Projektmappe Hybride Räume - future.lab

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Projektmappe Hybride Räume - future.lab
HYRBIDE RÄUME
„Hybride Räume“
Technische Universität Wien
Department für Raumplanung
Örtliche Raumplanung
raum ifoer
Buchpräsentatio
Katharina K
da Silva
16. April 2012
19.30 Uhr
Hörsaal 17
Hybride Räume
future.lab 2014
Institut für Städtebau,
Landschaftsarchitektur und Entwerfen
Fachbereich Städtebau
Christoph Luchsinger
stb.tuwien.ac.at
Titel
Mutation städtischer Siedlungss
in Recife/Brasilien
Technischen Universität Wien
Karlsplatz 13, E 260 / S
Stiege 1, 1. Stock
1040 Wien
Im Rahmen der forschungsgeleiteten Lehrveranstaltung future.lab 14 sollte ein
stimulierender Überblick über verschiedene Aspekte hybrider Räume gegeben
werden. Gemeinsam begaben
Studierende,
Lehrende und Gäste
auf die
Begrüßungsich
und Vorstellung
des Buchs
Viele StadtbewohnerInnen
gest
Suche nach solchen Räumen
in Wien. In kleinen eigenverantwortlichen
Projekten
durch bauliche
Interventionen w
Richard Kisling
konnten individuelle Interessen
im Bezug auf diese hybriden Räume
bearbeitet
LIT Verlag
In diesem
Buch zeigen Fallbeisp
stadtregion Recife im Nordosten
und eine Haltung zu ihnen
entwickelt werden.
Erich Raith
Fachbereich Städtebau, TU Wien
Katharina Kirsch-Soriano da Silva
Autorin
Im Anschluss gemeinsamer Ausklang
mit Getränken
Spannungsfeld zwischen formel
implementierter Stadtplanung u
und »bottom up« realisierten ba
der BewohnerInnen. Die Autorin
Veränderungen standardisierter
gen, die von BewohnerInnen ini
gleichzeitig differenzierte Mutat
den Siedlungsstrukturen herbei
Katharina Kirsch-Soriano da Silva, DI Dr.,
Studium der Architektur an der TU Wien;
forscht und arbeitet in den Bereichen
Stadtentwicklung, Stadterneuerung und
sozialer Wohnbau.
Eine studienrichtungsübergreifende Lehrveranstaltung
zwischen Architektur und Raumplanung
Studierende :
Alessandra Angelini, Caterina Epiboli, Ulrich Fries, Ayse Beysa Gurdogan,
Felix Jansky, Martin Kellner, Bianca Kornatowski, Busra Koroglu,
Anela Preldzic, Jennifer Puchner, Barbara Schilhan, Ekaterina Timina,
Yao Wagner, Patrick Weiss, Wenzel Witt-Dörring, Melania Zeni
Betreuerteam:
Christoph Luchsinger, Rudolf Scheuvens,
Stefan Groh, Anna Kokalanova, René Ziegler,
Andreas Lint
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„Eine Stadt ist Stadt wenn sie mit sich selbst
uneins bleibt“ - dieses Zitat von Arno Rauterberg bildete den Ausgangspunkt für das future.
lab 14 - Hybride Räume.
Die Aufgabenstellung ging dabei weit über
architektonische Einzelobjekte hinaus, es beinhaltete Fragen zum Quartier, dem Stadtteil
und der gesamten Stadtlandschaft, aber auch
zu Zwischenräumen, Resträumen und generell
dem alltäglichen Leben und Zusammenleben
der BewohnerInnen. Aufbauend sollten in der
Projektphase – die den Kern der Veranstaltung
bildete – eigene Thesen formuliert und einzel-
Hybride Räume sind vielschichtige und uneindeutige Räume in der Stadt, die in der Überlagerung verschiedenster Qualitäten, Geschwindigkeiten und Interessen entstehen;
im Übergang vom Privaten zum Öffentlichen,
zwischen Anonymität und Gemeinschaft, zwi„Stadt ist Stadt wenn sie
schen Ländern oder Kulturen. Sie entziehen
mit sich selbst uneins bleibt“
sich der geplanten Ordnung, bilden die Ecken
(Rauterberg, 2013)
und Kanten, die Zwischenzonen und Schattierungen der Stadt. Sie wirken oft von außen
chaotisch und unübersichtlich und entwickeln ne Aspekte vertieft und konkretisiert werden.
Stadtforschung wurde als Projektarbeit betrieeine eigene Logik und Dynamik.
ben. Ziel der Lehrveranstaltung war es, durch
Diese Räume entstehen in Nischen und Zwi- die Auseinandersetzung mit dem breiten und
schenräumen der Stadt. Sie sind nicht plan- undefinierten Begriff der Hybriden Räume, eibar, entstehen nicht intentional – im Gegenteil: gene Interessen zu entwickeln und die Grensie verlieren durch ein Zuviel an Planung und zen des interdisziplinären Arbeitens zu testen.
Kontrolle an Vitalität und werden unmöglich Durch die Offenheit in der Auseinandersetgemacht. Genau diese Hybriden Räume sind zung und der Formate und die damit notwenes aber, die in einer Stadt durch Heterogenität digen Entscheidungen im Laufe des Semesters
und Vielfalt erst Urbanität schaffen und dabei führten zu der Entwicklung einer eigenen, arfür die BewohnerInnen wichtige Entfaltungs- gumentierbaren Haltung.
möglichkeiten bieten und identitätsstiftend
wirken.
In der forschungsgeleiteten Lehrveranstaltung future.lab 14 Hybride Räume beschäftigten sich Studierende aus Architektur und
Raumplanung mit eben diesem Phänomen. Am
Anfang stand eine Seminarphase, in der der
Begriff der Hybriden Räume mit Gästen diskutiert, von verschiedenen Seiten beleuchtet,
eingegrenzt oder gar in Frage gestellt wurde.
Was macht diese Räume aus, wo finden sie sich
und wer produziert sie? Welche Potentiale besitzen sie? Wie gehen wir mit diesen Räumen
um? Wie lässt sich die Entstehung von hybriden Räumen stimulieren?
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Barbara Schilhan, E600 Architektur
„Stadt+Rand“
future.lab 2014
Stadt+Rand
Der Stadtrand als Hybrid...
Der Bereich zwischen Stadt und Land sollte doch der perfekte
Ort sein um „Hybride Räume“ zu entdecken, fungiert er doch als
Übergangszone zwischen zwei städtebaulichen Zuständen. Wien
ist zudem eine wachsende Stadt und dehnt sich immer weiter
richtung politischer Stadtgrenze aus. Was passiert also nun am
ehemals Einfamilienhäusern und Kleingärten vorbehaltenen
Stadtrand?
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„Es geht also um den aus Überlagerungen entstandenen hochkomplexen Raum zwischen alten Stadtkernen und dem eindeutig ländlichem
Raum – um den Hybriden LandZwischenStadt.“
Barbara Boczek 2005
Auf der Suche nach Hybridität:
ich würde es noch bereuen, diese Räume sichtbar zu machen. Eine Fotostrecke sollte diese
„Hybriden Räume“ auf Papier bannen.
Wo finde ich nun diese „Hybriden Räume“,
nach unseren gemeinsamen Diskussionen
und Gesprächen mit vermeintlichen Experten, suchte ich nach einem Ort der sich im
Umbruch befindet und der Überlagerungen
aufweist. Eine Zone zwischen zwei Zuständen
– die Zwischenstadt, den Bereich zwischen
Stadt und Land. Der Wiener Stadtrand, der für
mich untre dem Aspekt des Wachstums von
Wien, vielleicht bald nicht mehr nur der Rand,
sondern sehr bald schon Teil einer Großstasdt,
einer zwei-Millionen-Stadt, sein und nicht nur
eine Randerscheinung.
„Hybride Räume“ …sind Räume im Umbruch…
sind Räume der Veränderung…sind Räume der
Überlagerung…sind Räume der Mehrfachnutzung…sind Räume die alles ermöglich…sind
Räume ohne Definition…sind Räume der Zwischennutzung…usw.
Offensichtlich sind diese „Hybriden Räume“
nicht greifbar oder definierbar, was eine Aus- Ich wohne am Stadtrand. Aber was bedeutet
einandersetzung mit der Thematik nicht einfa- das in einer Zeit, in der die Stadt wächst und
cher macht. Ich habe mich dafür entschieden, die Stadt immer weiter an ihre politischen
Was passiert an der politischen Grenze einer Stadt, wenn Stadt und Land immer immer näher an einander rutschen?
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„Stadt+Rand“
future.lab 2014
Grenzen ausdehnt. Noch ist das Klischee des
Einfamilienhaus-Idylls deutlich spürbar, aber
die Stadt drängt sich in ihrem Wachstum in
die Lücken der Randgebiete. Diese freien Flä-
schaftlichen Flächen und sichern somit eine
Grundversorgung der Wiener. Gleich daneben
die kleineren Parzellen der Stadtrandbewohner, die sich selbst versorgen wollen. Jeder
hier hegt und pflegt seine Pflänzchen und Raritäten.
Ist das hybrid? - Es ist das wofür sich jeder
einzelne entschieden hat. Hybrid ist nicht ein
bestimmter räumlicher Zustand sondern, dass
was damit getan wird.
Auf meiner Suche nach dem Hybriden bin ich
immer mehr zu der Überzeugung gekommen,
dass Hybride nicht einfach nur räumliche Situationen sind, sondern von uns dazu gemacht
werden. Der Mensch macht den Raum hybrid
oder nicht. Ein Feld ist nur ein Feld solange es
nicht von einem Individuum als Naherholungsgebiet genutzt wird. Selbst die Stadt ist nur
dann hybrid wenn sie von menschlicher Nutzung und Leben erfüllt ist.
Ich wohne also am Stadtrand, der genauso hybride sein kann wie sein Stadtkern.
Wohnen - Selbstversorgung - Einöde
ehemalige öffentl. Toilette, jetzt Austellungspavillion Essling
chen sind für Wien jene, die noch für
Wachstum erschließbar sind. Die U-Bahnen
werden oder wurden bereits verlängert (U2
bereits bis Seestadt - U1 zur Zeit in Bau bis
Oberlaa und in Richtung Leopoldau bereits
fertig gestellt), durch diese hochfrequente
Anbindung bekommen die einst entlegenen
Randbezirke neue Bedeutung.
Entlang der U-Bahnstationen sprießen die
Wohnbauten aus dem Boden und in Sichtweite
gedeiht die Aussaat am Feld. Hier in der Donaustadt befinden sich noch einige Gärtnereibetriebe mit ihren Glashäusern und landwirt-
„Der bauliche wie gesellschaftliche Gegensatz
von Stadt und Land existiert nicht mehr.“
Löw 2007
„An einem Ort lässt sich - jedenfalls zu einem
gegebenen Zeitpunkt - nur eine einzige Raumgestalt verwirklichen.
Und das gilt auch für hybride Räume.“
Kaltenbrunner 2005
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Caterina Epiboli, Masterstudium Architektur
„Hernals Souterrains“
future.lab 2014
Hernals Souterrains
A story by das Mädchen von nebenan
A fairy-like scenario, settled in the 17th Bezirk, Hernals.
A re-appropriation of the basements by the inhabitants: the
classic use as storeroom will begin to fade out and creative uses
will take over… in these dark rooms the creativity is put to a test,
and ,when it’s successful, the result is outstanding.
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Townsmen are made, not born… but how does
a “perfect citizen” act?
There are some ways of living that fit perfectly
to the countryside, but when translated into a
city they result really difficult to manage.
The factor, which I suppose is the discriminating one in this transfer, is the dimension of the
city.
Let’s take Vienna as example, which is still considered a middle-size city, still far away from
the dimensions of other European metropolis
as Paris and London.
Nevertheless the distances are huge compared with the distances of a village. I mean,
when you were used to live among a community of 1.000 people is not easy to step into a city
of fast 2 million inhabitants, is like trying a size
too big for you. You need a belt.
In the every day life this means that you take
at least 15 minutes to go everywhere, which is
still a ridiculous time gap compared to other
situations where there is a big lack of public
transports, but anyway is wasted time in “running” from one part of the city to another.
Everything is strictly regularized and there is
little space for own movement: the bikes have
their own way, the pedestrians another one,
the sporting people have to train themselves
in park or dedicated spaces, you can’t be loud
after some hours and in certain places.
All these aspects are not so weighty to observe, and instead very helpful to arrange what
would rather be a total urban chaos, but somehow they affect the perception of the city-life.
In the small villages there is more free hand
because your net of acquaintances forgives
you if sometimes you break out of the rules,
it allows more freedom because is based on a
easy system of “do ut des”. Basically a neighbourhood is an extended part of the family,
and this also leads to conflicts, not just happy
collaboration.
This net is lost among the streets of the city:
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most of the citizens don’t know their own
neighbours, and that could be due to the distance between the “place of working” and the
“place of living”: home is just a refuge to sleep,
real life happens outside the four walls of a tiny
flat in the outskirts.
But, of course, there is another side, the good
one, of the coin: I could point out the broad
supply of activities that a city offers you or the
concentration of buzzing working forces, but
I prefer simply recall the feeling of breathing
freedom when you walk through the streets.
When you have the sensation that even if you
would decide to put your life upside down no
one would complain about it.
And then in the city there is a higher probability to step into “little moments of negligible
happiness”, quoting Francesco Piccolo.
Once of these led me into the topic of the my
project.
Jörgerstraße 23, 17th Bezirk, one of the first
days of April, early morning.
I was walking looking carefully around me, I was
looking for something I could define, and then
present, as a Hybrid Space.
What a Hybrid Space should have been, was at
that time not so clear to me: some concepts as
temporary in-between use (Zwischennutzung)
and population involvement had popped up on
my mind, but still the meaning of hybridity was
undefined.
But I knew I should look at those parts of the
city, which shared both the feature of state of
neglect and of potential in the point of view of
the Bezirk’s improvement. A mixed bomb that
just needs to be lighted.
And so, suddenly in Jörgerstraße, I saw at the
ground level an open window, and three persons who invited me for a coffee from inside
the room. Without any hesitation, after that I
pryingly glanced at them, as they were waiting
for someone to come, they simply made the
gesture of “come in”.
„Hernals Souterrains“
The three guys, a boy and two girls under 40, introduced me into a secret, behind-the-scenes
world: an underground world full of basements
waiting to be used. But first of all, to which type
of spaces was I addressing my attention?
What we could notice at first is their feature
of hidden opening: this type always presents a
door, a window or at least a chink in the wall facing the main street, that tenuously allows the
light to come in.
But these openings are settled at feet-high or
little more: your eyes won’t cut across them
if you won’t intentionally pay attention. The
windows conceal a room, which is half underground, half ground floor.
The German language borrows a French word
for calling them: Souterrains, which in English
can be translated as basements; in Italian as
“piano seminterrato”.
It should be noticed that I am not talking about
the cellars (Keller) of the buildings, which on
the contrary don’t present any opening towards the street and which have the entrance
or straight direct from the flat above or from
the inside courtyard (Innerehof). Moreover,
since the 2008 the cellars don’t beckon people’s favour, because of the Fritzl case and the
following linking between those spaces and
dark and bad activities.
Viennese people couldn’t welcome the cellars, but the Souterrains are something different. There is enough contact with the public
environment to preserve them from the bad
opinions.
The will of Viennese citizens to bring back to
life the basements, is not just a thesis, is a evident proof by a careful walk through Hernals
and Vienna: and you could be surprised by
the amount of creative uses installed in these
rooms.
It seems that the Vienneses had great time
about it.
Let’s take as example the – Subterrarium – that
future.lab 2014
is the first basement I stepped into.
The idea was born in 2006, when Jörg, the
student who lives in the flat in the building in
Jörgerstraße 23, discovers by chance the basement of his ownership: he was looking for the
central heating and had no idea of the existence of such a space.
Moreover, this is not the classical basement:
it’s huge, indeed there is no splitting among
the owners of the flats above, and it’s all in the
hands of Jörg.
It’s very dirty and fully furnished with dusty
pieces of furniture: among them there are also
a piano and some vintage couches.
Jörg suspects that he has discovered an ex
brothel. But he is a student and has enough
strengths and time to empty it out and to think
about making there a private pub. “...At the beginning there was nothing intentional, we were
just students who wanted to be cool and have
fun...”.
But then the things start to go well and from
an informal activity has developed a real “Verein” : the Subterrarium puts up lives concerts,
sells drinks (for this when you enter you need
to sign in this Verein), organizes building meetings, the amount of administrators grows from
5 to 15.
There is no need for advertisement, the music
is good, blues, jazz and folk above all; the people are informed through word of mouth.
There is no financial gain; the atmosphere is
the same easy going one which I felt during my
coffee times with Jörg and his friends.
I asked him when he realized that he was doing
something more than just a fancy pub, that he
was building a community: he answered that
this occurred to his mind when the family-man
who lives directly above the basement asked
him to shift the concerts in the late afternoon
because he needs to sleep well during the
night and to wake up early for working. “…at
that time I decided we should drink more cof13
fee and less beer, and let our neighbour rest
during the night. What if I should live with a
man always nervous because he can’t sleep
and has to work hard? It’s all about respect,
and about finding a compromise…”.
The age of the organizers of the Subterrarium
varies from 20 to 40 years old: that’s because
young “labor forces” are requested, with much
strength and time above all.
Even if it’s not always easy to find these two
conditions in many people, the presence of
these converted basements in Hernals is high:
in my random walks I found one Souterrain
used as an art gallery, one as atelier (even if
the musician who was there confessed me that
he doesn’t use it just as atelier, but he also lives
there, even if it isn’t permitted by the urban
rules of the city of Vienna), one as wine shop,
on as a religious centre … and who knows how
many still are strewed over the Bezirk.
What links these spaces is not the function,
which is really heterogeneous and change from
place to place, but rather the initiative of the
citizens of seizing the Souterrains for their own
purposes.
To my mind appeared a fairy-like scenario, settled in the 17th Bezirk, Hernals.
Since the great availability of the empty basements, or apparently in a state of neglect, I
imagined a re-appropriation of these spaces by
the inhabitants: the use as storeroom will begin
to fade out and creative uses will take over…
in these dark rooms the creativity is put to a
test, and when it’s successful, as in the case of
– Subterrarium - the result is outstanding.
This vision isn’t just an utopian daydream: indeed it could be reformulated into a urban
planning’s assumption, which should take into
consideration first the meaning of hybrid space, then the strengths of the basements and
finally the external effects of this re-appropriation, each one of them has his feedback on a
different target.
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A hybrid space is a public or private space,
which is hardly influenced by the activities of
the population, since the orthodox urban planners don’t really care about it. This means that
often there are no rules or commands for these
spaces, and the people can easily seized them,
staying on a borderline between legal and illegal actions. With this assumption I could also
add that reaching the goals means most of the
time an improvement benefit for the community neighbourhood, and it might be hard to find
a hybrid space set for financial gain.
Set the citizens as main actors in planning these spaces, another important variable is the
time.
Although in the literature you could find that
the majority of the hybrid spaces experiences the condition of hybridity for a while, between the passage from a state of formal urban
planned area to another, this is not the case of
Souterrains.
This is easily understandable in a tangible point
of view: if you need so much time to clean up
and readjust the basement, it’s very unlikely
that you will forgive it in a short time. More likely is instead that, when an owner can’t anymore manage the activity inside the basement,
he will pass the baton to someone else, so that
the renovate life of the basement is not put to
an end.
The third feature of a hybrid space is the denaturisation of his original purpose. This lack
of the initial function and following upsetting
in the perception of the space is maybe what
most of all we can bring back to the etymology
of the word hybridity, which means mix who is
born by two different “taxa”.
The reaction facing this hybridity is the one of
wonder and astonishment, and we can take as
a given that they play an important role in the
„Hernals Souterrains“
“imagine of the city”.
But practically speaking, which are the
strengths of the Souterrains? Why should a
person invest his time in trying to tidy it up?
The strengths of the basements are many, related both the architectural and urban scale.
First of all the room is usually small, and so faster to change. It’s very cheap even if it takes
advantage of the urban location, so it is easily
accessible and there are many facilities nearby.
Thanks to this you can easily insert functions
and create a net that serves as magnet and
receiving a critical feedback about the creative
uses, which will serve for the future developments.
Many basements occupied means many
windows lighted and many eyes watching the
street: this leads to a general sensation of security in the neighbourhood, which, combined
to a broad supply of activities in the former
empty basement, will for sure improve the quality of the public space.
The strong point of the Souterrains is exactly this skill of influencing the public space through a private room: they represent the point
of connection between in and out, and can always glimpse outside and be at the same hidden.
This influence on the public space rises with
the number of the basements upgraded. But,
as always, there must be someone brave who
first raises his hand. I will call him Homo Creativus, and is motivated by the need of some
space for his leisure time. Luckily he will insert
in the basement an atelier or a workshop, where he can make a mess without anyone who’s
complaining about it.
Some neighbours in the same building will
notice the change in one of those basements,
and pleasantly surprised by the result, will join
their forces to do the same. They will start knowing each other and relying on each other also
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outside the framework of the “basement challenge”.
If you imagine to multiply these mechanisms on
the two streets above and below our building
XY we could start to address a neighbourhood
community, pretty similar to the one of a village, but with the difference that’s at the same
time enjoying the comforts of a city.
Suddenly the “Big City” is brought back to a
human scale.
Until now I’ve intentionally avoided the role of
the urban planner in such a context.
If he has to work as a trainer who encourages
his athletes, which margin of action does he
have in Hernals? How can he reach his goals?
That represented for sure a great challenge
in the project: that’s because I was supposed
to push the Hernals’ inhabitants to the action
of re-appropriation of the basements, without
the chance to decide anything!
I just had to make them feel like discovering
this behind-the-scenes world and waiting for a
feedback.
In this point of view the first step was obliged:
first of all I had to raise the awareness of the
inhabitants towards these spaces. Just the
self-consciousness of the existence and the
potential of the basements can later lead to
the proactive action.
At the same time the concealment of the Souterrains should remain untouched, so any solutions that could bring too much advertisement,
or worst, which could shift the attentions to
the wrong actors, was rejected.
The second step was to provide a net among
the “Homus Creativus”, and let any feedback
circulate inside the building.
With these assumptions I realized a poster,
which I stuck to three main doors of three buildings in Hernals, that I chose for their amount
of potential empty basements.
They are located in Blumengasse, Beheimgasse
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and Pezzlgasse: you cross these three streets
one after the other.
Of course the poster was stuck in the inside
side of the door, so that only the people who
live in the building could see it.
The poster represented in a playful way a fictional street, where the bystander could, somehow as in the advent’s calendar, open the
doors of the basements and discover which
picture is there hidden. Above all, the question
if they had ever thought in how many different
ways a Souterrain can be transformed.
Then I hanged on each entrance door of the
building’s flat a leaflet with another questions...
all the possible answer could be posted in the
poster at the entrance.
This was thought to allow an exchange of ideas
among the same building residents.
There was a last final point on the leaflets, the
indication of a Facebook page and a email address for the really curious people.
My signature was, in perfect anonymity, das
Mädchen von nebenan.
What happened after this intervention in the
entrance hall is unreported.
I check everyday my inbox but still I didn’t
receive any message.
On the opposite the Facebook page is more
appreciated, but since a week ago the fun club
was just made by some friends of mine eager
to support me.
But then, one day, I received a new unexpected
like by a Turkish girl, who probably was really
motivated to learn some more about this topic.
This tiny success prompts me to believe that
there could really be a desire by the population to have a voice in the “making of the city”,
and I am always more persuaded that the most
effective way of planning this huge space would
be the informal cooperation between urban
planners and inhabitants.
But the latter ones should be really consider as
important as all the other variable that conver16
ge in the making of a project.
The citizens have the right to say always their
mind in these urban issues.
Meanwhile I am still waiting for some answers.
