Übersetzug als Kulturvermittlung. Die universelle Sprache von
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Übersetzug als Kulturvermittlung. Die universelle Sprache von
Wyższa Szkoła Języków Obcych w Poznaniu Katedra Języka Niemieckiego Andrzej Norek Übersetzug als Kulturvermittlung. Die universelle Sprache von Ryszard Kapuściński am Beispiel von Heban Praca licencjacka napisana pod kierunkiem dr Anny Stolarczyk-Gembiak Poznań 2007 1 Inhaltsverzeichnis Vorwort. Ziel und Methode der Arbeit....................................................................................3 Theoretischer Teil: 1. Übersetzung in der Theorie .................................................................................................5 1. 1 Allgemeine Definitionen..................................................................................................5 1. 2 Adaptation oder Transfer? Übersetzung als Kulturvermittlung .........................................8 2. Reportage. Zwischen inhalts- und formbetonter Übersetzung............................................ 12 3. Zur Biographie von Ryszard Kapuściński ......................................................................... 16 Analytischer Teil: 4. Heban im Original und in der Übersetzung. Eine Analyse ................................................ 18 4. 1 Eine kurze Einführung in den Inhalt............................................................................... 18 4. 2 Die Analyse ................................................................................................................... 19 4. 2. 1 Ein ewiger Kampf ...................................................................................................... 19 4. 2. 2 Die Welt der Warlords ............................................................................................... 22 4. 2. 3 Die Kindersoldaten .................................................................................................... 25 4. 2. 4 Das Antlitz einer Diktatur .......................................................................................... 29 4. 2. 5 Frage nach der Zukunft .............................................................................................. 32 5. Zusammenfassung ............................................................................................................ 34 6. Bibliographie .................................................................................................................... 38 6. 1 Primärliteratur ............................................................................................................... 38 6. 2 Sekundärliteratur ........................................................................................................... 38 7. Streszczenie w języku polskim ......................................................................................... 40 2 Vorwort. Ziel und Methode der Arbeit Das Ziel der vorliegenden Arbeit war eine Analyse der gewählten Ausschnitte aus der deutschen Übersetzung des Buches Heban von Ryszard Kapuściński, das im deutschsprachigen Raum unter dem Titel Afrikanisches Fieber erschienen ist, im translatologischen Vergleich mit den entsprechenden Ausschnitten aus dem Original, unter Berücksichtigung von sprachlichen und literaturwissenschaftlichen Aspekten. In Anlehnung an die Übersetzungstheorie von Werner Koller wird durch die Analyse gezeigt, dass Texte von Ryszard Kapuściński ein Beispiel für Transfer sind, dass sie gar keiner Adaptation bedürfen, denn die kultivierte Sprache, deren sich Kapuściński bediente und die er stets meisterhaft einsetzte, eine durchaus universelle, die Grenzen Polens weit überschreitende Sprache ist. Ryszard Kapuściński schrieb vor allem für den europäischen Leser, dem er veranschaulichen wollte, dass Europa nicht die ganze Welt, sondern nur ihr Teil ist.1 Über 40 Jahre lang bereiste er mehrere Dutzend Länder, die zu der sog. Dritten Welt gehören und konnte sowohl Euphorie über die gewonnene Freiheit und Unabhängigkeit wie auch das Schweigen des Hungertodes nach dem Scheitern der damit verbundenen Hoffnungen und Erwartungen beobachten. Der Kontinent, den er besonders liebte, war Afrika. Und Afrika liegt (zumindest kulturell) genauso weit von Polen wie von Deutschland (oder auch anderen europäischen Ländern) entfernt. Die heutigen Probleme des Kontinents scheinen zunächst ebenso fremd und unverständlich für alle Europäer zu sein, doch überall in Europa werden Bücher von Kapuściński gleichermaßen verstanden. Denn wenn er über afrikanische Diktaturen schreibt, wenn er ihre Mechanismen entlarvt, ins Lächerliche zieht oder in einfachen Bildern, wie Schnappschüssen, ihre barbarischen Facetten zeigt, dann entblößt er eine grausame Trivialität von Totalitarismen, die auch unseren Kontinent noch bis vor so kurzer Zeit geplagt hatten. Wir, Europäer, haben alle unsere Erfahrungen mit Kriegen und Diktaturen gemacht. Mehr noch – diese Erfahrungen haben unsere Mentalität so stark geprägt, dass sie einen festen Platz in unserer Kultur eingenommen haben. „Wer Afrika verstehen möchte, sollte Shakespeare lesen“2, schrieb einmal Kapuściński. 1 Vgl. Gnauck, Gerhard: Entwurzelter Reporter: Zum Tode von Ryszard Kapuscinski, http://www.welt.de/kultur/article711068/Entwurzelter_Reporter_Zum_Tode_von_Ryszard_Kapuscinski.h tml, 07.03.2007. 2 Kapuściński, Ryszard: Wojna futbolowa, Warszawa 2007, S. 140. Im Original: „Kto chce zrozumieć Afrykę, powinien czytać Szekspira.” 3 Für die Analyse habe ich gezielt Fragmente gewählt, die Kapuściński weniger als einen bewanderten Gelehrten zeigen, sondern mehr als einen Augenzeugen, einen Reporter der das, worüber er schrieb, selbst gesehen und miterlebt hatte. Diese Fragmente, diese kurzen Momentaufnahmen, mit deren Hilfe er dem Leser eine Einsicht in das Alltagsleben der einfachen Menschen unter einer Diktatur, in einem nie endenden Krieg und im ewigen Kampf um Wasser und Nahrung, verschaffte, fand ich besonders eindrucksvoll und aus translatologischer Sicht nicht zuletzt deshalb interessant, weil sie die persönlichsten Texte des Autors sind. Die Bücher von Ryszard Kapuściński sind aber nicht nur auf der in europäischer Kultur verwurzelten literarischen Ebene allgemein in Europa verständlich. Sie sind auch auf der semantischen Ebene so zu sagen „international“. Kapuściński schrieb für Europäer und dementsprechend benutzte er eine Sprache, die durchaus europäisch ist. In seinen Texten findet man keine saloppen, umgangssprachlichen Ausdrücke, keine Wortspiele und kulturspezifischen Metapher. Seine Worte sind immer präzise, durchdacht und sehr kultiviert und somit auf jede andere kultivierte Sprache ohne größere Abweichungen und allzu starke subjektive, kulturbedingte Transformationen übersetzbar. Ryszard Kapuściński verstand das Schreiben und – wie sich im weiteren Verlauf der Arbeit zeigen wird – das Übersetzen als Kulturvermittlung. Er war ein Wanderer zwischen Kulturen mit dem Heim in Europa. Das formulierte er auf seine, wie immer wunderbare Weise einmal so: „Ich glaube, dass jeder von uns in sich mehrere Identitäten hat. Wir sind alle mit unserem Geburtsort verbunden, haben rührselige Gefühle dem Heim aus der Kindheit gegenüber – diese Identität verliert man nie. (…) Auf einer anderen Ebene existiert in uns selbstverständlich eine nationale Identität. Und wenn wir außerhalb Europa reisen, entdecken wir, dass wir Europäer sind. Wenn ich aus Afrika zurückkomme und das Flugzeug in Madrid landet, erfüllt mich das Gefühl, dass ich schon zu Hause bin. Das ist unsere dritte Identität. Immer mehr auch entwickeln wir in uns das Bewusstsein der Zugehörigkeit zu der menschlichen Familie, zu der Welt.“3 3 Kapuściński, Ryszard: Rwący nurt historii, Kraków 2007, S. 21. Im Original: „Myślę, ze każdy z nas ma w sobie wiele tożsamości. Wszyscy jesteśmy związani ze swoim miejscem urodzenia, czujemy jakiś sentyment do domu dzieciństwa – tej tożsamości nigdy się nie traci. (…) Na innym poziomie istnieje w nas oczywiście tożsamość narodowa. A jeżeli wyjeżdżamy poza Europę, odkrywamy, że jesteśmy Europejczykami. Kiedy wracam z Afryki i samolot ląduje w Madrycie, ogarnia mnie uczucie, że już jestem w domu. To nasza trzecia tożsamość. Coraz bardziej wyrabiamy też w sobie świadomość przynależności do rodziny ludzkiej, do świata.” 4 Ryszard Kapuściński war ein aus dem polnischen Vorkriegsosten stammender Weltbürger, der Europa die Welt zu erklären versuchte. Und das, wie die Popularität seiner Bücher auf dem gesamten Kontinent zeigt, mit Erfolg. 5 1. Übersetzung in der Theorie 1. 1 Allgemeine Definitionen Übersetzen gehört zweifellos zu den komplexesten menschlichen 4 Geistestätigkeiten überhaupt . Es wurden viele Versuche unternommen, eine allgemein gültige Definition auszuarbeiten – bis jetzt allerdings ohne Erfolg. Immer wieder stolpern ihre Autoren über zahlreiche Fallen, die hinter der Tätigkeit des Übersetzens stecken. Man muss einfach viel zu viele Faktoren und Bedingungen berücksichtigen, um allen Aspekten des Übersetzens gerecht zu werden. In den Extremfällen kam man sogar zu der Überzeugung, dass Übersetzen schlichtweg unmöglich sei5. Und trotzdem wird es seit Jahrtausenden praktiziert. Werke von Homer, Plato, Shakespeare, Goethe oder Kafka gehören zur Weltliteratur und werden von Menschen gelesen, die oft die Originalsprache, in der sie geschrieben wurden, überhaupt nicht kennen. Die Tatsache, dass so viele Menschen literarische Werke, die sie nur in übersetzter Form lesen können, kennen und sich mit ihnen auch identifizieren beweist, dass Übersetzen möglich ist. Mehr noch – dass Übersetzen zu den unentbehrlichsten Bemühungen um die Überwindung der Sprachbarriere gehört6. „Wer Kunst überträgt, über die Grenzen trägt, wirkt (…) für die Gesellschaft, für ihren uralten Traum von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in einer Sprache ohne Falsch und ohne Heuchelei“7. Wie sehen aber die Definitionen, die in großen Nachschlagewerken erscheinen, aus? In Meyers Lexikon kann man lesen: „Die Übersetzung ist die Wiedergabe eines Textes in einer anderen Sprache. Sie ist die Form der schriftlichen Kommunikation über Sprachgrenzen hinweg im Gegensatz zur aktuellen, mündlichen Vermittlung des Dolmetschers“.8 Die Definition aus Meyer Lexikon ist knapp und kurz. Über Methoden und Schwierigkeiten, die die Problematik des Übersetzens mit sich trägt, werden hier keine Worte verloren. Sie ist auch ziemlich inhaltsarm und wenig aufschlussreich. In Brockhaus Enzyklopädie findet man dagegen: „Schriftliche Form der Vermittlung eines Textes durch Wiedergabe in einer anderen Sprache unter Berücksichtigung bestimmter Äquivalenzforderungen. Zu differenzieren sind einerseits 4 Vgl. Apel, Friedmar: Literarische Übersetzung, Stuttgart 1983, S. 1. ebenda. 6 Vgl. Stolze, Radegundis: Übersetzungstheorien. Eine Einführung, Tübingen 2005, S. 13. 7 Dedecius, Karl: Vom Übersetzen, Frankfurt am Main, 1986, S. 52. 8 Meyers Enzyklopädisches Lexikon, Mannheim/Wien/Zürich 1979, Bd. 24, S. 76. 