Bastian Knittel ist "nicht aus Gold"
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Bastian Knittel ist "nicht aus Gold"
30.07.2013 Bastian Knittel ist "nicht aus Gold" Wenigstens den Humor hatte Bastian Knittel nicht verloren. "Meine Rückhand ist im Mercure Hotel geblieben", unkte der Favorit der Wetzlar Open. "Hoffentlich wird das Zimmer gut bewacht." Wenigstens den Humor hatte Bastian Knittel nicht verloren. "Meine Rückhand ist im Mercure Hotel geblieben", unkte der Favorit der Wetzlar Open. "Hoffentlich wird das Zimmer gut bewacht." Doch auch durchschnittliches Tennis reichte dem Ditzinger am Dienstag gegen den Mexikaner Luis Patino im Bodenfeld zum Weiterkommen. Das war für den topgesetzten Blondschopf aber auch schon das einzig Positive. "Ich kann überhaupt nicht mit mir zufrieden sein", wusste Knittel, der im ersten Durchgang gegen das in Stuttgart lebende Talent mit mexikanischen Wurzeln zwar rasch mit 4:1 führte, dann aber hauchzart am Satzverlust vorbeischrammte. Beim Stande von 5:3 schenkte Knittel einen Big Point her - und prompt war Patino zur Stelle und schmetterte den gelben Filz wenig später zum 5:5 auf die Asche. Dass der Wetzlar- Open-Sieger von 2009, der in der kommenden Woche seinen 30. Geburtstag feiert, dann aber aufs Pedal drückte und den zweiten Satz locker für sich entschied, war nicht mehr als standesgemäß. Denn schließlich schlug Knittel noch vor wenigen Wochen statt im Bodenfeld an der Lahn tatsächlich im Hauptfeld von Wimbledon auf. "Aber deshalb bin ich ja nicht aus Gold", bremst der Schwabe die Erwartungen. "Der Druck ist natürlich unterbewusst da", gibt er zu. Doch von alleine gewinnt kein Tennis-Crack ein Future-Turnier. Das mussten am Dienstag zwei weitere Hochgehandelte schmerzlich feststellen. Auf dem Court Nummer zwei verabschiedete sich der auf drei gesetzte Niederländer Wesley Koolhof nach einer wahren Schlacht über die volle Distanz sowie einer bitteren 6:2, 5:7, 5:6-Niederlage gegen den Außenseiter Kim Möllers aus dem Wettbewerb. Dies war wohl kein deutlicher Warnschuss für den auf Position zwei rangierenden Sherif Sabry (Ägypten), der sich gegen den in Wetzlar aus den Vorjahren gut bekannten Marvin Netuschil mit 1:6, 0:6 bis auf die Knochen blamierte. Nun gegen den Lokalmatadoren Netuschil kegelte also am Dienstag einen Favoriten raus - und muss sich heute gegen einen Lokalmatadoren wehren. Denn: Julian Lenz aus Grünberg, der vom Hessischen Tennis-Verband mit einer Wildcard für das Hauptfeld ausgestattet worden war, rechtfertigte das Vertrauen mit einem Erfolg in drei Sätzen gegen Christoph Negritu und ist heute (13 Uhr) der nächste Gegner des Iserlohners. Und da wäre da noch Jannis Kahlke. Das aus Argenstein stammende Talent musste kürzlich in der letzten Qualifikationsrunde im benachbarten Marburg eine herbe Niederlage einstecken. "Daran hatte ich ganz schön zu knabbern", so der 19-Jährige, der nach mehreren Anläufen in der Domstadt nun endlich seine ersten Weltranglistenpunkte ergattern will. Ein Anfang ist gemacht: Kahlke wies den fünf Jahre älteren Pirmin Hänle 6:4, 6:4 in die Schranken und darf heute (13 Uhr) gegen Nicolas Kicker (Argentinien) ran. Nun sind nur noch 16 Tennis-Nomaden im Rennen. Dazu gehört auch David Thurner. Der Mann aus dem bayrischen Friedberg, der am Dienstag nach einem Sieg gegen den Russen Robert Constantinovici das Achtelfinale erreichte, liebt das Leben aus dem Koffer. "Es ist hart, aber es gibt wirklich Schlimmeres", betonte Thurner, der es wie Hunderte seiner deutschen Nachwuchskollegen zwischen Hotel, Autobahn und Tennisanlage nicht leicht hat: "Finanziell bleibt da nichts hängen." Wie er heute (nicht vor 15 Uhr) dem nächsten russischen Kontrahenten, nämlich Andrei Plotniy, Beine machen will, das weiß die bayrische Frohnatur auch schon: "Gut frühstücken und los geht’s." - Die Ergebnisse: Bastian Knittel (Ditzingen) - Luis Patino (Mexiko) 7:5, 6:2, David Thurner (Friedberg/Bayern) - Robert Constantinovici (Rumänien) 6:3, 7:6, Metheson Klein (Australien) - Andrei Plotniy (Russland) 2:6, 5:7, Jonas Lütjen (Scheeßel) - Björn Probst (Österreich) 6:3, 6:3, Maximilian Abel (Bad Vilbel) - Julian Onken (Hamburg) 6:4, 6:4, Lynn Max Kempen (Essen) - Ivo Mijic (Oberkassel) 3:6, 1:6, Julien Demois (Frankreich) - Lorenz Ilg (München) 6:3, 6:2, Tobias Gass (Bad Dürkheim) Maximilian Dinslaken (Mönchengladbach) 6:1, 6:3, Constant Lestienne (Frankreich) - Daniel Masur (Versmold) 7:6, 6:4, Kim Möllers (Dorsten) - Wesley Koolhof (Niederlande) 2:6, 7:5, 7:6, Dominik Bartels (Hannover) - Pascal Meis (Markdorf) 3:6, 0:6, Tom Schönenberg (Mönchengladbach) - Philip Davydenko (Russland) 6:1, 6:4, Julian Lenz (Grünberg) - Christoph Negritu (Fellbach) 3:6, 6:4, 6:4, Christian Hirschmüller (Lauffen) - Nicolas Kicker (Argentinien) 1:6, 2:6, Marvin Netuschil (Iserlohn) - Sherif Sabry (Ägypten) 6:1, 6:0, Pirmin Hänle (Gräfelfing) - Jannis Kahlke (Argenstein) 6:4, 6:4.