Modellhaftes Stoffstrommanagement Wo

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Modellhaftes Stoffstrommanagement Wo
SCHLUSSBERICHT VERBUNDPROJEKT UMWELTFREUNDLICHE MÖBEL
TEILVORHABEN:
MODELLHAFTES STOFFSTROMMANAGEMENT WOHNMÖBEL
1
Ingenieurgemeinschaft
Witzenhausen
Fricke & Turk GmbH
EINLEITUNG
Mit Zuwendungsbescheid vom 30.09.1998 wurde für das Forschungsvorhaben „Modellhaftes
Stoffstrommanagement Wohnmöbel“ eine Zuwendung aus dem Bundeshaushalt bewilligt.
Der Schwerpunkt des Teilvorhabens „Modellhaftes Stoffstrommanagement Wohnmöbel“ lag
auf der Durchführung eines betriebsübergreifenden, produktorientierten Stoffstrommanagements. Anhand dieses Managementinstrumentes sollten innovative Lösungen für verschiedene Umweltthemen erarbeitet werden.
An der Durchführung des Projektes waren verschiedene Hauptakteure beteiligt, die in
Tabelle 1–1 aufgeführt sind. Damit wird ein Überblick über die unterschiedlichen Aufgaben
und Rollen der Akteure gegeben.
Tabelle 1–1:
Beschreibung der primär beteiligten Akteure und deren Rollen im Projekt
Name des Akteurs
Beschreibung
BMBF/DLR
Bundesministerium für Bildung,
Wissenschaft, Forschung und
Technologie (BMBF), vertreten
durch das Deutsche Zentrum für
Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR),
Bonn, als Projektträger.
Ø
fördernde staatliche Institution
Ø
Kontrolle des Projektverlaufes
Ø
Multiplikator für Projektergebnisse
Unternehmen der Möbelindustrie
mit über 170 Mitarbeitern am
Standort Witzenhausen. Jahrzehntelange Erfahrung in Konstruktion, Herstellung und Vertrieb von Wohnmöbeln. Entwikkelte sich vom no-nameProduzenten zum Trendsetter bei
designorientierten Möbelprogrammen.
Ø
zentraler, initiierender Akteur
in der Wertschöpfungskette
Möbel
Ø
bringt praktische unternehmerische Erfahrung aus der Möbelindustrie in das Projekt ein
Ø
ist für die Umsetzung der
operativen Ziele des Projektes verantwortlich
Ø
koordiniert das Projektmanagement zwischen den Akteuren
Ø
bringt wissenschaftlichtechnisches know-how in das
Projekt ein
Ø
ist für die methodische
Durchführung des
Stoffstrommanagements verantwortlich
Carl Jaeger Living and
Acoustics GmbH & Co
KG
IGW Fricke & Turk
GmbH
wichtigste Rollen
im Projekt
Ingenieurgemeinschaft mit über
30 Mitarbeitern und langjähriger
und internationaler Erfahrung in
Beratung, Planung, Projektsteuerung, Forschung und Entwicklung
in den Bereichen: Biologische
Abfallbehandlung, Anlagenbau,
Umweltbiotechnologie und Umweltmanagement.
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Witzenhausen
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Fortsetzung Tabelle 1–1:
Name des Akteurs
Beschreibung
Dr. Reinier de Man
Experte auf dem Gebiet
Stoffstrommanagement, insbesondere für die Etablierung stabiler Kooperationsbeziehungen
verschiedener Akteure.
2
wichtigste Rollen
im Projekt
Ø
berät die IGW Fricke & Turk
GmbH in allen Fragen des
übergeordneten Projektmanagements
Ø
beteiligt sich aktiv an der Bewertung und Weiterentwicklung der angewendeten
StoffstrommanagementStrategie
AUFGABENSTELLUNG UND RAHMENBEDINGUNGEN
Stoffstrommanagement ist ein vergleichsweise junges umweltpolitisches Modell. Die methodischen Grundlagen und erste konkrete Vorschläge für eine praktische Umsetzung in der
Möbelindustrie wurden erstmals in einer Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes Ende
1997 veröffentlicht (vgl. [8])
Der Begriff Stoffstrommanagement wird bereits in unterschiedlicher inhaltlicher Besetzung
verwendet. Zumeist wird darunter die Vermeidung oder Verminderung von Reststoffen bei
Produktionsprozessen verstanden, sobald sie sich nicht nur auf einen isolierten Teilschritt
der Produktion, z. B. die Optimierung einer einzelnen Maschine, beziehen. Teilweise wird der
Begriff auch als Synonym für Umweltmanagement und Öko-Controlling gebraucht. Erst mit
der o.g. Studie des Umweltbundesamtes erhält der bislang unscharfe Begriff ein Profil als
eigenständiges Instrument der Umweltpolitik.
Die Entwicklung des Instrumentes Stoffstrommanagement erfolgte als Reaktion auf die umweltpolitische Herausforderung an die Adresse der Wirtschaft, eigenverantwortlich und im
Sinne eines dauerhaft umweltgerechten Wirtschaftens zu handeln. Ziel ist es, die Belastung
der Umwelt in einem ökonomisch vertretbaren Rahmen zu minimieren. Die Stoffeinträge in
die Umwelt und die Stoffentnahme aus der Umwelt werden in Grenzen gehalten, umweltschädigende Substanzen vermieden oder durch andere, weniger bedenkliche ersetzt.
Eine Realisierung dieser Ziele in Bezug auf Produkte und Produktionssysteme bedarf einer
komplexen Optimierung der heterogenen Effekte vieler Maßnahmen an unterschiedlichen
Stellen der Wertschöpfungskette.
Weil für Entscheidungen über Ressourcenverbrauch und Umweltbelastungen in einer Produktlinie viele unterschiedliche Akteure verantwortlich sind, liegt der Fokus im Stoffstrommanagement auf den in der Entscheidungskette verbundenen Akteuren und beinhaltet immer
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ein zielgerichtetes Handlungskonzept, das durch kooperatives Vorgehen umgesetzt werden
soll. Es handelt sich demnach beim Stoffstrommanagement um ein Kooperations- und Entscheidungsmanagement, das sowohl auf betrieblicher Ebene bei der Optimierung von Produktionsabläufen als auch überbetrieblich als lebenswegbezogene Produktoptimierung
durchgeführt werden kann.
Die rein konzeptionelle Arbeit zur Entwicklung des Stoffstrommanagements ist weitgehend
abgeschlossen. Von einer systematischen Verbindung von Theorie und Praxis kann jedoch
noch nicht die Rede sein. Studien tragen jedoch nur dann positiv zur tatsächlichen Entwicklung des Stoffstrommanagements bei, wenn der abstrakte Begriff mit konkreten und innovativen Beispielen besetzt werden kann.
Die Durchführung erster Pilotprojekte verspricht, wichtige Impulse für die Weiterentwicklung
des Modells Stoffstrommanagement zu liefern. Insbesondere soll die Frage geklärt werden,
inwieweit das vom Umweltbundesamt entwickelte Konzept auf praktische Fragestellungen
bei der Entwicklung neuer Produkte bei kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU)
sinnvoll anwendbar ist und in welchem Verhältnis der Aufwand der KMU zum tatsächlich
erzielten wirtschaftlichen Erfolg bzw. zur realisierten Umweltentlastung steht. Der zentrale
Ansatz des Stoffstrommanagements, systematisch auf die Herbeiführung stabiler Kooperationsbeziehungen wirtschaftlicher Akteure hinzuwirken und damit die vorhandenen umweltbezogenen Innovationspotentiale zu koordinieren, wird als wichtigster Vorteil dieses Modells
gesehen. Das initiierende Unternehmen eines Stoffstrommanagements ist dabei grundsätzlich in der Auswahl der einzubeziehenden Partner frei, so dass sich die Chance bietet, mit
Unternehmen in Beziehung zu treten, mit denen bislang noch keine Zusammenarbeit stattgefunden hat.
Anhand des Forschungsvorhabens „Modellhaftes Stoffstrommanagement Wohnmöbel“ sollte
das Konzept Stoffstrommanagement beispielhaft erprobt, bewertet und gegebenenfalls korrigiert werden, wobei beide Aspekte des Stoffstrommanagements zu berücksichtigen waren:
das überbetriebliche Stoffstrommanagement, das der Umsetzung vorgegebener Umweltthemen dient, wobei der Aufbau kooperativer Beziehungen in der Wertschöpfungskette Möbel
ein wesentliches Teilziel darstellt, und das betriebliche Stoffstrommanagement, das auf die
Optimierung der vorhandenen Prozesse in der Firma Jaeger unter ökologischen Gesichtspunkten gerichtet ist. Dabei verfolgten die beteiligten Akteure innerhalb des Projektes unterschiedliche Ziele (vgl. Tabelle 2–1).
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Tabelle 2–1:
Zielsetzung der beteiligten Hauptakteure
Akteur
Zielsetzung
BMBF/DLR
Für die fördernde Institution (BMBF) stehen die methodischen Aspekte des
Stoffstrommanagements im Vordergrund. Ziel war es, durch ein konkretes
Projekt in der Möbelbranche die methodischen und praktischen Vorteile von
Kooperationen im Stoffstrommanagement für die Wirtschaft und für die Umwelt sichtbar zu machen und Ansätze für die Übertragbarkeit auf andere Unternehmen und Wertschöpfungsketten aufzuzeigen.
Carl Jaeger Living
and Acoustics
Ziel des Unternehmens Carl Jaeger war es, Produkt- und Produktionsinnovationen zu realisieren, die die Umwelt entlasten und gleichzeitig am Markt be-
GmbH & Co KG
stehen können, eine starke Position in kooperativen Beziehungen zu anderen
Unternehmen zu besetzen, umweltbewußte Käuferschichten anzusprechen,
die eigene Wettbewerbsposition damit zu festigen oder zu verbessern, Arbeitsplätze zu sichern und durch ein effektives innerbertiebliches Umweltmanagement Kosten und Risiken zu senken.
IGW Fricke & Turk
Die Zielsetzung der Ingenieurgemeinschaft Witzenhausen Fricke & Turk
GmbH
GmbH besand darin, anhand des konkreten Projektes Erfahrungswissen im
Management und der Moderation von Kooperationen im Stoffstrommanagement zu erwerben, das eigene wissenschaftlich-technische know-how im
Prozess des eco-designs anzuwenden und zu vertiefen und schließlich diese
Erfahrung in weiteren Kooperationsprojekten als Dienstleistung einzubringen.
Dr. Reinier de Man
Für Dr. de Man als externen Berater des Projektmanagements lag das Hauptinteresse darin, seine Erfahrungen im kooperativen Stoffstrommanagement
in das Projekt einzubringen und die Instrumente der Managementberatung
weiterzuentwickeln.
Darüber hinaus wurden weitere positive Effekte in den folgenden Bereichen erwartet:
Ø
Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes,
Ø
Verbesserung der Arbeitsbedingungen,
Ø
Entfrachtung der Umweltmedien Luft und Wasser,
Ø
Verbesserung des Wohnklimas durch wohngesunde Einrichtungen,
Ø
Förderung von nutzungsbegleitenden Dienstleistungskonzepten im Sinne einer ressourcensparenden Kreislaufwirtschaft,
Ø
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der mittelständischen Möbelindustrie in Deutschland,
auch im Hinblick auf die sich verschärfenden Konkurrenzbedingungen im europäischen
und internationalen Wettbewerb.
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Die Aufgaben der Ingenieurgemeinschaft Witzenhausen lagen u.a. in der Koordination und
wissenschaftliche Begleitung des Pilotprojektes Stoffstrommanagement Wohnmöbel, das mit
der Firma Jaeger als Projektpartner durchgeführt wurde. Insbesondere sollte die IGW für die
systematische Entwicklung des Entscheidungsprozesses entlang der unterschiedlichen Phasen des Stoffstrommanagements verantwortlich sein.
Dazu sollten zahlreiche Arbeitstreffen der an der Wertschöpfungskette beteiligten Unternehmen durchgeführt werden. Die aus diesen Arbeitstreffen hervorgehenden Steuerungsgruppen und Projektteams sollten ebenfalls von der IGW konzeptionell betreut und moderiert
werden.
Zu allen Phasen des Projektes sollten umfangreiche Informationen über die bisher eingesetzten Materialien und Verfahren und mögliche Alternativen bereitgestellt werden. Hierzu
waren intensive Literaturrecherchen durchzuführen. Ebenso sollte die zielgerichtete Optimierung der Stoff- und Energieströme nachvollziehbar erfasst und ökologisch bewertet werden.
Bei allen genannten Arbeitsschritten sollte die Ingenieurgemeinschaft Witzenhausen ihr
fachliches know-how einbringen.
3
PLANUNG UND ABLAUF DES VORHABENS
3.1
PLANUNG DES VORHABENS
3.1.1
PROJEKTPHASEN
Im Forschungs- und Entwicklungsvorhaben "Modellhaftes Stoffstrommanagement Wohnmöbel" war vorgesehen, einen Produktinnovationsprozess einzuleiten, der auf eine kooperative
Organisation der in der "Wertschöpfungskette Möbel" beteiligten Akteure gerichtet ist.
Die für das Vorhaben gewählte Methodik orientiert sich an dem von de Man / Claus in einem
Forschungsbericht vorgestellten Modell des kooperativen Stoffstrommanagements [8]. Die
Gliederung des Vorhabens unterscheidet eine Initiierungsphase, Vorbereitungsphase, Gestaltungsphase und eine Umsetzungs- und Evaluierungsphase (vgl. Abbildung 3–1). Nachfolgend werden die Arbeitsschritte der einzelnen Phasen näher beschrieben.
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Motivation
Promotoren
H Rolle des Staates
H
H
Alternativenbewertung
H Auswahl Beteiligte
H
Verantwortlichkeiten
Management der
Kooperation
H Aufgabenklärung
Initiierung
Initiierung
Vorbereitung
Vorbereitung
Zielformulierung
Kooperationsmodell
H
H
Gestaltung der
Kooperation
Vereinbarungen
Maßnahmen
Kosten
Erfolge
operative
operativePhase
Phase
Umsetzung
Umsetzung
Kontrollinstrumente?
Kontrolleure?
H Staatliche Ziele?
H
H
Kontrolle
Kontrolle
Abbildung 3–1:
Ziele erreicht?
H Verteilung von
Nutzen/Schaden?
H
Ablaufschema eines Stoffstrommanagements nach de Man/Claus [8]
VORBEREITUNGSPHASE:
In der Vorbereitungsphase sollten die Minimal- und Maximalziele des Stoffstrommanagements konkretisiert und ein geeignetes Kooperationsmodell festgelegt werden.
Die Basis für die in dieser Phase anstehenden weitreichenden Entscheidungsprozesse sollte
eine umfangreiche Erhebung der derzeit zur Verfügung stehenden Verfahrenstechnik sein.
Gleichzeitig sollte eine umfassende Aufnahme der Ist-Situation aller für das Projekt relevanten existierenden Stoffströme im Betrieb erfolgen. Weiterhin mussten die Anforderungen für
eine neu zu erarbeitende Produktlinie hinsichtlich Design, Konstruktion, Produktion und
Rücknahme/Demontierbarkeit bzw. Entsorgung definiert werden. Die Chancen für eine Etablierung der Produktlinie sollten über eine Marktanalyse ermittelt werden. Schließlich sollte
eine erste Vorkalkulation des zu erwartenden Investitionsbedarfs und gegebenenfalls eine
Korrektur der eingangs getroffenen Zielvorgaben erfolgen.
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Wichtige Bestandteile der Vorbereitungsphase sollten die Ermittlung von Handlungsalternativen (welche Strategien dienen der Zielerreichung) und die Auswahl der geeigneten Kooperationspartner entlang der Wertschöpfungskette sein (vgl. Abbildung 3–2).
Z i e l f o r m u lie r u n g
–
U m w e ltth e m a 1 :
E n t w i c k l u n g e i–n e r
ö k o l o g i s c h e n P –r o d u k t l i n i e
–
–
F e s t l e g u n g d e r M i n i m a l-
U m w e ltth e m a 2 :
E insatz um w eltfreundlicher Lacke
u n d A p p likationsverfahren unter
industriellen B e d i n g u n g e n
u n d M a x i m a lziele
F e s t l e g u n g d e s K o o p e r a t i o n s m o d e lls
D e f i n itio n d e r P r o d u k t a n f o r d e r u n g e n
uKonstruktion
uProduktion
uD
esign
M arktanalyseo
E r m ittlu n g u n d B e w e r t u n g n s v e r f a h r e n
a l t e r n a tiv e r M a t e r i a l i e n / V e r f a h r e n e p p lik a tio
u R o h s toffe
uH
ilfsstoffe
u V e rarbeitungstechnik
u A n lagentechnik
E r m ittlu n g d e r A k t e u r e
uH
o lzindustrie / Furnierindustrie
u Z u l ieferer
uA
n lagenbau
u L a c k h e rsteller
uM
öbelhandel
E r m ittlu n g d e r H a n d l u n g s a l t e r n a t i v e n
A u swahl geeigneter Kooperationspartner
Abbildung 3–2:
Arbeitsschritte der Vorbereitungsphase
GESTALTUNGSPHASE:
Definitionsgemäß sollte die Gestaltungsphase sollte mit dem ersten Arbeitstreffen der Kooperationspartner beginnen und mit den Vereinbarungen über Maßnahmen abschließen. Zur
Koordination der Akteure ist ein intensives Projektmanagement unerlässlich. Zur Festlegung
der Verantwortlichkeiten sollten Steuerungsgruppen der beteiligten Partner gebildet werden.
Von diesen Steuerungsgruppen sollten wiederum Projektteams eingesetzt werden. Aufgabe
der Projektteams sollte sein, konkrete Vorschläge bezüglich Design/Konstruktion, Materialwesen, Produktion/Anlagentechnik und Distribution/Vermarktung zu erarbeiten. Auf Grundlage dieser Vorschläge sollten abschließend Aufgaben und ihre möglichen Kosten diskutiert
und vereinbart werden (vgl. Abbildung 3–3).
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Arbeitstreffen der beteiligten Akteure
B ildung von Steuerungsgruppen
Festlegung von Verantwortlichkeiten
E insetzen von Projektteam s
Ausarbeitung von Vorschlägen
u
u
u
u
Design / Konstruktion
Materialwesen
Produktion /Anlagentechnik
Vermarktung
Vereinbarungen
(Wer macht Was, bis Wann, zu Welchen finanziellen
Bedingungen)
Abbildung 3–3:
Arbeitsschritte der Gestaltungsphase
OPERATIVE PHASE:
In der operativen Phase sollte die Umsetzung der Vereinbarungen erfolgen. Die in der Gestaltungsphase festgelegten Aufgaben sollten in einer Entwicklungsphase bis zur praktischen
Reife umgesetzt werden. Zwischen der Gestaltungsphase und der operativen Phase kann es
z. T. fließende Übergänge geben. Während in den vorangegangenen Projektabschnitten
eher konzeptionelle Arbeit geleistet wurde, wird die Umsetzung der Maßnahmen zum
Stoffstrommanagement hier investitionsseitig relevant. Die operative Phase schließt die
Markteinführung und Etablierung der festgelegten Vermarktungsstrategien ein.
KONTROLLE:
Die letzte Phase der Kooperation sollte der Klärung dienen, inwieweit die Ziele des
Stoffstrommanagements erreicht werden konnten und den Nutzen/Erfolg und/oder Schaden/Misserfolg des Vorhabens für die beteiligten Akteure sichtbar machen. Abschließend
sollte das Modell Stoffstrommanagement anhand der gewonnenen Erfahrungen bewertet
und gegebenenfalls korrigiert werden.
3.1.2
ZEITLICHER ABLAUF
Für die verschiedenen Projektphasen wurden die in Tabelle 3–1 dargestellten zeitlichen
Rahmenbedingungen angesetzt.
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Tabelle 3–1:
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Geplanter zeitlicher Verlauf des Projektes
Projektphase
Dauer
Zeitraum
Vorbereitungsphase
9 Monate
Oktober 1998 bis Ende Juni 1999
Gestaltungsphase
12 Monate
Juli 1999 bis Ende Juni 2000
Operative Phase / Kontrolle
9 Monate
Juli 2000 bis Ende März 2001
3.2
ABLAUF DES VORHABENS
Um eine kontinuierliche Kommunikation zwischen den Projektpartnern IGW und Firma Jaeger sicherzustellen und notwendige strategische Entscheidungen herbeizuführen, wurde zu
Beginn des Projektes eine Projektsteuerungsgruppe ins Leben gerufen, die sich regelmäßig
traf. Ständige Mitglieder waren eine Projektkoordinatorin der Firma Jaeger und ein Projektkoordinator der IGW (vgl. Abbildung 3–4). Bei wichtigen Entscheidungen nahmen auch die
beiden Projektleiter an den Treffen der Projektsteuerungsgruppe teil. In der Projektsteuerungsgruppe wurde zudem die Koordination der später beschriebenen Arbeitsgruppen vorgenommen.
Übergeordnetes
Projektmanagement:
Projektsteuerungsgruppe
Projektmanagement
IGW Fricke & Turk:
Projektmanagement
Fa. Carl Jaeger:
Projektleiter IGW
Projektkoordinator IGW
Projektleiter Jaeger
Projektkoordinatorin Jaeger
Abbildung 3–4:
Projektsteuerungsgruppe
In der Vorbereitungsphase war das Vorhaben „Modellhaftes Stoffstrommanagement Wohnmöbel“ in seinen Entscheidungsprozessen offen, da unterschiedliche Akteure der Möbelkette
mit unterschiedlichen Interessen eingebunden werden sollten. Am Anfang dieses Prozesses
konnte daher nicht genau festgelegt werden, welche Produktoptimierungen mit welcher
Technologie für welches Marktsegment angestrebt werden. Um dennoch die notwendigen
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Entscheidungsprozesse zu gestalten und zu kontrollieren, wurde von der gemeinsamen
Projektsteuerungsgruppe eine Projektstruktur für die Vorbereitungsphase festgelegt, die
nachfolgend dargestellt und beschrieben wird.
In der Firma Jaeger wurden nachfolgend aufgeführte Arbeitsgruppen eingerichtet, deren
Aufgabe es war, thematisch unterschiedliche Fragestellungen selbständig zu bearbeiten:
Arbeitsgruppe 1:
Vermarktungsstrategie
Mitglieder Fa. Jaeger: Leiterin Marketing und Projektkoordination
Teamleiter Handel
Teamleiterin Versender
Arbeitsgruppe 2:
Ökologische Produktgestaltung
Mitglieder Fa. Jaeger: Leitender Konstrukteur
Teamleiterin Einkauf
extern: Designer
Arbeitsgruppe 3:
Produktion und Technik
Mitglieder Fa. Jaeger: Abteilungsleiter Maschinenpark
Abteilungsleiter Oberfläche
Maschinenführer Oberflächenstraße
Arbeitsgruppe 4:
Umweltorientierte Unternehmensführung und
Kooperationsmanagement
Mitglieder Fa. Jaeger: Projekt- und Geschäftsleitung Fa. Jaeger
Projektkoordinatorin und Leiterin Marketing
Arbeitsgruppe 5:
Integrierter Umweltschutz,
betriebliches Stoffstrommanagement
Mitglieder Fa. Jaeger: Geschäftsleitung
Teamleiter Qualitätsmanagement
Abteilungsleiter Montage
Die Ingenieurgemeinschaft Witzenhausen arbeitete den Arbeitsgruppen inhaltlich zu und
moderierte die Sitzungen der Arbeitsgruppen. In der Regel waren sowohl der Projektkoordinator als auch ein Projektingenieur der IGW bei den Sitzungen der Arbeitsgruppen anwesend.
Der Arbeitsgruppe 4, in der die für das Projekt wichtigsten Entscheidungsträger in der Firma
Jaeger vertreten waren, kamen zusätzlich zu den unten aufgeführten Aufgaben eine Kontrollfunktion über den Arbeitsfortschritt der anderen Arbeitsgruppen zu. In den Arbeitsgruppen 1 bis 4 wurden die in der Vorbereitungsphase für die Umsetzung der Umweltthemen des
überbetrieblichen Stoffstrommanagements notwendigen Arbeitsschritte behandelt. Die Arbeitsgruppe 5 war dem innerbetrieblichen Stoffstrommanagement zugeordnet und daher
weitgehend unabhängig von den übrigen Arbeitsgruppen tätig.
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Die Arbeitsgruppen wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Vorbereitungsphase in
unterschiedlicher Intensität beansprucht. Der Turnus reichte von einmal monatlich bis mehrmals wöchentlich, je nach Aufgabenstellung und Projektfortschritt. Die Arbeitsgruppen fertigten schriftliche Protokolle über die Inhalte und Ergebnisse ihrer Sitzungen an.
Die Projektgruppe Jaeger bildete das Plenum des Projektes. Sie trat in längerfristigen Abständen zusammen. Ständige Mitglieder waren die Leiter der fünf Arbeitsgruppen, der Projektleiter und -koordinator der Ingenieurgemeinschaft Witzenhausen sowie der Projektleiter
und die Projektkoordinatorin der Firma Jaeger. Weitere Mitglieder der Arbeitsgruppen waren,
sofern dies betrieblich möglich war, ebenfalls vertreten. Bei Bedarf wurden in die Projektgruppe Jaeger auch weitere Personen wie externe Experten als ständige Mitglieder oder
punktuell als Referenten berufen.
Die Projektstruktur in der Vorbereitungsphase ist in Abbildung 3–5 zusammenfassend dargestellt.
Projektsteuerungsgruppe
Projektgruppe Jaeger
Arbeitsgruppe 1
BMBF/DLR
Uni-GH
Paderborn
Projektmanagement
IGW
Projektmanagement
Jaeger
Arbeitsgruppe 2
Arbeitsgruppe 3
Arbeitsgruppe 4
Arbeitsgruppe 5
Abbildung 3–5:
Projektstruktur Vorhaben „Modellhaftes Stoffstrommanagement
Wohnmöbel“
Die genannten Arbeitsgruppen stellten ihre Zwischenergebnisse anlässlich eines von der
Ingenieurgemeinschaft Witzenhausen vorbereiteten und von Herrn Dr. de Man moderierten
Plenumstreffens in der Fa. Jaeger im Februar 1999 vor. Im Rahmen einer Kreativitätsphase
wurden hier weitere Ideen gesammelt und den jeweiligen Arbeitsgruppen zugeordnet.
Anlässlich eines von der Ingenieurgemeinschaft Witzenhausen initiierten projektinternen
Workshops mit Herrn Dr. de Man, Herrn Dr. Willy Bierter und der Geschäftsleitung der
Fa. Jaeger wurde ein weiteres Plenumstreffen vorbereitet, das im Mai 1999 unter Beteiligung
sämtlicher Arbeitsgruppenmitglieder stattfand. Unter Moderation von Herrn Dr. Bierter/Herrn
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Dr. Wirth fand dieses Plenumstreffen als Innovations-Workshop statt. Anhand der eingesetzten Bewertungstechnik wurden die effektivsten Innovationsansätze ermittelt und schließlich drei neu konstituierten Arbeitsgruppen zugeordnet. Diese waren:
Arbeitsgruppe 1:
Marketing/Konstruktion/Design
Mitglieder Fa. Jaeger: Geschäftsleitung
Leiterin Marketing und Projektkoordination
Teamleiter Handel
Leitender Konstrukteur
extern: Designer
Arbeitsgruppe 2:
Energie- und Abfallmanagement
Mitglieder Fa. Jaeger: Geschäftsleitung
Abteilungsleiter Maschinenpark
Abteilungsleiter Oberfläche
Arbeitsgruppe 3:
Mitarbeiterqualifizierung/optimierte Arbeitsabläufe
Mitglieder Fa. Jaeger: Geschäftsleitung
Teamleiter Qualitätsmanagement
Abteilungsleiter Montage
Darüber hinaus hielt die Ingenieurgemeinschaft Witzenhausen engen Kontakt sowohl zu
Herrn Dr. de Man als auch Herrn Dr. Bierter, um die jeweiligen Beratungsleistungen optimal
zu koordinieren. So wurden von der IGW mit Herrn Dr. de Man außerordentliche strategische
Workshops sowie gemeinsam mit Herrn Dr. Bierter und Herrn Dr. de Man ein projektinterner
Workshop durchgeführt.
Der für die Vorbereitungsphase vorgesehene Zeitplan konnte in einigen Bereichen nicht in
vollem Umfang eingehalten werden. Aufgrund der starken zeitlichen Einbindung der Mitarbeiter der Fa. Jaeger in das Tagesgeschäft konzentrierte sich die Erarbeitung der maßgeblichen Impulse für dieses Vorhaben stark auf die Arbeitsgruppensitzungen. Sie wurden in intensiven Intervallen durchgeführt.
Die Auswahl der Akteure für das in der Gestaltungsphase zu konstituierende Stoffstrommanagement konnte im ursprünglich hierfür vorgesehenen Zeitrahmen der Vorbereitungsphase
nicht geleistet werden. Es stellte sich heraus, dass die diesem Schritt vorausgehenden Prozesse zum Aufbau der Projektstruktur, Information und Schulung der Beteiligten sowie die
anschließende Alternativensuche in einem Unternehmen, das bislang wenig Erfahrung in
Öko-Design und Stoffstrommanagementprozessen sammeln konnte, sich langwieriger gestalteten, als hierfür veranschlagt war. Daher wurde in Abstimmung mit Herrn Dr. de Man als
externem Projektberater die Vorbereitungsphase verlängert, um entsprechende Akteursbeziehungen zu initiieren. Die anschließende Gestaltungsphase sollte um den entsprechenden
Zeitraum verkürzt werden.
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Im weiteren Projektverlauf kristallisierte sich heraus, dass die Fa. Jaeger die von ihr ursprünglich angestrebte offensive Strategie zur Organisation der Wertschöpfungskette im
Stoffstrommanagement trotz der im Verlauf des Berichtszeitraumes verwirklichten Ansätze,
wie beispielsweise die Kontaktaufnahme mit den einschlägigen Vertriebs- und Handelspartnern während der Möbelmesse M.O.W. im September 1999, nicht wie vorgesehen verfolgen
konnte.
Als wesentliche Gründe hierfür wurden vor dem Hintergrund der angespannten Situation des
Möbelmarktes, die mit stark rückläufigen Umsätzen einherging, die aus Sicht der Fa. Jaeger
nicht ausreichende Marktstellung gegenüber den potentiellen Partnern sowie die Notwendigkeit zur Konzentration auf die innerbetrieblichen Verbesserungen sichtbar.
Als Ergebnis des in Zusammenarbeit mit Dr. Bierter (Institut für Produkt-Dauerforschung,
CH-Giebenach), Dr. Wirth (Sustainable Business Consulting, CH-Wollerau) sowie Herrn Dr.
de Man vorbereiteten zweiten Innovationsworkshops, der im Dezember 1999 stattfand,
musste festgestellt werden, dass die tatsächlichen Bedürfnisse und Möglichkeiten der
Fa. Jaeger in erster Linie in kurz- bis mittelfristig umsetzbaren Projekten lagen, die der betrieblichen Prozessoptimierung und damit Stabilisierung des Unternehmens dienten. Ein –
aus Sicht der Fa. Jaeger – mit Risiken behaftetes aktives Kooperationsmanagement war
parallel zum diesjährigen Designprozess von der Fa. Jaeger dagegen nicht leistbar.
Die Ingenieurgemeinschaft Witzenhausen drängte daraufhin auf eine Entscheidung, ob das
Vorhabensziel der Fa. Jaeger, die von ihr angestrebte Rolle als Organisator des Stoffstrommanagements zu übernehmen, weiterhin verfolgt werden könnte. Der Entscheidungsprozess
gestaltete sich langwierig und schwierig. Schließlich traf die Fa. Jaeger die Entscheidung,
sich aus dem Vorhaben zurückzuziehen.
Daraufhin wurde von der Ingenieurgemeinschaft Witzenhausen vorgeschlagen, die Projektstruktur so zu korrigieren, dass das Vorhabensziel, Chancen und Risiken verschiedener Kooperationsstrategien in der Möbelbranche zu bewerten und das modellhafte Instrument
Stoffstrommanagement weiterzuentwickeln, in den kommenden Quartalen in Zusammenarbeit mit weiteren Partnern auch unabhängig von der Fa. Jaeger verfolgt werden könnte. In
diesem Zusammenhang nahm die Ingenieurgemeinschaft Witzenhausen gezielt Kontakt zu
möglichen Kooperationspartnern auf, die von ihrer Marktpositionierung her eine Rolle als
gestaltende Akteure des Stoffstrommanagements leisten können.
