zwischen zwei horizonten

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zwischen zwei horizonten
ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN
DEUTSCHE UND FRANZÖSISCHE AVANTGARDEN AUS DEM
SAARLANDMUSEUM
29. Juni 2016 ! 16. Januar 2017
!
ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER
!
Inhaltsverzeichnis
1. ALLGEMEINE EINFÜHRUNG ZUR AUSSTELLUNG …………………P.3
2. LISTE DER AUSGESTELLTEN KÜNSTLER……………….….…….P.5
3. CHRONOLOGIE DER DEUTSCH-FRANZÖSISCHEN BEZIEHUNGEN…….. P.8
4. RUNDGANG IN VIER KAPITELN……………………………… P.15
5. BIBLIOGRAFIE………………………………………….....P.48
6. PRAKTISCHE INFORMATIONEN……………………………… P.50
Auf dem Deckblatt:
Max Pechstein, Aufgehende Sonne, 1933
Saarlandmuseum Saarbrücken, Stiftung Saarländischer Kulturbesitz
© Adagp, Paris 2016
2 ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER
1. ALLGEMEINE EINFÜHRUNG ZUR AUSSTELLUNG
ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN
DEUTSCH FRANZÖSISCHE AVANTGARDEN AUS DEM SAARLANDMUSEUM
29. Juni 2016 ->16. Januar 2017
GALERIE 3
Kuratoren :
Gesamtleitung: Dr. Roland Mönig, Direktor des Saarlandmuseums;
Ausstellungskuratorinnen: Dr. Kathrin Elvers-Svamberk, Saarlandmuseum und
Alexandra Müller, Centre Pompidou-Metz.
Die Moderne Galerie des Saarlandmusems aus Saarbrücken ist für sieben Monate mit
einem Ensemble herausragender Meisterwerke zu Gast im Centre Pompidou-Metz. Als
grenzübergreifendes Kooperationsprojekt von bemerkenswertem Umfang erzählt die
Ausstellung Zwischen zwei Horizonten über hundert Jahre deutsch-französische
Geschichte – mit ihren wechselseitigen Einflüssen, künstlerischen Gemeinsamkeiten
und kreativen Divergenzen – anhand einer musealen Kunstsammlung.
Pontus Hultén, der erste Präsident des Centre Pompidou, sah in seiner Institution das
„Ergebnis eines bis dahin beispiellosen Bestrebens, Grenzen niederzureißen“ – zwischen
künstlerischen Disziplinen, aber auch zwischen Staaten. Gerade in Zeiten, da sich die
Diskussion um die europäischen Grenzen verschärft und Lothringen im Rahmen einer
Gebietsreform in Frankreich umgestaltet wird, um Teil einer als „Grand Est“ – Großer
Osten – bezeichneten Region zu werden, freut sich das Centre Pompidou-Metz, mit
diesem ehrgeizigen Ausstellungsprojekt, das nur durch die in Umfang und Intensität
herausragende grenzübergreifende Zusammenarbeit zweier Institutionen möglich wurde,
einen Beitrag zu diesen aktuellen Debatten liefern zu können.
Die Ausstellung Zwischen zwei Horizonten nimmt den kulturellen Austausch in den Blick,
der das Gesicht der Großregion – und damit einer Region, die in der Vergangenheit für
reichlich Konflikte zwischen Deutschland und Frankreich sorgte – maßgeblich geprägt
hat. Sie steht in der Tradition der historischen Ausstellung Paris-Berlin, die 1978 im
Centre Pompidou zu sehen war.
Es heißt, man könne den Zustand der diplomatischen Beziehungen zweier Länder daran
ablesen, wie viel Kunst aus dem einen sich in den Museumssammlungen des anderen
befinde. Dass die deutschen Avantgarden des beginnenden 20. Jahrhunderts in
französischen Sammlungen unterrepräsentiert sind oder vielmehr beinahe vollständig
fehlen, hat historische Gründe. Nach der französischen Niederlage im DeutschFranzösischen Krieg wurde 1871 das Deutsche Reich gegründet und Wilhelm I. zum
Kaiser proklamiert. Als Ort für die Zeremonie wählte man den Spiegelsaal in Versailles,
was eine symbolische Demütigung Frankreichs bedeutete. Tonangebend für die Epoche
waren – auf beiden Seiten des Rheins – Nationalismus und Konfrontation, und über
Jahrzehnte hinweg galt dies auch für den Bereich der Kunst. Viele Politiker, Intellektuelle
und sogar Künstler machten kulturelle Differenzen zwischen den beiden Staaten im
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ausgehenden 19. und beinahe bis zur Hälfte des 20. Jahrhunderts an den bestehenden
ideologischen Gegensätzen fest.
Die Ausstellung Zwischen zwei Horizonten bietet eine bis in die Gegenwart reichende
chronologische Übersicht über ein faszinierendes und komplexes Stück gemeinsamer
Geschichte. Denn auch wenn das politische und kulturelle Klima dem Ideenaustausch
zwischen französischen und deutschen Intellektuellen nicht immer zuträglich war, gab es
Freigeister – darunter Künstler wie Max Liebermann, August Macke, Wassily Kandinsky,
Max Ernst oder Willi Baumeister, Kunsthistoriker wie Hugo von Tschudi, Julius MeierGraefe und Carl Einstein, Sammler wie das Ehepaar Bernstein oder den visionären Karl
Ernst Osthaus und nicht zuletzt Verleger und Galeristen wie die Vettern Bruno und Paul
Cassirer oder den großen Herwarth Walden –, die an ihrer Begeisterung für den
französischen Nachbarn festhielten und mit ihrer Kunst zum Ideenaustausch und zur
Erneuerung der Kunst in der damals noch jungen Nation beitrugen.
In der Sammlung des so nahe an der deutsch-französischen Grenze gelegenen
Saarlandmuseums befinden sich eindrucksvolle Meisterwerke von beiden Seiten des
Rheins. Wie kaum eine andere bietet sie die Möglichkeit, (neue) Einblicke in die deutschfranzösische Geschichte zu gewinnen und jene großen Kunstströmungen kennenzulernen
oder wiederzuentdecken, die – wie zum Beispiel der deutsche Expressionismus – in
französischen Museen kaum vertreten sind. Die Bestände des Museums sind Spiegel der
wechselvollen Geschichte ihrer Entstehungsregion. So war das Saarland zweimal im
Zuge des im 20. Jahrhundert von Deutschland abgetrennt und dem französischen
Wirtschaftsraum angeschlossen: in Folge des Ersten und des Zweiten Weltkriegs.
In der Sammlung finden sich impressionistische Bilder von Auguste Renoir und Max
Liebermann, der Fauvist André Derain ist ebenso vertreten wie Gemälde und
Radierungen der Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner und Emil Nolde. Als eine der
bedeutendsten Sammlungen im deutschen Südwesten spiegelt sie ferner den fruchtbaren
Austausch zwischen Robert Delaunay und den Mitgliedern des Blauen Reiters wie etwa
Franz Marc und August Macke oder auch die den Wirren des Ersten Weltkrieges
trotzende Freundschaft zwischen Fernand Léger und Willi Baumeister wider. Ab 1952,
dem Jahr, da das Saarland als eigenständiger Staat unter französisches Protektorat
gestellt wurde, um 1957 in die noch junge Bundesrepublik eingegliedert zu werden,
fanden die französische Bewegung der lyrischen Abstraktion mit Künstlern wie Roger
Bissière und Serge Poliakoff und informelle Kunst aus Deutschland Eingang in die
Sammlung, später folgten Akteure aus der Gruppe ZERO und dem Nouveau Réalisme.
Vertreter der Gegenwartskunst in der Saarbrücker Sammlung sind etwa Künstler wie
Damien Deroubaix und Jonathan Meese.
Die Ausstellung umfasst insgesamt 230 Gemälde, Skulpturen, Drucke und Fotografien,
und ein umfangreicher Korpus an dokumentarischem Material vor allem aus den
Beständen der Bibliothèque Kandinsky illustriert ihren historischen Kontext.
Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt des Centre Pompidou-Metz und des
Saarlandmuseums, Saarbrücken.
Ein Katalog in deutscher und französischer Sprache begleitet die Ausstellung.
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2. LISTE DER AUSGESTELLTEN KÜNSTLER
Albers Josef (1888-1976)
Fleischmann Adolf (1892-1968)
Archipenko Alexander (1887-1964)
Förg Günther (1952-2013)
Barlach Ernst (1870-1938)
Gauguin Paul (1848-1903)
Baselitz Georg (né en 1938)
Geiger Rupprecht (1908-2009)
Baumeister Willi (1889-1955)
Girke Raimund (1930-2002)
Bayer Herbert (1900-1985)
Gleizes Albert (1881-1953)
Beckmann Max (1884-1950)
Götz Karl Otto (né en 1914)
Belling Rudolf (1886-1972)
Graubner Gotthard (1930-2013)
Bellmer Hans (1902-1975)
Grosz George (1893-1959)
Bissière Roger (1886-1964)
Hartung Hans (1904-1989)
Boch Monika von (1915-1993)
Hausmann Raoul (1886-1971)
Braque Georges (1882-1963)
Heckel Erich (1883-1970)
Breier Kilian (1931-2011)
Hildebrandt Gregor (né en 1974)
Buch-Duttlinger Edith (née en 1933)
Hoehme Gerhard (1920-1989)
Camoin Charles (1879-1965)
Hofer Karl (1878-1955)
Campendonk Heinrich (1889-1957)
Jawlensky Alexej Von (1864-1941)
Catherineau Roger (1925-1962)
Jené Edgar (1904-1984)
Chadwick Lynn (1914-2003)
Jenssen Olav Christopher (né en 1954)
Corinth Lovis (1858-1925)
Kandinsky Vassily (1866-1944)
Coubine Othon (Kubin Otakar, 1883-1969)
Keetman Peter (1916-2005)
De Chirico Giorgio (1888-1978)
Kirchner Ernst Ludwig (1880-1938)
Degas Edgar (1834-1917)
Klee Paul (1879-1940)
Delaunay Robert (1885-1941)
Kollwitz Käthe (1867-1945)
Derain André (1880-1954)
Kricke Norbert (1922-1984)
Deroubaix Damien (né en 1972)
Kubin Alfred (1877-1959)
Dix Otto (1891-1969)
Laurens Henri (1885-1954)
Dufy Raoul (1877-1953)
Léger Fernand (1881-1955)
Ernst Max (1871-1976)
Lehmbruck Wilhelm (1881-1919)
Estève Maurice (1904-2001)
Liebermann Max (1847-1935)
Feininger Lyonel (1871-1956)
Lipschitz Jacques (1891-1973)
Felixmüller Conrad (1897- 1977)
Lischke Joachim (1923-2014)
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Mack Heinz (né en 1931)
Riopelle Jean Paul (1923-2002)
Macke August (1887-1914)
Rodin Auguste (1840-1917)
Marc Franz (1880-1916)
Rohlfs Christian (1849-1938)
Mataré Ewald (1887-1965)
Rouault Georges (1871-1958)
Matisse Henri (1869-1954)
Schink Hans-Christian (né en 1961)
Meese Jonathan (né en 1970)
Schlemmer Oskar (1888-1943)
Meidner Ludwig (1884-1966)
Schmidt-Rottluff Karl (1884-1976)
Millet Jean-François (1814-1875)
Schneiders Toni (1920-2006)
Modersohn-Becker Paula (1876-1907)
Schultze Bernard (1915-2005)
Moholy-Nagy László (1895-1946)
Schumacher Emil (1912-1999)
Monet Claude (1840-1926)
Seurat Georges (1859-1891)
Mueller Otto (1874-1930)
Signac Paul (1863-1935)
Münter Gabriele (1877-1962)
Sisley Alfred (1839-1899)
Nay Ernst Wilhelm (1902-1968)
Slevogt Max (1868-1932)
Nemours Aurélie (1910-2005)
Sonderborg Kurt R. Hoffmann (1923-2008)
Nolde Emil (1867-1956)
Steinert Otto (1915-1978)
Pascin Jules (1985-1930)
Tavenne Vincent (né en 1961)
Pechstein Max (1881-1955)
Uecker Günther (né en 1930)
Picasso Pablo (1881-1973)
Urhausen Romain (né en 1930)
Piene Otto (1928-2014)
Van Gogh Vincent (1853-1890)
Pissarro Camille (1830-1903)
Vlaminck Maurice de (1976-1958)
Poliakoff Serge (1900-1969)
Weisgerber Albert (1878-1915)
Purrmann Hans (1880-1966)
Winter Fritz (1905-1976)
Redon Odilon (1840-1916)
Wols (Alfred Otto Wolfgang Schulz,
Renoir Auguste (1841-1919)
(1913-1951)
Richier Germaine (1902-1959)
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3. CHRONOLOGIE DER
DEUTSCH-FRANZÖSISCHEN BEZIEHUNGEN
1870
Frankreich erklärt Preuβen den Krieg;
Niederlage Frankreichs bei der Schlacht von
Sedan; Sturz Napoleons III. und Ende des
Zweiten Kaiserreichs.
1871
Proklamation des deutschen Kaiserreichs im
Spiegelsaal des Schlosses von Versailles;
Waffenstillstand mit Deutschland;
Frankfurter Frieden, in dem der Verzicht
Frankreichs auf das Elsass und einen Teil
von Lothringen zu Gunsten von Deutschland
ratifiziert wird.
1872
Dreikaiserabkommen zwischen Deutschland,
Österreich und Russland.
1873
Ende der deutschen Besatzung Frankreichs;
Liebermann kommt nach Paris und lässt sich
in einem Atelier auf dem Montmartre nieder.
1874
Monets Impression, Sonnenaufgang wird im
Rahmen der ersten Impressionistenaustellung
präsentiert und prägt den Namen der
Künstlergruppe.
1875
Deutsch-Französische Krieg-in-Sicht-Krise
in Folge der frz. Wiederaufrüstung.
1877
Veröffentlichung von Tour de France par
deux enfants, einem französischem Schulbuch
voller patriotischer Propaganda, das
insbesondere die Erinnerung an die
„verlorenen Provinzen” kultiviert.
1880
Als erster deutscher Künstler erhält
Liebermann Ehrungen auf dem Pariser Salon.