5 6 die interlinguale (Übersetzung von einer Sprache in eine andere), die intersemiotische (Übersetzung von einem Zeichensystem in ein anderes, z.B. vom Text ins Bild) und die intralinguale Übersetzung (Übersetzung von einer Sprachstufe in eine andere, z.B. vom Althochdeutschen ins Neuhochdeutsche, vom Dialekt in die Standard- oder Hochsprache), andererseits umfasst der Oberbegriff die unterschiedlichsten Typen von Übersetzungen, z.B. Glossen, Interlinearversion, Übertragung (Bearbeitung), Nachdichtung (Adaption) oder auch Neuvertextung (z.B. Filmsynchronisation) Seit der Antike ist die Tätigkeit des Übersetzens von theoretischer Reflexion (von Cicero über Horaz und Hieronymus, den Schutzpatron der Übersetzer, Augustinus, Quintilian, Luther, Goethe, J. G. Herder, F. Schleiermacher, W. von Humboldt bis hin zu W. Benjamin, H.-G. Gadamer und G. Steiner) begleitet, die sich zwischen den klassischen Gegensätzen von wörtlichem / sinngemäßem, treuem / freiem, verfremdendem / einbürgerndem Übersetzen bewegt, wobei entsprechend die prinzipielle Übersetzbarkeit oder Unübersetzbarkeit propagiert wird.“9 Und laut der großen Internet-Enzyklopädie Wikipedia „unter Übersetzung versteht man in der Sprachwissenschaft: 1. die Übertragung eines (meist schriftlich) fixierten Textes von einer Ausgangssprache in eine Zielsprache; sie wird auch als „Übersetzen“ bezeichnet. 2. das Ergebnis dieses Vorgangs. Zur besseren Unterscheidung wird das Produkt eines Übersetzungs- oder Dolmetschvorgangs (Translation) auch als Translat bezeichnet. Die Übersetzung fällt gemeinsam mit dem Dolmetschen unter den Begriff Sprach- und Kulturmittlung (Translation). Der maßgebliche Unterschied zwischen Übersetzen und Dolmetschen liegt darin, dass beim Übersetzen der Ausgangstext fixiert ist und somit wiederholt konsultiert werden kann, während beim Dolmetschen der Ausgangstext nicht fixiert (i. d. R. mündlich) vorliegt.“10 Während in der Brockhaus Enzyklopädie die allgemeine Problematik des Übersetzens (es wird hier vor allem auf die Entgegensetzung von wörtlichem / sinngemäßem, treuem / freiem, verfremdendem / einbürgerndem Übersetzung und daraus resultierenden Theorien der Übersetzbarkeit oder Unübersetzbarkeit hingewiesen) nur signalisiert wird, geht Wikipedia der Sache etwas näher dran, indem sie die Probleme der „doppelten Bindung“ („Der Zieltext soll gleichzeitig eine erkennbare Rückbindung an den ausgangssprachlichen Text besitzen und die 9 Brockhaus Enzyklopädie, 19. Auflage, Wiesbaden 1974-1994, Bd, 22, 1994, S. 524f. http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbersetzung_%28Sprache%29, 07.12.2006. 10 7 Anforderungen des Lesers des zielsprachlichen Textes erfüllen. (…) Entweder sollen dem Leser der Übersetzung die charakteristischen Eigenschaften der Ausgangskultur und -sprache nahe gebracht werden, oder er soll mit einem in der Zielkultur und sprache unauffälligen bzw. seinen Zweck gut erfüllenden Text versorgt werden.“)11 und der „Subjektivität“ („Beim Übersetzungsvorgang sind stets subjektive Faktoren beteiligt: 1. bei der Entscheidung des Übersetzers zwischen Zieltextvarianten 2. durch Gebundenheit des Übersetzers an kulturelle und soziale Hintergründe 3. durch Rezeption und Interpretation des Ausgangstextes (vgl. Hermeneutik) 4. durch unterschiedliche methodisch-technische Vorentscheidungen für den Analyse- und Beurteilungsprozess 5. durch die Meinung des Übersetzers über Funktion, Zweck und Strategie der Übersetzung“)12 etwas genauer betrachtet. Alle oben aufgeführten Definitionen unterstreichen direkt oder indirekt („schriftliche Form der Vermittlung eines Textes“ bei Brockhaus Enzyklopädie, „Wiedergabe eines Textes“ bei Meyer Lexikon) den Bedeutungsunterschied zwischen „Übersetzen“ – einem Vorgang, dessen Resultat eine meist schriftlich fixierte Übersetzung sei, und „Dolmetschen“ – einer unmittelbaren mündlichen Vermittlung des Dolmetschers. Doch dank der modernen Technik ist eine Fixierung des Dolmetschens durchaus möglich (z.B. auf Tonbänder). Deshalb müsste man den Unterschied woanders suchen – nicht die Festhaltung selbst spielt hier die entscheidende Rolle, sondern eher die dem Übersetzer zur Verfügung stehende Zeit, die Dauer des Vorgangs. Während ein Dolmetscher gezwungen ist, seine Entscheidungen sofort zu treffen, kann der Übersetzer seinen Text mehrmals verändern und bearbeiten, bis er mit dem Ergebnis mehr oder weniger zufrieden ist. Sowohl bei Meyer Lexikon als auch bei Wikipedia wurden alle nicht interlingualen Übersetzungstypen außer Acht gelassen; nur Brockhaus Enzyklopädie differenziert die interlinguale, intersemiotische und intralinguale Übersetzung. Schon diese drei Definitionsbeispiele zeigen, wie schwierig es ist, alle Aspekte des Übersetzens in einer Definition zu berücksichtigen. Alle unterscheiden sich wesentlich voneinander und keine kann als die richtige, die wahre betrachtet werden. Manche Probleme, die aus dem Vorgang des Übersetzens resultieren, werden hier nur signalisiert, andere wieder nicht mal erwähnt. Den Autoren gelang es auch nicht der 11 12 ebenda. ebenda. 8 Gefahr zu entgehen, einen Begriff mit seinen Synonymem zu erklären. Und so wird „Übersetzung“ einfach durch „Übertragung“ ersetzt. „Die ältesten erhaltenen Übersetzungen reichen ins 3. Jahrtausend v. Chr. zurück (altbabylonische Inschriftentafeln religiösen und administrativen Inhalts in sumerischer und akkadscher Sprache).“13 Bis heute jedoch ist es niemandem gelungen, eine allgemein gültige Definition, die alles für das Übersetzen wesentliche beinhaltet, zu formulieren. „Dies liegt nun an der Komplexität des Problems selbst, der bisher noch kein einzelner wissenschaftlicher Ansatz in vollem Umfang gerecht werden konnte.“14 1. 2 Adaptation oder Transfer? Übersetzung als Kulturvermittlung Die nationalen Literaturen begannen in den meisten europäischen Ländern mit Übersetzungen. Es waren vorwiegend die biblischen, religiösen oder klassischen Texte, die anfangs übersetzt wurden.15 Die geschriebene deutsche Sprache findet ihren Ursprung in Übersetzungstätigkeit, meistens aus Lateinischen.16 Auch polnische Literatur macht hier keine Ausnahme, das erste in polnischer Sprache gedruckte Buch war eine Übersetzung eines damals weit in Europa verbreiteten Gebetsbuches Hortulus Animae (pl. Raj duszny).17 Schon diese Tatsache stellt die besondere Stellung der Übersetzung in den nationalen Kulturen Europas dar. „Übersetzung ist – in einem weiteren Sinne – immer Kulturarbeit, in einem engeren Sinne Spracharbeit: Arbeit mit der anderen und an der eigenen Kultur, Arbeit mit und an der eigenen Sprache.“18, meint Werner Koller. Man kann die Übersetzungsaufgabe nicht aus dem kulturellen Kontext losreißen, denn sie muss immer sowohl unter dem Aspekt des Kulturkontakts als auch unter dem Aspekt des Sprachkontakts betrachtet werden.19 Itamar Even-Zohar, ein israelischer Übersetzungsforscher, hat zusammen mit den belgischen, niederländischen und englischen Wissenschaftlern der Translation Studies-Gruppe (A. Lefevere, T. Hermans, S. Bassnet-McGuire) die Auffassung der Literatur als eines Polysystems vorgeschlagen, in dem die Übersetzungen immer eine 13 Brockhaus Enzyklopädie, 19. Auflage, Wiesbaden 1974-1994, Bd, 22, 1994, S. 524f. Apel, Friedmar: Literarische Übersetzung, Stuttgart 1983, S. 1. 15 Vgl. Stolze, Radegundis: Übersetzungstheorien. Eine Einführung, Tübingen 2005, S. 142. 16 Vgl. Koller, Werner: Einführung in die Übersetzungswissenschaft, Wiesbaden 1997, S. 61. 17 Vgl. Jasienica, Paweł: Polska Jagiellonów, Warszawa 1986, S. 337. 18 Koller, Werner: Einführung in die Übersetzungswissenschaft, Wiesbaden 1997, S. 59. 19 Vgl. ebenda. 14 9 sehr wichtige Rolle spielten. Dieses literarische Polysystem ist ein kinetisches Gebilde, in das verschiedene, gegenseitig sich beeinflussende Strömungen und Schulen einfließen. Zwischen Übersetzungen und der nationalen Literatur gibt es immer vielschichtige Interaktionen, durch die die zielsprachige Literatur nicht nur bereichert wird, sondern auch eine andere Gestalt einnimmt.20 Auch ein Sonderforschungsbereich „Die Literarische Übersetzung“ an der Universität Göttingen, zu dem u.a. Forscher wie A. P. Frank, H. Kittel, D. Kullmann oder A. Poltermann gehören, widmete sich der Bedeutung der literarischen Übersetzungen ins Deutsche. Es wird hier allerdings die Auffassung der Literatur als eines Systems kritisiert und abgelehnt. Bis jetzt wurde noch keine Nationalliteratur als System ausgearbeitet, deshalb kann eine derartige Auslegung nicht als eine Forschungsvorlage dienen. Schrittweise arbeitet die Forschergruppe eine Kulturgeschichte der Übersetzung aus, wodurch der Einfluss der Übersetzungen auf die deutsche Literatur veranschaulicht wird. Sie geht davon aus, dass die fremde Literatur nur im Kontext der Zielliteratur übersetzt und von den zielsprachigen Lesern aufgenommen werden kann.21 Solche Aneignung von fremder Literatur wird von den postmodernen Forschern (R. Arrojo, A. Benjamin, L. Venuti) heftig kritisiert. Vor allem die Literatur aus ehemaligen europäischen Kolonialländern wird durch derartige Einverleibung von den einstigen Kolonialmächten aufgesaugt und ihrer Eigenständigkeit beraubt. Das gilt natürlich für alle Übersetzungen, das Beispiel mit der Literatur aus alten Kolonien stellt jedoch das Problem besonders anschaulich dar.22 In dem kulturellen Kontext schlägt Werner Koller eine Unterscheidung zwischen zwei Übersetzungsarten vor. Die erste Art nennt er Adaptation. Der übersetzte Text wird, unter Berücksichtigung von den der Zielsprache und -kultur gerechten Normen, entsprechend bearbeitet und angepasst.23 „Die adaptierende Übersetzung ersetzt ASTextelemente, die spezifisch in der AS-Kultur verankert sind, durch Elemente der ZSKultur; die Übersetzung assimiliert den AS-Text im ZS-Kontext.“24 Wenn das bei den pragmatischen Texten durchaus berechtigt ist und oft sogar verlangt wird, sieht solche 20 Vgl. Stolze, Radegundis: Übersetzungstheorien. Eine Einführung, Tübingen 2005, S. 141-142. Vgl. ebenda, S. 143-145. 22 Vgl. ebenda, S. 146-149. 23 Vgl. Krzysztofiak, Maria: Przekład literacki a translatologia, Poznań 1999, S. 36. 24 Koller, Werner: Einführung in die Übersetzungswissenschaft, Wiesbaden 1997, S. 60. 21 10 Vorgehensweise bei den literarischen Texten doch etwas bedenklich aus, wie das am Beispiel der Literatur aus ehemaligen Kolonialländern gezeigt wurde. Die zweite Übersetzungsart heißt bei Koller Transfer. Hier werden die typischen Elemente der Ausgangssprache und -kultur beibehalten.25 „Schwierigkeiten treten dann auf, wenn die kulturelle Differenz so groß ist, dass beim ZS-Leser die Verstehensvoraussetzungen erst geschaffen werden müssen, um eine adäquate Rezeption zu ermöglichen.“26 Transferierende Übersetzung mag, zumindest anfänglich, auf den Leser schwerfällig und unverständlich wirken. Wenn jedoch die entsprechenden Voraussetzungen, die das Verstehen ermöglichen, geschaffen sind, kann sie die Zielsprache und -kultur bereichern, eine andere Sichtweise vermitteln, mit neuen Inhalten und Ideen füllen. Der kommunikative Zusammenhang der Zielsprache wird dadurch erweitert.27 Gleichzeitig ermöglicht eine transferierende Übersetzung den Einblick in eine andere, zum Teil fremde und unbekannte Kultur. Ähnlich sieht es bei Koller mit der Übersetzungsaufgabe unter dem Aspekt des Sprachkontakts aus. Hier unterscheidet er zwischen der sich einpassenden und der verfremdeten Übersetzung. Die erste Art „bewegt sich im Rahmen der sprachlichstilistischen Normen, die in der ZS zum Zeitpunkt der Übersetzungsarbeit gelten.