„Hernals Souterrains“
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Felix Jansky, Raumplanung
„Leopoldsberg“
future.lab 2014
Leopoldsberg
Hybrider Raum
Hybridität von Räumen ist ein Begrif, der viel und nichtssagend
gleichsam ist. Die Eine Definition dafür wird es wohl nie geben.
Um sich dem Begrif des hybriden Raumes etwas anzunähern,
sollte ein Projeket dienen das von einem unhybriden Raum ausgeht.
projektfoto/ -grafik
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Eine scheinbar erkenntnisreiche An- seiner starrsten Auslegung befördert uns zurück zu dem Punkt, an dem die Menschheit
näherung
Im Duden Fremdwörterbuch finden sich zwei
Einträge zu hybrid. Das griechische Wort wird
übersetzt mit hochmütig, überheblich, übersteigert und vermessen. Also gänzlich negativ
besetzte Eigenschaften. Der lateinische Eintrag wird mit gemischt, aus zweierlei Herkunft
und aus Verschiedenem Zusammengesetzt beschrieben. Die lateinische Übersetzung kommt
deutlich näher an das heran, was wir, in Bezug
auf Räume unter hybrid verstehen. Der hybride Raum kann nicht einfach als zusammengesetzter oder gemischter Raum beschrieben
werden. Er ist ein Raum dessen Nutzung nicht
feststeht und nie feststehen wird, in dem alles
möglich und nichts vorherbestimmt ist. Somit
stellt sich die Frage wie ein Entwurf eines hybriden Raumes aussehen kann. Der hybride Raum
nach dieser Definition ist unplanbar. Man kann
sich diese Räume nur Vorstellen, aber sobald
die Vorstellung zu konkret wird ist es vorbei mit
der Hybridität. Es sind offene, konfliktreiche
und anarchische Räume. Der hybride Raum in
begann sich zu zivilisieren, Regeln aufzustellen
und vorausschauend zu agieren. Je mehr man
über Hybridität von Räumen nachdenkt, umso
weniger will man sie haben. Nachdem es keine
hybride Planung geben kann, müssen wir entweder aufhören zu planen, oder die Hybridität
beiseitelassen. Doch beide Alternativen sind
nicht tragbar. Man muss die Hybridität so lange in die Planung einfließen lassen (oder umgekehrt), bis hybride Planung kein Paradoxon
mehr ist. Dazu sollte man es weder mit der Planung, noch mit der Hybridität zu ernst nehmen.
Hybridität unter falschen Voraussetzungen
Um ein interessantes leer stehendes Objekt für
ein Projekt zu hybriden Räumen in Wien zu finden stellte sich der Wiener Leerstandsmelder
als geeignetes Mittel heraus. Mit viel hätte ich
gerechnet, aber nicht damit, dass eine römisch
katholische Kirche aufscheint. Zumindest nicht
in Wien. Denn man muss nicht lange suchen
um in Deutschland oder Belgien, aber auch in
Die Kirche am Leopoldsberg mit Leopoldsburg. Quelle: www.wikipedia.org
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„Leopoldsberg“
Österreich Kirchen zu finden, die eine andere
Funktion erhalten haben. Sei es als Geschäft,
Hotel, Lokal oder wie in einer österreichischen
Gemeinde als Vinothek und Veranstaltungszentrum. Bei letzterem sprach die Lokalpresse
von der „Wahren Lobpreisung Gottes“.
future.lab 2014
Zentral klingt anders. Die schlechte Erreichbarkeit stellt eine weitere Erschwernis in Bezug
auf Hybridität dar, denn schwer zu erreichende
Orte haben eine eingeschränkte Nutzbarkeit
und eine eingeschränkte Anziehungskraft auf
verschiedene Bevölkerungsgruppen.
Wie es immer schon war
Seit dem 12. Jahrhundert steht, eine Kirche,
oder Wehrkirche auf dem Gipfel die etliche
Male zerstört und daraufhin wieder aufgebaut
wurde. Dieses Spiel ging Jahrhunderte lang.
Umkämpft war der Berg also immer schon.
Aber von Hybridität konnte beim besten Willen nie gesprochen werden. Auch heute nicht.
Es war immer ein Sakralbau auf dem Gipfel.
Zeitweise wohnte der ein oder andere Adelige in einem Nebengebäude und zuletzt befand
Die Kirche in St. Alfons in Aachen wurde in ein Bürogebäude
umfunktioniert. Quelle: www.denkmalentwicklung.de
Bei einem Sakralbau sind die Art der Nutzung
und die Nutzergruppe eigentlich glasklar vorgegeben. Man muss sich zwingen an anderswertige Nutzungen zu denken. Aber vielleicht
ist gerade deswegen das Potential zum hybriden Raum gegeben. Weil man nur eine vorbestimmte Funktion bekämpfen muss und dahinter alle Anderen warten, um gleichberechtigt
partizipativ den Raum zu bespielen. Trotz, und
sicher auch gerade wegen der Absurdität, mit
einer Kirche etwas Hybrides machen zu wollen
ist die Entscheidung rasch getroffen.
Der Ort wo mein Projekt zu hybriden Räumen
stattfinden sollte befindet sich auf 425 Meter
Seehöhe im 19. Wiener Gemeindebezirk an
der Grenze zu Klosterneuburg, auf dem Gipfel
des Leopoldsberg. Weniger die Kirche an sich,
vielmehr die Aussicht von dort auf ganz Wien
ist den meisten Wienern, zumindest von Fotos,
bekannt. Um dorthin zu gelangen muss man
entweder eine 30 minütige Busfahrt von Heiligenstadt, einen 25 minütigen Fußmarsch vom
Kahlenbergdorf oder eine 20 Minütige Autofahrt über die Höhenstraße auf sich nehmen.
Das verwachsene Hinweisschild als Zeugnis, dass hier schon
lange kein Betrieb mehr ist.
sich dort eine Gastwirtschaft. Aber damit ist
der Nutzungspool einer fast tausendjährigen
Geschichte erschöpft.
Wanderer und Touristen waren die einzigen
Nutzer der letzten Jahrzehnte und die Nutzung
lief nach einem einfachen Schema ab. Hinwandern, Essen, Zurückwandern. Die Kirche an
sich spielt mittlerweile eine fast bedeutungslose Rolle. Im Falle von Bustouristengruppen
wird das Wandern gegen Fahren ausgetauscht.
Sonst blieb alles gleich. Dieses vorgegebene
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Muster wurde leibgewonnen. Die Gastwirtschaft ist jetzt weg und da ein Glied aus der
Kette fehlt ist man erzürnt und will genau das
wieder was war. Der Eigentümer des Areals
geht genauso konservativ an die Sache heran
wie die Bürgerinitiative. Einem Architekten
wird das Baurecht übertragen um irgendetwas
Gebäuden in exponierter Lage, wie in diesem
Fall, ein noch viel größeres Problem als üblich
dar, und hat zur Folge dass Areale, wie der Leopoldsberg, Jahrelang leer stehen.
Die alte Leier der Leerstände
Um sicher zu gehen, dass Areale auch tatsächlich dann leer stehen wenn man sein Vorhaben
verwirklichen will, werden diese Orte, wie auch
hier, durch Bauzäune oder Sperrholzwände
unzugänglich gemacht. Meist ziert eine solche
Barrikade noch ein „Betreten verboten“ Schild.
Es werden alle generalverdächtigt, etwas im
Schilde zu führen. Es ist anzunehmen, dass von
Eigentümern oder Interessierten Geldgebern
nicht gewünscht ist, dass sich etwas entwickelt,
das im schlimmsten Fall etwas ist das Anklang
findet. Denn dann sind die eigenen Ideen und
Der Parkplatz vor dem Areal
hinzubauen. Eigentlich egal was. Er muss eh
Umwelt und Denkmalschutzauflagen beachten. Die Ungewissheit, ob es hier wieder eine
Gastwirtschaft geben wird treibt die Leute an,
um Wiederstand zu leisten. Essen und trinken
sollte man da oben schon können- sonst eh
nichts, scheint die Hauptaussage der Initiative
zu sein. Die Konfliktparteien sind sich ähnlicher, als man es sich vorzustellen vermag. Auf
der einen Seite das Stift Klosterneuburg als
Eigentümer und auf der Anderen eine Bürgerinitative. Der Eigentümer hat ganz offensichtlich kein Interesse die Kirche zu öffnen, da sie
–um ihren Zweck zu erfüllen– zu weit von Siedlungen entfernt ist. Eine halbe Stunde braucht
der Bus bis er oben ist. Ganz zu schweigen
davon, dass Kirchen auch in dicht besiedelten
Strukturen unbesucht bleiben. Also hat man
einem Architekten das Baurecht übertragen.
Dieser versucht gewinnbringende Nutzungen
zu installieren und möchte sich vorab ganz sicher sein, dass sein Vorhaben von Beginn an
so durchgeführt werden kann, wie er es sich
vorstellt. Das stellt bei denkmalgeschützten
22
Nur durch einen Spalt im Mauerwerk lässt sich ein Blick ins
Innere werfen.
Pläne gefährdet kritisiert zu werden. Völlig unverständlich wird die Lage, wenn weder Ideen, noch Pläne existieren, man aber trotzdem
Angst hat, dass sein Grund und Boden genutzt
wird. Aber auch die Unverständlichkeit dieses
Handelns hat bei näherer Betrachtung seine
Gründe. Warum so agiert wird, liegt eigentlich
auf der Hand. Wie so oft sind es einerseits die
rechtlichen Bestimmungen, die zu solchen Zuständen führen. Eigentümer sind verantwortlich für das, was auf ihrem Grund passiert. Die
Motivation sich rechtlich abzusichern, was na-
„Leopoldsberg“
türlich mit Kosten verbunden ist, ist daher verständlicherweise gering. Zudem kommt es oft
zu Wiederstand, wenn die temporären Nutzer
gehen sollen, weil der Eigentümer seine Pläne
verwirklichen will. Es mangelt offensichtlich
nicht nur an Regeln für die temporäre Nutzung
sondern andererseits vor allem an der Motivation der Eigentümer ihr Grundstück temporär
zu bespielen oder bespielen zu lassen. Die Beantwortung der Frage, wie Eigentümer zu Zwischennutzung motiviert werden können wird
im Folgenden nicht vernünftig beantwortet
werden können. Popupstores in temporär leer
stehenden Verkaufslokalen und Autohandel in
Baulücken scheinen die etabliertesten Lösungen zu sein, denn sie bringen finanzielle Vorteile für beide Seiten. Bei solchen Zwischennutzungen können zivilrechtlich wasserdichte
Verträge zwischen zwei Vertragspartnern aufgesetzt werden. So ist alles bis ins kleinste Detail geregelt und steht zukünftigen Plänen des
Eigentümers nicht im Weg. Doch die Hybridität
ist bei solchen Lösungen außen vor gehalten.
Oder nicht? Lösungen zwischen zwei Vertragspartnern können doch unmöglich hybrid sein.
Je ausführlicher der Vertrag, desto größer der
Faktor mit dem sich die Hybridität ins Negative
potenziert.
Das Projekt
Zu beginn wurden verschiedene Szenarien zur
Zukunft des Areals entwickelt, die im Grunde
völlig unrealistisch sind, aber – zugegebenermaßen mit unverhältnismäßig großem Aufwand – realisierbar sein könnten. Dazu wurde
ein Flugzettel einer Bürgerinitative, die auf den
Verschlag des Areals gekleistert wurde, kopiert
und Textpassagen durch diese unrealistischen
Szenarien ersetzt. Ebenso wie im Original wird
der Stadt und dem Eigentümer vorgeworfen,
diese Szenarien realisieren zu wollen. Angelehnt an die Aktivistengruppe The Yes Men
die sich mit gefälschten Informationen ausein-
future.lab 2014
andersetzen. Ihr bekanntestes Projekt ist eine
gefälschte New York Times. Die Artikel darin
bringen ihre eigenen Wunschvorstellungen
zum Ausdruck. Im Gegensatz dazu, handelt es
sich bei diesem Projekt nicht um eine Darstellung des Soll-Zustands. Die perfekte Lösung
für einen Ort darzustellen würde der Idee des
hybriden Raumes wiederstreben.
Das Projekt soll zum Nachdenken anregen, etwas provozieren und auch das eine oder Andere verdutzte Gesicht zurück lassen. Dem Leser
des Flugzettels wird sehr schnell bewusst, dass
es sich um eine gefälschte Nachricht handeln
muss. Aber der kurze Moment in dem er überlegt, ob es vielleicht wahr sein könnte, ob doch
Jemand ernsthaft an eine Realisierung des Beschriebenen denkt, könnte im Leser etwas auslösen. Was genau ist schwer zu sagen. Auf der
Seite der Bürgerinitiative kann es aufzeigen,
dass es für diesen Ort nicht nur eine Nutzung
gibt, die einen Nutzen für diese Gruppe hat.
Optisch unterscheidet sich die rechte Fälschung kaum vom
linken Original.
Es kann aufzeigen, dass es eine unüberschaubare Vielfalt an Nutzungen gibt und die Wahrscheinlichkeit, dass die Beste gefunden wurde
verschwindend gering ist. Den Eigentümer, der
sich entschlossen hat, über die Zukunft des
Areals gar keine Informationen bereitzustellen
kann es ermutigen, den Planungsstand und folgende Schritte preiszugeben um darauf Resonanz zu bekommen, die eine Verbesserung der
Planungen bewirken könnte.
So werden etablierte Kommunikationsstrukturen durchbrochen und es könnte Personen
23
dazu bringen, zu überdenken, wem sie was
glauben, und warum. Im Handbuch der Kommunikationsguerilla der autonomen a.f.r.i.k.a.
Gruppe wird schon in der Vorrede der Nutzen
von gezielt eingesetzten falschen Informationen beschrieben. „Kommunikationsguerilla will
die Selbstverständlichkeit und vermeintliche
Natürlichkeit der herrschenden Ordnung untergraben. Ihre mögliche Subversivität besteht
zunächst darin, die Legitimität der Macht in
Frage zu stellen und damit den Raum für Utopien überhaupt wieder zu öffnen. Ihr Projekt
ist die Kritik an der Unhinterfragbarkeit des
Bestehenden; sie will geschlossene Diskurse in
offene Situationen verwandeln, in denen durch
ein Moment der Verwirrung das Selbstverständliche plötzlich in Frage steht.“ Gerade in
Zeiten der Reizüberflutung wo so viel vorstellbar ist, muss Kritik etwas wehtun, damit etwas
davon ankommt.
Zurück zum Start
Es ist höchst an der Zeit sich von den persönlichen Wünschen zu befreien, die zwanghaft
vermittelt, und als unfehlbar dargestellt werden. Wahrscheinlich ist der ein oder andere
von seiner eingefahrenen Meinung tatsächlich
überzeugt. Da sich hier um eine Kirche gestritten wird sind Dogmen eigentlich ein bewährtes Mittel um seine Aussagen zu bekräftigen.
Jeder hat eine eigene Vorstellung, was passieren soll. Nein. Eigentlich hat jeder eine Vorstellung was da sein sollte. Über das wie macht
sich kaum einer Gedanken. Man macht sich
nur Gedanken darüber, wie es nicht passieren
sollte. Man vergisst dass sich etwas entwickeln
könnte, das eventuell auch hybrid wäre, wenn
man anfangen würde etwas zu tun, ohne das
Endprodukt zu kennen. Das klingt erst mal chaotisch und undurchdacht. Ist es wahrscheinlich auch. Man könnte argumentieren, dass es
schlimmer ja nicht mehr werden kann, und daher der Zeitpunkt für etwas Ungewisses nicht
24
besser sein kann. Mit solch einer pessimistischen Triebfeder sollte man sich jedoch nicht
belasten wollen. Würde das Stift Klosterneuburg beschließen das Areal freizugeben, kann,
begrenzt durch seine exponierte Lage, alles
Erdenkliche stattfinden. Es wäre hybrid. Um
ein mögliches Chaos zu verhindern würde es
einer gewissen Regulierung bedürfen um ausgeglichene Verhältnisse zu schaffen. Wer ist es,
der was tut oder tun darf? Wann, Wie und in
welchem Ausmaß? Und wie weit darf die Regulierung gehen. Oder ist jede Art der Regulierung eine Abwertung der Hybridität? Dies sind
weitere Fragen, die in diesem Artikel schlussendlich unbeantwortet bleiben müssen. Und
so schließt sich der Kreis. Der Weisheit letzter
Schluss, der unter den wagen Begriff der Hybridität von Räumen ein für alle mal einen Strich
ziehen sollte, lässt weiter auf sich warten. Von
der anfänglichen Erkenntniseuphorie ist wenig
übergeblieben.
Martin Kellner 0700720, 066440
“Räumliche und Architektonische Transformationsvorgänge” future.lab 2014
Räumliche und Architektonische Transformationsvorgänge
Zeigt uns die Vergangenheit
Möglichkeiten der Sanften Stadterneuerung auf?
Anhand eines historisch bedeutenden Bauwerks wird auf den
Forschungsgegenstand Hybride Räume, deren Wandlungsfähigkeit und auf deren ungesteuerte Entwicklung Bezug genommen.
Dies wird über einen Einblick in die Geschichte des Raumes und
dessen charakterisierender Architektur erreicht, dem schlimmsten Falls in naher Zukunft ein monfunktionales Schicksal ereilen
könnte. Im Anschluss werden Vorschläge bzw. Konzepte vorgestellt, die auf die Zukunftsfähigkeit dieses Raumes ausgelegt sind.
Ist das die Vergangenheit oder die Zukunft des besagten Raumes und dessen Architektur? Antwort darauf gibt der folgende Artikel.
(Quelle: eigene Erstellung)
25
Einfindung:
In der Diskussion um Hybride Räume, deren
Definition, Bedeutung und Bedarf in der Stadtplanung von Wien machte ich mich auf die
Suche nach räumlichen Einheiten, die für mich
Kennzeichen einer Hybridität auszeichneten.
Zu diesem Zeitpunkt näherte ich mich auf zweierlei Arten dem Thema. Zum einen, in dem ich
verschiedene Arten der Zwischennutzungen
von Paradocks in der Marxergasse 24, in 1030
Wien und von Popupstudio in der Tautenhayngasse 22, in 1150 Wien begutachtete, die
für mich eine eindeutige Handschrift der Hybridität trugen. Das würde ich aus dem Grund behaupten, weil - unabhängig von den
Nutzungs- und Eigentumsverhältnissen - temporäre, funktionsuntypische und regulierte
Verwendungen von Architektur/Eigentum für
“die Öffentlichkeit “ einen Gegensatz zu klar
determinierter Raumproduktion darstellen.1
Planungsverfahren. Abgesehen von institutionalisierten Instrumenten bzw. Beteiligungsverfahren in Stadtentwicklungsprozessen und
in der Stadtplanung macht für mich eine bindende Beteiligung von BürgernInnen in Form
von genossenschaftlichen Kooperationen
effektive Raumproduktion möglich. Zudem
sind zeitlich vorbestimmte bzw. gesteuerte
Transformationsvorgänge von räumlichen
Objekten eine alltägliche und nahezu unvermeidliche Angelegenheit in der Planung/
Architektur und wurden somit von mir in einem ersten Schritt als Planungsgrundlage angesehen. Dabei wollte ich feststellen, welche
Nutzung eine hybride Nutzung ausmacht?
Ob es nun die historische, die vorübergehende oder auch die zukünftige sein kann.
Fest steht, das klar definierte, räumliche Strukturen und Formen in dem Fall keine Präsenz
haben. Eine Überlagerung und Durchmischung von unbestimmten Nutzungen bzw.
eine emergente Raumnutzung und -definiton produzieren gemeinsam Hybride Räume.
Zum anderen, indem ich ein vorgetragenes
Beispiel von Angelika Fitz, Kuratorin, Kulturtheoretikerin und Autorin genauer untersuchte. Das Beispiel bezog sich auf die
Initiative Möckernkiez, bei dem es aus einer Bürgerinitiative heraus zum Bau eines Zuerst vermutete ich, dass meine geschafmodernen Stadtquartiers kam bzw. kommt. fenen Planungsansätze, ähnlich wie die
Zwischennutzung vordergründig ein Ausdruck „erschöpfter“, „veralteter“ ArchitekGenauere Auseinandersetzung:
tur darstellte/darstellt, die aktuell eine temGesteuerte oder ungesteuerte Transforma- poräre Nutzung erfuhr bzw. erfahren hat.
tionsvorgänge von räumlichen Einheiten und
von Architektur bzw. deren Unbestimmtheit Charakterisierung meines Untersurevolutionieren Planungsprozesse und vorgechungsgegenstandes:
gebene Planungsstrukturen. Ebenso verhält
es sich mit dem aktiv geworden Planungssubjekt “Alltagsbürger”, sprich mit informellen Ich versuchte mich vom Gegenteil zu überze1
Ulrich Berding, Bettina Perenthaler, Klaus Selle (oJ): Hybride Räume.S.1ff
26
“Räumliche und Architektonische Transformationsvorgänge” future.lab 2014
ugen und fand dabei ein Gelände im 13. Wiener Gemeindebezirk, dass ca. 6 ha groß ist.
Dieses Gelände gehört zum angrenzenden
Hörndlwald dazu, das in seiner Gesamtgröße
41 ha umfasst. Der Hörndlwald wird im Westen vom Lainzer Tiergarten und im Osten vom
Krankenhaus Hietzing umgeben. Sowohl im
Norden, als auch im Süden grenzt das Gebiet an Wohngebiet, insbesondere Einfamilienhaussiedlungen an.
2. Weltkrieges Schützengräben am besagten
Gelände und insbesondere im Wald geschaffen, von denen zum Teil heute noch Überreste
zu finden sind.
Im besagten Jahr erstellten jedoch die Architekten Adolf Hoch, Rudolf Böck und Julius
Bergmann im Auftrag des Vereins der Volkshilfe Österreich und dessen Vorsitzenden Josef
Afritsch die Pläne für ein einstöckiges, knapp
über 100 m langes Gebäude.
Der Hörndlwald gehörte einst zum Lainzer Tiergarten dazu und begründete seinen Namen auf zwei Thesen hin. Zum einen
wurde dieser aufgrund
vermehrter
Funde von Reh- und Hirschgeweihen als
Hörndlwald bezeichnet. Zum anderen aufgrund der räumlichen Erstreckung, die als Horn interpretiert werden kann. (Quelle: Stadt Wien und eigene Erstellung)
Als im Jahr 1949 die Pläne für eine Internationale Kulturstätte Hörndlwald vorlagen, kannte kaum jemand das ca. 6 ha große Areal,
zwischen dem Hörndlwald und dem Lainzer
Tiergarten. Das zum Teil verborgen gelegene
Grundstück wurde - so berichteten es mir Zeitzeugen im Zuge eines Gespräches - vor und
während des 1. Weltkrieges „Gaswiesen“ genannt, weil dort unter andrem Tiere, insbesondere Ziegen auf dem damals noch unbebauten
Gelände für Eigenzwecke von der Bevölkerung
gehalten wurden. Später wurden während des
Erst als das Gebäude feierlich im Jahr 1954 eröffnet wurde, wurde die breite Öffentlichkeit
allmählich auf das Gelände aufmerksam. Diskussionspotential zum heutigen Alltags- und
Planungsverständnis stellt für mich die Bezeichnung „Internationale Kulturstätte“ dar.
Die Benennung der Bebauung wurde nach
dem Tod von Josef Afritsch im Jahr 1965 in Josef-Afritsch-Heim umgeändert. Während dieser Zeit und darüber hinaus wurde die Anlage,
der auch ein Schwimmbecken und ein Fußball27
platz angehörte, als Veranstaltungs- und Erho- sammenhang zu finden ist. Warum wurde das
lungsort bzw. als Lernzentrum für Kinder und Bauwerk nicht als Kinder/Jugendherberge und
Jugendliche aus aller Welt genützt.
-erholungszentrum angesehen?
