Pakte und Wetten in Goethes Faust

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Pakte und Wetten in Goethes Faust
Lobo Lutz, Unterrichtsfach Deutsch
Modul Nr. 2 von Nora
Thema: Modularbeit Sturm und Drang
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Bewertung: gut-sehr gut
Pakte und Wetten in Goethes Faust
1. Einleitung
Ich fand es sehr interessant, wie Goethe sich mit dem Thema Teufelspakt
in seinem Faust
auseinandersetzt, da es in der Volksliteratur schon ein grosses Repertoire an Sagen gibt, die sich
ebenfalls dieses Motivs bedienen. Im Folgenden werde ich mich mit den Wetten und dem
Teufelspakt im Faust befassen sowie die Verführungsmittel, die der Teufel anwendet, genauer
untersuchen.
2. Die erste Wette
Im Prolog gibt es eine Szene, in der Mephistopheles und Gott aufeinandertreffen. Am Anfang der
Szene sprechen die himmlischen Heerscharen über die Erde, sie loben ihren Herrn für das
grossartige Werk. Nur Mephistopheles ist davon nicht begeistert. Er konzentriert sich bei der
Betrachtung der Erde auf das Menschengeschlecht, welches auf Erden leidet, weil Gott ihm die
Vernunft gab, die es nicht richtig zu gebrauchen weiss. Er sagt sogar zu dem Herrn: „Die
Menschen dauern mich in ihren Jammertagen, / Ich mag sogar die armen selbst nicht plagen.“
(Zitatnachweis, gilt auch für alle Folgenden...) Darauf spricht der Herr Mephistopheles auf Doktor
Faust an. Er ist der Meinung, dass Faust einen besonderen Nutzen für ihn haben werde, sobald er
ihn in die Klarheit führet. Mephisopheles, der verstanden hatte, wie wichtig Faust für den Herrn ist,
schlägt ihm eine Wette vor: „Was wettet ihr? Den sollt Ihr noch verlieren, /Wenn Ihr mir die
Erlaubnis gebt/Ihn meine Strasse sacht zu führen!“ Der Herr geht diese Wette sofort ein, denn er
ist sich seines Sieges sicher : „Ein guter Mensch in seinem dunklen Drang / ist sich des rechten
Weges wohl bewusst.“ Bei der Wette stehen die Ideologien der beiden auf dem Spiel. Derjenige,
der verliert, verliert seine Glaubwürdigkeit und auch seine Ehre, während der Gewinner
triumphieren darf.
Der Prolog ist aber vor allem interessant, weil Aussagen über das Verhältnis vom Teufel zu Gott
gemacht werden. Auf den ersten Blick scheint es, als hätte Gott keine Kontrolle über die Dinge, die
der Teufel auf der Erde treibt. Er kann nicht verhindern, dass sich Mephistopheles an Faust zu
schaffen macht. Erst im weiteren Gesprächsverlauf wird klar, dass der Teufel in seinem ganzen
Tun nur ein Werkzeug Gottes ist, denn er gibt dem Teufel nicht das Recht frei zu handeln, er
gesteht im nur das Recht zuein (eingestehen vs. ein Recht zugestehen), frei zu erscheinen. Er
geht sogar noch einen Schritt weiter und bezeichnet den Teufel als einen Schalk. Dieses Wort
bezeichnet ein Wesen, das gerne mit andern einen Spass treibt, seine Wurzeln hat es im
althochdeutschen Wort scalk, was so viel wie Knecht, Unfreier und Sklave bedeutet. (gute
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Ausführung. Allerdings wäre dafür auch ein Quellennachweis nötig.) Gott sieht den Teufel folglich
offenkundig als seinen Knecht an. Er sagt auch, wozu ihm dieser Knecht diente, doch um seinen
Dienst zu verstehen, muss ich weiter ausholen und die Ansprüche, die Gott an die Menschen
richtet, erklären. In den meisten christlichen Konfessionen ist der Glaube an Gott das Wichtigste,
bei vielen Christen ist der Glaube an Gott so stark, dass er nicht mehr als Glaube, sondern als
Fakt empfunden wird. Dabei verschwinden alle Zweifel. Dieser bedingungslose Glaube ist für
Christen das höchste Ziel, erst wenn sie diesen Zustand erreicht haben, sind sie frei von Zweifeln
und finden Ruhe. Eben diese Ruhe und Zweifellosigkeit ist dem Gott im Faust zuwider. Er möchte
keine ruhigen Menschen, sondern solche, die vom Zweifel geplagt werden. Damit die Menschen
niemals völlig zweifelsfrei sind, benutzt Gott den Teufel. Er selbst drückt das eben Beschriebene in
folgenden Worten aus: „Des Menschen Tätigkeit kann allzu leicht erschlaffen,/Er liebt sich bald die
unbedingte Ruh;/Drum geb ich gern ihm den Gesellen zu,/Der reizt und wirkt, und muss, als Teufel
schaffen.“ Auch der Teufel scheint sich dieser unfreiwilligen Knechtschaft bewusst zu sein, denn im
Gespräch mit Faust stellt er sich als ein Teil jener Kraft vor, „welche stets das Böse will und stets
das Gute schafft“. (Ich bin mir an dieser Stelle nicht sicher, ob das genau so aufzufassen ist.)
