Zu den Bienen 03-2011

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Zu den Bienen 03-2011
(1,1) -8- Umweltkalender 2011.indd 15.03.2011 11:42:42
Zu den Bienen
Bei „Bienen“ denken wir unwillkürlich an die bekannte Honigbiene, dabei bleiben
die ebenso faszinierenden Wildbienen meist unbeachtet. Als „Wildbienen“ werden die
Bienen-Arten bezeichnet, die nicht vom Menschen gehalten werden und deshalb reine
„Wildtiere“ sind. Weltweit gibt es ca. 30.000 Wildbienenarten, davon in Deutschland
zur Zeit etwa 555 Arten (z.B. Rote Mauerbiene). Hierzu zählt man auch die Hummeln!
Dagegen gibt es bei uns nur eine Vertreterin der Honigbienen-Arten: Die Europäische
Honigbiene (oder Westliche Honigbiene; Apis mellifera Linnaeus, 1758). Sie ist keine
„Wild“-Biene mehr. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet war Europa, Afrika und
der Nahe Osten. Da sie für die Imkerei sehr wichtig ist, wurde sie weltweit verbreitet.
Schon vor ca. 12.000 Jahren begann die Haltung von Bienen in Anatolien, vor 4.000
Jahren in Ägypten. Vor allem die Gewinnung von Honig ist natürlich dabei vorrangig
von Interesse gewesen.
Es gibt in Europa 25 Unterarten („Bienenrassen“) der Honigbiene, die sich erst nach der
letzten Eiszeit bei der Neubesiedlung Europas herausgebildet haben. Eine dieser Rassen,
die Dunkle Europäische Biene (Apis mellifera mellifera), verbreitete sich dabei in den
gemäßigten und kühleren Klimazonen Europas (Alpenraum + nördlich der Alpen). Aus
dieser und anderen Rassen wurden letztendlich unsere Honigbienen herausgezüchtet,
um Honig zu gewinnen und nicht zuletzt auch wegen ihrer Bestäubungsleitung für den
Obst- und Gemüsebau.
Honigbienen & Honig
Honigbienen bilden Dauerstaaten. Dieser Staat ist gut durchorganisiert, spezielle
Kommunikationsformen wurden entwickelt und es wird eine aufwändige Brutpflege
betrieben. Dagegen leben die meisten Wildbienen-Arten solitär, sie bilden keine
Staaten, allenfalls kleine Gruppen (z.B. Hummeln). Wildbienen überwintern in einer
Winterstarre, eine aufwändige Brutpflege findet nicht statt, Honig als Winterfuttervorrat
wird nicht erzeugt.
Honig entsteht durch verschiedene Pflanzensäfte, die die Biene in den Blüten sammelt.
Flugbienen tragen diesen „Nektar“ in den Stock, dort wird er von Biene zu Biene
weitergetragen und letztlich in Waben eingelagert. Im Körper der Honigbiene wird der
gesammelte Saft dabei durch verschiedene Enzyme/Fermente zu Honig umgewandelt.
Bis zur Einlagerung findet eine Anreicherung von Fermenten statt. Es entsteht eine
dickflüssige, nach der Entnahme sich auskristallisierende Substanz: der Honig.
Honigbienen erzeugen diese Substanz, um für den Winter eine energiereiche Nahrung
zu bevorraten. Diese Nahrung ist notwendig, damit die Honigbienen im Winter im
Innern des Stockes durch Muskelbewegungen Wärme erzeugen können. Der Imker
entnimmt nur einen Teil des angelegten Vorrates als Honig. Rund 60.000 Ausflüge bzw.
der Besuch von etwa 3-5 Millionen Blüten sind notwendig, um den Nektar für 1 kg
Honig zu sammeln.
Bienen sind bedeutend!
• Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Bienen liegt nicht vorrangig im Honigertrag der Kulturbienen sondern vor allem in der
Bestäubungsleistung von Blütenpflanzen. Die Erträge vieler Nutzpflanzen, insbesondere von Obstkulturen und Gemüsepflanzen,
sind stark von der Insektenbestäubung abhängig. Diese
Bestäubung leisten vor allem Honig- und Wildbienen! Ein
Volk der Honigbienen besucht bis zu 12 Millionen Blüten pro
Tag. Die weltweite Wirtschaftsleistung der blütenbestäubenden
Insekten wird auf über 150 Milliarden Euro pro Jahr berechnet,
in Deutschland erreicht der Nutzwert etwa vier Milliarden Euro.
Diese Zahlen sprechen für sich!
• Wildbienen übernehmen gleichfalls eine Bestäubungsleistung
in hohem Maße besonders in Bereichen, in denen Imker nicht
vorhanden sind. Ab einer Entfernung von 2 km vom nächsten
Honigbienenstock macht der Anteil der Wildbienen oft über 80%
bei der Insektenbestäubung aus.