“28 Sie trägt zur Festigung der gültigen sprachlich-stilistischen Normen bei, indem sie sich den bestehenden Originaltexten der Zielsprache einordnet.29 Im Falle der verfremdeten Übersetzung wird versucht, „die sprachlichstilistischen Strukturen des AS-Textes so weit wie möglich im ZS-Text nachzuvollziehen oder wenigstens >>durchscheinen<< lassen“.30 Dieses Verfahren kann sogar zur Entstehung einer speziellen Übersetzungssprache führen, die sich von der Sprache der Originaltexte aus dem Zielspracheraum deutlich unterscheidet. Verfremdete Übersetzungen können einen Einfluss auf die bestehenden sprachlichen Normen nehmen und sie gegebenenfalls erweitern und erneuern. Sie kann auch schon in der Zielsprache vorhandene Tendenzen unterstützen und verstärken.31 Die Übersetzung trägt Kultur über die Grenzen und leistet auf diese Weise einen wesentlichen Beitrag zur Entstehung von größeren kulturellen Gemeinschaften. In ganz 25 Vgl. Krzysztofiak, Maria: Przekład literacki a translatologia, Poznań 1999, S. 36. Koller, Werner: Einführung in die Übersetzungswissenschaft, Wiesbaden 1997, S. 60. 27 Vgl. ebenda. 28 ebenda. 29 Vgl. ebenda. 30 ebenda. 31 Vgl. ebenda, S. 60-61. 26 11 Europa kennt man kafkaeske düstere Atmosphäre und die innere Zerrissenheit des Raskolnikow. Diese und hunderte andere Beispiele zeigen eindeutig die Rolle der Übersetzung in unserer Kultur, ohne sie gebe es keine europäische Kultur im heutigen Sinne. Bevor sich die große europäische Literatur voll entfalten konnte, mussten sich zuerst die nationalen Sprachen etablieren. Dank den Übersetzern beeinflussten sich die verschiedenen einheimischen Literaturen um, mit Beibehaltung von allen lokalen Zügen und Merkmalen, ein gemeinsames literarisches Gebilde zu erzeugen, dass man heute europäische Literatur nennt. Louis G. Kelly, ein Übersetzungsforscher aus Oxford glaubt sogar, dass „Westeuropa ihre Zivilisation den Übersetzern verdankt.“32 Bekanntlich beschäftigte sich Ryszard Kapuściński weder mit dem Übersetzen aus anderen Sprachen (mit einer Ausnahme: im Jahre 1969 erschien Che Guevara. Dziennik z Boliwii in seiner Übersetzung33), noch mit der Übersetzungswissenschaft. Bei einem Kongress der Übersetzer der Polnischen Literatur, der im Jahre 2005 in Krakau statt gefunden hat, hielt er jedoch die Eröffnungsrede, in der er die kulturtragende Rolle der Übersetzung angesprochen hatte. In seinem Vortrag wies er auf die doppelte Bedeutung des polnischen Wortes „tłumaczyć” hin, „deren semantische Konvergenz jedoch äußerst vielsagend ist“34 Die erste Bedeutung ist mit dem deutschen Wort „übersetzen“ im translotologischen Sinne vergleichbar. Übersetzen, also ein Text von einer Ausgangssprache in eine Zielsprache übertragen. In der zweiten Bedeutung heißt „tłumaczyć” so viel wie „erklären“, „interpretieren“.35 „Und gerade das ist, besonders heute, die verantwortungsbewusste Rolle des Übersetzers in unserer neuen multikulturellen Welt – dass wenn er übersetzt, macht er uns der Existenz von anderen Literaturen und Kulturen bewusst, der Existenz des Anderen, seiner Verschiedenheit und Einmaligkeit, der Tatsache, dass wir eine große menschliche Familie bilden, derer einzige Überlebenschance im näheren Kennenlernen und gegenseitiger Akzeptanz liegt, in dem Zusammenleben halt.“36 32 ebenda, S. 58. Im Original: „Western Europe owes its civilization to translators.” Bereś, Witold, Burnetko, Krzysztof: Kapuściński: nie ogarniam świata, Warszawa 2007, S. 264. 34 Vgl. ebenda, S. 338-339. Im Original: „(…), których jednak semantyczna zbieżność jest niezmiernie wymowna.“ 35 Vgl. ebenda, S. 339. 36 ebenda, Im Original: „I to jest właśnie szczególnie dziś odpowiedzialna rola tłumacza w naszym wielokulturowym świecie – że przekładając, uświadamia nam istnienie innych literatur i kultur, istnienie Innego, jego odrębności i niepowtarzalności, tego, że tworzymy wielką rodzinę człowieczą, której warunkiem przetrwania jest bliższe poznanie się i wzajemna akceptacja, współżycie.” 33 12 2. Reportage. Zwischen inhalts- und formbetonter Übersetzung Egon Erwin Kisch, ein berühmter Meister der Gattung, hat einmal gesagt, „Reportage heißt Sichtbarmachung der Arbeit und der Lebensweise“.37 Damit soll sie das Leben von Menschen in einer bestimmten Umgebung beschreiben, veranschaulichen und für Leser, die außerhalb des Milieus stehen, zugänglich machen. Es wird zwischen zwei klassischen Grundformen der Reportage unterschieden: einem Bericht über ein handlungsreiches Ereignis und einer Milieustudie. Ein guter Reisebericht, eine Reportageart, mit der sich auch Ryszard Kapuściński befasste, gehört auch eindeutig zu der zweiten Kategorie.38 Da aber „Reportage ein tatsachenbetonter, aber persönlich gefärbter Erlebnisbericht ist“39, verschmelzen in ihm verschiedene literarische und journalistische Kategorien zu einer weitgehend offenen Textgattung, deren Attraktivität gerade in der Mannigfaltigkeit der Sichtweise, der Auffassung und des Schreibstils von verschiedenen Autoren besteht. Katharina Reiss unterscheidet in ihrem Texttypologieentwurf zwischen drei Textkategorien – inhalts-, form- und appellbetonte Texte. Je nach dem, welche Sprachfunktion in einem gegebenen Text die Oberhand gewinnt, können alle Texte einem von diesen drei Texttypen zugewiesen werden. Weil die Reportage ein „tatsachenbetonter Erlebnisbericht“ ist, wurde sie zu den inhaltsbetonten Texten zugeordnet.40 Da aber viele Journalisten und Kommentatoren einen „>>literarischen Ehrgeiz<< entwickeln und demgemäß in der Regel eine unverwechselbare Handschrift schreiben“41, entziehen sich Reportagen oft einer eindeutigen Zuweisung. Deshalb auch wurde das Modell von Katharina Reiss oft kritisiert. Man warf ihm vor allem vor, dass „Texte in der Realität nicht immer eine so deutlich ausgeprägte Primärfunktion aufweisen, wie dies mit den drei Texttypen suggeriert wird“.42 Dank so großen Autoren wie Joseph Roth, Egon Edwin Kisch oder Max Winter etablierte sich Reportage zu einer eigenständigen Literaturart, zu einer Kunstform, die auch als solche betrachtet werden müsste. Bekanntlich feilte auch Kapuściński an jedem Satz, bis er mit dem 37 Vgl. Noelle-Neumann, Elisabeth / Schulz, Winfried / Wilke, Jürgen (Hsg.): Das Fischerlexikon. Publizistik, Massenkommunikation, Franfurt am Main 1991, S. 74. 38 Vgl. ebenda. 39 ebenda. 40 Vgl. Reiss, Katharina: Textbestimmung und Übersetzungsmethode. In: Wilss, Wolfram (Hg): Übersetzungswissenschaft, Darmstadt 1981, S. 77-78. 41 ebenda. 42 Vgl. Stolze, Radegundis: Übersetzungstheorien. Eine Einführung, Tübingen 2005, S. 116. 13 Ergebnis halbwegs zufrieden wurde. Er hatte einmal gesagt: „Bei der literarischen Reportage bedienen wir uns deren allen Errungenschaften der fiktiven Literatur, die uns zur Bereicherung des Bildes der beschreibenden Wirklichkeit verhelfen, für die die traditionelle Zeitungssprache zu arm und ungenügend war. In dieser Sprache war es nicht möglich, den gesamten Reichtum und die Verschiedenheit der Welt und den Menschen zu beschreiben. Deshalb griffen Journalisten, die sich gerade mit der literarischen Reportage befassten, auf die Werkzeuge des fiktiven Schriftstellers zurück. Und in diesem Sinne ist die Nutzung der fiktiven Literatur zulässig. Die literarische Reportage sollte sich jedoch nicht das erlauben, was sich ein Romanautor erlauben darf – d.h. den Stoff, das Material, die Baumaterialien aus eigener Vorstellungskraft, aus eigenem Inneren statt aus der den Autor umgebenden Wirklichkeit zu schöpfen“.43 Die Form spielt hier also eine nicht minder wichtige Rolle als der Inhalt, erst die Verbindung der beiden Elemente macht aus einem einfachen Bericht eine gute Reportage. Auch wenn man zugeben muss, dass der auf Tatsachen basierte Inhalt einer Reportage die Essenz des Textes ausmacht, so müsste man doch diese Textart als eine literarische Mischform betrachten. Durch Einfluss von Fernsehen verliert die Reportage allmählich an Definitionsschärfe.44 Beliebige, oft unseriöse Dokumentationen werden unter dem Namen Reportage ausgestrahlt. Auch Ryszard Kapuściński beklagte in seinen letzten Jahren den Verfall des modernen Journalismus und damit den Untergang der redlichen Reportage und des Berufes des Reporters. Er sah überall „Verflachung, Seichtigkeit, medienbestimmte Schablonenhaftigkeit des Denkens und des Schreibens“45 und bedauerte, dass „an Stelle der einstigen Heroen des Journalismus haben wir es heute mit einer breiten Schicht oft anonymer Medienarbeiter zu tun“46 Und doch bleibt Kapuściński optimistisch. Die Reportage, deren Urgroßvater er in dem antiken Historiker Herodot sah, wird nicht sterben, denn: „Es wird immer eine 43 Kapuściński, Ryszard: Czat Polityki, http://www.kapuscinski.info/page/wywiady/58, 29.03.2007 Im Original: „W reportażu literackim posługujemy się tymi wszystkimi zdobyczami literatury fikcyjnej, które służą nam do wzbogacenia obrazu opisywanej rzeczywistości, dla której tradycyjny język gazetowy był zbyt ubogi i niedostateczny. W tym języku nie można było opisać całego bogactwa różnorodności świata i ludzi. Stąd reporterzy uprawiający właśnie reportaż literacki sięgnęli po narzędzia warsztatu pisarza fikcyjnego. I w tym sensie to korzystanie z liter to korzystanie z literatury fikcyjnej jest dopuszczalne. Natomiast reportaż literacki nie powinien pozwalać sobie na to, na co może pozwolić sobie autor powieści - tzn. czerpać materiału, tworzywa, budulca, ze swojej wyobraźni, ze swojego wnętrza, zamiast z otaczającej go rzeczywistości.” 44 Vgl. de.wikipedia.org/wiki/Reportage, 20.03.2007. 45 Weidemann, Volker: Der Wind weht Staubwolken hoch, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 28.01.2007, Nr. 4, S. 26. 46 ebenda. 14 bestimmte, nach Erkenntnis, nach Tiefe suchende Gruppe von Menschen geben – Leser, Zuhörer, Zuschauer – die eine Oberflächlichkeit des Berichtes nicht nur nicht zufrieden stellt, sondern gar irritiert. Das, was sie suchen, finden sie weder in der Fiktion noch in der Information. Diesen Wissensbereich über Welt, wie man sie empfindet und erlebt, kann nur die literarische Reportage umschließen. Nichts anderes“.47 47 Masłoń, Krzysztof: Na własne oczy. Wywiad z Ryszardem Kapuścińskim, Rzeczpospolita, 02.10.2004, Nr 232 Im Original: „Zawsze będzie pewna grupa ludzi - czytelników, słuchaczy, widzów - cierpiąca na głód poznania, głód głębi, którą powierzchowność relacji nie tylko nie zadowoli, ale zirytuje. Tego, czego szukają, nie znajdą ani w fikcji, ani w informacji. Tę sferę wiedzy o świecie, odczuwania go i przeżywania objąć może jedynie reportaż literacki. Nic innego.” 15 3. Zur Biographie von Ryszard Kapuściński Ryszard Kapuściński wurde am 4. März 1932 in Pińsk in Ostpolen (heute Weißrussland) geboren. Er wuchs in einer Lehrerfamilie auf. Nach dem Krieg studierte er an der Universität Warschau polnische Geschichte. 1951 begann er seine Tätigkeit als Journalist für die Jugendzeitung Sztandar Młodych (dt. Fahne der Jugend). Für seine Reportagen aus Nowa Huta, die er für Sztandar Młodych schrieb, wurde er im Jahre 1958 mit dem Goldenen Verdienstorden Polens geehrt. 1956 trat er seine erste Auslandsreise nach China an. 1957 begann seine Mitarbeit bei der Polnischen Nachrichtenagentur (PAP). 1956 bis 1957 unternahm er als Berichterstatter ausgedehnte Reisen durch Indien, Pakistan, Afghanistan, China und Japan. 1958 reiste er im Auftrag der polnischen Nachrichtenagentur PAP zum ersten Mal nach Afrika, wo er von 1962 bis 1967 als regulärer Korrespondent von PAP tätig war. 1962 veröffentlichte Kapuściński sein erstes Buch – Busz po polsku (dt. Der polnische Busch), sein einziges Werk, das ausschließlich den polnischen Inlandsthemen gewidmet wurde. In folgenden Veröffentlichungen schreibt er „literarisch anspruchsvolle Reiseberichte und Essays, die politisch-gesellschaftlichen Krisen und Umbrüche beschreiben und analysieren“.48 Mit dem 1978 veröffentlichten Buch Cesarz (in Deutschland als König der Könige. Die Parabel der Macht bekannt) erlangt Kapuściński endgültig internationale Reputation. 