Rolf-Dieter`s verwirrtes Roadster-Stammeln mit Schirm, Charme und

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Rolf-Dieter`s verwirrtes Roadster-Stammeln mit Schirm, Charme und
Es schreibt im Auftrag des BRCS
ROLF - DIETER HOLTZMANN
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Rolf-Dieter’s verwirrtes Roadster-Stammeln mit Schirm, Charme und Helm
RR 14
Korrektes Grüßen unter Roadstern,
Traktoren und dem übrigen ‚heiligen Blechle’
An einem feuchten September-Sonntag-Morgen fahre ich mit einem signal-roten TR 3, ebenso rot
behelmt, offen im Herzen und im Cockpit, von Coburg in Richtung Schweinfurt auf gähnend leerer Straße.
Ich komme von einer Erkundungstour aus dem Thüringer Wald. Was sollten andere Verkehrsteilnehmer
freiwillig am kühlen frühen Sonntag bei ‚very british weather’ auf einer Schnellstraße, wenn es im warmen
Bettchen am schönsten ist?
Da kommt mir eine Gruppe von betagten Ackerschleppern entgegen, putt, putt, putt. Ich wunk (oder
winkte? – egal, jedenfalls fuchtelte ich mit den Armen, muss das aber im Gegensatz zum übrigen
Manuskript auf jeden Fall in der Vergangenheitsform schreiben, weil das nie wieder vorkommen wird)
schon aus der Ferne fröhlich und möglichst auffällig, um die armen Traktor-Piloten und mich selbst ein
wenig aufzumuntern. Der Himmel fängt nämlich gerade an zu weinen. Bekanntlich sitzen Traktoristen auf
den wuchtigen alten Modellen fas alle total ungeschützt und ziemlich unbequem. Und in welch begrenztem
Tempo die sich im Nieselregen ihrem Ziel entgegen schleppern!
Das muss doch nerven, beim heiligen Christophorus!
Jeder Fahrer guckt ‚wie ein Auto’, nein, natürlich wie ein Trecker, die Beifahrerin anmutig seitlich auf
einem der riesigen Kotflügel sitzend auch. Im Trachten-Look natürlich, denn die trachten auf einem
Volksfest nach Erfolg. Das sieht man. Etliche ländliche Traktoren-Freunde füttern wohl zwei oder mehr
gepflegte alte Bulldogs durch und können sich von keinem trennen, ebenso wenig wie von der gepflegten
Partnerin. In den Fällen steuert auch die Frau – und starrt mich verständnislos an. Da habe ich ganz genau
geschaut und extra freundlich gegrüßt. Ich will mit meinem Grinsen die Leistung der stark geforderten
Traktoristinnen besonders würdigen. Stark im wahrsten Sinne des Wortes, denn die haben keine ServoLenkung und der lange Schaltknüppel schlägt immer an das wohlgeformte Knie. Habt Ihr Landfrauen denn
noch nie von einer ‚Grien-Card’ gehört? Keine grient zurück, auch nicht mit zwei schwieligen Fingern
leicht erhoben vom sich schaudernd schüttelnden Lenkrad.
Es kommen immer mehr von diesen frisch und bunt lackierten und frisch gewaschenen Fahrzeugen
einzeln oder in Gruppen aus ihren Löchern, pardon aus ihren Dorf-Tennen gedieselt. Oder sie stoßen aus
Seitenstraßen auf die Kolonne. Immer das gleiche Bild. Ich will es genau wissen und wirbele schon aus
weiter Ferne mit mindestens einer Hand. Es wäre ja immerhin denkbar, dass die auf ihrem Blechsattel so
konzentriert reiten und vibrieren, dass sie mich sonst übersehen. Deshalb betätige ich jetzt sogar meine
Fanfare, denn selbst mein bekanntlich erheblicher Motorenlärm wird möglicherweise glühkopf-überdieselt.
Erfolg gleich null. Grundsätzlich keine Reaktion. Gesichtsausdruck: ‚Was will denn der von uns?!’