1882
Dreierbund zwischen Deutschland,
Österreich-Ungarn und Italien. Das Ehepaar
Carl und Felicie Bernstein sind die ersten
Sammler der Werke französischer
Impressionisten und stellen sie in in ihrem
Salon in Berlin aus.
1883
Der Kunsthändler Fritz Gurlitt präsentiert in
seiner Berliner Galerie mit von dem Ehepaar
Bernstein und Durand-Ruel geliehenen
Werken die erste Impressionistenausstellung
in Deutschland.
1886
In Frankreich setzt sich der Boulangismus
durch, mit der Hoffnung auf
Revanche gegenüber Deutschland.
1889
Bau des Eiffelturms anlässlich der Pariser
Weltausstellung; Liebermann wird mit der
Ehrenmedaille ausgezeichnet und in die
Société des Beaux-Arts aufgenommen.
1890
Wilhelm II. entlässt Bismarck und entwickelt
eine Politik, deren Ziel es ist,
die wirtschaftliche und politische Präsenz des
Deutschen Reichs weltweit auszudehnen.
1891
Gründung des Altdeutschen Verbandes.
1892
Französisch-Russische Allianz; Gründung der
Vereinigung der XI in Berlin, Grundstein der
zuku nftigen Berliner Secession; Münchner
Secession.
1894
Geheime Militärkonvention zwischen
Russland und Frankreich, dessen
diplomatische Isolation dadurch endet;
Beginn der Affaire Dreyfus, um einen frz.
Armeeangehörigen, der der Spionage für
Deutschland verdächtigt und zu
lebenslänglicher Verdammung verurteilt
wird.
1898
Emile Zolas offener Brief J’accuse erscheint
in der Tageszeitung L’Aurore und verteidigt
Hauptmann Dreyfus; neues Flottengesetz zum
Ausbau der kaiserlichen Kriegsmarine im
Dienste der kolonialen Ambitionen
Deutschlands;
Gründung der Berliner Secession als Reaktion
auf den konservativen Akademismus des
Vereins Berliner Künstler.
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8 1899
Erste internationale Haager
Friedenskonferenz.
1901
Kandinsky gründet in München die
Künstlergruppe Phalanx, die zu einem
Brennpunkt der Verbreitung europäischer
Avantgarden wird.
1902
Karl Ernst Osthaus gründet das Folkwang
Museum in Hagen, einen Sammelort der
modernen Kunst.
1903
Gründung des „Deutschen Künstlerbundes“.
1905
Erste deutsch-französische Marokkokrise;
Bergarbeiterstreik im Ruhrgebiet;
Massenproteste in Berlin gegen die
imperialistische Kriegspolitik; Bleyl, Heckel,
Kirchner und Schmidt-Rottluff gründen in
Dresden die Brücke;
der Fauvismus um Matisse im Blickpunkt des
Pariser Salon d’automne.
1906
Algeciras-Konferenz und Ende der ersten
Marokkokrise; Intensivierung der
französisch-englischen Entente; Kirchner
verfasst das Brücke-Programm, Amiet, Nolde
und Pechstein schlieβen sich an; der Kreis
der deutschen Künstler um Matisse im Café
du Dôme.
1907
Zweite Haager Friedenskonferenz; Eröffnung
der Galerie Kahnweiler in Paris als
zukünftiges Schaufenster des Kubismus;
Gründung der Münchner Künstlervereinigung
Deutscher Werkbund zur Förderung der
gewerblichen Kunst und der Architektur.
1908
Triple-Entente zwischen Frankreich,
Russland und dem Vereinigten Königreich;
Isolierung Deutschlands und Anstieg der
Kriegsanleihen; Braque malt in L’Estaque
Bilder, die Louis Vauxcelles den Begriff
„Kubismus” eingeben; Wilhelm Worringer als
Theoretiker des Expressionismus.
1909
Erblsöh, Jawlensky, Kandinsky, Kanoldt,
Kubin, Münter und Werefkin gründen die
Neue Künstlervereinigung München (NKVM).
1910
Herwarth Walden gründet die Zeitschrift Der
Sturm; Gründung der aus hauptsächlich
expressionistisch arbeitenden Künstlern
bestehenden Vereinigung Neue Secession, in
Opposition zur Berliner Secession.
1911
Neue Verfassung des Reichslandes ElsassLothringen, dem dadurch interne Autonomie
zuerkannt wurde; die zweite Marokkokrise;
Bremer Künstlerstreit: Carl Vinnen
veröffentlicht die Streitschrift Protest
deutscher Künstler, in welcher er die
„Überfremdung” der deutschen Kunst
anprangert.
1912
Neues Heeresgesetz zur Rüstungssteigerung
in Deutschland; Eröffnung der Sturm-Galerie
durch Herwarth Walden; Kandinsky, Macke,
Marc und Münter veröffentlichen den
Almanach Der Blaue Reiter.
1913
Der Militärdienst wird in Frankreich auf 3
Jahre angehoben; Zabern-Affäre (Konflikt
zwischen Angehörigen der preuβischen
Infanterie und der elsässischen
Zivilbevölkerung); Auflösung der Brücke;
„Erster Deutscher Herbstsalon“ mit Werken
aus dem Umfeld des Blauen Reiter in der
Sturm-Galerie, einem Sammelpunkt der
internationalen Avantgarde (Kubismus,
Orphismus, Futurismus, Expressionismus).
1914
Ermordung von Erzherzog Franz-Ferdinand,
dem österreichischen Thronfolger, in
Sarajevo, was den Ersten Weltkrieg auslöst;
Deutschland erklärt Frankreich den Krieg;
Schlacht an der Marne.
1915
Schlacht in der Champagne.
1916
Schlacht um Verdun.
1917
Deutscher U-Boot-Krieg; deutscher Rückzug
hinter die Siegfriedstellung; Clemenceau
wird französischer Ministerpräsident und
bekämpft den Defaitismus.
1918
Deutsche Offensive an der Somme; alliierter
Sieg an der Marne; Revolution und
Abdankung Wilhelms II.; Ausrufung der
Republik;
Unterzeichnung des Waffenstillstandes in
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9 Rethondes; Foch-Memorandum zum
Rheinland.
1919
Friedenskonferenz unter Vorsitz von
Clemenceau, der unter Berufung auf
historische Rechte, die aus der Zeit von
Ludwig XIV. stammen, die Annektierung des
Saarlands durch Frankreich fordert;
Versailler Vertrag; Gründung des
Völkerbundes; Gropius gründet in Weimar
das Bauhaus.
1920
Erster Zusammentritt des Völkerbundes in
Paris; das Saarland erhält einen Sonderstatus
und steht 15 Jahre lang unter
Mandatsverwaltung des Völkerbundes, wobei
Frankreich im Rahmen der
Wiedergutmachung seiner von 1914-1918
erlittenen Kriegsschäden in Nord-Pas-deCalais die saarländischen Steinkohlegruben
als Eigentum erhält; Entstehung der
Kunstrichtung Neue Sachlichkeit; die frz.
Malerei erlebt eine deutliche Rückkehr zum
Klassizismus, zur Figur.
1921
Die Pariser Reparationskonferenz legt die
Reparationsschulden Deutschlands auf 269
Milliarden Mark fest; Ruhrbesetzung durch
die frz.
Armee als Protest gegen die
Zahlungsweigerung Deutschlands; Londoner
Ultimatum, Akzeptierung des erstweiligen
Zahlungsplans und erste Zahlungen;
Adolf Hitler wird Präsident der
Nationalsozialistischen Partei.
1922
Zweite Londoner Konferenz: Ablehnung der
deutschen Vorschläge; Moratoriumsantrag
zum Ruhrgebiet.
1923
Ruhrbesetzung durch Frankreich und Belgien;
deutscher Aufruf zum passiven Widerstand;
Reichskanzler Gustave Stresemann beendet
den 100-tägigen Generalstreik und versucht,
mit der Regierung Poincaré zu verhandeln;
Hitler-Putsch, Letzterer wird verhaftet,
verurteilt und inhaftiert; separatistische
Bewegungen im Rheinland; Paneuropa von
Richard Coudenhove-Kalergi; Romain Rolland
gündet die Zeitschrift Europe.
1924
Londoner Konferenz: Erarbeitung eines
Zeitplans zur Räumung des Saargebiets und
des Dawes-Plans, in dem die
Reparationszahlungen den
Zahlungsfähigkeiten Deutschlands angepasst
sind; Feininger, Jawlensky, Kandinsky und
Klee gründen die expressionistische Gruppe
Die Blaue Vier; die neue DVP-Regierung
kürzt den Bauhaus-Etat drastisch.
1925
Die Trennung zwischen Kirche und Staat wird
auf die Departements Elsass-Lothringen
ausgeweitet; Entwicklung der ElsassLothringisch-Autonomistischen Partei;
Räumung der frz. Truppen im Ruhrgebiet; die
Verträge von Locarno sichern die 1919
festgelegten belgischen und französischen
Grenzen; Veröffentlichung von Hitlers Mein
Kampf; Erste Surrealismus-Ausstellung in
der
Galerie Pierre; Erfolgreiche Ausstellung Die
Neue Sachlichkeit; Auflösung des Weimarer
Bauhauses, Umzug nach Dessau; Eröffnung
des Heimatmuseums der Stadt Saarbrücken,
das unter der Mandatsverwaltung des
Völkerbundes den Auftrag hat, die
saarländische und deutsche Identität mittels
Beispielen der Geschichte und der Kultur des
Saarlands darzustellen.
1926
Deutschland tritt dem Völkerbund bei;
Befriedung der Spannungen um das
Saargebiet in Folge der Verträge von
Locarno.
1928
Briand-Kellogg-Pakt zur Ächtung des
Krieges; Höhepunkt der kollektiven
Sicherheit und des „Geistes von Genf”.
1929
Aufbau der Maginot-Linie; Young-Plan zur
Regelung der Reparationsverpflichtungen;
Aristide Briand verfasst seine Denkschrift
über die Errichtung einer Europäischen
Union; Gemeindewahlen in Berlin: Wahl von
13 NSDAP-Stadträten; Wallstreet-Krach;
Baumeister tritt wie Léger, Kandinsky, Arp
und Schwitters der Künstlervereinigung
Cercle et Carré in Paris bei.
1930
Erfolg der Nazis bei den Reichstagswahlen.
1931
Hoover-Moratorium zur Regelung der
Kriegsschulden; Schlieβung der deutschen
Banken und Börsen; internationale
Finanzkrise; Gründung der Gruppe
Abstraction-Création, Beitritt von Kandinsky,
Baumeister und Gleizes.
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10 1932
Scheitern der Genfer Abrüstungskonferenz;
Konferenz von Lausanne:
Senkung der deutschen Kriegsschulden; Sieg
der NSDAP bei den Reichstagswahlen; das
Bauhaus zieht von Dessau nach BerlinSteglitz;
1933
Hitler wird Reichskanzler; Reichstagsbrand;
Deutschlands Austritt aus
dem Völkerbund; viele deutsche
Intellektuelle und Künstler emigrieren nach
Paris; erste Ausstellungen gegen moderne
Kunst in deutschen Städten sowie Autodafés;
Liebermann wird aus der Akademie
entlassen; Auflösung des Bauhauses;
Veröffentlichung der ersten offiziellen
schwarzen Kunst-Liste und
Entlassung von Kunstlehrern wie Baumeister,
Beckmann, Hofer, Pechstein, Schlemmer und
Klee.
1934
Nacht der langen Messer.
1935
Saarabstimmung für eine Rückkehr des
Saargebiets ins Deutsche Reich und Rückkauf
der saarländischen Bergbauminen, die
offiziell wieder zur Saar gehören; Hitler
kündigt den Versailler Vertrag und führt die
allgemeine Wehrpflicht wieder ein;
Nürnberger Gesetze; Erste Ausstellung
„Entartete Kunst” in Nürnberg.
1936
Kündigung der Verträge von Locarno und
Remilitarisierung des Rheinlandes; Eröffnung
der Olympischen Spiele in Berlin;
Vierjahresplan zur deutschen Aufrüstung und
Kriegsvorbereitung; Gründung der BerlinRom-Achse; Antikominternpakt zwischen
Deutschland und dem Japanischen
Kaiserreich; „Reinigung der deutschen
Museen” auf Anordnung Hitlers.
1937
Geheime Kriegsbesprechungen Hitlers,
genannt Hoβbach-Niederschrift; Ausstellung
„Entartete Kunst” in München, mit in
deutschen Museen beschlagnahmten Werken
moderner Kunst; Gründung des
Saarlandmuseums durch die
Zusammenführung des Heimatmuseums und
des Staatlichen Museums der Schule für
Kunst und Kunstgewerbe Saarbrücken, unter
der gemeinsamen Trägerschaft der Stadt
Saarbrücken und des Reichs: Entfernung ca.
300 moderner Werke aus den Sammlungen.
1938
Anschluss Österreichs; „Arisierung”
jüdischen Eigentums; Reichspogromnacht in
ganz Deutschland: von den Nazis gelenkte
Gewaltmaβnahmen gegen die jüdische
Bevölkerung (Brandstiftung an Häusern,
Synagogen, Geschäften); 30.000 Juden
werden verhaftet und in den KZ Lagern
Dachau und Buchenwald interniert;
Ausstellungen deutscher Kunst in München,
mit Werken der Bildhauer Breker, Thorak,
Kolbe und Klimsch; Einlagerung „entarteter
Kunst” auf Schloss Schönhausen.
1939
Deutscher Angriff auf Polen; Frankreich und
das Vereinigte Königreich erklären
Deutschland den Krieg; französische
Offensive gegen das Saargebiet, Sitzkrieg an
der Westfront; Evakuierung eines Groβteils
der Bestände der frz. Museen nach
Chambord; Verbrennung von 5.000 Werken
„entarteter Kunst” in Berlin; Hitler startet
den geheimen Sonderauftrag Linz zur
Gründung eines Weltmuseums, das aus
Raubkunstbeständen aufgebaut werden soll;
die Sammlungen des Saarlandmuseums
werden nach Weimar, Speyer, Kaiserslautern
und Meisenheim gebracht.
