Foto: Slawik
währende Hyperinsulinämie, wie
sie auf natürlichem Weg entsteht,
unmittelbar die Reheentwicklung
in Gang bringt. Beim diabetischen
Menschen spricht man aufgrund
der überhöhten Blutzuckerspiegel von einer „Glucotoxizität“,
die Gefäßschäden verursacht. Das
Pferd erkauft sich dagegen die
Vermeidung des Diabetes mellitus mit einer „Insulintoxizität“, die
zur Hufrehe führen kann.
Typische Haltung des Hufrehepferdes. Dieses Pferd ist allerdings nicht
übergewichtig. Die Forschung zeigte, dass überhöhte Insulinwerte an
sich bereits die Hufrehe auslösen können.
Solche Faktoren treten in Verbindung mit der Insulinresistenz
auf und werden nach wie vor als
wichtige Einflussgrößen für die
Reheentstehung angesehen (siehe Futterjournal 12, 2007). Einige aktuelle Arbeiten rücken nun
jedoch das Insulin selbst als möglichen Reheauslöser in den Mittelpunkt. Zunächst zeigten amerikanische Reheforscher, dass sie über
die Insulinkonzentration und das
Insulin-Glucose-Verhältnis im Blut
eine künftige Hufrehe mit mehr
als 70prozentiger Sicherheit vorhersagen konnten (Treiber 2006).
Ist Insulin toxisch?
Mit einem aufsehenerregenden
Befund trugen australische Pferdewissenschaftler zur Neubewertung der Insulinproblematik bei
(Asplin 2007 im Veterinary Journal). Es war die Entdeckung, dass
man durch eine Insulininfusion
über drei Tage bei völlig gesunden Versuchsponys eine Hufrehe
auslösen kann. Die Ponys waren
FutterJournal 17
jung, normalgewichtig, nicht insulinresistent und ohne Rehevorgeschichte. Die Blutzuckerwerte
wurden parallel zur Insulingabe
durch eine ständig angepasste
Glucoseinfusion im Normalbereich gehalten. Es mag fragwürdig
erscheinen, dass auf diese Weise
fünf gesunde Ponys geopfert
wurden. Dennoch trug das Experiment zu einem wichtigen Erkenntnisfortschritt bei. Es konnte die
Hypothese erhärtet werden, dass
die Hufrehe nicht primär durch die
Insulinresistenz an sich oder ihre
Begleiterscheinungen verursacht
wird. Ausschlaggebend könnte vielmehr der zum Ausgleich
überhöhte Insulinspiegel sein. Bei
dem beschriebenen Pony-Experiment wurden zwar recht hohe
Insulinkonzentrationen im Blut
herbeigeführt, die selbst bei insulinresistenten Pferden durch die
körpereigene Insulinproduktion
nicht ganz erreicht werden. Dennoch kann man sich nun vorstellen, dass eine ausgeprägte lang16
Phasen der Reheentwicklung
Ein Kennzeichen der „metabolischen“ Hufrehe ist ja, dass sich
degenerative Veränderungen in
der Blättchenzone des Hufes über
viele Jahre ohne klare Lahmheitssymptome anbahnen. Die Blättchen einer Seite verlängern sich
dabei allmählich, bis sie schliesslich in der akuten Rehephase die
Verbindung mit den gegenüberliegenden Blättchen der Lederhaut verlieren. Das Hufbein löst
sich damit aus seiner Aufhängung
innerhalb der Hufhornkapsel. Der
Gesamtvorgang der Reheanbahnung verläuft oft schubweise,
wobei wohl jahreszeitliche Einflüsse eine Rolle spielen.
Die akute Hufrehe kann sich als
bloßes Endstadium des schleichenden Degenerationsprozesses
ergeben. Andersartige Rehefaktoren, wie zum Beispiel die stärke
- oder fruktanbedingte Dysbiose,
können aber hinzukommen und
die Akutphase vorzeitig herbeiführen.
Warum Insulin die Rehe
begünstigt
Insulin ist ein lebenswichtiges
Hormon, das für die Blutzuckerkontrolle und die ausreichende
Glucoseversorgung der Muskulatur verantwortlich ist. Außerdem
ist Insulin an der Blutflussregulation im Gefäßnetz beteiligt. Vieles
Fotos: Slawik
Futter-Praxis
Bewegungsmangel und Fettleibigkeit können
der Veranlagung zur Insulinresistenz zum
Durchbruch verhelfen
spricht dafür, dass diese Regulation bei Hyperinsulinämie gestört
ist, wodurch sich die Blutgefäße
im Umfeld der Hufe zu sehr verengen.
Auch bei Ratten wurde gezeigt,
dass eine Insulininjektion örtlich
begrenzt die Durchblutung vermindert. Dies wird darauf zurückgeführt, dass sich nach der Insulingabe Kurzschlüsse zwischen
Venen und Arterien bilden, ähn-
lich wie beim diabetischen Fuß des
Menschen. Auch bei Rehepferden
wurden solche „arteriovenösen
shunts“ im Versorgungsbereich
der Hufe gefunden. Sie bewirken,
dass das arterielle Blut im unteren Fesselbereich teilweise schon
vor Erreichen des Hufkomplexes
wieder nach oben zurückfließt.
Engstellung der Blutgefässe und
Umleitung des Blutes sorgen für
Nährstoff- und Sauerstoffverarmung im Lederhautbereich. Dies
dürfte Gewebeuntergang und
Blättchentrennung bei der Reheentwicklung wesentlich begünstigen. Als zusätzliche rehefördernde Effekte des Insulins werden
Blutverdickung und erhöhte Ausschüttung von Zersetzungsenzymen diskutiert (Frank 2009 und
Walsh 2009 im Journal of Equine
Veterinary Science). Ähnliche Wirkungen werden auch den Endotoxinen bei der dysbiosebedingten
Hufrehe zugeschrieben (siehe
obere Abschnitte).
Insulinsenkung zur Rehetherapie?
Ein weiterer Paukenschlag gelangen Walsh und Kollegen (2009)
mit einer Interventionsstudie bei
insulinauffälligen Rehepferden.
Über Kalorien- und Stärkere-
duktion, Weideentzug und – wo
möglich - ein Bewegungsprogramm konnten die überhöhten
Insulinspiegel dem Normalbereich
angenähert werden. Nach durchschnittlich acht Monaten wurde
eine Verringerung des Rehegrades
in dem Maße erreicht, wie sich das
Nüchterninsulin absenkte.
Vor dem Hintergrund der dargelegten Erkenntnisse werden aus
dem Kreis der Reheexperten die
Rufe nach einer Überprüfung
und Normalisierung des Insulinspiegels immer lauter. Für Pferde
mit Metabolischem oder Cushingsyndrom ist dies im Sinne der
Vorbeugung auch dann sinnvoll,
wenn sie zuvor noch keine Hufrehe hatten. Dabei kommt es darauf an, die Insulinwirksamkeit an
den Zielgeweben zu verbessern.
Die Insulinausschüttung aus der
Bauchspeicheldrüse wird daraufhin automatisch gedrosselt, da der
Körper nun weniger davon benötigt. Die Insulinkonzentration im
Blut kann somit wieder auf normale Werte absinken.
Möglichkeiten zur Insulinsenkung
Zur Reheprophylaxe durch Normalisierung überhöhter Insulinspiegel sind folgende Maßnahmen erfolgversprechend:
n Training von bewegungsfähigen Pferden mit mittlerer Intensität für mindestens 30 Minuten
täglich. Dies allein kann schon
die Insulinwirkung verbessern.
n Reduzierung der Aufnahme
von Stärke und Zucker inclusive
Fruktan.
n G e w i c h t s r e d u k t i o n b z w.
Abbau von örtlich begrenzten Fettpolstern, zum Beispiel
am Mähnenkamm. Die Pferde
dürfen aber nicht hungern.
Dies könnte gefährlich sein
und zum gegenteiligen Effekt
Ein ausgewachsenes Pferd braucht mehr Bewegung
als nur Koppelgang
18
FutterJournal 16
Mit Reiter Revue
wäre das
Futter-Praxis
nicht
passiert!
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6/Juni 2009
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Thorn Twer, Amtsgericht Montabaur HRA 3166.
FutterJournal 2/2002
Datum, Unterschrift des neuen Abonnenten (bzw. des Erziehungsberechtigten)
RRAF0143
Foto: Slawik
Funktionelle Nährstoffe wie Magnesium, Chrom, B-Vitamine und bestimmte
Kräuter können zu einer Normalisierung des Insulinspiegels
nebenwirkungsfrei beitragen.
führen. Die zugeführten Kalorien sollten langsam auf den
tatsächlichen Bedarf der meist
leichtfuttrigen Pferde abgesenkt werden.
Langfristige Erhaltungsration
anstreben
Sehr sauberes, nicht zu früh geerntetes Heu; Tagesmenge:
1,5 – 2% des gewünschten Körpergewichts. Bei Rehepferden
zur Auswaschung von Fruktan
das Heu für eine Stunde tauchen. Die Aufnahme von Weidefutter sollte verhindert oder
stark eingeschränkt werden. Bei
Weidegang Heuzulage entsprechend kürzen. Zucker- oder stärkereiches Weidefutter ist ganz zu
meiden. Hochwertiges Mischfutter; Tagesmenge: 0,1 – 0,3% des
gewünschten Körpergewichts
(stark geforderte Pferde entsprechend mehr). Das Mischfutter
sollte maximal etwa 15% Stärke plus Zucker enthalten. Wenn
die Versorgung über das Mischfutter nicht ausreicht, Zugabe
eines Vitalstoffkonzentrates.
Es sollte reich an Magnesium,
Spurenelementen und Vitaminen sein. Zusätzliche spezifische
FutterJournal 17
Nährstoffe zur Insulinkontrolle
sind vorteilhaft (siehe nächster
Abschnitt).
Zusatz einer kleinen Menge Leinoder Fischöl zur Verbesserung der
Durchblutung.
Diese Fütterungsvorkehrungen
entsprechen dem allgemeinen
Prinzip einer artgerechten faserreichen Pferdefüttterung. Damit
wird von vornherein auch die
Gefahr einer dysbiosebedingten
Hufrehe abgewendet.
Pferde mit Cushingsyndrom sind
oft schon untergewichtig und
benötigen genügend Nahrungsenergie. Für sie stehen Bewegung, Stärke-, Fruktan- und
Zuckerreduktion bei optimaler
Mineral- und Vitaminversorgung
im Vordergrund. Die notwendige Futterenergie sollte vor allem
über gut verdauliche Fasernährstoffe und hochwertige Öle geliefert werden. Dasselbe gilt auch
für insulinresistente Sportpferde.
Bei Cushingpferden kann zusätzlich über den Tierarzt eine Symptomkontrolle mit Pergolid® oder
Mönchspfeffer versucht werden.
20
Arznei oder Nährstoffe?
Nicht immer führen die beschriebenen Allgemeinmaßnahmen
zu einem ausreichenden Erfolg,
nicht immer können sie konsequent durchgeführt werden. So
sind Pferde nach akuter Hufrehe
zunächst nicht trainierbar. Manche Tierärzte verordnen dann
Levothyroxin, das bei Pferden
zur Gewichtsreduktion und Insulinnormalisierung beitragen soll.
Levothyroxin, ein Abkömmling
der Schilddrüsenhormone, kann
allerdings beim Menschen zu
Nebenwirkungen wie Herzrasen,
Muskelzittern und übermäßigem
Schwitzen führen. Für Pferde ist
es nicht zugelassen. Auch Metformin, ein orales Diabetesmedikament vom Typ der Biguanide, wird
bereits bei Pferden eingesetzt.
Biguanide führen beim Menschen mitunter zu einer Milchsäureazidose (siehe Pschyrembel,
Klinisches Wörterbuch). Auch
bei Pferden wird über schwere
Nebenwirkungen durch Metformin berichtet (Neubert 2009 in
Hundkatzepferd).
Demgegenüber sind funktionelle
Nährstoffe grundsätzlich als sicher
einzustufen. Zur Normalisierung
der Insulinspiegel kommen Magnesium, dreiwertiges Chrom,
B-Vitamine, Antioxidantien, Zimt,
Ginseng, Taigawurzel und weitere
Kräuter in Frage. Aktuelle ernährungsphysiologische Entwicklungsarbeiten versprechen dazu
in Kürze weitere Erkenntnisse.
Wir werden berichten.
Insgesamt bieten tägliches Training und eine angepasste Fütterung mit funktionellen Nährstoffen für Pferde die besten Chancen
auf ein Leben ohne Hufrehe.
Dr. Eberhard Moll
Vom idealen Kriegspferd zum
frommen Sportler
E
s gibt wenig Pferderassen, denen
soviel Respekt gezollt, so viel Huldigung entgegengebracht wird und die
so zum Mythos stilisiert wurden wie
der Trakehner.
Trakehner stammen ursprünglich aus
der Provinz Ostpreußen, die während
des Deutschen Reichs (1871 bis 1945)
an Russland grenzte, heute aber völkerrechtlich zu Polen und Russland gehört. Diese Rasse kann nicht losgelöst
gesehen werden vom Zusammenbruch
des Deutschen Reiches, dem Ende des
Zweiten Weltkriegs, von Zerstörung,
Vertreibung und Flucht.
Foto: Jan Reumann
FutterJournal 17
Rasse-Portrait
Kein friedlicher Anfang
Die Anfänge der Trakehnerzucht gehen zurück bis ins
13. Jahrhundert, in die Zeit der Christianisierung Ostpreußens. Die missionierenden und kolonialisierenden
Ritter des Deutschordens züchteten Militärpferde auf
der Grundlage des Schweiken-Ponys, das über den Konik direkt zum Tarpan führt. Diese robuste Abstammung soll auch heute noch dem Trakehner natürliche
Vitalität, Härte und Ausdauer verleihen.
Im Jahr 1732 gründete König Friedrich Wilhelm I. von
Preußen das königliche Trakehner Stutamt. Die systematische Reinzucht begann im Jahr 1787 mit dem
Schwerpunkt, Remonten und Offizierspferde hervorzubringen. Ein ausführliches Prüfungssystem und die
peinlich genaue Dokumentation der Abstammung sind
bis heute Vorbild für die Warmblutzucht.
Das Zuchtziel war ein elegantes, mit einem komfortablen, ausgreifenden Trab ausgestattetes Pferd, das
den Offizier stolz machen sollte, aber dabei robust
und mutig war und dem Reiter ermöglichte, schnell
vorwärts zu kommen.
Die härteste Leistungsprüfung
Von den zuvor rund 25000 registrierten Trakehnern
überlebten nur rund 1200 den Treck über das gefrorene Haff und gelangten in den Westen. Von der
Stutenherde des Hauptgestüts Trakehnen, welche
350 Stuten umfasste, erreichten nur etwa 28 Westdeutschland.
Die größte Völkerflucht der jüngsten europäischen
Geschichte wurde zu der wohl härtesten Leistungsprüfung in der Geschichte der modernen Pferdezucht.
Treue und Mut
Die Erhaltung des Warmblutpferdes Trakehner Abstammung als eines der letzten geretteten Kulturgüter des deutschen Ostens wurde zur Aufgabe von
Idealisten und wollte organisiert sein!
Zu den Züchtern und Freunden des Trakehner Pferdes gehören oft auch die Nachfahren derer, die dank
der treuen Tiere den Treck überlebt oder aus dem
Krieg heimkehren durften. Wie der Trakehnerzüchter Hans-Ernst Wezel aus Burgkirchen, dessen Vater
Der Trakehner wurde auch in der Landwirtschaft eingesetzt, galt aber als das Kriegspferd schlechthin. Viele
der heutigen Trakehnerzüchter haben Vorfahren, die
ohne dieses Pferd weder die Heimkehr als Soldat aus
Russland noch als Flüchtling den Treck in den Westen
geschafft hätten. Dem Trakehnerpferd werden Mut
und Treue nachgesagt wie keiner anderen Rasse.
