Verhängnisvolle Affäre - Bornavirus BDV, Borreliose, Herpes
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Verhängnisvolle Affäre - Bornavirus BDV, Borreliose, Herpes
Nummer 17 9. Jahrgang Herbst 2009 Weidepflege: Grüne Wiese oder Steppe Bornavirus: Verkanntes Risiko Hufrehe und Insulin: Verhängnisvolle Affäre Foto: Christiane Slawik Editorial Dopen Sie noch oder ernähren Sie schon? So viele Dopingfälle, so viel Wirbel. Würde man sich über die Ernährung eines Sportlers so viele Gedanken machen wie über seine Medikation, würden einige psychische und physische Probleme erst gar nicht auftreten. Foto: Slawik Die Krux an der Sache ist jedoch, dass jeder Sportler oder Pferdebesitzer bereits der überzeugten Meinung ist, er würde sich, bzw. sein Pferd richtig ernähren. Wobei weder eine Nährstoffbilanz erstellt worden ist noch die Überprüfung einer Mangelsituation stattgefunden hat. In dem sicheren Bewusstsein, das mit der Ernährung würde schon stimmen, wird eine Medikation eingeleitet. Woher diese Sicherheit kommt, ist mir schleierhaft. Fakt ist, dass über die Möglichkeiten der Fütterung für die Leistungsoptimierung viel zu wenig bekannt ist. Dr. Susanne Weyrauch Würde man vor dem Gedanken an eine Leistungssteigerung durch Doping erst die Futterration gründlich überprüfen und das Potential einer nährstoffgerechten Fütterung ausschöpfen, gäbe es viele dieser unschönen Fälle nicht, die den Reitsport in Misskredit führen. Wir empfehlen Ihnen, regelmäßig das Futterjournal zu lesen, um einen Einblick in die fantastische Welt der Ernährung zu erhalten. Ihre Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand Chefredakteurin 3 FutterJournal 17 Inhalt Inhalt 4 Titel Eine verhängnisvolle Affäre Hufrehe und Insulin Übersteigen die Blutspiegel des Zuckerhormons den Normalbereich, ist das Risiko für eine Hufrehe erhöht. Muss deshalb Insulin bei Rehekandidaten abgesenkt werden? Aktuelle Forschungsergebnisse legen diesen Schluss nahe. Was ist über die Rolle von Insulin bei der Reheentstehung bekannt? Wie können wir die Gefährdung gering halten oder neue Reheschübe vermeiden? Foto: Slawik Früher galt die Diagnose Borna als unwiderrufliches Todesurteil. Forschungsarbeiten an der Freien Universität in Berlin haben nun ergeben, dass von 100 Pferden in Deutschland 60 das Bornavirus in sich tragen und 16 Prozent unter Symptomen leiden, die durch das Virus mit verursacht werden. Die Bornasche Krankheit wurde kürzlich auch für den Menschen beschrieben, wobei das Pferd den natürlichen Wirt abgibt. FutterJournal 17 3 Notizen Masterstudiengang Pferdewissenschaften Bessere Heuqualität Erwin Schäfer ist tot Helle Kleven: Physiotherapie für Pferde Lavendel- Heilpflanze des Jahres Zwei neue Bücher von Chrstiane Slawik 12 48 Editorial Dopen Sie noch oder ernähren Sie schon 4 6 8 10 12 Rasseportrait Vom idealen Kriegspferd zum frommen Sportler Der Trakehner 22 Kräuter Der Gigant unter den Heilpflanzen Ginseng 28 Praxis Satte grüne Wiese oder zertreten Steppe - alles eine Frage der Pflege 30 Ernährungslehre Stark für das Bindegewebe Silizium 36 Interview Reitsport imWandel der Zeit Interview mit Manfred Hölzl 42 Forschung Verkanntes Risiko Bornaviren 48 Futter-Praxis Heiler ohne Hirn Das geheime Leben der Blutegel 52 Forschung Hufprobleme - ein Fall für die Fütterung? Ergebnisse einer Pilotstudie 58 Hund Kontrolle ist wichtig Gesäugetumoren bei der Hündin 62 Mensch Kein Ekel vor Erde Geophagie - das Essen von Erde 64 Impressum 66 Notizen Masterstudiengang Pferdewissenschaften Heuqualität Mangelnde Heuqualität ist für viele Besitzer immer wieder ein Reizthema im wahrsten Sinne des Wortes. Das traditionelle Aufschütteln des Heus ist oft sehr zeitraufwendig. Daher vertreibt die Firma Agrosuter einen Heustaubsauger, der Feinstaub, Erdpartikel und anderen Fremdkörpern fliegt. In Göttingen werden wissenschaftlich qualifizierte Nachwuchskräfte für den sich stets weiter entwickelnden Arbeitsmarkt des Pferdesektors ausgebildet. Der Masterstudiengang setzt ein abgeschlossenes, mindestens 6-semestriges Studium (z.B. einen Bachelor in Agrarwissenschaften ) voraus. Die Studenten befassen sich mit naturwissenschaftlichen Grundlagen, der Physiologie, der Zucht, Haltung, Fütterung (5%), Nutzung und Hygiene des Pferdes sowie der Betriebswirtschaftslehre und Unternehmensführung pferdehaltender Betriebe und mit den Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt. Die Regelstudienzeit beträgt vier Semester. pferdewissenschaften.uni-goettingen.de Neues Kräuter-Mineralfutter speziell für Rehepferde Pferde, die unter dem Equinen Metabolischen bzw. Cushing Syndrom und der daraus möglicherweise entstehenden Hufrehe leiden und Pferde, die Störungen im Muskelstoffwechsel haben, sind oft auf eine getreidereduzierte oder getreidefreie Diät angewiesen. Die Heurüstmaschinen, die auch Stroh staubärmer werden lassen gibt es bei Agrosuter in zwei verschiedenen Grössenmodellen, fahrbar, mit oder ohne Stossrechen. www.agrosuter.ch Da eine überwiegende Heuund Strohfütterung für die Mineralisierung bei weitem nicht ausreicht und bei diesen Pferden oft ein Mangel an spezifischen Nährstoffen besteht, wurde Glucogard entwickelt. Dieses besondere Kräuter-Mineralfutter gleicht langfristig Mangelerscheinungen aus und ermöglicht eine vollwertige Fütterung auf der Basis einer Faserfütterung (Heu und Stroh). Erwin Schäfer ist tot Die Mineralstoff- und Vitaminkombination wurde so gewählt, dass auch der Insulin- und Kohlenhydratstoffwechsel mit den notwendigen Funktionsnährstoffen versorgt wird. Deshalb profitieren auch Sportpferde, die mit größeren Getreide- und damit auch Stärkemengen konfrontiert sind, von Glucogard. Nach schwerer Krankheit und viel zu früh verstarb der 61jährige Erwin Schäfer. Der passionierte Jäger und Pferdefreund war bekannt als der Vater des gelben Leinsamens. Sein blausäurefreier Leinsamen wird als „Leingold“ von vielen Pferdeliebhabern besonders im Fellwechsel oder in der Rekonvaleszenz sehr geschätzt. Wir werden ihn sehr vermissen! FutterJournal 17 6 CAVALLO SPEZIAL Nur das Beste für Ihr Pferd! Satteln Sie richtig Dieser Ratgeber zeigt Ihnen, wie Sie den richtigen Sattel nden – für jedes Pferd und jede Reitweise. Dazu erhalten Sie wertvolle Tipps zum Anpassen und Auegen des Sattels sowie zur Lederpege. Außerdem eine große Marktübersicht der wichtigsten Modelle und Trends. Bestens im Futter Fachlich fundiert und leicht verständlich erklären die Experten von CAVALLO die neuesten Erkenntnisse in der Fütterung. Dazu gibt es jede Menge praktische Tipps und eine große Marktübersicht für Fertig-Futter. Krankheiten erkennen Dieses umfassende Medizin-Kompendium erläutert die 100 wichtigsten Pferdekrankheiten. 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Fax +49 (0)180 5354050-2550* Scholten Verlag GmbH, Postfach, 70162 Stuttgart, Registergericht Stuttgart HRB 17540, *14 ct/min aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunkpreise können abweichen. Conrad, Düsternstraße 1, 20355 Hamburg, Handelsregister AG Hamburg, HRB 95752. Lieferung BLZ Geldinstitut Geschäftsführer: Dr. Friedrich Wehrle. Vertrieb: DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Dr. Olaf nur solange Vorrat reicht. Ersatzlieferung vorbehalten. Datum, Unterschrift per Bankeinzug gegen Rechnung Konto-Nr. Notizen Das Buch zur Physiotherapie für Pferde Die Norwegerin Helle Kleven möchte mit ihrem neuesten Werk "Biomechanik und Physiotherapie für Pferde" ihren interessierten Lesern das Wissen rund um den Bewegungsapparat des Pferdes vermitteln. Den Angaben der erfahrenen Physiotherapeutin und Osteopathien zufolge hat sich in den letzten 10 Jahren sehr viel auf dem Gebiet der Physiotherapie getan. Diese Therapieform ist heute zu einem wichtigen Bestandteil des Gesundheitsmanagements für Pferde geworden. "Biomechanik und Physiotherapie für Pferde" vermittelt biomechanische Grundlagenkenntnisse, lehrt Anomalien und Blockaden zu erkennen, zeigt Massage- und Dehnungsübungen und stellt physikalische Therapien vor. Gebundene Ausgabe: 224 Seiten Verlag: Fn-Verlag; 1., Neuauflage EUR 24,80 Helle Katrine Kleven, Jahrgang 1964, ist gebürtige Norwegerin. Sie lebt seit 10 Jahren in Deutschland, ist gelernte Krankengymnastin und hat sich durch Lehrgänge in England im Bereich "Physiotherapie für Pferde" ausbilden lassen. Seit 1996 ist sie selbständig. Helle Kleven war unter anderem auch die offizielle Betreuerin der Pferde der Deutschen Vielseitigkeitsmannschaft bei den Weltreiterspielen in Rom 1998, bei den Weltmeisterschaften im Distanzreiten in Dubai 1998 und betreute die Pferde der Vielseitigkeitsreiter bei den Europameisterschaften 1999 in Luhmühlen. Lavendel - Heilpflanze des Jahres 2008 Lavendelblüten wurden früher gerne in kleine Kissen eingenäht und im Kleiderschrank aufbewahrt. Nun wurde Lavendel als Pflanze zur Gesunderhaltung von Nerven und Seele in Zeiten der Reizüberflutung zur Heilpflanze des Jahres 2008 gekürt. Seit alters her wird Lavendel wegen seines frischen, würzigen Duftes als Badezusatz und in Parfums verwendet. In der Zeit von Pest und Cholera mischte man Essig mit Lavendel , Thymian, Salbei und Rosmarin, um sich vor Krankheitsübertragung zu schützen. Manche Adelige vertrieb FutterJournal 17 mit Lavendeltee ihre Migränekopfschmerzen und während des Ersten Weltkrieges verwendete man Lavendelöl zur Wunddesinfektion. Wissenschaftliche Untersuchungen unterstreichen die beruhigende und entspannende Wirkung von Echtem Lavendel und Lavendelöl. Außerdem wirkt Lavendel entkrampfend, wundheilend, leicht antidepressiv, schmerzlindernd, entzündungshemmend und desinfizierend. Als Küchen- oder Futtergewürz sorgt er für exotische Würze und im Garten hält er die Läuse fern. Notizen Neue Bücher von Christiane Slawik „Seit ich denken kann, faszinieren mich Pferde auf eine Art und Weise, die ich nur schwer beschreiben kann“, sagt die Autorin dieses Buches, die bekannte Pferdefotografin Christiane Slawik. „Pferde haben etwas Magisches. Ihre zahlreichen Fans wissen das schon seit jeher. „Mit meiner Kamera versuche ich, dieses Gefühl einzufangen und festzuhalten – den einen, ganz besonderen, magischen Moment, den man nach dem Shooting nicht nur im Herzen mit nach Hause nimmt, sondern über Fotos mit anderen teilen kann.“ Die beeindruckenden Fotos in diesem Buch werden begleitet von Zitaten: Begeisterte Pferdeleute, vom zehnjährigen Stallmädchen bis hin zum berühmten Reitmeister, offenbaren ihre ganz persönlichen Momente des Glücks mit diesen unvergleichlichen Tieren. Entstanden ist ein wunderschön aufgemachtes Geschenkbuch, das die enge Beziehung zwischen Mensch und Pferd in einzigartiger Form zum Ausdruck bringt. Was haben der Schlosskutscher Rudi Almer aus der Steiermark, der Tierarzt Robert Stodulka aus Wien und der „Stanglwirt“ Balthasar Hauser aus Going in Tirol gemeinsam? Es ist die Verbundenheit mit ihren Pferden ob edle Lipizzaner, rassige Andalusier oder warmherzige Noriker. Jedes Pferd hat seine eigene Geschichte – so wie auch ihre Besitzer. Wer die renommierte Pferdefotografin Christiane Slawik nur einmal bei einem ihrer Shootings beobachtet hat, ist fasziniert von der Leidenschaft mit der sie mit der Kamera den Moment einfängt: Christiane ist die Seele, sie ist der Fotoapparat, sie ist die Idee. Und dabei entstehen Aufnahmen, die mit einer außergewöhnlichen Liebe vom Motiv sprechen. Mit den „Pferdegeschichten aus Österreich“ geht Christiane einen Schritt weiter. Sie erzählt in Wort und Bild über außergewöhnliche Schicksale von Menschen, die ihr Leben in den Dienst der Pferde stellen, von Pferden, die Außergewöhnliches erlebt haben und von Orten mit außergewöhnlichen Begebenheiten. Sondereinband: 128 Seiten Verlag: Cadmos (27. 09.2009) Preis 19,90 Euro ISBN 978-3-86127-471-1 Sondereinband: 128 Seiten Verlag: Av Buch (25. 10 2009) Preis 24,90 Euro ISBN 978-3-7040-2340-7 Christiane Slawik, renommierte Fachjournalistin und Fotografin, hat sich mit Leib und Seele der Pferdefotografie verschrieben. Auf der Suche nach ausdrucksstarken Momenten lässt sich die Würzburgerin durch die jeweilige Situation, Licht und Farbe, die Ästhetik und den individuellen Charme des Pferdes inspirieren. Ihre Fotografien zeigen deutlich ihre künstlerische Vorbildung und Veranlagung, fangen Temperament, Charme und Persönlichkeit eines jeden Tieres perfekt ein. Christiane Slawik bereiste in Sachen Pferd bereits große Teile der Welt und veröffentlicht ihre Arbeiten in über 40 Verlagen. FutterJournal 17 10 PREMIUM bietet mehr Starten Sie in die S-Klasse mit den zusätzlichen Funktionalitäten von ClipMyHorse.de PREMIUM •Aufruf einzelner Prüfungen • direkte Suche nach Reiter und Pferd • Pedigrees • Reiterportraits • Vollbildfunktion Und das alles für nur 5,-3 monatlich! Gestüt Tannenhof K. C. Plönzke 65321 Heidenrod-Watzelhain Tel.: 06124 - 4321 · Fax: 06124 - 6279 e-mail: [email protected] Internet: www.gestuet-tannenhof.com Titel Ü bersteigen die Blutspiegel des Zuckerhormons den Normalbereich, ist das Risiko für eine Hufrehe erhöht. Muss deshalb Insulin bei Rehekandidaten abgesenkt werden? Aktuelle Forschungsergebnisse legen diesen Schluss nahe. Was ist über die Rolle von Insulin bei der Reheentstehung bekannt? Wie können wir die Gefährdung gering halten oder neue Reheschübe vermeiden? Wie entsteht Hufrehe ? Hufrehe ist ein Schreckgespenst für jeden Pferdebesitzer. Sehr oft ruiniert sie das Fundament der Beine und macht damit das Bewegungstier Pferd auf Dauer „unbrauchbar“. Zumindest schwebt fortan das Damoklesschwert neuer Reheausbrüche über Pferd und Reiter. Grund genug, alles zur Vermeidung der „Pododermatitis aseptica diffusa“ zu tun. Dafür muss man zunächst wissen, welches die Hauptursachen für diesen GAU der Hufe sind. Traditionell werden mechanische („Überlastungsrehe“), chemischtoxische (Vergiftungs- oder Medikamentenrehe) oder fütterungsbedingte Ursachen unterschieden. Heute geht man davon aus, dass den meisten Fällen eine Fehlernährung zugrundeliegt (s. Wintzer, Krankheiten des Pferdes 1997). Akute Auslöser wie Giftstoffe, Cortisonpräparate oder eine sehr hohe akute Aufnahme von Stärke und Fruktan können schließlich zum offenen Reheausbruch führen. Welche Fütterungsfehler sind grundlegend für die Reheentstehung? Hier unterscheidet man zwei Hauptursachen. FutterJournal 17 Eine verhän Affäre Hufrehe, Insulin und Titel Hufrehe durch Dysbiose Die klassische Fütterungsrehe wird durch ein Ungleichgewicht im Dickdarm verursacht (s. Meyer, Coenen Pferdefütterung 2002). mangelnde Bewegung Foto: Slawik gnisvolle Wenn große Getreiderationen also Hafer, Gerste oder Mais verfüttert werden, übersteigt dies leicht die Verdauungskapazität der vorderen Darmabschnitte. Unverdaute Getreidestärke flutet dann weiter hinten, im Dickdarm an, wo es zu einer übermäßigen Vermehrung an milchsäurebildenden Bakterien kommt. Man nennt dies „Dickdarm-Dysbiose“, da die biologisch nützliche Darmflora durch die einseitige Bakterienvermehrung aus dem Gleichgewicht gerät. Die bakteriell produzierte Milchsäure greift ausserdem die Schleimhäute des Dickdarms an, die somit durchlässiger für Giftstoffe werden. Solche Gifte, die sogenannten „Endotoxine“, werden fatalerweise von Darmbakterien abgegeben, die aufgrund der Dysbiose zugrundegehen. Sie gelangen durch die geschädigte Darmschleimhaut ins Blut, wodurch sie bis zum Huf gelangen. Im Umfeld des Hufkomplexes bewirken die Endotoxine auf nicht völlig geklärte Weise eine Reihe problematischer Veränderungen. Offenbar im Zusammenspiel von Fusionen und Verengung der Blutgefäße sowie durch Blutverdickung kommt es zur einer Minderdurchblutung der Huflederhaut. Zusätzlich werden Entzündungsfaktoren wirksam. Die Minderdurchblutung führt im Lederhautbereich zu Sauerstoff- und Nährstoffverarmung. Gewebebezirke beginnen zu degenerieren. Im Verlauf des Entzündungsprozesses erhöht sich der Flüssigkeitsdruck im beengten Raum der Hufkapsel. Zusätzlich werden Zersetzungsenzyme („Metalloproteinasen“) aktiv. FutterJournal 17 Titel Als Folge dieser Prozesse können die Blättchen der Hufwand und der Huflederhaut ihre Verzahnung schließlich nicht mehr aufrechterhalten. Damit geht die Verbindung des Hufbeins mit der Hornkapsel in einem schmerzhaften Prozess verloren. Die Ablösung wird durch den normalen Zug der tiefen Beugesehne am Hufbein noch beschleunigt. Die Akutphase der Hufrehe ist damit ung ermöglichen könnten. Somit würde Fruktan komplett in den Dickdarm weitergeleitet, wo es in ähnlicher Weise wie Stärke eine Bakterienwucherung bewirken kann, mit den zuvor geschilderten Folgen für den Hufkomplex. Die fruktanreichen modernen Grassorten wie das Deutsche Weidelgras sind deshalb für Pferde problematisch. Der Gesamt- 1b prozess einer dysbiosebe- Hufrehebeschlag eines polnischen Schmiedes. Das Pferd hatte auf allen vier Hufen eine fütterungsbedingte Hufrehe erreicht (s. Dissertation Coyne, Amherst 2008). Das Hufbein kann sich nun innerhalb des Hufkomplexes absenken oder verdrehen, bis hin zum völligen Verlust der Hornkapsel. Dysbiose durch Fruktan Nicht nur die Getreidestärke sondern auch große Mengen des Graszuckers Fruktan (z.B. 2,5 kg/Tag) lösen nachweislich eine Hufrehe aus. Man geht davon aus, dass das Pferd für diesen Mehrfachzucker keine Dünndarmenzyme bereitstellt, die eine Verdau- FutterJournal 17 dingten Hufrehe läuft in zwei bis drei Tagen ab. Bei geringerer aber andauernder Fehlernährung nimmt er vermutlich längere Zeit in Anspruch. Zweiter Typ der Fütterungsrehe Eine einseitige Fütterung kann langfristig auch auf mehr indirekte Art zur Hufrehe führen. Sie entsteht im Zusammenhang mit einer „Insulinresistenz“. Was ist damit gemeint? Es geht eigentlich um eine Resistenz der „Zielgewebe“ des Insulins. 