Möbelindustrie

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Möbelindustrie
Möbelindustrie
Branchenbericht – Corporate Sector Report
Die Bank an Ihrer Seite
Dieser Bericht wurde im Dezember 2014 abgeschlossen.
Möbelindustrie
04 Management Summary
04 SWOT Möbelindustrie
05 Die Branche im Überblick
05 Konjunkturelle Entwicklung
05 Eine zyklische Branche in schwierigem europäischen Konjunkturumfeld
08 Profil der Branche
08 Mittelständische Unternehmensstruktur im internationalen Wettbewerb
10 Nachfrage
10 Determinanten: Einkommensentwicklung, persönliche Lebensphase, Ersatzbedarf, Mode, Unternehmensinvestitionen und Wettbewerb im Einzelhandel
11 Privater Konsum bestimmt von Einkommensverhältnissen, Lebensphasen, Ersatzbedarf und Modetrends
12 Einzelhandel – starker Wettbewerb der Formate und Veränderung der Regeln durch das Internet
13 Gewerbliche Kunden – Projektgeschäft und Investitionszyklen
14 Angebot
14 Hochwertige und sehr effiziente Produktion und Logistik behaupten sich gegen Importkonkurrenz
14 Starke Spezialisierung nach Möbeltyp und Marktsegmenten
14 Eigenmarken und Handelsmarken
15 Auslandsproduktion
15 Kein ausgeprägter Konsolidierungstrend
16 Kosten
17 Ertragslage
17 Trotz Zyklizität und Strukturwandel befriedigende Ertragslage bei großen brancheninternen Unterschieden
19 Langfristige Trends
20 Erfolgs- und Risikofaktoren
20 Erfolgsfaktoren
20 Risikofaktoren
21 Politische und gesetzliche Rahmenbedingungen
22 Glossar
4
COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT
Management Summary
Die deutsche Möbelbranche besteht aus kleinen und mittelgroßen, überwiegend familiengeführten Unternehmen oder Handwerksbetrieben. Der Möbelvertrieb erfolgt großteils über Möbeleinzelhändler, von denen die meisten – unabhängig von ihrer Größe – in Einkaufsverbänden organisiert sind. Damit stehen den Produzenten Einkäufer mit großer Marktmacht gegenüber. Der Wettbewerb der verschiedenen Handelsformate untereinander – IKEA, große Möbelkaufhäuser mit Vollsortiment oder Discountschienen, große und kleine
Fachhändler, der Versandhandel und das Handwerk – hat auf die Möbelproduzenten großen Einfluss.
In den unteren Preissegmenten findet seit Jahren eine Verlagerung von Produktion in Niedriglohnländer statt, vor allem bei Ware,
die als Mitnahmeprodukte auf Lager produziert wird. Hersteller von Premiumprodukten oder Möbelprogrammen mit anspruchsvoller
Auftragsfertigung gemäß individuellem Kundenwunsch haben dagegen auch langfristig eine Perspektive in Deutschland. Auch nationale
Unterschiede im Möbelgeschmack und in den Vertriebsstrukturen sind Gründe für den Fortbestand von nationaler Produktion.
Bei stagnierender Bevölkerung eröffnen sich Wachstumschancen nur über Konsolidierungsstrategien oder Exportorientierung. Wie
Autos gelten deutsche Möbel international als Premiumprodukte. Aber auch mit preiswerteren Systemmöbeln haben Unternehmen in
den westeuropäischen Nachbarländern Exportchancen. Die deutsche Möbelindustrie erreichte deshalb 2013 eine Exportquote von ca.
30%. Sie steht heute nach Italien mit ihren Exporten in der Weltrangliste an zweiter Stelle.
Die durchschnittliche Profitabilität der Möbelindustrie liegt nur leicht unter dem Durchschnitt der gesamten verarbeitenden Industrie.