1998 erschien Heban (dt. Afrikanisches Fieber. Erfahrungen aus vierzig Jahren) in dem Kapuściński seine Erfahrungen und Erlebnisse aus zahlreichen Reisen nach Afrika zusammenfasste. Die letzten Jahre lebte Kapuściński zurückgezogen in Warschau, sein Gesundheitszustand erlaubte ihm keine Reisen in fremde Länder mehr. Er arbeitete an seinem letzten Buch (dt. Notizen eines Weltbürgers), in dem er den modernen Journalismus, den Niedergang der Medien und des Berufes des Reporters beklagte.49 Sich selbst betrachtete Kapuściński als einen Übersetzer, der nicht zwischen den Sprachen, sondern von einer Kultur in die andere übersetzt. Sein oberstes Ziel sah er in der Aufgabe, „den Europäern zu zeigen, dass unsere Mentalität sehr europazentrisch ist, 48 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2002, Sat_Wolf, Bayern. Vgl. Volker Weidermann, Der Wind weht Staubwolken hoch. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 28.01.2007, Nr. 4 , S. 26. 49 16 dass Europa, genauer gesagt sein Teil, nicht allein auf der Welt ist.“50 Bis zum Ende arbeitete er, trotz sechs Bypässen und einer künstlichen Hüfte, an neuen Projekten und plante weitere Bücher. In seiner Arbeit hat er stets nach der „Essenz der Wahrheit“ gesucht und seinen jüngeren Kollegen zu Mitgefühl und Neugierde riet.51 Die Werke von Kapuściński wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt, darunter auch in Japanisch und Persisch. Er bekam über 40 polnische und internationale Preise und Auszeichnungen, 1999 ist er durch die polnische Fachzeitschrift Press zum ‚Journalisten des Jahrhunderts’ gewählt worden. Oft unterrichtete er als Gastprofessor an ausländischen Universitäten, u. a. in Bangalore (Indien), Caracas, Philadelphia und Oxford. 2006 wurde er als ernster Kandidat für den literarischen Nobelpreis erwähnt. Ryszard Kapuściński starb in Warschau am 23. Januar 2007.52 50 Vgl. Gerhard Gnauck Entwurzelter Reporter: Zum Tode von Ryszard Kapuscinski, http://www.welt.de/kultur/article711068/Entwurzelter_Reporter_Zum_Tode_von_Ryszard_Kapuscinski.h tml, 07.03.2007. 51 Vgl. Der Spiegel, 5/2007, S. 162. 52 Vgl. http://www.kapuscinski.hg.pl/index.php?id=biografia/, 12.02.2007. 17 4. Heban im Original und in der Übersetzung. Eine Analyse 4. 1 Eine kurze Einführung in den Inhalt Das Buch Heban von Ryszard Kapuściński erschien im Jahre 1998 bei dem Warschauer Verlag Czytelnik.53 Im deutschsprachigen Raum kam es schon nach einem Jahr unter dem Titel Afrikanisches Fieber. Erfahrungen aus vierzig Jahren bei Eichborn & Co. Verlag KG aus Frankfurt am Main auf den Markt.54 Übersetzt wurde es von Martin Pollack aus Wien, der auch andere Bücher von Kapuściński (und anderen polnischen Autoren) für den deutschen Leser zugänglich machte.55 Die erste Reise nach Afrika unternahm Kapuściński im Jahre 1957, in einer Zeit, wo für Afrika die koloniale Ära, nicht selten unter dramatischen Umständen, zu Ende ging. Er bereiste u. a. Ghana, Uganda, Ruanda, Äthiopien, Eritrea, Somalia, Kenia, Sudan und Algerien und konnte sowohl den Kampf um Unabhängigkeit und die Staatsgründungen wie auch Militärputsche und Staatszerfall beobachten und miterleben. Er konnte den Aufstieg und den Sturz von charismatischen, meistens auf europäischen Universitäten gut ausgebildeten Staatsführern der ersten Generation wie Kwame Nkrumah, Patrice Lumumba oder Ben Bella und den nachfolgenden, fast immer militanten, blutrüstigen Halbanalphabeten, die infolge eines Militärputsches an die Macht kamen, wie Milton Obote, Idi Amin, Juvenal Habyarimana oder Samuel Doe, verfolgen. Seine Beobachtungen und Erlebnisse aus vierzig Jahren in Afrika, gestützt vom großen Wissen über afrikanische Geschichte und Politik, schrieb Kapuściński in Heban nieder. Aber das Buch widmet sich nicht nur den politischen Themen. Es zeigt dem Leser die bunten, vielfältigen Facetten des afrikanischen Kontinents, das Leben von einfachen Menschen aus verschiedensten Stämmen und Kulturen Afrikas. Der Autor führt den Leser zusammen mit Beduinenstämmen durch die Wüste Saharas, nimmt ihn mit dem Zug von Dakar in Somalia nach Bamako in Mali auf die Reise, lässt ihn durch den Labyrinth der Slums der ausgedehnten, riesigen Städten irren und in kleinen, abgelegenen Dörfern in einfachen Hüten übernachten. Der Leser nimmt an einem Gottesdienst einer von mehreren hunderten christlichen Sekten in Afrika teil, besucht 53 Vgl. Kapuściński, Ryszard: Heban, Warszawa 2007, S. 4. Vgl. Kapuściński, Ryszard: Afrikanisches Fieber, München 2005, S. 4. 55 Vgl. Podróże z Ryszardem Kapuścińskim, Kraków 2007, S. 166. 54 18 einen malariakranken katholischen Missionar aus Polen, der im Land der Pygmäen lebt und die Messen beim leeren Gotteshaus feiert und wird, in Dunkelheit der Nacht versteckt, Zeuge eines geheimnisvollen magischen Rituals. Aus allen diesen Bildern, wie aus Puzzeln, setzt sich ein riesiges Gemälde zusammen. Freilich fehlen es noch viele Teile, so ein Gemälde lässt sich nur in Form einer Collage ausmalen, die zwangsläufig fragmentarisch und unvollständig bleiben muss. Und doch bringt es dem europäischen Leser den afrikanischen Kontinent näher. Es wirkt manchmal wie ein Spiegel, in dem sich die europäischen Konflikte und Probleme widerspiegeln, manchmal wirkt es wieder exotisch und fremd, nicht selten komisch und grotesk, oft tragisch und erschüttend, immer aber ergreifend, faszinierend und lehrreich. Die Collageform des Buches macht es nicht möglich, sein Inhalt in wenigen Worten zusammenzufassen. Es ist eine Reise durch verschiedene Länder und Kulturen, aber auch durch die Zeit. Sie beginnt im Jahre 1958 in Ghana, dem ersten afrikanischen Land, das die Unabhängigkeit gewonnen hat, und endet in den 90ger in Tansania. Dazwischen liegen Militärputsche, Kriege, Massenmorde, Völkerwanderungen und der Alltag von Millionen Menschen, die nichts mehr wollen, als ruhig leben und arbeiten zu dürfen. Leider allzu oft scheint es, als ob es zu viel wäre. 4. 2 Die Analyse 4. 2. 1 Ein ewiger Kampf In Somalia wandert Kapuściński mit einem Nomadenstamm durch die Wüste. Die Routen, die täglich bewältigt werden müssen, führen von einem Brunnen zu dem anderen. Ein Irrtum ist ausgeschlossen, man darf hier nicht vom Kurs abkommen, dem Weg abweichen. Ein Irrtum bedeutet einen quälenden Tod. Aber nicht nur die Unübersichtlichkeit der Wüstenwege unter der brennenden Sonne bedroht das Leben der Nomaden. „Zbliża się jedenasta, kiedy kolumna zwalnia, a potem przystaje i die „Es ist schon beinahe elf Uhr, als Kolonne langsamer wird und rozprasza się. Każdy stara się teraz ukryć schließlich haltmacht und sich verteilt. 19 przed słońcem. Jedynym sposobem jest Jeder sucht nun Schutz vor der Sonne. Die wejść pod rosnące tu gdzieniegdzie einzige Möglichkeit besteht darin, sich rozłożyste, rosochate akacjowce, których unter eine der hier vereinzelt wachsenden, płaskie, postrzępione korony mają kształt ausladenden parasola: tam jest cień, ukryta odrobina Akazien und zu reich flüchten, chłodu. Bo poza tymi drzewami wszędzie ausgefranste Kronen verzweigten deren die flache, Form von tylko piach i piach. Tu i tam jakieś Schirmen haben: Dort gibt es Schatten, pojedyncze, kolczaste, rozcapierzone dort hat sich ein Rest von Kühle versteckt. krzaki. Kępy wypalonej, szorstkiej trawy. Denn außer diesen Bäumen gibt es überall Wypustki szarych, kruchych mchów. I już nur Sand. Hier und da stehen noch einzelne tylko rzadko: zwietrzałe wystające głazy, bezładne kamienie, zerzauste Dornbüsche. Ein paar Büschel skalne verbranntes, sprödes Gras. Ein paar Ausläufer grauer, morscher Flechten. Und usypiska. - Nie lepiej było zostać tam, przy nur ganz selten ein paar Steine, verwitterte studni? - pytam, skonany, Hameda. Felsen, wüst durcheinandergeworfene Ledwie jesteśmy w drodze trzeci dzień, a Schuttladen. >>Wäre es nicht besser gewesen, nie mam już siły dalej iść. Siedzimy oparci o sękaty pień drzewa, w wąskim beim Brunnen zu bleiben?<< frage ich kręgu cienia, tak kusym, że mieści się w Hamed, zu Tode erschöpft. Wir sind erst nim jeszcze tylko głowa osiołka, a cały den dritten Tag unterwegs, doch ich habe jego tułów smaży się na słońcu. keine Kraft mehr, um weiterzugehen. Wir - Nie - odparł - bo od zachodu idą sitzen an einen knorrigen Baumstamm Ogadeni, a nie mamy dość siły, żeby się gelehnt, im engen Kreis des Schattens, der im oprzeć. so knapp ist, dass nur mehr der Kopf eines W tym momencie zdałem sobie Esels hereipaßt, während sein ganzes sprawę, że nasza wędrówka nie jest Hinterteil in der Sonne schmort. >>Nein<<, antwortet er, >>denn zwykłym przemieszczaniem się z miejsca na miejsce, ale idąc, uczestniczymy w von Westen her ziehen die Ogadeni heran, walce, w nieustannych i niebezpiecznych und wir sind nicht stark genug, um sie manewrach, w zmaganiach i w starciach, abzuwehren.<< In diesem Augenblick begreife ich, które w każdej chwili mogą źle się zakończyć.”56 56 dass unsere Wanderung mehr ist als bloß Kapuściński, Ryszard: Heban, Warszawa 2007, S. 215-216. 20 eine gewöhnliche Bewegung von einem Ort zum anderen, dass wir in unserer Wanderung an einem Kampf teilnehmen, an nie abgeschlossenen Manövern, an Schlachten, gefährlichen Feindseligkeiten die jederzeit und schlimm ausgehen können.“57 Im ersten Satz hat der Übersetzer eine Substitution angewandt, indem er die Kolonne „sich verteilen“ und nicht „sich zerstreuen“ ließ. Der Begriff „rozproszyć się“ beinhaltet eine gewisse Unordnung, man kann sich leicht eine Gruppe von Menschen vorstellen, die etwas durcheinander nach dem besten Platz im Schatten suchen, während mit „sich verteilen“ eher organisierte, mehr oder weniger nach Plan verlaufende Tätigkeit assoziiert wird. Im zweiten Satz wurde eine Substitution gebraucht. Die Wendung „stara się ukryć“ wurde als „sucht Schutz“ übersetzt, was allerdings kaum Einfluss auf die Aussage des Fragments einnimmt. Die konnotative Äquivalenz wurde hier bewahrt. Im dritten Satz wurde eine Konkretisierung angewandt. Die Bäume wachsen in der Übersetzung „vereinzelt“ und nicht „hier und da“, was dem Originalbegriff „gdzieniegdzie“ doch näher käme. „Gdzieniegdzie“ schließt zwei nebeneinander wachsende Bäume nicht aus, während „vereinzelt“ eine derartige Möglichkeit nicht zulässt. In demselben Satz hat der Übersetzer eine zweite Konkretisierung verwendet. Die Menschen „flüchten“ unter die Akazien, während sie im Original nur unter die Bäume „wchodzą”. Das Wort „flüchten“ verstärkt zwar bei dem Leser den Eindruck, die Hitze sei in der Mittagsstunde in der Wüste unerträglich, allerdings suggeriert es eine Hastigkeit, schnelle Bewegung, die in der brennenden Sonne nach langem Marsch schlichtweg unmöglich ist. Der Übersetzer wendet auch eine subjektive Substitution an, indem er „odrobina chłodu“, die einfach „jest“ als „die Rest der Kühle“, die „sich versteckt“ übersetzt. Im nächsten Satz entschied sich der Autor für einen bildhaften Satz ohne Prädikat, in welchem die Wiederholung des Wortes „piach“ das öde Bild der Wüste zusätzlich verstärkt. Da eine derartige Satzform in deutscher Sprache unnatürlich 57 Kapuściński, Ryszard: Afrikanisches Fieber, München 2005, S. 204. 