Der Otto-Versand Hamburg als großes Versandhaus und sustainability-leader in Deutschland konnte als zukünftiger initiierender Akteur gewonnen. Er arbeitet mit zahlreichen mittelständischen Unternehmen der Möbelindustrie zusammen und verfolgt das ökologische Interesse, sein Sortiment durch Umstellung auf nachhaltig produziertes Holz und –Produkte aufzuwerten. Er verfügt darüber hinaus bereits über Erfahrungen mit kooperativen Akteursbeziehungen, die in vorangegangenen Projekten mit Schwerpunkten in der textilen Kette und
der Papierverarbeitungskette gewonnen wurden.
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Eine Fortsetzung des Vorhabens mit mittelständischen Unternehmen der Möbelindustrie, die
als Zulieferer des Otto-Versands auftreten, hätte es ermöglicht, an die bisherigen Projektergebnisse anzuknüpfen ohne die vorherigen Arbeitsschritte erneut durchlaufen zu müssen.
Eine detaillierte Beschreibung der beabsichtigten Fortführung des Vorhabens wurde von der
Ingenieurgemeinschaft Witzenhausen ausgearbeitet und dem Projektträger im Juni 2000 als
Projektkonkretisierung eingereicht.
Nach eingehender Prüfung durch den Projektträger wurde jedoch eine Weiterführung des
Vorhabens in der beschriebenen Weise abschlägig beschieden und das Vorhaben mit Abschluss der verlängerten Vorbereitungsphase beendet.
3.3
WISSENSCHAFTLICHE GRUNDLAGEN
Das Vorhaben „Modellhaftes Stoffstrommanagement Wohnmöbel“ knüpft in wesentlichen
Teilen an die von der Enquete-Kommission erarbeiteten methodischen Grundlagen an, die in
einer weiteren Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes Ende 1997 im Hinblick auf ein
produktorientiertes, überbetriebliches Stoffstrommanagement weiterentwickelt und um erste
konkrete Vorschläge für eine praktische Umsetzung in verschiedenen Branchen, insbesondere der Möbelindustrie, ergänzt wurden (vgl. [8] [9]).
Darüber hinaus wurde eine Vielzahl weiterer Veröffentlichungen zu dem Thema Stoffstrommanagement berücksichtigt (vgl. [1] bis [3]).
3.4
ZUSAMMENARBEIT MIT ANDEREN STELLEN
Während des Projektverlaufes wurde mit verschiedenen Stellen und Institutionen zusammengearbeitet, die nachfolgend auszugsweise aufgeführt sind:
Ø
Fachhochschule Hildesheim/Holzminden, Fachbereich Forstwirtschaft und Umweltmanagement;
Ø
Hochschule Anhalt in Dessau, Fachbereich Produktdesign;
Ø
Institut für Produktdauerforschung;
Ø
Universität Gesamthochschule Paderborn, Abteilung Höxter, Fachbereich Technischer
Umweltschutz;
Ø
Universität Göttingen, Institut für Marketing und Handel;
Ø
Wirth Business Consulting.
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4
ERGEBNISSE
4.1
LITERATURRECHERCHE
Ingenieurgemeinschaft
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Die Wachstumsdynamik der heute global orientierten Wirtschaft führte zu einem bis dato
ungekannten Wettstreit der Standorte. Dabei werden oftmals die nach wie vor kostenfreien
oder -armen natürlichen Ressourcen und Umweltmedien wie Luft, Wasser und Boden übermäßig belastet - mit dem unkalkulierbaren Risiko der Veränderung z.B. der klimatischen
Gleichgewichte weltweit [14].
Vor dem Hintergrund dieser zunehmenden Bedrohung des natürlichen Gleichgewichtes und
gleichzeitiger heftiger Diskussionen um die ökonomische, ökologische und soziale Zukunftsfähigkeit unseres Handelns besteht daher ein immenser Bedarf für die Entwicklung
innovativer und belastbarer Instrumente, mit denen der Umweltschutz in unsere Gesellschaft
und damit auch in die produzierenden Unternehmen integriert werden kann.
In den vergangenen Jahren wurde deutlich, dass die Möglichkeiten begrenzt sind, mit isolierten technischen Verfahren die zwangsläufig auftretenden Belastungen auf einem umweltverträglichen Niveau zu halten [23]. Zwar sind im allgemeinen sowohl der Rohstoffverbrauch
als auch die Emissionen pro Produkteinheit gesunken, doch hat das stetige Produktionswachstum diese Effizienzgewinne überkompensiert und zu insgesamt steigenden Stoffströmen geführt. Jede Bewegung von Stoffströmen ist jedoch unvermeidbar mit Auswirkungen
auf die Umwelt verbunden, ohne dass diese im Einzelfall vorhersagbar wären.
Bereits die Erfahrungen der Vergangenheit mit den Versuchen der Erfassung und Bewertung
ökologischer und toxikologischer Wirkungen von Schadstoffen in meist geringen Konzentrationen haben nach Spangenberg, H. / Verheyen, R. [42] gezeigt, wie schnell der Versuch,
Umweltauswirkungen von Stoffen zu erfassen, an messtechnische und wissenschaftliche
Grenzen stößt. Nimmt man hinzu, dass viele bisher als inert oder in ihren Auswirkungen zumindest als vernachlässigbar angesehene Stoffströme ebenfalls durch ihre „Inbewegungsetzung“ lokale und in ihrer Gesamtheit globale Umweltauswirkungen hervorbringen, so wird
deutlich, dass die Forderung nach einer quantitativen Vorhersage der zu erwartenden Umweltschäden als Grundlage eines Stoffstrom-Managements nicht geeignet sein kann. Ziel
muss es vielmehr sein, im Sinne des Vorsorgeprinzips Umweltschadenspotentiale zu reduzieren, d.h. die in Bewegung gesetzten Stoffströme insgesamt auf ein ökologisch vertretbares Maß zurückzuführen.
Dazu bedarf es nicht der wenig effizienten Regelung von Einzelstoffen (so notwendig diese
aus human- wie ökotoxikologischen Gründen im Einzelfall auch sein mag), vielmehr müssen
darüber hinaus Instrumente entwickelt werden, die ganze Massenströme erfassen und die
industrielle Dynamik im Sinne der Reduktion der Massenströme umlenken [42].
Stoffstrommanagement integriert neben der ökologischen auch die ökonomische Dimension.
Die zunehmende Internalisierung externer Kosten der Abfallentsorgung, restriktivere gesetzliche Bestimmungen für den Umgang mit Stoffströmen wie Rücknahmeverordnungen oder
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freiwillige Selbstverpflichtungen von Industrie und Handel zur Rücknahme von Altprodukten
und Altstoffen erfordern ein Stoffstrommanagement, das Stoffsysteme nicht nur im Sinne
einer ökologisch orientierten Produktionswirtschaft, sondern auch einer entsprechenden Reduktionswirtschaft ganzheitlich zu beeinflussen und zu steuern versucht.
4.1.1
GRUNDLAGEN DES STOFFSTROMMANAGEMENTS
Der Umgang mit Stoffen und die Organisation von Stoffströmen war und blieb lange Zeit eine
ausschließlich an ökonomischen Interessen und technischen Grenzen ausgerichtete Aufgabe von Manufaktur- und später Industriebetrieben zur Güterproduktion. Die Organisation von
Stoffströmen war daher in der bisherigen Geschichte durchgängig an dem zu erzeugenden
Produkt orientiert. Andere Ziele und Nebenbedingungen wie Arbeitsbeschaffung, Entsorgung
von Abfällen, Verknappung von Ressourcen, kamen immer erst dann zum Tragen, wenn ein
entsprechend gesellschaftspolitischer Hintergrund wichtig wurde: Arbeitslosigkeit, Deponieknappheit, Autarkiebestrebungen. Die Selbstbeschränkung dessen, der Stoffströme im Betrieb oder im staatlichen Auftrag lenkt, war und ist zumeist Folge solcher und anderer Rahmenbedingungen [12].
Seit jeher gibt es auch Ansätze zur Organisation elementarer Stoffströme - in der Regel eine
Aufgabe der Gesellschaft bzw. des Staates: Kluger Umgang mit der begrenzten Ressource
Wasser sichert die Landwirtschaft in der Negev-Wüste. Missmanagement bei der Regulierung von Flüssen u.a. zur Bewässerung riesiger Baumwollfelder führte zum Verschwinden
des Aralsees. Während die Organisation von Stoffströmen eine lange Tradition hat, spricht
man erst seit Einbeziehung der ökologischen Dimension von Stoffstrommanagement. Dabei
spielt die Umorientierung von der medialen zur medienübergreifenden Sichtweise eine entscheidende Rolle [12].
„Die traditionelle Umweltpolitik der vergangenen Jahre setzte sich in erster Linie mit der Begrenzung und Vermeidung von Emissionen aus Produktionsanlagen auseinander. In der
aktuellen Umweltpolitik bewegt sich der Fokus in Richtung umfassender Stoffströme und der
Betrachtung von Produkten „von der Wiege bis zur Bahre“ bzw. „von der Wiege bis zur Wiege“. Das zentrale Leitbild dieser neuen Umweltpolitik ist das „sustainable development“. Eine
Orientierung der Umweltpolitik an einer solchen „nachhaltigen Entwicklung“ führt zwangsläufig zu einer Betrachtung komplexer Stoffströme und vernetzter Produktlinien und damit zum
Thema Stoffstrommanagement“ [8].
MÖLLER ET AL. [30] beschreiben Stoffstrommanagement als die „Analyse, Steuerung und
Kontrolle der Stoff- und Energieströme innerhalb eines bestimmten Systems. Üblicherweise
wird dabei eine überbetriebliche Sichtweise eingenommen. Der Blick richtet sich auf Wertschöpfungsketten und deren Umweltwirkungen. Stoffstrommanagement bezeichnet eine
Form des Umweltschutzes, die Umfang und Zusammensetzung der Stoff- und Energieströme als Ursache der heutigen globalen Umweltprobleme ansieht. Daher fokussiert
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Stoffstrommanagement den Umgang mit Stoff- und Energieströmen. Es umfasst neben der
Erfassung der Ist-Situation auch die Planung und Umsetzung von Verbesserungen“ [30].
Stoffstrommanagement als vorsorgend konzipierter und professionell umgesetzter Umweltschutz kann nach GEGE in der betriebswirtschaftlichen Praxis u.a. maßgeblich zur Freisetzung neuer Ideen und Kräfte, zur Minderung von Haftungs- wie unternehmerischen Risiken,
zur Schaffung neuer strategischer Wettbewerbsvorteile und damit letztendlich zur Sicherung
und Entstehung von Arbeitsplätzen beitragen [14].
In der Bundesrepublik Deutschland hat die Enquetekommission „Schutz des Menschen und
der Umwelt“ des Deutschen Bundestages strategische Ansätze für den Umgang mit Stoffund Materialströmen formuliert. Stoffstrommanagement wird dort wie folgt definiert:
„Stoffstrommanagement ist das zielorientierte, verantwortliche, ganzheitliche und effiziente
Beeinflussen von Stoffströmen, wobei die Zielvorgaben aus dem ökologischen und ökonomischen Bereich kommen, unter Berücksichtigung von sozialen Aspekten. Die Ziele werden auf
betrieblicher Ebene, in der Kette der an einem Stoffstrom beteiligten Akteure oder auf der
staatlichen Ebene entwickelt“ [9].
Die vier Kernelemente einer zukunftsfähigen Stoffwirtschaft sind nach Auffassung der Enquete-Kommission [3]:
Die Abbaurate erneuerbarer Ressourcen darf ihre Regenerationsrate nicht überschreiten.
Nichterneuerbare Ressourcen dürfen nur in dem Umfang verwendet werden, in dem ein
physisch gleichwertiger Ersatz in Form von erneuerbaren Ressourcen geschaffen wird.
Die Stoffeinträge in die Umwelt müssen die Belastbarkeit der Produktions-, Träger- und Regelungsfunktion der Natur beachten (Assimilationsfähigkeit der Natur und Umweltmedien).
Die räumlichen und zeitlichen Muster der Belastung dürfen die ebenfalls raum-zeitlich strukturierten Absorptionskapazitäten der Umwelt nicht überschreiten.
„Die durch diese Managementregeln global definierten Ziele einer nachhaltigen Entwicklung
sind sowohl inputorientiert (Ressourcen) als auch outputorientiert (Belastung der Umwelt).
Eine Realisierung dieser Ziele in Bezug auf Produkte und Produktionssysteme bedarf einer
komplexen Optimierung der heterogenen Effekte vieler Maßnahmen an unterschiedlichen
Stellen der (vernetzten) Produktlinien. Eine solche Optimierung erfordert Abwägungen zwischen unterschiedlichen Umweltbelastungen in der Produktlinie und zwischen Umweltbelastung und Ressourcenverbrauch“ [8].
Mit dem Begriff „ganzheitlich“ der Definition der Enquete-Kommission ist nach Auffassung
des Öko-Instituts Freiburg/Darmstadt e.V. daher auch im wesentlichen der produktlinien- und
medienübergreifende Ansatz von Stoffströmen gemeint. Dort wird als weiterführende Definition formuliert:
„Stoffstrommanagement ist das aktive und effiziente, an anspruchsvollen Umweltzielen orientierte, produktlinien- und medienübergreifende Beeinflussen von Stoffströmen. Stehen die
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Ziele fest, umfasst das Stoffstrommanagement im engeren Sinne die Schritte Stoffstromanalyse, Stoffstrombewertung, Strategieentwicklung, Umsetzung und Erfolgskontrolle, wobei die Aufgaben den beteiligten Akteuren klar zugeordnet sind bzw. werden“ [16].
Die Enquete-Kommission unterscheidet zwei Aspekte des Managements von Stoffströmen:
Zum einen das Management der Stoffströme durch Unternehmen, das an betrieblichen Zielen, an Vorgaben von Banken, Abnehmern, Vorlieferanten etc. und an Zielvorgaben des
Staates orientiert ist. Der andere Aspekt betrifft die Verantwortung des Staates, dafür zu sorgen, dass beim Umgang mit Stoffströmen die Interessen der Allgemeinheit gewahrt bleiben.
Der Staat gibt einen stoffpolitischen Rahmen für die Akteure der Wirtschaft vor, die darauf ihr
Stoffstrommanagement ggf. in Kooperation untereinander aufbauen.
„Stoffpolitik umfasst die Gesamtheit der politischen Maßnahmen, mit denen Einfluss auf Art
und Umfang der Stoffbereitstellung, der Stoffnutzung sowie der Abfallbehandlung und lagerung genommen wird, um angesichts der Begrenztheit der Ressourcen und der eingeschränkten Belastbarkeit der Umweltmedien die stoffliche Basis der Wirtschaft langfristig zu
sichern“ [9].
Die Unterschiede eines „modernen“ Stoffstrommanagements zum bisherigen Vorgehen sind
idealtypisch in folgender Tabelle aufgelistet [18].
Tabelle 4–1: Stoffstrommanagement im Vergleich zum traditionellen Vorgehen
Stoffstrommanagement
Bisheriges Vorgehen
aktiv
eher reaktiv
zielorientiert
eher maßnahmenorientiert
medienübergreifend
eher medienspezifisch
produktlinienübergreifend
eher nur Teile der Produktlinie getrennt erfassend (zum Beispiel Produktion oder Gebrauch oder Abfall)
eher stoffgruppenorientiert
eher einzelstofforientiert
effizient
eher suboptimal bis ineffizient
Akteurskooperation
einzelne Akteure
Die einzelnen Schritte des Stoffstrommanagements, wie sie von der Enquete-Kommission
entwickelt worden sind, orientieren sich weitgehend an der vom Umweltbundesamt entworfenen Methodik der Ökobilanzierung. Sie sind grundsätzlich für alle Akteure ( Unternehmen,
Verbände, staatliche Organe) und auf allen Ebenen (global, national, regional, lokal) anwendbar, müssen jedoch in jedem Einzelfall konkretisiert werden [42].
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Als erster Schritt erfolgt hierbei die Zielfestlegung. Neben den Zielen müssen die zu erfassenden Stoffströme definiert und in einer Bestandsaufnahme die Rahmenbedingungen und
ihre Veränderbarkeit ermittelt werden.
Der zweite Schritt ist die Stoffstromanalyse. Dazu müssen zunächst sämtliche bewegte
Mengen quantifiziert werden. Anschließend werden die handlungsrelevanten Stoffströme
identifiziert (Stoffanalyse), sowie die an ihnen beteiligten Akteure (Strukturanalyse). Gegebenenfalls müssen noch Prognosen oder Szenarien der künftigen Entwicklung erarbeitet werden.
Auf der Grundlage der Stoffstromanalyse erfolgt dann nach dem Modell der EnqueteKommission eine Stoffstrombewertung anhand der einzelnen Schutz- und Gestaltungsziele. Zusätzlich werden Abwägungen zwischen den einzelnen Zielbereichen (Ökologie, Ökonomie und Sozialverträglichkeit) vorgenommen. Darauf basierend werden Prioritäten gesetzt
und mögliche Optionen für das Stoffstrom-Management gewichtet.
Im nächsten Schritt werden politische Strategien entwickelt und dazu die Maßnahmen gesucht, die in Kombination am besten geeignet erscheinen, die Stoffströme entsprechend der
vorgegebenen Ziele zu beeinflussen.
Der letzte Schritt des Stoffstrom-Managements nach Vorstellung der Enquete-Kommission
ist die Durchführung und Kontrolle. Die Maßnahmen müssen nun auf den verschiedenen
Ebenen umgesetzt werden (staatlich, betrieblich, etc.). Die Umsetzung muss über Rückkopplungen und Erfolgskontrollen bewertet und überwacht werden, damit gegebenenfalls
eine Überarbeitung der Maßnahmenpläne erfolgen kann.
Grundsätzlich ist beim Modell des Stoffstrommanagements zunächst nicht festgelegt, auf
welcher Ebene es ansetzt bzw. welche Stoffströme sinnvollerweise zu analysieren und zu
„managen“ sind. Folgende Ebenen bieten sich, je nach Fragestellung, zur Durchführung eines Stoffstrommanagements an [17]:
p
Bedürfnisfelder - z. B. bei der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“[49]
p
Sektoren der Volkswirtschaft (Energieerzeugung, Landwirtschaft etc.)
p
Branchen (Möbelindustrie, Textilindustrie etc.)
p
Stoff- bzw. Produktgruppen - wie etwa Kunststoffe oder Waschmittel
p
einzelne Produkte (Produkt-Ökobilanzen und Produktlinienanalysen)
p
Systeme - wie etwa das „Duale System“ oder Franchisingsysteme
p
Unternehmen (zum Beispiel im Betriebsbilanzteil von Öko-Audits)
p
räumliche Einheiten - wie Kommunen und Länder.
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4.1.2
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ABFALLWIRTSCHAFT UND STOFFSTROMMANAGEMENT
Die Abfallentstehung ist eine Auswirkung des gesellschaftlich verursachten Stofflussgeschehens. Es ist möglich, unterschiedliche Ansätze der Abfallwirtschaft zu unterscheiden,
je nachdem ob ihre Ziele auf die Verwertung von Abfallbestandteilen, auf eine Kreislaufwirtschaft oder auf Prinzipien der Vermeidung im Sinne einer Stoffstromreduktion gerichtet sind
[28].
In einer Recyclingwirtschaft werden nach LOOß/KATZ [28] Stoffe, die bei den Produktionsprozessen als Abfälle entstehen oder die als Teile des Hausmülls anfallen, mehr oder weniger
zufällig verwertet, unabhängig davon, auf welcher Stufe oder mit welchem Verfahren diese
Verwertung stattfindet. Eine Recyclingwirtschaft ist damit „durch den Blick vom Abfall her“
gekennzeichnet, geht also von dem aus, was bei der Produktion und beim Konsum zurückoder übrigbleibt und möglichst noch genutzt werden soll.
Demgegenüber kennzeichnet die Kreislaufwirtschaft, dass das Prinzip der Kreislaufführung
der Abfallstoffe von vornherein systematisch in den Wertschöpfungsprozess integriert wird.
Die Veränderung von Produktion, Produkten und Gebrauch hätte also vorrangig das Ziel,
eine solche Beschaffenheit der Abfälle zu erreichen, die eine Verwertung auf möglichst hohem Niveau gestattet. Obwohl in der Zielhierarchie des Kreislaufwirtschaftsgesetzes die
Vermeidung von Abfällen explizit prioritär genannt ist, wird in der Praxis eine Kreislaufwirtschaft Stoffströme und -umsätze nicht nachhaltig reduzieren. Die Verwertung von Abfällen
wird vielmehr Teil des Wertschöpfungsprozesses, der zu ihrer Entstehung führt, und kann
sogar für eine Zunahme oder Beschleunigung der Abfallströme führen.
Denn jeder Abfallverwertungs- und behandlungsprozess erzeugt neue Abfälle. Dies gilt
ebenfalls für die stoffliche Abfallverwertung, denn auch diese basiert auf einer häufig noch
wachsenden Abfallproduktion, wie dies am Beispiel des PVC-Recyclings deutlich wird: Die
Zumischungsrate an Sekundärrohstoffen darf 25 Prozent nicht übersteigen, so dass die
Verwertung der langlebigen PVC-Produkte voraussetzt, dass die dreifache Menge dieses
Stoffes hergestellt werden muss, wenn die ganze Abfallmenge verwertet werden soll [11].
Ein grundsätzlicher Unterschied besteht zur konsequent angewandten Option der Abfallvermeidung. Vermeidung bedeutet, dass Stoff- beziehungsweise Abfallströme entweder spezifisch oder absolut gar nicht erst entstehen und damit der Ressourcenverbrauch spürbar gesenkt wird. In der Abfallvermeidung besteht daher der zentrale Anknüpfungspunkt für die
Entwicklung hin zu einer ökologischen Stoffwirtschaft.
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Tabelle 4–2:
Gegenüberstellung Abfallwirtschaft - Stoffwirtschaft [22]
Abfallwirtschaftlicher Ansatz
•
•
•
•
•
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Ansatz am Ende der anthropogenen
Stoffumwandlungskette
Orientierung auf Stoffeintrag in die
Umwelt
auf die Trennung zwischen anthropogenen und ökologischen Stoffprozessen gerichtet
Verlagerung, Verdrängung (unerwünschter) anthropogener Stoffströme
(Umweltmedien, Raum, Zeit)
Verlängerung des anthropogenen
Wirtschaftsprozesses um unproduktive Stoffumwandlungsprozesse
Stoffwirtschaftlicher Ansatz
•
•
•
•
•
Ansatz am Anfang der anthropogenen
Stoffumwandlungskette
Orientierung auf Stoffumsatz im anthropogenen Wirtschaftsprozess
auf die Verbindung zwischen anthropogenen und ökologischen Stoffprozessen gerichtet
Gestaltung anthropogener Stoffströme
mit Blick auf die (erwünschte) Verbindung mit dem ökologischen Stoffhaushalt
Integration reproduktiver Prozesse in
den anthropogenen Wirtschaftsprozess
Stoffwirtschaftliches Denken und Handeln geht nach HOFMEISTER [22] von dem anthropogenen Stoffumsatz in seiner Gesamtheit, und nicht erst vom Ende der Stoffumwandlungskette
aus. Die nötigen Reduktionsprozesse müssen deshalb bereits bei der Planung von Produktionsanlagen und bei der Produktentwicklung berücksichtigt werden, damit die entstehenden
physischen Produkte langfristig in den ökologischen Stoffhaushalt wieder sinnvoll eingebunden werden können. Die Frage, auf welche Weise sich Herstellung und Rückführung von
vornherein als ein zusammengehörender Prozess technisch, ökonomisch und ökologisch
realisieren lassen, wird am Anfang der Stoffumwandlungskette gestellt.
4.1.3
INFORMATIONS- UND MANAGEMENTINSTRUMENTE FÜR DAS STOFFSTROMMANAGEMENT
Als Informations- und Managementinstrumente stehen heute bereits verschiedene Modelle
zur Verfügung, die auf unterschiedlichen Informations- und Entscheidungsebenen ansetzen.
Zu nennen sind hier insbesondere die Betriebliche Ökobilanz, die Produkt-Ökobilanz, das
Umweltcontrolling und schließlich das Öko-Audit [10].
Weil die genannten Instrumente von ihrem methodischen Ansatz her in erster Linie auf die
Optimierung des Umweltschutzes auf betrieblicher Ebene ausgelegt sind, können sie zwar
wichtige und sogar unverzichtbare Hilfestellung bei der Konzeption eines überbetrieblichen
Ansatzes für ökologische Optimierungen leisten. Als alleiniges Instrumentarium für ein solches betriebsübergreifendes Umweltmanagement greifen sie jedoch zu kurz. Daher wurden
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ergänzend „stoffstrommanagementspezifische“ Elemente entwickelt, zu denen die Stoffstromanalyse und die Akteursanalyse zählen, die ihre Entsprechung im Stoffstromdesign und
Akteurskettenmanagement finden.
Die Einbindung der unterschiedlichen Elemente im Stoffstrommanagement und die Zuordnung von Informations- und Managementkomponenten zeigt Abbildung 4–1.
Stoffstrommanagement
I n form ation sin strum ente
p Stoffstromanalyse
p Akteurskettenanalyse
p Marktanalyse
M an agem entinstrum ente
p Stoffstromdesign
p Akteurskettenmanagement
p Eco-Design von Produkten
und Dienstleistungen
Produktlinienanalyse
Lebenswegbezogene
Produktoptimierung
Öko-Audit
Ökocontrolling
Betriebsbilanz
Prozeßbilanz
o monetäre Steuerungsinstrumente
(Förderung, Abgaben)
o gesetzliche Steuerungsinstrumente
(Stoffstromgesetze, Grenzwerte)
Abbildung 4–1:
4.1.3.1
Einbindung von Informations- und Managementelementen im Stoffstrommanagement
INFORMATIONSINSTRUMENTE
BETRIEBSBILANZ
Die Betriebsbilanz eines Unternehmens entspricht einer umfassenden quantitativen und
qualitativen Bestandsaufnahme aller als relevant beurteilten ein- und austretenden Stoffe
und Energien während einer definierten Periode (i.d.R. während eines Jahres) [19]. Ziel dieser „black-Box- Betrachtung, bei der das Unternehmen lediglich über die Input-/OutputStröme betrachtet wird, ist die Erarbeitung eines umfassenden Überblicks über die ökologisch relevanten Wirkungen des Betriebes.
PROZESSBILANZ
Bei den Prozessbilanzen besteht die Möglichkeit, in Abhängigkeit des definierten Bilanzraumes sowohl den Betrieb als Ganzes als auch nur Teilprozesse zu analysieren. Prozessbilanzen dokumentieren alle als relevant betrachteten ein- und ausgehenden Stoffe und Energien
bei definierten betrieblichen Umwandlungsprozessen, wobei zum In- und Output auch noch
während des Transformationsprozesses entstehende Throughputstoffe hinzukommen kön- 22 -
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nen. Ziel einer Prozessbilanz ist es, eine ökologische Gewichtung betriebsinterner Prozesse
vorzunehmen, um darauf aufbauend den Handlungsbedarf festzulegen [46].
PRODUKTBILANZ UND PRODUKTLINIENANALYSE
Produktbilanzen ermitteln nach dem In-/Through-/Output-Schema die als relevant beurteilten
Stoffe und Energien, die bei der Herstellung in ein definiertes Produkt eingehen bzw. als
Output anfallen. Ziel soll dabei die ökologische Beurteilung der Herstellung und Zusammensetzung einzelner Produkte sein.
Abbildung 4–2 zeigt die verschiedenen Bilanzräume von Betriebs(öko)bilanz, Prozess(öko)bilanz und Produkt(öko)bilanz.
Beim betrieblichen Bilanzierungsansatz nach W AGNER wird der Betrieb als Bilanzraum zugrundegelegt. Die Konzeption des IÖW weitet dagegen den Bilanzraum der Produktbilanz,
von anderen auch als Produktlinienanalyse, Life Cycle Assessment (LCA) und von W AGNER
in diesem Fall als Produktbaumanalyse bezeichnete Betrachtung eines Produktes, über den
gesamten Produktlebenszyklus aus [20]. Als Bilanzraum für die Beschreibung der Produktentstehung sowie seiner Bestandteile von der Vorproduktion über Ge- bzw. Verbrauch bis
hin zur Entsorgung, Verwertung oder zum Recycling von Teilströmen des Produktes wird
hier im Prinzip die ganze Welt gewählt. Produktzyklusanalysen werden in der öffentlichen
Diskussion meist als „Ökobilanz“ bezeichnet, insbesondere, wenn man von einem versuchten Vergleich zweier Materialien oder Produkte spricht. Dabei bezieht sich dieser Begriff
i.d.R. auf die vom Schweizer Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) publizierte und weiterentwickelte Methodik der „Ökobilanzen für Packstoffe“ [1] und der in diesem
Zusammenhang entwickelten Ökoprofile.
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ROHSTOFFGEWINNUNG
BETRIEBSÖKOBILANZ
PROZESS I
PRODUKT-ÖKOBILANZ
UNTERNEHMEN
VORPRODUKTION
PROZESS II
PROZESS III
PROZESS IV
VERSAND/
VERMARKTUNG
PROZESSÖKOBILANZ
GEBRAUCH
Abbildung 4–2:
PRODUKT IV
PRODUKT III
PRODUKT II
PRODUKT I
ENTSORGUNG/
RECYCLING
Bilanzräume von Betriebs- Prozess- und Produktökobilanz
Die unscharfe und z.T. widersprüchliche Verwendung der Begriffe „Ökobilanz“, „Produkt(öko)bilanz“ und „Produktlinienanalyse“ und die von unterschiedlichen Akteuren mit ihren
spezifischen Zielgruppen und Absichten vorgestellten Methoden haben schon bald zu Standardisierungsbemühungen auf nationaler und internationaler Ebene geführt. Das Umweltbundesamt (UBA) Berlin entwickelte ein Verfahrensschema zur Produktökobilanzierung, das
die aufeinander aufbauenden Komponenten Zieldefinition, Sachbilanzierung, Wirkungsabschätzung und Bilanzbewertung vorsieht und in die „Grundsätze produktbezogener Ökobilanzen“ des DIN Eingang gefunden hat (vgl. Abbildung 4–3). Die Society of Environmental
Toxicology and Chemistry (SETAC) hat ähnliche Standardstrukturen unterbreitet, die von der
Internationalen Standardisierungsorganisation (ISO) übernommen werden [30].
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Zieldefinition
Zieldefinition
Interessengeleitete
InteressengeleiteteZieldefinition,
Zieldefinition,
Systembeschreibung,
Systembeschreibung,
Bilanzraum,
Bilanzraum,Bilanzgrenzen
Bilanzgrenzen
Sachbilanz
Sachbilanz
Bilanzierung
Bilanzierungder
derMassenMassen-und
und
Energieströme
im
Energieströme imProduktlebensweg,
Produktlebensweg,
Umweltbeeinträchtigungen
Umweltbeeinträchtigungenals
als
Input-Output-Ströme,
Input-Output-Ströme,
Einbeziehung
Einbeziehungqualitativer
qualitativerAspekte
Aspekte
Abbildung 4–3:
Wirkungsbilanz
Wirkungsbilanz
Bewertung
Bewertung
Kanon
Kanonzuzubetrachtender
betrachtender
Wirkungen,
Wirkungen,
Abschätzung
Abschätzungder
derWirkungen
Wirkungen
nach
Ergebnissen
nach Ergebnissender
derSachbilanz
Sachbilanz
Prioritätensetzung,
Prioritätensetzung,
Gewichtungen
Gewichtungenunterschiedlicher
unterschiedlicher
Umweltbeeinflussung,
Umweltbeeinflussung,
ökologische
ökologischeOptimierung
Optimierung
Ökobilanzschema des Umweltbundesamtes (verändert nach [31])
Die einzelnen Schritte sind ganz unterschiedlich formalisierbar. Während man bei der Zieldefinition und bei den Bilanzbewertungen verbale Festlegungen vornehmen soll, werden bei
der Sachbilanz quantitative Größen erwartet und bei den Wirkungsabschätzungen solche
angestrebt [30].
