Große Klasse

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Große Klasse
PROFI FAHRBERICHTDeutz-Fahr Agrotron 210:
Große Klasse...
Ä
ußerlich unterscheidet sich der neue
große Agrotron von seinen Vorgängern auf
den ersten Blick: Denn der Schlepper präsentiert sich mit der neu gestalteten Motorhaube, wie sie vom stufenlosen TTV bekannt
ist. Und dieses neue Hauben-Design wird
wohl in Zukunft alle Agrotron-Modelle zieren.
Unter der Haube verrichtet nach wie vor der
Deutz-Motor BF 6M 1013FC mit sechs Zylindern und 7,2 l Hubraum seinen Dienst. Mit
Turbolader, Ladeluftkühlung und entsprechenden Anpassungen erfüllt er jetzt aber
die neue Abgasnorm der Stufe 2. Außerdem
wurde die Modellpalette mit dem 210er
nach unten erweitert und umfasst
jetzt drei Typen:
...nennt Deutz-Fahr die neuen Agrotron-Traktoren 210, 235 und
265 mit bis zu 192 kW/262 PS. Wir wollten wissen, was sich im
Vergleich zu den Vorgängermodellen geändert hat und haben
vor der Agritechnica schon mal einen neuen Agrotron 210 unter
die Lupe genommen. Hier unser erster Eindruck vom Kleinsten
der großen Klasse.
Typ
Agrotron 210
Agrotron 235
Agrotron 265
nach ECE-R 24
Nennleistung max. Leistung
145 kW/198 PS 155 kW/211 PS
170 kW/231 PS 174 kW/236 PS
184 kW/250 PS 192 kW/262 PS
Obwohl die Überleistung der Schlepper nicht
berauschend groß ist, möchten wir DeutzFahr bei der Leistungsangabe als eine positives Beispiel hervorheben: Denn die Angaben nach ECE-R 24 (mit Kühler und Lüfter)
sind fairer als die ISO-Werte am „nackten“
Motor.
Das informative Armaturenbrett wird Agrotron-Fahrern bekannt vorkommen. Nicht gefallen hat uns
der Wendeschalthebel, der nicht im Wechsel mit
den Drucktasten rechts bedient werden kann.
Nicht nur von außen wird man an den stu fenlosen TTV erinnert. Auch wenn man die
Kabine besteigt, fällt einem als erstes
die Bedienarmlehne „PowerComS“
ins Auge, auf der zahlreiche Bedienknöpfe zu finden sind. Fangen
wir mit dem Getriebe an...
Die Schaltbox ZF 7300 bietet sechs
Gänge, vier Lastschaltstufen, eine lastschaltbare Wendeschaltung sowie serienmäßig ein Kriechgetriebe (ab
Die neue „große Klasse“ von
Deutz-Fahr beginnt mit dem
Agrotron 210 (145 kW/198 PS) und
hat das vom stufenlosen
TTV bereits bekannte
Design. Fotos:
Tovornik,
Wilmer
profi
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Sie haben Visionen.
Unter der Haube arbeitet der Deutz-Sechszylinder mit 7,2 l Hubraum, Turbo und Ladeluftkühler.
Die Kühler sind unter der „Nase“ gut zugänglich.
und Drehzahl automatisch rauf und runter.
Das Schöne daran: In zwei verschiedenen
Programmen kann man festlegen, welche
Stufen die Automatik schalten soll (z.B. nur
L bis H oder nur H und S).
Unglücklich finden wir zwar nach wie vor
die unlogische Bezeichnung der Lastschaltstufen mit L, M, H und S, aber der Praxistauglichkeit der Automatikfunktion tut
das keinen Abbruch. So schaltet der Schlepper z.B. auf dem Acker nicht in die schnellste Stufe, wenn es mal etwas leichter geht,
und man vermeidet am Vorgewende unnötiges Hin- und Herschalten der Lastschaltung.
