Pakte und Wetten in Goethes Faust
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Pakte und Wetten in Goethes Faust
Lobo Lutz, Unterrichtsfach Deutsch Modul Nr. 2 von Nora Thema: Modularbeit Sturm und Drang 11'700 Zeichen ergibt 8 Pt. Seite 1 von 5 Bewertung: gut-sehr gut Pakte und Wetten in Goethes Faust 1. Einleitung Ich fand es sehr interessant, wie Goethe sich mit dem Thema Teufelspakt in seinem Faust auseinandersetzt, da es in der Volksliteratur schon ein grosses Repertoire an Sagen gibt, die sich ebenfalls dieses Motivs bedienen. Im Folgenden werde ich mich mit den Wetten und dem Teufelspakt im Faust befassen sowie die Verführungsmittel, die der Teufel anwendet, genauer untersuchen. 2. Die erste Wette Im Prolog gibt es eine Szene, in der Mephistopheles und Gott aufeinandertreffen. Am Anfang der Szene sprechen die himmlischen Heerscharen über die Erde, sie loben ihren Herrn für das grossartige Werk. Nur Mephistopheles ist davon nicht begeistert. Er konzentriert sich bei der Betrachtung der Erde auf das Menschengeschlecht, welches auf Erden leidet, weil Gott ihm die Vernunft gab, die es nicht richtig zu gebrauchen weiss. Er sagt sogar zu dem Herrn: „Die Menschen dauern mich in ihren Jammertagen, / Ich mag sogar die armen selbst nicht plagen.“ (Zitatnachweis, gilt auch für alle Folgenden...) Darauf spricht der Herr Mephistopheles auf Doktor Faust an. Er ist der Meinung, dass Faust einen besonderen Nutzen für ihn haben werde, sobald er ihn in die Klarheit führet. Mephisopheles, der verstanden hatte, wie wichtig Faust für den Herrn ist, schlägt ihm eine Wette vor: „Was wettet ihr? Den sollt Ihr noch verlieren, /Wenn Ihr mir die Erlaubnis gebt/Ihn meine Strasse sacht zu führen!“ Der Herr geht diese Wette sofort ein, denn er ist sich seines Sieges sicher : „Ein guter Mensch in seinem dunklen Drang / ist sich des rechten Weges wohl bewusst.“ Bei der Wette stehen die Ideologien der beiden auf dem Spiel. Derjenige, der verliert, verliert seine Glaubwürdigkeit und auch seine Ehre, während der Gewinner triumphieren darf. Der Prolog ist aber vor allem interessant, weil Aussagen über das Verhältnis vom Teufel zu Gott gemacht werden. Auf den ersten Blick scheint es, als hätte Gott keine Kontrolle über die Dinge, die der Teufel auf der Erde treibt. Er kann nicht verhindern, dass sich Mephistopheles an Faust zu schaffen macht. Erst im weiteren Gesprächsverlauf wird klar, dass der Teufel in seinem ganzen Tun nur ein Werkzeug Gottes ist, denn er gibt dem Teufel nicht das Recht frei zu handeln, er gesteht im nur das Recht zuein (eingestehen vs. ein Recht zugestehen), frei zu erscheinen. Er geht sogar noch einen Schritt weiter und bezeichnet den Teufel als einen Schalk. Dieses Wort bezeichnet ein Wesen, das gerne mit andern einen Spass treibt, seine Wurzeln hat es im althochdeutschen Wort scalk, was so viel wie Knecht, Unfreier und Sklave bedeutet. (gute Lobo Lutz, Unterrichtsfach Deutsch Thema: Modularbeit Sturm und Drang Seite 2 von 5 Ausführung. Allerdings wäre dafür auch ein Quellennachweis nötig.) Gott sieht den Teufel folglich offenkundig als seinen Knecht an. Er sagt auch, wozu ihm dieser Knecht diente, doch um seinen Dienst zu verstehen, muss ich weiter ausholen und die Ansprüche, die Gott an die Menschen richtet, erklären. In den meisten christlichen Konfessionen ist der Glaube an Gott das Wichtigste, bei vielen Christen ist der Glaube an Gott so stark, dass er nicht mehr als Glaube, sondern als Fakt empfunden wird. Dabei verschwinden alle Zweifel. Dieser bedingungslose Glaube ist für Christen das höchste Ziel, erst wenn sie diesen Zustand erreicht haben, sind sie frei von Zweifeln und finden Ruhe. Eben diese Ruhe und Zweifellosigkeit ist dem Gott im Faust zuwider. Er möchte keine ruhigen Menschen, sondern solche, die vom Zweifel geplagt werden. Damit die Menschen niemals völlig zweifelsfrei sind, benutzt Gott den Teufel. Er selbst drückt das eben Beschriebene in folgenden Worten aus: „Des Menschen Tätigkeit kann allzu leicht erschlaffen,/Er liebt sich bald die unbedingte Ruh;/Drum geb ich gern ihm den Gesellen zu,/Der reizt und wirkt, und muss, als Teufel schaffen.