In der Sachbilanz werden die Stoff- und die Energieströme erfasst, die in den - im Rahmen
der Zieldefinition festgelegten - Bilanzraum eingehen. „Trotzdem ist auch die Sachbilanz kein
bewertungsfreier Schritt. Vielmehr bestimmen der Aufwand, der bei der Datenerhebung betrieben wird, ebenso wie die prinzipielle Datenzugänglichkeit, das Ergebnis der Bilanz. Bei
der Ökobilanz für Getränkeverpackungen beispielsweise, bei der verschiedene Mehrwegund Einwegsysteme für Bier- und Milchverpackungen miteinander verglichen wurden, zeigte
sich, dass eine Vielzahl von Stoffen nur in einzelnen Prozessen bestimmbar sind. So konnten die Emissionen an Dioxinen und Furanen nur für den Teilprozess der Müllverbrennung
verlässlich ermittelt werden. In anderen Prozessen, etwa der Glas- und Metallschmelze, sind
die Bildungsbedingungen für diese Substanzklassen zwar eindeutig gegeben, doch lagen
zum Zeitpunkt der Untersuchung keine eindeutigen und belastbaren Daten vor - ein Umstand, der zu erheblichen Fehlbewertungen führen könnte [15]. Weiterhin haben die politi-
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schen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Einfluss auf die Ergebnisse von Produktökobilanzen. Vor allem, wenn sie als Informationsinstrumente für politische
Entscheidungen eingesetzt werden, wird nicht der spezifische Lebensweg eines Produktes
der Firma xy zugrundegelegt, sondern es wird eine Betrachtung des Durchschnitts verschiedener konkreter Lebenswege vorgenommen. So gibt es für die Herstellung eines Produktes
meist mehrere Produktionswege. Auch kann die Energie aus unterschiedlichen Energiequellen oder -erzeugungsanlagen bereitgestellt werden, ebenso, wie für die Abfallbehandlung verschiedene Alternativen in Frage kommen. All diese Möglichkeiten gehen in die Ökobilanz ein, indem die damit zusammenhängenden Stoff- und Energieströme anteilig dem
betrachteten Produkt zugerechnet werden“ [12].
Lebenswegbezogene Produkt-Ökobilanzen stellen bislang die Ausnahme dar, da sie bereits
stabile Kooperationen der Akteure voraussetzen. Während des Übergangs der Materialien
im Entstehungsprozess eines Produktes von einem Akteur zum nächsten ändern sich jedoch
auch die Interessenlagen und der Organisationsgrad der notwendigen Informationen. Die
Erstellung einer vollständigen Produkt-Ökobilanz stößt daher erfahrungsgemäß auf erhebliche Widerstände wie z.B. Datengeheimhaltung und fehlende Informationen über Stoff- und
Energieflüsse in den beteiligten Unternehmen und ist daher vielmehr Ergebnis als Grundlage
eines Stoffstrommanagements.
STOFFSTROMANALYSE
Stoffstromanalyse wird nach Auffassung von FRINGS [13] als Oberbegriff für all diejenigen
Instrumente verwendet, die einen umfassenden Ansatz zur Analyse von Stoff- und Energieströmen verfolgen. Dazu zählen sowohl einzelstoff- als auch produkt- und unternehmensbezogene Betrachtungen. So beschreibt die betriebliche Stoffstromanalyse denjenigen Abschnitt auf dem Weg eines Stoffes von der Quelle bis zur Senke, der durch den Einflussbereich eines Unternehmens begrenzt wird. Auch bilanzierende Instrumente, wie die betriebliche Ökobilanz werden ihrer Auffassung nach zu den Stoffstromanalysen gezählt. Auch die
Produktökobilanz und Produktlinienanalyse werden daher unter dem Begriff subsumiert, obwohl sie zusätzlich Schritte zur Bewertung der erhobenen Daten umfassen.
Mit Stoffstromanalysen werden dagegen nach GRIESHAMMER, R. / BORCHERT, M. [16] vor
allem die Stoffströme größerer Bereiche wie etwa Branchen oder Regionen bilanziert. Im
Gegensatz zu Produkt-Ökobilanzen werden bei Stoffstromanalysen nicht zwangsläufig verschiedene Optionen (bzw. verschiedene Produkte) verglichen. Allerdings wird eine
Stoffstromanalyse in der Regel durchgeführt, um die Stoff- und Energieströme eines bestimmten Bereiches zu reduzieren bzw. zu optimieren, so dass ein Status Quo oder ein
Trendszenario mit einem Alternativszenario verglichen wird. Dabei zeigt sich oft, dass - anders als bei Produkten - die Umstellungen von Strukturen und Branchen oft Jahrzehnte benötigen. Neben mangelndem politischen Willen liegen die Gründe hierfür beispielsweise in
demographischen Entwicklungen (in der Möbelindustrie etwa der Trend zu Singlehaushalten)
oder in langfristig gebundenen Investitionen (im Baubereich z.B. in Form von Siedlungsstrukturen).
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Von den vier Schritten, aus denen eine Produktökobilanz besteht, entspricht die Sachbilanz
nach FRIEGE [12] der Stoffstromanalyse. Dagegen beschreiben GRIESHAMMER und BURCHERT [16] die Stoffstromanalyse als eigenständige Methode, die aus dem Grundgerüst der
Produktökobilanzierung abgeleitet wurde und ebenso vier Verfahrensschritte aufweist. Den
idealtypischen Ablauf einer solchen Stoffstromanalyse, die bis zur Ableitung von Optimierungsvorschlägen reicht, zeigt Tabelle 4–3.
Tabelle 4–3:
Ablauf einer Stoffstromanalyse [16]
Verfahrensablauf der Stoffstromanalyse
I.
Scoping - Festlegung der Rahmenbedingungen
− Akteursanalyse und Einbeziehung der relevanten Akteure
− Bestimmung des Untersuchungszieles (Planungszieles)
− Begründung der Schwerpunktsetzung auf der Basis nationaler Umweltziele,
Festlegung von Bilanzraum und Bilanzkriterien
− Bestimmung der Nutzeinheit und Festlegung der zu bilanzierenden
Szenarien
(Status Quo, Trend, Reduktionspotentiale, Alternativszenarien auf der
Basis von Entwicklungszielen)
II.
Sachbilanz - Bilanzierung der Stoff- und Energieströme
III.
Wirkungsanalyse und Bewertung inklusive Ermittlung der Beiträge
zu übergeordneten Umwelt- und Ressourcenschutzzielen (dreistufiges Bewertungsmodell)
IV.
Optimierung
In der Regel gilt folgende Zuordnung:
p
Stoffstromanalysen eignen sich zur Analyse von Branchen, Regionen, Prozessen, Produktgruppen und Bedürfnisfeldern sowie größeren strukturellen Einheiten (wie etwa
das Duale System oder ein Verkehrssystem).
p
Produkt-Ökobilanzen und Produktlinienanalysen eignen sich zur detaillierten Analyse
von Produkten und ähnlich strukturierten Produktgruppen sowie für einfachere Prozesse.
p
Betriebsbilanzen und Öko-Audits eignen sich zur Analyse von Betrieben.
Die einzelnen Analysemethoden sollten nach dem Schnittstellenprinzip so angelegt sein,
dass Ergebnisse möglichst einfach für die anderen Analysemethoden verwendbar sind.
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Generell ist es notwendig, bei Stoffstromanalysen einen sinnvollen Kompromiss zwischen
Komplexität der Stoffströme und der entscheidungsrelevanten Vereinfachung zu finden. Kriterien sind [7]:
− Akteursbezug
− Problemorientierung
− Erhalt des systemaren Charakters
− Bezug auf relevante Teilsysteme
− prozessorientiertes iteratives Vorgehen
− Orientierung an der Entscheidungsphase und den Entscheidungsmöglichkeiten des Akteurs
− Orientierung an der Kosteneffektivität der möglichen Maßnahmen
4.1.3.2
MANAGEMENTINSTRUMENTE
ÖKOCONTROLLING
Ökocontrolling ist ein Informations-, Analyse- und Steuerungsinstrument, das der Umsetzung
der ökologischen Unternehmensziele dient. Dabei erfüllt es sowohl strategische als auch
operative Aufgaben. Für das Management stellt es eine Art Frühwarnsystem dar, das ihm
hilft, ökologische Schwachstellen zu erkennen, auf veränderte ökologische Ansprüche zu
reagieren und den betrieblichen Produktionsprozess an diese anzupassen (vgl. hierzu auch
Abbildung 4–4. Ebenso ist das Öko-Controlling geeignet, Optimierungspotentiale im Betrieb
aufzudecken und zu verwirklichen. Öko-Controlling ist kein starres System, sondern baut
immer auf der bestehenden Produktions- und Organisationsstruktur auf [25].
Öko-Controlling stellt damit eine Methode des Umweltmanagements dar, die wie das ÖkoAudit auf die Verstetigung der Umweltschutzaktivitäten eines Unternehmens abzielt. Der
Unterschied zu einer Betriebsökobilanz besteht in der organisatorischen Verankerung der
Abläufe, für die die Betriebsökobilanz wiederum die Informationsbasis darstellt. In dieser
maßgeblich vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) entwickelten Methode
bestehen im Gegensatz zu den Umweltmanagementsystemen wie Öko-Audit und ISO 14001
weniger formalisierte Anforderungen und Dokumentationspflichten, nicht zuletzt, da ÖkoControlling auf rein freiwilliger Basis eingeführt wurde und nicht anhand einer verbindlichen
Norm oder Verordnung zertifiziert bzw. validiert wird.
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Zielfestlegung
Erfassung der Stoffund Energieströme
Kontrolle
Ökologische
Beurteilung
Umsetzung und
Steuerung
Erarbeitung der
Optimierungspotentiale
Maßnahmenplanung
Abbildung 4–4:
Ablaufplan des Öko-Controlling [25]
ÖKO-AUDIT
Am 29.06.1993 wurde vom Ministerrat der Europäischen Union (EU) die Verordnung Nr.
1836/93 über die freiwillige Beteiligung gewerblicher Unternehmen an einem Gemeinschaftssystem für das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung verabschiedet
[33]. Diese Verordnung gilt seit dem 13.07.1993 unmittelbar in allen EU-Mitgliedsstaaten,
wobei ein Zeitraum für den Aufbau des vollständig funktionsfähigen Systems bis zum April
1995 gewährt wurde.
Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich in Deutschland die Bezeichnung „Öko-AuditVerordnung“ durchgesetzt. Oft wird in diesem Zusammenhang auch vom EMAS-Verfahren
gesprochen. Diese Abkürzung leitet sich von der englischen Version des Begriffs „Umweltmanagement- und Umweltbetriebsprüfungsverfahren“ „Environmental Management and Auditing Scheme“ ab.
Neuartig an dem Instrument der EG-Verordnung war, dass keine neuen ordnungsrechtlichen
Gebote und Verbote eingeführt, sondern Anreize zur Einrichtung von Umweltmanagementsystemen auf freiwilliger Basis geschaffen werden sollten [29].
In einem ersten Schritt war die Möglichkeit der Teilnahme am Öko-Audit-Verfahren auf Unternehmen des produzierenden Gewerbes beschränkt. Durch den Beschluss der Erweiterungsverordnung zum Umweltauditgesetz [32] (UAG-ErwVO) Anfang 1998 wurde dieser
Teilnehmerkreis, zunächst auf nationaler Ebene, auf den gesamten Dienstleistungssektor
ausgedehnt.
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Das Umweltmanagement- und Umweltbetriebsprüfungssystem dient (Art. 1 Abs. 2 EG VO
1836/93) der freiwilligen und kontinuierlichen Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes im Rahmen gewerblicher Tätigkeiten durch folgende Maßnahmen:
a) Festlegung und Umsetzung standortbezogener Umweltpolitik, -programme und –managementsysteme durch die Unternehmen;
b) systematische, objektive und regelmäßige Bewertung der Leistung dieser Instrumente;
c) Bereitstellung von Informationen über den betrieblichen Umweltschutz für die Öffentlichkeit.
Im einzelnen sind dazu folgende Schritte erforderlich [38]:
•
Verpflichtung des Unternehmens auf eine betriebliche Umweltpolitik.
•
Erstellen eines Umweltprogramms mit konkreten Zielen und Maßnahmen (mit Fristen),
die einer späteren Überprüfung durch zugelassene Umweltgutachter zugänglich sind.
•
Erstellung und Installation eines Umweltmanagementsystems, das Zuständigkeiten, Abläufe, Kontrollen, Dokumentation und Umweltbetriebsprüfung festlegt.
•
Erstellen einer Umwelterklärung für die Öffentlichkeit.
•
Überprüfung der genannten Maßnahmen durch einen zugelassenen Umweltgutachter.
•
Validierung der Umwelterklärung nach erfolgter Überprüfung.
•
Standorteintragung bei der zuständigen Stelle, in der Regel die Industrie- und Handelskammer.
Der Regelkreis des EG-Öko-Audit-Verfahrens, der die genannten Schritte enthält, soll mit der
folgenden Abbildung verdeutlicht werden.
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Umweltpolitik festlegen
Umweltprüfung durchführen
Umweltprogramm festlegen
Umweltziele/Maßnahmenplanung
Umweltmanagementsystem
einrichten
Umwelterklärung erstellen
Umweltpolitik, Ziele,
Programm und Management
intern überprüfen
Prüfung durch
Umweltgutachter
Umweltbetriebsprüfung
durchführen
Eintragung des Standortes
(Registrierung)
Abbildung 4–5:
Regelkreis des EG-Öko-Audit-Verfahrens [37]
Weil durch das Öko-Audit-Verfahren mit dem Standort ein relativ enger Bezugsrahmen vorgegeben ist, folgt daraus auch, dass die Aussagen, die aus einem Öko-Audit abgeleitet werden können, im wesentlichen diesen Bezug aufweisen und die Tiefe in die Produktlinie gering ist [8].
Die Öko-Audit-Verordnung ist von ihrer Zielrichtung bisher auf eine standortbezogene Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes gerichtet. Die Umweltverträglichkeit von Produkten steht nicht im Vordergrund. Im Dienstleistungsbereich können jedoch die von den
Produkten ausgehenden Umweltauswirkungen die vom Verwaltungsbetrieb verursachten
Auswirkungen in den Hintergrund drängen. Im Erläuterungstext zur Erweiterungsverordnung
zum Umweltauditgesetz (UAG-ErwVO) heißt es daher: „Soweit die Produkte die Umweltauswirkungen eines Standortes prägen, müssen sie im Rahmen des Umweltmanagementsystems berücksichtigt werden“. Demnach hat letztendlich auch der Umweltgutachter
das Umweltmanagementsystem daraufhin zu überprüfen, ob es neben der Reduktion betrieblicher Umweltauswirkungen auch die kontinuierliche Verbesserung der Umweltauswir-
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kungen der Produkte berücksichtigt. Weiter heißt es allerdings: „Die Prüfungsaufgaben des
Umweltgutachters reichen auch im Hinblick auf die Produkte nur soweit, wie sich das Unternehmen in diesem Bereich selbst Ziele gesetzt hat. Nicht zu den Aufgaben des Umweltgutachters gehört es dagegen, die Umweltverträglichkeit der jeweiligen Produkte generell festzustellen“.
Auf den Umfang, in dem ein Unternehmen seine Produkte in das Umweltmanagementsystem einzubeziehen hat, wird unter Hinweis auf Art. 3 Buchstabe a der Verordnung
(EWG) Nr. 1836/93 eingegangen, wonach das Unternehmen sich u. a. zu einer angemessenen Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes zu verpflichten hat. Hier heißt es im
Erläuterungstext zur UAG-ErwVO: „Eine Verbesserung ist aber nur angemessen, wenn das
Unternehmen die wesentlichen Umweltauswirkungen der Tätigkeiten an einem Standort in
seine Umweltpolitik einbezieht. Unternehmen, deren wesentliche Umweltauswirkungen nicht
von den Abläufen am Standort, sondern von Produkten ausgehen, haben regelmäßig die
Produkte des Standortes in der Umweltpolitik besonders zu berücksichtigen. Dabei kann die
zunehmende Berücksichtigung der Produktseite im Umweltmanagementsystem schrittweise
und nach Maßgabe der Umweltpolitik des Unternehmens erfolgen“.
4.1.4
DAS PROBLEM DER KOMPLEXITÄT ÖKOLOGISCHER WECHSELWIRKUNGEN IM HINBLICK
AUF DAS STOFFSTROMMANAGEMENT
Die von der Enquete-Kommission entwickelte Methodik des Stoffstrommanagements, mit
ihrer starken Orientierung an der Ökobilanzierung, ist neben den Stärken durch die bekannte
und universell anwendbare Methodik nach SPANGENBERG, J. / VERHEYEN, R. [42] auch mit
Schwächen verbunden. Diese liegen insbesondere darin, dass methodisch der Anspruch
erhoben wird, die aus Stoffströmen resultierende Umweltbelastung insgesamt zu beschreiben. Dazu würde jedoch gehören, nicht nur alle beteiligten Stoffströme einschließlich sämtlicher Vorketten vollständig quantitativ erfassen zu können, sondern darüber hinaus auch alle
ökologischen Effekte der Wechselwirkung dieser Stoffströme mit allen ökologischen Systemen, mit denen diese in Kontakt kommen, quantifizieren zu können.
Grundsätzlich wird hier die Schwierigkeit gesehen, dass die Interaktionen von Stoffströmen
und Ökosystemen infolge ihres komplexen Charakters nie in endlich vielen Aussagen vollständig beschreibbar sind und die praktische Datenverfügbarkeit in der Ökotoxikologie von
jeder Annäherung an das Ziel der vollständigen Beschreibung noch weit entfernt ist. Sowohl
die Auswahl der zu untersuchenden Interaktionen als auch ihre Aggregation und die Wichtung der Einflussfaktoren kann mangels umfassender Systemkenntnisse und infolge der
Unterschiedlichkeit der zu wichtenden Umweltwirkungen nur subjektiv sein [42].
Diese Überforderung der Aussagefähigkeit unserer derzeitigen Informationssysteme erfordert eine systematische Komplexitäts-Reduktion zur Schaffung von Transparenz und zur
Definition von Steuerungsinstrumenten für das Stoffstrommanagement, die trotzdem über die
ad hoc Problemlösung richtungssichere Entscheidungen erlaubt [21]. „Insbesondere in der
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Politik sind Präferenzentscheidungen immer Entscheidungen, die auf der Grundlage unvollständiger Informationen getroffen werden müssen. Dieser Zustand kann zwar nicht aufgehoben, wohl aber der Umgang mit ihm systematisiert werden. Dazu zählt, von dem Anspruch
einer absoluten Bewertung der Umweltfolgen abzugehen und sich auf die komparativen Folgen verschiedener Entscheidungsoptionen zu beschränken [42]. Dann ist aber nicht mehr
die Vollständigkeit, sondern lediglich die Richtungssicherheit der ausgewählten Indikatoren
(als Maß der Umweltwirkungen, ohne den Anspruch, diese selbst darstellen zu wollen) und
darauf bezogen die Vergleichbarkeit der Datensätze zu gewährleisten. Der Anspruch einer
vollständigen, quantifizierenden Erfassung der Umweltbelastungspotentiale ist also unerfüllbar hoch, Annäherungen sind aber möglich“[42].
4.1.5
DAS MODELL DER RESSOURCENPRODUKTIVITÄT UND DER ZUORDNUNG ÖKOLOGISCHER
RUCKSÄCKE ÜBER MATERIALINTENSITÄTSANALYSEN
Diesem vom Wuppertal-Institut entworfenen Modell liegt die Annahme zugrunde, dass ein
„ökologischer Strukturwandel“ stattfinden muss, der eine erhebliche Steigerung der Ressourcenproduktivität erfordert, um weitere anthropogene Störungen des ökologischen Gleichgewichts so weit wie möglich zurückzudrängen. Ein gegebenes Volumen an „Dienstleistungen“
soll mit einem wesentlich geringeren Einsatz an Material, Energie und Fläche erreicht werden [39].
Um dieses Ziel zu erreichen, schlägt SCHMIDT-BLEEK vor, Aussagen über die Umweltbelastungsintensität von Gütern und Dienstleistungen und - darauf aufbauend - von umweltpolitischen Maßnahmen an den Ergebnissen einer Ressourcen- und Materialintensitätsanalyse
auszurichten [39]. Die Berechnung der Stoffströme von der Gewinnung der Rohstoffe über
die Produktion, den Gebrauch und das Recycling der Vor-, Zwischen- und Endprodukte bis
zur Entsorgung des verbleibenden Abfalls erfolgt nach dem MIPS-Konzept. MIPS steht für
„Material-Intensität pro Service-Einheit“, ein Maß, mit dem Umweltbelastungsintensitäten von
Wirtschaftsleistungen und Wirtschaftsräumen durch ihren spezifischen Verbrauch von Ressourcen (= Material-Input, MI) sowie dem Flächenverbrauch zumindest grob, aber richtungssicher abgeschätzt werden sollen [51].
Die benötigte Material-Intensität pro Service-Einheit (MIPS) kann grundsätzlich auf zwei verschiedenen Wegen verringert werden, die sinnvollerweise systematisch miteinander verknüpft werden müssen:
•
Durch Neu-Design dienstleistungsfähiger Produkte wird der zur Erfüllung bestimmter
Dienstleistungen insgesamt notwendige Material- und Energieaufwand, aber auch der
Flächenbedarf, verkleinert. Dazu ist in der Regel die Entwicklung neuer Konzepte und
technischer Lösungen notwendig [44]
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•
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Der Bedarf an materiellem Wohlstand, und damit das Angebot an dienstleistungsfähigen
Gütern in der Gesellschaft soll durch Veränderung des Konsumverhaltens (Leasing, Pooling etc.) reduziert werden.
Die Berechnung der Materialintensität eines Produktes oder einer Dienstleistung wird im
MIPS-Konzept als Materialintensitätsanalyse (MIA) bezeichnet [40]. Mit Hilfe der MIA können
die Umweltbelastungsintensitäten verschiedener Werkstoffe oder Produkte miteinander verglichen werden.
In einer Materialintensitätsanalyse werden alle Inputs von Materialien bzw. Rohstoffen zur
Produktion eines Wirtschaftsgutes in kg (oder t) berücksichtigt und aufsummiert, die der
Umwelt aktiv entnommen bzw. dort bewegt wurden (Erze, Gesteine, Sand, Kies, etc.) Hinzu
kommen alle Materialien, die zur Entnahme von Rohstoffen oder zum Bau von Infrastrukturen bewegt werden müssen. Hierzu zählt u.a. anfallender Abraum, abgepumptes Grundwasser oder gerodete Bäume.
Anschließend werden diejenigen Materialien hinzugerechnet, die indirekt für die Erzeugung,
die Verpackung, zum Betrieb oder Gebrauch, zur Wartung bzw. Reparatur sowie zur Wiederverwendung, Recycling bzw. zur Entsorgung des zu bemessenden Wirtschaftsgutes notwendig sind, etwa die aus dem Energieverbrauch resultierenden Stoffströme bzw. Materialien. Hierzu gehören auch die genutzten oder anteilig in Anspruch genommenen Infrastrukturen wie z.B. Transport-, Förder-, Produktions- und Entsorgungsanlagen einschließlich der für
die Erstellung, Betrieb, Wartung und Abriss der Infrastrukturen notwendigen Inputs.
Aus der Auflistung und Addition aller Materialströme (Materialinputs MI), die hinter einem
Endprodukt oder einem Wirtschaftsvorgang stehen, bestimmt sich der ökologische Rucksack, d. h. die Summe der Materialien, die in dem betrachteten Gut selbst nicht direkt enthalten sind.
Das Wuppertal-Institut verfolgt (vgl. Abbildung 4–6), ausgehend von den Ergebnissen einer
Materialintensitätsanalyse (MIA) und gegebenenfalls einer Wertschöpfungsanalyse (WA) den
Aufbau eines ökologisch effektiven und ökonomisch effizienten Ressourcenmanagements
[27].
Stoffstrommanagement wird hier lediglich als Modul des übergeordneten Ressourcenmanagements beschrieben und bezieht sich auf die Produktionstechnologie. Ziel dieses
Teilbereiches ist die Reduktion des durch den Wirtschaftsprozess prozesstechnisch geleiteten Gesamtstoffstromes [26]. Der Begriff Stoffstrommanagement, wie er von GRIESHAMMER,
R. / BUCHERT, M. [17] definiert wird, geht jedoch weit über die isolierte Betrachtung dieses
Teilbereiches hinaus und entspricht vielmehr dem hier gewählten Begriff des Ressourcenmanagements.
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(M
( MI A
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( WAA) )
R e s s o u r c e n m an a g e m e n t
P ro d u k t m an a g e m e n t
S t o f f s t ro m m an a g e m e n t
Nutzungsart
- Leasing
- Contracting
- g e n o s s e n s c h a f t lic h e
Nutzungskonzepte
Pro d u k t i o n s t e c h n o logie
- P r o d u k t h e r s t e llu n g
- R e c y c lin g
- Entsorgung
Produktwahl
- R e d e s ig n
( S u b s t itu t i o n s p r o d u k t e )
- E n t w ic k l u n g n e u e r
Produkte
Abbildung 4–6:
4.1.6
P ro d u k t d e s i g n
,
-
K o n s t r u k t io n
Material
Langlebigkeit
R e p a rie r b a r k e it
W i e d e r v e r w e n d b a r k e it
W e ite r v e r w e n d b a r k e it
Z e r le g b a r k e it
Ressourcenmanagement-Methodik nach LIEDKE ET AL. [27]
DAS MODELL DES BETRIEBSÜBERGREIFENDEN STOFFSTROMMANAGEMENTS
NACH DE MAN / CLAUS ET AL. (1997)
Die Entwicklung des modellhaften Instrumentes Stoffstrommanagement erfolgte als Reaktion
auf die umweltpolitische Herausforderung an die Adresse der Wirtschaft, eigenverantwortlich
und im Sinne eines dauerhaft umweltgerechten Wirtschaftens zu handeln. Ziel ist es, die
Belastung der Umwelt in einem ökonomisch vertretbaren Rahmen zu minimieren. Die Stoffeinträge in die Umwelt und die Stoffentnahme aus der Umwelt werden in Grenzen gehalten,
umweltschädigende Substanzen vermieden oder durch andere, weniger bedenkliche ersetzt.
Die von der Enquete-Kommission erarbeiteten methodischen Grundlagen wurden in einer
Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes Ende 1997 im Hinblick auf ein produktorientiertes, überbetriebliches Stoffstrom-Management weiterentwickelt und um erste konkrete Vorschläge für eine praktische Umsetzung in verschiedenen Branchen, insbesondere der Möbelindustrie, ergänzt [8].
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Der Begriff Stoffstrommanagement wurde zuvor in unterschiedlicher inhaltlicher Besetzung
verwendet. Zumeist wurde darunter die Vermeidung oder Verminderung von Reststoffen bei
Produktionsprozessen verstanden, sobald sie sich nicht nur auf einen isolierten Teilschritt
der Produktion, z. B. die Optimierung einer einzelnen Maschine, bezogen. Teilweise wurde
der Begriff auch als Synonym für Umweltmanagement und Öko-Controlling gebraucht.
Weil für Entscheidungen über Ressourcenverbrauch und Umweltbelastungen in einer Produktlinie viele unterschiedliche Akteure verantwortlich sind, liegt nach der oben erwähnten
Studie des Umweltbundesamtes der Fokus im Stoffstrommanagement auf den in der Entscheidungskette verbundenen Akteuren und beinhaltet immer ein zielgerichtetes Handlungskonzept, das durch kooperatives Vorgehen umgesetzt werden soll. Es handelt sich demnach
beim Stoffstrommanagement um ein Kooperations- und Entscheidungsmanagement, das
sowohl auf betrieblicher Ebene bei der Optimierung von Produktionsabläufen als auch überbetrieblich als lebenswegbezogene Produktoptimierung durchgeführt werden kann.
Während in der bisherigen Diskussion in erster Linie die naturwissenschaftlich-technischen
Aspekte des Stoffstrommanagements im Vordergrund standen, insbesondere die Erhebung
und Bewertung der Informationen über die Quantität und Qualität von in Bewegung gesetzten Stoffen und Energien (in Form von Produkt-Ökobilanzen, Produktlinienanalysen,
Stoffstromanalysen, etc.), wird hier vielmehr die Managementkomponente betont. Management beinhaltet immer administrative Entscheidungsprozesse, d. h. die Festlegung von Verantwortlichkeiten, Verfahrensweisen und Kontrollmechanismen für ein angestrebtes Entwicklungsziel.
Voraussetzung für die Implementierung eines Managementsystems wie beispielsweise eines
Qualitätsmanagementsystems oder ein Umweltmanagements im Sinne der Öko-AuditVerordnung in einem Unternehmen ist jedoch bereits eine grundsätzliche Entscheidung (der
Unternehmensführung) für die Einrichtung eines solchen Systems. Hier besteht ein wesentlicher Unterschied zum Modell des Kooperationsmanagements: die notwendigen grundsätzlichen Entscheidungen mehrerer Unternehmen für die Teilnahme an einer Kooperation (sei es
auf freiwilliger Basis oder auf Druck eines oder mehrerer Akteure der Wertschöpfungskette)
müssen hier zunächst herbeigeführt werden. Dazu ist ein Prozess der Kommunikation, Abwägung, Meinungsbildung, Überzeugungsarbeit etc. erforderlich mit allen in ihn einfließenden psychologischen, „menschlichen“ Komponenten. In der Koordinierung (dem Management) eben dieses Prozesses liegt das Hauptgewicht dieses Modells.
„Stoffstrommanagement ist nicht statisch. Stoffstrommanagement fängt mit irgendeinem Anlass an, führt zu bestimmten Initiativen, die im optimalen Fall umgesetzt, evaluiert und beigesteuert werden. Auch die Kooperationen im Stoffstrommanagement sind nicht statisch. Die
Akteure, die am Anfang des Stoffstrommanagements die Initiative ergreifen, müssen nicht
die gleichen sein, die das Stoffstrommanagement gestalten“ [8].
Das Ablaufmodell eines betriebsübergreifenden Stoffstrommanagements unterscheidet fünf
Phasen:
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Der Initiierung für eine Kooperation liegt jeweils eine Motivation zugrunde. Diese Motivation
kann individuell in einer impulsgebenden Person angelegt sein oder in einer umweltorientierten Firmenstrategie. Die Motivation kann aber auch extern begründet sein, zum Beispiel durch ein umweltpolitisch bedeutsames Ereignis oder durch eine drohende staatliche
Regulierung für ein Stoffstrommanagementproblem. Die Promotoren müssen keineswegs
dieselben sein wie die späteren Kooperationspartner.
In der Vorbereitungsphase geht es darum, Ziele für die Aufgabe des Stoffstrommanagements zu konkretisieren (was sind die Minimal- und Maximalziele?) und ein dafür
geeignetes Kooperationsmodell zu finden. Dies kann in einer gleichberechtigten Kooperation
der Partner, aber auch einer einseitigen Einflussnahme z.B. auf Lieferanten und Abnehmer
bestehen. Bestandteile der Vorbereitungsphase sind die Bewertung von Handlungsalternativen für das Stoffstrommanagement (welche Alternativen dienen der Zielerreichung?)
und die Auswahl der geeigneten Kooperationspartner.
Die Gestaltung der Kooperation ist die Phase, die mit dem ersten Arbeitstreffen der Kooperationspartner beginnt und mit der Vereinbarung über Maßnahmen und / oder Informationsstandards abschließt. Hier werden Sitzungen stattfinden, Ausarbeitungen entstehen und
Ideen besprochen. Die Gestaltung schließt die Festlegung von Verantwortlichkeiten ein.
Projektmanagement (Ziele, Maßnahmen, Personen, Termine) gewinnt an Bedeutung. Abschließend sind Aufgaben und ihre möglichen Kosten zu diskutieren und zu vereinbaren. Es
kann sein, dass zwischen dieser Phase und der operativen Phase nicht so scharf zu trennen
ist, weil sie teilweise parallel vonstatten gehen.
In der operativen Phase erfolgt die Umsetzung der Vereinbarungen. Hier können alle Beteiligten eingebunden sein (z.B. bei der Gewährleistung von Informationsstandards) oder
auch nur einige der Beteiligten (z.B. bei der Umstellung von Produktionsprozessen). Während vorher die Arbeitszeit einzelner Personen für das Stoffstrommanagement investiert
wurde, werden Maßnahmen zum Stoffstrommanagement hier möglicherweise in größerem
Umfang kostenrelevant. Hier werden aber auch erst die eigentlichen Erfolge gegenüber dem
Staat bzw. im Markt sichtbar.
In der letzten Phase der Kooperation, der Kontrolle, wird erhoben, in welchem Umfang die
selbstgesetzten Ziele erreicht werden konnten und welche Vor- und Nachteile die Maßnahmen ansonsten mit sich gebracht haben.
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4.1.6.1
KOOPERATIONSFORMEN DES STOFFSTROMMANAGEMENTS
Für das Stoffstrommanagement kommt eine Vielzahl potentieller Kooperationen, Kooperationsformen und Kooperationsebenen in Betracht. Um eine Eingrenzung und Zuordnung dieser Varietäten zu ermöglichen, sollen nachfolgend nach DE MAN, R./ CLAUS, F. ET AL. [8] repräsentative Kooperationsformen beschrieben werden.