Gleiches gilt auch für die Insolvenzrate. Die Branchenlage schwankt allerdings stark mit der Konjunktur. Nach der Erholung aus der
letzten Konjunkturkrise, die bis Mitte 2012 dauerte, gab es bis Ende 2013 eine Schwächephase mit einem Rückgang der Produktion,
ohne dass von einer Krise gesprochen werden kann - eine im langfristigen Vergleich nicht untypische Entwicklung für die Möbelindustrie. 2014 erwarten wir einen Seitwärtstrend. Erst 2015 ist wieder mit einem leichten Wachstum zu rechnen, das mit Ertragsverbesserungen einhergehen sollte.
SWOT Möbelindustrie
Stärken / Strengths
• Hohe Kompetenz in hochwertigen Möbeln und Möbelsystemen
mit individuellen Bestelloptionen
• Image deutscher Möbel im Ausland als Premiumprodukte
• International wettbewerbsfähige Küchen- und Büromöbelunternehmen
Schwächen / Weaknesses
• Stagnierender bzw. zurückgehender inländischer Markt
• Eintrittsbarrieren wegen noch vorhandener nationaler Unterschiede im Möbelbedarf
• Fragmentierte Branche stößt auf konzentrierte Nachfrage aus
dem Handel
• Erfolgreiche Verlagerung von Teilen der Produktion ins Ausland
• Überkapazitäten
• Erfolgreich im B2B-Projektgeschäft
Chancen / Opportunities
• Fokussierung auf Premiummöbel oder Möbelsysteme mit Auftragsfertigung
• Wachstum mit Belieferung der aufsteigenden Einzelhandelsformate Discount, Möbelkaufhaus und Internet
• Marktausweitung und Exportsteigerung durch Trend zur Ver-
Risiken / Threats
• Änderungen von Gebrauchsgewohnheiten und Modetrends
• Fortgesetzte Vertikalisierung des Handels in die Produktion
• Finanzielle Schwächung durch Verdrängungswettbewerb
• Fehleinschätzung von Expansionsmöglichkeiten in andere
Segmente oder ins Ausland
einheitlichung des Möbelgeschmacks auf internationalem Niveau
Stärken und Schwächen beziehen sich auf die aktuelle Situation, während Chancen und Risiken sich auf erwartete Entwicklungen beziehen.
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| Branchenbericht | Möbelindustrie – BGS 480–484
Die Branche im Überblick
In der Möbelindustrie werden Polster-, Kasten- und Küchenmöbel für den Bedarf privater Haushalte, Möbelausstattungen von Verwaltungsgebäuden, Krankenhäusern, Theatern oder anderen
Zweckbauten für den öffentlichen Bereich sowie Büromöbel, Ladeneinrichtungen, Hotel- und
Möbelnachfrage sowohl als privater
Konsum als auch als Investitionen
von Unternehmen und öffentlichen
Stellen
Restaurantausstattungen oder Schiffseinrichtungen für den gewerblichen Bereich hergestellt.
Konjunkturelle Entwicklung
Eine zyklische Branche in schwierigem europäischen Konjunkturumfeld
Chance: Leichte Steigerung der Möbelnachfrage ab 2015
Risiko: Verzögerung der Erholung und wachsender Druck durch Überkapazitäten
Die Möbelindustrie ist eine zyklische Branche. In Krisenphasen kann die Produktion über 2 bis 3
Jahre um mehr als 20 Prozent zurückgehen.