Ende des Trakehners?
Tatsächlich hat kaum eine andere Pferderasse in der
Geschichte so eine große Rolle gespielt wie der Trakehner. Aber fast wäre der Trakehner dem Untergang
geweiht gewesen.
Die Zucht in Ostpreußen brach mit dem Ende des
Zweiten Weltkrieges vollständig zusammen, da nur
ein kleiner Bestand der Pferde nach langer Flucht in
den Westen gelangen konnte.
Die Strapazen, denen die Pferde auf der Flucht im eiskalten Winter 1945 monatelang bei Minusgraden (oft
-25°C) ausgesetzt waren, führten zu riesigen Verlusten.
Vor allem Zuchtstuten - die meisten hochträchtig - waren vor die vollbeladenen Wagen gespannt. Fast alle
verloren die Fohlen. Die im Treck geborenen Fohlen
konnten die Flucht nicht durchstehen. Viele Pferde
mussten auf dem Weg zurückgelassen werden. Andere fielen den nachrückenden Russen in die Hände oder
starben in der Kälte.
Die Frommheit des Trakehners (hier Siegerhengst
Freudenfest) ist legendär
während des Kriegs als Chirurg zu einem bespannten Feldlazarett der 7. Gebirgsjägerdivision gehörte.
Dieser ritt den ganzen Feldzug seinen treuen Trakehner Fridolin, dem er auch sein Leben zu verdanken hatte.
23
FutterJournal 17
Foto: Beate Angels
Rasse-Portrait
Oder Marion Gräfin von Döhnhoff, der 36jährig auf ihrem Lieblingspferd Alarich, alleine die
Flucht vom Familienschloss Friedrichstein, 20 Kilometer östlich von
Königsberg, bis nach Westfalen
gelang. Später galt sie als eine der
wichtigsten Journalistinnen der
bundesdeutschen Nachkriegszeit.
Leistung und Frommheit
Der Trakehner geriet eine Weile in
Verruf, nur schön zu sein, konnte
aber gerade in den letzten Jahren durch Leistung vor allem in
Foto: Jan Reumann
Sooo schön!
Den Trakehnern wird oft nachgesagt, sie seien schwierig. Tatsächlich ist der Trakehner ein rittiges,
Beziehung wurde. Dazu der Trakehnerzüchter Hans Peeck: „Das
Pferd war für viele Menschen ein
Lebenskamerad, mit dem man
durch dick und dünn gehen musste, auf den man angewiesen war,
vom dem Leben und Überleben
abhing. Damit war die Gesundheit des Pferdes von so hoher Priorität, dass diese unter allen Umständen erhalten bleiben musste.
Daher musste das Pferd sehr gut
gepflegt und gefüttert werden.
Durch die Pflege und Sorgfalt
entstand eine Bindung zwischen
dem Pferdehalter und dem Pferd,
deren Nachhaltigkeit in der Beziehung vielleicht heute viele Menschen zum Schmunzeln bringen
würde.“
Diese Ausstrahlung blieb erhalten,
obschon beim Trakehner seit den
70er Jahren ein Umzüchten auf
Größe erfolgt war. Die arabischen
Blutlinien, die derzeit leider kaum
noch zur Veredelung genutzt werden, sorgen auch viele Generationen später für diese Noblesse.
Trakehner brillieren heute in allen Sportarten, hier Insterburg und
Carola Koppelmann, ein aufsteigendes Team im Grand Prix.
dem Menschen zugewandtes
Pferd, das aufgrund des hohen
Blutanteils Sensibilität im positiven Sinne besitzt. Diese Sensibilität
macht Trakehner heute auch u.a.
zu idealen Therapiepferden. Vor
allem Vielseitigkeitsreiter schätzen diese Rasse aufgrund ihrer
Zuverlässigkeit gepaart mit Leistungsbereitschaft. Die Schönheit
und der Adel des Trakehners sind
ebenso berühmt wie seine Treue.
Die jahrhundertelange Einkreuzung von Araber- u. Vollblutgenen
hat beim Trakehner eine Noblesse
geschaffen, die in dieser Form nur
im Trakehner Typ zu finden ist. Dazu gehören große ausdruckstarke
Augen, trockene, markante Köpfe
mit schmalen Nasen und fein definierten Konturen.
FutterJournal 17
den Bereichen Dressur und Vielseitigkeit bestechen. Ein weiteres
Merkmal ist die sprichwörtliche
Menschenbezogenheit des Trakehner Pferdes. Die auf dem Treck
aus Ostpreußen bewiesene Treue
der Trakehner zu ihrem Besitzer
ist legendär. So sagt man ihnen
nach, dass sie ganz besonders
zum Strahlen kommen, wenn sie
in Harmonie mit ihrem Reiter sind.
Vielleicht haben die Trakehner
etwas behalten, was verloren
gegangen schien. Schauen wir
hundert Jahre zurück. Das Geschick einer ganzen Familie hing
oft von der Arbeitskraft und dem
Arbeitswillen der Pferde ab. Die
Pflege und Hege der Tiere war
von solcher Wichtigkeit, dass daraus automatisch eine besondere
24
Der Russische Trakehner
Die Wirren des Zweiten Weltkrieges machten unzählige Trakehner zum Beutegut der Sowjetischen Armee. Zuchtpferde aus
Ostpreußen wurden in die UdSSR
verbracht. Dort wurde die Zuchtarbeit weiter betrieben. Russische
Trakehner sind kräftiger und knochiger (größerer Röhrbeinumfang) als Deutsche Trakehner. Das
liegt auch daran, dass die Deutschen Trakehner einen höheren
Vollblutanteil haben, während
bei Russischen Trakehnern das
Araberblut überwiegt und öfter
Inzuchteinpaarungen durchgeführt wurden.
Trakehner weltweit
Heute werden Trakehner Pferde
auf allen Kontinenten gezogen der deutsche Trakehner Verband
hat 10 Töchtervereinigungen in
aller Welt, die auch den Reinzuchtkriterien der Trakehner
Rasse verpflichtet sind.
Wir danken dem Trakehner Verband für die freundliche Unterstützung in Wort und Bild.
Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand
Der Trakehner Verband mit Sitz in Neumünster
verzeichnet heute circa 4.500 Mitglieder mit
3.600 Stuten, über 200 Hengsten und der gesamte Pferdebestand wird in Deutschland auf
16.000 geschätzt. Trakehner sind vor allem im
Viereck und im Busch zu Hause: Bei der WM
2006 in Aachen verzauberte die HalbtrakehnerStute Matinee mit Andreas Helgstrand (DEN)
das Publikum (Silber Kür, Bronze Grand Prix
Special). Viele sportliche Kandidaten wurden bei
der Hengstkörung in Neumünster entdeckt und
weit gefördert. Siegerhengst Gribaldi zählte mit
Edward Gal (NED) zu den besten Dressurpferden
der Welt, Siegerhengst King Arthur sammelt mit
der Ersten Vorsitzenden des Trakehner Verbandes, Petra Wilm, international goldene Schleifen
und Siegerhengst Münchhausen startete mit
seiner einstigen Reiterin Fie Skarsoe beim CHIO
in Aachen und bei der Europameisterschaft in
Hagen am Teutoburger Wald.
Julia Martin Trakehner Verband
Am 16. Oktober 1944
flohen vom ostpreußischen Gut Trakehnen Pferde und Menschen nach Westen.
Das 200 Jahre alte,
weltberühmte Gestüt
mußte sich vor der
russischen Roten
Armee retten. Eine
der ergreifendsten
Geschichten aus dem
Zweiten Weltkrieg,
von Patricia Clough
Deutscher Taschenbuch Verlag
isbn 978-3-423-34349-7
einfühlsam und
8,50 Euro
spannend erzählt.
Viele tausend Pferde legten ohne Futter und
Wasser Hunderte von Kilometern zurück, viele
von ihnen verendeten oder kamen geschwächt
und krank in ein anderes Land. Auf der Flucht
zogen die Tiere ihre ramponierten Wagen und
erschöpften Familien nach Schleswig-Holstein,
Niedersachsen und Hessen. Sie brachten ihre
Lasten durch bittere Kälte, Eis und Schnee,
durch Feuer und Bombenhagel. Selten war das
Band zwischen Menschen und Pferden so stark
wie damals - die Pferde hatten die Ostpreußen
vor Tod, Vergewaltigung, Gefangennahme, Deportation und Zwangsarbeit bewahrt. Und die
Ostpreußen hatten ihre Pferde gerettet.
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theke
Apo
uch in
Futter-Praxis
FutterJournal 16
26
Futter-Praxis
27
FutterJournal 2/2002
Der Gigant
unter den Heilpflanzen
D
ie Flasche Ginseng stand schon bei den
Großeltern - als heimlicher Gute-NachtSchluck belächelt - auf dem Nachttisch.
Das nur zu denken ist anmaßend, denn Ginseng gehört zu den weltweit am meisten verwendeten pflanzlichen Heilmitteln.
Koreaner forschen intensiv
Mehr als 30 Ginsenoide wurden bereits im seltenen
koreanischen Ginseng identifiziert, die jeweils unterschiedliche Wirkungen haben sollen. Die Verteilung
der Ginsenoide in der Pflanze gilt laut einer Publikation des Koreanischen Ginseng-Forschungsinstitutes
als Qualitätsmerkmal. Beschrieben werden das zentrale Nervensystem dämpfende bis zur muskelentspannenden Wirkung, die sogar Schmerzen und Krämpfe
löste. Störungen der motorischen Koordination würden gemildert und die Darmperistaltik gefördert werden. Einige Ginsenoide hätten eine stoffwechselverstärkende Wirkung auf das Knochenmark, und würden
die roten Blutkörperchen vor Strahlungseinwirkung
schützen. Auch ginge eine Anti-Erschöpfungswirkung
Ginseng hat vor allem in Asien eine jahrtausendealte Tradition. Die rübenartige Wurzel aus
der Pflanzenfamilie der Araliengewächse (Araliaceae) enthält eine Vielzahl von chemischen
Verbindungen. Als Hauptwirkstoffe gelten die
Saponine, eine besondere Form von Glykosiden,
die beim Ginseng als Ginsenoside bezeichnet
werden.
FutterJournal 17
28
Foto:Elenaray | Dreamstime.com
Ginseng
Kräuter
Kräuter
von einigen Ginsenoiden aus. Daneben spielten
Herzschutz, Blutdrucksenkung, der Schutz vor
Zusammenballung der Blutplättchen, sowie eine
antithrombotische, entzündungshemmende und
entgiftende Wirkung eine große Rolle.
Ginseng für Mensch und Tier
Bisher gilt Ginseng eher noch als Geheimtipp unter
Tierhaltern, wobei es inzwischen vermehrt positive
Rückmeldungen von Patientenbesitzern, die die
Heilkraft der asiatischen Wurzel auch für ihre Haustiere nutzen, gibt. So hat sich die Anwendung von
Ginseng in der Tierheilkunde offensichtlich bewährt.
Kontrollierte Forschung
Die meisten Forschungen, deren Daten von Tierexperimenten oder unkontrollierten Studien beim
Ginseng wird gerne eingesetzt bei nervösen, infektMenschen stammen, untersuchten den Gesamanfälligen und durch intensives Training stark belastextrakt, nicht die
ten Pferden. Er soll über
Wirkung einzelner
ausgleichende, kräftigenGinsenoside. So kam
de und leistungsstärkenGeschichte
man zu der Erkenntde Wirkungen verfügen.
Der Ginseng wurde einst nicht nur mit Gold
nis, dass Ginseng das
Mit Ginseng soll auch eine
aufgewogen, sondern war Korea so wichtig,
Wohlbefinden stärkt,
Verbesserung der Befruchdass die Ausfuhr der Samen lange mit dem
Kraft und Energie
tungs- und Abfohlrate
Tode bestraft wurde. Die Koreaner wollten
liefert, gegen divermöglich geworden sein.
Ware und Wissen über die Wurzel für sich
se Leiden helfen soll
behalten.
und sogar lebensverDer sibirische Ginseng
Erstmals als Heil- und Nährmittel ist der Ginlängernd wirkt. Auch
Aber auch der sibirische
seng bereits 1080 erwähnt. Wilder Ginseng
besser umschriebene
G i n s e n g , Ta i g a w u r z e l
wächst in schattigen Wäldern so langsam,
pharmakologische
genannt, verfügt über stoldass er frühestens nach 3 Jahren geerntet
Eigenschaften wie
ze Heilkräfte, gilt aber als
werden kann. Je älter die Pflanze allerdings
zum Beispiel immunErsatz für den recht teuren
wird, desto wertvoller ist sie. Der Anbau der
stimulierende und
Ginseng (Panax ginseng) .
Ginseng Wurzel ist mühsam und erfordert
blutdrucksenkende
neben den notwendigen Kenntnissen vor
Wirkungen werden
Die billigere Alternative
allem Geduld. Als optimaler Erntezeitpunkt
Ginseng zugeschriewird zur Steigerung der
gilt, wenn die Wurzel sechs bis sieben Jahre
ben.
Leistungs- und Konzentraalt ist. Dem wilden Ginseng wird allerdings
tionsfähigkeit bei Erschöpdie größere Heilkraft nachgesagt.
Kontrollierte Dopfungszuständen, während
pelblindstudien am
der Rekonvaleszenz und im
Menschen zeigten
Alter eingesetzt. Obwohl
zum Teil eine signifikante Abnahme der Herzfresich die beiden Pflanzen in ihren Inhaltsstoffen unterquenz und Zunahme der Sauerstoffaufnahme,
scheiden, sollen jedoch die Wirkungen ähnlich sein.
verbunden mit einer Verbesserung von Konzentration und Gedächtnisleistung. Während sich unter
Die Taigawurzel enthält Lignanverbindungen, PheGinseng-Einnahme eine Verbesserung von Herpesnylpropane, Cumarine, Sterole, Saponine und viele
infektionen zeigte, war bei der Untersuchung der
andere Verbindungen. Diese Substanzen wirken
Wirkungen auf die Zellen des Immunsystems nur
immunstimulierend und fördern die Anpassung
zum Teil eine signifikante Zunahme der T-Lymphodes Körpers an Stresssituationen. Weiterhin soll
zyten nachweisbar.
die Taigawurzel antiviral, blutzuckersenkend, blutgerinnungshemmend, cholesterinsenkend, blutBei Diabeteskranken führte Ginseng sowohl zu
drucknormalisierend und östrogenartig wirken,
einem besseren Wohlbefinden als auch zu einer
sowie Zellen gegen Gifte schützen können.
signifikanten Reduktion von Nüchtern-Blutzuckerspiegel. Es wird auch angenommen, dass Ginseng
So kann Ginseng als interessante Futterergänzung
den Blutzuckeranstieg nach der Nahrungsaufnahme
gesehen werden und auch bei uns kann später mal
abschwächen kann. Auch eine mögliche krebshemein Fläschchen auf dem Nachttisch stehen.
mende Wirkung wird derzeit bei Ginseng vermutet.
A.Returner
29
FutterJournal 17
Satte grüne Wiese
oder zertretene Steppe?
- alles eine Frage der Pflege
S
ie ist nicht nur Futtergrundlage, Bewegungsfläche, Spiel- und manchmal auch Schlafplatz
sondern auch leider meist nicht
ausreichend vorhanden: die perfekte Pferdeweide. Groß und
vor allem grün soll sie sein, mit
vielfältigem, kräuterreichem und
dabei trotzdem widerstandsfähigem Bewuchs. Mit möglichst
geringem Anteil an unerwünschten oder gar giftigen Pflanzen,
geringem Fruktangehalt und guter Mineralisierung. Mit besten
Bodenverhältnissen, die auch
größeren Regenmengen trotzen
können, guten sicheren Zäunen
und schattenspendenden Gehölzen. Eine schöne Vorstellung.
