Die DVD (digital versatile disc)

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Die DVD (digital versatile disc)
Klaus PETERS (CALL Austria)
Die DVD (digital
versatile disc) –
ein neues
Hilfsmittel für
den fremdsprachlichen
Unterricht!
Ständige Beobachter der Entwicklung optischer Speichermedien haben es schon lange prophezeit: Die
Digital Versatile Disc wird langfristig alle auf CD basierenden Datenträger wie Audio-CD und CD-ROM
ablösen und dadurch auch andere
Speichermedien wie Kassetten oder
Cartridges mehr und mehr vom
Markt verdrängen. Dies steht außer
Zweifel, das heißt auch, das im Moment beliebteste audio-visuelle Medium in unserer Schule, das Videoband, hat bald ausgedient.
Wollte man den
Durchbruch der
wichtigsten
didaktisierbaren
Innovationen des
abgelaufenen
Kalenderjahres bewerten,
so ist dies ohne Zweifel
der DVD-Standard und
die damit verbundenen
Produkte. Nun ist es
endlich soweit, und auch
bei uns ist die Abkürzung
DVD (Digital Versatile
Disc) in aller Munde und
schon in so manchem
Heim, denn DVD-Player
sind im Moment der
größte Verkaufserfolg in
der Unterhaltungselektronik. Höchste Zeit,
dass dieser Standard auch
in unseren Schulen
einzieht; ich will Ihnen
sagen, warum.
Diese rosigen Prognosen für die Superscheibe haben 1999 zunächst
auch zögerliche Hollywoodstudios
motiviert, weltweit ihre Filme künftig auf DVD zu veröffentlichen.
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Da wir wissen, dass nicht alle unserer Leser mit dieser Technologie genug vertraut sind, wollen wir vor den
didaktischen Überlegungen eine
kleine Begriffsklärung durchführen.
1. TECHNISCHE ASPEKTE
1.1 Welche DVD-Formate gibt es?
Seit der Einführung der Audio-Compact-Disc (Audio oder auch MusikCD) im Jahre 1982 hat sich die kleine, handliche und verschleißfreie CD
vielfältig bewährt: ob als Speichermedium für Musik, interaktive PCAnwendungen wie Spiele, Enzyklopädien, Datenbanken oder Fotos und
Videosequenzen. Doch im Zeitalter
der Verarbeitung und Speicherung
immer größerer Datenmengen wurde
es im wahrsten Sinne des Wortes eng
auf dem rund 650 Megabyte (MB)
Speicherplatz umfassenden Silberling. Außerdem konnte die CD nicht
die Anforderung erfüllen, einen
kompletten Spielfilm in einer der
VHS-Kassette überlegenen Bild- und
Tonqualität auf einer Seite zu speichern. Zwischenstationen der Entwicklung waren die CD-I (Compact
Disc Interactive) und die Video-CD.
Beide Systeme wiesen bereits den
Weg in die Zukunft, wurden aber
von Produzenten nur halbherzig an-
genommen und vom Konsumentenpublikum nicht ausreichend verlangt;
die Entwickler zerbrachen sich also
weiter die Köpfe. Man entwickelte
die rund 25 Mal mehr Speicherplatz
umfassende DVD, immer wieder
auch Digital Video Disc genannt.
DVD ist zum Weltstandard geworden. Er wurde von namhaften Firmen der Hard- und Soft-warebranche
aus aller Welt gemeinsam entwickelt
und ist inzwischen von praktisch allen Firmen des Weltmarktes übernommen worden. Die federführenden Firmen im DVD-Forum sind seit
Anbeginn: Hitachi, JVC, Matsushita,
Mitsubishi, Philips, Pioneer, Sony,
Thomson, Time Warner und Toshiba.
Seit Herbst 1997 gehören auch noch
Sanyo und Sharp dazu. Die Gruppe,
die die DVD-Audio entwickelt hat,
umfasst 40 Firmen aus Hard- und
Software sowie der Computer- und
Halbleiterbranche.
Nur der Vollständigkeit halber und
für Zahlenfanatiker sei erwähnt, dass
dies dem Speichervolumen von mehr
als 12.000 Floppy-Discs entspricht.
Die DVD bietet die Vorteile der erfolgreichen Audio-CD und die Möglichkeit, bis zu 8 Stunden Film - nahezu in Studioqualität - zu speichern
(DVD-Video). Selbstverständlich
läuft jede Audio-CD in einem DVDPlayer. Die einzige Ausnahme sind
bei den meisten Abspielgeräten
selbstgebrannte CR-Rs oder CDRWs.
Die DVD wird wie eine CD aus Polycarbonat gepresst. Die darauf eingeprägten Pits sind hier aber bedeutend kleiner und sie sind enger angeordnet, der Spurabstand ist also geringer. Die DVD hat mit 1,2 mm dieselbe Dicke wie eine CD, sie besteht
aber grundsätzlich aus zwei jeweils
0,6 mm dicken Teilen, die Rücken an
Rücken miteinander verklebt werden. Das erhöht die Verwindungssteifheit und damit die Abtastpräzision. Selbstverständlich können beide
Teile bespielt sein.
DVD im Unterricht
1.2 Was ermöglicht die große Speicherkapazität?
Damit die Speicherkapazität der
DVD von 17 Gbytes (ca. 25 Mal
mehr als die CD) erreicht werden
konnte, mussten sich die Entwickler
einiges einfallen lassen. So wurde
zunächst die Wellenlänge des Laserstrahls, der für das Auslesen der Dateninformation verantwortlich ist,
verkürzt. Hierdurch konnte man die
digitalen Dateninformationen (Pits)
kleiner und in einem geringeren Abstand voneinander speichern und
eine siebenmal höhere Speicherkapazität (4,7 Gbytes) erreichen. Doch
damit gab man sich immer noch
nicht zufrieden. Man entwickelte
eine Technik, die es ermöglicht, zwei
Informationsebenen auf einer Seite
der DVD zu speichern. So wurde die
Kapazität nochmals verdoppelt.
Jede Seite der DVD kann zwei Informationsebenen enthalten, was
ihre Kapazität nahezu verdoppelt.
Diese neuartige Zweischichtentechnik benützt einen halbtransparenten Film, der um etwa 50 µ vor
der ersten Schicht liegt. Wenn die
tiefer liegende Informationsebene
abgetastet wird, „liest“ der Laser
also durch diesen halbtransparenten Film hindurch. Dessen eingeprägte Informationen stören nicht,
denn der Laser erkennt nur die Informationen, auf die er fokussiert
ist. Am Ende der tieferliegenden
Schicht springt die Fokussierung
des Lasers auf die semitransparente
Schicht und liest diese. Dass dieses
Umschalten ohne Programmunterbrechung vor sich geht, wird durch
zwei Besonderheiten sichergestellt:
Erstens wird die erste Schicht von
innen nach aussen gelesen und die
zweite von aussen nach innen, sodass die Stellung des Laserschlittens sowie die Drehzahl beim Umschalten nicht verändert werden
müssen, und zweitens gibt es einen
elektronischen Speicher, der für
bruchlose Wiedergabe sorgt.
DVDs gibt es somit in verschiedenen
Spezifikationen. Was den Durchmesser angeht, so gibt es heute nur die
klassische 12 cm Version. Es wird zu
einem späteren Zeitpunkt aber auch
handliche 8 cm DVDs geben. Beide
sind 1,2 mm dick. Jede DVD kann
einseitig oder doppelseitig bespielt
sein. Und jede Seite kann zwei Informationsebenen enthalten.
Beim Kauf von DVDs sollten Sie auf
entsprechende Spezifikationen achten:
DVD-5 12 cm einseitig eine 4,7
Gbytes >
2 Stunden
DVD-9 12 cm einseitig zwei 8,5
Gbytes ~
4 Stunden
DVD-10 12 cm doppelseitig eine 9,4
Gbytes ~
4,5 Stunden
DVD-18 12 cm doppelseitig zwei 17
Gbytes >
8 Stunden
Für die nahe Zukunft sind auch DVD
Camcorder angekündigt, diese arbeiten dann mit kleineren Scheiben und
müssen mit entsprechend geringerer
Speicherkapazität auskommen.
Man braucht durchschnittlich 2 Gigabyte für eine Stunde Video. Diese
Faustregel ist aber mit Vorsicht zu
genießen, denn wieviel Video wirklich auf eine DVD passt, hängt zum
einen davon ab, wieviel Audio und
wieviel Untertitel man dazupackt,
zum anderen - und das ganz massiv davon, wie stark man Video und Audio komprimiert. Fast überall ist die
Angabe von 133 Minuten für eine
Informationsebene zu lesen.
Wenn man sich aber mit Mono-Ton
begnügt, sind es schon 160 Minuten,
und wenn man das Video auf VHSQualität (horribile dictu!) zusammenquetscht, passen sage und
schreibe 9 Stunden (!) Programm auf
eine einzige Informationsebene.
Bei VHS liegt die Horizontalauflösung in der Gegend von 240 Linien
(Farbe) und 270 Linien (schwarz/
weiß). Die große, in Europa kaum
verbreitete Laserdisc kommt auf 425
Linien, und DVD erreicht mehr als
540 Linien, vorausgesetzt natürlich,
dass das Quellmaterial genügend
hochwertig ist.
Anders als bei der Audio-CD brachten die Hersteller auch die DVD für
den Einsatz im Computerbereich auf
den Markt. Solche CDs wie etwa die
Encyclopedia Britannica lassen sich
im Hinblick auf die notwendigen Installationsroutinen dann aber nicht
über einen am Fernsehgerät angeschlossenen DVD-Player abspielen,
sondern benötigen als HardwarePlattform eben einen Computer.
Das Besondere bei DVD-Playern ist,
im Gegensatz zu VHS-Rekordern,
dass Filme wiedergeben werden können, die im US-TV-Standard NTSC
aufgenommen wurden. Die Unterschiede betreffen hier nur die Frage,
in welcher Norm diese Signale zum
Fernseher geschickt werden. Allerdings benötigen Sie zum Abspielen
von DVDs amerikanischer Provenienz ein codefreies Abspielgerät oder
eines, das auf den Code 1 programmiert ist.