• Die solitär lebenden Wildbienen werden nicht so durch
Krankheitserreger und Parasiten wie die Honigbiene bedroht, die
Varroa-Milbe z.B. ist für sie kein Problem.
• Die Bestäubung der Massentrachten („Tracht“ = nutzbares
Angebot an Bienenweide wie z.B. Rapsfelder, Obstbau-Anlagen)
kann effektiverweise letztlich nur durch die individuenstarken
Völker der Honigbiene geleistet werden. Die solitären Wildbienen
bzw. die in Kleinvölkern lebenden Hummel-Arten können diese
Leistung insgesamt - eben aufgrund der geringen Individuenanzahl
- nicht vollbringen. Wenngleich eine Wildbiene als Einzeltier für
sich betrachtet eine außerordentliche Bestäubungsleistung liefert!
Alle heimischen Bienen sind besonders geschützt. Die Entnahme,
Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten ist nach § 44 Abs.1 Nr.3 BNatSchG verboten.
Wie kann man den Bienen helfen?
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Hohlräume im Holz sind ideale Nistplätze für Wildbienen
Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta)
Gefahren für die Bienen - das „Bienensterben“
In den letzten Jahren verzeichnete man immer öfter Massensterben bei HonigbienenVölkern bekannt, vielerorts verschwanden die Völker spurlos! Dieses Phänomen bezeichnet man als „CCD“ („Colony Collapse Disorder“ = „Völkerkollaps“), es trat zuerst
in den USA auf. In den letzten Jahren beobachtet man CCDs zunehmend auch in Europa, insbesondere in Frankreich und Deutschland (auch in Pforzheim und im Enzkreis!). Als Ursache kommen in Frage v.a. Neonicotiniod-Wirkstoffverbindungen, die
als Beizmittel für Maissaatgut seit neuerer Zeit Verwendung finden (z.B. Insektizid Clothianidin). Inzwischen mehren sich die wissenschaftlichen Hinweise, dass diese Stoffe
in den Bienen Nervenschädigungen hervorrufen, was zu Desorientierung, Organversagen und Tod der Biene führt. Eine wesentliche Hypothese geht davon aus, dass die
Vielzahl der in der Landwirtschaft verwendeten Pestizide das Immunsystem der Bienen schwächt. Diese Schwächung wiederum macht die Bienen anfälliger z.B. für die
Varroa-Milbe (Bienen-Parasit) und kleinste Dosen von Wirkstoffen wie den Neonicotinoiden. Geringe Anteile können eventuell über das Guttationswasser der Maispflanzen
in die Bienen gelangen und dort die letztlich letalen Schädigungen hervorrufen (vgl.
Dokumentation „Das Geheimnis des Bienensterbens“ von Mark Daniels, Arte TV,
Sendung am 18.05.2010).
Text: Bauer
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Totholz in Wald/Garten belassen - es bietet Nistmöglichkeiten für viele Insekten-Arten
Blütenreiche Wiesen schaffen/erhalten = Nahrung für Bienen
Anbringen von Nistmöglichkeiten oder auch „Lehmwände“
errichten für Insekten an sonnigen, geschützten Stellen
Auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln jeglicher Art
(„Pestizide“) verzichten!
Kein Abbrennen der Vegetation - das Feuer tötet auch Bienengelege im Boden!
Keine Pflanzen mit gefüllten Blüten - kein Pollen-Angebot!
Sommerblühende Pflanzen verwenden, Wildpflanzen ganzjährig stehen lassen - Bienen-Nahrung übers ganze Jahr
Offene Stellen im Garten belassen (Ruderalflur!)
Blumenkästen, Pflanztröge nur extensiv bepflanzen (kein
zu dichtes Bepflanzen, nährstoffarmes, wasserdurchlässiges
Substrat, blütenreiche Steingartenpflanzen anstelle von z.B.
üppigen Geranien verwenden)
Vorhandene Gelege, Niststätten schützen!
Weiterführende Informationen & Kontakte: z.B.
• Landesverband Badischer Imker e.V.
Bahnhofstr. 35
77767 Appenweier
Tel.: 07805 - 2010
Fax: 07805 - 2093
E-Mail: [email protected]
Internet: www.badische-imker.de
• Imkerverein Pforzheim e.V.
Dieter Bolz
Schauinslandstr. 18
75181 Pforzheim
Tel./Fax: 07231 - 51698
Im Internet sind z.B. unter dem Begriff „Wildbiene“ einige
informative Websites aufrufbar!
Fotos: Vorderseite - Hilligardt, Rückseite - www.wildbienenschutz.de (Gehörnte Mauerbiene), Bauer (Nisthöhlen)