Doch die Realität ist bekanntermaßen oft hart und sieht auch in
diesem Fall ganz anders aus: Gerade gegen Ende der Weidesaison erinnern Pferdeweiden oft
eher an kahle Steppenlandschaften mit zertretener, stark geschä-
Foto: Recki
digter Grasnarbe, verschmähten
Geilstellen und manchmal sogar
hüfthohem, büschelweise wucherndem Ampfer und wogenden Brennnesselfeldern.
Auch Grünland will umsorgt sein
Das Zauberwort gegen solche Zustände heißt hier Weidepflege.
Doch schon bei der Standortwahl
bzw. Größe sollten bestimmte
Grundregeln beachtet werden.
Um Schäden durch Verbiss und
Trittbelastung im überschaubaren Rahmen zu halten, sollte
Eine abgegraste Koppel lädt zum
"diebern" ein
Foto: Slawik
FutterJournal 17
30
bei der Besatzdichte großzügig
gerechnet werden. Jedem Großpferd sollten mindestens 1,3 ha,
jedem Kleinpferd 0,8 ha zur Verfügung stehen. Aber es kommt
nicht nur auf die Größe an. So
bieten zum Beispiel längliche
Koppeln mehr Bewegungsfreiraum und damit weniger Trittbelastung als quadratisch zugeschnittene.
Der Traum von der Kräuterwiese
Kräuter erfreuen sich größter
Beliebtheit und sind aus der vielseitigen Pferdeernährung nicht
mehr weg zu denken. So liegt
es natürlich nahe, dass der engagierte Pferdehalter auch möglichst viele dieser gesunden Gewächse auf seiner Weide sehen
möchte. Spezielle Pferdegrasmischungen mit einem besonders
hohen Kräuteranteil bietet der
Handel mittlerweile in großer
Bandbreite. Hierbei sollte allerdings einmal darüber nachge-
100
95
75
dacht werden, ob das Grünland zur Mähnutzung oder
tatsächlich als Weide mit darauf grasenden Pferden
25
verwendet werden soll. Ein hoher Kräuteranteil
ist
zwar von Vorteil, nur leider oft nicht von Dauer.5Denn
gerade die schmackhaften, zarten Kräuter fallen den
suchenden Pferdemäulern als erstes zum Opfer.0 Und
sind sie erstmal abgefressen, ist ohne eine erneute
Ansaat kaum noch mit ihnen zu rechnen. Denn viele
der gewünschten Kräuter haben die Eigenart, dass sie
im Gegensatz zu vielen unerwünschten Unkräutern,
einjährig sind. Das bedeutet, dass sie im Jahr, in dem
sie eingesät werden, zur Samenbildung kommen und
danach absterben. Ungünstig dann, wenn die Pferde
ihnen keine Zeit zur Samenbildung lassen… Zu den
einjährigen Kräutern gehören zum Beispiel Anis, Dill,
Petersilie, Basilikum, Borretsch, Bockshornklee, Kamille, Kerbel, Koriander, Kümmel, Mariendistel und die
Ringelblume. Wird eine Kräuterwiese mit einjährigen
Kräutern angesät, so sollte zumindest im ersten Jahr
keine Beweidung erfolgen, so dass die Pflanzen einmal aussamen können. Aber auch dann ist es kaum
möglich, den Kräuteranteil dauerhaft hoch zu halten.
Zu den zwei- bzw. mehrjährigen und damit etwas
dauerhafteren Kräutern gehören zum Beispiel Pastinake, Wegwarte, Schafgarbe und Spitzwegerich.
Pferde sind keine Milchkühe
In der Literatur wird folgende Gräser- und Kräuterzusammensetzung für die Pferdeweide empfohlen:
70% Gräser, 20% Kräuter und 10% Kleearten. Dieses Verhältnis ist jedoch abhängig von der Bodenbeschaffenheit, sprich pH-Wert und Nährstoffversorgung. Auf stickstoffhaltigen Böden wird kaum
eine kräuterreiche Mischung heranwachsen. Hochleistungsgräser aus dem Milchviehbereich brauchen
viel Stickstoff. Möchte man aus einer solchen Wiese
eine Pferdeweide mit entsprechendem Bewuchs machen, braucht man Geduld, denn bis sich der hohe
Stickstoffgehalt im Boden abgebaut hat, können bis
zu sieben Jahre ins Land gehen. Vorher wird eine
Nachsaat mit Kräutern kaum Erfolg haben. Letztlich
sollte aber auch gerade bei viel genutzten Weiden
vor allem auf eine widerstandsfähige Grasnarbe
Wert gelegt werden. Man denke nur einmal an die
100
Auswirkungen beschlagener Pferdehufe, wenn diese
sich im Spiel in Stopp- und Drehbewegungen 95
in die
Grasnarbe graben. Und deren Widerstandsfähigkeit
wird eher von Gräsern wie Wiesen- und Rotschwin75
gel, Weidel- und Knaulgras, Lieschgras sowie der
Wiesenrispe bewerkstelligt und weniger von den
empfindlichen Kräutern. Einmal mehr wird deut25
lich, dass gerade viel genutzte Pferdeweiden meist
nicht als alleinige Futtergrundlage dienen können
5
0
Heu und Kurzstroh
in Quaderballen
oder Rundballen
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Jede Koppel braucht auch eine Ruhezeit, um sich von der Beweidung zu erholen
und damit eine vitalstoffreiche
Ergänzung über die Fütterung
notwendig wird.
Auf die Technik kommt es an
Da auch Pferde erstmal das
fressen, was ihnen am besten
schmeckt, betreiben sie so eine
Selektion auf unerwünschte Gräser und Kräuter bzw. Unkräuter.
Um nun aber dauerhaft eine
hochwertige
Futtergrundlage
zu erhalten, gehört zu den pflegenden Maßnahmen auch die
regelmäßige Nachsaat. Grundsätzlich ist eine Nachsaat dann zu
empfehlen, wenn der Altbestand
zwar mehr als 50% futterwirtschaftlich wertvolle Gräser, aber
ca. 20% Lücken aufweist. Die
beste Methode zur Nachsaat ist
das Drillen. Die Drillmaschine verursacht mithilfe kleiner Scheibenmesser zentimetertiefe Furchen,
in die das Saatgut abgelegt wird.
Wenn man das Nachsäen per
FutterJournal 17
Hand ausführt, sollte das Saatgut
mit einem Rechen eingearbeitet
bzw. mit einer Walze angedrückt
werden, um ein gleichmäßiges
Keimen zu gewährleisten und
den Vogelfraß möglichst gering
zu halten. Die besten Voraussetzungen sind bei Bodentemperaturen von über zehn Grad Celsius
und einer guten Bodenfeuchte
gegeben. Besteht der Altbestand
zu mehr als 50% aus minderwertigen Gräsern bzw. Unkräutern
(Ampfer, Löwenzahn, Brennnesseln) sollte über eine Neuansaat
nachgedacht werden. Dafür muss
die Weide – am besten im Herbst
– umgebrochen und dann ganz
neu eingesät werden. Aus den
schon genannten Gründen wäre
es dann im Hinblick auf den Kräuteranteil im Weidegras sinnvoll,
im ersten Jahr keine Beweidung,
sondern nur eine Mähnutzung
erfolgen zu lassen.
32
Foto: Slawik
Rinder als Weidepfleger
Nach der Abweidung durch die
Pferde sollte die Wiese ausgemäht werden, um Selektionswirkungen auszugleichen. Das
muss aber nicht unbedingt durch
Maschinen erfolgen. Gute Arbeit
können hier nämlich auch Rinder leisten. Vorteile der Mischbeweidung sind ein gleichmäßigerer Verbiss und Tritt, weniger
Geilstellen und ein geringerer
Anteil an verschmähtem Aufwuchs, da die Rinder das fressen,
was die Pferde übrig lassen und
umgekehrt. Hinzu kommt, dass
der Infektionsdruck durch Endoparasiten gemindert wird, da
eine Übertragung bzw. ein Befall zwischen den Spezies auszuschließen ist. Schafe eignen sich
als tierische Weidepfleger eher
weniger, da sie den Aufwuchs
ähnlich wie die Pferde sehr tief
verbeißen. Eine wichtige aber oft
sehr unbeliebte Maßnahme zur
First Class
Transport!
Senkung des Infektionsdruckes und Verhinderung
der Ausbreitung von Geilstellen ist außerdem das
Absammeln des Pferdekotes. Gerade auf kleineren,
viel genutzten Weiden sollte das „Abäppeln“ möglichst täglich, wenigstens aber dann nach der Beweidung erfolgen. Die regelmäßige Nachmahd, der so
genannte Pflegeschnitt, hält nicht nur Geilstellen
kurz, sondern kann, wenn sie rechtzeitig durchgeführt wird, auch das Aussamen von Unkräutern verhindern. Langfristig können so unerwünschte oder
auch giftige Pflanzen verdrängt werden, ohne irgendwann zur chemischen Keule greifen zu müssen.
Giftpflanzen wie das Jakobskreuzkraut haben auf
gut gepflegten Weiden mit lückenloser Grasnarbe
kaum Chancen sich anzusiedeln bzw. zu verbreiten.
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In der Ruhe liegt die Kraft
Je nach Jahreszeit muss der Weide eine entsprechende Ruhezeit eingeräumt werden, um nachwachsen
und genügend Futtergrundlage bilden zu können.
Die dafür benötigten Zeiten variieren von drei Wochen (Juni) bis fünf Wochen(August). Hierbei sollte
beachtet werden, dass eine so genannte Restassimilationsfläche nach der Beweidung vorhanden sein
sollte. Das bedeutet, dass der Verbiss nicht tiefer als
fünf bis sechs Zentimeter erfolgen sollte, um eine
lückenlose Grasnarbe zu garantieren und unerwünschten Pflanzen so keine Chance zu geben.
Im Märzen der Bauer.
Wenn dann die Wiese das Glück hat auch über
Winter „ruhen“ zu dürfen und nicht als „Matschpaddock“ umfunktioniert wird, stehen im Frühjahr
dann ihre nächsten Pflegemaßnahmen an. Zu Vegetationsbeginn sollten mit Hilfe einer Grünlandschleppe Bodenunebenheiten eingeebnet werden.
Hierbei muss angemerkt werden, dass das Verteilen
von Kotrückständen im Hinblick auf den Parasitendruck eher negativ zu beurteilen ist und das leidige
„Abäppeln“ vorhergehen sollte. Das anschließende
Abschleppen mit einer Wiesenwalze trägt zur Wiederherstellung des Bodenschlusses bei, ebnet Trittschäden ein, verbessert die Wasser- und Wärmeleitung und die Tragfähigkeit der Narbe. Das Walzen
sollte durchgeführt werden, bevor der Aufwuchs
eine Höhe von zehn Zentimetern erreicht hat.
Düngen – aber richtig
Höhe und Art der Düngung werden ganz klar durch
den Nährstoffgehalt im Boden und durch den Nährstoffentzug durch die Pflanze bestimmt. Eine Bodenprobe, die alle vier bis fünf Jahre durchgeführt
werden sollte, gibt Aufschluss über den pH-Wert und
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Der Kleine mit der großen Klappe.
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Bedingungen für Larven von Endoparasiten wie Leberegel und
Lungenwürmer bieten, die über
das Grün von den Pferden aufgenommen werden und schwere
Organschäden verursachen können. Vorsicht ist deshalb auch auf
Weiden geboten, die an Flussläufen liegen und regelmäßig überflutet werden.
Foto: Recki
Eine gute Weide ist mit viel Pflegeaufwand verbunden
den Versorgungsstatus im Boden.
Die Untersuchungsstätten (z.B.
LUFA) geben Hilfestellung zur
Probennahme und entsprechende Düngeempfehlungen nach
der Untersuchung. Je nach Standort kann eine Ausgleichsdüngung
mit entsprechenden Elementen
(z.B. Selen) notwendig werden.
Die recht kostspielige Spurenelementdüngung kommt aber
eher selten zum Einsatz. Grundsätzlich ist aber eine reine Stickstoffdüngung bei Pferdeweiden
abzulehnen, da hier vor allem
die Obergräser gefördert und die
wertvollen Untergräser (Kräuter)
damit verdrängt werden. Eine
Kalkstickstoffdüngung hingegen
fördert den Artenreichtum und
mindert gleichzeitig den Infektionsdruck.
Was können Zeigerpflanzen
zeigen?
Auch ohne Bodenprobe lässt sich
durch die genaue Betrachtung
der Vegetation einer Weide eine
erste Einschätzung zu den Bodenverhältnissen abgeben. Denn
manche Pflanzen gedeihen nur in
ganz spezifischen Verhältnissen,
wodurch sie als so genannte Zeigerpflanze Aufschluss über den je-
FutterJournal 17
weiligen Standort geben können.
So ist zum Beispiel das vermehrte
Auftreten von Gänseblümchen,
Weißklee, Breitwegerich und Hirtentäschel ein Zeichen für Überweidung. Verdichtete Böden
bieten beste Voraussetzungen
für die flach wurzelnde Gemeine
Rispe, das Flechtstraußgras und
die Butterblume. Besagte Brennnesselfelder und Ampferbüsche
lassen auf keine gute Weidepflege rückschließen. Ein Zeichen für
staunasse, verdichtete Böden sind
zum Beispiel der kriechende Hahnenfuss und der Sumpfschachtelhalm. Manche Pflanzen können
bei gehäuftem Auftreten auch
auf mehrere Faktoren hinweisen.
So gedeiht der Löwenzahn auf
stickstoff- und kalkhaltigen, humusreichen und auch verdichteten Böden.
Vorsicht bei nassen Böden!
Zu bevorzugen sind trockene, mineralstoffreiche Böden mit einem
durchlässigen Untergrund. Dieser
verhindert, dass sich Feuchtigkeit
stauen und der Boden verdichten kann. Nasse Böden bergen
neben einer ungünstigen Gräserzusammensetzung außerdem
die Gefahr, dass sie optimale
34
Sind „Magerweiden“ die
besseren Pferdeweiden?
Magerweiden zeichnen sich
durch den Aufwuchs vorwiegend energiearmer Gräser, ein
großes Artenreichtum und spezielle Bodenverhältnisse aus und
sind für Pferde sehr gut geeignet. Magerweiden dürfen nicht
mit einer übernutzten, schlecht
gepflegten und verbissenen Weide verwechselt werden. Eine
Magerweide für leichtfuttrige
Pferderassen entsteht nicht durch
unterlassene Düngung oder völligen Verbiss von vorher nährstoffreichen, fruchtbaren Böden. Es
käme nur zu einer ungünstigen
Verschiebung in der Gräserzusammensetzung. Auch sollte man
sich der Tatsache bewusst sein,
dass derartig gestresste, weil
verbissene Gräser besonders viel
Fruktan bilden. Und diese in der
Pflanze als Träger- und Speicherstoff gebildeten, schwer verdaulichen Kohlenhydrate können,
wenn sie in großen Mengen aufgenommen werden, Verschiebungen in der Dickdarmflora
hervorrufen, was im schlimmsten Fall die Hufrehe auslösen
kann. Auf üppigen Weiden ist
deshalb die zeitlich begrenzte,
stundenweise Beweidung das
Mittel der Wahl, um Gefahren
wie Verfettung oder Hufrehe zu
minimieren. Denn schließlich soll
der Weidegang ja zur Gesunderhaltung beitragen.