Nachdem ich mich mit der Begrifflichkeit auseinandergesetzt habe, musste ich feststellen,
dass dieser Begriff in der heutigen Zeit reduziert für Kunst- und Musikereignisse jeglicher
Art steht. In den 1950er Jahren, so verdeutlicht
das vorliegende Gebiet, umfasste der Begriff
sowohl eine kritische und konstruktive Auseinandersetzung mit gesellschaftskritischen und
politischen Prozessen über die Welt verteilt,
als auch Zufluchtsort und „Sommerparadies“.
Die Ansicht des Josef-Afritsch-Heimes nach der Fertigstellung im
Jahr 1954. (Quelle: Dr. Josef Holzapfel - HoMedia)
Dennoch waren die abgehaltenen Veranstaltungen nicht ausschließlich für internationale
Jugendpolitik und Jungendcamps gedacht,
sondern sie sensibilisierten nach den Geschehnissen des 2. Weltkrieges machtpolitische bzw.
gesellschaftskritische Themen, wie Missstände, Minderheitenausschluss, Rassismus oder
politische Verfolgung.
Die Anteilnahme und die Bedeutung jener Veranstaltungen verdeutlichte die Initiative und
die Beteiligung internationaler Organisationen,
wie der IUSY oder des ehemaligen IBFG, der
heute zum Internationalen Gewerkschaftsbund zählt.
Exkurs Begriffsdefinition:
Dem Bedarf und der Bedeutung von vordefinierten Strukturen und Räumen werden auch
heute noch in Planungsprozessen entscheidende Beachtungen geschenkt. Dennoch erscheint
mir die Namensgebung als „Internationale Kulturstätte“ der Modebegriff einer vergangenen
Ära zu sein, der heute kaum mehr Anwendung
findet bzw. vorwiegend in einem anderen Zu28
Vordergründig fanden diese Veranstaltungen
für Kinder- und Jugendliche statt, dennoch öffneten sich die Tore zeitweise für unterschiedliche Alters- und Nutzergruppen, die zu Events,
zum Teil Basis von Eintrittsgeldern, geladen
wurden. So wurde die Internationale Kulturstätte und das Gelände Schauplatz für die Feierlichkeiten zum alljährlichen Tag des Kindes
bzw. wurde das Gelände und der umliegende
Wald im Jahr 1968 zum Flüchtlingslager für
Tschechoslowakische BürgerInnen umfunktioniert.
Im Hörndlwald wurde in den 1960er Jahren ein Flüchlingslager mit 50.000
CSSR - BürgerInnen aufgebaut. (Quelle: Dr. Josef Holzapfel – HoMedia)
Am angrenzenden Sportplatz wurden auch
während dieser Zeit Fußballturniere ausgetragen. Der FC- Hörndlwald spielte ja bereits seit
den 1946er Jahren dort.
Nach dem Tod des „Gründers“ Josef Afritsch
im Jahr 1964 wurde die Kulturstätte in Jo-
“Räumliche und Architektonische Transformationsvorgänge” future.lab 2014
sef-Afritsch-Heim umbenannt, wobei weiterhin
bis Mitte der 1970er Jahre Veranstaltungen
in dieser Form stattfanden. Erst im Jahr 1979
wurde im Zuge eines angrenzenden Neubaus,
die Franziska-Fast-Wohnanlage errichtet und
das Josef-Afritsch-Heim zum Flüchtlingslager
umfunktioniert.
Hörndlwald wieder aus seinem Dornröschenschlaf und wurde zusehends polarisiert und
der Umweltschutz thematisiert. Auf den Erhalt
der Gebäude setzte - seit dem Tod des Vorsitzenden Josef Afritsch - keiner der Mitglieder
aus dem Verein der Volkshilfe Österreich wirklich Wert.
Mit der behördlichen Feststellung im Jahr
2006 wurde der historische Teil des Josef-Afritsch-Heimes in der Bausubstanz als nicht erhaltenswert erhlärt, da beinahe 70 % der Bausubstanz als verloren erklärt wurde. Während
dieser Zeit ging der Besitz dann auch an die
Stadt Wien über, die eine geschlossene Bauauflösungsvereinbarung mit der Volkshilfe traf.
Die Franziska-Fast-Wohnanlage wurde auf einem ca. 0,6 ha
(6392 m²) großen Areal mit drei Bungalows und einem Verwaltungshaus errichtet. (Quelle: Die Hitzinger Grünen)
Die Infrastruktureinrichtungen waren vorhanden und so wurde die Anlage für ca. 12 Jahre
als Flüchtlingsheim genutzt.
Aus dieser Zeit liegen keine näheren Informationen zu einzelnen Ereignissen vor. Man begann
parallel dazu zunehmend dem Freigelände
Bedeutung zu schenken. Erste Überlegungen diesbezüglich fanden Anfang der 1970er
Jahr statt, nachdem der Hörndlwald zum Naturdenkmal ernannt wurde. Auch während
des Flüchtlingslagers wurde unter anderem
das nahe gelegene Schwimmbad zum Biotop
umfunktioniert und der Park verstärkt für die
Öffentlichkeit umgestaltet. Auch der angrenzende Fußballplatz wurde aus einer Bürgerinitiative heraus als erhaltenswert gewertet und
weiterhin genutzt. Die Bevölkerung und die
Bezirkspolitik verwehrten weitere Bebauungsvorschläge der Stadt Wien und zeigten persönlichen Einsatz dagegen. Plötzlich erwachte der
Ein Teil des Josef-Afritsch-Heimes. Der Orginaltrakt des Josef-Afritsch-Heimes
stellte
trotz
baubehördlicher
Schließung eine Gefährdung für die Öffentlichkeit dar, da witterungsbedingt die Feuchtigkeit in das Gebäude eintrat und
somit Teile davon zum Einsturz brachte. (Quelle: Blogwerk AG)
Die Zukunft des Josef-Afritsch-Heimes stand
somit fest. Das Gebäude wurde abgerissen
und das Gelände renaturiert. Einzige Zeitzeugen, wie die Hinweistafeln aus Marmor und
die Statue von Fritz Wotruba, vom Eingangsbereich des Heimes, erzählen womöglich die
Geschichte eines der bedeutendsten Bauwerke Wiens wieder. Korrektur! Stimmt nicht ganz,
denn Zeitzeugen und Überlieferungsobjekte
sind die mitterlweile ins Alter gekommenen
Kinder bzw. Jugendlichen aus dieser Zeit, die
29
dort einen kurzen Ausschnitt ihres Lebens ver- werden und sollte keinen Bezug zu den angebringen durften und heute über die ganze Welt führten Literaturquellen darstellen.
verteilt sind.
Nun trägt für mich das ehemalige Josef-AfDie vorhandenen Gebäude der Franzis- ritsch-Heim von der Zeit an, als es „Internatioka-Fast-Wohnanlage stehen heute noch, sind nale Kulturstätte“ hieß, bis hin zum offiziellen
allerdings verschlossen und von einem Zaun Abriss des Gebäudes klare Formen eines Hybumgeben. Vorübergehende Attraktion finden riden Raumes. Das Gebäude und der Freiraum
sie dennoch, wie man am folgenden Bild sehen um das Gebäude wurden auf unterschiedliche
kann.
Weise in einem regulierten Rahmen von unterschiedlichen Nutzergruppen und Interessengruppen belebt. Eine ausdrücklich definierte
Bestimmung war für das Gebäude lt. seiner
Bezeichnung nicht vorgesehen, dennoch hatte
die Politik konkrete Vorstellungen, womöglich
Ideale über das Gebäude und das Gelände.
D.h. für mich ist kein ungewöhnlicher städtischer Aggregatzustand , sprich keine Hybridität, ausschließlich ein Phänomen zwischen
Die Spuren der Zeit zeichnen eine Verwilderung des Grund- alter ( = Internationale Kulturstätte und Flüchstücks bzw. einen Zerfall der Außenanlage an. Die Bausubstanz ist lingslager) und neuer ( =Renaturierung) Nutnach erster Einschätzung soweit ok. (Quelle: eigene Erstellung)
zungsstruktur, sondern für mich beinhaltet die
Geschichte des Gebäudes deutliche Spuren
Schlussfolgerung:
der Hybridität.2
Zwar sind die Eigentumsverhältnisse und die
Der Aufbau meines meines Artikels soll ver- Grenzen der Anlage während des gesamten
gleichbar mit einer Zeitreise in die Vergangen- Zeitraumes klar definiert gewesen, dennoch
heit und die Zukuft sein, wobei ich im folgen- entstand aus einem Vorschlag des Vereins der
den näher auf das Entwicklungspotential des Volkshilfe Österreich eine Nutzungsstruktur
Geländes näher eingehen möchte.
für das Gelände. Der Stadt Wien kam dieser
Vorschlag womöglich in dem Zeitraum gelegen,
Was hat nun die Funktion und die Geschich- da ohnehin für dieses Gelände zwar Vorstelte des Untersuchungsgebietes Hörndlwald lungen zur Verbauung bereits seit dem 1. Welteinschließlich der Bebauung, dem Josef-Af- krieg bestanden, aber keine konkreten Pläne
ritsch-Heim und der Franziska-Fast-Wohnan- vorlagen.
lage, für eine Bedeutung in der Diskussion um
„Hybride Räume“. Wenn ich nun die Geschich- In dem Fall würde ich auch eine Fortsetzung
te der beiden Gebäude separat betrachte, so der Geschichte um das Josef-Afritsch-Heim
stelle ich im Falle des Josef-Afritsch-Heimes im Sinne einer Neuentstehung von historisch
fest, dass dieses während seines Bestehens beeindruckender Architektur als Beitrag zur
sehr viel Hybridität ausstrahlte. Diese Behaup- Erzeugung von Hybriden Räumen sehen.
tung kann, so wie die Begrifflichkeit selbst ,
2
derzeit nur als Idee bzw. Vorstellung geäußert Klaus Overmeyer (2006): Hybride Räume
30
“Räumliche und Architektonische Transformationsvorgänge” future.lab 2014
Ich sehe darin die Möglichkeit, dass sich ein
Raum bildet, der nicht über Aneignung oder
Vorkaufsrechte erzeugt wird, also keine Privatisierung vorsieht, sondern über Nutzungs- und
Pachtrechte eine Definition findet, aber im öffentlichen Eigentum bzw. für die Öffentlichkeit
zugänglich bleibt.
Hingegen verhält es sich bei der Franziska-Fast-Wohnanlage anders. Der klare Verwendungszweck bzw. die Bauabsicht bestand in
der Schaffung einer Flüchtlingsherberge. Die
Verlagerung bzw. die Schließung des Flüchtlingslagers brachte jenes zum Ausdruck, dass
ein weiterer Leerstand mit unzureichender
Versorgungs- und Verkehrsinfrastruktur im
Zusammenhang mit der Renaturierung des Josef-Afritsch-Heimes geschaffen wurde.
Berücksichtigt man die Möglichkeit einen Hybriden Raum für die Öffentlichkeit entstehen
zu lassen und nicht nur für die Bezirksbevölkerung/ Anrainer, dann werden wahrscheinlich
Ablehnung und Desinteresse nicht lange auf
sich warten lassen.
Ein Vorschlag in dem Sinn wäre, dass man beide
geschaffenen Objekte - tatsächlich ist nur mehr
ein Objekt vorhanden - als Gemeinsames ansieht, um die ursprüngliche Persönlichkeit und
Hybridität des ehemaligen Josef-Afritsch-Heimes als Grundlage zur weiterführende Geschichte verwenden zu können.
Ein vorgeschlagenes Gesamtkonzept und eineZonierung für unterschiedliche Interessenslagen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft für das
Gelände am Hörndlwald und das Geriatriezentrum „Am Wienerberg“ (Quelle: eigene Erstellung)
31
Grundlage und Basis einer Regulierung zukünftiger Projekte soll in dem Fall die Vorlage
von Einzelkonzepten und das Zusammenführen zu einem gesamten Entwicklungskonzept
sein. Vorgesehene Nutzungsstrukturen stellen
keine Eigentums- oder Aneignungsrechte dar,
sondern sollten meiner Meinung nach über
Pachtverträge oder befristete Nutzungsrechte gestaltet werden. So verhindert man meiner Meinung nach die Möglichkeit, dass auch
Anrainer kleine Teilgebiete des Geländes im
Sinne von produktiven, nachbarschaftlichen
Gemeinschaftsaktivitäten nützen könnten.
staltung betrieben werden kann.
Résumé zu hybriden räumen:
Dennoch lassen sich aufgrund der noch im
Forschungsstadium befindlichen Begrifflichkeit
über „Hybride Räume“ keine konkreten Aussagen treffen, wozu sich etwas entwickeln muss
bzw. kann, um hybride Eigenschaften anzunehmen. Für mich hat die Begrifflichkeit folgendes
ausgelöst, nämlich das ich in meinem späteren
Berufsleben - je nach Anforderung natürlich
- zum Teil über undefinierte Strukturen wünschenswerte Ergebnisse erzielen kann.
Das würde auch den Bedarf an der Größe von
individuellen Privatgärten senken und somit im
entferntesten Sinne zur Nachverdichtung von Quellen:
Einfamiienhausgebieten beitragen.
Das Projekt soll dementsprechend als Forschungsgegenstand angesehen werden und • Gespräch mit der Bezirksvorsteherin Mag. Silke Kobald
•
Ulrich Berding, Bettina Perenthaler, Klaus Selle (oJ): Hybride
nicht unbedingt unter der Leitung bestehender
Räume. S.1ff. URL: http://www.pt.rwth-aachen.de/dokumente/
beitrag_urban_design.pdf
hierarchischer Planungsstrukturen abgehalten
•
Klaus Overmeyer (2006): Hybride Räume, Hannover.
werden, sondern für Studienzwecke genutzt • Mag.a Sonja Wehsely (oJ): Die Zukunft. Wien. URL: https://www.
wienkav.at/kav/gzw/ZeigeText.asp?id=9403
werden. Somit würde das Gelände langfristig
•
Dr. Josef Holzapfel - Ho Media (2013): Das Josef-Afritsch-Heim,
unter der Aufsicht universitärer Einrichtungen
Autor: Ing. Hans F.Popp
stehen.
Im Zuge einer Auseinandersetzung mit der
Geschichte des Hörndlwaldes stellte ich unter
anderem Recherchen über die angrenzenden
Grundstücke und Liegenschaften intensiver an.
Diesbezüglich bekam ich auch sehr hilfreiche
Unterstützung der amtierenden Bezirksvorsteherin Mag. Silke Kobald. Ich stellte im weiteren
Verlauf meiner Arbeit fest, dass von der Stadtpolitik Beabsichtigungen zur Auflassung des im
Osten angrenzenden Geriatriezentrums „Am
Wienerwald“ bestehen. Das besagte Grundstück grenzt direkt an den Hörndlwald an und
wurde bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts
mit erhaltenswerten Pavillons bebaut. Die bestehenden Gebäude erbringen nicht mehr die
notwendige Kapazität, worauf ein Geriatriezentrum an einem anderen Standort womöglich interessanter erscheint.3
Langfristig gesehen, würde ich das besagte
Grundstück in den Überlegungen, den Konzepten und den Plänen des Hörndlwaldes mit einbeziehen, sodass großflächig sinnvolle Stadtge3
Mag.a Sonja Wehsely (oJ): die Zukunft:online
32
Melania Zeni, Architektur
„Never Ending Hybridity“
future.lab 2014
Never Ending Hybridity
Auf der Suche nach einer Zwischennutzung
Ein Bild und ein Pop-Slogan für die alte Wirtschafts Universität
Wien. Nach vielen Jahren von Invasionen der Studenten und
nach dem Umzug zur Messe-Prater, ist der Campus plötzlich leer.
Nackt. Ein gespenstiger Campus.
Die Zeitungen läuten große Titel wie “Nachnutzer für alte WU
- Wien gesucht” (der Standard), es gibt viele Annahmen, aber
noch keine Lösung.
Die WU braucht Leute, die Leute brauchen Platz.
33
Die WU ist natürlich nur einer von vielen Leerständen in Wien. Tausende Gebäude lässt man
verfallen, einfach weil sie zu ihrer ursprünglichen Funktion nicht mehr gut passen. So wie
ein Kind, das plötzlich zu groß geworden ist,
und das nicht mehr in seine Kleidung reinpasst.
Aber wie wäre es wenn die Kleidung sofort
einem anderen kleineren Kind gegeben würde? Wie wäre es wenn ein Gebäude, das seine
Funktion verloren hat, die Möglichkeit hätte
eine neue Nutzung anzuziehen?
OVERVIEW, WIEN UND DIE LEERSTÄNDE
Wien ist eine Stadt die sehr berühmt für ihre
Organisation ist, mit Highlife Standards, Ordnung, Sauberkeit. Nur vor ein paar Monaten
wurde sie nämlich bei der Mercer-Studie als
Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität gewählt. Österreichs Bundeshauptstadt
erreichte damit zum vierten Mal in Folge den
Spitzenplatz bei der Erhebung des New Yorker
Unternehmensberaters.
Ausschlaggebend für die Spitzenposition im
„Quality of Living Ranking“ seien einmal mehr
die vielfältigen Kulturangebote, das gut ausgebaute Gesundheitssystem, die Naherholungsgebiete, die geringe Kriminalität und die im
Vergleich mit anderen Städten weiterhin moderaten Immobilienpreise. Alles perfekt und
schön, aber wie sieht es mit den Leerständen
aus? Der Leerstand ist ein Phänomen, das leider immer häufiger die Stadt betrifft, so dass
es jetzt als echtes Problem von der Stadtverwaltung anerkannt ist. Auf der Ebene der Stadt
Wien gibt es verschiedene Projekte und Institutionen, die sich mit der Leerstandsthematik
beschäftigen, aber die wichtigste Rolle spielen
hier die Eigentümer, die leider nicht immer ein
klares Bild (Ahnung) über das Potenzial ihres
leeren Besitztums haben.
Wie kann das sein, dass eine so perfekte Stadt
34
solche unbequeme Situationen, die unlöslich
scheinen, hat?
In vielen ausländischen Städten, ist dieses Problem des Hybridisierungsprozzesses, der Raumaneingung natürlich geworden. Warum ist
das in Wien so anders?
WIEN UND VENEDIG, ZWEI STÄDTE IN VERGLIECH
In Wien war der Leerstand noch nie wirklich
ein relevantes Thema, vor allem wegen der
Deindustrialisierung, deren Folgen die Zurückführung der Stadt verursacht. In Gegensatz zu
anderen europäischen Städten gab es keine
nennenswerten Ablegungen, die größere ungenutzte Stadtviertel hinterließen. Wo freie
Flächen waren, die keine Interessen von Privaten weckten, hat die Wiener Stadtplanung
neue öffentlich-geförderte Wohnbauanlagen
geplant.
Diese Ablegung der Räume betrifft nicht nur
die große Flächen, sondern vor allem jene im
kleinen Massstab: heute stehen in Wien zirka
60.000 Wohnungen leer, und viele Bezirke sind
von leeren Geschäftslokalen gekennzeichnet.
In den letzten Jahren haben immer wieder Zwischennutzungen in der Stadt stattgefunden,
die am meisten in Zusammenhang mit dem
Thema des Raumes geprägt waren, und die die
Temporären Nutzungen als Lösung des Problems der Leerstände bekannt machen wollten.
Ansprechend ist es zu bemerken, dass die
Raumaneignung, die man jetzt schon als ersten
Schritt des Hybridisierungsprozesses betrachten kann, mit den topographischen Eigenschaften einer Stadt sehr verbunden ist.
Nehmen wir als Beispiel die weltberühmteste
Stadt Venedig.
Im Laufe der Jahren, ein bisschen dank der
Biennale und der unaufhörlichen Überflutung
„Never Ending Hybridity“
von Touristen, ein bisschen dank seiner gesättigten urbanen Form, es ist immer mehr hybrid
geworden.
Hier kann man sagen, dass das italienische
Sprichwort “Vom Schwein wirft man nichts
weg“ sehr gut zu Venedig passt: Ruinen, Gewächshäuser, Lagerhallen, verlassene Tischlereien... Alles wird wiederverwendet: die ursprüngliche Funktion wird sich ändern, aber
die Struktur bleibt unverändert, aus wirtschaftlichen Gründen oder einfach wegen der Vorliebe zu minimalem Geschmack.
Beim Anschauen die Konzepts der Publikation
Kreative Nutzungen, war es nicht schwer, Venedig unter eine einzige Typologie von Wiederverwendung der Räume zu bringen: Reaktor.
future.lab 2014
tischen Masse kreativer Nutzungen. In einem Ensemble
von Bestandsgebäuden und dem vorhandenen öffentlichen Raum entsteht eine Art Dorfstruktur, in der sich
öffentliche Aktionsräume mit Flächen für Kultur und
Produktion zu einem lebendigen Organismus verweben.
Neubauten ergänzen das Areal an seinen Rändern. Innerhalb dieser Dorfstruktur wird ein nutzergetragenes
Entwicklungskonzept umgesetzt, das im engen Austausch zu den Investorenentwicklungen am Rand steht.‘
Dank seiner Dichte ist es nämlich fast unmöglich, an andere Strategien zu denken.
Aber Venedig ist nicht die einzige Stadt, die
gesättigt ist, auch Wien, besonderer Weise
von der Innenstadt bis zum Gürtel, ist sehr
dicht. Aber dank seiner Topographie, können
die Strategien der Wiederverwendung endlos
sein.
‚Der Typ Reaktor beschreibt die Entwicklung einer kri- Die Publikation analysiert sehr gut das Poten-
Spazio Punch, VCE // WUK, VIE
35
zial der Leerstände in Wien, mit einem besonderen Schwerpunkt in der Entwicklung dieser
kreativen Nutzungen für die Fläche von Neu
Leopoldau. Viele Strategien der Umstrukturierung von Konversionsflächen werden da beleuchtet, die alle gleich auf der Fläche Wiens
anwenden können.
versitären/schulischen Bildung, auch wenn
das Gebäude sich „gewohnt, flexibel zu sein“
zeigt, meinte ein Bundesimmobiliengesellschaft-Sprecher anlässlich der Bekanntgabe
des Parlamentsumbaus Mitte Januar.
Aber was wird dann passieren, wenn die BOKU
wieder ihre denkwürdigen Hauptgebäude zuALTE WU, EIN PROBLEMATISCHER LEER- rückhaben wird?
STAND
Was wird dann aus alte WU/alte BOKU? Wer
wird diese beton-glasige Haut wieder antraWährend der letzten Monate, wurde der alte gen?
WU Campus von den Wiener Zeitungen mehrmals nominiert. Man kann sagen, dass die Pres- Dank seinen architektonischen Eigenschaften,
se ab und zu immer noch eine Auge auf dem könnte das ehemalige universitäre Gebiet eiLeerstand der Augasse wirft, sie hat tatsäch- gentlich für alle möglichen Nutzungen passend
lich viele Vorschläge über die Nutzung gesam- sein. Warum muss man unbedingt auf einem
melt, aber es gibt noch keine feste Lösung.
einzigen großen Mieter warten? Wie wäre es
Ein riesiges versteinertes Gebiet. Die Mensa, wenn die alte WU auf eine andere Weise indas Foyer, die Bibliothek stehen da, in perfek- terpretiert wird? Wie wäre es wenn die Leute
tem Zustand.
selbst, die möglichen zukünftigen Nutzer, ihre
Seit mehr als einem Jahr ist der Campus kom- eigene Nutzung vorschlagen könnten?
plett unbenutzt, deswegen stellt er einen drin- Die Alte WU wird immer noch Leute brauchen,
genden Notstand dar. Dieser sollte gelöst wer- und die Wiener werden immer mehr Platz
den, bevor sich das Ganze zu einem riesigen brauchen.
Problem verwandelt.