14 Das heisst, Muskel- und Fettgewebe lassen sich von Insulin nicht mehr so gut zur Aufnahme des überschüssigen Blutzuckers (=Glucose) stimulieren, wie das bei normalen Pferden der Fall ist. Die Bauchspeicheldrüse muss deshalb überdurchschnittlich viel Insulin produzieren, um Glucose, die nach Getreideverdauung im Blut anflutet, dennoch in die Gewebe zu schaffen. Diese Kompensation der Insulinresistenz durch Insulinüberproduktion (=“Hyperinsulinämie“) kann im Normalfall lebenslang aufrechterhalten werden. Die betroffenen Pferde regulieren damit immer noch recht gut ihren Blutzuckerspiegel und bekommen deshalb im Gegensatz zum Menschen relativ selten einen Diabetes mellitus. Der amerikanische Forscher Philip J. Johnson prägte für die Verkopplung von Dickleibigkeit, Insulinresistenz und erhöhtem Reherisiko den Begriff „Equines Metabolisches Syndrom“ (siehe dazu auch Futterjournal 12, 2007). Auch bei Pferden mit Cushingsyndrom kann man sehr oft eine Insulinresistenz nachweisen (siehe Futterjournal 14, 2008). Rehe durch Insulinresistenz? Dass Pferde mit verminderter Insulinwirksamkeit und Hyperinsulinismus ein erhöhtes Reherisiko haben, gilt inzwischen als gesichert (Treiber 2006 im Journal of Equine Veterinary Science). Es konnte auch nachgewiesen werden, dass eine Neigung zur Insulinresistenz bei bestimmten Pferden in der Erbmasse angelegt ist. Besonders leichtfuttrige Ponys und Großpferde tendieren dazu. Die Veranlagung zur Insulinresistenz kommt aber nur unter bestimmten Voraussetzungen zum Durchbruch. Dazu gehören Bewegungsmangel und eine individuell zu hohe Futterenergieaufnahme, die zum Fettansatz führt. Besonders ungünstig sind stärke- und zuckerreiche Futter, die Blutglucose und Insulin in die Höhe treiben und dadurch die Ansprechbarkeit der Muskulatur für das Zuckerhormon herabsetzen. Umgekehrt erhöht sich die Insulinwirksamkeit durch reichliche Bewegung. Eine Erhebung der Kentucky Equine Research zeigte, dass auch übergewichtige Sportpferde aufgrund des täglichen Trainings dennoch zumeist eine normale Insulineffizienz haben (Equinews 11, 2008). Die Muskeltätigkeit begünstigt den Glucosetransfer vom Blut in die Muskulatur. So kann die Insulinresistenz überspielt und abgeschwächt werden. Dabei spielt sicher auch eine Rolle, dass die meisten Sportpferde umfassender mit Mineralstoffen, Antioxidantien und Vitaminen versorgt werden. Damit wird ihr Zuckerstoffwechsel effektiver unterstützt als bei Pferden mit geringer Ergänzungsfütterung. Andererseits verbessert auch eine Gewichtsabnahme sowie eine konsequente Herabsetzung des Stärke- und Zuckerkonsums die Insulinsensitivität der Zielgewebe. Neues zur Insulinwirkung Problem erkannt, Problem gebannt? Aber was ist nun unmittelbar verantwortlich für die erhöhte Reheanfälligkeit? Ist es die Insulinresistenz selbst? Sind es die entzündungsfördernden Hormone des Fettgewebes, körpereigenes Cortisol, Minderdurchblutung, Überzuckerung oder Zuckerverarmung? FÜR EINEN GESUNDEN RÜCKEN: DIE IDEALE KOMBINATION AUS LATTENROST UND MATRATZE. DIE OPTIMALE REGENERATION DES RÜCKENS WIRD DURCH DIE IDEALE ABSTIMMUNG ZWISCHEN LATTENROST UND MATRATZE ENTSCHEIDEND UNTERSTÜTZT. Z.B. 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Solche Faktoren treten in Verbindung mit der Insulinresistenz auf und werden nach wie vor als wichtige Einflussgrößen für die Reheentstehung angesehen (siehe Futterjournal 12, 2007). Einige aktuelle Arbeiten rücken nun jedoch das Insulin selbst als möglichen Reheauslöser in den Mittelpunkt. Zunächst zeigten amerikanische Reheforscher, dass sie über die Insulinkonzentration und das Insulin-Glucose-Verhältnis im Blut eine künftige Hufrehe mit mehr als 70prozentiger Sicherheit vorhersagen konnten (Treiber 2006). Ist Insulin toxisch? Mit einem aufsehenerregenden Befund trugen australische Pferdewissenschaftler zur Neubewertung der Insulinproblematik bei (Asplin 2007 im Veterinary Journal). Es war die Entdeckung, dass man durch eine Insulininfusion über drei Tage bei völlig gesunden Versuchsponys eine Hufrehe auslösen kann. Die Ponys waren FutterJournal 17 jung, normalgewichtig, nicht insulinresistent und ohne Rehevorgeschichte. Die Blutzuckerwerte wurden parallel zur Insulingabe durch eine ständig angepasste Glucoseinfusion im Normalbereich gehalten. Es mag fragwürdig erscheinen, dass auf diese Weise fünf gesunde Ponys geopfert wurden. Dennoch trug das Experiment zu einem wichtigen Erkenntnisfortschritt bei. Es konnte die Hypothese erhärtet werden, dass die Hufrehe nicht primär durch die Insulinresistenz an sich oder ihre Begleiterscheinungen verursacht wird. Ausschlaggebend könnte vielmehr der zum Ausgleich überhöhte Insulinspiegel sein. Bei dem beschriebenen Pony-Experiment wurden zwar recht hohe Insulinkonzentrationen im Blut herbeigeführt, die selbst bei insulinresistenten Pferden durch die körpereigene Insulinproduktion nicht ganz erreicht werden. Dennoch kann man sich nun vorstellen, dass eine ausgeprägte lang16 Phasen der Reheentwicklung Ein Kennzeichen der „metabolischen“ Hufrehe ist ja, dass sich degenerative Veränderungen in der Blättchenzone des Hufes über viele Jahre ohne klare Lahmheitssymptome anbahnen. Die Blättchen einer Seite verlängern sich dabei allmählich, bis sie schliesslich in der akuten Rehephase die Verbindung mit den gegenüberliegenden Blättchen der Lederhaut verlieren. Das Hufbein löst sich damit aus seiner Aufhängung innerhalb der Hufhornkapsel. Der Gesamtvorgang der Reheanbahnung verläuft oft schubweise, wobei wohl jahreszeitliche Einflüsse eine Rolle spielen. Die akute Hufrehe kann sich als bloßes Endstadium des schleichenden Degenerationsprozesses ergeben. Andersartige Rehefaktoren, wie zum Beispiel die stärke - oder fruktanbedingte Dysbiose, können aber hinzukommen und die Akutphase vorzeitig herbeiführen. Warum Insulin die Rehe begünstigt Insulin ist ein lebenswichtiges Hormon, das für die Blutzuckerkontrolle und die ausreichende Glucoseversorgung der Muskulatur verantwortlich ist. Außerdem ist Insulin an der Blutflussregulation im Gefäßnetz beteiligt. Vieles Fotos: Slawik Futter-Praxis Bewegungsmangel und Fettleibigkeit können der Veranlagung zur Insulinresistenz zum Durchbruch verhelfen spricht dafür, dass diese Regulation bei Hyperinsulinämie gestört ist, wodurch sich die Blutgefäße im Umfeld der Hufe zu sehr verengen. Auch bei Ratten wurde gezeigt, dass eine Insulininjektion örtlich begrenzt die Durchblutung vermindert. Dies wird darauf zurückgeführt, dass sich nach der Insulingabe Kurzschlüsse zwischen Venen und Arterien bilden, ähn- lich wie beim diabetischen Fuß des Menschen. Auch bei Rehepferden wurden solche „arteriovenösen shunts“ im Versorgungsbereich der Hufe gefunden. Sie bewirken, dass das arterielle Blut im unteren Fesselbereich teilweise schon vor Erreichen des Hufkomplexes wieder nach oben zurückfließt. Engstellung der Blutgefässe und Umleitung des Blutes sorgen für Nährstoff- und Sauerstoffverarmung im Lederhautbereich. Dies dürfte Gewebeuntergang und Blättchentrennung bei der Reheentwicklung wesentlich begünstigen. Als zusätzliche rehefördernde Effekte des Insulins werden Blutverdickung und erhöhte Ausschüttung von Zersetzungsenzymen diskutiert (Frank 2009 und Walsh 2009 im Journal of Equine Veterinary Science). Ähnliche Wirkungen werden auch den Endotoxinen bei der dysbiosebedingten Hufrehe zugeschrieben (siehe obere Abschnitte). Insulinsenkung zur Rehetherapie? Ein weiterer Paukenschlag gelangen Walsh und Kollegen (2009) mit einer Interventionsstudie bei insulinauffälligen Rehepferden. Über Kalorien- und Stärkere- duktion, Weideentzug und – wo möglich - ein Bewegungsprogramm konnten die überhöhten Insulinspiegel dem Normalbereich angenähert werden. Nach durchschnittlich acht Monaten wurde eine Verringerung des Rehegrades in dem Maße erreicht, wie sich das Nüchterninsulin absenkte. Vor dem Hintergrund der dargelegten Erkenntnisse werden aus dem Kreis der Reheexperten die Rufe nach einer Überprüfung und Normalisierung des Insulinspiegels immer lauter. Für Pferde mit Metabolischem oder Cushingsyndrom ist dies im Sinne der Vorbeugung auch dann sinnvoll, wenn sie zuvor noch keine Hufrehe hatten. Dabei kommt es darauf an, die Insulinwirksamkeit an den Zielgeweben zu verbessern. Die Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse wird daraufhin automatisch gedrosselt, da der Körper nun weniger davon benötigt. Die Insulinkonzentration im Blut kann somit wieder auf normale Werte absinken. Möglichkeiten zur Insulinsenkung Zur Reheprophylaxe durch Normalisierung überhöhter Insulinspiegel sind folgende Maßnahmen erfolgversprechend: n Training von bewegungsfähigen Pferden mit mittlerer Intensität für mindestens 30 Minuten täglich. Dies allein kann schon die Insulinwirkung verbessern. n Reduzierung der Aufnahme von Stärke und Zucker inclusive Fruktan. n G e w i c h t s r e d u k t i o n b z w. Abbau von örtlich begrenzten Fettpolstern, zum Beispiel am Mähnenkamm. Die Pferde dürfen aber nicht hungern. Dies könnte gefährlich sein und zum gegenteiligen Effekt Ein ausgewachsenes Pferd braucht mehr Bewegung als nur Koppelgang 18 FutterJournal 16 Mit Reiter Revue wäre das Futter-Praxis nicht passiert! Probe lesen leicht gemacht! Das einmalige Kennenlern-Angebot: Sie erhalten 2 Ausgaben der Reiter Revue, inkl. 2 Abo-DVDs. Zusätzlich gibt es das Halfter gratis dazu. 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Möchte ich Reiter Revue nach dem Testen nicht weiter beziehen, melde ich mich innerhalb von 10 Tagen nach Erhalt des zweiten Probeheftes schriftlich beim Verlag. Versand des Halfters nach Zahlungseingang nur an eine Adresse innerhalb Deutschlands oder der EU. Bitte Farbe wählen: Blau Bitte Größe wählen: Warmblut Grün Bordeaux Vollblut Schwarz Straße, Nr. PLZ, Ort Telefon (für evtl. Rückfragen)/Fax/E-Mail Gewünschte Zahlungsweise: (Aus Sicherheitsgründen senden Sie diesen Coupon bitte in einem geschlossenen Umschlag) Durch Bankeinzug (nur von deutschen Konten möglich): Kontonummer Bankleitzahl Mit Kreditkarte: VISA Bank Eurocard/Mastercard Amex Pony Kartennummer (14 bis 16-stellig) Prüfziffer gültig bis Ein Angebot der Paul Parey Zeitschriftenverlag GmbH & Co. KG, 19 Reiter Revue-Leserservice, Erich-Kästner-Str. 2, 56379 Singhofen, Deutschland, vertreten durch Thorn Twer, Amtsgericht Montabaur HRA 3166. FutterJournal 2/2002 Datum, Unterschrift des neuen Abonnenten (bzw. des Erziehungsberechtigten) RRAF0143 Foto: Slawik Funktionelle Nährstoffe wie Magnesium, Chrom, B-Vitamine und bestimmte Kräuter können zu einer Normalisierung des Insulinspiegels nebenwirkungsfrei beitragen. führen. Die zugeführten Kalorien sollten langsam auf den tatsächlichen Bedarf der meist leichtfuttrigen Pferde abgesenkt werden. Langfristige Erhaltungsration anstreben Sehr sauberes, nicht zu früh geerntetes Heu; Tagesmenge: 1,5 – 2% des gewünschten Körpergewichts. Bei Rehepferden zur Auswaschung von Fruktan das Heu für eine Stunde tauchen. Die Aufnahme von Weidefutter sollte verhindert oder stark eingeschränkt werden. Bei Weidegang Heuzulage entsprechend kürzen. Zucker- oder stärkereiches Weidefutter ist ganz zu meiden. Hochwertiges Mischfutter; Tagesmenge: 0,1 – 0,3% des gewünschten Körpergewichts (stark geforderte Pferde entsprechend mehr). Das Mischfutter sollte maximal etwa 15% Stärke plus Zucker enthalten. Wenn die Versorgung über das Mischfutter nicht ausreicht, Zugabe eines Vitalstoffkonzentrates. Es sollte reich an Magnesium, Spurenelementen und Vitaminen sein. Zusätzliche spezifische FutterJournal 17 Nährstoffe zur Insulinkontrolle sind vorteilhaft (siehe nächster Abschnitt). Zusatz einer kleinen Menge Leinoder Fischöl zur Verbesserung der Durchblutung. Diese Fütterungsvorkehrungen entsprechen dem allgemeinen Prinzip einer artgerechten faserreichen Pferdefüttterung. Damit wird von vornherein auch die Gefahr einer dysbiosebedingten Hufrehe abgewendet. Pferde mit Cushingsyndrom sind oft schon untergewichtig und benötigen genügend Nahrungsenergie. Für sie stehen Bewegung, Stärke-, Fruktan- und Zuckerreduktion bei optimaler Mineral- und Vitaminversorgung im Vordergrund. Die notwendige Futterenergie sollte vor allem über gut verdauliche Fasernährstoffe und hochwertige Öle geliefert werden. Dasselbe gilt auch für insulinresistente Sportpferde. Bei Cushingpferden kann zusätzlich über den Tierarzt eine Symptomkontrolle mit Pergolid® oder Mönchspfeffer versucht werden. 