Sarai Fauerbach
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März
Kalenderwoche 10
D
S
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Training:
D
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Bewegung:
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Bewegung:
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Befinden:
Training:
Bewegung:
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Training:
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Bewegung:
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S
G
48
Effekt: Häufig sperren Pferde sich, weil dieser Druck sehr
schmerzhaft ist. Dieses Problem sollen doppelt gebrochene Gebisse umgehen. Da hier statt einem Gelenk
zwei eingebaut sind, fällt der Scharniereffekt weg: Das
Gebiss greifen. Besonders Freizeitreiter, deren Haupt-
Gebiss drückt nicht gegen den Gaumen. Stattdessen
problem ist, dass sich ihr Pferd beim Ausreiten im
wirkt es vermehrt auf die Zunge. Bei vielen modernen
Gelände nur schwer oder gar nicht anhalten lässt, kau-
Gebissen wird neben der Form des gesamten Gebisses
fen Gebisse, mit deren Wirkungsweise sie gar nicht
auch die Wirkung der einzelnen Gebissteile zueinanGebiss früher eine mehr oder weniger gerade Stange,
die ein Gelenk unterbrach, kennzeichnet viele moderne
Gebisse eine Bogenform. Denn wie gut man die Wirkung dosieren kann, spielt heute eine große Rolle.
Futter:
ner Hand einwirkt, ist der von Peter Graßl entwickelte
D
L
S
K
Zack-Zügel-Sensor. Er besteht aus zwei Ketten und ver-
G
P La F
AUFS MAUL GESCHAUT
Futter:
P La F
sehr unterschiedlich. Was Sie bei der Auswahl eines geeigneten Zaums für Ihr
REITERKALENDER 2010
diese Weise die Mitte des Gebisses in den Gaumen.
ler, dass sie dann automatisch zu einem schärferen
das jedem Reiter zeigt, ob er feinfühlig genug mit sei-
Wassertrense, Olivenkopfgebiss, Hackamore oder vielleicht sogar eine
Wochennotizen
men. Neben dem Zug auf die Laden drückt sich auf
che haben. Doch die meisten Reiter machen den Feh-
Befinden:
G
Futter:
gebrochenes Gebiss im Maul wie ein Scharnier zusam-
kann es gut möglich sein, dass Schwierigkeiten beim
Reiten tatsächlich ein ungeeignetes Gebiss als Ursa-
der ergonomisch dem Pferdemaul angepasst. War ein
P La F
Befinden:
Donnerstag
Reiter beide Zügel gleichzeitig auf, klappt ein einfach
Abhilfe zu schaffen. Doch dieser Ansatz ist
Anfänger mit Rennski auf der Piste zu glänzen. Dabei
Reiterhand, die es benutzt. Ein einfaches Hilfsmittel,
K
Kandare? Die Bandbreite an Zäumungen ist groß und ihre Wirkungsweise
11
Reiter der Versuchung, durch ein neues Gebiss
genauso zum Scheitern verurteilt wie der Versuch, als
abhängt, denn: Jedes Gebiss ist nur so scharf wie die
L
Befinden:
Sonntag
gebissen geht das nicht über das Gebiss.) Nimmt der
vertraut sind. Sie vergessen, dass die Wirkung, die ein
Bewegung:
14
D
Samstag
G
Futter:
Mittwoch
Gebisse und Zäumungen
reten Probleme beim Reiten auf, erliegen viele
Gebiss auf ihr Pferd hat, zum Großteil von ihnen selbst
Training:
Befinden:
Gebisse und Zäumungen
Futter:
Bewegung:
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D
Freitag
Training:
Futter:
Dienstag
Tipps für den Winter
Befinden:
G
Befinden:
Training:
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Futter:
Montag
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08
Training:
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D=Dressur, S=Springen, G=Gelände,
L=Longe, K=Koppel, P=Paddock, La=Laufband, F=Führanlage
REITERKALENDER 2010
Pferd beachten müssen, lesen Sie hier.
49
102
Weitere Inhalte:
Die Olive
schiedenfarbigen Papierstreifen, die bei zu viel Zug
Das Olivenkopfgebiss steht wieder hoch im Kurs. Waren
am Zügel reißen – je nach Farbe bei zwei, vier, sieben,
diese Gebisse lange Zeit fast völlig von den Reit- und
zehn oder fünfzehn Kilo. Laut Reitlehre sollte der Reiter
Turnierplätzen verschwunden, bauen viele neu entwi-
schließlich nur wenige Gramm in den Händen halten –
ckelte Gebisse auf diesen Typ oder kombinieren ihn.
es ist gut, sich das von Zeit zu Zeit in Erinnerung zu
Viele Pferde mit Anlehnungsproblemen lassen sich mit
rufen. Der Zügelsensor kann in jede Art von Zäumung
einem Olivenkopfgebiss deutlich besser reiten, da es
eingeschnallt werden.
bei dieser Gebissform nicht möglich ist, die Maulwinkel
des Pferdes einzuklemmen. Darüber hinaus unterstützt
Das Maul ist eines der empfindlichsten Körperteile des
die seitliche Begrenzung die Anlehnung schwieriger
Pferdes. Reiten sollte deshalb immer überwiegend
Pferde. Durch eine ergonomische Form wird erreicht,
über Gewichts- und Schenkelhilfen stattfinden, weni-
dass die Kraft der Reiterhand gleichmäßig auf Zunge
ger über die Hand. Und gerade weil das Pferdemaul so
und Zungenränder verteilt wird. Sensible Pferde dan-
verletzlich ist, ist es wichtig, dass ein Reiter das richtige
ken es dem Reiter, wenn er mit einem solchen Gebiss
Gebiss für sein Pferd findet. Grundsätzlich unterschei-
diese Kraft gefühlvoll dosieren kann.
det man gebrochene und ungebrochene Gebisse. Einfach oder doppelt gebrochene Gebisse wirken bei ein-
Ergonomie auf Erfolgskurs
seitigem Zug nur auf die Lade, an welcher der Zügel
Die doppelt gebrochenen Gebisse markieren den
aufgenommen wird. Mit ihnen kann man das Pferd
Anfang der Entwicklung in Richtung ergonomisch dem
gut stellen und biegen. (Bei ungebrochenen Stangen-
Pferdemaul angepasster Gebisse. Denn nur ein
REITERKALENDER 2010
REITERKALENDER 2010
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103
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Futter-Praxis
FutterJournal 16
36
Futter-Praxis
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FutterJournal 2/2002
SiliziumStark für das Bindegewebe
A
Haut, der Luftröhre, der Sehnen
und Adern. Hier spielt Silizium
offenbar eine große Rolle bei der
Gesunderhaltung der Blutgefäße.
Silizium finden wir in Knochen,
Knorpeln und Zähnen. Auch in
Haaren und Horn ist viel Silizium
enthalten. Eine besondere Bedeutung aber hat Silizium für das
Bindegewebe. Das Bindegewebe
liegt wie ein Gerüst im gesamten
Organismus vor und umhüllt einzelne Organe. Relativ hohe Siliziumgehalte findet man im kollagenreichen Bindegewebe der
Festigkeit und Elastizität
Silizium unterstützt die Bildung
von Kollagen, festigt das Stützgewebe, verbessert das Feuchtigkeitsspeichervermögen und damit
die Elastizität der Gewebe. Hohe
Siliziumspiegel treten da auf, wo
Gewebe reich sind an Mucopolysacchariden bzw. Glucosaminoglycanen. Es bewirkt durch Verstrebungen zwischen den Eiweißmolekülen Festigkeit und Elastizität
im Gewebe, so zum Beispiel auch
im Gelenkknorpel.
uch wenn das Halbmetall
Silizium zu den am häufigsten Vorkommenden
Elementen der Erde gehört, zählt
es aufgrund des geringen Gehaltes und Bedarfs im Körper zu den
Spurenelementen.
FutterJournal 17
38
38
Silizium spielt nachweislich
neben anderen Mineralien wie
Magnesium, Fluor, Kupfer, Bor
oder Mangan eine große Rolle
bei der Regeneration und Stabilisation von Sehnen-, Bändern,
Knochen- und Knorpelmaterial.
Die große Bedeutung von Silizium für die Knochenbildung und
-reifung wurde in Tierversuchen
bestätigt. Eine siliziumfreie Kost
führte bei Küken und Ratten zu
einer erniedrigten Kalzifizierung
der Knochen. Hingegen führt die
Gabe von Kieselsäure zu einer
Verbesserung der Aktivität der
knochenbildenden Zellen (Osteoblasten) und zu einer besseren
Kollagenbildung.
Ernährungslehre
mit der Menopause, was auf den
hormoninduzierten Stoffwechsel
schließen lässt.
Dass sich im Alter der Anteil an
Silizium im Körper nicht nur verringert, sondern auch verändert,
soll angeblich daran liegen, dass
im jungen Körper vor allem Silizium in kolloidaler Form vorliegt,
was zu größerer Straffheit und
Flexibilität beiträgt. Die inaktive
Form des Siliziums würde in den
Organismen älterer Individuen
hauptsächlich in den Haaren und
Horn abgelagert.
Foto: fotolia
Silizium soll den Zellstoffwechsel
und den Zellaufbau aktivieren
und so einen Einfluss auf Alterungsprozesse in den Geweben
haben. Silizium scheint weiterhin
die Hemmung von Entzündungen durch Steigerung der Aktivität der Lymphozyten zu bewirken. In Form von Silikaten (Salze
und Ester der Kieselsäure) soll es
sogar säurebindend wirken.
Im Alter steif
Der Stoffwechsel des Siliziums
wird über Corticoide, Sexual- und
Schilddrüsenhormone reguliert.
Im Alter verringert sich die Möglichkeit, Silizium zu resorbieren.
Vor allem bei weiblichen Wesen
sinkt der Einbau in die Knochen
Mit dem Alter und dem Verlust an
Silizium lässt auch die Elastizität
der Arterien nach, was zu Arteriosklerose und Hautveränderungen
führen kann. Aber auch Eingeweidebrüchigkeit, Knorpelschäden, Sehnen- und Bänderschwäche zeigen, wie wichtig Silizium
für den Aufbau des kollagenen
Bindegewebes ist. Ein Siliziummangel kann aber auch zu Wachstumsstörungen und einer Reihe
von Hauterkrankungen wie chronischen Ekzemen und Juckreiz
führen. Ebenso können Haarausfall, brüchige Hufe, Zahnfleischbluten und Maulentzündungen
auf eine verbesserte Fütterung
von siliziumhaltigen Pflanzen
bzw. Produkten ansprechen.
Bedarf und Aufnahme
Der geschätzte Bedarf des Pferdes
liegt bei 300 bis 1000 mg pro Tag,
wobei nicht die Zufuhr, sondern
letztendlich die tatsächliche Aufnahme in den Körper zählt. Dies
ist schwierig festzustellen, da
Silizium vorwiegend in anorganischen Mineralien, vor allem Quarzen und vielen Halb- und Edelsteinen vorliegt und die tatsächliche
Aufnahme nichtorganischer Verbindungen über die Verdauung
relativ ungeklärt ist.
39
Bergkristall
In wässrigen Suspensionen von
fein verteiltem Siliziumdioxid
bildet sich langsam Monokieselsäure. Bei 25 °C lösen sich etwa
120 mg SiO2 pro Liter:
Das erklärt vielleicht, warum sehr
viele Naturheilkundler Trinkwasser mit Bergkristall versehen und
nach mehrstündiger Wartezeit
trinken. Der Bergkristall besteht
aus reinem Siliziumoxid. Er wird
seit vielen Jahrhunderten als
Heilstein eingesetzt. Vielleicht ist
es nicht ausgeschlossen, dass das
Tragen von Halbedelsteinketten
auf der sauren Hautoberfläche zu
einer Aufnahme von Silizium über
die Haut führt.
Silizium aus der Erde
Reich an Silizium sind die als Siedesteine bekannten Zeolithe.
Zeolithe gelangten mit der Lava
vor Jahrmillionen an die Oberfläche der Erdkruste. Charakteristisch ist ihre Fähigkeit, Ionen auszutauschen und Stoffe zubinden.
Zeolithe werden in Ergänzungsfuttermittel in kleinsten Mengen
zur Verbesserung der Verdauung
eingesetzt.
Silizium aus dem Meer
Die Zellhülle von Kieselalgen
besteht - als mechanischem Schutz
vor Fressfeinden - vorwiegend
aus Siliziumdioxid. Kieselalgen
sind Hauptbestandteil des Meeresphytoplanktons. Als Kieselgur
(Diatomeenerde) bezeichnet man
die weißliche, pulverförmige Substanz, die hauptsächlich aus den
Siliziumdioxidschalen fossiler Kieselalgen (Diatomeen) besteht. Die
unverweslichen Siliziumdioxidgerüste bilden im Lauf der Zeit
dicke Ablagerungen. Der Einsatz
von Kieselgur in der Pferdefütterung hat sich bewährt. Ob hier vor
FutterJournal 17
Praxis
allem die Bindung von Giftstoffen
im Darm oder sogar eine gewisse
Aufnahme dieses nicht als organisch zu bezeichnenden Stoffes
stattfindet, ist unklar.
Erde und Heilerde
Es ist belegt, dass das Essen von
bestimmten, meist ton- oder salzhaltigen Erden, sowohl beim Tier
als auch beim Menschen in vielen
Teilen der Welt beobachtet wurde. Erden enthalten eine große
Menge an Silizium. Möglicherweise wird hier ein etwaiger Siliziumbedarf gedeckt.
Siliziumhaltige Pflanzen
Auch Pflanzen nutzen die formund festigkeitsgebende Eigenschaft von Silizium. In Verbindung
Silizium und damit für den
Körper wirklich gut verwertbares Silizium. Vermutlich ist hier auch ein Grund
für den Einsatz von Hirse
im Bereich arthrotischer
Veränderungen und Bewegungsstörungen vom Pferd
zu sehen.
Schachtelhalm ist bekannt für seinene
hohen Siliziumgehalt
viele weitere Gräser, Blätter,
äußere Zellen der Baumrinde und
Pflanzenhaare sind reich an Silizium. Ebenso Getreideschalen wie
Hafer- oder Dinkelspelz.
Überdurchschnittliche
Gehalte an Silizium findet
man auch in Haferkleie,
Reis und Reiskleie, Gerste
und Weizenkleie. In flüssiger Form als Orthokieselsäure (Sauerstoffsäure des
Siliziums) ist Silizium besonders
verfügbar für den Körper. Durch
den Verarbeitungsprozess ist vor
allem Malzextrakt sehr reich an
natürlichem und gut verwertbarem Silizium.
Zu hohe Gehalte an Silizium
machen zum Beispiel Reishülsen
(110g/kg) als Tierfutter uninteressant. Meeresfrüchte hingegen
haben eine hohe Verdaulichkeit
in Bezug auf ihren relativ hohen
Siliziumgehalt.
Hirse ist reich an Silizium und wird gerne zur Stärkung des Bewegungsapparates
gefüttert.
mit Kalk hat Silizium in erster
Linie Stützfunktion, dabei gibt die
Kieselsäure vor allem Elastizität,
der Kalk gibt die Festigkeit.
Über besonders hohe Anteile an
Silizium verfügt der Schachtelhalm (22-54 g/kg). Auch Quecke
(Knotengras) (0,2-0,8g/kg) und
FutterJournal 17
Silizium ist in Pflanzen vorwiegend an Pektin oder Stärke
gebunden. Ganz besonders reich
an Silizium ist die Hirse. Verschiedene Hirsearten, wie die Wildhirse, auch als Braunhirse bekannt,
enthalten 5,5 Gramm pro Kilogramm und liefern organisches
40
Sichere Zufuhr
Silizium aus Pflanzen oder Pflanzenextrakten gelten als sinnvollste natürliche Siliziumquelle, da
das Silizium als Orthokieselsäure
oder organisch gebunden für den
Körper relativ gut resorbierbar ist.