EIN REKLAME ALS KRITIK DES RIESIGEN
Seit es ein gespenstiger (verlassener) Cam- LEERSTANDS, PROJEKT ENTWICKLUNG
pus geworden ist, gab es Vorschläge über die
Neu-Nutzung als Ausweichquartier für das Wie früher erklärt würde, ist es heutzutage
Parlament, einige Fakultäten der Hauptuni und ganz wichtig eine klare Wahrnehmung über die
Leerstände zu haben, um die Stadt am besten
die Ateliers der Akademie.
auszunutzen.
Vor Kurzem wurde beschlossen, dass es als Mit der Verdichtung der Stadt ist der Raum
Ausweichquartier der BOKU bis voraussicht- und seine Verwertung ein kritisches Thema,
lich Anfang des Wintersemesters 2015/16, spä- die Verschwendung in diesem Sinn trifft leider
testens aber bis Jahreswechsel 2015/16 in Ver- auch auf Wien sehr zu. Der Wahrnehmungsprowendung sein wird. Da das Hauptgebäude der zess dieser Unannehmlichkeit muss irgendwie
Universität der Bodenkultur, das Gregor-Men- stattfinden, um die Leute bewusst und reaktiv
del-Haus, in dieser Zeit wegen Sanierung ge- zu machen.
schlossen sein wird.
In Zusammenhang mit diesem Problem wird
Voraussichtlich ist die neue Zwischennutzung die Alte WU als Study Case betrachtet: ein
nicht so weit weg von dem Konzept der uni- namhafter Leerstand, als Versuchskaninchen/
36
„Never Ending Hybridity“
Modell für alle nutzlosen Gebieten in Wien
und das eigene Wiederaufleben, wo der
scharfe Blick der Einwohner über diese Situation entwickelt werden kann.
Um das zu ermöglichen, verschiedene Blicke und besondere Eindrücke über das
Problem zu haben kann wesentlich sein...
Es ist ja klar dass in anderen Länder diese
Sache irgendwie schon überwindbar ist,
also warum nicht die Leute von außen einbeziehen?
In dem Projekt, entwickelt während des
letzten future.lab , wird die Gelegenheit genutzt mit Touristen und Ausländern, die keine Ahnung über die Geschichte des Campus haben, zu arbeiten.
future.lab 2014
Sie sind als Stimme der Wahrheit betrachtet
geworden: beim Anblick der AlteWU Photos
haben die Leute ihre eigenen Vorschläge über
eine zukünftige (Zwischen)nutzung des Gebiets gegeben.
Jeder Stimme ist dann in ein Zeichen verwandelt worden. Jede Idee wurde zeichnerisch interpretiert und gesammelt.
Am Ende, nach den langen Interviewsessions,
sind alle Ideen zusammen gebracht geworden,
um ein richtiges never ending Hybrid Space zu
schaffen.
Wie oftmals erwähnt wurde, deckt sich diese
Erweckung des Wahrnehmungsprozesses nicht
mit einem klassischen Entwerfen, sondern mit
einem Kurzfilm. Eine sonderbare Idee- und
Touristen - Graben, VIE // AlteWU, VIE
37
Vorschlagssammlung für den Wiener Leerstand als Sensibilisierungs-Campagne auf die
Sicht einer neuen Zwischennutzung.
Die unterschiedlichen Stimmen sind in dem Video zusammen gebracht, um einen Dialog über
die Raumnutzungen zu bilden, als Beispiel einer möglichen Kooperation zwischen Stadtbewohnern, um selbst die Stadt zu machen.
eine zeitliche und vor allem eine funktionale
Kennzeichnung hat.
Man kann sagen dass jeder Raum hybrid werden kann, aber seine eigene architektonische
Flexibilität ist ein starkes Maß: je mehr flexibel
ein Raum ist, desto mehr Nutzungs- und Funktionsmöglichkeiten hat er.
Ein Raum kann nämlich hybrid sein, wenn er
eine Funktion, die anders als die ursprüngliche
Die Leute müssen nicht Angst haben einen ist, aufnimmt. Je mehr flexibel der Raum ist,
Platz zu nehmen, den sie brauchen, den sie desto mehr Möglichkeiten hat er um hybrid zu
sich wünschen.
werden.
HYBRIDE RÄUME
Nach diesem urbanen Experiment zwischen
den touristischen und den verlassenen Lagen
ist mir klar geworden, dass HYBRIDITÄT eines
Raums nicht nur eine physische, sondern auch
In diesem Sinn kann das Zwischennutzungskonzept ein passendes Beispiel eines Hybridisierungsprozesses sein, wo man die architektonischen Eigenschaften eines Raumes in eine
zweite Ebene zieht und die (flexible) Nutzung
die echte Natur eines Raumes kennzeichnet.
NEUGUER?
Geh einfach auf
Youtube Seite
und such nach:
‚Alte WU wants you‘
Zoo Potraits, Yago Partal // WU, VIE
38
Jenny Puchner, Architektur
Wenzel Witt-Dörring, Architektur
„StadtEinkochen“
future.lab 2014
Stadt Ein Kochen
Angewandte Stadtforschung Tagebuch eines Selbstversuchs
Gemeinsames Kochen und Essen im Öffentlichem Raum als
Werkzeug um einen Ort zu entschlüsseln. Unser Projekt ist ein
Selbstversuch aus dem sich eine Auseinandersetzung mit einem
konkreten Ort in Wien entwickelt hat. Als Ergebnis haben wir ein
Tagebuch unseres Selbstversuches produziert.
Stadt
EINprojektfoto/ -grafik
Kochen
Was wAEre wenn?
39
Wer oder was ist Hybrid?
“Hybrid” beschreibt eine zentrale Eigenschaft
von Stadt, somit ist eine Stadt immer hybrid.
Hybrid ist etwas “Gebündeltes, Gekreuztes
oder Gemischtes” (wiki: https://de.wikipedia.
org/wiki/Hybrid) Es die Vielschichtigkeit von
Räumen gemeint sein, wie sie wahrgenommen
werden, wie sie genutzt werden. Es kann auch
Räume beschreiben, die noch nicht klar definiert sind. Räume deren “Regeln” noch ausgehandelt werden. Es beschreibt Räume die
offen zugänglich sind - wie Demokratische Räume. Hybride Räume sind fähig Konflikte einer
Stadt auszuhandeln. Es beschreibt Nischen,
Subkulturen abseits staatlicher Regelung. Genau so wie auch öffentliche Räume, die relativ
stark geregelt sind.
Zaunkommunikation
40
Der Begriff “Hybride Räume” bedeutet für uns,
ein Raum der nicht nur von den unterschiedlichsten Nutzergruppen genutzt und verwendet wird, sondern auch unterschiedliche Bedeutungen für die einzelnen Personen hat. Ein
Raum, ein Platz, ein Park, eine Straße oder auch
ein Grundstück hat für den einen, einen hohen
monetären Wert, für einen anderen wird er
als reines Freizeitvergnügen betrachtet. Jeder
Raum bekommt sein Hybridität durch den Betrachter, den Nutzer, den Bewohner.
Hybridität in unserm Projekt
Wichtig für unser Projekt ist die Vielschichtigkeit von Räumen und welche Bedeutung
die einzelnen Nutzer einem Raum geben. Bei
„StadtEinkochen“
unseren ersten Überlegungen ist uns bewusst
geworden wie wichtig die Stadtbewohner für
solche hybriden Räumen sind. Wir wollen versuchen, die passiven Stadtkonsumenten zu
aktiven Raumproduzenten zu machen. Genauso wollen wir die Mechanismen die damit im
Zusammenhang stehen, nicht nur passiv beobachten sondern aktiv erleben. Wir wollen
Stadt ausprobieren, selber Raum produzieren,
subjektiv erfahren, wie es sich anfühlt von einem Passanten zu einem greifbaren Akteur zu
werden. Wir wollten Hybride Räume nicht bloß
studieren, sondern sie selber ausprobieren.
Wie gehen wir das an? Welche Werkzeuge
brauchen wir? Welche Problem tauchen auf?
Reden als Methode
Für unser Projekt wollten wir mehr erfahren
über die Menschen, die einen ganz bestimmten
Raum nutzen und bewohnen. Wir interessieren
uns für die Ansichten, Vorstellungen, Wünsche
und Lieben, die die einzelnen Personen zu diesen Raum haben.
Wie konnten wir nun in Kontakt zu den Bewohnern und Nutzern treten? Wir wählten dafür
eine Methode aus, die uns nahe an eine alltägliche Situation bringen sollte. Wir wollten
in einem möglichst direkten Weg mit Fremden
in eine ungezwungene Situation kommen. Wir
wollten keine Interviews führen oder mit Fragebögen arbeiten, sondern in einer entspannten Atmosphäre mit den Menschen in ein Gespräch kommen. Die beste Methode das zu
erreichen, war für uns durch ein gemeinsames
essen und kochen.
future.lab 2014
Essen und Reden
Der Küchentisch als
Kommunikativer Ort
Die Idee ein Essen im öffentlichen Raum zu
gestalten, kam uns durch die Aktion des Restaurant-Day´s. Seit einigen Jahren gibt es in
Finnland den Restaurant-Day. An vier Tagen im
Jahr, kann jeder der will ein Pop-up Restaurant
für einen Tag eröffnen. Die Hobbywirte und
Gäste werden über ein Internetplattform, mittlerweile weltweit, miteinander verknüpft. Jeder kann die Chance nutzten Räume zu öffnen,
im privaten wie auch im öffentlichen Raum, um
einen Raum ähnlich eines Restaurants oder
einem Café zu schaffen. Es gibt Picknicks im
Park, Eisstände an Straßenkreuzungen, es wird
auf Abstandsgrün gegrillt, Candellight-Dinner
in Altbauwohnungen, wie auch Finderfood auf
Dachterrassen.
Räume werden temporär neu bespielt und
für eine breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Diese Aktion schien uns geeignet, um
Raumproduktion in einem zeitlich begrenzten
Rahmen auszuprobieren. Sie ist auch ein gutes Alibi um sich einen öffentlichen Raum oder
Platz anzueignen. Außerdem erschien uns diese Aktion ein gutes Mittel, mit den Bewohnern
in Kontakt zu treten und um mehr über sie und
ihrer Vorstellungen zu erfahren.
Wir entschieden uns dafür am Restaurant-Day Die Situation des Kochen und Essen im öffentteilzunehmen.
lichem Raum verspricht Aufmerksamkeit zu
bekommen, da es eine gewohnte Situation in
einem sehr ungewohntem Rahmen darstellt.
41
Betrachtungsweisen eines Ortes
Für die Verortung unserer Aktion suchten wir
einen geeigneten Raum, der einerseits unserer
Definition eines hybriden Raumes entspricht,
so wie auch andererseits einen passenden Ort
für die Teilnahme am Restaurant-Day darstellt.
Wie oben beschrieben ist für uns ein hybrider
Raum ein Raum, in dem vielschichtige und unterschiedliche Betrachtungen und Meinungen
zusammenlaufen und auch aneinander prallen
können. Wir suchten einen Raum der Konflikt- wie auch Möglichkeitspotential vereint.
Wir entschieden uns für eine seit langer Zeit
brachliegende Flache. Die Brache liegt ungenutzt mitten im 5. Bezirk und ist mit einem
Baustellenzaun abgesperrt. Sie erschien uns
als ein idealer Ort, um mit den verschiedensten Akteuren, die direkt oder auch indirekt mit
diesem Ort zutun haben in Kontakt zu treten.
Vor allem erschien sie uns als idealer Ort für
die Aktion des Restaurant-Day.
Uns hat dieses Grundstück von Anfang an fas-
Grundstück Schlossgasse Ecke Hofgasse
nichts? Was war hier vorher? Was wird damit
passieren? Welches “Geheimnis” verbirgt sich
dahinter? Wer ist der Eigentümer? Was denken die Nachbaren? Wie sehen die Bewohner
die Brache? Wer sind die Bewohner? Was sind
die Vorstellungen der Leute? Wie nennen sie
den Ort? Was wünschen sie sich dort? Gibt es
Beziehungen zu dem Ort?
Wie geeignet ist der Ort für den Restaurant-Day? Wie reagieren die Bewohner auf die
Aktion?
Wie ist die Vorbereitung? Wie leicht oder
schwer sind die Leute zu mobilisieren? Wer
kommt? Wer kocht mit? Wie funktioniert das
kochen?
Wie fühlen wir uns als Akteure? Können wir
das? Was bleibt?
Ist unsere Methode des gemeinsamen Kochen
zielführend? Zu was kann es führen?
Einer der wichtigsten Aspekte für unsere Herangehensweise an das Projekt, war das Grundstück aus möglichst vielen Perspektiven zu
betrachten. Wir stellten unterschiedlichste
Recherchen für dieses Grundstück an. Einerseits suchten wir Informationen auf den normalen Wegen, wie Kontakt zu dem Eigentümer
aufzunehmen, Planauskunft, Bezirksmuseum,
und andererseits wollten wir vor allem den
Restaurant-Day für unsere “angewandte Stadtforschung” verwenden. Um neben den Fakten,
auch an die Wünsche und Vorstellungen der
Bewohner und Nutzer zu kommen.
Aus all diesen Ergebnissen, leiteten wir folgende Überlegungen ab.
ziniert. Ein so großes Grundstück, unbebaut Was wäre wenn leere und ungenutzte Flächen
und ungenützt, in einer guten Lage, hat für uns in der Stadt gemeinschaftlich genutzt werden?
Was wäre wenn es ganz normal ist noch ungesehr viele Fragen aufgeworfen.
nutzte Flächen anderen zu überlassen?
Wieso ist es umzäunt? Warum passiert hier Was wäre wenn für die nächste Zeit …?
42
„StadtEinkochen“
Ungenutzte Flächen als Potenzial
Wir haben uns schon in der Anfangsphase im
Seminar viel mit Zwischennutzungsprojekten
auseinandergesetzt. Mittlerweile ist es auch in
Wien schon fast normal leerstehende Häuser
zwischenzunutzen. Doch was ist mit leerstehenden, ungenützten Flächen?
Wir befragten dazu Jutta Kleedorfer die Projektkoordinatorin für Mehrfachnutzung am Magistrat für Stadtentwicklung und Stadtplanung
ist.
“Bei Zwischennutzungen geht es um Orte, die
nicht oder noch nicht genutzt werden. Baulücken werden häufig nur als mögliche Stellflächen für Pkws betrachtet. Sinnvoller wäre es
aber oft mit diesen Flächen – zumindest temporär - das Freiraumangebot im Bezirk zu erweitern bzw. Raum für ganz spezielle (Kultur-)
Events zu bieten.
future.lab 2014
schennutzung passen kann ein Prekariumsvertrag unterfertigt werden. Der Eigentümer überlässt damit dem Vertragsnehmer alle Rechte
und Pflichten, wie die Schneeräumung im Winter. Ein möglicher Vertragsnehmer könnte die
Gebietsbetreuung, ein Verein, wie auch eine
Privatpersonen sein. Aus Gründen der Haftung
ist es immer wichtig, im Vorhinein eine genaue
Besichtigung des Grundstückes vorzunehmen.
Überprüfen sollte man das Grundstück auf unbefestigte Mauern, spitze oder gefährliche Gegenstände, wie auch unterirdische Einbauten,
wie Keller. Somit kann die Haftung von grober
Fahrlässigkeit ausgeschlossen werden.” (www.
einfach-mehrfach.wien.at)
Nutzen von Freiflächen
Rahmenbedingungen für die Zwischennutzungen von Baulücken in Wien:
-Einverständnis des Grundeigentümers, der
Grundeigentümerin
-positive Haltung des Bezirkes
-eine grundverwaltende (Dienst-)stelle
-Übernahme der Haftung
-Die Kosten müssen in einem akzeptablen Verhältnis zur Dauer der Zwischen nutzung stehen
-zuverlässige Einhaltung der Vereinbarungen
bezüglich Rückgabe des Grundstückes”
Aktives Stadt EinKochen und angewandte Stadtforschung
Die Aktion
Nachdem der erste Versuch am Restaurant-Day
leider am viel zu kalten Wetter gescheitert ist,
versuchten wir es eine Woche erneut. Mit einem minimierten Programm. Statt Curry kochen, begnügen wir uns heute mit Couscous
Salat (vorgekocht) mit allerlei Gemüse, Schafskäse, das wir Vorort schneiden wollen und
Wenn die Rahmenbedingungen für eine Zwi- selbst gebackenem Brot.
Um vier Uhr sind wir dort. Als der Heurigen43
tisch, die Bänke, zwei Kisten mit Schneideutensilien und dem Gemüse ausgepackt sind,
begann der Regen. Platzregen mit Sturm, Blitz
und Donner.
Eine Stunde später, war alles vorbei und sogar
die Sonne kam wieder.
Diese Zeit haben wir genutzt um im Gasthaus
nebenan das Layout unserer Broschüre zu besprechen. Auch die Idee mit der mobilen Forschungsstation in Form eines Fahrradanhänger
kam in dieser Stunde. Dazu später.
Kurz nach fünf Uhr haben wir den Tisch und
die Bänke wieder funktionsfähig gemacht und
machten uns ans “kochen”
Kochen und Essen im öffentlichen Raum
attestierte Befürchtungen wegen möglichen
Absacken des Fundamentes.
Die Bauverhandlung ist negativ ausgegangen.
Die Frau erzählte uns auch, dass beim Besitzer
von der Stadt Wien angefragt wurde, ob er das
Grundstück für Parkplätze Zwischennutzen
möchte. Aber er verneinte.
Gespräch #2:
Der nächste hat uns von einer Guerilla Gardening Aktion erzählt, die vor ein paar Jahren stattgefunden hatte. Diese Gruppe hatte
sich viel Mühe gemacht bei der Bepflanzung.
Sie legten Gemüsebeete in Autoreifen an und
montierten Schilder. Als er aus einem Urlab
wieder zurück kam waren die Pflanzen entfernt. Angeblich auf Geheiß des Besitzers. Wir
wissen nicht ob die Gruppe Kontakt zum Besitzer aufgenommen haben, er war auf jeden Fall
nicht mit der Begrünung einverstanden. Dieser
hat daraufhin ein Verbotsschild anbringen lassen.
Gespräch #3:
Mutter mit Tochter. Die Frau wohnt noch nicht
lange in einer Mietwohnung mit Blick auf das
Grundstück. Sie hat auch von der Bauverhandlung gehört. Sie erzählte vom Sohn ihres
Wohnungsvermieter, einem jungen Streitbaren
Anwalt, der von Anfang an gegen die geplante Bebauung vorgegangen ist. Sie erzählte uns
von der vorhergegangenen Bebauung - eine
Citroen Autowerkstatt. Beim Abbruch dieses
Gebäudes war der Bauplatz teil weise offen
und Jugendliche haben sich den Ort angeeignet. Auch das wurde bald unterbunden. Die
Frau vermutet beobachtet zu haben, wie am
Grundstück gestohlene Autos versteckt wurden.
Gespräch #1:
Die erste Interessierte ist Eigentümerin eines
angrenzenden Hauses on der Hofgassse. Sie
erzählt uns von der Bauverhandlung, sie war
dort, hat sich aber bald aus den Gesprächen
zurückgezogen. Das Vorhaben des Eigentümers ist ein Apartmenthaus mit einer Tiefgarage. Diese Tiefgarage wurde sehr schlecht
aufgenommen, vor allem von den direkt angrenzenden Eigentümern. Ihre Befürchtungen
waren eine zu laute Lärmbelästigung, da die
Zufahrt der Garage direkt neben deren Schlaf- Gespräch #4:
zimmerfenstern geplant war. Sie beauftragten Ein Ehepaar. Sie meinten der Besitzer des
auch gleich einen Begutachtet. Dieser stellte Schlossquadrates hätte diese Fläche vermut44
„StadtEinkochen“
lich längst zu einer Goldmine gemacht bzw.
schon längst genutzt. Sie haben festgestellt,
dass es wegen der Haftung gewisse Rechtliche
Rahmenbedingungen geschaffen werden müssten um eine Zwischennutzung zu ermöglichen.
Ihnen ist klar, legal geht ohne die Einstimmung
des Eigentümers nichts. Der Mann merkte an,
dass Wagenplätze ähnlich anliegen haben.
Uns ist vorgekommen, dass sie Interesse hätten
bei einer Zwischennutzung mitzuwirken. Sie
wollten in jeden Fall wissen wie es weitergeht
und haben uns ihre E-mail Adressen gegeben.
future.lab 2014
Kochen und Essen im öffentlichen Raum
de und Erweiternde. Unser Vorhaben, Stadtvokabular einzufangen, ist uns auf der einen Seite
gelungen, durch die Gespräche, auf der anderen, ist es leider bei der gute Idee geblieben.
Aus unserer Aktion haben wir folgende Schlussfolgerungen gezogen: Wir haben ein Thema gewählt, dass einen starken persönlichen Aspekt
beinhaltet und somit viele Aussagen, natürlich
- es sollte schließlich auch so sein, von persönlichen Interessen geprägt sind. Es ergeben sich
dadurch “gefärbte Meinungen”, die aber durch
die Gespräche mit umso mehr Menschen, an
Farbe verlieren, wie auch gewinnen können.
Gemeint ist damit, das die aufgefangen Aussagen nicht allgemeingültig sein können, sondern
immer nur einen kleinen Teilbereich aus einem
großen sozialen Gefüge aufzeigen können.
Umso wichtiger war und ist für uns, die Aktion
selbst, wie auch unsere Forschungsfrage, von
soviel Seiten wie möglich, zu betrachten. Die
Bewohner zeigen ein anders Bild, als der Eigentümer, ein möglicher Investor, oder der die
Statt Wien. Und genau das ist es, was die Sache faszinierend macht, es macht sie, wie alles
was mit Stadt und Stadt machen zu tun hat, zu
etwas hybriden. Eine hybride Angelegenheit einen hybriden Raum.
Das Ergebnis
Der Ausblick
Mit unserer Aktion haben wir vor allem die Bewohner erreicht. Wir hatten vier
Gespräche mit direkten Anrainern des Grundstückes. Wir erfuhren viel über den Besitzer,
vorangegangene Ereignisse, wie die Bauverhandlung und das Guerilla Gardening. Auch
die Wünsche und Vorstellung der Bewohner
konnten wir so erfahren.
Vieles ist Hören-Sagen oder Information aus
Dritter Hand, aber im Endeffekt gibt es weniger
Gegensätzliche Aussagen als Übereinstimmen-
Eine mobile Forschungsstation Skizzen
Wir sind mit unser Aktion, am Restaurant-Day
teilzunehmen und diesen auch für angewandte Stadtforschung zu benutzen, auf Probleme
gestoßen, die wir nur durch das eigene Tun
herausfinden konnten. Ein großes Hindernis
für unser Aktion war die Logistik. Es war sehr
schwierig einen Transport für das Mobiliar und
die Küchenutensilien zu organisieren. Auch waren wir dadurch an einen fixen Ort gebunden.
Für eine angewandte Stadtforschung wäre ein
45
“Stadtforschungsfahrradanhänger” sehr hilfreich. Dieser sollte so ausgebaut sein, dass er
schnell auf und ab gebaut werden kann (Regen!), den Komfort einer kleinen Teeküche besitzt und einen Tisch und Stühle beinhaltet.
So eine mobile Station, könnte dabei helfen an
einem Tag auf mehreren Stadtorten zu sein.
Auf unserem Standpunkt hatten wir sehr wenig Laufpublikum. Das hat dazu geführt, dass
wir mit relativ wenigen Leuten ins Gespräch
gekommen sind.
Referenz: Dondong Fan - Mobile Küche
Nächstes Augenmerk müsste darauf gesetzt
werden, nicht als geschlossene Gruppe zu
wirken. Wir hatten das Gefühl, dass viele gar
nicht näher gekommen sind, da sie dachten
wir hätten eine private Feier. Und das sollte
es nun auf keine Fall sein. Das heißt, mehr die
Botschaft vermitteln, “jeder kann kommen und
mitmachen”. Das könnten wir das nächste Mal
durch bessere Schilder bewirken, wie das Referenzbeispiel Pablo Calderón Salazar, mit seinem Dialogical Design.