1940
Invasion der deutschen Truppen in
Frankreich; Widerstandsaufruf von De Gaulle
auf Radio BBC; Waffenstillstand von
Compiègne; Frankreich wird in eine besetzte
und eine freie Zone eingeteilt; Pétain wird
mit unbegrenzten Vollmachten ausgestattet;
Gründung des Etat français (Vichy-Regime);
Beginn der Kollaboration; der Einsatzstab
Reichsleiter Rosenberg (ERR) wird in Paris
eingerichtet, die Beschlagnahmungen werden
im Jeu de Paume deponiert.
1941
Die Vichy-Regierung führt den „Judenstatus”
ein, zahlreiche Groβrazzien;
Atlantik-Charta.
1942
Wannseekonferenz und „Endlösung”; Razzia
des Wintervelodroms Paris; deutsche
Invasion der freien Zone in der Folge der
alliierten Landung in Nordafrika; BrekerRetrospektive in der Orangerie des Pariser
Tuileriengartens.
1943
Schlacht von Stalingrad und Kapitulation der
deutschen 6. Armee; Gründung des Conseil
national de la Résistance (CNR) (Nationaler
Widerstandsrat); De Gaulle wird Präsident
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11 des Comité français de libération nationale
(CFLN) (Französisches Komitee für die
Nationale Befreiung); ERR-Kommission
entscheidet über die Zukunft der
beschlagnahmten Kunstwerke;
wirtschaftlich wertvolle Werke werden
konserviert und im Jeu de Paume im sog.
„Märtyrer-Saal” eingelagert, die anderen
werden zerschnitten und im Museumsgarten
verbrannt.
1944
Alliierten-Landung in der Normandie;
Befreiung von Paris; Gründung
der Commission de récupération artistique
(CRA) (Kunstrückführungs-kommission), mit
symbolischem Sitz im Jeu de Paume.
1945
Ende der Ardennenoffensive; die französische
Armee überschreitet nördlich von Karlsruhe
und in Straβburg den Rhein; JaltaKonferenz; Hitler begeht Selbstmord;
Kapitulation Deutschlands und
Waffenstillstand; Potsdamer Konferenz: Die
alliierten Siegermächte definieren die vier
Besatzungszonen und richten den Alliierten
Kontrollrat ein; Gründung der Organisation
der Vereinten Nationen; Nürnberger
Prozesse; das Saargebiet wird von
amerikanischen Truppen besetzt, untersteht
jedoch einer französischen Militärregierung;
die Förderung der Gruben wird der Mission
française des mines (Französische
Bergbaumission) anvertraut; politische,
intellektuelle und künstlerische Säuberung;
Werke, die für das Linzer Führermuseum
bestimmt waren, werden in den
österreichischen Salzbergwerken von
Altaussee gefunden.
1946
Winston Churchills Rede in Fulton gegen den
„Eisernen Vorhang”; Sperrgürtel zwischen
dem Saarland und dem restlichen
Deutschland;
Rücktransport der während des Krieges
ausgelagerten Museumsbestände in das
Saarlandmuseum.
1947
Einrichtung der anglo-amerikanischen
Bizone in Berlin; Internationale Ruhrbehörde;
Inkrafttretung der saarländischen
Verfassung.
1948
Zoll- und Wirtschaftsunion zwischen dem
Saarland und Frankreich; die französische
Militärregierung wird durch ein Hohes
Kommissariat ersetzt; französisch-
saarländisches Kulturabkommen; Frankreich
tritt der Trizone bei; Berlin-Blockade;
Gründung der Europäischen Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (OECE).
1949
Gründung des Europarats; Atlantisches
Bündnis (NATO); Gründung der
Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der
Deutschen Demokratischen Republik (DDR);
Austellung von 2.000 ru ckgeführten Werken
im Schloss Compiègne; Gründung der Gruppe
ZEN 49 in München; Gründung der Gruppe
fotoform.
1950
Saarkonvention (wirtschaftlicher Anschluss
an Frankreich und politische Autonomie des
Saarlandes); Robert Schuman, französischer
Minister für Auswärtige Angelegenheiten,
schlägt vor, die gesamte deutschfranzösische Kohle- und Stahlproduktion
einer gemeinschaftlichen Hohen Behörde zu
unterstellen; Initiierung der „subjektiven
fotografie“ durch Otto Steinert.
1951
Vertrag der Europäischen Gemeinschaft für
Kohle und Stahl (EGKS).
1952
Das Hohe Kommissariat der Republik
Frankreich im Saarland wird zur frz.
Botschaft; gemeinsame Gründung einer
diplomatischen Vertretung des Saarlandes in
Paris; Deutschlandvertrag mit den drei
Mächten: Auflösung des Besatzungsstatuts
und Unabhängigkeit der BRD; Gründung der
Gruppe Quadriga um Karl Otto Götz, Otto
Greis, Heinz Kreutz und Bernard Schultze;
Aufbau einer Sammlung für moderne Kunst
im Saarlandmuseum unter dem Direktorat
von Rudolf Bornschein.
1954
Ende des Besatzungsstatuts und
Ermächtigung zur Wiederbewaffnung
Deutschlands, nun Mitglied der NATO;
Europäisierung des Saarlands.
1955
Die BRD und die DDR sind souveräne
Staaten; saarländische Volksbefragung und
Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland; zum
Ausgleich wird Frankreich der Ausbau der
Moselkanalisierung gewährt, der für das
Wirschaftswachstum Lothringens notwendig
ist; Rehabilitierung der als „entartet”
stigmatisierten Künstler bei der documenta 1
in Kassel.
ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER
12 1956
Deutsch-französisches Abkommen zur
Regelung der Saarfrage.
1957
Die BRD unterzeichnet den Euratom-Vertrag
(Europäische Atomgemeinschaft) und den
EWG-Vertrag (Europäische
Wirtschaftsgemeinschaft); politische
Eingliederung des Saarlands in die BRD;
Gründung der Gruppe ZERO in Düsseldorf,
unter dem Einfluss von Heinz
Mack und Otto Piene; Jean-Pierre Wilhelm
und Manfred de la Motte gründen in
Düsseldorf die Galerie 22 zur Förderung der
informellen Kunst.
1959
Wirtschaftlicher Anschluss des Saarlandes an
die BRD; starke Präsenz deutscher und
französischer Ku nstler bei der documenta 2
in Kassel, die dem abstrakten
Expressionismus und der informellen Kunst
gewidmet ist.
1968
Politische und soziale Krise in Frankreich;
Inkrafttreten der Europäischen
Zollunion; Einweihung der Modernen Galerie
des Saarlandmuseums, die den Nachlass
Alexander Archipenkos aufnimmt.
1969
Verschlechterung der deutsch-französischen
Beziehungen wegen der gescheiterten
Gespräche zu einem Erdölkonsortium;
Ostpolitik von Willy Brandt; erste deutschfranzösische bilinguale Unterrichtsangebote
in den Schulen von Baden-Württemberg,
Bayern und Nordrhein-Westfalen. Entschluss
einer gemeinsamen Airbus-Produktion bei
den 13. deutsch-französischen
Konsultationen.
1972
Vertrag über die deutsch-französischen
Gymnasien und Einrichtung des deutschfranzösischen Abiturs; Grundlagenvertrag
zwischen der BRD und der DDR.
1975
Schlussakte der Konferenz zur Sicherheit und
Zusammenarbeit in Europa (KSZE).
1961
Bau der Berliner Mauer.
1962
Offizielle Reisen von Bundeskanzler
Adenauer nach Frankreich und von General
de Gaulle in die BRD.
1963
Vertrag über die deutsch-französische
Zusammenarbeit, bekannt als ElyséeVertrag; erste deutsch-französische
Konsultationen in Bonn und Gründung des
Deutsch-Französischen Jugendwerks (OFAJ);
Manifest der Gruppe ZERO Der neue
Idealismus von Otto Piene.
1964
„Die Kunstpolitik der BRD – ein Elend” von
Karl Otto Götz, gen. das Düsseldorfer
Manifest, prangert die klägliche
Ausstellungspolitik in den öffentlichen
Einrichtungen Deutschlands an; Ausstellung
zahlreicher Künstler der Gruppe ZERO neben
Mitgliedern der Gruppe GRAV (Groupe de
recherche d’art visuel) auf der documenta III
in Kassel.
1967
Deutsch-französische Konsultationen in
Bonn: Beide Regierungsseiten richten das
Amt eines Koordinators der deutschfranzösischen Beziehungen ein; Ausstellung
„Neuer Realismus” in Berlin, die das Konzept
des Berliner Realismus ins Leben ruft.
1980
„Die Neuen Wilden”, eine neue Generation
figurativer Maler (Georg Baselitz, Max
Kozloff, Markus Lu pertz, A. R. Penck), in der
Neuen Galerie in Aachen.
1988
Protokolle zur Gründung des DeutschFranzösischen Verteidigungs- und
Sicherheitsrats, des Deutsch-Französischen
Finanz- und Wirtschaftsrats und des
Deutsch-Französischen Kulturrats.
1989
Fall der Berliner Mauer.
1990
Offizielle Wiedervereinigung Deutschlands.
1992
Vertrag von Maastricht zur Gründung der
Europäischen Union.
1994
Inkrafttreten der Europäischen Union; Abzug
der letzten Besatzungstruppen in Berlin.
1999
Gründung der Deutsch-Französischen
Universität mit Sitz in Saarbrücken.
ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER
13 2003
Die Deutsch-Französischen Gipfel werden
durch gemeinsame Ministerratstreffen
ersetzt: Der 22. Januar wird in beiden
Ländern zum Deutsch-Französischen Tag.
ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER
14 4. RUNDGANG IN VIER KAPITELN
Orientierungsplan
0 Einführung
1 Impressionen. Eine widerspruchsvolle Vormachtstellung
2 Sturm. Revolutionen und Avantgarden
3 Die Brücke
4 Grafisches Kabinett
5 Kubismus / Bauhaus
6 Ein verpasstes Rendezvous
7 Erster Weltkrieg
8 Schrecken. Intellektuelle Exile
9 Zweiter Weltkrieg
10 Subjektive Fotografie
11 Abstraktionen. Annäherung und Entfernung
12 ZERO
13 Kunst nach 1970
Weitere Informationen
Virtuelle Galerie
Über die Homepage des Netzwerkes Canopé von der Straβburger Akademie
(www.crdp-strasbourg.fr) wird ab September 2016 eine virtuelle Galerie zur
Ausstellung abrufbar sein. In einem virtuellen Rundgang werden die Details der
einzelnen Ausstellungssektionen mit prägnanten Werkbeispielen vorgestellt.
Einführung in die Ausstellung
Im Erdgeschoss des Centre Pompidou-Metz, neben der Museumskasse, befindet
sich
eine
Ausstellungserweiterung,
die
in
die
Sammlungsund
Architekturgeschichte des Saarlandmuseums mit seinem unter Denkmalschutz
stehenden Museumsgebäude einführt und den neuen Erweiterungsbau vorstellt.
ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER
1. IMPRESSIONEN. EINE WIDERSPRUCHSVOLLE
VORMACHTSTELLUNG
ZEITRAUM : 1871- 1905
SEKTIONSTEXT
Am Ausgang des 19. Jahrhunderts werden in Frankreich wie in Deutschland die
veränderten
Lebensformen
und
Wahrnehmungsbedingungen
einer
industrialisierten Gesellschaft zur Grundlage künstlerischen Schaffens.
Angesichts der Vitalität der damals weltweit als vorbildhaft erachteten
französischen Maltradition erscheint ein Paris-Aufenthalt auch den deutschen
Künstlern nun als unverzichtbarer Bestandteil ihrer Ausbildung – und dies dem
tonangebenden poltischen Nationalismus, der die diplomatischen Beziehungen
der beiden Länder im Nachfeld des Deutsch-Französischen Kriegs (1870/71)
prägt, zum Trotz.
Mit den Freilicht-Malern von Barbizon wird um 1850 die subjektiv und emotional
erlebte Natur erstmals bildwürdig. Die damit einhergehende Autonomie der
bildnerischen Mittel entwickelt die nachfolgende Generation der Impressionisten
um Monet und Pissarro radikal weiter. Ihre progressive Bildform findet dabei
gerade in Deutschland schon früh enthusiastische Anhänger: Privatsammler,
Händler, Kunstschriftsteller, Museumsdirektoren und insbesondere die Künstler
der „Berliner Sezession“ werden zu Leitfiguren eines deutsch-französischen
Kulturdialogs und verhelfen dem neuen Stil zu breiter Anerkennung.
ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER
Werkbeschreibung Nr. 1
Alfred Sisley (1839 – 1899)
Der Maler Monet im Wald von Fontainebleau, um 1865
Der Künstler
Alfred Sisley wird als Sohn eines wohlhabenden Geschäftsmannes geboren, der
sich in Paris niedergelassen hat. Sisley wird von seinem Vater 1857 für eine
kaufmännische Ausbildung nach London geschickt, um später einmal das
Familienunternehmen übernehmen zu können. Das eigentliche Interesse des
jungen Mannes gilt jedoch der Kunst. Gemeinsam mit seinem Onkel besucht er
häufig die Londoner Museen und begeistert sich vor allem für die Meister der
englischen Landschaftsmalerei, wie John Constable, Richard Bonington oder
William Turner. Kurze Zeit später, 1861, beschlieβt Sisley ein Studium an der
Akademie der Schönen Künste in Paris zu beginnen. In der Malereiklasse von
Charles Gleyre lernt er Jean Frédéric Bazille, Auguste Renoir und Claude Monet
kennen. Mit ihnen trifft sich Sisley regelmäβig in der Umgebung von Paris und
im Wald von Fontainebleau um dort, dem Beispiel der Künstler der Schule von
Barbizon (eine Gruppe von Landschaftsmalern, die seit 1825 die Pleinairmalerei
praktizieren) folgend, direkt in der freien Natur zu malen. Sisleys frühe
Landschaftsbilder lassen den Einfluss von den realistischen Malern Gustave
Courbet, Camille Corot oder Charles-François Daubigny erkennen. Nach dem
deutsch-französischen Krieg von 1870 und dem finanziellen Ruin der Firma
seines Vaters lebt Sisley in groβer Armut. Während Monet, Renoir und andere
impressionistische Künstler langsam seitens der Kunstkritiker Anerkennung
erfahren, wird Sisley als zweitklassiger impressionistischer Maler abgelehnt.
