Projektmappe Hybride Räume - future.lab
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Projektmappe Hybride Räume - future.lab
HYRBIDE RÄUME „Hybride Räume“ Technische Universität Wien Department für Raumplanung Örtliche Raumplanung raum ifoer Buchpräsentatio Katharina K da Silva 16. April 2012 19.30 Uhr Hörsaal 17 Hybride Räume future.lab 2014 Institut für Städtebau, Landschaftsarchitektur und Entwerfen Fachbereich Städtebau Christoph Luchsinger stb.tuwien.ac.at Titel Mutation städtischer Siedlungss in Recife/Brasilien Technischen Universität Wien Karlsplatz 13, E 260 / S Stiege 1, 1. Stock 1040 Wien Im Rahmen der forschungsgeleiteten Lehrveranstaltung future.lab 14 sollte ein stimulierender Überblick über verschiedene Aspekte hybrider Räume gegeben werden. Gemeinsam begaben Studierende, Lehrende und Gäste auf die Begrüßungsich und Vorstellung des Buchs Viele StadtbewohnerInnen gest Suche nach solchen Räumen in Wien. In kleinen eigenverantwortlichen Projekten durch bauliche Interventionen w Richard Kisling konnten individuelle Interessen im Bezug auf diese hybriden Räume bearbeitet LIT Verlag In diesem Buch zeigen Fallbeisp stadtregion Recife im Nordosten und eine Haltung zu ihnen entwickelt werden. Erich Raith Fachbereich Städtebau, TU Wien Katharina Kirsch-Soriano da Silva Autorin Im Anschluss gemeinsamer Ausklang mit Getränken Spannungsfeld zwischen formel implementierter Stadtplanung u und »bottom up« realisierten ba der BewohnerInnen. Die Autorin Veränderungen standardisierter gen, die von BewohnerInnen ini gleichzeitig differenzierte Mutat den Siedlungsstrukturen herbei Katharina Kirsch-Soriano da Silva, DI Dr., Studium der Architektur an der TU Wien; forscht und arbeitet in den Bereichen Stadtentwicklung, Stadterneuerung und sozialer Wohnbau. Eine studienrichtungsübergreifende Lehrveranstaltung zwischen Architektur und Raumplanung Studierende : Alessandra Angelini, Caterina Epiboli, Ulrich Fries, Ayse Beysa Gurdogan, Felix Jansky, Martin Kellner, Bianca Kornatowski, Busra Koroglu, Anela Preldzic, Jennifer Puchner, Barbara Schilhan, Ekaterina Timina, Yao Wagner, Patrick Weiss, Wenzel Witt-Dörring, Melania Zeni Betreuerteam: Christoph Luchsinger, Rudolf Scheuvens, Stefan Groh, Anna Kokalanova, René Ziegler, Andreas Lint 3 „Eine Stadt ist Stadt wenn sie mit sich selbst uneins bleibt“ - dieses Zitat von Arno Rauterberg bildete den Ausgangspunkt für das future. lab 14 - Hybride Räume. Die Aufgabenstellung ging dabei weit über architektonische Einzelobjekte hinaus, es beinhaltete Fragen zum Quartier, dem Stadtteil und der gesamten Stadtlandschaft, aber auch zu Zwischenräumen, Resträumen und generell dem alltäglichen Leben und Zusammenleben der BewohnerInnen. Aufbauend sollten in der Projektphase – die den Kern der Veranstaltung bildete – eigene Thesen formuliert und einzel- Hybride Räume sind vielschichtige und uneindeutige Räume in der Stadt, die in der Überlagerung verschiedenster Qualitäten, Geschwindigkeiten und Interessen entstehen; im Übergang vom Privaten zum Öffentlichen, zwischen Anonymität und Gemeinschaft, zwi„Stadt ist Stadt wenn sie schen Ländern oder Kulturen. Sie entziehen mit sich selbst uneins bleibt“ sich der geplanten Ordnung, bilden die Ecken (Rauterberg, 2013) und Kanten, die Zwischenzonen und Schattierungen der Stadt. Sie wirken oft von außen chaotisch und unübersichtlich und entwickeln ne Aspekte vertieft und konkretisiert werden. Stadtforschung wurde als Projektarbeit betrieeine eigene Logik und Dynamik. ben. Ziel der Lehrveranstaltung war es, durch Diese Räume entstehen in Nischen und Zwi- die Auseinandersetzung mit dem breiten und schenräumen der Stadt. Sie sind nicht plan- undefinierten Begriff der Hybriden Räume, eibar, entstehen nicht intentional – im Gegenteil: gene Interessen zu entwickeln und die Grensie verlieren durch ein Zuviel an Planung und zen des interdisziplinären Arbeitens zu testen. Kontrolle an Vitalität und werden unmöglich Durch die Offenheit in der Auseinandersetgemacht. Genau diese Hybriden Räume sind zung und der Formate und die damit notwenes aber, die in einer Stadt durch Heterogenität digen Entscheidungen im Laufe des Semesters und Vielfalt erst Urbanität schaffen und dabei führten zu der Entwicklung einer eigenen, arfür die BewohnerInnen wichtige Entfaltungs- gumentierbaren Haltung. möglichkeiten bieten und identitätsstiftend wirken. In der forschungsgeleiteten Lehrveranstaltung future.lab 14 Hybride Räume beschäftigten sich Studierende aus Architektur und Raumplanung mit eben diesem Phänomen. Am Anfang stand eine Seminarphase, in der der Begriff der Hybriden Räume mit Gästen diskutiert, von verschiedenen Seiten beleuchtet, eingegrenzt oder gar in Frage gestellt wurde. Was macht diese Räume aus, wo finden sie sich und wer produziert sie? Welche Potentiale besitzen sie? Wie gehen wir mit diesen Räumen um? Wie lässt sich die Entstehung von hybriden Räumen stimulieren? 4 5 6 Barbara Schilhan, E600 Architektur „Stadt+Rand“ future.lab 2014 Stadt+Rand Der Stadtrand als Hybrid... Der Bereich zwischen Stadt und Land sollte doch der perfekte Ort sein um „Hybride Räume“ zu entdecken, fungiert er doch als Übergangszone zwischen zwei städtebaulichen Zuständen. Wien ist zudem eine wachsende Stadt und dehnt sich immer weiter richtung politischer Stadtgrenze aus. Was passiert also nun am ehemals Einfamilienhäusern und Kleingärten vorbehaltenen Stadtrand? 7 „Es geht also um den aus Überlagerungen entstandenen hochkomplexen Raum zwischen alten Stadtkernen und dem eindeutig ländlichem Raum – um den Hybriden LandZwischenStadt.“ Barbara Boczek 2005 Auf der Suche nach Hybridität: ich würde es noch bereuen, diese Räume sichtbar zu machen. Eine Fotostrecke sollte diese „Hybriden Räume“ auf Papier bannen. Wo finde ich nun diese „Hybriden Räume“, nach unseren gemeinsamen Diskussionen und Gesprächen mit vermeintlichen Experten, suchte ich nach einem Ort der sich im Umbruch befindet und der Überlagerungen aufweist. Eine Zone zwischen zwei Zuständen – die Zwischenstadt, den Bereich zwischen Stadt und Land. Der Wiener Stadtrand, der für mich untre dem Aspekt des Wachstums von Wien, vielleicht bald nicht mehr nur der Rand, sondern sehr bald schon Teil einer Großstasdt, einer zwei-Millionen-Stadt, sein und nicht nur eine Randerscheinung. „Hybride Räume“ …sind Räume im Umbruch… sind Räume der Veränderung…sind Räume der Überlagerung…sind Räume der Mehrfachnutzung…sind Räume die alles ermöglich…sind Räume ohne Definition…sind Räume der Zwischennutzung…usw. Offensichtlich sind diese „Hybriden Räume“ nicht greifbar oder definierbar, was eine Aus- Ich wohne am Stadtrand. Aber was bedeutet einandersetzung mit der Thematik nicht einfa- das in einer Zeit, in der die Stadt wächst und cher macht. Ich habe mich dafür entschieden, die Stadt immer weiter an ihre politischen Was passiert an der politischen Grenze einer Stadt, wenn Stadt und Land immer immer näher an einander rutschen? 8 „Stadt+Rand“ future.lab 2014 Grenzen ausdehnt. Noch ist das Klischee des Einfamilienhaus-Idylls deutlich spürbar, aber die Stadt drängt sich in ihrem Wachstum in die Lücken der Randgebiete. Diese freien Flä- schaftlichen Flächen und sichern somit eine Grundversorgung der Wiener. Gleich daneben die kleineren Parzellen der Stadtrandbewohner, die sich selbst versorgen wollen. Jeder hier hegt und pflegt seine Pflänzchen und Raritäten. Ist das hybrid? - Es ist das wofür sich jeder einzelne entschieden hat. Hybrid ist nicht ein bestimmter räumlicher Zustand sondern, dass was damit getan wird. Auf meiner Suche nach dem Hybriden bin ich immer mehr zu der Überzeugung gekommen, dass Hybride nicht einfach nur räumliche Situationen sind, sondern von uns dazu gemacht werden. Der Mensch macht den Raum hybrid oder nicht. Ein Feld ist nur ein Feld solange es nicht von einem Individuum als Naherholungsgebiet genutzt wird. Selbst die Stadt ist nur dann hybrid wenn sie von menschlicher Nutzung und Leben erfüllt ist. Ich wohne also am Stadtrand, der genauso hybride sein kann wie sein Stadtkern. Wohnen - Selbstversorgung - Einöde ehemalige öffentl. Toilette, jetzt Austellungspavillion Essling chen sind für Wien jene, die noch für Wachstum erschließbar sind. Die U-Bahnen werden oder wurden bereits verlängert (U2 bereits bis Seestadt - U1 zur Zeit in Bau bis Oberlaa und in Richtung Leopoldau bereits fertig gestellt), durch diese hochfrequente Anbindung bekommen die einst entlegenen Randbezirke neue Bedeutung. Entlang der U-Bahnstationen sprießen die Wohnbauten aus dem Boden und in Sichtweite gedeiht die Aussaat am Feld. Hier in der Donaustadt befinden sich noch einige Gärtnereibetriebe mit ihren Glashäusern und landwirt- „Der bauliche wie gesellschaftliche Gegensatz von Stadt und Land existiert nicht mehr.“ Löw 2007 „An einem Ort lässt sich - jedenfalls zu einem gegebenen Zeitpunkt - nur eine einzige Raumgestalt verwirklichen. Und das gilt auch für hybride Räume.“ Kaltenbrunner 2005 9 10 Caterina Epiboli, Masterstudium Architektur „Hernals Souterrains“ future.lab 2014 Hernals Souterrains A story by das Mädchen von nebenan A fairy-like scenario, settled in the 17th Bezirk, Hernals. A re-appropriation of the basements by the inhabitants: the classic use as storeroom will begin to fade out and creative uses will take over… in these dark rooms the creativity is put to a test, and ,when it’s successful, the result is outstanding. 11 Townsmen are made, not born… but how does a “perfect citizen” act? There are some ways of living that fit perfectly to the countryside, but when translated into a city they result really difficult to manage. The factor, which I suppose is the discriminating one in this transfer, is the dimension of the city. Let’s take Vienna as example, which is still considered a middle-size city, still far away from the dimensions of other European metropolis as Paris and London. Nevertheless the distances are huge compared with the distances of a village. I mean, when you were used to live among a community of 1.000 people is not easy to step into a city of fast 2 million inhabitants, is like trying a size too big for you. You need a belt. In the every day life this means that you take at least 15 minutes to go everywhere, which is still a ridiculous time gap compared to other situations where there is a big lack of public transports, but anyway is wasted time in “running” from one part of the city to another. Everything is strictly regularized and there is little space for own movement: the bikes have their own way, the pedestrians another one, the sporting people have to train themselves in park or dedicated spaces, you can’t be loud after some hours and in certain places. All these aspects are not so weighty to observe, and instead very helpful to arrange what would rather be a total urban chaos, but somehow they affect the perception of the city-life. In the small villages there is more free hand because your net of acquaintances forgives you if sometimes you break out of the rules, it allows more freedom because is based on a easy system of “do ut des”. Basically a neighbourhood is an extended part of the family, and this also leads to conflicts, not just happy collaboration. This net is lost among the streets of the city: 12 most of the citizens don’t know their own neighbours, and that could be due to the distance between the “place of working” and the “place of living”: home is just a refuge to sleep, real life happens outside the four walls of a tiny flat in the outskirts. But, of course, there is another side, the good one, of the coin: I could point out the broad supply of activities that a city offers you or the concentration of buzzing working forces, but I prefer simply recall the feeling of breathing freedom when you walk through the streets. When you have the sensation that even if you would decide to put your life upside down no one would complain about it. And then in the city there is a higher probability to step into “little moments of negligible happiness”, quoting Francesco Piccolo. Once of these led me into the topic of the my project. Jörgerstraße 23, 17th Bezirk, one of the first days of April, early morning. I was walking looking carefully around me, I was looking for something I could define, and then present, as a Hybrid Space. What a Hybrid Space should have been, was at that time not so clear to me: some concepts as temporary in-between use (Zwischennutzung) and population involvement had popped up on my mind, but still the meaning of hybridity was undefined. But I knew I should look at those parts of the city, which shared both the feature of state of neglect and of potential in the point of view of the Bezirk’s improvement. A mixed bomb that just needs to be lighted. And so, suddenly in Jörgerstraße, I saw at the ground level an open window, and three persons who invited me for a coffee from inside the room. Without any hesitation, after that I pryingly glanced at them, as they were waiting for someone to come, they simply made the gesture of “come in”. „Hernals Souterrains“ The three guys, a boy and two girls under 40, introduced me into a secret, behind-the-scenes world: an underground world full of basements waiting to be used. But first of all, to which type of spaces was I addressing my attention? What we could notice at first is their feature of hidden opening: this type always presents a door, a window or at least a chink in the wall facing the main street, that tenuously allows the light to come in. But these openings are settled at feet-high or little more: your eyes won’t cut across them if you won’t intentionally pay attention. The windows conceal a room, which is half underground, half ground floor. The German language borrows a French word for calling them: Souterrains, which in English can be translated as basements; in Italian as “piano seminterrato”. It should be noticed that I am not talking about the cellars (Keller) of the buildings, which on the contrary don’t present any opening towards the street and which have the entrance or straight direct from the flat above or from the inside courtyard (Innerehof). Moreover, since the 2008 the cellars don’t beckon people’s favour, because of the Fritzl case and the following linking between those spaces and dark and bad activities. Viennese people couldn’t welcome the cellars, but the Souterrains are something different. There is enough contact with the public environment to preserve them from the bad opinions. The will of Viennese citizens to bring back to life the basements, is not just a thesis, is a evident proof by a careful walk through Hernals and Vienna: and you could be surprised by the amount of creative uses installed in these rooms. It seems that the Vienneses had great time about it. Let’s take as example the – Subterrarium – that future.lab 2014 is the first basement I stepped into. The idea was born in 2006, when Jörg, the student who lives in the flat in the building in Jörgerstraße 23, discovers by chance the basement of his ownership: he was looking for the central heating and had no idea of the existence of such a space. Moreover, this is not the classical basement: it’s huge, indeed there is no splitting among the owners of the flats above, and it’s all in the hands of Jörg. It’s very dirty and fully furnished with dusty pieces of furniture: among them there are also a piano and some vintage couches. Jörg suspects that he has discovered an ex brothel. But he is a student and has enough strengths and time to empty it out and to think about making there a private pub. “...At the beginning there was nothing intentional, we were just students who wanted to be cool and have fun...”. But then the things start to go well and from an informal activity has developed a real “Verein” : the Subterrarium puts up lives concerts, sells drinks (for this when you enter you need to sign in this Verein), organizes building meetings, the amount of administrators grows from 5 to 15. There is no need for advertisement, the music is good, blues, jazz and folk above all; the people are informed through word of mouth. There is no financial gain; the atmosphere is the same easy going one which I felt during my coffee times with Jörg and his friends. I asked him when he realized that he was doing something more than just a fancy pub, that he was building a community: he answered that this occurred to his mind when the family-man who lives directly above the basement asked him to shift the concerts in the late afternoon because he needs to sleep well during the night and to wake up early for working. “…at that time I decided we should drink more cof13 fee and less beer, and let our neighbour rest during the night. What if I should live with a man always nervous because he can’t sleep and has to work hard? It’s all about respect, and about finding a compromise…”. The age of the organizers of the Subterrarium varies from 20 to 40 years old: that’s because young “labor forces” are requested, with much strength and time above all. Even if it’s not always easy to find these two conditions in many people, the presence of these converted basements in Hernals is high: in my random walks I found one Souterrain used as an art gallery, one as atelier (even if the musician who was there confessed me that he doesn’t use it just as atelier, but he also lives there, even if it isn’t permitted by the urban rules of the city of Vienna), one as wine shop, on as a religious centre … and who knows how many still are strewed over the Bezirk. What links these spaces is not the function, which is really heterogeneous and change from place to place, but rather the initiative of the citizens of seizing the Souterrains for their own purposes. To my mind appeared a fairy-like scenario, settled in the 17th Bezirk, Hernals. Since the great availability of the empty basements, or apparently in a state of neglect, I imagined a re-appropriation of these spaces by the inhabitants: the use as storeroom will begin to fade out and creative uses will take over… in these dark rooms the creativity is put to a test, and when it’s successful, as in the case of – Subterrarium - the result is outstanding. This vision isn’t just an utopian daydream: indeed it could be reformulated into a urban planning’s assumption, which should take into consideration first the meaning of hybrid space, then the strengths of the basements and finally the external effects of this re-appropriation, each one of them has his feedback on a different target. 14 A hybrid space is a public or private space, which is hardly influenced by the activities of the population, since the orthodox urban planners don’t really care about it. This means that often there are no rules or commands for these spaces, and the people can easily seized them, staying on a borderline between legal and illegal actions. With this assumption I could also add that reaching the goals means most of the time an improvement benefit for the community neighbourhood, and it might be hard to find a hybrid space set for financial gain. Set the citizens as main actors in planning these spaces, another important variable is the time. Although in the literature you could find that the majority of the hybrid spaces experiences the condition of hybridity for a while, between the passage from a state of formal urban planned area to another, this is not the case of Souterrains. This is easily understandable in a tangible point of view: if you need so much time to clean up and readjust the basement, it’s very unlikely that you will forgive it in a short time. More likely is instead that, when an owner can’t anymore manage the activity inside the basement, he will pass the baton to someone else, so that the renovate life of the basement is not put to an end. The third feature of a hybrid space is the denaturisation of his original purpose. This lack of the initial function and following upsetting in the perception of the space is maybe what most of all we can bring back to the etymology of the word hybridity, which means mix who is born by two different “taxa”. The reaction facing this hybridity is the one of wonder and astonishment, and we can take as a given that they play an important role in the „Hernals Souterrains“ “imagine of the city”. But practically speaking, which are the strengths of the Souterrains? Why should a person invest his time in trying to tidy it up? The strengths of the basements are many, related both the architectural and urban scale. First of all the room is usually small, and so faster to change. It’s very cheap even if it takes advantage of the urban location, so it is easily accessible and there are many facilities nearby. Thanks to this you can easily insert functions and create a net that serves as magnet and receiving a critical feedback about the creative uses, which will serve for the future developments. Many basements occupied means many windows lighted and many eyes watching the street: this leads to a general sensation of security in the neighbourhood, which, combined to a broad supply of activities in the former empty basement, will for sure improve the quality of the public space. The strong point of the Souterrains is exactly this skill of influencing the public space through a private room: they represent the point of connection between in and out, and can always glimpse outside and be at the same hidden. This influence on the public space rises with the number of the basements upgraded. But, as always, there must be someone brave who first raises his hand. I will call him Homo Creativus, and is motivated by the need of some space for his leisure time. Luckily he will insert in the basement an atelier or a workshop, where he can make a mess without anyone who’s complaining about it. Some neighbours in the same