Möbelindustrie
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Möbelindustrie Branchenbericht – Corporate Sector Report Die Bank an Ihrer Seite Dieser Bericht wurde im Dezember 2014 abgeschlossen. Möbelindustrie 04 Management Summary 04 SWOT Möbelindustrie 05 Die Branche im Überblick 05 Konjunkturelle Entwicklung 05 Eine zyklische Branche in schwierigem europäischen Konjunkturumfeld 08 Profil der Branche 08 Mittelständische Unternehmensstruktur im internationalen Wettbewerb 10 Nachfrage 10 Determinanten: Einkommensentwicklung, persönliche Lebensphase, Ersatzbedarf, Mode, Unternehmensinvestitionen und Wettbewerb im Einzelhandel 11 Privater Konsum bestimmt von Einkommensverhältnissen, Lebensphasen, Ersatzbedarf und Modetrends 12 Einzelhandel – starker Wettbewerb der Formate und Veränderung der Regeln durch das Internet 13 Gewerbliche Kunden – Projektgeschäft und Investitionszyklen 14 Angebot 14 Hochwertige und sehr effiziente Produktion und Logistik behaupten sich gegen Importkonkurrenz 14 Starke Spezialisierung nach Möbeltyp und Marktsegmenten 14 Eigenmarken und Handelsmarken 15 Auslandsproduktion 15 Kein ausgeprägter Konsolidierungstrend 16 Kosten 17 Ertragslage 17 Trotz Zyklizität und Strukturwandel befriedigende Ertragslage bei großen brancheninternen Unterschieden 19 Langfristige Trends 20 Erfolgs- und Risikofaktoren 20 Erfolgsfaktoren 20 Risikofaktoren 21 Politische und gesetzliche Rahmenbedingungen 22 Glossar 4 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Management Summary Die deutsche Möbelbranche besteht aus kleinen und mittelgroßen, überwiegend familiengeführten Unternehmen oder Handwerksbetrieben. Der Möbelvertrieb erfolgt großteils über Möbeleinzelhändler, von denen die meisten – unabhängig von ihrer Größe – in Einkaufsverbänden organisiert sind. Damit stehen den Produzenten Einkäufer mit großer Marktmacht gegenüber. Der Wettbewerb der verschiedenen Handelsformate untereinander – IKEA, große Möbelkaufhäuser mit Vollsortiment oder Discountschienen, große und kleine Fachhändler, der Versandhandel und das Handwerk – hat auf die Möbelproduzenten großen Einfluss. In den unteren Preissegmenten findet seit Jahren eine Verlagerung von Produktion in Niedriglohnländer statt, vor allem bei Ware, die als Mitnahmeprodukte auf Lager produziert wird. Hersteller von Premiumprodukten oder Möbelprogrammen mit anspruchsvoller Auftragsfertigung gemäß individuellem Kundenwunsch haben dagegen auch langfristig eine Perspektive in Deutschland. Auch nationale Unterschiede im Möbelgeschmack und in den Vertriebsstrukturen sind Gründe für den Fortbestand von nationaler Produktion. Bei stagnierender Bevölkerung eröffnen sich Wachstumschancen nur über Konsolidierungsstrategien oder Exportorientierung. Wie Autos gelten deutsche Möbel international als Premiumprodukte. Aber auch mit preiswerteren Systemmöbeln haben Unternehmen in den westeuropäischen Nachbarländern Exportchancen. Die deutsche Möbelindustrie erreichte deshalb 2013 eine Exportquote von ca. 30%. Sie steht heute nach Italien mit ihren Exporten in der Weltrangliste an zweiter Stelle. Die durchschnittliche Profitabilität der Möbelindustrie liegt nur leicht unter dem Durchschnitt der gesamten verarbeitenden Industrie. Gleiches gilt auch für die Insolvenzrate. Die Branchenlage schwankt allerdings stark mit der Konjunktur. Nach der Erholung aus der letzten Konjunkturkrise, die bis Mitte 2012 dauerte, gab es bis Ende 2013 eine Schwächephase mit einem Rückgang der Produktion, ohne dass von einer Krise gesprochen werden kann - eine im langfristigen Vergleich nicht untypische Entwicklung für die Möbelindustrie. 2014 erwarten wir einen Seitwärtstrend. Erst 2015 ist wieder mit einem leichten Wachstum zu rechnen, das mit Ertragsverbesserungen einhergehen sollte. SWOT Möbelindustrie Stärken / Strengths • Hohe Kompetenz in hochwertigen Möbeln und Möbelsystemen mit individuellen Bestelloptionen • Image deutscher Möbel im Ausland als Premiumprodukte • International wettbewerbsfähige Küchen- und Büromöbelunternehmen Schwächen / Weaknesses • Stagnierender bzw. zurückgehender inländischer Markt • Eintrittsbarrieren wegen noch vorhandener nationaler Unterschiede im Möbelbedarf • Fragmentierte Branche stößt auf konzentrierte Nachfrage aus dem Handel • Erfolgreiche Verlagerung von Teilen der Produktion ins Ausland • Überkapazitäten • Erfolgreich im B2B-Projektgeschäft Chancen / Opportunities • Fokussierung auf Premiummöbel oder Möbelsysteme mit Auftragsfertigung • Wachstum mit Belieferung der aufsteigenden Einzelhandelsformate Discount, Möbelkaufhaus und Internet • Marktausweitung und Exportsteigerung durch Trend zur Ver- Risiken / Threats • Änderungen von Gebrauchsgewohnheiten und Modetrends • Fortgesetzte Vertikalisierung des Handels in die Produktion • Finanzielle Schwächung durch Verdrängungswettbewerb • Fehleinschätzung von Expansionsmöglichkeiten in andere Segmente oder ins Ausland einheitlichung des Möbelgeschmacks auf internationalem Niveau Stärken und Schwächen beziehen sich auf die aktuelle Situation, während Chancen und Risiken sich auf erwartete Entwicklungen beziehen. 5 | Branchenbericht | Möbelindustrie – BGS 480–484 Die Branche im Überblick In der Möbelindustrie werden Polster-, Kasten- und Küchenmöbel für den Bedarf privater Haushalte, Möbelausstattungen von Verwaltungsgebäuden, Krankenhäusern, Theatern oder anderen Zweckbauten für den öffentlichen Bereich sowie Büromöbel, Ladeneinrichtungen, Hotel- und Möbelnachfrage sowohl als privater Konsum als auch als Investitionen von Unternehmen und öffentlichen Stellen Restaurantausstattungen oder Schiffseinrichtungen für den gewerblichen Bereich hergestellt. Konjunkturelle Entwicklung Eine zyklische Branche in schwierigem europäischen Konjunkturumfeld Chance: Leichte Steigerung der Möbelnachfrage ab 2015 Risiko: Verzögerung der Erholung und wachsender Druck durch Überkapazitäten Die Möbelindustrie ist eine zyklische Branche. In Krisenphasen kann die Produktion über 2 bis 3 Jahre um mehr als 20 Prozent zurückgehen. Zyklische Branche Möbelproduktion im Kon junkturverlauf stärker schwanken d als Bruttoinlandsprodukt Deutschland, Veränderungen gegenüber Vorjahr in Prozent 15 10 Möbelproduktion 2014 wie Gesamtwirtschaft mit leichtem Zuwachs 5 0 -5 -10 -15 -20 1979 1981 1983 1985 1987 198 9 199 1 199 3 19 95 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 reales Bruttoinla ndsprodukt Nettopr oduktion Möbe l Deutschl and Quelle: Lange Reihen Bundesbank Im Rahmen des gesamtwirtschaftlichen Konjunkturzyklus ist die Möbelkonjunktur nachlaufend. Die Käufe der privaten Haushalte hängen stark von der Einkommenshöhe, den Einkommenserwartungen und der dahinter stehenden Lage auf den Arbeitsmärkten ab. Auch die für Büromöbel, das Projektgeschäft mit Hotels und andere gewerbliche Bereiche wirksamen Investi- Eigene zyklische Impulse aus Verschiebung von Einkäufen und Nachholbedarf tionsentscheidungen folgen den Kernprozessen in anderen Branchen. In schweren Zeiten können die Käufe aus Vorsichtsgründen leicht in die Zukunft verschoben werden; später ergibt sich dann gehäuft auftretender Nachholbedarf. Die Branche erzeugt damit auch selbst zyklische Impulse. Nach der Konjunkturkrise von 2008−2009 befanden sich die Möbelmärkte zunächst in einer Erholungsphase, die bei Wohn- und Küchenmöbeln bis 2012 und bei Büromöbeln bis Anfang 2013 dauerte. Diese wurde von einer starken Erholung der Konsumnachfrage in Deutschland getragen, die 2010 bis 2012 inflationsbereinigt um ca. 5% stieg. Nachhol- bzw. Ersatzbedarf und die Stabilität auf dem Arbeitsmarkt wirkten ebenso positiv wie niedrige Zinsen, welche die Anschaffungen langlebiger Güter attraktiver machen und die Aufnahme von Konsumentenkrediten erleichtern. Die Erholung der Umsätze der deutschen Wohn- und Polstermöbelhersteller in Deutschland nach der Krise 2008-2009 fiel allerdings deutlich schwächer aus als beim Durchschnitt des deutschen produzierenden Gewerbes. Der Trend zur Substitution deutscher Produkte durch Importe wirkte sich ebenso aus wie ab 2012 und 2013 das Ende des Zuwachses des deutschen Konsums von Einrichtungsgegenständen, Möbeln und Geräten für den Haushalt. Außer- Im Branchenvergleich nur schwache Erholung nach Finanzkrise 2008/2009 6 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT dem sank wegen der Auswirkungen der Schuldenkrise die Nachfrage aus wichtigen Exportregionen wie Frankreich, Benelux und den Ländern Südeuropas. Zwar konnten einige Hersteller außerhalb der EU neue Absatzmärkte finden, jedoch reicht dieses Exportvolumen branchenweit nicht aus, um die in der EU ausgefallenen Mengen zu ersetzen. Im Jahr 2012 kam deshalb die Erholungsphase der Möbelindustrie zum Abschluss und die Möbelproduktion sank 2012 und 2013 sogar insgesamt um ca. 6,0%. Produktion von Möbeln in Deutschl and : im Ind ustrievergleich unterd urchschnittliche Entwicklung Volumenindex 2 010 = 100 120 115 Schwache Auslandsnachfrage und Strukturbereinigung 2012−2013 110 105 100 95 90 85 2007 2 008 2009 20 10 2011 2012 Herste llung von Möbeln 2013 2015 Vera rbeitendes Gew erbe Quellen: Destatis - Feri 2014 2012 und 2013 Belastung durch • Stagnation im Möbelkonsum Inland • anhaltende Substitution durch Importe • Kreditkrisen in wichtigen EUAbsatzländern Wenn deutsche Möbelunternehmen gehofft hatten, mit der Erholung der Konjunktur in Europa Überkapazitäten weitgehend abbauen zu können, haben sich ihre Erwartungen aber nur teilweise bestätigt. Der Grund dafür ist auch, dass die Kapazitätsüberhänge teilweise noch Spätfolgen davon sind, dass sich die Gesamtnachfrage nach Möbeln in Deutschland seit dem Beginn des Jahrtausends deutlich verringert hat. Bei den privaten Haushalten nahm damit der Anteil der Ausgaben für Möbel und Hausrat an ihren gesamten Ausgaben von 2000 bis 2013 von 7,9% auf 6,2% ab. Konsum in Deutschlan d: Ausgaben fü r Möbel und Hausrat gehen zurück Kettenindex 2005 = 100 120 115 Langfristig sinkender Anteil der Ausgaben für Einrichtungsgegenstände an den gesamten Konsumausgaben privater Haushalte 110 105 100 95 90 85 80 2002 2003 2004 2005 2006 200 7 Konsumausgaben Möbel und Ha usra t Quelle: Destatis 2008 2009 2010 2011 2012 201 3 2014 Konsum ausgaben Gesamt 2015 7 | Branchenbericht | Möbelindustrie – BGS 480–484 Diese Situation bedeutet weiteren Restrukturierungsbedarf in Deutschland, der sich schon 2012 und 2013 durch einige Insolvenzen bei der Wohnmöbelproduktion oder angekündigten Kapazitätsabbau in der Büromöbelindustrie 2013 manifestierte. Geschäftsklima und -erwartungen in der Branche Restrukturierungsbedarf durch Überkapazitäten in der deutschen Möbelindustrie haben seit 2012 keinen stabilen Aufwärtstrend signalisiert, obwohl die Produktion in der Branche sich seit Herbst 2013 auf einem Seitwärtstrend bewegt. In den Hauptexportmärkten der deutschen Möbelindustrie entwickelte sich die Nachfrage im Jahr 2014 sehr uneinheitlich. In den südlichen Ländern der Europäischen Union mit Kreditkrisen in den Vorjahren kam es im Jahr 2014 zu einer Stabilisierung des Wirtschaftswachstums, sodass auch ein Ende des Abwärtstrends bei den Konsumausgaben absehbar ist. Die Nachfrage nach Möbel aus Deutschland hatte von Januar bis September in Spanien, Portugal und Italien sogar Zuwächse zu verzeichnen (aktuellere Daten liegen noch nicht vor). Da in großen Langsame Erholung der Nachfrage: Ländern wie Frankreich und Italien aber 2015 noch mit belastenden Auswirkungen von Arbeitsmarktreformen zu rechnen ist, erholt sich die Nachfrage nur langsam – die Importnachfrage aus Frankreich sank von Januar bis September 2014 sogar noch. In anderen Ländern wie - Stabilisierung der Konjunkturen in Westeuropa der Schweiz, den USA, Großbritannien, Polen oder Tschechien wuchs die Nachfrage sogar beträchtlich. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass die Exporte Deutschlands 2014 insgesamt stärker zunehmen werden als die inländischen Umsätze – von Januar bis September wuchsen diese insgesamt um 1,9 Prozent. Das Konsumklima in Deutschland ist positiv. Seit Sommer 2014 kam es zwar im Zusammenhang mit der Ukrainekrise zu einer deutlichen Verschlechterung der Stimmungsindikato- - stabile Einkommen und zunehmende Baufertigstellungen in Deutschland ren und einem Rückgang der Möbelumsätze. Zum Jahresende verbesserte sich der Stimmungsindikator jedoch wieder und lag insgesamt noch über dem Niveau des Vorjahrs. Die - ansteigende Investitionen Haushaltseinkommen werden weiter stabil bleiben oder sogar leicht steigen, gestützt durch niedrige Inflationsraten, verbesserte Arbeitsmarktverhältnisse und niedrigerer Öl- und Kraftstoffpreise. Das ist eine gute Basis für eher anhaltende Nachfrage nach langlebigen Konsumgütern. Auch der positive Trend in der Erteilung von Baugenehmigungen für Wohnhäuser und Wohnungen aus dem Jahr 2014 wird sich positiv auf die inländische Konsumnachfrage nach Möbeln auswirken. Im Verlauf der Konjunktur sollten sich schließlich auch die Investitionen bei Unternehmen und öffentlichen Haushalten erhöhen. Allerdings sind stärkere Auswirkungen dieser positiven Impulse erst ab 2015 oder 2016 zu erwarten, da die Realisierung von Bauprojekten längere Zeit brauchen und die Einrichtung der Gebäude am Ende des Prozesses steht. Deshalb erwarten wir für die deutsche Möbelproduktion für 2014 ein preisbereinigtes Umsatzwachstum von 0% bis 1% und für 2015 von 1% bis 2%. Die gesamten Umsätze der deutschen Möbelunternehmen wuchsen bis September 2014 um 1,7 Prozent und sollten 2015 mit 2,5 Prozent insgesamt noch etwas stärker zunehmen – im Vergleich zur Produktion sind in diesen Umsatzzahlen auch die Verkäufe aus der Produktion in ihren ausländischen Produktionsstätten enthalten. Diese werden besonders von ihren Kostenvorteilen und dem Ende des Abschwungs in Frankreich, den Beneluxstaaten oder Österreich profitieren. Produktionsprognosen (preisbereinigt): - 2014: 0% bis 1% - 2015: 1% bis 2% 8 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Profil der Branche Mittelständische Unternehmensstruktur im internationalen Wettbewerb Chance: Exportwachstum auf Basis von Exzellenz in Design und Qualität sowie Kosteneffizienz Risiko: Verdrängungswettbewerb im Inland Segmente 4 Segmente: - Wohnmöbel - Küchenmöbel - Büro- und Ladenmöbel - Matratzen Umsatz 2012 in Mio. EUR Wohnmöbel 8.482 Wesentliche Kundengruppen Produkte Polstermöbel (Sessel, Sofas) Private Haushalte Kastenmöbel (Schränke, Regale, Truhen, Betten) Private und öffentliche Haushalte Tische und Stühle Private und öffentliche Haushalte Küchenmöbel 4.205 Schränke, Spülen, Einbauküchen Private Haushalte Büro- und Ladenmöbel 3.619 Stühle, Tische, Schränke und Regale, Theken Unternehmen und Selbstständige aller Art, Einzelhandel Matratzen Private und öffentliche Haushalte, Hotels 800 Quellen: Destatis gem. BVDM Möbeltaschenbuch 2014 Umsatzanteil am verarbeitenden Gewerbe mit 0,9% eher klein Im Vergleich zu anderen Branchen des Produzierenden Gewerbes ist die Möbelherstellung mit einem Anteil von 0,9% eher klein. Sie ist in mehrere große Segmente unterteilt und die meisten Möbelhersteller sind auf die Produktion von Möbeln aus nur einem Segment spezialisiert. Geringe Marktmacht der meisten Möbelhersteller Die Produzenten in Deutschland sind fast ausschließlich mittelständische Unternehmen oder Handwerker; Großkonzerne spielen keine Rolle. Die Marktmacht der Möbelhersteller ist deshalb meistens sehr gering. Zwischen ihnen und den eigentlichen Endverbrauchern steht der Möbeleinzelhandel, der in den meisten Segmenten des Möbelgeschäfts weitaus stärker Hohe Marktmacht des Möbeleinzelhandels mit hohem Einfluss auf Hersteller konzentriert ist. Seine große Marktmacht und der Wettbewerb der verschiedenen Einzelhandelsformate untereinander – vor allem über Preise – fördern starken Wettbewerb auch bei den Produzenten. Bei den Rohstofflieferanten der Möbelindustrie ist die Marktmacht jedoch nicht von so herausragender Bedeutung wie auf der Abnehmerseite. Zwar gibt es in Mitteleuropa Hohe Marktkonzentration bei Zuliefererindustrien, jedoch noch ohne Nachteil für den Wettbewerb für Möbelbeschläge drei herausragende, weltweite operierende Unternehmen. Dennoch gibt es in allen entwickelten Ländern auch noch kleinere nationale Produzenten, die für ausreichenden Wettbewerb sorgen. Im Bereich Spanplatten haben einige Möbelhersteller eigene Produktionskapazitäten aufgebaut und dadurch an Unabhängigkeit von diesem ansonsten sehr konzentrierten Marktsegment gewonnen. Internationale Verflechtung von großer Relevanz Der deutsche Möbelmarkt und die deutsche Möbelindustrie sind stark mit dem Ausland verflochten. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick: 9 | Branchenbericht | Möbelindustrie – BGS 480–484 Anteile Handelsumsatz und Produktion von Möbeln in Deutschland 2012 Möbeleinkäufe privater Haushalte in Mrd. Euro Handelsumsatz 23,7 91% Möbelproduktion Möbeleinkäufe gewerblicher Kunden 2,2 9% Gesamter inländischer Möbelmarkt 25,9 100% Belieferung Inlandsmarkt aus deutscher Produktion 15,9 61% Importe 10,0 39% Exporte aus deutscher Produktion 5,8 27% Produktion in Deutschland 21,8 100% Importanteil am inländischen Möbelmarkt fast 40% 73% Quellen: BVDM Möbeltaschenbuch 2014, Umsatzsteuerstatistik, eigene Berechnungen. Die Zahlen unterscheiden sich von den Statistiken des BVDM dadurch, dass jener nur Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten aufführt. Kleinere Unternehmen bzw. das Handwerk oder die Lieferung aus Unternehmen, die formell nicht der Möbelindustrie zugerechnet werden, bleiben außen vor. Sie sind in der vorliegenden Tabelle mit einigen Schätzungen über Importe und Exporte analog zu den Anteilen bei den größeren Unternehmen aus der Umsatzsteuerstatistik mit einbezogen. Wie viele andere Konsumgüterbranchen ist die Möbelindustrie auch davon betroffen, dass vor allem im Bereich der unteren Preisgruppen (Marktsegment der Discounter, Mitnahmemöbel und zerlegte Möbel) Importe aus dem Ausland zunehmen. Dabei handelt es sich einerseits um Direkteinkäufe des deutschen Einzelhandels bei ausländischen Unternehmen. Andererseits handelt es Typisch für Konsumgüter: starker Import aus Niedriglohnländern… … als Einkauf des Handels im Ausland sich um Einfuhren deutscher