21 klingen würde, konstruierte der Übersetzer daraus einen gewöhnlichen Satz mit Prädikat und ohne Wiederholung des Subjekts. Auch die folgenden fünf Sätze besitzen im Original kein Prädikat. Der Übersetzer konstruiert hier einen Satz mit Prädikat „stehen“, auf das sich auch die nächsten vier Sätze, die ähnlich wie im Original ohne Verb auskommen, beziehen werden. Da „Büschel“ und „Ausläufer“ keine sich vom Singular unterscheidende Pluralform besitzen, wendet der Übersetzer im zweiten und dritten Satz Amplifikationen an, indem er den Subjekten das unbestimmte Zahlwort „ein paar“ hinzufügt. In dem letzten Satz vor dem Gespräch wurde es auf den Doppelpunkt, nach dem noch die übrigen Komponenten der Wüstenlandschaft aufgelistet werden, verzichtet. Auch das Adjektiv „wystające“ wurde hier weggelassen, an seine Stelle rückt einmal mehr „ein paar“ ein. Im weiteren Satz wurde in der Übersetzung auf das Wort „tam“ verzichtet. Das „tam“ im Originaltext zeigt auf eine bestimmte Richtung, aus der die Nomaden gekommen sind. Es ist nicht irgendein Brunnen, den sie verlassen haben, sondern derjenige, von dem diese Wanderung für den Autor begann. Diese persönliche Beteiligung wurde in der Übersetzung nicht in vollem Umfang beibehalten. Der Übersetzer hat den letzten Satz etwas umgestaltet und, anders als im Original, eine Satzkonstruktion mit zwei gleichwertigen Nebensätzen gebrauchte, die mit „dass“ beginnen. Er hat auch eine Konkretisierung angewandt, indem er durch Wiederholung der Wendung „unsere Wanderung“ das Wort „idąc“ ersetzte. Dieses Fragment bereitete dem Übersetzer sicherlich einige Schwierigkeiten bei seiner Arbeit. Vor allem die bildhafte Form der Erzählung musste an die deutschen Sprachnormen angepasst werden. Das Problem mit den Sätzen ohne Prädikat wurde von dem Übersetzer sehr gut gelöst, indem er im ersten Satz ein Prädikat einsetzte und die nachfolgenden Sätze sich auf es beziehen ließ. Somit gelang es ihm die dichterische Aussagekraft und die Dramaturgie des Geschehens im hohen Grad zu bewahren. Der Autor benutzte in diesem Fragment einige seltene Ausdrücke (z.B. „rosochaty“, „rozcapierzony“), für die es sicherlich nicht einfach war, zutreffende Äquivalente zu finden. Auch dieses Problem hat der Übersetzer gut gelöst, die von ihm gewählten Wörter entsprechen im etwa den polnischen Vorlagen. 4. 2. 2 Die Welt der Warlords 22 Liberia war ein Experiment, ein Versuch, die amerikanischen Sklaven mit einem eigenen Land in Afrika zu entschädigen. Rasch errichteten sie einen Staat, der an der einzigen Grundlage beruhte, die sie kannten – Sklaverei. Nur, dass ab jetzt die ehemaligen Sklaven aus USA zu den Herren aufstiegen und die einheimische Bevölkerung versklavt wurde. Im Jahre 1980 kam es zum Umsturz, zu einer Revolution (eher ihrer Karikatur). Da sich aber die neuen Machthaber nicht einigen konnten, bildeten sich mehrere mehr oder weniger private Armeen, die seitdem gegeneinander kämpfen. Ihre Anführer werden Warlords genannt. „Żeby odetchnąć świeżym „Um wieder bessere Luft zu atmen, powietrzem, pojechaliśmy jeszcze nad fahren wir noch zum Fluss des Heiligen Rzekę Pawła. Świętego była Paul. Der Fluss ist die Grenze zwischen Rzeka granicą między Monrowią a światem Monrovia und der Welt der Warlords. warlordów. Przez rzekę szedł most. Po Über den Fluss führt eine Brücke. Auf der stronie Monrowii ciągnęły się bez końca Seite von Monrovia stehen in langen szałasy i klitki obozu uchodźców. Był tu Reihen die Hütten und Zelte eines też wielki rynek – barwne królestwo Flüchtlingslagers. Hier gibt es auch einen zapalczywych i rozgorączkowanych riesigen Markt – das bunte Königreich handlarek. Ci z drugiej strony rzeki, z aufgeregt und schrill durcheinander wnętrza piekła warlordów, ze świata, w rufender Händlerinnen. Die Leute vom którym rządzi terror, głód i śmierć, mogli anderen Flussufer, aus dem Inneren der przechodzić na naszą stronę po zakupy, Hölle der Warlords, aus dieser von Terror, tyle że przed wejściem na most musieli Hunger und Tod regierten Welt, dürfen zostawić u siebie broń. Patrzyłem, jak już auf unsere Seite herüberkommen, um hier przeszedłszy most, zatrzymują się po einzukaufen, doch sie müssen ihre Waffen naszej stronie, jednak nieufni i niepewni, ablegen, bevor sie die Brücke betreten. Ich zdziwieni, że istnieje normalny świat. I jak sehe, wie sie, schon über der Brücke, auf wyciągają ręce, jakby chodziło o coś unserer Seite, stehen bleiben, immer noch materialnego, coś, co można dotknąć. misstrauisch und unsicher, überrascht, Tam też zobaczyłem człowieka, dass so eine normale Welt existiert. Und który był kałasznikowem nagi, na ale chodził ramieniu. z wie sie ihre Hände ausstrecken, als handle Ludzie es sich um etwas Materielles, etwas, das rozstępowali się przed nim, omijali go. man anfassen kann. 23 Chyba był to kałasznikowem.” wariat. Wariat 58 z Dort sehe ich auch einen Menschen, der völlig nackt ist, aber eine Kalaschnikow geschultert hat. Die Menschen machen ihm Platz, weichen ihm aus. Er ist wohl verrückt. Ein Verrückter mit einer Kalaschnikow.“59 In dem gesamten Fragment wurde die Tempusform verändert. Während der Originaltext im Präteritum steht, wurde die Übersetzung im Präsens verfasst. Der Autor wechselt in dem gesamten Buch häufig das Tempus, unabhängig davon, ob er die politische Lage und die Geschichte, die dazu führte, erklärt oder eigene Beobachtungen und Erlebnisse beschreibt. Der Übersetzer dagegen verfasst alle geschichtlichen Äußerungen des Erzählers in der Vergangenheit (Präteritum, Perfekt und Plusquamperfekt) und alle Augenzeugenberichte im Präsens. Im ersten Satz hat der Übersetzer eine Amplifikation angewandt, indem er das Wort „wieder“ einsetzte. Damit wurde die Ermüdung der „schlechten Luft“ wegen und die Sehnsucht nach Normalität (wenn man ein Flüchtlingslager als eine Art Normalität bezeichnen darf) unterstrichen. Er bediente sich auch einer Substitution, aus „świeże” hat er „bessere” gemacht. Der vierte Satz wurde umgestaltet. Aus „ciągnęły się bez końca szałasy i klitki” wurde „stehen in langen Reihen die Hütten und Zelte“, es wurden also Konkretisierung und Amplifikation angewandt. Aus dem Originaltext geht nicht unbedingt hervor, dass die Hüten in Reihen standen. Hütten, die sich ohne Ende ziehen, können ebenso gut völlig durcheinander und ohne jegliche Einordnung aufgestellt werden. Es wurde hier auch eine Substitution gebraucht. „Klitka“ wurde als „Zelt“ übersetzt, es kann aber ebenso gut eine kleine Kammer, ein Häuschen oder ein Stübchen sein. Die denotative Äquivalenz wurde hier also nicht vollständig bewahrt. Ein Zelt kann groß und geräumig sein, „klitka“ nicht. Im nächsten Satz hat der Übersetzer eine weitere Substitution mit Konkretisierung angewandt. „Zapalczywe i rozgorączkowane“ wurde als „aufgeregt und schrill durcheinander rufende“ übersetzt. Um die konnotative Äquivalenz zu bewahren, wurden die polnischen Adjektive deskriptiv umgeschrieben. 58 59 Kapuściński, Ryszard: Heban, Warszawa 2007, S. 273-274. Kapuściński, Ryszard: Afrikanisches Fieber, München 2005, S. 259. 24 Der nächste Satz beginnt mit einer Konkretisierung - „die Leute“, in dem Original gibt es dagegen nur „ci“. Das Polnische unterscheidet zwischen maskulinen und femininen Pronomina auch im Plural (in diesem Fall „ci“ und „te“), in Deutsch wäre es indessen jeweils „die“. Die Konkretisierung war nötig, um eine Verwechslung mit den Händlerinnen aus dem davor stehenden Satz zu vermeiden. Auch die Auslassung des Begriffs „u siebie“ resultiert aus den deutschen Sprachnormen, denn das deutsche „bei sich“ eine etwas andere Bedeutung als polnische „u siebie“ hat und könnte auch dem polnischen „przy sobie“ entsprechen. In dem nächsten Satz bediente sich der Übersetzer einer Substitution, das Wort „jednak“ wurde hier als „immer noch“ übersetzt. An der Aussage des Satzes hat das jedoch wenig geändert, die konnotative Äquivalenz wurde hier bewahrt. Es wurde in diesem Satz auch eine konkretisierende Amplifikation gebraucht. Im Originaltext steht „że istnieje normalny świat”, in der Übersetzung dagegen „dass so eine normale Welt existiert“. Auch hier wurde die konnotative Äquivalenz bewahrt. Im ersten Satz des neuen Absatzes wurde eine Amplifikation angewandt. Dem Wort „nackt“ wurde das Modaladverb „völlig“ eingehängt. Weil der Autor den nackten Menschen für einen Verrückten hält, kann man davon ausgehen, dass er tatsächlich völlig nackt war. Im Originaltext fehlt jedoch eine derartig eindeutige Feststellung. Im weiteren Verlauf des Satzes wurde in der Übersetzung das Verb „chodził” ausgelassen, man kann allerdings diese Information, dass er „ging“ und nicht etwa „stand“, sowieso aus dem Kontext herauslesen, denn sonst würden die Menschen keinen Platz für den Verrückten machen müssen. Auch in diesem Fragment resultieren die meisten Transformationen aus den Normen der deutschen Sprache. Die konnotative Äquivalenz wurde in den meisten Fällen gut bewahrt, die von dem Übersetzer subjektiv gewählten Substitutionen verändern die Aussage des Textes kaum. In den seltenen, durch die Analyse gezeigten Fällen, wo die Transformationen doch die Bedeutung des Ausgangssatzes leicht verändern, nehmen diese Abweichungen keinen entscheidenden Einfluss auf das Verständnis und die Perzeption des Textes bei deutschen Lesern ein. 4. 2. 3 Die Kindersoldaten Die modernen Waffen sind kurz und leicht, fast wie Spielzeuge. Jeder kann sie bedienen, man braucht dafür keine Kraft. Nicht mal erwachsen muss man sein, sogar für 25 Kinder sind sie gut geeignet. Und der Krieg der Warlords kennt keine Regeln, keine ethischen Grenzen. Alle Mittel, die zum Sieg führen können, werden ausgenutzt. „Rano poszedłem Carrey Street, „Am Morgen gehe ich durch die przy której stoi mój hotel. To śródmieście, Carrey Street, in der mein Hotel liegt. Das centrum, dzielnica handlowa. Nie da się ist in der Innenstadt, im Zentrum, im pójść daleko. Wszędzie pod Geschäftsviertel. Man kommt nicht weit. siedzą ścianami grupy bayaye – bezczynnych Überall hocken an den Hausmauern głodnych chłopców, cokolwiek, bez bez szansy nadziei na na beschäftigungslose, hungrige Burschen, życie. ohne jede Hoffnung, ohne Aussichten auf Zaczepiają, a to, żeby zapytać, skąd jestem ein besseres Leben. Sie sprechen mich an, albo że będą moimi przewodnikami, albo sei es, um zu fragen, woher ich komme, żebym załatwił im stypendium w oder ob ich sie als Führer benötige, oder Ameryce. Nawet nie chcą dolara na bułkę, ob ich ihnen ein Stipendium nach Amerika nie, od razu mierzą najwyżej – w verschaffen kann. Sie fragen nicht nach einem Dollar für einen Leib Brot, nein, sie Amerykę. Po stu metrach już jestem otoczony streben gleich nach dem höchsten aller przez małych chłopców o obrzękłych Ziele – Amerika. twarzach i zmąconych oczach, czasem bez Nach hundert Metern bin ich ręki albo nogi. Proszą. To byli żołnierze ze umringt von einer Schar kleiner Jungen Small Boys Units Charlesa Taylora, jego mit aufgedunsenen Gesichtern und trüben najstraszniejszych oddziałów. Taylor Augen, dem einen fehlt die Hand, dem rekrutuje małe dzieci i daje im broń. Daje anderen ein Bein. Sie betteln. Das sind im także narkotyki i kiedy są pod ich ehemalige Soldaten der Small Boys Units wpływem, pcha tych chłopców do ataku. von Charles Taylor, einer seiner übelsten Oszołomieni malcy zachowują się jak Verbände. Taylor rekrutiert kleine Kinder kamikadze, rzucają się w ogień walki, idą und gibt ihnen Waffen. Und er gibt ihnen wprost na kule, wylatują na minach. Kiedy auch Rauschgift und treibt sie, wenn sie stają się tak uzależnieni, że zaczynają być unter dessen Einfluss stehen, in den mało przydatni, Taylor ich wyrzuca. Kampf. Die berauschten Kinder verhalten Niektórzy docierają do Monrowii i kończą sich wie Kamikaze, sie stürzen sich ins swoje krótkie życie gdzieś w rowach lub Feuer, rennen in Minenfelder. Wenn ihre na śmietnikach zżarci przez malarię, przez Sucht so schlimm wird, dass er sie nicht 26 cholerę albo przez szakale.”60 mehr brauchen kann, jagt Taylor sie zum Teufel. Manche kommen nach Monrovia und beenden hier irgendwo im Straßengraben oder auf einer Müllhalde ihr kurzes Leben, zerstört von Malaria und Cholera, von Schakalen zerbissen.