Zyklische Branche
Möbelproduktion im Kon junkturverlauf stärker schwanken d als Bruttoinlandsprodukt
Deutschland, Veränderungen gegenüber Vorjahr in Prozent
15
10
Möbelproduktion 2014 wie
Gesamtwirtschaft mit leichtem
Zuwachs
5
0
-5
-10
-15
-20
1979 1981 1983 1985 1987 198 9 199 1 199 3 19 95 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015
reales Bruttoinla ndsprodukt
Nettopr oduktion Möbe l Deutschl and
Quelle: Lange Reihen Bundesbank
Im Rahmen des gesamtwirtschaftlichen Konjunkturzyklus ist die Möbelkonjunktur nachlaufend. Die Käufe der privaten Haushalte hängen stark von der Einkommenshöhe, den Einkommenserwartungen und der dahinter stehenden Lage auf den Arbeitsmärkten ab. Auch die für Büromöbel, das Projektgeschäft mit Hotels und andere gewerbliche Bereiche wirksamen Investi-
Eigene zyklische Impulse aus
Verschiebung von Einkäufen und
Nachholbedarf
tionsentscheidungen folgen den Kernprozessen in anderen Branchen. In schweren Zeiten können
die Käufe aus Vorsichtsgründen leicht in die Zukunft verschoben werden; später ergibt sich dann
gehäuft auftretender Nachholbedarf. Die Branche erzeugt damit auch selbst zyklische Impulse.
Nach der Konjunkturkrise von 2008−2009 befanden sich die Möbelmärkte zunächst in einer
Erholungsphase, die bei Wohn- und Küchenmöbeln bis 2012 und bei Büromöbeln bis Anfang
2013 dauerte. Diese wurde von einer starken Erholung der Konsumnachfrage in Deutschland getragen, die 2010 bis 2012 inflationsbereinigt um ca. 5% stieg. Nachhol- bzw. Ersatzbedarf und
die Stabilität auf dem Arbeitsmarkt wirkten ebenso positiv wie niedrige Zinsen, welche die Anschaffungen langlebiger Güter attraktiver machen und die Aufnahme von Konsumentenkrediten
erleichtern. Die Erholung der Umsätze der deutschen Wohn- und Polstermöbelhersteller in
Deutschland nach der Krise 2008-2009 fiel allerdings deutlich schwächer aus als beim Durchschnitt des deutschen produzierenden Gewerbes. Der Trend zur Substitution deutscher Produkte
durch Importe wirkte sich ebenso aus wie ab 2012 und 2013 das Ende des Zuwachses des deutschen Konsums von Einrichtungsgegenständen, Möbeln und Geräten für den Haushalt. Außer-
Im Branchenvergleich nur
schwache Erholung nach
Finanzkrise 2008/2009
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COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT
dem sank wegen der Auswirkungen der Schuldenkrise die Nachfrage aus wichtigen Exportregionen wie Frankreich, Benelux und den Ländern Südeuropas. Zwar konnten einige Hersteller
außerhalb der EU neue Absatzmärkte finden, jedoch reicht dieses Exportvolumen branchenweit
nicht aus, um die in der EU ausgefallenen Mengen zu ersetzen. Im Jahr 2012 kam deshalb die
Erholungsphase der Möbelindustrie zum Abschluss und die Möbelproduktion sank 2012 und
2013 sogar insgesamt um ca. 6,0%.
Produktion von Möbeln in Deutschl and : im Ind ustrievergleich unterd urchschnittliche Entwicklung
Volumenindex 2 010 = 100
120
115
Schwache Auslandsnachfrage
und Strukturbereinigung
2012−2013
110
105
100
95
90
85
2007
2 008
2009
20 10
2011
2012
Herste llung von Möbeln
2013
2015
Vera rbeitendes Gew erbe
Quellen: Destatis - Feri 2014
2012 und 2013 Belastung durch
• Stagnation im Möbelkonsum
Inland
• anhaltende Substitution durch
Importe
• Kreditkrisen in wichtigen EUAbsatzländern
Wenn deutsche Möbelunternehmen gehofft hatten, mit der Erholung der Konjunktur in Europa Überkapazitäten weitgehend abbauen zu können, haben sich ihre Erwartungen aber nur
teilweise bestätigt. Der Grund dafür ist auch, dass die Kapazitätsüberhänge teilweise noch Spätfolgen davon sind, dass sich die Gesamtnachfrage nach Möbeln in Deutschland seit dem Beginn
des Jahrtausends deutlich verringert hat. Bei den privaten Haushalten nahm damit der Anteil
der Ausgaben für Möbel und Hausrat an ihren gesamten Ausgaben von 2000 bis 2013 von 7,9%
auf 6,2% ab.