building will notice the change in one of those basements, and pleasantly surprised by the result, will join their forces to do the same. They will start knowing each other and relying on each other also future.lab 2014 outside the framework of the “basement challenge”. If you imagine to multiply these mechanisms on the two streets above and below our building XY we could start to address a neighbourhood community, pretty similar to the one of a village, but with the difference that’s at the same time enjoying the comforts of a city. Suddenly the “Big City” is brought back to a human scale. Until now I’ve intentionally avoided the role of the urban planner in such a context. If he has to work as a trainer who encourages his athletes, which margin of action does he have in Hernals? How can he reach his goals? That represented for sure a great challenge in the project: that’s because I was supposed to push the Hernals’ inhabitants to the action of re-appropriation of the basements, without the chance to decide anything! I just had to make them feel like discovering this behind-the-scenes world and waiting for a feedback. In this point of view the first step was obliged: first of all I had to raise the awareness of the inhabitants towards these spaces. Just the self-consciousness of the existence and the potential of the basements can later lead to the proactive action. At the same time the concealment of the Souterrains should remain untouched, so any solutions that could bring too much advertisement, or worst, which could shift the attentions to the wrong actors, was rejected. The second step was to provide a net among the “Homus Creativus”, and let any feedback circulate inside the building. With these assumptions I realized a poster, which I stuck to three main doors of three buildings in Hernals, that I chose for their amount of potential empty basements. They are located in Blumengasse, Beheimgasse 15 and Pezzlgasse: you cross these three streets one after the other. Of course the poster was stuck in the inside side of the door, so that only the people who live in the building could see it. The poster represented in a playful way a fictional street, where the bystander could, somehow as in the advent’s calendar, open the doors of the basements and discover which picture is there hidden. Above all, the question if they had ever thought in how many different ways a Souterrain can be transformed. Then I hanged on each entrance door of the building’s flat a leaflet with another questions... all the possible answer could be posted in the poster at the entrance. This was thought to allow an exchange of ideas among the same building residents. There was a last final point on the leaflets, the indication of a Facebook page and a email address for the really curious people. My signature was, in perfect anonymity, das Mädchen von nebenan. What happened after this intervention in the entrance hall is unreported. I check everyday my inbox but still I didn’t receive any message. On the opposite the Facebook page is more appreciated, but since a week ago the fun club was just made by some friends of mine eager to support me. But then, one day, I received a new unexpected like by a Turkish girl, who probably was really motivated to learn some more about this topic. This tiny success prompts me to believe that there could really be a desire by the population to have a voice in the “making of the city”, and I am always more persuaded that the most effective way of planning this huge space would be the informal cooperation between urban planners and inhabitants. But the latter ones should be really consider as important as all the other variable that conver16 ge in the making of a project. The citizens have the right to say always their mind in these urban issues. Meanwhile I am still waiting for some answers. „Hernals Souterrains“ future.lab 2014 17 18 Felix Jansky, Raumplanung „Leopoldsberg“ future.lab 2014 Leopoldsberg Hybrider Raum Hybridität von Räumen ist ein Begrif, der viel und nichtssagend gleichsam ist. Die Eine Definition dafür wird es wohl nie geben. Um sich dem Begrif des hybriden Raumes etwas anzunähern, sollte ein Projeket dienen das von einem unhybriden Raum ausgeht. projektfoto/ -grafik 19 Eine scheinbar erkenntnisreiche An- seiner starrsten Auslegung befördert uns zurück zu dem Punkt, an dem die Menschheit näherung Im Duden Fremdwörterbuch finden sich zwei Einträge zu hybrid. Das griechische Wort wird übersetzt mit hochmütig, überheblich, übersteigert und vermessen. Also gänzlich negativ besetzte Eigenschaften. Der lateinische Eintrag wird mit gemischt, aus zweierlei Herkunft und aus Verschiedenem Zusammengesetzt beschrieben. Die lateinische Übersetzung kommt deutlich näher an das heran, was wir, in Bezug auf Räume unter hybrid verstehen. Der hybride Raum kann nicht einfach als zusammengesetzter oder gemischter Raum beschrieben werden. Er ist ein Raum dessen Nutzung nicht feststeht und nie feststehen wird, in dem alles möglich und nichts vorherbestimmt ist. Somit stellt sich die Frage wie ein Entwurf eines hybriden Raumes aussehen kann. Der hybride Raum nach dieser Definition ist unplanbar. Man kann sich diese Räume nur Vorstellen, aber sobald die Vorstellung zu konkret wird ist es vorbei mit der Hybridität. Es sind offene, konfliktreiche und anarchische Räume. Der hybride Raum in begann sich zu zivilisieren, Regeln aufzustellen und vorausschauend zu agieren. Je mehr man über Hybridität von Räumen nachdenkt, umso weniger will man sie haben. Nachdem es keine hybride Planung geben kann, müssen wir entweder aufhören zu planen, oder die Hybridität beiseitelassen. Doch beide Alternativen sind nicht tragbar. Man muss die Hybridität so lange in die Planung einfließen lassen (oder umgekehrt), bis hybride Planung kein Paradoxon mehr ist. Dazu sollte man es weder mit der Planung, noch mit der Hybridität zu ernst nehmen. Hybridität unter falschen Voraussetzungen Um ein interessantes leer stehendes Objekt für ein Projekt zu hybriden Räumen in Wien zu finden stellte sich der Wiener Leerstandsmelder als geeignetes Mittel heraus. Mit viel hätte ich gerechnet, aber nicht damit, dass eine römisch katholische Kirche aufscheint. Zumindest nicht in Wien. Denn man muss nicht lange suchen um in Deutschland oder Belgien, aber auch in Die Kirche am Leopoldsberg mit Leopoldsburg. Quelle: www.wikipedia.org 20 „Leopoldsberg“ Österreich Kirchen zu finden, die eine andere Funktion erhalten haben. Sei es als Geschäft, Hotel, Lokal oder wie in einer österreichischen Gemeinde als Vinothek und Veranstaltungszentrum. Bei letzterem sprach die Lokalpresse von der „Wahren Lobpreisung Gottes“. future.lab 2014 Zentral klingt anders. Die schlechte Erreichbarkeit stellt eine weitere Erschwernis in Bezug auf Hybridität dar, denn schwer zu erreichende Orte haben eine eingeschränkte Nutzbarkeit und eine eingeschränkte Anziehungskraft auf verschiedene Bevölkerungsgruppen. Wie es immer schon war Seit dem 12. Jahrhundert steht, eine Kirche, oder Wehrkirche auf dem Gipfel die etliche Male zerstört und daraufhin wieder aufgebaut wurde. Dieses Spiel ging Jahrhunderte lang. Umkämpft war der Berg also immer schon. Aber von Hybridität konnte beim besten Willen nie gesprochen werden. Auch heute nicht. Es war immer ein Sakralbau auf dem Gipfel. Zeitweise wohnte der ein oder andere Adelige in einem Nebengebäude und zuletzt befand Die Kirche in St. Alfons in Aachen wurde in ein Bürogebäude umfunktioniert. Quelle: www.denkmalentwicklung.de Bei einem Sakralbau sind die Art der Nutzung und die Nutzergruppe eigentlich glasklar vorgegeben. Man muss sich zwingen an anderswertige Nutzungen zu denken. Aber vielleicht ist gerade deswegen das Potential zum hybriden Raum gegeben. Weil man nur eine vorbestimmte Funktion bekämpfen muss und dahinter alle Anderen warten, um gleichberechtigt partizipativ den Raum zu bespielen. Trotz, und sicher auch gerade wegen der Absurdität, mit einer Kirche etwas Hybrides machen zu wollen ist die Entscheidung rasch getroffen. Der Ort wo mein Projekt zu hybriden Räumen stattfinden sollte befindet sich auf 425 Meter Seehöhe im 19. Wiener Gemeindebezirk an der Grenze zu Klosterneuburg, auf dem Gipfel des Leopoldsberg. Weniger die Kirche an sich, vielmehr die Aussicht von dort auf ganz Wien ist den meisten Wienern, zumindest von Fotos, bekannt. Um dorthin zu gelangen muss man entweder eine 30 minütige Busfahrt von Heiligenstadt, einen 25 minütigen Fußmarsch vom Kahlenbergdorf oder eine 20 Minütige Autofahrt über die Höhenstraße auf sich nehmen. Das verwachsene Hinweisschild als Zeugnis, dass hier schon lange kein Betrieb mehr ist. sich dort eine Gastwirtschaft. Aber damit ist der Nutzungspool einer fast tausendjährigen Geschichte erschöpft. Wanderer und Touristen waren die einzigen Nutzer der letzten Jahrzehnte und die Nutzung lief nach einem einfachen Schema ab. Hinwandern, Essen, Zurückwandern. Die Kirche an sich spielt mittlerweile eine fast bedeutungslose Rolle. Im Falle von Bustouristengruppen wird das Wandern gegen Fahren ausgetauscht. Sonst blieb alles gleich. Dieses vorgegebene 21 Muster wurde leibgewonnen. Die Gastwirtschaft ist jetzt weg und da ein Glied aus der Kette fehlt ist man erzürnt und will genau das wieder was war. Der Eigentümer des Areals geht genauso konservativ an die Sache heran wie die Bürgerinitiative. Einem Architekten wird das Baurecht übertragen um irgendetwas Gebäuden in exponierter Lage, wie in diesem Fall, ein noch viel größeres Problem als üblich dar, und hat zur Folge dass Areale, wie der Leopoldsberg, Jahrelang leer stehen. Die alte Leier der Leerstände Um sicher zu gehen, dass Areale auch tatsächlich dann leer stehen wenn man sein Vorhaben verwirklichen will, werden diese Orte, wie auch hier, durch Bauzäune oder Sperrholzwände unzugänglich gemacht. Meist ziert eine solche Barrikade noch ein „Betreten verboten“ Schild. Es werden alle generalverdächtigt, etwas im Schilde zu führen. Es ist anzunehmen, dass von Eigentümern oder Interessierten Geldgebern nicht gewünscht ist, dass sich etwas entwickelt, das im schlimmsten Fall etwas ist das Anklang findet. Denn dann sind die eigenen Ideen und Der Parkplatz vor dem Areal hinzubauen. Eigentlich egal was. Er muss eh Umwelt und Denkmalschutzauflagen beachten. Die Ungewissheit, ob es hier wieder eine Gastwirtschaft geben wird treibt die Leute an, um Wiederstand zu leisten. Essen und trinken sollte man da oben schon können- sonst eh nichts, scheint die Hauptaussage der Initiative zu sein. Die Konfliktparteien sind sich ähnlicher, als man es sich vorzustellen vermag. Auf der einen Seite das Stift Klosterneuburg als Eigentümer und auf der Anderen eine Bürgerinitative. Der Eigentümer hat ganz offensichtlich kein Interesse die Kirche zu öffnen, da sie –um ihren Zweck zu erfüllen– zu weit von Siedlungen entfernt ist. Eine halbe Stunde braucht der Bus bis er oben ist. Ganz zu schweigen davon, dass Kirchen auch in dicht besiedelten Strukturen unbesucht bleiben. Also hat man einem Architekten das Baurecht übertragen. Dieser versucht gewinnbringende Nutzungen zu installieren und möchte sich vorab ganz sicher sein, dass sein Vorhaben von Beginn an so durchgeführt werden kann, wie er es sich vorstellt. Das stellt bei denkmalgeschützten 22 Nur durch einen Spalt im Mauerwerk lässt sich ein Blick ins Innere werfen. Pläne gefährdet kritisiert zu werden. Völlig unverständlich wird die Lage, wenn weder Ideen, noch Pläne existieren, man aber trotzdem Angst hat, dass sein Grund und Boden genutzt wird. Aber auch die Unverständlichkeit dieses Handelns hat bei näherer Betrachtung seine Gründe. Warum so agiert wird, liegt eigentlich auf der Hand. Wie so oft sind es einerseits die rechtlichen Bestimmungen, die zu solchen Zuständen führen. Eigentümer sind verantwortlich für das, was auf ihrem Grund passiert. Die Motivation sich rechtlich abzusichern, was na- „Leopoldsberg“ türlich mit Kosten verbunden ist, ist daher verständlicherweise gering. Zudem kommt es oft zu Wiederstand, wenn die temporären Nutzer gehen sollen, weil der Eigentümer seine Pläne verwirklichen will. Es mangelt offensichtlich nicht nur an Regeln für die temporäre Nutzung sondern andererseits vor allem an der Motivation der Eigentümer ihr Grundstück temporär zu bespielen oder bespielen zu lassen. Die Beantwortung der Frage, wie Eigentümer zu Zwischennutzung motiviert werden können wird im Folgenden nicht vernünftig beantwortet werden können. Popupstores in temporär leer stehenden Verkaufslokalen und Autohandel in Baulücken scheinen die etabliertesten Lösungen zu sein, denn sie bringen finanzielle Vorteile für beide Seiten. Bei solchen Zwischennutzungen können zivilrechtlich wasserdichte Verträge zwischen zwei Vertragspartnern aufgesetzt werden. So ist alles bis ins kleinste Detail geregelt und steht zukünftigen Plänen des Eigentümers nicht im Weg. Doch die Hybridität ist bei solchen Lösungen außen vor gehalten. Oder nicht? Lösungen zwischen zwei Vertragspartnern können doch unmöglich hybrid sein. Je ausführlicher der Vertrag, desto größer der Faktor mit dem sich die Hybridität ins Negative potenziert. Das Projekt Zu beginn wurden verschiedene Szenarien zur Zukunft des Areals entwickelt, die im Grunde völlig unrealistisch sind, aber – zugegebenermaßen mit unverhältnismäßig großem Aufwand – realisierbar sein könnten. Dazu wurde ein Flugzettel einer Bürgerinitative, die auf den Verschlag des Areals gekleistert wurde, kopiert und Textpassagen durch diese unrealistischen Szenarien ersetzt. Ebenso wie im Original wird der Stadt und dem Eigentümer vorgeworfen, diese Szenarien realisieren zu wollen. Angelehnt an die Aktivistengruppe The Yes Men die sich mit gefälschten Informationen ausein- future.lab 2014 andersetzen. Ihr bekanntestes Projekt ist eine gefälschte New York Times. Die Artikel darin bringen ihre eigenen Wunschvorstellungen zum Ausdruck. Im Gegensatz dazu, handelt es sich bei diesem Projekt nicht um eine Darstellung des Soll-Zustands. Die perfekte Lösung für einen Ort darzustellen würde der Idee des hybriden Raumes wiederstreben. Das Projekt soll zum Nachdenken anregen, etwas provozieren und auch das eine oder Andere verdutzte Gesicht zurück lassen. Dem Leser des Flugzettels wird sehr schnell bewusst, dass es sich um eine gefälschte Nachricht handeln muss. Aber der kurze Moment in dem er überlegt, ob es vielleicht wahr sein könnte, ob doch Jemand ernsthaft an eine Realisierung des Beschriebenen denkt, könnte im Leser etwas auslösen. Was genau ist schwer zu sagen. Auf der Seite der Bürgerinitiative kann es aufzeigen, dass es für diesen Ort nicht nur eine Nutzung gibt, die einen Nutzen für diese Gruppe hat. Optisch unterscheidet sich die rechte Fälschung kaum vom linken Original. Es kann aufzeigen, dass es eine unüberschaubare Vielfalt an Nutzungen gibt und die Wahrscheinlichkeit, dass die Beste gefunden wurde verschwindend gering ist. Den Eigentümer, der sich entschlossen hat, über die Zukunft des Areals gar keine Informationen bereitzustellen kann es ermutigen, den Planungsstand und folgende Schritte preiszugeben um darauf Resonanz zu bekommen, die eine Verbesserung der Planungen bewirken könnte. So werden etablierte Kommunikationsstrukturen durchbrochen und es könnte Personen 23 dazu bringen, zu überdenken, wem sie was glauben, und warum. Im Handbuch der Kommunikationsguerilla der autonomen a.f.r.i.k.a. Gruppe wird schon in der Vorrede der Nutzen von gezielt eingesetzten falschen Informationen beschrieben. „Kommunikationsguerilla will die Selbstverständlichkeit und vermeintliche Natürlichkeit der herrschenden Ordnung untergraben. Ihre mögliche Subversivität besteht zunächst darin, die Legitimität der Macht in Frage zu stellen und damit den Raum für Utopien überhaupt wieder zu öffnen. Ihr Projekt ist die Kritik an der Unhinterfragbarkeit des Bestehenden; sie will geschlossene Diskurse in offene Situationen verwandeln, in denen durch ein Moment der Verwirrung das Selbstverständliche plötzlich in Frage steht.“ Gerade in Zeiten der Reizüberflutung wo so viel vorstellbar ist, muss Kritik etwas wehtun, damit etwas davon ankommt. Zurück zum Start Es ist höchst an der Zeit sich von den persönlichen Wünschen zu befreien, die zwanghaft vermittelt, und als unfehlbar dargestellt werden. Wahrscheinlich ist der ein oder andere von seiner eingefahrenen Meinung tatsächlich überzeugt. Da sich hier um eine Kirche gestritten wird sind Dogmen eigentlich ein bewährtes Mittel um seine Aussagen zu bekräftigen. Jeder hat eine eigene Vorstellung, was passieren soll. Nein. Eigentlich hat jeder eine Vorstellung was da sein sollte. Über das wie macht sich kaum einer Gedanken. Man macht sich nur Gedanken darüber, wie es nicht passieren sollte. Man vergisst dass sich etwas entwickeln könnte, das eventuell auch hybrid wäre, wenn man anfangen würde etwas zu tun, ohne das Endprodukt zu kennen. Das klingt erst mal chaotisch und undurchdacht. Ist es wahrscheinlich auch. Man könnte argumentieren, dass es schlimmer ja nicht mehr werden kann, und daher der Zeitpunkt für etwas Ungewisses nicht 24 besser sein kann. Mit solch einer pessimistischen Triebfeder sollte man sich jedoch nicht belasten wollen. Würde das Stift Klosterneuburg beschließen das Areal freizugeben, kann, begrenzt durch seine exponierte Lage, alles Erdenkliche stattfinden. Es wäre hybrid. Um ein mögliches Chaos zu verhindern würde es einer gewissen Regulierung bedürfen um ausgeglichene Verhältnisse zu schaffen. Wer ist es, der was tut oder tun darf? Wann, Wie und in welchem Ausmaß? Und wie weit darf die Regulierung gehen. Oder ist jede Art der Regulierung eine Abwertung der Hybridität? Dies sind weitere Fragen, die in diesem Artikel schlussendlich unbeantwortet bleiben müssen. Und so schließt sich der Kreis. Der Weisheit letzter Schluss, der unter den wagen Begriff der Hybridität von Räumen ein für alle mal einen Strich ziehen sollte, lässt weiter auf sich warten. Von der anfänglichen Erkenntniseuphorie ist wenig übergeblieben. Martin Kellner 0700720, 066440 “Räumliche und Architektonische Transformationsvorgänge” future.lab 2014 Räumliche und Architektonische Transformationsvorgänge Zeigt uns die Vergangenheit Möglichkeiten der Sanften Stadterneuerung auf? Anhand eines historisch bedeutenden Bauwerks wird auf den Forschungsgegenstand Hybride Räume, deren Wandlungsfähigkeit und auf deren ungesteuerte Entwicklung Bezug genommen. Dies wird über einen Einblick in die Geschichte des Raumes und dessen charakterisierender Architektur erreicht, dem schlimmsten Falls in naher Zukunft ein monfunktionales Schicksal ereilen könnte. Im Anschluss werden Vorschläge bzw. Konzepte vorgestellt, die auf die Zukunftsfähigkeit dieses Raumes ausgelegt sind. Ist das die Vergangenheit oder die Zukunft des besagten Raumes und dessen Architektur? Antwort darauf gibt der folgende Artikel. (Quelle: eigene Erstellung) 25 Einfindung: In der Diskussion um Hybride Räume, deren Definition, Bedeutung und Bedarf in der Stadtplanung von Wien machte ich mich auf die Suche nach räumlichen Einheiten, die für mich Kennzeichen einer Hybridität auszeichneten. Zu diesem Zeitpunkt näherte ich mich auf zweierlei Arten dem Thema. Zum einen, in dem ich verschiedene Arten der Zwischennutzungen von Paradocks in der Marxergasse 24, in 1030 Wien und von Popupstudio in der Tautenhayngasse 22, in 1150 Wien begutachtete, die für mich eine eindeutige Handschrift der Hybridität trugen. Das würde ich aus dem Grund behaupten, weil - unabhängig von den Nutzungs- und Eigentumsverhältnissen - temporäre, funktionsuntypische und regulierte Verwendungen von Architektur/Eigentum für “die Öffentlichkeit “ einen Gegensatz zu klar determinierter Raumproduktion darstellen.1 Planungsverfahren. Abgesehen von institutionalisierten Instrumenten bzw. Beteiligungsverfahren in Stadtentwicklungsprozessen und in der Stadtplanung macht für mich eine bindende Beteiligung von BürgernInnen in Form von genossenschaftlichen Kooperationen effektive Raumproduktion möglich. Zudem sind zeitlich vorbestimmte bzw. gesteuerte Transformationsvorgänge von räumlichen Objekten eine alltägliche und nahezu unvermeidliche Angelegenheit in der Planung/ Architektur und wurden somit von mir in einem ersten Schritt als Planungsgrundlage angesehen. Dabei wollte ich feststellen, welche Nutzung eine hybride Nutzung ausmacht? Ob es nun die historische, die vorübergehende oder auch die zukünftige sein kann. Fest steht, das klar definierte, räumliche Strukturen und Formen in dem Fall keine Präsenz haben. Eine Überlagerung und Durchmischung von unbestimmten Nutzungen bzw. eine emergente Raumnutzung und -definiton produzieren gemeinsam Hybride Räume. Zum anderen, indem ich ein vorgetragenes Beispiel von Angelika Fitz, Kuratorin, Kulturtheoretikerin und Autorin genauer untersuchte. Das Beispiel bezog sich auf die Initiative Möckernkiez, bei dem es aus einer Bürgerinitiative heraus zum Bau eines Zuerst vermutete ich, dass meine geschafmodernen Stadtquartiers kam bzw. kommt. fenen Planungsansätze, ähnlich wie die Zwischennutzung vordergründig ein Ausdruck „erschöpfter“, „veralteter“ ArchitekGenauere Auseinandersetzung: tur darstellte/darstellt, die aktuell eine temGesteuerte oder ungesteuerte Transforma- poräre Nutzung erfuhr bzw. erfahren hat. tionsvorgänge von räumlichen Einheiten und von Architektur bzw. deren Unbestimmtheit Charakterisierung meines Untersurevolutionieren Planungsprozesse und vorgechungsgegenstandes: gebene Planungsstrukturen. Ebenso verhält es sich mit dem aktiv geworden Planungssubjekt “Alltagsbürger”, sprich mit informellen Ich versuchte mich vom Gegenteil zu überze1 Ulrich Berding, Bettina Perenthaler, Klaus Selle (oJ): Hybride Räume.S.1ff 26 “Räumliche und Architektonische Transformationsvorgänge” future.lab 2014 ugen und fand dabei ein Gelände im 13. Wiener Gemeindebezirk, dass ca. 6 