Das Landvolk schleppert wohl zu einem noch am Morgen kurzfristig erreichbaren großen Meeting,
denn kaum ein Oldtimer-Traktor wird auf einem Hänger bewegt und kein Schwein, ich meine kein
Schlepperfreund,
hat wetterfeste Klamotten an, dagegen
fränkischen Sonntagsstaat und als
Regenverteiler höchstens einen stilgerechten Filzhut. Der Morgen begann nämlich freundlich. Nur wenige
erfahrene Sammler sind durch eine modische Windjacke geschützt, vielleicht Marke ‚Windsurfing
Chiemsee’. Aber das mit der Bestickung ist nur so eine Vermutung, denn, sorry, so genau kann ich die
auch mit extra scharfem Blick nicht erkennen. Die geht zwar von Schulter zu Schulter, aber immer auf
dem Rücken.
Wie soll ich, bitte schön, das im Vorbeifahren mit Blick zurück im Zorn schaffen!
Wegen der großen Lücken im Konvoi handelt sich bei aller gravitätischen Schönheit mit Sicherheit
noch nicht um den offiziellen Korso, der allein schon wegen der Konkurrenz volle Konzentration und
feierlich-korrekte Haltung am Volant erfordern würde bei dem gedrosselten Tempo. Doch selbst das wäre
kein Grund zur Veranlassung, also zur Nichtachtung, wie wir fröhliche Trecker-Einsätzen bei KarnevalsUmzügen mit Helau und Alaaf wissen. Da lacht sogar eine Bulldogge.
Sagte ich schon, dass die Begegnung am frühen Morgen stattfindet? Da können die Trecker-Fahrer
doch kaum schon kaum ‚blau-fränkisch’ sein. Abends auf dem Rückweg wäre das vielleicht etwas anderes.
Im Frankenland gibt es weltweit mit Abstand die größte Dichte an Privat-Brauereien.
Jetzt habe ich eine Lektion im Gruß-Ehrenkodex der Oldtimer gelernt: Fahrer historischer Traktoren
dürfen Fahrer historischer britischer Sportwagen, aus welchen Gründen auch immer, ‚gar nicht erst
ignorieren’, um mit Karl Valentin zu sprechen. Jedenfalls fränkische. Dabei biedern wir uns mit Franken an,
indem wir die Eingeborenen an der Saarmündung frank und frei ‚Moselfranken’ nennen! Ich werde den
Vorsitzenden der Traktoren-Abteilung der ‚Oldtimerfreunde Limbach-Kirkel’ noch befragen, wie das im
Saarland, im Osten mit unkaputtmachbaren ‚Ursus’-Schleppern aus der alten Sowjet-Union oder den
leichteren Modellen von
‚Pionier’ aus der ehemaligen DDR und gesamtdeutsch und differenziert
international ist.
Der Jörg ist kompetent, denn der ‚Verreckert’ ist mit angehängtem Planwagen schon bis nach Leipzig
zum Landessportfest getreckert und hat s-samt s-seinem Team (Doppel-S deutet das ständige Schütteln
unterwegs an) damit schon einen großen s-sportlichen Beitrag geliefert. Außerdem hat er mit seinen fast
50 Jahre alten zwei Hürlimann-Traktoren und einer mindestens ebenso alten und offenbar voll
funktionsfähigen Traktoristin die Schweiz unter die stollenbewehrten Riesenräder genommen. Und das
auch im Schnürli-Regen! Da gab es einen Eintrag in das Buch der Rekorde, weil sich in logistischer
Meisterleistung über 1000 Stück der echt Schweizer Rüttli-Marke zur Erneuerung des Rütli-Schwures
zusammenfanden.
Im Saarland haben wir sogar extra einen weinseligen Holder-Traktoren-Club. Grüßt ein niedlicher
schmalbrüstiger Holder, der in den Wingerts lebte und rebte, den ehrwürdigen Eicher, Fahr, Röhr,
Hanomag, Unimog, Kramer, Schlüter, Güldner, Allgaier, Deutz, Fendt, wacker vom Acker? Auf jeden Fall
doch wohl einen Porsche? Für den Lanz mit dem ansehnlichen Eil-Bulldog in vertrackter Anlehnung an
einen alten Roadster bricht ein Landmaschinenclub an der pfälzischen Obermosel (aha, Moselfranken!)