Unternehmen aus eigenen Produktionsstätten in Niedriglohnländern. Verdrängungswettbewerb kennzeichnet den deutschen Markt für Möbelhersteller deshalb seit Jahren. Die größten Importvolumina stammen aus China und aus Niedriglohnländern mit eigener Tradition in … oder Importe deutscher Produzenten aus eigener Auslandsproduktion der Möbelproduktion wie Polen und Tschechien. Eine Ausnahme stellt Italien dar, das weltweit im Möbeldesign und bei hochwertigen Möbeln führend ist und dessen Exporte nach Deutschland groß sind. Bei den Bereichen, die sich mit eigener Produktion in Deutschland halten können, handelt es sich vor allem um höherwertige Wohnmöbel, deren Herstellung häufig sehr qualifizierte Manufakturarbeit erfordert, um die Produktion des Handwerks oder um Systemmöbel, deren Deutschland wettbewerbsfähig bei hochwertiger und spezialisierter Produktion Produktion hoch automatisiert ablaufen kann, sodass Lohnkostennachteile nicht so stark ins Gewicht fallen. Ausländische Wettbewerber finden außerdem in allen Bereichen eine beachtliche Markteintrittsbarriere, wenn Programmmöbel erst auf Bestellungen mit individuellen Kundenkonfigurationen produziert werden. Um Retourenquoten niedrig zu halten und Schnelligkeit der Auslieferung gewährleisten zu können, werden dazu höchste Anforderungen an die Zusammenarbeit mit dem Handel zur Gewährleistung der Genauigkeit in der Auftragsaufnahme, an die Organisation der Fabrikproduktion sowie an die Logistik gestellt. Wichtigste Imp ortländer der deutschen Möb elindustrie: Polen und China Anteile in Prozent, 2013 Polen 24% Sonstige 26 % Osteuropa besonders wichtige Lieferregion Schweiz 3% Türkei 3% China 14% Frankreich 3% Tschechien 9% Italien 8% Quelle: Destatis 2014 Rumänien 3% Österreich 3% Ungarn 4% 10 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Anhaltende Überkapazitäten haben eine zunehmende Exportquote unterstützt Vor dem Hintergrund längerfristig anhaltender Überkapazitäten haben dynamische Unternehmen im Ausland neue Absatzmöglichkeiten gefunden. Die Auslandsumsatzquote der deutschen Möbelindustrie hat von 23,6% (2005) auf 29,9% (2013) zugenommen. In der Vergangenheit fanden deutsche Produkte vor allem in entwickelten Ländern mit ähnlichen Trend zur Internationalisierung des Möbelgeschmacks Teil deutscher Exporterfolge Wohnformen einen Markt. Die Absatzmöglichkeiten erweitern sich darüber hinaus auch durch einen generellen Trend zur Internationalisierung des Möbelgeschmacks, bei dem deutsche Anbieter z.B. bei Küchenmöbeln eine führende Rolle spielen. Büromöbel hatten lange den größten Exportanteil. Danach gab es große Exporterfolge bei Küchen. Schließlich haben in Deutschland zusammen mit Italien bei Design und Technologie führend den letzten Jahren auch Wohnmöbel mit der Auslandsumsatzquote der anderen Segmente gleichgezogen. In diesen Strukturzahlen spiegelt sich zunehmender Erfolg bei der Positionierung deutscher Möbel wider. Inzwischen sind sie technologisch und im Design mit italienischen vergleichbar – Italien gilt als weltweit führend in Möbeldesign und -entwicklung. Exporte mit breiter Diversifizierung d er Abn eh merländer Anteile in Prozent, 2013 Frankreich 14% Sonstige 32% Deutsche Nachbarländer bei Exporten an erster Stelle Schweiz 12% Österreich 10% Tschechien 3% Polen 3% Niederlande 7% Gro ßbritannien 6% China 4% USA 4% Belgien 5% Quelle: Destatis 2014 Nachfrage Determinanten: Einkommensentwicklung, persönliche Lebensphase, Ersatzbedarf, Mode, Unternehmensinvestitionen und Wettbewerb im Einzelhandel Chance: Zunehmende Nachfrage wegen konjunktureller Erholung und Ersatzbedarf in Europa sowie hohem Image deutscher Möbel in Emerging Markets Risiko: Marktmacht des Einzelhandels sowie Verwässerung von Marketingstrategien durch verfehlte Wettbewerbsstrategien und Einfluss des Internets auf Kundenverhalten Nachfragestruktur: - 91% private und öffentliche Haushalte - 9% gewerbliche Kunden Im gesamten deutschen Möbelmarkt wurde 2012 ohne Umsatzsteuer ein Umsatzvolumen von ca. 25,9 Mrd. Euro realisiert (aktuellere Zahlen für alle Segmente liegen noch nicht vor). Dabei handelte es sich zu ca. 91% um den Bedarf der privaten Haushalte oder staatlicher Institutionen. Der Rest ist Investitionsnachfrage von Unternehmen oder anderen Gewerbetreibenden. 11 | Branchenbericht | Möbelindustrie – BGS 480–484 Privater Konsum bestimmt von Einkommensverhältnissen, Lebensphasen, Ersatzbedarf und Modetrends Die Stagnation der deutschen Bevölkerungszahl bietet der deutschen Möbelindustrie kein Wachstumspotenzial. Der zunehmende Anteil an älteren Konsumenten, die keine neue Möbelausstattungen Im Inland kein mengenmäßiges Wachstumspotenzial mehr benötigen, bedeutet sogar eine Abnahme der Möbelnachfrage. Aktuell wird diese Marktschwäche aber noch durch die Zunahme der Anzahl von Kleinhaushalten kompensiert, die sich aus einem Trend zur Individualisierung der Lebensformen ergibt. Die Zahl der Einpersonenhaushalte nahm z.B. von 2005 bis 2011 insgesamt um 11,2% zu, wohingegen Haushalte mit vier und mehr Personen um Trend zu Kleinhaushalten kompensiert vorerst Nachfragerückgang durch Alterung der Bevölkerung mehr als 10% abnahmen. Die Gesamtnachfrage nach Möbeln stieg in diesem Zeitraum um 3,2%. Bezüglich der Lebensgewohnheiten sind aktuelle Trends in Deutschland, dass • statt des klassischen Wohnzimmers die Wohnküche als geselliger Treffpunkt beliebter gewor- Aktuelle Verbraucherpräferenzen: den ist, • eine eher individuelle Zusammenstellung von Möbelstücken den bisher dominierenden Standard einheitlicher Garnituren für Wohnzimmer und Schlafzimmer teilweise ablöst, • erhöhte Nachfrage nach hochwertigen Gartenmöbeln besteht und - Wohnküche Individualmöbel Gartenmöbel Holzmaterial • die Präferenz für Naturholzmöbel zu Lasten von Kunststoffoberflächen steigt. Bei den Modetrends und ihren Änderungen spielen die eigenen Design- und Marketingaktivitäten des Handels und der Möbelindustrie eine wesentliche Rolle. Fehlender Erfolg neuer Ideen oder ver- Modetrends spielen wichtige Rolle passter Anschluss an den Erfolg neuer Trends, die Wettbewerber initiiert haben, sind Risikofaktoren in der Möbelindustrie, wenn auch nicht mit so starker Dynamik wie im Bekleidungsgeschäft. Immer wiederkehrende Faktoren für die Möbelnachfrage sind der Einrichtungsbedarf bei Erreichen neuer Lebensphasen (Kinder, Jugendliche, Auszubildende, Studenten oder junge Arbeitnehmer als Singles, Familiengründungen, Bezug von neuen Mietwohnungen oder Eigenheimen durch die Familie), Lebensphasen und Ersatzbedarf wichtige langfristige Nachfragefaktoren durch Umzüge, neue Lebensgewohnheiten oder zum Ersatz verschlissener Möbel. Aus diesen Nachfragefaktoren lässt sich die durchschnittliche Lebensdauer für die diversen Möbelgruppen berechnen. Sie beträgt gemäß einem Bericht des Bundesverbands des deutschen Möbel-, Küchen- und Einrichtungsfachhandels (BVDM) in Deutschland für Kindermöbel 6−8 Jahre Wohnzimmermöbel, Polstermöbel und Matratzen 8−12 Jahre, Lebensdauer einzelner Möbelarten beeinflussen Ersatzbedarf Betten 12−15 Jahre Küchenmöbel 15−20 Jahre. Als Bestimmungsfaktor der Nachfrage sind auch die unterschiedlichen Einkommensniveaus verschiedener Bevölkerungsschichten von großer Bedeutung. Das äußert sich zunächst z.B. darin, dass neue Trends und Vorbilder für Einrichtungen und Möbel durch die Anbieter im Premiumsegment kreiert werden, diese aber für die mittleren und unteren Einkommensgruppen wie bei Automobilen zu teuer sind. Da beim Möbelkauf in Deutschland jedoch Langfristigkeit der Anschaffung und damit die Qualität der Produkte sowie auch Image- und Modeeffekte eine große Rolle spielen, ist bei Möbelkäufen nicht nur der Preis das dominierende Einkaufsargument. Kunden weichen deshalb auf Nachahmerprodukte im mittleren Preissegment aus, welches deswegen eine feste Basis im deutschen Markt hat. Die in Deutschland seit Anfang der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts bis 2010 stagnierenden oder sogar zurückgehenden Realeinkommen in den unteren oder sogar mittleren Schichten haben im Möbelgeschäft aber auch die Nachfrage nach möglichst preiswerten Möbeln begünstigt. Das war ein günstiges Klima für das Wachstum des Einzelhandelsformats Discount und des Vertriebs von Mitnahmemöbeln und von Zerlegtmöbeln. Der Einkauf für dieses Marktsegment erfolgte zunehmend in Billiglohnländern, was deutschen Produzenten den Anlaß gab, Teile ihrer eigenen Produktion dorthin zu verlagern um wettbewerbsfähig zu bleiben. Einkommenshöhe wichtiger Einflussfaktor für Kaufentscheidungen und Marktsegmentierung 12 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Jenseits der etablierten europäischen Kernmärkte steigt die Nachfrage nach deutschen Möbeln stark an, bewegt sich allerdings aktuell noch auf niedrigem Niveau. Sie wird einerseits durch die Deutsche Möbel mit PremiumBonus in Emerging Markets Übernahme europäischer Moden in Emerging Markets getragen. Andererseits haben deutsche Möbel ähnlich wie Autos einen guten Ruf als Qualitätsprodukte mit hohem Nutz- und Prestigewert auch in benachbarten Ländern der Europäischen Union, woher