ha groß ist. Dieses Gelände gehört zum angrenzenden Hörndlwald dazu, das in seiner Gesamtgröße 41 ha umfasst. Der Hörndlwald wird im Westen vom Lainzer Tiergarten und im Osten vom Krankenhaus Hietzing umgeben. Sowohl im Norden, als auch im Süden grenzt das Gebiet an Wohngebiet, insbesondere Einfamilienhaussiedlungen an. 2. Weltkrieges Schützengräben am besagten Gelände und insbesondere im Wald geschaffen, von denen zum Teil heute noch Überreste zu finden sind. Im besagten Jahr erstellten jedoch die Architekten Adolf Hoch, Rudolf Böck und Julius Bergmann im Auftrag des Vereins der Volkshilfe Österreich und dessen Vorsitzenden Josef Afritsch die Pläne für ein einstöckiges, knapp über 100 m langes Gebäude. Der Hörndlwald gehörte einst zum Lainzer Tiergarten dazu und begründete seinen Namen auf zwei Thesen hin. Zum einen wurde dieser aufgrund vermehrter Funde von Reh- und Hirschgeweihen als Hörndlwald bezeichnet. Zum anderen aufgrund der räumlichen Erstreckung, die als Horn interpretiert werden kann. (Quelle: Stadt Wien und eigene Erstellung) Als im Jahr 1949 die Pläne für eine Internationale Kulturstätte Hörndlwald vorlagen, kannte kaum jemand das ca. 6 ha große Areal, zwischen dem Hörndlwald und dem Lainzer Tiergarten. Das zum Teil verborgen gelegene Grundstück wurde - so berichteten es mir Zeitzeugen im Zuge eines Gespräches - vor und während des 1. Weltkrieges „Gaswiesen“ genannt, weil dort unter andrem Tiere, insbesondere Ziegen auf dem damals noch unbebauten Gelände für Eigenzwecke von der Bevölkerung gehalten wurden. Später wurden während des Erst als das Gebäude feierlich im Jahr 1954 eröffnet wurde, wurde die breite Öffentlichkeit allmählich auf das Gelände aufmerksam. Diskussionspotential zum heutigen Alltags- und Planungsverständnis stellt für mich die Bezeichnung „Internationale Kulturstätte“ dar. Die Benennung der Bebauung wurde nach dem Tod von Josef Afritsch im Jahr 1965 in Josef-Afritsch-Heim umgeändert. Während dieser Zeit und darüber hinaus wurde die Anlage, der auch ein Schwimmbecken und ein Fußball27 platz angehörte, als Veranstaltungs- und Erho- sammenhang zu finden ist. Warum wurde das lungsort bzw. als Lernzentrum für Kinder und Bauwerk nicht als Kinder/Jugendherberge und Jugendliche aus aller Welt genützt. -erholungszentrum angesehen? Nachdem ich mich mit der Begrifflichkeit auseinandergesetzt habe, musste ich feststellen, dass dieser Begriff in der heutigen Zeit reduziert für Kunst- und Musikereignisse jeglicher Art steht. In den 1950er Jahren, so verdeutlicht das vorliegende Gebiet, umfasste der Begriff sowohl eine kritische und konstruktive Auseinandersetzung mit gesellschaftskritischen und politischen Prozessen über die Welt verteilt, als auch Zufluchtsort und „Sommerparadies“. Die Ansicht des Josef-Afritsch-Heimes nach der Fertigstellung im Jahr 1954. (Quelle: Dr. Josef Holzapfel - HoMedia) Dennoch waren die abgehaltenen Veranstaltungen nicht ausschließlich für internationale Jugendpolitik und Jungendcamps gedacht, sondern sie sensibilisierten nach den Geschehnissen des 2. Weltkrieges machtpolitische bzw. gesellschaftskritische Themen, wie Missstände, Minderheitenausschluss, Rassismus oder politische Verfolgung. Die Anteilnahme und die Bedeutung jener Veranstaltungen verdeutlichte die Initiative und die Beteiligung internationaler Organisationen, wie der IUSY oder des ehemaligen IBFG, der heute zum Internationalen Gewerkschaftsbund zählt. Exkurs Begriffsdefinition: Dem Bedarf und der Bedeutung von vordefinierten Strukturen und Räumen werden auch heute noch in Planungsprozessen entscheidende Beachtungen geschenkt. Dennoch erscheint mir die Namensgebung als „Internationale Kulturstätte“ der Modebegriff einer vergangenen Ära zu sein, der heute kaum mehr Anwendung findet bzw. vorwiegend in einem anderen Zu28 Vordergründig fanden diese Veranstaltungen für Kinder- und Jugendliche statt, dennoch öffneten sich die Tore zeitweise für unterschiedliche Alters- und Nutzergruppen, die zu Events, zum Teil Basis von Eintrittsgeldern, geladen wurden. So wurde die Internationale Kulturstätte und das Gelände Schauplatz für die Feierlichkeiten zum alljährlichen Tag des Kindes bzw. wurde das Gelände und der umliegende Wald im Jahr 1968 zum Flüchtlingslager für Tschechoslowakische BürgerInnen umfunktioniert. Im Hörndlwald wurde in den 1960er Jahren ein Flüchlingslager mit 50.000 CSSR - BürgerInnen aufgebaut. (Quelle: Dr. Josef Holzapfel – HoMedia) Am angrenzenden Sportplatz wurden auch während dieser Zeit Fußballturniere ausgetragen. Der FC- Hörndlwald spielte ja bereits seit den 1946er Jahren dort. Nach dem Tod des „Gründers“ Josef Afritsch im Jahr 1964 wurde die Kulturstätte in Jo- “Räumliche und Architektonische Transformationsvorgänge” future.lab 2014 sef-Afritsch-Heim umbenannt, wobei weiterhin bis Mitte der 1970er Jahre Veranstaltungen in dieser Form stattfanden. Erst im Jahr 1979 wurde im Zuge eines angrenzenden Neubaus, die Franziska-Fast-Wohnanlage errichtet und das Josef-Afritsch-Heim zum Flüchtlingslager umfunktioniert. Hörndlwald wieder aus seinem Dornröschenschlaf und wurde zusehends polarisiert und der Umweltschutz thematisiert. Auf den Erhalt der Gebäude setzte - seit dem Tod des Vorsitzenden Josef Afritsch - keiner der Mitglieder aus dem Verein der Volkshilfe Österreich wirklich Wert. Mit der behördlichen Feststellung im Jahr 2006 wurde der historische Teil des Josef-Afritsch-Heimes in der Bausubstanz als nicht erhaltenswert erhlärt, da beinahe 70 % der Bausubstanz als verloren erklärt wurde. Während dieser Zeit ging der Besitz dann auch an die Stadt Wien über, die eine geschlossene Bauauflösungsvereinbarung mit der Volkshilfe traf. Die Franziska-Fast-Wohnanlage wurde auf einem ca. 0,6 ha (6392 m²) großen Areal mit drei Bungalows und einem Verwaltungshaus errichtet. (Quelle: Die Hitzinger Grünen) Die Infrastruktureinrichtungen waren vorhanden und so wurde die Anlage für ca. 12 Jahre als Flüchtlingsheim genutzt. Aus dieser Zeit liegen keine näheren Informationen zu einzelnen Ereignissen vor. Man begann parallel dazu zunehmend dem Freigelände Bedeutung zu schenken. Erste Überlegungen diesbezüglich fanden Anfang der 1970er Jahr statt, nachdem der Hörndlwald zum Naturdenkmal ernannt wurde. Auch während des Flüchtlingslagers wurde unter anderem das nahe gelegene Schwimmbad zum Biotop umfunktioniert und der Park verstärkt für die Öffentlichkeit umgestaltet. Auch der angrenzende Fußballplatz wurde aus einer Bürgerinitiative heraus als erhaltenswert gewertet und weiterhin genutzt. Die Bevölkerung und die Bezirkspolitik verwehrten weitere Bebauungsvorschläge der Stadt Wien und zeigten persönlichen Einsatz dagegen. Plötzlich erwachte der Ein Teil des Josef-Afritsch-Heimes. Der Orginaltrakt des Josef-Afritsch-Heimes stellte trotz baubehördlicher Schließung eine Gefährdung für die Öffentlichkeit dar, da witterungsbedingt die Feuchtigkeit in das Gebäude eintrat und somit Teile davon zum Einsturz brachte. (Quelle: Blogwerk AG) Die Zukunft des Josef-Afritsch-Heimes stand somit fest. Das Gebäude wurde abgerissen und das Gelände renaturiert. Einzige Zeitzeugen, wie die Hinweistafeln aus Marmor und die Statue von Fritz Wotruba, vom Eingangsbereich des Heimes, erzählen womöglich die Geschichte eines der bedeutendsten Bauwerke Wiens wieder. Korrektur! Stimmt nicht ganz, denn Zeitzeugen und Überlieferungsobjekte sind die mitterlweile ins Alter gekommenen Kinder bzw. Jugendlichen aus dieser Zeit, die 29 dort einen kurzen Ausschnitt ihres Lebens ver- werden und sollte keinen Bezug zu den angebringen durften und heute über die ganze Welt führten Literaturquellen darstellen. verteilt sind. Nun trägt für mich das ehemalige Josef-AfDie vorhandenen Gebäude der Franzis- ritsch-Heim von der Zeit an, als es „Internatioka-Fast-Wohnanlage stehen heute noch, sind nale Kulturstätte“ hieß, bis hin zum offiziellen allerdings verschlossen und von einem Zaun Abriss des Gebäudes klare Formen eines Hybumgeben. Vorübergehende Attraktion finden riden Raumes. Das Gebäude und der Freiraum sie dennoch, wie man am folgenden Bild sehen um das Gebäude wurden auf unterschiedliche kann. Weise in einem regulierten Rahmen von unterschiedlichen Nutzergruppen und Interessengruppen belebt. Eine ausdrücklich definierte Bestimmung war für das Gebäude lt. seiner Bezeichnung nicht vorgesehen, dennoch hatte die Politik konkrete Vorstellungen, womöglich Ideale über das Gebäude und das Gelände. D.h. für mich ist kein ungewöhnlicher städtischer Aggregatzustand , sprich keine Hybridität, ausschließlich ein Phänomen zwischen Die Spuren der Zeit zeichnen eine Verwilderung des Grund- alter ( = Internationale Kulturstätte und Flüchstücks bzw. einen Zerfall der Außenanlage an. Die Bausubstanz ist lingslager) und neuer ( =Renaturierung) Nutnach erster Einschätzung soweit ok. (Quelle: eigene Erstellung) zungsstruktur, sondern für mich beinhaltet die Geschichte des Gebäudes deutliche Spuren Schlussfolgerung: der Hybridität.2 Zwar sind die Eigentumsverhältnisse und die Der Aufbau meines meines Artikels soll ver- Grenzen der Anlage während des gesamten gleichbar mit einer Zeitreise in die Vergangen- Zeitraumes klar definiert gewesen, dennoch heit und die Zukuft sein, wobei ich im folgen- entstand aus einem Vorschlag des Vereins der den näher auf das Entwicklungspotential des Volkshilfe Österreich eine Nutzungsstruktur Geländes näher eingehen möchte. für das Gelände. Der Stadt Wien kam dieser Vorschlag womöglich in dem Zeitraum gelegen, Was hat nun die Funktion und die Geschich- da ohnehin für dieses Gelände zwar Vorstelte des Untersuchungsgebietes Hörndlwald lungen zur Verbauung bereits seit dem 1. Welteinschließlich der Bebauung, dem Josef-Af- krieg bestanden, aber keine konkreten Pläne ritsch-Heim und der Franziska-Fast-Wohnan- vorlagen. lage, für eine Bedeutung in der Diskussion um „Hybride Räume“. Wenn ich nun die Geschich- In dem Fall würde ich auch eine Fortsetzung te der beiden Gebäude separat betrachte, so der Geschichte um das Josef-Afritsch-Heim stelle ich im Falle des Josef-Afritsch-Heimes im Sinne einer Neuentstehung von historisch fest, dass dieses während seines Bestehens beeindruckender Architektur als Beitrag zur sehr viel Hybridität ausstrahlte. Diese Behaup- Erzeugung von Hybriden Räumen sehen. tung kann, so wie die Begrifflichkeit selbst , 2 derzeit nur als Idee bzw. Vorstellung geäußert Klaus Overmeyer (2006): Hybride Räume 30 “Räumliche und Architektonische Transformationsvorgänge” future.lab 2014 Ich sehe darin die Möglichkeit, dass sich ein Raum bildet, der nicht über Aneignung oder Vorkaufsrechte erzeugt wird, also keine Privatisierung vorsieht, sondern über Nutzungs- und Pachtrechte eine Definition findet, aber im öffentlichen Eigentum bzw. für die Öffentlichkeit zugänglich bleibt. Hingegen verhält es sich bei der Franziska-Fast-Wohnanlage anders. Der klare Verwendungszweck bzw. die Bauabsicht bestand in der Schaffung einer Flüchtlingsherberge. Die Verlagerung bzw. die Schließung des Flüchtlingslagers brachte jenes zum Ausdruck, dass ein weiterer Leerstand mit unzureichender Versorgungs- und Verkehrsinfrastruktur im Zusammenhang mit der Renaturierung des Josef-Afritsch-Heimes geschaffen wurde. Berücksichtigt man die Möglichkeit einen Hybriden Raum für die Öffentlichkeit entstehen zu lassen und nicht nur für die Bezirksbevölkerung/ Anrainer, dann werden wahrscheinlich Ablehnung und Desinteresse nicht lange auf sich warten lassen. Ein Vorschlag in dem Sinn wäre, dass man beide geschaffenen Objekte - tatsächlich ist nur mehr ein Objekt vorhanden - als Gemeinsames ansieht, um die ursprüngliche Persönlichkeit und Hybridität des ehemaligen Josef-Afritsch-Heimes als Grundlage zur weiterführende Geschichte verwenden zu können. Ein vorgeschlagenes Gesamtkonzept und eineZonierung für unterschiedliche Interessenslagen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft für das Gelände am Hörndlwald und das Geriatriezentrum „Am Wienerberg“ (Quelle: eigene Erstellung) 31 Grundlage und Basis einer Regulierung zukünftiger Projekte soll in dem Fall die Vorlage von Einzelkonzepten und das Zusammenführen zu einem gesamten Entwicklungskonzept sein. Vorgesehene Nutzungsstrukturen stellen keine Eigentums- oder Aneignungsrechte dar, sondern sollten meiner Meinung nach über Pachtverträge oder befristete Nutzungsrechte gestaltet werden. So verhindert man meiner Meinung nach die Möglichkeit, dass auch Anrainer kleine Teilgebiete des Geländes im Sinne von produktiven, nachbarschaftlichen Gemeinschaftsaktivitäten nützen könnten. staltung betrieben werden kann. Résumé zu hybriden räumen: Dennoch lassen sich aufgrund der noch im Forschungsstadium befindlichen Begrifflichkeit über „Hybride Räume“ keine konkreten Aussagen treffen, wozu sich etwas entwickeln muss bzw. kann, um hybride Eigenschaften anzunehmen. Für mich hat die Begrifflichkeit folgendes ausgelöst, nämlich das ich in meinem späteren Berufsleben - je nach Anforderung natürlich - zum Teil über undefinierte Strukturen wünschenswerte Ergebnisse erzielen kann. Das würde auch den Bedarf an der Größe von individuellen Privatgärten senken und somit im entferntesten Sinne zur Nachverdichtung von Quellen: Einfamiienhausgebieten beitragen. Das Projekt soll dementsprechend als Forschungsgegenstand angesehen werden und • Gespräch mit der Bezirksvorsteherin Mag. Silke Kobald • Ulrich Berding, Bettina Perenthaler, Klaus Selle (oJ): Hybride nicht unbedingt unter der Leitung bestehender Räume. S.1ff. URL: http://www.pt.rwth-aachen.de/dokumente/ beitrag_urban_design.pdf hierarchischer Planungsstrukturen abgehalten • Klaus Overmeyer (2006): Hybride Räume, Hannover. werden, sondern für Studienzwecke genutzt • Mag.a Sonja Wehsely (oJ): Die Zukunft. Wien. URL: https://www. wienkav.at/kav/gzw/ZeigeText.asp?id=9403 werden. Somit würde das Gelände langfristig • Dr. Josef Holzapfel - Ho Media (2013): Das Josef-Afritsch-Heim, unter der Aufsicht universitärer Einrichtungen Autor: Ing. Hans F.Popp stehen. Im Zuge einer Auseinandersetzung mit der Geschichte des Hörndlwaldes stellte ich unter anderem Recherchen über die angrenzenden Grundstücke und Liegenschaften intensiver an. Diesbezüglich bekam ich auch sehr hilfreiche Unterstützung der amtierenden Bezirksvorsteherin Mag. Silke Kobald. Ich stellte im weiteren Verlauf meiner Arbeit fest, dass von der Stadtpolitik Beabsichtigungen zur Auflassung des im Osten angrenzenden Geriatriezentrums „Am Wienerwald“ bestehen. Das besagte Grundstück grenzt direkt an den Hörndlwald an und wurde bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit erhaltenswerten Pavillons bebaut. Die bestehenden Gebäude erbringen nicht mehr die notwendige Kapazität, worauf ein Geriatriezentrum an einem anderen Standort womöglich interessanter erscheint.3 Langfristig gesehen, würde ich das besagte Grundstück in den Überlegungen, den Konzepten und den Plänen des Hörndlwaldes mit einbeziehen, sodass großflächig sinnvolle Stadtge3 Mag.a Sonja Wehsely (oJ): die Zukunft:online 32 Melania Zeni, Architektur „Never Ending Hybridity“ future.lab 2014 Never Ending Hybridity Auf der Suche nach einer Zwischennutzung Ein Bild und ein Pop-Slogan für die alte Wirtschafts Universität Wien. Nach vielen Jahren von Invasionen der Studenten und nach dem Umzug zur Messe-Prater, ist der Campus plötzlich leer. Nackt. Ein gespenstiger Campus. Die Zeitungen läuten große Titel wie “Nachnutzer für alte WU - Wien gesucht” (der Standard), es gibt viele Annahmen, aber noch keine Lösung. Die WU braucht Leute, die Leute brauchen Platz. 33 Die WU ist natürlich nur einer von vielen Leerständen in Wien. Tausende Gebäude lässt man verfallen, einfach weil sie zu ihrer ursprünglichen Funktion nicht mehr gut passen. So wie ein Kind, das plötzlich zu groß geworden ist, und das nicht mehr in seine Kleidung reinpasst. Aber wie wäre es wenn die Kleidung sofort einem anderen kleineren Kind gegeben würde? Wie wäre es wenn ein Gebäude, das seine Funktion verloren hat, die Möglichkeit hätte eine neue Nutzung anzuziehen? OVERVIEW, WIEN UND DIE LEERSTÄNDE Wien ist eine Stadt die sehr berühmt für ihre Organisation ist, mit Highlife Standards, Ordnung, Sauberkeit. Nur vor ein paar Monaten wurde sie nämlich bei der Mercer-Studie als Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität gewählt. Österreichs Bundeshauptstadt erreichte damit zum vierten Mal in Folge den Spitzenplatz bei der Erhebung des New Yorker Unternehmensberaters. Ausschlaggebend für die Spitzenposition im „Quality of Living Ranking“ seien einmal mehr die vielfältigen Kulturangebote, das gut ausgebaute Gesundheitssystem, die Naherholungsgebiete, die geringe Kriminalität und die im Vergleich mit anderen Städten weiterhin moderaten Immobilienpreise. Alles perfekt und schön, aber wie sieht es mit den Leerständen aus? Der Leerstand ist ein Phänomen, das leider immer häufiger die Stadt betrifft, so dass es jetzt als echtes Problem von der Stadtverwaltung anerkannt ist. Auf der Ebene der Stadt Wien gibt es verschiedene Projekte und Institutionen, die sich mit der Leerstandsthematik beschäftigen, aber die wichtigste Rolle spielen hier die Eigentümer, die leider nicht immer ein klares Bild (Ahnung) über das Potenzial ihres leeren Besitztums haben. Wie kann das sein, dass eine so perfekte Stadt 34 solche unbequeme Situationen, die unlöslich scheinen, hat? In vielen ausländischen Städten, ist dieses Problem des Hybridisierungsprozzesses, der Raumaneingung natürlich geworden. Warum ist das in Wien so anders? WIEN UND VENEDIG, ZWEI STÄDTE IN VERGLIECH In Wien war der Leerstand noch nie wirklich ein relevantes Thema, vor allem wegen der Deindustrialisierung, deren Folgen die Zurückführung der Stadt verursacht. In Gegensatz zu anderen europäischen Städten gab es keine nennenswerten Ablegungen, die größere ungenutzte Stadtviertel hinterließen. Wo freie Flächen waren, die keine Interessen von Privaten weckten, hat die Wiener Stadtplanung neue öffentlich-geförderte Wohnbauanlagen geplant. Diese Ablegung der Räume betrifft nicht nur die große Flächen, sondern vor allem jene im kleinen Massstab: heute stehen in Wien zirka 60.000 Wohnungen leer, und viele Bezirke sind von leeren Geschäftslokalen gekennzeichnet. In den letzten Jahren haben immer wieder Zwischennutzungen in der Stadt stattgefunden, die am meisten in Zusammenhang mit dem Thema des Raumes geprägt waren, und die die Temporären Nutzungen als Lösung des Problems der Leerstände bekannt machen wollten. Ansprechend ist es zu bemerken, dass die Raumaneignung, die man jetzt schon als ersten Schritt des Hybridisierungsprozesses betrachten kann, mit den topographischen Eigenschaften einer Stadt sehr verbunden ist. Nehmen wir als Beispiel die weltberühmteste Stadt Venedig. Im Laufe der Jahren, ein bisschen dank der Biennale und der unaufhörlichen Überflutung „Never Ending Hybridity“ von Touristen, ein bisschen dank seiner gesättigten urbanen Form, es ist immer mehr hybrid geworden. Hier kann man sagen, dass das italienische Sprichwort “Vom Schwein wirft man nichts weg“ sehr gut zu Venedig passt: Ruinen, Gewächshäuser, Lagerhallen, verlassene Tischlereien... Alles wird wiederverwendet: die ursprüngliche Funktion wird sich ändern, aber die Struktur bleibt unverändert, aus wirtschaftlichen Gründen oder einfach wegen der Vorliebe zu minimalem Geschmack. Beim Anschauen die Konzepts der Publikation Kreative Nutzungen, war es nicht schwer, Venedig unter eine einzige Typologie von Wiederverwendung der Räume zu bringen: Reaktor. future.lab 2014 tischen Masse kreativer Nutzungen. In einem Ensemble von Bestandsgebäuden und dem vorhandenen öffentlichen Raum entsteht eine Art Dorfstruktur, in der sich öffentliche Aktionsräume mit Flächen für Kultur und Produktion zu einem lebendigen Organismus verweben. Neubauten ergänzen das Areal an seinen Rändern. Innerhalb dieser Dorfstruktur wird ein nutzergetragenes Entwicklungskonzept umgesetzt, das im engen Austausch zu den Investorenentwicklungen am Rand steht.