A. Lebenswegbezogene Produktoptimierung
Der zentrale Akteur bei der lebenswegbezogenen Produktoptimierung ist im allgemeinen der
Produzent, obwohl auch der Handel, insbesondere wenn er als Direktimporteur auftritt, die
Hauptrolle spielen kann. Der Produzent versucht, sein Produkt über den gesamten Lebensweg zu optimieren. Er schreibt nicht nur (wie bei B) seinen Lieferanten vor, was sie (nicht)
liefern dürfen, sondern entwickelt gemeinsam mit vor- und nachgelagerten Akteuren ein
ökologisch optimiertes Produkt. Dabei können auch z.B. Lieferanten von Produktionsanlagen
eine wichtige Rolle spielen. In das Modell A können auch Aspekte der produktbezogenen
Verwertung und Entsorgung integriert werden.
Anlässe: Einerseits (passiv) die erhöhte Produktverantwortung, wie sie sich u.a. aus dem
Kreislaufwirtschaftsgesetz ergibt. Aktiv die strategische Entwicklung innovativer Produkte als
Chance zur Stärkung der Wettbewerbsposition.
B. Ökologische Qualitätssicherung
Das Modell der ökologischen Qualitätssicherung entspricht einem klassischen „upstream“Modell, wobei der Produzent oder Handel als Motor fungiert und auf die in der Wertschöpfungskette vorgelagerten Akteure Einfluss nimmt. In der Regel werden negativ formulierte
stoffbezogene Anforderungsprofile entwickelt, die zum Ausschluss von bestimmten Stoffen,
z.B. auf der Grundlage von Grenzwerten führen. Im Prinzip stellt dieses Modell eine umweltbezogene Variante der üblichen Qualitätssicherung dar. In erweiterter Form werden nicht nur
Anforderungen an Stoffe formuliert, sondern von den Zulieferern auch produkt- oder produktionsbezogene Zertifikate verlangt oder es finden Lieferantenauditierungen statt. Der Unterschied zu A liegt vor allem darin, dass eine (mehr oder weniger gleichberechtigte) Kooperation nicht angestrebt wird, sondern Qualitätsanforderungen vorgeschrieben werden.
Anlässe: gesetzliche Vorschriften, Ökolabeling, Marketingvorteile.
C. Stoffbezogener Service und Verantwortung
Service: Das Unternehmen, das die Stoffe, Zubereitungen und Materialien auf den Markt
bringt, hilft den nachgelagerten Gliedern in der Kette, optimal mit dem Stoff umzugehen. Diese Hilfe besteht aus: Kennzeichnung, detaillierten Gebrauchsanweisungen, Beratung, Hilfe
bei der Optimierung von Produktionsprozessen etc..
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Verantwortung: In manchen Fällen geht die Verantwortung des Lieferanten weit über eine
reine Servicerolle hinaus. Der Lieferant verpflichtet sich, sämtliche Verantwortung für wichtige Teilprozesse zu übernehmen, incl. der Verantwortung für Umweltauflagen und Umweltrisiken.
Anlässe: die faktische Produkthaftung des Lieferanten und die Marktmacht des Endverbrauchers, der in der Lage ist, seinen Lieferanten zur Verantwortungsübernahme zu zwingen.
D. Produktbezogene Verwertung und Entsorgung
Der Produzent organisiert eine optimale Verwertung und Entsorgung seines Produktes, nicht
nur durch optimales Produkt-Design, sondern auch durch eine Kooperation mit Entsorgern
und Verwertern. Der Unterschied zu E liegt darin, dass der Produzent selbst die notwendigen
Strukturen organisiert bzw. organisieren lässt und nicht die Entsorgungswirtschaft.
Anlässe: rechtliche Vorgaben aus dem Kreislaufwirtschaftsgesetz, Rücknahmeverordnungen
oder Vorgriff auf Selbstverpflichtungsmaßnahmen der Wirtschaft zur Rücknahme ihrer Produkte.
E. Reststoffbezogene Verwertung und Entsorgung
Der Unterschied zu D liegt darin, dass es hier um Stoffe geht, für die keine Produzenten
mehr direkt Verantwortung tragen. Zentraler Akteur ist regelmäßig die Entsorgungswirtschaft.
Anlass: Wertschöpfungspotential der Entsorger.
4.1.6.2
ERFOLGSFAKTOREN FÜR DAS STOFFSTROMMANAGEMENT
Ob in einer Wertschöpfungskette tatsächlich durch optimale Kooperation ein Stoffstrommanagement zustande kommt, hängt von den Akteuren ab. Dabei geht es nach DE
MAN / CLAUS [6] um drei Faktoren:
1. Motivation: Die Motivation wird in erster Linie durch das wahrgenommene Eigeninteresse
in Bezug auf das Stoffstrommanagement bestimmt.
2. Information/Sachverstand: Ohne die erforderliche Information/den erforderlichen Sachverstand können die Akteure kein Stoffstrommanagement organisieren, auch wenn sie motiviert sind.
3. Macht: Für das Zustandekommen von Stoffstrommanagement ist Macht im Sinne von
Einflussmöglichkeiten in der Kette erforderlich.
Akteure, die ein Stoffstrommanagement initiieren wollen, müssen die Gewichtung dieser
Faktoren sowohl für sich selbst als auch für potentielle Partner vor Beginn der Kooperation
einschätzen. Dafür ist eine Akteursanalyse erforderlich.
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4.1.6.3
AKTEURSTYPEN
Eine Kategorisierung der Akteure wird von R. de Man in der Studie für die Enquetekommission vorgenommen [6], in der die am Stoffstrommanagement beteiligten Akteure grob
fünf Gruppen zugeordnet werden:
1. Wirtschaftliche Akteure, die unmittelbar Stoffströme beeinflussen: Primär bezieht sich das
Stoffstrommanagement ... auf die Aktivitäten jener Akteure, die sich unmittelbar mit der
Lenkung von Stoffströmen befassen. Es handelt sich um Akteure, die Anlagen bedienen,
Produktionsentscheidungen treffen und, mehr indirekt, um Akteure, die Produkte entwikkeln, Anlagen entwickeln und bauen.
2. Wirtschaftliche Akteure, die durch ihre Entscheidungen Stoffentscheidungen anderer Akteure beeinflussen: Der Handel beeinflusst durch seine Einkaufs- und Assortimentsentscheidungen viele Stoffströme. Das Stoffstrommanagement des Handels ist ein indirektes
Stoffstrommanagement, welches das primäre Stoffstrommanagement motivieren kann.
Ähnliches gilt für die Aktivitäten anderer Akteure (zum Beispiel Banken, Versicherungen),
die oft nur sehr indirekt das primäre Stoffstrommanagement lenken.
3. Wirtschaftliche Akteure, die dem Stoffstrommanagement einer Branche oder einer Produktionskette Rahmenbedingungen setzen: Wirtschaftliche Verbandsstrukturen sind für
das Stoffstrommanagement von Interesse, wenn sie für das Stoffstrommanagement in
den Unternehmen günstige Rahmenbedingungen schaffen können, in Bezug auf Zentralisierung von Informationssystemen und Sachverstand oder in Bezug auf die Überwindung
von Problemen, die entweder mit Konkurrenz zwischen Unternehmen oder der Verteilung
von Kosten zwischen Unternehmen verbunden sind. Neben den traditionellen horizontalen Verbänden können vertikal organisierte Verbandsstrukturen eine stimulierende Rolle
im Stoffstrommanagement spielen.
4. Staatliche bzw. administrative Akteure, die dem Stoffstrommanagement wirtschaftlicher
Akteure Rahmenbedingungen setzen: Das Stoffstrommanagement (hier das Management
von Rahmenbedingungen für das Management von Stoffströmen) dieser Akteure bezieht
sich auf Aktivitäten, die das primäre Stoffstrommanagement ermöglichen oder befördern.
Hier kann man auch von „Stoffstrompolitik“ im Gegensatz zu „Stoffstrommanagement“
sprechen.
5. Sonstige Akteure, die das Stoffstrommanagement aller übrigen zu beeinflussen versuchen: Dies sind Verbraucherorganisationen, Umweltverbände, gegebenenfalls auch Akteure, die sich mit Normung befassen.
Das Öko-Institut e.V. schlägt vor, zusätzlich auch Verbraucher als Akteursgruppe zu berücksichtigen, auch wenn über das bewusste Handeln im Sinne des Stoffstrommanagements
gestritten werden kann. Begründet wird dies damit, dass ein Wertewandel nur dann erfolgreich sein wird, wenn die Verbraucher ihren Einfluss auf Stoffströme bewusst wahrnehmen
und gestalten [17].
- 40 -
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STRUKTUREN FÜR DAS STOFFSTROMMANAGEMENT
Nach DE MAN, R./ CLAUS, F. ET AL. [8] werden, aufbauend auf der für die Enquetekommission
erstellten Studie zur Textilkette [4] verschiedene Modelle zur Organisation der (vertikalen)
Akteurskette benannt. Dabei wird in erster Linie nach der Richtung der Beeinflussung in der
Kette unterschieden: „upstream“ und „downstream“.
Upstream
Im sogenannten „upstream“-Modell üben der Handel und die Produzenten einen Druck auf
den stromaufwärtsgewandten Teil der Kette aus (vgl. Abbildung 4–7). Den Motor in diesem
Modell bilden die Anforderungen der ökologisch bewussten Konsumenten, die sich in Form
von Anforderungen an Vorlieferanten zurück in die Kette fortpflanzen. Die Effektivität dieses
„linearen“ „upstream“-Modells stößt an Grenzen, vor allem wenn Anforderungen sich über
mehrere Glieder in der Kette fortpflanzen sollen. Eine zuverlässigere Variante dieses Modells
stellt demnach das zentralisierte „upstream“-Modell dar, in welchem ein Glied der Kette
(Produzent oder Handel) direkte Kontakte zu den bedeutendsten Produktionsmitgliedern
unterhält und zentrale Anforderungen formuliert.
Wenn in der Wertschöpfungskette „Möbel“ der Möbelhandel oder Möbelhersteller diese Rolle
übernimmt, wird er nicht nur „designer“ der Möbel sondern auch „designer“ des Stoffstrommanagements in der Kette.
Abbildung 4–7:
A
Rohstoffgewinnung
B
Vorproduzent
C
Zulieferer
D
Hersteller
E
Handel
F
Verbraucher
Zentralisiertes „upstream“-Modell
- 41 -
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Downstream
Im „downstream“-Modell (vgl. Abbildung 4–8) nimmt ein stromaufwärts liegender Akteur Verantwortung für den Umgang mit Chemikalien, Materialien und Produkten durch stromabwärts
liegende Akteure (z.B. im Rahmen eines „product-stewardship“) wahr. Die Reichweite dieses
Modells und damit seine Bedeutung für das Stoffstrommanagement ist begrenzt.
Abbildung 4–8:
Rohstoffgewinnung
A
Vorproduzent
B
Zulieferer
C
Hersteller
D
Handel
E
Verbraucher
F
„downstream“-Modell
Externe Koordinierung
Im Modell der externen Koordinierung (vgl. Abbildung 4–9) übernimmt ein neu zu schaffender Akteur Informations- und Koordinierungsaufgaben für die gesamte Akteurskette.
Abbildung 4–9:
Rohstoffgewinnung
A
Vorproduzent
B
Zulieferer
C
Hersteller
D
Handel
E
Verbraucher
F
Externe Koordinierung
- 42 -
X
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4.1.7
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ECODESIGN - ÖKO-EFFIZIENTE PRODUKTE UND DIENSTLEISTUNGEN
Das Leitbild des „Sustainable Development“ stellt umweltorientierte Produktentwickler vor
eine neue Herausforderung. Sustainable Design berücksichtigt nicht nur produktimmanente
Gesichtspunkte, sondern fragt ausgehend von dem gesellschaftlichen Bedürfnis, das der
Produktentwicklung zugrunde liegt, möglichst umfassend nach den ökologischen, sozialen
und ökonomischen Risiken und Potenzialen [43].
Dabei werden nach TISCHNER, U. [43] zwei Strategien zur Steigerung der Ressourcen- und
Energieproduktivität unterschieden (vgl. Abbildung 4–10):
•
•
Effizienzstrategien, die eher auf die Anbieter zielen. Hier geht es darum, durch technische
oder organisatorische Maßnahmen die Ökoeffizienz bei der Produktion oder der Bereitstellung einer Nutzung zu steigern und dadurch Ausschuss, Überschussproduktion und
Abfälle zu verhindern.
Suffizienzstrategien, die eher auf die Konsumenten ausgerichtet sind. Hier werden Konsumstrategien und Lebensstile überprüft. Veränderte Konsumgewohnheiten und eine andere Definition von Lebensqualität insbesondere in den Industrienationen sollen den Umweltverbrauch vermindern und das Abfallaufkommen senken.
Gesellschaftlich
Dienstleistung statt Produkt
Logistik, Vertrieb, Nutzeffekte optimieren
Technisch
Effizienz
Organisatorisch
Suffizienz
Revision des Gebrauchs
Neue Wohlstandsmodelle
Prozesse, Produkte und Infrastrukturen optimieren
Abbildung 4–10: Suffizienz- (Genügsamkeit) und Effizienzstrategien zur Steigerung der
Ressourcen- und Energieproduktivität nach TISCHNER, U. [43]
- 43 -
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4.1.7.1
ÖKO-EFFIZIENTES PRODUKTDESIGN
Die wichtigsten Faktoren für ein öko-effizientes Produktdesign lassen sich am Beispiel der
Möbelproduktion aufzeigen:
•
Ökologische und gesundheitliche Unbedenklichkeit
der Möbel sowohl hinsichtlich der Auswahl der Werkstoffe als auch während der Produktnutzungsphase und der Nachnutzungsphase. Mit der Entscheidung über die in die
Produktlinie eingehenden Materialien werden die ökologischen und gesundheitsrelevanten Produkteigenschaften weitestgehend bestimmt. Die in Frage kommenden Komponenten müssen daher auf der Grundlage möglichst umfassender Produktinformationen
ausgewählt werden. Hier sind verschiedene Alternativen sorgfältig abzuwägen. Ziel muss
es sein, auf solche Produkteinsatzstoffe zu verzichten, von denen gesundheitliche Gefährdungen ausgehen können.
• Verringerung der Werkstoffvielfalt
Der Einsatz von möglichst wenigen unterschiedlichen Materialien bildet die Voraussetzung für eine Reduzierung der Komplexität der vernetzten Stoffströme bei der Herstellung. Ebenso wird damit wesentlich der Erfolg einer an die Nutzungsphase anschließenden Verwertung oder Wiederverwendung beeinflusst. Insbesondere sollen Verbundteile
aus unterschiedlichen Werkstoffen vermieden werden.
• Langlebigkeit und Qualität
Die Verarbeitungsqualität und Haltbarkeit der eingesetzten Materialien ermöglicht eine
möglichst lange Nutzungsdauer. Die Anfälligkeit durch Verschleiß und Beschädigung
kurzlebiger „Wegwerfprodukte“ sind zwei der Hauptgründe für die bestehenden Entsorgungsprobleme unserer Gesellschaft.
• Flexible Modulbauweise
Da es sich bei Wohnmöbeln um modische Gebrauchsgüter handelt, sollen modische
Komponenten an die sich verändernden Kundenanforderungen anpassbar sein. Ein modularer Aufbau ermöglicht es, einzelne Möbelteile auszutauschen, zu reparieren bzw. das
Wohnensemble neu zu kombinieren oder zu erweitern.
• Demontierbarkeit und Reparierbarkeit
Voraussetzung hierfür ist der Einsatz schnell und zerstörungsfrei lösbarer Verbindungen.
Ein wiederholtes Auf- und Abbauen, z. B. bei Umzügen, wird ermöglicht. Im Anschluss an
die Nutzungsphase sollen die Möbel unter Erhaltung der Funktionalität weitgehend in ihre
Einzelkomponenten zurückzuführen sein. Die leichte Zugänglichkeit und Austauschbarkeit
der funktionellen Einheiten soll die Instandsetzung und damit Nutzungsdauerverlängerung
ermöglichen.
- 44 -
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• Eindeutige Kennzeichnung der Werkstoffe
Sie ermöglicht die Identifizierung der eingesetzten Materialien. Nur so ist eine sachgerechte Weiterverarbeitung oder Entsorgung anfallender Reststoffe gewährleistet.
• Produktverantwortung nach Gebrauch
Die Weiterverwendung von gebrauchten Wohnmöbeln findet bislang kaum statt, da noch
kein nennenswerter Sekundärmarkt für solche Möbel existiert und die konstruktiven, organisatorischen und logistischen Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Verwertung der
Produktkomponenten noch nicht vorhanden sind. Diese Lücke im System einer anzustrebenden Kreislaufführung der Stoffströme (Stichworte Remanufactoring, Rücknahmeverpflichtungen) gilt es zukünftig zu schließen. Die Entwicklung neuer Produktlinien muss
daher so ausgerichtet sein, dass eine wirtschaftlich vertretbare Weiterverwendung der
Systemelemente nach Rücknahme möglich wird.
4.1.7.2
ÖKO-EFFIZIENTE DIENSTLEISTUNGEN
Öko-effiziente Dienstleistungen können als wichtiges Instrument zur Erhöhung der Ressourcenproduktivität und der Verminderung von Umweltwirkungen angesehen werden. Entscheidend dafür ist die Umsetzung von entsprechenden technischen und sozialen Innovationen.
Eine nachhaltig zukunftsfähige Wirtschaft setzt zwar auch eine ökologisch orientierte Sachgüterproduktion voraus. Sie braucht aber vor allem eine Umorientierung der Nutzung dieser
Sachgüter. Nicht der Materialwert, die physikalische Objekthaftigkeit, ist für den ökonomischen Wert einer Sache ausschlaggebend, sondern der Nutzungswert, also die Tatsache,
dass Produkte und Sachgüter Träger objektiver und subjektiver Eigenschaften sind und damit Dienstleistungen erfüllen. Sachgüter sind so gesehen Trägermedien für Dienstleistungen
[50].
Der bisherige Dienstleistungsbegriff beschreibt die Erbringung einer Leistung wie z.B. saubere Wäsche, angenehm temperierter Raum mit allen dazu notwendigen Sachgütern wie z.B.
Kauf einer Waschmaschine, Reparatur und Wartung über einen lokal ansässigen Handwerksbetrieb. Die öko-effizienten Dienstleistungen suchen über Effizienz- und Suffizienzstrategien wie auch ökologische Produktgestaltung nach Wegen, die gewünschte Dienstleistung mit optimaler Qualität und geringstem Ressourcenverbrauch zu erbringen, wie z.B.
Kombination aus neuer Technik (Waschen mit Ultraschall, schmutzabweisende Textilien)
und Serviceangebot (Wäscheservice pro 1000 Wohneinheiten verrechnet mit Nebenkosten
der Miete, gemeinsame geleaste Industriewaschmaschine pro Mehrfamilienhaus, etc.) begleitet von betriebswirtschaftlichen Managementkonzepten (Organisation von Leasing, Systemangebote, etc.) [48].
Im folgenden sollen nach WIKUE [50] idealtypische Ansätze beschrieben werden, die unter
dem Begriff „ökologische Dienstleistungskonzepte“ zusammengefasst werden:
- 45 -
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A. Produktorientierte ökologische Dienstleistungen
Hierunter fallen zusätzliche Leistungen, die vom Produzenten ergänzend zu einem Sachgut
angeboten werden - entweder als selbständige Dienstleistung oder als Instrument zur Förderung des Absatzes des Trägermediums (also des Sachgutes). Individualnutzung ist dann
effizient, wenn der aktuelle Nutzungsgrad weitgehend dem potentiellen entspricht. Anwendungsberatungen des Anbieters können z.B. den Einsatz von Trägermedien (z.B. Lacken)
beim Nachfrager optimieren, Wartungs- und Entsorgungsleistungen (Rücknahmegarantien,
Recyclingservice, etc.) die Rückführung von Trägermedien vereinfachen.
B. Nutzungsorientierte ökologische Dienstleistungen
Sie haben nicht die Sachleistung (das Trägermedium) als Verkaufsgegenstand, sondern den
dadurch vermittelten Nutzen. Beim Leasing nutzt der Nachfrager das Trägermedium für eine
bestimmte Zeit, beim Sharing steht die gemeinsame Nutzung eines einzelnen Trägermediums im Mittelpunkt, beim Pooling geht es um den (gemeinsamen) Zugang mehrerer Nutzer
zu mehreren Trägermedien.
C. Bedürfnisorientierte ökologische Dienstleistungen
Sie vermitteln zwischen bestimmten Bedürfnisfeldern (z.B. Mobilität) und verschiedenen Alternativen zu deren Befriedigung. Für bestimmte Verbrauchsgüter (wie z.B. Energie, Wasser)
wurden bereits Contracting-Konzepte entwickelt. Dabei finanzieren die Anbieter rentable
Einsparinvestitionen bei den Nachfragern, wobei die durch die Einsparung entstehenden
Gewinne zwischen dem Anbieter und dem Verbraucher aufgeteilt werden. Für Gebrauchsgüter (und im Rahmen des Outsourcing sind Facility-Management-Konzepte entwickelt worden. Hierbei wird den Nachfragern kein Trägermedium zur Nutzung überlassen, vielmehr
betreibt der Anbieter dieses selbst, dem Nachfrager wird nur das Ergebnis der Leistung (z.B.
Vervielfältigungsdienste, Dokumentgestaltung, etc.) verkauft. Dieses Betreiber-Modell enthält
für den Anbieter den Anreiz, nicht in die Optimierung des Trägermediums selbst, sondern in
die Optimierung der Rahmenbedingungen zu investieren.
- 46 -
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4.2
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MARKTANALYSE
Zu Beginn der Vorbereitungsphase fand ein Workshop mit Herrn Dr. Funck (Universität Göttingen, Institut für Marketing und Handel) der Fa. Jaeger und der IGW statt, in dem die Strategie für eine Marktanalyse festgelegt wurde. Als Resultat wurde folgende Vorgehensweise
festgelegt:
Ø
Analyse der Einkaufsverbände
Ø
Durchführung einer Konkurrenzanalyse
Ø
Analyse der Kundenstruktur der Fa. Jaeger
Ø
Durchführung strukturierter Tiefeninterviews mit Entscheidungsträgern im Möbelbereich
Dabei orientierten sich die durchgeführten Recherchen an die Herbeiführung pragmatischer
Entscheidungsprozesse zur Gestaltung einer Möbellinie mit dem Zusatznutzen „Ökologie“.
4.2.1
ANALYSE DER EINKAUFSVERBÄNDE
Die großen Möbelverbände nehmen in der Wertschöpfungskette der Möbelindustrie eine
starke, teilweise sogar dominierende Position ein. Dies wurde anhand der Analyse der
Messesituation u.a. der Möbelmesse Ost-Westfalen (M.O.W.) sowie der Auswertung einer
auf diese Verbände bezogenen Erhebung deutlich. Einem Möbelverband sind jeweils mehrere Handelshäuser angeschlossen. Durch gemeinsame Einkaufsstrategien wird somit die
Marktmacht der einzelnen Häuser gebündelt. Von der Akzeptanz der auf den einschlägigen
Messeterminen vorgestellten Produktneuerungen bei den Haupteinkäufern ist ganz wesentlich abhängig, ob ein neues Produkt am Markt platziert werden kann. Bevor der Endkunde
durch seine Kaufentscheidung Einfluss auf Erfolg oder Nichterfolg eines Produktes nehmen
kann, werden die Trends daher durch diese Einkäufer bereits gefiltert.
Die Analyse der Möbelverbände erfolgte vor dem Hintergrund, die Marktpositionen und die
Stellung der Fa. Jaeger in dem Machtgefüge zu ermitteln und damit Handlungsspielräume im
Vorfeld der Kooperationsinitiativen auszuloten. Insgesamt wurden 21 Möbelverbände angeschriebenen (vgl. Tabelle 4–4), von denen lediglich 11 Verbände (52%) geantwortet haben.
Von diesen 11 Verbänden gaben wiederum 4 an, keinerlei Informationen herauszugeben.
Die angefragten Umsatzzahlen waren nur in den Informationen von 2 Verbänden (9,5%) enthalten. Darüber hinaus konnte ein online-Geschäftsbericht ausgewertet werden, so dass
lediglich von insgesamt 3 Einkaufsverbänden (14,2%) Geschäftszahlen vorlagen (vgl. hierzu
Anhang Tabelle 2 bis 4). Dieser geringe „Rücklauf“ bestätigt die eingangs erwähnte große
Konkurrenz unter den Möbelverbänden.
- 47 -
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Tabelle 4–4:
Angeschriebene Möbeleinkaufsverbände
Angeschriebene Einkaufsverbände
12. MIG-Möbel-Interessen-Gemeinschaft GmbH
& Co. KG
Einkaufs- und Werbeverbund
Industriestraße 41
53359 Rheinbach
1. Apollo GmbH
Düppelstraße 3
48599 Gronau
2. Atlas Einrichtungs-Einkaufs GmbH
Brunshofstraße 2
45470 Mühlheim/Ruhr
13. Mondial Einrichtungs-Großeinkaufs-GmbH
Eichsfelder Straße 17
40595 Düsseldorf
3. AWD Einkaufs- und Marketinggesellschaft
für Wohnkomfort GmbH & Co. KG
Karlsruher Straße 91
75179 Pforzheim
14. MTG,Möbel-und Teppich GroßeinkaufsGmbH&Co. KG
Sülztalplatz 1
51503 Rösrath
4. Begros GmbH
Graf-Zeppelin-Straße 5
46149 Oberhausen
5. BioTeam-Concept Möbel-Einkaufs- und Werbe-GmbH
Im Goldenen Tal 4
83629 Weyarn-Natring
6. Concorde Möbeleinkaufs GmbH
Kieshecker Weg 148
40468 Düsseldorf-Lohhausen
15. MZE-Möbel-Zentral-Einkauf GmbH
Lohweg 31
85375 Neufahrn
16. Regent Möbel Großeinkauf GmbH & Co. KG
Benzstraße 4
45891 Gelsenkirchen
17. Trend Möbel Handels-GmbH & Co. Einrichtungs KG
Im Lipperfeld 42
46047 Oberhausen
7. Contra-Möbel-Einkauf AG
Lüttgendortmunder Straße 120
44388 Dortmund
18. Union Möbeleinkaufsverband G.d.b.R.
Neckargartacher Str. 120
74080 Heilbronn
8. Deutscher Möbel- Verbund Handels GmbH
(DMV)
Ampertal 8
85777 Fahrenzhausen
9. Großeinkauf Europa Möbel GmbH & Co. KG
Siegburger Straße 37
53757 St. Augustin
10. Garant-Möbel-Gruppe
Hauptstraße 143
33378 Rheda-Wiedenbrück
11. Ges. für Beratung fortschrittlicher Möbelhandelsunternehmen im Einkauf - Marketing GfM
mbH & Co Betriebs KG & Co
Forstweg 8
82031 Grünwald
19. VME - Vereinigte Möbeleinkaufs-GmbH & Co.
KG
An der Wessebreede 2
33699 Bielefeld
20. WK Wohnen Einrichtungs-GmbH
Heilbronner Straße 4
70771 Leinfelden-Echterdingen
21. Wohngruppe Möbeleinkauf + Marketing
GmbH
Schleifweg 10
74257 Untereisesheim
- 48 -
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4.2.2
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ANALYSE DER KUNDENSTRUKTUR
Datengrundlage für die Analyse der Kundenstruktur bildete die Umsatzstatistik der
Fa. Jaeger GmbH für den Zeitraum von Januar 1999 bis Juli 1999. Nach Aussage der Geschäftleitung der Fa. Jaeger sind Größenverhältnisse der Kundenstruktur dieses Zeitraumes
repräsentativ.
Demnach bedient die Fa. Jaeger - bei einem Halbjahresumsatz im In- und Ausland von rund
22,5 Mio. DM - 703 Einzelkunden und Kundengruppen. Die größte Kundengruppe bildet die
österreichische Kika, in der 28 Möbelhäuser organisiert sind. Einer Tabelle im Anhang sind
die Einzelkunden zu entnehmen, die im ersten Halbjahr 1999 Waren im Wert von mehr als
10.000 DM bei der Fa. Jaeger abgerufen haben.
Von den insgesamt 703 Kunden fragen lediglich 12 Kunden Tonmöbel nach, alle anderen
sind dem Wohnmöbelbereich zuzuordnen.
Der mit Abstand größte Kunde der Fa. Jaeger ist die Firma Schickedanz (Quelle), die mit
rund 8,5 Mio. DM rund 38% des Gesamtumsatzes (Wohn- und Tonmöbel) und 57% des
Wohnmöbelumsatzes bestreitet. Der Umsatzanteil der Tonmöbel beträgt rund 550.000 DM
(6,5%).
Wie Abbildung 4–11 verdeutlicht, bestreitet die Fa. Jaeger zwei Drittel ihres Umsatzes über
19 Kunden, das verbleibende Drittel verteilt sich dagegen auf 684 Kunden. Ein Sachverhalt,
der in vielen Klein- und Mittelständischen Unternehmen vorherrscht und i.d.R. ein großes
Potential für Maßnahmen der Effizienzsteigerung und Betriebsoptimierung bietet. Dagegen
besteht gegenüber dem Großkunden ein hoher Grad an Abhängigkeit, der die Verhandlungsposition der Firma Jaeger einschränkt.
Umsatz je Kunde
> 200.000 DM
18 Kunden
Fa. Schickedanz
Wohn- und
Tonmöbel
29,1%
37,6%
33,4%
Umsatz je Kunde
< 200.000 DM
684 Kunden
Abbildung 4–11: Umsatzverteilung der Fa. Jaeger auf ihre Kunden
- 49 -
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Der Umsatz über Tonmöbel verteilt sich auf 12 Kunden und betrug im 1. Halbjahr 1999 insgesamt 4,5 Mio. DM bzw. rund 20% des Halbjahresumsatzes. Wie Abbildung 4–12 zeigt, ist
die Verteilung des Umsatzes nicht ganz so einseitig wie bei den Wohnmöbeln, aber auch im
Bereich Tonmöbel erwirtschaftet die Fa. Jaeger rund 50% des Umsatzes mit drei Kunden.
Yamaha, Rellingen
ALL AKUSTIK, Hannover
Teufel, Berlin
Schickedanz
Grundig
Magnat, Pulheim
L&S
ELAC, Kiel
Sharp, Hamburg
HECO, Puthele
Canton, Weitrod-Oberlauken
Kenwood France
0
200
400
600
800
1000
in Tausend DM
Abbildung 4–12: Umsatzverteilung der Tonmöbelproduktion der Firma Jaeger im ersten
Halbjahr 1999
Hinsichtlich des der Umsatzverteilung im In- und Ausland liegt die Präferenz der Fa. Jaeger
eindeutig im Inland. Abbildung 4–13 zeigt, dass lediglich rund 10% des Wohnmöbelumsatzes
über Exportgeschäfte getätigt werden.
Millionen DM
16
13.829.932
14
12
10
8
6
4
1.306.163
2
0
Umsatz Inland
Umsatz Ausland
Abbildung 4–13: In- und Auslandsumsätze aus der Wohnmöbelproduktion der
Fa. Jaeger im 1. Halbjahr 1999
- 50 -
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4.2.3
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KONKURRENZANALYSE
Die Konkurrenzanalyse erfolgte in zwei Teilschritten: zunächst wurde eine Erhebung über
das Marktangebot der in den Verbänden „Deutsche Gütegemeinschaft Möbel“ und „Bund
ökologischer Einrichtungshäuser“ organisierten Möbelherstellern und Händler durchgeführt
und gemeinsam mit der Fa. Jaeger ausgewertet. Im Rahmen der Auswertung der eingegangenen Informationen wurden direkte Konkurrenten der Fa. Jaeger im Hinblick auf die im Vorhaben angestrebten Ziele herausgefiltert und nochmals angeschrieben, um detailliertere
Auskünfte zu erhalten. Folgender Rücklauf war zu verzeichnen:
í Bundesverband ökologischer Einrichtungshäuser
- alle 83 Einrichtungshäuser angeschrieben;
- 7 Einrichtungshäuser schickten Material von 23 Herstellern;
- Rücklauf 8%.
í Deutsche Gütegemeinschaft Möbel
- alle 54 Möbelhersteller angeschrieben;
- 31 Möbelhersteller schickten Material;
- Rücklauf 57%.
Die Auswertung des Rücklaufes der Anfrage sind in Tabelle 1 des Anhangs enthalten. Von
insgesamt 77 untersuchten Möbelherstellern konnten neun als direkte Konkurrenten der
Fa. Jaeger identifiziert werden. Diese Firmen entsprachen in ihrem Firmenprofil, dem angesprochenen Kundenkreis und der Angebotspalette in weiten Teilen dem der Fa. Jaeger. Um
detailliertere Informationen über das Firmenprofil zu erhalten, wurden diese Firmen noch
einmal angeschrieben, wobei folgender Rücklauf erzielt wurde:
í Direkte Konkurrenten Fa. Jaeger
- 9 Möbelhersteller angeschrieben;
- 9 Möbelhersteller schickten Material;
- Rücklauf 100%.
