rolltreppe abwärts æ ein junge auf sozialer talfahrt - Lingua

rolltreppe abwärts æ ein junge auf sozialer talfahrt - Lingua

* - 01 8 - 4 4 1 ) ( - ) 2 & 6 - ) * Timo Rüggeberg als Jochen in »Rolltreppe abwärts«. Foto: Zoreo Film/Filmwelt
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Von Martin Kött
Bonner Schülerinnen und Schüler brachten den Jugend-Bestseller „Rolltreppe abwärts“ erstmals auf die
Leinwand. Eindringlich schildert der Film, wie sich
ein 13-Jähriger immer tiefer in Probleme verstrickt,
weil er zu stehlen beginnt.
Eigentlich ist Jochen auf der Suche – auf der Suche
nach Aufmerksamkeit und Geborgenheit. Doch der
Junge hat weder Familie noch Freunde. Sein Verhältnis zum Lebensgefährten der Mutter ist angespannt.
Jochen „stört“ und seine Mutter schaut hilflos zu. Aus
Frust klaut Jochen eines Tages einen Schokoriegel.
Ein älterer Mitschüler beobachtet ihn dabei und nutzt
die Situation aus: Nun stiehlt Jochen im Auftrag von
Alex. Bald wird er erwischt und in ein Erziehungsheim gegeben. Der strenge Alltag dort treibt Jochen
immer weiter in den Abwärtsstrudel.
„Rolltreppe abwärts“ erzählt die Geschichte des
gleichnamigen Jugendbuchs von Hans-Georg Noack
aus dem Jahr 1974, das noch heute in 7000 Klassen
jährlich gelesen wird. Bis dato hatte sich der Urheber gegen jedes Filmprojekt gesträubt. Doch von dem
Drehbuch der Bonner Schülerinnen und Schüler war
der inzwischen verstorbene Autor so begeistert, dass
er ihnen die Verfilmung exklusiv genehmigte. Besonders überzeugte ihn das Argument, dass sich Dustin
Loose (Regie), Christopher Zwickler (Produktion),
Martin Backhaus (Buch) und ihr Team aus 50 Schülerinnen und Schülern aufgrund ihres Alters sehr
gut in die Geschichte hineinversetzen können. Denn
„Rolltreppe abwärts“ handelt von den Sorgen junger
Menschen und verdeutlicht, was geschehen kann,
wenn Kinder von Erwachsenen und der Gesellschaft
vernachlässigt werden.
Dass dieses Thema hoch brisant und dauerhaft
aktuell ist, beweisen fast tägliche Berichte von Kindern und Jugendlichen, die verwahrlosen oder wegen
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mangelnder Fürsorge sogar zu Tode kommen. Allerdings verzichtet der Film auf eindeutige Schuldzuweisungen. Vielmehr scheinen alle Beteiligten
zu versagen: der vermeintliche Freund, der Jochens
Situation ausnutzt, die überforderte Mutter, die ihre
Verantwortung abgibt, sowie der strenge Heimleiter,
der auf überholte Erziehungsmethoden setzt und die
Jugendlichen erniedrigt, indem er ihnen Hundenamen verpasst. Und schließlich auch Jochen selbst, der
durch eine unüberlegte Aktion seine letzte Chance
verspielt.
In jeder Szene von „Rolltreppe abwärts“ spiegelt sich
die hohe Identifikation der Nachwuchsfilmer mit
dem Schicksal des Protagonisten wider. Der Film
1 ) ( - ) 2 & 6 - ) * letzter Sekunde die Drehgenehmigung zurückziehen
wollte, konnten die Nachwuchsfilmer mit der nötigen
Hartnäckigkeit von der Richtigkeit ihres Vorhabens
überzeugen. Schließlich befindet sich dort eine jener
Rolltreppen, die die soziale Talfahrt des Protagonisten symbolisieren und der Geschichte ihren Namen
geben.
Das Ergebnis ist beachtlich. Auch die Frankfurter
Allgemeine Zeitung findet das Filmdebüt „genial“ und
„exzellent“. „Rolltreppe abwärts“ ist aber vor allem eines:
die gelungene Verfilmung eines Unterrichtsklassikers,
die sich hervorragend in den Fächern Deutsch, Pädagogik, Ethik und Sozialkunde einsetzen lässt. ■
Dr. Martin Kött ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei
lingua-video.com.
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„von Schülern für Schüler“ wirkt zutiefst authentisch
und realistisch, weil er genau jene Gefühlswelt zeigt,
in der sich die jugendlichen Filmemacher selbst bewegen und auskennen. Die Geschichte wird dicht,
packend und beinah dokumentarisch erzählt. Die
Darsteller – bis auf wenige Ausnahmen durchweg
Schüler – agieren glaubhaft, wobei besonders Timo
Rüggeberg als Jochen überzeugt.
Dabei waren die Voraussetzungen für die Realisierung des Projekts äußerst schwierig: Aufgrund
des minimalen Budgets musste „Rolltreppe abwärts“ in
nur elf Tagen abgedreht werden. Da kann man nur
staunen, wie die ambitionierten Filmemacher alle
Widrigkeiten gemeistert haben – von der Einwilligung des Buchautors, über die Finanzierung bis hin
zur Produktionslogistik. Auch das Kaufhaus, das in
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