“ Auch der Teufel scheint sich dieser unfreiwilligen Knechtschaft bewusst zu sein, denn im Gespräch mit Faust stellt er sich als ein Teil jener Kraft vor, „welche stets das Böse will und stets das Gute schafft“. (Ich bin mir an dieser Stelle nicht sicher, ob das genau so aufzufassen ist.) Daher stellt sich die Frage, warum sich der Teufel auf eine Wette mit Gott einlässst , wenn er doch genau weiss, dass er immer Gott dient. Es wäre also möglich, dass auch der Teufel etwas Besonderes in Faust sieht, eine Möglichkeit der Knechtschaft zu entkommen. 3. Pakt und Wette mit Faust Kaum ist die Wette mit Gott geschlossen, macht sich der Teufel ans Werk. Er schleicht sich in Gestalt eines Pudels in die Stube von Faust und offenbart erst dort sein wahres Gesicht. Faust zeigt sich sofort sehr interessiert an Mephistopheles und fragt diesen sogleich, ob sie nicht einen Pakt abschliessen könnten. Es mag befremdlich erscheinen, dass ein Mann der im ausgehenden Mittelalter lebte dem Teufel so stark zugeneigt ist. Doch Fausts Situation in Kombination mit seinem Wesen macht diese Zuneigung verständlich. Faust ist ein alter Mann, sein Leben neigt sich langsam dem Ende zu. Er ist ein Gelehrter, studierte Philosophie, Juristerei, Medizin und Theologie und musste nach dem Studium feststellen, dass ihm keines der Fächer eine neue Erkenntnis brachte (gebracht hat?). Die Unwissenheit und die Unmöglichkeit neue Erkenntnisse in den wichtigen Fragen des Lebens zu gewinnen quälen Faust. Trotzdem schätzt er sich klüger als alle anderen Doktoren und Magister, denn er ist der Mensch, der frei von Zweifeln, Skrupel und Ängsten ist. Doch diese Qualitäten sind auch seine grösste Pein, denn sie lassen ihn die Welt und die Menschheit so wahrnehmen, wie sie tatsächlich sind und lassen dabei keine Illusionen zu. Die unverblendete Realitätswahrnehmung entreisst Fausts Leben jede Freude und Hoffnung. Durch Magie will er diese Qualitäten, welche ihn ein Leben lang quälten, endlich nutzen. Also ruft er den Erdgeist an, um zu erfahren, was es ist, dass die Welt im Innersten zusammenhält. Als dieser Lobo Lutz, Unterrichtsfach Deutsch Thema: Modularbeit Sturm und Drang Seite 3 von 5 erscheint, ist es Faust zuerst nicht möglich, dem Anblick des Geistes standzuhalten, nach einem kurzen Wortwechsel macht der Geist Faust klar, dass er nicht fähig sei, die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens zu begreifen und verschwindet. In diesem Moment muss Faust verstanden haben, dass sein Leiden ein sinnloses war, denn seine Gaben sind nicht genug, die grossen Fragen dieser Welt zu klären. In dieser Verzweiflung fasst Faust den Entschluss, seinem Leben und damit auch seinem Leiden ein Ende zu machen. Doch als er diesen Entschluss in die Tat umsetzen will, ertönen von der Strasse Gesänge, die das Osterfest einleiten. Die Gesänge wecken in Faust Erinnerungen an seine Jugend und Kindheit. Die Auferstehung Christi ist auch die Auferstehung Fausts, er wagt sich an der Seite seines Famulus Wagners heraus aus dem Studierzimmer mitten unter die Leute. Dort scheint er sich fürs Erste wohl zu fühlen. Dieses Wohlgefühl drückt er mit folgenden Worten aus: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.