‘ Dank seiner Dichte ist es nämlich fast unmöglich, an andere Strategien zu denken. Aber Venedig ist nicht die einzige Stadt, die gesättigt ist, auch Wien, besonderer Weise von der Innenstadt bis zum Gürtel, ist sehr dicht. Aber dank seiner Topographie, können die Strategien der Wiederverwendung endlos sein. ‚Der Typ Reaktor beschreibt die Entwicklung einer kri- Die Publikation analysiert sehr gut das Poten- Spazio Punch, VCE // WUK, VIE 35 zial der Leerstände in Wien, mit einem besonderen Schwerpunkt in der Entwicklung dieser kreativen Nutzungen für die Fläche von Neu Leopoldau. Viele Strategien der Umstrukturierung von Konversionsflächen werden da beleuchtet, die alle gleich auf der Fläche Wiens anwenden können. versitären/schulischen Bildung, auch wenn das Gebäude sich „gewohnt, flexibel zu sein“ zeigt, meinte ein Bundesimmobiliengesellschaft-Sprecher anlässlich der Bekanntgabe des Parlamentsumbaus Mitte Januar. Aber was wird dann passieren, wenn die BOKU wieder ihre denkwürdigen Hauptgebäude zuALTE WU, EIN PROBLEMATISCHER LEER- rückhaben wird? STAND Was wird dann aus alte WU/alte BOKU? Wer wird diese beton-glasige Haut wieder antraWährend der letzten Monate, wurde der alte gen? WU Campus von den Wiener Zeitungen mehrmals nominiert. Man kann sagen, dass die Pres- Dank seinen architektonischen Eigenschaften, se ab und zu immer noch eine Auge auf dem könnte das ehemalige universitäre Gebiet eiLeerstand der Augasse wirft, sie hat tatsäch- gentlich für alle möglichen Nutzungen passend lich viele Vorschläge über die Nutzung gesam- sein. Warum muss man unbedingt auf einem melt, aber es gibt noch keine feste Lösung. einzigen großen Mieter warten? Wie wäre es Ein riesiges versteinertes Gebiet. Die Mensa, wenn die alte WU auf eine andere Weise indas Foyer, die Bibliothek stehen da, in perfek- terpretiert wird? Wie wäre es wenn die Leute tem Zustand. selbst, die möglichen zukünftigen Nutzer, ihre Seit mehr als einem Jahr ist der Campus kom- eigene Nutzung vorschlagen könnten? plett unbenutzt, deswegen stellt er einen drin- Die Alte WU wird immer noch Leute brauchen, genden Notstand dar. Dieser sollte gelöst wer- und die Wiener werden immer mehr Platz den, bevor sich das Ganze zu einem riesigen brauchen. Problem verwandelt. EIN REKLAME ALS KRITIK DES RIESIGEN Seit es ein gespenstiger (verlassener) Cam- LEERSTANDS, PROJEKT ENTWICKLUNG pus geworden ist, gab es Vorschläge über die Neu-Nutzung als Ausweichquartier für das Wie früher erklärt würde, ist es heutzutage Parlament, einige Fakultäten der Hauptuni und ganz wichtig eine klare Wahrnehmung über die Leerstände zu haben, um die Stadt am besten die Ateliers der Akademie. auszunutzen. Vor Kurzem wurde beschlossen, dass es als Mit der Verdichtung der Stadt ist der Raum Ausweichquartier der BOKU bis voraussicht- und seine Verwertung ein kritisches Thema, lich Anfang des Wintersemesters 2015/16, spä- die Verschwendung in diesem Sinn trifft leider testens aber bis Jahreswechsel 2015/16 in Ver- auch auf Wien sehr zu. Der Wahrnehmungsprowendung sein wird. Da das Hauptgebäude der zess dieser Unannehmlichkeit muss irgendwie Universität der Bodenkultur, das Gregor-Men- stattfinden, um die Leute bewusst und reaktiv del-Haus, in dieser Zeit wegen Sanierung ge- zu machen. schlossen sein wird. In Zusammenhang mit diesem Problem wird Voraussichtlich ist die neue Zwischennutzung die Alte WU als Study Case betrachtet: ein nicht so weit weg von dem Konzept der uni- namhafter Leerstand, als Versuchskaninchen/ 36 „Never Ending Hybridity“ Modell für alle nutzlosen Gebieten in Wien und das eigene Wiederaufleben, wo der scharfe Blick der Einwohner über diese Situation entwickelt werden kann. Um das zu ermöglichen, verschiedene Blicke und besondere Eindrücke über das Problem zu haben kann wesentlich sein... Es ist ja klar dass in anderen Länder diese Sache irgendwie schon überwindbar ist, also warum nicht die Leute von außen einbeziehen? In dem Projekt, entwickelt während des letzten future.lab , wird die Gelegenheit genutzt mit Touristen und Ausländern, die keine Ahnung über die Geschichte des Campus haben, zu arbeiten. future.lab 2014 Sie sind als Stimme der Wahrheit betrachtet geworden: beim Anblick der AlteWU Photos haben die Leute ihre eigenen Vorschläge über eine zukünftige (Zwischen)nutzung des Gebiets gegeben. Jeder Stimme ist dann in ein Zeichen verwandelt worden. Jede Idee wurde zeichnerisch interpretiert und gesammelt. Am Ende, nach den langen Interviewsessions, sind alle Ideen zusammen gebracht geworden, um ein richtiges never ending Hybrid Space zu schaffen. Wie oftmals erwähnt wurde, deckt sich diese Erweckung des Wahrnehmungsprozesses nicht mit einem klassischen Entwerfen, sondern mit einem Kurzfilm. Eine sonderbare Idee- und Touristen - Graben, VIE // AlteWU, VIE 37 Vorschlagssammlung für den Wiener Leerstand als Sensibilisierungs-Campagne auf die Sicht einer neuen Zwischennutzung. Die unterschiedlichen Stimmen sind in dem Video zusammen gebracht, um einen Dialog über die Raumnutzungen zu bilden, als Beispiel einer möglichen Kooperation zwischen Stadtbewohnern, um selbst die Stadt zu machen. eine zeitliche und vor allem eine funktionale Kennzeichnung hat. Man kann sagen dass jeder Raum hybrid werden kann, aber seine eigene architektonische Flexibilität ist ein starkes Maß: je mehr flexibel ein Raum ist, desto mehr Nutzungs- und Funktionsmöglichkeiten hat er. Ein Raum kann nämlich hybrid sein, wenn er eine Funktion, die anders als die ursprüngliche Die Leute müssen nicht Angst haben einen ist, aufnimmt. Je mehr flexibel der Raum ist, Platz zu nehmen, den sie brauchen, den sie desto mehr Möglichkeiten hat er um hybrid zu sich wünschen. werden. HYBRIDE RÄUME Nach diesem urbanen Experiment zwischen den touristischen und den verlassenen Lagen ist mir klar geworden, dass HYBRIDITÄT eines Raums nicht nur eine physische, sondern auch In diesem Sinn kann das Zwischennutzungskonzept ein passendes Beispiel eines Hybridisierungsprozesses sein, wo man die architektonischen Eigenschaften eines Raumes in eine zweite Ebene zieht und die (flexible) Nutzung die echte Natur eines Raumes kennzeichnet. NEUGUER? Geh einfach auf Youtube Seite und such nach: ‚Alte WU wants you‘ Zoo Potraits, Yago Partal // WU, VIE 38 Jenny Puchner, Architektur Wenzel Witt-Dörring, Architektur „StadtEinkochen“ future.lab 2014 Stadt Ein Kochen Angewandte Stadtforschung Tagebuch eines Selbstversuchs Gemeinsames Kochen und Essen im Öffentlichem Raum als Werkzeug um einen Ort zu entschlüsseln. Unser Projekt ist ein Selbstversuch aus dem sich eine Auseinandersetzung mit einem konkreten Ort in Wien entwickelt hat. Als Ergebnis haben wir ein Tagebuch unseres Selbstversuches produziert. Stadt EINprojektfoto/ -grafik Kochen Was wAEre wenn? 39 Wer oder was ist Hybrid? “Hybrid” beschreibt eine zentrale Eigenschaft von Stadt, somit ist eine Stadt immer hybrid. Hybrid ist etwas “Gebündeltes, Gekreuztes oder Gemischtes” (wiki: https://de.wikipedia. org/wiki/Hybrid) Es die Vielschichtigkeit von Räumen gemeint sein, wie sie wahrgenommen werden, wie sie genutzt werden. Es kann auch Räume beschreiben, die noch nicht klar definiert sind. Räume deren “Regeln” noch ausgehandelt werden. Es beschreibt Räume die offen zugänglich sind - wie Demokratische Räume. Hybride Räume sind fähig Konflikte einer Stadt auszuhandeln. Es beschreibt Nischen, Subkulturen abseits staatlicher Regelung. Genau so wie auch öffentliche Räume, die relativ stark geregelt sind. Zaunkommunikation 40 Der Begriff “Hybride Räume” bedeutet für uns, ein Raum der nicht nur von den unterschiedlichsten Nutzergruppen genutzt und verwendet wird, sondern auch unterschiedliche Bedeutungen für die einzelnen Personen hat. Ein Raum, ein Platz, ein Park, eine Straße oder auch ein Grundstück hat für den einen, einen hohen monetären Wert, für einen anderen wird er als reines Freizeitvergnügen betrachtet. Jeder Raum bekommt sein Hybridität durch den Betrachter, den Nutzer, den Bewohner. Hybridität in unserm Projekt Wichtig für unser Projekt ist die Vielschichtigkeit von Räumen und welche Bedeutung die einzelnen Nutzer einem Raum geben. Bei „StadtEinkochen“ unseren ersten Überlegungen ist uns bewusst geworden wie wichtig die Stadtbewohner für solche hybriden Räumen sind. Wir wollen versuchen, die passiven Stadtkonsumenten zu aktiven Raumproduzenten zu machen. Genauso wollen wir die Mechanismen die damit im Zusammenhang stehen, nicht nur passiv beobachten sondern aktiv erleben. Wir wollen Stadt ausprobieren, selber Raum produzieren, subjektiv erfahren, wie es sich anfühlt von einem Passanten zu einem greifbaren Akteur zu werden. Wir wollten Hybride Räume nicht bloß studieren, sondern sie selber ausprobieren. Wie gehen wir das an? Welche Werkzeuge brauchen wir? Welche Problem tauchen auf? Reden als Methode Für unser Projekt wollten wir mehr erfahren über die Menschen, die einen ganz bestimmten Raum nutzen und bewohnen. Wir interessieren uns für die Ansichten, Vorstellungen, Wünsche und Lieben, die die einzelnen Personen zu diesen Raum haben. Wie konnten wir nun in Kontakt zu den Bewohnern und Nutzern treten? Wir wählten dafür eine Methode aus, die uns nahe an eine alltägliche Situation bringen sollte. Wir wollten in einem möglichst direkten Weg mit Fremden in eine ungezwungene Situation kommen. Wir wollten keine Interviews führen oder mit Fragebögen arbeiten, sondern in einer entspannten Atmosphäre mit den Menschen in ein Gespräch kommen. Die beste Methode das zu erreichen, war für uns durch ein gemeinsames essen und kochen. future.lab 2014 Essen und Reden Der Küchentisch als Kommunikativer Ort Die Idee ein Essen im öffentlichen Raum zu gestalten, kam uns durch die Aktion des Restaurant-Day´s. Seit einigen Jahren gibt es in Finnland den Restaurant-Day. An vier Tagen im Jahr, kann jeder der will ein Pop-up Restaurant für einen Tag eröffnen. Die Hobbywirte und Gäste werden über ein Internetplattform, mittlerweile weltweit, miteinander verknüpft. Jeder kann die Chance nutzten Räume zu öffnen, im privaten wie auch im öffentlichen Raum, um einen Raum ähnlich eines Restaurants oder einem Café zu schaffen. Es gibt Picknicks im Park, Eisstände an Straßenkreuzungen, es wird auf Abstandsgrün gegrillt, Candellight-Dinner in Altbauwohnungen, wie auch Finderfood auf Dachterrassen. Räume werden temporär neu bespielt und für eine breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Diese Aktion schien uns geeignet, um Raumproduktion in einem zeitlich begrenzten Rahmen auszuprobieren. Sie ist auch ein gutes Alibi um sich einen öffentlichen Raum oder Platz anzueignen. Außerdem erschien uns diese Aktion ein gutes Mittel, mit den Bewohnern in Kontakt zu treten und um mehr über sie und ihrer Vorstellungen zu erfahren. Wir entschieden uns dafür am Restaurant-Day Die Situation des Kochen und Essen im öffentteilzunehmen. lichem Raum verspricht Aufmerksamkeit zu bekommen, da es eine gewohnte Situation in einem sehr ungewohntem Rahmen darstellt. 41 Betrachtungsweisen eines Ortes Für die Verortung unserer Aktion suchten wir einen geeigneten Raum, der einerseits unserer Definition eines hybriden Raumes entspricht, so wie auch andererseits einen passenden Ort für die Teilnahme am Restaurant-Day darstellt. Wie oben beschrieben ist für uns ein hybrider Raum ein Raum, in dem vielschichtige und unterschiedliche Betrachtungen und Meinungen zusammenlaufen und auch aneinander prallen können. Wir suchten einen Raum der Konflikt- wie auch Möglichkeitspotential vereint. Wir entschieden uns für eine seit langer Zeit brachliegende Flache. Die Brache liegt ungenutzt mitten im 5. Bezirk und ist mit einem Baustellenzaun abgesperrt. Sie erschien uns als ein idealer Ort, um mit den verschiedensten Akteuren, die direkt oder auch indirekt mit diesem Ort zutun haben in Kontakt zu treten. Vor allem erschien sie uns als idealer Ort für die Aktion des Restaurant-Day. Uns hat dieses Grundstück von Anfang an fas- Grundstück Schlossgasse Ecke Hofgasse nichts? Was war hier vorher? Was wird damit passieren? Welches “Geheimnis” verbirgt sich dahinter? Wer ist der Eigentümer? Was denken die Nachbaren? Wie sehen die Bewohner die Brache? Wer sind die Bewohner? Was sind die Vorstellungen der Leute? Wie nennen sie den Ort? Was wünschen sie sich dort? Gibt es Beziehungen zu dem Ort? Wie geeignet ist der Ort für den Restaurant-Day? Wie reagieren die Bewohner auf die Aktion? Wie ist die Vorbereitung? Wie leicht oder schwer sind die Leute zu mobilisieren? Wer kommt? Wer kocht mit? Wie funktioniert das kochen? Wie fühlen wir uns als Akteure? Können wir das? Was bleibt? Ist unsere Methode des gemeinsamen Kochen zielführend? Zu was kann es führen? Einer der wichtigsten Aspekte für unsere Herangehensweise an das Projekt, war das Grundstück aus möglichst vielen Perspektiven zu betrachten. Wir stellten unterschiedlichste Recherchen für dieses Grundstück an. Einerseits suchten wir Informationen auf den normalen Wegen, wie Kontakt zu dem Eigentümer aufzunehmen, Planauskunft, Bezirksmuseum, und andererseits wollten wir vor allem den Restaurant-Day für unsere “angewandte Stadtforschung” verwenden. Um neben den Fakten, auch an die Wünsche und Vorstellungen der Bewohner und Nutzer zu kommen. Aus all diesen Ergebnissen, leiteten wir folgende Überlegungen ab. ziniert. Ein so großes Grundstück, unbebaut Was wäre wenn leere und ungenutzte Flächen und ungenützt, in einer guten Lage, hat für uns in der Stadt gemeinschaftlich genutzt werden? Was wäre wenn es ganz normal ist noch ungesehr viele Fragen aufgeworfen. nutzte Flächen anderen zu überlassen? Wieso ist es umzäunt? Warum passiert hier Was wäre wenn für die nächste Zeit …? 42 „StadtEinkochen“ Ungenutzte Flächen als Potenzial Wir haben uns schon in der Anfangsphase im Seminar viel mit Zwischennutzungsprojekten auseinandergesetzt. Mittlerweile ist es auch in Wien schon fast normal leerstehende Häuser zwischenzunutzen. Doch was ist mit leerstehenden, ungenützten Flächen? Wir befragten dazu Jutta Kleedorfer die Projektkoordinatorin für Mehrfachnutzung am Magistrat für Stadtentwicklung und Stadtplanung ist. “Bei Zwischennutzungen geht es um Orte, die nicht oder noch nicht genutzt werden. Baulücken werden häufig nur als mögliche Stellflächen für Pkws betrachtet. Sinnvoller wäre es aber oft mit diesen Flächen – zumindest temporär - das Freiraumangebot im Bezirk zu erweitern bzw. Raum für ganz spezielle (Kultur-) Events zu bieten. future.lab 2014 schennutzung passen kann ein Prekariumsvertrag unterfertigt werden. Der Eigentümer überlässt damit dem Vertragsnehmer alle Rechte und Pflichten, wie die Schneeräumung im Winter. Ein möglicher Vertragsnehmer könnte die Gebietsbetreuung, ein Verein, wie auch eine Privatpersonen sein. Aus Gründen der Haftung ist es immer wichtig, im Vorhinein eine genaue Besichtigung des Grundstückes vorzunehmen. Überprüfen sollte man das Grundstück auf unbefestigte Mauern, spitze oder gefährliche Gegenstände, wie auch unterirdische Einbauten, wie Keller. Somit kann die Haftung von grober Fahrlässigkeit ausgeschlossen werden.” (www. einfach-mehrfach.wien.at) Nutzen von Freiflächen Rahmenbedingungen für die Zwischennutzungen von Baulücken in Wien: -Einverständnis des Grundeigentümers, der Grundeigentümerin -positive Haltung des Bezirkes -eine grundverwaltende (Dienst-)stelle -Übernahme der Haftung -Die Kosten müssen in einem akzeptablen Verhältnis zur Dauer der Zwischen nutzung stehen -zuverlässige Einhaltung der Vereinbarungen bezüglich Rückgabe des Grundstückes” Aktives Stadt EinKochen und angewandte Stadtforschung Die Aktion Nachdem der erste Versuch am Restaurant-Day leider am viel zu kalten Wetter gescheitert ist, versuchten wir es eine Woche erneut. Mit einem minimierten Programm. Statt Curry kochen, begnügen wir uns heute mit Couscous Salat (vorgekocht) mit allerlei Gemüse, Schafskäse, das wir Vorort schneiden wollen und Wenn die Rahmenbedingungen für eine Zwi- selbst gebackenem Brot. Um vier Uhr sind wir dort. Als der Heurigen43 tisch, die Bänke, zwei Kisten mit Schneideutensilien und dem Gemüse ausgepackt sind, begann der Regen. Platzregen mit Sturm, Blitz und Donner. Eine Stunde später, war alles vorbei und sogar die Sonne kam wieder. Diese Zeit haben wir genutzt um im Gasthaus nebenan das Layout unserer Broschüre zu besprechen. Auch die Idee mit der mobilen Forschungsstation in Form eines Fahrradanhänger kam in dieser Stunde. Dazu später. Kurz nach fünf Uhr haben wir den Tisch und die Bänke wieder funktionsfähig gemacht und machten uns ans “kochen” Kochen und Essen im öffentlichen Raum attestierte Befürchtungen wegen möglichen Absacken des Fundamentes. Die Bauverhandlung ist negativ ausgegangen. Die Frau erzählte uns auch, dass beim Besitzer von der Stadt Wien angefragt wurde, ob er das Grundstück für Parkplätze Zwischennutzen möchte. Aber er verneinte. Gespräch #2: Der nächste hat uns von einer Guerilla Gardening Aktion erzählt, die vor ein paar Jahren stattgefunden hatte. Diese Gruppe hatte sich viel Mühe gemacht bei der Bepflanzung. Sie legten Gemüsebeete in Autoreifen an und montierten Schilder. Als er aus einem Urlab wieder zurück kam waren die Pflanzen entfernt. Angeblich auf Geheiß des Besitzers. Wir wissen nicht ob die Gruppe Kontakt zum Besitzer aufgenommen haben, er war auf jeden Fall nicht mit der Begrünung einverstanden. Dieser hat daraufhin ein Verbotsschild anbringen lassen. Gespräch #3: Mutter mit Tochter. Die Frau wohnt noch nicht lange in einer Mietwohnung mit Blick auf das Grundstück. Sie hat auch von der Bauverhandlung gehört. Sie erzählte vom Sohn ihres Wohnungsvermieter, einem jungen Streitbaren Anwalt, der von Anfang an gegen die geplante Bebauung vorgegangen ist. Sie erzählte uns von der vorhergegangenen Bebauung - eine Citroen Autowerkstatt. Beim Abbruch dieses Gebäudes war der Bauplatz teil weise offen und Jugendliche haben sich den Ort angeeignet. Auch das wurde bald unterbunden. Die Frau vermutet beobachtet zu haben, wie am Grundstück gestohlene Autos versteckt wurden. Gespräch #1: Die erste Interessierte ist Eigentümerin eines angrenzenden Hauses on der Hofgassse. Sie erzählt uns von der Bauverhandlung, sie war dort, hat sich aber bald aus den Gesprächen zurückgezogen. Das Vorhaben des Eigentümers ist ein Apartmenthaus mit einer Tiefgarage. Diese Tiefgarage wurde sehr schlecht aufgenommen, vor allem von den direkt angrenzenden Eigentümern. Ihre Befürchtungen waren eine zu laute Lärmbelästigung, da die Zufahrt der Garage direkt neben deren Schlaf- Gespräch #4: zimmerfenstern geplant war. Sie beauftragten Ein Ehepaar. Sie meinten der Besitzer des auch gleich einen Begutachtet. Dieser stellte Schlossquadrates hätte diese Fläche vermut44 „StadtEinkochen“ lich längst zu einer Goldmine gemacht bzw. schon längst genutzt. Sie haben festgestellt, dass es wegen der Haftung gewisse Rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssten um eine Zwischennutzung zu ermöglichen. Ihnen ist klar, legal geht ohne die Einstimmung des Eigentümers nichts. Der Mann merkte an, dass Wagenplätze ähnlich anliegen haben. Uns ist vorgekommen, dass sie Interesse hätten bei einer Zwischennutzung mitzuwirken. Sie wollten in jeden Fall wissen wie es weitergeht und haben uns ihre E-mail Adressen gegeben. future.lab 2014 Kochen und Essen im öffentlichen Raum de und Erweiternde. Unser Vorhaben, Stadtvokabular einzufangen, ist uns auf der einen Seite gelungen, durch die Gespräche, auf der anderen, ist es leider bei der gute Idee geblieben. Aus unserer Aktion haben wir folgende Schlussfolgerungen gezogen: Wir haben ein Thema gewählt, dass einen starken persönlichen Aspekt beinhaltet und somit viele Aussagen, natürlich - es sollte schließlich auch so sein, von persönlichen Interessen geprägt sind. Es ergeben sich dadurch “gefärbte Meinungen”, die aber durch die Gespräche mit umso mehr Menschen, an Farbe verlieren, wie auch gewinnen können. Gemeint ist damit, das die aufgefangen Aussagen nicht allgemeingültig sein können, sondern immer nur einen kleinen Teilbereich aus einem großen sozialen Gefüge aufzeigen können. Umso wichtiger war und ist für uns, die Aktion selbst, wie auch unsere Forschungsfrage, von soviel Seiten wie möglich, zu betrachten. Die Bewohner zeigen ein anders Bild, als der Eigentümer, ein möglicher Investor, oder der die Statt Wien. Und genau das ist es, was die Sache faszinierend macht, es macht sie, wie alles was mit Stadt und Stadt machen zu tun hat, zu etwas hybriden. Eine hybride Angelegenheit einen hybriden Raum. Das Ergebnis Der Ausblick Mit unserer Aktion haben wir vor allem die Bewohner erreicht. Wir hatten vier Gespräche mit direkten Anrainern des Grundstückes. Wir erfuhren viel über den Besitzer, vorangegangene Ereignisse, wie die Bauverhandlung und das Guerilla Gardening. Auch die Wünsche und Vorstellung der Bewohner konnten wir so erfahren. Vieles ist Hören-Sagen oder Information aus Dritter Hand, aber im Endeffekt gibt es weniger Gegensätzliche Aussagen als Übereinstimmen- Eine mobile Forschungsstation Skizzen Wir sind mit unser Aktion, am Restaurant-Day teilzunehmen und diesen auch für angewandte Stadtforschung zu benutzen, auf Probleme gestoßen, die wir nur durch das eigene Tun herausfinden konnten. Ein großes Hindernis für unser Aktion war die Logistik. Es war sehr schwierig einen Transport für das Mobiliar und die Küchenutensilien zu organisieren. Auch waren wir dadurch an einen fixen Ort gebunden. Für eine angewandte Stadtforschung wäre ein 45 “Stadtforschungsfahrradanhänger” sehr hilfreich. Dieser sollte so ausgebaut sein, dass er schnell auf und ab gebaut werden kann (Regen!), den Komfort einer kleinen Teeküche besitzt und einen Tisch und Stühle beinhaltet. So eine mobile Station, könnte dabei helfen an einem Tag auf mehreren Stadtorten zu sein. Auf unserem Standpunkt hatten wir sehr wenig Laufpublikum. Das hat dazu geführt, dass wir mit relativ wenigen Leuten ins Gespräch gekommen sind. Referenz: Dondong Fan - Mobile Küche Nächstes Augenmerk müsste darauf gesetzt werden, nicht als geschlossene Gruppe zu wirken. Wir hatten das Gefühl, dass viele gar nicht näher gekommen sind, da sie dachten wir hätten eine private Feier. Und das sollte es nun auf keine Fall sein. Das heißt, mehr die Botschaft vermitteln, “jeder kann kommen und mitmachen”. Das könnten wir das nächste Mal durch bessere Schilder bewirken, wie das Referenzbeispiel Pablo Calderón Salazar, mit seinem Dialogical Design. Referenz: Pablo Calderón Salazar - Dialogical Design Skizze eines mobilen Stadtforschungsfahrradanhänger 46 Ekaerina Timina, 066440 „The Kaleidoscope“ future.lab 2014 The Kaleidoscope Capturing the versatility Understanding and portraying a hybrid space is a tough job - due to their nature they keep slipping away and put researchers in the consitions of an informational blocade. The project is observing an existing space from various perspectives to create the basis for the understanding of the phenomenon of hybridity in urban context and its meaning for the planning practice. 