“61 Im ersten Satz hat der Übersetzer das Tempus geändert. Während im Originaltext der Hauptsatz im Perfekt und der Nebensatz im Präsens stehen, wurde in der Übersetzung im ganzen Satz nur Präsens angewandt. Obwohl es in Heban die Bedeutung des afrikanischen Worts „bayaye“ ausführlich erklärt wird, wurde es in dem vierten Satz nicht beibehalten. „Bayaye“ wurde hier durch den deutschen Ausdruck „Burschen“ ersetzt. Bayaye sind junge Menschen aus dem Lande, die in den Städten Afrikas ohne Beschäftigung auf den Straßen leben. In der vom Übersetzer angewandten subjektiven Substitution wird weder die denotative noch die konnotative Äquivalenz bewahrt. Diese Transformation erzwang auch einen anderen Satzbau, denn die „Burschen“ mussten mit Adjektiven versehnt werden, die vor dem Nomen und nicht, wie im Original, erst nach dem Bindestrich stehen. In der Übersetzung wurde auch eine Amplifikation angewandt, indem es dem Nomen „Leben“ das Adjektiv „besseres“ hinzugefügt wurde. Dadurch wurde die Aussage des Satzes etwas gemildert, im Originaltext dagegen wird schon hier ein Hinweis auf den Schluss des Fragments vorweggenommen. Die „bayaye“ in Monrovia haben keine Chance aufs Leben, nicht „auf ein besseres Leben“. Der deutsche Ausdruck „ansprechen“ im fünften Satz bewahrt die konnotative Äquivalenz zu dem polnischen Wort „zaczepiać” nicht in vollem Umfang. „Zaczepiać“ beinhaltet eine gewisse Aggression, die Jungen fragen nicht, ob ein Führer gebraucht wird, sie bieten sich an. Das gleiche gilt für das Stipendium nach Amerika und für den nächsten Satz. Auch hier wird die Aussagekraft der Erzählung etwas entschärft. Im sechsten Satz wendet der Übersetzer eine subjektive Substitution und eine Konkretisierung an. „Bułka“ wurde hier als „Leib Brot“ übersetz, was wahrscheinlich besser der deutschen Tradition entspricht, und die Jungen „streben nach dem höchsten aller Ziele“, während sie im Original nur „mierzą najwyżej. Diese Konkretisierung 60 61 Kapuściński, Ryszard: Heban, Warszawa 2007, S. 264. Kapuściński, Ryszard: Afrikanisches Fieber, München 2005, S. 249. 27 jedoch resultiert aus den Normen der deutschen Sprache, die konnotative Äquivalenz wurde hier gut bewahrt. Auch in dem ersten Satz im neuen Absatz wurde durch Hinzufügung des Wortes „Schar“ eine Konkretisierung angewandt. Diese Konkretisierung erzwang eine andere Satzkonstruktion, einer Schar können doch keine Gliedmaßen fehlen. Im vierten Satz des zweiten Absatzes hat der Übersetzer eine Substitution gebraucht. „Atak“ wird als „Kampf“ übersetzt und nicht als „Angriff“, was allerdings wenig an der Aussage des Satzes ändert. Es wird aber eine Folge im nächsten Satz haben, in dem „ogień walki“ einfach als „Feuer“ übersetzt wurde. Eine Wiederholung des Wortes „Kampf“ würde stilistisch einfach schlecht klingen. In demselben Satz hat der Übersetzer den Abschnitt „idą wprost na kule” ausgelassen und die Kinder „in Minenfelder rennen“, statt „wylatywać na minach“ gelassen. Der Originaltext ist hier deutlich expressiver, diese Ausdrucksstärke wurde in der Übersetzung nicht vollständig beibehalten. Im nächsten Satz wird eine subjektive Substitution angewandt, die die Aussage des Textes verstärkt. Die einfache polnische Wendung „Taylor ich wyrzuca“ wurde hier durch „jagt Taylor sie zum Teufel“ ersetzt, eine häufig im Deutschen gebrauchte Redewendung. Zusammen mit den „Burschen“ aus dem zweiten Satz sind es Beispiele für Adaptationen, die jedoch sicherlich keiner Notwendigkeit entsprungen sind. In dem letzten Satz erreicht die Dramaturgie der Erzählung ihren Höhepunkt. Das grausame Schicksal der auf den Müllhalden sterbenden Kinder wird durch eine bittere Ironie unterstrichen. Sie werden von Malaria, von Cholera oder von Schakalen zerfressen. Diese Zusammenstellung von den Krankheiten mit den aasfressenden Tieren ist sehr Eindrucksvoll. Die Kinder werden sowieso sterben, wenn nicht an eine Krankheit, dann durch Hunger. Ein anderes Schicksal erwartet sie nicht. Die Substitutionen, die der Übersetzer hier angewandt hat, geben diesen, mit subtilen Mitteln ausgedrückten Sinn der Aussage nicht vollständig wieder. Das Wort „zżarci” wurde hier mit „zerstört“ und „zerbissen“ übersetzt. Die konnotative Äquivalenz jedoch wurde hier bewahrt. Nicht alle Transformationen, die in diesem Fragment angewandt wurden, gehen aus den Regeln und Normen der deutschen Sprache hervor. Das Wort „bayaye“ wiederholt sich in dem ganzen Buch ziemlich häufig, da bayaye eine massenhafte und immer zunehmende Erscheinung in dem gegenwärtigen Afrika zu sein scheint. Bis auf einige Fälle, die hier aufgelistet wurden, verändern die meisten, aus der subjektiven 28 Wahl des Übersetzers herausgehenden Substitutionen die Aussage des Textes nur unwesentlich. Allerdings gibt es hier einige Transformationen, die den Adäquatheitsgrad der Übersetzung etwas verringern. 4. 2. 4 Das Antlitz einer Diktatur Uganda gewann die Unabhängigkeit im Jahre 1962. Danach übte acht Jahre lang Milton Obote die Macht in Uganda aus. Als schließlich Idi Amin, ein General der ugandischen Armee, der dank der Beförderung durch Engländer auf diesen Posten avancierte, auf brutale Weise den unbeliebten Präsidenten stürzt, jubeln und freuen sich die Menschen im ganzen Land auf den Straßen. „Kiedyś błąkałem się po rynku w „Einmal streifte ich durch den Kampali. Było pustawo, wiele straganów Markt von Kampala. Er war wie stało połamanych, porzuconych. Amin leergefegt, viele Stände waren zerstört und ogołocił i zrujnował kraj. Na ulicach nie verlassen. Amin hatte das Land widziało się ruchu, sklepy – Amin ausgeplündert und ruiniert. In den Straßen wcześniej odebrał je Hindusom – ziały gab es keinen Verkehr, aus den Läden – zatęchłą martwotą albo były po prostu die Amin zuvor den Indern weggenommen zabite deskami, dyktą, blachą. Nagle ulicą hatte – schlug einem modriger Geruch biegnącą od jeziora nadciągnęła gromada entgegen, oder sie waren einfach mit dzieci, wołając: – Samaki! Samaki! (w Brettern, Spanplatten oder Blech swahili – ryba). Zaraz zbiegli się ludzie, verschlagen. Plötzlich kam eine Schar zapanowała radość, że będzie coś do Kinder vom See her gerannt und rief: jedzenia. Rybacy rzucili swoją zdobycz na >>Samaki! Samaki!<< (in Kiswahili: stół i kiedy ludzie ją zobaczyli, nagle Fisch). Gleich liefen die Leute zusammen, zaniemówili, znieruchomieli. Była in freudiger Erwartung, dass es etwas zu ogromna i tłusta. To jezioro nie znało essen geben würde. Die Fischer warfen dawniej takich spasionych, wielkich ryb. ihren Fang auf einen Tisch, und als die A wszyscy wiedzieli, że siepacze Amina Menschen diesen sahen, wurden sie od dawna wrzucają do jeziora ciała swoich plötzlich stumm und erstarrten. Der Fisch ofiar. I że żywią się nimi krokodyle i war riesig groß und fett. Und alle wussten, mięsożerne ryby. Wokół stołu panowała dass die Häscher Amins von jeher die 29 cisza, kiedy niespodziewanie i Leichen ihrer Opfer in den See warfen. przypadkowo nadjechała wojskowa Und dass sich ciężarówka. Żołnierze zobaczyli fleischfressende Krokodile Fische von und ihnen zbiegowisko, a także rybę na stole i ernähren. zatrzymali się. Chwilę Um den Tisch herum war es still, między sobą porozmawiali. Podjechali tyłem do stołu, als unvermutet zaskoczyli na ziemię i otworzyli klapę. auftauchte. My, którzy staliśmy Die ein Armeelastwagen Soldaten sahen den najbliżej, Auflauf und den Fisch, der auf dem Tisch zobaczyliśmy, że na podłodze skrzyni leżą lag, und hielten an. Einen Augenblick zwłoki mężczyzny. I zobaczyliśmy, jak besprachen sie sich. Dann fuhren sie mit taszczą tę rybę do skrzyni, a na stół dem Heck an den Tisch heran, sprangen rzucają nam martwego, bosonogiego herunter und öffneten die Bordwand. Wir, człowieka. I zobaczyliśmy, jak od razu die am nächsten standen, sahen, dass auf odjeżdżają. I tylko usłyszeliśmy ich der Ladefläche die Leiche eines Mannes rubaszny, obłąkańczy śmiech.”62 lag. Und wir sahen, wie die Soldaten den Fisch zur Ladefläche schleppten und uns den toten, bloßfüßigen Menschen auf den Tisch warfen. Und wir sahen, wie sie rasch abfuhren. Und wir hörten nur mehr ihr rohes, irres Lachen.“63 Im zweiten Satz des Fragments hat der Übersetzer eine subjektive Substitution angewandt. Er übersetzt „pustawo“ mit „wie leergefegt“, einem Ausdruck, der in deutscher Sprache natürlich und ungezwungen klingt, der aber das Bild des Marktes, das aus der Beschreibung hervorgeht, leicht verändert. „Pustawo“ bedeutet eher „fast leer“, „leergefegt“ suggeriert jedoch eine menschenleere Gegend. Im vierten Satz wurde „nie widziało się“ mit „gab es kein“ ersetzt. Der Originalausdruck unterstreicht die Beobachterrolle des Autors und den Augenzeugencharakter der Erzählung. Der angewandte Substitut klingt dagegen neutral und unpersönlich. In demselben Satz wurde „ziały zatęchłą martwotą“ als „schlug einem modriger Geruch entgegen“ übersetzt. Die denotative Äquivalenz wurde hier 62 63 Kapuściński, Ryszard: Heban, Warszawa 2007, S. 154. Kapuściński, Ryszard: Afrikanisches Fieber, München 2005, S. 146-147. 