Obwohl er zu mehreren Pariser Salonausstellungen zugelassen wird, bleibt ihm
eine offizielle Anerkennung verwehrt. Im Jahr 1872 trifft er den Kunsthändler
Paul Durand-Ruel, der fortan sein Förderer wird und ihm innerhalb der
nächsten 20 Jahre ca. 400 Werke abkaufen wird. Ab 1880 lebt Sisley bis zu
seinem Tod 1889 in Moret-sur-Loing, nicht weit von Fontainebleau. Seine
Malerei bleibt zeitlebens beeinflusst von Monet und Corot.
ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER
17 Alfred Sisley, Der Maler Monet im Wald von Fontainebleau, um 1865 Öl auf Holz 36, 3 X 59 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk
Alfred Sisley malt dieses Bild, als er 25 Jahre alt ist. Gut erkennbar sieht man
einen Maler vor einer Staffelei, unter einem Baum sitzend und den Rücken dem
Betrachter zugewandt. Rechts daneben, im Schatten, zeichnet sich die Silhouette
eines an einem Felsen sitzendenen Mannes mit Hut ab. Eventuell handelt es sich
hier um Monet oder Renoir, die sich beide regelmäβig mit Sisley getroffen
haben, um in der Natur zu malen und die atmosphärische Stimmung der
Landschaft einzufangen. In Sisleys Frühwerk dominieren noch dunkle Grün- und
Brauntöne, wie sie für seine Gemälde um 1865 charakteristisch sind. Sein
lockerer Pinselstrich, sein Umgang mit Farbe und die skizzenhafte
Gesamtkomposition lassen bereits die Entwicklung hin zu seinen späteren
impressionistischen Gemälden erkennen.
ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER
18 Werkbeschreibung Nr. 2
Max Slevogt (1868 – 1932)
Blühende Kirschbäume auf Neukastel, 1898
Der Künstler
Max Slevogt gilt als einer der Hauptvertreter der Berliner Secession. Geboren im
bayrischen Landshut, studiert er an der Münchner Akademie sowie an der
Académie Julian in Paris. In seinen frühen Werken verwendet Slevogt noch sehr
dunkle Erdtöne und gelangt erst ab Mitte der 1890er Jahre zu einer lichteren
Palette. Unter dem Einfluss der französischen Impressionisten beginnt Slevogt
mit der Pleinairmalerei und versucht, den flüchtigen Augenblick einer
Landschaft mit ihren wechselnden Lichtverhältnissen einzufangen. Im Gegensatz
zu den französischen Impressionisten lösen sich seine Motive jedoch niemals
vollständig in Licht und Farbe auf.
Ab 1901 lässt er sich in Berlin nieder und wird Mitglied der Berliner Secession
(eine Künstlergruppe, die sich gegen wilhelminische Akademiedoktrin richtet).
Slevogts künstlerische Sujets sind vielfältig: Porträts, Landschaften,
Druckgrafiken, Theaterdekorationen sowie Märchen- und Literaturillustrationen.
Innerhalb weniger Jahre entwickelt Slevogt, ausgehend von der akademischen
Malerei der Münchner Schule und den Impulsen der französischen
Impressionisten, einen ganz persönlichen lebhaften Malstil.
ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER
19 Max Slevogt, Blühende Kirschbäume auf Neukastel, 1898 Öl auf Leinwand 70,2 X 100,6 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk
Dieses Gemälde ist das erste Werk Slevogts im Stil des Impressionismus und gilt
als eines der frühesten Beispiele der Freilichtmalerei in Deutschland.
Es entstand 1898, dem Jahr, in dem der Künstler seine Jugendliebe Antonie
Finkler heiratet. Seit dieser Zeit verbringt Slevogt die Sommermonate am
liebsten in Rheinland-Pfalz, auf Neukastel, einem Anwesen seiner
Schwiegereltern, welches zu seinem Malerparadies wird. Von seiner Terasse aus
hat er einen weiten Blick in die Rheinebene, über die Weinberge und die
waldigen Hügel mit ihren Burgruinen. Seine vor dieser Landschaft entstandenen
Werke werden besonders von seinen Berliner Sammlern sehr geschätzt.
Die Komposition dieses Gemäldes zeichnet sich durch eine Zweiteilung aus:
Während die rechte Seite den kleinen Turm des Wohngebäudes mit dunklen
farbigen Schattenzonen zeigt, gewährt die linke Bildhälfte einen Ausblick auf
den sonnigen, tiefergelegenen Garten mit Kirschbäumen und den
dahinterliegenden Wäldern. Die Bildmitte ist in ein helles, diffuses Licht
getaucht.
ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER
20 Werkbeschreibung Nr. 3
Auguste Rodin (1840 – 1917)
Le Passant, 1895-1899
Der Künstler
Der Bildhauer, Zeichner und Grafiker François-Auguste-René Rodin gehört zu
den wichtigsten Vertretern der französischen Bildhauerei und gilt als
Wegbereiter der modernen Plastik und Skulptur.
Er begann 1853 ein Studium an der «École Spéciale de Dessin et de
Mathématiques» in Paris, die später zur «École des Arts décoratifs» umbenannt
wird. Gleichzeitig absolviert er eine Ausbildung zum Steinmetz und Gieβer.
Seine Bewerbungen für einen Studienplatz an der Pariser Kunsthochschule
«École des Beaux-Arts» bleiben erfolglos.
Nach seiner Ausbildung arbeitet Rodin als Assistent bei dem Bildhauer AlbertErnest Carrier-Belleuse. Der tragische Tod seiner Schwester Mary im Jahr 1862
stürzt ihn in eine tiefe seelische Krise, die er mit einem Eintritt in einen
Mönchsorden zu bewältigen versucht. Ermutigt von den Mönchen, seine Karriere
als Bildhauer fortzuführen, arbeitet er ab 1864 wieder im Atelier von CarrierBelleuse und begleitet ihn 1871 nach Brüssel, wo sie gemeinsam an öffentlichen
Aufträgen arbeiten.
Prägend für Rodin wird seine Italienreise nach Turin, Rom und Florenz im Jahr
1875, auf welcher er sich intensiv mit den Werken von Michalangelo
auseinandersetzt. Stark beeindruckt von diesem groβen Renaissance-Künstler,
entwickelt Rodin seinen eigenen Skulpturenstil, durch die Verwendung extremer
Körperhaltungen sowie durch eine kontrastreiche Behandlung der Oberflächen,
die ein lebendiges Spiel von Licht und Schatten auf den Formen erzeugen. Nach
seiner Italienreise entsteht seine erste lebensgroβe Bronzeskulptur Das eherne
Zeitalter.
Rodins Formensprache wird häufig auch mit den malerischen Prinzipien der
Impressionisten
verglichen:
Sichtbarkeit
des
Bearbeitungsprozesses,
Einbeziehung von Lichteffekten und Momentaufnahmen von Bewegung. Von den
Zeitgenossen stark bewundert wird außerdem die psychologische Kraft seiner
Menschendarstellungen, die besonders in der Ausgestaltung der Gesichter
erkennbar wird und die innersten Regungen und Empfindungen der
Dargestellten wiedergibt. 1878 feiert Rodin seinen ersten groβen Erfolg mit
seiner Figur Johannes der Täufer.
Von 1880 bis 1882 nimmt Rodin eine Arbeitsstelle als Dekorateur, Ziselierer und
Gieβer in der Porzellanmanufaktur von Sèvres an. In dieser Zeit lernt Rodin die
junge Künstlerin Camille Claudel kennen, die zunächst seine Schülerin und dann
etwa zehn Jahre lang seine Geliebte wird. In dieser Zeit entstehen auch Rodins
berühmteste Werke, wie das monumentale Höllentor oder das Ensemble Die
Bürger von Calais.
Rodin versammelt um sich herum zahlreiche Künstler - Dichter, Schriftsteller,
Maler und Bildhauer. Ab 1902 gehört auch der junge Dichter Rainer Maria Rilke
zu seinen Stammbesuchern. Rilke sollte im Auftrag eines deutschen Verlages
eine Monographie über Rodin verfassen. Nach der Veröffentlichung seines
Buches arbeitet Rilke einige Zeit als Sekretär für Rodin.
ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER
21 Als höchste Auszeichnung für sein Werk wird Rodin auf der Pariser
Weltausstellung von 1900 ein eigener Pavillon gewidmet, in welchem 117 seiner
Werke präsentiert werden.
Auguste Rodin stirbt 1917 auf seinem Anwesen in Meudon, auf welches er sich
seit 1894 zurückgezogen hat.
ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER
22 Auguste Rodin, Le passant, 1895-­‐1899 Bronze 42,2 X 20 X 22 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk
Nach Fertigstellung der monumentalen Bronzegruppe der Bürger von Calais,
fertigt Rodin zu jeder der sechs Figuren nachträglich mehrere kleinformatige
Fassungen an, zu denen auch die zwei Statuetten des Saarlandsmuseums zählen.
Die Darstellung der Bürger von Calais orientiert sich an einer historischen
Begebenheit : Während des 100jährigen Krieges belagerte der englische
Eroberer Eduard III. mit seinen Truppen elf Monate lang die nordfranzösische
Stadt Calais. Als Gegenleistung zur Verschonung der Stadt forderte er die
Auslieferung von sechs der angesehensten Bürger, die öffentlich hingerichtet
werden sollten. Sie erschienen barfüβig, gekleidet in zerrissenen Büβerhemden
und trugen symbolisch für ihre Opferbereitschaft einen Strick um den Hals.
Rodin stellt diese Helden mit ihrer inneren Anspannung angesichts der
bevorstehenden Exekution dar. Jedem der Personen verleiht Rodin einen
individuellen Charakter mit ganz unterschiedlichen Gefühlsregungen: Von Mut
und Entschlossenheit bis hin zur Verzweiflung und Resignation. Die Figur des
Passant repräsentiert in der Figurengruppe Die Bürger von Calais den Jüngling
an der vorderen linken Ecke. Mit schmerzlich angespanntem Gesicht, welches
seine Hoffnungslosigkeit widerspiegelt, wendet er sich der Opfergruppe zu und
erhebt die rechte Hand zu einer Abschiedsgeste.
Das Motiv der tiefen Verzweiflung findet sich in Rodins Werk in
unterschiedlichen Ausdrucksformen immer wieder.
ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER
23 2. STURM : REVOLUTIONEN UND AVANTGARDEN ZEITRAUM : 1905 - 1925
SEKTIONSTEXT
1905 kündigt sich in Paris und Dresden fast gleichzeitig eine radikale Wende in
der Geschichte der modernen Kunst an. Das neu eröffnete Kapitel der
europäischen Kunst kennzeichnet sich durch innovative Tendenzen, die sich
durch ein gemeinsames Verlangen nach Veränderung und die Missachtung der
akademischen Taditionen kennzeichnen. Das einzigartige Farbengewitter, das
sich auf den Bildern der Fauvisten Henri Matisse, André Derain, Charles Camoin
und Maurice de Vlaminck entfaltet, verursacht auf dem Salon d’Automne von
1905 einen Skandal. Die leuchtenden Farbflächen, wilden Linien und intuitiven
Kompositionen sind ein Widerhall der sog. primitiven Kunst. Im Manifest der
„Brücke”, der ersten deutschen expressionistischen Gruppe, die im selben Jahr
gegründet wurde, erkennt man dasselbe Verlangen nach Intensität und Rückkehr
zum Ursprung. Denselben Elan beobachtet man bei den russischen und deutschen
Künstlern der Gruppe „Der Blaue Reiter”. Die in München gegründete Strömung,
deren Mitglieder mehrheitlich eine Zeit lang in Paris gelebt haben, strebt nach
einer Kunst, die sich vom Geistigen nährt. Diese in sämtlichen Bereichen Grenzen
durchbrechenden neuen „Wilden”, wollen „um jeden Preis nach vorne, wie ein
Fluss”, meint Franz Marc.
BRÜCKE
Vier Dresdner Architekturstudenten begründen 1905 mit der Künstlergruppe
Brücke eines der wichtigsten Zentren des deutschen Expressionismus. Zu ihren
Mitgliedern zählen Kirchner, Heckel, Bleyl und Schmidt-Rottluff, später kommen
Pechstein, Mueller und für kurze Zeit auch Nolde hinzu.
Beeinflusst von van Gogh und vor allem Gauguins Faszination der archaischen
Formensprache afrikanischer und polynesischer Kunst, suchen diese Künstler
nach neuen, radikalen Wegen künstlerischen Ausdrucks. Intensive Farben,
flächige Formen, kräftige Konturen und spontane Gesten bezeugen ihre kollektive
Abkehr von akademischer Tradition und Naturvorbild. Dies lässt auf eine
formelle Nähe zu den Fauves schließen. Während deren Kunst jedoch an eine
vom Impressionismus ererbte Tradition kontemplativer, letztlich, nach Harmonie
strebender Malerei anknüpft, wird die Leinwand der Expressionisten zur
Projektionsfläche
ungebundener
Emotionen
und
authentischer
Lebensanschauungen des autodidaktischen Künstlers.
KUBISMUS
Als der aus Deutschland kommende junge Daniel-Henry Kahnweiler 1907 in Paris
eine Galerie eröffnet, zieht der deutsche Kunstkritiker Wilhelm Uhde sein
Augenmerk auf eine Gruppe von Malern, die mit ihren fragmentierten
Darstellungen der Wirklichkeit mit den damals geltenden akademischen
Standards brachen. Kahnweiler wird zum Entdecker der Kubisten – Pablo
Picasso, Georges Braque, Juan Gris, Fernand Léger, Albert Gleizes - mit denen er
fortan freundschaftlich verbunden ist und oftmals Exklusivverträge abschließt.
ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER
24 Diese engen Bande stoßen am Vorabend des Ersten Weltkriegs unter den
Stimmen der nationalistischen Propaganda Frankreichs auf Unverständnis: Der
Kubismus wird als « art boche » („deutscher Schund”) beschimpft, als Frucht
germanischer Beeinflussung. Der kubistische Stil erwies sich jedoch für die
deutsche Malerei als wenig einflussreich. Er fand vornehmlich in der
Bildhauerkunst, vor allen Dingen im Werk von Rudolf Belling, Widerhall.