eine Lanze mit einem liebenswerten Mini-Museum samt Apfelwein-Presse. Nur echte Groß-Hunde mit der
eingedrückten Sabber-Schnauze sowie echte Lanz-Trecker mit dem garantierten Tropföl in der Spur darf
man aus rechtlichen Gründen eigentlich ‚Bulldog’ nennen. Daran erkennt man, wie ich mich an der Mosel
belehren lassen musste, den ackernden Insider. Der bin ich nun mal nicht und darf deshalb schon einmal
einen Block schießen. Übrigens: Seit die Amis von John Deere bei den ehrwürdigen Lanzern das Sagen
haben, prangt als Symbol der gehörnte ‚Springbock’ auf der inzwischen nach vorn modisch abgeschrägten
Schnauze
Springender Bock? Zum Abschießen! Hörst sich
nicht so gut an für einen high-techHochgeschwindigkeits-Traktor, pardon Bulldog, nicht? Im Amerikanischen klingt dder Name vom
jagdbaren Tier deutlich musischer: ‚Capricorn’. Dafür wiederum hätten deutsche Bauern mit deutschen
Kartoffeln und Korn weniger Sinn und nähmen vielleicht die Schnulze auf den Lippen: ‚Wenn bei Capri die
rote Sonne im Meer versinkt, ziehen die Bauern mit ihrem Traktor aufs Feld hinaus…’
Jetzt stellt sich nur noch eine Frage: Zeigt sich ein deutscher Traktor ausländerfeindlich gegen
Fordson, Ferguson (verwandt mit Triumph!), IHC, John Deere, (durch Einheirat verwandt mit Lanz), David
Brown, (durch Adoption verwandt mit Aston Martin!), Renault (blutsverwandt mit Cremeschnittchen) und
Lamborghini (blutsverwandt mit Countach).
Wir können nur hoffen.
Angebetet werden sie heutzutage von ihren Pflegern offensichtlich alle im Rahmen von ‚Heiligs
Blechle’. Auf meiner Tour komme ich kurz nach der beschriebenen Begegnung in Franken durch ein
Dörfchen namens ‚Trieb’. Da lehnt ein haushohes Schild an der Scheune: ‚Suche Traktor bis 30 PS zum
Aufbereiten’. Im nächsten Dorf hat der Landmaschinen-Händler neben der kompletten neuen ProduktPalette von zwei großen Schlepper-Marken über dreißig angerostete Alt-Traktoren diverser Sorten und
Formen dekorativ im Halbkreis aufgestellt.
Alles muss raus! Obwohl die bestimmt günstig aus
Rücknahmen stammen, sind sie unserem Trieb-Täter zum Aufbereiten für seine Sammlung auf dem
boomenden Gebraucht-Traktoren-Markt offenbar zu teuer.
Wir wünschen dem Umtriebigen eine Schenkung aus der knorrigen Hand eines Alt-Bauern, wie sie aber
längst Geschichte ist. Auf dem Land regiert die Aasgeier-Wally!
Wenn ich das nach dieser Geschichte im Glüh-Kopf unterwegs so richtig bedenke, so legen doch die
Alt-Traktoristen Wert darauf, in der Szene ernst genommen zu werden. Es gibt analog zu NürburgringVeranstaltungen zum Beispiel die 24 Stunden von Reingers. Zugegeben, nicht jeder Formel 1-Fan weiß
sofort, dass in diesem Kaff an der tschechischen Grenze in einem furiosen Langstrecken-Rennen OldtimerTraktor-Teams aus sieben Nationen um das ‚Goldene Hanfblatt’ kämpfen. Ich sah schon ein Bild mit den
saustarken Sauriern von ‚NewHolland’ und ‚David Brown’, der auch ‚’Lagonda’ übernommen hat, im
internationalen Clinch in der Kurve, zwei Außenräder hoch oben in der Luft. Die Kuhfladen flogen durch die
Gegend. Das ist wohl die Schikane!
Liegt es an dem unterschiedlichen Umfeld, dass Traktor-Sammler mit sprüchwörtlicher AckerbodenHaftung uns Roadster-Fahrer nicht mögen? Oder an der unterschiedlichen Leistung und Straßenlage, die
sie bedrückt? Dafür sollten sie uns mit unseren Kisten doch nur einmal bei der Arbeit auf dem KartoffelAcker erleben! Selbst der berühmte und einst so wie verbreitete und volksnahe Bretzel-Käfer wirkt da wie
ein ‚Kartoffel-Käfer: Frisst sich einfach fest!