30 nicht im vollen Umfang bewahrt, denn schon an dieser Stelle wird im Originaltext der allgegenwärtige Geruch des Todes auf diesem ugandischen Markt spürbar gemacht. Im nächsten Satz verzichtet der Übersetzer auf das konkrete Bild, das „ulica biegnąca od jeziora“ darstellt und lässt die Kinder nur „vom See her“ rennen. Der Übersetzer hat sich entschieden, das gesamte Fragment in zwei Absätze zu teilen, wodurch er einen zweiten dramaturgischen Höhepunkt erzielte. Er hat auf den Satz „To jezioro nie znało dawniej takich spasionych, wielkich ryb” verzichtet. Die Wiederholung, die Fische waren „riesig Groß und Fett“, schien ihm wahrscheinlich überflüssig und für den dramaturgischen Verlauf der Erzählung eher störend zu sein. Allerdings geht damit die Information, dass es früher solche riesige Fische in dem See nicht gab und der daraus folgende, die Grausamkeit des Aminregimes unterstreichende Rückschluss, sie wurden bisher mit dem Menschenfleisch nie gefuttert, verloren. Der Satz, der im Original mit den Worten „Wokół stołu panowała cisza“ beginnt, fängt in der Übersetzung, anders als im Originaltext, einen neuen Absatz an. Es wurde hier auf das Wort „przypadkowo“ verzichtet, was keine notwendige Transformation zu sein scheint. Vielleicht glaubt der Übersetzer an keine Zufälle? Schon im ersten Satz übersetzt er „błąkać” als „streifen“ und nicht als „irren“, was einen zufälligen Charakter des Geschehens doch besser unterstrichen hätte. Im nächsten Satz wurde „a także rybę na stole“ mit „und den Fisch, der auf dem Tisch lag“ übersetzt. Damit wollte der Übersetzer den etwas frivolen, an dieser Stelle doch völlig unangebrachten Effekt, den eine einfache, dem polnischen Text aber nähere, Übersetzung „und den Fisch auf dem Tisch“ bewirken könnte, vermeiden. Der ungewollt entstandene Reim musste beseitigt werden, daher hat der Übersetzer eine andere grammatische Konstruktion angewandt und damit die Phrase verlängert. Im dritten Satz vor Ende des Fragments wurde eine Konkretisierung angewandt, die allerdings eher aus den Normen der deutschen Sprache hervorgeht. Im Gegensatz zur polnischen Sprache müssen Pronomina in Deutsch immer artikuliert werden, was in diesem Fall eine mehrfache Wiederholung des Pronomens „sie“ zur Folge hätte. Um das zu vermeiden, wurde das „sie“ in diesem Satz mit „die Soldaten“ ersetzt. Im letzten Satz wurde „rubaszny“ als „rohes“ übersetz, was auch nicht die beste Wahl ist. Mit „rubaszny śmiech“ assoziiert man ein lautes, etwas derbes, aber doch gutmütiges Lachen. Und gerade ein gutmütiges Lachen im Zusammenhang mit dem Tod, der auf diesem Markt überall lauerte und dessen Verursacher die lachenden Soldaten waren, musste besonders irre klingen. Das deutsche Adjektiv „roh“ beinhaltet 31 die Gutmütigkeit nicht, deshalb macht es in diesem Kontext keinen wirklich guten Substitut für „rubaszny“ aus. Die meisten Transformationen, die in der Übersetzung angewandt wurden, resultieren aus den Normen der deutschen Sprache. Die wenigen Unterschiede, die hier festgestellt werden konnten und aus der subjektiven Wahl des Übersetzers herausgehen, verändern die Aussage des Textes nur unwesentlich und nehmen keinen entscheidenden Einfluss auf seinen Empfang bei den deutschen Lesern ein. Die Übersetzungsäquivalenz wurde hier in allen Bezugsrahmen fast immer sehr gut bewahrt. Auch die Dramaturgie des Geschehens wurde hier hervorragend wiedergegeben. Deshalb muss man sagen, dass diese Übersetzung in einem sehr hohen Grad adäquat zum Originaltext ist. Sie ist eindeutig ein Beispiel für den Transfer. 4. 2. 5 Frage nach der Zukunft Nach über dreißig Jahren Unabhängigkeit ist in den meisten Ländern Afrikas die gesamte Infrastruktur weitgehend zerstört. Zahlreiche zwischenstaatliche Kriege, inländische Revolten und lokale Konflikte haben jegliche Entwicklung abgebremst. Die Bevölkerungszunahme ist um das Vielfache größer als in Europa, es fehl aber Geld, um für die meisten Kinder einen Schulplatz zu sichern, um ihnen wenigstens eine elementare Ausbildung zu gewährleisten. Es mangelt an Büchern, Schulheften, Bleistiften. Mit der Bevölkerungszunahme wächst auch rapide das Analphabetentum. „W Addis Abebie poszedłem na „Ich suchte in Addis Abeba die uniwersytet. Jest to jedyny uniwersytet w Universität auf. Es ist die einzige tym kraju. Zajrzałem do uczelnianej Universität des Landes. Ich ging in die księgarni. Jest to jedyna księgarnia w tym Universitätsbuchhandlung. Es ist die kraju. Puste półki. Nie ma nic, ani einzige Buchhandlung im ganzen Land. żadnych książek, ani czasopism – nic. Leere Regale. Es gibt nichts, keine Bücher, Tak wygląda sytuacja w większości keine Zeitschriften, nichts. So schaut es in państw Afryki. Kiedyś, pamiętam, była den meisten afrikanischen Ländern aus. Ich dobra księgarnia w Kampali, dobra erinnere mich, dass es in Kampala einmal księgarnia (nawet trzy) w Dar es-Salaam. eine gute Buchhandlung gab, auch in Teraz – nigdzie nic. Etiopia to kraj o Daressalem gab es eine (sogar drei). Jetzt 32 powierzchni takiej jak Francja, Niemcy i gibt es nichts mehr. Äthiopien ist der Polska razem wzięte. W Etiopii mieszka Fläche nach so groß wie Frankreich, ponad 50 milionów ludzi, za kilka lat – Deutschland und Polen będzie ich ponad 60 milionów, za zusammengenommen. In Äthiopien leben kilkanaście – ponad 80 itd., itd. über 50 Millionen Menschen, in ein paar Może wówczas? Jahren werden es über 60 Millionen sein, in Ktoś? einem Choćby jedną?”64 Millionen…“65 Dutzend Jahren – über 80 In diesem Fragment setzte der Autor stilistisch eine bittere Ironie ein. Die Bemerkungen, die Universität und die Buchhandlung die einzigen derartigen Einrichtungen in ganz Äthiopien sind, wurden in zwei identischen Sätzen verfasst. Diese Wiederholung verstärkt das Gefühl der Absurdität beim europäischen Leser, der an völlig andere Umstände gewohnt ist. Dieses stilistische Mittel wurde in der Übersetzung nicht vollständig beibehalten (im ersten Satz „des Landes“, im zweiten „im ganzen Land“). Eigentlich musste es in beiden Fällen „in diesem Land“ heißen Im dritten Satz wurde eine Substitution angewandt, „zajrzałem“ wurde gegen „ich ging“ ausgetauscht. Die konnotative Äquivalenz wurde hier jedoch bewahrt. Die Form des gesamten Fragmentes wurde stark geändert, der Übersetzer verzichtete eindeutig auf Wiederholungen. Im siebten Satz werden Buchhandlungen in Kampala und in Dar es-Salaam aufgelistet. Mit der Wiederholung wird zweimal unterstrichen, dass das gute Geschäfte waren. Der Übersetzer hat den Satz stark umgeformt, wodurch seine Aussage an Dramaturgie und Expressivität etwas eingebüsst hatte. Die letzten drei Textzeilen wurden in der Übersetzung außer Acht gelassen. Im Originaltext kommt dank der vom Autor angewandten Form die Enttäuschung über die Entwicklung in Afrika sehr stark zum Ausdruck. Zwar ist schon die Aussage des gesamten Fragments ziemlich traurig und trüb, die von Kapuściński angewandten stilistischen Mittel verstärken jedoch noch das Gefühl der Hoffnungs- und Ausweglosigkeit. Der Übersetzer beschränkte sich hier nur auf den Inhalt ohne die Form zu beachten, wodurch er die Aussage des Textes etwas gemildert hatte. Vielleicht deswegen wurden in der Übersetzung die drei letzten Wunschfragen, in denen doch eine 64 65 Kapuściński, Ryszard: Heban, Warszawa 2007, S. 236. Kapuściński, Ryszard: Afrikanisches Fieber, München 2005, S. 223. 33 leise Hoffnung geäußert wird, ausgelassen. Nach einer Theorie von Karl Dedecius, die besagt, dass es zwei Arten von Übersetzung gibt, und zwar ‚Übersetzung’, die zuverlässig, aber unkünstlerisch ist und ‚Übertragung’, die künstlerisch und zuverlässig ist, würde dieses Fragment zu der Art ‚Übersetzung’ zählen müssen.66 Sie ist zwar zuverlässig, künstlerisch lässt sie jedoch zu wünschen übrig. 5. Zusammenfassung Ryszard Kapuściński war ein weltweit anerkannter Meister der literarischen Reportage, die er für die einzig geeignete Form der vertieften Weltdeutung hielt. Für seine Reportagen bediente er sich oft der literarischen Mittel. Der Übersetzer stößt hier also scheinbar auf das doppelte Problem: seine Übersetzung muss gleichzeitig den Inhalt zuverlässig und die Form künstlerisch ohne Einbüsse wiedergeben. Obwohl die Analyse gezeigt hat, dass es nicht immer hundertprozentig gelungen ist, hat sie doch auch gezeigt, dass eine in fast jeder Hinsicht zuverlässige Übersetzung möglich ist. Die überwiegende Anzahl der Transformationen, die aus der subjektiven Wahl des Übersetzers herausgehen, resultieren aus den Normen der deutschen Sprache und 66 Vgl. Dedecius, Karl: Vom Übersetzen, Frankfurt am Main 1986, S. 61. 34 nehmen keinen wesentlichen Einfluss auf die Aussage des Textes. Die Äquivalenzen wurden fasst überall bewahrt und der Adäquatheitsgrad muss als sehr hoch eingestuft werden. Einige Transformationen sind dem Übersetzer etwas schlechter gelungen, das lag aber sicherlich nicht an dem Schreibstil von Kapuściński. Für seine Darstellungen aus Afrika benutzt der Verfasser von Heban immer kurze, bündige Sätze, die exakt, mit möglichst wenigen Adjektiven einen Sachverhalt schildern. Wir können z.B. im vierten Fragment lesen: „Kiedyś błąkałem się po rynku w Kampali. Było pustawo, wiele straganów stało połamanych, porzuconych. Amin ogołocił i zrujnował kraj. Na ulicach nie widziało się ruchu, sklepy – Amin wcześniej odebrał je Hindusom – ziały zatęchłą martwotą albo były po prostu zabite deskami, dyktą, blachą.”67 Mit wenigen Worten, im nahezu telegrafischen Stil (es fehlt fast nur noch das Wort „stop“ zwischen den Sätzen) beschreibt Kapuściński einen Markt in Kampala und doch sagt diese kurze Darstellung dem Leser mehr über die Lage in der Hauptstadt von Uganda, als irgendein langer Bericht, denn Kapuściński zeigt uns viel mehr den Markt, als ihn beschreibt. Derartige kurze Sätze lassen sich natürlich leicht in andere Sprachen transferieren. In der deutschen Übersetzung lesen wir: „Einmal streifte ich durch den Markt von Kampala. Er war wie leergefegt, viele Stände waren zerstört und verlassen. Amin hatte das Land ausgeplündert und ruiniert. In den Straßen gab es keinen Verkehr, aus den Läden – die Amin zuvor den Indern weggenommen hatte – schlug einem modriger Geruch entgegen, oder sie waren einfach mit Brettern, Spanplatten oder Blech verschlagen.“68 Manche von Kapuściński gebrauchte Ausdrücke können natürlich einige Schwierigkeiten bereiten (z.B. „ziały zatęchłą martwotą“), der Übersetzer muss für sie gute Äquivalente finden, das widerspricht aber dem früher Gesagten nicht, im Gegenteil – sie können zu interessanten Wort- und Satzbildungen führen und die Zielsprache auf diese Weise sogar bereichern. Diese knappen, prägnanten Sätze sind für das gesamte Buch charakteristisch. Der Autor von Heban arbeitete für die Polnische Nachritenagentur (PAP), die bekanntlich unvergleichbar ärmer als die entsprechenden Agenturen aus Westeuropa war. Dieser Umstand, der für viele Probleme sorgte, entpuppte sich im Nachhinein in gewisser Hinsicht als purer Vorteil. Da Kapuściński meistens kein Geld für gute Hotels und teure Transportmittel hatte, war er stets auf eigene Initiative und Erfindungsgabe angewiesen. Diese Tatsache hat seine Arbeitsweise beeinflusst und trug wesentlich zur 67 68 Kapuściński, Ryszard: Heban, Warszawa 2007, S. 154. Kapuściński, Ryszard: Afrikanisches Fieber, München 2005, S. 146-147. 35 Entwicklung seines Schreibstils bei. Seine Nachrichten und Telegramme, die er an PAP schickte, mussten kurz und bündig sein, für längere Berichte reichte das Geld nicht aus. Wenn die Abschickung eines Wortes einen Dollar kostete und Kapuściński 50 Dollar zur Verfügung hatte, musste er die gesamte Information in 50 Worten zusammenfassen. Da galt die eiserne Regel, möglichst viel Inhalt mit möglichst wenigen Worten zu schreiben. Auf diese Weise entwickelte Kapuściński seinen einzigartigen Schreibstil. Vera Verdini, die Übersetzerin von Kapuściński’s zahlreichen Bücher auf Italienisch, hat das so formuliert: „Viele Autoren machen dem Übersetzer das Leben nicht leicht, weil sie ihn zur mühsamen Rekonstruierung des logischen Verlaufs ihren chaotisch zerstreuten Gedanken und zum Glätten ihres abgedrehten, mit Nebensätzen überfüllten Stils zwingen. Ryszard im Gegenteil, formuliert seine Gedanken klar und drückt sie in einfachen Sätzen aus. Mit seinen Büchern musste ich mich nie lange quälen. Ich stieß höchsten auf zwei unbedeutende Schwierigkeiten auf.