EIN VERPASSTES RENDEZVOUS
Vornehmlich aufgrund politischer Spannungen am Vorabend des Ersten
Weltkriegs stößt die Brücke, wie auch der Expressionismus als Ganzes, seinerzeit
kaum auf das Interesse der französischen Öffentlichkeit. Mitverantwortlich mag
auch eine gewisse paternalistische Haltung sein, mit der man sich als
tonangebende Kunstnation versteht. Die wenigen Ankäufe deutscher Malerei
seitens französischer Museen zwischen 1871 und 1918 sind vor allem da zu
finden, wo direkter französischer Einfluss spürbar ist: bei den vom
Impressionismus geprägten Künstlern der Secessionen wie Fritz von Uhde oder
Max Liebermann. In Deutschland begegnet man den durchaus zahlreichen
Ausstellungen und Ankäufen französischer Kunst in jenen Jahren auch
keineswegs nur positiv. Die Kluft zwischen Befürwortern und Gegnern dieser
Einwirkung tritt mit dem berühmten Protest deutscher Künstler von Carl Vinnen,
der die vermeintlich „große Invasion französischer Kunst“ Deutschlands
anprangert, im Jahr 1911 offen zutage.
DER ERSTE WELTKRIEG
Fast die gesamte Generation der um 1880 geborenen Künstler, darunter die
Fauvisten, Expressionisten und Kubisten, wird zum Kriegsdienst eingezogen.
Propagandaaktionen bewirken ein Aufflammen der Nationalismen, und viele
ziehen voller Begeisterung an die Front, träumen von einer „Säuberung Europas”.
Doch bald darauf folgt die Entzauberung: „Der Expressionismus stirbt”, ruft der
lothringische Pazifist Yvan Goll aus. Franz Marc beklagt, bevor er selbst an der
Front fällt, den Tod seines Freundes August Macke „durch eine feindliche, fast
möchte man sagen: befreundete Kugel, – denn es war eine französische.“ Die
wenigen während des Krieges entstandenen künstlerischen Zeugnisse sind
gebrandmarkt von der Hilflosigkeit und Verzweiflung angesichts des unsagbaren
Horrors. Der Versailler Vertrag führt de facto zu einem Boykott deutscher Kultur,
der erst nach der Wiederaufnahme des offiziellen künstlerischen Austauschs im
Jahre 1925 mit dem Vertrag von Locarno aufgehoben wird.
ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER
25 Werkbeschreibung Nr. 4
Ernst Ludwig Kirchner (1880 – 1938)
Tannen im Gebirge, 1919
Der Künstler
Ernst Ludwig Kirchner, geboren 1880 in Aschaffenburg, studiert anfangs
Architektur in Dresden. Dort gründet er 1905 mit drei anderen
Architekturstudenten, Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff die
Künstlervereinigung Die Brücke, die eine Gruppe von deutschen
expressionistischen Künstlern vereint. Zwischen 1909 und 1911 verbringt
Kirchner gemeinsam mit Erich Heckel, Max Pechstein und Otto Mueller viel Zeit
an den Moritzburger Seen, nahe bei Dresden. Als Bildmotiv wählen sie vor allem
den weiblichen Akt in der freien Natur und das Thema der Badenden. Nach
seinem Umzug nach Berlin im Jahr 1911 werden nun auch das Leben auf der
Straβe und die nächtlichen Szenen von Berlin zum Gegenstand seiner Arbeiten.
Unter dem Erlebnis der Groβstadt wird Kirchners Malstil härter und
ungestümer. Daneben werden die Welt des Varietés und des Zirkus zu seinen
neuen Bildthemen. Beeinflusst von Vincent van Gogh, Paul Gauguin und den
Fauvisten entwickelt Kirchner einen flächigen und auf reinen Farben
aufgebauten Malstil. Seine Auseinandersetzung mit dem Kubismus und dem
altdeutschen Holzschnitt führen zu einer expressiven und kantig-spitzen
Formensprache. Gleichwertig neben der Malerei steht Kirchners grafisches Werk
mit Holzschnitten, Radierungen und Lithographien.
Holzskulpturen und
Entwürfe für Stickereien und Webteppiche sowie Möbel runden das Gesamtwerk
von Kirchner ab.
1915
wird
Kirchner
zum
Militärdienst
einberufen.
Nach
einem
Nervenzusammenbruch aus Angst vor einem Fronteinsatz wird er als Soldat
entlassen und zur Rekonvaleszens in verschiedene Sanatorien gesandt. Er lässt
sich in der Schweiz, nahe bei Davos nieder und malt hauptsächlich nur noch
Bergpanoramen und alltägliche Szenen aus dem bäuerlichen Leben. Im Jahr 1937
wird er in Deutschland von den Nationalsozialisten als entarteter Künstler
diffamiert und mehr als 600 seiner Werke werden aus den öffentlichen
Sammlungen konfisziert und verkauft oder zerstört. Tief getroffen von dieser
Verfemung und der Entwicklung des Krieges, begeht Kirchner 1938 Selbstmord.
ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER
26 Ernst Ludwig Kirchner, Tannen im Gebirge, 1919 Öl auf Leinwand
120 X 90 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk
Kirchner lebt seit 1917 in den Schweizer Bergen auf der Stafelalp in einer
Berghütte. In der Abgeschiedenheit der Bergwälder verbessert sich sein
Gesundheitszustand zunehmend, so dass er wieder mit dem Malen beginnt. Sein
Landschaftsbild Tannen im Gebirge zeigt eine dunkle, silhouettenhafte Gruppe
von Tannen auf einem abfallenden Berghang vor einem Sonnenuntergang, der
die Landschaft in ein hellrosafarbenes Licht taucht. Diese Farbgebung entspricht
nicht einer naturalistischen Wiedergabe, sondern der Empfindung des Künstlers.
Kirchner selbst erkannte die Veränderung in den Farben seiner Schweizer Bilder
und schreibt 1922 unter seinem Pseudonym Louis de Marsalle dazu : “Auch die
Farbe ist nicht die der Nautr, sondern eine aus der Gestaltungsabsicht des
Malers geborene. Sie schafft in Verbindung mit den anderen Farben des Bildes
einen bestimmten Klang, der das Erlebnis des Malers ausdrückt”.1
1 Zit. in: Ernst-Ludwig Kirchner 1880-1938, Hrsg : Lucius Grisebach, Ausstellungskatalog, Nationalgalerie
Berlin/Haus der Kunst München / Kunsthaus Zürich, 1979-1980, S. 86. 27 ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER
Werkbeschreibung Nr. 5
Franz Marc (1880 – 1916)
Blaues Pferdchen, 1912
Der Künstler
Franz Marc ist einer der Hauptvertreter des deutschen Expressionismus. 1880 in
eine aus München stammende Künstlerfamilie hineingeboren, beginnt 1900 sein
Studium an der Münchner Akademie. Anschlieβend begibt er sich nach Paris
und kommt mit den impressionistischen Künstlern in Kontakt. Im Jahr 1905 lernt
er den Schweizer Tiermaler Jean-Bloé Niestlé kennen, der ihm den Anstoβ für
seine Tierbilder gibt. Tiere, welche Franz Marc reiner und unverdorbener als der
Mensch erscheinen, werden nun zu seinem bevorzugten Motiv.
1911 trifft er das Künstlerpaar Wassily Kandinsky und Gabriele Münter und wird
Mitglied in der Neuen Künstlervereinigung München (N.K.V.M.). Diese Gruppe
lehnte, wie andere Künstlervereinigungen den Historismus und bestehenden
Akademismus ab. Gemeinsam mit Kandinsky beginnt Marc sich intensiv mit
verschiedenen Farbphänomenen auseinanderzusetzen und entwickelt daraus
seine eigene Farbtheorie (Das Blau als „männliches” Prinzip, das Gelb als
„weibliches” Prinzip). 1911 verlassen beide Künstler die N.K.V.M. und gründen
gemeinsam mit August Macke den Blauen Reiter. Unter dem Einfluss der
italienischen Futuristen und der Werke von Robert Delaunay wendet sich Franz
Marc immer mehr der Abstraktion zu. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges meldet
er sich freiwillig zum Militärdienst. Im Jahr 1916 wird er bei Verdun von einem
Granatsplitter tödlich verletzt und stirbt im Alter von nur 36 Jahren.
ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER
28 Franz Marc, Blaue Pferdchen, 1912 Öl auf Leinwand 58 X 73 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk
Wie August Macke den Sturm bei Marc in Sindelsdorf, so malt Franz Marc das
Blaue Pferdchen bei Macke in Bonn.
Franz Marc hat dieses Werk an der rechten oberen Ecke mit einer Widmung an
den zweijährigen Sohn Walter von August Macke versehen. Damit wird dieses
Bild auch zu einem Symbol für die Freundschaft zwischen beiden Künstlern.
Das Gemälde zeigt ein junges Pferd, welches bildparallel vor einer farbigen
Hügellandschaft steht. Während die Landschaft sehr flächig mit nur wenig
Räumlichkeit angelegt ist, nimmt das Pferdchen im Vordergrund eine zentrale
Position ein. Sowohl das Pferd als auch die Landschaft werden nicht in
natürlicher Farbigkeit wiedergegeben, was dem Werk eine spirituelle
Überhöhung verleihen soll. Franz Marc nutzt die Farbe somit als selbstständiges
Ausdrucksmittel. Er selbst schreibt im Dezember 1910 in einem Brief an August
Macke : „Blau ist das männliche Prinzip, herb und geistig, gelb das weibliche
Prinzip, sanft, heiter, sinnlich. Rot ist die Materie, brutal und schwer und stets
die Farbe, die von den anderen beiden bekämpft und überwunden werden
muss!”
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29 Werkbeschreibung Nr. 6 Paul Gauguin (1848 – 1903)
Maske einer Tahitierin (Tehura), 1893
Der Künstler
Eugène Henri Paul Gauguin ist ein französischer Maler des Postimpressionismus,
Vertreter der Schule von Pont-Aven, Gründer des Synthetismus und Vorbild für
die Nabis und die Expressionisten. Neben Paul Cézanne und Vincent van Gogh
gilt er als einer der Väter der moderner Kunst.
Gauguin wird in Paris 1848 geboren, verbringt allerdings seine Kindheit bei der
Familie seiner Mutter in Peru. Im Alter von 17 Jahren arbeitet er als Seemann
zunächst auf Handelsschiffen, später bei der Marine und ist sechs Jahre lang auf
den Weltmeeren unterwegs. Ab 1870 ist er als erfolgreicher Börsenmakler in
Paris tätig und lebt mit seiner dänischen Ehefrau Mette-Sophie Gaad und den
gemeinsamen fünf Kindern in wohlhabenden Verhältnissen. Nebenbei beginnt er
mit der Malerei und der Bildhauerei. Er tritt in engen Kontakt mit Camille
Pissarro, beteiligt sich mehrmals an den Ausstellungen der Impressionisten und
gibt 1882 seinen Beruf auf, um sich ganz auf die Malerei zu konzentrieren. Er
lässt seine Frau und seine Kinder, die inzwischen in Dänemark leben, zurück
und begibt sich wieder nach Paris. Zwischen den Jahren 1886 und 1891 verbringt
Gauguin die meiste Zeit in der Bretagne mit anderen Künstlern der Schule von
Pont-Aven. Dort lernt er Emile Bernard kennen, mit dem er den Synthetismus
entwickelt. (Der Synthetismus unterscheidet sich vom Impressionismus dadurch,
dass die Künstler ihre Motive nicht direkt vor der Natur auf die Leinwand
bringen, sondern aus ihrer Erinnerung heraus malen und somit eine Synthese
zwischen ihrer Wahrnehmungs- und ihrer Vorstellungswelt schaffen.) Gauguin
begeistert sich für die Kunst der Primitiven, mittelalterliche Kirchenfenster und
den japanischen Holzschnitt. Eine Leidenschaft, die auch sein Malerkollege van
Gogh mit ihm teilt, mit dem er 1888 mehrere Monate in dessen Atelier in Arles
zusammenarbeitet. Ihre Freundschaft endet auf tragische Weise.
In der Hoffnung, der westlichen Zivilisation zu entfliehen und neue
Ausdrucksformen finden zu können, reist Gauguin 1891 erstmals nach Tahiti und
später auf die Marquesas-Inseln. Durch den Fortschritt der Kolonisation war die
ursprüngliche Inselkultur schon sehr stark von der europäischen Kultur
beeinflusst und Gauguin fand nicht das exotische Paradies vor, das er sich
erträumte. Jedoch entstanden hier unter dem Einfluss der tropischen Umgebung
und der polynesischen Kultur seine bedeutendsten Werke, wie die berühmte
Allegorie auf das menschliche Leben Woher kommen wir ? Was sind wir ? Wohin
gehen wir ? Gauguins Kunst zeigt das tief empfundene Ideal eines Lebens in der
Südsee, das jedoch unter dem Einfluss europäischer Mächte zu verschwinden
beginnt.
Bis zu seinem Tod im Jahr 1903 wird Gauguin in groβer Armut leben. Sein
Umgang mit Farben, Flächen und Formen wird maβgebend für viele Maler
Anfang des 20. Jahrhunderts, insbesondere für die Fauvisten, werden.
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30 Paul Gaugin, Maske einer Tahitierin (Tehura), 1893 Bronze 20,7 X 17 X 10 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk
Diese Bronzeskulptur ist eines von insgesamt sechs Güssen. Das Original wurde
aus tropischem Pua-Holz gefertigt und farbig gefasst mit dunkelgrünen Augen,
roten Lippen und einer goldenen Blume im schwarzen Haar. Diese Maske
entstand während seines Aufenthalts auf Tahiti im Jahr 1893. Es zeigt die junge
Teha’mana, genannt Tehura, die Gauguin als 13jährige kennenlernte. Sie wurde
zunächst eines seiner Modelle und später zu seiner Geliebten. Inspiriert von der
Kunst der Südseevölker, beginnt Gauguin, sich ausführlich mit der
Formensprache des Primitivismus zu beschäftigen, für welche sich die
europäischen Künstler erst nach 1905 interessieren werden.