“ Die Leute an dem Volksfest fühlen sich durch Fausts Besuch geehrt und danken ihm und seinen Vater für die Rettung vieler Kranker. Dieser Dank lässt Fausts schlechte Stimmung wieder aufkommen, denn er und sein Vater haben durch ihre Arzneien mehr Menschen getötet als gerettet. In dieser Situation offenbart sich Faust dem Wagner und erklärt ihm sein Dilemma. Denn in Fausts Brust wohnen zwei Seelen: Die eine sehnt sich nach der Aufklärung grosser Fragen, die andere nach der Befriedigung primitiver menschlicher Triebe. Da das Begehren der einen Seele unmöglich zu erfüllen ist, bleibt Faust nur noch die Befriedigung niedriger menschlicher Triebe. Aber selbst das dürfte nicht leicht werden, denn er ist - wie schon erwähnt - relativ alt. Der Teufelspakt stellt für Faust, der sich in dieser schwierigen Situation befindet, eine annehmbare Möglichkeit dar, um doch noch die Freuden dieser Erde zu erleben. Aber Mephistopheles reagiert auf die Frage Fausts nach dem Abschluss eines Paktes eher abweisend und vertröstet Faust auf den nächsten Tag. Dieser möchte den Teufel in seiner Verzweiflung nicht gehen lassen, also wendet Mephistopheles Zauberei an um sich von Faust loszureissen. Am nächsten Morgen erscheint Mephistopheles wie versprochen um den Pakt zu schliessen. Aber was bedeutet es überhaupt einen Teufelspakt zu schliessen? Der Faust Goethes bezieht sich auf eine historische Figur Namens Georg Faustus. Nach dem Tod des historischen Faustus begannen viele Menschen, darunter vor allem Anhänger Luthers, Geschichten über ihn zu erzählen, in denen es hiess, dass Faustus ein Zauberer war und einen Pakt mit dem Teufel eingegangen sei. Einige Jahre später hielt ein anonymer Autor diese Geschichte in einem Buch fest. Der Teufelspakt nimmt dort eine zentrale Rolle ein. Faustus verkauft seine Seele an den Teufel, im Gegenzug befreit der Teufel ihn für 24 Jahre von allen menschlichen Einschränkungen. Nach Ablauf der 24 Jahre ermordet der Teufel Faustus und entwendet ihm seine Seele. (Quellenangabe) Lobo Lutz, Unterrichtsfach Deutsch Thema: Modularbeit Sturm und Drang Seite 4 von 5 In Goethes Faust nimmt der Pakt einen anderen Verlauf. Zuerst schlägt Mephisopheles Faust einen Pakt vor, der dem des Vorbild Faustes sehr ähnlich ist. Er schlägt vor, Faust das Leben losgebunden und frei erleben zu lassen. Dafür fühlt sich Faust aber schon zu alt und spielt wieder mit dem Gedanken des Freitodes. Darauf macht ihm Mephistopheles gleich ein neues Angebot. Er möchte Faust auf seinem Lebensweg begleiten als sein Geselle, sein Knecht. An diesem Angebot zeigt sich Faust sogleich interessiert und fragt nach seinem Preis. Als Mephistopheles Faust erklärt, dass er ihm im Diesseits sein Diener sein wolle, wenn er ihm dasselbe im Jenseits sei, meint Faust, dass für ihn nur das Diesseits wichtig sei. Mephistopheles versteht das als Einwilligen in den Pakt, doch Faust klärt ihn sofort über die Bedingungen auf, die ihm am liebsten wären: „Werd ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen;/ So sei es gleich um mich getan!/Kannst du mich schmeichelnd je belügen/ Dass ich mir selbst gefallen mag,/Kannst du mich mit Genuss betriegen;/Das sei für mich der letzte Tag!/Die Wette biet ich!“ Mephistopheles willigt sofort ein und Faust präzisiert seine Forderung: „Werd ich zum Augenblicke sagen:/Verweile doch! Du bist so schön!/Dann magst du mich in Fesseln schlagen,/Dann will ich gerne zugrunde gehen!