Die Ergebnisse der Auswertung der direkten Konkurrenten der Fa. Jaeger sind in Tabelle 4–
5 aufgeführt. Die wichtigsten Erfolgskriterien in diesem Segment des Möbelmarktes (Serienprodukte auf Basis von Spanplatten) sind: ein ansprechendes Design in Verbindung mit einer
hohen Funktionalität bei möglichst geringem Preis. Die Wohngesundheit der Möbel und die
Frage der Umweltverträglichkeit der Produktion spielen bei nicht auf Vollholz basierenden
Produktlinien als Argument zur Platzierung der Produkte gegenüber den Haupteinkäufern
dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Damit kann die Zurückhaltung der Fa. Jaeger, das
Thema "Ökologie" in den Vordergrund eines Produktdesignprozesses zu stellen, erklärt werden.
Darüber hinaus besteht zwischen den Serienmöbelproduzenten ein harter Verdrängungswettbewerb, der dazu führt, dass alle Aktivitäten der Mitbewerber genau beobachtet und
neue, Erfolg versprechende Trends sofort aggressiv kopiert werden.
- 51 -
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Tabelle 4–5:
Direkte Konkurrenten der Fa. JAEGER
Sortiment
Produkteigenschaften
(Spanplatte, Vollholz,
Naturlacke etc.)
Preissegment:
niedrig, mittel,
hoch
Design
(modern,
klassisch)
Zertifikate
1
BHD Holz-DesignMöbel GmbH §
Co.KG
Am Alten Markt 34
32361 Preußisch
Oldendorf-Holzhausen
kpl.
funierte Spanplatte,
formaldehydarme Leime,
Acryllacke, Oberflächen
entsprechen DIN 68861
eher hoch
klassisch
zeitlos modern
Garantiert ohne Tropenholz
/ Made in Germany / 3 Jahre Nachkaufgarantie /
Umwelt & Qualitätsmanagement (kein TÜVCert o.ä.)
2
Gruber + Schlager
Möbelwerkstätten
A-4974 Ort im Innkreis
kpl. ohne
Küchen
Vollholz; Spanplatte,
wahlweise Tischlerplatte
funiert
hoch (keine
Preise)
Design
modern
QS-ISO 9001
Öko-Audit
Gütezeichen Austria
3
Holtkamp GmbH+
Co. Möbelwe
rkstätten
Betonstr. 19
39324 Melle
Wohn-, Schlaf-,
Eßmöbel
Echtholzfurnier (teilmassiv) / massiv / Oberflächenbehandlung nach
DIN EN 73/3 (Sicherh. f.
Kinderspielzeug)
mittel
klassisch
M [RAL]
LGA ISO 9001
Umweltengel
Möbel mit Klasse aus
Deutschland [Gütezeichen?]
4
hülsta-werke
Gerhardt-HauptmannStr. 43-49
48703 Stadtlohn
kpl.
Spanpl. furniert; viel Alu,
viel Glas / massiv,
offenpriges Holz
wie Jaeger
modern
verschiedene Labels
5
Interline
Wohnsysteme
Postfach 1262
32087
Wohnmöbel
Birke u. Erle massiv
Buche u. Erle
teilmassiv Oberflächen
größtenteils eingeölt
mittel-hoch
(keine
Preisausukunft]
von schlicht
u.klassisch bis
modern u.
rustikal
Made in Germany
6
Karl Klenk
Möbelfabrik GmbH
Industriestr. 34
72221 Haiterbach
kpl.
funierte Spanplatte
hoch (keine
Preise)
modern
keine
7
Paschen &
Companie GmbH
Stromberger Str. 27
59329 Wandersloh
Bücherwand
Spanplatte funiert, lackiert
(geht nicht ganz eindeutig
aus den Prospekten
hervor)
sehr hoch
(keine genauen
Preisangeben)
klassisch
modern
keine
kpl.
Spanplatte funiert, lackiert
eher hoch
( keine Preise)
zeitlos
modern,
manchmal
bieder
keine
[Wohnideen für
Youngster]
Tischlerplatte,
Massivholz, Furnier +
Wachse, Öle
mittel bis hoch
modern
Institut für Baubiologie
Rosenheim / Priel
Wohnsysteme GmbH
lfd.Nr.
8
9
Name Firma
Wilhelm Pötter
GmbH & Co.KG
Möbelfabrik
Marienfelder Str. 93
33442 HerzbrockClarholz
Priel Wohnsysteme
GmbH
Helfensteinstraße 47
73342 Bad
Ditzenbach
- 52 -
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Fortsetzung Tabelle 4–5:
Werbeattribute
der Möbel
zusätzl. Dienstleistungen
Sonstiges
zusammenfassende
Bewertung
1
Die schönste Art, den Urlaub zu verlängern
/ für den tagtäglichen Kurzurlaub in den
eigenen vier Wänden / Wohlfühlen leicht
gemacht.../ Funktionen zum Variieren /
geräumige Schränke für einen großzügigen
Raumeindruck
3 Jahre
Nachkaufgarantie / Der
Grüne Punkt: Ihre
Verpackungskar-tonagen
müssen nicht zum
Möbelhändler
zurückgebracht werden
voll recyclebare Verpackungen ohne
Styropor
Konkurrent im
hochwertigen Sortiment
2
für hohe Ansprüche / heimische Hölzer / in
Harmonie erwachen / besessen von Form
und Funktion /
Vielfalt für Individualisten / Romantische
Natürlichkeit
k.A.
k.A.
direkter Konkurrent
3
Klassik - Natur
natürlich schön
k.A.
[kl. Broschüre 'natürlich schön' mit
Info u. Pflegeanleitung f. natürl.
behandelte Holzoberflächen]
Preise vorh.
Konkurrent der
klassischen Linie
direkter Konkurrent
4
qualitativ, glatt und samtweich, edel,
durchdacht, vielfältig
3-jährige Nachkaufgarantie / 12 Jahre Garantie
auf Federholzrahmen
(Bett)
CD-Player / Planungs-CD Now
direkter Konkurrent /
Hülsta ist Nr. 1 am Markt;
sehr aggressive LogoWerbung
5
junges, chices und variables Anbausystem
/ Möbel-Architektur in Buche: glatt, schlicht,
geradlinig / natur-betontes Wohnprogramm
/ hochwertige Stabverleimung / Modern
Living in echtem Buchenholz / Oasen im
Alltag / Ost-westfälische
Handwerkstradition in Verbindung mit
zeitlos modernem Möbel-design /
Charakter-Darsteller/ Erle massiv: ein
wohnliches Stück Natur / Landhausbehaglichkeit "pur"
k.A.
jeweiliger Typenplan zur Möbelserie
Konkurrent, da sehr
ähnliches Programm wie
Jaeger, vielleicht noch
mehr auf "Natürlichkeit"
getrimmt - auch funierte
Möbel
6
Lust aud Design? Individuelle
Lebensräume schaffen / Ein Programm
oder vier Solisten / Farbe bekennen / Viel
Charme und klare Formen /
Bewegungsfreiheit in der Raumgestaltung
(Freedom of choice in interior decor)
k.A.
"Um Umweltfreundlichkeit zu
garantieren hat Klenk ... bereits vor
Jahren ... nicht unerhebliche Investitionen getätigt:" ständige Kontrolle
der Schadstoffemissionen durch unabgroßer Konkurrent
hängige Institute; bereits seit Jahren
unter den gesetzl. Grenzwerten. "Ob
lösungsmittelfreie Lacke oder
formaldehydarme Plattenmaterialien ökolologische Prudkte sind bei
Klenk... Nr.1."
7
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- 53 -
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4.3
KONSTRUKTION, DESIGN
Ein wesentliches Ziel der Fa. Jaeger im Rahmen des Projektes war die Entwicklung von ökologischen Produkt- und Produktionsinnovationen. Die Entwicklung einer neuen Produktlinie
unter ökologischen Gesichtspunkten ergab sich als Konsequenz aus der Zielsetzung, den
Umweltschutz von Anfang an in das Produkt zu integrieren. Dieses Vorhaben entsprach somit dem Anspruch einer „begin-of-the-pipe“-Lösung. Bereits bei Konstruktion und Design
müssen weitreichende Entscheidungen über Materialauswahl und Vielfalt getroffen werden,
die die ökologischen Eigenschaften eines Produktes maßgeblich beeinflussen.
Wesentliche Kriterien, die die Entwicklung beeinflussen, sind u.a. die ökologische und humantoxikologische Unbedenklichkeit der Materialien, eine Verringerung der Werkstoffvielfalt,
die Erhöhung von Langlebigkeit und Qualität, die Kennzeichnung der Werkstoffe und Produktverantwortung nach Gebrauch.
Die Entfrachtung der Umweltmedien Luft und Wasser ist im Rahmen des Produktdesigns
grundsätzlich über zwei Wege möglich. Einerseits können Materialien zum Einsatz gebracht
werden, die bei ihrer Produktion und Verarbeitung weniger Ressourcen verbrauchen, zum
anderen können Konstruktionen gewählt werden, die eine längere Lebensdauer des Produktes versprechen. Beide Möglichkeiten sollten im Projekt Modellhaftes Stoffstrommanagement Wohnmöbel ausgelotet werden. Die Ansätze hierzu waren:
I.
Entwicklung einer Produktlinie mit vergleichsweise geringerem Umweltverbrauch;
II.
Entwicklung lösbarer Verbindungselemente, die häufiges Auf- und Abbauen von Möbeln ermöglichen und so die Nutzungsdauer von Spanplattenmöbeln verlängern.
4.3.1
ENTWICKLUNG EINER PRODUKTLINIE MIT VERGLEICHSWEISE GERINGEREM
UMWELTVERBRAUCH
Die neu zu entwickelnde Produktlinie sollte bei gleichem Nutzwert einen geringeren Umweltverbrauch aufweisen, als ein vergleichbares Möbelprogramm, das bis zum Zeitpunkt des
Stoffstromprojektes von der Fa. Jaeger produziert wurde. In einem ersten Schritt musste
deshalb die ökologische Belastung ermittelt werden, die durch die Produktion einer ausgewählten Produktlinie entsteht.
Zur Berechnung dieser Belastung wurde das vom Wuppertal Institut bzw. Herrn Prof.
F. Schmidt-Bleek entwickelte MIPS-Konzept eingesetzt. Im Folgenden werden zunächst wesentliche Bestandteile dieses Konzeptes beschrieben.
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4.3.1.1
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DAS MIPS-KONZEPT
MIPS besteht aus zwei Komponenten, dem Materialinput (MI) und der Serviceeinheit (S)
(Material-Input pro Serviceeinheit).
Die Materialintensität (MI-Faktor)
Um die Summe der „Umweltverbräuche“ zu erhalten, ist es erforderlich, für jeden Werkstoff
eine Kennzahl zu ermitteln, die über seinen spezifischen „Umweltverbrauch“ Auskunft gibt:
Das Wuppertal-Institut hat im Laufe der vergangenen Jahre die Materialintensitäten von zahlreichen Werkstoffen ermittelt, die zur Berechnung der „Ökologischen Rucksäcke“ von Produkten zur Verfügung stehen.
Der Materialinput (MI)
Der Materialinput umfasst alle der Natur primär entnommenen bzw. in ihr bewegten Materialien, die systemweit - d.h. zur Produktion, zum Gebrauch, zum Rezyklieren und zur Entsorgung - eines Produktes erforderlich sind. MI wird in Gewichtseinheiten (Mg oder kg) gemessen.
MI = MI-Faktor * (Gewicht/Produkt + Abfall/Produkt)
Ökologischer Rucksack (ÖR)
Der Ökologische Rucksack ist definiert als die Summe aller aufgewendeten natürlichen Rohstoffe von der Wiege bis zum verfügbaren dienstleistungsfähigen Produkt, gemessen in Mg:
Ökologischer Rucksack = Summe MI je Produkt
Werden für die Herstellung eines Produktes oder für die Bereitstellung von Energie im Betrieb ausschließlich Abfälle verwendet, so wird für die Rucksackberechnung nur der technische Aufwand berücksichtigt, der für die Herstellung notwendig ist, einschließlich Transport
und Maschinenpark. Dies trifft zum Beispiel bei der Herstellung von Hartfaserplatten aus
Holzabfällen - einschließlich der hierfür notwendigen Energieversorgung - zu.
Der Materialinput für Produkte ist also die Summe aus Ökologischem Rucksack und Eigengewicht. MI gibt eine Information darüber, wie viel Rohmaterialien insgesamt in einem Werkstoff oder Produkt verarbeitet wurden. Der Ökologische Rucksack gibt Auskunft darüber,
welche Rohstoffmengen zur Herstellung des Produktes der Natur entnommen, im fertigen
Produkt aber nicht enthalten sind. Er kann deshalb auch als Maß für die "Nebeneffekte" des
Produktes bezeichnet werden.
Die natürlichen Rohmaterialien werden aus praktischen Gründen in die fünf Kategorien abiotische und biotische Materialien sowie Wasser, Luft und Boden eingeteilt. Sie sind für die
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Umwelt von ganz unterschiedlicher Bedeutung. Darüber hinaus ist die Stärke dieser
Stoffströme sehr verschieden. Der ökologische Gesamtrucksack wird in diese fünf Kategorien aufgeteilt, um zu verdeutlichen, dass die ganze Breite der ökologisch relevanten Eingriffe
berücksichtigt wird.
Die MI-Werte in diesen fünf Kategorien werden getrennt berechnet. Das Ziel der Erhöhung
der Ressourcenproduktivität um einen Faktor 10 muss in jeder Kategorie getrennt erreicht
werden. Die Kategorien werden deshalb nicht gegeneinander verrechnet. Die fünf Kategorien von ökologischen Rucksäcken sind im einzelnen:
ABIOTISCHE RUCKSÄCKE
Abiotische ("unbelebte" oder "nicht erneuerbare") Rohmaterialien sind:
1 . Feste mineralische oder unbelebte organische Rohstoffe aus Bergbau, Hüttenwerken
und Fördereinrichtungen wie Gestein, Erze und Sand;
2.
fossile Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas, die überwiegend zur Energieerzeugung genutzt werden;
3.
Gesteins- und Bodenmassen, die lediglich bewegt werden, um abiotische Rohstoffe zu
gewinnen; und
4.
bewegte Erde, zum Beispiel Bodenaushub. Dazu gehören alle Boden- und Erdbewegungen zur Erstellung und Instandhaltung von Infrastrukturen (Gebäude, Strasse,
Schienen).
BIOTISCHE RUCKSÄCKE
Zu den biotischen ("belebten" oder "erneuerbaren") Rohmaterialien zählen pflanzliche Biomasse aus der Bewirtschaftung des Bodens, d.h. alle geernteten, gepflückten, gesammelten
oder sonstigen genutzten Pflanzen. In diese Kategorie gehört auch die tierische Biomasse,
die jedoch zurückgerechnet wird auf die pflanzlichen Inputs, die zu ihrer Gewinnung nötig
waren. Zu den biotischen Rohmaterialien gehört außerdem Biomasse aus nicht bewirtschafteten Bereichen, wie wildlebende Tiere, Fische und wildwachsende Pflanzen und Bäume.
Für praktische Öko-Design-Aufgaben genügt es zunächst, die abiotische und die biotischen
Rucksäcke gleichwertig zu berücksichtigen, d. h. sie werden addiert.
Wasser
Grundsätzlich sollte bei allen Überlegungen zur Einsparung von Ressourcen auch Wasser in
Betracht gezogen werden. In Betrieben mit großem Wasserdurchsatz wurden mögliche Einsparungen schon in der Vergangenheit vorgenommen.
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Luft
Im MIPS-Konzept wird u. a. die Veränderung des Kohlendioxydgehalts der Atmosphäre - der
meist genutzte Indikator für den Einfluss des Menschen auf das Erdklima - berücksichtigt.
Ein wichtiges Ziel der Analyse der Stoffströme ist es, den Verbleib der natürlichen Rohstoffe
im Produktionskreislauf zu bilanzieren. Dazu gehört auch das Verwenden von Luft als "Rohstoff' für Produkte und Dienstleistungen, auch dann, wenn die Luft im Produkt gar nicht auftaucht.
Boden
Bodenbewegungen in Land- und Forstwirtschaft entstehen durch mechanische Bodenbearbeitung und Erosion. Diese Massen sind von besonderer ökologischer Bedeutung, weil auch
die mit Land- und Forstwirtschaft verbundenen Stoff- und Energieströme grundlegende ökologische Veränderungen auslösen. Menge und Häufigkeit der Bodenbewegungen dienen als
Indikator für den Grad des ökologischen Einflusses. Da das Volumen der pro Ernteperiode
mechanisch bewegten Erde (Pflügen, Eggen etc.) bezogen auf den Ertrag außerordentlich
hoch ist (Verhältnis > 100 : 1), wird in der Land- und Forstwirtschaft die Erosion als Indikator
für das Ausmaß der Bodenbewegung verwendet. Für die Herstellung von Industriegütern
spielt diese Art Rucksack nur dann eine nennenswerte Rolle, wenn landwirtschaftlich produzierte (nachwachsende) Rohstoffe in erheblichem Umfang eingesetzt werden.
Die Service-Einheit "S"
MIPS setzt den Material- und Energieinput (NU) in Beziehung zu einer Anzahl von Dienstleistungs- bzw. Serviceeinheiten (S), für die dieser Input berechnet wurde. Um MIPS benutzen
zu können, muss definiert werden, was eine Dienstleistungseinheit ist und wie sie berechnet
wird.
Service- oder Dienstleistungseinheiten sind Nutzungseinheiten, die mit der Verfügung (Eigentum, Besitz oder Nutzungsrecht) über ein Gut verbunden sind. In Abhängigkeit vom Produkt werden drei verschiedene Arten, die Service-Einheit zu bestimmen unterschieden:
Fahrzeuge:
Die Dienstleistung von erdgebundenen Kraftfahrzeugen - zum Beispiel Lastkraftwagen, Pkw,
Motorräder und Schiffe -, deren Hauptzweck in der Überbrückung von Distanzen besteht,
wird in Kilometern gemessen, wobei zusätzlich berücksichtigt werden muss, welche Menge
an Fracht oder wie viele Personen pro Kilometer befördert werden; d. h. die Nutzung wird in
Tonnen- oder in Personen-Kilometern angegeben.
Maschinen und Produkte mit eingebautem Nutzungszyklus:
Die Dienstleistung von Geräten, Maschinen und Produkten, die einen eingebauten Nutzungszyklus haben, wird für eine bestimmte Zahl von Zyklen angegeben. Das trifft zum Beispiel auf Waschmaschinen, Geschirrspüler, Wäschetrockner, Uhren zum Aufziehen, Was-
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serspülungen, Zementmixer und Kaffeemaschinen zu. Auch in diesem Fall wird die Gesamtheit der Nutzungseinheiten gezählt. Dabei muss die pro Zyklus bearbeitete oder verarbeitete
Menge zusätzlich angegeben werden. Eine Waschmaschine wäscht zum Beispiel pro Zyklus
fünf Kilogramm Trockenwäsche. Das ist ihre Dienstleistung. Ihr gesamtes Dienstleistungspotenzial ist die Anzahl von Kilogrammen Wäsche, die sie insgesamt reinigen kann.
Nutzerbestimmte Maschinen und Produkte:
Als Dienstleistungseinheit von Geräten, Maschinen, Produkten und Gebäuden, deren Nutzungszeit der Nutzer selbst bestimmt, wird die Dauer der Nutzung eingesetzt wobei die Zahl
der während dieser Dauer nutznießenden Personen oder die Kapazität zusätzlich berücksichtigt werden muss. Die Dauer der Nutzung kann in drei verschieden lange Nutzungsperioden eingeteilt werden. Die Nutzungsperioden werden so gewählt, dass sie der kleinsten
sinnvollen Zeitspanne für eine einzelne Nutzung entsprechen. Sie werden also gemessen
-
in Stunden
(z.B. Flugzeuge, Staubsauger, Küchenherde, Glühlampen, Rollschuhe, Computer,
Fernseher und Geräte der Unterhaltungselektronik);
-
in Tagen
(z.B. Schnittblumen);
·
in Jahren für Langzeitgüter und solche, deren Nutzung wechselnden Häufigkeiten und
Intensitäten unterliegt
(z.B. Gebäude, Schwimmbäder, Autobahnbrücken, Infrastrukturen, Kunstgegenstände,
Straßenbaumaschinen, Heizungsanlagen, Möbel, Boote, Badezimmer, Geschirr, Bücher).
Die Festlegung der Service-Einheit ist auch abhängig vom Untersuchungsgegenstand, insbesondere davon, was verglichen werden soll. Beim Vergleich zweier oder mehrerer Produkte sollte ein kleinstmöglicher gemeinsamer Dienstleistungsanspruch definiert werden,
etwa der Transport einer Person über einen Kilometer (Personenkilometer). Der Materialund Energieeinsatz für das Anbieten dieser Dienstleistungseinheit durch verschiedene Verkehrsmittel (Bus, Bahn, Auto) kann damit verglichen werden.
Werden Material-Input und Service-Einheiten in einer Formel zusammengefasst ergibt sich
das Maß MIPS für die „ökologischen Benutzungskosten“ von Produkten:
MIPS = Material-Input (MI) / Service-Einheit (S)
Die Umkehrfunktion von MIPS, bzw. der reziproke Wert - Serviceeinheiten pro Materialinput ist ein Synonym für die Ressourcenproduktivität.
Ressourcenproduktivität = Service-Einheit (S) / Material-Input (MI)
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Generell gilt: Sowohl die Verringerung an Input als auch die Erhöhung der Anzahl an Serviceeinheiten ziehen eine erhöhte Ressourcenproduktivität nach sich. Der Naturverbrauch
pro Service- oder Dienstleistungseinheit wird in beiden Fällen reduziert.
4.3.1.2
MIPS-ANALYSE FÜR DAS REFERENZPRODUKT „ADESSO VORSCHLAG 1“
Das von der Fa. Jaeger für die MIPS-Analyse ausgewählte Referenzprodukt war die Wohnwand „ADESSO Vorschlag 1“ (vgl. Abbildung 4–14). Ihre wesentlichen Bestandteile sind:
-
Vitrine (links angeschlagen),
-
Television-Unterschrank,
-
Rückwandpaneel,
-
CD-Halter,
-
Mittelteil (rechts am Korpus anbaubar),
-
Klappenteil,
-
Boden (1 Stück),
-
Bodensatz (4 Stück),
-
Seite (1 Stück).
-
Preis: DM 4.440,-
Abbildung 4–14: Wohnwand „ADESSO Vorschlag 1“
Die für die MIPS-Analyse erforderlichen Daten und Angaben über das Referenzprodukt wurden anhand des MI-Erhebungsbogens (vgl. Tabelle 4–6) von der IGW zusammengestellt.
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Tabelle 4–6:
MI-Erhebungsbogen zum Produkt „ADESSO Vorschlag 1“
1. Materialzusammensetzung des Referenzproduktes
Materialbezeichnung
Gewicht
pro Produkt
Abfall
pro Produkt
Produkt +
Abfall
[kg]
[kg]
[kg]
1.
Buche (Hartfaserplatte)
7,1
2.
Buche Furnier
5,2
0,25
5,5
3.
MDF-Platte
6,7
0,32
7,0
4.
Spanplatte
46,0
2,87
48,9
5.
Microspan
115,1
9,28
124,4
6.
Glas
7.
7,1
28,5
28,5
Aluminium
0,5
0,5
8.
Messing
0,1
0,1
9.
Stahl
0,7
0,7
10.
Fe-Metall
8,8
11.
N-Fe-Metall
0,6
12.
KST
13.
KST-Fe-Verbund
0,1
0,1
14.
KST-N-Fe-Verbund
0,1
0,1
15.
Styropor
16.
Papier
0,2
17.
Dekorpapier Buche
1,8
18.
Pappe
19.
Dispersionskleber
0,8
0,8
20.
UV-Lack
3,1
3,1
21.
Lack- und Lösemittelreste
22.
Elektronik-Verbund
0,4
0,4
23.
Harnstoffharzleim
2,5
2,5
24.
hausmüllähnliche Gewerbeabfälle
4,69
4,7
25.
Betriebsschlamm
0,37
0,4
26.
Holzasche
0,40
0,4
23,8
252,2
gesamt
0,65
0,6
0,41
0,05
0,1
0,04
1,9
4,37
4,4
Mengen errechnet aus Abfallmengenbilanz 1995 und dem für Adesso Vorschlag 1
eingesetzten Mengenanteil an Spanplatten 1998 im Vergleich zur Gesamteinsatz
an Spanplatten Fa. Jaeger 1998
- 60 -
0,4
0,2
0,10
228,4
9,5
0,1
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Fortsetzung Tabelle 4–6:
2. Verpackung
Materialbezeichnung
3. Energieverbrauch / Transport
Gewicht
pro Produkt
Materialbezeichnung
Transport
-mittel
pro Produkt
[kg]
1.
Kartonage
7,9
1.
2.
KST-Verpackung
1,2
2.
elektr. Energie
3.
Styropor
0,4
3.
Wasser
4.
Holzspäne
[kg]
5.
Lieferanten
[km]
LKW
270,0
6.
Kunden
[km]
LKW
370,0
gesamt
9,6
4. Anmerkungen zur Recyclierfähigkeit
Bisher wurden keine Anstrengungen und
konkrete Maßnahmen im Hinblick auf eine
Wieder- und Weiterverwendung des
Referenzproduktes getroffen.
Die Verpackungsmaterialien werden über
Interseroh einer stofflichen Verwertung
zugeführt.
6. Anmerkungen zu Garantiezeiten
Die Garantiezeit beträgt 3 Jahre.
Heizöl
5,3
[l]
[kWh]
105,9
[l]
128,9
22,0
5. Anmerkungen zur Nutzungsdauer
- technische Nutzungsdauer: ca. 15-20 Jahre
- soziale Nutzungsdauer ca. 10 Jahre
7. Anmerkungen zur Langlebigkeit
Bisher wurde spezielle Aspekte der Langlebigkeit im
Designprozess nicht berücksichtigt. Einzelne Elemente
der Möbellinie ADESSO Vorschlag 1 weisen jedoch
eine hohe Qualität auf:
- mechanisch- beanspruchbare Oberfläche (UV-Lack);
- solide Verabeitung (aufgrund der Stärke der Spanplatten hohe Stabilität);
- Verwendung von gehärtetem Glas.
Die Ergebnisse der Berechnung des Materialinputs an biotischen und abiotischen Stoffen für
das Referenzprodukt „ADESSO Vorschlag 1“ zeigt Tabelle 4–7.
- 61 -
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Tabelle 4–7:
Ergebnisse der Berechnung des Materialinputs für „ADESSO Vorschlag 1“
Materialbezeichnung
Produkt MI-Faktor
und Abfall Material
[kg/kg]
[kg]
Materialinput
[kg]
Anmerkungen
Buche (Hartfaserplatte)
7,1
5,0
35,5
MI-Wert für Buche nach
Wuppertal Institut
Buche Furnier
5,5
5,0
27,5
MI-Wert für Buche nach
Wuppertalinstitut
Faserplatte, mitteldicht
(MDF)
7,0
2,0
14,0
Spanplatte
48,9
2,0
97,8
Spanplatte, keine MIWerte, als MDF
Mikrospan
124,4
2,0
248,8
Mikrospan, keine MI-Wert,
als MDF
28,5
3,0
85,5
als Flachglas
Aluminium primär
0,5
85,0
42,5
Messing
0,1
350,0
35,0
Stahl
0,7
7,0
4,9
Oxygenstahl
Fe-Metall
9,5
5,6
53,2
als rohes Gusseisen
Ne-Metall
0,6
47,0
28,2
Ferronickel (33% Ni)
Kunststoffe
0,4
1,0
0,4
keine MI-Werte,
Eigengewicht
Kunststoff-Fe-Verbund
0,1
5,6
0,6
als rohes Gusseisen
Kunststoff-N-Fe-Verbund
0,1
47,0
4,7
Ferronickel (33% Ni)
Styropor
0,1
11,0
1,1
EPS-Schaum
Papier
0,2
15,0
3
Dekorpapier Buche
1,8
5,0
9
Pappe
4,4
3,0
13,2
geschätzter MI-Wert
Dispersionskleber
0,8
1,0
0,8
keine MI-Werte,
Eigengewicht
UV-Lack
3,1
1,0
3,1
keine MI-Werte,
Eigengewicht
Lack- und Lösemittelreste
0,1
1,0
0,1
keine MI-Werte,
Eigengewicht
Elektronik-Verbund
0,4
30,0
12,0
geschätzter MI-Wert
Harnstoffharzleim
2,5
3,5
8,8
Glas
- 62 -
geschätzter MI-Wert
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Fortsetzung Tabelle 4–7:
Materialbezeichnung
Produkt MI-Faktor
und Abfall Material
[kg/kg]
[kg]
Anmerkungen
Materialinput
[kg]
Hausmüllähnliche Gewerbeabfälle
4,7
1,0
4,7
keine MI-Werte,
Eigengewicht
Betriebsschlamm
0,4
1,0
0,4
keine MI-Werte,
Eigengewicht
Holzasche
0,4
1,0
0,4
keine MI-Werte,
Eigengewicht
Summe
252,3
735,2
Verpackungen
Kartonage
7,9
3,0
23,7
als Pappe
Kunststoffverpackungen
1,2
1,0
1,2
keine MI-Werte,
Eigengewicht
Styropor
0,4
11,0
4,4
EPS-Schaum
Summe
9,5
29,3
Energieverbrauch
Heizöl
5,3
Summe
5,3
1,4
7,4
Heizöl El, Dichte 0,84
7,4
Transportentfernung
[km]
Transportmenge
Entfern. x
Menge
MI-Faktor
Material
Materialinput
[Mg]
[Mgkm]
[kg/Mgkm]
[kg]
Straßengüterverkehr
270
0,25
67,5
0,96
64,8
von Lieferanten
Straßengüterverkehr
370
0,23
85,1
0,96
81,7
zu Kunden
Summe
640
0,48
152,6
Transporte
- 63 -
146,5
Anmerkungen
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Fortsetzung Tabelle 4–7:
Zusammenfassung
Materialzusammensetzung
Material-Input
[kg]
%-Verteilung des Verbrauchs an biotischen und
abiotischen Stoffen
735,2
51,9
29,3
2,1
7,4
0,5
Elektrizität
497,7
35,1
Transporte
146,5
10,4
1.416,1
100,0
Verpackungen
Energieverbrauch
Summe
Die Wohnwand „ADESSO Vorschlag 1“ hat ein Eigengewicht von rund 230 kg. Mit den mit
den ökologischen Rucksäcken der eingesetzten biotischen und abiotischen Materialien (ohne Wasser, Luft und Boden) beträgt der totale Material-Input 1.416 kg. Mit etwa 52% bilden
die direkten und indirekten Material-Inputs für die Materialien der Wohnwand selbst den
Hauptanteil, gefolgt vom Material-Input für den Stromverbrauch bei der Herstellung mit 35%.
Von nennenswerter Größenordnung sind darüber hinaus mit rund 10% die MI für die Transporte. Alle weiteren Posten sind von untergeordneter Bedeutung.
Dividiert man den totalen Material-Input (1.416 kg) durch das Eigengewicht des Produktes
(230 kg), so erhält man die Materialintensität bzw. den gesamten Umweltverbrauch pro Kilogramm Produktgewicht. Dieser beträgt rund 6,2 kg Umwelt pro kg Produktgewicht.
Zur Berechnung der Ressourcenproduktivität für die Herstellung des Produktes, kann der
Umweltverbrauch ins Verhältnis zum Produktgewicht gesetzt werden, d.h. 230kg / 1.416 kg.
Es ergeben sich 16,1%, d.h. von den insgesamt eingesetzten biotischen und abiotischen
Ressourcen werden nur 16,1% für die Herstellung des Produktes tatsächlich genutzt.
Bei einer angenommenen Lebensdauer von 20 Jahren beträgt MIPS für die Wohnwand
„ADESSO Vorschlag 1“ rund 70 kg Materialinput pro Nutzungsjahr. Die Ressourcenproduktivität der Dienstleistung dieser Wohnwand beträgt demnach 0,01 Service-Einheiten pro kg
Materialinput (entspricht etwa 5 Tagen Nutzungszeit pro kg Materialinput). Bei einer Lebensdauer von 50 Jahren würde MIPS rund 28 kg Materialinput pro Nutzungsjahr betragen. Die
Ressourcenproduktivität der Dienstleistung 0,04 Service-Einheiten pro kg Materialinput.