Daher stellt sich die Frage, warum sich der Teufel auf eine Wette mit Gott einlässst , wenn er doch
genau weiss, dass er immer Gott dient. Es wäre also möglich, dass auch der Teufel etwas
Besonderes in Faust sieht, eine Möglichkeit der Knechtschaft zu entkommen.
3. Pakt und Wette mit Faust
Kaum ist die Wette mit Gott geschlossen, macht sich der Teufel ans Werk. Er schleicht sich in
Gestalt eines Pudels in die Stube von Faust und offenbart erst dort sein wahres Gesicht. Faust
zeigt sich sofort sehr interessiert an Mephistopheles und fragt diesen sogleich, ob sie nicht einen
Pakt abschliessen könnten. Es mag befremdlich erscheinen, dass ein Mann der im ausgehenden
Mittelalter lebte dem Teufel so stark zugeneigt ist. Doch Fausts Situation in Kombination mit
seinem Wesen macht diese Zuneigung verständlich. Faust ist ein alter Mann, sein Leben neigt sich
langsam dem Ende zu. Er ist ein Gelehrter, studierte Philosophie, Juristerei, Medizin und
Theologie und musste nach dem Studium feststellen, dass ihm keines der Fächer eine neue
Erkenntnis brachte (gebracht hat?). Die Unwissenheit und die Unmöglichkeit neue Erkenntnisse in
den wichtigen Fragen des Lebens zu gewinnen quälen Faust. Trotzdem schätzt er sich klüger als
alle anderen Doktoren und Magister, denn er ist der Mensch, der frei von Zweifeln, Skrupel und
Ängsten ist. Doch diese Qualitäten sind auch seine grösste Pein, denn sie lassen ihn die Welt und
die Menschheit so wahrnehmen, wie sie tatsächlich sind und lassen dabei keine Illusionen zu. Die
unverblendete Realitätswahrnehmung entreisst Fausts Leben jede Freude und Hoffnung. Durch
Magie will er diese Qualitäten, welche ihn ein Leben lang quälten, endlich nutzen. Also ruft er den
Erdgeist an, um zu erfahren, was es ist, dass die Welt im Innersten zusammenhält. Als dieser
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erscheint, ist es Faust zuerst nicht möglich, dem Anblick des Geistes standzuhalten, nach einem
kurzen Wortwechsel macht der Geist Faust klar, dass er nicht fähig sei, die Antwort auf die Frage
nach dem Sinn des Lebens zu begreifen und verschwindet.