/Dann mag die Totenglocke schallen,/Dann bist du deines Dienstes frei,/Die Uhr mag stehen, der Zeiger fallen,/Es ist die Zeit für mich vorbei!“ Faust muss den Pakt, der eher einer Wette gleichkommt, mit Blut besiegeln. Dieses Ritual zum Abschluss des Paktes ist das einzige, was der Teufel am Pakt bestimmen konnte. Die Bedingungen des Pakts wurden alle alleine von Faust vorgeben. Das macht den Anschein, als würde er dem Teufel diktieren, bevor jener sich auf den Pakt einliess. Doch steckt hinter dieser vermeintdlichen Freiheit Fausts vielleicht nicht doch eine Tücke des Teufels? Für Mephistopheles ist es wichtig, dass Faust auch im Sterben den Pakt nicht bereut und sich nicht Gott zuwendet, ansonsten hätte er die Wette gegen Gott verloren. Daher ist die Wette, die Faust Mephistopheles vorschlägt, ideal, um Gott zu besiegen, da Faust, wenn er stirbt, glücklich sein will und er deshalb nicht aus Furcht im letzten Moment doch noch zu Gott findet. Ausserdem hat die Wette den Vorteil, dass sie Faust eine Überlegenheit vorgaukelt, die ihn glauben macht, dass die Wette für ihn vorteilhaft ausgehen muüsse. (Gute Schlussfolgerungen) Hat er das tatsächlich nicht durchschaut und ist dem Teufel auf den Leim gegangen? Faust ist ein Gelehrter, er hat Philosophie, Juristerei, Medizin und Theologie studiert. Er muss sich in seinem Leben oft mit Gott und dem Jenseits auseinandergesetzt haben. Dabei ist er zum Schluss gekommen, dass es kein Jenseits gebeibt. SoDaher ist es für ihn auch kein Problem, die Wette einzugehen. Selbst wenn er sie verliert und glücklich sterben kann, hat er gewonnen, denn die Rechnung mit dem Teufel muss er im Jenseits begleichen und an dessenren Existenz glaubt er nicht. Faust teilt wohl die Ansicht des Dichters, der im Vorspiel vorkommt. Dieser sagte: „Wer sichert den Olymp, vereinet Götter?/Des Menschen Kraft im Dichter offenbart.“ (Das verstehe ich anders) Lobo Lutz, Unterrichtsfach Deutsch Thema: Modularbeit Sturm und Drang Seite 5 von 5 Kommentar Positiv: • Hinter deinem Text steckt viel Überlegung: Du formulierst am Anfang, was du machen willst und baust deinen Text konsequent nach dieser Vorgabe auf. • Du arbeitest nahe am Text und kommentierst/interpretierst scharfsinnig. • Du formulierst stilsicher. Schau dir aber dennoch meine Korrekturen am Text an. Negativ: • Nicht direkt ein negativer Punkt, eher ein Gedankenanstoss: In deiner Einleitung sagst du, was du machen willst. Es fehlt aber eine These/Fragestellung. Daher ist dein Text über weite Strecken eher ein Kommentar. Eine These hingegen würde dich mehr zum Argumentieren animieren, was, im Vergleich mit dem Kommentieren, wohl spannender ist. • Quellenangaben: Es ist offensichtlich, dass du dich auch noch abseits des Dramentexts 'schlau' gemacht hast. Zu deinen Angaben zur Etymologie, Stoffgeschichte udg. solltest du aber die Quellen anführen. Auch ist es nötig/möglich die Zitate aus dem Faust genauer anzugeben (Szenen- und Zeilenangabe). • 'Steuerzeichen': Zum einen sind mir im Text mehrfach überzählige Leerzeichen aufgefallen, zum andern liest sich ein derart grosser Textblock wie dein Unterkapitel 3, der sich 2A4Seiten erstreckt, nicht so angenehm. Arbeite doch mit Absätzen (Ich habe sie probeweise einmal eingefügt.) Anmerkung/Frage: Aus deiner Arbeit erkenne ich nicht, wie du gearbeitet hast. Hast du sekundäre Quellen/'externe Hilfe' in Anspruch genommen (was keineswegs verboten, nein, im Gegenteil sogar sinnvoll ist)? Überblickend kann ich sagen, dass deine Arbeit sich, was ihre Disposition betrifft, auf einem hohen Level bewegt. Sie hat, wenn du den Umgang mit den Sekundärtexten noch optimierst, durchaus Universitätsniveau.