bis heute das größte Volumen der Auslandsnachfrage kommt. Einzelhandel – starker Wettbewerb der Formate und Veränderung der Vertriebsstrukturen durch das Internet Der größte Teil aller Möbelkäufe erfolgt über den Möbeleinzelhandel. Dessen wesentliche Unternehmensgruppen sind in der folgenden Tabelle dargestellt. Vertriebsschienen 2013 IKEA IKEA und Möbelkaufhäuser führende Einzelhandelsformate Umsatz in Mrd. Euro Marktanteil in Prozent 3,99 12,7 28 größte Filialbetriebe 12,94 41,2 Kleinere Möbelhändler 7,22 23,0 BBO und PBS (= Fachhändler für Büromaschinen, Büromittel und Organisation und Papier, Büro, Schreibwaren) 1,73 5,5 Versandhandel 1,88 6,0 Bau-Heimwerker und Gartenmärkte 1,07 3,4 Direktabsatz Handwerk 1,04 3,3 Andere (Großhandel, Warenhäuser, Spezialhandel) 1,53 4,9 31,40 100,0 Quellen: BVDM 2014, Möbelkultur Umsätze 2014, eigene Berechnungen Hohe Marktmacht der Einkaufsverbände Die 28 größten Filialunternehmen betreiben die Einzelhandelsformate Großkaufhaus mit Vollsortiment, Discount oder Fachhandel, z. B. über spezialisierte Küchenhäuser. Die kleineren Möbelhändler sind typischerweise auf eine Möbelart oder einen Einrichtungsstil spezialisierte Fachhändler. Kleine wie große Möbeleinzelhändler gehören überwiegend Einkaufsverbänden an, welche vor allem den kleinen Händlern auch Vertriebsunterstützung geben. Die Einkaufsverbände gibt es teils auf europäischem Niveau, teils sind sie nur auf den deutschen Markt begrenzt. Vier dieser Verbände vertreten Umsätze von jeweils mehr als 3,3 Mrd. Euro − das sind insgesamt mehr als 40% der gesamten Möbelumsätze in Deutschland. Völlig unabhängig von Einkaufsverbänden kaufen neben IKEA nur 15,3% aller Händler mit einen Gesamtumsatz von ca. 4,8 Mrd. Euro ein. Der Möbeleinzelhandel hat damit insgesamt deutlich größere Marktmacht als die Produzenten. Die Strategien der verschiedenen Verkaufsformate (Vollsortimenter, Discounter, Spezialhandel, Kleinhandel) oder Einkaufsverbände und ihr Wettbewerb untereinander sind für die Möbelproduzen- Kleine Möbelhändler bedrängt durch IKEA und große Möbelkaufhäuser ten als eigenständiger Nachfragefaktor von großer Bedeutung. So werden die kleinen Möbel(fach-)händler durch den Wettbewerb von IKEA und durch Großkaufhäuser stark bedrängt. Die Expansion von IKEA, der nicht nur der größte Einzelhändler ist, sondern weitgehend vertikal in die Produktion di- Expansion großer Möbelkaufhäuser mit starkem Einfluss auf Produzenten versifiziert ist, bedeutet für alle etablierten Möbelhersteller Umsatzverluste – außer sie werden Zulieferer für den Umsatzanteil, den auch IKEA bei Fremden einkauft. Die Marktanteilsgewinne der anderen großen Möbeleinzelhandelsketten haben die Einfuhren von preiswerten Einzelmöbeln aus dem Ausland vorangetrieben. Große Einzelhandelsunternehmen und die Einkaufsverbände haben gleichzeitig inländischen Produzenten die Fokussierung auf preiswerte und variable Möbelsysteme für Discounter oder eigene, auf jede Einzelhandelsgruppe individualisierbare Möbelprogramme ermöglicht. Für Markenhersteller ist diese Verkaufsstrategie nicht unproblematisch, denn um Kunden anzu- Preisintransparenz durch Aktionsgeschäft der Möbelkaufhäuser locken haben die Möbelkaufhäuser Rabattaktionen zu einem Dauerzustand gemacht. Die dadurch entstehende Intransparenz der Preise für die Möbelkäufer können sie zusätzlich zu ihren Gunsten nutzen. Dieses Aktionsgeschäft macht konsistente Preispolitik schwieriger, die für Markenherstel- 13 | Branchenbericht | Möbelindustrie – BGS 480–484 ler ein wesentliches Element ihrer Marketingstrategien sein sollte – es sei denn, hoch individualisierbare Systemmöbel wie bei Küchen bieten ohnehin von der Sache her wenig Preistransparenz. Das Internet stellt aber diese Unübersichtlichkeit und die Wirksamkeit von dauerndem Aktionsgeschäft infrage, indem es den Kunden eine viel bessere Produktübersicht und Preistransparenz ermöglicht. Das beeinflusst nicht nur den Handel, sondern auch die Produzenten. Teilweise sind reine Internet-Versandhändler im Markt, die Markenmöbel preiswerter als andere am stationären Folgen erhöhter Transparenz durch das Internet: Handel vorbei anbieten oder aber die Namen von Herstellern ins Spiel bringen, die bisher als Private Label Hersteller gar nicht beim Kunden präsent waren. Daran können auch die Einkaufsverbände oder Hersteller nichts ändern, da die Internethändler teils selbst Ableger von stationären, ansonsten meist nur lokal arbeitenden Geschäften sind, über die sie ihre Ware beziehen. Die Preisspielräume sinken für alle Beteiligten, der Margendruck steigt, und insbesondere die Preispo- - Margendruck - erhöhte Präferenz von Händlern für Eigenmarken - Perspektiven für die Etablierung neuer Marken litik der Markenhersteller wird weiter untergraben. Alle stationären Händler versuchen den Wirkungen des Internets entgegenzutreten, indem sie das Angebot von Eigenmarken mit individuellen Möbelprogrammen und Qualitäten fördern, die den Preisvergleich über das Internet erschweren. Erneut sind die Marktanteile von Markenherstellern negativ betroffen, solange es ihnen nicht gelingt, im gesamten Handel konsequentere Markenpflege und Preispolitik durchzusetzen. Für die Hersteller von Handelsmarken entstehen dagegen über Präsenz im Internet bessere Perspektiven als Eingeführte Marken müssen Herausforderungen durch stringente Markenführung begegnen früher, sich nach und nach als Hersteller mit eigenem Namen im Markt bekannt zu machen und damit die Grundlage für eigene Markenpräsenz zu legen. Gewerbliche Kunden – Projektgeschäft und Investitionszyklen Bei der Ausrüstung von Hotels, Kreuzfahrtschiffen oder Restaurants (inklusive Cafés und Schnellrestauration) handelt es sich zwar um Wohnmöbel, aber für dieses Marktsegment sind als Auftraggeber die Projektentwickler, Innenarchitekten von Baufirmen und Werften ausschlaggebend. In Geschmack und Mode am Konsum orientiert, ist ihre Nachfrage gleichzeitig auch durch eigene Projektentwickler für die Inneneinrichtung von Hotels, Restaurants und Schiffen mit ganz eigenen Anforderungen Spezifikationen und die Investitionszyklen in ihren Sektoren determiniert. Hinter der Nachfrage nach Ladeneinrichtungen steht der gesamte Einzelhandel. Die Käufe von Büromöbeln sind Teil von Unternehmensinvestitionen aller möglichen Branchen. Sie werden außer durch Bauinvestitionen durch Ersatzbedarf bestimmt, bei dem aktuell technologischer Fortschritt wie IT-Ausstattung der Arbeitsplätze oder erhöhte ergonomische Anforderungen an die Arbeitsplätze eine wichtige Rolle spielen. Hierbei gibt es auch signifikante Unterschiede in nationalen Unternehmensinvestitionen durch Ersatzbedarf und technologischen Fortschritt im IT-Bereich beeinflusst Präferenzen: Während in Deutschland hohe Ansprüche an Aussehen und Ergonomie gestellt werden, sind z.B. in den USA billigere Büromöbel mit kürzerer Lebensdauer gefragt; dort müssen die Stühle auch breiter sein, um den höheren Anteil an übergewichtigen Menschen im Land zu berücksichtigen. Andere Unterschiede ergeben sich aus nationalen Unterschieden in der Vertriebsorganisation. In Büromöbel mit unterschiedlichen Anforderungen an Produkteigenschaften je nach Land Deutschland ist sie stark durch direkte Lieferung für Projektgeschäft gekennzeichnet, in dem selbstständige Inneneinrichter, lokale Handwerker oder die Einrichtungsabteilungen von großen Konzernen eine wichtige Rolle spielen. Es gibt aber auch ein Großkundensegment, in dem große Konzerne ihren Unterschiede in nationalen Vertriebssystemen des Handels Büromöbelbedarf zentral selbst steuern und auch direkt beim Hersteller große Projektaufträge vergeben. In Großbritannien, Frankreich oder Österreich ist dagegen in allen Käufersegmenten der Direktvertrieb durch den Einkauf beim Hersteller üblich. Für die Möbelproduzenten kommt es im Vertrieb für gewerbliche Kunden auf Problemlösungs- und Innovationspotenzial an, das sie in enger Zusammenarbeit mit den Kunden in deren Projekten einbringen sollten. Für große Projekte und für Industriekunden ist außerdem die Lieferung aller Möbelkomponenten aus einer Hand von Vorteil. Erfolgsfaktoren für Hersteller: - enge Projekteinbindung - Problemlösungspotenzial - umfassendes Angebot oder Spezialisierung 14 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Angebot Hochwertige und sehr effiziente Produktion und Logistik behaupten sich gegen Importkonkurrenz Chance: Fokussierung von Angebotsprogrammen und Produktionsverfahren auf Bedarf der diversen Einzelhandelsformate Risiko: Zu komplexe Produktpalette, fehlende Spezialisierungsstrategie Die Branche der Möbelhersteller ist überdurchschnittlich stark fragmentiert. Nur wenige deutsche Möbelunternehmen erwirtschaften Umsätze von mehr als 500 Mio. Euro im Jahr. Die meisten Hersteller sind nur auf bestimmte Möbelarten (Küche, Schlafzimmer etc.) und auf verschiedene Qualitäts- und Preiskategorien fokussiert. Unternehmensstrukturen nach Umsatzgrößenklassen Unternehmensanzahl (Anteile 2012 in Prozent) Überdurchschnittlich fragmentierte Anbieterstruktur Insgesamt Branche Verarbeitendes Gewerbe 100,0 100,0 Umsatz (Anteile 2012 in Prozent) Insgesamt Branche Verarbeitendes Gewerbe 100,0 100,0 50 Mio. Euro und mehr 0,6 1,8 50 Mio. Euro und mehr 45,8 77,9 2 Mio. bis unter 50 Mio. Euro 8,1 16,7 2 Mio. bis unter 50 Mio. Euro 39,3 18,4 91,3 81,5 bis unter 2 Mio. Euro 14,9 3,7 bis unter 2 Mio. Euro Quelle: Destatis 2014 Starke Spezialisierung nach Möbeltyp und Marktsegmenten Auf Segmente spezialisierte Hersteller überwiegen Die Nachfrage nach Luxusmöbeln oder nach individuellen Einzelstücken wird zum großen Teil durch Kleinunternehmen und Handwerksbetriebe bedient – in Deutschland das Marktsegment aus Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten, das circa 25% der gesamten Möbelproduktion trägt. Hersteller von Polstermöbeln oder von hochwertigen Möbeln aus Naturholz sind Manufakturen mit einem hohen Anteil an handwerklichen Tätigkeiten in der Produktion. Küchen oder Möbelprogramme für Wohn- und Schlafzimmer können im Unterschied dazu in hoch automatisierten Produktionsprozes- Hoher Anteil an Handwerkern im Luxusgeschäft und bei hochwertigen Einzelmöbeln sen hergestellt werden, in denen Lohnkosten eine geringere Rolle spielen und stattdessen Vorteile aus der Verarbeitung großer Volumina besonders bedeutsam sind. Das ist sowohl für Premiumprodukte als auch für weniger anspruchsvolle Produktsegmente möglich. Die Anforderungen an die Fertigung von Möbelprogrammen für individuelle Kundenbestellungen Chance für kleinere industrielle Produzenten: Komplexitätsreduktion durch Spezialisierung bergen ein hohes Risiko von zu hoher Komplexität durch Diversifizierung der Produktionsprogramme in sich. Für kleinere Unternehmen sind sie manchmal nicht für das gesamte Produktionsprogramm zu erfüllen, sodass sie sich auf die Produktion einzelner Möbelsorten spezialisieren müssen. Das ist z.B. bei Bürostühlen der Fall. Eine klare Deckungsbeitragsrechnung und immer neue Prüfung der Angebotsprogramme sind zu deren Bewältigung von ebenso großer Bedeutung wie effiziente IT- und Produktionssysteme. Eigenmarken und Handelsmarken Herstellermarken mit kleinem Marktanteil, jedoch führender Funktion bei Design und Mode Der Marktanteil von bekannten Herstellermarken ist im Möbelgeschäft deutlich kleiner als der von Handelsmarken. Produktion für beide Marktsegmente in einem Unternehmen kommt selten vor. Bei den Herstellermarken handelt es sich vor allem um Premiumhersteller, die Trendsetterfunktion bei neuen Moden und Designs haben. Neben den eigenen Werbeaktivitäten über Medien sind sie im Ver- Markenhersteller im Premiummarkt leisten aufwändige Verkaufsunterstützung im Handel trieb stark auf die Präsentation ihrer Programme im Fachhandel angewiesen. Sie müssen bei diesen eher kleinen Möbelhändlern insbesondere über Händlerbetreuung mit den Themen Verkaufsförderung, Raum- und Studiogestaltung, Displays und Reklamemöglichkeiten, hauseigenen Kundendienst, Logistik sowie durch Ausbildungsakademien für Möbelverkäufer die Aktivitäten des Handels unterstützen. Die Einführung neuer Modelle dauert dabei bis zu zwei Jahre. 15 | Branchenbericht | Möbelindustrie – BGS 480–484 Die Handelsmarkenhersteller folgen den Eigenmarkenherstellern über Kopien ihrer Produktideen und Designs in weniger solider Verarbeitung, einfacherer Ausstattung und billigeren Materialien wie zum Beispiel Kunststoffoberflächen statt Naturholzfurnieren, preiswertem Pressspan und Kunststoff Handelsmarken mit langer Tradition – angewiesen auf enges Key-Accounting statt Metall oder Holzmaterialien sowie Kunstfaserbezügen statt Naturfasern und Leder. Ohne eigene Werbeaktivitäten sind die Hersteller von Handelsmarken besonders darauf angewiesen, dass ihre Kollektionen in den Ausstellungsräumen des Handels präsentiert werden. Da für sie die Verkaufsstrategien der großen Einzelhandelsunternehmen und Einkaufsverbünde ausschlaggebend sind, ist effizientes Key-Accounting für sie von existenzieller Bedeutung. Handelsmarkenhersteller fertigen häufig die größten Stückzahlen. Gerade für sie ist es eine besondere Herausforderung, die Komplexität in der Produktion von Möbeln mit individuellen Spezifikationen sowohl von verschiedenen Einzelhändlern als auch von Endverbrauchern zu berücksichtigen und dabei Produktions- und Retourenkosten möglichst klein zu halten. Auslandsproduktion Die Verlagerung der Möbelproduktion in Billiglohnländer geht in der Möbelindustrie weitaus weniger schnell vonstatten und ist nicht so weitreichend wie in anderen Konsumgüterbranchen. Dazu ist vor allem die Herstellung von Einzelmöbeln oder Zerlegt- und Mitnahmemöbeln ohne kundenspezifi- Bei Mitnahme- und einfachen Zerlegtmöbeln überwiegend Produktion im Ausland sche Auftragselemente geeignet, die von Produzenten auf Lager geliefert werden können. Hierbei geht es um eine einfache Automatisierung der Produktion und Lohnkostenvorteile für anspruchslose Montagetechniken. Lassen sich Produktionsprozesse dagegen weitgehend automatisieren oder stellen sie anspruchsvolle Manufakturarbeit mit großem handwerklichen Know-how dar, ist die Produktion in Deutschland von wesentlichem Vorteil. Häufig soll hierbei im Rahmen von Auftragsfertigung zur Berücksichtigung individueller Kundenwünsche eine große Variantenvielfalt in Programmsystemen von Wohn- und Küchenmöbeln angeboten werden. Liefergeschwindigkeit und Transportkosten sind wesentliche Erfolgsfaktoren. Produktion auf Lager ist dann nicht möglich; stattdessen müssen ausgefeilte Eintrittsbarrieren im deutschen Markt: - hoher Anteil von Automatisierung - Möbelprogramme mit individualisierter Auftragsfertigung und hoher Komplexität in der industriellen Fertigung Order- und Logistiksysteme vorhanden sein. Diese Faktoren stellen je nach Möbelsegment mehr oder weniger wirksame Eintrittsbarrieren gegen ausländische Wettbewerber aus weniger entwickelten Ländern oder Regionen mit schlechter Infrastruktur für den Transport dar. Polen, Tschechien und Rumänien sind allerdings Niedriglohnländer mit ausreichender Nähe zum deutschen Markt und Arbeitskräftepotenzial zur Erfüllung dieser Anforderungen. Dort liegen die erwähnten Produktionsstätten deutscher Produzenten, die damit ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit vergrößern. Bezüglich Polen, Rumänien und Tschechien sind die Potenziale dazu jedoch teilweise ausge- Wettbewerbsstärke polnischer, tschechischer und rumänischer Produzenten schöpft, sodass sich der Trend zur Verlagerung der vergangenen Jahre verlangsamen wird. Kein ausgeprägter Konsolidierungstrend Abhängig vom einzelnen Marktsegment können Konsolidierungsstrategien von großem Vorteil sein. Das bietet sich in der Branche der Möbelhersteller insbesondere wegen der großen Spreizung zwischen erfolgreichen und erfolglosen Unternehmen an. Da die Übernahmekandidaten aber häufig geschwächt sind und Akquisitionen das Risiko von Überkapazitäten oder hohen Restrukturierungskosten Konsolidierung in Teilsegmenten sinnvoll, jedoch wegen Übernahmerisiken schwacher Wettbewerber häufig nicht realisiert mit sich bringen, halten sich potenzielle Käufer eher zurück – häufig fehlen ihnen dazu eigene Größe und Finanzkraft. Alteingesessene Unternehmen eines Segments versuchen eher, Ausgleich für verlorene Umsätze in ihren angestammten Märkten oder die Realisierung von Wachstumsstrategien durch Diversifizierung in bisher fremde Segmente zu erreichen. Außerdem versuchen handwerkliche Betriebe gelegentlich mit Erfolg den Markteintritt in das breitere Mengengeschäft und werden zu mittelständischen Unternehmen. Derartige Manöver sind nicht immer nachhaltig, verschärfen jedoch den Wettbewerb. Dieser wird außerdem auch dadurch getrieben, dass einige Händler vertikal in die Produktion diversifizieren. So ist IKEA nicht nur der größte Möbelhändler in Deutschland, sondern auch einer der größten Produzenten von Möbeln in ganz Europa. Markteintritte durch Diversifizierungsstrategien etablierter Spieler oder aus dem Handwerk 16 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Neben diesen Gründen sprechen auch der Markteintritt neuer Wettbewerber aus dem In- und AusSpezialisierung als Alternative zu Akquisitionsstrategien land und die Möglichkeit weiterer Spezialisierung als Alternative zu Marktmacht durch Größe dafür, dass in dieser Branche bisher nicht von einem starken Konsolidierungstrend gesprochen werden kann. Kosten Chance: Effizienzsteigerung durch Industrie 4.0 Risiko: Kostenvorteile von Produzenten in Niedriglohnländern Kostenstruktur Möbelindustrie Hoher Anteil an Manufakturarbeit bei Polstermöbeln und im Handwerk führt zu überdurchschnittlichem Personalaufwand im Branchendurchschnitt Anteile 2013 am Umsatz Möbelindustrie Verarbeitendes Gewerbe gesamt Personalaufwandsquote 25,0% 17,7% Materialaufwandsquote 53,0% 60,5% Dienstleistungsaufwandsquote 14,2% 11,5% Quelle: Creditreform 2014 Der hohe Anteil handwerklicher Tätigkeiten für hochwertige Möbel aller Art führt dazu, dass die Hoher Automatisierungsgrad und Potenzial für Industrie 4.0 in der industriellen Fertigung Personalaufwandsquote der Möbelindustrie deutlich über dem Durchschnitt des deutschen Verarbeitenden Gewerbes liegt. Diese Personalstrukturen