Auf der Rückseite der Maske findet sich eine Darstellung einer jungen
Insulanerin als Eva in der Natur. Nur mit einem Tuch um die Hüfte bekleidet,
lehnt sie sich mit der rechten Hand gegen einen kleinen Baum. Das Motiv einer
Tahitianerin in ähnlicher Haltung und gleichem Kontext findet sich bei Gauguin
auf zahlreichen Gemälden, Holzschnitten und Zeichnungen wieder.
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31 3. SCHRECKEN – INTELLEKTUELLE EXILE
ZEITRAUM: 1925 - 1945
SEKTIONSTEXT
Nach einem als sinnlos erachteten Krieg und einer misslungenen Revolution wird
die Ernüchterung gegenüber einer moral- und skrupellosen Gegenwart zur
treibenden Kraft eines tiefen Wandels in der Kunst der jungen Weimarer
Republik. Die wachsende Zuerkennung der sozialen Rolle der Kunst ist der
gemeinsame Nenner der Avantgarden, die in diesen Jahren rechts des Rheins
geboren werden - wodurch sie sich weitgehend von den damals in Frankreich
vorherrschenden Kunströmungen unterscheiden. Jedoch sind die eingeschlagenen
Wege extrem vielfältig: Während sich im Bauhaus Tendenzen einer Ästhetik der
reinen Formensprache bündeln, die jegliche Opposition zwischen Kunst und
Leben ausschließt, und sich in der Neuen Sachlichkeit die Verteidiger einer
radikalen Sozialkritik wiederfinden, erkunden andere Strömungen die surreale
Welt der archaischen Urbilder. Die deutschen Künstler beginnen sich von der
einseitigen Beeinflussung durch die französische Kunst zu befreien: „Frankreich
war seit jeher das Mekka der deutschen Künstler […].Heute aber herrscht in
Paris dieselbe Stagnation, dasselbe justemilieu wie bei uns”, bemerkt George
Grosz 1925.
BAUHAUS
Das 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründete Bauhaus strebt die
Vereinigung der freien und angewandten Künste zum Zweck der Erschaffung
einer ästhetisch erneuerten Umwelt des Menschen im Industriezeitalter an. Die
Schule rückt somit eine soziale Funktion und Verantwortlichkeit der Kunst in den
Vordergrund - ein Sachverhalt, dem französische Kreise zunächst kritisch
entgegenstehen und der mitverantwortlich für die zeitlich verschobene
Wiederentdeckung des Bauhauses in Frankreich ab den 60er Jahren ist.
Viele bedeutende Künstler wie Klee, Kandinsky, Schlemmer, Moholy-Nagy und
Feininger wirken an der Realisierung des Konzepts mit. Sie entwickeln eine
klare, oft auf der Geometrie fußende Formensprache. Kontakte nach Frankreich
bestehen hauptsächlich mit den Vertretern einer puristischen Ästhetik, wie
Léger, Gleizes und vor allem Le Corbusier, der sich an mehreren BauhausAusstellungen beteiligt.
ZWEITER WELTKRIEG
Die nationalsozialistische Ideologie läutet den Untergang des intellektuellen
Lebens Deutschlands ein. Ab 1933 kündigt Adolf Hitler eine „moralische
Säuberung” an. Sie beginnt insbesondere mit dem Ausschluss der jüdischen
Bevölkerung und der Regimegegner und spektakulären Bücherverbrennungen, in
denen Zehntausende von Büchern vernichtet werden. 1935 definiert der Führer in
Nürnberg sein Verständnis von Kunst, welche „die Seele und die Ideale der
Gemeinschaft ausdrückt”, die da lauten „Rassenreinheit”, Familie, Arbeit und
männliche
Stärke.
1936
verbietet
der
für
Propaganda
verantwortliche Reichsminister Joseph Goebbels Kunstkritik zu Gunsten der
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32 ästhetischen Vorstellung eines einzigen Menschen. Die Gleichschaltung wird 1937
mit der „Säuberungsaktion” in den deutschen staatlichen Museen abgeschlossen,
im Rahmen derer etwa 16.000 Werke internationaler Avantgarden, von denen
danach etwa 650 in der Ausstellung „Degenerierte Kunst” präsentiert werden,
entfernt werden.
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33 Werkbeschreibung Nr. 7
Max Beckmann (1884 – 1950)
Messingstadt, 1944
Der Künstler
Max Beckmann, 1884 in Leipzig geboren, lässt sich nicht eindeutig einer
bestimmten Kunstströmung zuordnen. Er entwickelt eine eigenständige
Sonderform, die dem Expressionismus ebenso wie der Neuen Sachlichkeit nahe
steht.
Nach seinem Studium an der Weimarer Akademie (1899-1903) reist er mehrmals
nach Paris und interessiert sich im Besonderen für Paul Cezanne, Vincent van
Gogh und die französischen Impressionisten. Daneben fasziniert ihn auch die
Kunst aus der Zeit der Renaissance, die er während eines Studienaufenthaltes in
Florenz im Jahr 1906 studieren konnte. Bis zum Ersten Weltkrieg widmet er sich
religiösen Bildmotiven und der Historienmalerei nach der traditionellen Malerei
von Géricault und Delacroix. Gerne wäre er in Paris geblieben, auf Grund der
politischen Umbrüche bleibt es ihm jedoch verwehrt, seine Karriere in
Frankreich fortzuführen. Während des Krieges dient er freiwillig als
Krankenpfleger und wird in Flandern stationiert. Seine Kriegserfahrungen
führen ihn jedoch in eine Depression und er wird vom Kriegsdienst befreit. Seine
Kriegserfahrungen verarbeitet er in Zeichnungen und Grafiken. In dieser Zeit
wird sich sein Malstil radikal verändern. Seine Werke werden sozialkritischer
und sein Malstil wird flächiger und ausdrucksstärker.
1915 zieht Beckmann nach Frankfurt und unterrichtet ab 1925 an der
Städelschule. Zur gleichen Zeit schließt er sich Otto Dix und George Grosz mit
der Gruppe der Neuen Sachlichkeit an und stellt seine Werke in Mannheim aus.
Später entwickelt Beckmann einen allegorischen Stil, mit Mythen, Symbolen und
Fabeln. Ab 1932 beginnt er mit seiner Werkfolge von Triptychen. 1937 wird er
von den Nationalsozialisten als entarteter Künstler eingestuft und verliert seinen
Lehrstuhl als Professor an der Kunstakademie Frankfurt. Gemeinsam mit seiner
Frau emigriert er zuerst nach Paris und kurze Zeit später nach Amsterdam. In
sein Heimatland wird Beckmann nie mehr zurückkehren. Es folgen für
Beckmann die persönlich schwierigsten, aber auch produktivsten Jahre seines
Lebens. Ein Großteil seiner Werke entsteht zu dieser Zeit. Sein Hauptthema ist
der bedrohte Mensch im Zeitalter der Apokalypse. Nach Ende des Zweiten
Weltkrieges siedelt er in die USA über, wo er unter anderem in Washington und
Brooklyn unterrichten wird. Max Beckmann ist einer der wenigen Künstler, der
zeitlebens zu groβem Erfolg fanden.
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34 Max Beckmann, Messingstadt, 1944 Öl auf Leinwand 115 X 150 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk
Max Beckmann malt dieses groβformatige Gemälde in einer für ihn prekären
Zeit während seines Exils in Amsterdam. Es zeigt ein nacktes Paar auf einem
Bett liegend. Im Vordergrund versperren ein Schwert und zwei
zusammengebundene Lanzen auf bedrohliche Weise den Blick. Im Hintergrund
am Horizont ragt eine orientalisch anmutende Stadt empor. Die starken
schwarzen Konturen, die intensiven Farben und die extremen Hell-DunkelKontraste sind charakteristisch für Beckmanns Malweise. Obwohl dieses Paar
direkt nebeneinander liegt, wirkt es doch auf eine merkwürdige Art und Weise
distanziert voneinander. Die Frau präsentiert dem Betrachter ihre reizvolle
Körperlichkeit, während der auf dem Bauch liegende Mann sein Gesicht verbirgt.
Das Armband der Frau und das um die Beine des Mannes geschlungene Tuch
wirken fast wie Fesseln, welche die beiden miteinander verbinden. Der Titel des
Bildes bezieht sich auf eine Erzählung aus Tausend und einer Nacht. Sie
berichtet davon, wie Jünglinge versuchen, in eine von Mauern umgebene Stadt
einzudringen. Bevor ihnen dies gelingt, werden sie jedoch von Jungfrauen in den
Tod gelockt. Beckmanns Werke sind tiefgründige Sinnbilder des menschlichen
Daseins.
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35 Werkbeschreibung Nr. 8
Oskar Schlemmer (1888 – 1943)
Blaue Frauengruppe, 1931
Der Künstler
Oskar Schlemmer ist ein Künstler mit vielen Facetten. Er ist Maler, Plastiker,
Wandgestalter, Bühnenbildner und Theoretiker. Geboren 1888, beginnt er seine
Studium 1906 an der Kunstakademie in seiner Heimatstadt Stuttgart. Sein
Grundthema in seinen Werken ist die menschliche Figur im Raum. Sein
Frühwerk um 1910 steht unter dem Einfluss der Kunst von Paul Cézanne. Zwei
Jahre lang lebt Schlemmer in Berlin und lernt dort die europäischen
Avantgarde-Künstler kennen, darunter die Kubisten und die Künstler des Blauen
Reiters. Mit diesen neuen Impulsen beginnt er sich intensiv der Abstraktion zu
widmen und verwandelt seine Landschaften-, Stilleben- und Figurenbilder in
geometrische Bildgefüge. Als Freiwilliger zieht er in den Ersten Weltkrieg.
Mehrmals
verwundet,
führt
er
seine
Malerei
während
seiner
Krankenhausaufenthalte fort. Nach dem Krieg, setzt sich Schlemmer zum Ziel,
ein neues harmonisches Menschenbild zu schaffen. Er stellt den „Mensch als
Maß aller Dinge” in den Mittelpunkt seines Werks und sucht nach einer neuen
Formensprache. Im Jahr 1920 bietet ihm Walter Gropius einen Lehrauftrag am
Bauhaus in Weimar an. Das Bauhaus, mit seiner Idee die Kunst mit dem
klassischen Handwerk zu verbinden, eignet sich ideal für Schlemmer, der ein
Gesamtkunstwerk vor Augen hat. Er übernimmt am Bauhaus zunächst die Lehre
für Wandmalerei. Im Gegensatz zu seinen Kollegen wie Kandinsky oder Klee, die
rein abstrakt arbeiten, beschäftigt sich Schlemmer ausschließlich mit der
menschlichen Figur. Anders als die Expressionisten möchte er jedoch nicht die
Emotionalität und Verletzlichkeit des Menschen hervorheben, sondern ihn in
eine übergeordnete harmonische Welt der Formen erheben. Neben seiner
künstlerischen Arbeit als Maler begeistert sich Oskar Schlemmer für das Ballett.
Für das Triadische Ballett entwirft er 18 Figurinen aus Holz und Metall als
Kostümbilder, die den Bewegungsfreiraum der Tänzer einschränken und
vorschematisieren sollen. Diese von Schlemmer entwickelten Choreographien
werden architektonische Tänze genannt. Nachdem Schlemmer lange Zeit das
Theater am Bauhaus geleitet hat, widmet er sich ab 1929 wieder der Malerei. Er
verlässt das Bauhaus und nimmt eine Stelle an der Akademie für Kunst und
Kunstgewerbe in Breslau an. Auf Grund der politischen Entwicklungen muss die
Hochschule geschlossen werden und Schlemmer wird an die Vereinigten
Staatsschulen für Kunst und Kunstgewerbe nach Berlin berufen. Schlemmer wird
1933 von den Nationalsozialisten als entarteter Künstler diffamiert, was auch
seine Entlassung von der Akademie zur Folge hat. Trotz seiner großen
Bekanntheit darf er weder lehren noch malen oder ausstellen. Um seinen
Lebensunterhalt sicherzustellen, beginnt er in einem Malergeschäft und in einer
Lackfabrik zu arbeiten. Ab 1941 lebt er zurückgezogen in Südbaden, wo seine
letzte Bilderserie, die sogenannten Fensterbilder entstehen. Schlemmer stirbt
1943 in Folge einer kurzen Krankheit in Baden-Baden. Die Anerkennung für
seine außergewöhnliche künstlerische Leistung wird ihm erst nach seinem Tod
zuteil. An seiner neu entwickelten Formensprache wird sich die folgende
Künstlergeneration stark orientieren.
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36 Oskar Schlemmer, Blaue Frauengruppe, 1931 Öl, Tempera auf Rupfen 162,5 X 114 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk
Das Gemälde Blaue Frauengruppe aus dem Jahr 1931 entsteht während seiner
Tätigkeit an der Breslauer Akademie. Zu dieser Zeit befand sich Schlemmer auf
dem Höhepunkt seiner Karriere. Die von ihm aufgebaute Bauhausbühne und ihr
Triadisches Ballett hatten inzwischen internationale Anerkennung gefunden.
Viele Theaterhäuser kamen auf ihn mit Großaufträgen für Ballett- und
Operninszenierungen zu. Zur gleichen Zeit erhielt er die Möglichkeit die von
Henry van de Velde neu erbaute Rotunde im Musem Folkwang auszugestalten.
Die Blaue Frauengruppe wird nach 1945 in zahlreichen bedeutenden
Ausstellungen präsentiert, darunter auf der Documenta I in Kassel und auf der
27. Biennale von Venedig.
Das Gemälde zeigt sieben weibliche Figuren in einem imaginärem Raumgefüge.