Referenz: Pablo Calderón Salazar - Dialogical Design
Skizze eines mobilen Stadtforschungsfahrradanhänger
46
Ekaerina Timina, 066440
„The Kaleidoscope“
future.lab 2014
The Kaleidoscope
Capturing the versatility
Understanding and portraying a hybrid space is a tough job - due
to their nature they keep slipping away and put researchers in
the consitions of an informational blocade. The project is observing an existing space from various perspectives to create the
basis for the understanding of the phenomenon of hybridity in
urban context and its meaning for the planning practice.
47
The Phenomenon
As we entered the third millennium the time
keeps getting only faster and the way users
inhabit the city space, the way they reclaim it
and their motives have also changed. Diversity
and inclusiveness are now on every planner’s
checklist.
Contemporary metropolis is being deconstructed and reclaimed by less and less formalized
energy flows, that bring creativity and liveness
to the planned structures. The economy, that
was previously largely dominated but he market is now evolving to get on its new step - the
economy dominated by intangible values such
as culture and information.
The planner’s challenge is to identify and understand the meaning and the messages the
city dwellers are sending, with all the variety
of roles they play and the interrelations they
Fragment of the surroundings
48
stand in with each other, with the society, with
the city itself and places in it, in all the complexity and ambivalence.
There is no white and black, no borderline
between formal and informal flows, they mix
to give all possible shades in between and not
only the grayish halftones, but the full rainbow
of diversity, they flow from one state to another, being the city itself and breathing life into
it.
As planners, we have an instinctive understanding for the definition of formality and informality in urban context. As professionals speaking
the same language in practice we feel the meaning of the term “hybridity” in urban context.
A hybrid is a mix, a combination, bringing together extremes, stirring them in a melting pot
and coming up with something completely new,
that though has all the features of the parental
structures, is not any of them.
We say “hybrid spaces” and that these places
of refuge for diversity, for the strong dynamics
and various energy flows. We cherish and admire their ability to almost instant adaptation
to the new programs of use, that often takes
place thorough spontaneous refunctionalization. These places, produced by urban sprawl,
have the potential to become new meaningful
places and hence new types of public domain.
Unlike to what we are used to, these places,
with all the life swirling in them, do not want to
be classified and can not be classified as well.
With all the complexity of their behavior, with
the kaleidoscope of protagonists, of reasons
why, of shapes and sizes, maybe they do now
need to be classified? Maybe they do not need
to be analyzed under a microscope, but felt,
sensed, simply observed?
Talking about hybridity in urban context, one
can not come up with a simple clear definition
to put in a dictionary for the very reason that
„The Kaleidoscope“
diversity and creativity do not want to be put in
frames. They are organized from the bottom, as
a result of a strong need or urge. These hybrid
heterotopias appear as fast as they might disappear, the scent of temporarity comes hand
by hand with hybridity. Their programming is
defined by actors and users themselves and
changes almost immediately to fulfill the new
needs emerging. Hybrid spaces tend to detach
themselves from the “official” side of the city,
preferring, as all the informal urban energies,
to be in the twilight zone between legal and
illegal, filling the gap between social acceptance and full rejection. With all that in their
genome, hybrid spaces are an urban element
of highest curiosity - diverse, being in constant
change, slipping away the moment it notices
your focus. Their nature stands for exchange,
reuse and interpretation, they belong to a new
spatial category of “continuous spaces”, that
come to coexist with the conventional type of
“spaces of stay”.
Hybrid spaces are an offspring of a modern
city model and are needed for its successful
life and development - they can activate new
forms of urban identity for a renewed hospitable capacity.
What do they mean for us as urbanists? How
do we plan them? Should we try to plan them?
Or should we let them be and adapt the plan-
future.lab 2014
ning with the hints they give us for their individual case?
There is one thing that is clear - we have to get
to know them.
But how?
As already pointed out, hybrid spaces are a
challenge for a researcher, as how do you study
something, that is self-made, constantly changing, semi-legal and trying to alienate from the
formal side of the city and therefore resisting
all attempts to build up a contact.
In their uniqueness they have to be taken personally and not researched in a conventional
way but in a way of constant curiosity and side
by side revolving various sides of their individuality. One can not get a picture that is right
or wrong, as there is no truth or lie in their fluid
nature.
Steert view
49
Surroundings
The Case
First coming to Vienna one might not expect
to see that much of informality of any scale - from sunbathing in a royal palace park to
unexpected anarchistic parade in the central
shopping street. A city of flea markets, food cooperations, all types of informal economies is
underlaying the city of museums, guided tours,
uptight ladies in the opera house and strict demands to the strudel dough.
Having moved to Vienna not long ago with a
backpack of classical imperialistic urban design
stereotypes, tending to an urban dictatorship
with their straight axes and clearly defined functions, your humble author was not expecting
to see what is actually behind the opera curtain. In the bright tornado of informal organizations met a small door kept popping up in the
mind.
The shabby door with a colorful name above
belongs to the Kaleidoskop project - a part of
the KUKUMA network. The project defines itself as an “anarchistic free space” and is housed
in three rooms 86 square meters in total, situated in the famous Schönbrunnerstraße in the
Margareten district.
These rooms “can basically be used by everyone for many different kinds of events, without
any rent or other payment” as stands on their
50
website. The non-profit project exists on free
donations collected at the bar in exchange for
a cup of tea and heartfull company. Memberships are open and free, but it is expected that
you share the interests of the member community and help to keep it going. Kaleidoskop,
though declaring itself an anarchistic space,
has a number of rules, that mainly banish all
types of racism, sexism, heterinirmativeness
and social intolerance. Decisions are made by
members, that come to organizational meetings. Those take place two times a month, are
open to public and the contingent visiting is
not expected to be the same.
To put it in a nutshell, any bypassed is promised
to be in a full right to come to the meeting, discuss and influence the project development.
The research, originally determined to make
an attempt of portraying this space in details
ti understand the mechanisms and behavior of
something that could be defined as a small-scale semi-official structure, met the silent rocks
of members’ unwillingness to communicate to
a total stranger, who came attracted by the
promised openness. Numerous emails to the
provided contact persons received no answers, multiple visits gave nothing but a door
tight shut and, when it finally got to conversations in person, to an informational block.
It got clear that the “official version” was not a
lie, but just the truth not full. An informational
block is to be awaited from hybrid spaces, as
they exist not_illegal, most likely in at least a potential conflict with the state, having no official
rights on the space they are using and a fear to
be thrown out of it.
The questions of coexistence and integration of
such spaces in the city tissue are emerging and
only will be unless we find a way and approach
to observe them from various viewpoints and
learn from them.
„The Kaleidoscope“
future.lab 2014
Scheme of the surroundings
51
Graffity in the discrict
The District
The Neighbors
The Schönbrunnerstraße is well known in the
informal community for the house number 111,
the Project Trust. The street itself and this part
of the district tend to show their underground
part more than most of the centrally located
districts and also is seems to have not originally austrian inhabitants dominating in its population.
The district itself and the moods felt in it provide a basic idea of the typology of spaces to be
found around. Numerous small thematic shops
such as DIY shops, rasta-shops, a shop selling
a broad variety of latex outfits, balkan and russian groceries and cultural shops is filling the
gaps between small to middle-sized multicultural restaurants that also show the dominance
of balkan, russian and ukranian culture with
small infills of Asian cosine. A list of thematic
services such as piercing/tattoo studios and a
dreadlocks salon crown it all.
Street art is the voice of citizens and it speaks out loud the local moods. Represented by
mainly tags and short political slogans, mostly
refer to the current political regime from the
view of expatriates and people from Eastern
Europe in particular.
The space of Kaleidoskop itself is classically
for Vienna surrounded with a number of small
ground floor offices and food destinations, topped up with residents. The neighbors are cafes, car rental service, a night club, a laundry
service, a pedicure salon and the Atosa Community.
Two Italian food spots “Gondola” - an upper-middle class restaurant and a contemporary-looking cafe - are standing out in the whole
picture and even seem to not quite “fit”. These
can be seen as the first signs of gentrification
process in its ongoing phase, which inevitably
leads to estate problems and conflicts of the
inhabitants and local businesses.
Surroundings
52
„The Kaleidoscope“
The Media
The media analyses was also one of the first
things done, so even before the first personal
contact, data was collected and digested, providing another viewpoint.
Interestingly enough, Google search shows
very few relevant and informative results, although the Kaleidoskop exists many years and
has surely left a trace. In the Foursquare database it is listed as a gay bar with a close to zero
number of 4 check-ins by 4 different users. A
similar to Foursquare but less popular in global, but not in the european context, service
„Yelp“ gives a more trustworthy though outdated description of Kaledisokop as a left-oriented alternative space with cozy couches, board
games and a cheap bar.
future.lab 2014
“Das Kaleidoskop ist ein linksalternatives
selbstverwaltetes Vereinslokal, das von einem
Haufen junger Linkies betrieben wird.
Hier finden Parties statt, Filmabende, es gibt
Lesungen, Jamsessions, politische Diskussion
zb. ein Themen Brunch über Basisdemokratie
Außerdem: Club Mate (mir scheint die sponsern die Linken), Bier und Wein zu sehr günstigen Preisen, gemütliche Couches und alles was
sich ein linker Hippie sonst noch so wünscht.
Die Leute sind lieb, locker und offen.
Ich finde solche Freiräume gut und wichtig und
es ist schön, dass sich Leute unentgeltlich in ihrer Freizeit engagieren, damit dies für andere
erhalten bleibt.”
(user Stefanie S. on 27 August 2010)
Cloud of the top discussed topics
53
The entrance
“<...>
Gemütliche Sofas, viel billigen Alkohol und
dazu Brettspiele, so habe ich meine Abende
im Kaleido in Erinnerung behalten - sehr angenehm, solange nicht politisiert wird. Denn
hier geraten gerne mal verschiedene dogmatisch vertretene Ansichten aneinander. Diese
unterscheiden sich für den Außenstehenden
wohl nur in Nuancen, für die an der Diskussion
beteiligten scheint‘s allerdings sehr wichtig zu
sein. Sei‘s drum, meist beruhigt sich das Ganze
spätestens nach dem nächsten Bier oder dem
nächsten Zug, und weiter geht‘s mit einem der
besten Spiele aller Zeiten: Junta!
Allein dafür, mich in dieses sehr komplexe Spiel
eingeführt zu haben, bin ich den Kaleido-Leuten ewig dankbar - doch auch sonst komm ich
auch heute immer wieder gerne hierher, wenn
ich auch manchmal das Gefühl nicht loswerde,
hier wäre seit einigen Jahren die Zeit stehen
geblieben. Es verändert sich nichts groß, in
diesem Freiraum, weder was die anwesenden
Personen noch deren Ansichten angeht. Aber
das hat halt auch seinen Reiz”.
(user Charles D. on 5 May 2010)
Reading through the project’s blog and website news gave a cloud of most discussed topics,
that show the interests of members. Those
tend to be less cloudless than the descriptions
read before and cover sharp political questions as well as question of inclusiveness and
rights of minorities.
The Network
In addition to the interests cloud, structured
and categorizing of events, that took place in
Kaleidoskop in the past years we not only see
the long-term transformation from a bar to a
discussion tribune coming hand in hand with
short impulsive transformational blasts of pro-
Surroundings
54
„The Kaleidoscope“
gramming alteration - from movie evenings to
workshops - but also get to construct a schematic network of protagonists and assume possible contacts between them, that are based
on crossing interest and/or professional fields.
The information is being broadened with an
additional search through the KUKUMA network and people and groups mentioned in
private talks with the members. Results of this
research can be put into a mind map to get the
overview of contacts.
The network on a smaller scale was provided
by stickers on the entrance door. They are not
long-lasting and therefore deliver more or less
up-to-date information about exact persons.
This information is priceless and more detailed
as the one that can be gotten in the first step
of web research. The stickers vary party invitations and designer and artist “signatures” to
independent publishers and strikes:
future.lab 2014
Surroundings
network for art, culture and media
11) http://deepjackinacid.tumblr.com - Deep Jackin’ Acid, a weekly party event
12) http://www.nize.at - Josef Faustbeck, an artist and a graphic designer
13) http://www.bikramyogaloft.at/wp/ - a bikram yoga studio
1)http://www.1maerz-streik.net - The Transnati- 14) http://beatmakersessions.eu - a project
bringing together experimental music ants on
onal Migrants‘ Strike
2) http://sainmus.at - a guitarre and cello duet the stage of the famous Fluc club in Vienna
15) http://backyamouf.blogspot.co.at - a blog
from Vienna
3) http://bahoemagasin.blogsport.de - anarchi- dedicated to street art
stic publishing office
4) http://www.streifzuege.org - a critical com- The wide range of protagonist types from artists and party organizers to strikes and a community
5) http://lovingactivism.blogsport.eu - a blog munity providing sleeping places to refugees
was to be expected due to the ambivalent naand info-point on activism in Vienna
6) http://eben-holz.org/index.htm - an ecocom- ture of the space itself.
munity saving rare tree sorts from being used
for musical instruments
7) http://kermeszalest.com/ - a brass band
from Belgium, combining in their music Balkan
and klezmer motives with rock and metal
8) http://www.uadieleiberl.at - an online shop,
selling T-Shirts with critical political slogans
9) http://www.yasmo.at - Yasmin Hafedh, a
young austrian author, rap artist and a slum
poet
10) http://www.kukuma.org - a decentralized
55
56
fiveseasons
NOMAD.theatre
Montmartre Wien
Mo.ë
3Raum-Anatomietheater
ZZOO Verein für Leguminosen & Literatur
Kosmostheater
Eva Winter-Künsterltreff
ORANGE 94.0 – das freie Radio in Wien
Verein Venster99
Kulturverein Einbaumöbel
Initiative Pankahyttn
MusikarbeiterInnenkapelle
Verein Boem*
Verein Lust
Kanak Attak
TÜWI
Guerilla Gardening
Jonglieren
Plan.los!
SyndiCars
KUKUMA
BOKU
PerpetuuMobile 2.3
Kaleidoskop
ZeitungsProjekt Jenseits
dérive
ÖG für Architektur
Ökologische Linke
International Network for Urban Research and Action
Literaturgruppe Narenfreiheit
Open Space - Zentrum für Kunstprojekte
Artminutes
no-racism.net
Deserteurs- und Flüchtlingsberatung
Schnittpunkt Verein für Austellungstheorie & Praxis
Interkulttheater
7STERN
Kunstraum Ragnarhof
Vekks
culture2culture
Verein Jugendstiltheater
monochrom
Wiener Vorstadttheater
Culture fly
Verein Forum Wien Arena
Galerie Werkstatt NUU
ei(s)kon:fekt
Irene Dlabaja
Fotogalerie Wien
Verein für Gegenkultur
ISI-Europa
Circus Kaos
dasviadukt
Das Werk
Pink Zebra Theatre
Sargfabrik
Theater Antonin A.
igkulturwien
A.C.T.I.O.N. - Kooperative kulturelle Vernetzung
MIK – Mobile Initiative Kultur
Kulturzentrum Spittelberg
Töchter der Kunst
Verein zur Schaffung der postmodernen Kulturelite
Initiative Minderheiten
Stichwort - Archiv der Frauen- und Lesbenbewegung
D.O.M.L. Dokumentationsstelle für ost- und mitteleuropäische Literatur
The Network mindmap
MoneyNations
Rosa Antifa Wien
contrast.org
kein mensch ist illegal
Mayday 2000
Get to attack
Volkstanz
Reclaim the Streets
IG Architektur
AZ Wien
Permakultur
„The Kaleidoscope“
future.lab 2014
A selection of stickers found on the entrance door
57
The Talks
Being a part of the urban tissue, hybrid spaces
do not exist without neighbors’ notice. Getting
to talk to them gives not only plane information on what visible actions take place there
and what the typology of the actors is, but also
give a personal insight, let know about the presence or absence of communication with other
city dwellers, what problems and conflicts occur and - in case it is possible to interview multiple people in different times of the day - the
typical day plan.
In the case of the Kaleidoskop the positions of
people questioned were spread between “not
interested” to strongly negative. Surprisingly,
even the mailman had no idea of what this place is and what could be happening there. By
interviewing it was one of the aims to talk to
various neighbor types, to those differently distanced from the Kaleidoskop and those working in different times of the day, for example
the vietnamese bistro cook, who is basically
standing facing the Kaleidoskop door all day
long and a lady from the car rental service,
whose working place is a bit further away and
who is not having the entrance the whole day
in front of her eyes.
Fragment of the entrance door
58
“I think it’s like a club for hippies, some homeless come sleep here, i know. They have parties but make little noise, so i do not call the
police. Some days it is many people some days
few, different ages but mostly young, under 35.
They surely smoke marijuana, you can smell it,
and i think they also sell other drugs. At first i
thought they are dangerous and aggressive but
no, though they are not friendly as well. I guess
they do not want problems. they also have evenings when they drum...”
(elderly lady, lives in this quartier)
“I think it is a club or a bar. or most likely a
Rauchlokal for all these hippie people. People of all ages come. They are really quiet in
daytime and mostly closed. Around 18:00 they
start to come. I don’t know what exactly they
do there, when i go home i see them sitting
and just hanging out doing nothing. Sometimes
i go home later and then i see some of them
standing even outside drinking beer. They are
not really nice - all dirty and preppy. I’m pretty
sure there are many drug addicts, marijuana or
extasy… ”
(laundry owner)
„The Kaleidoscope“
Entrance
“I don’t know what it is. I work here every day
and see them, young people, only eating or
drinking but it is not a cafe… maybe some kind
of a club or a community, but what they do
there i have no idea. Never saw these hippies
doing anything except of eating and sitting.
But people know where they come when they
come, they never come to us also. Maybe they
only meet to cook or for free food, sometimes
they do not look like they have a job or a home”.
(vietnamese bistro cook)
“I do not know what it is but looks like nothing
good. i never delivered anything to them either”.
(mailman)
“I do not know this place, is there really something interesting? It looks abandoned”. (car rental service manager)
“I do not have time to talk about it, i have to
work. i do not like this place, these hippies look
creepy and scare our customers”. (italian restaurant waiter)
future.lab 2014
The Visit
While neighbors can tell about the exposed
life of the project, its inner processes were still
to be discovered. A personal visit was not easy
to get, but it was crucial for the overall understanding of the nature of the space. A visit not
as a researcher, but as a potential user, within
the opening hours of the InfoLaden - an information day, when the space is open to everyone and provides consults and literature on
the topics that are in the focus interest of the
Kaleidoskop. Near the Drumming workshop
and the organizational meetings it is one of the
most long-lasting events in the calendar and is
being relatively highly visited.
The members were friendly but extremely
precautions in their talks and, though not refusing to answer the questions, never answered
any of them. They mentioned, that under the
visible organizing structure there is also a closed one, which by now is not functioning too
good due to the renewal of the Kaleidoskop
core collective, which takes place every once
in a while.
Even though the members were obviously not
acting the way they would act and communicate when not bein potentially observed and judged by an unknown person, the personal experience collected was enough to have a glimpse
of the inner side if the space and feel its spirit.
59
Collage based on the neighbors‘ impressions
60
„The Kaleidoscope“
future.lab 2014
Collage based on personal impressions after a visit to the place
61
The Conclusio
Due to the specific, constantly changing and
balancing on the border with illegal, nature of
hybrid spaces, they are not possible and not
reasonable to be researched in conventional
methods used in planning practice.
The researcher’s duty is to find a personal
approach to the studies space and take it in all
its diversity, revolving, side by side, its complex
nature. Not to mention the ethical problem of
possible harassing the rights and freedoms of
the protagonists and mind their unwillingness
to be researched under a microscope.
They try to detach themselves from the formal
side of the city, do not want and are not to be
classified, taken apart and played test on to.
They are to be observed, to be talked to and to
be listened to. Hybrid spaces occur in response to the in-the-moment needs of the society
and successfully fulfill them, while in planning
practice we always have the borders of formalities, a slow reaction and never the first-hand
insight. These places tell a story, and like there
are no two people same, there are no two hybrid spaces same.
In their ever-changing nature lies the charm of
the Do-It-Yourself culture and practical wisdom
of city dwellers.
Street art
62
We have to see them as a natural layer of a modern city, accept and respectfully treat them,
helping with the planning tools when possible.
On the example of a relatively small and stable
project, we see, how many sides it has, shining
different colors depending on the point of view
and the viewer himself. We see it as a tiny part
of a huge network on one hand and a place of
swarming energy on the other, it is a cozy living
room of rebels, a place where critical minds
write brochures on equality and where they learn how to properly arrange an urban garden in
a workshop by Permakultur, they are open and
closed at the same time, one is welcome and
not, one is promised to be never judged or put
labels on, but it is made by humans and it is in
human nature to try to categorize everything.
We can not study and learn the rules of hybridity, we can not and should not put this term
in a cage of words, as they need space to grow
and air to breathe. Classifying and scientific research can not describe the informality.
Only a friendly involved approach can tame
hybridity for a moment and bring a chance of
depicting its state in this and only this moment
in all its uniqueness.
Ulrich Fries, Masterstudiengang Raumplanung und Raumordnung
„Glossar der Zwischennutzungen in Wien“
future.lab 2014
Glossar der Zwischennutzungen
in Wien
Von Aneignung Bis Zwischennutzungsagentur
Einen besonders fruchtbaren Boden für die Entstehung hybrider
Räume bieten solche Flächen, Areale und Gebäude in der Stadt,
die aus der Nutzung herausgefallen sind, jene weißen Flecken,
die noch nicht im Fokus der Stadtentwicklung stehen: innerstädtische Brachen und Leerstände. Dort lassen sich zumindest temporär Nutzungen verwirklichen, die nicht vorrangig dem Diktat
der Wirtschaftlichkeit unterworfen sind.
Im Fokus dieses Projekts steht das Konzept der Zwischennutzung. Festgehalten wurden die Erkenntnisse in Form eines Glossars, der wichtige Begrifflichkeiten rund um die Thematik und
einige Projekte in Wien kurz darstellt.
WHATEVER YOU DO, DON’T BE
ANOTHER BRICK IN THE WALL
Solgan Fox House
63
Annäherung an die Thematik
rance-Strategie im New York der 1990er- Jahre, global zu einem neuen Credo avanciert und
Erst die Komplexität vielschichtiger Überla- sichern die reibungslose Kommodifizierung ingerungen in sozialer, kultureller, funktionaler nenstädtischer Räume, als Orte der Repräsenund semantischer Hinsicht bringt jene hybri- tation und des Konsums, ab.
den Möglichkeitsräume hervor, die wir als urban erleben. Ohne diese Differenz, in der die Wo in der Stadt finden sich jedoch jene hybriSpannung greifbar wird, aus der das Element den Räume, die für die urbane Stadt und ihre
des Unerwarteten hervortritt, fehlt das, was BewohnerInnen so wichtig sind? Und wie funkStadt ausmacht. Gleichzeitig zeichnen sich die- tionieren sie? Welche Rahmenbedingungen
se Räume durch ihre Offenheit aus, die zum erlauben ihre Entstehung? Genau in dieser SuTeilhaben am Geschehen und experimentieren che, im Identifizieren der Räume, in denen sich
einlädt und so laufend neue Kombinationen die Stadt verdichtet, im Erfassen der mannigfaltigen sich überlappenden Strukturen, Mushervorbringt.
ter, Funktionen und Identitäten, im Dekodieren
Die vorherrschende monokulturelle Stadtent- der Prozesse, Einflussgrößen und Interessenwicklung des Wettbewerbs, die sich, entspre- lagen die diese Räume prägen, bestand die
chend der neoliberalen Logik, vorrangig am Aufgabenstellung des Future Labs 2014. Dabei
Prinzipat des Marktes orientiert, scheint je- zeigte sich, dass hybride Räume gerade keine
doch nicht in der Lage, das Entstehen derar- genormten Räume sind, die sich durch ihre Effitiger Räume zu begünstigen. Vielmehr erleben zienz im wirtschaftlichen Prozess auszeichnen,
wir den Ausverkauf günstig gelegener Grätzl, sondern eben jene, die aus der Rolle fallen und
die Verdrängung gewachsener sozialer Struk- ihre eigene Logik aufweisen.
turen, das Glattbügeln ganzer Straßenzüge,
die Privatisierung einst öffentlicher Räume, die Hybridität und Zwischennutzungen
globale Homogenisierung der Stadt der immer Einen besonders fruchtbaren Boden für die
gleichen Elemente und die Wiederholung alt- Entstehung hybrider Räume bieten solche Fläbekannter Fehler. Wieder werden weitestge- chen, Areale und Gebäude in der Stadt, die
hend monofunktionale, häufig von Wohnbau aus der Nutzung herausgefallen sind, jene weigeprägte, Räume entwickelt, während andere ßen Flecken, die noch nicht im Fokus der StadBereiche der Stadt dem Arbeiten oder Shop- tentwicklung stehen: innerstädtische Brachen
pen vorbehalten sind. Anderweitige Beteue- und Leerstände. Dort lassen sich zumindest
rungen, urbane Räume entwickeln zu wollen, temporär Nutzungen verwirklichen, die nicht
entpuppen sich hingegen allzu oft als kosmeti- vorrangig dem Diktat der Wirtschaftlichkeit
sche Zugeständnisse an die Marketingabteilun- unterworfen sind. Während sich eine dauergen von Entwicklungsgesellschaften.
haft alternative Nutzung solcher Räume häufig
nur sehr schwierig realisieren lässt, hat sich das
Gleichzeitig krankt insbesondere der öffentli- Prinzip der Zwischennutzung in den letzten
che Raum an einer Überregulierung, die alter- Jahren hingegen etabliert.
native Nutzungen häufig schon im Keim erstickt.
Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit sind, un- Der kleinste gemeinsame Nenner auf den
termauert durch die Broken-Windows-Theorie Zwischennutzungsprojekte gebracht werden
und die vermeintlichen Erfolge der Zero-Tole64
„Glossar der Zwischennutzungen in Wien“
können, ist ihr temporärer Charakter. Was die
Mindest- und Maximaldauer von Zwischennutzungen betrifft, um sie als solche bezeichnen
zu können, bestehen zwar durchaus unterschiedliche Ansichten, prinzipiell reicht die
Bandbreite jedoch von kurzfristigen Interventionen bis hin zu Projekten, die etliche Jahre
dauern. Dennoch erscheint die „zeitliche Begrenzung als grundlegendes Charakteristikum
dieser Nutzungsform – schon im Name ist es
angelegt: Eine Zwischennutzung erfolgt nach
und vor einer anderen Nutzung. Verfolgt man
diese Annahme streng weiter, so könnte eine
Zwischennutzung immer erst retrospektiv als
solche definiert werden, wenn die endgültige
Dauer klar zu benennen ist“(Perspektive Leerstand I, S.7). Und genau diese Temporalität und
die häufige Unsicherheit, wie lange ein Projekt
wirklich dauert bringt eine zusätzliche Spannung und Dynamik in diese Räume. Es gilt die
vorgefundene Offenheit zu nutzen, wenn sie
sich bietet, denn morgen ist es vielleicht schon
zu spät.
future.lab 2014
gen Mustern folgen. „Bei DIY geht es auch um
den Versuch, Orte zu schaffen, an denen ein
anderes Arbeiten, Wirtschaften, Miteinander
möglicht ist“(Stadt der Commonisten, S.86).
Methodologie
Um das Phänomen der Hybridität zwischengenutzter Räume tiefergehend auszukundschaften, aufzuschlüsseln und offenzulegen, galt es
natürlich, konkrete Projekte in Wien zu untersuchen. Bei der Auswahl der Projekte wurde
versucht, möglichst die Bandbreite typischer
Zwischennutzungen aufzuzeigen. Neben den
Begehungen und der Literaturrecherche bildeten insbesondere Gespräche mit ZwischennutzerInnen eine wichtige Quelle. Leitfadeninterviews wurden mit Stephan Pircher vom Verein
ImPlanTat, Margot Deerenberg und Veronika
Kovacsova von Paradocks und Jan Ernst, dem
Hauptinitiator des Projekts Rummel Hummel
geführt. Verarbeitet wurden die so erlangten
Informationen in Form eines Glossars, in dem
einerseits relevante Begrifflichkeiten rund um
die Thematik Zwischennutzungen und andeAngesichts des geminderten finanziellen rerseits die folgenden Projekte in Wien dargeDrucks können Zwischennutzungen diese Of- stellt wurden.
fenheit bieten, die alternative Nutzungen, etwa
im Sinne des Do It Yourself, ermöglichen. Der 365 The Fox House Wien
Do it yourself Ansatz versteht sich als eine Kri- Im Frühjahr 2012 machte das Zwischennuttik am kapitalistischen Wirtschaften. An die zungsprojekt 365 - The Fox House in der WestStelle der, durch immer extremere Formen bahnstraße in Wien Neubau von sich reden.
der Arbeitsteilung bedingten, sukzessiven Ursprünglich für ein Jahr geplant, war jedoch
Entfremdung mit den Produkten der eigenen nach etwa drei Monaten bereits vorzeitig
Arbeit einerseits, wie auch Verbrauchsgütern Schluss. Initiiert wurde das Projekt von drei
im allgemeinen, andererseits, rückt der An- aufstrebenden Querköpfen aus der Kreativspruch einer Rückeinbindung in die eigene branche: Asil Woldrich, David Kreytenberg und
physische und soziale Umwelt über den Akt Katrin Hofmann. Vorrangig sollte KünstlerInnen
des Selbermachens. Dies impliziert gleichzeitig und anderen Kreativen ein Raum zur Entfaltung
eine ablehnende Haltung gegenüber einer all- gegeben werden. Das Konzept schloss Galerigegenwärtigen Kommodifizierung. „Es ist wirt- en für Kunst, Installationen und Photographie,
schaftliches und soziales Handeln, das sich der einen Fashion Store für Independent Labels
Warenförmigkeit zu ver schließt Ansätze der und ModeschülerInnen, Ateliers für KünstleRaumproduktion mit ein, die nicht den gängi65
Michael Baert in Die Presse vom 26.07.2012).
Das Fox House wurde also letztlich Opfer des
eigenen Erfolgs.
Freunde Schützen Haus
Das Freunde Schützen Haus ist eine soziale Initiative und ein Zwischennutzungsprojekt im Bereich Wohnen. Hier wird Asylbwerberfamilien,
die von der Abschiebung bedroht sind, ein zu
Hause geboten. Vor der Etablierung des ProrInnen, Büroräumlichkeiten für kreative Pro- jekts gehörte die Immobilie dem Roten Kreuz.
jekte und Kleinevents wie Märkte, Kinoabende, Betrieben wird das Haus, das von der Ulreich
Workshops und Lesungen mit ein. Außerdem Bauträger GmbH mietfrei zur Verfügung gewurde Wert auf die Kooperation mit Akteuren
und Projekten in der direkten Nachbarschaft
gelegt. Dazu zählten etwa das Radlager, der
Substance Record Shop und das Hotel am
Brilliantengrund. Durch die gemeinsamen Aktivitäten sollte Aufmerksamkeit für das Projekt
generiert und die Frequenz im Grätzl gestärkt
werden. (vgl. Konzept 365 - The Fox House) So
öffneten die Kooperationspartner etwa auch
bei der offiziellen Eröffnungsveranstaltung Anfang März 2012 ihre Pforten, was dazu beitrug,
dass diese extrem gut besucht war. Dies zog
allerdings Ärger mit AnwohnerInnen und der
Polizei nach sich, was nicht der einzige Konflikt bleiben sollte. Hatte sich die Premium Immobilien AG, die das Gebäude zur Verfügung
stellten, im Vorfeld des eigentlichen Projekt- stellt wird, vom Verein Purple Sheep, der auch
starts. etwa noch mit dem namensgebenden die Strom- und Heizkosten trägt. Außerdem
Kunstwerk des belgischen Street Artists ROA wird seit Beginn des Jahres 2014 über das Progerühmt („Die Premium Immobilien AG ist stolz jekt Purple Eat am Meidlinger Markt ein Beidarauf, dass einem der derzeit angesagtesten trag zur Finanzierung des Freunde Schützen
Street-Art-Künstler auch ein Premium Haus als Hauses geleistet. Täglich werden dort Speisen
Malfläche gedient hat“; Presseaussendung vom aus einem anderen Land serviert, wobei die
06.09.2011), führten Proteste in der Nachbar- Einnahmen dem Verein Purple Sheep zugute
schaft, statt der geplanten Wohnungen einen kommen. Momentan sind zwölf Familien sodauerhaften Kulturraum zu schaffen, letztlich wie ein Büro des Vereins im Freunde Schützen
zu einem negativen Fazit: „In Zukunft werde Haus untergebracht. Neben den Wohnungen
man sich Zwischennutzungen gründlich über- stehen den BewohnerInnen auch gemeinsame
legen müssen“(Premium-Immobilien- Vorstand Aufenthaltsräume und der Innenhof zu Verfü66
„Glossar der Zwischennutzungen in Wien“
gung. Insbesondere über die Kinder besteht
ein intensiver Kontakt der von Abschiebung
bedrohten Familien untereinander. Bekannt
wurde das Projekt unter anderem im Zusammenhang mit der vorrübergehenden Abschiebung der beiden Zwillingstöchter und des Vaters der Familie Komani im Oktober 2010.
Oben
Das Oben ist ein Zwischennutzungsprojekt in
einem seit zehn Jahren leerstehenden Gebäude, das ursprünglich die k.u.k. Post- und Telegraphenverwaltung beheimatete und zuletzt
von der Österrreichischen Telekom genutzt
wurde. Im Vorfeld des anstehenden Umbaus
im Zuge der Übernahme durch JB Immobilien, die hier ihre neuen Büros einrichten wollen, wurden hier unter dem Motto „Künstler
mit nach Oben nehmen“ Ateliers für zwölf
junge KünstlerInnen, Ausstellungsräume und
ein Club eingerichtet. Während die Ateliers,
die sich über zwei Stockwerke erstrecken gratis genutzt werden konnten, wurde die Miete,
die der betreibende Verein „Oben Unlimited“
zu entrichten hatte, vorrangig über Veranstaltungen, insbesondere in den Clubräumen
eingespielt. Daneben gab es auch zahlreiche
Ausstellungen, etwa in Kooperation mit den
Universitäten der Bildenden Künste Wien und
Berlin, bei der dreißig junge KünstlerInnen, die
Möglichkeit hatten, ihre Werke auszustellen.
Die Betreiber Michael Stefanofsky, Axl Schreder (Café Français) und Franziskus Kriegs-Au
future.lab 2014
(Stadthaus-Galerie) befinden sich momentan
auf der Suche nach einem neuen Objekt.
Das Packhaus
Seit März 2014 entsteht in einem leerstehenden Bürogebäude in der Marxergasse 24 ein
neues Zwischennutzungsprojekt, das Packhaus, das vom Verein Paradocks, der holistische Raumkonzepte entwickelt und sich
zudem als Thinktank für Zwischennutzung
versteht, betrieben wird. „Paradocks forscht
international, mehrdimensional und manchmal
unorthodox. Paradocks verbindet Theorie und
Praxis, befragt, untersucht und gestaltet Zwischennutzung aktiv“(paradocks.at). Dabei hat
sich der Verein dem Motto Bridging Potentials verschrieben. Das etwa 2000 m² große
Gebäude wird dem Verein gegen Übernahme
der Betriebskosten vom Immobilienentwickler
Conwert zur Verfügung gestellt. Einige wenige
Wohnungen im Haus sind noch vermietet. Der
restlichen Flächen, die sich auf sechs Stockwerke verteilen, werden großteils als Ateliers
vermietet, in denen etwa 150 Personen unterkommen werden. Zudem steht allen NutzerInnen das Erdgeschoss mit seinem Eingangsbereich und kleiner Bar, etlichen größeren und
kleineren Räumen und Zugang zum Garten im
Innenhof frei zur Verfügung. Inklusive der Gebühren für Internet und Putzpersonal ergeben
sich für NutzerInnen Kosten von etwa 9 €/m².
67
Im Erdgeschossbereich sollen zudem Veranstaltungen insbesondere auch zur Einbindung
der näheren Nachbarschaft stattfinden. Auch
ist eine Kooperation mit der TU Wien, die dort
passende Lehrveranstaltungen abhalten will,
geplant. Obwohl das Projekt momentan noch
erste Gehversuche unternimmt sind bereits
etwa neunzig Prozent der Atelierplätze vergeben, so dass der Open Call, der zu Beginn lanciert wurde, als Erfolg zu werten ist. Momentan
füllt sich das Haus langsam mit Leben, und die
offizielle Eröffnung steht kurz bevor. Die weitere Entwicklung des Projekts bleibt abzuwarten.
Ein Teil der Mitglieder des Vereins, der sich aus
erfahrenen Zwischennutzern zusammensetzt,
war im Vorfeld bereits in das Projekt Trust 111
involviert.
Pop-Up Studios
jekt wurde ein deutlich strukturierter Ansatz
gewählt. „Wir haben uns einen kompletten
Businessplan durchgerechnet: Wieviel müssen
wir überhaupt verlangen, damit es sich trägt,
dass wir auch eine Versicherung bezahlen können etwa. Das hatten wir in der Schönbrunner Straße nicht. Wir sind das jetzt sehr viel
strukturierter angegangen“(Stephan Pircher,
ImPlanTat). Gleichzeitig führt die Abkehr von
einer prozessorientierten, offenen Entwicklung
zu der Entstehung eines deutlich ruhigeren
Raumes, der in erster Linie von einer Arbeitsatmosphäre geprägt ist. Natürlich spielen auch
hier der Kontakt zwischen den NutzerInnen
und die dadurch entstehenden Synergieeffekte eine wichtige Rolle, im Gegensatz zum Trust
111 ist die Offenheit des Projektes jedoch nicht
gewährleistet. „Im Vergleich zur Schönbrunner
Straße ist das im Grunde ziemlich langweilig,
würde ich sagen. Es gibt keine Veranstaltungen, wir haben keinen öffentlichen Verkehr
dort. Es soll einfach jeder seinen Raum haben,
in dem er sich entfalten kann, in dem er arbeiten kann“(Stephan Pircher, ImPlanTat).
Die Pop-Up Studios sind das neue Zwischennutzungsprojekt des Vereins ImPlanTat – Netzwerk für Zwischennutzung, der bereits in das
Projekt Trust 111 in der Schönbrunner Straße
involviert war. Zur Verfügung gestellt wurde
die leerstehende Büroimmobilie, in der später
Wohnungen entstehen sollen, von der Ulreich Rummel Hummel
Das Rummel Hummel war ein relativ kurzfristig ausgelegtes Zwischennutzungsprojekt, das
insbesondere durch den Idealismus und den
hohen persönlichen Einsatz, über den es realisiert wurde imponiert. Hier standen ganz klar
eine künstlerisch-kulturelle Ausrichtung und
die Grundsätze des DIY im Vordergrund. Kennzeichnend für dieses Projekt war außerdem der
enorme Idealismus der Iniatoren. Diese folgten
voll und ganz dem DIY-Ansatz, verlangten von
den KünstlerInnen keine Miete für die zur VerBauträger GmbH, also dem gleichen Immo- fügung gestellten Ateliers und von Besuchern
bilienentwickler wie beim Freunde Schützen bei Veranstaltungen lediglich eine frei Spende.
Haus. Auf insgesamt etwa 700 m² wurden hier Einerseits entstand dadurch eine besonders
Ateliers und ein Co-Working Space eingerich- lebendige NutzerInnengemeinschaft, andetet. Im Gegensatz zum vorangegangenen Pro- rerseits mussten die Betreiber zuletzt jedoch
68
„Glossar der Zwischennutzungen in Wien“
einen erheblichen Verlust tragen. Daher zeigt
dieses Projekt besonders gut, welche Chancen
und Risiken das Konzept der Zwischennutzung
birgt. Zur Verfügung gestellt wurde das Gelände der ehemaligen Lusterfabrik Bakalowits
vom Immobilienentwicker City Wert.
Trust 111
Das Trust 111 war ein Zwischennutzungsprojekt,
das sich aus einer ganz eigenen Dynamik heraus entwickelt hat. Nachdem in dem Großteils
leerstehenden Gebäude zunächst ein Hostel,
das auf ‚pay as you wish‘ Basis betrieben wurde, entstanden war, wurden sukzessive weitere
leerstehende Wohnungen in das Projekt integriert. Bei dem Projekt, das letztlich vom Verein
ImPlanTat – Netzwerk für ZwischenNutzung koordiniert wurde, stand eine prozessorientierte
Entwicklung im Vordergrund, so dass sich trotz,
oder gerade wegen des wenig strategischen
Vorgehens, ein sehr lebendiger und bunter
future.lab 2014
Raum mit einer diversifizierten Nutzungs- und
NutzerInnenstruktur entwickelte. „Wir haben
sehr viel experimentiert. Es gab von vorneherein kein klares Konzept, sondern es war
komplett prozessorientiert. Wir hatten alle
zwei Wochen ein komplett anderes System“
(Stephan Pircher, ImPlanTat).Vorrangig wurden
die Räumlichkeiten als Ateliers genutzt, gleichzeitig fand aber auch eine Vielzahl an Veranstaltungen in dem insgesamt knapp 2000 m²
großen Gebäude statt. Zu nennen ist hier beispielsweise die Pop-Inn Orgie in Zusammenarbeit mit la petite orgie. Letztlich musste das
Projekt wegen eines Wohnungsbrandes etwas
vorzeitig beendet werden.
Werkstatt Meidling
Bei der Werkstatt Meidling handelt es sich um
ein studentisches Projekt der TU Wien, das
zunächst darauf abzielte die Quartiersentwicklung im Sinne der Entstehung hybrider Räume
über ein städtebauliches Konzept voranzutreiben. Dabei sollten „durch architektonische
Interventionen brachliegende Gebäude und
Geschäftslokale wieder nutzbar und öffentlich zugänglich“ gemacht, und die Leerstände
in Meidling durch ein Netzwerk an öffentlichen
Werkstätten und leistbaren Atelierräumen
wiederbelebt werden. Ein zu Hause fand das
Pilotprojekt in einem leerstehenden Bürogebäude, das über Jutta Kleedorfer vermittelt
und von der IES Immobilien – Projektentwicklung GmbH zur Verfügung gestellt wurde. Hier
sollte getestet werden, „wie eine mögliche Umsetzung einer solchen öffentlichen Werkstatt
aussehen könnte und ob Bedarf für diese Art
von Institutionen besteht.“(werkstattmeidling.
com)
YIX
Das YIX am Yppenplatz war ein Zwischennutzungsprojekt, das durch eine Gruppe Architek69
turstudentInnen der TU Wien initiiert wurde,
und darauf abzielte auf etwa 800 m² ein Zusammenspiel von Ateliers, Ausstellungen und
später auch KünstlerInnenwohnungen zu realisieren. Das zum Projektstart (fast) leere Wohnhaus wurde von einem privaten Eigentümer zur
Verfügung gestellt. Geplant war das Projekt in
einem fließenden Übergang von einem Prekariatsstatus zu Beginn sukzessive in eine dauerhafte Nutzung überzuführen. Zunächst rief das
Projekt hohe Resonanz hervor. Erste Projektbörsen waren gut besucht und insbesondere
vom zu jener Zeit auslaufenden Projekt Rummel Hummel meldeten zahlreiche KünstlerInnen Interesse an den Ateliers an. Auf Grund
zunehmender Probleme mit dem Eigentümer
wurde der Vertrag jedoch nie unterschrieben
und das Projekt letzten Endes vorzeitig abgebrochen.
70
Anela Preldzic, Architektur
“High Line Vienna”
future.lab 2014
High Line Vienna
Zugänglich!
Durch gezielte Interventionen im öffentlichen Raum sollte neues
Leben für ausgediente Flächen geschaffen werden. Es ist eine
Aktivierung mit sofortiger Wirkung, eine Übergangsphase bis zur
zukünftigen Planung.
71
Was zeichnet Hybride Räume aus? Kann man
sie züchten oder bleibt ihre Wirkung dem Zufall überlassen? Welchen Einfluss haben sie auf
den öffentlichen Raum und wie werden sie genutzt?
„Hybride Räume machen Stadt und Urbanität
aus. Sie zeichnen sich durch eine Mischung
und Überlagerung von Funktionen, Strukturen, Zuständen oder Nutzungen aus. Durch
ein Gemenge aus verschiedenen Typologien,
Eigenschaften, Besitzverhältnissen und unterschiedlicher Verantwortungsbereiche und
Interessenslagen oder der uneindeutigen Verzahnung privater und öffentlicher Bereiche
entstehen Räume mit eigenständigem Charakter.“ [Vo] Hybride Räume führen ein Eigenleben mit offenem Ende. Sie verbergen Hässliches und Verdrängtes, aber auch Subversives
und Unerwartetes.
Suche Nach Hybriden Räumen
Objekte der Begierde bei Zwischen- bzw. Umnutzungen sind in der Regel Innenräume. Aus
diesem Grund waren ungenutzte Aussenräume
im Visier. In dem von Robert Musil verfassten
Buch „Mann ohne Eigenschaften“ schreibt er:
„Eine Stadt umfasst mindestens neun Räume:
einen ökonomischen, einen politischen, einen
sozialen, einen kulturellen, einen ästhetischen,
einen historischen Raum, eine Innenstadt und
eine Vorstadt. Und dann hat jede Stadt noch
einen zehnten Raum, und dieser ist nichts als
die passive Fantasie unausgefüllter Räume…Er
gestattest alles, nur nicht des Eine: das ernst
zu nehmen, was die mindestens neun andere Räume sind, also gerade das nicht, was die
Stadt ausfüllen sollte.“[7] Auf der Suche nach
dem Hybriden Raum wurde die ehemalige U6
Strecke ausgewählt. Seit 1996 ist die Trasse des
Stadtbahnviadukts, dass bei der Spittelau nach
Heiligenstadt abzweigt, eine ungenutzte Brache. Knapp einen Kilometer lang und 10 Meter
72
breit ist die von Otto Wagner um 1900 geplante Trasse mit Bögen, Brücken und Viadukten.
Bis 1996 fuhr hier noch die U6 Richtung Heiligenstadt. Die Gleise wurden größtenteils entfernt, zwischen Schrott und Schotten haben
sich kleine Pflanzen angesiedelt. In den Stadtbahnbögen haben Baustoffhändler und andere
Firmen ihre Lager. Andere scheinen ungenutzt.