Zweiter dicker Pluspunkt: Auch das Drehzahlband, bei dem rauf- bzw. runtergeschaltet werden soll, wird mit einem einfachen Drehregler eingestellt. Hinzu kommt
eine automatische Anpassung der Lastschaltstufen beim Gangwechsel, wenn die
Automatik aktiviert ist.
Weniger Lob können wir der Wendeschaltung zollen: Zwar kann man sie – wie schon
beim TTV – sowohl mit dem Hebel links
Neu ist die Bedienarmlehne „PowerComS“:
Bis auf die Zapfwelle
(außer per ComforTip)
und die Tiefeneinstellung des Hubwerks
können hier die wichtigsten Funktionen
bedient werden. Unter
der Armlehne finden
sich die Einstellknöpfe
für die neue Getriebeautomatik und die der
Hydraulikventile.
450 m/h). Das ergibt insgesamt 40/40 Gänge. Die Übersetzung ist so ausgelegt, dass
man 40 km/h bereits mit nur 1 800 Touren
fahren kann. Auf Wunsch ist aber auch die
50-km/h-Variante (je nach Bereifung bei
rund 2 200 Touren) lieferbar.
Sehr gut gefallen haben uns bei einer Pro befahrt die neuen Automatikfunktionen.
Denn mit dem neuen APS (Automatic-Powershift-System) schaltet das Getriebe die
Lastschaltstufen abhängig von Belastung
unterm Lenkrand als auch mit den Drucktasten auf dem rechten Bedienhebel schalten. Das führt bei der Arbeit jedoch oft zu
Verwirrung, da der Hebel links unter dem
Lenkrad in „Neutral“ stehen muss, wenn
man rechts mit den Drucktasten die Fahrtrichtung ändern will. Und wo wir gerade bei
der Kritik sind:
Auch die Schaltung der Zapfwelle mit zwei
Köpfen auf der Konsole halten wir für wenig praxisnah. Gott sei Dank gibt es aber eine gute Automatikschaltung zusammen mit
dem Hubwerk. Auf der Positivliste steht
außerdem, dass die großen Agrotron jetzt
serienmäßig zwei Zapfwellendrehzahlen
(540E und 1 000) haben. Deren Normdrehzahlen werden bei 1 600 Touren (540 E) bzw.
2 000 Motorumdrehungen (1 000er Zapfwelle) erreicht.
profi
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PROFI FAHRBERICHTSowohl die Vorder- als auch die Hinterachse der großen Agrotron-Schlepper stammen
von ZF. Die maximal mögliche Reifengröße
auf der Hinterachse ist 710/70 R 42, vorne
können Pneus bis zur unglaublichen Größe 600/65 R 38 (!) montiert werden. Um den
Wendekreis trotzdem auf einem ordentlichen Maß zu halten, ist der VorderachsLagerbock extra schmal gehalten. Die
schwenkbaren Kotflügel sind serienmäßig.
Die zulässigen Achslasten liegen mit 10 t
hinten und 6,5 t auf der Vorderachse locker
in der „großen Klasse“, das zulässige Gesamtgewicht beträgt 14 t. Bei dem von DeutzFahr angegebenen Leergewicht von rund
8,4 t bleiben dann stolze 5,6 t Nutzlast übrig.
Kurz noch zur Kabine: Hier gibt es zwar bis
auf die Bedienarmlehne wenig Neues, aber
das große Platzangebot und die erstklassige Sicht sind allemal erwähnenswert. Für
guten Fahrkomfort sorgt die serienmäßige
pneumatische Kabinenfederung zusammen
mit der auf Wunsch lieferbaren gefederten
Vorderachse (3 980 Euro).
Aufstieg zu einem komfortablen und geräumigen
Arbeitsplatz mit einer erstklassigen Rundumsicht. Sogar die pneumatische Kabinenfederung
gehört zur Serienausstattung.