Konsum in Deutschlan d: Ausgaben fü r Möbel und Hausrat gehen zurück
Kettenindex 2005 = 100
120
115
Langfristig sinkender Anteil der
Ausgaben für Einrichtungsgegenstände an den gesamten Konsumausgaben privater Haushalte
110
105
100
95
90
85
80
2002
2003
2004
2005
2006
200 7
Konsumausgaben Möbel und Ha usra t
Quelle: Destatis
2008
2009
2010
2011
2012
201 3
2014
Konsum ausgaben Gesamt
2015
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| Branchenbericht | Möbelindustrie – BGS 480–484
Diese Situation bedeutet weiteren Restrukturierungsbedarf in Deutschland, der sich schon 2012
und 2013 durch einige Insolvenzen bei der Wohnmöbelproduktion oder angekündigten Kapazitätsabbau in der Büromöbelindustrie 2013 manifestierte. Geschäftsklima und -erwartungen in der Branche
Restrukturierungsbedarf durch
Überkapazitäten in der deutschen
Möbelindustrie
haben seit 2012 keinen stabilen Aufwärtstrend signalisiert, obwohl die Produktion in der Branche sich seit Herbst 2013 auf einem Seitwärtstrend bewegt.
In den Hauptexportmärkten der deutschen Möbelindustrie entwickelte sich die Nachfrage
im Jahr 2014 sehr uneinheitlich. In den südlichen Ländern der Europäischen Union mit Kreditkrisen in den Vorjahren kam es im Jahr 2014 zu einer Stabilisierung des Wirtschaftswachstums,
sodass auch ein Ende des Abwärtstrends bei den Konsumausgaben absehbar ist. Die Nachfrage nach Möbel aus Deutschland hatte von Januar bis September in Spanien, Portugal und Italien sogar Zuwächse zu verzeichnen (aktuellere Daten liegen noch nicht vor). Da in großen
Langsame Erholung der
Nachfrage:
Ländern wie Frankreich und Italien aber 2015 noch mit belastenden Auswirkungen von Arbeitsmarktreformen zu rechnen ist, erholt sich die Nachfrage nur langsam – die Importnachfrage aus Frankreich sank von Januar bis September 2014 sogar noch. In anderen Ländern wie
- Stabilisierung der
Konjunkturen in Westeuropa
der Schweiz, den USA, Großbritannien, Polen oder Tschechien wuchs die Nachfrage sogar beträchtlich. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass die Exporte Deutschlands 2014 insgesamt stärker zunehmen werden als die inländischen Umsätze – von Januar bis September wuchsen diese insgesamt um 1,9 Prozent.