Ihr seht: An dem Traktoristen-Problem habe ich mich auch richtig festgefressen. Dabei ist das für uns
Roadsteristen doch nur ein Randgebiet wie der dickwülstige Rand der Pizza. Der Text bis hierher sollte nur
die Einleitung zum Thema sein. Beim heiligen Aloysius! Da habe ich wohl die ‚Arschlochkarte’ gezogen.
An dieser Stelle krame ich A. stattdessen verunsichert eine vergilbte Tabelle hervor, die in den 50er
Jahren vom ‚Playboy’ wegen eines offenbar dringenden Bedürfnissen der Leser nach einem (neben
Bunnies) klärenden Gruß-Reglement unter Sportwagen-Fahrern geschaffen wurde. Von historischen
Traktoren ist leider nicht die Rede, klar, nicht einmal vom berühmten und artverwandten Lanz-SchnellBulldog im Roadster-Look jener Zeit, beliebt bei Zirkus-Direktoren und fahrenden Schaustellern. Eine
Achter- oder Geisterbahn hat es beim Umsetzen von Rummel zu Rummel schließlich immer eilig.
Mit einem ergänzenden Kommentar, der immerhin neben anderen grundsätzlichen Fragen der
Hierarchie klärt, dass es praktikabler sei, den zuerst Grüßenden auf der Strecke nach dem Alter seines
Fahrzeuges statt wie sonst üblich dem Alter seines Fahrers zu ermitteln, erschien ein Abdruck in ‚Auto,
Motor und Sport’ im Jahr 1960. Keine Hilfestellung gibt es dazu, wie wir Kavaliere der alten Schule bei
immer flotter Fahrt auf der Landstraße bei einer Begegnung rechtzeitig erkennen sollen, ob eine Dame am
Steuer sitzt. Ist die nicht nach überliefertem Ehrenkodex frühestmöglich und grundsätzlich zuerst und
äußert ehrerbietig zu grüßen, vorausgesetzt, sie ist deutlich jünger als ihr Sportwagen und beide sind gut
aussehend oder wenigstens gut erhalten?
Zumindest diesen wunden Punkt hätte ‚Playboy’ schon kraft seines Anspruchs mit dem ‚Playmate fo
the month’ erschöpfend behandeln müssen.
Harry Hirsch (hinter dem Pseudonym vom rasenden Hirsch verbirgt sich kein Springbock, sondern ein
rasender Frauen-Arzt) von der Triumph IG Südwest ist es zu verdanken, das brennende Eisen und
glühende Problem unter dem Titel ‚Mit freundlicher Begrüßung’ erneut angepackt zu haben (Heft 41
Sommer 2004) mit tief schürfenden Anmerkungen speziell für britische Roadster. Er bezieht sich auf die
heute erneut abgedruckte alte Tabelle, die, innen unter Klarsicht an die Windschutzscheibe geklebt, nach
Schnell-Analyse mit dem Zeigefinger von Fahrer oder Beifahrerin rechtzeitig vor einer OldtimerBegegnung eigentlich Hilfestellung leisten soll. Sie ist wegen Veralterung und dem entsprechend
gravierenden Lücken nahezu unbrauchbar geworden. Deshalb ist es nicht schlimm, dass diese schon in den
fünfziger Jahren erstellte Tabelle in der Wiedergabe-Qualität durch den Abdruck vom Abdruck stark
gelitten hat. Von unseren heute gängigsten Roadster-Modellen sehe ich da auch mit Hilfe einer scharfen
Lupe nichts.
Auch der aktuelle Roadster-Kommentar schafft kein Licht in die Finsternis. Immerhin erfahren wir von
diesem Hirsch zu unserer Beruhigung, dass ein TR 3 einen Porsche 356 nicht, auf keinen Fall aber zuerst
zuzuwinken hat, obwohl der zu jeder Zeit teurer war. Porsche hat aber die bescheidene PS-Zahl
aufzuweisen. Zwei oder vielleicht auch drei Finger der Rechten leicht vom Lenkrad abgespreizt sind bei
unklarer Rangordnung das Äußerste an freundlichem Zugeständnis, im Zweifelsfall auch unaufgefordert
denkbar. Das muss doch jeder verstehen, der auf der Landstraße noch Ehre im Leib hat.