Im Folgenden werden die Material-Inputs für die Medien Wasser und Luft für das Referenzprodukt „ADESSO Vorschlag 1“ aufgezeigt:
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Tabelle 4–8:
Ingenieurgemeinschaft
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Ergebnisse der Berechnung des totalen Wasser-Inputs für „ADESSO Vorschlag 1“
Materialbezeichnung
Produkt MI-Faktor
und Abfall Material
[kg/kg]
[kg]
Materialinput
[kg]
Anmerkungen
Buche (Hartfaserplatte)
7,1
9,2
65,3
MI-Wert für Buche nach
Wuppertal Institut
Buche Furnier
5,5
9,2
50,6
MI-Wert für Buche nach
Wuppertalinstitut
Faserplatte, mitteldicht
(MDF)
7,0
32,9
230,3
Spanplatte
48,9
32,9
1.608,8
Spanplatte, keine MIWerte, als MDF
Mikrospan
124,4
32,9
4.092,8
Mikrospan, keine MI-Wert,
als MDF
28,5
11,7
333,5
Aluminium primär
0,5
1.380,0
690,0
Messing
0,1
200
20,0
Stahl
0,7
45,0
31,5
Oxygenstahl
Fe-Metall
9,5
22,0
209,0
als rohes Gusseisen
Ne-Metall
0,6
78,0
46,8
Ferronickel (33% Ni)
Kunststoff-Fe-Verbund
0,1
22,0
2,2
als rohes Gusseisen
Kunststoff-N-Fe-Verbund
0,1
78,0
7,8
Ferronickel (33% Ni)
Styropor
0,1
133,0
13,3
EPS-Schaum
Papier
0,2
25
5,0
geschätzter MI-Wert
Pappe
4,4
30,0
132,0
geschätzter MI-Wert
Harnstoffharzleim
2,5
44,6
111,5
Glas
Summe *
252,3
als Flachglas
7.667,0
Verpackungen
Kartonage
7,9
30,0
237,0
als Pappe
Styropor
0,4
133,0
53,2
EPS-Schaum
Summe *
9,5
290,2
- 65 -
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Fortsetzung Tabelle 4–8:
Materialbezeichnung
Produkt MI-Faktor
und Abfall Material
[kg/kg]
[kg]
Materialinput
[kg]
Anmerkungen
49,8
Heizöl El, Dichte 0,84
Energieverbrauch
Heizöl
5,3
Summe *
5,3
9,4
49,8
Elektrizität
Strom
105,9
Summe *
105,9
83,1
8.800,3
Mix Deutschland, öffentliches Netz; Eigenerzeugung unberücksichtigt
8.800,3
Transportentfernung
[km]
Transportmenge
Entfern. x
Menge
MI-Faktor
Material
Materialinput
[Mg]
[Mgkm]
[kg/Mgkm]
[kg]
Straßengüterverkehr
270
0,25
67,5
7,1
497,3
von Lieferanten
Straßengüterverkehr
370
0,23
85,1
7,1
604,2
zu Kunden
Summe
640
0,48
152,6
Transporte
Zusammenfassung
Materialzusammensetzung
Wasser-Input
[kg]
1.083,5
%-Verteilung des Verbrauchs an biotischen und
abiotischen Stoffen
7.667,1
42,8
290,2
1,6
49,8
0,3
Elektrizität
8.800,3
49,2
Transporte
1.083,5
6,1
17.890,9
100,0
Verpackungen
Energieverbrauch
Summe
* In den Summen sind die Werte berücksichtigt, für die MI-Faktoren vorlagen.
- 66 -
Anmerkungen
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Der gesamte Wasser-Input für die Wohnwand „ADESSO Vorschlag 1“ beträgt schätzungsweise rund 17.890 kg. Mit ungefähr 49% steht der Wasser-Input für die Stromerzeugung
(Kühlwasser) an der Spitze, gefolgt vom Wasser-Input für die Herstellung von Spanplatten,
Mikrospan und Alu-Teilen mit etwa 43%. Die weiteren Positionen sind vernachlässigbar. Dividiert man den gesamten Wasser-Input (17.890 kg) durch das Eigengewicht des Produktes
(rund 230 kg) so erhält man den gesamten Wasserverbrauch je kg Produktgewicht: Dieser
beträgt rund 78 kg.
Tabelle 4–9:
Ergebnisse der Berechnung des totalen Luft-Inputs für „ADESSO Vorschlag 1“
Materialbezeichnung
Produkt MI-Faktor
und Abfall Material
[kg/kg]
[kg]
Materialinput
[kg]
Anmerkungen
Buche (Hartfaserplatte)
7,1
0,2
1,4
MI-Wert für Buche nach
Wuppertal Institut
Buche Furnier
5,5
0,2
1,1
MI-Wert für Buche nach
Wuppertalinstitut
Faserplatte, mitteldicht
(MDF)
7,0
0,5
3,5
Spanplatte
48,9
0,5
24,5
Spanplatte, keine MIWerte, als MDF
Mikrospan
124,4
0,5
62,2
Mikrospan, keine MI-Wert,
als MDF
28,5
0,7
19,9
als Flachglas
Aluminium primär
0,5
10,0
5,0
Messing
0,1
1,5
0,2
Stahl
0,7
1,3
0,9
Oxygenstahl
Fe-Metall
9,5
1,0
9,5
als rohes Gusseisen
Ne-Metall
0,6
14,0
8,4
Ferronickel (33% Ni)
Kunststoff-Fe-Verbund
0,1
1,0
0,1
als rohes Gusseisen
Kunststoff-N-Fe-Verbund
0,1
14,0
1,4
Ferronickel (33% Ni)
Styropor
0,1
3,7
0,4
EPS-Schaum
Dekorpapier Buche
1,8
0,2
0,4
geschätzter MI-Wert
Pappe
4,4
1,3
5,7
geschätzter MI-Wert
Harnstoffharzleim
2,5
1,8
4,5
Glas
Summe *
252,3
149,1
- 67 -
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Fortsetzung: Tabelle 4–9
Materialbezeichnung
Produkt MI-Faktor
und Abfall Material
[kg/kg]
[kg]
Materialinput
[kg]
Anmerkungen
Verpackungen
Kartonage
7,9
1,3
10,3
als Pappe
Styropor
0,4
3,7
1,5
EPS-Schaum
Summe *
9,5
11,8
Energieverbrauch
Heizöl
5,3
Summe *
5,3
3,2
17,0
Heizöl El, Dichte 0,84
17,0
Elektrizität
Strom
105,9
Summe *
105,9
0,6
63,5
Mix Deutschland, öffentliches Netz; Eigenerzeugung unberücksichtigt
63,5
* In den Summen sind die Werte berücksichtigt, für die MI-Faktoren vorlagen.
Transportentfernung
[km]
Transportmenge
Entfern. x
Menge
MI-Faktor
Material
Materialinput
[Mg]
[Mgkm]
[kg/Mgkm]
[kg]
Straßengüterverkehr
270
0,25
67,5
0,2
13,5
von Lieferanten
Straßengüterverkehr
370
0,23
85,1
0,2
17,0
zu Kunden
Summe
640
0,48
152,6
Transporte
- 68 -
30,5
Anmerkungen
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Fortsetzung: Tabelle 4–9
Zusammenfassung
Materialzusammensetzung
Luft-Input
[kg]
%-Verteilung des Verbrauchs an biotischen und
abiotischen Stoffen
149,1
54,8
Verpackungen
11,8
4,3
Energieverbrauch
17,0
6,3
Elektrizität
63,5
23,4
Transporte
30,5
11,2
271,9
100,0
Summe
* In den Summen sind die Werte berücksichtigt, für die MI-Faktoren vorlagen.
Der totale Luftverbrauch (u. a. in Form von Sauerstoffverbrauch oder der Emission von Kohlendioxyd in die Atmosphäre) für die Wohnwand „ADESSO Vorschlag 1“ beträgt rund 270 kg.
Mit 55% nimmt der Luftverbrauch für die Herstellung der Vorprodukte (insbesondere von
Mikrospan und Spanplatten) eine Vorrangstellung ein. Der zweitgrößte Luftverbrauch kann
mit 23% der Stromerzeugung zugeschrieben werden, gefolgt von den Transporten mit 11%.
Dividiert man den totalen Luft-Input durch das Eigengewicht des Produktes, so erhält man
den gesamten Luftverbrauch pro kg Produktgewicht von 1,2 kg.
4.3.2
ENTWICKLUNG LÖSBARER VERBINDUNGSELEMENTE ZUR VERLÄNGERUNG DER
NUTZUNGSDAUER VON SPANPLATTENMÖBELN
Die Entwicklung lösbarer Verbindungselemente für Wohnmöbel in Modulbauweise war zunächst Gegenstand mehrere Besprechungen der Arbeitsgruppe „Marketing, Konstruktion
und Design“. Folgende Maßnahmen wurden von der Arbeitsgruppe beschlossen und umgesetzt:
í Kontaktaufnahme mit Designer Herrn Schellbach über die gestalterischen Möglichkeiten
sichtbarer Verbindungselemente;
í Nachfrage bei Beschlagproduzenten bezüglich lösbarer Korpus- und Türverbindungen;
- Kontaktaufnahme mit Firmen um Alternativen zu finden
- Kontaktaufnahme mit Firma Präwama (Handmuster, Beschläge für drehbare Türfrontten);
í Ausschreibung eines firmeninternen Wettbewerbes zur Entwicklung innovativer Lösungen
in den Bereichen lösbare Verbindungen und Rückwandbefestigung;
í Präsentation eines Wettbewerbvorschlages von Herrn Jenschke (Konstrukteur).
- 69 -
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Ferner wurde in der Arbeitsgruppe die Problematik der stabilisierenden Rückwand diskutiert.
Bei einem Großteil der Mitnahme- bzw. Spanplattenmöbel wird die Rückwand mit Klammern
unlösbar am Korpus fixiert, um dem Möbelstück Stabilität zu verleihen. Neben lösbaren Verbindungen für die Spanplatten selbst mussten also auch lösbare Verbindungen für die
Rückwände entwickelt werden.
Mit Ausnahme des Wettbewerbvorschlages von Herrn Jenschke Abbildung 4–15 wurden in
der Arbeitsgruppe zum Thema lösbare Verbindungselemente keine Ergebnisse erzielt.
Abbildung 4–15: Skizze Projekt „lösbare Verbindungen“
Der Lösungsvorschlag von Herrn Jenschke zeigt eine Winkelleiste, die in die Seiten- bzw.
Ober- oder Unterteile der Möbel eingeschoben wird. Zur Stabilitätssicherung muss die Leiste
geschraubt oder verleimt werden. Wird die Leiste verleimt, ist sie Verbindung jedoch nicht
mehr lösbar. Das Verschrauben der Leiste birgt ebenfalls einen Nachteil: Spanplatten lassen
sich an der gleichen Stelle nur wenige male Verschrauben, ohne dass das Material ausbricht
und eine weitere Verbindung unmöglich macht. Somit erwies sich der Vorschlag als nicht
praxistauglich.
- 70 -
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Ein weiterer Vorschlag wurde von der IGW in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Anhalt (Bernburg Dessau-Köthen), Fachbereich Design und Gestaltung, Herrn Prof. Dr. Knutmus und Frau Manja Unger erarbeitet. IGW entwickelte mit Frau Unger verschiedene lösbare
Verbindungselemente, die als Schienen in die Spanplatten eingeschoben wurden. Die folgenden Abbildungen erläutern den Aufbau.
Abbildung 4–16 zeigt die Formfindung zum jeweiligen Verbindungselement.
Abbildung 4–16: Frontalansicht der lösbaren Spanplattenverbindungen
Aus Abbildung 4–17 wird die Funktionsweise der lösbaren Spanplattenverbindungen deutlich. Der Aufbau der jeweiligen Verbindungsform zeigt, für welche Art der Plattenkombination
die Verbindungen eingesetzt werden können.
Abbildung 4–17: Schematisch räumliche Darstellung der lösbaren Spanplattenverbindungen
- 71 -
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Die zu verbindenden Platten sind an je zwei gegenüberliegenden Kanten genutet (vgl.
Abbildung 4–18). Diese Nut setzt nach und nach in die Platte ein, bis sie eine Tiefe von
20 mm erreicht. Am Punkt des Ein- und Austritts der Nut ist jeweils ein Loch von 5 mm gebohrt. In diese Nut wird ein Schenkel des Verbindungselementes gesteckt und durch das in
der Platte befindliche Loch mit einem 25 mm langen Stahlstift fixiert, welcher in die dafür
vorgesehene Fräsung an den Kanten eines jeden Verbinders greift.
In Abbildung 4–18 ist dieser Stift noch mit einem Kopf versehen, welcher im weiteren Entwurfsprozess abgeschafft und durch ein Gewinde im Stift ersetzt wurde. Dieses Gewinde ist
der Ausgangspunkt für mehrere Variierungsmöglichkeiten des Endproduktes und durch Einschrauben einer entsprechenden Schraube oder eines eventuell speziellen kleinen Werkzeugs mit entsprechendem Gewinde ist ein Herausziehen des Stiftes beim Abbau des Möbels auf einfach weise gewährleistet.
Diese Innen-Gewinde-Stifte bieten ebenfalls Befestigungsmöglichkeiten für eventuelle angesteckte oder geschraubte Kantenabdeckungen. Bei Nichtbenutzen des Gewindes könnte
eine entsprechende Abdeckung eingesteckt werden.
Abbildung 4–18: Schematische Darstellung der Fixierung der lösbaren Spanplattenverbindungen
- 72 -
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Als Modell ausgearbeitet wurden zwei Regale: Eine Version des Verbindungsentwurfes im
Maßstab 1 : 4, an welchem die variablen Kombinationsmöglichkeiten dieses Möbelsystems
und der Einsatz von Tür und Rückwand nachvollziehbar sind. Ein zweites Modell im Maßstab
1 : 1 welches in einfacher Ausführung die Verbindungselemente präsentieren sollte (vgl.
Abbildung 4–19).
Abbildung 4–19: Verbindungen im Modell 1 : 1
Das Verbindungssystem sollte im weiteren Verlauf des Projektes von der Fa. Jaeger auf
Praktikabilität geprüft und ein Belastungstest durchgeführt werden.
Neben den vorgestellten Verbindungen wurde von Frau Unger und der IGW ein Entwurf zum
Thema lösbare Verbindungen für Rückwände von Spanplattenmöbeln entwickelt
(vgl. Abbildung 4–20). Tür und Rückwand werden mit ein und derselben Metallplatte erzeugt
(vgl. Abbildung 4–21. Diese Platte ist an den zwei senkrechten Kanten dreifach gefalzt, wodurch ein in der Draufsicht rechteckiger kleiner Hohlraum entsteht. Die entstandene seitliche,
ca. 3 mm starke Kante ist oben und unten ca. 15 mm tief eingefräst. Diese Fräsung ist die
Aufnahme sowohl für eventuelle Scharniere, Befestigungen oder auch einen Griff.
- 73 -
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Abbildung 4–20: Skizzenhaft Entwicklung der Lösbaren Verbindung für Spanplattenrückwände
Abbildung 4–21: Ansicht eines Regalmoduls mit lösbarer Rückwand als Tür von vorne und
fixierter Rückwand von hinten
- 74 -
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4.3.3
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RECHERCHE ALTERNATIVER HOLZWERKSTOFFE
Im Rahmen der Aufgabenfelder der Arbeitsgruppe „Ökologische Produktgestaltung“ wurde
eine Recherche hinsichtlich der ökologischen Qualitäten verschiedener auf dem Markt befindlicher Spanplatten vereinbart, wobei die nachfolgend dargestellten Ergebnisse erzielt
werden konnten.
Die Fa. Jaeger hat einen Jahresverbrauch von ca. 5.000 Mg Holzwerkstoffen (1998:
4.911.418 kg). Unter Holzwerkstoffen werden alle Holzprodukte zusammengefasst, die aus
unterschiedlich großen verpressten Holzteilen (Bretter, Stäbe, Furniere, Furnierstreifen,
Späne) bestehen. Dabei wird der Begriff der Spannplatte im allgemeinen Gebrauch für eine
Gruppe von Holzwerkstoffen verwendet, die vorwiegend aus Holzspänen bestehen. Die
Späne werden hierfür verpresst und mit chemischen Klebstoffen bzw. mineralischen Bindemitteln zusammengefügt.
Im Möbelbereich werden vor allem klassische Spanplatten, Tischlerplatten (stabverleimte
Holzteile), Mitteldichte Faserplatten (MDF), vereinzelt auch Faserplatten und Furniersperrholzplatten (zu dickeren Platten verleimte Furnierstreifen) und in jüngster Zeit auch OSBPlatten1 eingesetzt.
In der Möbelproduktion der Fa. Jaeger werden überwiegend Spanplatten eingesetzt (71%),
gefolgt von Mikrospan (rel. dünne Spanplatten 23%) und Mitteldichte Faserplatten (MDFPlatten, 6 %)
Derzeit sind 90 Prozent der Spanplatten – auch die Marken, die von Fa. Jaeger verwendet
werden - mit einem Kunstharz auf Formaldehydbasis verleimt [35]. Statt formaldehydhaltigem Harnstoffleim enthalten manche Platten auch sogenannte Isocyanate, die während der
Verarbeitung in Polyurethan umgewandelt werden. Polyurethan härtet und gast nicht mehr
aus. Allerdings ist das Rohmaterial – Isocyanat – ein starkes Gift, das schon in geringen
Konzentrationen Atemwege, Augen und Haut schädigt und schwere Allergien verursachen
kann [35].
Formaldehyd ist ein farbloses, stechend riechendes Gas mit der chemischen Summenformel
CH20. Formaldehyd reizt die Schleimhäute und kann bei Menschen, die dem Stoff über einen
längeren Zeitraum konzentriert ausgesetzt sind, zu schweren Allergien führen. Außerdem
steht Formaldehyd im Verdacht krebserregend zu wirken.
1
Eine Alternative zu Sperrholz nennt die Firma Burmeister & Co. Ihr Produktentwicklung OSB-Sterling:
"OSB ist die Abkürzung für Oriented Strand Board. Sterling OSB wird aus ca. 0,6 mm dicken, 20 mm breiten
und 75 mm langen Flachspänen, sogenannten Strands, hergestellt. In einem speziellen Produktionsverfahren
werden die Strands ausgerichtet (oriented) und je Platte in drei Lagen übereinander geschichtet. Sterling OSB
wird ausschließlich aus Frischholz hergestellt. Die im wesentlichen eingesetzte Holzart Scots Pine (pinus silvestris) stammt aus schottischen Wäldern, die nachhaltig bewirtschaftet werden. Die Fasern werden mit einem Phenolharzleim gebunden, der in Pulverform aufgebracht wird. Als Haftmittel zwischen Strands und Leimpulver dient ein Wachs, welches im Heißverfahren aufgesprüht wird. Durch dieses Produktionsverfahren
können sehr geringe Leimanteile (ca. 2,5 Gew.-%, Wachs ca. 1,5 Gew.-%) realisiert werden.
- 75 -
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Der Gesetzgeber versucht deshalb, die Emission von Formaldehyd über Grenzwerte einzudämmen:
§
Laut Gefahrenstoffverordnung darf die Formaldehydkonzentration 0,1 ppm in der Luft
eines vorgegebenen Prüfraumes nicht überschreiten (Emissionsklasse E1).
§
Das RAL-Gütesiegel (blauer Engel) setzt die Hälfte dieser Konzentration - 0,05 ppm
Formaldehyd - als Vergabegrundlage für das Umweltzeichen fest.
Die Schadstoffmessung erfolgt nach vorgegebenen Prüfverfahren in einer Prüfkammer, in
der sich je Raummeter ein Quadratmeter zu prüfende Spanplatte befindet. Diese Messmethode wird von verschiedenen Interessengruppen und Prüfinstituten als praxisfern bemängelt
[35]. Kritikpunkte sind u.a., dass die zu untersuchenden Materialien vor den Tests zu lange
lagern und Schadstoffe vor dem Test bereits ausdünsten können. Darüber hinaus wird kritisiert, dass die Bohrlöcher, aus denen besonders viel Formaldehyd austritt, vor den Probemessungen abgedichtet werden. Nach den strengeren Prüfmethoden von Öko-Test [35] lagen von 16 getesteten Spanplatten aus dem Baumarkt 7 Spanplatten mit bis zu 0,14 ppm
über dem Grenzwert, 5 hielten ihn gerade mit genau 0,10 ppm ein und nur 4 lagen deutlich
darunter (von 0,04-0,08 ppm).
Einen wesentlichen Eintragspfad für Schadstoffe in Spanplatten bilden Althölzer, die bereits
hohe Leim- oder auch Holzschutzmittelanteile beinhalten [47]. Eine relativ einfache Methode
zur Schadstoffreduktion besteht deshalb darin, auf billige Abfallspäne aus Schreinereien und
Möbelfabriken zu verzichten und stattdessen ausschließlich Späne aus frischem Durchforstungsholz bzw. aus Sägereien zu verwenden.
Ein Beispiel für diese Produktionsweise ist die Firma Rauch, die für die Produktion der
Spanplatte „Woodmax“ ausschließlich frisches Sägewerks-Restholz und naturbelassenes
Schwachholz einsetzt.
Eine weitere Innovation entwickelte die Firma Schlingmann mit dem Produkt „natura“, einer
tanningebundenen Spanplatte. Allerdings steht der natürliche Gerbstoff Tannin2 derzeit nur
begrenzt zur Verfügung, da er aus dem im argentinischen Regenwald wild wachsenden
Quebracho-Baum gewonnen wird. Darüber hinaus ist das Herstellungsverfahren der naturaPlatte vergleichsweise aufwendig, da nur Holzspäne in definierter Größe verwendet werden
können und die Platten etwa doppelt so lang gepresst werden müssen, wie herkömmliche
Spanplatten. Dies führt zu Kostensteigerungen von 30 bis 40 Prozent im Vergleich mit herkömmlichen Spanplatten.
2
Alternativen zu Tannin gibt es derzeit nicht auf dem Markt. Das im Holz enthaltene Lignin fällt zwar als Abfallprodukt bei der Zellstoffherstellung in großen Mengen an, klebt aber trotz Aufbereitung im Labor nicht fest genug. Zusätzlich zu Tannin könnte auch Fichtenrindenextrakt verwendet werden, wenn ein Unternehmen gefunden würde, das den Rindenextrakt rentabel herstellen und vertreiben könnte [35].
- 76 -
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Untersuchungen der Formaldehydausdünstungen der natura-Platte haben ergeben [45],
dass 4 Wochen nach der Herstellung eine sehr geringe Konzentration von 0,022 ppm erreicht werden. Nach fünf Monaten verringerte sich der Wert auf 0,016 ppm, wobei die Formaldehydkonzentration in der Prüfkammer ohne Spanplatte mit 0,010 ppm angegeben wurde,
so dass nach 6 Monaten ab Herstellungsdatum die Formaldehydabgabe auf die von natürlich
gewachsenem Holz zurückgegangen ist, die zwischen 0,002 und 0,009 ppm schwankt.
Aufgrund der relativ großen Preisunterschiede der natura-Platte oder auch der „Woodmax“Platte im Vergleich mit den bislang von Fa. Jaeger eingesetzten Produkte (Fa. Pfleiderer und
Hornitex) wurde die Umstellung auf ökologisch verträglichere Produkte von der Firmenleitung
nicht in Betracht gezogen.
4.3.4
RECHERCHE VON ALTERNATIVEN ZUR BISHERIGEN OBERFLÄCHENBEHANDLUNG
Im Verlauf der Prozessfolge der Oberflächenbehandlung werden in der Fa. Jaeger bislang
überwiegend Lacke auf Nitrobasis eingesetzt. Während die Werkstücke die Oberflächenstrasse durchlaufen, erfolgen nacheinander, je nach Bedarf der jeweiligen Baureihe, die im Folgenden benannten Arbeitsgänge:
-
Schleifen (Beseitigen von Unebenheiten),
-
Auftragen einer Grundierung auf Wasserbasis,
-
Trocknen,
-
Auftragen alkalischer Beizen,
-
Vertreiben (Erzielung eines Rustikaleffektes durch Einbürsten der Beize),
-
Trocknen,
-
Auftragen einer UV-härtenden Grundierung,
-
Aushärten über UV-Lampen,
-
Schleifen (an zwei nachgeordneten Aggregaten),
-
Auftragen einer Patina-Nachbeize auf Nitrobasis,
-
Auftragen eines DD-Zweikomponentenlackes nass-in-nass auf Nitrobasis an zwei hintereinander installierten Gießmaschinen,
-
Trocknen der Spanplatten im Hochtrockner für ca. 35 – 45 Minuten.
Die Werkstücke der designorientierten Baureihen erfahren dagegen eine gesonderte Behandlung. Nach einem Feinschliff und dem Entfernen von Staubpartikeln an der Entstaubungswand werden sie in einer Reinraumkabine vor einer Spritzwand manuell mit Lackierpistolen besprüht. In der Kabine herrscht Überdruck, der ein Eindringen von Fremdpartikeln
verhindert. An der Spritzwand nimmt ein mit Coagulierungsmittel versehenes Wassergemisch den Overspray auf. Anschließend erfolgt das Trocknen des Lackes in einem abgeschlossenen Abdunst- und Trockenraum.
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Um die Arbeitsplatzbelastungen in der Oberflächenbearbeitung sowie die Gesamtökologische Belastung durch die Produktion von Möbel mit Lacken auf Nitrobasis zu verringern,
sollten im Rahmen des Projektes alternativen zur herkömmlichen Oberflächenbearbeitung
erarbeitet werden.
Nach einer ersten Kontaktaufnahme mit den Naturlackherstellern Auro, Livos und Bio-Pin
erfolgte eine Besichtigung der Fa. Auro durch die IGW und dem Leiter der Oberflächenbearbeitung der Fa. Jaeger. Im Zuge dieser Besichtigung wurde die Durchführung eines Beschichtungstest an einem Schrank der Produktlinie ECCO Typ 58 vereinbart.
Die Firma Auro stellte ein Naturöl und ein Naturwachs zur Verfügung, die in einem Arbeitsgang auf den Möbelkorpus aufgetragen und anschließend poliert wurden. Folgende Ergebnisse konnten festgestellt werden:
Mit Ausnahme der Polierung, für die ein neues Aggregat angeschafft werden müsste (Investition ca. 7.000.- DM), könnte die Oberflächenbeschichtung mit dem Material der Fa. Auro
problemlos mit der bestehenden Maschinenausstattung durchgeführt werden. Nach der
Durchlaufzeit von ca. 12 Minuten erfolgt sofort die Polierung der beschichteten Fläche und
direkt anschließend der Durchlauf für der Rückseite. Durch weitere Modifizierungen (AuroBeschichtungsmaterial dicker einstellen) könnten noch Verbesserungen erzielt werden.
Weitere Versuche sollten zunächst im Techikumsmaßstab in der Fa. Auro durchgeführt werden. Anschließend waren weitere Beschichtungstest in der Fa. Jaeger geplant, die jedoch
aufgrund des vorzeitigen Ausscheidens der Fa. Jaeger aus dem Vorhaben nicht mehr erfolgt
sind (vgl. hierzu auch 6.2).
4.4
ENERGIE- UND ABFALLMANAGEMENT
4.4.1
ABFALLMANAGEMENT
Im Rahmen der Arbeitsgruppen und der durchgeführten Innovations-Workshops wurden folgende Maßnahmen zur Verbesserung der Abfallsituation in der Fa. Jaeger erarbeitet:
-
Installation von Strukturen zur einfachen Erhebung der abfallwirtschaftlichen Ist-Situation;
-
Durchführung regelmäßiger Kontrollen (Abfallanalysen);
-
Einrichtung einer alternative Entsorgung der Leimschlämme;
-
Reduktion der Spanplattenüberstände;
-
Reduktion des internen Papier-, Pappeverbrauchs;
Hinsichtlich der Installation von Strukturen zur einfachen Erhebung der Abfallsituation in Produktion und Vertrieb der Fa. Jaeger sollte auf eine ausgearbeitete Bestandsaufnahme aus
dem Jahr 1997 zurückgegriffen werden, die von der IGW im Rahmen eines Pilotprojektes zur
Förderung der Abfallvermeidung [36] erarbeitet worden ist. Anhand der Vorgaben dieser Ar-
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beit sollten die Abfalldaten aktualisiert werden. Im Zuge dessen war eine Installation geeigneter innerbetrieblicher Strukturen zur Datenbeschaffung bezüglich Abfall, Energie und Abwasser geplant, die die künftige Aktualisierung der Daten vereinfachen sollten.
In einem ersten Schritt zur Aufnahme aktueller Abfalldaten wurde von der IGW der Restabfallcontainer gesichtet. Es wurden drei Sichtungen vorgenommen, deren Ergebnisse in
Abbildung 4–22 dargestellt sind.
Schleifpapier 7,7 %
DSD 5,8 %
Kaschierpapier 34,6 %
Styropor 7,7 %
Organik 2,7 %
Beschlagteile/Griffe/V 3,8 %
Holz 3,8 %
Hygienepapier 3,8 %
Etiketten 3,8 %
Büropapier 7,7 %
Sonstiges 5,0 %
Kartonagen 13,5 %
Abbildung 4–22: Zusammensetzung der Restabfälle im Container
(Mittel aus drei Einzelsichtungen)
Der Anteil der Abfälle im Restabfallcontainer, die bestehenden Verwertungssystemen hätten
zugeführt werden können (hellgelb), betrug im Mittel der drei Sichtungstermine insgesamt
45%.
Den größten Posten der nicht zu verwertenden Abfälle bildete mit rund 35% das Kaschierbzw. Dekorpapier. Jährlich fallen ca. 15 Mg Dekorpapierabfälle im hausmüllähnlichen Gewerbeabfall an. Um diese Abfallmenge zu verringern wurde die Anschaffung einer Schneidevorrichtung für beschädigte Rollen geplant, mit deren Hilfe ein erheblicher Teil beschädigter
Kaschierpapiere vermieden werden kann.
Alternativen zur kostenintensiven Entsorgung der Leimschlämme an der Kaschier- und Funieranlage wurden in einem Konzept aufgezeigt, das auf einer Separierung des Prozesswassers aus den Leimschlämmen und dessen Rückführung in den Produktionskreislauf basierte. Mit Hilfe einer chemisch induzierten Ausflockung der Leimschlämme könnte eine erhebliche Reduzierung der Leimrückstände erzielt werden, die eventuell firmenintern thermisch verwertet werden könnten. .
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Ein weiterer Ansatz zur Verringerung der Produktionsabfälle war die Reduktion der Spanplattenüberstände. Die Spanplatten erhält die Fa. Jaeger bereits zugeschnitten von den Firmen Rehme, Hornitex und Pfleiderer. Die benötigten Maße werden i.d.R. mit 15 mm Überstand erworben, damit in der Fa. Jaeger saubere Kanten und die exakten Maße nachgeschnitten werden können. Eine Überprüfung der Roh- und Winkelmaße der angelieferten
Spanplatten hat jedoch ergeben, dass die Abweichungen der angelieferten Spanplatten im
Zehntelmillimeterbereich liegen und somit nicht relevant sind. Das Nachschneiden ist somit
nicht erforderlich.
Durch die Reduktion der Überstände um 5 mm wäre eine Materialeinsparung von rund 2%
bzw. 91 Mg möglich. Monetär würde die Reduktion Einsparungen von rund 35.000,- DM ergeben. Aufgrund dieser Ergebnisse sollten die Spanplattenüberstände reduziert werden.
Mit der Errichtung eines Ersatzteilelagers soll die Aufbereitung der Retouren 1. Wahl verbessert werden. Die bisherige Betriebspraxis war, die benötigten Ersatzteile aus einer kompletten Serie bereitzustellen, so dass die ursprünglich produzierte Stückzahl aufgrund der fehlenden Teile nicht montiert werden kann und die Retoure nicht repariert, sondern i.d.R. eingelagert wird.
Vor dem Aufbau eines Ersatzteilelagers sollte eine Statistik über die am häufigsten benötigten Teile erstellt werden. Weiterhin sollte von Mitarbeitern der Arbeitsvorbereitung im neuen
EDV-System ein Buchungsschlüssel eingerichtet werden, über den alle Ersatzteile registriert
werden und eine monatliche Auswertung erfolgen kann.