Das Konsumklima in Deutschland ist positiv. Seit Sommer 2014 kam es zwar im Zusammenhang mit der Ukrainekrise zu einer deutlichen Verschlechterung der Stimmungsindikato-
- stabile Einkommen und
zunehmende Baufertigstellungen in Deutschland
ren und einem Rückgang der Möbelumsätze. Zum Jahresende verbesserte sich der Stimmungsindikator jedoch wieder und lag insgesamt noch über dem Niveau des Vorjahrs. Die
- ansteigende Investitionen
Haushaltseinkommen werden weiter stabil bleiben oder sogar leicht steigen, gestützt durch
niedrige Inflationsraten, verbesserte Arbeitsmarktverhältnisse und niedrigerer Öl- und Kraftstoffpreise. Das ist eine gute Basis für eher anhaltende Nachfrage nach langlebigen Konsumgütern. Auch der positive Trend in der Erteilung von Baugenehmigungen für Wohnhäuser und
Wohnungen aus dem Jahr 2014 wird sich positiv auf die inländische Konsumnachfrage nach
Möbeln auswirken. Im Verlauf der Konjunktur sollten sich schließlich auch die Investitionen
bei Unternehmen und öffentlichen Haushalten erhöhen. Allerdings sind stärkere Auswirkungen dieser positiven Impulse erst ab 2015 oder 2016 zu erwarten, da die Realisierung von
Bauprojekten längere Zeit brauchen und die Einrichtung der Gebäude am Ende des Prozesses
steht. Deshalb erwarten wir für die deutsche Möbelproduktion für 2014 ein preisbereinigtes
Umsatzwachstum von 0% bis 1% und für 2015 von 1% bis 2%. Die gesamten Umsätze der
deutschen Möbelunternehmen wuchsen bis September 2014 um 1,7 Prozent und sollten 2015
mit 2,5 Prozent insgesamt noch etwas stärker zunehmen – im Vergleich zur Produktion sind in
diesen Umsatzzahlen auch die Verkäufe aus der Produktion in ihren ausländischen Produktionsstätten enthalten. Diese werden besonders von ihren Kostenvorteilen und dem Ende des
Abschwungs in Frankreich, den Beneluxstaaten oder Österreich profitieren.
Produktionsprognosen (preisbereinigt):
- 2014: 0% bis 1%
- 2015: 1% bis 2%
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Profil der Branche
Mittelständische Unternehmensstruktur im internationalen Wettbewerb
Chance: Exportwachstum auf Basis von Exzellenz in Design und Qualität sowie Kosteneffizienz
Risiko: Verdrängungswettbewerb im Inland
Segmente
4 Segmente:
- Wohnmöbel
- Küchenmöbel
- Büro- und Ladenmöbel
- Matratzen
Umsatz 2012
in Mio. EUR
Wohnmöbel
8.482
Wesentliche
Kundengruppen
Produkte
Polstermöbel (Sessel, Sofas)
Private Haushalte
Kastenmöbel (Schränke, Regale, Truhen,
Betten)
Private und öffentliche
Haushalte
Tische und Stühle
Private und öffentliche
Haushalte
Küchenmöbel
4.205
Schränke, Spülen, Einbauküchen
Private Haushalte
Büro- und
Ladenmöbel
3.619
Stühle, Tische, Schränke und Regale,
Theken
Unternehmen und
Selbstständige aller Art,
Einzelhandel
Matratzen
Private und öffentliche
Haushalte, Hotels
800
Quellen: Destatis gem. BVDM Möbeltaschenbuch 2014
Umsatzanteil am verarbeitenden
Gewerbe mit 0,9% eher klein
Im Vergleich zu anderen Branchen des Produzierenden Gewerbes ist die Möbelherstellung mit
einem Anteil von 0,9% eher klein. Sie ist in mehrere große Segmente unterteilt und die meisten
Möbelhersteller sind auf die Produktion von Möbeln aus nur einem Segment spezialisiert.
Geringe Marktmacht der meisten
Möbelhersteller
Die Produzenten in Deutschland sind fast ausschließlich mittelständische Unternehmen oder
Handwerker; Großkonzerne spielen keine Rolle. Die Marktmacht der Möbelhersteller ist deshalb
meistens sehr gering. Zwischen ihnen und den eigentlichen Endverbrauchern steht der
Möbeleinzelhandel, der in den meisten Segmenten des Möbelgeschäfts weitaus stärker
Hohe Marktmacht des Möbeleinzelhandels mit hohem Einfluss
auf Hersteller
konzentriert
ist.