Diese typisierten Modulfiguren entsprechen Schlemmers Vorstellung eines
idealisierten Menschenbildes. Die Figuren fügen sich zu einem komplexen
Gefüge, einer Art « Menschenarchitektur » zusammen. Schlemmer nutzt hier als
Kompositionsprinzip, wie in vielen seiner anderen Werke, eine starke
Horizontal-Vertikal-Gliederung, unterstützt durch die Körperhaltungen der
Figuren in strikter Vorder-, Rücken- oder Seitenansicht. Zwei der ansonsten
regungslos stehenden Frauengestalten deuten eine Schrittbewegung an. Eine
durch die bildeinwärtsgewandte Zentralfigur verdeckte Rockträgerin und eine
am linken Bildrand stehende Frauengestalt, die ihren Oberkörper entgegen ihrer
Schreitbewegung dreht. Die Unterkörper der Frauengestalten mit ihren fein
plissierten, grauen Röcken lassen einen Vergleich mit kannelierten antiken
Säulen zu. Die auf der Bildfläche verteilten Frauenfiguren sind in einen
gleichsam irrationalen Raum eingestellt, der von einem geheimnisvollen Licht
durchstrahlt wird. Die Blaue Frauengruppe steht beispielhaft für Schlemmers
Suche nach einer Einheit von Mensch, Raum und Kosmos.
Das Gemälde wurde 2014 aufwändig restauriert.
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37 Werkbeschreibung Nr. 9
Alexander Archipenko (1887 – 1964)
Der Tanz, 1912 (Guss : um 1959)
Der Künstler
Alexander Archipenko ist ein amerikanischer Bildhauer, der ursprünglich aus
der Ukraine stammt und 1887 in Kiew geboren wurde.
Als Enkel eines Ikonenmalers war er früh mit der russischen Volkskunst und der
byzantinischen Kunst vertraut. Nach einem kurzen Studium an der
Kunsthochschule in Kiew, geht er 1908 nach Paris. Sehr schnell findet er
Anschluss an die künstlerische Avantgarde und befreundet sich mit George
Braque, Pablo Picasso, Marcel Duchamp, den Dadaisten und den BauhausKünstlern. Dabei inspirieren ihn die Lebensphilosophie des französischen
Denkers Henri Bergson, der die Einheit von Natur, Mensch und Kosmos betont.
Auf dem Salon des Indépendants stellt Archipenko im Jahr 1910 erstmals seine
Skulpturen aus. Seine erste Ausstellung in Deutschland findet 1912 im Museum
Folkwang in Hagen statt. Zur gleichen Zeit beginnt er mit unkonventionellen
Materialien zu arbeiten, Metallblechen, Glasscheiben, Holzplatten, Spiegeln und
Drähten. Sein Hauptthema bleibt dabei immer der Mensch. Wie sich auf den
Bildern der Kubisten die Körper auflösen in geometrische Formen, wirken auch
Archipenkos Skulpturen wie zerlegte Fragmente. Die Kunstkritik lobt an seinen
Skulpturen die Überwindung der Statik und den Ausdruck von Kraft und
Bewegung. Auch Apollinaire zögert nicht die Werke des Bildhauers in der Presse
und in Vorworten von Katalogen zu verteidigen. Archipenko ist ständig in
Bewegung und lebt an vielen Orten der Welt. Diese Mobilität und die ständige
Anpassung an neue kulturelle Kontexte beeinflussen sein Werk maβgeblich. 1923
emigriert Archipenko mit seiner Frau Gela Forster geb. Schmitz in die USA und
lebt in Chicago, Kalifornien, Woodstock und New York. Dort entdeckt er für sich
ein neues Material: Das Plexiglas. Daraus entwickelt Archipenko von innen
beleuchtete Skulpturen. Nebenbei lehrt Archipenko in seinen neu gegründeten
Kunstschulen.
In Deutschland wird er 1937 von den Nationalsozialisten zum „Entarteten”
Künstler erklärt. Kurze Zeit nach Kriegsende werden ihm allerdings sehr schnell
wieder zahlreiche Ausstellungen in Deutschland gewidmet.
Dem Saarlandmuseum vermacht er auf Grund der Freundschaft zum damaligen
Museumsdirektor rund 100 seiner Gipsskulpturen.
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38 Alexander Archipenko, Der Tanz, 1912 (Guss : um 1959) Bronze 74 × 62,5 × 37,5 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk
Die enge Verbundenheit zwischen Tanz und Bildender Kunst erreicht vor dem
Hintergrund einer allgemeinen Tanzbegeisterung zu Beginn des 20. Jahrhunderts
einen historischen Höhepunkt. Viele der avantgardistischen Künstler machen
den modernen Tanz zum Thema in ihrem Werk. Archipenko wird diesem Thema
ebenfalls um 1913 mehrere Skulpturen widmen. In dieser Skulptur verbindet der
Künstler zwei Figuren in Form eines Torso miteinander zu einem offenen,
luftigen Gliederkonstrukt. Zwischen den beiden stilisierten Gestalten bildet sich
ein Binnenraum. Somit entsteht ein Spannungsverhältnis zwischen Objekt und
Raum. Archipenko macht dadurch den bewusst gestalteten Hohlraum zum
Ausdrucksträger.
Wie viele seiner Frühwerke, die Archipenko nach seiner Emigration in die USA
zurückgelassen hatte und verloren glaubte, hat er diese Werke in späteren
Jahren in identischer Form nachgeschaffen und auf das ursprüngliche
Entstehungsjahr datiert.
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39 4. ABSTRAKTIONEN. ANNÄHERUNG UND ENTFERNUNG
ZEITRAUM : 1945 – BIS HEUTE
SEKTIONSTEXT
Wie kann die Leere, die zwölf Jahre Totalitarismus und die Zerstörungen des
Krieges hinterlassen haben, überwunden werden? Die deutsche Kunst muss sich
neu erfinden. Viele erwarten einen förderlichen Impuls aus Frankreich, dessen
Militärregierung sich in der Tat, zwecks der demokratischen Umerziehung des
deutschen Volkes, in einem größeren Maße als die anderen Alliierten auf seine
Kulturpolitik stützt. Das im Vergleich zu den anderen Siegermächten stärker vom
Krieg in Mitleidenschaft gezogene Frankreich möchte die Konstanz seiner
kulturellen Strahlkraft bestätigen. Doch die deutsche Öffentlichkeit drängt mehr
noch auf ein schnelles Wiederanknüpfen mit seinen eigenen Avantgarden, die
unter der Naziherrschaft als degeneriert erachtet wurden. Schrittweise
verwandelt sich die beanspruchte Obrigkeitsposition in eine Haltung der
Wiederversöhnung, die 1954 schließlich in das deutsch-französische
Kulturabkommen mündet.
Ab den 1950er Jahren gilt der abstrakte Expressionismus als Agent der
Wiederherstellung der Rechte des Individuums, wobei ihn seine Verteidiger als
eine Weltsprache jenseits national bedingter Unterschiede betrachten.
Gleichwohl entspricht diese subjektiv geprägte Bildsprache letztendlich einem
Rückzug ins Private, der damals auch in anderen Bereichen des sozialen Lebens
beobachtet werden kann.
ZERO
Heinz Mack und Otto Piene, die beide von Yves Kleins immaterieller Kunst und
dessen Ablehnung des Informel begeistert sind, gründen 1957 in Düsseldorf die
Gruppe ZERO, der sich 1961 Günther Uecker anschließt. Klein erklärt: „Ich
dachte, ich hätte die Problematik der Kunst alleine überwunden … aber nein,
Piene befand sich am selben Ausgangspunkt.” Diese Künstler streben nach einer
Kunst der Klarheit, der Dynamik, voller Licht und Reinheit, die einen Kontrapunkt
zum oftmals stark materialbezogenen Aspekt der informellen Kunst bildet. Die
sich offen positionierende Gruppe ZERO ist die letzte bedeutende internationale
Kunstbewegung, der sich insbesondere deutsche und französische Künstler
anschließen. Die Zusammenarbeit zwischen dem Architekten Werner Ruhnau und
den Künstlern Yves Klein, Norbert Kricke, Jean Tinguely, Robert Adams und Paul
Dierkes im Rahmen des Entwurfs des Gelsenkirchener Musiktheaters im
Revier bildet den Höhepunkt der Projekte, die im Kreise der Gruppe ZERO
entwickelt werden.
KUNST NACH DEN 1970er JAHREN
Unter dem wachsendem Einfluss der amerikanischen Kunst auf den Kunstmarkt
ab den 1960er Jahren verliert Europa seine kulturelle Hegemonie. Subjektive
Positionen ersetzen weitgehend die Logiken von Strömungen und bieten eine
aufgesplitterte Sicht auf das internationale Kunstschaffen. Ab den 1970er Jahren
leben die Kunstszenen beider Länder eher neben einander her als dass sie
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40 kooperieren. Die Neuen Wilden, die in den 1980er Jahren in Deutschland auf
große Resonanz stoßen, werden nur selten in Frankreich ausgestellt, obgleich
eine gewisse Faszination gegenüber dem „furor teutonicus” der deutschen
expressiven Figuration herrscht. Jedoch treten links des Rheins nur wenige
deutsche Figuren, wie z.B. der in Frankreich lebende Anselm Kiefer oder in
einem anderen ästhetischen Register Gerhard Richter ins Rampenlicht.
Monografische Ausstellungen zeitgenössischer französischer Künstler sind in
Deutschland eher selten. Unabhängig davon jedoch ist das Erbe der „Wilden”
beider Länder in den Werken zeitgenössischer Künstler wie Jonathan Meese oder
Damien Deroubaix, der schon durch seinen Wohnsitz an der deutschfranzösischen Grenze par excellence ein Künstler „zwischen zwei Horizonten” ist,
deutlich wahrnehmbar.
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41 Werkbeschreibung Nr. 10
Ernst Wilhelm Nay (1902 – 1968)
Azurale, 1959
Der Künstler
Ernst Wilhelm Nay, geboren 1902 in Berlin, ist ein Maler und Grafiker der
klassischen Moderne, dessen Werk stark von Henri Matisse und Edvard Munch
beeinflusst ist. Nach einer Lehre als Buchbinder malte er seine ersten
Landschafts- und Porträtbilder als Autodidakt. Auf Vermittlung des Malers Karl
Hofer erhält er 1925 ein Stipendium an der Berliner Hochschule für Bildende
Künste und wird für drei Jahre sein Schüler. Im Jahr 1931 gewinnt er den
Rompreis und verbringt mehrere Monate in der Villa Massimo in Rom. Hier
entstehen surrealistisch-abstrakte Bilder. 1937 wird er als entarteter Künstler
deklariert und mit Ausstellungsverbot belegt. Tief getroffen und in finanzieller
Notlage, zieht Nay sich mit Unterstützung von Edvard Munch 1937 und 1938 auf
die lofotischen Inseln nach Norwegen zurück. Seine Eindrücke dieser fesselnden
Landschaften hält Nay auf Aquarellen fest, die ihm später als Grundlage für
seine Lofotenbilder (1937-1939) dienen. In diesen greift er auf einen zentralen
Gedanken der Expressionisten zurück: Die Wiederherstellung der Einheit von
Mensch und Natur.
Während des Krieges wird er zur deutschen Infanterie einberufen und als
Kartenschreiber in die Bretagne, seit 1940 deutscher Militärstützpunkt, entsandt.
Im eigenen Land als „entartet” verfemt, erhält er eine unerwartete
Wertschätzung seiner Werke durch französische Intellektuelle. Mit ihrer Hilfe ist
es Nay möglich, heimlich seine künstlerische Tätigkeit fortzuführen. Zurück in
Frankfurt, verarbeitet er seine Kriegserfahrungen in seinen Hekate-Bildern
(1945-1948) mit dichterischen, legendenhaften, biblischen und mythologischen
Motiven. In seinen Fugalbildern (1949-1951) gewinnt die Farbe als
gestalterisches Mittel einen immer höheren Stellenwert. Nach seinem Umzug
1951 nach Köln vollzieht Nay den endgültigen Schritt zur gegenstandslosen
Malerei. Seine rhythmischen Bilder (1952-1953) sind flächig-abstrakte
Kompositionen mit intensiver Farbgebung. Ab 1954 enstehen seine
Scheibenbilder (1954-1962), benannt nach dem wiederkehrenden Motiv
kreisförmiger, farbiger Scheiben. Diese „Primitivformen”, wie er sie selbst
nennt, wird er immer wieder mit verschiedenen künstlerischen Techniken
variieren und in seinen Augenbildern (1963-1964) weiterentwickeln. Sein
praktisches Werk wird begleitet von seiner kunsttheoretischen Schrift Vom
Gestaltwert der Farbe, die 1955 publiziert wird. Darin betont er die Autonomie
der Farbe, die frei und ohne Bindung an die Natur verwendet werden soll. Bis zu
seinem Tod 1968 ist er bei fast allen groβen Ausstellungen deutscher Kunst im
In- und Ausland vertreten, so z.B. bei der Biennale in Venedig 1956 sowie
dreimal auf der documenta in Kassel.
In seinem Werk finden sich ferner Anklänge an die Musik. Wie Komponisten
chromatische Fugen komponieren, arbeitet Nay mit Farbabstufungen und
Farbkontrasten und gibt seinen Bildern häufig musikalische Titel (Fuge,
Serenade, Rhyhtmus).
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42 Ernst Wilhelm Nay, Azurale, 1959 Öl auf Leinwand 162,5 X 130 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk
Dieses Gemälde aus dem Jahr 1959 zählt zu Nays sogenannten
„Scheibenbildern”. Diese Kompositionen setzen sich aus runden Formen
zusammen, die der Künstler selbst „vergröβerte Punkte des Pinsels” nennt. Für
Nay steht die Kreisform als Symbol absoluter Harmonie. Dieses Werk besteht
aus sich überlappenden Farbflächen mit unregelmäβigen Konturen. Hier
beginnen sich die kreisförmigen Strukturen somit bereits wieder aufzulösen.
Eine aus verschiedenen Blautönen bestehende Diagonale, die den Bildraum
durchzieht, gibt dieser Komposition ihren Namen. (Der Bildtitel ergibt sich aus
der Kombination der Worte «Azur» und «Diagonale»). Das leuchtende Azurblau
erhält verschiedene Farbnuancen durch Aufhellung mit Weiβ oder Abdunklung
mit Schwarz. Diese kühlen Blautöne werden von warmen Rot- und Ockertönen
flankiert. Der dynamische Charakter dieses Bildes ergibt sich damit sowohl
durch den Kontrast von hellen und dunklen, kalten und warmen Tonwerten
sowie durch die Auflösung der Formen.