20 Arznei oder Nährstoffe? Nicht immer führen die beschriebenen Allgemeinmaßnahmen zu einem ausreichenden Erfolg, nicht immer können sie konsequent durchgeführt werden. So sind Pferde nach akuter Hufrehe zunächst nicht trainierbar. Manche Tierärzte verordnen dann Levothyroxin, das bei Pferden zur Gewichtsreduktion und Insulinnormalisierung beitragen soll. Levothyroxin, ein Abkömmling der Schilddrüsenhormone, kann allerdings beim Menschen zu Nebenwirkungen wie Herzrasen, Muskelzittern und übermäßigem Schwitzen führen. Für Pferde ist es nicht zugelassen. Auch Metformin, ein orales Diabetesmedikament vom Typ der Biguanide, wird bereits bei Pferden eingesetzt. Biguanide führen beim Menschen mitunter zu einer Milchsäureazidose (siehe Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch). Auch bei Pferden wird über schwere Nebenwirkungen durch Metformin berichtet (Neubert 2009 in Hundkatzepferd). Demgegenüber sind funktionelle Nährstoffe grundsätzlich als sicher einzustufen. Zur Normalisierung der Insulinspiegel kommen Magnesium, dreiwertiges Chrom, B-Vitamine, Antioxidantien, Zimt, Ginseng, Taigawurzel und weitere Kräuter in Frage. Aktuelle ernährungsphysiologische Entwicklungsarbeiten versprechen dazu in Kürze weitere Erkenntnisse. Wir werden berichten. Insgesamt bieten tägliches Training und eine angepasste Fütterung mit funktionellen Nährstoffen für Pferde die besten Chancen auf ein Leben ohne Hufrehe. Dr. Eberhard Moll Vom idealen Kriegspferd zum frommen Sportler E s gibt wenig Pferderassen, denen soviel Respekt gezollt, so viel Huldigung entgegengebracht wird und die so zum Mythos stilisiert wurden wie der Trakehner. Trakehner stammen ursprünglich aus der Provinz Ostpreußen, die während des Deutschen Reichs (1871 bis 1945) an Russland grenzte, heute aber völkerrechtlich zu Polen und Russland gehört. Diese Rasse kann nicht losgelöst gesehen werden vom Zusammenbruch des Deutschen Reiches, dem Ende des Zweiten Weltkriegs, von Zerstörung, Vertreibung und Flucht. Foto: Jan Reumann FutterJournal 17 Rasse-Portrait Kein friedlicher Anfang Die Anfänge der Trakehnerzucht gehen zurück bis ins 13. Jahrhundert, in die Zeit der Christianisierung Ostpreußens. Die missionierenden und kolonialisierenden Ritter des Deutschordens züchteten Militärpferde auf der Grundlage des Schweiken-Ponys, das über den Konik direkt zum Tarpan führt. Diese robuste Abstammung soll auch heute noch dem Trakehner natürliche Vitalität, Härte und Ausdauer verleihen. Im Jahr 1732 gründete König Friedrich Wilhelm I. von Preußen das königliche Trakehner Stutamt. Die systematische Reinzucht begann im Jahr 1787 mit dem Schwerpunkt, Remonten und Offizierspferde hervorzubringen. Ein ausführliches Prüfungssystem und die peinlich genaue Dokumentation der Abstammung sind bis heute Vorbild für die Warmblutzucht. Das Zuchtziel war ein elegantes, mit einem komfortablen, ausgreifenden Trab ausgestattetes Pferd, das den Offizier stolz machen sollte, aber dabei robust und mutig war und dem Reiter ermöglichte, schnell vorwärts zu kommen. Die härteste Leistungsprüfung Von den zuvor rund 25000 registrierten Trakehnern überlebten nur rund 1200 den Treck über das gefrorene Haff und gelangten in den Westen. Von der Stutenherde des Hauptgestüts Trakehnen, welche 350 Stuten umfasste, erreichten nur etwa 28 Westdeutschland. Die größte Völkerflucht der jüngsten europäischen Geschichte wurde zu der wohl härtesten Leistungsprüfung in der Geschichte der modernen Pferdezucht. Treue und Mut Die Erhaltung des Warmblutpferdes Trakehner Abstammung als eines der letzten geretteten Kulturgüter des deutschen Ostens wurde zur Aufgabe von Idealisten und wollte organisiert sein! Zu den Züchtern und Freunden des Trakehner Pferdes gehören oft auch die Nachfahren derer, die dank der treuen Tiere den Treck überlebt oder aus dem Krieg heimkehren durften. Wie der Trakehnerzüchter Hans-Ernst Wezel aus Burgkirchen, dessen Vater Der Trakehner wurde auch in der Landwirtschaft eingesetzt, galt aber als das Kriegspferd schlechthin. Viele der heutigen Trakehnerzüchter haben Vorfahren, die ohne dieses Pferd weder die Heimkehr als Soldat aus Russland noch als Flüchtling den Treck in den Westen geschafft hätten. Dem Trakehnerpferd werden Mut und Treue nachgesagt wie keiner anderen Rasse. Ende des Trakehners? Tatsächlich hat kaum eine andere Pferderasse in der Geschichte so eine große Rolle gespielt wie der Trakehner. Aber fast wäre der Trakehner dem Untergang geweiht gewesen. Die Zucht in Ostpreußen brach mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges vollständig zusammen, da nur ein kleiner Bestand der Pferde nach langer Flucht in den Westen gelangen konnte. Die Strapazen, denen die Pferde auf der Flucht im eiskalten Winter 1945 monatelang bei Minusgraden (oft -25°C) ausgesetzt waren, führten zu riesigen Verlusten. Vor allem Zuchtstuten - die meisten hochträchtig - waren vor die vollbeladenen Wagen gespannt. Fast alle verloren die Fohlen. Die im Treck geborenen Fohlen konnten die Flucht nicht durchstehen. Viele Pferde mussten auf dem Weg zurückgelassen werden. Andere fielen den nachrückenden Russen in die Hände oder starben in der Kälte. Die Frommheit des Trakehners (hier Siegerhengst Freudenfest) ist legendär während des Kriegs als Chirurg zu einem bespannten Feldlazarett der 7. Gebirgsjägerdivision gehörte. Dieser ritt den ganzen Feldzug seinen treuen Trakehner Fridolin, dem er auch sein Leben zu verdanken hatte. 23 FutterJournal 17 Foto: Beate Angels Rasse-Portrait Oder Marion Gräfin von Döhnhoff, der 36jährig auf ihrem Lieblingspferd Alarich, alleine die Flucht vom Familienschloss Friedrichstein, 20 Kilometer östlich von Königsberg, bis nach Westfalen gelang. Später galt sie als eine der wichtigsten Journalistinnen der bundesdeutschen Nachkriegszeit. Leistung und Frommheit Der Trakehner geriet eine Weile in Verruf, nur schön zu sein, konnte aber gerade in den letzten Jahren durch Leistung vor allem in Foto: Jan Reumann Sooo schön! Den Trakehnern wird oft nachgesagt, sie seien schwierig. Tatsächlich ist der Trakehner ein rittiges, Beziehung wurde. Dazu der Trakehnerzüchter Hans Peeck: „Das Pferd war für viele Menschen ein Lebenskamerad, mit dem man durch dick und dünn gehen musste, auf den man angewiesen war, vom dem Leben und Überleben abhing. Damit war die Gesundheit des Pferdes von so hoher Priorität, dass diese unter allen Umständen erhalten bleiben musste. Daher musste das Pferd sehr gut gepflegt und gefüttert werden. Durch die Pflege und Sorgfalt entstand eine Bindung zwischen dem Pferdehalter und dem Pferd, deren Nachhaltigkeit in der Beziehung vielleicht heute viele Menschen zum Schmunzeln bringen würde.“ Diese Ausstrahlung blieb erhalten, obschon beim Trakehner seit den 70er Jahren ein Umzüchten auf Größe erfolgt war. Die arabischen Blutlinien, die derzeit leider kaum noch zur Veredelung genutzt werden, sorgen auch viele Generationen später für diese Noblesse. Trakehner brillieren heute in allen Sportarten, hier Insterburg und Carola Koppelmann, ein aufsteigendes Team im Grand Prix. dem Menschen zugewandtes Pferd, das aufgrund des hohen Blutanteils Sensibilität im positiven Sinne besitzt. Diese Sensibilität macht Trakehner heute auch u.a. zu idealen Therapiepferden. Vor allem Vielseitigkeitsreiter schätzen diese Rasse aufgrund ihrer Zuverlässigkeit gepaart mit Leistungsbereitschaft. Die Schönheit und der Adel des Trakehners sind ebenso berühmt wie seine Treue. Die jahrhundertelange Einkreuzung von Araber- u. Vollblutgenen hat beim Trakehner eine Noblesse geschaffen, die in dieser Form nur im Trakehner Typ zu finden ist. Dazu gehören große ausdruckstarke Augen, trockene, markante Köpfe mit schmalen Nasen und fein definierten Konturen. FutterJournal 17 den Bereichen Dressur und Vielseitigkeit bestechen. Ein weiteres Merkmal ist die sprichwörtliche Menschenbezogenheit des Trakehner Pferdes. Die auf dem Treck aus Ostpreußen bewiesene Treue der Trakehner zu ihrem Besitzer ist legendär. So sagt man ihnen nach, dass sie ganz besonders zum Strahlen kommen, wenn sie in Harmonie mit ihrem Reiter sind. Vielleicht haben die Trakehner etwas behalten, was verloren gegangen schien. Schauen wir hundert Jahre zurück. Das Geschick einer ganzen Familie hing oft von der Arbeitskraft und dem Arbeitswillen der Pferde ab. Die Pflege und Hege der Tiere war von solcher Wichtigkeit, dass daraus automatisch eine besondere 24 Der Russische Trakehner Die Wirren des Zweiten Weltkrieges machten unzählige Trakehner zum Beutegut der Sowjetischen Armee. Zuchtpferde aus Ostpreußen wurden in die UdSSR verbracht. Dort wurde die Zuchtarbeit weiter betrieben. Russische Trakehner sind kräftiger und knochiger (größerer Röhrbeinumfang) als Deutsche Trakehner. Das liegt auch daran, dass die Deutschen Trakehner einen höheren Vollblutanteil haben, während bei Russischen Trakehnern das Araberblut überwiegt und öfter Inzuchteinpaarungen durchgeführt wurden. Trakehner weltweit Heute werden Trakehner Pferde auf allen Kontinenten gezogen der deutsche Trakehner Verband hat 10 Töchtervereinigungen in aller Welt, die auch den Reinzuchtkriterien der Trakehner Rasse verpflichtet sind. Wir danken dem Trakehner Verband für die freundliche Unterstützung in Wort und Bild. Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand Der Trakehner Verband mit Sitz in Neumünster verzeichnet heute circa 4.500 Mitglieder mit 3.600 Stuten, über 200 Hengsten und der gesamte Pferdebestand wird in Deutschland auf 16.000 geschätzt. Trakehner sind vor allem im Viereck und im Busch zu Hause: Bei der WM 2006 in Aachen verzauberte die HalbtrakehnerStute Matinee mit Andreas Helgstrand (DEN) das Publikum (Silber Kür, Bronze Grand Prix Special). Viele sportliche Kandidaten wurden bei der Hengstkörung in Neumünster entdeckt und weit gefördert. Siegerhengst Gribaldi zählte mit Edward Gal (NED) zu den besten Dressurpferden der Welt, Siegerhengst King Arthur sammelt mit der Ersten Vorsitzenden des Trakehner Verbandes, Petra Wilm, international goldene Schleifen und Siegerhengst Münchhausen startete mit seiner einstigen Reiterin Fie Skarsoe beim CHIO in Aachen und bei der Europameisterschaft in Hagen am Teutoburger Wald. Julia Martin Trakehner Verband Am 16. Oktober 1944 flohen vom ostpreußischen Gut Trakehnen Pferde und Menschen nach Westen. Das 200 Jahre alte, weltberühmte Gestüt mußte sich vor der russischen Roten Armee retten. Eine der ergreifendsten Geschichten aus dem Zweiten Weltkrieg, von Patricia Clough Deutscher Taschenbuch Verlag isbn 978-3-423-34349-7 einfühlsam und 8,50 Euro spannend erzählt. Viele tausend Pferde legten ohne Futter und Wasser Hunderte von Kilometern zurück, viele von ihnen verendeten oder kamen geschwächt und krank in ein anderes Land. Auf der Flucht zogen die Tiere ihre ramponierten Wagen und erschöpften Familien nach Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hessen. Sie brachten ihre Lasten durch bittere Kälte, Eis und Schnee, durch Feuer und Bombenhagel. Selten war das Band zwischen Menschen und Pferden so stark wie damals - die Pferde hatten die Ostpreußen vor Tod, Vergewaltigung, Gefangennahme, Deportation und Zwangsarbeit bewahrt. Und die Ostpreußen hatten ihre Pferde gerettet. 2-a 0707 ZN 43 P Prospekt kostenlos anfordern bei: Mühle Ebert Dielheim GmbH Talstrasse 27 69234 Dielheim Tel: 0049 62 22 99 00 Fax: 0049 62 22 75 111 Mail: [email protected] n theke Apo uch in Futter-Praxis FutterJournal 16 26 Futter-Praxis 27 FutterJournal 2/2002 Der Gigant unter den Heilpflanzen D ie Flasche Ginseng stand schon bei den Großeltern - als heimlicher Gute-NachtSchluck belächelt - auf dem Nachttisch. Das nur zu denken ist anmaßend, denn Ginseng gehört zu den weltweit am meisten verwendeten pflanzlichen Heilmitteln. Koreaner forschen intensiv Mehr als 30 Ginsenoide wurden bereits im seltenen koreanischen Ginseng identifiziert, die jeweils unterschiedliche Wirkungen haben sollen. Die Verteilung der Ginsenoide in der Pflanze gilt laut einer Publikation des Koreanischen Ginseng-Forschungsinstitutes als Qualitätsmerkmal. Beschrieben werden das zentrale Nervensystem dämpfende bis zur muskelentspannenden Wirkung, die sogar Schmerzen und Krämpfe löste. Störungen der motorischen Koordination würden gemildert und die Darmperistaltik gefördert werden. Einige Ginsenoide hätten eine stoffwechselverstärkende Wirkung auf das Knochenmark, und würden die roten Blutkörperchen vor Strahlungseinwirkung schützen. Auch ginge eine Anti-Erschöpfungswirkung Ginseng hat vor allem in Asien eine jahrtausendealte Tradition. Die rübenartige Wurzel aus der Pflanzenfamilie der Araliengewächse (Araliaceae) enthält eine Vielzahl von chemischen Verbindungen. Als Hauptwirkstoffe gelten die Saponine, eine besondere Form von Glykosiden, die beim Ginseng als Ginsenoside bezeichnet werden. FutterJournal 17 28 Foto:Elenaray | Dreamstime.com Ginseng Kräuter Kräuter von einigen Ginsenoiden aus. Daneben spielten Herzschutz, Blutdrucksenkung, der Schutz vor Zusammenballung der Blutplättchen, sowie eine antithrombotische, entzündungshemmende und entgiftende Wirkung eine große Rolle. Ginseng für Mensch und Tier Bisher gilt Ginseng eher noch als Geheimtipp unter Tierhaltern, wobei es inzwischen vermehrt positive Rückmeldungen von Patientenbesitzern, die die Heilkraft der asiatischen Wurzel auch für ihre Haustiere nutzen, gibt. So hat sich die Anwendung von Ginseng in der Tierheilkunde offensichtlich bewährt. Kontrollierte Forschung Die meisten Forschungen, deren Daten von Tierexperimenten oder unkontrollierten Studien beim Ginseng wird gerne eingesetzt bei nervösen, infektMenschen stammen, untersuchten den Gesamanfälligen und durch intensives Training stark belastextrakt, nicht die ten Pferden. Er soll über Wirkung einzelner ausgleichende, kräftigenGinsenoside. So kam de und leistungsstärkenGeschichte man zu der Erkenntde Wirkungen verfügen. Der Ginseng wurde einst nicht nur mit Gold nis, dass Ginseng das Mit Ginseng soll auch eine aufgewogen, sondern war Korea so wichtig, Wohlbefinden stärkt, Verbesserung der Befruchdass die Ausfuhr der Samen lange mit dem Kraft und Energie tungs- und Abfohlrate Tode bestraft wurde. Die Koreaner wollten liefert, gegen divermöglich geworden sein. Ware und Wissen über die Wurzel für sich se Leiden helfen soll behalten. und sogar lebensverDer sibirische Ginseng Erstmals als Heil- und Nährmittel ist der Ginlängernd wirkt. Auch Aber auch der sibirische seng bereits 1080 erwähnt. Wilder Ginseng besser umschriebene G i n s e n g , Ta i g a w u r z e l wächst in schattigen Wäldern so langsam, pharmakologische genannt, verfügt über stoldass er frühestens nach 3 Jahren geerntet Eigenschaften wie ze Heilkräfte, gilt aber als werden kann. Je älter die Pflanze allerdings zum Beispiel immunErsatz für den recht teuren wird, desto wertvoller ist sie. Der Anbau der stimulierende und Ginseng (Panax ginseng) . Ginseng Wurzel ist mühsam und erfordert blutdrucksenkende neben den notwendigen Kenntnissen vor Wirkungen werden Die billigere Alternative allem Geduld. Als optimaler Erntezeitpunkt Ginseng zugeschriewird zur Steigerung der gilt, wenn die Wurzel sechs bis sieben Jahre ben. Leistungs- und Konzentraalt ist. Dem wilden Ginseng wird allerdings tionsfähigkeit bei Erschöpdie größere Heilkraft nachgesagt. Kontrollierte Dopfungszuständen, während pelblindstudien am der Rekonvaleszenz und im Menschen zeigten Alter eingesetzt. Obwohl zum Teil eine signifikante Abnahme der Herzfresich die beiden Pflanzen in ihren Inhaltsstoffen unterquenz und Zunahme der Sauerstoffaufnahme, scheiden, sollen jedoch die Wirkungen ähnlich sein. verbunden mit einer Verbesserung von Konzentration und Gedächtnisleistung. Während sich unter Die Taigawurzel enthält Lignanverbindungen, PheGinseng-Einnahme eine Verbesserung von Herpesnylpropane, Cumarine, Sterole, Saponine und viele infektionen zeigte, war bei der Untersuchung der andere Verbindungen. Diese Substanzen wirken Wirkungen auf die Zellen des Immunsystems nur immunstimulierend und fördern die Anpassung zum Teil eine signifikante Zunahme der T-Lymphodes Körpers an Stresssituationen. Weiterhin soll zyten nachweisbar. die Taigawurzel antiviral, blutzuckersenkend, blutgerinnungshemmend, cholesterinsenkend, blutBei Diabeteskranken führte Ginseng sowohl zu drucknormalisierend und östrogenartig wirken, einem besseren Wohlbefinden als auch zu einer sowie Zellen gegen Gifte schützen können. signifikanten Reduktion von Nüchtern-Blutzuckerspiegel. Es wird auch angenommen, dass Ginseng So kann Ginseng als interessante Futterergänzung den Blutzuckeranstieg nach der Nahrungsaufnahme gesehen werden und auch bei uns kann später mal abschwächen kann. Auch eine mögliche krebshemein Fläschchen auf dem Nachttisch stehen. mende Wirkung wird derzeit bei Ginseng vermutet. A.Returner 29 FutterJournal 17 Satte grüne Wiese oder zertretene Steppe? - alles eine Frage der Pflege S ie ist nicht nur Futtergrundlage, Bewegungsfläche, Spiel- und manchmal auch Schlafplatz sondern auch leider meist nicht ausreichend vorhanden: die perfekte Pferdeweide. Groß und vor allem grün soll sie sein, mit vielfältigem, kräuterreichem und dabei trotzdem widerstandsfähigem Bewuchs. Mit möglichst geringem Anteil an unerwünschten oder gar giftigen Pflanzen, geringem Fruktangehalt und guter Mineralisierung. Mit besten Bodenverhältnissen, die auch größeren Regenmengen trotzen können, guten sicheren Zäunen und schattenspendenden Gehölzen. Eine schöne Vorstellung. Doch die Realität ist bekanntermaßen oft hart und sieht auch in diesem Fall ganz anders aus: Gerade gegen Ende der Weidesaison erinnern Pferdeweiden oft eher an kahle Steppenlandschaften mit zertretener, stark geschä- Foto: Recki digter Grasnarbe, verschmähten Geilstellen und manchmal sogar hüfthohem, büschelweise wucherndem Ampfer und wogenden Brennnesselfeldern. Auch Grünland will umsorgt sein Das Zauberwort gegen solche Zustände heißt hier Weidepflege. Doch schon bei der Standortwahl