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1.3 Bildkompression
Würde man die analogen Bilder eines Filmes Bildpunkt für Bildpunkt
digitalisieren, wäre auch das Fassungsvermögen der DVD nach wenigen Minuten erschöpft. Aus diesem
Grund nutzt man das von der Moving Picture Experts Group (MPEG)
entwickelte Verfahren der digitalen
Datenkompression MPEG.
terial für die Datenkompression die
Erfahrung der Ingenieure von entscheidender Bedeutung. Denn obwohl der Prozess theoretisch automatisch ablaufen kann, übernehmen
sie (nach vorheriger sorgfältiger
Analyse eines Titels) die Festlegung
der an die unterschiedlichen Szenen
des Films angepassten Höhe der Datenkompressionsrate.
Dabei werden nur die Daten eines
Bildes neu digitalisiert, die sich gegenüber dem vorherigen Bild verändert haben. Zum besseren Verständnis stelle man sich einen 35mm
Filmstreifen oder ein „Daumenkino“
vor. So zeigt der Filmstreifen z.B.
eine Aneinanderreihung von mindestens 16 Bildern, die sich für das
menschliche Auge kaum voneinander unterscheiden. Genau diese Aneinanderreihung von Einzelbildern
mit minimalen Unterschieden
täuscht bei raschem Ablauf des Filmstreifens dem menschlichen Auge
eine kontinuierliche Bewegung vor.
Für die Entwickler der DVD ist dies
reinste Platzverschwendung und so
speichern sie nur die Veränderungen
von einem Bild zum nächsten - in
Bits und Bytes. Das spart Speicherplatz. Wie viele Bits und Bytes pro
Bild gespeichert werden müssen,
hängt entscheidend von seinem Detailreichtum ab. So erfordert z.B.
eine Filmszene, bei der sich zwei
Personen im Restaurant unterhalten,
eine geringere Datenrate als eine Explosionsszene. Aus diesem Grund ist
für die Bildqualität einer DVD neben
einem hervorragenden Ausgangsma-
Ein digitalisiertes Videobild hoher
Auflösung umfasst eine Datenmenge
von etwa 270 Mbit/sec. Wollte man
dies in seiner originalen Form auf
DVD speichern, wäre deren Kapazität schon nach wenigen Minuten erschöpft. Aus diesem Grunde wird
das Bildsignal nach dem Standard
MPEG-2 der „Moving Pictures Experts Group“ etwa um den Faktor
36:1 komprimiert. Das ergibt eine
Bildauflösung, die um den Faktor 4
besser ist als die von MPEG-1, das
noch bei der CD-I zur Anwendung
gekommen ist. (DVD-Player können
allerdings auch MPEG-1 codierte
CD-Programme abspielen). In Zahlen ausgedrückt, erreicht die DVD
eine Horizontalauflösung von nicht
weniger als 540 Linien; das ist sogar
noch deutlich mehr als die 425 Linien, die maximal von einer Laserdisc
zu bekommen sind. Doch die Bildqualität wird nicht nur von der Auflösung bestimmt. Ebenso wichtig ist
der absolut ruhige Bildstand. Man
vergleiche ein auf VHS aufgenommenes Testbild mit seinen unruhig
flatternden senkrechten Linien mit
dem perfekt wie ein Dia dastehenden
Bild von einer DVD! Spektakulär
8
tritt auch die völlige Abwesenheit
von Bandrauschen in Erscheinung,
und schliesslich ist da noch eine bisher unerreichte Farbtreue, sogar in
der „VHS-Angstfarbe“ Rot.
1.4 Welche Möglichkeiten bietet
der Ton?
Die DVD-Video kann bis zu acht digitale Audio-Spuren (z.B. Sprachen)
parallel zum Bild enthalten. - Der erste Film, der dieses Potenzial ausnützt, ist bezeichnenderweise
„Goofy”. Möge er die Kinder Europas erfreuen. - Dies gibt natürlich
noch keinen Aufschluss über die
mögliche Tonqualität der DVD.
Auch hier braucht sich die DVD im
Vergleich zu anderen Datenträgern
nicht zu verstecken. So erfolgt z.B.
die Abtastung der Audio-Signale einer CD mit einer Auflösung von 16
Bit bei einer Abtastfrequenz von
44,1 kHz. Nutzt man z.B. als Tonformat für die DVD den unkomprimierten, linearen PCM-Ton, so reicht die
Abtastfrequenz bis zu 96 kHz bei einer Auflösung von 24 Bit. Eine Tonqualität, die fast die der ursprünglichen Studio-Aufnahme erreicht.
Kinofans werden sich besonders an
dem digitalen Surround-Sound in den
eigenen 4-Wänden erfreuen. Bei diesem digitalen Verfahren werden die
Raumklanginformationen nicht mehr
wie im Falle des analogen SurroundSystems „Dolby Surround“ im Stereoton versteckt, sondern als zusätzliche Daten getrennt gespeichert. Dieser sogenannte Mehrkanalton kann im
AC-3- bzw. Dolby Digital- , MPEG-
DVD im Unterricht
2- oder anderen -Formaten auf der
DVD gespeichert sein. Beiden genannten Formaten ist gemeinsam,
dass sie fünf separate Tonspuren
transportieren plus einen sogenannten
Tiefbass- oder Subwoofer-Kanal, der
mit Frequenzen bis zu 120 Hz die
Wände zum Erzittern bringen kann.
Daher hat sich für diese Systeme die
Bezeichnung 5.1 durchgesetzt.
Es sei allerdings darauf hingewiesen,
dass sich unsere Klassenzimmer
nicht allzu bald in Heimstudios verwandeln werden, das heißt, in nächster Zeit werden wir auf dieses Tonpotenzial im Bildungsbereich verzichten müssen.
1.5 Was bieten Filme in mehreren
Sprachen?
Zusammen mit einem Film können
durchaus 8 verschiedene Soundtracks
übertragen werden, jeder davon in
5+1 Kanal Technik. Das +1 steht dabei für einen wahlweise anschließbaren Subwoofer, der ausschließlich extrem tiefe Audio-Frequenzen überträgt. Um die Sache nun nicht allzu
unübersichtlich zu machen und möglicherweise ein Durcheinander an
Tonformaten und Wiedergabedecodern heraufzubeschwören, hat man
im DVD-Standard zwischen vorgeschriebenen und erlaubten Tonformaten unterschieden.
ben häufig nur das Recht, die deutsche Sprachfassung auf ihren Filmen
zu veröffentlichen, da die Rechte für
weitere Sprachen meistens schon
vergeben sind. Für einen solchen
Fall hat der Film eine deutsche Tonspur und weist im Original (Englisch) zwingend deutsche Untertitel
vor, das heißt, diese können nicht
ausgeblendet werden. Dies ist etwa
der Fall bei ausgezeichneten Filmen
wie „Kundun“ oder „Wag the Dog”.
macht, den Schuss ins gegnerische
Tor aus unterschiedlichen Kameraperspektiven bzw. Blickwinkeln zu
erleben. Allerdings ist man hier auf
den guten Willen der übertragenden
Fernsehanstalt angewiesen. Mit dem
DVD-System können Sie, so es bei
der Produktion berücksichtigt wurde,
selbst bestimmen, wann und wie oft
Sie aus welcher Perspektive eine Situation sehen möchten (z.B. „Fußballbundesliga”).
Die großen Filmstudios sind in der
Regel im Besitz der weltweiten Vermarktungsrechte für ihre Filme. Da
zusätzliche Sprachen auch Speicherplatz benötigen und man außerdem
gerne die Vermarktungsgebiete abgrenzen möchte, bieten die großen
Filmstudios oft „nur“ 2 bis 3 verschiedene Sprachen und 3 bis 19 Untertitel sowie 1 bis 2 spezielle Untertitel für Hörgeschädigte auf ihren
PAL-DVD-Titeln an. Dies hat zur
Folge, dass es z.B. von einem Warner Spielfilm drei verschiedene
Sprachvarianten in Europa gibt, je
nachdem für welches Bestimmungsland die DVD produziert wurde. Die
Originalfassung des Films ist in der
Regel in jeder Fassung aufgespielt.
1.7 Welches Angebot an Zusatzinformationen ist bei DVDs üblich?
Echte Filmfans, das ist klar, möchten
mehr als sich einen Film „nur“ ansehen. Da sind Biographien, Hintergrundinformationen zur Filmproduktion, eine Kapitelstruktur und Filmempfehlungen gefragt. Das DVDSystem und immer mehr Programmanbieter werden diesem Wunsch gerecht.
1.6 Was bieten verschiedene Kamerapositionen?
Übertragungen von Fußballspielen
zeigen immer wieder, dass es Freude
Was jede DVD bietet, ist die Gliederung eines Films oder einer Dokumentation in Einzelabschnitte. Dies
ermöglicht einerseits das einfache
Abspielen, anderseits das gezielte
Anwählen einzelner Abschnitte.
Nehmen wir als Beispiel eine Dokumentation über Leonard Bernstein
(Reaching for the Note, 117 Minuten, WinStar Home Entertainment
1998). Die Dokumentation stellt das
Leben dieses großen amerikanischen
Die DVD-Video kann mehr als „nur“
Filme in feinster Bild- und Tonqualität
linear speichern und abspielen. Wie
der Name Digital Versatile (vielseitige) Disc schon sagt, bietet sie darüber
hinaus eine Reihe von Zusatzfunktionen. Dazu gehört auch die Möglichkeit, bis zu acht verschiedene Sprachen (Tonspuren) und 32 Untertitel
auf einer DVD zu speichern. Bisher
wird dieses Potenzial allerdings nur
selten von Herstellern voll genützt.
Welche und wie viele Zusatzfunktionen und damit auch Sprachfassungen
auf einer DVD aufgespielt werden,
entscheidet der Softwareanbieter.
Unabhängige Programmanbieter ha-
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Handlungsablauf auf einer Bildschirmseite stattfindet, wird der
Bildausschnitt dorthin verändert
(panning).
2. WO GIBT ES „NOCH“
SCHWIERIGKEITEN,
UNKLARHEITEN UND
PROBLEME?
Beispiel für eine 4:3 Darstellung eines Breitwand-Kinobildes, das pan&scan
notwendig macht.
Komponisten chronologisch dar und
lässt Zeitzeugen seines Künstlertums
zu Wort kommen. Zusätzlich zur eigentlichen Dokumentation gibt es zu
Bernsteins einzelnen Lebensabschnitten eine Fülle von Interviews,
welche diese Lebensabschnitte in
unterschiedlichem Licht erscheinen
lassen und dieser Dokumentation
weitere Facetten hinzufügen.
1.8 Wiedergabe von Spezialeffekten
Nicht nur die DVD-Titel, sondern
auch die DVD-Player warten in ihrem Inneren mit zahlreichen Überraschungen auf. So gehört ein glasklares Standbild, bei dem man auch
Textinformationen zitterfrei lesen
kann, zu ihren einfachsten Übungen.