Die ÖBB und Wiener Linien sind Eigentümer
der ungenutzten Brache. Doch ein einziger
Spaziergang genügt, um die Phantasie anzuregen, um zu träumen. Nun könnte man das alles lassen, wie es ist oder man könnte darüber
nachdenken, was mit der ungenutzten Freifläche passieren soll. Das Potential dieser Zone
ist sehr groß. Wieso keine neue Parkanlage wie
bei der High Line in New York, einer ebenfalls
stillgelegten Bahnstrecke mitten durch die
Stadt? Die Parallelen zwischen der ehemaligen
Stadtbahntrasse in Wien Döbling und der High
Line sind verblüffend. Wieso keine attraktive
Spazier- oder Laufstrecke? Wieso keine neue
Attraktion für Touristen? New Yorks High Line
entstand aus einer privaten Initiative von Anrainern heraus. Zwei Bürger haben einen Plan
ausgelebt „Keep it simple, keep it quiet, keep it
slow“ Seit Jahren wird diskutiert, ob etwas auf
der Trasse eines der Konzepte umgesetzt werden sollte. Michael Hierner, freier Journalist,
Architekturfotograf, Grafikdesigner und Künstler in Wien, hat sich mit diesem Thema auch
beschäftigt und 10 Ideen vorgeschlagen. Er ist
der Meinung, dass eine Aufwertung durch den
High Line Park Vienna neue Projekte anstoßen
und Investoren anlocken würde. Sein Vorschlag
ist das Gebiet in den Stadterneuerungsplan
2025 aufzunehmen und die Umgebung so weiterentwickeln, dass Büros, Wohnbau, Kunstund Kulturnutzung möglich werden. Christoph
Mörkl, Chef des Architekturbüros Superblockfindet, dass keine Einzelgenehmigungen erteilt
werden sollten, die das Objekt noch weiter in
seiner linearen Stärke schwächen. Das Poten-
“High Line Vienna”
future.lab 2014
tial der Trasse steht und fällt mit den Entwick- Neue formen von öffentlichem
lungsmöglichkeiten der angrenzenden Bahn- Freiraum entstehen
struktur. Nur Veränderungen wie zum Beispiel
die Verlegung des Franz-Josefs-Bahnhofs nach „Ungeachtet der gestalterischen Diskussion
um die Qualität von Stadtplätzen, Parkanlagen
und Fußgängerzonen hat sich die Großwetterlage „Öffentlicher Raum“ auf Territorien verlagert, die im ursprünglichen Sinn nicht öffentlich waren.“[7]Gerade der undefinierte, nicht
wirklich mit Nutzungen belegte Raum rückt in
den Vordergrund, gerade für die Menschen,
die den Stadtraum als möglichst ungezähmtes
Territorium entdecken, erobern, bezwingen
und ausprobieren wollen.
„Anders als bei herkömmlichen Tabula-Rasa-Planungen, ist im Umgang mit Hybriden
Räumen eine genaue Analyse existierender
Raumtypen sowie die Kenntnis lokaler Milieus
einschließlich deren Bedürfnisse und Positionen erforderlich.“[7] Durch die detaillierte
Visionen
Heiligenstadt, wäre ein Anlass, die Trasse als Standortanalyse konnte festgestellt werden,
Freiraumrückgrat zu nutzen. Wie vorhin er- dass eines der Hauptprobleme die Zugangswähnt im Besitz der ÖBB. Die Wiener Linien möglichkeit ist. Das heisst eine der ersten Inhaben mit dem Bauwerk keine Freude. Sie er- terventionen wäre Zugänge zu schaffen.
füllen die Erhaltungspflichten und finden das
sehr unbefriedigend. Schließlich sind sie ein Zugänge schaffen
Verkehrsunternehmen und verkehrliche Be- Man sollte die Trasse als lineare Entwicklungsdeutung haben die Bögen seit 1996 nicht mehr. achse für zukünftige Strukturen erhalten und
Noch zieht das Stadtbahnviadukt keine Touris- keine großen Veränderungen durchführen,
ten an. Geprägt durch ein seltsames Mischge- sondern nur Zugänge schaffen. Eine Zugangsbiet aus Wohngebiet, Industrie- und Brachland, möglichkeit befindet sich am Ende der Trasder Hundertwasser-Müllverbrennungsanlage se. Es ist eine Kombination aus einer Treppe
und dem etwas unglücklichen Bau von Zaha und einer Leiter. Doch es werden noch weiteHadid am Donaukanal. Noch heißt es hier: Be- re Zugänge benötigt. Es wurden drei weitere
treten verboten! Verglichen mit dem dicht ver- Zugänge geplant: Einen gleich am Anfang der
bauten New York, wo Freiraum knapp ist, ist Strecke, von der U-Bahn kommend. Die Rampe
hier der Grünraumdruck nicht so hoch und Do- führt vom Franz-Ippisch-Steg direkt zur Trasse
naukanal und Donauinsel als Naherholungsge- hinauf und die letzte Zugangsmöglichkeit wäre
biet sind schnell erreicht. Doch was ist in 10-15 von der Heiligenstädter Straße kommend über
Jahren? Man muss nicht konkret festlegen was eine Treppe.
auf der Trasse entstehen soll. Räume offen las- Es sollte eine Aktivierung mit sofortiger Wirsen in denen sich urbane Qualitäten vielleicht kung erzielt werden. Eine prozesshafte Nutzung bis zur Umsetzung eines Konzeptes in
entfalten könnten.
73
der Zukunft. Es ist eine Art Zwischenlösung
oder Übergangsphase. Durch die Zugänglichkeit schaffen wir einen Hybriden Raum, der
sich einer eindeutigen Wahrheit verweigert,
Fragen zulässt und offen lässt. Dieser Hybride Raum erfordert auch neue Regeln für den
Raumgebrauch und die Raumproduktion. In
Bezug auf die Sicherheit muss man sich keine
Gedanken machen, denn Geländer ist vorhanden. Auf dieser Ebene muss sich auch dementsprechend benommen werden. Es hat ähnliche
Eigenschaften wie eine Zwischennutzung. Der
Zwischennutzer verwendet die Fläche für andere Zwecke. Zwischennutzung ist immer auf
Zeit gedacht und nicht auf Dauer, sie kann aber
auch Mittel sein, um den Erfolg eines Konzeptes zu beweisen, und einen Investor davon zu
überzeugen, dass die Nutzung auch eine Dau-
Vier Zugänge
74
erlösung sein könnte. Ist aber eher ein Sonderfall, denn gewöhnlich gibt es eine festgesetzte zeitliche Frist, in der etwas bestimmtes
aus einem Ort, in unserem Fall dem Freiraum
gemacht werden soll . Es soll keine fixe Nutzung entstehen. Die Menschen können selber
entscheiden was auf diesem linienhaften Areal
passiert. Es ist etwas offenes, unerwartetes,
ungewisses, komplexes usw. Es braucht einfach nur Menschen, die diesen Freiraum füllen,
erobern, und gestalten. Ähnlich wie es im Moment am ehemaligen Nordbahnhof geschieht.
Akteure
Wer sind die Akteure die an der Produktion
von hybriden Räumen beteiligt sind? Hierbei
haben wir eine Überlagerung von unterschiedlichen Akteuren und deren Verantwortung.
“High Line Vienna”
Dazu werden die Akteurseinflüsse differenziert. Erstens im Bereich des Rechts, welche
Akteure Rechte, sprich Eigentum, Verfügung,
Nutzung an einem Raum innehaben. Von wem
soll diese Trasse nun genutzt werden, von Menschen aus der Umgebung oder von allen, die
diesen wichtigen Verkehrsknotenpunkt passieren. Im Moment wird sie von den Menschen,
welche im Bürogebäude arbeiten und direkten
Zugang zur Trasse haben, als Raucherplatz genutzt. Zweitens wäre die Regulierung, bei der
es um Akteure geht, die Einfluss auf die Nutzungen und Nutzer eines Raumes ausüben.
Wer überwacht den Raum? Wer sorgt für Sicherheit? Wer gewährt oder beschränkt Zugangsmöglichkeiten oder Nutzungsverhalten?
In unserem Fall wäre das nicht nötig. Drittens
die Akteure, die für den Bau zuständig sind wie
future.lab 2014
die Architekten.
Nun könnte man viele Brachen in Wien mit entsprechenden Interventionen aktivieren, leben
hineinbringen und umnutzen. Kritsch zu betrachten ist es, dass es so etwas in dieser Form
in Wien noch nicht gibt. Wieso eigentlich? Was
spricht dagegen? Meiner Meinung nach ist es
sehr schade Freiflächen, die anders sind, sprich
auf einer anderen Ebene und sehr viel Potential haben ungenutzt zu lassen. In Wien herrscht
noch kein Freiraumnotstand, aber man weiss ja
nie wie die Zukunft aussieht.
75
Für die Präsentation in Seestadt Aspern wurde
ein längliches Booklet erstellt. Diese Form der
Darstellung wurde aufgrund der linienhaften
Strecke gewällt.
Booklet
Quellen
[1]BECKMANN, Klaus J/TINTEMANN, Inken: Umnutzung von Bahnbrachen- Schlussfolgerung aus innovativen Projekten
[2]ENGELBERGER, Otto: Eine U-Bahn für Wien. - Wien : Verl. für Jugend u. Volk
[3]GERLICH, Rudolf: Wiener U-Bahn. - Wien : GEWISTA-Werbeges.
in Zsarbeit mit dem Magistrat d. Stadt Wien u. dem Verlag f. Jugend
und VolkVolk
[4]HAYDN, Florian/ TEMEL, Robert: Temporäre Räume- Konzepte zur
Stadtnutzung
[5]HORN, Alfred: 75 Jahre Wiener Stadtbahn. - Wien : Bohmann
[6]KIPPENBERGER, Susanne: New Yorks grüner Laufsteg
[7]OVERMEYER, Klaus. Hybride Räume
[8]SIEBEL, Walter: Die Räume des Übergangs
[9]STIMMER, Kurt: Neue Wiener Vorortelinie S45. - Wien : Verkehrsverbund Ost-Region
http://www.promenade-plantee.org/
http://www.thehighline.org/about/faq
http://de.wikipedia.org/wiki/High_Line
www. www.the highline.org
www.hierner.info
76
“Die Verborgene” Ayse Beyza Gurdogan, Architektur
Büsra Köroglu, Architektur
future.lab 2014
Die Verborgene
Islamische Gebetsstätte in Wien
Wie alles begann?
Vor 50 Jahren war die erste Absicht der „Gastarbeiter“ sobald wie
möglich wieder in die Heimat zurückzukehren. Jedoch „die Gastarbeiter“
ließen sich in Österreich nieder und schafften so ihre eigene „Heimat“ in
einem fremden Land. Solidarität und Sehnsucht nach der eigener Kultur
veranlasste sie nach einem „Versammlungsort“ mit einem komplexen
Raumprogramm zu suchen. Dabei war der Gebetsraum Hauptfunktion
von diesen Orten. Heute fragt man sich wie man die Moscheen in ein
Wiener
Gründerzeit
Gebäude
hätte
integrieren
können.
Die Gastarbeiter wandern
von ihrer Heimatr nach Wien
Solidarität und Sehnsucht nach
eigener Kultur macht Ihnen auf
der Suche nach einem
“Versammlungsort”.
“Moschee”
Seminarraum
Gebetsraum Bibliothek
Markt
Kurse
Imbiss
Deshalb sind diese Moschee anders als “gewöhnliche” Gebeststätte, mit ihrem komplexen
Raumprogramm und mit der Anpassung zu dem gefundenen Ort.
77
SOZIALE ASPEKTE: Der Islam ist in Österreich
seit dem Jahr 1912 eine gesetzlich anerkannte
Religionsgesellschaft und gilt als eine einzigartiger Ort für die muslimischen Einwanderer in
Europa. Trotzdem gibt es immer noch eine Opposition, die den traditionellen architektonischen
Elementen, wie Kuppel und Minaretten ungern
akzeptieren. Bedingt durch diese gezwungenen Umstände sind die meisten Moscheen in
Hinterhöfen oder Erdgeschossen versteckt.
Somit ähneln sich diese Räume den primären Moscheen in der Frühzeit des Islams,
was eigentlich als Positives Element betrachtet werden kann. Die Moscheen wurden damals Multifunktional als Ausbildungsort und Übernachtungsort für die
Obdachlosen verwendet. Sie waren nicht nur Gebetsraum, sondern wurden auch als soziale Räume genutzt.
Auch die heutigen Moscheen in säkularen
Gesellschaften finden so ihre Verwendung.
Die einzige Methode eine Moschee in Österreich einzurichten ist die, ein Verein zu
gründen. Dadurch steigt die Anzahl der
Vereine in der ganzen Stadt zu hoch an,
weil jede kleine Gruppe ihren eigenen Verein und eigene Moschee eröffnen möchte.
Diese kleinen Gruppen können langfristig nicht bestehen oder erleiden finanzielle Probleme. Sie müssen auf eigenen Beinen stehen und
werden vom Staat nicht unterstützt. Die Vereine trennen sich nicht nur aufgrund ihrer Nationalität, sondern auch durch ihre unterschiedliche politische Meinungen und Konfessionen.
Die unkontrollierbare Zunahme der Vereine
schafft außerordentliche Hybridität. Man fragt sich wieso es keine zentrale Moschee gibt.
ATIB / Keinergasse 18 , 1030 Wien
Zusammenkunft der Kulturen / Shura Moschee / Lassallestrasse 2/8 , 1020 Wien
Innen und Außen Perspektiven
278
“Die Verborgene” future.lab 2014
Das Zitat von J. W. Goethe[vgl. Ital.Reise, warten auf das Gebet und trinken ihren schwar1817] „Man sieht nur was man weiß!“ erk- zen Tee. So bekommt man als Fremder mit,
lärt die Situation bezüglich der Sichtbarke- dass es hier um einen “Versammlungsort” geht.
it der muslimischen Einrichtungen in Wien.
Collage Innen und Außen auf einem Bild
An einem Freitag waren wir als Besucher dort
und fragten gleich nach der Geschichte dieser Hinterhofmoschee. Ahmet Zavlak lebt
schon seit über 30 Jahren in Wien und war
einer der Akteure bei der Aneignung der Hinterhöfe und deren Transformation zu einem
religiösen Ort. Das Gebäude in der Pelzgasse
9 war in einem schlechten Zustand und wurde mit Hilfe von Freiwilligen und Spenden
“gerettet” und zu einer Moschee umgebaut welche nun zum Identifikationsort dient.
Somit verlieren sie ihre Öffentlichkeit und
werden vereinnahmt, in Folge privatisiert.
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Austro Pakistanisch
Islamischer Kulturverein
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UIKZ Union
Islamischer
Kulturzentren
Merkez Camii
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Gleichzeitig erklärt sie auch die Unsichtbarkeit
wie zum Beispiel die Moschee in der Pelzgasse.
(Fallbeispiel in Booklet des Projektes für Hybride Räume Future Lab). Es ist für jemanden der
kein Wissen über die Religionsausübung der
Muslimen besitzt, von außen nicht erkennbar.
Auch wenn ein Hinweis oder Zeichen zur Verfügung steht, ist es trotzdem nicht verständlich
weil es meistens nicht in deutscher Sprache
erscheint. Sowie das Zeichen Cami (türkisches
Wort für Moschee) oder Name des Vereins
UIKZ Union Islamische Kulturzentren( Avusturya Islam Kültür Merkezleri). Im extremsten Fall,
wie beispielsweise das Zentrum in der „Pelzgasse 9“ „Merkez Camii“, ist von Außen nicht
erkennbar, dass sich im Hinterhof des Gründerzeitliche Wiener Wohnhaus eine Moschee befindet. Für uns war es leicht, die Moschee beim
ersten Besuch aufgrund der angebrachten grünen Farbe an der Fassade zu finden. Aus diesem Grund haben die Farbe gleich mit “Türbe
Yesili” (Grüner Farbton wird als heilig für türkische Menschen angenommen) assoziiert. Der
Islam in Wien wird nicht in gebauter Form sichtbar, sondern eher vom Aussehen der Benutzergruppe dieser Moscheen. Zum Beispiel am
Freitag „Gebetszeit Pflicht für Männer“ sitzen
viele Männer vor dem Quartier in der Pelzgasse
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Richtung
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Eingang von Imbiss
Fallbeispiel PELZGASSE
79
TO BE CONTINUED: Künftig ist zu überlegen, ob
nicht neue Formen architektonischer Gestaltung
entwickelt werden könnten, die transparent und offen gestaltet und genutzt werden.
Omar Khattab kuwaitischen Planer und Architekturprofessor drückt es richtig aus:
”
Was macht eine Moschee zur Moschee?”
Das ist ganz einfach: „Eine Wand, die
exakt nach Mekka ausgerichtet ist?”
Zusammengefasst
soll
es
eine
Bewegung
und
Willen
auf
beiden
Seiten geben, um tatsächliche befriedigende Änderungen zu bewirken. Dabei muss die
eine Seite ihre Vorurteile zu dem Unbekannten beseitigen und die andere Seite muss den
Willen für eine Zusammenarbeit zeigen. Sobald die Moscheen in Keller und Hinterhöfe
aufhören sich zu verstecken, wird die Gemeinde Wien, die übrigen Länder und der Bund
A
B
C
D
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gezwungen, diese Räume zu konfrontieren.
Das wird der Anfang für produktiven Austausch und Kommunikation werden. Als ein Ansatz von einem Prozess von Sichtbarkeit den
Muslimischen Einrichtungen in Wien haben
wir eine Karte von Moscheen, die von der Islamischen Glaubensgemeinschaft registriert
wurde, hergestellt. Auf dieser Karte kann man
die Positionen von Moscheen ablesen und wie
weit sie sich in der ganzen Stadt ausgebreitet
haben. Anzumerken ist, je mehr der Anteil der
Menschen mit Migrationshintergrund in
einem Bezirk ist, desto dichter sind die
Moscheen. Für Fremde wurde eine Broschüre mit einer Fotodokumentation zur Verfügung gestellt um ihnen eine Vorstellung
dieser Räumlichkeiten zu ermöglichen. ATIB
ist interessiert, aus diesem Grund wird die
Karte allen Vereinen im Oktober vorgestellt.
Beyza Gurdogan, 0927823
Busra Koroglu, 0827250
O
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FLORIDSDORF
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Keinergasse 18 , 1030 Wien
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Mollardgasse 50 , 1060 Wien
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Islamische Vereins-Zentrum “Mazedonien”-Orta Camii
Kohlgasse 2c, 1050 Wien
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Arbeitergasse 48 , 1050 Wien
I18 UIKZ Union Islamischer Kulturzentren-Muradiye Camii
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Embelgasse 44, 1050 Wien
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Moslemische Hilfsorganisation-Tuna Moschee
Adamsgasse 9, 1030 Wien
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Anatolische Hilfsorganisation
Gudrunstrasse 115 , 1100 Wien
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Hardtmuthgasse 54 , 1100 Wien
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Gudrunstrasse 140-142 , 1100 Wien
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I25 Islamischer Kulturverein der Türkischen Arbeiter-Hamidiye Moschee
Ettenreichgasse 38 , 1100 Wien
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Quellenstrasse 61 , 1100 Wien
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Meidlinger Hauptstrasse
1120 Meidling
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F18 ATIB-Merkez Camii
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Rauchgasse 44 , 1120 Wien
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Fünfhaus Jugend Sport und Kulturverein-Bilal-i Habesi Moschee
Niederhofstrasse 9/3 , 1120 Wien
F23 Verein zur Förderung der Islamischen Kultur in Österreich-Tewhid M.
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D22 ATIB 12
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Schönbrunner Straße 177 , 1120 Wien
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Murlingengasse 61 , 1120 Wien
E22 Warga Pengajian Wina Austria-Masjid As-Salam
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UIKZ Union Islamischer Kulturzentren-Merkez Camii
Pelzgasse 9 , 1150 Wien
D18
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Bangalesh Islamic Center-Baitul Mukarram
Schweglerstraße 17, 1150 Wien
E18 Minhay Ul Quran Zentrum
To¨ßgasse 4, 1150 Wien
1160 Ottakring
F13 ATIB 1160 Wien-Ulu Camii
Bachgasse 26-28 , 1160 Wien
D12
UIKZ Union Islamischer Kulturzentren-Fatih Camii
Speckbachergasse 5/4 , 1160 Wien
G14
Verein Albanischer Muslime in Wien
Menzelgasse 15 , 1160 Wien
D15 Vereinigung zur Integration und Solidarität der Muslime in Wien
Wendgasse 5/3 , 1160 Wien
C14 Wiener Integrationsverein für Religion, Kultur, Wissenschaft-Ebubekir Camii
Haberlgasse 21, 1160 Wien
C11 Verein für Macedonische Moslems-Tevbe Camii
Habichergasse 6, 1160 Wien
D14
El-Mehdi Mescidi
Hasnerstaße 137, 1160 Wien
1170 Hernals
Mariengasse 8 , 1170 Wien
1200 Brigittenau
J6
ATIB 1200 Wien
Dammstrasse 37/2 , 1200 Wien
K8 Bangladeschische Islamische Kulturverein-Masjidul Falah
Engerthstrasse 79 , 1200 Wien
L6
Kulturell Caritative Union der Mosleme
Dresdnerstraße 51 , 1200 Wien
UIKZ Union Islamischer Kulturzentren-Veysel Karani Camii
Leystrasse 126 , 1200 Wien
J10
ATF Verein Türkische Kultur und Sportsgemeinschaft in Öst.-Merkez C.
Yozgat Şaraykent ve Çevresi Yardımlaşma ve Dayanışma Derneği-Zafer Camii
Hofbauergasse 3/1-3 , 1120 Wien
Rauschestraße 13a, 1200 Wien
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1110 Simmering
Grillgasse 33/1/3 , 1110 Wien
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Rauchgasse
Toldgasse 7, 1150 Wien
Fath Moschee
Preysinggasse 34, 1150 Wien
UIKZ Union Islamischer Kulturzentren-Yeni Camii
Staudgasse 60 , 1180 Wien
M21 Muslimischer Arbeiter Union in Wien-Eyüp Sultan Camii
Quellen
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Diefenbachgasse 12/12 , 1150 Wien
B14 Ibn Taimia Islamisches Zentrum-Ibn Taimia Moschee
1180 Währing
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Mazedonisch-Islamischer Kultur- und Solzialverein -Al Nur
Goldschlagstrasse 36 , 1150 Wien
E19 Pakistanisch Islamischer Kulturverein Masjid-E-Bilal
Götzgasse 11, 1100 Wien
Ilim Kültür ve Sanat Derneği-Yunus Emre Camii
Neilreichgasse 18, 1100 Wien
Sim
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be
Sie
D20
Jugendföderation Österreich
Rauchfangkehrergasse 36/7 , 1150 Wien
E19
Österreichischer Türksicher Islamischer Sofikulturverein
Diefenbachgasse 10/7/1 , 1150 Wien
Islamisches Zentrum Noor
L20 Islamisches Forum der österreichischen Muslime-Bait Ul-Muhtadin M. G9
Währingergürtel 57 , 1180 Wien
Neilreichgas
MEIDLING
21
Malfattigasse 18, 1120 Wien
1130 Hietzing
N16
1210 Floridsdorf
ATIB 1210 Wien
Rappgasse 7 , 1210 Wien
N3 Islamische Kulturvereinigung-Masjid Al-Madina
Weisselgasse 28 , 1210 Wien
O7 Islamisches Zentrum Wien
Am Bruckhafen 3A, 1210 Wien
1220 Donaustadt
*“Die Verborgene
Moschee
Zur Sichtbarkeit
müslimischer
Gebetsräume in
Wien”,
Joseph Peter
Schuller
Tectum Verlag,
2013
*Islamische
Glaubensgemeinschaft
in Österreich,
IGGIÖ
N5 Multikultureller Verein der Migranten in Donaustadt
Donaufelderstrasse 229 , 1220 Wien
1230
Liesing
Moslemische Emigranten in Liesing
Breitenfurterstrasse 314 , 1230 Wien
Muslimische Hilfsorganisation in Wien
Adamsgasse 99/4-6 , 1130 Wien
* Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich IGGIÖ
*Die Verborgene Moschee- Josef Peter Schuller
80
Referenzen:
D17
J24 Islamischer Kulturverein der Türkischen Arbeiter-Hamidiye Genclik T.