bzw. Größe sollten bestimmte Grundregeln beachtet werden. Um Schäden durch Verbiss und Trittbelastung im überschaubaren Rahmen zu halten, sollte Eine abgegraste Koppel lädt zum "diebern" ein Foto: Slawik FutterJournal 17 30 bei der Besatzdichte großzügig gerechnet werden. Jedem Großpferd sollten mindestens 1,3 ha, jedem Kleinpferd 0,8 ha zur Verfügung stehen. Aber es kommt nicht nur auf die Größe an. So bieten zum Beispiel längliche Koppeln mehr Bewegungsfreiraum und damit weniger Trittbelastung als quadratisch zugeschnittene. Der Traum von der Kräuterwiese Kräuter erfreuen sich größter Beliebtheit und sind aus der vielseitigen Pferdeernährung nicht mehr weg zu denken. So liegt es natürlich nahe, dass der engagierte Pferdehalter auch möglichst viele dieser gesunden Gewächse auf seiner Weide sehen möchte. Spezielle Pferdegrasmischungen mit einem besonders hohen Kräuteranteil bietet der Handel mittlerweile in großer Bandbreite. Hierbei sollte allerdings einmal darüber nachge- 100 95 75 dacht werden, ob das Grünland zur Mähnutzung oder tatsächlich als Weide mit darauf grasenden Pferden 25 verwendet werden soll. Ein hoher Kräuteranteil ist zwar von Vorteil, nur leider oft nicht von Dauer.5Denn gerade die schmackhaften, zarten Kräuter fallen den suchenden Pferdemäulern als erstes zum Opfer.0 Und sind sie erstmal abgefressen, ist ohne eine erneute Ansaat kaum noch mit ihnen zu rechnen. Denn viele der gewünschten Kräuter haben die Eigenart, dass sie im Gegensatz zu vielen unerwünschten Unkräutern, einjährig sind. Das bedeutet, dass sie im Jahr, in dem sie eingesät werden, zur Samenbildung kommen und danach absterben. Ungünstig dann, wenn die Pferde ihnen keine Zeit zur Samenbildung lassen… Zu den einjährigen Kräutern gehören zum Beispiel Anis, Dill, Petersilie, Basilikum, Borretsch, Bockshornklee, Kamille, Kerbel, Koriander, Kümmel, Mariendistel und die Ringelblume. Wird eine Kräuterwiese mit einjährigen Kräutern angesät, so sollte zumindest im ersten Jahr keine Beweidung erfolgen, so dass die Pflanzen einmal aussamen können. Aber auch dann ist es kaum möglich, den Kräuteranteil dauerhaft hoch zu halten. Zu den zwei- bzw. mehrjährigen und damit etwas dauerhafteren Kräutern gehören zum Beispiel Pastinake, Wegwarte, Schafgarbe und Spitzwegerich. Pferde sind keine Milchkühe In der Literatur wird folgende Gräser- und Kräuterzusammensetzung für die Pferdeweide empfohlen: 70% Gräser, 20% Kräuter und 10% Kleearten. Dieses Verhältnis ist jedoch abhängig von der Bodenbeschaffenheit, sprich pH-Wert und Nährstoffversorgung. Auf stickstoffhaltigen Böden wird kaum eine kräuterreiche Mischung heranwachsen. Hochleistungsgräser aus dem Milchviehbereich brauchen viel Stickstoff. Möchte man aus einer solchen Wiese eine Pferdeweide mit entsprechendem Bewuchs machen, braucht man Geduld, denn bis sich der hohe Stickstoffgehalt im Boden abgebaut hat, können bis zu sieben Jahre ins Land gehen. Vorher wird eine Nachsaat mit Kräutern kaum Erfolg haben. Letztlich sollte aber auch gerade bei viel genutzten Weiden vor allem auf eine widerstandsfähige Grasnarbe Wert gelegt werden. Man denke nur einmal an die 100 Auswirkungen beschlagener Pferdehufe, wenn diese sich im Spiel in Stopp- und Drehbewegungen 95 in die Grasnarbe graben. Und deren Widerstandsfähigkeit wird eher von Gräsern wie Wiesen- und Rotschwin75 gel, Weidel- und Knaulgras, Lieschgras sowie der Wiesenrispe bewerkstelligt und weniger von den empfindlichen Kräutern. Einmal mehr wird deut25 lich, dass gerade viel genutzte Pferdeweiden meist nicht als alleinige Futtergrundlage dienen können 5 0 Heu und Kurzstroh in Quaderballen oder Rundballen Für Pferdewirtschaftsund Großbetriebe Heu und Stroh EUROPAWEIT www.pferdeeinstreu.de Steuernagel GbR Elbenröder Straße 8 D-36304 Alsfeld Tel.: +49 (0)6631-919546 Jede Koppel braucht auch eine Ruhezeit, um sich von der Beweidung zu erholen und damit eine vitalstoffreiche Ergänzung über die Fütterung notwendig wird. Auf die Technik kommt es an Da auch Pferde erstmal das fressen, was ihnen am besten schmeckt, betreiben sie so eine Selektion auf unerwünschte Gräser und Kräuter bzw. Unkräuter. Um nun aber dauerhaft eine hochwertige Futtergrundlage zu erhalten, gehört zu den pflegenden Maßnahmen auch die regelmäßige Nachsaat. Grundsätzlich ist eine Nachsaat dann zu empfehlen, wenn der Altbestand zwar mehr als 50% futterwirtschaftlich wertvolle Gräser, aber ca. 20% Lücken aufweist. Die beste Methode zur Nachsaat ist das Drillen. Die Drillmaschine verursacht mithilfe kleiner Scheibenmesser zentimetertiefe Furchen, in die das Saatgut abgelegt wird. Wenn man das Nachsäen per FutterJournal 17 Hand ausführt, sollte das Saatgut mit einem Rechen eingearbeitet bzw. mit einer Walze angedrückt werden, um ein gleichmäßiges Keimen zu gewährleisten und den Vogelfraß möglichst gering zu halten. Die besten Voraussetzungen sind bei Bodentemperaturen von über zehn Grad Celsius und einer guten Bodenfeuchte gegeben. Besteht der Altbestand zu mehr als 50% aus minderwertigen Gräsern bzw. Unkräutern (Ampfer, Löwenzahn, Brennnesseln) sollte über eine Neuansaat nachgedacht werden. Dafür muss die Weide – am besten im Herbst – umgebrochen und dann ganz neu eingesät werden. Aus den schon genannten Gründen wäre es dann im Hinblick auf den Kräuteranteil im Weidegras sinnvoll, im ersten Jahr keine Beweidung, sondern nur eine Mähnutzung erfolgen zu lassen. 32 Foto: Slawik Rinder als Weidepfleger Nach der Abweidung durch die Pferde sollte die Wiese ausgemäht werden, um Selektionswirkungen auszugleichen. Das muss aber nicht unbedingt durch Maschinen erfolgen. Gute Arbeit können hier nämlich auch Rinder leisten. Vorteile der Mischbeweidung sind ein gleichmäßigerer Verbiss und Tritt, weniger Geilstellen und ein geringerer Anteil an verschmähtem Aufwuchs, da die Rinder das fressen, was die Pferde übrig lassen und umgekehrt. Hinzu kommt, dass der Infektionsdruck durch Endoparasiten gemindert wird, da eine Übertragung bzw. ein Befall zwischen den Spezies auszuschließen ist. Schafe eignen sich als tierische Weidepfleger eher weniger, da sie den Aufwuchs ähnlich wie die Pferde sehr tief verbeißen. Eine wichtige aber oft sehr unbeliebte Maßnahme zur First Class Transport! Senkung des Infektionsdruckes und Verhinderung der Ausbreitung von Geilstellen ist außerdem das Absammeln des Pferdekotes. Gerade auf kleineren, viel genutzten Weiden sollte das „Abäppeln“ möglichst täglich, wenigstens aber dann nach der Beweidung erfolgen. Die regelmäßige Nachmahd, der so genannte Pflegeschnitt, hält nicht nur Geilstellen kurz, sondern kann, wenn sie rechtzeitig durchgeführt wird, auch das Aussamen von Unkräutern verhindern. Langfristig können so unerwünschte oder auch giftige Pflanzen verdrängt werden, ohne irgendwann zur chemischen Keule greifen zu müssen. Giftpflanzen wie das Jakobskreuzkraut haben auf gut gepflegten Weiden mit lückenloser Grasnarbe kaum Chancen sich anzusiedeln bzw. zu verbreiten. Böckmann Fahrzeugwerke GmbH D-49688 Lastrup / Germany +49 (0) 44 72 / 8 95-0 +49 (0) 44 72 / 8 95-5 50 www.boeckmann.com In der Ruhe liegt die Kraft Je nach Jahreszeit muss der Weide eine entsprechende Ruhezeit eingeräumt werden, um nachwachsen und genügend Futtergrundlage bilden zu können. Die dafür benötigten Zeiten variieren von drei Wochen (Juni) bis fünf Wochen(August). Hierbei sollte beachtet werden, dass eine so genannte Restassimilationsfläche nach der Beweidung vorhanden sein sollte. Das bedeutet, dass der Verbiss nicht tiefer als fünf bis sechs Zentimeter erfolgen sollte, um eine lückenlose Grasnarbe zu garantieren und unerwünschten Pflanzen so keine Chance zu geben. Im Märzen der Bauer. Wenn dann die Wiese das Glück hat auch über Winter „ruhen“ zu dürfen und nicht als „Matschpaddock“ umfunktioniert wird, stehen im Frühjahr dann ihre nächsten Pflegemaßnahmen an. Zu Vegetationsbeginn sollten mit Hilfe einer Grünlandschleppe Bodenunebenheiten eingeebnet werden. Hierbei muss angemerkt werden, dass das Verteilen von Kotrückständen im Hinblick auf den Parasitendruck eher negativ zu beurteilen ist und das leidige „Abäppeln“ vorhergehen sollte. Das anschließende Abschleppen mit einer Wiesenwalze trägt zur Wiederherstellung des Bodenschlusses bei, ebnet Trittschäden ein, verbessert die Wasser- und Wärmeleitung und die Tragfähigkeit der Narbe. Das Walzen sollte durchgeführt werden, bevor der Aufwuchs eine Höhe von zehn Zentimetern erreicht hat. Düngen – aber richtig Höhe und Art der Düngung werden ganz klar durch den Nährstoffgehalt im Boden und durch den Nährstoffentzug durch die Pflanze bestimmt. Eine Bodenprobe, die alle vier bis fünf Jahre durchgeführt werden sollte, gibt Aufschluss über den pH-Wert und COMPACT TL Der Kleine mit der großen Klappe. Made by BöckmannNur exklusiv ab Werk! Bedingungen für Larven von Endoparasiten wie Leberegel und Lungenwürmer bieten, die über das Grün von den Pferden aufgenommen werden und schwere Organschäden verursachen können. Vorsicht ist deshalb auch auf Weiden geboten, die an Flussläufen liegen und regelmäßig überflutet werden. Foto: Recki Eine gute Weide ist mit viel Pflegeaufwand verbunden den Versorgungsstatus im Boden. Die Untersuchungsstätten (z.B. LUFA) geben Hilfestellung zur Probennahme und entsprechende Düngeempfehlungen nach der Untersuchung. Je nach Standort kann eine Ausgleichsdüngung mit entsprechenden Elementen (z.B. Selen) notwendig werden. Die recht kostspielige Spurenelementdüngung kommt aber eher selten zum Einsatz. Grundsätzlich ist aber eine reine Stickstoffdüngung bei Pferdeweiden abzulehnen, da hier vor allem die Obergräser gefördert und die wertvollen Untergräser (Kräuter) damit verdrängt werden. Eine Kalkstickstoffdüngung hingegen fördert den Artenreichtum und mindert gleichzeitig den Infektionsdruck. Was können Zeigerpflanzen zeigen? Auch ohne Bodenprobe lässt sich durch die genaue Betrachtung der Vegetation einer Weide eine erste Einschätzung zu den Bodenverhältnissen abgeben. Denn manche Pflanzen gedeihen nur in ganz spezifischen Verhältnissen, wodurch sie als so genannte Zeigerpflanze Aufschluss über den je- FutterJournal 17 weiligen Standort geben können. So ist zum Beispiel das vermehrte Auftreten von Gänseblümchen, Weißklee, Breitwegerich und Hirtentäschel ein Zeichen für Überweidung. Verdichtete Böden bieten beste Voraussetzungen für die flach wurzelnde Gemeine Rispe, das Flechtstraußgras und die Butterblume. Besagte Brennnesselfelder und Ampferbüsche lassen auf keine gute Weidepflege rückschließen. Ein Zeichen für staunasse, verdichtete Böden sind zum Beispiel der kriechende Hahnenfuss und der Sumpfschachtelhalm. Manche Pflanzen können bei gehäuftem Auftreten auch auf mehrere Faktoren hinweisen. So gedeiht der Löwenzahn auf stickstoff- und kalkhaltigen, humusreichen und auch verdichteten Böden. Vorsicht bei nassen Böden! Zu bevorzugen sind trockene, mineralstoffreiche Böden mit einem durchlässigen Untergrund. Dieser verhindert, dass sich Feuchtigkeit stauen und der Boden verdichten kann. Nasse Böden bergen neben einer ungünstigen Gräserzusammensetzung außerdem die Gefahr, dass sie optimale 34 Sind „Magerweiden“ die besseren Pferdeweiden? Magerweiden zeichnen sich durch den Aufwuchs vorwiegend energiearmer Gräser, ein großes Artenreichtum und spezielle Bodenverhältnisse aus und sind für Pferde sehr gut geeignet. Magerweiden dürfen nicht mit einer übernutzten, schlecht gepflegten und verbissenen Weide verwechselt werden. Eine Magerweide für leichtfuttrige Pferderassen entsteht nicht durch unterlassene Düngung oder völligen Verbiss von vorher nährstoffreichen, fruchtbaren Böden. Es käme nur zu einer ungünstigen Verschiebung in der Gräserzusammensetzung. Auch sollte man sich der Tatsache bewusst sein, dass derartig gestresste, weil verbissene Gräser besonders viel Fruktan bilden. Und diese in der Pflanze als Träger- und Speicherstoff gebildeten, schwer verdaulichen Kohlenhydrate können, wenn sie in großen Mengen aufgenommen werden, Verschiebungen in der Dickdarmflora hervorrufen, was im schlimmsten Fall die Hufrehe auslösen kann. Auf üppigen Weiden ist deshalb die zeitlich begrenzte, stundenweise Beweidung das Mittel der Wahl, um Gefahren wie Verfettung oder Hufrehe zu minimieren. Denn schließlich soll der Weidegang ja zur Gesunderhaltung beitragen. Sarai Fauerbach REITERKALENDER 2010 Bestellen Sie jetzt! Damit die Zettelwirtschaft im Spind ein Ende hat: Trainings- und Gesundheitsplaner mit nützlichen Infos Trainings- und Gesundheitsplaner für das Pferd plus praktische Tipps, Ideen und Checklisten rund um Pferd und Reiten. 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Da hier statt einem Gelenk zwei eingebaut sind, fällt der Scharniereffekt weg: Das Gebiss greifen. Besonders Freizeitreiter, deren Haupt- Gebiss drückt nicht gegen den Gaumen. Stattdessen problem ist, dass sich ihr Pferd beim Ausreiten im wirkt es vermehrt auf die Zunge. Bei vielen modernen Gelände nur schwer oder gar nicht anhalten lässt, kau- Gebissen wird neben der Form des gesamten Gebisses fen Gebisse, mit deren Wirkungsweise sie gar nicht auch die Wirkung der einzelnen Gebissteile zueinanGebiss früher eine mehr oder weniger gerade Stange, die ein Gelenk unterbrach, kennzeichnet viele moderne Gebisse eine Bogenform. Denn wie gut man die Wirkung dosieren kann, spielt heute eine große Rolle. Futter: ner Hand einwirkt, ist der von Peter Graßl entwickelte D L S K Zack-Zügel-Sensor. Er besteht aus zwei Ketten und ver- G P La F AUFS MAUL GESCHAUT Futter: P La F sehr unterschiedlich. Was Sie bei der Auswahl eines geeigneten Zaums für Ihr REITERKALENDER 2010 diese Weise die Mitte des Gebisses in den Gaumen. ler, dass sie dann automatisch zu einem schärferen das jedem Reiter zeigt, ob er feinfühlig genug mit sei- Wassertrense, Olivenkopfgebiss, Hackamore oder vielleicht sogar eine Wochennotizen men. Neben dem Zug auf die Laden drückt sich auf che haben. Doch die meisten Reiter machen den Feh- Befinden: G Futter: gebrochenes Gebiss im Maul wie ein Scharnier zusam- kann es gut möglich sein, dass Schwierigkeiten beim Reiten tatsächlich ein ungeeignetes Gebiss als Ursa- der ergonomisch dem Pferdemaul angepasst. War ein P La F Befinden: Donnerstag Reiter beide Zügel gleichzeitig auf, klappt ein einfach Abhilfe zu schaffen. Doch dieser Ansatz ist Anfänger mit Rennski auf der Piste zu glänzen. Dabei Reiterhand, die es benutzt. Ein einfaches Hilfsmittel, K Kandare? Die Bandbreite an Zäumungen ist groß und ihre Wirkungsweise 11 Reiter der Versuchung, durch ein neues Gebiss genauso zum Scheitern verurteilt wie der Versuch, als abhängt, denn: Jedes Gebiss ist nur so scharf wie die L Befinden: Sonntag gebissen geht das nicht über das Gebiss.) Nimmt der vertraut sind. Sie vergessen, dass die Wirkung, die ein Bewegung: 14 D Samstag G Futter: Mittwoch Gebisse und Zäumungen reten Probleme beim Reiten auf, erliegen viele Gebiss auf ihr Pferd hat, zum Großteil von ihnen selbst Training: Befinden: Gebisse und Zäumungen Futter: Bewegung: 13 D Freitag Training: Futter: Dienstag Tipps für den Winter Befinden: G Befinden: Training: 10 12 Futter: Montag Wellness für das Pferd HiM/René van Bakel 08 Training: Erste-Hilfe Bodenarbeit D=Dressur, S=Springen, G=Gelände, L=Longe, K=Koppel, P=Paddock, La=Laufband, F=Führanlage REITERKALENDER 2010 Pferd beachten müssen, lesen Sie hier. 49 102 Weitere Inhalte: Die Olive schiedenfarbigen Papierstreifen, die bei zu viel Zug Das Olivenkopfgebiss steht wieder hoch im Kurs. Waren am Zügel reißen – je nach Farbe bei zwei, vier, sieben, diese Gebisse lange Zeit fast völlig von den Reit- und zehn oder fünfzehn Kilo. Laut Reitlehre sollte der Reiter Turnierplätzen verschwunden, bauen viele neu entwi- schließlich nur wenige Gramm in den Händen halten – ckelte Gebisse auf diesen Typ oder kombinieren ihn. es ist gut, sich das von Zeit zu Zeit in Erinnerung zu Viele Pferde mit Anlehnungsproblemen lassen sich mit rufen. Der Zügelsensor kann in jede Art von Zäumung einem Olivenkopfgebiss deutlich besser reiten, da es eingeschnallt