Darüber hinaus bieten fast alle Geräte Einzelbildfortschaltung, Zeitlupe,
Bildsuchlauf in mehreren Stufen,
Wiederholungsfunktionen vorher
markierter Filmsequenzen bzw. Kapitel oder Musikstücke.
1.9 Einfache Nutzung interaktiver
Funktionen
DVD-Video bietet nicht nur jede
Menge Zusatzinfos und -funktionen,
diese lassen sich auch kinderleicht
aufrufen. Stundenlanges Studieren
der Bedienungsanleitung oder PCKenntnisse sind nicht erforderlich.
Möchte man z.B. im Titelmenü nach
einer Schauspielerbiographie suchen,
drückt man nach Start des Films auf
die Taste „Menü“ der DVD-Fernbedienung und kann sich dann durch
Druck der Pfeiltasten ganz einfach
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auf jeden Menüpunkt zubewegen.
Auch DVD-Player-Funktionen sind
auf der Fernbedienung per Tastendruck direkt anzusteuern.
1.10 Wiedergabe verschiedener
TV-Bildformate
Spielfilme, die auf der DVD, basierend auf ihrer vollen Kinoleinwandbreite im 16:9 - Seitenverhältnis und
mit Hilfe seitlicher Stauchung, gespeichert werden (anamorphotische
Abtastung), lassen sich auf einem
16:9 - Fernseher mit höchster Auflösung wiedergeben. Hierdurch können Sie außerdem sicher sein, dass
keine Bildinformationen verloren gehen. Auch Besitzer von 4:3 - TV-Geräten mit 16:9-Umschaltung kommen (allerdings mit schwarzen Balken) im sogenannten Letterboxformat in diesen Genuss.
Wer wie viele Kinofans besonderen
Wert auf dieses Bildformat legt, sollte bei der DVD-Titel-Verpackung auf
die Bezeichnung „16:9“ bzw. „Widescreen - geeignet für alle Bildschirmformate“ - achten. Wenn Sie ein herkömmliches 4:3 – TV-Gerät besitzen
– wie es auch zur Standardausstattung von Schulen gehört - können
Sie zwischen dem ebenfalls alle Orginal-Bildinhalte wiedergebenden
„Letterbox“ - Format mit schwarzen
Streifen am oberen und unteren Bildrand oder dem „Pan & Scan“ - Modus wählen. Letzterer gibt den Film
im Vollbild wieder, beschneidet aber
das ursprüngliche Kinobild rechts
und links. Wenn ein wesentlicher
Wenn von Seiten der Studios und
Verleihfirmen auch verständlich, so
ist die unterschiedliche Kodierung
von DVDs für den Konsumenten
doch ein Ärgernis. Ursprünglich (wir
berichteten in früheren Ausgaben
darüber) war uns versprochen worden, das neue Speichermedium DVD
würde einen weltweit kompatiblen
Standard darstellen. In der Zwischenzeit hat sich da leider einiges
geändert.
DVDs können nicht auf allen Abspielgeräten überall in der Welt verwendet werden. Sie werden mit
sechs verschiedenen Codes je nach
intendiertem Absatzgebiet ausgeliefert. Der Grund dafür liegt in der
Tatsache, dass die großen Hollywood-Studios im neuen DVD Standard Geschäftsstörung befürchteten,
denn die rasche Veröffentlichung von
Filmen auf DVDs macht es möglich,
dass ein Film auf DVD erscheint, bevor er etwa in europäischen Kinos
anläuft. Inkompatible Codes verhindern, dass ein solcher Titel auf europäischen Geräten gespielt wird, be-
DVD im Unterricht
vor er seinen kommerziell mehr oder
minder erfolgreichen Durchgang im
Kino hatte.
Europa hat den Regional-Code 2, zusammen mit Japan und Südafrika.
Eine in den USA gekaufte und für
den USA-Markt bestimmte DVD
(mit Regional-Code 1) lässt sich
demnach auf einem in Europa gekauften DVD-Player nicht abspielen.
Beim Kauf von DVD in außereuropäischen Ländern ist es also unumgänglich, darauf zu achten, dass der
Ländercode 2 auf der Verpackung
angegeben ist. Oder gar keiner,
denn auch das gibt es. Diese Kodierung kann durch einen etwa 2.000
Schilling teuren Umbau umgangen
werden, oder aber man kauft gleich
ein codefreies, wenn auch etwas
teureres Abspielgerät. Dabei soll
nicht vergessen werden, dass Code
1-Titel bei uns bis zu doppelt soviel
wie Code 2 Titel kosten. Es sei allerdings auch darauf hingewiesen,
dass Code 1-Titel einstweilen noch
meist mehr Extra-Features, wie Interviews, Kommentare und Hintergrundinformationen, enthalten als
Code 2 Titel. Was gegen Code 1
spricht, ist die geringere Zahl an
Untertiteln und verschiedenen DiscSprachen, denn darauf muss der
US-Markt keine Rücksicht nehmen.
Nicht verwunderlich, dass auf vielen Code 1 Titeln Spanisch die einzige Zusatzsprache neben Englisch
ist. Schließlich ist zu hoffen, dass
sich Lizenznehmer mit der zu erwartenden Vergrößerung des europäischen Marktes mehr Mühe bei
der Herausgabe einzelner Filmtitel
als bisher machen werden und die
Fülle von Zusatzmaterialien auch
auf Code 2-Titeln zu finden sein
wird. Einstweilen ist die Situation
jedenfalls nicht ganz befriedigend.
Menschenfreundliche HollywoodStudios haben tatsächlich angekündigt, ältere Filme generell ohne Länderrestriktion auf den Markt zu bringen. Dort steht dann der Ländercode
0 auf der Verpackung.
Code-Verteilung in den Regionen der Welt
Auch mit der Vorstellung, man könne von einer DVD hochqualitative
VHS-Aufnahmen für den Eigenbedarf herstellen, muss aufgeräumt
werden, denn jeder DVD-Player
muss, wenn es von der Filmfirma per
Signalbit auf der CD gewünscht
wird, ein Macrovisions-Störsignal
erzeugen, das VHS-Rekorder bei der
Aufnahme aus dem Takt bringt und
so ein verwackeltes Bild auf dem
Bildschirm erzeugt.
Ein weiterer Discussionspunkt ist im
Moment DVD-Audio oder Super
Audio CD. Beide Systeme sollen bis
zu 90 Minuten Musik in höchster
Qualität sauber übertragen und zwar
ohne die bei Audiophilen verhasste
Datenreduktion. Diese CDs liefern
bis zu sechs Kanäle für SurroundGenuss und speichern Daten und
Bilder.
Der Standard für ein reines DVDAudio Format, also ohne „Bildbegleitung”, ist gerade erst festgelegt
worden. Aber schon die für DVD-Video vorgesehene Tonqualität stellt einen großen Fortschritt gegenüber der
bisher bekannten CD dar. Vor allem,
weil DVDs Mehrkanal-Ton mit perfekter Kanaltrennung und mit perfektem Frequenzgang für alle Kanäle
enthalten können. DENON hat das
als erste Firma demonstriert mit
DVDs, auf denen komplette Kon-
zertmitschnitte in 5-Kanal SurroundSound gespeichert sind. Der perfekte
Rundum-Klang, den man vom Kino
kennt, wird nun auch im Wohnzimmer realisierbar. Üblich ist dabei das
5+ 1 System, bei dem drei Lautsprecher vorne angeordnet sind, zwei
weitere hinten.
Zunächst kann festgehalten werden,
dass die Audio-Spezifikationen der
bereits standardisierten DVD-Video
ausgezeichnet und vielfältig sind und
dass schon damit ein deutlicher Fortschritt auch für die HiFi-Welt erzielt
ist. Trotzdem hat man auf der Basis
der DVD-Technik auch eine „NurAudio”-DVD entwickelt, bei der
(fast) völlig auf Video verzichtet und
die gesamte Daten-Kapazität für Super-HiFi zur Verfügung gestellt wird.
Klar ist zunächst, dass man die enorme Speicherkapazität der DVD prinzipiell auf zwei verschiedene Arten
nutzen kann:
1. Für eine Erhöhung der Zahl der
Übertragungskanäle
2. Für eine Erhöhung der technischen Übertragungsqualität. Der
Standard für DVD-Audio stellt
einen recht weitgefassten Rahmen dar, innerhalb dessen die
verschiedensten Systeme eingesetzt werden können.
Seit Anfang 1998 wird darüber hinaus discutiert, eventuell eine Platte
11
Klaus PETERS (CALL Austria)
zu entwickeln, die sowohl DVD als
CD ist. Dabei würde dasselbe Musikprogramm einerseits im CD-Standard aufgezeichnet, wodurch ein Abspielen auf jedem Compact Disc
Spieler gewährleistet wäre. Auf einer
weiteren Informationsebene wäre
dasselbe Programm in MehrkanalSuper-Audio-Qualität gespeichert,
eventuell auch noch angereichert
durch schriftliche Informationen
oder kurze Videos. Damit wäre die
Kompatibilität mit dem heutigen
CD-Format gegeben. Eine solche
Platte könnte man dann zum Beispiel im Auto auf dem „gewöhnlichen“ CD-Player in Stereo laufen
lassen, zu Hause aber auf dem
DVD-Spieler im Super-HiFi-Mehrkanalformat. Solche Platten stellen
aber die Fertigungstechnik vor enorme Probleme, die derzeit noch nicht
gelöst sind, und so ist es äußerst unsicher, ob diese Wunschvorstellung
auch tatsächlich (und zu vernünftigen Preisen) wird realisiert werden
können. Ein Abkömmling der DVDTechnik ist auch die von Philips und
Sony entwickelte Super Audio CD.
Diese kann dasselbe Programm mindestens zweimal, eventuell sogar
dreimal enthalten: Einmal in konventioneller Stereo-CD-Technik, damit
die Platte in jedem herkömmlichen
CD-Player abgespielt werden kann.