herrschen vor allem in den weit verbreiteten kleinen Möbelschreinereien, den manufakturmäßig betriebenen Polstereien, bei Möbeln des oberen Preissegments und im Ladenbau vor. Dagegen werden Küchen oder Wohnmöbelsysteme des unteren und mittleren Preissegments in hoch automatisierten Fließprozessen hergestellt. Im mittleren und höheren Preissegment von Küchen oder Wohnmöbelprogrammen ist das Angebot von nach Kundenwunsch individualisierbaren Baukastenlösungen von besonderer Bedeutung. Durch Einsatz der IT-Technik zur weiteren Automatisierung der Produktion (Industrie 4.0) wird es möglich, diese Genauigkeit der Bestellungen zu erhöhen und Rücklaufquoten zu vermindern, Spanplatten effizienter zu nutzen und die Maschinenauslastung trotz erhöhter Modellvielfalt effizienter zu gestalten. Das Ideal heißt „Losgröße 1“, wonach auch nur einmalige Bestelloptionen in Menge über die Bandstraße einer Fabrik hergestellt werden können. Die Preise von Rohstoffen – die wichtigsten sind Holz, Stahl, Leder und Textilien – schwanken stark, weshalb effizientes Einkaufs- und Lagermanagement für die Branche von besonderer Bedeutung sind. Im Jahr 2013 entwickelten sich die Preise für viele Rohstoffe moderat; lediglich Holz verteuerte sich überdurchschnittlich und wie viele Branchen war die Möbelindustrie von stark steigenden Strompreisen belastet. Für 2014 ist mit einer Seitwärtsentwicklung zu rechnen. Hohe Volatilität wesentlicher Produktionsfaktoren der deu tschen Möbelindus trie Änderungen ggü. Vorjahr in Prozent 25 20 15 Kosten von Holzwerkstoffen und Energie schwanken besonders stark 10 5 0 -5 -10 -15 2 001 2002 Schnittholz Quelle: Destatis 2013 2003 2004 2005 Hol zw erk stoffe 2006 2007 Kunststoffe 2008 2009 201 0 Schlösser , Beschlä ge 2011 2012 2013 Elektrischer Strom 2014 20 15 Erdgas 17 | Branchenbericht | Möbelindustrie – BGS 480–484 Spanplatten sind als Rohstoff von besonderer Bedeutung – ein Produkt, das durch starke Mengenund Preisschwankungen und die Baukonjunktur beeinflusst wird. Im Möbelbau werden teilweise aber strategisch besonders bedeutsam: Spanplatten auch spezielle, höherwertige Qualitäten gebraucht. Hierbei kann es zu Abhängigkeiten von Lieferanten mit entsprechenden Preisrisiken für die Möbelindustrie kommen. Um diese zu umgehen, haben deshalb einige größere Möbelhersteller eine eigene Spanplattenproduktion aufgebaut, mit der sie teilwei- Thema für vertikale Integration bei großen Unternehmen se auch als Lieferanten für andere Unternehmen im Markt sind. Es werden überall hohe Anforderungen an die Materialen gestellt, um Gesundheitsrisiken für die Verbraucher zu vermeiden und Umweltschutz zu gewährleisten (siehe dazu politische und gesetzliche Tariflohnniveau hoch wegen Bedarf an Fachkräften Rahmenbedingungen). Die Arbeitskräfte der Möbelbranche müssen wegen des hohen Anteils an handwerklicher Fertigung gut qualifiziert sein; das Tariflohnniveau und die Lohnnebenkosten sind hoch. Produktionsschwankungen werden in begrenztem Umfang durch Leiharbeit ausgeglichen. Deshalb bleibt die Einführung von Mindestlöhnen ab 2015 in dieser Branche ohne negative Auswirkung. Die komplexen Wertschöpfungsketten von Manufakturen und Auftragsfertigung bergen das Risiko hoher Fehlerquoten und Retouren. Die durchschnittlichen Retourenquoten liegen bei 4 bis 5 Prozent, Minimierung von Retourenquoten bei Auftragsproduktion wichtig die besten Unternehmen erreichen 1 Prozent. Für Kasten- und Polstermöbel mit großen Hohlräumen pro Produkt spielen die Transportkosten eine wichtige Rolle – sie betragen bis zu 12 Prozent der Kosten pro Möbelstück und stellen für Produzenten in Asien eine relevante Eintrittsbarriere für die Lieferung nach Europa dar. Transportkosten können Eintrittsbarriere für Importproduktion sein Ertragslage Trotz Zyklizität und Strukturwandel befriedigende Ertragslage bei großen brancheninternen Unterschieden Chance: Hohe Profitabilität bei richtiger Positionierung im Inland und mit Wachstumsstrategien für Emerging Markets Risiko: Anhaltende Verluste durch unbereinigte Kapazitätsüberhänge und Wettbewerb aus Niedriglohnländern Die Gesamtkapitalrentabilität der Möbelbranche entsprach in den letzten Jahren dem Durchschnitt der gesamten deutschen Industrie. Rentabilität der Möbelindustrie Mittelwerte 2010–2012 Möbelindustrie Verarbeitendes Gewerbe gesamt Gesamtkapitalrentabilität 7,3% 7,4% EBIT-Marge 4,1% 4,5% Eigenkapitalquote 23,6% 30,0% Branche mit durchschnittlicher Profitabilität, … Quelle: Creditreform 2014 Dahinter steht aber im Einzelnen eine sehr weite Spreizung der wirtschaftlichen Lage zwischen einzelnen Unternehmen oder Segmenten. Die Ertragslage schwankt über die Jahre entsprechend ihrem zyklischen Charakter mit dem Durchschreiten der einzelnen Konjunkturphasen. Außerdem sinkt sie regelmäßig in Phasen steigender Rohstoffpreise, da die Weitergabe der erhöhten Kosten durch die starke Konkurrenz in vielen Segmenten der Möbelproduktion im Verhältnis zur Marktmacht des Möbelhandels nur mit Verzögerung stattfindet. Phasen von Rohstoffpreissenkungen wirken kurzfristig ergebnisverbessernd, jedoch wird die Dauer dieser Erholungsphase durch den starken Wettbewerb begrenzt. Trotz des starken Wettbewerbs in der Branche lag ihre Insolvenzquote in den letzten 10 Jahren im Schnitt unter dem Durchschnitt des gesamten Verarbeitenden Gewerbes: … aber unterdurchschnittlicher Eigenkapitalquote 18 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Insolvenzq uote der deusch en Möb elin dustrie tendenziell niedriger als im Verarbei tenden Gewerbe insg esamt Gleitender 3-Monatsdurchschnitt 1,8 1,6 Insolvenzquote von 2003 bis 2014 zwischen 0,5% und 1,6% 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 200 3 2005 2007 2009 Möbel 2011 2013 2015 Vera rbe itendes Gew erbe Quellen: Destatis/Feri 2014 Insolvenzgründe: - fehlende Fokussierung auf Handelsformate - zu hohe Komplexität - Überkapazitäten Die Insolvenzfälle der letzten Jahre resultierten daraus, dass die Erholung der Nachfrage nach der Krise für einige Bereiche wie Büromöbel nicht so stark wie erwartet ausfiel und sich eine Verbesserung der Kapazitätsauslastung 2012–2013 nicht wie erwartet fortsetzte. Andere Gründe waren mangelnde Einstellung auf die Änderungen durch den oben im Kapitel zur Nachfrage beschriebenen Wettbewerb der Einzelhandelsformate. Dabei gab es z.B. überbordende Produktvielfalt und Komplexität durch unkontrolliertes Eingehen auf Aufträge des Einzelhandels, gewerblicher Kunden oder Annahme von zu vielen Aufträgen, die höchstens teilweise Fixkosten deckten. Verstärkte Restrukturierungsaktivitäten 2013 Das führte im Jahr 2013 zu verstärkten Restrukturierungsaktivitäten, um die Kapazitäten an die neue Gesamtlage anzupassen. Nach Abarbeitung dieses Themas sowie einer sich stabilisierenden Nachfrage im Jahr 2014 ist es wahrscheinlich, dass die Zahl der Insolvenzfälle in den nächsten Jahren nicht zunimmt. 19 | Branchenbericht | Möbelindustrie – BGS 480–484 Langfristige Trends Stagnation der Bevölkerungszahlen und zunehmender Anteil der Älteren bedeutet, dass der deutsche Markt kein Wachstumspotenzial bietet. Aktuell wird diese Schwäche aber noch durch die Zunah- Kein Wachstumspotenzial auf deutschem Möbelmarkt me der Anzahl von Kleinhaushalten kompensiert, die sich aus einem Trend zur Individualisierung der Lebensformen ergibt. Nachfragevolumen und Produktion sind zyklisch und korrelieren mit der Einkommensentwicklung der privaten Haushalte sowie den Investitionsausgaben von Unternehmen in Geschäftsausstattung und Zyklische Nachfrage von Projektentwicklern von Hotels, Restaurants oder Kreuzfahrtschiffen. Aktuelle Verbrauchertrends sind: Steigende Bedeutung der Wohnküche als geselliger Treffpunkt, individuelle Zusammenstellung von Möbelstücken statt einheitlicher Garnituren für Wohnzimmer und Hochwertige Möbel und individuelle Zusammenstellung sind im Trend Schlafzimmer sowie Präferenz für hochwertige Gartenmöbel und Naturholzmöbel. Deutsche Möbel genießen in vielen Ländern den Ruf deutscher Wertarbeit. Das bedeutet vor allem Wachstumspotenzial für Premiumprodukte in Emerging Markets. Die absoluten Gesamtvolumina die- Exportchancen vorrangig für Premiumprodukte ser Exporte sind allerdings noch gering. Ein großer Teil des Umsatzes der Möbelindustrie erfolgt in der Form von Handelsmarken. Für diese findet seit Jahren in den unteren Preissegmenten aufgrund harten Preiswettbewerbs im Handel die Scharfer Wettbewerb im dominierenden Segment der Handelsmarken Verlagerung der Produktion in Niedriglohnländer statt. Dazu trägt auch bei, dass einige Händler Strategien der vertikalen Integration in die Produktion verfolgen. Die Einflüsse des Internetgeschäfts bringen bisher für die im Hintergrund arbeitenden Hersteller von Handelsmarken bessere Möglichkeiten, ihre Programme selbst zu präsentieren, den eigenen Namen durch Auftritt als Hersteller mit eigener Homepage bekannter zu machen und damit nach und nach zu einer Marke aufzubauen. Bei den Markenprodukten schwächt die durch das Internet gestie- Zunehmender Einfluss des Internetvertriebs gene Preistransparenz auf Seiten