Weniger interessiert in unseren Kreisen in der alten Tabelle dagegen, nur so als Beispiel, ob ein Opel
Kapitän von 1952 einen Mercedes 220 S von 1951 zuerst zu grüßen hat oder umgekehrt. Das sind doch
selten auftretende Randerscheinungen, wobei uns und vor allem den ‚Opulenten’ die Firma Opel mit ihrer
marinierten, nein maritimen Rangordnung ‚Admiral’, ‚Kapitän’ und ‚Kadett’ das Leben wenigstens etwas
erleichtert hat. Was hat eigentlich ein Olympia für einen Dienstgrad? Sonnenklar ist immerhin, dass auch
in 50 Jahren ein ehemals glückloser Senator einen damals glücklichen Manta übersehen wird und dem
Fahrer stattdessen eher noch den nach außen baumelnden und bis dahin wedelnden Arm abfährt, weil ein
Manta aus Senators Sicht unter die Wasserlinie gehört.
Ach was! Sollen wir Roadster-Menschen uns um solche minderwertigen Objekte und ihren DachSchaden (Merke: Dach=Schaden) überhaupt Gedanken machen? Ro 80 wäre da schon etwas anderes, weil
gekocht 160! Zugegeben: Dieser Spruch hat einen Bart, stammt auch nicht von mir.
Widmen wir uns lieber unseren geliebten Briten. Wichtig ist, dass die Rangfolge zwischen einem
Austin Healey 3000 und einem Triumph TR 6 oder auch MG-B minderer Bedeutung in der Hackordnung der
Roadster richtig definiert und strikt eingehalten wird. Tut mir echt leid für die Leute von Triumph und
Morris Garage! Ferner ist zu beachten oder vielleicht auch durchzudiskutieren, dass ein Co-Pilotengruß mit
zwei bis fünf Fingern je nach Qualität des ‚Gegners’ nach meinem Verständnis etwa die doppelte Höhe zu
der des Fahrers (meist Eigners) erreichen muss, von Lenkrad-Oberkante gerechnet, denn der zählt
überschlägig nur fuffzig Prozent vom Gruß des Besitzers. Das und vieles Andere von ähnlicher Bedeutung
steht noch nicht in der Empfehlung der IG Südwest. Der hessische Autor ist wohl selbst ganz
‚dorschenanner’, denn sie endet mit dem verzweifelten Ausruf
„…ein Chaos auf deutschen Straßen....“
Gerade vor den beliebten großen Deutschland- und Europa-Treffen der Roadster-Marken und
größeren allgemeinen Oldtimer-Treffen, bei denen Begegnungen der dritten Art häufiger sind, besteht in
unseren Kreisen doch Handlungsbedarf. Zum Beispiel beunruhigt mich unheimlich die Tatsache, dass bis
heute noch nicht amtlich, das heißt auf Vorstandsebene, verbindlich festgelegt ist und nach meinen
Kenntnisstand nicht einmal angedacht, dass ein echter Dreier elitär mit kurzer kleiner Schnauze (wie
meine) über einen 3A mit unverschämt großer und protzig blitzender Schnauze rangiert. Alter geht vor
Schönheit. Schon als Kind wurde mir eingebläut, dass der Jüngere zuerst zu grüßen hat und zwar
ehrerbietig. Der Ältere schaut erst einmal nur fordernd in die Gegend. Dann allerdings grüßt er milde
zurück, wenn auch er zufällig wissen sollte, was sich gehört.
Gern hätte ich auch eine klare Dienstanweisung, ob ich verzögert (oder vielleicht gar nicht) zu grüßen
habe, wenn ich (oder ein anderer Typ im TR von 2 bis 8) offen fahre und ein Entgegenkommender
gleichen Modells mit geschlossenem Dach. Oder wenn ich Brookland-Screens drauf habe wegen des
Umfeld-Genusses und der meist passenden Gelegenheit, wie auf dem Bildausschnitt unter dem Schirm
dokumentiert, und mir einer im TR hinter der weniger eindrucksvollen steilen Windschutzscheibe der
‚Warmduscher’ begegnet.