Dann nochmals in Stereo, aber in
noch besserer technischer Qualität,
mit dem neu entwickelten DSD (Direct Stream Digital)-Verfahren. Und
schließlich, allerdings erst in einer
zweiten Einführungsphase, auch in
Mehrkanal-DSD-Technik. Auch die
SACD bietet gewisse Möglichkeiten
von Texten, Standbildern und Videoclips, diese sollen allerdings erst später genutzt werden. Die ersten
SACD-Spieler und die entsprechenden Platten verzichten allerdings auf
CD-Kompatibilität und Mehrkanalton, sodass sie also ein völlig abgeschlossenes, eigenes Stereosystem
darstellen. Sollte dieses Verfahren
eine gewisse Verbreitung erfahren,
wäre es wegen der prinzipiellen
Ähnlichkeit der beiden Systeme
nicht problematisch, DVD-Spieler zu
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bauen, die zusätzlich auch noch
SACDs abspielen können Sicher ist
aber dies: Mit DVD wird es erstmals
möglich, das gesamte technische
Qualitätsspektrum der digitalen Audiotechnik im Rahmen des heute Erreichbaren uneingeschränkt wiederzugeben.
Audio-DVDs gibt es bereits im Handel. So etwa
• Konzertmitschnitte von Aufführungen der Werke A. Scriabins, I.
Zhukovs, F. Chopins ,
• oder den Titel: Ave Maria - Werke für Sopran, Trompete und Orgel ;
• Carl Orff - Carmina Burana;
• Gershwin meets Renaissance;
• Great Organ Works - French Romantic,
• Ludwig van Beethoven-Gustav
Mahler: Andreas Haefliger, Klavier, Radio-Sinfonie- Orchester
Frankfurt, Laufzeit 103 Min.; 8
Tracks. Live-Aufnahme des Radio-Sinfonie-Orchesters Frankfurt in der ”Alten Oper, Frankfurt, 4. bis 6. Juni 1997.
• Andreas Haeflinger, Piano. Piano
Concerto No. 2B-flat Major,
Opus 19, Dirigent: Eiji Oue,
• Ludwig van Beethoven – Anton
Bruckner: 8 Tracks. Live-Aufnahme des Radio-Sinfonie-Orchesters in der ”Alten Oper
Frankfurt”, 16. und 17. Januar
1997.
• Ludwig van Beethoven, Symphony No. 4 in B-flat Major
Opus 60; Anton Bruckner, Symphonie No. 6. in A Dur, RadioSinfonie-Orchester Frankfurt, Dirigent: Gianluigi Gelmetti.
Bei diesen DVDs kann man während
des Hörens auf dem Bildschirm die
Biographie des jeweiligen Komponisten und Anmerkungen zum betreffenden Werk mitlesen. Sinnvoller
wäre hier wohl, würde am Bildschirm die Orchesterpartitur zum
mitlesen erscheinen, technisch realisierbar wäre dies jedenfalls.
Die akustische Qualität war für mich
dabei wirklich bestechend. Leider ist
die inhaltliche Zusammenstellung
nicht immer einsichtig oder sinnvoll.
Die meisten dieser CDs sind LiveMitschnitte, und ohne mir ein musikalisches Urteil anmaßen zu wollen,
kann doch festgestellt werden, dass
die künstlerische Qualität so mancher dieser CDs nicht ganz überzeugend ist. Es mag aber auch sein, dass
viele Produktionsfirmen noch abwarten, ob sich nicht doch das andere
Format durchsetzt, denn Sony und
Philips versprechen für das DSD-System nicht mehr oder weniger als
eine komplette Umwälzung der
HiFi-Technik.
Eine weitere Unsicherheit herrscht
gegenüber der DTS (Digital Theater
System) –Surround-Norm. Diese
Norm zog von Anfang die Hoffnungen auf sich, weil sie weit weniger
stark komprimiert als Dolby Digital.
Alle Player bis Mitte 1999 verweigerten die Wiedergabe, weil die
Steuerungssoftware den Soundtrack
nicht identifizieren konnte. Bei neuen Playern ist dieses Problem gelöst:
DTS-Player und AV-Receiver gibt es
in unseren Geschäften bereits in großer Zahl.
3. WELCHE TRENDS ZEICHNEN
SICH BEI DER DVDTECHNOLOGIE AB?
Die Zeit, in der Firmen mit der Erzeugung eines DVD-Abspielgeräts
große Gewinne machen konnten, ist
offensichtlich vorbei. Die erste Sättigung an „normalen“ Geräten ist bereits eingetreten, das heißt, viele Firmen hoffen sich dadurch Marktnischen zu erkämpfen, dass sie sich
bewährter Produktideen aus dem Audio-CD- und Videobereich annehmen.
Da ist zum Beispiel die Idee des CDWechslers (etwa Sharp DV890S),
denn es gibt ohne Zweifel Lieblingsfilme oder CDs, die man gerne immer wieder sieht und hört. Lasse ich
aber deshalb diese CDs und DVDs
monatelang im Abspielgerät? Wohl
kaum, erst recht nicht in der Schule!
DVD im Unterricht
Für den schulischen Bereich kann
diese Innovation wohl getrost vergessen werden.
Eine weitere Innovation, die sich beobachten lässt, ist der Einbau von digitalen Mehrkanalton-Dekodern (siehe weiter oben unter DTS). Der Panasonic A360 war im vergangenen
Sommer das erste Gerät, das über
eine solche Spezifikation verfügte,
inzwischen sind weitere Firmen diesem Trend gefolgt. DVDs, die sich
dieses DTS-Systems bedienen, gibt
es allerdings noch sehr wenige, und
außerdem sind sie entschieden teurer
als normale DVDs. Für Schulen
kommt auch diese Entwicklung nicht
in Frage, denn um die angebotene
akustische Brillianz solcher Scheiben zu genießen, braucht man auch
einen DTS-tauglichen Verstärker
oder Receiver, und diese Geräte stehen in unseren Schulen nicht herum,
von den Sensurround-Boxen einmal
ganz abgesehen.
Damit man sie leicht von anderen
DVDs unterscheiden kann, werden
DVD-R leicht rot gefärbt. Mittlerweile ist man aber bereits bei einer
Kapazität von 4,7 GB pro Seite angelangt Selbstverständlich kann man
DVD-R auf DVD-ROM-Geräten und
auf DVD-Videoplayern abspielen, je
nachdem, was aufgenommen wurde.
Ein weiterer Trend ist die Integration
von DVD in komplette Anlagen
(etwa Pioneer NS-DV1). Die Zeit, in
der es auch Fernseher mit integriertem DVD-Player, ähnlich den Kombigeräten mit VHS Rekordern, gibt,
ist sicher nicht mehr fern.
DVD-RAM Es gibt bereits mehrere
Standardisierungsvorschläge für eine
DVD, auf der man selbst aufnehmen
und fast beliebig oft wieder überschreiben (vulgo:löschen) kann. Der
erste Vorschlag, nach dem „Phase
Change”-Verfahren, wird von der
Mehrheit der Mitglieder des DVDForums (alle ausser Philips und
Sony) unterstützt. Er sieht in der Version 1.0 eine Kapazität von 2,6 Gigabyte pro Seite vor, in der Version 2.0
sind es 4,7 GB. Aus Gründen der Betriebssicherheit wird diese Platte als einzige in der DVD-Familie - in
einer Cartridge be-trieben, wie das ja
auch schon bei der Mini Disc der
Fall ist. Man spricht aber schon jetzt
davon, dass man sie auch ohne eine
solche wird benützen können, da die
Datensicherheit aufgrund der neuesten Entwicklungen nun mehr als
tausend Mal größer ist als das bei
den ersten Vorschlägen der Fall war.
Wann kommt bei DVD-Playern der
Recording Knopf? Das ist eine der
häufigsten Fragen an Hersteller.
Ende September 1997 wurde der
Weltstandard für DVD-R verabschiedet, die DVD, die man selbst bespielen kann - allerdings nur ein einziges
Mal, denn ein Löschen oder Überschreiben ist nicht möglich (wie
schon bei CD-R). Die Kapazität betrug ursprünglich 3,95 Gigabyte pro
Seite. Das ist ein bisschen weniger
als die 4,7 GB einer fabrikgepressten
DVD und hängt damit zusammen,
dass hier der Spurabstand mit 0,8
Mikron etwas größer gewählt wurde
als dort (0,78 m). Daraus ergeben
sich für das Abspielen in DVDROM-Spielern aber keine Probleme,
denn diese Geräte stellen sich automatisch auf den Spurabstand ein.
Auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin Ende August 1999 hat
Philips dann eine Bombe gezündet:
Einigen auserwählten Fachleuten
wurde ein DVD+RW-Videorecorder
mit einer einzigartigen Fähigkeit vorgeführt: Die auf ihm gemachten Aufnahmen können auf jedem gewöhnlichen DVD-Videoplayer abgespielt
werden. Dies hatte bis zu diesem
Zeitpunkt als nahezu unmöglich gegolten und war auch von keinem der
konkurrierenden Formate erreicht
worden. Der Prototyp schien auch bereits einen beachtlichen Reifegrad erreicht zu haben, denn Philips hat die
Markteinführung „zu sehr vernünftigen Preisen“ für den Sommer des
Jahres 2000 versprochen.
Was einen möglichen Ersatz des
VHS-Systems durch DVD angeht, so
stehen diesem derzeit im Wesentlichen zwei Hürden im Weg: Zum Ersten haben die Hollywoodstudios dafür gesorgt, dass man von ihren
DVDs nicht auf DVD-R oder DVDRAM überspielen kann. Und zum
Zweiten ist auch das Übertragen
selbst aufgenommener Videofilme
vom Camcorder derzeit nicht möglich. Man muss das Videoprogramm
dafür nämlich ins DVD-Format übertragen, also nach MPEG-2 digitalisieren. Und das ist heute noch äußerst aufwendig und sehr teuer. Man
hat dieses Kompressionsverfahren
nämlich extra so konzipiert, dass alle
komplizierten und teuren Schritte auf
der Aufnahmeseite passieren, damit
die Decoder auf der Wiedergabeseite
preiswert gestaltet werden können.