der Konsumenten den Erfolg von Preisaktionen im Vertrieb. Der Handel versucht dem verstärkt durch Angebote eigener Handelsmarkenprodukte entgegenzuwirken, für die Preistransparenz wegen individueller Qualitäten auch über das Internet nicht herstellbar ist. Davon profitieren Hersteller von Handelsmarken. Die Markenhersteller werden dagegen zu stringenterer Markenführung genötigt, bei der sie stärker als früher auf Innovationsstärke, auf im Vergleich zu Handelsmarken echten Vorteilen bei Qualität und Design, auf stabile und einheitliche Preise sowie auf den Verkauf ausschließlich über im gemeinsamen Interesse kooperierende Händler achten müssen. Möbelhersteller müssen sich auf die Nachfragespezifikationen einzelner Vertriebsformate wie Discounter, Großmöbelhäuser oder spezialisierte Kleinhändler fokussieren. Die auf Preiswettbewerb bauenden Formate Discount und Möbelgroßkaufhäuser erfordern Produktion von Einzelmöbeln oder Zerlegt- und Mitnahmemöbeln ohne kundenspezifische Auftragselemente in Niedriglohnländern. Für Stärkere Fokussierung auf die verschiedenen Vertriebsformate erforderlich Möbelprogramme mit großer Variantenvielfalt und Auftragsfertigung oder Premiumprodukte ist Großproduktion in Deutschland oder den östlichen Nachbarländern vorteilhafter. Die Losgrößen sinken mit der Exklusivität der Möbel und können nur über Beschränkung auf Manufakturen in Kleinbetrieben oder Handwerk sinnvoll betrieben werden. Die wesentlichen Rohstoffpreise für Möbelhersteller sind Holz, Stahl, Leder und Textilien. Sie schwanken stark in Abhängigkeit von internationalen Entwicklungen. Die große Marktmacht des Mö- Hohe Abhängigkeit von Rohstoffpreisentwicklung beleinzelhandels führt bei gleichzeitig starkem Wettbewerb in der fragmentierten Möbelindustrie dazu, dass steigende Rohstoffpreise nicht schnell weitergegeben werden und in diesen Phasen starker Margendruck vorherrscht. In der Möbelindustrie kann nicht von einem grundsätzlichen Konsolidierungstrend gesprochen werden. Abhängig vom einzelnen Marktsegment können Konsolidierungsstrategien zwar von großem Vorteil für einzelne Wettbewerber sein. Übernahmen finden jedoch seltener statt als erwartet, da sie häufig mit dem Risiko von Überkapazitäten und hohen Restrukturierungskosten einhergehen. Es kommt gleichzeitig auch zu Markteintritten durch Lieferanten aus dem Ausland, Eigenproduktion des Handels oder Wandlung von Handwerksbetrieben zu mittelständischen Produzenten. Kein Konsolidierungstrend in der Branche 20 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Erfolgs- und Risikofaktoren Erfolgsfaktoren Handelsmarken: Fokussierung auf Vertriebsformate des Einzelhandels • Für Hersteller von Handelsmarken klare Fokussierung auf die Vertriebsformate des Einzelhandels: Vollsortimenter, Discounter, Möbelgroßkaufhäuser, Fachhandel, kleine Möbelgeschäfte und ihre Einkaufsgenossenschaften Markenhersteller: intensive Unterstützung der Händler im Vertrieb • Für Markenhersteller enge Zusammenarbeit mit dem Möbeleinzelhandel zur Gewährleistung der Ausstellung eigener Programme auf deren Präsentationsflächen und gemeinsame Umsetzung von neuen Mode- und Techniktrends – Angebot von Training in Raum- und Studiogestaltung sowie zur Verkaufsförderung. Gleichzeitig stringente Markenführung und Preispolitik mit zuverlässigen Händlern Büromöbel: enge Betreuung von Inneneinrichtungsspezialisten Fokussierung auf Produktsegmente • Für Büromöbelhersteller enge Zusammenarbeit mit Beratern im Inneneinrichtungsgeschäft und bei großen Industriekunden und Händlern Direktbetreuung erforderlich • Klare Fokussierung auf die Produktsegmente: Mitnahmemöbel, Zerlegtmöbel, Möbelsysteme, Premiummöbel, individuelle Aufträge und Luxussegment Systemmöbel: Automatisierung der Produktion Produktionspersonal Minimierung von Retouren und Optimierung von Produktionsverfahren durch „Industrie 4.0“ • Hohe Automatisierung der Produktionsprozesse bei der Herstellung von Systemmöbeln und Möbelprogrammen und Zerlegtmöbeln für die unteren Preissegmente • Sicherung von hoch qualifiziertem Produktionspersonal für Handwerker und Hersteller von Manufakturmöbeln • Minimierung der Retouren, der Komplexitätskosten in der Produktion und der Lieferzeiten bei Auftragsproduktion. Dazu gehört insbesondere der Einsatz von Methoden der „Industrie 4.0“ von der Auftragserstellung durch Kunden über Optimierung der Material- und Maschinenausnutzung bis zur Auslieferung der Waren Reduktion der Komplexität bei kleineren Unternehmen • Bei mittelgroßen und kleineren Betrieben: Beschränkung des Produktionsprogramms zur Redukti- Auslagerung von Produktion in Billiglohnländer • Auslagerung der Produktion in Länder mit Lohnkostenvorteilen, wenn diese im Inland nicht mehr Unternehmerische Entwicklung vom Handwerker zum Fabrikanten • Einstieg von großen Möbelhandwerkern in industrielle Produktion im Segment Premiummöbel on von Komplexität und Realisierung von Spezialisierungsvorteilen zu wettbewerbsfähigen Kosten erfolgen kann Risikofaktoren Konjunkturelle Nachfrageeinbrüche • Nachfrageeinbrüche in Konjunkturkrisen – Möbelkäufe von Konsumenten und Unternehmen werden zurückgestellt, wenn die Arbeitslosigkeit steigt und/oder Unsicherheit über zukünftige Einkommen besteht Markteintritt ausländischer oder segmentfremder Hersteller oder von Handwerksbetrieben in neue Segmente Margendruck und Verdrängungswettbewerb, insbesondere bei Rohstoffpreissteigerungen Erhöhte Preistransparenz durch Internetgeschäft Zu große Produktpalette • Überkapazitäten durch Markteintritt neuer ausländischer Produzenten aus Polen, Rumänien, der Türkei oder China, durch steigenden Auslandseinkauf von großen Einzelhandelsunternehmen oder durch Expansion von Produzenten in neue Möbelsegmente • Margendruck durch Verdrängungswettbewerb in stagnierendem Inlandsmarkt, vor allem in Zeiten steigender Rohstoffpreise, wenn der Einzelhandel die resultierenden Kostensteigerungen nicht an seine Kunden weitergeben will • Unterlaufen der Preis- und Positionierungsstrategien von Markenherstellern durch Internetverkauf, mit dem kleine Einzelhändler Marktanteile gegen Möbelkaufhäuser verteidigen wollen • Für Private-Label- oder Büromöbelhersteller Verzettelung in der Gestaltung diversifizierter Möbelprogramme für individualisierte Bestellverfahren Verdrängung von Markengeschäft durch Private-Label Produkte. • Umsatzverlust für Markenhersteller von Wohnmöbeln, wenn Möbelhändler gestiegene Preistransparenz bei Kunden durch das Internet durch Verstärkung des Private-Labelgeschäfts mit individualisierten, weniger vergleichbaren Produkten zu kompensieren versuchen Innovations- und Moderisiken • Für Markenhersteller Flops bei Einführung neuer Möbelprogramme oder Möbeltrends, bei PrivateLabel Herstellern zu langsame Reaktion bei der Verfolgung von neuen Trends Fehleinschätzung von Wachstumsmöglichkeiten • Fehleinschätzungen von Expansionsmöglichkeiten in neue Möbelsegmente oder in Auslandsmärkte, insbesondere wenn nationale Besonderheiten des Vertriebs unterschätzt werden 21 | Branchenbericht | Möbelindustrie – BGS 480–484 Politische und gesetzliche Rahmenbedingungen Chem-Verbots-Verordnung Verpackungsverordnung (VerpackV) Spanplatten, Tischlerplatten, Furnierplatten und Faserplatten kön- Die Verpackungsverordnung ist Teil des Kreislaufwirtschafts- und nen Formaldehyd enthalten. Dessen Verwendung wird durch die Abfallgesetzes. Die jüngste Veränderung ist seit Oktober 2014 in Verbotsordnung für chemische Stoffe durch die Setzung von nied- Kraft. Wesentliches Ziel der Verordnung ist die Beteiligung von rigen Grenzwerten weitgehend unterbunden. Herstellern und Händlern von Waren an der Entsorgung von Verpackungen. Verpackungsabfälle sind gemäß Verordnung in erster Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) und Energieverbrauchsverordnung Linie zu vermeiden. Nicht vermeidbare Verpackungen sind in der Möbelhersteller können durch den Einbau von elektrischen Kom- wertung und stoffliche Verwertung, 2. energetische Verwertung ponenten, die sie von Zulieferern erhalten, „Inverkehrbringer“ von und 3. gemeinwohlverträgliche Beseitigung. Während letztere der elektrischen Geräten oder Lampen und Leuchten sein. Sie haben öffentliche Abfallentsorgung der Gemeinden obliegt, werden die dann wie Händler für die Unbedenklichkeit der verwendeten Stoffe Vorstufen durch ein privatwirtschaftliches System von Abfallent- und ihres Gebrauchs, die Möglichkeiten zur Entsorgung von Be- sorgungsunternehmen übernommen. Sie haben 2014 mit ca. 7 Mio. leuchtungsmitteln für die Einhaltung der Energiewerte und Be- Tonnen jährlich den überwiegenden Teil der Verbrauchten Ver- stimmungen sowie allgemein für die Versorgung mit einschlägigen kaufsverpackungen übernommen und ca. 5 Mio. der Verwertung Informationen zu sorgen. Energiewerte sind auch schon beim Ver- zugeführt. kauf von Produkten über Prospekte oder Internet anzugeben. Holzhandels-Sicherungs-Gesetz Das Gesetz soll den Import von Holz verhindern, das illegal im Ausland gefällt worden ist. Dazu zählen z.B. bestimmte Tropenhölzer oder Hölzer aus Naturschutzgebieten. Werden derartige