Seine
große
Marktmacht
und
der
Wettbewerb
der
verschiedenen
Einzelhandelsformate untereinander – vor allem über Preise – fördern starken Wettbewerb auch
bei den Produzenten. Bei den Rohstofflieferanten der Möbelindustrie ist die Marktmacht jedoch
nicht von so herausragender Bedeutung wie auf der Abnehmerseite. Zwar gibt es in Mitteleuropa
Hohe Marktkonzentration bei
Zuliefererindustrien, jedoch noch
ohne Nachteil für den
Wettbewerb
für Möbelbeschläge drei herausragende, weltweite operierende Unternehmen. Dennoch gibt es in
allen entwickelten Ländern auch noch kleinere nationale Produzenten, die für ausreichenden
Wettbewerb
sorgen.
Im
Bereich
Spanplatten
haben
einige
Möbelhersteller
eigene
Produktionskapazitäten aufgebaut und dadurch an Unabhängigkeit von diesem ansonsten sehr
konzentrierten Marktsegment gewonnen.
Internationale Verflechtung von
großer Relevanz
Der deutsche Möbelmarkt und die deutsche Möbelindustrie sind stark mit dem Ausland verflochten.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick:
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| Branchenbericht | Möbelindustrie – BGS 480–484
Anteile
Handelsumsatz und Produktion von Möbeln in
Deutschland 2012
Möbeleinkäufe privater Haushalte
in Mrd.
Euro
Handelsumsatz
23,7
91%
Möbelproduktion
Möbeleinkäufe gewerblicher Kunden
2,2
9%
Gesamter inländischer Möbelmarkt
25,9
100%
Belieferung Inlandsmarkt aus deutscher Produktion
15,9
61%
Importe
10,0
39%
Exporte aus deutscher Produktion
5,8
27%
Produktion in Deutschland
21,8
100%
Importanteil am inländischen
Möbelmarkt fast 40%
73%
Quellen: BVDM Möbeltaschenbuch 2014, Umsatzsteuerstatistik, eigene Berechnungen. Die Zahlen unterscheiden sich von den Statistiken
des BVDM dadurch, dass jener nur Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten aufführt. Kleinere Unternehmen bzw. das Handwerk oder
die Lieferung aus Unternehmen, die formell nicht der Möbelindustrie zugerechnet werden, bleiben außen vor. Sie sind in der vorliegenden
Tabelle mit einigen Schätzungen über Importe und Exporte analog zu den Anteilen bei den größeren Unternehmen aus der
Umsatzsteuerstatistik mit einbezogen.
Wie viele andere Konsumgüterbranchen ist die Möbelindustrie auch davon betroffen, dass vor
allem im Bereich der unteren Preisgruppen (Marktsegment der Discounter, Mitnahmemöbel und
zerlegte Möbel) Importe aus dem Ausland zunehmen. Dabei handelt es sich einerseits um
Direkteinkäufe des deutschen Einzelhandels bei ausländischen Unternehmen. Andererseits handelt es
Typisch für Konsumgüter: starker
Import aus Niedriglohnländern…
… als Einkauf des Handels im
Ausland
sich um Einfuhren deutscher Unternehmen aus eigenen Produktionsstätten in Niedriglohnländern.
Verdrängungswettbewerb kennzeichnet den deutschen Markt für Möbelhersteller deshalb seit Jahren.
Die größten Importvolumina stammen aus China und aus Niedriglohnländern mit eigener Tradition in
… oder Importe deutscher
Produzenten aus eigener
Auslandsproduktion
der Möbelproduktion wie Polen und Tschechien. Eine Ausnahme stellt Italien dar, das weltweit im
Möbeldesign und bei hochwertigen Möbeln führend ist und dessen Exporte nach Deutschland groß
sind.