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43 Werkbeschreibung Nr. 11
Serge Poliakoff (1900 – 1969)
Abstrakte Komposition, 1957
Der Künstler
Serge Poliakoff ist ein französischer Künstler russischer Herkunft und gilt als
wichtiger Vertreter der École de Paris. Geboren 1900 in eine wohlhabende und
gebildete Familie, interessiert er sich schon sehr früh für Kunst, Musik und
Literatur. Mit der russischen Ikonenmalerei, deren Einfluss in seinem Werk
spürbar ist, kam er bereits als Kind durch die familären Kirchenbesuche in
Moskau in Kontakt. Dank seiner Mutter lernt er ferner das Gitarre spielen. Mit
dieser Begabung wird er sich sehr lange als Musiker den Lebensunterhalt
verdienen.
1917 zwingt ihn die russische Oktoberrevolution zur Flucht. Nach einer
abenteuerlichen Reise erreicht er zunächst Konstantinopel. Nach Ende des
zweiten Weltkrieges reist er über Sofia, Belgrad und Wien nach Berlin, wo er
sich zwei Jahre lang aufhalten wird. Mit den Avantgarde-Künstlern in Berlin hat
er jedoch keine Berührungspunkte, da er sich ausschlieβlich unter Landsleuten
aufhält. 1923 reist Poliakoff nach Paris, seine zukünftige Heimatstadt. Er
studiert Malerei, während er nebenbei als Musiker tätig ist. In seinen ersten
Werken malt er im klassischen akademischen Stil und bevorzugt
gegenständliche Motive. Neben der Malerei beginnt er parallel mit einem
Studium der Mechanik, da er sich sehr für die exakten Wissenschaften
interessiert.
Ermutigt von seinen Künstlerkollegen Wassily Kandinsky, Sonja und Robert
Delaunay, sowie Otto Freundlich wendet sich Poliakoff immer mehr der
Abstraktion zu. Er entwickelte eine eigene Bildsprache, die bunte Farbflächen
nebeneinanderstellt. Allerdings kann seine Malerei nicht nur auf
Farbflächenmalerei reduziert werden, da er stets mit organischen, plastischen
und geometrischen Formen hinzufügt, die sich wie Teile eines Puzzles
zusammenfügen.
In den 1940er Jahren nutzt Poliakoff vor allem eine grau-braune Farbpalette,
die er in den 1950er Jahren um leuchtende und einander kontrastierende
Farbtöne erweitert. In seinem Spätwerk reduziert er diese kräftige Farbigkeit
wieder und zeigt eine Tendenz zur monochromen Bildgestaltung. In den 1950er
und 60er Jahren ist Poliakoff mit seinen Werken auf allen internationalen
Ausstellungen vertreten. Nach seiner Einbürgerung in Frankreich 1962 wird ihm
als Anerkennung ein Saal auf der Biennale in Venedig gewidmet. Bis zu seinem
Tod 1962 arbeitet Poliakoff nur noch im kleinen Format und verwendet nun
verstärkt die Technik der Lithografie. Poliakoff entwickelte auf autonome Weise,
ohne einer bestimmten Künstlergruppe anzugehören, seinen einzigartigen
Malstil.
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44 Poliakoff Serge, Abstrakte Komposition, 1957 Öl auf Leinwand 115 X 89 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk
Diese Komposition von 1957 entstand in einer Zeit, in der Poliakoff bereits groβe
öffentliche Anerkennung errungen hatte. Die abstrakte Komposition besteht aus
roten, blauen und schwarzen Flächen in asymmetrischer Anordnung. Die
unregelmäβigen Formen erscheinen willkürlich, ergänzen sich jedoch wie Teile
eines Puzzles. Die Farben sind in mehreren Schichten aufgetragen, wodurch
eine subtile Nuancierung entsteht. Die Farben mischt Poliakoff selbst, um die
feinen Abstufungen kontrollieren zu können. Er arbeitet sich stets von den
Rändern bis zur Bildmitte vor. In all seinen Werken erreicht der Künstler so eine
Ausgeglichenheit und eine absolute Harmonie.
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45 Werkbeschreibung Nr. 12
Gregor Hildebrandt (né en 1974)
Ein Lied von Wiederkehr (weit drauβen auf dem blauen Meer – I. Caven), 2011
Der Künstler
Der im Saarland aufgewachsene Künstler Gregor Hildebrandt zählt zu den
international erfolgreichsten deutschen Künstlern seiner Generation. Sein
Kunststudium absolvierte er in Mainz und Berlin. Seit 1998 lebt und arbeitet er
in Berlin. Für seine Installationen, Skulpturen und Bilder verwendet er
Schallplatten, Kassettenton- und Videobänder. Ende der 90er Jahre beginnt
Hildebrandt damit, Tonbänder akurat Streifen für Streifen auf Leinwände
aufzukleben. Ausgangspunkt seiner Werke sind für Gregor Hildebrandt immer
Songs oder literarische Texte, die er selbst auf Kassettentonband aufnimmt.
Seine musikalischen Vorlieben sind vielfältig und reichen von Punk über Rock
bis zum französischen Chanson. Indem er das Medium Musik zu seinen Werken
hinzufügt, lädt er seine Werke um eine metaphorische Bedeutung auf. Die
bespielten Tonbänder auf die Leinwand aufzubringen, gilt ihm als „eine Form
der Malerei mit Musik“. Die Formensprache seiner Werke lässt an Konzeptkunst
oder Minimal Art denken, jedoch sind die Arbeiten auch stark beeinflusst von
seinen persönlichen Erfahrungen mit der Popkultur. Seine Werke sind
inzwischen international in vielen Museen vertreten.
Gregor Hildebrandt ist der Falkenrot-Preisträger von 2016, der vom
Künstlerhaus Bethanien in Berlin verliehen wird. Er zeichnet Künstler und
Künstlerinnen aus, deren Arbeiten neue Maßstäbe in der zeitgenössischen Kunst
setzen.
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46 Gregor Hildebrandt, Ein Lied von Wiederkehr (weit drauβen auf dem blauen Meer – I. Caven), 2011 Bespieltes Kassettentonband, Kreppklebeband, Latexbinder auf Leinwand 274 X 522 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum
Das Werk
Aus der Entfernung wirkt Hildebrandts Werk zunächst wie ein dunkles
monochromes Gemälde. Erst aus der Nähe erkennt der Betrachter, dass die
glänzende Oberfläche der dreiteiligen Arbeit aus Kassettentonbändern besteht,
die der Künstler Streifen für Streifen aufgklebt hat. Wie in vielen seiner Werke
gibt auch hier der Titel den Hinweis, welche Musik auf die Tonbänder
aufgespielt wurde. Der Titel besteht aus einer Textzeile, von dem bekannten
Lied «Die groβen weiβen Vögel» von der Chanson-Sängerin Ingrid Caven. Fällt
Licht auf das Bild, fängt es an, in verschiedenen Farbtönen von Grau bis Braun
zu schimmern, je nachdem, welche unterschiedlichen Tonbandtypen verwendet
wurden. Durchbrochen wird die dunkle Fläche von weiβen Punkten und kurzen
hellen Linien. Diese markieren das Ende des jeweiligen Liedes oder das
Endstück des Tonbandes.
Im weiterem Sinne können diese Helligkeiten jedoch auch an die Lichtreflexe im
Meer oder die besagten weissen Vögel aus dem Liedtext erinnern.
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47 5. BIBLIOGRAFIE
Standardwerke
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Éditions de la Maison des sciences de l’homme, « Passages / Passagen », 18,
2007.
Cahn Jean-Paul und Poloni Bernard, Migrations et identités : L’exemple de
l’Allemagne aux XIXe et XXe siècles, Villeneuve d’Ascq, 2009.
Gaehtgens W., Mathilde Arnoux et Kitschen Friederike, Perspectives croisées. La
critique d’art franco-allemande 1870-1945, Paris, Éditions de la Maison des
sciences de l’homme, « Passages / Passagen », 22, 2009.
Gautherie-Kampka Annette, Les Allemands du Dôme : la colonie allemande de
Montparnasse dans les années 1903-1914, Bern, 1995.
Güse, Ernst-Gerhard, Meisterwerke des 20. Jahrhunderts, Saarbrücken, 1999.
Schmoll Eisenwerth Helga, Skulptur und Plastik. Skulptur, Plastik und
Zeichnungen des 19. und 20. Jahrhunderts aus der Sammlung der Modernen
Galerie des Saarland-Museums Saarbrücken, Saarbrücken, 1989.
Read Herbert, Stangos Nikos et Thomas Karin, DuMont’s Künstlerlexikon. Von
der Antike bis zur Gegenwart, Köln, 1997.
Ausstellungskataloge
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industriels, cinéma, théâtre, musique, Paris, 1978.
Conzen Ina, Oskar Schlemmer. Visions of a New World, Stuttgart, 2014.
Elvers-Švamberk Kathrin, 2000+. Neu im Saarlandmuseum, Saarbrücken 2014.
Garnier Claire, 1917, Metz, 2012.
Grisebach Lucius et Meyer zu Eissen Annette, Ernst Ludwig Kirchner. 1880-1938,
München, 1980.
Kostka Alexandre, Lucbert Françoise, Distanz und Aneignung. Relations
artistiques entre la France et l’Allemagne 1870-1945 ; Kunstbeziehungen
zwischen Deutschland und Frankreich 1870- 1945, Berlin, Akademie Verlag, «
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Melcher Ralph et Elvers-Švamberk Kathrin, Alexander Archipenko.
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ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER
48 Mönig Roland et Wolf Eva, Aufbaujahre. Das Saarlandmuseum 1952-1956,
Saarbrücken 2014.
Mönig Roland et Elvers-Švamberk Kathrin, Oskar Schlemmer. Blaue
Frauengruppe, 1931, Saarbrücken, 2015.
Internet-Quellen
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http://mediation.centrepompidou.fr/education/ressources/ENS-beckmann/ENSbeckmann.html [letzter Zugriff am 10. Juni 2016].
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Zugriff am 10. Juni 2016].
Musée des beaux-arts de Pont-Aven. Pädagogisches Dossier. Pouit-Godin
Geniève et Stouvenel Ann. Serge Poliakoff (1900-1969). 2010. Online abrufbar
unter:
http://espaceeducatif.acrennes.fr/jahia/webdav/site/espaceeducatif3/groups/DAAC_Webmestres/public/art
splastiques/pole_arts_plastiques/2009_2010/texte/dossier_pedagogique_serge_poli
akoff_2nd_degre.pdf [letzter Zugriff am 10. Juni 2016].
Musée des beaux-arts de Quimper. Dossier für Lehrer. Le Bras Yvonne, Ruellan
Fabienne et Philippe-Devaux Dany. Die Brücke (1905-1914) aux origines de
l’expressionisme. 2012. Online abrufbar unter :
http://www.mbaq.fr/fileadmin/user_upload/Activites/dossierProfs%20Brucke%20w
eb.pdf [letzter Zugriff am 10. Juni 2016].
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49 6. PRAKTISCHE INFORMATIONEN
Angebote für Schulen
Atelierbesuch
Die Atelierbesuche sind speziell für 5-7jährige angepasst und finden an
vorbereiteten, spielerischen und bunten Räumen innerhalb der Ausstellungsorte
statt. (Dauer 2 Stunden)
Führung
Die Führung wird von einem Vermittler für junges Publikum begleitet, der eine
spielerische Wechselwirkung zwichen dem Schüler und dem Werk schafft : Die
Themen der Führungen werden an die aktuellen Ausstellungen oder an die
Architektur des Centre Pompidou-Metz angelehnt. (Dauer 1 ½ Stunden)
Selbstständige Ausstellungsbesuche sind möglich. Den Lehrern werden
Informationsmaterialien zur Vorbereitung des Museumsbesuches zur Verfügung
gestellt (pädagogisches Dossier, Schülerhefte, …).
Empfangszeiten
Das Centre Pompidou-Metz empfängt Gruppen Montags, Mittwochs, Donnerstags
und Freitags.
Anmeldungen
Anmeldezeitraum
Die Buchungen für Schulgruppen sind ab dem 31. August 2016 für den Zeitraum
vom 19. September bis 16. Dezember 2016 und ab dem 7. Dezember für den
Zeitraum vom 9. Januar bis Juli 2017 möglich.
Anmeldemöglichkeiten
-
per Internet unter www.centrepompidou-metz.fr / Online-Ticketservice
per Mail an [email protected]
per Telefon unter 0033 3 87 15 17 17 von Montag bis Freitag, ausser an
Feiertagen
Für alle kurzfristigen Anmeldungen, mit weniger als 10 Tagen Vorlaufzeit wird
nur eine telefonische Buchung akzeptiert.
Für alle Kindergärten sind Anfragen nur telefonisch oder per E-Mail möglich.
Anfragen für Schulklassen-Führungen auf Deutsch sind nur
telefonisch unter 0033 387 15 17 17 oder
per E-Mail unter [email protected] möglich.
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50 Eintrittspreise
-
Eine Führung von 1 ½ Stunden für eine Klasse mit max. 35 Schülern: 70,-€
Atelierbesuch mit Führung von einer Dauer von 2 Stunden mit einer Klasse
mit max. 30 Schülern: 100,- €
Für Schulklassen ohne Führung mit maximal 35 Schülern ist der Eintritt
gratis.
Öffnungszeiten (ausserhalb der Schulferien der Zone B)
Montags, Donnerstags und Freitags gelten folgende Öffnungszeiten:
Morgens : Zeitraum mit den Vermittlern für junges Publikum zwischen 10 und 12
Uhr
Nachmittags : Zeitraum mit den Vermittlern für junges Publikum zwischen 14
und 16 Uhr
Der Mittwoch ist neben den Schulgruppen auβerdem für spezielle Gruppenund Freizeitaktivitäten reserviert.
Für Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung unter 0033 3 87 15 17 17.
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51 Notizen
Dieses Dokument ist von der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit des Centre Pompidou-Metz erstellt worden. Es ist ausschliesslich zur Nutzung von
pädagogischen Zwecken vorbehalten.
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