Auch bei der Hydraulik hat sich im Vergleich
zu den Vorgängern einiges getan. So gibt es
jetzt zusätzlich zu der Axialkolbenpumpe
mit einer Fördermenge von
120 l/min eine Zahnradpumpe für
die Lenkung. Aufgrund des getrennten Ölhaushaltes von Getriebe und Hydraulik können außerdem bis zu 45 l Öl für externe
Verbraucher entnommen werden,
und eine Verschmutzung des Getriebeöls ist ausgeschlossen.
Die ersten zwei Steuerventile
werden mit den Knöpfen in dem
„PowerCom“-Hebel bedient und
haben eine Zeit- und Mengensteuerung. Serienmäßig gibt es
zwei weitere Ventile, die mit einem kleinen Joystick auf der Armlehne proportional angesteuert
werden können.
Das bleibt festzuhalten: Die neue „große
Klasse“ von Deutz-Fahr hat sich gemausert:
Gut gefallen haben uns die neue, praxisnahe Automatikfunktion der Lastschaltung, die
neuen Hydraulikventile mit Zeit- und Mengensteuerung sowie der Möglichkeit, Bedienfolgen per „ComfortTip“ abzuspeichern
und die einzelnen Schritte einfach nur per
„Links-Kick“ mit dem neuen „PowerComS“-
Datenkompass
Deutz-Fahr
Agrotron 210
Motor: Deutz BF 6 M 1013 FC, wassergekühlter Sechszylinder mit Turbolader und Ladeluftkühler, Nennleistung 145 kW/198 PS bei 2 300 min-1,
max. Leistung 155 kW/211 PS (alle
Angaben nach ECE-R 24), Kraftstofftank 380 l, a. W. mit 180 l Zusatztank.
Getriebe: ZF 7300 mit „AutomaticPowershift-System (APS)“, sechs Gänge, vier Lastschaltstufen und Kriechgetriebe, 40/40 Übersetzungen,
50 km/h, Zapfwelle mit 540E und
1 000 min-1, Frontzapfwelle a.W.
Hubwerk/Hydraulik: Axialkolbenpumpe mit 120 l/min, separate Lenkpumpe,
zwei Steuerventile mit Zeit- und Mengensteuerung, zwei Proportionalventile, Hubwerk mit 10,5 kN Hubkraft, Kat.
III, Fronthubwerk a. W.
Achsen/Bereifung: ZF-Achsen vorne
und hinten, 52° Lenkeinschlag,
Differenzialsperre mit 100 % Sperrwert, Bereifung vorne 600/65 R 34,
hinten 650/65 R 42, maximal vorne
600/65 R 38, hinten 710/70 R 42.
Maße/Gewichte: 5,1 m lang, 2,75 m
breit, 3,23 m hoch, 8 410 kg Leergewicht, 14 000 kg zul. Gesamt-Gewicht.
Preise: in Grundausstattung incl.
Klima- und Druckluftanlage 94 075
Euro, Fronthubwerk 3 766 Euro,
Frontzapfwelle 3 472 Euro.
Herstellerangaben
Hebel wieder aufzurufen. Weniger praxisnah ist die Schaltung der Zapfwelle mit zwei
Knöpfen auf der Konsole und die Arbeit mit
der Wendeschaltung. Hier sollten die Konstrukteure von Deutz-Fahr noch nachbessern.
Als beispielhaft kann man dafür wiederum
die geräumige Kabine mit der unschlagbar
guten Sicht bezeichnen. Zusammen mit
ihrer pneumatischen Federung (serienmäßig!) ist jedenfalls auch der Fahrkomfort
„große Klasse“.
Für das Heckhubwerk gibt DeutzFahr eine Hubkraft von 10,5 kN
an, was stolzen 10,5 t entspricht.
Auch das auf Wunsch lieferbare
Fronthubwerk erreicht laut DeutzFahr dank der stabilen Blockbauweise mit doppelwandiger Ölwanne ohne zusätzlichen Rahmen eine Hubkraft von 5,0 kN.
Hubert Wilmer
Die Hubkraft gibt Deutz-Fahr
mit starken 10,5 t an. Die externe Bedienung
von Hubwerk und Zapfwelle gibt es auf beiden Seiten.
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