Dunja Hayali - Fernseh - Frontfrau mit sportlichen Wurzeln und
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Dunja Hayali - Fernseh - Frontfrau mit sportlichen Wurzeln und
or einigen Monaten, beim Neujahrsempfang des Deutschen Olympischen Sportbundes, führte eine kleine, junge Frau gekonnt durch das Programm. Dunja Hayali, Co-Moderatorin im "Heute-Journal" des ZDF, ging dabei so locker mit dem Thema Sport um, dass sich eine engere Beziehung dazu vermuten ließ. Zugleich brachte sie dem Auditorium im Kaisersaal des Frankfurter Rathauses "Römer" den Jahresschwerpunkt des DOSB "Frauen gewinnen" nahe. Die Dreiunddreißigjährige stellt selbst ein gutes Beispiel dafür dar, wie man sich in der Männerwelt erfolgreich behauptet. Der Sport ist ihr dabei bis auf den heutigen Tag eine Leidenschaft, die ihr Freude und Lebenskraft gibt. V Die Tatsache, dass ihre Eltern aus dem Irak stammen, legt erst einmal klischeehaft einen Fehlschluss nahe. Vater und Mutter sind nicht, wie man annehmen könne, wegen ihres christlichen Glaubens unter Sadam Hussein politisch verfolgt worden und deshalb in den Westen geflüchtet. Vielmehr verließen sie schon in den fünfziger Jahren die Stadt Mossul im Norden des Landes völlig undramatisch, um in Österreich Medizin (der Vater), und Pharmazie (die Mutter), zu studieren. Dauerhaft wurde daraus in Datteln die bürgerliche Existenz einer Arztpraxis, in der das Ehepaar zusammen arbeitete. In der Kleinstadt mit heute 35.000 Einwohnern, wo vier Kanäle einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt bilden, wurde Dunja Hayali 1975 geboren. Hier im nördlichen Ruhrgebiet, wo das Industrierevier in die sanfte Landschaft des Münsterlands übergeht, verbrachte sie "eine wunderbare Kindheit. Wir haben viel draußen gespielt, auch oft gekickt. Als Dreijährige war ich in einen siebenjährigen Jungen verliebt. Bald teilte ich seine Begeisterung für Fußball und für Borussia Mönchengladbach." Die Anhänglichkeit hält bis zum heutigen Tag, trotz der bedrohlichen Lage "der Fohlen". Die Herkunft ihrer Eltern ist für sie nach wie vor von großer Bedeutung: "Auch wenn ich nicht im Irak geboren bin, schlagen doch zwei Herzen in meiner Brust. Ich fühle deutsch, und ich fühle arabisch." Dunja wuchs als Kind des Ruhrgebiets in wohltuender Normalität auf. Sie brachte sich in die Gemeinschaft ein, ob als Messdienerin in der katholischen Kirche oder in mehreren Sportvereinen, in denen sie Judo betrieb, Volleyball spielte und im Tennis so gut wurde, dass sie über eine Profikarriere nachdachte. "Aber irgendwann habe ich den Schläger an die Wand gehängt, habe mich für meine gewohnte Umgebung und für das Studium entschieden." An der Deutschen Sporthochschule in Köln studierte sie Medien- und Kommunikationswissenschaften. Damit setzte sie eine Absicht um, die sie schon als Dreizehnjährige fest im Visier hatte: "Ich wollte unbedingt Sportreporterin werden." Warum? "Ich hatte die Vorstellung, dass der Sportre- Dunja Hayali - Fernseh Frontfrau mit sportlichen Wurzeln und Ambitionen Von Steffen Haffner porter das ganze Jahr durch die Welt reist und viel mit Sportlern zu tun hat. Und der Sport hat mich fasziniert, zumal es die große Zeit von Boris Becker und Steffi Graf war und ich viel am Fernseher hing." Mit 24 Jahren wurde sie freie Sportmoderatorin bei der "Deutschen Welle, Radio" in Bonn. Nebenbei volontierte sie bei einer Fernseh-Produktionsfirma und erwarb so das handwerkliche Rüstzeug für ihre spätere Karriere. 2006 wechselte sie zur "Deutschen Welle TV" nach Berlin. Ein Jahr später erhielt sie einen Anruf vom "Heute-Journal"-Chef Claus Kleber, der sie zum ZDF holte. Hier moderiert sie die "Heute"-Nachrichten am Nachmittag, bringt sich frühmorgens von 5.30 Uhr an beim Morgenmagazin ein und sorgt beim "Heute-Journal", meist an der Seite von Steffen Seibert, für eine lockere Note. Seit April 2007 pendelt sie wochenweise zwischen ihrem ersten Wohnort Berlin-Kreuzberg und Mainz. "Wenn der Job Spaß macht, nimmt man diese Anstrengung gerne auf sich. Und das ist mein Traumberuf." Viel Zeit bleibt nicht mehr für ihre sportlichen Hobbys. Um sich fit zu halten, joggt sie regelmäßig mit ihrer Golden Retriever-Hündin "Emma". Im Urlaub surft und taucht sie gern, entspannt sich im Winter beim Skifahren und "Snowboarden". In den Live-Sendungen weiß sie, dass sich die Blicke von Millionen Fernsehzuschauern auf sie richten und jedes Wort sitzen muss. "Wir haben als Moderatoren eine wahnsinnige Verantwortung, aber wir operieren auch nicht am offenen Herzen." Dunja Hayali spürt eine besondere Verpflichtung gegenüber jungen Frauen, die an ihr sehen, dass jede eine Chance hat, sich durchzusetzen und Karriere zu machen. "Ich fülle diese Rolle gerne aus und habe ja auch viel Kontakt zu Jüngeren, die sich ermutigt fühlen durch jemanden wie mich. Und es ist schön zu hören, dass man die jungen Frauen durch das eigene Vorbild motivieren kann." Gerade Spitzensportlerinnen sieht sie als wichtige Leitfiguren: "Steffi Jones zum Beispiel hat es auch geschafft, als Organisations-Chefin für die Fußball-WM der Frauen 2011 in eine Position zu gelangen, in der sie etwas bewegen kann. Franziska van Almsick gestaltet jetzt als Stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Sporthilfe den Sport mit." Solche Persönlichkeiten ermuntern die nachrückenden jungen Frauen, über exzellente Leistungen selbst den Erfolg zu suchen - wie Dunja Hayali. 27