“69 Polnische Literatur gilt als schwer, bzw. kaum übersetzbar. Viele wollen die Ursache dafür in den Eigenschaften der polnischen Sprache sehen. Kapuściński beweist mit seinen Büchern und Reportagen, dass man einen schönen, in der besten Tradition der polnischen Literatur verwurzelten Stil schreiben und sich doch in einer universellen, weltweit verständlichen Sprache ausdrücken kann. Katarzyna Mroczkowska-Brand, die zusammen mit ihrem Mann William Brand mehrere Bücher von Kapuściński für den amerikanischen Leser zugänglich machte, erzählte über ihre erste Berührung mir Prosa des polnischen Schriftstellers: „Den stärksten Eindruck bei der Lektüre von Cesarz machte auf mich damals, und so blieb es bis heute, die Berührung mit einem universellen, überzeitlichen und sich in die Weltliteratur und Reportage des höchsten Niveaus einfügenden Text. Parallel zu diesem Gefühl kam so was wie eine Erregung wegen der unerwarteten Entdeckung: Entdeckung eines sehr seltenen Schatzes, in dessen Existenz man schon zu zweifeln begann, nämlich eines Werkes der polnischen Literatur, das übersetzbar wäre und den Potenzial einer übernationalen Tragweite hätte. Übersetzbar im doppelten Sinne des Wortes: sprachlich und kulturell, also eines Textes, der nicht, wie leider so viele andere in unserer Literatur, lost in translation wäre, 69 Verdiani, Vera: Dwie albo trzy rzeczy, które o nim wiem, In: Podróże z Ryszardem Kapuścińskim, Kraków 2007, S. 202-203. Im Original: „Wielu autorów nie ułatwia życia tłumaczowi, bo zmusza go do żmudnego odtwarzania logicznego ciągu swoich chaotycznie rozsypanych myśli i do wygładzania pokrętnego stylu pełnego zdań podrzędnych. Ryszard przeciwnie, formułuje swoje myśli klarownie i wyraża je w prostych zdaniach. Nad jego książkami nigdy się nie namęczyłam. Natrafiłam co najwyżej na dwie błahe trudności.” 36 meistens deshalb, weil wieder die „der Elefant und der Fall Polen“ Perspektive alle anderen dominieren würde.“70 In Polen interpretierte man den Inhalt von Cesarz im Zusammenhang mit dem kommunistischen Kabinett von Edward Gierek, in anderen Ländern sah man in diesem Buch eine metaphorische Darstellung der ihnen bekannten Regime. Bezeichnend dafür ist der deutsche Titel des Buchs: König der Könige. Die Parabel der Macht. Die Mechanismen, die eine Diktatur antreiben, sind überall gleich, verlaufen nach den gleichen Gesetzmäßigkeiten. Da erkannte man, dass Bücher von Kapuściński mehr als nur Reiseberichte, mehr als nur Reportage, die über den Ereignissen in weiten, oft kaum bekannten Ländern erzählen, sind. Sie beinhalten überzeitliche Wahrheiten, die die innere Dynamik der politischen und gesellschaftlichen Strukturen, die praktisch für alle Menschen und Gesellschaften gleich sind, erleuchten und gar entblößen. Cesarz markierte den Durchbruch und bald folgten weitere Übersetzungen von Kapuściński, denn schnell wurde klar, dass alle seine Bücher über die gleichen Qualitäten verfügen. Ryszard Kapuściński adressierte seine Bücher vor allem an den europäischen Leser. Der klare, prägnante Schreibstil einerseits und die überregionalen Themen anderseits machen aus ihm einen in europäischer Kultur beheimateten, durchaus universellen Schriftsteller, dessen Bücher weltweit übersetzt, gelesen und verstanden werden. Dank diesen Beschaffenheiten eignen sie sich sehr gut dafür, um in andere Sprachen transferiert zu werden. Auch die deutsche Übersetzung des Buches Heban wurde hauptsächlich im transferierenden Verfahren erstellt. Wie die Analyse zeigte, sind die wenigen Adaptationen, die festgestellt werden konnten, keiner Notwendigkeit entsprungen und die Texte könnten in Deutschland auch ohne die subjektiven Eingriffe des Übersetzers mühelos verstanden werden. Es müssen keine zusätzlichen Verstehensvoraussetzungen geschaffen werden, um das Verstehen von ihnen in einem nichtpolnischen Kulturraum zu ermöglichen. 70 Mroczkowska-Brand, Katarzyna: Jak wpadłam na pomysł, że warto przetłumaczyć Cesarza, In: Podróże z Ryszardem Kapuścińskim, Kraków 2007, S. 26. Im Original: „Moim najsilniejszym wrażeniem z lektury Cesarza wówczas, i tak jest do dziś, było obcowanie z tekstem uniwersalnym, ponadczasowym i wpisującym się w literaturę światową i reportaż na najwyższym poziomie. Równolegle z tym wrażeniem pojawiło się coś w rodzaju podniecenia z niespodziewanego odkrycia: odkrycia bardzo rzadkiego skarbu, w którego istnienie zaczynało się już wątpić, a mianowicie utworu z literatury polskiej, który byłby przetłumaczalny i miał w sobie potencjał nośności ponadnarodowej. Przetłumaczalny w podwójnym sensie tego słowa: językowym i kulturowym, a więc tekstu, który nie byłby, jak niestety tyle innych z naszej literatury, lost in translation, najczęściej dlatego, że znów perspektywa „słoń a sprawa polska” zdominowałaby wszystkie inne.” 37 Als Ryszard Kapuściński am 27. Dezember 2006 ins Krankenhaus ging, nahm er zwei Romane von Balzac und Pan Tadeusz mit.71 Vier Wochen später, am 23. Januar 2007 starb vielleicht der größte gegenwärtige Schriftsteller aus Polen, der sein ganzes Leben lang versuchte, die Welt zu begreifen und zum Schluss erkennen musste, dass das aufgrund der riesigen kulturellen Vielfalt nicht möglich ist. Es ist ihm aber sicherlich gelungen, den Millionen seinen Lesern auf der ganzen Welt dazu zu verhelfen, diese Vielfalt zu begreifen. 6. Bibliographie 6. 1 Primärliteratur Kapuściński, Ryszard: Heban, Warszawa 2007 Kapuściński, Ryszard: Afrikanisches Fieber. Erfahrungen aus vierzig Jahren, übersetzt von Martin Pollack, München 2005 6. 2 Sekundärliteratur Andere Bücher des Autors: 71 Vgl. Bereś, Witold, Brunetko, Krzysztof: Nie ogarniam świata, Warszawa 2007, S. 345. 38 Kapuściński, Ryszard: Rwący nurt historii, Kraków 2007 Kapuściński, Ryszard: Wojna futbolowa, Warszawa 2007 Allgemeine Nachschlagwerke: Brockhaus Enzyklopädie, 19. Auflage, Wiesbaden 1974-1994, Bd, 22, 1994 Meyers Enzyklopädisches Lexikon, Mannheim/Wien/Zürich 1979, Bd. 24 Noelle-Neumann, Elisabeth / Schulz, Winfried / Wilke, Jürgen (Hg.): Das Fischerlexikon. Publizistik, Massenkommunikation, Franfurt am Main 1991 Translatologische Literatur: Apel, Friedmar: Literarische Übersetzung, Stuttgart 1983 Dedecius, Karl: Vom Übersetzen, Frankfurt am Main 1986 Koller, Werner: Einführung in die Übersetzungswissenschaft, Wiesbaden 1997 Krzysztofiak, Maria: Przekład literacki a translatologia, Poznań 1999 Stolze, Radegundis: Übersetzungstheorien. Eine Einführung, Tübingen 2005 Wilss, Wolfram (Hg): Übersetzungswissenschaft, Darmstadt 1981 Zeitschriften und Zeitungen: Der Spiegel, 5/2007 Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 4/2007 Rzeczpospolita, 232/2004 Andere Literatur: 39 Bereś, Witold, Brunetko, Krzysztof: Kapuściński: Nie ogarniam świata, Warszawa 2007 Dudko, Bożena (Hg.): Podróże z Ryszardem Kapuścińskim, Kraków 2007 Jasienica, Paweł: Polska Jagiellonów, Warszawa 1986 Internetseiten und andere elektronische Medien: http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbersetzung_%28Sprache%29, 07.12.2006 http://de.wikipedia.org/wiki/Reportage, 20.03.2007 http://www.kapuscinski.info/page/wywiady/58, 29.03.2007 http://www.kapuscinski.hg.pl/index.php?id=biografia, 12.02.2007 http://www.welt.de/kultur/article711068/Entwurzelter_Reporter_Zum_Tode_von_Rysz ard_Kapuscinski.html, 07.03.2007 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2002, Sat_Wolf, Bayern 7. Streszczenie w języku polskim Celem niniejszej pracy było wykazanie przy pomocy analizy porównawczej wybranych fragmentów niemieckiego tłumaczenia napisanej w formie reportażu literackiego książki Ryszarda Kapuścińskiego Heban oraz odpowiadających im fragmentów tekstu oryginalnego, że utwory niedawno zmarłego autora Cesarza zarówno w warstwie językowej, jak i tematycznej mają charakter uniwersalny, czyli że klarowny i precyzyjny język, którym w mistrzowski sposób operował Kapuściński jest językiem łatwo poddającym się procesom translacyjnym, a przesłanie jego książek jest ponadregionalne i ponadczasowe. Autor pracy starał się w oparciu o teorię Wernera Kollera pokazać, że tłumaczenie tekstów Kapuścińskiego nie wymaga żadnych 40 zabiegów adaptacyjnych, w związku z czym jedynym właściwym sposobem ich przekładu jest transfer. W pierwszym rozdziale autor zwraca uwagę na trudności ze sformułowaniem ogólnej definicji pojęcia „tłumaczenie”, która wyczerpywałaby wszystkie aspekty i zagadnienia związane z procesem przekładu. Odnosząc się do teorii krańcowych, których autorzy starają się dowieść całkowitej nieprzekładalności jednego języka na inny zauważa, że praktyka i rozwój literatur europejskich, w których niezależnie od języka teksty takich autorów jak Homer, Platon, Szekspir, Goethe czy Kafka zajmują poczesne miejsce, dowodzą czegoś wręcz przeciwnego. Następnie autor przechodzi do definicji pojęcia „tłumaczenia” zawartych w Meyers Lexikon, Brockhaus Enzyklopädie oraz w encyklopedii internetowej Wikipedia i zwraca uwagę na wyraźne różnice pomiędzy nimi. W dalszej części pierwszego rozdziału została omówiona rola tłumaczenia jako przekazu kulturowego oraz teorie dotyczące wpływu przekładów literatury obcej na kultury i literatury narodowe w Europie. Autor przedstawił poglądy takich naukowców jak Itamar Even-Zohar, naukowców skupionych wokół grupy Translation Studies, badaczy z Uniwersytetu w Getyndze, badaczy należących do nurtu postmodernistycznego oraz teorię typów tłumaczenia tekstów związanych z literaturą i kulturą Wernera Kollera. Na zakończenie autor pracy nawiązał do wygłoszonego na otwarcie Kongresu Tłumaczy Literatury Polskiej w 2005-tym roku w Krakowie przemówienia Ryszarda Kapuścińkiego, w którym autor Hebanu zwraca uwagę na szczególną rolę tłumaczy we współczesnym, wielokulturowym świecie. W dalszej części pracy zostało omówione zagadnienie reportażu jako gatunku literackiego. Autor oparł się przede wszystkim o definicje zawarte w Fischerlexikon i Wikipedii oraz o wypowiedzi Ryszarda Kapuścińskiego. Następnie została pokrótce przedstawiona nota biograficzna autora Hebanu. Czwarty rozdział rozpoczyna część analityczną pracy, która zaczyna się od krótkiego wprowadzenia w treść analizowanego utworu. Następnie autor przechodzi do analizy wybranych fragmentów Hebanu. Wybór tych, a nie innych fragmentów nie jest przypadkowy, autor celowo wybierał takie wątki, które w mniejszym stopniu pokazują Ryszarda Kapuścińskiego jako znawcę zagadnień afrykańskich, bardziej zaś jako naocznego świadka opisywanych wydarzeń. Za pomocą tych krótkich niejednokrotnie scenek autor Hebanu pokazuje czytelnikom świat afrykański widziany z perspektywy zwykłego, codziennego życia. Język tych fragmentów jest językiem reportera, 41 bezpośredniego uczestnika, przez co są to wypowiedzi szczególnie barwne i dla stylu pisarstwa Kapuścińskiego chyba najbardziej reprezentatywne. Każdy z omawianych fragmentów zostaje poprzedzony krótkim wprowadzeniem, który ma na celu pokazanie szerszego kontekstu przedstawianych w nich wydarzeń. Następnie autor pracy, po zestawieniu obok siebie tekstu oryginalnego z analizowanym tekstem tłumaczenia, przechodzi do badania analitycznego. Na końcu każdego podrozdziału autor zamieszcza krótkie podsumowanie wyników analizy i wyciąga wynikające z nich wnioski. W ostatnim rozdziale autor podsumowuje część analityczną pracy. Zwraca w nim uwagę na wysoki stopień adekwatności niemieckiego tłumaczenia Hebanu, które, w myśl teorii przekładu Wernera Kollera, zostało dokonane w formie transferu. Nieliczne przeprowadzone przez tłumacza zabiegi adaptacyjne nie wynikają z potencjalnych trudności w zrozumieniu języka Ryszarda Kapuścińskiego przez niemieckiego czytelnika, bo dotyczą przede wszystkim pojęć afrykańskich, w polskim obszarze językowym równie obcych, co w niemieckim. Biorąc pod uwagę fakt, że autor Hebanu dokładnie te pojęcia w swojej książce wyjaśnia, zastosowanie tych (bardzo zresztą rzadkich) adaptacji wydaje się nie być w pełni uzasadnione. Pisarstwo Kapuścińskiego zarówno w warstwie językowej, jak i w warstwie tematycznej łatwo poddaje się transferowi na inne języki Europy i świata. 42