Hölzer oder Holzwaren importiert (dazu zählen auch Spanplatten oder Furniere), können sie beschlagnahmt werden. Die für die Einfuhr verantwortlichen Stellen können wegen Ordnungswidrigkeiten oder Straftaten belangt werden. In der Möbelindustrie zählen außer den Holzrohstoffen auch Importe aller Möbelsorten zu den betroffenen Waren. REACH−Chemikalien-Verordnung REACH bedeutet ausführlich: "Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien". Gemäß dieser Verordnung müssen Hersteller, Importeure und Verwender von Chemikalien dafür sorgen, dass weder auf Mensch noch auf Umwelt schädliche Einflüsse von Chemikalien ausgehen. Chemikalien dürfen nicht ohne Registrierung auf den Markt gebracht werden. Verbraucher erhalten weitgehende Rechte auf Aufklärung über die Verwendung und Auswirkung chemischer Substanzen in Konsumgütern. Es liegt eine ausführliche Liste geregelter Produkte vor. In Deutschland ist das Umweltbundesamt für die Bewertung von Umweltrisiken der Chemikalien zuständig. Für die Möbelbranche liefert beispielsweise der Handelsverband Deutschland eine spezielle Liste mit Produkten, die in Möbeln und Hausrat vorkommen könnten. folgenden Rangfolge der Verfahren zu behandeln: 1. Wiederver- 22 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Glossar B2B-Projektgeschäft: Business-to-Business-Geschäft, das zwi- Mitnahmemöbel: Einzelstücke wie Sitzmöbel, Tische und kleine schen Unternehmen und nicht zwischen einem Unternehmen und Schränke, überwiegend auch Kleinmöbel, die von den Möbelhäu- einem Endverbraucher (B2C-Geschäft) abgewickelt wird. sern auf Lager gehalten werden und die beim Einkauf vom Kunden selbst mitgenommen oder kurzfristig vom Möbelhaus ausgeliefert BVDM: Der Bundesverband des Deutschen Möbel-, Küchen- und werden. Überwiegende Verkaufsform von Möbeln bei Discount- Einrichtungsfachhandels vertritt im Rahmen der Einzelhandelsor- formaten und in Baumärkten, insbesondere auch als Zerlegtmöbel. ganisation die Interessen des Möbel-, Küchen- und Einrichtungs- Zu Mitnahmemöbeln gehört eine nur begrenzte Modell- und Vari- fachhandels. Der Verband ist auch für die Möbelproduzenten von antenvielfalt. besonderer Bedeutung, da der HDE auf Verbandsebene die Interessen seiner Mitglieder auch gegenüber den vorgelagerten Stufen Möbelbeschläge: Alle Kleinteile, die Möbelstücke zusammenhal- wahrnimmt. Er ist auch für alle bedeutsam wegen seiner umfang- ten (Schrauben, Zapfen, Metallbügel, Scharniere für Türen, Winkel) reichen statistischen Arbeiten zu Produktion und Handel der deut- oder zu ihrer Funktion erforderlich sind (Griffe, Kleiderstangen, schen Möbelwirtschaft. Trag- und Auszugsmechanismen für Schubladen oder Fächer). Discounter: Ein Einzelhandelskonzept, wonach dem Kunden Systemmöbel: Produktprogramme, bei denen einzelne Möbelstü- Preisvorteile durch eine auf häufig nachgefragte („schnell drehen- cke in Form und Funktion aufeinander abgestimmt sind. Bekann- de“) begrenzte Produktpalette ohne Beratungsaufwand geboten teste Beispiele sind Möbelprogramme für Wohnzimmer, Schlaf- werden sollen. Der Lageraufwand wird minimiert. zimmer und Küchen: In einfachen Varianten wird nur eine komplette Kombination gekauft, in anspruchsvollen Varianten kön- HDE: Der Handelsverband Deutschland e.V. ist die Spitzenorgani- nen Teile davon, verschiedene Kombinationen oder Variationen ei- sation des deutschen Einzelhandels für rund 400.000 selbstständi- nes einzelnen Möbelstückes mit individuellen Maßen bestellt wer- ge Unternehmen mit knapp 3,0 Millionen Beschäftigten und jähr- den. lich über 420 Milliarden Euro Umsatz. Als Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband vertritt er die Interessen des Einzelhandels in Vollsortimenter: Konzept im Einzelhandel, wonach das Angebot Deutschland und der Europäischen Union. dem Kunden durch eine breite Produktpalette reiche Auswahl bieten soll. Dazu gehören sowohl Waren, die häufig nachgefragt und HoReCa: Hotels, Restaurants und Caterer schnell umgesetzt werden, als auch Waren, die weniger häufig nachgefragt werden und länger auf Lager liegen oder durch Kauf Hybrider Verbraucher: moderneres Kaufverhalten vieler Konsu- auf Bestellung mit entsprechendem Serviceaufwand verkauft wer- menten, die für den alltäglichen Bedarf extrem preisbewusst ein- den. Der Verkauf vieler Produktvarianten wird durch Bereitstellung kaufen und dabei gerne auf Markenware verzichten, während sie von Beratungskapazität durch Verkaufspersonal optimiert. für einzelne Artikel aus Qualitäts- oder Imagegründen sehr viel Geld ausgeben und nur Premiumware kaufen. Mit diesem Ein- Wohnmöbel: Möbel für Wohn-, Ess- und Schlafzimmer kaufsverhalten sind Produkte mittlerer Preislagen im Nachteil und verlieren Marktanteile. Zerlegtmöbel: Eine wichtige Variante von Mitnahmemöbeln, bei der die Teile eines Möbels fertig verpackt im Lager eines Möbel- Kastenmöbel: Schränke, Truhen und Regale hauses verfügbar sind. Zusammenbau durch den Käufer selbst ermöglicht Preisvorteile. Industrie 4.0: Einsatz von Computertechnologie und Internet zur Optimierung des Auftrags- und Materialflusses von der Bestellung eines Produkts über die Lieferung der Rohstoffe, den Materialfluss und die Prozessteuerung im Betrieb bis zur Auslieferung an den Kunden. 23 | Branchenbericht | Möbelindustrie – BGS 480–484 Commerzbank Research Diese Ausarbeitung wurde von der Commerzbank AG, Frankfurt am Main, Außerhalb Deutschlands ist Folgendes zu beachten: bzw. den in der Ausarbeitung genannten Konzerngesellschaften („Commerz- Großbritannien: Dieses Dokument wurde von der Commerzbank AG, Filiale bank”) erstellt und herausgegeben. Diese Ausarbeitung richtet sich an den London, herausgegeben oder für eine Herausgabe in Großbritannien geneh- professionellen und institutionellen Kunden. migt. Die Commerzbank AG, Filiale London, ist von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) amtlich zugelassen und unterliegt nur in Der Ausarbeitung liegen Daten bzw. Informationen zu Grunde, die die Com- beschränktem Umfang der Regulierung durch die Financial Conduct Authori- merzbank für verlässlich hält. Für die Richtigkeit bzw. Genauigkeit der Daten ty and Prudential Regulation Authority. Einzelheiten über den Umfang der übernimmt die Commerzbank jedoch keine Gewähr. Die Ausarbeitung ist we- Genehmigung und der Regulierung durch die Financial Conduct Authority der ein Angebot, noch eine Aufforderung, noch eine Empfehlung zum Kauf and Prudential Regulation Authority erhalten Sie auf Anfrage. Diese Ausarbei- oder Verkauf von Wertpapieren, Derivaten etc., und sollte weder in ihrer Ge- tung richtet sich ausschließlich an „Eligible Counterparties“ und „Professional samtheit noch in Auszügen als Informationsgrundlage in Verbindung mit ei- Clients“. Sie richtet sich nicht an „Retail Clients“. Ausschließlich „Eligible nem Vertragsabschluss oder einer wie auch immer gearteten Verpflichtung Counterparties“ und „Professional Clients“ ist es gestattet, die Informationen verwendet werden. Sie dient ausschließlich der Information. Die hierin ent- in dieser Ausarbeitung zu lesen oder sich auf diese zu beziehen. Commerz- haltenen Einschätzungen entsprechen unserer bestmöglichen Beurteilung bank AG, Filiale London bietet nicht Handel, Beratung oder andere Anlage- zum jeweiligen Zeitpunkt, können sich jedoch – ohne Mitteilung hierüber – dienstleistungen für „Retail Clients“ an. ändern. Vereinigte Staaten von Amerika: Die Commerz Markets LLC („Commerz Die Commerzbank behält sich vor, diese Ausarbeitung bereits vor deren Ver- Markets“), eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Commerzbank AG öffentlichung bzw. Kenntnisnahme durch den Kunden geschäftlich zu nutzen, und in den USA registrierter Broker-Dealer, hat die Verantwortung für die d. h. u. a. Eigengeschäfte auf deren Grundlage zu tätigen. Die Commerzbank Verteilung dieses Dokuments in den USA unter Einhaltung der gültigen Be- ist bei Geschäftsaktivitäten nicht an die durch die Ausarbeitung mitgeteilte stimmungen übernommen. Commerz Markets ist Mitglied der FINRA und Einschätzung gebunden. Gegenstand der Ausarbeitung können auch Wertpa- SIPC. piere, Derivate etc. von Emittenten sein, mit denen die Commerzbank in Kundenbeziehungen steht. ©2014 Diese Ausarbeitung oder Teile von ihr dürfen ohne Erlaubnis der Commerz- Die Commerzbank übernimmt keinerlei Verantwortung oder Haftung für Kosten, Verluste oder Schäden, die aus oder in Verbindung mit der Verwendung dieser Ausarbeitung oder eines Teiles davon entstehen. bank weder reproduziert noch weitergegeben werden. 24 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Commerzbank AG 60261 Frankfurt am Main Group Risk Controlling & Capital Management Bereichsleitung Risk Control & Resources Mgmt.: Oliver Ewald Leitung Industries Research: Dr. Carola Hunger-Siegler Autor: Christoph Partisch (069) 136-80414 (069) 136-22447 (069) 136-84952 Group Credit Risk Management Industry Head: Christian Kistner Sector Head Consumer Goods: Jörn Hinz Autor: Erik Struß (069) 136-85033 (069) 136-84491 (069) 136-27334 E-Mail: [email protected] www.commerzbank.de/branchen 80680372