So etwas kann einem doch überall passieren und war auf der in einer eigenen Geschichte (Dänemark
dänt sich…) vorgestellten Dänemark-Roadster-Rundfahrt geradezu normal, weil sich wieder mal einer aus
der Gruppe verfahren hat auf den verschnörkelten Landwirtschaftswegen der Milcherzeuger. Nicht alle
sind roadbookfest bei Hunderten von ‚Tulips’ So nennen die Rallye-Dänen die Chinesen-Zeichen, als lebten
sie im Land der Tulpen. Weniger häufig kommt es hoffentlich zu Gruß verpflichtenden Begegnungen beim
Nordschleife-Heizen - pardon, Cruisen, weil da Gegenverkehr streng verboten ist. Logo. Dafür ergibt sich
aber sonst am Nürburgring manche Wink-Chance, weil der Jan-Wellem-Pokal im Sommer nach und nach
für uns zu einem großen britischen Spektakel a la Goodwood ausgeweitet wird.
Und gerade in einem solchen Gewühle muss man sattelfest vorbereitet sein.
Wir brauchen
umfassenden Rat und Hilfestellung zu einer ausgefeilten Grußordnung speziell für britische RoadsterFahrer, denn unter Gleichen gibt es doch immer etwas Gleichere in diversen, fein abgestuften Nuancen.
Spielt der Pflegezustand (keine Aufregung, es geht nur den des Fahrzeugs!) auch eine Rolle? Ich versuche,
für die vielen Nahezu-An-Alphabeten (die schreib-kundigen Alfabeten schreiben sich bekanntlich mit ‚F’
und lassen sich gern als ’Romeo’ anreden!) unter uns, die heute durch jede Führerschein-Prüfung fallen
würden, in einer Foto-Serie aus dem Fundus meines Roadster-Freundes und Fotografen Dirk Meyer (den
Namen ‚Meyer’ wird man sich merken müssen!) das beunruhigende Dunkel mit Bild-Darstellungen und
Fall-Beispielen wenigstens ausschnittweise aufzuhellen.
Wie schön, wenn das schon ein bißchen hilft!
Jetzt aber mal ganz ohne Quatsch: Erstmals werde ich auf das tief schürfende Problem des GrußRituals völlig überrascht schon kurz nach meinem unbedarften Einstieg in die Szene aufmerksam gemacht.
Als ich vor 13 Jahren meinen TR 3/1957 in Signalrot erstmalig voller Begeisterung und Stolz ausfahre,
steht an einer Ecke ein flotter junger Mann neben seinem Spitfire. Hat der vielleicht ein Problem? Ich habe
von Technik null Ahnung und grüße deshalb im Vorbeifahren nur enthusiastisch (zuerst, man beachte!). Da
werde ich geholfen mit ebenso begeisterter Zurück-Winkerei, dass dem Typ der Arm beinahe auskugelt.
Den treffe ich Newcomer im ‚Triumph Club Saar e.V.’ wieder, der zu jener Zeit noch „Triumph Spitfire
Club Saar“ heißt. Ich werde bei meinem ersten Erscheinen mit dem relativ seltenen und urigen TR im Club
freundlichst behandelt und von dem gleichen Spiti-Fahrer und Gründungsmitglied in klassischem ‚british
racing green’ namens Rudi beiläufig aufgeklärt, dass es ungewöhnlich, aber wohltuend und deshalb
bemerkenswert sei, dass ein TR-Fahrer einen Spitfire-Fahrer überhaupt wahrnimmt. Zugegeben, der Rudi
fährt, wir ich bei der Gelegenheit erfahre, einen ewigenhändig in jahrelanger Schrauberei restaurierten GT
in vermutlich 2+ oder 1-. Der Fahrer ist auch gut erhalten samt seiner Co-Pilotin und kann, dafür ist er
bekannt, außerdem altersschwachen britischen Armaturen wieder auf die Beine helfen.
Wir verlieren uns aus den Augen, weil ich mich in einem Club mit gemischten Roadstern aller Marken*
wohler fühle, aber wenn wir uns - zum Beispiel auf dem Weg zum saarländischen Roadster-Stammtisch
oder allgemeinen Oldtimer-Frühschoppen am Saarbrücker Schloss treffen, grüßen wir natürlich nach der
Devise der Duellanten: Wer zuerst zieht, gewinnt.
Was lernen wir daraus? Da rekapituliere ich die Schlüssel-Antwort von Harry Hirsch, dem GlossenSchreiber: ‚Eigentlich mal wieder nix. Aber es war doch gut, dass wir mal wieder drüber gesprochen
haben….’