Bei den Bereichen, die sich mit eigener Produktion in Deutschland halten können, handelt
es sich vor allem um höherwertige Wohnmöbel, deren Herstellung häufig sehr qualifizierte
Manufakturarbeit erfordert, um die Produktion des Handwerks oder um Systemmöbel, deren
Deutschland wettbewerbsfähig bei
hochwertiger und spezialisierter
Produktion
Produktion hoch automatisiert ablaufen kann, sodass Lohnkostennachteile nicht so stark ins
Gewicht fallen. Ausländische Wettbewerber finden außerdem in allen Bereichen eine beachtliche Markteintrittsbarriere, wenn Programmmöbel erst auf Bestellungen mit individuellen Kundenkonfigurationen produziert werden. Um Retourenquoten niedrig zu halten und Schnelligkeit der Auslieferung gewährleisten zu können, werden dazu höchste Anforderungen an die
Zusammenarbeit mit dem Handel zur Gewährleistung der Genauigkeit in der Auftragsaufnahme, an die Organisation der Fabrikproduktion sowie an die Logistik gestellt.
Wichtigste Imp ortländer der deutschen Möb elindustrie: Polen und China
Anteile in Prozent, 2013
Polen 24%
Sonstige 26 %
Osteuropa besonders wichtige
Lieferregion
Schweiz 3%
Türkei 3%
China 14%
Frankreich 3%
Tschechien 9%
Italien 8%
Quelle: Destatis 2014
Rumänien 3%
Österreich 3%
Ungarn 4%
10
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Anhaltende Überkapazitäten
haben eine zunehmende
Exportquote unterstützt
Vor dem Hintergrund längerfristig anhaltender Überkapazitäten haben dynamische Unternehmen im Ausland neue Absatzmöglichkeiten gefunden. Die Auslandsumsatzquote der deutschen Möbelindustrie hat von 23,6% (2005) auf 29,9% (2013) zugenommen. In der Vergangenheit fanden deutsche Produkte vor allem in entwickelten Ländern mit ähnlichen
Trend zur Internationalisierung
des Möbelgeschmacks Teil
deutscher Exporterfolge
Wohnformen einen Markt. Die Absatzmöglichkeiten erweitern sich darüber hinaus auch durch
einen generellen Trend zur Internationalisierung des Möbelgeschmacks, bei dem deutsche
Anbieter z.B. bei Küchenmöbeln eine führende Rolle spielen. Büromöbel hatten lange den
größten Exportanteil. Danach gab es große Exporterfolge bei Küchen. Schließlich haben in
Deutschland zusammen mit
Italien bei Design und
Technologie führend
den letzten Jahren auch Wohnmöbel mit der Auslandsumsatzquote der anderen Segmente
gleichgezogen. In diesen Strukturzahlen spiegelt sich zunehmender Erfolg bei der Positionierung deutscher Möbel wider. Inzwischen sind sie technologisch und im Design mit italienischen vergleichbar – Italien gilt als weltweit führend in Möbeldesign und -entwicklung.
Exporte mit breiter Diversifizierung d er Abn eh merländer
Anteile in Prozent, 2013
Frankreich 14%
Sonstige 32%
Deutsche Nachbarländer bei
Exporten an erster Stelle
Schweiz 12%
Österreich 10%
Tschechien 3%
Polen 3%
Niederlande 7%
Gro ßbritannien 6%
China 4%
USA 4%
Belgien 5%
Quelle: Destatis 2014
Nachfrage
Determinanten: Einkommensentwicklung, persönliche Lebensphase, Ersatzbedarf, Mode,
Unternehmensinvestitionen und Wettbewerb im Einzelhandel
Chance: Zunehmende Nachfrage wegen konjunktureller Erholung und Ersatzbedarf in Europa
sowie hohem Image deutscher Möbel in Emerging Markets
Risiko: Marktmacht des Einzelhandels sowie Verwässerung von Marketingstrategien durch verfehlte Wettbewerbsstrategien und Einfluss des Internets auf Kundenverhalten
Nachfragestruktur:
- 91% private und öffentliche
Haushalte
- 9% gewerbliche Kunden
Im gesamten deutschen Möbelmarkt wurde 2012 ohne Umsatzsteuer ein Umsatzvolumen von
ca. 25,9 Mrd. Euro realisiert (aktuellere Zahlen für alle Segmente liegen noch nicht vor). Dabei
handelte es sich zu ca. 91% um den Bedarf der privaten Haushalte oder staatlicher Institutionen.