In diesem Moment muss Faust verstanden haben, dass sein Leiden ein sinnloses war, denn seine
Gaben sind nicht genug, die grossen Fragen dieser Welt zu klären. In dieser Verzweiflung fasst
Faust den Entschluss, seinem Leben und damit auch seinem Leiden ein Ende zu machen. Doch
als er diesen Entschluss in die Tat umsetzen will, ertönen von der Strasse Gesänge, die das
Osterfest einleiten. Die Gesänge wecken in Faust Erinnerungen an seine Jugend und Kindheit. Die
Auferstehung Christi ist auch die Auferstehung Fausts, er wagt sich an der Seite seines Famulus
Wagners heraus aus dem Studierzimmer mitten unter die Leute. Dort scheint er sich fürs Erste
wohl zu fühlen. Dieses Wohlgefühl drückt er mit folgenden Worten aus: „Hier bin ich Mensch, hier
darf ich’s sein.“ Die Leute an dem Volksfest fühlen sich durch Fausts Besuch geehrt und danken
ihm und seinen Vater für die Rettung vieler Kranker. Dieser Dank lässt Fausts schlechte Stimmung
wieder aufkommen, denn er und sein Vater haben durch ihre Arzneien mehr Menschen getötet als
gerettet. In dieser Situation offenbart sich Faust dem Wagner und erklärt ihm sein Dilemma. Denn
in Fausts Brust wohnen zwei Seelen: Die eine sehnt sich nach der Aufklärung grosser Fragen, die
andere nach der Befriedigung primitiver menschlicher Triebe. Da das Begehren der einen Seele
unmöglich zu erfüllen ist, bleibt Faust nur noch die Befriedigung niedriger menschlicher Triebe.
Aber selbst das dürfte nicht leicht werden, denn er ist - wie schon erwähnt - relativ alt. Der
Teufelspakt stellt für Faust, der sich in dieser schwierigen Situation befindet, eine annehmbare
Möglichkeit dar, um doch noch die Freuden dieser Erde zu erleben. Aber Mephistopheles reagiert
auf die Frage Fausts nach dem Abschluss eines Paktes eher abweisend und vertröstet Faust auf
den nächsten Tag. Dieser möchte den Teufel in seiner Verzweiflung nicht gehen lassen, also
wendet Mephistopheles Zauberei an um sich von Faust loszureissen.
Am nächsten Morgen erscheint Mephistopheles wie versprochen um den Pakt zu schliessen. Aber
was bedeutet es überhaupt einen Teufelspakt zu schliessen? Der Faust Goethes bezieht sich auf
eine historische Figur Namens Georg Faustus. Nach dem Tod des historischen Faustus begannen
viele Menschen, darunter vor allem Anhänger Luthers, Geschichten über ihn zu erzählen, in denen
es hiess, dass Faustus ein Zauberer war und einen Pakt mit dem Teufel eingegangen sei. Einige
Jahre später hielt ein anonymer Autor diese Geschichte in einem Buch fest. Der Teufelspakt nimmt
dort eine zentrale Rolle ein. Faustus verkauft seine Seele an den Teufel, im Gegenzug befreit der
Teufel ihn für 24 Jahre von allen menschlichen Einschränkungen. Nach Ablauf der 24 Jahre
ermordet der Teufel Faustus und entwendet ihm seine Seele. (Quellenangabe)
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In Goethes Faust nimmt der Pakt einen anderen Verlauf. Zuerst schlägt Mephisopheles Faust
einen Pakt vor, der dem des Vorbild Faustes sehr ähnlich ist. Er schlägt vor, Faust das Leben
losgebunden und frei erleben zu lassen. Dafür fühlt sich Faust aber schon zu alt und spielt wieder
mit dem Gedanken des Freitodes. Darauf macht ihm Mephistopheles gleich ein neues Angebot. Er
möchte Faust auf seinem Lebensweg begleiten als sein Geselle, sein Knecht. An diesem Angebot
zeigt sich Faust sogleich interessiert und fragt nach seinem Preis. Als Mephistopheles Faust
erklärt, dass er ihm im Diesseits sein Diener sein wolle, wenn er ihm dasselbe im Jenseits sei,
meint Faust, dass für ihn nur das Diesseits wichtig sei. Mephistopheles versteht das als Einwilligen
in den Pakt, doch Faust klärt ihn sofort über die Bedingungen auf, die ihm am liebsten wären:
„Werd ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen;/ So sei es gleich um mich getan!/Kannst du mich
schmeichelnd je belügen/ Dass ich mir selbst gefallen mag,/Kannst du mich mit Genuss
betriegen;/Das sei für mich der letzte Tag!/Die Wette biet ich!“ Mephistopheles willigt sofort ein und
Faust präzisiert seine Forderung: „Werd ich zum Augenblicke sagen:/Verweile doch! Du bist so
schön!/Dann magst du mich in Fesseln schlagen,/Dann will ich gerne zugrunde gehen!/Dann mag
die Totenglocke schallen,/Dann bist du deines Dienstes frei,/Die Uhr mag stehen, der Zeiger
fallen,/Es ist die Zeit für mich vorbei!“ Faust muss den Pakt, der eher einer Wette gleichkommt, mit
Blut besiegeln.