47 The Phenomenon As we entered the third millennium the time keeps getting only faster and the way users inhabit the city space, the way they reclaim it and their motives have also changed. Diversity and inclusiveness are now on every planner’s checklist. Contemporary metropolis is being deconstructed and reclaimed by less and less formalized energy flows, that bring creativity and liveness to the planned structures. The economy, that was previously largely dominated but he market is now evolving to get on its new step - the economy dominated by intangible values such as culture and information. The planner’s challenge is to identify and understand the meaning and the messages the city dwellers are sending, with all the variety of roles they play and the interrelations they Fragment of the surroundings 48 stand in with each other, with the society, with the city itself and places in it, in all the complexity and ambivalence. There is no white and black, no borderline between formal and informal flows, they mix to give all possible shades in between and not only the grayish halftones, but the full rainbow of diversity, they flow from one state to another, being the city itself and breathing life into it. As planners, we have an instinctive understanding for the definition of formality and informality in urban context. As professionals speaking the same language in practice we feel the meaning of the term “hybridity” in urban context. A hybrid is a mix, a combination, bringing together extremes, stirring them in a melting pot and coming up with something completely new, that though has all the features of the parental structures, is not any of them. We say “hybrid spaces” and that these places of refuge for diversity, for the strong dynamics and various energy flows. We cherish and admire their ability to almost instant adaptation to the new programs of use, that often takes place thorough spontaneous refunctionalization. These places, produced by urban sprawl, have the potential to become new meaningful places and hence new types of public domain. Unlike to what we are used to, these places, with all the life swirling in them, do not want to be classified and can not be classified as well. With all the complexity of their behavior, with the kaleidoscope of protagonists, of reasons why, of shapes and sizes, maybe they do now need to be classified? Maybe they do not need to be analyzed under a microscope, but felt, sensed, simply observed? Talking about hybridity in urban context, one can not come up with a simple clear definition to put in a dictionary for the very reason that „The Kaleidoscope“ diversity and creativity do not want to be put in frames. They are organized from the bottom, as a result of a strong need or urge. These hybrid heterotopias appear as fast as they might disappear, the scent of temporarity comes hand by hand with hybridity. Their programming is defined by actors and users themselves and changes almost immediately to fulfill the new needs emerging. Hybrid spaces tend to detach themselves from the “official” side of the city, preferring, as all the informal urban energies, to be in the twilight zone between legal and illegal, filling the gap between social acceptance and full rejection. With all that in their genome, hybrid spaces are an urban element of highest curiosity - diverse, being in constant change, slipping away the moment it notices your focus. Their nature stands for exchange, reuse and interpretation, they belong to a new spatial category of “continuous spaces”, that come to coexist with the conventional type of “spaces of stay”. Hybrid spaces are an offspring of a modern city model and are needed for its successful life and development - they can activate new forms of urban identity for a renewed hospitable capacity. What do they mean for us as urbanists? How do we plan them? Should we try to plan them? Or should we let them be and adapt the plan- future.lab 2014 ning with the hints they give us for their individual case? There is one thing that is clear - we have to get to know them. But how? As already pointed out, hybrid spaces are a challenge for a researcher, as how do you study something, that is self-made, constantly changing, semi-legal and trying to alienate from the formal side of the city and therefore resisting all attempts to build up a contact. In their uniqueness they have to be taken personally and not researched in a conventional way but in a way of constant curiosity and side by side revolving various sides of their individuality. One can not get a picture that is right or wrong, as there is no truth or lie in their fluid nature. Steert view 49 Surroundings The Case First coming to Vienna one might not expect to see that much of informality of any scale - from sunbathing in a royal palace park to unexpected anarchistic parade in the central shopping street. A city of flea markets, food cooperations, all types of informal economies is underlaying the city of museums, guided tours, uptight ladies in the opera house and strict demands to the strudel dough. Having moved to Vienna not long ago with a backpack of classical imperialistic urban design stereotypes, tending to an urban dictatorship with their straight axes and clearly defined functions, your humble author was not expecting to see what is actually behind the opera curtain. In the bright tornado of informal organizations met a small door kept popping up in the mind. The shabby door with a colorful name above belongs to the Kaleidoskop project - a part of the KUKUMA network. The project defines itself as an “anarchistic free space” and is housed in three rooms 86 square meters in total, situated in the famous Schönbrunnerstraße in the Margareten district. These rooms “can basically be used by everyone for many different kinds of events, without any rent or other payment” as stands on their 50 website. The non-profit project exists on free donations collected at the bar in exchange for a cup of tea and heartfull company. Memberships are open and free, but it is expected that you share the interests of the member community and help to keep it going. Kaleidoskop, though declaring itself an anarchistic space, has a number of rules, that mainly banish all types of racism, sexism, heterinirmativeness and social intolerance. Decisions are made by members, that come to organizational meetings. Those take place two times a month, are open to public and the contingent visiting is not expected to be the same. To put it in a nutshell, any bypassed is promised to be in a full right to come to the meeting, discuss and influence the project development. The research, originally determined to make an attempt of portraying this space in details ti understand the mechanisms and behavior of something that could be defined as a small-scale semi-official structure, met the silent rocks of members’ unwillingness to communicate to a total stranger, who came attracted by the promised openness. Numerous emails to the provided contact persons received no answers, multiple visits gave nothing but a door tight shut and, when it finally got to conversations in person, to an informational block. It got clear that the “official version” was not a lie, but just the truth not full. An informational block is to be awaited from hybrid spaces, as they exist not_illegal, most likely in at least a potential conflict with the state, having no official rights on the space they are using and a fear to be thrown out of it. The questions of coexistence and integration of such spaces in the city tissue are emerging and only will be unless we find a way and approach to observe them from various viewpoints and learn from them. „The Kaleidoscope“ future.lab 2014 Scheme of the surroundings 51 Graffity in the discrict The District The Neighbors The Schönbrunnerstraße is well known in the informal community for the house number 111, the Project Trust. The street itself and this part of the district tend to show their underground part more than most of the centrally located districts and also is seems to have not originally austrian inhabitants dominating in its population. The district itself and the moods felt in it provide a basic idea of the typology of spaces to be found around. Numerous small thematic shops such as DIY shops, rasta-shops, a shop selling a broad variety of latex outfits, balkan and russian groceries and cultural shops is filling the gaps between small to middle-sized multicultural restaurants that also show the dominance of balkan, russian and ukranian culture with small infills of Asian cosine. A list of thematic services such as piercing/tattoo studios and a dreadlocks salon crown it all. Street art is the voice of citizens and it speaks out loud the local moods. Represented by mainly tags and short political slogans, mostly refer to the current political regime from the view of expatriates and people from Eastern Europe in particular. The space of Kaleidoskop itself is classically for Vienna surrounded with a number of small ground floor offices and food destinations, topped up with residents. The neighbors are cafes, car rental service, a night club, a laundry service, a pedicure salon and the Atosa Community. Two Italian food spots “Gondola” - an upper-middle class restaurant and a contemporary-looking cafe - are standing out in the whole picture and even seem to not quite “fit”. These can be seen as the first signs of gentrification process in its ongoing phase, which inevitably leads to estate problems and conflicts of the inhabitants and local businesses. Surroundings 52 „The Kaleidoscope“ The Media The media analyses was also one of the first things done, so even before the first personal contact, data was collected and digested, providing another viewpoint. Interestingly enough, Google search shows very few relevant and informative results, although the Kaleidoskop exists many years and has surely left a trace. In the Foursquare database it is listed as a gay bar with a close to zero number of 4 check-ins by 4 different users. A similar to Foursquare but less popular in global, but not in the european context, service „Yelp“ gives a more trustworthy though outdated description of Kaledisokop as a left-oriented alternative space with cozy couches, board games and a cheap bar. future.lab 2014 “Das Kaleidoskop ist ein linksalternatives selbstverwaltetes Vereinslokal, das von einem Haufen junger Linkies betrieben wird. Hier finden Parties statt, Filmabende, es gibt Lesungen, Jamsessions, politische Diskussion zb. ein Themen Brunch über Basisdemokratie Außerdem: Club Mate (mir scheint die sponsern die Linken), Bier und Wein zu sehr günstigen Preisen, gemütliche Couches und alles was sich ein linker Hippie sonst noch so wünscht. Die Leute sind lieb, locker und offen. Ich finde solche Freiräume gut und wichtig und es ist schön, dass sich Leute unentgeltlich in ihrer Freizeit engagieren, damit dies für andere erhalten bleibt.” (user Stefanie S. on 27 August 2010) Cloud of the top discussed topics 53 The entrance “<...> Gemütliche Sofas, viel billigen Alkohol und dazu Brettspiele, so habe ich meine Abende im Kaleido in Erinnerung behalten - sehr angenehm, solange nicht politisiert wird. Denn hier geraten gerne mal verschiedene dogmatisch vertretene Ansichten aneinander. Diese unterscheiden sich für den Außenstehenden wohl nur in Nuancen, für die an der Diskussion beteiligten scheint‘s allerdings sehr wichtig zu sein. Sei‘s drum, meist beruhigt sich das Ganze spätestens nach dem nächsten Bier oder dem nächsten Zug, und weiter geht‘s mit einem der besten Spiele aller Zeiten: Junta! Allein dafür, mich in dieses sehr komplexe Spiel eingeführt zu haben, bin ich den Kaleido-Leuten ewig dankbar - doch auch sonst komm ich auch heute immer wieder gerne hierher, wenn ich auch manchmal das Gefühl nicht loswerde, hier wäre seit einigen Jahren die Zeit stehen geblieben. Es verändert sich nichts groß, in diesem Freiraum, weder was die anwesenden Personen noch deren Ansichten angeht. Aber das hat halt auch seinen Reiz”. (user Charles D. on 5 May 2010) Reading through the project’s blog and website news gave a cloud of most discussed topics, that show the interests of members. Those tend to be less cloudless than the descriptions read before and cover sharp political questions as well as question of inclusiveness and rights of minorities. The Network In addition to the interests cloud, structured and categorizing of events, that took place in Kaleidoskop in the past years we not only see the long-term transformation from a bar to a discussion tribune coming hand in hand with short impulsive transformational blasts of pro- Surroundings 54 „The Kaleidoscope“ gramming alteration - from movie evenings to workshops - but also get to construct a schematic network of protagonists and assume possible contacts between them, that are based on crossing interest and/or professional fields. The information is being broadened with an additional search through the KUKUMA network and people and groups mentioned in private talks with the members. Results of this research can be put into a mind map to get the overview of contacts. The network on a smaller scale was provided by stickers on the entrance door. They are not long-lasting and therefore deliver more or less up-to-date information about exact persons. This information is priceless and more detailed as the one that can be gotten in the first step of web research. The stickers vary party invitations and designer and artist “signatures” to independent publishers and strikes: future.lab 2014 Surroundings network for art, culture and media 11) http://deepjackinacid.tumblr.com - Deep Jackin’ Acid, a weekly party event 12) http://www.nize.at - Josef Faustbeck, an artist and a graphic designer 13) http://www.bikramyogaloft.at/wp/ - a bikram yoga studio 1)http://www.1maerz-streik.net - The Transnati- 14) http://beatmakersessions.eu - a project bringing together experimental music ants on onal Migrants‘ Strike 2) http://sainmus.at - a guitarre and cello duet the stage of the famous Fluc club in Vienna 15) http://backyamouf.blogspot.co.at - a blog from Vienna 3) http://bahoemagasin.blogsport.de - anarchi- dedicated to street art stic publishing office 4) http://www.streifzuege.org - a critical com- The wide range of protagonist types from artists and party organizers to strikes and a community 5) http://lovingactivism.blogsport.eu - a blog munity providing sleeping places to refugees was to be expected due to the ambivalent naand info-point on activism in Vienna 6) http://eben-holz.org/index.htm - an ecocom- ture of the space itself. munity saving rare tree sorts from being used for musical instruments 7) http://kermeszalest.com/ - a brass band from Belgium, combining in their music Balkan and klezmer motives with rock and metal 8) http://www.uadieleiberl.at - an online shop, selling T-Shirts with critical political slogans 9) http://www.yasmo.at - Yasmin Hafedh, a young austrian author, rap artist and a slum poet 10) http://www.kukuma.org - a decentralized 55 56 fiveseasons NOMAD.theatre Montmartre Wien Mo.ë 3Raum-Anatomietheater ZZOO Verein für Leguminosen & Literatur Kosmostheater Eva Winter-Künsterltreff ORANGE 94.0 – das freie Radio in Wien Verein Venster99 Kulturverein Einbaumöbel Initiative Pankahyttn MusikarbeiterInnenkapelle Verein Boem* Verein Lust Kanak Attak TÜWI Guerilla Gardening Jonglieren Plan.los! SyndiCars KUKUMA BOKU PerpetuuMobile 2.3 Kaleidoskop ZeitungsProjekt Jenseits dérive ÖG für Architektur Ökologische Linke International Network for Urban Research and Action Literaturgruppe Narenfreiheit Open Space - Zentrum für Kunstprojekte Artminutes no-racism.net Deserteurs- und Flüchtlingsberatung Schnittpunkt Verein für Austellungstheorie & Praxis Interkulttheater 7STERN Kunstraum Ragnarhof Vekks culture2culture Verein Jugendstiltheater monochrom Wiener Vorstadttheater Culture fly Verein Forum Wien Arena Galerie Werkstatt NUU ei(s)kon:fekt Irene Dlabaja Fotogalerie Wien Verein für Gegenkultur ISI-Europa Circus Kaos dasviadukt Das Werk Pink Zebra Theatre Sargfabrik Theater Antonin A. igkulturwien A.C.T.I.O.N. - Kooperative kulturelle Vernetzung MIK – Mobile Initiative Kultur Kulturzentrum Spittelberg Töchter der Kunst Verein zur Schaffung der postmodernen Kulturelite Initiative Minderheiten Stichwort - Archiv der Frauen- und Lesbenbewegung D.O.M.L. Dokumentationsstelle für ost- und mitteleuropäische Literatur The Network mindmap MoneyNations Rosa Antifa Wien contrast.org kein mensch ist illegal Mayday 2000 Get to attack Volkstanz Reclaim the Streets IG Architektur AZ Wien Permakultur „The Kaleidoscope“ future.lab 2014 A selection of stickers found on the entrance door 57 The Talks Being a part of the urban tissue, hybrid spaces do not exist without neighbors’ notice. Getting to talk to them gives not only plane information on what visible actions take place there and what the typology of the actors is, but also give a personal insight, let know about the presence or absence of communication with other city dwellers, what problems and conflicts occur and - in case it is possible to interview multiple people in different times of the day - the typical day plan. In the case of the Kaleidoskop the positions of people questioned were spread between “not interested” to strongly negative. Surprisingly, even the mailman had no idea of what this place is and what could be happening there. By interviewing it was one of the aims to talk to various neighbor types, to those differently distanced from the Kaleidoskop and those working in different times of the day, for example the vietnamese bistro cook, who is basically standing facing the Kaleidoskop door all day long and a lady from the car rental service, whose working place is a bit further away and who is not having the entrance the whole day in front of her eyes. Fragment of the entrance door 58 “I think it’s like a club for hippies, some homeless come sleep here, i know. They have parties but make little noise, so i do not call the police. Some days it is many people some days few, different ages but mostly young, under 35. They surely smoke marijuana, you can smell it, and i think they also sell other drugs. At first i thought they are dangerous and aggressive but no, though they are not friendly as well. I guess they do not want problems. they also have evenings when they drum...” (elderly lady, lives in this quartier) “I think it is a club or a bar. or most likely a Rauchlokal for all these hippie people. People of all ages come. They are really quiet in daytime and mostly closed. Around 18:00 they start to come. I don’t know what exactly they do there, when i go home i see them sitting and just hanging out doing nothing. Sometimes i go home later and then i see some of them standing even outside drinking beer. They are not really nice - all dirty and preppy. I’m pretty sure there are many drug addicts, marijuana or extasy… ” (laundry owner) „The Kaleidoscope“ Entrance “I don’t know what it is. I work here every day and see them, young people, only eating or drinking but it is not a cafe… maybe some kind of a club or a community, but what they do there i have no idea. Never saw these hippies doing anything except of eating and sitting. But people know where they come when they come, they never come to us also. Maybe they only meet to cook or for free food, sometimes they do not look like they have a job or a home”. (vietnamese bistro cook) “I do not know what it is but looks like nothing good. i never delivered anything to them either”. (mailman) “I do not know this place, is there really something interesting? It looks abandoned”. (car rental service manager) “I do not have time to talk about it, i have to work. i do not like this place, these hippies look creepy and scare our customers”. (italian restaurant waiter) future.lab 2014 The Visit While neighbors can tell about the exposed life of the project, its inner processes were still to be discovered. A personal visit was not easy to get, but it was crucial for the overall understanding of the nature of the space. A visit not as a researcher, but as a potential user, within the opening hours of the InfoLaden - an information day, when the space is open to everyone and provides consults and literature on the topics that are in the focus interest of the Kaleidoskop. Near the Drumming workshop and the organizational meetings it is one of the most long-lasting events in the calendar and is being relatively highly visited. The members were friendly but extremely precautions in their talks and, though not refusing to answer the questions, never answered any of them. They mentioned, that under the visible organizing structure there is also a closed one, which by now is not functioning too good due to the renewal of the Kaleidoskop core collective, which takes place every once in a while. Even though the members were obviously not acting the way they would act and communicate when not bein potentially observed and judged by an unknown person, the personal experience collected was enough to have a glimpse of the inner side if the space and feel its spirit. 