Der DVD-RAM-Recorder wird also,
zumindest auf absehbare Zeit, kein
digitaler Videorecorder sein. Dafür
kommt das konkurrierende System
DVD+RW in Betracht, denn dessen
Aufnahmen lassen sich auf normalen
DVD-Playern abspielen. Am Camcorder wird jedenfalls bereits gearbeitet! Solche Geräte sind ja unter
Umständen heftigen Stößen ausgesetzt, und diese würden den Laser
aus der Spur werfen. Für die Wiedergabe ist das, wie man am Beispiel
der Mini-Disc sehen kann, nicht so
schlimm, denn da gibt es einen Zwischenspeicher, aus dem das System
sich für kurze Zeit bedienen kann,
bis der Laser die Spur wieder gefunden hat. Bei der Aufnahme müsste
man hingegen zusätzlich noch ein
zweites Lasersystem einsetzen. Das
zweite müsste ständig kontrollieren,
ob das, was das erste geschrieben
hat, auch in Ordnung ist, und die
Elektronik müsste dafür sorgen, dass
eventuell fehlerhafte Teile aus dem
Zwischenspeicher geholt und nochmals geschrieben werden. Alles in
allem ein ziemlich großer Aufwand,
sodass man in Camcordern bestimmt
noch für einige Zeit hauptsächlich
bei Magnetband bleiben wird. Abgesehen davon muss man für eine
DVD-Aufzeichnung ja auch noch einen MPEG-2 Encoder haben, und
der ist heute in Größe, Gewicht und
13
Klaus PETERS (CALL Austria)
Preis noch nicht so recht Camcordertauglich. Die Markteinführung ist für
den Sommer des Jahres 2000 vorgesehen.
Bis solche Geräte auch für die Taschen notleidender Professoren oder
Schulen erschwinglich sein werden,
wird wohl noch einige Zeit vergehen.
4. WIE SIEHT ES MIT DER
VERFÜGBARKEIT VON HARDUND SOFTWARE AUS?
Im Hinblick auf die Hardware kann
gesagt werden, dass es eine große
Palette an Abspielgeräten gibt; die
Kosten für solche Geräte belaufen
sich von AS 5.500 aufwärts bis zu
179.000(!). Es wird wohl vom Budget und den gewünschten Features
abhängen, für welches Modell man
sich entscheidet. Empfohlen seien
etwa Panasonic 360 oder Pioneer DV
717. Der Fachhandel ist jedenfalls
gut mit verschiedenen Geräten bestückt.
Was die Software betrifft, so boomen
die Veröffentlichungen im Moment;
erfreulich auch, dass nicht nur Filme,
sondern auch immer mehr Dokumentationen auf den Markt kommen.
Die Preise (sogar für ein und densel-
14
ben Titel) sind allerdings sehr unterschiedlich. Sollten Sie Titel sehen,
die mehr als AS 300 kosten, so warten Sie mit dem Kauf und sehen Sie
sich um, diesen Titel gibt es woanders sicher billiger! In Europa sind
im Moment rund 1.200 Einzeltitel
verfügbar, im amerikanischen Bereich beläuft sich die Zahl auf ca.
5.000.
Wie auch auf dem Video-Markt
finden viele Titel nicht den Weg bis
nach Österreich, und dabei denke
ich gar nicht an solche mit Regionalcode 1 (für den US Markt). Vor
allem wenn Sie Titel suchen, die
nur für den britischen Markt publiziert werden, weil sie vor allem ein
englisches Publikum ansprechen
wollen (Monty Python, Black Adder, Noddy, Dr. Who etc.) werden
Sie diese vergebens in unseren Läden suchen. Es gibt aber die gute
Möglichkeit, zu solchen Titeln zu
kommen, und zwar über das Internet, den die meisten Internet-Stores
sind nicht nur gut bestückt, sondern bieten auch gute Preise und
special offers. Manche dieser Sites
haben auch das System der Bonus
Points, die man im Laufe der Zeit
erwirbt und das die Titel auf längere Sicht noch billiger macht. DVDplus etwa gibt für jeden gekauften
Titel einen Bonus Punkt, zu gewissen beschränkten Zeiten sogar zwei
bis drei Punkte; sobald man 12
Punkte gesammelt hat, bekommt
man einen Titel gratis. In der Praxis bedeutet das, dass man sich pro
bestelltem Titel AS 60 auf den angegebenen Preis erspart. Die meisten dieser Sites bieten auch FilmReviews und die genauen Spezifikationen einer DVD (Sprachen,
Untertitel, Zusatzmaterial, etc.).
Außerdem erfährt man dort auch
die letzten Neuigkeiten zum Thema
Veröffentlichungen und technische
Entwicklung.
Wenn Sie aber nicht bereits sind, Ihr
Geld in diese neuen Silberlinge zu
investieren, so können Sie getrost in
die nächste Videothek gehen und
sich dort Ihren Lieblingstitel ausleihen oder aus dem neuesten Filmangebot auswählen. Die meisten Videotheken verleihen nun schon DVD
zum gleichen Preis wie Videofilme.
Manche Läden bieten auch Player
zum Verleih an, so brauchen Sie
nicht die Katze im Sack zu kaufen
und können vor einem eventuellen
Kauf das Potential dieser neuen
Technologie erst einmal testen.
Sollte ich Ihnen nun den Mund
wässrig gemacht haben, so möchte
ich Sie nicht im Regen, oder der Jahreszeit gemäß im Schnee stehen lassen, und ich gebe Ihnen hier die
Adressen der bewährtesten InternetDVD-Händler. Vergleichen Sie die
Preise und entscheiden Sie sich dann
für Ihre Lieblings-Site, die Ihnen die
besten Optionen bietet:.
• www.dvdstreet.com
• www.dvdstore.co.uk
• www.dvdworld.co.uk
• www.dvdfilms.co.uk
• www.dvdplus.co.uk
• www.dvdweb.co.uk
• www.dvd-uk.com
• www.encoredirect.co.uk
• www.dvdnet.co.uk
• www.dvdexpress.co.uk
• www.amazon.co.uk
• www.dvd-depot.com
• www.kencranes.co.uk
DVD im Unterricht
Wenn Sie vor allem an Information,
Discussion und Window Shopping
vor einer Kaufentscheidung interessiert sind, wenden Sie sich an
www.dvd-debate.com. Diese Site
geht über vor lauter Discussion,
Neuigkeiten, Tratsch aus der DVDWelt, Gerüchten und Rezensionen.
Umfangreiche Rezensionen neuer
DVD-Titel finden Sie unter
www.popcorn.co.uk. Selbstverständlich können Sie bei den meisten dieser Sites auch einen Newsletter subskribieren und so automatisch die
neuesten Nachrichten und Titel-Angebote erhalten.
Der Ordnung halber gebe ich hier
auch einige deutsche Adressen an,
billige DVDs werden Sie hier aber
nicht finden:
• Planet DVD: http://www.planetdvd.ch/
• Rent A DVD: Verleih von DVDSoftware http://www.rent-advd.ch/
• DVD-SPACE: http://www.dvdspace.de/
• DVD Forum Deutschland: http://
home.t-online.de/home/bieser/
dvd.htm
• Auvida - Medienservice: http://
www.auvida.de/
• DVD - Digital Video Disc: http://
www.rz.uni-frankfurt.de/~mgroh/
dvd.htm
• DVD Versand - Online Shop:
URL: http://www.dvdversand.ch/
nächst nur jene ist, einen Film oder
eine Dokumentation linear, das heißt
ohne Unterbrechung, anzusehen. So
wird nach Erkennen des Potentials
der Interaktivitäten rasch das Medienverhalten verändern.
Zunächst ermöglicht ein Film auf
DVD das was auch eine VideobandAufnahme bietet: die Grundlage für
medienkundliche Arbeit. Diese Zielsetzung ist für das österreichische
Schulwesen bereits im Medienerlass
von 1988 umrissen. Im einleitenden
Kapitel heißt es: „Der Stellenwert
der Medien in unserer täglichen unmittelbaren Umwelt wird durch den
unaufhaltsamen Vormarsch und die
unabsehbare Entwicklung der technischen Vervielfältigungs- und Übertragungsmöglichkeiten und deren
Vernetzung immer größer. Medien
gehören zur „natürlichen“ Umgebung der Schüler/innen, sie sind ein
Teil ihrer Wirklichkeit, einer Wirklichkeit aus zweiter Hand, denn viele
ihrer gängigen Vorstellungen entspringen nicht mehr der primären,
wirklichen, sondern der sekundären,
der medialen Erfahrung.
Nun haben mediale Erfahrungen
durch Sprache und Medien wie
Zeichnungen, Bücher, Theater usw.
schon seit jeher die Wirklichkeit des
Menschen mitgeformt. Aber nur im
Massenkommunikationsprozess mittels Massenmedien ist es möglich
geworden, einer unüberschaubaren
Menge von Empfängern bei räumlicher und/oder zeitlicher Distanz gleiche Mitteilungen zu vermitteln. Damit eröffnen die Medien einerseits
Chancen zu weltweiter Kommunikation, zu Weltoffenheit und zur
Weiterentwicklung....Die durch Medien veränderte und sich verändernde Wirklichkeit ist eine Herausforderung und eine Chance.”
Medienerziehung wird immer wieder
mit Medieneinsatz verwechselt, doch
ist der Einsatz von Zeitungslektüre bestenfalls Medienkonsum. Nie war es
wichtiger Schüler auf die medienbestimmte Welt vorzubereiten als heute.
Je komplexer diese Medien sind und
werden, desto wichtiger ist das Wissen
um den richtigen Umgang mit ihnen.
Ohne Zweifel wird diesem Anspruch
die DVD voll gerecht, außerdem hat
das neue System in vielen Bereichen
entscheidende Vorteile gegenüber dem
traditionellen Instrumentarium audiovisueller Hilfsmittel.
5.1 Digitales Bild und digitaler Ton
Da die Bild- und Toninformation auf
der DVD in digitalem Format vorliegt, ist die Qualität der Wiedergabe
5. DVD IM SCHULISCHEN
KONTEXT
Das bisher Gesagte läßt Ihnen den
Datenträger DVD wohl eher als Unterhaltungsmedium erscheinen, dazu
wurde es ja auch entwickelt, doch
wie viele anderen Medien, läßt sich
auch die DVD auf Grund ihrer Auslegung und der gebotenen Möglichkeiten sehr gut didaktisieren. Der
wesentlichste Unterschied zun Videoband liegt in der Tatsache, dass
die DVD die Nutzer viel mehr in das
Medium involviert. Selbst wenn die
Erwartungshaltung des Nutzers zu-
15
Klaus PETERS (CALL Austria)
deutlich besser als bei traditionellen
Datenträgern. Während die geringe
Bildqualität einer Dokumentation
oder eines Films von Lernenden
noch akzeptiert wird, ist dies beim
Ton sicher nicht der Fall, und dies
gilt sicher nicht nur im fremdsprachlichen Unterricht.