Dieses Ritual zum Abschluss des Paktes ist das einzige, was der Teufel am Pakt bestimmen
konnte. Die Bedingungen des Pakts wurden alle alleine von Faust vorgeben. Das macht den
Anschein, als würde er dem Teufel diktieren, bevor jener sich auf den Pakt einliess. Doch steckt
hinter dieser vermeintdlichen Freiheit Fausts vielleicht nicht doch eine Tücke des Teufels? Für
Mephistopheles ist es wichtig, dass Faust auch im Sterben den Pakt nicht bereut und sich nicht
Gott zuwendet, ansonsten hätte er die Wette gegen Gott verloren. Daher ist die Wette, die Faust
Mephistopheles vorschlägt, ideal, um Gott zu besiegen, da Faust, wenn er stirbt, glücklich sein will
und er deshalb nicht aus Furcht im letzten Moment doch noch zu Gott findet. Ausserdem hat die
Wette den Vorteil, dass sie Faust eine Überlegenheit vorgaukelt, die ihn glauben macht, dass die
Wette für ihn vorteilhaft ausgehen muüsse. (Gute Schlussfolgerungen) Hat er das tatsächlich nicht
durchschaut und ist dem Teufel auf den Leim gegangen? Faust ist ein Gelehrter, er hat
Philosophie, Juristerei, Medizin und Theologie studiert. Er muss sich in seinem Leben oft mit Gott
und dem Jenseits auseinandergesetzt haben. Dabei ist er zum Schluss gekommen, dass es kein
Jenseits gebeibt. SoDaher ist es für ihn auch kein Problem, die Wette einzugehen. Selbst wenn er
sie verliert und glücklich sterben kann, hat er gewonnen, denn die Rechnung mit dem Teufel muss
er im Jenseits begleichen und an dessenren Existenz glaubt er nicht. Faust teilt wohl die Ansicht
des Dichters, der im Vorspiel vorkommt. Dieser sagte: „Wer sichert den Olymp, vereinet
Götter?/Des Menschen Kraft im Dichter offenbart.“ (Das verstehe ich anders)
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Kommentar
Positiv:
•
Hinter deinem Text steckt viel Überlegung: Du formulierst am Anfang, was du machen willst
und baust deinen Text konsequent nach dieser Vorgabe auf.
•
Du arbeitest nahe am Text und kommentierst/interpretierst scharfsinnig.
•
Du formulierst stilsicher. Schau dir aber dennoch meine Korrekturen am Text an.
Negativ:
•
Nicht direkt ein negativer Punkt, eher ein Gedankenanstoss: In deiner Einleitung sagst du,
was du machen willst. Es fehlt aber eine These/Fragestellung. Daher ist dein Text über
weite Strecken eher ein Kommentar. Eine These hingegen würde dich mehr zum
Argumentieren animieren, was, im Vergleich mit dem Kommentieren, wohl spannender ist.
•
Quellenangaben: Es ist offensichtlich, dass du dich auch noch abseits des Dramentexts
'schlau' gemacht hast. Zu deinen Angaben zur Etymologie, Stoffgeschichte udg. solltest du
aber die Quellen anführen. Auch ist es nötig/möglich die Zitate aus dem Faust genauer
anzugeben (Szenen- und Zeilenangabe).
•
'Steuerzeichen': Zum einen sind mir im Text mehrfach überzählige Leerzeichen aufgefallen,
zum andern liest sich ein derart grosser Textblock wie dein Unterkapitel 3, der sich 2A4Seiten erstreckt, nicht so angenehm. Arbeite doch mit Absätzen (Ich habe sie probeweise
einmal eingefügt.)
Anmerkung/Frage: Aus deiner Arbeit erkenne ich nicht, wie du gearbeitet hast. Hast du sekundäre
Quellen/'externe Hilfe' in Anspruch genommen (was keineswegs verboten, nein, im Gegenteil
sogar sinnvoll ist)? Überblickend kann ich sagen, dass deine Arbeit sich, was ihre Disposition
betrifft, auf einem hohen Level bewegt. Sie hat, wenn du den Umgang mit den Sekundärtexten
noch optimierst, durchaus Universitätsniveau.