59 Collage based on the neighbors‘ impressions 60 „The Kaleidoscope“ future.lab 2014 Collage based on personal impressions after a visit to the place 61 The Conclusio Due to the specific, constantly changing and balancing on the border with illegal, nature of hybrid spaces, they are not possible and not reasonable to be researched in conventional methods used in planning practice. The researcher’s duty is to find a personal approach to the studies space and take it in all its diversity, revolving, side by side, its complex nature. Not to mention the ethical problem of possible harassing the rights and freedoms of the protagonists and mind their unwillingness to be researched under a microscope. They try to detach themselves from the formal side of the city, do not want and are not to be classified, taken apart and played test on to. They are to be observed, to be talked to and to be listened to. Hybrid spaces occur in response to the in-the-moment needs of the society and successfully fulfill them, while in planning practice we always have the borders of formalities, a slow reaction and never the first-hand insight. These places tell a story, and like there are no two people same, there are no two hybrid spaces same. In their ever-changing nature lies the charm of the Do-It-Yourself culture and practical wisdom of city dwellers. Street art 62 We have to see them as a natural layer of a modern city, accept and respectfully treat them, helping with the planning tools when possible. On the example of a relatively small and stable project, we see, how many sides it has, shining different colors depending on the point of view and the viewer himself. We see it as a tiny part of a huge network on one hand and a place of swarming energy on the other, it is a cozy living room of rebels, a place where critical minds write brochures on equality and where they learn how to properly arrange an urban garden in a workshop by Permakultur, they are open and closed at the same time, one is welcome and not, one is promised to be never judged or put labels on, but it is made by humans and it is in human nature to try to categorize everything. We can not study and learn the rules of hybridity, we can not and should not put this term in a cage of words, as they need space to grow and air to breathe. Classifying and scientific research can not describe the informality. Only a friendly involved approach can tame hybridity for a moment and bring a chance of depicting its state in this and only this moment in all its uniqueness. Ulrich Fries, Masterstudiengang Raumplanung und Raumordnung „Glossar der Zwischennutzungen in Wien“ future.lab 2014 Glossar der Zwischennutzungen in Wien Von Aneignung Bis Zwischennutzungsagentur Einen besonders fruchtbaren Boden für die Entstehung hybrider Räume bieten solche Flächen, Areale und Gebäude in der Stadt, die aus der Nutzung herausgefallen sind, jene weißen Flecken, die noch nicht im Fokus der Stadtentwicklung stehen: innerstädtische Brachen und Leerstände. Dort lassen sich zumindest temporär Nutzungen verwirklichen, die nicht vorrangig dem Diktat der Wirtschaftlichkeit unterworfen sind. Im Fokus dieses Projekts steht das Konzept der Zwischennutzung. Festgehalten wurden die Erkenntnisse in Form eines Glossars, der wichtige Begrifflichkeiten rund um die Thematik und einige Projekte in Wien kurz darstellt. WHATEVER YOU DO, DON’T BE ANOTHER BRICK IN THE WALL Solgan Fox House 63 Annäherung an die Thematik rance-Strategie im New York der 1990er- Jahre, global zu einem neuen Credo avanciert und Erst die Komplexität vielschichtiger Überla- sichern die reibungslose Kommodifizierung ingerungen in sozialer, kultureller, funktionaler nenstädtischer Räume, als Orte der Repräsenund semantischer Hinsicht bringt jene hybri- tation und des Konsums, ab. den Möglichkeitsräume hervor, die wir als urban erleben. Ohne diese Differenz, in der die Wo in der Stadt finden sich jedoch jene hybriSpannung greifbar wird, aus der das Element den Räume, die für die urbane Stadt und ihre des Unerwarteten hervortritt, fehlt das, was BewohnerInnen so wichtig sind? Und wie funkStadt ausmacht. Gleichzeitig zeichnen sich die- tionieren sie? Welche Rahmenbedingungen se Räume durch ihre Offenheit aus, die zum erlauben ihre Entstehung? Genau in dieser SuTeilhaben am Geschehen und experimentieren che, im Identifizieren der Räume, in denen sich einlädt und so laufend neue Kombinationen die Stadt verdichtet, im Erfassen der mannigfaltigen sich überlappenden Strukturen, Mushervorbringt. ter, Funktionen und Identitäten, im Dekodieren Die vorherrschende monokulturelle Stadtent- der Prozesse, Einflussgrößen und Interessenwicklung des Wettbewerbs, die sich, entspre- lagen die diese Räume prägen, bestand die chend der neoliberalen Logik, vorrangig am Aufgabenstellung des Future Labs 2014. Dabei Prinzipat des Marktes orientiert, scheint je- zeigte sich, dass hybride Räume gerade keine doch nicht in der Lage, das Entstehen derar- genormten Räume sind, die sich durch ihre Effitiger Räume zu begünstigen. Vielmehr erleben zienz im wirtschaftlichen Prozess auszeichnen, wir den Ausverkauf günstig gelegener Grätzl, sondern eben jene, die aus der Rolle fallen und die Verdrängung gewachsener sozialer Struk- ihre eigene Logik aufweisen. turen, das Glattbügeln ganzer Straßenzüge, die Privatisierung einst öffentlicher Räume, die Hybridität und Zwischennutzungen globale Homogenisierung der Stadt der immer Einen besonders fruchtbaren Boden für die gleichen Elemente und die Wiederholung alt- Entstehung hybrider Räume bieten solche Fläbekannter Fehler. Wieder werden weitestge- chen, Areale und Gebäude in der Stadt, die hend monofunktionale, häufig von Wohnbau aus der Nutzung herausgefallen sind, jene weigeprägte, Räume entwickelt, während andere ßen Flecken, die noch nicht im Fokus der StadBereiche der Stadt dem Arbeiten oder Shop- tentwicklung stehen: innerstädtische Brachen pen vorbehalten sind. Anderweitige Beteue- und Leerstände. Dort lassen sich zumindest rungen, urbane Räume entwickeln zu wollen, temporär Nutzungen verwirklichen, die nicht entpuppen sich hingegen allzu oft als kosmeti- vorrangig dem Diktat der Wirtschaftlichkeit sche Zugeständnisse an die Marketingabteilun- unterworfen sind. Während sich eine dauergen von Entwicklungsgesellschaften. haft alternative Nutzung solcher Räume häufig nur sehr schwierig realisieren lässt, hat sich das Gleichzeitig krankt insbesondere der öffentli- Prinzip der Zwischennutzung in den letzten che Raum an einer Überregulierung, die alter- Jahren hingegen etabliert. native Nutzungen häufig schon im Keim erstickt. Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit sind, un- Der kleinste gemeinsame Nenner auf den termauert durch die Broken-Windows-Theorie Zwischennutzungsprojekte gebracht werden und die vermeintlichen Erfolge der Zero-Tole64 „Glossar der Zwischennutzungen in Wien“ können, ist ihr temporärer Charakter. Was die Mindest- und Maximaldauer von Zwischennutzungen betrifft, um sie als solche bezeichnen zu können, bestehen zwar durchaus unterschiedliche Ansichten, prinzipiell reicht die Bandbreite jedoch von kurzfristigen Interventionen bis hin zu Projekten, die etliche Jahre dauern. Dennoch erscheint die „zeitliche Begrenzung als grundlegendes Charakteristikum dieser Nutzungsform – schon im Name ist es angelegt: Eine Zwischennutzung erfolgt nach und vor einer anderen Nutzung. Verfolgt man diese Annahme streng weiter, so könnte eine Zwischennutzung immer erst retrospektiv als solche definiert werden, wenn die endgültige Dauer klar zu benennen ist“(Perspektive Leerstand I, S.7). Und genau diese Temporalität und die häufige Unsicherheit, wie lange ein Projekt wirklich dauert bringt eine zusätzliche Spannung und Dynamik in diese Räume. Es gilt die vorgefundene Offenheit zu nutzen, wenn sie sich bietet, denn morgen ist es vielleicht schon zu spät. future.lab 2014 gen Mustern folgen. „Bei DIY geht es auch um den Versuch, Orte zu schaffen, an denen ein anderes Arbeiten, Wirtschaften, Miteinander möglicht ist“(Stadt der Commonisten, S.86). Methodologie Um das Phänomen der Hybridität zwischengenutzter Räume tiefergehend auszukundschaften, aufzuschlüsseln und offenzulegen, galt es natürlich, konkrete Projekte in Wien zu untersuchen. Bei der Auswahl der Projekte wurde versucht, möglichst die Bandbreite typischer Zwischennutzungen aufzuzeigen. Neben den Begehungen und der Literaturrecherche bildeten insbesondere Gespräche mit ZwischennutzerInnen eine wichtige Quelle. Leitfadeninterviews wurden mit Stephan Pircher vom Verein ImPlanTat, Margot Deerenberg und Veronika Kovacsova von Paradocks und Jan Ernst, dem Hauptinitiator des Projekts Rummel Hummel geführt. Verarbeitet wurden die so erlangten Informationen in Form eines Glossars, in dem einerseits relevante Begrifflichkeiten rund um die Thematik Zwischennutzungen und andeAngesichts des geminderten finanziellen rerseits die folgenden Projekte in Wien dargeDrucks können Zwischennutzungen diese Of- stellt wurden. fenheit bieten, die alternative Nutzungen, etwa im Sinne des Do It Yourself, ermöglichen. Der 365 The Fox House Wien Do it yourself Ansatz versteht sich als eine Kri- Im Frühjahr 2012 machte das Zwischennuttik am kapitalistischen Wirtschaften. An die zungsprojekt 365 - The Fox House in der WestStelle der, durch immer extremere Formen bahnstraße in Wien Neubau von sich reden. der Arbeitsteilung bedingten, sukzessiven Ursprünglich für ein Jahr geplant, war jedoch Entfremdung mit den Produkten der eigenen nach etwa drei Monaten bereits vorzeitig Arbeit einerseits, wie auch Verbrauchsgütern Schluss. Initiiert wurde das Projekt von drei im allgemeinen, andererseits, rückt der An- aufstrebenden Querköpfen aus der Kreativspruch einer Rückeinbindung in die eigene branche: Asil Woldrich, David Kreytenberg und physische und soziale Umwelt über den Akt Katrin Hofmann. Vorrangig sollte KünstlerInnen des Selbermachens. Dies impliziert gleichzeitig und anderen Kreativen ein Raum zur Entfaltung eine ablehnende Haltung gegenüber einer all- gegeben werden. Das Konzept schloss Galerigegenwärtigen Kommodifizierung. „Es ist wirt- en für Kunst, Installationen und Photographie, schaftliches und soziales Handeln, das sich der einen Fashion Store für Independent Labels Warenförmigkeit zu ver schließt Ansätze der und ModeschülerInnen, Ateliers für KünstleRaumproduktion mit ein, die nicht den gängi65 Michael Baert in Die Presse vom 26.07.2012). Das Fox House wurde also letztlich Opfer des eigenen Erfolgs. Freunde Schützen Haus Das Freunde Schützen Haus ist eine soziale Initiative und ein Zwischennutzungsprojekt im Bereich Wohnen. Hier wird Asylbwerberfamilien, die von der Abschiebung bedroht sind, ein zu Hause geboten. Vor der Etablierung des ProrInnen, Büroräumlichkeiten für kreative Pro- jekts gehörte die Immobilie dem Roten Kreuz. jekte und Kleinevents wie Märkte, Kinoabende, Betrieben wird das Haus, das von der Ulreich Workshops und Lesungen mit ein. Außerdem Bauträger GmbH mietfrei zur Verfügung gewurde Wert auf die Kooperation mit Akteuren und Projekten in der direkten Nachbarschaft gelegt. Dazu zählten etwa das Radlager, der Substance Record Shop und das Hotel am Brilliantengrund. Durch die gemeinsamen Aktivitäten sollte Aufmerksamkeit für das Projekt generiert und die Frequenz im Grätzl gestärkt werden. (vgl. Konzept 365 - The Fox House) So öffneten die Kooperationspartner etwa auch bei der offiziellen Eröffnungsveranstaltung Anfang März 2012 ihre Pforten, was dazu beitrug, dass diese extrem gut besucht war. Dies zog allerdings Ärger mit AnwohnerInnen und der Polizei nach sich, was nicht der einzige Konflikt bleiben sollte. Hatte sich die Premium Immobilien AG, die das Gebäude zur Verfügung stellten, im Vorfeld des eigentlichen Projekt- stellt wird, vom Verein Purple Sheep, der auch starts. etwa noch mit dem namensgebenden die Strom- und Heizkosten trägt. Außerdem Kunstwerk des belgischen Street Artists ROA wird seit Beginn des Jahres 2014 über das Progerühmt („Die Premium Immobilien AG ist stolz jekt Purple Eat am Meidlinger Markt ein Beidarauf, dass einem der derzeit angesagtesten trag zur Finanzierung des Freunde Schützen Street-Art-Künstler auch ein Premium Haus als Hauses geleistet. Täglich werden dort Speisen Malfläche gedient hat“; Presseaussendung vom aus einem anderen Land serviert, wobei die 06.09.2011), führten Proteste in der Nachbar- Einnahmen dem Verein Purple Sheep zugute schaft, statt der geplanten Wohnungen einen kommen. Momentan sind zwölf Familien sodauerhaften Kulturraum zu schaffen, letztlich wie ein Büro des Vereins im Freunde Schützen zu einem negativen Fazit: „In Zukunft werde Haus untergebracht. Neben den Wohnungen man sich Zwischennutzungen gründlich über- stehen den BewohnerInnen auch gemeinsame legen müssen“(Premium-Immobilien- Vorstand Aufenthaltsräume und der Innenhof zu Verfü66 „Glossar der Zwischennutzungen in Wien“ gung. Insbesondere über die Kinder besteht ein intensiver Kontakt der von Abschiebung bedrohten Familien untereinander. Bekannt wurde das Projekt unter anderem im Zusammenhang mit der vorrübergehenden Abschiebung der beiden Zwillingstöchter und des Vaters der Familie Komani im Oktober 2010. Oben Das Oben ist ein Zwischennutzungsprojekt in einem seit zehn Jahren leerstehenden Gebäude, das ursprünglich die k.u.k. Post- und Telegraphenverwaltung beheimatete und zuletzt von der Österrreichischen Telekom genutzt wurde. Im Vorfeld des anstehenden Umbaus im Zuge der Übernahme durch JB Immobilien, die hier ihre neuen Büros einrichten wollen, wurden hier unter dem Motto „Künstler mit nach Oben nehmen“ Ateliers für zwölf junge KünstlerInnen, Ausstellungsräume und ein Club eingerichtet. Während die Ateliers, die sich über zwei Stockwerke erstrecken gratis genutzt werden konnten, wurde die Miete, die der betreibende Verein „Oben Unlimited“ zu entrichten hatte, vorrangig über Veranstaltungen, insbesondere in den Clubräumen eingespielt. Daneben gab es auch zahlreiche Ausstellungen, etwa in Kooperation mit den Universitäten der Bildenden Künste Wien und Berlin, bei der dreißig junge KünstlerInnen, die Möglichkeit hatten, ihre Werke auszustellen. Die Betreiber Michael Stefanofsky, Axl Schreder (Café Français) und Franziskus Kriegs-Au future.lab 2014 (Stadthaus-Galerie) befinden sich momentan auf der Suche nach einem neuen Objekt. Das Packhaus Seit März 2014 entsteht in einem leerstehenden Bürogebäude in der Marxergasse 24 ein neues Zwischennutzungsprojekt, das Packhaus, das vom Verein Paradocks, der holistische Raumkonzepte entwickelt und sich zudem als Thinktank für Zwischennutzung versteht, betrieben wird. „Paradocks forscht international, mehrdimensional und manchmal unorthodox. Paradocks verbindet Theorie und Praxis, befragt, untersucht und gestaltet Zwischennutzung aktiv“(paradocks.at). Dabei hat sich der Verein dem Motto Bridging Potentials verschrieben. Das etwa 2000 m² große Gebäude wird dem Verein gegen Übernahme der Betriebskosten vom Immobilienentwickler Conwert zur Verfügung gestellt. Einige wenige Wohnungen im Haus sind noch vermietet. Der restlichen Flächen, die sich auf sechs Stockwerke verteilen, werden großteils als Ateliers vermietet, in denen etwa 150 Personen unterkommen werden. Zudem steht allen NutzerInnen das Erdgeschoss mit seinem Eingangsbereich und kleiner Bar, etlichen größeren und kleineren Räumen und Zugang zum Garten im Innenhof frei zur Verfügung. Inklusive der Gebühren für Internet und Putzpersonal ergeben sich für NutzerInnen Kosten von etwa 9 €/m². 67 Im Erdgeschossbereich sollen zudem Veranstaltungen insbesondere auch zur Einbindung der näheren Nachbarschaft stattfinden. Auch ist eine Kooperation mit der TU Wien, die dort passende Lehrveranstaltungen abhalten will, geplant. Obwohl das Projekt momentan noch erste Gehversuche unternimmt sind bereits etwa neunzig Prozent der Atelierplätze vergeben, so dass der Open Call, der zu Beginn lanciert wurde, als Erfolg zu werten ist. Momentan füllt sich das Haus langsam mit Leben, und die offizielle Eröffnung steht kurz bevor. Die weitere Entwicklung des Projekts bleibt abzuwarten. Ein Teil der Mitglieder des Vereins, der sich aus erfahrenen Zwischennutzern zusammensetzt, war im Vorfeld bereits in das Projekt Trust 111 involviert. Pop-Up Studios jekt wurde ein deutlich strukturierter Ansatz gewählt. „Wir haben uns einen kompletten Businessplan durchgerechnet: Wieviel müssen wir überhaupt verlangen, damit es sich trägt, dass wir auch eine Versicherung bezahlen können etwa. Das hatten wir in der Schönbrunner Straße nicht. Wir sind das jetzt sehr viel strukturierter angegangen“(Stephan Pircher, ImPlanTat). Gleichzeitig führt die Abkehr von einer prozessorientierten, offenen Entwicklung zu der Entstehung eines deutlich ruhigeren Raumes, der in erster Linie von einer Arbeitsatmosphäre geprägt ist. Natürlich spielen auch hier der Kontakt zwischen den NutzerInnen und die dadurch entstehenden Synergieeffekte eine wichtige Rolle, im Gegensatz zum Trust 111 ist die Offenheit des Projektes jedoch nicht gewährleistet. „Im Vergleich zur Schönbrunner Straße ist das im Grunde ziemlich langweilig, würde ich sagen. Es gibt keine Veranstaltungen, wir haben keinen öffentlichen Verkehr dort. Es soll einfach jeder seinen Raum haben, in dem er sich entfalten kann, in dem er arbeiten kann“(Stephan Pircher, ImPlanTat). Die Pop-Up Studios sind das neue Zwischennutzungsprojekt des Vereins ImPlanTat – Netzwerk für Zwischennutzung, der bereits in das Projekt Trust 111 in der Schönbrunner Straße involviert war. Zur Verfügung gestellt wurde die leerstehende Büroimmobilie, in der später Wohnungen entstehen sollen, von der Ulreich Rummel Hummel Das Rummel Hummel war ein relativ kurzfristig ausgelegtes Zwischennutzungsprojekt, das insbesondere durch den Idealismus und den hohen persönlichen Einsatz, über den es realisiert wurde imponiert. Hier standen ganz klar eine künstlerisch-kulturelle Ausrichtung und die Grundsätze des DIY im Vordergrund. Kennzeichnend für dieses Projekt war außerdem der enorme Idealismus der Iniatoren. Diese folgten voll und ganz dem DIY-Ansatz, verlangten von den KünstlerInnen keine Miete für die zur VerBauträger GmbH, also dem gleichen Immo- fügung gestellten Ateliers und von Besuchern bilienentwickler wie beim Freunde Schützen bei Veranstaltungen lediglich eine frei Spende. Haus. Auf insgesamt etwa 700 m² wurden hier Einerseits entstand dadurch eine besonders Ateliers und ein Co-Working Space eingerich- lebendige NutzerInnengemeinschaft, andetet. Im Gegensatz zum vorangegangenen Pro- rerseits mussten die Betreiber zuletzt jedoch 68 „Glossar der Zwischennutzungen in Wien“ einen erheblichen Verlust tragen. Daher zeigt dieses Projekt besonders gut, welche Chancen und Risiken das Konzept der Zwischennutzung birgt. Zur Verfügung gestellt wurde das Gelände der ehemaligen Lusterfabrik Bakalowits vom Immobilienentwicker City Wert. Trust 111 Das Trust 111 war ein Zwischennutzungsprojekt, das sich aus einer ganz eigenen Dynamik heraus entwickelt hat. Nachdem in dem Großteils leerstehenden Gebäude zunächst ein Hostel, das auf ‚pay as you wish‘ Basis betrieben wurde, entstanden war, wurden sukzessive weitere leerstehende Wohnungen in das Projekt integriert. Bei dem Projekt, das letztlich vom Verein ImPlanTat – Netzwerk für ZwischenNutzung koordiniert wurde, stand eine prozessorientierte Entwicklung im Vordergrund, so dass sich trotz, oder gerade wegen des wenig strategischen Vorgehens, ein sehr lebendiger und bunter future.lab 2014 Raum mit einer diversifizierten Nutzungs- und NutzerInnenstruktur entwickelte. „Wir haben sehr viel experimentiert. Es gab von vorneherein kein klares Konzept, sondern es war komplett prozessorientiert. Wir hatten alle zwei Wochen ein komplett anderes System“ (Stephan Pircher, ImPlanTat).Vorrangig wurden die Räumlichkeiten als Ateliers genutzt, gleichzeitig fand aber auch eine Vielzahl an Veranstaltungen in dem insgesamt knapp 2000 m² großen Gebäude statt. Zu nennen ist hier beispielsweise die Pop-Inn Orgie in Zusammenarbeit mit la petite orgie. Letztlich musste das Projekt wegen eines Wohnungsbrandes etwas vorzeitig beendet werden. Werkstatt Meidling Bei der Werkstatt Meidling handelt es sich um ein studentisches Projekt der TU Wien, das zunächst darauf abzielte die Quartiersentwicklung im Sinne der Entstehung hybrider Räume über ein städtebauliches Konzept voranzutreiben. Dabei sollten „durch architektonische Interventionen brachliegende Gebäude und Geschäftslokale wieder nutzbar und öffentlich zugänglich“ gemacht, und die Leerstände in Meidling durch ein Netzwerk an öffentlichen Werkstätten und leistbaren Atelierräumen wiederbelebt werden. Ein zu Hause fand das Pilotprojekt in einem leerstehenden Bürogebäude, das über Jutta Kleedorfer vermittelt und von der IES Immobilien – Projektentwicklung GmbH zur Verfügung gestellt wurde. Hier sollte getestet werden, „wie eine mögliche Umsetzung einer solchen öffentlichen Werkstatt aussehen könnte und ob Bedarf für diese Art von Institutionen besteht.“(werkstattmeidling. com) YIX Das YIX am Yppenplatz war ein Zwischennutzungsprojekt, das durch eine Gruppe Architek69 turstudentInnen der TU Wien initiiert wurde, und darauf abzielte auf etwa 800 m² ein Zusammenspiel von Ateliers, Ausstellungen und später auch KünstlerInnenwohnungen zu realisieren. Das zum Projektstart (fast) leere Wohnhaus wurde von einem privaten Eigentümer zur Verfügung gestellt. Geplant war das Projekt in einem fließenden Übergang von einem Prekariatsstatus zu Beginn sukzessive in eine dauerhafte Nutzung überzuführen. Zunächst rief das Projekt hohe Resonanz hervor. Erste Projektbörsen waren gut besucht und insbesondere vom zu jener Zeit auslaufenden Projekt Rummel Hummel meldeten zahlreiche KünstlerInnen Interesse an den Ateliers an. Auf Grund zunehmender Probleme mit dem Eigentümer wurde der Vertrag jedoch nie unterschrieben und das Projekt letzten Endes vorzeitig abgebrochen. 70 Anela Preldzic, Architektur “High Line Vienna” future.lab 2014 High Line Vienna Zugänglich! Durch gezielte Interventionen im öffentlichen Raum sollte neues Leben für ausgediente Flächen geschaffen werden. Es ist eine Aktivierung mit sofortiger Wirkung, eine Übergangsphase bis zur zukünftigen Planung. 71 Was zeichnet Hybride Räume aus? Kann man sie züchten oder bleibt ihre Wirkung dem Zufall überlassen? Welchen Einfluss haben sie auf den öffentlichen Raum und wie werden sie genutzt? „Hybride Räume machen Stadt und Urbanität aus. Sie zeichnen sich durch eine Mischung und Überlagerung von Funktionen, Strukturen, Zuständen oder Nutzungen aus. Durch ein Gemenge aus verschiedenen Typologien, Eigenschaften, Besitzverhältnissen und unterschiedlicher Verantwortungsbereiche und Interessenslagen oder der uneindeutigen Verzahnung privater und öffentlicher Bereiche entstehen Räume mit eigenständigem Charakter.