5.2 Kapiteleinteilung
Beim Medium Film wird wohl niemand auf die Idee kommen, sich die
Handlung kapitelweise anzusehen,
beim Buch kann dies eher den Lesegewohnheiten entsprechen. Wozu
also Kapitel? Sicher, in den eigenen
vier Wänden wird dies wohl der Fall
sein, in der Schule aber geht es doch
meist um das inhaltsbedingte oder
exemplarische Herausgreifen eines
Abschnittes. Vor allem bei Dokumentationen kommt es oft vor, dass
man nur einzelne Abschnitte, die womöglich inhaltlich und zeitlich getrennt voneinander liegen, nutzen
möchte. Bei einer Videoaufzeichnung ist dies nicht immer leicht
möglich oder zumindest mit einigem
Drücken der Vor- und Rücklauftaste
zu bewerkstelligen. Bei einer DVD
mit Kapiteleinteilung ist dieser Vorgang äußerst unproblematisch, Allerdings richtet sich die Einteilung eines Films nicht so sehr nach den
Vorstellungen des Skriptautors oder
Regisseurs, sondern vielmehr nach
jenen des Verlegers. Auch gibt es
keine Norm, wie viele Kapitel ein
Film zu umfassen hat, und so gibt es
auf dem Markt Filme mit einem anwählbaren Kapitel (z.B.: Das Boot,
deutsche Fassung ) und solche mit
66(!) einzelnen Kapiteln (z.B.: Das
Boot, englisch-deutsche Fassung Director’s Cut).
Für unterrichtliche Zwecke ist eine
solche Option natürlich äußerst hilfreich, denn man erspart sich durch
das rasche Auffinden einer Dialogstelle Zeit und vermeidet eventuell
auch Unruhe.
Zusätzlich zu dieser Steuerung durch
die Software gibt es bei den meisten
Abspielgeräten die Möglichkeit,
mehrere Stellen mit Hilfe einer Erinnerungsfunktion zu speichern. Damit
sind vorher ausgewählte Szenen mit
Knopfdruck abrufbar. Diese Möglichkeiten erleichtern den Umgang
mit Filmen und Dokumentationen im
Unterricht ganz entschieden.
Stellen Sie sich etwa vor, Sie wollen
die geänderten Zeitabläufe im Film
„Lola rennt“ verfolgen. Wie kompliziert wäre dies mit einem Videoband! Nicht so bei der DVD, denn
hier decken sich Kapitelfolgen je-
weils mit dem Abheben des Hörers
durch Lola und man kann rasch zwischen den parallelen Handlungsfolgen hin- und herschalten. Erst durch
den unmittelbaren Vergleich kurzer
Einstellungen werden die minimalen
Unterschiede klar, die zum geänderten Handlungsablauf führen.
5.3 Unterschiedliche Sprachen
Dies ist ohne Zweifel eine der attraktivsten Möglichkeiten des neuen Mediums. Laut DVD Konvention muß
jeder Titel in der Originalsprache
vorliegen, die Zahl der weiteren
Sprachen ist vom Produzenten abhängig (siehe weiter oben). Dokumentationen können so sehr leicht in
verschiedenen Unterrichtsgegenständen eingesetzt oder im Fachunterricht mit einer Arbeitssprache (E, F,
I) verwendet werden. Bei sprachlich
schwierigen Stellen ändert man
durch einfachen Druck auf die Fernbedienung die Sprache und wechselt
in die Muttersprache über. Diese Option lässt einen in den Genuss des
Originals kommen und gibt einem
dennoch die Möglichkeit, alle Textpassagen zu verstehen.
So kann man auf unterhaltsame Weise seine Sprachkenntnisse auffrischen oder endlich einmal den Film
in der Originalversion erleben.
5.4 Verschiedene Untertitel
Hier bieten die meisten DVDs zuviel
des Guten, obwohl ich keine DVD
kenne, die wirklich alle Untertiteloptionen (32 Sprachen) nützt. Dennoch
ist es interessant, verschiedene Untertitel zur Verfügung zu haben. Vor
allem weiß man aus empirischen Untersuchungen, dass schriftliche
Sprachunterstützung auch im Falle
der Schulung des Hörverständnisses
wesentlich beim Spracherwerb der
Fremdsprache nützen kann. Gerade
im fremdsprachlichen Unterricht
liegt in englischen Untertiteln, die
bei einem englischen Film zusätzlich
eingeblendet werden können, ein
großes Lernpotential. Dasselbe gilt
selbstverständlich auch für jede andere Zielsprache.
16
DVD im Unterricht
5.5 Sonderfunktionen
5.5.1 Abspielen des Soundtracks
Bei dieser Funktion geht es nicht
einfach darum, dass man sich den
Kauf von Film-Soundtracks dadurch
erspart, nein, man kann diese Funktion durchaus auch in der Medienerziehung nutzen. Wenn man nämlich
diese Option wählt, werden sowohl
Dialoge als auch Geräusche eines
Films ausgeblendet und es erklingt
nur die Musik. So kann etwa die
Funktion von Filmmusik erklärt oder
diskutiert werden. Wo verstärkt Musik die Wirkung einzelner Szenen,
wo scheint sie dem Inhalt einer Szene geradezu entgegenzuwirken?
Schüler können auf diese Weise für
eine neue Art der Film-Rezeption
sensibilisiert werden. Man nehme als
Beispiel etwa den Film Contact (Regie Robert Zemeckis, Musik: Alan
Silvestri). Hier war es notwendig
SciFi-Szenen, Aufnahmen eines fiktiven Weltraums und Action-Szenen
durch geeignete Musik zu unterlegen. Alan Silvestri, dem dies schon
bei Forrest Gump ausgezeichnet gelungen ist, bedient sich auch hier des
typischen Repertoires eines traditionellen Orchesterklangs und erzielt
damit interessante Effekte. Diese zu
analysieren kann sowohl Gegenstand
des Unterrichts aus Deutsch wie
auch jenes aus Musik sein. Natürlich
ist dieser methodische Ansatz geradezu ein Fressen für Media Studies
oder ein medienkundliches Projekt
im Rahmen des lehrplanmäßigen
Unterrichts. Man kann mit einem
solchen methodischen Ansatz auch
sehr gut klar machen, wie oft Filmmusik eingesetzt wird, um Filmschnitt oder Szenenwechsel weniger
abrupt und schlüssiger erscheinen zu
lassen. Ein anderes gutes Beispiel
wäre Plunkett&Maclean, wo moderne, raveartige Musik die im 18. Jahrhundert angesiedelte Handlung bewusst kontrastiert.
die entsprechende Szene angebracht
schien. Sodann wiederholt man diesen Track, diesmal allerdings mit unterlegtem Soundtrack (nicht aber gesprochenem Dialog!). Nun beginnt
die analytische Arbeit, das heißt man
fordert Schüler auf, festzustellen,
was sich durch Zuspielung der Musik an der Wahrnehmung der Szene
ändert. In einem weiteren Durchgang
kann dann die Art und Eignung der
Musik näher analysiert werden. Bei
einem solchen Vorgehen wird immer
wieder klar, welch großes medienkundliches und analytisches Verständnis Schüler entwickeln.
Leider ist diese Menüoption nicht
eine Selbstverständlichkeit und nur
bei einzelnen Filmtiteln vorgesehen,
denn wenn man Film auch als Gesamtkunstwerk sehen muss, so ist
dies noch ein neuer, ein alternativer
Medienkonsum.
5.5.2 Interviews mit den Filmgestaltern
“Cast and Film Interviews”, wie es
meist im englischen Original heißt,
ist fast schon eine Standard-Option,
auf die Film- bzw. DVD-Freunde
nicht mehr verzichten wollen. Meist
entstehen diese Interviews im Laufe
der Produktion eines Films und dienen sowohl als Promotion wie auch
zur Popularisierung eines Films vor
dessen Kinostart. Lola rennt ist hiefür ein gutes Beispiel, allein schon
deshalb, um zu sehen, wie genial es
Franka Potente schafft in einen ihr
offensichtlich so völlig fremden
Charakter zu schlüpfen wie es Lola
im Film ist, von den roten Haaren
erst gar nicht zu reden. Äußerst kontrastreich ist auch Bratt Pitt in der
Rolle des Joe Black und in seinen
Statements über den Film, und was
Maskenbildner aus Anthony Hopkins
im gleichen Film großartiges geleistet haben, wird im Interview mit
ihm auf faszinierende Weise klar. All
das hat natürlich nicht unbedingt mit
Unterricht zu tun, bietet aber interessante Discussionsgrundlagen über
Starkult oder Reflexion über Schauspielkunst.
Vielfach geben diese Interviews auch
Einblicke in Gestaltungskonzept
oder Motivation einzelner am Film
beteiligter Künstler. Als Beispiel sei
hier „City of Angels“ und die Interviews mit Peter Gabriel und Alanis
Morissette erwähnt. Im gleichen
Film erfährt man auch über Nicolas
Cages Höheangst, wie er sie im Film
überwunden hat und dass man sich
bei den Wolkenkratzeraufnahmen
tatsächlich sehr hoch hinaufbegeben
musste. Solche Details findet man
bei vielen dieser Interviews, und
wenn sie auch nicht immer als eyeopener fungieren, so sind sie doch
interessant. Im Fremdsprachenunterricht können sie jedenfalls durch die
Frage ”Would you have thought
that?“ anregende Sprechimpulse und
Discussionen auslösen.
Gerade aber bei Filmen älteren Datums ist es interessant zu hören, wie
der Regisseur oder einzelne Darstel-
Ein anderer Ansatz wäre es, eine
Filmsequenz ohne Ton vorzuspielen
und auf Schüler wirken zu lassen,
um sie dann zu fragen, welche Art
von musikalischem Duktus ihnen für
17
Klaus PETERS (CALL Austria)
ler ihre Arbeit in der Rückschau sehen. Ein sehr gutes Beispiel ist in
dieser Hinsicht der Film „The Great
Chill“ (Der große Frust) von Lawrence Kasdan mit Tom Berenger,
Jeff Goldblum, William Hurt, Kevin
Kline und Glenn Close aus dem Jahr
1983.
5.5.3 Begleitender Kommentar beteiligter Filmschaffender
Viele DVDs bieten an Stelle einer
zusätzlichen synchronisierten Sprache Kommentare an. Dabei kommen
entweder Schauspieler, Regisseure,
Produzenten oder Special Effects
Leute eines Films zu Wort (z.B.: Yel-
low Submarine, Ronin, Contact,
Shakespeare in Love). Bei diesen
Kommentaren läuft der Originalton
im Hintergrund mit, während die
Kommentare vielfach auch mit Untertiteln gespielt werden können.