Columbusgasse 102, 1100 Wien
Laxenburgerstrasse
se
ann
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Joh
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Arbe
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Bendlga
Albertsb
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Niederhofstr
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Holle
20
Löhrgasse 3/1 , 1150 Wien
D20
H12 Islamische Jugendorganisation in WienSultan Ahmed Camii
L25 Türkisch Islamischer Kultur- und Erziehungsverein-Nizam-i Alem Ocagi Veronikagasse
26 , 1170 Wien
Antonsplatz 16 , 1100 Wien
D10 UIKZ Union Islamischer KulturzentrenOsmanli Camii
M23 UIKZ Union Islamischer Kulturzentren-Süleymaniye Camii
Gudrunstrasse
se
G23
Glaubensgemeinschaft Macedonien
Inzersdorferstrasse 115 , 1100 Wien
Islamisches Zentrum
Buchengasse 44 , 1100 Wien
Siccardsburggasse
sse
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Schw
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nner
18
I23 Dalia Verein - BBIK
K19 Forum österreichischer Muslime-Moschee Bait-ul-Muhtadin
Kein
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Scharff
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Sonnleithnergasse 20 , 1100 Wien
Gür
Anton-
Cervantesgasse
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Hofbaue
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Reindlgasse
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Gründorfgass
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Plun
Plun
den
Meiselstrasse
Gau
Meiselstrasse
17
F15 Austro Pakistanisch Islamischer Kulturverein-Masjid-e-Ibrahim
Islamisches Kulturzentrum-Azizye Moschee
Plunkergasse 14/11 , 1150 Wien
Leopoldgasse 10, 1020 Wien
r-Gasse
sse
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1150 Rudolfsheim-Fünfhaus
Lassallestrasse 2/8 , 1020 Wien
1030 Landstraße
h-Kaise
Bachga
Hasne
C17
Islamische Föderation in Wien
Rauchfangkehrergasse 36/10 , 1150 Wien
K10 Freunde des Sandschaks-Mesdzid El-Imam
ees
B17
UIKZ Union Islamischer Kulturzentren - Bayezid Camii
Reindlgasse 29 , 1140 Wien
Springergasse 1 , 1020 Wien
M9 Zusammenkunft der Kulturen-Shura Moschee
Friedric
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PENZING
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5-Mühlfeld
gasse
Thelemengasse
Strasse
Blumberggas
13
K14
N10
K12 UIKZ Union Islamischer Kulturzentren-Imam-i Azam Moschee
Haus Al-Arkam
Lichtenauergasse 4/1/10 , 1020 Wien
Multikulturelle und Caritative Vereinigung-Mescid-i Kuba Moschee
Sebastian Kneipgasse 11-13 , 1020 Wien
Sprin
Ottakringer Strasse
Ottakringer
Kultur und Solidaritätsverein Türkischer Arbeiter in Österreich
Sebastian-Kelchgasse 9 , 1140 Wien
N10
JOSEFSTADT
12
1140 Penzig
Taborstrasse 108/3 , 1020 Wien
L10 ATF Österreichisch-Türkischer Jugendverein-Ahmet Yesevi Camii
Freunde des Sandschaks
Adambergergasse 12/5 , 1020 Wien
Tauberga
sse
rgasse
Habiche
11
1020 Leopoldstadt
danke an
Pelzgasse 9...
Bianca Kornatowski, Raumplanung und Raumordnung
Yao Wagner, Naturschutz und Biodiversitätsmanagement
„Seestadt Stadt des Werdens“
future.lab 2014
Seestadt - Stadt des Werdens
Die Erkundung eines hybriden Stadttypus
Baustellen nehmen eine besondere Stellung in der Stadt ein.
Sie sind einkalkulierte hybride Räume. Eine vorprogrammierte
Zwischennutzung. Eine Nutzung abseits der Stadt. Baustellen
gehören zu einer Stadt, zählen aber nicht wirklich dazu.
Sie prägen eine Stadt, sie bauen eine Stadt, sind aber keine Stadt.
Tatsächlich?
81
„Because cities have the potential to make us
more complex human beings. A city is a place
where people can learn to live with strangers,
to enter into the experiences and interests of
unfamiliar lives. Sameness stultifies the mind;
diversity stimulates and expands it.“
- Richard Sennett
„Das ist eine Stadt in der Stadt.”-Gina
„Die Baustelle verkörpert Dynamik, Prozess
und ständige Veränderung – sie ist erwartungsvoller Schwebezustand, das Versprechen auf
das Neue und ein Ort des Übergangs im sonst
regulierten Stadtalltag.“
Unter anderem mit diesen Worten beschreibt
Marie Antoinette Glaser im Buch „Baustelle –
Metamorphosen der Stadt“ die Baustelle. Hier
Seestadt Aspern
82
suggeriert die Baustelle immer einen nächsten
Schritt, den Schritt ins Fertige. Sie verspricht
Wachstum, Wohlstand und Machbarkeit mit
Hilfe des strategischen und durchdachten Einsatzes von Material und Menschen. Sie gibt
ein Versprechen, dass allerdings erst in der
Zukunft gehalten wird. Offenbar vollzieht sich
erst in der Zukunft „das Neue“, es kommt erst
und ist aber noch nicht da. Diese Aussagen
scheinen sehr unvollständig. Durch die ausdrückliche Betonung der Zukunft wird die Gegenwart ausgeschlossen. Für uns stellt sich hier
die Frage, woher dieser Gedanke kommt, dass
eine Baustelle für die Zeit ihrer Dauer aus dem
Stadtbild ausgeblendet wird und erst anfängt
zu zählen, wenn das gebaute Vorhaben fertig
gestellt ist.
Darüber hinaus beschreibt Glaser die stetige
Faszination, die von einer Baustelle ausgeht.
„Seestadt Stadt des Werdens“
Der Sichtschutz des Bauzaunes weckt unsere
Neugier, ein scheuer Blick erhascht das Geschehen dahinter. Doch vieles bleibt uns verborgen, denn die Baustelle ist ein komplexes
System, in dem eine Vielzahl von Abläufen ineinander greift und nicht auf den ersten Blick
ersichtlich ist. Gerade diese Verborgenheit
macht die Baustelle für uns so interessant, Glaser spricht sogar von der „Erotik der Baustelle“,
die Verhüllungen des Baugeschehens und das
Spiel des Zeigens und Verbergens verführen
uns und geben „dem alltäglichen Voyeurismus
der Stadtmenschen Nahrung.“
Die Seestadt geht mit dieser Faszination allerdings anders um; sie nährt sie nicht durch
das Verborgene, sondern durch das Offen dargelegte. In der Seestadt gibt es keinen Sichtschutz, der die gesamte Baustelle von Blicken
abschirmt, sie lässt sich ohne Umstände betreten und beobachten, ein Holzsteg und Sitzgelegenheiten laden offensiv zur Beobachtung
der Geschehnisse auf der Baustelle ein. Die
Faszination wird dadurch nicht geschmälert,
sondern kann in einem neuen Format ausgelebt werden.
Grundsätzlich ist die Baustelle per se ein Ort,
an dem etwas errichtet, umgebaut oder abgerissen wird und enthält Flächen, die für das
Bauwerk selbst und für Baustelleneinrichtungen gebraucht werden. Diese werden speziell für die Dauer der Baustelle errichtet und
werden nach Fertigstellung an einem anderen
Ort verwendet. Eine Baustelle beinhaltet also
immer den Faktor der Zeit. Die Zeit steht für
das Prozesshafte und Temporäre einer Baustelle und machen ihre Stellung als Raum des
Übergangs deutlich. Auf solche Übergangsräume geht Walter Siebel in seinem Beitrag
„Räume des Übergangs“ zum Werkstattbericht
„Wissensplattform Stadtentwicklung“ näher
ein. Bei diesen Räumen, die Burgess als „Zones
of Transition“ bezeichnet, handelt es sich um
future.lab 2014
sogenannte „City-Erwartungs-Gebiete“, weil
hier eine gewisse Erwartung an den Raum vorherrscht, der beispielsweise Eigentümer Investitionen tätigen lässt in der Annahme, dass sich
ein zentraler Geschäftbezirk ausdehnen wird.
In seinem Zonenmodell sind solche Räume
heruntergewirtschaftete Gebiete, die viel leeren Raum bieten, „um all das zu beherbergen,
was in den geordneten Räumen der Stadt keinen Platz findet“, wie Walter Siebel ihn zitiert.
Räume mit schwachen sozialen Kontrollen. Siebel sieht in diesen Räumen mehr als das, die
vermeintlichen Defizite sind Chancen und die
Räume selber Möglichkeitsräume.
In unserer Interpretation lässt sich dieser Begriff des Raumes des Übergangs noch um einen
Faktor breiter auslegen. Der Übergang besteht
nicht alleine im Unterschied zu anderen Zonen
in puncto sozialem Status, Dichte und Nutzung.
Der Übergang ist auch ein zeitlicher. Innerhalb
des Raumes selbst vollzieht sich ein Übergang
zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Es gibt viele Lesarten und Interpretationsmöglichkeiten einer Stadt und selbiges gilt auch
für die Baustellen, die diese Stadt formen. Sie
lässt sich als einen nichtwertigen Teil der Stadt
lesen, eine Baustelle, die lediglich ein Versprechen gibt und den Blick auf die Zukunft
lenkt. Für uns stellt sie einen eigenen, hybriden Stadttypus dar. Einen Ort, in dem vieles in
der Schwebe ist und noch mehr greifbar. Eine
Stadt des Werdens, die das Werden erlebbar
macht.
83
„Es passiert tatsächlich schon sehr lichen. Wir machen uns daher auf die Suche
nach dem was in diesem hybriden Zwischenviel.“ - Wencke
Der zeitliche Übergang manifestiert sich auf einer Baustelle besonders deutlich. Oftmals sind
die vorherigen Strukturen noch vorhanden und
verschwinden nur stückchenweise. In der Seestadt wird dies durch die zahlreichen Blumenwiesen und Felder deutlich. Auch im Flugfeld,
das in seiner Geschichte Höhen und Tiefen
und unterschiedliche Nutzungen durchlief,
spiegelt sich die Vergangenheit wieder. Ende
der 50er-Jahre war der Flughafen beispielsweise Austargungsort des Preises von Wien
und die Rollbahn wurde zur Autorennstrecke
umfunktioniert. Momente in denen der Wind
durch die Weizenfelder weht erinnern an die
ländliche Charakteristik des Ortes. Gleichzeitig bilden sich die neuen heraus, sind aber
noch nicht eindeutig erkennbar. Ein halber
See, kahle Rohbauten, Kräne, halbverputzte
Wände. Ursprüngliche Strukturen weichen
Neuen und bilden einen undefinierten Übergangsraum, der für uns kein Ort des Unmöglichen ist, sondern ganz im Gegenteil, des Mög-
Mohn
84
raum vor sich geht und stoßen auf ein breites
Spektrum dessen, was zwischen den alten und
neuen Strukturen wirklich passieren kann. Das
sonst hinter einer Vielzahl von Bauzäunen verborgene Geschehen auf der Baustelle wird in
der Seestadt durchaus offen gehandhabt. Wie
lassen sich diese Vorgänge sichtbar machen?
Wie fängt man diesen „Zwischenzustand“ ein?
Ein Zeitdokument in Form eines Videos macht
die Prozesse und Strukturen, die sich dort
bereits entwickeln greifbarer. Es widmet sich
hauptsächlich den Menschen, die wir dort angetroffen haben und die den jetzigen Raum tatsächlich formen und leben.
Auf dieser Baustelle der Seestadt Aspern
wächst ein Stadtteil heran, der in Zukunft
20.000 Bewohner beherbergen soll. Die Ersten
ziehen im Oktober 2014 in ihr neues Heim. Mit
rund 240 Hektar Fläche gehört die Seestadt
zu den größten Stadtentwicklungsgebieten Europas. Mit Slogans wie Intelligente Stadt von
Morgen oder Smarte Baustelle wirbt das Stadtteilmanagement Aspern für das Projekt und er-
„Seestadt Stadt des Werdens“
Gina
Toni
zielt damit eine enorm hohe mediale Präsenz
der Großbaustelle. Angesprochen fühlen soll
sich eine große Anzahl an Menschen, von zukünftigen BewohnerInnen, AnrainerInnen bis
hin zu BaustellenarbeiterInnen. Dadurch werden die Hoffnungen auf das künftige Ergebnis
besonders hoch geschraubt. Bereits jetzt wird
die Baustelle inszeniert, zahlreiche Kultur- und
Freizeitangebote werden organisiert. Events,
die zum Teil vom Stadtteilmanagement organisiert werden, zum Teil aber auch von externen
Organisationen oder Vereinen, die die weiten
offenen Flächen der Baustelle mit all ihren Eigenschaften für sich als Ressource nutzen. Die
Baustelle bietet mit ihrem Raumangebot und
ihrer Rohheit Platz für gewisse Projekte, die
genau diese Art von Raum brauchen und die
aktuell vorgefundene Situation ausnutzen. Das
Curious Circus Collective probt in der Fabrik
Publik für ihren nächsten Auftritt, Nachbarn
treffen sich mit zukünftigen BewohnerInnen
und lokalen AkteurInnen zum Nachbarschaftstag, die mobile Jugendarbeit SEA (Stadlau-Essling-Aspern) veranstaltet ein Open Stage Hip
Hop Festival und es findet ein Kranballett statt;
Nutzungen die über eine Baustelle hinausgehen sind hier möglich. Auch so ist dieser Ort
weit mehr als nur eine Baustelle, wie wir be-
Kantine Seestadt
Amer
future.lab 2014
Isuf
reits bei unserem ersten Besuch feststellten.
Sitzt man in der U2 in Richtung Aspern Seestadt, so erwartet einen schon bei der Einfahrt
ein Dschungel aus Baukränen. Auf den ersten
Blick wirkt die Seestadt wie eine kleine Insel.
Wie ein Dorf liegt sie friedlich inmitten Feldern
und Wiesen, ein fast unwirklicher Anblick.
Doch verlässt man die U-Bahn so holt einen
der tösende Lärm schnell wieder zurück in
die Realität. Als erstes führt einen der Weg
über die Landebahn des ehemaligen Flugplatzes direkt in die Kantine. Hier herrscht Leben,
die Mittagspause hat angefangen. Wir treffen
Gina, die Frau, die sieben Tage die Woche in
der Seestadt verbringt. Sie leitet die Kantine,
die weit mehr ist als nur ein Aufenthaltsraum
für hungrige Bauarbeiter. Alle Probleme, Geschichten und Schicksale der Arbeiter kommen ihr hier zu Ohren.
Zusätzlich findet hier am Donnerstag nach Feierabend der Karaoke Abend statt, zu dem sie
uns herzlich einlädt. Auf einer Baustelle muss
man immer mit Unerwartetem rechnen und
darauf reagieren können, wie uns der Bauleiter Gernot in einem späteren Interview erzählt
und so nehmen wir das Angebot wahr. Räume
lassen sich nur verstehen, indem man sie aktiv
lebt; für diese Raumerlebnisse muss man etwas wagen. Unser Zugang ist generell ein sehr
intuitiver und spontaner, nichts scheint uns
passender, als vorhandene soziale Strukturen
nachempfinden und beschreiben zu können.
Der Karaoke-Abend erzählt seine eigene Geschichte und die Stimmung ist schon fast familiär. Eine starke Gemeinschaft hat sich heraus
85
Lisa
Wencke
gebildet, die sich sehr regelmäßig trifft, man
kennt sich, man schätzt sich und man stößt
mit dem ein oder anderen selbstgebrannten
Schnaps an.
Die Arbeiter kommen gerne her, erzählt uns
Isuf (Facharbeiter) bei einem Interview. Nach
einem langen Arbeitstag ist es häufig die einzige Freizeit die sie haben, bevor es am nächsten
morgen wieder los geht. Fast haben wir vergessen dass wir auf einer Baustelle sind.
Bei unserem nächsten Besuch ein paar Tage
später lernen wir Amer kennen. Er ist Facharbeiter, sei aber grade auf dem Weg zur Abend
schule, damit er zukünftig auch als Bauleiter
arbeiten kann. Die Frage ob er sich vorstellen
könnte hier später mal zu wohnen verneint
er sofort. Viel zu weit weg von der Stadt sei
es, und auch baulich nicht nach seinem Geschmack. Insgesamt bekommen wir bei unseren Gesprächen und Interviews den Eindruck,
die Arbeiter arbeiten gerne hier, die Bedingungen sind gut. Aber wohnen würde hier in Zukunft so gut wie keiner wollen.
Während unserer zahlreichen Besuche in der
Seestadt kommen uns des Öfteren TouristInnengruppen entgegen. Kein Wunder, bei
dem Ambiente: rundum die Baustelle blühen
Mohnblumen, der Korn auf den Feldern weht
anmutig im Wind. Am Rande liegt der 5 ha große See, er soll später die Mitte der Seestadt
bilden. Sonntags ist besonders viel los, erzählt
uns Wencke Hertsch vom Stadtteilmanagement Seestadt Aspern. Neugierige AnreinerInnen werfen einen Blick auf ihre neue Nachbar
86
Baki
Gernot
schaft, Familien machen ein Picknick am See
und Schulklassen laufen in geführten Gruppen
mit Warnweste und Helm über das Gelände.
Vor allem aber sind es die Zukünftigen Bewohner der Seestadt. Sie sollen die „Pioniere“ sein,
wie auf der Webseite der Seestadt aufgefordert wird. Sie kommen um den baulichen Fortschritt ihres Eigenheimes zu bestaunen, denn
die Erwartungen sind groß. Doch sind sie die
wahren „Pioniere“ dieses Raumes? Wer oder
was sind Pioniere?
Pi|o|nier [m.] 1 für technische Aufgaben (Brückenbau, Sprengungen) ausgebildeter Soldat 2
[übertr.] Bahnbrecher, Wegbereiter 3 [früher]
Mitglied einer Kinderorganisation der DDR
[<frz. pionnier (formal angelehnt an pion ”Bauer
im Schachspiel“) <altfrz. peon ”Fußsoldat“, <lat.
pedes, Gen. peditis, ”Fußgänger, Fußsoldat“, zu
pes, Gen. pedis, ”Fuß“]
Pi|o|nier|geist [m. -(e)s; nur Sg.] Bereitschaft,
Fähigkeit zu Pionierleistungen; P. besitzen; P.
entwickeln
Pi|o|nier|leis|tung [f.] bahnbrechende Leistung auf einem bestimmten Gebiet; eine wissenschaftliche P.
Pi|o|nier|pflan|ze [f.; Bot.] robuste Pflanze,
die als erste Flächen besiedelt, die noch keine
Vegetation aufweisen
Ein Pionier ist also etwas Neues, etwas Erstes,
ein Wegbereiter für alles, was nach ihm kommt.
Raumpioniere sind demnach die Ersten die
„Seestadt Stadt des Werdens“
sich einen bestimmten Raum oder Fläche aneignen oder besiedeln. Besonders bestechend
is hier die Anwesenheit des Mohns, der tatsächlich die Leistung einer Pionierpflanze erbringt, da es sich bei ihm um einen typischen
Erstbesiedler von freien Flächen und Brachen
handelt. Während besonders hoch spezialisierte Ackerkräuter wie die Kornrade heute fast
ausgestorben sind, hat der Klatschmohn auf
Ausweichflächen überlebt. Seine winzigen Samen werden vom Wind verbreitet, so dass sich
immer wieder rasch freie Flächen besiedeln
lassen. Der Mohn steht sinnbildlich für die Vorgänge, die in der ehemaligen Brache vor sich
gehen und erklärt auf sehr subtile Weise, dass
er vorhat zu bleiben. Und das gilt ebenfalls für
alles um ihn herum, alle Beobachtungen, die
wir machen konnten, alles was bereits besteht.
Bei unseren Besuchen haben wir viele Eindrücke dieser werdenden Stadt gesammelt. Die
Baustelle ist mehr als nur ein Prozess, der irgendwann zu Ende geht und dann „fertig“ ist.
Sie ist mehr als die Inszenierungen und Renderings, die einem gezeigt werden. Der Raum ist
bereits jetzt geprägt von sozialen Strukturen,
die man dort nicht erwartet hätte. Diese kreieren die wahren „Raumpioniere“, von denen
wir einige kennenlernten. Diejenigen, die die
Seestadt zu ihrer eigenen machen, und zu dem
Ort der sie jetzt bereits ist. Sie befindet sich in
einem ständigen Wandel und bietet Platz für
ganz konkrete Nutzungen, die sie zu einem gelebten Raum machen und nicht nur einem bloßen Ort des Bauens und Machens, der irgendwann einem „fertigen“ und „hochwertigeren“
Gebauten geweicht. De Certau beschreibt den
Übergang von Ort zu Raum wie folgt:
„Places become spaces by appropriation and
concrete uses.“
- Michel de Certau
Wie wir in der Seestadt feststellen konnten,
stellen sich bereits jetzt solche Raumaneig-
future.lab 2014
nungsprozesse ein. Die Menschen gestalten
sich ihre Räume und erleben ihn wie sie wollen. Diese Möglichkeit und diese Einstellungen
wünsch wir der zukünftigen Seestadt.
„Schön, dass eigentlich vorher etwas
geschaffen wird, was hoffentlich
nachher auch noch da ist.“
-Lisa
Was Lisa, mit der wir in der Seestadt ein Interview geführt haben, hier formuliert, beschreibt
treffend die Frage die wir uns während unseren
Besuchen in der Seestadt des Öfteren gestellt
haben. Sie stellt die Frage nach der Zukunft,
ohne den Blick auf die Gegenwart zu verlieren.
Aus dem Verständnis, dass sich Städte und
auch Baustellen in einem ständigen Wandel
befinden, entsteht die Frage nach der Stadtplanung, die mit dieser permanenten Veränderung umgehen kann. Braucht die Stadt des
Werdens einen Punkt, an dem sie fertig ist?
Sind Baustellen nur deshalb so faszinierend
weil wir wissen, dass der Lärm irgendwann aufhört, die Bauzäune verschwinden und etwas
Neues ihren Platz einnimmt?
In unseren Augen gibt es in der Seestadt bereits viele Strukturen, die ihrer Erhaltung wert
sind.
Lisa gehört einem Zirkuskollektiv an, das in der
Seestadt einen Platz zum Trainieren gefunden
hat, ohne Unkosten. Als Dank gibt es eine Vorführung. Solche Vereinbarungen lassen sich im
Stadtgefüge sonst schwer finden, ein offener
Deal, Gesten der Dankbarkeit und des gegenseitigen Verständnisses. Hier bauen sich solche
Nutzungen auf und haben ein Recht darauf in
zukünftige Stadtentwicklungen miteinbezogen
zu werden.
Mit dem Karaokeabend sind wir Zeugen eines
bereits bestehenden gemeinschaftlichen Gefüges geworden, Schicksale offenbaren sich
87
und man amüsiert sich zusammen.
Strukturen wie diese lassen sich schwer einfach einfügen und auf einen anderen Ort übertragen, aber wenn sie bereits bestehen und
spürbar sind, kann man sie auch nicht ignorieren. Die Seestadt wird wachsen, Schritt für
Schritt und es wäre schade um so viel vorhandene Energie. Laut Lefebrve sind Architekten
und Planer keine Magier, soziale Beziehungen
lassen sich nicht aus dem Nichts entwickeln
und planen. Orte, die solche Entwicklungen
fördern sind von hohem Wert.
Martin Zisterer zitiert Karl Scheffler aus seinem Buch „Berlin, ein Stadtschicksal“, der die
Aussage über Berlin trifft, es sei „verdammt (...)
immerfort zu werden und niemals zu sein.“ und
formuliert die Forderung diesen Umstand nicht
als Verdammnis, sondern als Aufgabe zu sehen
und dies auf die Architektur zu übertragen.
Uns geht es hierbei weniger um die Architektur sondern um die Planung und um ihre Aufgabe vorhandene Strukturen und Dynamiken
beizubehalten und nicht aus dem Kontext zu
reißen, sobald die Bauwerke stehen. Das Ziel
ist nicht, etwas nicht fertig zu bauen, sondern
die Weichen so zu legen, damit auch in der Zukunft Möglichkeiten geschaffen werden, in denen die Dinge ihren Lauf nehmen können und
eigendynamische Entwicklungen ihren Raum
finden.
Wir hoffen, dass sich der für uns vollwertige
und sehr spannende Hybrid der werdenden
Stadt den Charakter einer robusten Pionierpflanze beibehält, wie der Mohn, der sich den
Raum zu seinem Eigen macht.
88
89
90
„Hybride Räume“
future.lab 2014
Technische Universität Wien
Department für Raumplanung
Örtliche Raumplanung
raum ifoer
91
16. April 2012
19.30 Uhr