Zur Verringerung des internen Papier-, Pappeverbrauchs wurde die Anschaffung einer eigenen Falzmaschine geprüft, die auch das Bedrucken der Verpackungen leisten kann. Zum
Zeitpunkt der Untersuchung wurden Verpackungen aus Kostengründen in großen Gebinden
eingekauft (Rabatte), wobei zum Teil nach Auslauf der Serie große Verpackungsrestbestände entsorgt werden mussten. Die IGW führte deshalb eine Recherche der verwendeten Verpackungen durch.
Im Jahr 1998 wurden von der Fa. Jaeger insgesamt rund 175 verschiedene Wellpappenverpackungen eingekauft (460.000 Stück) zu einem Preis von rund 665.000,- DM. Davon entfielen 103 Verpackungstypen auf den Bereich Wohnmöbel und 72 auf die Tonmöbel.
In einem nächsten Schritt sollte von Mitarbeitern der Fa. Jaeger eine Kostenkalkulation für
die Verwendung einer Falz- und Druckmaschine zur Herstellung maßgenauer Verpackungen
vor Ort im Vergleich zum IST-Zustand erstellt werden.
Die im Folgenden aufgezeigten weiteren Planungsschritte zur Verbesserung des Abfallmanagements wurden von der IGW und der Arbeitsgruppe „Energie- und Abfallmanagement“
erarbeitet:
Ø
Nachforschungen bezüglich der Lackwiederverwendung im Spritzkreislauf an den
Spritzkabinen;
- 80 -
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Ø
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Vergrößerung und Wiederverwendung der Gebinde für Leime und Lacke: Die Umstellung wurde als praktisch durchführbar bewertet;
4.4.2
ENERGIEMANAGEMENT
Ziel der Installation eines Energiemanagements war der Aufbau eines Energieinformationssystems mit dessen Hilfe der spezifische Energieverbrauch je Produkt gesenkt werden sollte.
In einem ersten Schritt wurden die Maschinendaten (Stromverbrauch und Betriebskosten)
recherchiert (vgl. Tabelle 4–10), um die entscheidenden Stromabnehmer ermitteln zu können.
Tabelle 4–10:
Maschinendaten in der Möbelproduktion der Fa. Jaeger
Maschine
Betriebskosten
Stromverbrauch
DM/h
KW/h
anteilige
Betriebskosten
%
anteiliger
Stromverbrauch
%
Formatstr. I (Homag I)
823,0
341,0
20,6
22,3
Formatstr. II (Homag II)
216,8
210,0
5,4
13,8
Formatstr. IV
154,5
90,0
3,9
5,9
Kaschieranlage
392,3
175,0
9,8
11,5
Bohrstraße
191,2
62,0
4,8
4,1
Bearbeitungszentrum BAZ
191,2
62,0
4,8
4,1
Furnierpresse
230,6
10,0
5,8
0,7
76,2
10,0
1,9
0,7
183,4
28,4
4,6
1,9
Fräsen
62,8
5,0
1,6
0,3
Kreissägen
62,8
5,0
1,6
0,3
Bohrmaschine Scheer
62,8
5,0
1,6
0,3
Zwillingssäge
62,8
5,0
1,6
0,3
Dübelfixbohrmaschine
62,8
5,0
1,6
0,3
Kleinmaschinen
62,8
5,0
1,6
0,3
CNC Nottmeyer-Habicht
193,1
175,0
4,8
11,5
Oberflächenstraße
420,0
225,0
10,5
14,7
Schleifbank
112,9
10,0
2,8
0,7
Reinraumkabine
160,0
36,0
4,0
2,4
62,8
5,0
1,6
0,3
145,1
50,0
3,6
3,3
62,8
7,0
1,6
0,5
3.992,6
1.526,4
100,0
100,0
Bearbeitungszentrum BP 10
Konturfräse (Homag V)
Spritzkabine
Schrumpfanlage
Topfbandbohrautomat
gesamt
Die Auflistung der Maschinendaten zeigt die Unterschiede im Stromverbrauch der einzelnen
Maschinen bzw. Maschinenstrassen der Möbelproduktion. Demnach haben die Formatstra- 81 -
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sse I und die Oberflächenstrasse mit 341 kW/h bzw. 225 kW/h den größten spezifischen
Stromverbrauch. Dies entspricht einem Anteil am Gesamtstromverbrauch je Stunde von 22,3
bzw. 14,7%.
In einem weiteren Arbeitsschritt wurden die Stromverbräuche der einzelnen Produktionsmaschinen beispielhaft auf zwei Möbellinien (Adesso und Ecco) übertragen (vgl. Abbildung 4–
23). Auch in diesem Vergleich waren die spezifischen Stromverbräuche für die
Formatstrasse und die Oberflächenstrasse bei beiden Möbellinien die Produktionsabschnitte
mit den größten Stromverbräuchen. Allerdings zeigte sich für den Bereich Oberflächenstrasse ein erheblicher Unterschied zwischen den beiden Möbellinien. So werden für das
Produkt Adesso in der Oberflächenstrasse nur 14 kWh verbraucht, für Ecco dagegen 37
kWh.
kWh
45
40
Adesso 105,9 kWh
35
30
Ecco
133,0 kWh
25
20
15
10
5
Fo
rm
ats
Ka
tr.
sc
hie
ra
nla
Be
ge
ar
be
Bo
itu
hr
ng
str
sz
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Fu
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Kl
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C
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hle
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an
k
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au
m
ka
bin
e
Sp
ritz
ka
Sc
bin
hr
e
um
pfa
nla
ge
0
Abbildung 4–23: Vergleich des Stromverbrauchs bei der Herstellung der Möbellinie Adesso
mit dem der Möbellinie Ecco
Aus den Ergebnissen der Erhebung wurden folgende Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs initiiert:
Ø
Einbau von Absaugklappen in die Absauganlage der Formatstrasse I und II
Ø
Überprüfung von Einsparmöglichkeiten bei der Beleuchtung (Anteil der Beleuchtung
am Gesamtstromverbrauch der Fa. Jaeger 15%).
- 82 -
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4.5
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MITARBEITERQUALIFIZIERUNG
In der Arbeitsgruppe „Mitarbeiterqualifizierung / optimierte Arbeitsabläufe“ wurde festgestellt,
dass bei einem Großteil der Arbeitskräfte ungenügende Kenntnisse über die Rahmenbedingungen der Arbeitsabläufe wie z. B Zeichnungen und Arbeitsunterlagen bestehen. Die Arbeitskräfte werden nach dem Einstellungsgespräch nur ungenügend angelernt und auch
über technische oder produktionsspezifische Neuerungen wird in ungenügender Form und
Häufigkeit informiert. Aus diesem Grund wurde beschlossen, den Schulungsbedarf in den
einzelnen Abteilungen zu ermitteln und ein entsprechendes Schulungskonzept zu ermitteln.
Das Ergebnis dieser Arbeit ist in Tabelle 4–11 dargestellt. Das übergeordnete Ziel der
Schulungskonzeption war, den Mitarbeitern die Bedeutung von Fehlleistungen für die gesamte Produktion bzw. die nachgelagerten Bereiche zu vermitteln. Darüber hinaus sollte ein
Verständnis für die Stoffflüsse im Betrieb und die Auswirkungen von Fehlleistungen auf
nachgelagerte Bereiche geschaffen werden.
Tabelle 4–11:
Schulungskonzept für Mitarbeiter der Fa. Jaeger
Abteilung
Schulungsinhalte
Ziele / Erfolgskontrolle
Montage
-
Lesen der Explosionszeichnungen.
-
Bedeutung von korrekter Teileverwendung.
Praktische Erfolgskontrolle nach
Checkliste:
-
Handhabung von Fehlern in Zeichnungen.
1.
Funktionsprüfung,
-
Pflege der Zeichnungsunterlagen.
2.
Vollständigkeitsprüfung,
3.
Optische Prüfung.
Oberfläche
Vermeidung von Gesundheitsund betrieblichen Risiken
(Brandgefahr).
-
s. o.,
-
Lesen von Stücklisten,
-
Meldewesen, Arbeitspapiere,
-
Stücklistenstrukturen,
-
(weitere Themen werden erarbeitet).
-
s. o.,
Einführung eines Mehrschichtbe-
-
(weitere Themen werden erarbeitet).
triebes.
Herstellung der Rechtskonformität
(Gefahrenkatalog).
Maschinensaal
Erhöhung der Mitarbeiterflexibilität
Erhöhung der Mitarbeitermotivation durch:
Einkauf / Verkauf
1.
Fortbildung,
2.
Konkurrenz,
3.
Finanzen.
-
Produkt- /Modellschulung,
Vermeidung von Rückfragen.
-
Verstehen der Modellkonstruktionen.
Sicheres Auftreten gegenüber den
Lieferanten und Kunden.
- 83 -
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Ingenieurgemeinschaft
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Im Verlauf der Projektes fand eine erste Schulung zur Einführung eines neuen EDVProgramms für die gesamte Betriebs- und Prozesssteuerung statt. An dieser Schulung nahmen insgesamt 15 Mitarbeiter aus verschiedenen Produktions- und Verwaltungsabschnitten
teil. Nach der EDV-Umstellung bzw. nach Fertigstellung der neuen Arbeitsunterlagen (Stücklisten, Explosionszeichnungen etc.) sollte parallel in allen Abteilungen mit entsprechenden
Schulungen (vgl. Tabelle 4–11) begonnen werden.
4.6
OPTIMIERTE ARBEITSABLÄUFE
WARTUNG DER ROLLBAHNEN
Die gesamten Produktionsräume der Fa. Jaeger sind mit einem Rollbahnsystem durchzogen, auf denen sowohl die Rohlinge als auch die fertigen Produkte von A nach B transportiert werden. Ein Teil dieser Rollen, über die Einzelteile geschoben werden, ist nicht vollständig funktionsfähig, wodurch Teile oder Produkte beim Transport beschädigt werden können.
Zur Behebung des Problem waren folgende Arbeitsschritte geplant:
-
Ermittlung der Schwachstellen in jeder Abteilung;
-
Weitergabe der Informationen an die betriebsinterne Werkstatt;
-
Abschätzung der Kosten (Arbeitszeit und Material);
-
Entschlussvorlage an die Geschäftsführung.
INFORMATIONSFLUSS
Einen weiteren Ansatzpunkt zur Verbesserung der Arbeitsabläufe betraf den Informationsfluss zwischen Maschinensaal, der Montage und der Qualitätssicherungs-Abteilung festgestellt. Folgende Schwachstellen konnten evaluiert werden:
-
Zum Zeitpunkt der Bestandsaufnahme war nicht oder nur punktuell bekannt, wie viel
Ausschuss an welchen Produktionsstätten anfällt;
-
eine Regelung des Informationsflusses bezüglich der Aufnahme und Listung von Ausschuss existierte nicht.
Als Folge dieser Situation konnte keine Nachproduktion im laufenden Produktionsabschnitt
stattfinden, da das Fehlen von Teilen z.T. erst in der Endmontage registriert wurde, zu einem
Zeitpunkt, an dem die Produktionsstrasse bereits auf ein anderes Produkt umgestellt worden
war.
- 84 -
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Ingenieurgemeinschaft
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WEITERE ANSATZPUNKTE
Die weiteren Ansatzpunkte zur Optimierung der Arbeitsabläufe wurden bereits in vorangegangenen Kapiteln beschrieben und werden deshalb im Folgenden nur aufgelistet:
Ø
Einrichtung eines Ersatzteillagers:
Derzeit werden die benötigten Ersatzteile aus einer kompletten Serie bereitgestellt, so
dass die ursprünglich produzierte Stückzahl aufgrund der fehlenden Teile nicht montiert werden kann (vgl. Kapitel 4.4.1.);
Ø
Reduktion der Spanplattenüberstände von derzeit 15 mm auf max. 12 mm (vgl. Kapitel 4.4.1);
Ø
Reduktion der Teilevielfalt
Wurde als Schwachstelle erkannt, Lösungsvorschläge konnten jedoch bis zum Zeitpunkt der Projektbeendigung nicht gefunden werden.
4.7
ÜBERBETRIEBLICHE KOOPERATIONEN
Wie bereits mehrfach erwähnt lag der Schwerpunkt des Teilvorhabens „Modellhaftes
Stoffstrommanagement Wohnmöbel“ auf der Durchführung eines betriebsübergreifenden,
produktorientierten Stoffstrommanagements in einem mittelständischem Unternehmen.
Zur Umsetzung dieses inhaltlichen Schwerpunktes erarbeitete die Ingenieurgemeinschaft
Witzenhausen gemeinsam mit dem Berater Herrn Reinier de Man eine Planung für die Initiierung von vertikalen Kooperationen der Firma Jaeger. Die Planung umfasste die im Folgenden genannten Inputs:
Ø
Ø
Kriterien zur Auswahl von Kandidaten (auf der Kundenseite):
-
Der Kandidat sollte ein positives Interesse an dem Projekt haben (aus der eigenen
Unternehmensstrategie heraus) und dazu bereit sein, Kosten und Risiken mit zu
tragen.
-
Der Kunde sollte bereit sein, auch ein Stück Entwicklungskosten mitzutragen.
-
Die geschäftlichen Beziehungen zwischen der Fa. Jaeger und dem Kunden sollten
in der Vergangenheit alle positiv verlaufen sein.
-
Der Kunde sollte dazu bereit sein, auch für den Namen Jaeger Werbung zu machen, wenn das Produkt vermarktet wird (nicht ausschließlich private Label).
-
Das vom Kunden bevorzugte Produkt (die bevorzugte Produktänderung) ist auch
für die Fa. Jaeger interessant. Die Produktion ist ohne hohe Zusatzkosten und inakzeptable Risiken machbar.
Entwicklung eines Konzepts für erste Sondierungsgespräche
- 85 -
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Ingenieurgemeinschaft
Witzenhausen
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Ø
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Kriterien für eine Vertragsgestaltung mit Kooperationspartnern
-
Kooperationsverpflichtungen über das Projekt hinaus sollten nicht vereinbart werden.
-
Es sollten nur begrenzt gemeinsame Kosten entstehen.
-
Es sollten gegenseitige Verpflichtungen für gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit /
Werbung vereinbart werden.
Im Laufe der Entwicklung des Projektes wurde jedoch immer deutlicher, dass aufgrund der
angespannten wirtschaftlichen Lage für die Fa. Jaeger andere Prioritäten als das betriebsübergreifende Stoffstrommanagement im Vordergrund standen.
Daraus resultierte ein Mangel an Motivation für das Projekt und eine systematische nicht
Einhaltung der Projektplanung, die immer wieder für Probleme sorgte. Eine Folge davon war,
dass die Ingenieurgemeinschaft Witzenhausen immer mehr Projektverantwortung übernehmen musste. Eine Verbesserung der Motivation der Geschäftsführung der Fa. Jaeger konnte
kurzfristig mit der erfolgreichen Vermittlung der Botschaft erzielt werden, dass es in dem
Vorhaben nicht um die Entwicklung von nachhaltigen Möbeln geht, die "öko" aussehen und
mehr Geld kosten, sondern um die Entwicklung eines marktfähigen und innovativen Produkts, das darüber hinaus zur Kostensenkung beiträgt.
Schließlich musste die Ingenieurgemeinschaft Witzenhausen erkennen, dass sie nicht die
gesamte Verantwortung für das Projekt übernehmen und tragen kann. Das eigentliche Projekt des überbetrieblichen Stoffstrommanagements musste immer wieder hinter innerbetrieblichen Problemen zurückstehen. Schließlich konnte nur festgestellt werden, dass in der momentanen wirtschaftlichen und personellen Situation der Fa. Jaeger ein überbetriebliches
Stoffstrommanagement nicht umgesetzt werden kann.
4.8
ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG DER ERGEBNISSE
Anhand des Forschungsvorhabens „Modellhaftes Stoffstrommanagement Wohnmöbel“ sollte
das Konzept Stoffstrommanagement beispielhaft erprobt, bewertet und gegebenenfalls korrigiert werden, wobei beide Aspekte des Stoffstrommanagements zu berücksichtigen waren:
das überbetriebliche Stoffstrommanagement, das der Umsetzung vorgegebener Umweltthemen dient, wobei der Aufbau kooperativer Beziehungen in der Wertschöpfungskette Möbel
ein wesentliches Teilziel darstellt, und das betriebliche Stoffstrommanagement, das auf die
Optimierung der vorhandenen Prozesse in der Fa. Jaeger unter ökologischen Gesichtspunkten gerichtet ist.
Der Schwerpunkt des Teilvorhabens „Modellhaftes Stoffstrommanagement Wohnmöbel“
sollte jedoch auf der Durchführung eines betriebsübergreifenden, produktorientierten
Stoffstrommanagements in einem mittelständischem Unternehmen liegen.
- 86 -
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4.8.1
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INNERBETRIEBLICHES STOFFSTROMMANAGEMENT
Im Bereich des innerbetrieblichen Stoffstrommanagements konnten durch die Arbeit in den
verschiedenen Arbeitsgruppen zahlreiche Ansätze für die Bereiche Abfall, Energie, ökologisches Produktdesign, Optimierung der Arbeitsabläufe und eine gezielte Mitarbeiterqualifizierung herausgearbeitet werden (vgl. Kapitel 4.3 bis 4.5). Allerdings konnte die Umsetzung der
ausgearbeiteten Vorschläge aufgrund einer Vielzahl von Faktoren (angespannte Marktsituation, EDV-Umstellung etc.) nicht konsequent durchgeführt werden, wodurch das anfänglich
große Engagement und die Motivation der in den Arbeitsgruppen beteiligten Mitarbeiter der
Fa. Jaeger im Verlauf des Projektes zurückging.
Dennoch ist die Ingenieurgemeinschaft Witzenhausen davon überzeugt, dass die ausgearbeiteten Ansätze in den verschiedenen Bereichen weitergeführt werden, sobald die wirtschaftlichen und personellen Rahmenbedingungen es erlauben.
4.8.2
ÜBERBETRIEBLICHES STOFFSTROMMANAGEMENT
Aus den Erfahrungen, die bis zum Abbruch des Vorhabens bezüglich der Umsetzung eines
überbetrieblichen Stoffstrommanagements mit einer mittelständischen Firma als initiierender
Akteur, gewonnen wurden, konnten wesentliche Schlussfolgerungen für die Durchführung
künftiger Projekte abgeleitet werden. Diese werden nachfolgend zusammenfassend dargestellt.
4.8.2.1
PROJEKTGESTALTUNG MIT MITTELSTÄNDISCHEN BETRIEBEN
Gesetzmäßigkeiten die für die Wirtschaft allgemeinen gelten, gelten in besonderen Maße
auch für mittelständische Unternehmen. In der Regel führt nicht nur die horizontale Konkurrenz, sondern auch die Position den großen Kunden (Handelshäusern, Einkaufsverbänden,
etc.) gegenüber zu einem intensiven Kostendruck. Dies gilt insbesondere für Unternehmen
aus Branchen, die einer starken Konkurrenz aus „Billiglohnländern“ ausgesetzt sind. Die Möbel- und Textilindustrie in Deutschland sind hierfür gute Beispiele.
Für die Durchführung von extern geförderten Projekten in mittelständischen Unternehmen
mit extremen Konkurrenzdruck ist folgendes zu bemerken:
Ø
Projekte dürfen nicht zu Kostenerhöhungen führen, ohne dass durch Änderung im
Produkt gleichzeitig neue Marktchancen geschaffen werden. In der Regel muss (unabhängig vom Hauptziel des Projektes) eine Verbesserung der Kostenstruktur erreicht werden.
Ø
Das Projekt muss zu jeder Zeit sichtbar zum Betriebsergebnis beitragen und dadurch
die eigene Legitimität gewährleisten.
Ø
Projekte dürfen keine hohen zusätzlichen Arbeitskapazitäten beanspruchen.
Ø
Zu Beginn des Projektes müssen klare Hierarchie- und Entscheidungsstruktren festgelegt werden.
- 87 -
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Ø
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Externe Forschungs-, Entwicklungs- und Beratungskapazitäten müssen das interne
Kapazitätsproblem lösen, ohne die Organisation und das Management zu sehr zu
belasten.
Eine Projektplanung nach diesen Prinzipien muss sehr vorsichtig mit den bestehenden Kapazitäten umgehen. Alle Arbeiten, die zeitaufwendig sind, müssen extern durchgeführt und
gleichzeitig mit der Betriebsleitung gut abgestimmt werden, so dass die Akzeptanz gesichert
bleibt.
4.8.2.2
STOFFSTROMMANAGEMENTPROJEKTE IN MITTELSTÄNDISCHEN UNTERNEHMEN
Kooperationsprojekte im Stoffstrommanagement beinhalten eine aktive Suche nach Kooperationspartnern auf beiden Seiten der Wertschöpfungskette: Kooperationen werden sowohl
mit Vorlieferanten als auch mit Kunden angestrebt. Durch diese Kooperation wird eine Optimierung der Kette (ökonomisch, ökologisch, sozial) angestrebt. Dabei soll eine sogenannte
win-win-Situation für alle Beteiligten erreicht werden.
Grundsätzlich ist der Produzent, der auch einen wesentlichen Einfluss auf das Design seiner
eigenen Produkte hat, der natürliche Akteur, der das Stoffstrommanagement durchführen
sollte. Ob er auch der natürliche Akteur ist, der die Initiative entwickeln kann, ist in vielen
Fällen fragwürdig. Ob er diese Möglichkeit besitzt, hängt von seiner Position in der AkteursKette ab. Dabei ist u.a. die Unternehmensgröße ein wichtiger Faktor. Ein Produzent kann
relativ problemlos das Stoffstrommanagement initiieren, wenn
Ø
er als Innovator eine ganz besondere Nische besetzt oder bezüglich des Produktes
quasi ein Monopol besitzt;
Ø
er von der Größe her über die Position verfügt, seinen Zulieferer Anforderungen vorzugeben, bzw. die Zulieferer zu einer Kooperation zu motivieren oder zwingen.
Für Möbelunternehmen wie die Fa. Jaeger und vergleichbare Unternehmen in vielen anderen Branchen gilt dies offensichtlich nicht. Die Realität ist, dass diese Firmen in der Kette
eine Position zwischen mächtigen Unternehmen einnehmen. Wie sich ein Textilunternehmen
zwischen den mächtigen Chemieunternehmen, die Textilchemikalien herstellen, und den
mächtigen Handelsunternehmen, die das Endprodukt vermarkten, befindet, positioniert sich
eine mittelständische Möbelfabrikation wie die der Fa. Jaeger zwischen mächtigen Einkaufsverbänden oder Versandhandelsunternehmen und Zulieferanten, die in der Regel eine sehr
starke Position innehaben. Die Kräfteverhältnisse sind derart gestaltet,
Ø
dass das Unternehmen alleine ein Kooperationsprojekt mit mächtigen Zulieferer und
mächtigen Kunden nicht initiieren und koordinieren kann;
Ø
Fehler im Umgang mit Zulieferer und Kunden ein so hohes Risiko in sich bergen,
dass im Rahmen des Stoffstrommanagements kaum Spielräume für Experimente
vorhanden sind.
- 88 -
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Trotzdem kann ein kleines Unternehmen unter Umständen eine entscheidende Rolle in der
Akteurs-Kette spielen. Diese Rolle kann dann erreicht werden, wenn eine hohe Attraktivität
für die Kooperationspartner entwickeln werden kann, wie z.B. durch
Ø
die Anwendung eines innovativen Werkstoffes oder eines innovativen Verfahrens;
Ø
die Bildung eine interessanten Brücke zwischen den Wünschen des Endverbrauchers
(des Handels) und den Innovationskapazitäten eines Zulieferers.
Die Durchführung experimenteller Projekte mit sehr starken Vertragspartnern auf der Inputund auf der Output-Seite des Unternehmens ist potenziell sehr gefährlich und erfordert Fähigkeiten, die in einem mittelständischen Unternehmen i.d.R. nicht vorhanden sind. Notwendig sind:
Ø
Erfahrung im Umgang mit Großunternehmen, auch auf der höheren, strategischen
Ebene, nicht nur mit den üblichen Geschäftspartnern auf der Vertriebsseite;
Ø
ein gutes Gefühl für Machtverhältnisse zwischen Unternehmen;
Ø
eine klare Analyse der Kosten, Risiken, Erträge und Chancen von Kooperationen.
In der Regel kann ein mittelständisches Unternehmen ein solches Projekt nur mit professioneller Unterstützung durchführen. Hier entstehen klare Aufgaben für ein externes Beratungsteam, das im klaren Auftrag und im Sinne der Unternehmensstrategie zum Teil das Management berät, zum Teil auch zusammen mit dem Management oder im Auftrag des Managements Verhandlungen führt.
4.8.2.3
PROJEKTGESTALTUNG IM STOFFSTROMMANAGEMENT
Die allgemeine Methodik der Gestaltung von Kooperationen im Stoffstrommanagement bedarf der Differenzierung der Rolle mittelständischer Unternehmen im Hinblick auf folgende
Faktoren:
Ø
Wenn das relativ kleine Unternehmen die Initiative ergreift, muss der Einfluss auf die
anderen Glieder der Kette noch aufgebaut werden (im Gegensatz zum einflussreichen Großunternehmen). Deshalb sollten in einer relativ frühen Phase die notwendigen Koalitionen mit großen Partnern in der Kette aufgebaut werden. Dadurch gewinnt
und verliert das kleine Unternehmen. Einerseits kann, wenn diese Verbindung steht,
effektiv Einfluss auf Lieferanten aufgebaut werden, andererseits besteht die Möglichkeit, dass das kleine Unternehmen z.B. Einfluss auf die Sortimentsgestaltung verliert.
In der Praxis bedeutet dies, dass in einer früheren Phase der Projektgestaltung Ziele
in Kooperation mit dem jeweiligen Partner formuliert werden. Die strickte Trennung
zwischen betriebsinterner Vorbereitung und betriebsübergreifender Gestaltung, die in
den methodischen Empfehlungen vertreten wird, ist hier nicht mehr durchzuhalten.
Ø
Eine Projektstruktur mit hoher Beteiligung des produzierenden Unternehmens ist, wie
oben bereits erörtert, für ein schlankes mittelständisches Unternehmen kaum realistisch. Die Struktur mit Steuerungsgruppe und verschiedenen Arbeitsgruppen erweist
- 89 -
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sich bereits in Großunternehmen als schwierig. Sie ist für kleinere Unternehmen nicht
tragbar. Die Alternative ist, bei einem Projekt mit externen Ressourcen, ein kleines
Team zu bilden, bestehend aus Topmanagement (Direktor, Eigentümer) und einem
Mitglied des mittleren Managements, unterstützt durch ein externes Beratungsteam.
Das Team bezieht die anderen Mitarbeiter nur dann ein, wenn sie einen wesentlichen
Beitrag zum Projekt leisten können. Das Unternehmen wird regelmäßig über die Ziele, den Fortschritt, etc., des Projekts informiert.
4.8.2.4
WIRTSCHAFTLICHE PROBLEME UND ÖKOLOGISCHE PROJEKTE
Nicht selten will ein Unternehmen an einem (staatlich geförderten) ökologischen Projekt teilnehmen, obwohl die Motivation nicht nur auf ökologischen Fragestellungen basiert. Für viele
Unternehmen bietet es die Chance, in einer wirtschaftlich schwierigen Lage einen innovativen Ansatz auszuprobieren. Es entstehen Phantasien über neue Ertragsmöglichkeiten in
einer "Ökonische" o.ä.. Beispiele für die Fehleinschätzung der Möglichkeiten gibt es in der
Textilbranche. In diesem Bereich besteht eine große Verantwortung seitens der Unternehmensberater und Projektmanager, die oft noch verborgene wirtschaftliche Problematik offen
zu legen und die wirtschaftlichen Chancen abzuwägen. Nicht immer ist zu erwarten, dass
eine ökologische Fragestellungen mittelständische Unternehmen mit hohem Konkurrenzdruck und engem Handlungsspielraum weiterbringt. Es kann jedoch ein guter Anlass sein,
über Managementprobleme (Führung, Strategie, Management, Controlling) nachzudenken.
- 90 -
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ERFOLGTE ODER GEPLANTE VERÖFFENTLICHUNGEN
Im Rahmen des Projektverlaufes und nach Abbruch des Vorhabens wurde das Projekt im
Rahmen verschiedener Veranstaltungen vorgestellt, die nachfolgend aufgeführt sind:
Ø
Tagung „Stand und Perspektiven der Abfallvermeidung in Deutschland“, Eine Veranstaltung für kommunale Entscheidungsträger und Fachpersonal, Beteiligte des Agenda
21-Prozesses; Wiesbaden 16. Juni 1999
Ø
Informationsveranstaltung der Ingenieurgemeinschaft Witzenhausen für klein- und
mittelständische Unternehmen; Kloster Cornberg 9. März 2000
Ø
1. Symposium Kreislaufwirtschaft von A-Z; Erfurt 14. Oktober 2000
Ø
Tagung „DepoTech 2000“ Abfallvermeidung und –verwertung, Deponietechnik und
Altlastensanierung; Leoben Österreich 21. –23. November 2000 [24]
Aufgrund des vorzeitigen Abbruchs des Projektes nach Abschluss der Vorbereitungsphase
sind weitere Veröffentlichungen nicht geplant.
- 91 -
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6
ERFOLGSKONTROLLBERICHT
6.1
BEITRAG DER ERGEBNISSE ZU DEN FÖRDERPOLITISCHEN ZIELEN DES
FÖRDERPROGRAMMES
Das Teilvorhaben „Modellhaftes Stoffstrommanagement Wohnmöbel“ war Bestandteil des
Verbundprojektes „Umweltfreundliche Möbel – Gestaltung, Herstellung, Vertrieb“, das in das
Förderprogramm der Bundesregierung „Forschung für die Umwelt“ [2] eingebunden war.
Anhand des Forschungsvorhabens „Modellhaftes Stoffstrommanagement Wohnmöbel“ sollte
das Konzept Stoffstrommanagement beispielhaft erprobt, bewertet und gegebenenfalls korrigiert werden, wobei beide Aspekte des Stoffstrommanagements zu berücksichtigen waren:
das überbetriebliche Stoffstrommanagement, das der Umsetzung vorgegebener Umweltthemen dient, wobei der Aufbau kooperativer Beziehungen in der Wertschöpfungskette Möbel
ein wesentliches Teilziel darstellt, und das betriebliche Stoffstrommanagement, das auf die
Optimierung der vorhandenen Prozesse in der Firma Jaeger unter ökologischen Gesichtspunkten gerichtet ist.
Unter dem Titel „Integrierte Umwelttechnik, Ver- und Entsorgung, weitere Umwelttechniken“
sind in dem Förderprogramm zum Themenbereich des betrieblichen Stoffstrommanagements u.a. folgende Zielsetzungen aufgeführt (vgl. [2] S. 99):
Ø
Minimierung und qualitative Verbesserung des Energie- und Ressourceneinsatzes in
der industriellen Produktion
Ø
Vermeidung bzw. Minderung von schädlichen Emissionen aus dem Produktionsprozess
Ø
Substitution umweltschädlicher Einsatzstoffe
Ø
Substitution umweltschädlicher Produkte und Prozesse
Ø
Umweltfreundliche Eigenschaften von Produkten in der Nutzungsphase und bei der
Entsorgung
Ø
Vermeidung von Abfällen und Vermeidung unvermeidbarer Abfälle
In den Kapiteln 4.3 bis 4.6 des Schlussberichtes sind die bis zum Abbruch des Forschungsvorhabens erzielten Ergebnisse bezüglich dieser Zielsetzungen des Förderprogramms ausführlich dargestellt.
Der Schwerpunkt des Teilvorhabens „Modellhaftes Stoffstrommanagement Wohnmöbel“ lag
jedoch auf der Durchführung eines betriebsübergreifenden, produktorientierten Stoffstrommanagements in einem mittelständischem Unternehmen. Zu dieser Thematik sind im Förderprogramm „Forschung für die Umwelt“ u.a. folgende Zielsetzungen formuliert:
Ø
Unter der Überschrift „Neue Konzepte, Organisationsformen, Modellvorhaben und Instrumente“ ist aufgeführt, dass unternehmensübergreifende Konzepte, die Produzenten, Konsumenten und staatliche Stellen auf freiwilliger Basis einbeziehen, wissen-
- 92 -
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schaftlich analysiert und im Hinblick auf Synergieeffekte (Vorteile für die Umwelt als
auch für die beteiligten Akteure) und auf Verallgemeinerungseffekte bewertet werden
sollen (vgl. [2] S. 100).
Im Rahmen des Forschungsvorhabens „Modellhaftes Stoffstrommanagement Wohnmöbel“
sollte insbesondere die Fragestellung beantwortet werden, inwieweit das Modell des überbetrieblichen Stoffstrommanagements mit einem mittelständischen Möbelunternehmen als
Hauptakteur realisiert werden kann. Die Ergebnisse hierzu sind in Kapitel 4.7 des Schlussberichtes dargestellt.