“ [Vo] Hybride Räume führen ein Eigenleben mit offenem Ende. Sie verbergen Hässliches und Verdrängtes, aber auch Subversives und Unerwartetes. Suche Nach Hybriden Räumen Objekte der Begierde bei Zwischen- bzw. Umnutzungen sind in der Regel Innenräume. Aus diesem Grund waren ungenutzte Aussenräume im Visier. In dem von Robert Musil verfassten Buch „Mann ohne Eigenschaften“ schreibt er: „Eine Stadt umfasst mindestens neun Räume: einen ökonomischen, einen politischen, einen sozialen, einen kulturellen, einen ästhetischen, einen historischen Raum, eine Innenstadt und eine Vorstadt. Und dann hat jede Stadt noch einen zehnten Raum, und dieser ist nichts als die passive Fantasie unausgefüllter Räume…Er gestattest alles, nur nicht des Eine: das ernst zu nehmen, was die mindestens neun andere Räume sind, also gerade das nicht, was die Stadt ausfüllen sollte.“[7] Auf der Suche nach dem Hybriden Raum wurde die ehemalige U6 Strecke ausgewählt. Seit 1996 ist die Trasse des Stadtbahnviadukts, dass bei der Spittelau nach Heiligenstadt abzweigt, eine ungenutzte Brache. Knapp einen Kilometer lang und 10 Meter 72 breit ist die von Otto Wagner um 1900 geplante Trasse mit Bögen, Brücken und Viadukten. Bis 1996 fuhr hier noch die U6 Richtung Heiligenstadt. Die Gleise wurden größtenteils entfernt, zwischen Schrott und Schotten haben sich kleine Pflanzen angesiedelt. In den Stadtbahnbögen haben Baustoffhändler und andere Firmen ihre Lager. Andere scheinen ungenutzt. Die ÖBB und Wiener Linien sind Eigentümer der ungenutzten Brache. Doch ein einziger Spaziergang genügt, um die Phantasie anzuregen, um zu träumen. Nun könnte man das alles lassen, wie es ist oder man könnte darüber nachdenken, was mit der ungenutzten Freifläche passieren soll. Das Potential dieser Zone ist sehr groß. Wieso keine neue Parkanlage wie bei der High Line in New York, einer ebenfalls stillgelegten Bahnstrecke mitten durch die Stadt? Die Parallelen zwischen der ehemaligen Stadtbahntrasse in Wien Döbling und der High Line sind verblüffend. Wieso keine attraktive Spazier- oder Laufstrecke? Wieso keine neue Attraktion für Touristen? New Yorks High Line entstand aus einer privaten Initiative von Anrainern heraus. Zwei Bürger haben einen Plan ausgelebt „Keep it simple, keep it quiet, keep it slow“ Seit Jahren wird diskutiert, ob etwas auf der Trasse eines der Konzepte umgesetzt werden sollte. Michael Hierner, freier Journalist, Architekturfotograf, Grafikdesigner und Künstler in Wien, hat sich mit diesem Thema auch beschäftigt und 10 Ideen vorgeschlagen. Er ist der Meinung, dass eine Aufwertung durch den High Line Park Vienna neue Projekte anstoßen und Investoren anlocken würde. Sein Vorschlag ist das Gebiet in den Stadterneuerungsplan 2025 aufzunehmen und die Umgebung so weiterentwickeln, dass Büros, Wohnbau, Kunstund Kulturnutzung möglich werden. Christoph Mörkl, Chef des Architekturbüros Superblockfindet, dass keine Einzelgenehmigungen erteilt werden sollten, die das Objekt noch weiter in seiner linearen Stärke schwächen. Das Poten- “High Line Vienna” future.lab 2014 tial der Trasse steht und fällt mit den Entwick- Neue formen von öffentlichem lungsmöglichkeiten der angrenzenden Bahn- Freiraum entstehen struktur. Nur Veränderungen wie zum Beispiel die Verlegung des Franz-Josefs-Bahnhofs nach „Ungeachtet der gestalterischen Diskussion um die Qualität von Stadtplätzen, Parkanlagen und Fußgängerzonen hat sich die Großwetterlage „Öffentlicher Raum“ auf Territorien verlagert, die im ursprünglichen Sinn nicht öffentlich waren.“[7]Gerade der undefinierte, nicht wirklich mit Nutzungen belegte Raum rückt in den Vordergrund, gerade für die Menschen, die den Stadtraum als möglichst ungezähmtes Territorium entdecken, erobern, bezwingen und ausprobieren wollen. „Anders als bei herkömmlichen Tabula-Rasa-Planungen, ist im Umgang mit Hybriden Räumen eine genaue Analyse existierender Raumtypen sowie die Kenntnis lokaler Milieus einschließlich deren Bedürfnisse und Positionen erforderlich.“[7] Durch die detaillierte Visionen Heiligenstadt, wäre ein Anlass, die Trasse als Standortanalyse konnte festgestellt werden, Freiraumrückgrat zu nutzen. Wie vorhin er- dass eines der Hauptprobleme die Zugangswähnt im Besitz der ÖBB. Die Wiener Linien möglichkeit ist. Das heisst eine der ersten Inhaben mit dem Bauwerk keine Freude. Sie er- terventionen wäre Zugänge zu schaffen. füllen die Erhaltungspflichten und finden das sehr unbefriedigend. Schließlich sind sie ein Zugänge schaffen Verkehrsunternehmen und verkehrliche Be- Man sollte die Trasse als lineare Entwicklungsdeutung haben die Bögen seit 1996 nicht mehr. achse für zukünftige Strukturen erhalten und Noch zieht das Stadtbahnviadukt keine Touris- keine großen Veränderungen durchführen, ten an. Geprägt durch ein seltsames Mischge- sondern nur Zugänge schaffen. Eine Zugangsbiet aus Wohngebiet, Industrie- und Brachland, möglichkeit befindet sich am Ende der Trasder Hundertwasser-Müllverbrennungsanlage se. Es ist eine Kombination aus einer Treppe und dem etwas unglücklichen Bau von Zaha und einer Leiter. Doch es werden noch weiteHadid am Donaukanal. Noch heißt es hier: Be- re Zugänge benötigt. Es wurden drei weitere treten verboten! Verglichen mit dem dicht ver- Zugänge geplant: Einen gleich am Anfang der bauten New York, wo Freiraum knapp ist, ist Strecke, von der U-Bahn kommend. Die Rampe hier der Grünraumdruck nicht so hoch und Do- führt vom Franz-Ippisch-Steg direkt zur Trasse naukanal und Donauinsel als Naherholungsge- hinauf und die letzte Zugangsmöglichkeit wäre biet sind schnell erreicht. Doch was ist in 10-15 von der Heiligenstädter Straße kommend über Jahren? Man muss nicht konkret festlegen was eine Treppe. auf der Trasse entstehen soll. Räume offen las- Es sollte eine Aktivierung mit sofortiger Wirsen in denen sich urbane Qualitäten vielleicht kung erzielt werden. Eine prozesshafte Nutzung bis zur Umsetzung eines Konzeptes in entfalten könnten. 73 der Zukunft. Es ist eine Art Zwischenlösung oder Übergangsphase. Durch die Zugänglichkeit schaffen wir einen Hybriden Raum, der sich einer eindeutigen Wahrheit verweigert, Fragen zulässt und offen lässt. Dieser Hybride Raum erfordert auch neue Regeln für den Raumgebrauch und die Raumproduktion. In Bezug auf die Sicherheit muss man sich keine Gedanken machen, denn Geländer ist vorhanden. Auf dieser Ebene muss sich auch dementsprechend benommen werden. Es hat ähnliche Eigenschaften wie eine Zwischennutzung. Der Zwischennutzer verwendet die Fläche für andere Zwecke. Zwischennutzung ist immer auf Zeit gedacht und nicht auf Dauer, sie kann aber auch Mittel sein, um den Erfolg eines Konzeptes zu beweisen, und einen Investor davon zu überzeugen, dass die Nutzung auch eine Dau- Vier Zugänge 74 erlösung sein könnte. Ist aber eher ein Sonderfall, denn gewöhnlich gibt es eine festgesetzte zeitliche Frist, in der etwas bestimmtes aus einem Ort, in unserem Fall dem Freiraum gemacht werden soll . Es soll keine fixe Nutzung entstehen. Die Menschen können selber entscheiden was auf diesem linienhaften Areal passiert. Es ist etwas offenes, unerwartetes, ungewisses, komplexes usw. Es braucht einfach nur Menschen, die diesen Freiraum füllen, erobern, und gestalten. Ähnlich wie es im Moment am ehemaligen Nordbahnhof geschieht. Akteure Wer sind die Akteure die an der Produktion von hybriden Räumen beteiligt sind? Hierbei haben wir eine Überlagerung von unterschiedlichen Akteuren und deren Verantwortung. “High Line Vienna” Dazu werden die Akteurseinflüsse differenziert. Erstens im Bereich des Rechts, welche Akteure Rechte, sprich Eigentum, Verfügung, Nutzung an einem Raum innehaben. Von wem soll diese Trasse nun genutzt werden, von Menschen aus der Umgebung oder von allen, die diesen wichtigen Verkehrsknotenpunkt passieren. Im Moment wird sie von den Menschen, welche im Bürogebäude arbeiten und direkten Zugang zur Trasse haben, als Raucherplatz genutzt. Zweitens wäre die Regulierung, bei der es um Akteure geht, die Einfluss auf die Nutzungen und Nutzer eines Raumes ausüben. Wer überwacht den Raum? Wer sorgt für Sicherheit? Wer gewährt oder beschränkt Zugangsmöglichkeiten oder Nutzungsverhalten? In unserem Fall wäre das nicht nötig. Drittens die Akteure, die für den Bau zuständig sind wie future.lab 2014 die Architekten. Nun könnte man viele Brachen in Wien mit entsprechenden Interventionen aktivieren, leben hineinbringen und umnutzen. Kritsch zu betrachten ist es, dass es so etwas in dieser Form in Wien noch nicht gibt. Wieso eigentlich? Was spricht dagegen? Meiner Meinung nach ist es sehr schade Freiflächen, die anders sind, sprich auf einer anderen Ebene und sehr viel Potential haben ungenutzt zu lassen. In Wien herrscht noch kein Freiraumnotstand, aber man weiss ja nie wie die Zukunft aussieht. 75 Für die Präsentation in Seestadt Aspern wurde ein längliches Booklet erstellt. Diese Form der Darstellung wurde aufgrund der linienhaften Strecke gewällt. Booklet Quellen [1]BECKMANN, Klaus J/TINTEMANN, Inken: Umnutzung von Bahnbrachen- Schlussfolgerung aus innovativen Projekten [2]ENGELBERGER, Otto: Eine U-Bahn für Wien. - Wien : Verl. für Jugend u. Volk [3]GERLICH, Rudolf: Wiener U-Bahn. - Wien : GEWISTA-Werbeges. in Zsarbeit mit dem Magistrat d. Stadt Wien u. dem Verlag f. Jugend und VolkVolk [4]HAYDN, Florian/ TEMEL, Robert: Temporäre Räume- Konzepte zur Stadtnutzung [5]HORN, Alfred: 75 Jahre Wiener Stadtbahn. - Wien : Bohmann [6]KIPPENBERGER, Susanne: New Yorks grüner Laufsteg [7]OVERMEYER, Klaus. Hybride Räume [8]SIEBEL, Walter: Die Räume des Übergangs [9]STIMMER, Kurt: Neue Wiener Vorortelinie S45. - Wien : Verkehrsverbund Ost-Region http://www.promenade-plantee.org/ http://www.thehighline.org/about/faq http://de.wikipedia.org/wiki/High_Line www. www.the highline.org www.hierner.info 76 “Die Verborgene” Ayse Beyza Gurdogan, Architektur Büsra Köroglu, Architektur future.lab 2014 Die Verborgene Islamische Gebetsstätte in Wien Wie alles begann? Vor 50 Jahren war die erste Absicht der „Gastarbeiter“ sobald wie möglich wieder in die Heimat zurückzukehren. Jedoch „die Gastarbeiter“ ließen sich in Österreich nieder und schafften so ihre eigene „Heimat“ in einem fremden Land. Solidarität und Sehnsucht nach der eigener Kultur veranlasste sie nach einem „Versammlungsort“ mit einem komplexen Raumprogramm zu suchen. Dabei war der Gebetsraum Hauptfunktion von diesen Orten. Heute fragt man sich wie man die Moscheen in ein Wiener Gründerzeit Gebäude hätte integrieren können. Die Gastarbeiter wandern von ihrer Heimatr nach Wien Solidarität und Sehnsucht nach eigener Kultur macht Ihnen auf der Suche nach einem “Versammlungsort”. “Moschee” Seminarraum Gebetsraum Bibliothek Markt Kurse Imbiss Deshalb sind diese Moschee anders als “gewöhnliche” Gebeststätte, mit ihrem komplexen Raumprogramm und mit der Anpassung zu dem gefundenen Ort. 77 SOZIALE ASPEKTE: Der Islam ist in Österreich seit dem Jahr 1912 eine gesetzlich anerkannte Religionsgesellschaft und gilt als eine einzigartiger Ort für die muslimischen Einwanderer in Europa. Trotzdem gibt es immer noch eine Opposition, die den traditionellen architektonischen Elementen, wie Kuppel und Minaretten ungern akzeptieren. Bedingt durch diese gezwungenen Umstände sind die meisten Moscheen in Hinterhöfen oder Erdgeschossen versteckt. Somit ähneln sich diese Räume den primären Moscheen in der Frühzeit des Islams, was eigentlich als Positives Element betrachtet werden kann. Die Moscheen wurden damals Multifunktional als Ausbildungsort und Übernachtungsort für die Obdachlosen verwendet. Sie waren nicht nur Gebetsraum, sondern wurden auch als soziale Räume genutzt. Auch die heutigen Moscheen in säkularen Gesellschaften finden so ihre Verwendung. Die einzige Methode eine Moschee in Österreich einzurichten ist die, ein Verein zu gründen. Dadurch steigt die Anzahl der Vereine in der ganzen Stadt zu hoch an, weil jede kleine Gruppe ihren eigenen Verein und eigene Moschee eröffnen möchte. Diese kleinen Gruppen können langfristig nicht bestehen oder erleiden finanzielle Probleme. Sie müssen auf eigenen Beinen stehen und werden vom Staat nicht unterstützt. Die Vereine trennen sich nicht nur aufgrund ihrer Nationalität, sondern auch durch ihre unterschiedliche politische Meinungen und Konfessionen. Die unkontrollierbare Zunahme der Vereine schafft außerordentliche Hybridität. Man fragt sich wieso es keine zentrale Moschee gibt. ATIB / Keinergasse 18 , 1030 Wien Zusammenkunft der Kulturen / Shura Moschee / Lassallestrasse 2/8 , 1020 Wien Innen und Außen Perspektiven 278 “Die Verborgene” future.lab 2014 Das Zitat von J. W. Goethe[vgl. Ital.Reise, warten auf das Gebet und trinken ihren schwar1817] „Man sieht nur was man weiß!“ erk- zen Tee. So bekommt man als Fremder mit, lärt die Situation bezüglich der Sichtbarke- dass es hier um einen “Versammlungsort” geht. it der muslimischen Einrichtungen in Wien. Collage Innen und Außen auf einem Bild An einem Freitag waren wir als Besucher dort und fragten gleich nach der Geschichte dieser Hinterhofmoschee. Ahmet Zavlak lebt schon seit über 30 Jahren in Wien und war einer der Akteure bei der Aneignung der Hinterhöfe und deren Transformation zu einem religiösen Ort. Das Gebäude in der Pelzgasse 9 war in einem schlechten Zustand und wurde mit Hilfe von Freiwilligen und Spenden “gerettet” und zu einer Moschee umgebaut welche nun zum Identifikationsort dient. Somit verlieren sie ihre Öffentlichkeit und werden vereinnahmt, in Folge privatisiert. gas se gas Pelz Zink Gymnasium e traß ugürte se gas ken Neuba lags sch Gold se Hac l Löhrga sse gas Pelz Austro Pakistanisch Islamischer Kulturverein Masjid-e-Ibrahim se gas Zink s Gold UIKZ Union Islamischer Kulturzentren Merkez Camii e traß gs chla se Hac Hotel se gas ken Gleichzeitig erklärt sie auch die Unsichtbarkeit wie zum Beispiel die Moschee in der Pelzgasse. (Fallbeispiel in Booklet des Projektes für Hybride Räume Future Lab). Es ist für jemanden der kein Wissen über die Religionsausübung der Muslimen besitzt, von außen nicht erkennbar. Auch wenn ein Hinweis oder Zeichen zur Verfügung steht, ist es trotzdem nicht verständlich weil es meistens nicht in deutscher Sprache erscheint. Sowie das Zeichen Cami (türkisches Wort für Moschee) oder Name des Vereins UIKZ Union Islamische Kulturzentren( Avusturya Islam Kültür Merkezleri). Im extremsten Fall, wie beispielsweise das Zentrum in der „Pelzgasse 9“ „Merkez Camii“, ist von Außen nicht erkennbar, dass sich im Hinterhof des Gründerzeitliche Wiener Wohnhaus eine Moschee befindet. Für uns war es leicht, die Moschee beim ersten Besuch aufgrund der angebrachten grünen Farbe an der Fassade zu finden. Aus diesem Grund haben die Farbe gleich mit “Türbe Yesili” (Grüner Farbton wird als heilig für türkische Menschen angenommen) assoziiert. Der Islam in Wien wird nicht in gebauter Form sichtbar, sondern eher vom Aussehen der Benutzergruppe dieser Moscheen. Zum Beispiel am Freitag „Gebetszeit Pflicht für Männer“ sitzen viele Männer vor dem Quartier in der Pelzgasse aße erstr Felb Richtung nach Makka Westbahnhof ng ga Ein Fleisch hauer Verw altung che Kü Qibla Wand Unterges Gebetsr choss Män aum Imbiss ner Frauen Eingang von Studentenheim Gebetsstätte Eingang für Frauen Eingang von Verwaltung Gebetsstätte Eingang für Männer Gebetsr aum Schuhr Ein ga Mä ng für nner egal Ein ga Fra ng für uen Eingang von Imbiss Fallbeispiel PELZGASSE 79 TO BE CONTINUED: Künftig ist zu überlegen, ob nicht neue Formen architektonischer Gestaltung entwickelt werden könnten, die transparent und offen gestaltet und genutzt werden. Omar Khattab kuwaitischen Planer und Architekturprofessor drückt es richtig aus: ” Was macht eine Moschee zur Moschee?” Das ist ganz einfach: „Eine Wand, die exakt nach Mekka ausgerichtet ist?” Zusammengefasst soll es eine Bewegung und Willen auf beiden Seiten geben, um tatsächliche befriedigende Änderungen zu bewirken. Dabei muss die eine Seite ihre Vorurteile zu dem Unbekannten beseitigen und die andere Seite muss den Willen für eine Zusammenarbeit zeigen. Sobald die Moscheen in Keller und Hinterhöfe aufhören sich zu verstecken, wird die Gemeinde Wien, die übrigen Länder und der Bund A B C D E F G H I J K L M N gezwungen, diese Räume zu konfrontieren. Das wird der Anfang für produktiven Austausch und Kommunikation werden. Als ein Ansatz von einem Prozess von Sichtbarkeit den Muslimischen Einrichtungen in Wien haben wir eine Karte von Moscheen, die von der Islamischen Glaubensgemeinschaft registriert wurde, hergestellt. Auf dieser Karte kann man die Positionen von Moscheen ablesen und wie weit sie sich in der ganzen Stadt ausgebreitet haben. Anzumerken ist, je mehr der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in einem Bezirk ist, desto dichter sind die Moscheen. Für Fremde wurde eine Broschüre mit einer Fotodokumentation zur Verfügung gestellt um ihnen eine Vorstellung dieser Räumlichkeiten zu ermöglichen. ATIB ist interessiert, aus diesem Grund wird die Karte allen Vereinen im Oktober vorgestellt. Beyza Gurdogan, 0927823 Busra Koroglu, 0827250 O P R S T U Y Z 1 FLORIDSDORF 2 DÖBLING We ise lga sse nla ge 3 na An rdb ah ger ers tra No ße 4 5 Muslimische Einrichtungen mit Gebetsräume der Stadt Wien Donaufel derstraße Mekka esd Dr Dammstraße 6 ne raß rst gasse nheim e Pappe 7 e aß str ag llw 8 ße e sse lga aß str rth pe ge Os En tra yss Le He se dgas sse Stau tra les sal 9 Las rgür tra ingasse Rosenste 2 Rebhanngasse ass p-g -Kn an e ass ors be Tab am Ad eip ng tra rge e se sse ras sse rga ön Sch OTTAKRING Yb nst ße rte se tra sse ers ga ch rga us old op Ra Le sse Vo ALSERGRUND gas ster Marienga bss Venediger-Au-Park Wäh Hei 10 Adresse sse tel ringe 9|43 sti ba Se Stuwerstrasse Geblerg asse sse gerga Veronikagasse Speckbachergasse N18 ATIB Keinergasse 18 , 1030 Wien NEUBAU Strasse Thalia- ngasse Hutteng Czerninplatz Brunne asse Haberlg Hasners Hasnertrassse Strasse asse Bachgas str aß se Wendg asse se gas K22 Thaliast asse sse 1060 Mariahilf WIEDEN ssesse gstra gstra schla schla Gold Gold H18 Zentrum der Islamischen Kultur Imam Ali Mollardgasse 50 , 1060 Wien asse er-G lling rasse ga Islamische Vereins-Zentrum “Mazedonien”-Orta Camii Kohlgasse 2c, 1050 Wien hong Told Arbeitergasse 48 , 1050 Wien I18 UIKZ Union Islamischer Kulturzentren-Muradiye Camii Donaus Embelgasse 44, 1050 Wien Pout ha yn Sche ten dikt- Tau F20 Verein zur Unterstützung der Türken in Öst-Nizam-i Alem Camii sse ga na Dia Untere Reithofferpark Bene e trasse MARIAHILF Haberlg ee Un ter e Via asse se gas Told sse Ov ers asse ga Fruchtgasse ha yn 1050 Margareten msg ten asse Ada Tau Menzelg Menzel asse gasse du e ass ng rni Cze Lichtenauerg ße 15 ktg ass e Strasse tra 14 N14 Moslemische Hilfsorganisation-Tuna Moschee Adamsgasse 9, 1030 Wien Thalia- e 1100 Favoriten Ada sse gstra 16 schla ms Gold se kgas Zinc asse Pelzg se gas K19 Anatolische Hilfsorganisation Gudrunstrasse 115 , 1100 Wien J20 ATIB asse Löhrg Hardtmuthgasse 54 , 1100 Wien -Gasse Felbe Gudrunstrasse 140-142 , 1100 Wien asse Emb elga gasse Körber se sse sse Toßga erga Domin nbru Schö Denglergass rgas Baum aye gass dm Mollardgasse e asse sing Prey e Bran I25 Islamischer Kulturverein der Türkischen Arbeiter-Hamidiye Moschee Ettenreichgasse 38 , 1100 Wien I22 hgas nbac Diefe Quellenstrasse 61 , 1100 Wien Gudrunstrasse Sonnleithnergasse aga Götzgasse sse sse FAVORITEN ger rin Ha se sse e lga ass tstr up Koh illg sse busga Colum sse Meidlinger Hauptstrasse 1120 Meidling e ass nfe ne lga se gasse ega l Löw ldg Koh igas Buchen sse Kar G17 run nb be F18 ATIB-Merkez Camii asse e Laxen rgasse Hause Buchen ckerg se asse se asse er Stras uthgas burg sburgg Hardtm Siccard gas se per gen sse gasse Hardt asse Rauchgasse 44 , 1120 Wien busga sse Fünfhaus Jugend Sport und Kulturverein-Bilal-i Habesi Moschee Niederhofstrasse 9/3 , 1120 Wien F23 Verein zur Förderung der Islamischen Kultur in Österreich-Tewhid M. Colum Troststr aße D22 ATIB 12 E20 muthg 24 Leimä rin nne iga uns gel Bra se An Schönbrunner Straße 177 , 1120 Wien nstrass se Zur lstras sse nstra Eiche 62-Dörfelstrasse Quelle fers tras Spi Dörfe 23 dor Murlingengasse 61 , 1120 Wien E22 Warga Pengajian Wina Austria-Masjid As-Salam Trosts reich Etten Antonspark Antonsplatz 25 gasse traße H16 UIKZ Union Islamischer Kulturzentren-Merkez Camii Pelzgasse 9 , 1150 Wien D18 C19 Bangalesh Islamic Center-Baitul Mukarram Schweglerstraße 17, 1150 Wien E18 Minhay Ul Quran Zentrum To¨ßgasse 4, 1150 Wien 1160 Ottakring F13 ATIB 1160 Wien-Ulu Camii Bachgasse 26-28 , 1160 Wien D12 UIKZ Union Islamischer Kulturzentren-Fatih Camii Speckbachergasse 5/4 , 1160 Wien G14 Verein Albanischer Muslime in Wien Menzelgasse 15 , 1160 Wien D15 Vereinigung zur Integration und Solidarität der Muslime in Wien Wendgasse 5/3 , 1160 Wien C14 Wiener Integrationsverein für Religion, Kultur, Wissenschaft-Ebubekir Camii Haberlgasse 21, 1160 Wien C11 Verein für Macedonische Moslems-Tevbe Camii Habichergasse 6, 1160 Wien D14 El-Mehdi Mescidi Hasnerstaße 137, 1160 Wien 1170 Hernals Mariengasse 8 , 1170 Wien 1200 Brigittenau J6 ATIB 1200 Wien Dammstrasse 37/2 , 1200 Wien K8 Bangladeschische Islamische Kulturverein-Masjidul Falah Engerthstrasse 79 , 1200 Wien L6 Kulturell Caritative Union der Mosleme Dresdnerstraße 51 , 1200 Wien UIKZ Union Islamischer Kulturzentren-Veysel Karani Camii Leystrasse 126 , 1200 Wien J10 ATF Verein Türkische Kultur und Sportsgemeinschaft in Öst.