werden. bei dieser Gebissform nicht möglich ist, die Maulwinkel des Pferdes einzuklemmen. Darüber hinaus unterstützt Das Maul ist eines der empfindlichsten Körperteile des die seitliche Begrenzung die Anlehnung schwieriger Pferdes. Reiten sollte deshalb immer überwiegend Pferde. Durch eine ergonomische Form wird erreicht, über Gewichts- und Schenkelhilfen stattfinden, weni- dass die Kraft der Reiterhand gleichmäßig auf Zunge ger über die Hand. Und gerade weil das Pferdemaul so und Zungenränder verteilt wird. Sensible Pferde dan- verletzlich ist, ist es wichtig, dass ein Reiter das richtige ken es dem Reiter, wenn er mit einem solchen Gebiss Gebiss für sein Pferd findet. Grundsätzlich unterschei- diese Kraft gefühlvoll dosieren kann. det man gebrochene und ungebrochene Gebisse. Einfach oder doppelt gebrochene Gebisse wirken bei ein- Ergonomie auf Erfolgskurs seitigem Zug nur auf die Lade, an welcher der Zügel Die doppelt gebrochenen Gebisse markieren den aufgenommen wird. Mit ihnen kann man das Pferd Anfang der Entwicklung in Richtung ergonomisch dem gut stellen und biegen. (Bei ungebrochenen Stangen- Pferdemaul angepasster Gebisse. Denn nur ein REITERKALENDER 2010 REITERKALENDER 2010 > 104 103 Artikel zu: ■ Wochen- & Jahreskalender, Gesundheitsplaner (Impfen, Hufschmied…), Schulferien ■ Erste-Hilfe, Bodenarbeit, Trail- u. Quadrillenreiten, Gebisse, Wellness, Impfen… Bequem per Fax: 0 82 33 / 381-212 oder Tel.: 0 82 33 / 381-361 Ja, ich bestelle hiermit Stück. REITERKALENDER 2010 zum Preis von 14,95 € inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten. Bei Sammelbestellungen gilt folgende Rabattstaffel: 5% Rabatt ab 5 Stück, 10% Rabatt ab 10 Stück, 15% Rabatt bei 15 Stück. Firma Telefon, Telefax Vorname, Name E-Mail 3943/09 Straße, Hausnummer Datum, Unterschrift PLZ, Ort Es gelten die AGB´s des Verlages (www.forum-zeitschriften.de). IPM • Mandichostraße 18 • 86504 Merching • Tel.: 0 82 33 / 381-0 • Fax: 0 82 33 / 381-212 • [email protected] • www.pferdesport-management.de Futter-Praxis FutterJournal 16 36 Futter-Praxis 37 FutterJournal 2/2002 SiliziumStark für das Bindegewebe A Haut, der Luftröhre, der Sehnen und Adern. Hier spielt Silizium offenbar eine große Rolle bei der Gesunderhaltung der Blutgefäße. Silizium finden wir in Knochen, Knorpeln und Zähnen. Auch in Haaren und Horn ist viel Silizium enthalten. Eine besondere Bedeutung aber hat Silizium für das Bindegewebe. Das Bindegewebe liegt wie ein Gerüst im gesamten Organismus vor und umhüllt einzelne Organe. Relativ hohe Siliziumgehalte findet man im kollagenreichen Bindegewebe der Festigkeit und Elastizität Silizium unterstützt die Bildung von Kollagen, festigt das Stützgewebe, verbessert das Feuchtigkeitsspeichervermögen und damit die Elastizität der Gewebe. Hohe Siliziumspiegel treten da auf, wo Gewebe reich sind an Mucopolysacchariden bzw. Glucosaminoglycanen. Es bewirkt durch Verstrebungen zwischen den Eiweißmolekülen Festigkeit und Elastizität im Gewebe, so zum Beispiel auch im Gelenkknorpel. uch wenn das Halbmetall Silizium zu den am häufigsten Vorkommenden Elementen der Erde gehört, zählt es aufgrund des geringen Gehaltes und Bedarfs im Körper zu den Spurenelementen. FutterJournal 17 38 38 Silizium spielt nachweislich neben anderen Mineralien wie Magnesium, Fluor, Kupfer, Bor oder Mangan eine große Rolle bei der Regeneration und Stabilisation von Sehnen-, Bändern, Knochen- und Knorpelmaterial. Die große Bedeutung von Silizium für die Knochenbildung und -reifung wurde in Tierversuchen bestätigt. Eine siliziumfreie Kost führte bei Küken und Ratten zu einer erniedrigten Kalzifizierung der Knochen. Hingegen führt die Gabe von Kieselsäure zu einer Verbesserung der Aktivität der knochenbildenden Zellen (Osteoblasten) und zu einer besseren Kollagenbildung. Ernährungslehre mit der Menopause, was auf den hormoninduzierten Stoffwechsel schließen lässt. Dass sich im Alter der Anteil an Silizium im Körper nicht nur verringert, sondern auch verändert, soll angeblich daran liegen, dass im jungen Körper vor allem Silizium in kolloidaler Form vorliegt, was zu größerer Straffheit und Flexibilität beiträgt. Die inaktive Form des Siliziums würde in den Organismen älterer Individuen hauptsächlich in den Haaren und Horn abgelagert. Foto: fotolia Silizium soll den Zellstoffwechsel und den Zellaufbau aktivieren und so einen Einfluss auf Alterungsprozesse in den Geweben haben. Silizium scheint weiterhin die Hemmung von Entzündungen durch Steigerung der Aktivität der Lymphozyten zu bewirken. In Form von Silikaten (Salze und Ester der Kieselsäure) soll es sogar säurebindend wirken. Im Alter steif Der Stoffwechsel des Siliziums wird über Corticoide, Sexual- und Schilddrüsenhormone reguliert. Im Alter verringert sich die Möglichkeit, Silizium zu resorbieren. Vor allem bei weiblichen Wesen sinkt der Einbau in die Knochen Mit dem Alter und dem Verlust an Silizium lässt auch die Elastizität der Arterien nach, was zu Arteriosklerose und Hautveränderungen führen kann. Aber auch Eingeweidebrüchigkeit, Knorpelschäden, Sehnen- und Bänderschwäche zeigen, wie wichtig Silizium für den Aufbau des kollagenen Bindegewebes ist. Ein Siliziummangel kann aber auch zu Wachstumsstörungen und einer Reihe von Hauterkrankungen wie chronischen Ekzemen und Juckreiz führen. Ebenso können Haarausfall, brüchige Hufe, Zahnfleischbluten und Maulentzündungen auf eine verbesserte Fütterung von siliziumhaltigen Pflanzen bzw. Produkten ansprechen. Bedarf und Aufnahme Der geschätzte Bedarf des Pferdes liegt bei 300 bis 1000 mg pro Tag, wobei nicht die Zufuhr, sondern letztendlich die tatsächliche Aufnahme in den Körper zählt. Dies ist schwierig festzustellen, da Silizium vorwiegend in anorganischen Mineralien, vor allem Quarzen und vielen Halb- und Edelsteinen vorliegt und die tatsächliche Aufnahme nichtorganischer Verbindungen über die Verdauung relativ ungeklärt ist. 39 Bergkristall In wässrigen Suspensionen von fein verteiltem Siliziumdioxid bildet sich langsam Monokieselsäure. Bei 25 °C lösen sich etwa 120 mg SiO2 pro Liter: Das erklärt vielleicht, warum sehr viele Naturheilkundler Trinkwasser mit Bergkristall versehen und nach mehrstündiger Wartezeit trinken. Der Bergkristall besteht aus reinem Siliziumoxid. Er wird seit vielen Jahrhunderten als Heilstein eingesetzt. Vielleicht ist es nicht ausgeschlossen, dass das Tragen von Halbedelsteinketten auf der sauren Hautoberfläche zu einer Aufnahme von Silizium über die Haut führt. Silizium aus der Erde Reich an Silizium sind die als Siedesteine bekannten Zeolithe. Zeolithe gelangten mit der Lava vor Jahrmillionen an die Oberfläche der Erdkruste. Charakteristisch ist ihre Fähigkeit, Ionen auszutauschen und Stoffe zubinden. Zeolithe werden in Ergänzungsfuttermittel in kleinsten Mengen zur Verbesserung der Verdauung eingesetzt. Silizium aus dem Meer Die Zellhülle von Kieselalgen besteht - als mechanischem Schutz vor Fressfeinden - vorwiegend aus Siliziumdioxid. Kieselalgen sind Hauptbestandteil des Meeresphytoplanktons. Als Kieselgur (Diatomeenerde) bezeichnet man die weißliche, pulverförmige Substanz, die hauptsächlich aus den Siliziumdioxidschalen fossiler Kieselalgen (Diatomeen) besteht. Die unverweslichen Siliziumdioxidgerüste bilden im Lauf der Zeit dicke Ablagerungen. Der Einsatz von Kieselgur in der Pferdefütterung hat sich bewährt. Ob hier vor FutterJournal 17 Praxis allem die Bindung von Giftstoffen im Darm oder sogar eine gewisse Aufnahme dieses nicht als organisch zu bezeichnenden Stoffes stattfindet, ist unklar. Erde und Heilerde Es ist belegt, dass das Essen von bestimmten, meist ton- oder salzhaltigen Erden, sowohl beim Tier als auch beim Menschen in vielen Teilen der Welt beobachtet wurde. Erden enthalten eine große Menge an Silizium. Möglicherweise wird hier ein etwaiger Siliziumbedarf gedeckt. Siliziumhaltige Pflanzen Auch Pflanzen nutzen die formund festigkeitsgebende Eigenschaft von Silizium. In Verbindung Silizium und damit für den Körper wirklich gut verwertbares Silizium. Vermutlich ist hier auch ein Grund für den Einsatz von Hirse im Bereich arthrotischer Veränderungen und Bewegungsstörungen vom Pferd zu sehen. Schachtelhalm ist bekannt für seinene hohen Siliziumgehalt viele weitere Gräser, Blätter, äußere Zellen der Baumrinde und Pflanzenhaare sind reich an Silizium. Ebenso Getreideschalen wie Hafer- oder Dinkelspelz. Überdurchschnittliche Gehalte an Silizium findet man auch in Haferkleie, Reis und Reiskleie, Gerste und Weizenkleie. In flüssiger Form als Orthokieselsäure (Sauerstoffsäure des Siliziums) ist Silizium besonders verfügbar für den Körper. Durch den Verarbeitungsprozess ist vor allem Malzextrakt sehr reich an natürlichem und gut verwertbarem Silizium. Zu hohe Gehalte an Silizium machen zum Beispiel Reishülsen (110g/kg) als Tierfutter uninteressant. Meeresfrüchte hingegen haben eine hohe Verdaulichkeit in Bezug auf ihren relativ hohen Siliziumgehalt. Hirse ist reich an Silizium und wird gerne zur Stärkung des Bewegungsapparates gefüttert. mit Kalk hat Silizium in erster Linie Stützfunktion, dabei gibt die Kieselsäure vor allem Elastizität, der Kalk gibt die Festigkeit. Über besonders hohe Anteile an Silizium verfügt der Schachtelhalm (22-54 g/kg). Auch Quecke (Knotengras) (0,2-0,8g/kg) und FutterJournal 17 Silizium ist in Pflanzen vorwiegend an Pektin oder Stärke gebunden. Ganz besonders reich an Silizium ist die Hirse. Verschiedene Hirsearten, wie die Wildhirse, auch als Braunhirse bekannt, enthalten 5,5 Gramm pro Kilogramm und liefern organisches 40 Sichere Zufuhr Silizium aus Pflanzen oder Pflanzenextrakten gelten als sinnvollste natürliche Siliziumquelle, da das Silizium als Orthokieselsäure oder organisch gebunden für den Körper relativ gut resorbierbar ist. Die direkte Aufnahme von Silizium aus mineralischen Quellen ist umstritten. Eine übermäßige Calciumzufuhr hemmt die Aufnahme von Silizium. Eine Überdosierung ist zwar eher unwahrscheinlich, extreme Mengen von Silizium können aber zu einer erhöhten Harnsteinbildung, Lungenschäden, diversen Karzinomen und Herzschäden führen. Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand Interview Futter-Praxis mit Manfred Hölzel Reitsport im Wandel der Zeit I st man hoffnungslos veraltet oder steuert die Reiterei nun einer einzigartig humanen Zukunft entgegen? Diese Frage stellt man sich heute, wenn man feststellt, wie viele verschiedene Ausbildungsweisen für Reiter und Pferd angeboten werden und man selbst doch noch ausschließlich bei alten Kavalleristen reiten gelernt hat. Um uns über diese Frage mehr Klarheit zu verschaffen, machten wir uns auf den Weg zu Manfred Hölzel in die Körschmühle in Stuttgart-Möhringen. Wir suchten einen kompetenten Ansprechpartner, der generationenübergreifend tätig ist, um zu erfahren, ob früher wirklich alles besser war. Der 68-jährige Manfred Hölzel ist waschechter Schwabe mit der Bescheidenheit, die wir in dieser vollendeten Form nur im „Ländle“ finden. Er ist Turnierrichter bis zum Grand Prix und war höchst erfolgreicher Reiter in allen Disziplinen. Bekannt ist auch sein 1999 verstorbener Bruder Dr. Wolfgang Hölzel, der ebenfalls im Reitsport sehr erfolgreich war und FutterJournal 17 42 zahlreiche Fachbücher geschrieben hat, u. a. gemeinsam mit Martin Plewa das Buch „Profi-Tips für Reiter“, das Maßstäbe für eine moderne Ausbildungslehre setzt. Futterjournal: Woher stammt Ihre große Erfahrung in der Reiterei? Manfred Hölzel: Vor allem von meinem Vater, 1914 geboren. Er war bei der Kavallerie und im Reiterregiment 18 in Bad Cannstatt stationiert. Im Zweiten Weltkrieg war er bei der berittenen Einheit und kam vom Russlandfeldzug verwundet zurück. 1949 baute er einen Reitstall in Bad Cannstatt auf und zog mit ihm 1953 in die Körschmühle um. Da damals noch nicht die Möglichkeit bestand, eine Lehre als Bereiter zu machen, ging ich beim Vater in die Lehre und besuchte daneben die Handelsschule. Futterjournal: Wie wichtig war die Kavallerie-Erfahrung Ihres Vaters für Sie? Interview Futter-Praxis Manfred Hölzel: Mein Vater prägte mich entscheidend im Umgang mit Pferden. Er legte besonderes Gewicht auf das Anreiten von Remonten (jungen, drei- bis vierjährigen Pferden) und auf die Förderung jugendlicher Reiter, bei der ihm seine frühere Erfahrung in der Ausbildung von Rekruten zugute kam. Ich habe gelernt, viel Wert auf die Dressurarbeit zu legen. Das gilt auch für Springpferde (wie für alle Sparten der Reiterei), für deren Ausbildung die Dressurarbeit Grundlage ist und die durch die Dressur wesentlich verbessert werden. Für mich besteht noch heute der größte Reiz darin, ein dreijähriges Pferd bis zum Grand Prix zu fördern. Ein Pferd von Anfang an in Ruhe auszubilden, ist immer dankbarer, als ein geschädigtes Pferd zu korrigieren. Leider nehmen sich die meisten heute nicht mehr die hierfür notwendige Zeit! Wenn ich ein von mir ausgebildetes Pferd verkaufe, dann am liebsten an einen Reiter in meinem Stall, den ich dann gemeinsam mit dem Pferd durch Unterricht gezielt weiter bringe. Dabei ist es sehr wichtig, das Pferd entsprechend seiner Veranlagung zu nutzen, die leider oft nicht richtig erkannt wird. Ein ambitionierter Dressurreiter sollte nur ein Pferd reiten, das für die Dressur wirklich geeignet ist. Dasselbe gilt für den Springsport. machen es den Reitern wesentlich einfacher als früher, besonders was Rittigkeit und Kooperationsbereitschaft angeht. Sie verfügen zum Beispiel über ideale Kopf-Hals-Ansätze und gehen leichter durchs Genick. Futterjournal: Wie beurteilen Sie die Tatsache, dass es heute eine so große Fülle von Literatur über den Pferdesport gibt? Manfred Hölzel: Die Reiterei ist zu einem Sport geworden, der um seiner selbst willen betrieben wird und Freude macht, nicht mehr den oft rauhen Zwängen der Kavallerie unterworfen ist. Während bisher jede Generation einen Krieg erlebt hat, sind wir zum ersten Mal vor ihm verschont geblieben. Wir geben emotionalen und humanitären Entwicklungen mehr Raum. Für Kinder ist der Umgang mit dem Pferd auch heute durch nichts zu ersetzen. Kinder können all ihre Gefühle in das Pferd investieren, auf der anderen Seite spiegelt das Pferd, unbestechlich und unvoreingenommen, ihr Verhalten wider. Es „bestraft“ falsches Verhalten durch deutliche Reaktionen. Für Kinder und Jugendliche ist das Pferd als Lebewesen – anders als z. B. der Tennisschläger – ein wichtiger erzieherischer Faktor. Manfred Hölzel: Da die meisten Pferdefreunde heute nicht mehr mit Pferden aufwachsen und der Kontakt zur Generation der Großeltern mit ihrer Pferdeerfahrung kaum oder gar nicht mehr besteht, herrscht ein Informationsdefizit, das den großen Bedarf an Fachbüchern erklärt. Futterjournal: Woher kommt es, dass inzwischen so viele verschiedene Reitweisen angeboten werden? Manfred Hölzel: Der Freizeitsport Reiten hat sich längst zum Breitensport entwickelt. Die Reiter suchen neben der Leistung im Turniersport vor allem die Bewegung mit dem Pferd in der Natur. Dadurch ist ein Trend z. B. zum Islandpferde-Reiten und zum Westernreiten als alternative Möglichkeiten zur klassischen Lehre der Kavallerieschule entstanden. Fotos: Recki Futterjournal: Was hat sich im Vergleich zu früher hauptsächlich verändert? Manfred Hölzel: Die größte Veränderung hat in der Pferdezucht stattgefunden. Die Pferde von heute Futterjournal: Wenn die Ausbildung durch diese Vorteile leichter geworden ist, besteht da nicht die Gefahr, dass man das ausnützt und zu schnell vorgeht? Manfred Hölzel: Das ist zweifellos der Fall, die Gefahr des Missbrauchs liegt nahe. Früher musste man es bitter büßen, wenn man in der Ausbildung Fehler machte, die Pferde „zahlten es einem heim“, indem sie sich z. B. so fest machten, dass man danach lange Zeit brauchte, um sie wieder zu lösen. Heutzutage machen schon dreijährige Pferde gutmütig mehr mit als früher, dafür wächst die Gefahr des frühzeitigen Verschleißes. Die Ausbildungszeit darf nicht verkürzt werden, wenn das Pferd weder physisch noch psychisch Schaden nehmen soll. Futterjournal: Was