6.2
WISSENSCHAFTLICHER ERFOLG DES VORHABENS
Das zentrale Arbeitsziel der Vorbereitungsphase des Stoffstrommanagements bestand in der
Klärung der Frage, inwieweit die Anwendbarkeit des modellhaften Instrumentes Stoffstrommanagement zur Initiierung von Akteurskooperationen in der Möbelkette in Zusammenarbeit
mit der Fa. Jaeger realisierbar ist. Als Ergebnis ist festzuhalten, dass aufgrund verschiedener, nachfolgend beschriebener Rahmenbedingungen diese Frage negativ beantwortet werden muss.
Im Verlauf des Vorhabens kristallisierte sich zunehmend heraus, dass die tatsächlichen Bedürfnisse und Möglichkeiten der Fa. Jaeger in erster Linie in kurz- bis mittelfristig umsetzbaren Projekten lagen, die der betrieblichen Prozessoptimierung und damit Stabilisierung des
Unternehmens dienen. Gleichzeitig standen im Berichtszeitraum intensive Bemühungen im
Vordergrund, durch unterstützende Beratungsleistungen der Fa. Jaeger einen Weg zur Initiierung von Akteursbeziehungen zu ebnen und somit das übergeordnete Ziel des Forschungsvorhabens – die Überprüfung des Modells des betriebübergreifenden Stoffstrommanagements – weiterhin zu verfolgen.
Trotz dieser Bemühungen seitens der Ingenieurgemeinschaft Witzenhausen erschienen die
Chancen der Fa. Jaeger, in vertretbarer Zeit ein aus ihrer Sicht mit Risiken behaftetes aktives Kooperationsmanagement erfolgreich zu gestalten, immer unrealistischer.
Die Ingenieurgemeinschaft Witzenhausen drängte daraufhin auf eine Entscheidung, ob das
Vorhabensziel der Fa. Jaeger, die von ihr angestrebte Rolle als Organisator des Stoffstrommanagements zu übernehmen, weiterhin verfolgt werden könnte. Der Entscheidungsprozess
gestaltete sich langwierig und schwierig. Schließlich traf die Fa. Jaeger die Entscheidung,
sich aus dem Vorhaben zurückzuziehen. Aus einer Analyse der Gründe, die schließlich zum
Rückzug der Fa. Jaeger aus dem Vorhaben führten, können wichtige Hinweise für die strategische Ausrichtung zukünftiger Forschungsvorhaben gewonnen werden.
Die mittelständische Möbelindustrie besitzt einerseits ein enormes Innovationspotential. Dieses kann jedoch nur dann erschlossen werden, wenn die wirtschaftliche Situation der Unternehmen Spielräume für die Gestaltung innovativer Prozesse zulässt und Unternehmenspolitik bzw. Unternehmensstruktur solche Prozesse mittragen können.
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Fa. Jaeger ist erfolgreich in der Entwicklung designorientierter Produktlinien und verfügt über
eine moderne Teamstruktur, so dass gute Voraussetzungen zur Erreichung der Ziele vorlagen. Die ausgesprochen angespannte Wettbewerbssituation wirkte sich nach einer noch
vielversprechenden Startphase rasch hemmend auf den Projektverlauf aus. Hinzu kam die
sehr starke Beanspruchung der Mitarbeiter durch das Tagesgeschäft. Ökologische Ziele,
sofern sie nicht offensichtlich per se einen positiven wirtschaftlichen Effekt (bspw. Ressourceneinsparungseffekte) mit sich bringen, können in einer solchen Situation nur als Nebeneffekt ökonomisch erfolgversprechender Prozesse realisiert werden.
Im Falle des mit der Fa. Jaeger durchgeführten Vorhabens baute sich mit zunehmender
Projektdauer ein Spannungsbogen auf, der auf die Differenzen zwischen der hohen Erwartungshaltung und dem unsicheren Erfolg einer ökologischen Produktpolitik zurückzuführen
ist. Für den Erfolg oder Misserfolg der Stoffstrommanagementstrategie entscheidend ist in
jedem Falle, inwieweit die Projektziele von der Geschäftsleitung unterstützt werden und inwieweit das Unternehmen aufgrund seiner Einflussmöglichkeiten am Markt seine Ziele aktiv
gegenüber anderen Akteuren der Kette, vor allem dem Handel, formulieren kann.
Nachdem Fa. Jaeger sich um den Aufbau kooperativer Beziehungen für das Projekt bemüht
hatte, jedoch weitgehend ablehnende Resonanz registrierte, wurde für sie deutlich, dass
insbesondere ihre Marktstellung zur Initiierung eines Stoffstrommanagements nicht ausreichend war.
Der Vorschlag der Ingenieurgemeinschaft Witzenhausen - aufbauend auf den bis dahin gewonnenen Erkenntnissen des Vorhabens - die übergeordneten Projektziele, d.h. die Anwendung und Bewertung der Strategie des kooperativen Stoffstrommanagements, mit einem
anderen Projektpartner (Otto-Versand) weiter zu verfolgen, der die notwenige Marktstellung
und darüber hinaus wichtige Vorerfahrungen im Management seiner Akteursbeziehungen in
das Projekt einbringen kann, wurden vom Projektträger abschlägig beschieden.
6.3
EINHALTUNG DES KOSTEN- UND ZEITPLANES
Aufgrund des Entschlusses der Fa. Jaeger, sich aus dem Vorhaben als gestaltender Akteur
des Stoffstrommanagements zurückzuziehen, wurde das Projekt Ende Juli 2000 mit dem
Abschluss der Vorbereitungsphase beendet. Die ursprünglich bewilligten Zuwendungen für
das Gesamtvorhaben wurden entsprechend gekürzt.
- 94 -
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6.4
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VERWERTUNG DER ERGEBNISSE
Alle im Verlauf des Vorhabens ausgearbeitete Ansätze zur Optimierung des innerbetrieblichen Stoffstrommanagements und die konzeptionellen Entwicklungen zur Initiierung überbetrieblicher Kooperationen werden nach Auffassung der Ingenieurgemeinschaft Witzenhausen
von der Fa. Jaeger genutzt werden können, wenn durch eine Änderung der wirtschaftlichen
und personellen Rahmenbedingungen entsprechende Handlungsspielräume gegeben sind.
Darüber hinaus konnten zahlreiche Erkenntnisse für eine erfolgreiche Planung, Umsetzung
und Gestaltung überbetrieblicher Kooperationen mit mittelständischen Betriebe als initiierenden Akteuren aus dem Vorhaben abgeleitet werden (vgl. Kapitel 4.8.2).
6.5
ARBEITEN, DIE ZU KEINER LÖSUNG GEFÜHRT HABEN
Um trotz des Ausscheidens der Fa. Jaeger eine erfolgreiche Weiterführung des Vorhabens
mit einem anderen Projektpartner zu ermöglichen, wurden von der Ingenieurgemeinschaft
Witzenhausen umfangreiche Anstrengungen unternommen, die in eine Projektkonkretisierung für die Umsetzung der Gestaltungs- und Umsetzungsphase eingeflossen sind.
Diese Projektkonkretisierung der Gestaltungs- und Umsetzungsphase wurde konsequent
aus dem Projekt mit Fa. Jaeger abgeleitet. Nachdem sich herauskristallisierte, dass es
Fa. Jaeger zur Durchsetzung ihrer Ziele im Stoffstrommanagement an der notwendigen
Marktmacht mangelte, wurde ein Akteur gesucht, der diese Voraussetzungen in das Projekt
einbringen könnte. Der Otto-Versand zeigte sich sehr kooperativ und verzichtete von Anfang
an auf eine mögliche Förderung seiner Eigenleistung. Die ihm zugedachte Rolle sollte sich
auf seine Funktion als Initiator und Motivator des Stoffstrommanagements beschränken. Das
eigentliche Projekt sollte sich auf die mittelständischen Möbelunternehmen konzentrieren,
die als seine Zulieferer auftreten.
Das zentrale Ziel der Projektfortführung war darauf ausgerichtet, das Instrument des kooperativen Stoffstrommanagements bei diesen Möbelfirmen anzuwenden und weiterzuentwikkeln. Im Mittelpunkt sollte daher die Frage stehen, auf welche Weise effektiv ökonomisch
und ökologisch vorteilhafte Kooperationsbeziehungen von Unternehmen der Möbelkette aufgebaut und gestaltet werden können. Die Einführung von FSC-zertifiziertem Holz sollte hier
als ein Beispiel für ein solches Kooperationsmanagement dienen.
Wie bereits in Kapitel 6.2 erwähnt, wurde eine Weiterführung des Projektes auf der Grundlage dieser Projektkonkretisierung vom Projektträger nicht befürwortet.
- 95 -
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INHALTSVERZEICHNIS
1
EINLEITUNG
1
2
AUFGABENSTELLUNG UND RAHMENBEDINGUNGEN
2
3
PLANUNG UND ABLAUF DES VORHABENS
5
3.1
PLANUNG DES VORHABENS
5
3.1.1
PROJEKTPHASEN
5
3.1.2
ZEITLICHER ABLAUF
8
3.2
ABLAUF DES VORHABENS
9
3.3
WISSENSCHAFTLICHE GRUNDLAGEN
14
3.4
ZUSAMMENARBEIT MIT ANDEREN STELLEN
14
4
ERGEBNISSE
15
4.1
LITERATURRECHERCHE
15
4.1.1
GRUNDLAGEN DES STOFFSTROMMANAGEMENTS
16
4.1.2
ABFALLWIRTSCHAFT UND STOFFSTROMMANAGEMENT
20
4.1.3
INFORMATIONS- UND MANAGEMENTINSTRUMENTE FÜR DAS
STOFFSTROMMANAGEMENT
21
DAS PROBLEM DER KOMPLEXITÄT ÖKOLOGISCHER W ECHSELWIRKUNGEN IM
HINBLICK AUF DAS STOFFSTROMMANAGEMENT
32
DAS MODELL DER RESSOURCENPRODUKTIVITÄT UND DER ZUORDNUNG
ÖKOLOGISCHER RUCKSÄCKE ÜBER MATERIALINTENSITÄTSANALYSEN
33
DAS MODELL DES BETRIEBSÜBERGREIFENDEN STOFFSTROMMANAGEMENTS
NACH DE MAN / CLAUS ET AL. (1997)
35
4.1.7
ECODESIGN - ÖKO-EFFIZIENTE PRODUKTE UND DIENSTLEISTUNGEN
43
4.2
MARKTANALYSE
47
4.2.1
ANALYSE DER EINKAUFSVERBÄNDE
47
4.2.2
ANALYSE DER KUNDENSTRUKTUR
49
4.2.3
KONKURRENZANALYSE
51
4.1.4
4.1.5
4.1.6
I
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4.3
KONSTRUKTION, DESIGN
54
4.3.1
ENTWICKLUNG EINER PRODUKTLINIE MIT VERGLEICHSWEISE GERINGEREM
UMWELTVERBRAUCH
54
ENTWICKLUNG LÖSBARER VERBINDUNGSELEMENTE ZUR VERLÄNGERUNG DER
NUTZUNGSDAUER VON SPANPLATTENMÖBELN
69
4.3.3
RECHERCHE ALTERNATIVER HOLZWERKSTOFFE
75
4.3.4
RECHERCHE VON ALTERNATIVEN ZUR BISHERIGEN OBERFLÄCHENBEHANDLUNG
77
4.4
ENERGIE- UND ABFALLMANAGEMENT
78
4.4.1
ABFALLMANAGEMENT
78
4.4.2
ENERGIEMANAGEMENT
81
4.5
MITARBEITERQUALIFIZIERUNG
83
4.6
OPTIMIERTE ARBEITSABLÄUFE
84
4.7
ÜBERBETRIEBLICHE KOOPERATIONEN
85
4.8
ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG DER ERGEBNISSE
86
4.8.1
INNERBETRIEBLICHES STOFFSTROMMANAGEMENT
87
4.8.2
ÜBERBETRIEBLICHES STOFFSTROMMANAGEMENT
87
5
ERFOLGTE ODER GEPLANTE VERÖFFENTLICHUNGEN
91
6
ERFOLGSKONTROLLBERICHT
92
6.1
BEITRAG DER ERGEBNISSE ZU DEN FÖRDERPOLITISCHEN ZIELEN DES
FÖRDERPROGRAMMES
92
6.2
WISSENSCHAFTLICHER ERFOLG DES VORHABENS
93
6.3
EINHALTUNG DES KOSTEN- UND ZEITPLANES
94
6.4
VERWERTUNG DER ERGEBNISSE
95
6.5
ARBEITEN, DIE ZU KEINER LÖSUNG GEFÜHRT HABEN
95
4.3.2
II
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TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1–1:
Beschreibung der primär beteiligten Akteure und deren Rollen
im Projekt..................................................................................................1
Tabelle 2–1:
Zielsetzung der beteiligten Hauptakteure ..................................................4
Tabelle 3–1:
Geplanter zeitlicher Verlauf des Projektes ................................................9
Tabelle 4–1:
Stoffstrommanagement im Vergleich zum traditionellen
Vorgehen ................................................................................................18
Tabelle 4–2:
Gegenüberstellung Abfallwirtschaft - Stoffwirtschaft [22].........................21
Tabelle 4–3:
Ablauf einer Stoffstromanalyse [16] ........................................................27
Tabelle 4–4:
Angeschriebene Möbeleinkaufsverbände ...............................................48
Tabelle 4–5:
Direkte Konkurrenten der Fa. JAEGER...................................................52
Tabelle 4–6:
MI-Erhebungsbogen zum Produkt „ADESSO Vorschlag 1“ .....................60
Tabelle 4–7:
Ergebnisse der Berechnung des Materialinputs für „ADESSO
Vorschlag 1“............................................................................................62
Tabelle 4–8:
Ergebnisse der Berechnung des totalen Wasser-Inputs für
„ADESSO Vorschlag 1“...........................................................................65
Tabelle 4–9:
Ergebnisse der Berechnung des totalen Luft-Inputs für
„ADESSO Vorschlag 1“...........................................................................67
Tabelle 4–10:
Maschinendaten in der Möbelproduktion der Fa. Jaeger.........................81
Tabelle 4–11:
Schulungskonzept für Mitarbeiter der Fa. Jaeger ....................................83
III
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ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 3–1:
Ablaufschema eines Stoffstrommanagements nach de
Man/Claus [8]............................................................................................6
Abbildung 3–2:
Arbeitsschritte der Vorbereitungsphase ....................................................7
Abbildung 3–3:
Arbeitsschritte der Gestaltungsphase........................................................8
Abbildung 3–4:
Projektsteuerungsgruppe ..........................................................................9
Abbildung 3–5:
Projektstruktur Vorhaben „Modellhaftes Stoffstrommanagement
Wohnmöbel“ ...........................................................................................11
Abbildung 4–1:
Einbindung von Informations- und Managementelementen im
Stoffstrommanagement...........................................................................22
Abbildung 4–2:
Bilanzräume von Betriebs- Prozess- und Produktökobilanz ....................24
Abbildung 4–3:
Ökobilanzschema des Umweltbundesamtes
(verändert nach [31])...............................................................................25
Abbildung 4–4:
Ablaufplan des Öko-Controlling [25]........................................................29
Abbildung 4–5:
Regelkreis des EG-Öko-Audit-Verfahrens [37]........................................31
Abbildung 4–6:
Ressourcenmanagement-Methodik nach LIEDKE ET AL. [27]....................35
Abbildung 4–7:
Zentralisiertes „upstream“-Modell............................................................41
Abbildung 4–8:
„downstream“-Modell ..............................................................................42
Abbildung 4–9:
Externe Koordinierung ............................................................................42
Abbildung 4–10: Suffizienz- (Genügsamkeit) und Effizienzstrategien zur
Steigerung der Ressourcen- und Energieproduktivität nach
TISCHNER, U. [43] ....................................................................................43
Abbildung 4–11: Umsatzverteilung der Fa. Jaeger auf ihre Kunden ..................................49
Abbildung 4–12: Umsatzverteilung der Tonmöbelproduktion der Firma Jaeger im
ersten Halbjahr 1999...............................................................................50
Abbildung 4–13: In- und Auslandsumsätze aus der Wohnmöbelproduktion der
Fa. Jaeger im 1. Halbjahr 1999 ...............................................................50
Abbildung 4–14: Wohnwand „ADESSO Vorschlag 1“ ........................................................59
Abbildung 4–15: Skizze Projekt „lösbare Verbindungen“ ...................................................70
Abbildung 4–16: Frontalansicht der lösbaren Spanplattenverbindungen ...........................71
Abbildung 4–17: Schematisch räumliche Darstellung der lösbaren
Spanplattenverbindungen .......................................................................71
IV
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Abbildung 4–18: Schematische Darstellung der Fixierung der lösbaren
Spanplattenverbindungen .......................................................................72
Abbildung 4–19: Verbindungen im Modell 1 : 1..................................................................73
Abbildung 4–20: Skizzenhaft Entwicklung der Lösbaren Verbindung für
Spanplattenrückwände............................................................................74
Abbildung 4–21: Ansicht eines Regalmoduls mit lösbarer Rückwand als Tür von
vorne und fixierter Rückwand von hinten ................................................74
Abbildung 4–22: Zusammensetzung der Restabfälle im Container (Mittel aus
drei Einzelsichtungen).............................................................................79
Abbildung 4–23: Vergleich des Stromverbrauchs bei der Herstellung der
Möbellinie Adesso mit dem der Möbellinie Ecco......................................82
V
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VI
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SCHLUSSBERICHT VERBUNDPROJEKT UMWELTFREUNDLICHE MÖBEL
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MODELLHAFTES STOFFSTROMMANAGEMENT WOHNMÖBEL
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Bereiche (UAG-Erweiterungsverordnung – UAG-Erw VO), beschlossen durch die Bundesregierung am 13.01.1998
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MODELLHAFTES STOFFSTROMMANAGEMENT WOHNMÖBEL
[46]
W AGNER, B. (1992) : Vom Öko-Audit zur betrieblichen Öko-Bilanz: Voraussetzungen und praktische Erfahrungen umweltbewußter Unternehmensführung. In: Neue Wege im Umweltmanagement: Tagungsbericht des Umweltsymposiums der Süddeutschen Zeitung.
Prisma-Industriekommunikation [Hrsg.]. Dießen , S. 6
[47]
WDR, Sendung vom 11. September 1998: Gift in der Spanplatte, von j. Heimbrecht und U.
Gümpel; wdr.de/tv/service/bauen/archiv/98/0911_1.html
[48] WEBSITE: htp://www.wuperinst.org/WI/Projekte/Dienstleistung_2000/Dienstleistung_2000.html
[49]
WIKUE (1995) : Zukunftsfähiges Deutschland - Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung. Hrsgg. vom Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie. Wuppertal 1995
[50]
WIKUE (1997) : Öko-Effiziente Dienstleistungen als strategischer Wettbewerbsfaktor zur Entwicklung einer nachhaltigen Wirtschaft. Mitteilungen aus dem Forschungsverbund Ökoeffiziente Dienstleistungen. Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie. Website:
http://www. Wupperinst.org/ WI/ Projekte/ Dienstleistung_2000/ Dienstleistung_2000.html
[51]
W URBS ET AL. (1996) : Materialintensitätsanalysen von Grund-, Werk- und Baustoffen (5) - Der
Werkstoff Glas. Johanna Wurbs; Regina Nickel; Holger Rohn; Christa Liedke. Wuppertal-Papers Nr. 64. Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie [Hrsg.]. Wuppertal,
1996. S. 8
SCHLUSSBERICHT VERBUNDPROJEKT UMWELTFREUNDLICHE MÖBEL
TEILVORHABEN:
MODELLHAFTES STOFFSTROMMANAGEMENT WOHNMÖBEL
Ingenieurgemeinschaft
Witzenhausen
Fricke & Turk GmbH
SCHLUSSBERICHT
VERBUNDPROJEKT UMWELTFREUNDLICHE MÖBEL
TEILVORHABEN:
MODELLHAFTES STOFFSTROMMANAGEMENT
WOHNMÖBEL
GEFÖRDERT MIT MITTELN DES BUNDESMINISTERS FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG
(BMBF) UNTER DEM FÖRDERKENNZEICHEN 0339870
DURCHFÜHRUNG:
IGW - INGENIEURGEMEINSCHAFT W ITZENHAUSEN
FRICKE & TURK GMBH
BISCHHÄUSER AUE 12
37213 W ITZENHAUSEN
PROJEKTLEITUNG:
DIPL.-ING. THOMAS TURK
BEARBEITUNG:
DIPL.-ING. URSULA EINZMANN
DR. REINIER DE MAN
DIPL.-ING. MARKUS MEYER
DIPL.-ING. MARCUS NIESAR
DIPL.-ING. NORMAN RODA
DIPL.-ING. CHRISTIAN SCHUMANN
WITZENHAUSEN, 11. APRIL 2001
ANHANG SCHLUSSBERICHT VERBUNDPROJEKT UMWELTFREUNDLICHE MÖBEL
TEILVORHABEN:
MODELLHAFTES STOFFSTROMMANAGEMENT WOHNMÖBEL
Ingenieurgemeinschaft
Witzenhausen
Fricke & Turk GmbH
Tabelle 12:
lfd.Nr.
Konkurrenzanalyse
weitere Angaben zum
Unternehmen (Anzahl Ma,
Umsatz)
Produkteigenschaften
(Spanplatte, Vollholz, Naturlacke
etc.)
Name Firma
Hersteller
Händler
Verband
Sortiment
1
Anrei
Hersteller
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
kpl.
geschnitzt Vollholz, lackiert und
gebeizt
2
arche
Massivholzmöbel
Hersteller
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
Büro-, Schlaf-, Eßmöbel +
Stühle
Massiv -Buche, -Kiefer, -Esche;
Oberfläche: biol. Hartöl,
Bienenwachs-balsam
ergonomisch (Büro) durchdacht
3
Balans
Hersteller
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
Stühle
4
Rolf Benz
Hersteller
Deutsche Gütegemeinschaft
Möbel
überwiegend Polster
5
Dormiente
Hersteller
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
Matratzen, Schlafzimmer
6
Ehlers Natur
Händler ökologi-scher
Möbel,
eigene Fertigung
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
kpl.
7
Eisenberger
Hersteller
Deutsche Gütegemeinschaft
Möbel
Wohn-, (Heim)Büro-,
Eßmöbel
8
Gruber + Schlager
Hersteller
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
kpl. ohne Küchen
9
Gwinner
Wohndesign
Hersteler
Deutsche Gütegemeinschaft
Möbel
Wohnmöbel
10
Holtkamp
Hersteller
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
Wohn-, Schlaf-, Eßmöbel
11
hülsta massiv
Hersteller
Deutsche Gütegemeinschaft
Möbel
[kpl.]
12
hülsta NaB
Hersteller
Deutsche Gütegemeinschaft
Möbel
Wohn- Büro- Schlaf- u.
Eß-möbel
13
14
Vollholz, Funier
280 Mitarbeiter /
88 Mio. Dm Umsatz
Spanplatte furniert
Echtholzfurnier (teil-massiv) /
massiv / Ober-flächenbehandlung
nach DIN EN 73/3 (Sicherh. f.
Kinderspielzeug)
1600 Mitarbeiter,
470 Mio DM Umsatz
Vollholz aus nachhaltiger
Forstwirtschaft; Erle Birke
massives Holz (Erle) mit UV-Lack
Branchenführer 1600
Mitarbeiter und 470 Mio. DM
Umsatz
Deutsche Gütegemeinschaft
Möbel
alles, Schwerpunkt
Wohnmöbel
[hülsta NOW3]
Hersteller,
[Möbelvertrieb]
Deutsche Gütegemeinschaft
Möbel
Wohnmöbel
Hersteller
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
Naturbetten -CH
Hersteller
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
Wohnmöbel
[Hersteller]
Deutsche Gütegemeinschaft
Möbel
Polster
Hersteller
Deutsche Gütegemeinschaft
Möbel
Küchen
Hersteller
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
Wohn-, Eßmöbel
Schlafen, Wohnen,
Jugend
teilmassiv echtholzfuniert
Vollholz
Bienenwachs
Kräuteröle
16
InCasa Natur+Holz+
Möbel
19
Korpus toliert
Fronten funiert
masive Türrahmen
Hersteller
Hüsler Nest
18
[228 Beschäftigte produzieren
6000-7000 Bauteile täglich]
hülsta NOW1-NOW2
15
17
Vollholz
Kaase
Leicht
meyenburger Möbel
Spanpl. furniert; viel Alu, viel Glas
Massivholz
massiv, offenpriges Holz
20
Nordwald
Hersteller
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
21
Oster Möbel
Werkstätten
Hersteller
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
Schlafen, Wohnen, Kinder
Vollholz, Öle + Wachse
[wahlweise Acryllack]
22
Panthel
Hersteller
Deutsche Gütegemeinschaft
Möbel
Schlafmöbel
furnierte Spanplatte
teilmassiv
23
Poggenpohl
[Hersteller]
Deutsche Gütegemeinschaft
Möbel
Küchen
-2-
ANHANG SCHLUSSBERICHT VERBUNDPROJEKT UMWELTFREUNDLICHE MÖBEL
TEILVORHABEN:
MODELLHAFTES STOFFSTROMMANAGEMENT WOHNMÖBEL
Ingenieurgemeinschaft
Witzenhausen
Fricke & Turk GmbH
Fortsetzung Tabelle 12
lfd.Nr.
24
Name Firma
Hersteller
Händler
Ponsel
Verband
Sortiment
Hersteller
Deutsche Gütegemeinschaft
Möbel
nur Polstermöbel
[Wohnideen für
Youngster]
25
Priel
Herstelller
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
26
Puhlmann
[Hersteller]
Deutsche Gütegemeinschaft
Möbel
Polster für alte Leute
[Hersteller]
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
Strohkernmatratze
Hersteller
Deutsche Gütegemeinschaft
Möbel
Flechtmöbel, Bambus
Deutsche Gütegemeinschaft
Möbel + Bundesverband
ökologischer Einrichtungshäuser
Sofas [Beistelltische u.ä.]
kpl.
Küchen
27
28
29
Sanadorn
Flechtatelier Schütz
Seefelder MöbelwerkHersteller
stätten
30
Seltz
Hersteller
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
31
SieMatic
[Hersteller]
Deutsche Gütegemeinschaft
Möbel
Hersteller
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
Stokke
Hersteller
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
"gesunde" Stühle
34
Team 7
Hersteller + ökolog.
Einrich-tungshaus
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
kpl.
35
Theobald
Hersteller
Deutsche Gütegemeinschaft
Möbel
Eßmöbel - Unikate
[Hersteller]
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
Schlafmöbel
Hersteller
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
Kinderzimmer
Polster für ihren guten
Schlaf
32
33
Spilker
36
Thiemann
37
Transland GmbH
Möbel + Textil
weitere Angaben zum
Unternehmen (Anzahl Ma,
Umsatz)
Produkteigenschaften
(Spanplatte, Vollholz, Naturlacke
etc.)
Tischlerplatte, Massivholz, Furnier
+ Wachse, Öle
seit 1950 Oberflächen mit
Leinöl
massiv Buche / Ulme
Weissleim ohne Formaldehyd
[Ahorn-massiv]
Vollholz
Teilmassiv / farbige Mö-bel /
Korpus funiert / Rückwände
lackiert / Amerikanische Erle
(massiv)
38
Traumstation
Hersteller + Händler
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
39
Völker Design VD
Hersteller
Deutsche Gütegemeinschaft
Möbel
Betten und Wohnen
viel Metall, Edelstahl, Massivholz
40
Wasa
Massivholzmöbel
Hersteller
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
Betten und Wohnen
Naturöl
Massiv Ahorn + Buche
Baukastensystem
41
Wolkenweich
Hersteller
Polster-Manufaktur
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
Betten und Wohnen
Hersteller
Bundesverband ökologischer
Einrichtungshäuser
Betten und Wohnen
42
Zack Design
-3-
ANHANG SCHLUSSBERICHT VERBUNDPROJEKT UMWELTFREUNDLICHE MÖBEL
TEILVORHABEN:
MODELLHAFTES STOFFSTROMMANAGEMENT WOHNMÖBEL
Ingenieurgemeinschaft
Witzenhausen
Fricke & Turk GmbH
Tabelle 13:
Deutscher Möbelverbund
Deutscher Möbelverbund
ZR-Umsatz
Außenumsatz
Jahr
Mrd. DM
[%]
Jahr
Mrd. DM
1988
0,67
17,5
1988
1,7
[%]
1989
0,76
13,9
1989
1,9
11,8
1990
0,86
12,1
1990
2,1
10,5
1991
0,96
12,3
1991
2,4
14,3
1992
1,01
5,0
1992
2,6
8,3
1993
1,12
11,1
1993
2,8
7,7
1994
1,17
4,6
1994
2,93
4,6
1995
1,21
3,0
1995
3,02
3,1
1996
1,21
0,0
1996
3,02
0,0
1997
1,18
-2,0
1997
2,96
-2,0
1998
1,27
6,9
1998
3,16
6,8
Tabelle 14:
VME – Vereinigte Möbeleinkaufs GmbH
VME - Vereinigte Möbeleinkaufs GmbH
Jahr
Umsatz-Inland
Umsatz-Ausland
Mrd. DM
[%]
Mrd. DM
1992
3,5
13,8
0,40
[%]
1993
4,0
13,1
0,46
15,5
Umsatz-Ausland
Mrd. DM
[%]
3,94
4,46
13,3
1994
4,2
4,7
0,38
-18,6
4,56
2,3
1995
4,3
2,6
0,41
8,9
4,71
3,1
1996
4,2
-2,5
0,42
3,1
4,61
-2,0
1997
4,2
0,3
0,42
-1,6
4,62
0,2
1998
4,6
8,4
0,45
7,5
5,00
8,3
-4-
ANHANG SCHLUSSBERICHT VERBUNDPROJEKT UMWELTFREUNDLICHE MÖBEL
TEILVORHABEN:
MODELLHAFTES STOFFSTROMMANAGEMENT WOHNMÖBEL
Tabelle 15:
Ingenieurgemeinschaft
Witzenhausen
Fricke & Turk GmbH
Europa-Möbel-Verband
EUROPA-MÖBEL-Verband
Quelle: http://www.europa-möbel.de
1998
1997
Gesamtumsatz in Mio. DM
2.362
2.298
Beschäftigte
5.872
5.902
186
197
1.235.356
1.173.646
877.089
845.163
168
171
1.912
1.958
Azubi
Geschäftsfläche in m2
Verkaufsfläche in m2
Anschlußhäuser
Umsatz pro m2 GF in DM
Umsatz pro m2 VF in DM
Umsatz je Beschäftigter in DM
Durchschnittliche m2 GF
Durchschnittliche m2 VF
2.693
2.719
402.246
389.360
7.353
6.863
5.220
4.942
14.060
13.438
Durchschnittliche Mitarbeiterzahl
35
35
Umsatzveränderungen in Prozent
2,6
Durschschnittlicher Umsatz in TDM
-5-
-/-(?) 1,2
ANHANG SCHLUSSBERICHT VERBUNDPROJEKT UMWELTFREUNDLICHE MÖBEL
TEILVORHABEN:
MODELLHAFTES STOFFSTROMMANAGEMENT WOHNMÖBEL
Ingenieurgemeinschaft
Witzenhausen
Fricke & Turk GmbH
TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1:
Konkurrenzanalyse ...................................................................................2
Tabelle 2:
Deutscher Möbelverbund ..........................................................................4
Tabelle 3:
VME – Vereinigte Möbeleinkaufs GmbH ...................................................4
Tabelle 4:
Europa-Möbel-Verband.............................................................................5
I
ANHANG SCHLUSSBERICHT VERBUNDPROJEKT UMWELTFREUNDLICHE MÖBEL
Ingenieurgemeinschaft
Witzenhausen
Fricke & Turk GmbH
TEILVORHABEN:
MODELLHAFTES STOFFSTROMMANAGEMENT WOHNMÖBEL
II
ANHANG SCHLUSSBERICHT VERBUNDPROJEKT UMWELTFREUNDLICHE MÖBEL
TEILVORHABEN:
MODELLHAFTES STOFFSTROMMANAGEMENT WOHNMÖBEL
Ingenieurgemeinschaft
Witzenhausen
Fricke & Turk GmbH
ANHANG
VERBUNDPROJEKT UMWELTFREUNDLICHE MÖBEL
TEILVORHABEN:
MODELLHAFTES STOFFSTROMMANAGEMENT
WOHNMÖBEL
SCHLUSSBERICHT VERBUNDPROJEKT UMWELTFREUNDLICHE MÖBEL
Ingenieurgemeinschaft
Witzenhausen
Fricke & Turk GmbH
TEILVORHABEN:
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