Die direkte Aufnahme von Silizium aus mineralischen Quellen ist
umstritten. Eine übermäßige Calciumzufuhr hemmt die Aufnahme
von Silizium.
Eine Überdosierung ist zwar eher
unwahrscheinlich, extreme Mengen von Silizium können aber zu
einer erhöhten Harnsteinbildung,
Lungenschäden, diversen Karzinomen und Herzschäden führen.
Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand
Interview
Futter-Praxis
mit Manfred Hölzel
Reitsport im
Wandel der Zeit
I
st man hoffnungslos veraltet oder steuert die Reiterei nun einer einzigartig humanen Zukunft entgegen? Diese Frage stellt man sich heute, wenn
man feststellt, wie viele verschiedene Ausbildungsweisen für Reiter und Pferd angeboten werden und
man selbst doch noch ausschließlich bei alten Kavalleristen reiten gelernt hat. Um uns über diese Frage
mehr Klarheit zu verschaffen, machten wir uns auf
den Weg zu Manfred Hölzel in die Körschmühle in
Stuttgart-Möhringen. Wir suchten einen kompetenten Ansprechpartner, der generationenübergreifend
tätig ist, um zu erfahren, ob früher wirklich alles besser war.
Der 68-jährige Manfred Hölzel ist waschechter
Schwabe mit der Bescheidenheit, die wir in dieser
vollendeten Form nur im „Ländle“ finden. Er ist Turnierrichter bis zum Grand Prix und war höchst erfolgreicher Reiter in allen Disziplinen. Bekannt ist auch
sein 1999 verstorbener Bruder Dr. Wolfgang Hölzel,
der ebenfalls im Reitsport sehr erfolgreich war und
FutterJournal 17
42
zahlreiche Fachbücher geschrieben hat, u. a. gemeinsam mit Martin Plewa das Buch „Profi-Tips für Reiter“,
das Maßstäbe für eine moderne Ausbildungslehre
setzt.
Futterjournal: Woher stammt Ihre große Erfahrung
in der Reiterei?
Manfred Hölzel: Vor allem von meinem Vater, 1914
geboren. Er war bei der Kavallerie und im Reiterregiment 18 in Bad Cannstatt stationiert. Im Zweiten
Weltkrieg war er bei der berittenen Einheit und kam
vom Russlandfeldzug verwundet zurück. 1949 baute
er einen Reitstall in Bad Cannstatt auf und zog mit
ihm 1953 in die Körschmühle um. Da damals noch
nicht die Möglichkeit bestand, eine Lehre als Bereiter zu machen, ging ich beim Vater in die Lehre und
besuchte daneben die Handelsschule.
Futterjournal: Wie wichtig war die Kavallerie-Erfahrung Ihres Vaters für Sie?
Interview
Futter-Praxis
Manfred Hölzel: Mein Vater prägte mich entscheidend im Umgang mit Pferden. Er legte besonderes
Gewicht auf das Anreiten von Remonten (jungen,
drei- bis vierjährigen Pferden) und auf die Förderung
jugendlicher Reiter, bei der ihm seine frühere Erfahrung in der Ausbildung von Rekruten zugute kam.
Ich habe gelernt, viel Wert auf die Dressurarbeit zu
legen. Das gilt auch für Springpferde (wie für alle
Sparten der Reiterei), für deren Ausbildung die Dressurarbeit Grundlage ist und die durch die Dressur
wesentlich verbessert werden. Für mich besteht noch
heute der größte Reiz darin, ein dreijähriges Pferd
bis zum Grand Prix zu fördern. Ein Pferd von Anfang
an in Ruhe auszubilden, ist immer dankbarer, als ein
geschädigtes Pferd zu korrigieren. Leider nehmen sich
die meisten heute nicht mehr die hierfür notwendige Zeit! Wenn ich ein von mir ausgebildetes Pferd
verkaufe, dann am liebsten an einen Reiter in meinem Stall, den ich dann gemeinsam mit dem Pferd
durch Unterricht gezielt weiter bringe. Dabei ist es
sehr wichtig, das Pferd entsprechend seiner Veranlagung zu nutzen, die leider oft nicht richtig erkannt
wird. Ein ambitionierter Dressurreiter sollte nur ein
Pferd reiten, das für die Dressur wirklich geeignet ist.
Dasselbe gilt für den Springsport.
machen es den Reitern wesentlich einfacher als früher, besonders was Rittigkeit und Kooperationsbereitschaft angeht. Sie verfügen zum Beispiel über
ideale Kopf-Hals-Ansätze und gehen leichter durchs
Genick.
Futterjournal: Wie beurteilen Sie die Tatsache, dass
es heute eine so große Fülle von Literatur über den
Pferdesport gibt?
Manfred Hölzel: Die Reiterei ist zu einem Sport
geworden, der um seiner selbst willen betrieben
wird und Freude macht, nicht mehr den oft rauhen
Zwängen der Kavallerie unterworfen ist. Während
bisher jede Generation einen Krieg erlebt hat, sind
wir zum ersten Mal vor ihm verschont geblieben. Wir
geben emotionalen und humanitären Entwicklungen mehr Raum. Für Kinder ist der Umgang mit dem
Pferd auch heute durch nichts zu ersetzen. Kinder
können all ihre Gefühle in das Pferd investieren, auf
der anderen Seite spiegelt das Pferd, unbestechlich
und unvoreingenommen, ihr Verhalten wider. Es
„bestraft“ falsches Verhalten durch deutliche Reaktionen. Für Kinder und Jugendliche ist das Pferd als
Lebewesen – anders als z. B. der Tennisschläger – ein
wichtiger erzieherischer Faktor.
Manfred Hölzel: Da die meisten Pferdefreunde heute
nicht mehr mit Pferden aufwachsen und der Kontakt
zur Generation der Großeltern mit ihrer Pferdeerfahrung kaum oder gar nicht mehr besteht, herrscht ein
Informationsdefizit, das den großen Bedarf an Fachbüchern erklärt.
Futterjournal: Woher kommt es, dass inzwischen so
viele verschiedene Reitweisen angeboten werden?
Manfred Hölzel: Der Freizeitsport Reiten hat sich
längst zum Breitensport entwickelt. Die Reiter
suchen neben der Leistung im Turniersport vor allem
die Bewegung mit dem Pferd in der Natur. Dadurch
ist ein Trend z. B. zum Islandpferde-Reiten und zum
Westernreiten als alternative Möglichkeiten zur klassischen Lehre der Kavallerieschule entstanden.
Fotos: Recki
Futterjournal: Was hat sich im Vergleich zu früher
hauptsächlich verändert?
Manfred Hölzel: Die größte Veränderung hat in der
Pferdezucht stattgefunden. Die Pferde von heute
Futterjournal: Wenn die Ausbildung durch diese
Vorteile leichter geworden ist, besteht da nicht die
Gefahr, dass man das ausnützt und zu schnell vorgeht?
Manfred Hölzel: Das ist zweifellos der Fall, die Gefahr
des Missbrauchs liegt nahe. Früher musste man es
bitter büßen, wenn man in der Ausbildung Fehler
machte, die Pferde „zahlten es einem heim“, indem
sie sich z. B. so fest machten, dass man danach lange
Zeit brauchte, um sie wieder zu lösen. Heutzutage
machen schon dreijährige Pferde gutmütig mehr mit
als früher, dafür wächst die Gefahr des frühzeitigen
Verschleißes. Die Ausbildungszeit darf nicht verkürzt
werden, wenn das Pferd weder physisch noch psychisch Schaden nehmen soll.
Futterjournal: Was hat sich bei der Ausbildung von
Reitern geändert?
Futterjournal: Wie steht es um die Regeln der Kavallerieschule? Sind sie veraltet?
Manfred Hölzel: Regeln wie zum Beispiel links aufund abzusitzen, links mit dem Putzen anzufangen,
die linke Hand zur Zügelhand zu machen, um die
rechte Hand als „Kampfhand“ frei zu halten, sind
Regeln, die zweckgebunden waren und heute ihre
absolute Gültigkeit weitgehend verloren haben.
Wenn diese Dinge allerdings lange eingeübt wur43
FutterJournal 17
Interview
Futter-Praxis
den, sind sie zur eingefleischten
Gewohnheit geworden und dienen dann der Sicherheit.
Futterjournal: Was sind nach Ihrer
Meinung die wichtigsten Kavallerieregeln, die heute noch gelten?
Manfred Hölzel: Neben der Ausbildungsskala sind es vor allem die
Sicherheitsregeln, die eher noch
wichtiger als früher sind und in
alle Ausbildunsgphasen eingebaut
sein müssen. Reiten ist ein Sport
mit hohem Unfallrisiko. Gefahrenfaktoren müssen erkannt,
die Regeln zur Vermeidung von
Unfällen gelernt werden.
ten, dass es versteht, was wir von
ihm verlangen.
Futterjournal: Früher wurden die
Pferde in Ständern und später in
oft dunklen und zu kleinen Boxen
gehalten. Was hat sich hier geändert?
Manfred Hölzel: Absolut indiskutabel. Leider ist der Einsatz von
Schlaufzügeln eine Modeerscheinung, die immer wieder auftritt.
Von Profis angewandt, wird sie
von Amateuren nachgemacht und
richtet so weiträumigen Schaden
an.
Doping ist Betrug und hat mit
dem sportlichen Gedanken nichts
zu tun. Die krasse Erhöhung der
Preisgelder geht auf Kosten der
Pferde. Es herrscht ein Wettlauf
zwischen Pharmazie, Verbotener
Liste und der Nachweisbarkeit.
In Peking kam es zum Eklat, weil
das Labor vor Ort eingerichtet, die
Möglichkeit des Vertuschens also
gleich null war.
Früher galten erfolgreiche Sportler
als Vorbilder sowohl wegen ihrer
Leistung als auch im menschlichen
Sinn. Heute lassen viele ihre Vorbildfunktion vermarkten und für
Werbezwecke einsetzen.
Manfred Hölzel: Eigentlich alles.
Das Pferd als Freizeitpartner wird
heute besser behandelt als früher.
Ständerhaltung ist mit Recht verboten worden, die Boxen müssen
die Maße von mindestens 3 mal 3
Meter haben. Selbst das berücksichtigt den Individualabstand
zum Nachbarn nicht genügend.
Vor allem um dem (sehr individuellen) Bewegungsbedarf des
Pferdes Rechnung zu tragen, sind
Paddockhaltung und / oder stundenweiser Weidegang dringend
anzuraten. In den meisten Ställen
wird dies heutzutage angeboten.
Ist der Bewegungsbedarf abgedeckt, ist das Pferd ausgeglichener; es muss unter dem Reiter
nicht zuerst die angestaute Energie abbauen und ist physisch und
psychisch besser in der Lage zu
lernen.
Futterjournal: Worauf sollten wir
in der heutigen Zeit noch mehr
achten?
Manfred Hölzel: In der Ausbildung
ist es besonders wichtig, dem
Pferd angstfrei und ohne Druck
unsere Anweisungen zu vermitteln. Bereits in der Prägephase
können wir durch den Umgang
mit ihm Druck abbauen. Wenn es
etwas nicht verstanden hat, darf
das Pferd nicht bestraft werden.
Wir sollten uns in das Pferd hineinfühlen und darauf hin arbei-
FutterJournal 17
44
Futterjournal: Mit wesentlich subtileren Methoden werden heute
die Grenzen verlagert. Was sagen
Sie zu Doping und Rollkur?
Futterjournal: Wie können wir
uns gezielt über den richtigen
Umgang mit Pferden informieren?
Manfred Hölzel: Nach wie vor ist
qualifizierter Unterricht die beste
Möglichkeit zur praxisorientierten
Information. Beim Ablegen eines
Reitabzeichens wird notwendiges Wissen systematisch erlernt
und abgefragt. Außerdem finden
sich alle wichtigen Informationen
in den Richtlinien der FN, in der
erwähnten reichhaltigen Literatur
und – natürlich vor allem auch in
den Büchern meines Bruders.
Interview: Elke Horlacher
Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand
Medizin
Früher galt die Diagnose BornaKrankheit als unwiderrufliches
Todesurteil. Forschungsarbeiten
an der Freien Universität und
am Robert Koch-Institut in Berlin haben nun ergeben, dass von
100 Pferden in Deutschland 60
das Bornavirus (englisch: Borna
disease virus, BDV) in sich tragen
und ca. 16 % der Infizierten unter
Symptomen leiden, die durch das
Virus mit verursacht werden. Die
Bornasche Krankheit (vielmehr
die Infektion) ist, wie wir heute
wissen, weltweit verbreitet, und
unter natürlichen Bedingungen
bei Pferd, Schaf, Rind, Katze, Affe
und kürzlich auch für den Menschen beschrieben, wobei das
Pferd den natürlichen Wirt abgibt
(Übersicht bei Bode, 1999, Habil.
Schrift, FU Berlin).
Bornavirus Infektion ist nicht
unbedingt tödlich
Die klassischen Krankheitsbegriffe: »Gehirnentzündung«, »hitzige Kopfkrankheit«, seuchenhafte
Gehirn-Rückenmarksentzündung
oder auch nicht eitrige MeningoEnzephalomyelitis deuten bereits
auf die Symptomatik hin und werden durch die hervorstechenden
Krankheitsmerkmale, wie Apathie, Ängstlichkeit, Fressunlust,
Schwindel, Gangunsicherheit,
Kopfschlagen, Kolik und Festliegen in der älteren Literatur belegt.
Bornaviren
FutterJournal 17
46
Foto: Slawik
Verkanntes Risko
Medizin
Das klinische Bild, das vor allem von einem patho-physiologischen Geschehen im Gehirn und Auge ausgeht,
ist aus heutiger Sicht wesentlich facettenreicher. Es
gehörte auch zum Dogma, dass in diesen Fällen mit
einer hohen Mortalitätsrate von 80-90% zu rechnen
sei. Durch unsere neueren Untersuchungen, dass in
der Mehrzahl gesunder Virusträger neben den klinisch erkrankten die Infektion symptomfrei bleibt,
hat sich die Sichtweise grundsätzlich und dramatisch
geändert (Bode, 1999; Dieckhöfer et al., 2004, Tierärztl. Umschau 59, 619-32).
Das Bornavirus wird mit Sicherheit von der Stute auf
das Fohlen übertragen, kann sich jedoch auch von Tier
zu Tier ausbreiten. Hier spielt das Eindringen des Virus
über den Riechkolben in das zentrale Nervensystem
die Hauptrolle.
Stress fördert Krankheitsschübe
Einmal im Zentralhirn angekommen, vermehrt sich
Bornavirus nur langsam und zu geringem Titer. Dabei
kommt es zu keiner Zellzerstörung und das Virus ist
im Nervensystem, in dem es sich über die Axone (die
langen, faserartigen Fortsätze der Nervenzelle) ausbreitet, auch gut vor dem Immunsystem geschützt.
Charakteristisch für dieses Virus ist, dass es phasenweise verstärkt, also in Schüben auftritt. Über die Ursache
einer vermehrten Replikation können derzeit nur Vermutungen angestellt werden. Stress aller Art nimmt
mit Sicherheit eine zentrale Rolle ein und scheint für
solche Schübe hauptamtlich verantwortlich zu sein.
Wir haben an 20.000
lebenden Pferden
Tests zur Feststellung
der Bornavirus Infektion durchgeführt. Es
ergab sich ein wesentlich differenzierteres
Bild des Infektionsgeschehens. Die große Anzahl infizierter,
aber nicht auffälliger
oder erkrankter Tiere
sollte die Pferdebesitzer in erhöhte Aufmerksamkeit versetzen.