hat sich bei der Ausbildung von Reitern geändert? Futterjournal: Wie steht es um die Regeln der Kavallerieschule? Sind sie veraltet? Manfred Hölzel: Regeln wie zum Beispiel links aufund abzusitzen, links mit dem Putzen anzufangen, die linke Hand zur Zügelhand zu machen, um die rechte Hand als „Kampfhand“ frei zu halten, sind Regeln, die zweckgebunden waren und heute ihre absolute Gültigkeit weitgehend verloren haben. Wenn diese Dinge allerdings lange eingeübt wur43 FutterJournal 17 Interview Futter-Praxis den, sind sie zur eingefleischten Gewohnheit geworden und dienen dann der Sicherheit. Futterjournal: Was sind nach Ihrer Meinung die wichtigsten Kavallerieregeln, die heute noch gelten? Manfred Hölzel: Neben der Ausbildungsskala sind es vor allem die Sicherheitsregeln, die eher noch wichtiger als früher sind und in alle Ausbildunsgphasen eingebaut sein müssen. Reiten ist ein Sport mit hohem Unfallrisiko. Gefahrenfaktoren müssen erkannt, die Regeln zur Vermeidung von Unfällen gelernt werden. ten, dass es versteht, was wir von ihm verlangen. Futterjournal: Früher wurden die Pferde in Ständern und später in oft dunklen und zu kleinen Boxen gehalten. Was hat sich hier geändert? Manfred Hölzel: Absolut indiskutabel. Leider ist der Einsatz von Schlaufzügeln eine Modeerscheinung, die immer wieder auftritt. Von Profis angewandt, wird sie von Amateuren nachgemacht und richtet so weiträumigen Schaden an. Doping ist Betrug und hat mit dem sportlichen Gedanken nichts zu tun. Die krasse Erhöhung der Preisgelder geht auf Kosten der Pferde. Es herrscht ein Wettlauf zwischen Pharmazie, Verbotener Liste und der Nachweisbarkeit. In Peking kam es zum Eklat, weil das Labor vor Ort eingerichtet, die Möglichkeit des Vertuschens also gleich null war. Früher galten erfolgreiche Sportler als Vorbilder sowohl wegen ihrer Leistung als auch im menschlichen Sinn. Heute lassen viele ihre Vorbildfunktion vermarkten und für Werbezwecke einsetzen. Manfred Hölzel: Eigentlich alles. Das Pferd als Freizeitpartner wird heute besser behandelt als früher. Ständerhaltung ist mit Recht verboten worden, die Boxen müssen die Maße von mindestens 3 mal 3 Meter haben. Selbst das berücksichtigt den Individualabstand zum Nachbarn nicht genügend. Vor allem um dem (sehr individuellen) Bewegungsbedarf des Pferdes Rechnung zu tragen, sind Paddockhaltung und / oder stundenweiser Weidegang dringend anzuraten. In den meisten Ställen wird dies heutzutage angeboten. Ist der Bewegungsbedarf abgedeckt, ist das Pferd ausgeglichener; es muss unter dem Reiter nicht zuerst die angestaute Energie abbauen und ist physisch und psychisch besser in der Lage zu lernen. Futterjournal: Worauf sollten wir in der heutigen Zeit noch mehr achten? Manfred Hölzel: In der Ausbildung ist es besonders wichtig, dem Pferd angstfrei und ohne Druck unsere Anweisungen zu vermitteln. Bereits in der Prägephase können wir durch den Umgang mit ihm Druck abbauen. Wenn es etwas nicht verstanden hat, darf das Pferd nicht bestraft werden. Wir sollten uns in das Pferd hineinfühlen und darauf hin arbei- FutterJournal 17 44 Futterjournal: Mit wesentlich subtileren Methoden werden heute die Grenzen verlagert. Was sagen Sie zu Doping und Rollkur? Futterjournal: Wie können wir uns gezielt über den richtigen Umgang mit Pferden informieren? Manfred Hölzel: Nach wie vor ist qualifizierter Unterricht die beste Möglichkeit zur praxisorientierten Information. Beim Ablegen eines Reitabzeichens wird notwendiges Wissen systematisch erlernt und abgefragt. Außerdem finden sich alle wichtigen Informationen in den Richtlinien der FN, in der erwähnten reichhaltigen Literatur und – natürlich vor allem auch in den Büchern meines Bruders. Interview: Elke Horlacher Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand Medizin Früher galt die Diagnose BornaKrankheit als unwiderrufliches Todesurteil. Forschungsarbeiten an der Freien Universität und am Robert Koch-Institut in Berlin haben nun ergeben, dass von 100 Pferden in Deutschland 60 das Bornavirus (englisch: Borna disease virus, BDV) in sich tragen und ca. 16 % der Infizierten unter Symptomen leiden, die durch das Virus mit verursacht werden. Die Bornasche Krankheit (vielmehr die Infektion) ist, wie wir heute wissen, weltweit verbreitet, und unter natürlichen Bedingungen bei Pferd, Schaf, Rind, Katze, Affe und kürzlich auch für den Menschen beschrieben, wobei das Pferd den natürlichen Wirt abgibt (Übersicht bei Bode, 1999, Habil. Schrift, FU Berlin). Bornavirus Infektion ist nicht unbedingt tödlich Die klassischen Krankheitsbegriffe: »Gehirnentzündung«, »hitzige Kopfkrankheit«, seuchenhafte Gehirn-Rückenmarksentzündung oder auch nicht eitrige MeningoEnzephalomyelitis deuten bereits auf die Symptomatik hin und werden durch die hervorstechenden Krankheitsmerkmale, wie Apathie, Ängstlichkeit, Fressunlust, Schwindel, Gangunsicherheit, Kopfschlagen, Kolik und Festliegen in der älteren Literatur belegt. Bornaviren FutterJournal 17 46 Foto: Slawik Verkanntes Risko Medizin Das klinische Bild, das vor allem von einem patho-physiologischen Geschehen im Gehirn und Auge ausgeht, ist aus heutiger Sicht wesentlich facettenreicher. Es gehörte auch zum Dogma, dass in diesen Fällen mit einer hohen Mortalitätsrate von 80-90% zu rechnen sei. Durch unsere neueren Untersuchungen, dass in der Mehrzahl gesunder Virusträger neben den klinisch erkrankten die Infektion symptomfrei bleibt, hat sich die Sichtweise grundsätzlich und dramatisch geändert (Bode, 1999; Dieckhöfer et al., 2004, Tierärztl. Umschau 59, 619-32). Das Bornavirus wird mit Sicherheit von der Stute auf das Fohlen übertragen, kann sich jedoch auch von Tier zu Tier ausbreiten. Hier spielt das Eindringen des Virus über den Riechkolben in das zentrale Nervensystem die Hauptrolle. Stress fördert Krankheitsschübe Einmal im Zentralhirn angekommen, vermehrt sich Bornavirus nur langsam und zu geringem Titer. Dabei kommt es zu keiner Zellzerstörung und das Virus ist im Nervensystem, in dem es sich über die Axone (die langen, faserartigen Fortsätze der Nervenzelle) ausbreitet, auch gut vor dem Immunsystem geschützt. Charakteristisch für dieses Virus ist, dass es phasenweise verstärkt, also in Schüben auftritt. Über die Ursache einer vermehrten Replikation können derzeit nur Vermutungen angestellt werden. Stress aller Art nimmt mit Sicherheit eine zentrale Rolle ein und scheint für solche Schübe hauptamtlich verantwortlich zu sein. Wir haben an 20.000 lebenden Pferden Tests zur Feststellung der Bornavirus Infektion durchgeführt. Es ergab sich ein wesentlich differenzierteres Bild des Infektionsgeschehens. Die große Anzahl infizierter, aber nicht auffälliger oder erkrankter Tiere sollte die Pferdebesitzer in erhöhte Aufmerksamkeit versetzen. Foto: Slawik Verhaltens- und Bewusstseinsstörungen Neu ist, dass fortgeschrittene klinische Verläufe sich völlig zurückbilden können und dass die Krankheit in Phasen verläuft. Meist kommt es jedoch zu mehr oder minder auffälligen Veränderungen des Normalverhaltens und Bewusstseins, sowie Störungen im Sensorium und der Motorik (Bode, 1999). Auffällige Veränderungen des Normalverhaltens und Leistungsabfall gehören zu den Symptomen einer Infektion mit dem Borna-Virus Symptomatik und Übertragung Wir wissen heute, dass erste Symptome im Krankheitsgeschehen durchweg uncharakteristisch sein können und diagnostisch in eine völlig falsche Richtung zielen. Die Mehrzahl der dem Tierarzt oder der Klinik vorgestellten Tiere laufen unter dem Vorbericht: Pferd verhält sich eigenartig. Vielfach wird auch über Harnabsatzbeschwerden, Leistungsschwäche und Husten berichtet, sowie der Verdacht auf Tetanus, Listeriose oder Leberentzündung geäußert. Zu Beginn der Erkrankung werden häufig geringe bis mittlere, kaum über 40°C reichende Temperaturen gemessen. Im Verlauf der Krankheit können sich die Temperaturen vermindern, steigen beim Fortschreiten des Geschehens mit schwereren Symptomen allerdings wieder an. Borna und Herpes ständige Begleiter? Man geht mittlerweile davon aus, dass im europäischen Raum etwa 60 Prozent der Pferde das Bornavirus in sich tragen, wobei etwa ein Sechstel der Infizierten krank werden kann. Ähnlich dem equinen HerpesVirus Typ-1 scheint also das Bornavirus latent in Beständen und Populationen zu zirkulieren. Häufig berichten uns Pferdehalter nur von Temperamentsverlust bzw. Gemütsveränderungen der Tiere. So kann es etwa vorkommen, dass das sonst ruhige Pferd plötzlich beim Heufressen innehält – ohne jegliche erkennbare Ursache. Die alte Literatur spricht dann vom „Pfeifen rauchen“. Wir vermuten auch, dass das plötzliche Einschlafen (Narkolepsie) mit Bornavirus-Aktivierung zusammenhängt. Sicher ist, dass erhöhte Stresseinwirkung das Pferd mehr und mehr in einen Erschöpfungszustand versetzt, der sich in Leistungsschwäche ausdrücken kann. Aus experimentellen Untersuchungen ist bekannt, dass die Bornavirus Infektion zu Lerndefiziten führt (Dieckhöfer et al., 2004). 47 FutterJournal 17 Foto: Slawik Headshaker oft Bornavirus infiziert Das klinisch allfällig bekannte Bild des „Kopfschüttlers“ (sogenannter Headshaker), prägt sich oftmals gepaart mit Antriebslosigkeit und deutlicher Müdigkeit aus. Das Pferd steht teilnahmslos in der Stallecke und scheut in auffälliger Weise das Licht. Viele dieser erkrankten Pferde wirken traurig, depressiv, nehmen die Umwelt nur bedingt wahr, reagieren phasenweise kaum auf Zuruf, verlieren ihre Stellung in der Rangordnung und sondern sich von der Herde ab. Solche Wesensänderungen weisen eindeutig auf eine Bornavirus Aktivierung hin. Sie gehören nicht zum normalen Verhaltensrepertoire Headshaking wird seit längerer Zeit bereits mit Virusinfektionen in Verbindung gesehen des wachen Fluchttieres Pferd und bedürfen einer speziellen Beachtung und bei Nachweis der Infektionsmarker einer strikten Behandlung mit Amantadin Sulfat (siehe Dieckhöfer et al., 2004). FutterJournal 17 Foto: Slawik Medizin Das Kräfteverhältnis zwischen Virus und Immunsystem entscheidet letztendlich, wie vital das Pferd bleibt Je länger das Pferd erkrankt ist, desto schlimmer Die Antigene des Bornavirus sind sehr stabil und werden selbst im Komplex mit Antikörpern von körpereigenen Enzymen nur langsam abgebaut. Sich wiederholende Schübe führen damit zu einer Akkumulation von Virusmaterial im Körper, das über den Bluttest gemessen werden kann. Dies bedeutet auch, dass sich eine Infektion mit Bornaviren als sich selbst verstärkende Negativ-Spirale entwickeln kann: Sobald das Pferd durch die Erkrankung gestresst ist, fördert es damit die Virusvermehrung. Im Körper kommt es letztendlich auf das Kräfteverhältnis zwischen Immunsystem und Virus an. Man weiß mittlerweile, dass eine gewisse (geringere) Antigenbelastung durch die viralen Proteine gut toleriert werden kann. Hohe, zirkulierende Antigenmengen im Blut spiegeln jedoch eine Belastung für den Organismus wieder. Über Monate gleich bleibend hohe Antigenwerte erhöhen so das Risiko einer manifesten Erkrankung, wie wir an einem Seuchenzug im Saarland zwingend nachweisen konnten (Dieckhöfer et al., 2004). 48 Umstallungen und Impfungen sind Stress Jegliche Belastung des Tieres, wie Umstallung, auch Impfungen oder sogar Wurmkuren haben einen Anstieg der Virus-Parameter gezeigt. Stressoren wie erhöhte Leistungsforderungen, einseitige Fütterung, sowie zu schnell und unkontrolliert verabreichte Immun-Supressiva können das Pferd in die Krankheit treiben, indem die ruhende, persistente Infektion aufflackert und zu deutlicher Virus-bezogener Symptomatik führt. Im Zusammenhang mit der hohen Infektionsrate in der Pferdepopulation stellt sich die Frage der Rasse-Sensitivität. Wir können bei den Tausenden von Pferden, die wir untersucht haben, gewisse Hinweise auf die Empfindlichkeit der Kleinpferde, vor allem der Ponys für eine Virusaktivierungen geben. Ansonsten hebt sich keine Rasse durch eine Prävalenz hervor. Empfehlungen an die Tiermediziner sowie –besitzer Im letzten Jahrhundert hat sich das Risikoprofil einer Bornavirus Infektion -auch bedingt durch den Wandel des Pferdes vom „Nutztier Virus schwer diagnostizierbar Die Infektion mit Bornavirus ist nicht zellzerstörend und damit nur durch erschwerte Nachweismethoden zu messen. Sie löst anhaltende Infektionen aus. Dies wurde beim Pferd und anderen Tieren schon länger vermutet und ist auch durch umfassende neuere klinische und immunhistologische Untersuchungen bei natürlichen wie experimentellen Infektionen bestätigt worden. Diese Sondereigenschaften führten zu einer erst späten Charakterisierung des Agens in den 1990ern Jahren: Das Virus ist verwandt mit Tollwut- und Masern Virus und trägt eine Einzelstrang-RNA als Erbmaterial, von der die zwei ersten Gene ihre Eiweiße im Übermaß produzieren, was diese beiden im Blut schwimmenden Eiweiße für die Diagnostik besonders geeignet macht. Ein spezieller Test gibt Aufschluss Routinemäßig werden 10 ml Citratblut für die Untersuchung von Infektionsmarkern verwendet. Die Testung basiert auf dem Nachweis geringster Mengen von BDV-spezifischen Eiweißen im Plasma, zirkulierenden Immunkomplexen, sowie Antikörper in einem Enzym-Test (dem sogenannten Triple-ELISA). Im Testsystem dienen die spezifischen monoklonalen Antikörper zum Fangen der Antigene oder Immunkomplexe aus dem Blut, eine einfache sehr empfindliche und dabei hoch-spezifische Methode, die sonstigen, z.B. fluoreszenzserologischen Nachweismethoden, weit überlegen ist. Letztere ist mit erheblichen Fehlern belastet und misst (wenn überhaupt) lediglich das Vorliegen einer Infektion, erlaubt jedoch keine Aussage zum Infektions- bzw. Krankheitsstand. Unsere Immunkomplex- bzw. Antigentiter- Messungen hingegen laufen parallel zum Gesundheitszustand, d.h. auch dem Krankheitsgeschehen des Tieres und geben Aufschluss über das Ausmaß der Bornavirus Aktivierung und den zeitlichen Verlauf. Liegt nur Antigen vor, so befindet sich das kranke Pferd in einem akuten Schub, bei entsprechend hohen Immunkomplex-Werten liegt die Virusvermehrung zurück oder dauert an. Zuverlässige Testverfahren bietet zum Beispiel derzeit das diagnostische Labor DIAMEDIS in Bielefeld an. www.diamedis.eu Kotsack für Gespanne Futter-Praxis Forschung für die Landwirtschaft und Militär“ zum Hobbytier - entscheidend geändert. Da jedes zweite Pferd infiziert ist, hat sich, wie unsere Testergebnisse gezeigt haben, ein breites Spektrum an Auffälligkeiten im Verhalten und in der Symptomatik ergeben. Dies muss vom Tiermediziner, vom Züchter, vom Pferde Im- und Exporteur beachtet werden. Foto: Slawik Jegliche Impfung gegen das Bornavirus muss aufgrund der hohen Durchseuchung -insbesondere für das stressempfindliche Pferd- kritisch hinterfragt werden. Zu einer günstigen Gesundheitsüberwa- chung gehört auch die Kenntnis des Bornavirus-Infektionsstatus im Pferdebestand. Unsere Erfahrungen lehren außerdem, die Möglichkeit einer Übertragung des Virus vom Tier auf den Menschen, obwohl bisher wissenschaftlich nicht nachgewiesen, d.h. die zoonotischen Aspekte, nicht aus dem Auge zu lassen und zu unterschätzen. Prof.Dr. med.vet. Dr. Hanns Ludwig Weitere Literatur und Informationen zum Thema Borna können beim Autor unter hanns.ludwig@ web.de oder [email protected] angefordert werden FutterJournal 16 Dr. med. vet. Hanns Ludwig ist Univ.-Prof. für Virologie an der Freien Universität Berlin. Nach Studium der Humanmedizin und Wechsel zur Tiermedizin in Giessen und Zürich, nach Lehr- (Promotion in Ethologie; publiziert bei K. Lorenz) und Wanderjahren an der JustusLiebig-Universität (ILU) Giessen (Institut für Hygiene und Infektionskrankheiten d. Tiere; Prof. Ulbrich), dann am Baylor College of Medicine (Dept. of Virology & Epidemiology; Prof. Melnick) Houston, Texas und in den Kovler Laboratories (Molecular Biology; Prof. Roizman) der University of Chicago, und nach Habilitation über das genetische Material von humanen und tierischen Herpesviren am Institut f. Virologie, ILU Giessen (Prof. Rott), hat H. Ludwig 1978 den Ruf an die Freie Universität Berlin angenommen. Kürzlich konnte er das von ihm gegründete Institut für Virologie an seinen Nachfolger übergeben. Dr. Ludwig arbeitet seit 1968 am Problem der Bornavirus Infektion bei Tieren, später zusammen mit Frau Dr. Liv Bode vom Robert Koch-Institut, an der Ausprägung dieser neurotropen Virusinfektion beim Menschen. Die Berliner Arbeitsgruppe ist auf diesem infektionsmedizinischen Gebiet (zoonotische Aspekte einschließend) international führend. 