In diesen Kommentaren sprechen
Filmschaffende über ihre Rollenauffassung und –gestaltung, über die filmische Umsetzung einzelner Szenen
oder die technischen Tricks und
Schwierigkeiten, die sich beim Dreh
ergaben. So ist es etwa faszinierend,
John Frankenheimer zuzuhören,
wenn er während der nun schon berühmt gewordenen Autoverfolgungs-
jagd in seinem Film Ronin über Timing, den Einsatz der 140 Stuntmen
in dieser Szene und die aufwendigen
Umbauten, die man an den beteiligten Autos vorgenommen hat, damit
diese Szene realistisch erscheint,
spricht. Sehr viel erfährt man etwa
von James L. Brooks, wenn er über
seinen Film As Good as it Gets
spricht. Diese Komödie gewinnt
durch den Kommentar des Regisseurs eine zusätzliche Dimension
und man erahnt schließlich, wie
schwer es ist, eine gute Komödie zu
machen, wie schwer es ist mit Tieren
im Film zu arbeiten und wie viel Gedankenarbeit der Realisierung einer
Szene vorangeht. Bei diesem Film
kommen auch Jack Nicholson, Gerg
Kinnear und Helen Hurt zu Wort und
analysieren ihre eigene Rollenauffassung und wo es dabei Discussionen
gab.
Beim konzentrierten Anhören dieser
Kommentare bekommt man nicht
nur einen genauen und zugleich interessanten Einblick in die Gesetze
der Filmsprache, sondern man lernt
damit auch Film neu und anders zu
sehen, das heißt es kommt dabei
über den einzelnen Film hinaus zu
einer Bewusstseinserweiterung. Mit
Schülern kann man anhand solcher
Filmkommentare eine Art Systemoder Konventionenkatalog für Filme
erstellen, eine Art Raster, der bei allen Filmbeobachtungen als Grundlage herangezogen werden kann.
5.5.4 Dokumentation der Filmproduktion
Meist läuft diese Option unter dem
Titel The Making of..., Behind the
Scenes oder Spotlight on Location.
Hier wird dem Zuseher ein Blick
hinter die Kulissen bzw. hinter die
Kamera gewährt. Man sieht Kamerawägen, Beleuchtungstürme, ins Bild
hängende Mikrofone, halbe Häuser,
künstliche Wüstendünen in einer
Studienlandschaft etc. und all das
meist kommentiert durch einen Produzenten, Regisseur, Trickfachmann
oder Schauspieler, der erzählt, wie
wohl er sich am Set gefühlt hat.
18
DVD im Unterricht
Durch diese Option wird ein gewisser Voyeurismus befriedigt und Interesse am Film geweckt. Man hat dabei das Gefühl, ein wenig in die
Trickkiste schauen zu dürfen, und
das ist ja auch ganz interessant.
In diese Kategorie gehören wohl
auch ein so spezieller Informationsblock wie die Illustration der verwendeten Computer-Tricks im Film
Contact (Regie: Robert Zemeckis,
USA 1997). Erst nach dem Ansehen
dieser Dokumentation wird klar,
welch großer Aufwand notwendig
ist, scheinbar unrealistische Szenen
real und überzeugend wirken zu lassen.
5.5.5 Bilder, Entwürfe, Biographien
und Produktionsnotizen
Meist besteht diese Option aus einer
Serie von Einzelbildern bzw. einzelnen Textbildschirmen. Da die DVD
ein wirklich stabiles, scharfes Einzelbild ermöglicht, kann man sich
diese Texte in Ruhe durchlesen, die
Inhalte sind dabei mäßig interessant,
es sei denn, man interessiert sich
wirklich sehr für die Filmographie
eines einzelnen Schauspielers. Die
Produktionsnotizen geben Auskunft
über die Entstehung eines Films, die
Hürden, die es zu überwinden galt,
und erklären die Aufgaben einzelner
am Film beteiligter Filmschaffender.
Da diese Texte jeweils in der Originalsprache gehalten sind, kann man
sie in Verbindung mit gezielten Fragen durchaus zur Leseschulung einsetzen. Wer aber liest schon gerne
auf einem Bildschirm, und sei es
auch ein großer Fernsehschirm?
5.5.6 Storyboard
Beim modernen Film wird keine Kameraeinstellung dem Zufall überlassen, jede Einstellung ist genau geplant, das Storyboard dient der visuellen Umsetzung eines Handlungsablaufs. Steven Spielberg ist nur einer
der Regisseure, der für diese Arbeitstechnik bekannt ist. Ursprünglich
kommt diese Idee vom ZeichentrickFilm, wo auf diese Art Szenen und
Handlungsverläufe entworfen wur-
den. Gerade bei Trickfilmen ist es
auch interessant, diese Storyboards
mit der Ausführung zu vergleichen,
und ich kann mir vorstellen, dass
dies gerade im Unterricht aus bildnerischer Erziehung ein interessanter
Ansatz für die Besprechung von
Komposition, Bildgestaltung und
eben auch Trickfilm ist.
Beim Film Yellow Submarine werden
etwa drei verschiedene StoryboardSequenzen angeboten, wobei eine davon nie im Film realisiert wurde. Sea
of Monsters läuft auf einem SplitScreen ab, sodass man sehr gut den
ursprünglichen Entwurf mit dem
Endprodukt vergleichen kann; die
vier Minuten lange Szene ist in 60
Phantasie, die dabei die Zeichner entwickelten, ist bewundernswert, schade, dass es diese Entwürfe nie bis zur
Endversion geschafft haben. Das
Gleiche lässt sich vom alternativen
Filmende behaupten, in dem die Beatles in hier 64 Einzelbildern auf einem Riesenvogel ins Pepperland fliegen. Diese Sequenz hätte auch noch
einmal alle Hauptfiguren des Films
in einem Bilder- und Farbenrausch
vereint; es hat nicht sollen sein, das
ausgeführte Ende ist ja auch nicht
schlecht. Nett finde ich vor allem die
Idee, die vier Beatles als Barock-Putti darzustellen. Die sichere Bleistiftführung auf diesem einzelnen Entwurf zeigt das große handwerkliche
Können des Zeichners.
Storyboard-Bilder zerlegt. Dabei
kann man auch die textlichen Anweisungen im Storyboard mit dem ausgeführten Dialog oder den Geräuschen im Film vergleichen. Es ist sicher eine gute gestalterische Aufgabe, wenn man Schüler eigene Entwürfe für ein Storyboard anfertigen
läßt, oder ihnen solche Entwürfe vorlegt und sie diese dann in ein Endprodukt eines ausgearbeiteten
Screenshots umarbeiten lässt. Die
zweite Sequenz, Battle of the Monsters, zeigt in 118(!)) Einzelentwürfen, wie die ursprünglich prähistorischen Monster zu jenen Fantasiegeschöpfen umgewandelt wurden, als
die sie uns im Film begegnen, die
5.5.7 Geschnittene Szenen und alternative Enden
Dies ist sicher eine der interessantesten Möglichkeiten, die das Zusatzmaterial auf einer DVD bietet, ist es
doch erstaunlich, wie viele gute oder
auch schöne Einzelszenen nach dem
Filmen am Schneidetisch ihr Ende
finden. Interessant ist es vor allem
dort, wo der Regisseur selbst Gründe
dafür angibt, warum er eine gewisse
Szene in das Endprodukt nicht aufgenommen hat. Vielfach ist dies der
Fall, weil die Handlung durch die
Kürzung gestrafft werden sollte oder
weil einzelne dieser Szenen beim
Pre-und Test-Viewing nicht gut aufgenommen wurden. Im Fall von
19
Klaus PETERS (CALL Austria)
Shakespeare in Love fielen so offensichtlich einige wunderbare Szenen
der Schere zum Opfer.
Manchmal liegen auf den DVDs
auch alternative Schlüsse vor und der
Regisseur erklärt, warum er sich
eben für den allseits bekannten
Schluss entschieden hat. Erstaunlich
auch festzustellen, wie sehr die
Schlusssequenz eines Films die Rezeption oder Interpretation des gesamten Handlungsablaufs bestimmt.
Jedenfalls liegt in dieser Option eine
Menge „Food for Thought“ und man
kann mit Schülern sehr interessante
analytische Arbeit leisten.
Lassen Sie mich hier zwei Beispiele
geben, die das gut illustrieren:
Der Film Ronin bietet ein relativ offenes Ende: die beiden Protagonisten
(Robert DeNiro und Jean Reno) sitzen in einem Cafe am Montmatre
und sprechen, bevor sie auseinandergehen, darüber, ob die junge irische
Frau, welche sie für diese Coup angeheuert hat, wohl je zurückkommen
wird. Die Antwort auf diese Frage
muss sicher der Zuseher selbst geben, denn sie bleibt hier am Filmende unbeantwortet.
Im alternativen Filmende, das ebenfalls auf der DVD enthalten ist, sieht
die Sache schon ganz anders aus. Da
sieht man die junge Frau (Natascha
20
McElhone) während des Gesprächs
der beiden im Cafe auf jenem Stiengabsatz in der Nähe stehen, wo DeNiro am Anfang des Films steht, bevor er sie in eben jenem Cafe trifft.
Sie ringt mit der Entscheidung, ob
sie ins Cafe gehen soll, um die beiden Männer zu treffen. Just als sie
sich zum Weggehen entscheidet,
wird sie von offensichtlich irischen
IRA-Rebellen gewaltsam in ein Auto
gezerrt und weggeführt und offensichtlich exekutiert. DeNiro, der das
Cafe verlässt, verpasst sie nur um
Sekunden. Durch diese Szene gewinnt der Film selbst eine andere
Bedeutung und es wäre hier interessant, den Interpretationsansatz.der
Schüler kennen zu lernen. Frankenheimer gibt in seinem Kommentar
den Grund für den geänderten
Schluss, denn der nunmehr vorliegende ist nicht der ursprünglich intendierte. Die Zuseherschaft, der
man dieses Ende vorspielte, hasste
dieses Ende, weil sie nicht wollten,
dass die weibliche Protagonistin
starb, daher entschloss sich Frankenheimer, die Szene so umzuschreiben,
wie sie jetzt in der Filmversion vorliegt. Das Test-Publikum goutierte
aber auch nicht jenen Schluss, in
dem DeNiro sie beim Verlassen des
Cafes zwar nicht sieht, aber der Zuseher sie weggehen sieht. Das TestPublikum fand dieses Ende zu „hollywoodlike”, Frankenheimer beugte
sich dem Publikumgeschmack und
schließlich sagt er „I find this a very
satisfying end to the picture”. – Es
waren also alle zufrieden.