Foto: Slawik
Verhaltens- und Bewusstseinsstörungen
Neu ist, dass fortgeschrittene klinische Verläufe sich
völlig zurückbilden können und dass die Krankheit in
Phasen verläuft. Meist kommt es jedoch zu mehr oder
minder auffälligen Veränderungen des Normalverhaltens und Bewusstseins, sowie Störungen im Sensorium und der Motorik (Bode, 1999).
Auffällige Veränderungen des Normalverhaltens und
Leistungsabfall gehören zu den Symptomen einer
Infektion mit dem Borna-Virus
Symptomatik und Übertragung
Wir wissen heute, dass erste Symptome im Krankheitsgeschehen durchweg uncharakteristisch sein
können und diagnostisch in eine völlig falsche Richtung zielen. Die Mehrzahl der dem Tierarzt oder der
Klinik vorgestellten Tiere laufen unter dem Vorbericht: Pferd verhält sich eigenartig. Vielfach wird auch
über Harnabsatzbeschwerden, Leistungsschwäche
und Husten berichtet, sowie der Verdacht auf Tetanus, Listeriose oder Leberentzündung geäußert. Zu
Beginn der Erkrankung werden häufig geringe bis
mittlere, kaum über 40°C reichende Temperaturen
gemessen. Im Verlauf der Krankheit können sich die
Temperaturen vermindern, steigen beim Fortschreiten des Geschehens mit schwereren Symptomen allerdings wieder an.
Borna und Herpes
ständige Begleiter?
Man geht mittlerweile davon aus, dass im
europäischen Raum
etwa 60 Prozent der
Pferde das Bornavirus in sich tragen,
wobei etwa ein
Sechstel der Infizierten krank werden
kann. Ähnlich dem
equinen HerpesVirus Typ-1 scheint
also das Bornavirus
latent in Beständen
und Populationen
zu zirkulieren.
Häufig berichten uns Pferdehalter nur von Temperamentsverlust bzw. Gemütsveränderungen der Tiere.
So kann es etwa vorkommen, dass das sonst ruhige
Pferd plötzlich beim Heufressen innehält – ohne jegliche erkennbare Ursache. Die alte Literatur spricht
dann vom „Pfeifen rauchen“. Wir vermuten auch,
dass das plötzliche Einschlafen (Narkolepsie) mit
Bornavirus-Aktivierung zusammenhängt. Sicher ist,
dass erhöhte Stresseinwirkung das Pferd mehr und
mehr in einen Erschöpfungszustand versetzt, der sich
in Leistungsschwäche ausdrücken kann. Aus experimentellen Untersuchungen ist bekannt, dass die Bornavirus Infektion zu Lerndefiziten führt (Dieckhöfer
et al., 2004).
47
FutterJournal 17
Foto: Slawik
Headshaker oft Bornavirus
infiziert
Das klinisch allfällig bekannte
Bild des „Kopfschüttlers“ (sogenannter Headshaker), prägt sich
oftmals gepaart mit Antriebslosigkeit und deutlicher Müdigkeit
aus. Das Pferd steht teilnahmslos
in der Stallecke und scheut in auffälliger Weise das Licht. Viele dieser
erkrankten Pferde wirken traurig,
depressiv, nehmen die Umwelt nur
bedingt wahr, reagieren phasenweise kaum auf Zuruf, verlieren
ihre Stellung in der Rangordnung
und sondern sich von der Herde ab.
Solche Wesensänderungen weisen
eindeutig auf eine Bornavirus Aktivierung hin. Sie gehören nicht zum
normalen Verhaltensrepertoire
Headshaking wird seit längerer Zeit bereits
mit Virusinfektionen in Verbindung gesehen
des wachen Fluchttieres Pferd und
bedürfen einer speziellen Beachtung und bei Nachweis der Infektionsmarker einer strikten Behandlung mit Amantadin Sulfat (siehe
Dieckhöfer et al., 2004).
FutterJournal 17
Foto: Slawik
Medizin
Das Kräfteverhältnis zwischen Virus und Immunsystem entscheidet
letztendlich, wie vital das Pferd bleibt
Je länger das Pferd erkrankt
ist, desto schlimmer
Die Antigene des Bornavirus sind
sehr stabil und werden selbst im
Komplex mit Antikörpern von
körpereigenen Enzymen nur
langsam abgebaut. Sich wiederholende Schübe führen damit zu
einer Akkumulation von Virusmaterial im Körper, das über den
Bluttest gemessen werden kann.
Dies bedeutet auch, dass sich eine
Infektion mit Bornaviren als sich
selbst verstärkende Negativ-Spirale
entwickeln kann: Sobald das Pferd
durch die Erkrankung gestresst ist,
fördert es damit die Virusvermehrung.
Im Körper kommt es letztendlich auf das Kräfteverhältnis zwischen Immunsystem und Virus an.
Man weiß mittlerweile, dass eine
gewisse (geringere) Antigenbelastung durch die viralen Proteine
gut toleriert werden kann. Hohe,
zirkulierende Antigenmengen im
Blut spiegeln jedoch eine Belastung für den Organismus wieder.
Über Monate gleich bleibend hohe
Antigenwerte erhöhen so das Risiko einer manifesten Erkrankung,
wie wir an einem Seuchenzug im
Saarland zwingend nachweisen
konnten (Dieckhöfer et al., 2004).
48
Umstallungen und Impfungen
sind Stress
Jegliche Belastung des Tieres,
wie Umstallung, auch Impfungen
oder sogar Wurmkuren haben
einen Anstieg der Virus-Parameter
gezeigt. Stressoren wie erhöhte
Leistungsforderungen, einseitige Fütterung, sowie zu schnell
und unkontrolliert verabreichte
Immun-Supressiva können das
Pferd in die Krankheit treiben,
indem die ruhende, persistente
Infektion aufflackert und zu deutlicher Virus-bezogener Symptomatik führt.
Im Zusammenhang mit der hohen
Infektionsrate in der Pferdepopulation stellt sich die Frage der
Rasse-Sensitivität. Wir können bei
den Tausenden von Pferden, die
wir untersucht haben, gewisse
Hinweise auf die Empfindlichkeit
der Kleinpferde, vor allem der
Ponys für eine Virusaktivierungen
geben. Ansonsten hebt sich keine
Rasse durch eine Prävalenz hervor.
Empfehlungen an die
Tiermediziner sowie –besitzer
Im letzten Jahrhundert hat sich
das Risikoprofil einer Bornavirus
Infektion -auch bedingt durch den
Wandel des Pferdes vom „Nutztier
Virus schwer diagnostizierbar
Die Infektion mit Bornavirus ist nicht zellzerstörend und damit nur durch erschwerte Nachweismethoden zu messen. Sie löst anhaltende
Infektionen aus. Dies wurde beim Pferd und
anderen Tieren schon länger vermutet und ist
auch durch umfassende neuere klinische und
immunhistologische Untersuchungen bei natürlichen wie experimentellen Infektionen bestätigt
worden. Diese Sondereigenschaften führten zu
einer erst späten Charakterisierung des Agens in
den 1990ern Jahren: Das Virus ist verwandt mit
Tollwut- und Masern Virus und trägt eine Einzelstrang-RNA als Erbmaterial, von der die zwei
ersten Gene ihre Eiweiße im Übermaß produzieren, was diese beiden im Blut schwimmenden
Eiweiße für die Diagnostik besonders geeignet
macht.
Ein spezieller Test gibt Aufschluss
Routinemäßig werden 10 ml Citratblut für die
Untersuchung von Infektionsmarkern verwendet. Die Testung basiert auf dem Nachweis geringster Mengen von BDV-spezifischen Eiweißen
im Plasma, zirkulierenden Immunkomplexen,
sowie Antikörper in einem Enzym-Test (dem
sogenannten Triple-ELISA). Im Testsystem dienen
die spezifischen monoklonalen Antikörper zum
Fangen der Antigene oder Immunkomplexe aus
dem Blut, eine einfache sehr empfindliche und
dabei hoch-spezifische Methode, die sonstigen,
z.B. fluoreszenzserologischen Nachweismethoden, weit überlegen ist.
Letztere ist mit erheblichen Fehlern belastet und
misst (wenn überhaupt) lediglich das Vorliegen
einer Infektion, erlaubt jedoch keine Aussage
zum Infektions- bzw. Krankheitsstand. Unsere
Immunkomplex- bzw. Antigentiter- Messungen
hingegen laufen parallel zum Gesundheitszustand, d.h. auch dem Krankheitsgeschehen des
Tieres und geben Aufschluss über das Ausmaß
der Bornavirus Aktivierung und den zeitlichen
Verlauf. Liegt nur Antigen vor, so befindet sich
das kranke Pferd in einem akuten Schub, bei entsprechend hohen Immunkomplex-Werten liegt
die Virusvermehrung zurück oder dauert an.
Zuverlässige Testverfahren bietet zum Beispiel
derzeit das diagnostische Labor DIAMEDIS in
Bielefeld an. www.diamedis.eu
Kotsack für Gespanne
Futter-Praxis
Forschung
für die Landwirtschaft und Militär“
zum Hobbytier - entscheidend
geändert. Da jedes zweite Pferd
infiziert ist, hat sich, wie unsere
Testergebnisse gezeigt haben, ein
breites Spektrum an Auffälligkeiten im Verhalten und in der Symptomatik ergeben. Dies muss vom
Tiermediziner, vom Züchter, vom
Pferde Im- und Exporteur beachtet werden.
Foto: Slawik
Jegliche Impfung gegen das Bornavirus muss aufgrund der hohen
Durchseuchung -insbesondere für
das stressempfindliche Pferd- kritisch hinterfragt werden. Zu einer
günstigen Gesundheitsüberwa-
chung gehört auch die Kenntnis
des Bornavirus-Infektionsstatus im
Pferdebestand. Unsere Erfahrungen lehren außerdem, die Möglichkeit einer Übertragung des
Virus vom Tier auf den Menschen,
obwohl bisher wissenschaftlich
nicht nachgewiesen, d.h. die zoonotischen Aspekte, nicht aus dem
Auge zu lassen und zu unterschätzen.
Prof.Dr. med.vet. Dr. Hanns Ludwig
Weitere Literatur und Informationen zum Thema Borna können
beim Autor unter hanns.ludwig@
web.de oder [email protected] angefordert werden
FutterJournal 16
Dr. med. vet. Hanns Ludwig ist Univ.-Prof. für Virologie an der Freien Universität Berlin. Nach Studium der
Humanmedizin und Wechsel zur Tiermedizin in Giessen
und Zürich, nach Lehr- (Promotion in Ethologie; publiziert bei K. Lorenz) und Wanderjahren an der JustusLiebig-Universität (ILU) Giessen (Institut für Hygiene
und Infektionskrankheiten d. Tiere; Prof. Ulbrich),
dann am Baylor College of Medicine (Dept. of Virology
& Epidemiology; Prof. Melnick) Houston, Texas und
in den Kovler Laboratories (Molecular Biology; Prof.
Roizman) der University of Chicago, und nach Habilitation über das genetische Material von humanen
und tierischen Herpesviren am Institut f. Virologie, ILU
Giessen (Prof. Rott), hat H. Ludwig 1978 den Ruf an die
Freie Universität Berlin angenommen. Kürzlich konnte
er das von ihm gegründete Institut für Virologie an
seinen Nachfolger übergeben.
Dr. Ludwig arbeitet seit 1968 am Problem der Bornavirus Infektion bei Tieren, später zusammen mit Frau Dr.
Liv Bode vom Robert Koch-Institut, an der Ausprägung
dieser neurotropen Virusinfektion beim Menschen. Die
Berliner Arbeitsgruppe ist auf diesem infektionsmedizinischen Gebiet (zoonotische Aspekte einschließend)
international führend.
50
Das ist fast geschenkt!
Futter-Praxis
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Datum/Unterschrift
PLZ/Ort
gegen Rechnung
bequem und bargeldlos per Bankeinzug (nur D)
Kontonummer
Bankleitzahl
51
FutterJournal 2/2002
St. Hippolyt Futterjournal
Name/Vorname
Praxis
W
enn er hungrig geworden ist, durchpflügt
er in eleganten Sinusschwingungen das Wasser seines
Teiches oder er ruht, wartend und
beobachtend auf einem Blatt an
der Wasseroberfläche. Plötzlich
schmeckt er mit seinen über den
Körper verteilten Sinnesknospen
Schweiß, vielleicht auch Blut und
hält darauf zu. Er nimmt jede
veränderte Wasserbewegung
wahr, spürt die Richtung der Verursachung und orientiert sich mit
seinen 5 Augenpaaren an den
bewegten Schatten.
Hochsensibel aber
schmerzunempfindlich
Hat er sich einmal mit einem der
Saugnäpfe festgesaugt, will er
sich nicht mehr abstreifen lassen. Wenn er sein Blut noch nicht
bekommen hat so bleibt er hartnäckig. Dann heftet er seine beiden Saugnäpfe je nach Bedarf im
Wechsel an. Er will nicht weg,
und diesen Wunsch verteidigt er
mit einer erstaunlichen Verbis-
Das heimliche Leben der Blutegel
Heiler
ohne Hirn
Kein Ekel vor den Egeln
FutterJournal 17
52
Foto: dreamstime
Es ist Hirudo, ein Medizinischer
Blutegel, seines Zeichens Ringelwurm. Hat er sein Opfer gefunden, beginnt er mit der Feinortung. Dazu ist er ideal gebaut:
der hintere, viel größere der beiden Saugnäpfe, dient einzig und
allein der Festheftung und der
spannerraupenartigen Fortbewegung am Boden. Der kleine Vordere dient darüber hinaus dem
Sondieren der Opferhaut sowie
dem Zersägen derselben. 80, fast
identische Sägezähne befinden
sich auf einem Halbkreis. Die
Kalkzähnchen sind fest verankert
in einem Kiefer aus verfestigter
Muskelmasse auf einer Länge
von einem halben Millimeter. Drei
„Zahnleisten“ sind mit einem
Winkel von je 120 Grad wie ein
Mercedes-Stern angeordnet.
senheit. Paradox ist dabei seine Schmerzempfindlichkeit: zum Einen besitzt er Schmerzmelder sowie
Sinneszellen, um sehr subtile Reize wahrnehmen
zu können, zum anderen eigene zelluläre Vorrichtungen, um eigens produzierte, morphinähnliche
Substanzen zur Schmerzlinderung einzusetzen, um
sehr groben Attacken standhalten zu können.
Beim Saugakt nimmt der Egel Blut in einer Menge
des fünffachen seines etwa 1-2 Gramm schweren
Körpers auf. Aber Hirudo ist ein moderater Parasit. Er möchte niemandem Schaden zufügen. Sein
Überlebenskonzept ist so einfach wie wirkungsvoll: er nutzt seinem Opfer mehr, als dass er schadet. Wenn er satt ist, begiebt er sich in eine lange
Ruhephase, die über ein Jahr dauern kann.
Die Dimensionsverteilung zwischen Opfer und
Angreifer ist etwas paradox und könnte den
Egel das Leben kosten. Aber die geniale Krönung
parasitärer Raffinesse ist das therapeutisch Hilfreiche des Blutegels, das seine Opfer zur Rückkehr
bewegt, wenn sie den Nutzen des Bisses gespürt
und dadurch Erleichterung erfahren haben.