50 Das ist fast geschenkt! Futter-Praxis 3 Ausgaben für 10 Euro ESS FÜR H GAZIN fer Das P r- p w w w. u n s e er : im he rnier nn u Ma arktt nnaim s rA Ma g fü akob Sie ria J Ma ferd.de Dema gazin ess für H en rd 8/2009 Unser Pfe VSP DI OHt& 1PTUGB +BISHB BJO[t t . )t t% E(NC + V M J B H % S ' S B V O SM F W I D B ' '!1J11IH-cafcag!:K; q &VSP 1PTUGBDI BOHt +BISH .BJO[t t % E(NC)t t O +VOJ S ' S B V % H B M S 'BDIWF Unser Pfe Unser Pfe htig! rn Sie ric So fütte Special: t– t gemach ch lei e eg ! Pferdepfl Pferd zum Star Ihr so wird EN DEMA rd 7/2009 rd 6/2009 FER DAS P NR. 8 t EN tall – ste Reits ? Servicewü e wirklich König nd – Ist der Ku d Reiter in! r Pferd un fü muss se ig ng Ausrüstu sein, zweckmäß rf Schick da Reit-, Fahr-, Voltigier-, Breitensport-, Jagdund Zuchttermine aktuell auf einen Blick. Ausführliche Berichterstattung über Reitsport und Pferdezucht in Hessen mit umfangreichem Ergebnisteil. t&VSP PTUGBDI SHBOH 1 +BI BJO[t t . )t t% U 'SBVOE(NC "VHVT S SMBH% 'BDIWF ESS FÜR H GAZIN NR. 7 t DEMA NR. 6 t FER DAS P und eine hochwertige Kardätsche rt spo en m itz e Sp uf d ener a ad nier r esb Wi gsttu n Pfi – d Mensch n Pfoten Pferd un Auf leise g: Hund eziehun Dreiecksb portler ad – r Pferdes On the Ro hänger fü e und An Fahrzeug les r na tio rnie rna ertu g e t In änn bur sp len Ein Dil in Veröffentlicht jeden Monat die vollständigen Turnierausschreibungen aus Hessen. Monat für Monat erscheint ein umfassender Anzeigenmarkt rund ums Pferd. Ich möchte Unser Pferd (Hessen) kennenlernen und bestelle ein Schnupper-Abo, 3 Ausgaben zu 10 Euro, statt 15,60 Euro bei Einzelkauf (Auslandsbezug zzgl. Mehrporto) ab Ausgabe___ Diese Lieferung endet automatisch nach der 3. Ausgabe ohne jede weitere Verpflichtung. Das Schnupper-Abo kann nur einmal bestellt werden. (Kard.) 004185 Coupon ausfüllen und einsenden an: Fachverlag Dr. Fraund GmbH, Postfach 1329, 61364 Friedrichsdorf, Tel. (0 61 72) 71 06-170, Fax 71 06-192 Straße/Nr. gewünschte Zahlungsweise Geldinstitut Datum/Unterschrift PLZ/Ort gegen Rechnung bequem und bargeldlos per Bankeinzug (nur D) Kontonummer Bankleitzahl 51 FutterJournal 2/2002 St. Hippolyt Futterjournal Name/Vorname Praxis W enn er hungrig geworden ist, durchpflügt er in eleganten Sinusschwingungen das Wasser seines Teiches oder er ruht, wartend und beobachtend auf einem Blatt an der Wasseroberfläche. Plötzlich schmeckt er mit seinen über den Körper verteilten Sinnesknospen Schweiß, vielleicht auch Blut und hält darauf zu. Er nimmt jede veränderte Wasserbewegung wahr, spürt die Richtung der Verursachung und orientiert sich mit seinen 5 Augenpaaren an den bewegten Schatten. Hochsensibel aber schmerzunempfindlich Hat er sich einmal mit einem der Saugnäpfe festgesaugt, will er sich nicht mehr abstreifen lassen. Wenn er sein Blut noch nicht bekommen hat so bleibt er hartnäckig. Dann heftet er seine beiden Saugnäpfe je nach Bedarf im Wechsel an. Er will nicht weg, und diesen Wunsch verteidigt er mit einer erstaunlichen Verbis- Das heimliche Leben der Blutegel Heiler ohne Hirn Kein Ekel vor den Egeln FutterJournal 17 52 Foto: dreamstime Es ist Hirudo, ein Medizinischer Blutegel, seines Zeichens Ringelwurm. Hat er sein Opfer gefunden, beginnt er mit der Feinortung. Dazu ist er ideal gebaut: der hintere, viel größere der beiden Saugnäpfe, dient einzig und allein der Festheftung und der spannerraupenartigen Fortbewegung am Boden. Der kleine Vordere dient darüber hinaus dem Sondieren der Opferhaut sowie dem Zersägen derselben. 80, fast identische Sägezähne befinden sich auf einem Halbkreis. Die Kalkzähnchen sind fest verankert in einem Kiefer aus verfestigter Muskelmasse auf einer Länge von einem halben Millimeter. Drei „Zahnleisten“ sind mit einem Winkel von je 120 Grad wie ein Mercedes-Stern angeordnet. senheit. Paradox ist dabei seine Schmerzempfindlichkeit: zum Einen besitzt er Schmerzmelder sowie Sinneszellen, um sehr subtile Reize wahrnehmen zu können, zum anderen eigene zelluläre Vorrichtungen, um eigens produzierte, morphinähnliche Substanzen zur Schmerzlinderung einzusetzen, um sehr groben Attacken standhalten zu können. Beim Saugakt nimmt der Egel Blut in einer Menge des fünffachen seines etwa 1-2 Gramm schweren Körpers auf. Aber Hirudo ist ein moderater Parasit. Er möchte niemandem Schaden zufügen. Sein Überlebenskonzept ist so einfach wie wirkungsvoll: er nutzt seinem Opfer mehr, als dass er schadet. Wenn er satt ist, begiebt er sich in eine lange Ruhephase, die über ein Jahr dauern kann. Die Dimensionsverteilung zwischen Opfer und Angreifer ist etwas paradox und könnte den Egel das Leben kosten. Aber die geniale Krönung parasitärer Raffinesse ist das therapeutisch Hilfreiche des Blutegels, das seine Opfer zur Rückkehr bewegt, wenn sie den Nutzen des Bisses gespürt und dadurch Erleichterung erfahren haben. Geniale Krönung parasitärer Raffinesse Egel sind auf der ganzen Welt verbreitet, leben aber überwiegend im sauberen Wasser. Von den über 600 Arten zählen nur 8 zu den medizinisch genutzten Blutegeln, die zum Teil unter Artenschutz stehen. Blutegel werden seit über 3000 Jahren medizinisch erfolgreich eingesetzt. Ihr therapeutischer Einsatz bei Mensch und Tier reicht von Schmerzbehandlungen, Entzündungen, Furunkel, bis hin zu Krampfaderbeschwerden. Wer jetzt an „mittelalterliche Quacksalberei“ denkt, ist falsch gewickelt, denn heute gibt es mehr und mehr klinische Studien über die Verwendungen dieses Tierchens, die Wirksamkeiten werden nachgewiesen, so zuletzt geschehen bei Arthroseschmerzen. Die Gefühle ändern sich Anfängliche „Ekelwallungen“, die der Mensch gegenüber den Egeln oft hat, wandeln sich nach dem erfreuten Wahrnehmen einer deutlichen Schmerzlinderung in zärtliche „Egelwallungen“. Man beginnt aus Dankbarkeit in einer inneren Umkehr die Tiere regelrecht zu mögen. Wenn das Opfer nun – vielleicht sogar gesünder oder schmerzfreier – von dem Biss nicht geschädigt oder belästigt wird, so kehrt es auch zurück. Das nämlich ist die Technik der klugen Parasiten: wenn er seinem Wirt im Gegenzug für sein Blut etwas zurückgibt, kommt sein „Tauschpartner“ gerne zu Stall- und Weidetechnik Als Hersteller entwickeln, produzieren und vertreiben wir seit über 60 Jahren Stall- und Weidetechnik auf höchstem Anwendungsund Qualitätsniveau. Zahlreiche Produktinnovationen gehören zu unserem umfangreichen Programm. • Pferdeboxen • Transportgeräte • Sattelschränke • Stallbedarf • Tränke-Technik • Weide- und Elektrozäune • und vieles mehr ... 2009 chnik Stall- eidete und W Gratiskatalog anfordern ! r &To e un m Za yste S Wortstraße 34-36 • 33397 Rietberg-Varensell • Fon 0 52 44. 93 01-0 Fax 93 01-25 • [email protected] • www.growi.de • www.stallhandel.de Praxis rung, Entzündungshemmung, sowie antibiotische Eigenschaften. weiterem Aderlass zurück. Also tut er, was er kann und befreit ihn von quälenden Gelenkschmerzen, Entzündungen und Gewebsstauungen. Für ihn, den Egel, bedeutet das „nachhaltige Nutzung“ oder „Ressourcenschonung“, für das Opfer unter Umständen sogar Heilung, aber keine Erkrankung durch Infektion. Natürlicher Heilapparat Der Egel ist ein mikrochirurgischer Heilapparats mit verschiedenen Funktionen. Eine ist die lokale Blutverdünnung mit hilfreicher Entstauung. Der Egel sondert durch seinen Speichel Hirudin aus, ein blutgerinnungshemmender Stoff, der vermeidet, dass der Egel festklebt, so lange der Biss dauert (ca. 20-60 Minuten, manchmal auch mehr). Es soll möglichst viel Blut gerinnungsfrei fließen, damit das Blut im Egel nicht zu einer riesigen „Verstopfung“ führt. Eine andere Funktion wird ebenso mit 30 bis 40 Stoffen aus dem Speichel, der aus Kanäl- FutterJournal 17 chen, die zwischen den Zähnen liegen, stammt, ermöglicht: die meisten dieser Salivasubstanzen sind noch nicht erforscht, dienen aber unter anderem dem Effekt, die Wunde für zwölf Stunden offen und blutend zu halten. In dieser Zeit reinigt sich die Wunde. Der auf der Seite des Opfers resultierende Blutverlust Die Kalkzähnchen sind fest auf dem Kiefer verankert entspricht bei vier Egeln pro Sitzung inklusive dem Nachbluten fast 100 Gramm innerhalb von 12 Stunden, was einem sanften Aderlass und entsprechender Linderung entspricht. Weitere Effekte sind die Schmerzlinde54 Kein hirnloser Helfer Der Egel ist mehr als nur ein parasitärer Wurm. Er verfügt über ein soziales Verhalten und betreibt eine Art "Nestbau mit Brutpflege": Mama Egel sorgt sehr sorgfältig und verantwortungsbewusst dafür, dass ihre Kokons, in denen sich bis zu 30 Egeln entwickeln können, an einen Ort zu liegen kommen, an dem die Egelbabys weder ertrinken noch vertrocknen können. Was man diesen auf den ersten Blick unscheinbar und primitiv erscheinenden Ringelwürmern nicht zutrauen würde: die Gefühlswelt der medizinischen Blutegel ist äußerst komplex. Sie dient nicht nur den Egeln selbst, sondern auch ihren Wirten. Um allen Anforderungen – die sie bis heute erfüllen können - gerecht werden zu können, stattete die Evolution Hirudo mit hochdifferenzierten Strukturen und Substanzen aus. Spezialisierte Zellen, Transmittersubstanzen und andere biologische Strukturen dienen zur Wahrnehmung von optischen mechanischen und chemischen Reizen, sowie von Temperaturen. Er verfügt über Schmerzrezeptoren, wodurch er davor bewahrt wird, bei zu heftigen Versuchen ihn abzustreifen, gar tödlich verletzt zu werden. We g e n d i e s e r l e t z t e n Fähigkeit ist es auch ratsam, in der Therapie vorsichtig mit ihnen umzugehen, weil Schmerzwahrnehmung eben ihren Appetit überlagert und sie gegebenenfalls mit ihrer heilsamen Arbeit aufhören. Dr. Manfred Roth Sporthengste auf internationalem Niveau Contagio Amaris Adlantus As v. Argentinus - Lantaan Giorgio v. Graziano - Pilot Amaris v. Adlantus As - Coriolan For Keeps v. For Pleasure - Graphit Contagio v. Colman - Lordanos Adlantus As Gestüt Wäldershausen Gestütsleiter: Lars Nieberg 35315 Homberg - Ohm Tel.: 06633/76 50 Fax.: 06633/91 90 94 www.waeldershausen.de Bürozeiten: Mo. bis Fr. 9.00 bis 13.00 Uhr Frau Dersch Der Versand von Frisch- und Tiefgefriersperma ist nach Absprache möglich. © Recki Werbeagentur GmbH/Dorsten · Fotos: Guido Recki Fighting Alpha v. Landjonker - Farn FutterJournal 17 FutterJournal 17 Ein Fall für die Fütterung Ergebnisse einer Pilotstudie V iele Faktoren müssen zusammenkommen, damit ein Pferd auf gesunden, belastungsfähigen Hufen steht: Vererbung, Pflege, korrekter Beschlag, saubere Einstreu und viel Bewegung auf Naturboden. Dass auch die Fütterung ein entscheidender Faktor für die Qualität des Hufhorns ist, wird von manchen immer noch als Marketingargument der Futterbranche abgetan. Die Ergebnisse einer Universitätsstudie bestätigten nun, dass eine mangelhafte Hornstruktur durch spezifische Futterzusätze erheblich verbessert werden kann. Ist es mit Biotin getan? Fast schon legendär ist die Biotinstudie mit Wiener Lippizanern (Jossek und Zenker, Dissertationen, Zürich 1991). Sie zeigte, dass sich der Tragrand instabiler Hufe nach einer Biotinzufütterung von täglich 20 mg nach 19 Monaten gefestigt hatte. Die Effekte waren zwar gering und der zugrundeliegende Wirkmechanismus ist bis heute nicht geklärt. Dennoch gelang es damit dem Monopolhersteller von Biotin, das „Hufvitamin“ als Schlüsselnährstoff zur Verbesserung der Hufstabilität im allgemeinen Bewusstsein zu verankern. Heute weiß man, dass für eine optimale Hufhornqualität eine Vielzahl von Nahrungsbausteinen zusammenwirken müssen. Biotin ist nur einer davon. Näheres dazu wurde bereits in Futterjournal Nr.3 ausgeführt (www.futterjournal.de). Für die hier beschriebene Hufstudie der Universität in Breslau (Polen) wurde ein spezifisch auf die Bedürfnisse der Hornentwicklung abgestimmtes Nährstoffkonzentrat getestet, wie es auch im Handel erhältlich ist*. Es enthält den B-Vitaminkomplex, Bierhefe, Zink * Ungulat von St.Hippolyt FutterJournal 17 58 Foto: Recki Hufprobleme? Pferdeforschung und weitere wichtige Spurenelemente, schwefelhaltige Aminosäuren, natürliche Siliziumverbindungen und zusätzliche Vitalstoffe. Wie hat sich dieses Hufzusatzfutter nun im praktischen Versuch bewährt? Hufbewertung (Durchschnitt 6 Stuten) 4,5 Ablauf der Hufstudie In die Hufstudie waren sechs Vollblutstuten eines Gestüts eingeschlossen, die schon seit mehreren Jahren durchweg sprödes und rissiges Hufhorn hatten. Die Stuten waren gesund und in recht guter Fütterungskondition. Vier von ihnen waren trächtig und fohlten bald nach Versuchsende ab. 4 Bewertungsskala 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 Die aktive Testphase erstreckte sich über sechs Monate, von Ende September 2007 bis Ende März 2008. Während dieser Zeit erhielten die Stuten täglich je 250g des Testergänzungsfutters. Davon abgesehen, wurde die gewohnte Gesamtfutterration nicht geändert. Sie bestand aus stallüblichem Kraftfutter (Mischfutter plus Hafer) und Heu zur freien Aufnahme. Weidegang wurde während der Testfütterungsphase zugunsten eines unbewachsenen Auslaufs ausgeschlossen. 0 Qualität Sohle Quailität Wand Elastizität Wand Alle Unterschiede statistisch signifikant; n =vorher, n = nachher Abb. 1: Qualität und Elastizität des Hufhorns, nach sechs Monaten Testfütterung signifikant verbessert (jeweils rechte Säule). Als Hauptkriterium der Studie diente die Hufhornqualität vor und nach der sechsmonatigen Testperiode. Die Begutachtung erfolgte unabhängig durch zwei geschulte Hufschmiede, von deren Testnoten jeweils ein Durchschnittswert gebildet wurde. Die Laborauswertung nahm der Gewebeforscher Dr. Krzysztof Marycz von der Universität Breslau vor, der das Projekt vor Ort leitete. Abb. 2:Ausschnitt des Sohlenhorns (Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen; Messabschnitt: 20 µm) b) mit Testfutter nach 6 Monaten: Hornverbund intakt und stabil a) ohne Testfutter: Poröses Sohlenhorn ohne Zusammenhalt 59 FutterJournal 17 Pferdeforschung Verbesserung der Hornstruktur Die allgemeine Hornqualität und die Elastizität der Hufwand wurden nach einem Evaluierungsverfahren des polnischen Hufschmiedeverbands mit einer Notenskala zwischen 1 (sehr schlecht) und 6 (sehr gut) bewertet. Die Notenergebnisse waren nach sechs Monaten Zusatzfütterung in den gewählten Kategorien „Qualität Wand“, „Qualität Sohle“ und „Elastizität Wand“ durchweg und bei allen sechs Testpferden verbessert (siehe Abbildung 1). Alle Unterschiede sind statistisch signifikant. Unerwünschte Effekte durch das Testfutter waren in keinem Fall festzustellen. Detailanalyse des Sohlenhorns Die Qualität der Hornsohle hatte sich mit durchschnittlich mehr als einem ganzen Notenwert besonders deutlich verbessert. Das Sohlenhorn erneuert sich innerhalb von ca. drei Monaten, so dass eine komplette Neubildung während der Testfütterung stattfand. Der positive Befund bestätigte sich auch bei der Probenuntersuchung im Rasterelektronenmikroskop. Zu Beginn des Fütterungstests war das Sohlengewebe von Rissen durchzogen und machte insgesamt einen ausgelaugten, weichdiffusen Eindruck. Demgegenüber zeigte sich die Hufsohle nach sechs Monaten Testfütterung als kräftiger vitaler Gewebekomplex mit klarer Ausrichtung. Es ergab sich das Gesamtbild eines elastischen und belastungsfähigen Hornverbunds (siehe Abbildung 2). Testbefunde des Wandhorns Die Qualität des Wandhorns wurde am vorderen Tragrand des Hufes begutachtet. Sie verbesserte sich ebenso wie die Elastizität des Tragrands nach sechs Monaten signifikant um 0,7 Notenwerte. Dies steht im Widerspruch zur landläufigen Auffassung, dass sich ein Fütterungserfolg nur im nachwachsenden Hufhorn zeigen kann. Bis das Wandhorn vom Kronsaum