Rolf-Dieter Holtzmann im British Roadster Club Saar e.V.
*Um Missverständnissen und erbosten Leserbriefen vorzubeugen: Die Bedeutung und der Anspruch
von Marken-Vereinigungen und auch die von allgemeinen Oldtimer-Clubs soll vom Chronisten nicht
geschmälert werden. Wäre der sonst seit vielen Jahren zugleich zahlendes Mitglied zusätzlich im Triumph
TR Register und der Triumph IG Südwest, außerdem in den beiden allgemeinen saarländischen Oldtimer-
Clubs ‚CAAR Club für alte Automobile und Rallyes und ‚OFUS Oldtimer-Freunde Untere Saar’ und dem Club
für Amerikaner PRE 60? Und schriebe er sonst wechselnd unterschiedlich und damit mühsam solch
sinnloses Zeug für deren Zeitschriften? Ohne Honorar natürlich. So würde es doch eigentlich Zeit, dass er
zum Ehren-Mitglied erklärt wird. Wer stellt endlich einmal den befreienden Antrag? Ro-Di
Anlage: Sportwagen-Grußtabelle (Faksimile) aus einem vergilbten ‚Playboy’ der 50Jahre.
Bild-Dokumentation zu ‚Korrektes Grüßen unter Roadstern…’:
Rolf-Dieter’s verwirrtes Roadster-Stammeln mit Schirm, Charme und Helm
1. Der urige TR3 nähert sich zügig einem noch nicht
identifizierten Objekt älterer Bauart. Was tun?
2. Drei Oldtimer rollen entgegen. Abwarten.
A = zu jung.
Muss zuerst blinken oder winken.
B = ein Fremdkörper, nein Porsche, nein Spiti.
Ignorieren oder grüßen? Zauder, bis der vorbei ist.
C = Morgan+8. Vielleicht alt.
Nicht kleinlich sein und grüßen – ausnahmsweise!
3. Ein kleiner Nash. Engländer?
Richtig, von Austin. Wir winken.
4. Ein alter Alvis!
Wir grüßen ehrerbietig.
5. Merke: Auch in Ruhestellung grüßt der Fahrer
des geschlossenen TR3A zuerst.
6. Alle Achtung! Der Healey-Fahrer hebt
als Erster die Hand, sogar den ganzen Arm!
7. Jaguar MK2. Aufgepasst!
Wenn der winkt, winken wir zurück.
8. Vorderer MG-B muss natürlich zuerst grüßen.
Beim A dahinter könnte ich weich werden.
9. Also hinter Bäumen verstecken wäre nicht nötig,
nur weil der 250er 6 Zylinder hat.
10. Scheiße, warum grüßt mich denn keiner.
Ich sitze schließlich in einem seltenen Swallow Doretti!
11. Damit ein alter Landrover den ranghöheren Nash überhaupt wahrnimmt,
muss der sich mit Union Jack zu helfen wissen.
12. Zweifelnder Blick (offenbar in England - Linksverkehr).
Na Du mit Startnummer 24 im TR 4? Wirst Du gefälligst grüßen?
13. Also Blondie, Strammstehen aus der 2.Reihe ist vielleicht etwas überzogen.
Der parkende Jaguar rechts zeigt doch sein Hinterteil.
14. Kaum zu glauben. Der Lotus S3 ist ein echter Oldtimer und zu grüßen.
15. Der Pilot guckt vorwurfsvoll, die Co-Pilotin droht gar mit dem Schirm:
Wirst Du gefälligst die Hand hoch nehmen in Deinem billigen MG-B!
16. Die Augen scharf rechts!
Die Blechkiste von Chrysler links grüßt.
17. Spiti mit offner Haube?
Da stoppen wir sogar. Wir sind ja nicht so.
18. Ob das zur Stärkung von Healey und MG ausreicht?
19. Am Volant der Fotograf mit Gattin..
Helme auf, jetzt gibt es was auf die Birne.
20. Der Chronist in Sorgenfalten:
Nee nee, ob das man alles so richtig is!
Alle Fotos stammen vom letzten ‚Saarländischen British Roadster Meeting’
und aus der ‚Prisma’-Linse von Club-Mitglied und Star-Fotograf Dirk Meyer