Geniale Krönung parasitärer Raffinesse
Egel sind auf der ganzen Welt verbreitet, leben
aber überwiegend im sauberen Wasser. Von den
über 600 Arten zählen nur 8 zu den medizinisch
genutzten Blutegeln, die zum Teil unter Artenschutz stehen. Blutegel werden seit über 3000 Jahren medizinisch erfolgreich eingesetzt. Ihr therapeutischer Einsatz bei Mensch und Tier reicht von
Schmerzbehandlungen, Entzündungen, Furunkel,
bis hin zu Krampfaderbeschwerden. Wer jetzt an
„mittelalterliche Quacksalberei“ denkt, ist falsch
gewickelt, denn heute gibt es mehr und mehr klinische Studien über die Verwendungen dieses Tierchens, die Wirksamkeiten werden nachgewiesen,
so zuletzt geschehen bei Arthroseschmerzen.
Die Gefühle ändern sich
Anfängliche „Ekelwallungen“, die der Mensch
gegenüber den Egeln oft hat, wandeln sich nach
dem erfreuten Wahrnehmen einer deutlichen
Schmerzlinderung in zärtliche „Egelwallungen“.
Man beginnt aus Dankbarkeit in einer inneren
Umkehr die Tiere regelrecht zu mögen. Wenn
das Opfer nun – vielleicht sogar gesünder oder
schmerzfreier – von dem Biss nicht geschädigt
oder belästigt wird, so kehrt es auch zurück. Das
nämlich ist die Technik der klugen Parasiten: wenn
er seinem Wirt im Gegenzug für sein Blut etwas
zurückgibt, kommt sein „Tauschpartner“ gerne zu
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rung, Entzündungshemmung,
sowie antibiotische Eigenschaften.
weiterem Aderlass zurück. Also
tut er, was er kann und befreit
ihn von quälenden Gelenkschmerzen, Entzündungen und
Gewebsstauungen. Für ihn, den
Egel, bedeutet das „nachhaltige Nutzung“ oder „Ressourcenschonung“, für das Opfer unter
Umständen sogar Heilung, aber
keine Erkrankung durch Infektion.
Natürlicher Heilapparat
Der Egel ist ein mikrochirurgischer Heilapparats
mit verschiedenen Funktionen. Eine ist die lokale
Blutverdünnung mit hilfreicher Entstauung. Der
Egel sondert durch seinen
Speichel Hirudin aus, ein
blutgerinnungshemmender Stoff, der vermeidet,
dass der Egel festklebt, so
lange der Biss dauert (ca.
20-60 Minuten, manchmal
auch mehr). Es soll möglichst
viel Blut gerinnungsfrei fließen,
damit das Blut im Egel nicht zu
einer riesigen „Verstopfung“
führt. Eine andere Funktion wird
ebenso mit 30 bis 40 Stoffen aus
dem Speichel, der aus Kanäl-
FutterJournal 17
chen, die zwischen den Zähnen
liegen, stammt, ermöglicht: die
meisten dieser Salivasubstanzen
sind noch nicht erforscht, dienen aber unter anderem dem
Effekt, die Wunde für zwölf
Stunden offen und blutend zu
halten. In dieser Zeit reinigt sich
die Wunde. Der auf der Seite des
Opfers resultierende Blutverlust
Die Kalkzähnchen sind fest auf dem
Kiefer verankert
entspricht bei vier Egeln pro Sitzung inklusive dem Nachbluten
fast 100 Gramm innerhalb von
12 Stunden, was einem sanften
Aderlass und entsprechender
Linderung entspricht. Weitere
Effekte sind die Schmerzlinde54
Kein hirnloser Helfer
Der Egel ist mehr als nur ein
parasitärer Wurm. Er verfügt
über ein soziales Verhalten und
betreibt eine Art "Nestbau mit
Brutpflege": Mama Egel sorgt
sehr sorgfältig und verantwortungsbewusst dafür, dass ihre
Kokons, in denen sich bis zu 30
Egeln entwickeln können, an
einen Ort zu liegen kommen, an
dem die Egelbabys weder ertrinken noch vertrocknen können.
Was man diesen auf den ersten
Blick unscheinbar und primitiv erscheinenden Ringelwürmern nicht zutrauen würde: die
Gefühlswelt der medizinischen
Blutegel ist äußerst komplex. Sie
dient nicht nur den Egeln selbst,
sondern auch ihren Wirten. Um
allen Anforderungen – die sie bis
heute erfüllen können - gerecht
werden zu können, stattete
die Evolution Hirudo mit hochdifferenzierten Strukturen und
Substanzen aus. Spezialisierte Zellen, Transmittersubstanzen und andere
biologische Strukturen dienen zur Wahrnehmung von
optischen mechanischen
und chemischen Reizen,
sowie von Temperaturen.
Er verfügt über Schmerzrezeptoren, wodurch er
davor bewahrt wird, bei
zu heftigen Versuchen ihn
abzustreifen, gar tödlich
verletzt zu werden.
We g e n d i e s e r l e t z t e n
Fähigkeit ist es auch ratsam, in der Therapie vorsichtig mit ihnen umzugehen, weil
Schmerzwahrnehmung eben
ihren Appetit überlagert und sie
gegebenenfalls mit ihrer heilsamen Arbeit aufhören.
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Contagio
v. Colman - Lordanos
Adlantus As
Gestüt Wäldershausen
Gestütsleiter: Lars Nieberg
35315 Homberg - Ohm
Tel.: 06633/76 50
Fax.: 06633/91 90 94
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Bürozeiten: Mo. bis Fr. 9.00 bis 13.00 Uhr
Frau Dersch
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nach Absprache möglich.
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Fighting Alpha v. Landjonker - Farn
FutterJournal 17
FutterJournal 17
Ein Fall für die
Fütterung
Ergebnisse einer Pilotstudie
V
iele Faktoren müssen zusammenkommen, damit
ein Pferd auf gesunden,
belastungsfähigen Hufen steht:
Vererbung, Pflege, korrekter Beschlag, saubere Einstreu und viel
Bewegung auf Naturboden. Dass
auch die Fütterung ein entscheidender Faktor für die Qualität des
Hufhorns ist, wird von manchen
immer noch als Marketingargument der Futterbranche abgetan.
Die Ergebnisse einer Universitätsstudie bestätigten nun, dass eine
mangelhafte Hornstruktur durch
spezifische Futterzusätze erheblich verbessert werden kann.
Ist es mit Biotin getan?
Fast schon legendär ist die Biotinstudie mit Wiener Lippizanern
(Jossek und Zenker, Dissertationen, Zürich 1991). Sie zeigte, dass
sich der Tragrand instabiler Hufe
nach einer Biotinzufütterung von
täglich 20 mg nach 19 Monaten
gefestigt hatte. Die Effekte waren zwar gering und der zugrundeliegende Wirkmechanismus ist
bis heute nicht geklärt. Dennoch
gelang es damit dem Monopolhersteller von Biotin, das „Hufvitamin“ als Schlüsselnährstoff zur
Verbesserung der Hufstabilität
im allgemeinen Bewusstsein zu
verankern. Heute weiß man, dass
für eine optimale Hufhornqualität
eine Vielzahl von Nahrungsbausteinen zusammenwirken müssen.
Biotin ist nur einer davon. Näheres
dazu wurde bereits in Futterjournal Nr.3 ausgeführt (www.futterjournal.de).
Für die hier beschriebene Hufstudie der Universität in Breslau (Polen) wurde ein spezifisch auf die
Bedürfnisse der Hornentwicklung
abgestimmtes Nährstoffkonzentrat getestet, wie es auch im Handel erhältlich ist*. Es enthält den
B-Vitaminkomplex, Bierhefe, Zink
* Ungulat von St.Hippolyt
FutterJournal 17
58
Foto: Recki
Hufprobleme?
Pferdeforschung
und weitere wichtige Spurenelemente, schwefelhaltige Aminosäuren, natürliche Siliziumverbindungen und
zusätzliche Vitalstoffe. Wie hat sich dieses Hufzusatzfutter nun im praktischen Versuch bewährt?
Hufbewertung (Durchschnitt 6 Stuten)
4,5
Ablauf der Hufstudie
In die Hufstudie waren sechs Vollblutstuten eines Gestüts eingeschlossen, die schon seit mehreren Jahren
durchweg sprödes und rissiges Hufhorn hatten. Die
Stuten waren gesund und in recht guter Fütterungskondition. Vier von ihnen waren trächtig und fohlten
bald nach Versuchsende ab.
4
Bewertungsskala
3,5
3
2,5
2
1,5
1
0,5
Die aktive Testphase erstreckte sich über sechs Monate,
von Ende September 2007 bis Ende März 2008. Während dieser Zeit erhielten die Stuten täglich je 250g
des Testergänzungsfutters. Davon abgesehen, wurde
die gewohnte Gesamtfutterration nicht geändert. Sie
bestand aus stallüblichem Kraftfutter (Mischfutter plus
Hafer) und Heu zur freien Aufnahme. Weidegang wurde während der Testfütterungsphase zugunsten eines
unbewachsenen Auslaufs ausgeschlossen.
0
Qualität Sohle
Quailität Wand
Elastizität Wand
Alle Unterschiede statistisch signifikant; n =vorher, n = nachher
Abb. 1: Qualität und Elastizität des Hufhorns, nach sechs Monaten
Testfütterung signifikant verbessert (jeweils rechte Säule).
Als Hauptkriterium der Studie diente die Hufhornqualität vor und nach der sechsmonatigen Testperiode.
Die Begutachtung erfolgte unabhängig durch zwei
geschulte Hufschmiede, von deren Testnoten jeweils
ein Durchschnittswert gebildet wurde. Die Laborauswertung nahm der Gewebeforscher Dr. Krzysztof Marycz von der Universität Breslau vor, der
das Projekt vor Ort leitete.
Abb. 2:Ausschnitt des Sohlenhorns
(Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen; Messabschnitt: 20 µm)
b) mit Testfutter nach 6 Monaten:
Hornverbund intakt und stabil
a) ohne Testfutter:
Poröses Sohlenhorn ohne Zusammenhalt
59
FutterJournal 17
Pferdeforschung
Verbesserung der Hornstruktur
Die allgemeine Hornqualität und
die Elastizität der Hufwand wurden nach einem Evaluierungsverfahren des polnischen Hufschmiedeverbands mit einer Notenskala
zwischen 1 (sehr schlecht) und 6
(sehr gut) bewertet. Die Notenergebnisse waren nach sechs
Monaten Zusatzfütterung in den
gewählten Kategorien „Qualität Wand“, „Qualität Sohle“ und
„Elastizität Wand“ durchweg und
bei allen sechs Testpferden verbessert (siehe Abbildung 1). Alle
Unterschiede sind statistisch signifikant. Unerwünschte Effekte
durch das Testfutter waren in keinem Fall festzustellen.
Detailanalyse des Sohlenhorns
Die Qualität der Hornsohle hatte
sich mit durchschnittlich mehr als
einem ganzen Notenwert besonders deutlich verbessert. Das Sohlenhorn erneuert sich innerhalb
von ca. drei Monaten, so dass eine
komplette Neubildung während
der Testfütterung stattfand.
Der positive Befund bestätigte
sich auch bei der Probenuntersuchung im Rasterelektronenmikroskop. Zu Beginn des Fütterungstests war das Sohlengewebe von
Rissen durchzogen und machte
insgesamt einen ausgelaugten,
weichdiffusen Eindruck. Demgegenüber zeigte sich die Hufsohle
nach sechs Monaten Testfütterung als kräftiger vitaler Gewebekomplex mit klarer Ausrichtung.
Es ergab sich das Gesamtbild eines
elastischen und belastungsfähigen Hornverbunds (siehe Abbildung 2).
Testbefunde des Wandhorns
Die Qualität des Wandhorns wurde am vorderen Tragrand des Hufes begutachtet. Sie verbesserte
sich ebenso wie die Elastizität des
Tragrands nach sechs Monaten
signifikant um 0,7 Notenwerte.
Dies steht im Widerspruch zur
landläufigen Auffassung, dass
sich ein Fütterungserfolg nur im
nachwachsenden Hufhorn zeigen kann. Bis das Wandhorn vom
Kronsaum bis zum Tragrand nachgewachsen ist, dauert es mindestens zwölf Monate. Der positive
Einfluss des Testfutters war dort
also „vorzeitig“ eingetreten.
Wir haben dafür folgende Begründung: Die Hornwand der Hufkapsel besteht im wesentlichen aus
Hornzellen, die von einem Zwischenzellkitt wie Bausteine einer
Mauer zusammengehalten werden. Die Hornzellen entstehen in
einer Keimzone am oberen Rand
des Wandhorns und werden von
ständig neu sich bildenden Zellen
allmählich bis nach unten zum
Tragrand geschoben. Sie versteifen schon kurz nach ihrer Bildung
durch Einlagerung von Keratinfasern, so dass sie schnell ihre Lebensfunktionen zugunsten rein
mechanischer Aufgaben verlieren.
Dennoch überleben an der Außenmembran der Hornzellen aktive Transportenzyme. Damit ist es
prinzipiell möglich, Nährstoffe aus
der gut durchbluteten Huflederhaut quer durch die anliegende
Abb. 3: Ansicht eines Hufes vor und nach dem Einsatz von Testfutter
b) Derselbe Huf nach zwölf Monaten,
davon sechs Monate mit Testfutter.
a) Rissiges Wandhorn
FutterJournal 17
60
Hornwand zu transportieren. Coenen und Spitzlei haben dies für den Hufwandtransfer von zugefüttertem
Zink bereits nachgewiesen (siehe Pferdeheilkunde 8,
1992). Mit stabilisierenden Nährstoffen, etwa Aminosäuren, könnte sich ein mürbe gewordener Zwischenzellkitt nachträglich festigen, so dass das Mauerwerk
des Wandhorns insgesamt gestärkt würde. Eine Qualitätsverbesserung auch des unteren Wandhorns (Tragrandes) erscheint demnach schon nach relativ kurzfristiger Nährstoffzufuhr möglich.
Andererseits könnten die Ergebnisse hier ähnlich wie
beim Sohlenhorn noch besser ausgefallen sein, wenn das
Testfutter über zwölf oder achtzehn Monate gegeben
worden wäre - also bis zur kompletten Erneuerung der
Hornkapsel. Diese Vermutung wird durch die Ergebnisse
einer weiteren Hufbeurteilung gestützt, die zwölf Monate nach der ersten Testfuttergabe durchgeführt wurde.
Zustand nach zwölf Monaten
Ab Testbeginn hatten die Stuten für sechs Monate das
Testfutter bekommen. In den folgenden sechs Monaten
erhielten sie wieder nur das stallübliche Futter. Nach diesen insgesamt zwölf Monaten zeigte eine klinische Inspektion der Hufe, dass sich die Hornkapsel in den letzten
sechs Monaten komplett stabilisiert hatte, trotz des nun
fehlenden Testfutters. Selbst Hornspalten, die sich ursprünglich über die gesamte Vorderfront der Hufwand
erstreckt hatten, waren nach unten herausgewachsen,
und die zuvor eher rauhe, spröde und rissige Hornkapsel
zeigte sich nun wesentlich glatter, stabiler und frei von
Spalten (siehe Abbildung 3).
Schlussfolgerungen
Insgesamt erlaubt die Pilotstudie mit sechs Vollblutstuten
ein klares vorläufiges Resümee. Das mangelhafte Hufhorn hat sich durch Zufütterung eines hufspezifischen
Ergänzungskonzentrats* schon nach sechs Monaten insgesamt deutlich verbessert. Die Qualitätssteigerungen
waren beeindruckender und wurden in kürzerer Zeit
erreicht, als in der Wiener Biotinstudie. Nachdem das
Testfutter abgesetzt wurde, blieb sein positiver Einfluss
auf die Qualität des herabwachsenden Wandhorns noch
mindestens weitere sechs Monate erhalten. Selbst Hochträchtigkeit und Laktation beeinträchtigten den Fütterungserfolg im Hufbereich nicht erkennbar.