Anders ist es bei dem Film The Land
Girls (Regie: David Leland, GB
1997). Der Film schildert das Leben
dreier Land Girls als Erntehelferinnen während des 2. Weltkriegs. Die
Handlung endet nach einem Zeitsprung nach dem Krieg, wenn der
Zuseher erfährt, was aus den drei
Mädchen geworden ist. Obwohl alle
drei Frauen ihren Platz in der Gesellschaft gefunden haben, endet der
Film „on a sad note”, denn der Sohn
des Bauern (Joe), der sich in eines
der Mädchen (Stella, gespielt von
Catherine McCormack) verliebt hatte, dann aber seine ihm bestimmte
Frau heiratete, beteuert in der Abschlussszene, dass er Stella noch immer liebe und auf sie warte. Das alternative Ende, das vom Regisseur
ursprünglich geplant war, endet in
einer ganz anderen, viel fröhlicheren
Stimmung, denn die Mädchen holen
sich wie einst wieder Traktoren aus
der Scheune und fahren damit im
blühenden Obstgarten herum. Dies
verstärkt zwar den Eindruck, dass
die drei Mädchen eine genauso innige Beziehung wie damals haben,
wertet aber die Beziehung Stellas
zum Sohn des Bauern ab.
Der Regisseur hat, wie es heute allgemein üblich ist, vor der Veröffent-
DVD im Unterricht
lichung Test-Screenings durchgeführt und er sagt dazu: „unfortunately though the preview audience
hated it, they felt cheated, they wanted to end the film with Stella and
Joe in the orchard, with their regrets and unspoken feelings of their
lost love. So to compensate for the
loss of the tractors I chose to make
my point with the final photo of the
three girls.“ Auch in diesem Fall
gab der Regisseur dem Publikumsgeschmack recht, und er tat recht
daran! Bleibt noch anzumerken,
dass durch diese Entscheidung wie
so oft ein Nachdreh notwendig wurde, da inzwischen aber der Sommer
ins Land gezogen war, mussten die
Bäume des Obstgartens entlaubt
werden und vor dem Dreh tausende
künstliche Blüten an den Bäumen
befestigt werden.
5.5.8 Historisches Filmmaterial
Bei manchen Filmen, jenen mit historischem Hintergrund, wird zum
Vergleich vielfach historisches
Filmmaterial aus der dargestellten
Zeit als Extra angeboten. Auch hier
möchte ich den Film The Land
Girls anführen, wo sich der Regisseur nach ausführlichen Recherchen für gewisse Filmorte und Arrangements entschieden hat. Nach
dem Dreh wurde durch Zufall originales Filmmaterial eines Aufmarsches der Land Girls auf einem
Dachboden entdeckt und es zeigte
sich, dass die Aussagen der Zeitzeugen zu einem wesentlichen Teil
mit dem Originalszenarium übereingestimmt hätten. Jedenfalls bietet die DVD einen interessanten
Vergleich zwischen den gestellten
Szenen und dem Original.
wert? Natürlich nichts, doch ist es
auch ganz interessant, Schüler analysieren zu lassen, mit welchen Cliches
Produzenten oder Verleihfirmen ihre
Filme bewerben. Vielfach liegen auf
DVD auch mehrere Trailer und Fernseh-Promotion-Spots vor, und so ergeben sich schon eine Reihe von Discussionspunkten. Abgesehen davon
ist es interessant festzustellen, ob ein
Film ein solcherart angekündigtes Interessenpotential auch erfüllt.
6.WAS SIND PROGRAMME MIT
WÄHLBAREM HANDLUNGSABLAUF?
Das Material, das die Film- und Musikstudios produzieren, ist u.a. entscheidend dafür, welche der zahlreichen Möglichkeiten des DVD-Systems auch genutzt werden können.
Hierzu gehört ebenfalls die Wahl des
Betrachters zwischen verschiedenen
Handlungsabläufen. Dies bietet dem
Regisseur eines Films faszinierende
Möglichkeiten, treibt allerdings auch
die Produktionskosten für einen Film
in die Höhe.
Stellen Sie sich etwa vor, der Film
Lola rennt bietet nicht nur die vom
Regisseur vorgesehenen drei Handlungsabläufe, sondern Sie selbst können nach vorherigem Studium der unterschiedlichen Szenen und zusätzlichen Informationen den Handlungsablauf und das Filmende bestimmen.
Der englische Film Tender Loving
Care macht sich eben diese Technologie zunutze, da er aber vom British
Film Board mit dem Beurteilungs-
kriterium 18 (due to scenes of sex
and violence) versehen wurde, ist ein
Schuleinsatz wohl nicht möglich.
Tender Loving Care ist eine Mischung aus Film und interaktivem
Computerspiel, dabei wird aber kein
Computer benötigt, sondern die interaktiven Elemente werden über die
Fernbedienung des DVD-Players gesteuert. Der Film ist ein PsychoThriller über ein junges Paar, das seine einzige Tochter durch einen Autounfall verliert. Im Lauf der Handlung
werden mehrere Fragen aufgeworfen, wie etwa: Was geschah jedoch
wirklich in jener Nacht? Wie kam es
zu dem schrecklichen Unfall? Wer
ist die Therapeutin und was sind ihre
Absichten? Das psychologische Persönlichkeitsprofil des Spielers gibt
die Antwort und entscheidet über
den Ausgang des Spiels/Films.
Dr. Turner, ein Psychiater (John
Hurt), gibt im Laufe der Handlung
5.5.9 Theatrical Trailer
Es ist Teil der Filmindustrie, das Medium mit sich selbst zu bewerben, das
heißt durch geschickte Zusammenschnitte kurzer Einzelszenen das Publikum auf einen Film aufmerksam
und neugierig zu machen. Selbst
wenn eine DVD keine Zusatzoptionen bietet, ein Trailer ist immer dabei! Was ist daran schon bemerkens-
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Klaus PETERS (CALL Austria)
immer wieder Erklärungen ab, kommentiert das Geschehen und fordert
zur Beurteilung von Situationen und
Handlungssträngen des Films auf.
Die Hauptcharaktere sind Turners
Patientin, ihr Ehemann und eine
verführerische Krankenschwester.
Die Antworten des Zusehers auf Dr.
Turners Fragen beeinflussen den
Verlauf der Handlung, daneben gibt
es, die Filmhandlung unterbrechend, immer wieder psychologische Tests, und so wird der Zuseher
selbst zu einem Patienten Turners.
Der Film besteht aus mehreren Episoden von je 5 – 10 Minuten. Nach
jeder dieser Episoden hat man die
Möglichkeit, auf einzelne Fragen
Dr. Turners, die im multiplechoice
Verfahren am Bildschirm erscheinen, zu antworten. Nach der Beantwortung der Fragen hat man jeweils
Gelegenheit im Haus des Ehepaars
Overton herumzuwandern.
Als Orientierungshilfe dient dazu ein
dreidimensionaler Übersichtsplan. In
den Räumen kann man, wie von diversen Computerspielen bekannt,
frei herumgehen und einzelne Gegenstände (Telephonanrufbeantworter, Tagebuch, Zeitung etc.) anklikken, um etwas über die handelnden
Personen oder ihre möglichen Motive zu erfahren. Diese Zusatzinformationen ändern sich natürlich im Verlauf der Handlung und sind vom je-
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weiligen Informationsstand und dem
Handlungsverlauf abhängig. Außerdem kann man nach jeder Episode
einen sogenannten Reality Check
vornehmen, wodurch man ein Feedback über die eigene persönliche
Verfassung bekommt. So wird man
gleichsam in die Handlung involviert. Wenn man den ganzen Film interaktiv durchspielt, benötigt man
dazu ca. 2 Stunden. Am Ende der interaktiven Handlung hat man nicht
nur die Gelegenheit den interaktiven
Film als geschlossene Handlung anzusehen, sondern man bekommt auf
Wunsch auch ein Psychogramm der
eigenen Person geliefert.
Ich habe versucht, auf Grund meiner
persönlichen Antworten die Filmhandlung zu beeinflussen, und dies
ist auch gelungen. Dies mag bei der
ersten Nutzung auch recht interessant sein, ich kann mir aber nicht
vorstellen, die Geduld aufzubringen,
einen solchen Film immer wieder
durchzuarbeiten, nur um die verschiedenen Kombinationen und
Handlunsgverläufe durchzutesten.
Im gegebenen Fall ist die Handlung
recht spannend aufgebaut und vergnüglich.
Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert „Silent Steel: A Cinematic
Strategy Adventure“ ein U-Boot
Film im Stil von „Hunt for Red October“ oder „Crimson Tide”, nur
dass hier der Betrachter eben selbst
in die Handlung eingreifen kann
Im Moment ist es noch fraglich, ob
Konsumenten diese interaktiven
Möglichkeiten nutzen werden oder
wollen. Ja, es stellt sich auch die
Frage, ob ich Filme nicht lieber so
sehe, wie sie ein Filmskript und der
Regisseur als Fachmann vorsehen.
Bei geeignetem Thema und Handlungsablauf wäre es natürlich auch
möglich, diese interaktiven Features
mit Schülern zu erarbeiten, das heißt,
etwa mit Fragen wie How do you
judge the following characters? How
would you react if you were in his/
her position? How do you assume
the action will go on if you decide
for....? Mir jedenfalls scheint diese
Art von Film eher in den Heimbereich zu passen, denn wo soll man in
der Schule die Zeit hernehmen, einen solchen Film – und sei es auch
im fremdsprachlichen Unterricht –
vom Anfang bis zum Ende durchzuspielen?
7. WAS SPRICHT FÜR DIE
POSITIVE ZUKUNFT DER DVD?
Gerade im heurigen Jahr werden sich
viele von Ihnen ohne Zweifel an den
Flop des Videosystems 2000 erinnern. Vielleicht gibt es an der einen
oder anderen Schule sogar noch solche Abspielgeräte. Ähnliches ist vom
System Betamax zu behaupten. Kein
Wunder also, dass sich die Schulverwaltung und einzelne Schulstandorte
allen neuen technischen Entwicklungen gegenüber skeptisch verhalten
haben. Bestehen Sie trotzdem gegenüber Ihren Vorgesetzten auf der Anschaffung dieses technischen Quantensprungs.
In unserer nächsten Ausgabe von
TELL&Call informieren wir Sie
über erhältliche 0-Code Titel, also
jene Dokumentationen, die unter
Nutzung aller DVD-Vorteile in verschiedenen Unterrichtsfächern eingesetzt werden können.