bis zum Tragrand nachgewachsen ist, dauert es mindestens zwölf Monate. Der positive Einfluss des Testfutters war dort also „vorzeitig“ eingetreten. Wir haben dafür folgende Begründung: Die Hornwand der Hufkapsel besteht im wesentlichen aus Hornzellen, die von einem Zwischenzellkitt wie Bausteine einer Mauer zusammengehalten werden. Die Hornzellen entstehen in einer Keimzone am oberen Rand des Wandhorns und werden von ständig neu sich bildenden Zellen allmählich bis nach unten zum Tragrand geschoben. Sie versteifen schon kurz nach ihrer Bildung durch Einlagerung von Keratinfasern, so dass sie schnell ihre Lebensfunktionen zugunsten rein mechanischer Aufgaben verlieren. Dennoch überleben an der Außenmembran der Hornzellen aktive Transportenzyme. Damit ist es prinzipiell möglich, Nährstoffe aus der gut durchbluteten Huflederhaut quer durch die anliegende Abb. 3: Ansicht eines Hufes vor und nach dem Einsatz von Testfutter b) Derselbe Huf nach zwölf Monaten, davon sechs Monate mit Testfutter. a) Rissiges Wandhorn FutterJournal 17 60 Hornwand zu transportieren. Coenen und Spitzlei haben dies für den Hufwandtransfer von zugefüttertem Zink bereits nachgewiesen (siehe Pferdeheilkunde 8, 1992). Mit stabilisierenden Nährstoffen, etwa Aminosäuren, könnte sich ein mürbe gewordener Zwischenzellkitt nachträglich festigen, so dass das Mauerwerk des Wandhorns insgesamt gestärkt würde. Eine Qualitätsverbesserung auch des unteren Wandhorns (Tragrandes) erscheint demnach schon nach relativ kurzfristiger Nährstoffzufuhr möglich. Andererseits könnten die Ergebnisse hier ähnlich wie beim Sohlenhorn noch besser ausgefallen sein, wenn das Testfutter über zwölf oder achtzehn Monate gegeben worden wäre - also bis zur kompletten Erneuerung der Hornkapsel. Diese Vermutung wird durch die Ergebnisse einer weiteren Hufbeurteilung gestützt, die zwölf Monate nach der ersten Testfuttergabe durchgeführt wurde. Zustand nach zwölf Monaten Ab Testbeginn hatten die Stuten für sechs Monate das Testfutter bekommen. In den folgenden sechs Monaten erhielten sie wieder nur das stallübliche Futter. Nach diesen insgesamt zwölf Monaten zeigte eine klinische Inspektion der Hufe, dass sich die Hornkapsel in den letzten sechs Monaten komplett stabilisiert hatte, trotz des nun fehlenden Testfutters. Selbst Hornspalten, die sich ursprünglich über die gesamte Vorderfront der Hufwand erstreckt hatten, waren nach unten herausgewachsen, und die zuvor eher rauhe, spröde und rissige Hornkapsel zeigte sich nun wesentlich glatter, stabiler und frei von Spalten (siehe Abbildung 3). Schlussfolgerungen Insgesamt erlaubt die Pilotstudie mit sechs Vollblutstuten ein klares vorläufiges Resümee. Das mangelhafte Hufhorn hat sich durch Zufütterung eines hufspezifischen Ergänzungskonzentrats* schon nach sechs Monaten insgesamt deutlich verbessert. Die Qualitätssteigerungen waren beeindruckender und wurden in kürzerer Zeit erreicht, als in der Wiener Biotinstudie. Nachdem das Testfutter abgesetzt wurde, blieb sein positiver Einfluss auf die Qualität des herabwachsenden Wandhorns noch mindestens weitere sechs Monate erhalten. Selbst Hochträchtigkeit und Laktation beeinträchtigten den Fütterungserfolg im Hufbereich nicht erkennbar. Die Ergebnisse der Pilotstudie sprechen dafür, dass ein gut zusammengesetztes Nährstoffkonzentrat auch in ungünstigen Fällen zur Bildung eines stabileren und elastischeren Hufhorns beiträgt. Dr. Eberhard Moll Dr. Krzysztof Marycz Gut ernährt trotz Diät Glucogard Hufrehekranke Pferde sind oft auf eine kraftfutterfreie Diät angewiesen. Da eine überwiegende Heu- und Strohfütterung zu einem Mangel an spezifischen Nährstoffen führt, empfiehlt die Firma St. Hippolyt das KräuterMineralfutter Glucogard. Die Mineralstoffund Vitaminkombination wurde so gewählt, dass auch der Insulin- und Kohlenhydratstoffwechsel mit den notwendigen Funktionsnährstoffen versorgt wird. Kontrolle ist wichtig Gesäugetumoren bei der Hündin E igentlich wollte man doch nur seiner Hündin, die sich vor Freude darüber, dass man nach Hause gekommen ist und sich auf den Rücken geworfen hat, liebevoll das Bäuchlein kraulen … Dann fühlt man in der Nähe der Milchdrüsen einen Knubbel oder vielleicht sogar zwei, die vorher noch nicht da oder aber so klein waren, dass man sie nicht tasten konnte. Viele Gedanken gehen einem jetzt durch den Kopf. Hätte ich das Tier doch – wie es einige empfohlen haben – vor der ersten Läufigkeit kastrieren lassen sollen, weil ich sowieso niemals Hundenachwuchs haben wollte? Hätte ich sie vielleicht doch decken lassen sollen? Einige haben gesagt, Hündinnen, die schon mal trächtig gewesen sind, bekommen deutlich FutterJournal 17 weniger Unterleibskrebs! Hätte ich sie kastrieren lassen sollen, als sie in den Läufigkeiten mit extrem großem Blutverlust reagiert hat oder gar dreimal im Jahr läufig war? Oder als sie mit vielen Scheinschwangerschaften belastet war? Hätte ich es verhindern können? Zunächst einmal muss nicht jede tastbare Veränderung im Unterleib der Hündin automatisch bösartig sein. Es kann sich genauso um eine gutartige Fettgeschwulst, eine Zyste, einen tiefliegenden abgekapselten Bluterguss oder aber eine Gewebsveränderung, die erst einmal gutartig ist, aber bösartig werden kann, handeln. Man kann es einer Geschwulst leider nicht von außen ansehen, ob sie gutartig oder bösartig ist. 62 Da Tumoren zuerst nicht einmal schmerzhaft sein müssen, findet man sie häufig bei einer Röntgenaufnahme des Unterleibs oder der Wirbelsäule als Zufallsbefund. Die wichtigste Frage, bei deren Beantwortung uns am effektivsten ein erfahrener Tierarzt helfen kann, ist: Was ist es? Schnelle Reaktion lebensrettend Bei einer Veränderung in der Nähe des Gesäuges muss eine bösartige Geschwulst immer in Betracht gezogen werden, schon weil hier eine schnelle Reaktion lebensrettend sein kann. Und auch für den Tierarzt ist es ein schönes Gefühl wenn er sagen kann, dass es doch „nur“ eine Zyste ist. Probebiopsien werden bei Tieren eher selten gemacht, bei Verdacht auf eine bösartige Veränderung Foto: Slawik Hund Hund Wenn ein bösartiger Tumor befürchtet wird, sollte die Entfernung so schnell wie möglich erfolgen. Zur Vorbereitung dazu werden durch Röntgenaufnahmen Anzeichen gesucht, ob der Tumor in Lunge, Darm oder Knochen bereits Metastasen gebildet hat; Blutuntersuchungen sollen Aufschluss darüber bringen, ob Organe in ihrer Funktion schon geschädigt sind. Ist die Gesamtsituation der Hündin befriedigend, sollte die Operation schnell durchgeführt werden. Bei einer Brustkrebsoperation der Hündin wir zur Sicherheit immer auch ein großer Teil des gesund erscheinenden Gewebes der Gesäugeanlage samt Gebärmutter und Eierstöcken entfernt, da Tumoren im Anfangsstadium winzig klein sein können und man so sicher wie möglich sein will, alles entfernt zu haben, was in den Unterleib der Hündin nicht gehört. Alter ist kein Hinderungsgrund Ein Entscheidungskriterium für oder gegen eine Operation ist heute kaum noch das Alter der Hündin. Moderne und schonende Narkoseverfahren erlauben auch größere Operationen in fast jedem Alter, wobei aber wie beim Menschen jede Narkose ein Risiko bedeuten kann. Aber gute Lebensqualität und oft normale Lebensdauer einer Hündin, der man einen Brustkrebs rechtzeitig erfolgreich entfernen konnte, sind dieses Risiko allemal wert. Nicht jede tastbare Veränderung muss bösartig sein standener Läufigkeit oder Scheinträchtigkeit. Nach einer erfolgten Entfernung von Geschwulstgewebe, egal ob bösartig oder gutartig, sollten Sie Ihre Hündin alle 14 Tage anschauen. Wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie das richtig machen können, wird Ihr Tierarzt Ihnen sicherlich die nötigen Griffe zeigen und mit Ihnen üben. Auch wenn Sie nichts finden, sollte Ihre Hündin halbjährlich vom Tierarzt untersucht werden, er wird nach neuen Tumoren, Metastasen oder auffälligen Organblutwerten suchen. Ein wichtiger Hinweis ist auch die Gewichtskontrolle, die monatlich erfolgen sollte. Ihr Tierarzt hat sicher nichts dagegen, wenn Sie seine Waage benutzen. Auffälliger Gewichtsverlust oder aber Gewichtszunahme ohne harmlose logische Begründung ist immer ein Alarmzeichen. Insgesamt lässt sich sagen, dass unsere Hunde im Fall eines Tumors die besten Chancen haben, wenn sie sich auf uns verlassen können und wir beherzt und positiv reagieren. Cordula Becker Foto: Slawik Kontrolle ist wichtig Was können wir tun um rechtzeitig einen Tumor zu entdecken? Wie sieht unsere „Nachsorge“ aus? Bitte untersuchen Sie Ihre Hündin regelmäßig – alle paar Wochen - zuhause, besonders nach über- FutterJournal 17 Foto: CALLALLOO Fotolia des Gesäuges wären sie aber durch die Gewebevielfältigkeit dieser Tumorart ohnehin nicht aussagekräftig. Mensch Geophagie - das Erdessen A lexander von Humboldt entdeckte 1800 am Orinoco, dass die Indios dort gerne „als Leckerbissen täglich“ nach Erde griffen. Vor allem wurden schwangere Frauen dabei beobachtet. Von Humboldt interpretierte dieses Verhalten als Notbehelf in kargen Zeiten, immerhin wurde auch in Europa in Hungersnöten Erde geschluckt. Dort wurden arme Menschen gerne als „Erdesser“ beschimpft. 1852 widerlegte der Pathologe Heusinger die Ansicht, Erde würde nur aus Not gegessen werden, nachdem inzwischen viele weitere Berichte über Erdesser in den Tropen nach Europa gelangten. Gründe für das Erdeessen Die Frage stellt sich, warum sowohl im europäischen Raum als auch vorwiegend in den Tropen und in Afrika Erde gegessen wird. Die Geophagie wird mit Suchverhalten begründet, aber auch als religiöses Ritual. Näher liegt vermutlich eine volksheilkundliche Überzeugung, in der die Erde als Heilmittel bei medizinischer Selbstbehandlung eingesetzt wird. Möglicherweise handelt es sich beim Erdeessen aber auch um instinktiv angegangene Stoffwechsel-Mangelerscheinungen (Spurenelemente) oder Besonderheiten im Ernährungsverlangen schwangerer Frauen. FutterJournal 17 64 Foto: Fotolia Kein Ekel vor Erde Risiko Erde Ein Übermaß an Erdaufnahme führt aber zur Bindung von Kalium und Eisen. Charakteristisch für den regelmäßigen Erdeesser ist der Hängebauch, allgemeine Abmagerung, Anschwellung der Leber und Milz. Risiken des Erdeessens liegen unter anderem in der Übertragung von Krankheiten, Aufnahme von Darmparasiten oder möglichen Vergiftungserscheinungen. Inhaltstoffe der Erde Neben Silizium und Aluminium enthält Erde je nach Vorkommen unterschiedliche Zusammensetzungen von Mineralien und Spurenelementen. In der Erde enthaltende Bakterien sind für Menschen, die in Ermangelung tierischer Nahrungsquellen vegetarisch leben müssen, oft die einzige Vitamin B12 –Quelle („Dreck macht fett“). Vor allem Kinder neigen sehr oft dazu, Erde zu probieren und auch zu essen. In der Schwangerschaft wird der erhöhte Bedarf an Kalzium, Kupfer und Eisen im südlichen Afrika oft mit Erde gedeckt, die auf ganz normalen Märkten verkauft wird. Zubereitung Ob nun Erde aus Not heraus, rituell bedingt oder aus gesundheitlichen Gründen gegessen wird, in vielen Fällen wird lehmige Erde erst erhitzt und gebacken und anschließend abgekühlt verzehrt. Verzehrt werden spezielle Erden, die essbare Erden genannt werden. Auch wenn der Gebrauch der Erde als Speise sich am häufigsten in tropischen Ländern findet, ist auch in unseren Zonen das Erdeessen nicht unbekannt. Eine Art des Alauns (Kaliumaluminiumsulfat), der sich ganz fett und weich anfühlt, wurde in den Sandsteingruben des Kyffhäuser (Bergrücken südöstlich des Unterharzes) und im Lüneburgischen abgebaut. Die sogenannte „Steinbutter“ wurde traditionell von den Arbeitern auf das Brot gestrichen. Andere Gegenden Europas, in denen das Erdeessen vorkommt, sind die Steiermark, Oberitalien (Treviso), Sardinien, wo Erde wie andere Lebensmittel auf den Markt gebracht wird, der äußerste Norden von Schweden und die Halbinsel Kola, wo teilweise die Erde unter das Brot verbacken wird. Aber nicht nur Kalkerden, sondern auch fette, schmierige und stark riechende Erde wird nach Erhitzung gegessen. Gelbliche Erde wird an der Küste von Guinea als Leckerbissen verzehrt. Auch auf Java, in Neukaledonien und auf Tigua wird Erde gegessen oder in das Essen gemischt. In Persien war das Erdeessen sehr verbreitet, bis es Ende des 19. Jahrhunderts verboten wurde. Ein weißer, feiner, etwas fettig anzufühlender Ton oder unregelmäßige, weiße, feste Knollen, die sich feinerdig anfühlen und etwas salzig schmecken, gelten dort als Delikatesse. Heilerde Die Heilerde ist ein fast in Vergessenheit geratenes Heilmittel, das für Jahrtausende bei bestimmten gesundheitlichen Problemen eine natürliche Hilfe darstellte. Heilerde besteht aus naturreiner Löss, entstanden aus Gesteinen, die mit den eiszeitlichen Gletschern aus dem Norden in unseren Raum gelangten. Durch Verwitterung verwandelte sich das Gestein in feines Pulver. Es wird getrocknet, gemahlen und gesiebt. In dieser Pulverform wird Heilerde eingesetzt, um störende Substanzen wie überschüssige Magen- und Gallensäure, Giftstoffe, Stoffwechselprodukte und schädliche Darmbakterien zu binden. Auch bei Durchfall soll Heilerde eine wohltuende Wirkung haben. Russische Heilerde Mumjo wird im tiefsten Russland gewonnen und ist eine Heilerde, der eine fast mystische Wirkung nachgesagt wird. Angeblich hätte ein Zar einst einen stolzen Hirsch angeschossen, der dann in eine Höhle geflohen sei, in der er das Mumjo von den Wänden geschleckt hätte und derart rasch geheilt wäre, dass der Zar ihn laufen lies und fortan Mumjo ernten lies. Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand Impressum Futterjournal Magazin für anspruchsvolle Pferdeernährung 17. Ausgabe Herausgeber: Nutritiva Verein zur Förderung und Entwicklung von Ernährungs konzepten und Naturheilmethoden zur Verbesserung der Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanze e.V. 61137 Schöneck Ausblick auf die nächste Ausgabe Foto: Slawik Sauer macht nicht lustig Blähungen, Kotwasser, schlechte Futterverwertung: zu den häufigsten fütterungsbedingten Problemen bei Pferden zählt die Übersäuerung des Dickdarms. Das hat Konsequenzen für die gesamte Gesundheitssituation des Pferdes. Wie es dazu kommt, welche Auswirkungen sie hat und was man dagegen tun kann, hat Ariane Wehrmaker in ihrer Bachelorarbeit zusammengefasst. Beruhigt und besänftigt Er fällt unter Doping und riecht unangenehm: Der Baldrian, auch Stinkwurz genannt. Zusammen mit anderen pflanzlichen Extrakten wie Hopfen oder Melisse gilt er als mildes Beruhigungsmittel. Die mehrjährige einheimische Pflanze gilt traditionell als Therapeutikum gegen Nervosität, innere Unruhe, Anspannung oder Reizbarkeit. Appetitlos – wenn der Magen drückt Magengeschwüre sind nicht nur bei gestressten Managern das Ergebnis eines ungesunden Lebenswandels. Fehler bei Fütterung und Haltung, Stress sowie Medikamente schlagen auch unseren Pferden auf den Magen. Die Folge sind häufig Magengeschwüre. Studien haben gezeigt, dass jedes zweite Fohlen und jedes zweite Turnierpferd unter einem Magengeschwür leidet. Bei den Rennpferden sind die Zahlen noch dramatischer – hier ist fast jedes Pferd betroffen (93 %). Stoff für die Nerven Vitamin B6 wird vom Pferd selbst gebildet. Das setzt aber eine gute Verdauung und weitere Nährstoffe voraus, um seine gute Wirkung zu entfalten. Der als Nervenvitamin geltende Nährstoff sorgt für Gelassenheit und Ruhe. Die nächste Ausgabe erscheint im Frühjahr 2010 FutterJournal 17 66 Konzeption: Karl Möller Dr. Susanne Weyrauch Chefredaktion: Dr. Susanne Weyrauch (V.i.S.d.P.) 0 62 22 - 9 90 20 Redaktion: Dr. Eberhard Moll Sarai Fauerbach Daniela Haas Cordula Becker Prof. Dr. Hanns Ludwig Dr. Krzysztof Marycz Christiane Slawik Christine Bauer Dr. Manfred Roth Dr. Christina Paulson Karl Möller Lektorat: Christine Bauer Layout: Karl Möller Titelfoto: Christiane Slawik Fotos: Recki, Slawik, Dr. Paulson, Reumann, Angels Online Ausgabe: www.futterjournal.de Wolf Schreiber Anzeigen: Stephan Krug 0 66 42 - 96 06 14 Druck: Druckkollektiv Giessen Verlag: moeller.de Nahrungsberg 16a 35390 Giessen [email protected]