Die Ergebnisse der Pilotstudie sprechen dafür, dass ein
gut zusammengesetztes Nährstoffkonzentrat auch in
ungünstigen Fällen zur Bildung eines stabileren und elastischeren Hufhorns beiträgt.
Dr. Eberhard Moll
Dr. Krzysztof Marycz
Gut ernährt
trotz Diät
Glucogard
Hufrehekranke Pferde sind oft auf eine kraftfutterfreie Diät angewiesen. Da eine überwiegende Heu- und Strohfütterung zu einem
Mangel an spezifischen Nährstoffen führt,
empfiehlt die Firma St. Hippolyt das KräuterMineralfutter Glucogard. Die Mineralstoffund Vitaminkombination wurde so gewählt,
dass auch der Insulin- und Kohlenhydratstoffwechsel mit den notwendigen Funktionsnährstoffen versorgt wird.
Kontrolle ist wichtig
Gesäugetumoren bei der Hündin
E
igentlich wollte man doch
nur seiner Hündin, die sich
vor Freude darüber, dass
man nach Hause gekommen ist
und sich auf den Rücken geworfen
hat, liebevoll das Bäuchlein kraulen … Dann fühlt man in der Nähe
der Milchdrüsen einen Knubbel
oder vielleicht sogar zwei, die
vorher noch nicht da oder aber
so klein waren, dass man sie nicht
tasten konnte. Viele Gedanken
gehen einem jetzt durch den Kopf.
Hätte ich das Tier doch – wie es
einige empfohlen haben – vor der
ersten Läufigkeit kastrieren lassen
sollen, weil ich sowieso niemals
Hundenachwuchs haben wollte?
Hätte ich sie vielleicht doch decken
lassen sollen? Einige haben gesagt,
Hündinnen, die schon mal trächtig
gewesen sind, bekommen deutlich
FutterJournal 17
weniger Unterleibskrebs! Hätte
ich sie kastrieren lassen sollen, als
sie in den Läufigkeiten mit extrem
großem Blutverlust reagiert hat
oder gar dreimal im Jahr läufig
war? Oder als sie mit vielen Scheinschwangerschaften belastet war?
Hätte ich es verhindern können?
Zunächst einmal muss nicht jede
tastbare Veränderung im Unterleib der Hündin automatisch bösartig sein. Es kann sich genauso
um eine gutartige Fettgeschwulst,
eine Zyste, einen tiefliegenden
abgekapselten Bluterguss oder
aber eine Gewebsveränderung,
die erst einmal gutartig ist, aber
bösartig werden kann, handeln.
Man kann es einer Geschwulst leider nicht von außen ansehen, ob
sie gutartig oder bösartig ist.
62
Da Tumoren zuerst nicht einmal
schmerzhaft sein müssen, findet
man sie häufig bei einer Röntgenaufnahme des Unterleibs oder der
Wirbelsäule als Zufallsbefund. Die
wichtigste Frage, bei deren Beantwortung uns am effektivsten ein
erfahrener Tierarzt helfen kann,
ist: Was ist es?
Schnelle Reaktion lebensrettend
Bei einer Veränderung in der Nähe
des Gesäuges muss eine bösartige Geschwulst immer in Betracht
gezogen werden, schon weil hier
eine schnelle Reaktion lebensrettend sein kann. Und auch für den
Tierarzt ist es ein schönes Gefühl
wenn er sagen kann, dass es
doch „nur“ eine Zyste ist. Probebiopsien werden bei Tieren eher
selten gemacht, bei Verdacht
auf eine bösartige Veränderung
Foto: Slawik
Hund
Hund
Wenn ein bösartiger Tumor
befürchtet wird, sollte die
Entfernung so schnell wie
möglich erfolgen. Zur Vorbereitung dazu werden durch
Röntgenaufnahmen Anzeichen gesucht, ob der Tumor
in Lunge, Darm oder Knochen
bereits Metastasen gebildet
hat; Blutuntersuchungen sollen Aufschluss darüber bringen, ob Organe in ihrer Funktion schon geschädigt sind.
Ist die Gesamtsituation der
Hündin befriedigend, sollte
die Operation schnell durchgeführt werden. Bei einer
Brustkrebsoperation der Hündin wir zur Sicherheit immer auch ein großer Teil des
gesund erscheinenden Gewebes der Gesäugeanlage
samt Gebärmutter und Eierstöcken entfernt, da Tumoren im Anfangsstadium winzig klein sein können und
man so sicher wie möglich sein will, alles entfernt zu
haben, was in den Unterleib der Hündin nicht gehört.
Alter ist kein Hinderungsgrund
Ein Entscheidungskriterium für oder gegen eine Operation ist heute kaum noch das Alter der Hündin. Moderne
und schonende Narkoseverfahren erlauben auch größere Operationen in fast jedem Alter,
wobei aber wie beim Menschen
jede Narkose ein Risiko bedeuten
kann. Aber gute Lebensqualität
und oft normale Lebensdauer einer
Hündin, der man einen Brustkrebs
rechtzeitig erfolgreich entfernen
konnte, sind dieses Risiko allemal
wert.
Nicht jede tastbare Veränderung muss bösartig sein
standener Läufigkeit oder Scheinträchtigkeit. Nach
einer erfolgten Entfernung von Geschwulstgewebe,
egal ob bösartig oder gutartig, sollten Sie Ihre Hündin alle 14 Tage anschauen. Wenn Sie nicht sicher
sind, ob Sie das richtig machen können, wird Ihr
Tierarzt Ihnen sicherlich die nötigen Griffe zeigen
und mit Ihnen üben. Auch wenn Sie nichts finden,
sollte Ihre Hündin halbjährlich vom Tierarzt untersucht werden, er wird nach neuen Tumoren, Metastasen oder auffälligen Organblutwerten suchen. Ein
wichtiger Hinweis ist auch die
Gewichtskontrolle, die monatlich erfolgen sollte. Ihr Tierarzt
hat sicher nichts dagegen, wenn
Sie seine Waage benutzen. Auffälliger Gewichtsverlust oder
aber Gewichtszunahme ohne
harmlose logische Begründung
ist immer ein Alarmzeichen.
Insgesamt lässt sich sagen, dass
unsere Hunde im Fall eines
Tumors die besten Chancen
haben, wenn sie sich auf uns verlassen können und wir beherzt
und positiv reagieren.
Cordula Becker
Foto: Slawik
Kontrolle ist wichtig
Was können wir tun um rechtzeitig einen Tumor zu entdecken? Wie
sieht unsere „Nachsorge“ aus?
Bitte untersuchen Sie Ihre Hündin
regelmäßig – alle paar Wochen
- zuhause, besonders nach über-
FutterJournal 17
Foto: CALLALLOO Fotolia
des Gesäuges wären sie aber
durch die Gewebevielfältigkeit dieser Tumorart ohnehin
nicht aussagekräftig.
Mensch
Geophagie - das Erdessen
A
lexander von Humboldt entdeckte 1800
am Orinoco, dass die Indios dort gerne „als
Leckerbissen täglich“ nach Erde griffen. Vor
allem wurden schwangere Frauen dabei beobachtet. Von Humboldt interpretierte dieses Verhalten
als Notbehelf in kargen Zeiten, immerhin wurde
auch in Europa in Hungersnöten Erde geschluckt.
Dort wurden arme Menschen gerne als „Erdesser“
beschimpft. 1852 widerlegte der Pathologe Heusinger die Ansicht, Erde würde nur aus Not gegessen
werden, nachdem inzwischen viele weitere Berichte
über Erdesser in den Tropen nach Europa gelangten.
Gründe für das Erdeessen
Die Frage stellt sich, warum sowohl im europäischen
Raum als auch vorwiegend in den Tropen und in
Afrika Erde gegessen wird. Die Geophagie wird mit
Suchverhalten begründet, aber auch als religiöses
Ritual. Näher liegt vermutlich eine volksheilkundliche Überzeugung, in der die Erde als Heilmittel bei
medizinischer Selbstbehandlung eingesetzt wird.
Möglicherweise handelt es sich beim Erdeessen
aber auch um instinktiv angegangene Stoffwechsel-Mangelerscheinungen (Spurenelemente) oder
Besonderheiten im Ernährungsverlangen schwangerer Frauen.
FutterJournal 17
64
Foto: Fotolia
Kein Ekel vor Erde
Risiko Erde
Ein Übermaß an Erdaufnahme führt aber zur Bindung
von Kalium und Eisen. Charakteristisch für den regelmäßigen Erdeesser ist der Hängebauch, allgemeine Abmagerung, Anschwellung der Leber und Milz. Risiken des
Erdeessens liegen unter anderem in der Übertragung
von Krankheiten, Aufnahme von Darmparasiten oder
möglichen Vergiftungserscheinungen.
Inhaltstoffe der Erde
Neben Silizium und Aluminium enthält Erde je nach
Vorkommen unterschiedliche Zusammensetzungen von
Mineralien und Spurenelementen. In der Erde enthaltende Bakterien sind für Menschen, die in Ermangelung
tierischer Nahrungsquellen vegetarisch leben müssen,
oft die einzige Vitamin B12 –Quelle („Dreck macht
fett“). Vor allem Kinder neigen sehr oft dazu, Erde zu
probieren und auch zu essen. In der Schwangerschaft
wird der erhöhte Bedarf an Kalzium, Kupfer und Eisen
im südlichen Afrika oft mit Erde gedeckt, die auf ganz
normalen Märkten verkauft wird.
Zubereitung
Ob nun Erde aus Not heraus, rituell bedingt oder aus
gesundheitlichen Gründen gegessen wird, in vielen Fällen wird lehmige Erde erst erhitzt und gebacken und
anschließend abgekühlt verzehrt.
Verzehrt werden spezielle Erden, die essbare Erden
genannt werden. Auch wenn der Gebrauch der Erde als
Speise sich am häufigsten in tropischen Ländern findet,
ist auch in unseren Zonen das Erdeessen nicht unbekannt.
Eine Art des Alauns (Kaliumaluminiumsulfat), der sich
ganz fett und weich anfühlt, wurde in den Sandsteingruben des Kyffhäuser (Bergrücken südöstlich des Unterharzes) und im Lüneburgischen abgebaut. Die sogenannte
„Steinbutter“ wurde traditionell von den Arbeitern auf
das Brot gestrichen.
Andere Gegenden Europas, in denen das Erdeessen vorkommt, sind die Steiermark, Oberitalien (Treviso), Sardinien, wo Erde wie andere Lebensmittel auf den Markt
gebracht wird, der äußerste Norden von Schweden und
die Halbinsel Kola, wo teilweise die Erde unter das Brot
verbacken wird.
Aber nicht nur Kalkerden, sondern auch fette, schmierige
und stark riechende Erde wird nach Erhitzung gegessen.
Gelbliche Erde wird an der Küste von Guinea als Leckerbissen verzehrt. Auch auf Java, in Neukaledonien und
auf Tigua wird Erde gegessen oder in das Essen gemischt.
In Persien war das Erdeessen sehr verbreitet, bis es Ende
des 19. Jahrhunderts verboten wurde. Ein weißer, feiner,
etwas fettig anzufühlender Ton oder unregelmäßige,
weiße, feste Knollen, die sich feinerdig anfühlen und
etwas salzig schmecken, gelten dort als Delikatesse.
Heilerde
Die Heilerde ist ein fast in Vergessenheit geratenes Heilmittel, das für Jahrtausende bei bestimmten gesundheitlichen Problemen eine natürliche Hilfe darstellte.
Heilerde besteht aus naturreiner Löss, entstanden aus
Gesteinen, die mit den eiszeitlichen Gletschern aus dem
Norden in unseren Raum gelangten. Durch Verwitterung
verwandelte sich das Gestein in feines Pulver. Es wird
getrocknet, gemahlen und gesiebt. In dieser Pulverform
wird Heilerde eingesetzt, um störende Substanzen wie
überschüssige Magen- und Gallensäure, Giftstoffe, Stoffwechselprodukte und schädliche Darmbakterien zu binden. Auch bei Durchfall soll Heilerde eine wohltuende
Wirkung haben.
Russische Heilerde
Mumjo wird im tiefsten Russland gewonnen und ist eine
Heilerde, der eine fast mystische Wirkung nachgesagt
wird. Angeblich hätte ein Zar einst einen stolzen Hirsch
angeschossen, der dann in eine Höhle geflohen sei, in
der er das Mumjo von den Wänden geschleckt hätte und
derart rasch geheilt wäre, dass der Zar ihn laufen lies und
fortan Mumjo ernten lies.
Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand
Impressum
Futterjournal
Magazin für anspruchsvolle
Pferdeernährung
17. Ausgabe
Herausgeber:
Nutritiva
Verein zur Förderung
und Entwicklung von Ernährungs­
konzepten und Naturheilmethoden zur
Verbesserung der Gesundheit
von Mensch, Tier und Pflanze
e.V.
61137 Schöneck
Ausblick auf die
nächste Ausgabe
Foto: Slawik
Sauer macht nicht lustig
Blähungen, Kotwasser, schlechte
Futterverwertung: zu den häufigsten fütterungsbedingten
Problemen bei Pferden zählt die
Übersäuerung des Dickdarms.
Das hat Konsequenzen für die
gesamte Gesundheitssituation
des Pferdes. Wie es dazu kommt,
welche Auswirkungen sie hat
und was man dagegen tun kann,
hat Ariane Wehrmaker in ihrer
Bachelorarbeit zusammengefasst.
Beruhigt und besänftigt
Er fällt unter Doping und riecht
unangenehm: Der Baldrian,
auch Stinkwurz genannt. Zusammen mit anderen pflanzlichen
Extrakten wie Hopfen oder Melisse gilt er als mildes Beruhigungsmittel. Die mehrjährige einheimische Pflanze gilt traditionell als
Therapeutikum gegen Nervosität, innere Unruhe, Anspannung
oder Reizbarkeit.
Appetitlos –
wenn der Magen drückt
Magengeschwüre sind nicht
nur bei gestressten Managern
das Ergebnis eines ungesunden
Lebenswandels. Fehler bei Fütterung und Haltung, Stress sowie
Medikamente schlagen auch
unseren Pferden auf den Magen.
Die Folge sind häufig Magengeschwüre. Studien haben gezeigt,
dass jedes zweite Fohlen und jedes
zweite Turnierpferd unter einem
Magengeschwür leidet. Bei den
Rennpferden sind die Zahlen noch
dramatischer – hier ist fast jedes
Pferd betroffen (93 %).
Stoff für die Nerven
Vitamin B6 wird vom Pferd
selbst gebildet. Das setzt aber
eine gute Verdauung und weitere Nährstoffe voraus, um seine gute Wirkung zu entfalten.
Der als Nervenvitamin geltende
Nährstoff sorgt für Gelassenheit
und Ruhe.
Die nächste Ausgabe erscheint im Frühjahr 2010
FutterJournal 17
66
Konzeption:
Karl Möller
Dr. Susanne Weyrauch
Chefredaktion:
Dr. Susanne Weyrauch
(V.i.S.d.P.)
0 62 22 - 9 90 20
Redaktion:
Dr. Eberhard Moll
Sarai Fauerbach
Daniela Haas
Cordula Becker
Prof. Dr. Hanns Ludwig
Dr. Krzysztof Marycz
Christiane Slawik
Christine Bauer
Dr. Manfred Roth
Dr. Christina Paulson
Karl Möller
Lektorat:
Christine Bauer
Layout:
Karl Möller
Titelfoto:
Christiane Slawik
Fotos:
Recki, Slawik, Dr. Paulson,
Reumann, Angels
Online Ausgabe:
www.futterjournal.de
Wolf Schreiber
Anzeigen:
Stephan Krug
0 66 42 - 96 06 14
Druck:
Druckkollektiv Giessen
Verlag:
moeller.de
Nahrungsberg 16a
35390 Giessen
[email protected]