-Merkez C. Yozgat Şaraykent ve Çevresi Yardımlaşma ve Dayanışma Derneği-Zafer Camii Hofbauergasse 3/1-3 , 1120 Wien Rauschestraße 13a, 1200 Wien Sie Angelig Inz ers gasse ngen Murli 1110 Simmering Grillgasse 33/1/3 , 1110 Wien gasse fatt Rauchgasse Toldgasse 7, 1150 Wien Fath Moschee Preysinggasse 34, 1150 Wien UIKZ Union Islamischer Kulturzentren-Yeni Camii Staudgasse 60 , 1180 Wien M21 Muslimischer Arbeiter Union in Wien-Eyüp Sultan Camii Quellen Mal 22 Diefenbachgasse 12/12 , 1150 Wien B14 Ibn Taimia Islamisches Zentrum-Ibn Taimia Moschee 1180 Währing H21 me e ass Gr Götzgasse 6,67,0 Quellenplatz G15 Mazedonisch-Islamischer Kultur- und Solzialverein -Al Nur Goldschlagstrasse 36 , 1150 Wien E19 Pakistanisch Islamischer Kulturverein Masjid-E-Bilal Götzgasse 11, 1100 Wien Ilim Kültür ve Sanat Derneği-Yunus Emre Camii Neilreichgasse 18, 1100 Wien Sim e ass ldg nfe ne run nb be Sie D20 Jugendföderation Österreich Rauchfangkehrergasse 36/7 , 1150 Wien E19 Österreichischer Türksicher Islamischer Sofikulturverein Diefenbachgasse 10/7/1 , 1150 Wien Islamisches Zentrum Noor L20 Islamisches Forum der österreichischen Muslime-Bait Ul-Muhtadin M. G9 Währingergürtel 57 , 1180 Wien Neilreichgas MEIDLING 21 Malfattigasse 18, 1120 Wien 1130 Hietzing N16 1210 Floridsdorf ATIB 1210 Wien Rappgasse 7 , 1210 Wien N3 Islamische Kulturvereinigung-Masjid Al-Madina Weisselgasse 28 , 1210 Wien O7 Islamisches Zentrum Wien Am Bruckhafen 3A, 1210 Wien 1220 Donaustadt *“Die Verborgene Moschee Zur Sichtbarkeit müslimischer Gebetsräume in Wien”, Joseph Peter Schuller Tectum Verlag, 2013 *Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich, IGGIÖ N5 Multikultureller Verein der Migranten in Donaustadt Donaufelderstrasse 229 , 1220 Wien 1230 Liesing Moslemische Emigranten in Liesing Breitenfurterstrasse 314 , 1230 Wien Muslimische Hilfsorganisation in Wien Adamsgasse 99/4-6 , 1130 Wien * Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich IGGIÖ *Die Verborgene Moschee- Josef Peter Schuller 80 Referenzen: D17 J24 Islamischer Kulturverein der Türkischen Arbeiter-Hamidiye Genclik T. Columbusgasse 102, 1100 Wien Laxenburgerstrasse se ann lgas Joh asse iterg Arbe sse ergerga Bendlga Albertsb se rgas sse rerga gkeh hfan Rauc Dieh Niederhofstr asse Holle 20 Löhrgasse 3/1 , 1150 Wien D20 H12 Islamische Jugendorganisation in WienSultan Ahmed Camii L25 Türkisch Islamischer Kultur- und Erziehungsverein-Nizam-i Alem Ocagi Veronikagasse 26 , 1170 Wien Antonsplatz 16 , 1100 Wien D10 UIKZ Union Islamischer KulturzentrenOsmanli Camii M23 UIKZ Union Islamischer Kulturzentren-Süleymaniye Camii Gudrunstrasse se G23 Glaubensgemeinschaft Macedonien Inzersdorferstrasse 115 , 1100 Wien Islamisches Zentrum Buchengasse 44 , 1100 Wien Siccardsburggasse sse f erho Kau rstra egle Schw 19 sse ikanerg se stras nner 18 I23 Dalia Verein - BBIK K19 Forum österreichischer Muslime-Moschee Bait-ul-Muhtadin Kein hga sse Kelc anasti Scharff Seb MARGARETEN tel rstras Sonnleithnergasse 20 , 1100 Wien Gür Anton- Cervantesgasse rgasse Hofbaue se e e se ße Stra Stras rfer rfer eldo eldo Hütt Hütt rfer zdo gass Reindlgasse sing Prey Gründorfgass asse sse kerg kerga Plun Plun den Meiselstrasse Gau Meiselstrasse 17 F15 Austro Pakistanisch Islamischer Kulturverein-Masjid-e-Ibrahim Islamisches Kulturzentrum-Azizye Moschee Plunkergasse 14/11 , 1150 Wien Leopoldgasse 10, 1020 Wien r-Gasse sse rstraß 1150 Rudolfsheim-Fünfhaus Lassallestrasse 2/8 , 1020 Wien 1030 Landstraße h-Kaise Bachga Hasne C17 Islamische Föderation in Wien Rauchfangkehrergasse 36/10 , 1150 Wien K10 Freunde des Sandschaks-Mesdzid El-Imam ees B17 UIKZ Union Islamischer Kulturzentren - Bayezid Camii Reindlgasse 29 , 1140 Wien Springergasse 1 , 1020 Wien M9 Zusammenkunft der Kulturen-Shura Moschee Friedric se PENZING Ov ers 5-Mühlfeld gasse Thelemengasse Strasse Blumberggas 13 K14 N10 K12 UIKZ Union Islamischer Kulturzentren-Imam-i Azam Moschee Haus Al-Arkam Lichtenauergasse 4/1/10 , 1020 Wien Multikulturelle und Caritative Vereinigung-Mescid-i Kuba Moschee Sebastian Kneipgasse 11-13 , 1020 Wien Sprin Ottakringer Strasse Ottakringer Kultur und Solidaritätsverein Türkischer Arbeiter in Österreich Sebastian-Kelchgasse 9 , 1140 Wien N10 JOSEFSTADT 12 1140 Penzig Taborstrasse 108/3 , 1020 Wien L10 ATF Österreichisch-Türkischer Jugendverein-Ahmet Yesevi Camii Freunde des Sandschaks Adambergergasse 12/5 , 1020 Wien Tauberga sse rgasse Habiche 11 1020 Leopoldstadt danke an Pelzgasse 9... Bianca Kornatowski, Raumplanung und Raumordnung Yao Wagner, Naturschutz und Biodiversitätsmanagement „Seestadt Stadt des Werdens“ future.lab 2014 Seestadt - Stadt des Werdens Die Erkundung eines hybriden Stadttypus Baustellen nehmen eine besondere Stellung in der Stadt ein. Sie sind einkalkulierte hybride Räume. Eine vorprogrammierte Zwischennutzung. Eine Nutzung abseits der Stadt. Baustellen gehören zu einer Stadt, zählen aber nicht wirklich dazu. Sie prägen eine Stadt, sie bauen eine Stadt, sind aber keine Stadt. Tatsächlich? 81 „Because cities have the potential to make us more complex human beings. A city is a place where people can learn to live with strangers, to enter into the experiences and interests of unfamiliar lives. Sameness stultifies the mind; diversity stimulates and expands it.“ - Richard Sennett „Das ist eine Stadt in der Stadt.”-Gina „Die Baustelle verkörpert Dynamik, Prozess und ständige Veränderung – sie ist erwartungsvoller Schwebezustand, das Versprechen auf das Neue und ein Ort des Übergangs im sonst regulierten Stadtalltag.“ Unter anderem mit diesen Worten beschreibt Marie Antoinette Glaser im Buch „Baustelle – Metamorphosen der Stadt“ die Baustelle. Hier Seestadt Aspern 82 suggeriert die Baustelle immer einen nächsten Schritt, den Schritt ins Fertige. Sie verspricht Wachstum, Wohlstand und Machbarkeit mit Hilfe des strategischen und durchdachten Einsatzes von Material und Menschen. Sie gibt ein Versprechen, dass allerdings erst in der Zukunft gehalten wird. Offenbar vollzieht sich erst in der Zukunft „das Neue“, es kommt erst und ist aber noch nicht da. Diese Aussagen scheinen sehr unvollständig. Durch die ausdrückliche Betonung der Zukunft wird die Gegenwart ausgeschlossen. Für uns stellt sich hier die Frage, woher dieser Gedanke kommt, dass eine Baustelle für die Zeit ihrer Dauer aus dem Stadtbild ausgeblendet wird und erst anfängt zu zählen, wenn das gebaute Vorhaben fertig gestellt ist. Darüber hinaus beschreibt Glaser die stetige Faszination, die von einer Baustelle ausgeht. „Seestadt Stadt des Werdens“ Der Sichtschutz des Bauzaunes weckt unsere Neugier, ein scheuer Blick erhascht das Geschehen dahinter. Doch vieles bleibt uns verborgen, denn die Baustelle ist ein komplexes System, in dem eine Vielzahl von Abläufen ineinander greift und nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist. Gerade diese Verborgenheit macht die Baustelle für uns so interessant, Glaser spricht sogar von der „Erotik der Baustelle“, die Verhüllungen des Baugeschehens und das Spiel des Zeigens und Verbergens verführen uns und geben „dem alltäglichen Voyeurismus der Stadtmenschen Nahrung.“ Die Seestadt geht mit dieser Faszination allerdings anders um; sie nährt sie nicht durch das Verborgene, sondern durch das Offen dargelegte. In der Seestadt gibt es keinen Sichtschutz, der die gesamte Baustelle von Blicken abschirmt, sie lässt sich ohne Umstände betreten und beobachten, ein Holzsteg und Sitzgelegenheiten laden offensiv zur Beobachtung der Geschehnisse auf der Baustelle ein. Die Faszination wird dadurch nicht geschmälert, sondern kann in einem neuen Format ausgelebt werden. Grundsätzlich ist die Baustelle per se ein Ort, an dem etwas errichtet, umgebaut oder abgerissen wird und enthält Flächen, die für das Bauwerk selbst und für Baustelleneinrichtungen gebraucht werden. Diese werden speziell für die Dauer der Baustelle errichtet und werden nach Fertigstellung an einem anderen Ort verwendet. Eine Baustelle beinhaltet also immer den Faktor der Zeit. Die Zeit steht für das Prozesshafte und Temporäre einer Baustelle und machen ihre Stellung als Raum des Übergangs deutlich. Auf solche Übergangsräume geht Walter Siebel in seinem Beitrag „Räume des Übergangs“ zum Werkstattbericht „Wissensplattform Stadtentwicklung“ näher ein. Bei diesen Räumen, die Burgess als „Zones of Transition“ bezeichnet, handelt es sich um future.lab 2014 sogenannte „City-Erwartungs-Gebiete“, weil hier eine gewisse Erwartung an den Raum vorherrscht, der beispielsweise Eigentümer Investitionen tätigen lässt in der Annahme, dass sich ein zentraler Geschäftbezirk ausdehnen wird. In seinem Zonenmodell sind solche Räume heruntergewirtschaftete Gebiete, die viel leeren Raum bieten, „um all das zu beherbergen, was in den geordneten Räumen der Stadt keinen Platz findet“, wie Walter Siebel ihn zitiert. Räume mit schwachen sozialen Kontrollen. Siebel sieht in diesen Räumen mehr als das, die vermeintlichen Defizite sind Chancen und die Räume selber Möglichkeitsräume. In unserer Interpretation lässt sich dieser Begriff des Raumes des Übergangs noch um einen Faktor breiter auslegen. Der Übergang besteht nicht alleine im Unterschied zu anderen Zonen in puncto sozialem Status, Dichte und Nutzung. Der Übergang ist auch ein zeitlicher. Innerhalb des Raumes selbst vollzieht sich ein Übergang zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Es gibt viele Lesarten und Interpretationsmöglichkeiten einer Stadt und selbiges gilt auch für die Baustellen, die diese Stadt formen. Sie lässt sich als einen nichtwertigen Teil der Stadt lesen, eine Baustelle, die lediglich ein Versprechen gibt und den Blick auf die Zukunft lenkt. Für uns stellt sie einen eigenen, hybriden Stadttypus dar. Einen Ort, in dem vieles in der Schwebe ist und noch mehr greifbar. Eine Stadt des Werdens, die das Werden erlebbar macht. 83 „Es passiert tatsächlich schon sehr lichen. Wir machen uns daher auf die Suche nach dem was in diesem hybriden Zwischenviel.“ - Wencke Der zeitliche Übergang manifestiert sich auf einer Baustelle besonders deutlich. Oftmals sind die vorherigen Strukturen noch vorhanden und verschwinden nur stückchenweise. In der Seestadt wird dies durch die zahlreichen Blumenwiesen und Felder deutlich. Auch im Flugfeld, das in seiner Geschichte Höhen und Tiefen und unterschiedliche Nutzungen durchlief, spiegelt sich die Vergangenheit wieder. Ende der 50er-Jahre war der Flughafen beispielsweise Austargungsort des Preises von Wien und die Rollbahn wurde zur Autorennstrecke umfunktioniert. Momente in denen der Wind durch die Weizenfelder weht erinnern an die ländliche Charakteristik des Ortes. Gleichzeitig bilden sich die neuen heraus, sind aber noch nicht eindeutig erkennbar. Ein halber See, kahle Rohbauten, Kräne, halbverputzte Wände. Ursprüngliche Strukturen weichen Neuen und bilden einen undefinierten Übergangsraum, der für uns kein Ort des Unmöglichen ist, sondern ganz im Gegenteil, des Mög- Mohn 84 raum vor sich geht und stoßen auf ein breites Spektrum dessen, was zwischen den alten und neuen Strukturen wirklich passieren kann. Das sonst hinter einer Vielzahl von Bauzäunen verborgene Geschehen auf der Baustelle wird in der Seestadt durchaus offen gehandhabt. Wie lassen sich diese Vorgänge sichtbar machen? Wie fängt man diesen „Zwischenzustand“ ein? Ein Zeitdokument in Form eines Videos macht die Prozesse und Strukturen, die sich dort bereits entwickeln greifbarer. Es widmet sich hauptsächlich den Menschen, die wir dort angetroffen haben und die den jetzigen Raum tatsächlich formen und leben. Auf dieser Baustelle der Seestadt Aspern wächst ein Stadtteil heran, der in Zukunft 20.000 Bewohner beherbergen soll. Die Ersten ziehen im Oktober 2014 in ihr neues Heim. Mit rund 240 Hektar Fläche gehört die Seestadt zu den größten Stadtentwicklungsgebieten Europas. Mit Slogans wie Intelligente Stadt von Morgen oder Smarte Baustelle wirbt das Stadtteilmanagement Aspern für das Projekt und er- „Seestadt Stadt des Werdens“ Gina Toni zielt damit eine enorm hohe mediale Präsenz der Großbaustelle. Angesprochen fühlen soll sich eine große Anzahl an Menschen, von zukünftigen BewohnerInnen, AnrainerInnen bis hin zu BaustellenarbeiterInnen. Dadurch werden die Hoffnungen auf das künftige Ergebnis besonders hoch geschraubt. Bereits jetzt wird die Baustelle inszeniert, zahlreiche Kultur- und Freizeitangebote werden organisiert. Events, die zum Teil vom Stadtteilmanagement organisiert werden, zum Teil aber auch von externen Organisationen oder Vereinen, die die weiten offenen Flächen der Baustelle mit all ihren Eigenschaften für sich als Ressource nutzen. Die Baustelle bietet mit ihrem Raumangebot und ihrer Rohheit Platz für gewisse Projekte, die genau diese Art von Raum brauchen und die aktuell vorgefundene Situation ausnutzen. Das Curious Circus Collective probt in der Fabrik Publik für ihren nächsten Auftritt, Nachbarn treffen sich mit zukünftigen BewohnerInnen und lokalen AkteurInnen zum Nachbarschaftstag, die mobile Jugendarbeit SEA (Stadlau-Essling-Aspern) veranstaltet ein Open Stage Hip Hop Festival und es findet ein Kranballett statt; Nutzungen die über eine Baustelle hinausgehen sind hier möglich. Auch so ist dieser Ort weit mehr als nur eine Baustelle, wie wir be- Kantine Seestadt Amer future.lab 2014 Isuf reits bei unserem ersten Besuch feststellten. Sitzt man in der U2 in Richtung Aspern Seestadt, so erwartet einen schon bei der Einfahrt ein Dschungel aus Baukränen. Auf den ersten Blick wirkt die Seestadt wie eine kleine Insel. Wie ein Dorf liegt sie friedlich inmitten Feldern und Wiesen, ein fast unwirklicher Anblick. Doch verlässt man die U-Bahn so holt einen der tösende Lärm schnell wieder zurück in die Realität. Als erstes führt einen der Weg über die Landebahn des ehemaligen Flugplatzes direkt in die Kantine. Hier herrscht Leben, die Mittagspause hat angefangen. Wir treffen Gina, die Frau, die sieben Tage die Woche in der Seestadt verbringt. Sie leitet die Kantine, die weit mehr ist als nur ein Aufenthaltsraum für hungrige Bauarbeiter. Alle Probleme, Geschichten und Schicksale der Arbeiter kommen ihr hier zu Ohren. Zusätzlich findet hier am Donnerstag nach Feierabend der Karaoke Abend statt, zu dem sie uns herzlich einlädt. Auf einer Baustelle muss man immer mit Unerwartetem rechnen und darauf reagieren können, wie uns der Bauleiter Gernot in einem späteren Interview erzählt und so nehmen wir das Angebot wahr. Räume lassen sich nur verstehen, indem man sie aktiv lebt; für diese Raumerlebnisse muss man etwas wagen. Unser Zugang ist generell ein sehr intuitiver und spontaner, nichts scheint uns passender, als vorhandene soziale Strukturen nachempfinden und beschreiben zu können. Der Karaoke-Abend erzählt seine eigene Geschichte und die Stimmung ist schon fast familiär. Eine starke Gemeinschaft hat sich heraus 85 Lisa Wencke gebildet, die sich sehr regelmäßig trifft, man kennt sich, man schätzt sich und man stößt mit dem ein oder anderen selbstgebrannten Schnaps an. Die Arbeiter kommen gerne her, erzählt uns Isuf (Facharbeiter) bei einem Interview. Nach einem langen Arbeitstag ist es häufig die einzige Freizeit die sie haben, bevor es am nächsten morgen wieder los geht. Fast haben wir vergessen dass wir auf einer Baustelle sind. Bei unserem nächsten Besuch ein paar Tage später lernen wir Amer kennen. Er ist Facharbeiter, sei aber grade auf dem Weg zur Abend schule, damit er zukünftig auch als Bauleiter arbeiten kann. Die Frage ob er sich vorstellen könnte hier später mal zu wohnen verneint er sofort. Viel zu weit weg von der Stadt sei es, und auch baulich nicht nach seinem Geschmack. Insgesamt bekommen wir bei unseren Gesprächen und Interviews den Eindruck, die Arbeiter arbeiten gerne hier, die Bedingungen sind gut. Aber wohnen würde hier in Zukunft so gut wie keiner wollen. Während unserer zahlreichen Besuche in der Seestadt kommen uns des Öfteren TouristInnengruppen entgegen. Kein Wunder, bei dem Ambiente: rundum die Baustelle blühen Mohnblumen, der Korn auf den Feldern weht anmutig im Wind. Am Rande liegt der 5 ha große See, er soll später die Mitte der Seestadt bilden. Sonntags ist besonders viel los, erzählt uns Wencke Hertsch vom Stadtteilmanagement Seestadt Aspern. Neugierige AnreinerInnen werfen einen Blick auf ihre neue Nachbar 86 Baki Gernot schaft, Familien machen ein Picknick am See und Schulklassen laufen in geführten Gruppen mit Warnweste und Helm über das Gelände. Vor allem aber sind es die Zukünftigen Bewohner der Seestadt. Sie sollen die „Pioniere“ sein, wie auf der Webseite der Seestadt aufgefordert wird. Sie kommen um den baulichen Fortschritt ihres Eigenheimes zu bestaunen, denn die Erwartungen sind groß. Doch sind sie die wahren „Pioniere“ dieses Raumes? Wer oder was sind Pioniere? Pi|o|nier [m.] 1 für technische Aufgaben (Brückenbau, Sprengungen) ausgebildeter Soldat 2 [übertr.] Bahnbrecher, Wegbereiter 3 [früher] Mitglied einer Kinderorganisation der DDR [<frz. pionnier (formal angelehnt an pion ”Bauer im Schachspiel“) <altfrz. peon ”Fußsoldat“, <lat. pedes, Gen. peditis, ”Fußgänger, Fußsoldat“, zu pes, Gen. pedis, ”Fuß“] Pi|o|nier|geist [m. -(e)s; nur Sg.] Bereitschaft, Fähigkeit zu Pionierleistungen; P. besitzen; P. entwickeln Pi|o|nier|leis|tung [f.] bahnbrechende Leistung auf einem bestimmten Gebiet; eine wissenschaftliche P. Pi|o|nier|pflan|ze [f.; Bot.] robuste Pflanze, die als erste Flächen besiedelt, die noch keine Vegetation aufweisen Ein Pionier ist also etwas Neues, etwas Erstes, ein Wegbereiter für alles, was nach ihm kommt. Raumpioniere sind demnach die Ersten die „Seestadt Stadt des Werdens“ sich einen bestimmten Raum oder Fläche aneignen oder besiedeln. Besonders bestechend is hier die Anwesenheit des Mohns, der tatsächlich die Leistung einer Pionierpflanze erbringt, da es sich bei ihm um einen typischen Erstbesiedler von freien Flächen und Brachen handelt. Während besonders hoch spezialisierte Ackerkräuter wie die Kornrade heute fast ausgestorben sind, hat der Klatschmohn auf Ausweichflächen überlebt. Seine winzigen Samen werden vom Wind verbreitet, so dass sich immer wieder rasch freie Flächen besiedeln lassen. Der Mohn steht sinnbildlich für die Vorgänge, die in der ehemaligen Brache vor sich gehen und erklärt auf sehr subtile Weise, dass er vorhat zu bleiben. Und das gilt ebenfalls für alles um ihn herum, alle Beobachtungen, die wir machen konnten, alles was bereits besteht. Bei unseren Besuchen haben wir viele Eindrücke dieser werdenden Stadt gesammelt. Die Baustelle ist mehr als nur ein Prozess, der irgendwann zu Ende geht und dann „fertig“ ist. Sie ist mehr als die Inszenierungen und Renderings, die einem gezeigt werden. Der Raum ist bereits jetzt geprägt von sozialen Strukturen, die man dort nicht erwartet hätte. Diese kreieren die wahren „Raumpioniere“, von denen wir einige kennenlernten. Diejenigen, die die Seestadt zu ihrer eigenen machen, und zu dem Ort der sie jetzt bereits ist. Sie befindet sich in einem ständigen Wandel und bietet Platz für ganz konkrete Nutzungen, die sie zu einem gelebten Raum machen und nicht nur einem bloßen Ort des Bauens und Machens, der irgendwann einem „fertigen“ und „hochwertigeren“ Gebauten geweicht. De Certau beschreibt den Übergang von Ort zu Raum wie folgt: „Places become spaces by appropriation and concrete uses.“ - Michel de Certau Wie wir in der Seestadt feststellen konnten, stellen sich bereits jetzt solche Raumaneig- future.lab 2014 nungsprozesse ein. Die Menschen gestalten sich ihre Räume und erleben ihn wie sie wollen. Diese Möglichkeit und diese Einstellungen wünsch wir der zukünftigen Seestadt. „Schön, dass eigentlich vorher etwas geschaffen wird, was hoffentlich nachher auch noch da ist.“ -Lisa Was Lisa, mit der wir in der Seestadt ein Interview geführt haben, hier formuliert, beschreibt treffend die Frage die wir uns während unseren Besuchen in der Seestadt des Öfteren gestellt haben. Sie stellt die Frage nach der Zukunft, ohne den Blick auf die Gegenwart zu verlieren. Aus dem Verständnis, dass sich Städte und auch Baustellen in einem ständigen Wandel befinden, entsteht die Frage nach der Stadtplanung, die mit dieser permanenten Veränderung umgehen kann. Braucht die Stadt des Werdens einen Punkt, an dem sie fertig ist? Sind Baustellen nur deshalb so faszinierend weil wir wissen, dass der Lärm irgendwann aufhört, die Bauzäune verschwinden und etwas Neues ihren Platz einnimmt? In unseren Augen gibt es in der Seestadt bereits viele Strukturen, die ihrer Erhaltung wert sind. Lisa gehört einem Zirkuskollektiv an, das in der Seestadt einen Platz zum Trainieren gefunden hat, ohne Unkosten. Als Dank gibt es eine Vorführung. Solche Vereinbarungen lassen sich im Stadtgefüge sonst schwer finden, ein offener Deal, Gesten der Dankbarkeit und des gegenseitigen Verständnisses. Hier bauen sich solche Nutzungen auf und haben ein Recht darauf in zukünftige Stadtentwicklungen miteinbezogen zu werden. Mit dem Karaokeabend sind wir Zeugen eines bereits bestehenden gemeinschaftlichen Gefüges geworden, Schicksale offenbaren sich 87 und man amüsiert sich zusammen. Strukturen wie diese lassen sich schwer einfach einfügen und auf einen anderen Ort übertragen, aber wenn sie bereits bestehen und spürbar sind, kann man sie auch nicht ignorieren. Die Seestadt wird wachsen, Schritt für Schritt und es wäre schade um so viel vorhandene Energie. Laut Lefebrve sind Architekten und Planer keine Magier, soziale Beziehungen lassen sich nicht aus dem Nichts entwickeln und planen. Orte, die solche Entwicklungen fördern sind von hohem Wert. Martin Zisterer zitiert Karl Scheffler aus seinem Buch „Berlin, ein Stadtschicksal“, der die Aussage über Berlin trifft, es sei „verdammt (...) immerfort zu werden und niemals zu sein.“ und formuliert die Forderung diesen Umstand nicht als Verdammnis, sondern als Aufgabe zu sehen und dies auf die Architektur zu übertragen. Uns geht es hierbei weniger um die Architektur sondern um die Planung und um ihre Aufgabe vorhandene Strukturen und Dynamiken beizubehalten und nicht aus dem Kontext zu reißen, sobald die Bauwerke stehen. Das Ziel ist nicht, etwas nicht fertig zu bauen, sondern die Weichen so zu legen, damit auch in der Zukunft Möglichkeiten geschaffen werden, in denen die Dinge ihren Lauf nehmen können und eigendynamische Entwicklungen ihren Raum finden. Wir hoffen, dass sich der für uns vollwertige und sehr spannende Hybrid der werdenden Stadt den Charakter einer robusten Pionierpflanze beibehält, wie der Mohn, der sich den Raum zu seinem Eigen macht. 88 89 90 „Hybride Räume“ future.lab 2014 Technische Universität Wien Department für Raumplanung Örtliche Raumplanung raum ifoer 91 16. April 2012 19.30 Uhr