Der Rest ist Investitionsnachfrage von Unternehmen oder anderen Gewerbetreibenden.
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| Branchenbericht | Möbelindustrie – BGS 480–484
Privater Konsum bestimmt von Einkommensverhältnissen, Lebensphasen, Ersatzbedarf und
Modetrends
Die Stagnation der deutschen Bevölkerungszahl bietet der deutschen Möbelindustrie kein Wachstumspotenzial. Der zunehmende Anteil an älteren Konsumenten, die keine neue Möbelausstattungen
Im Inland kein mengenmäßiges
Wachstumspotenzial
mehr benötigen, bedeutet sogar eine Abnahme der Möbelnachfrage. Aktuell wird diese Marktschwäche aber noch durch die Zunahme der Anzahl von Kleinhaushalten kompensiert, die sich aus einem
Trend zur Individualisierung der Lebensformen ergibt. Die Zahl der Einpersonenhaushalte nahm z.B.
von 2005 bis 2011 insgesamt um 11,2% zu, wohingegen Haushalte mit vier und mehr Personen um
Trend zu Kleinhaushalten
kompensiert vorerst Nachfragerückgang durch Alterung der
Bevölkerung
mehr als 10% abnahmen. Die Gesamtnachfrage nach Möbeln stieg in diesem Zeitraum um 3,2%.
Bezüglich der Lebensgewohnheiten sind aktuelle Trends in Deutschland, dass
• statt des klassischen Wohnzimmers die Wohnküche als geselliger Treffpunkt beliebter gewor-
Aktuelle Verbraucherpräferenzen:
den ist,
• eine eher individuelle Zusammenstellung von Möbelstücken den bisher dominierenden Standard einheitlicher Garnituren für Wohnzimmer und Schlafzimmer teilweise ablöst,
• erhöhte Nachfrage nach hochwertigen Gartenmöbeln besteht und
-
Wohnküche
Individualmöbel
Gartenmöbel
Holzmaterial
• die Präferenz für Naturholzmöbel zu Lasten von Kunststoffoberflächen steigt.
Bei den Modetrends und ihren Änderungen spielen die eigenen Design- und Marketingaktivitäten
des Handels und der Möbelindustrie eine wesentliche Rolle. Fehlender Erfolg neuer Ideen oder ver-
Modetrends spielen wichtige
Rolle
passter Anschluss an den Erfolg neuer Trends, die Wettbewerber initiiert haben, sind Risikofaktoren in
der Möbelindustrie, wenn auch nicht mit so starker Dynamik wie im Bekleidungsgeschäft.
Immer wiederkehrende Faktoren für die Möbelnachfrage sind der Einrichtungsbedarf bei Erreichen
neuer Lebensphasen (Kinder, Jugendliche, Auszubildende, Studenten oder junge Arbeitnehmer als
Singles, Familiengründungen, Bezug von neuen Mietwohnungen oder Eigenheimen durch die Familie),
Lebensphasen und Ersatzbedarf
wichtige langfristige Nachfragefaktoren
durch Umzüge, neue Lebensgewohnheiten oder zum Ersatz verschlissener Möbel. Aus diesen Nachfragefaktoren lässt sich die durchschnittliche Lebensdauer für die diversen Möbelgruppen berechnen.
Sie beträgt gemäß einem Bericht des Bundesverbands des deutschen Möbel-, Küchen- und Einrichtungsfachhandels (BVDM) in Deutschland für
Kindermöbel 6−8 Jahre
Wohnzimmermöbel, Polstermöbel und Matratzen 8−12 Jahre,
Lebensdauer einzelner Möbelarten
beeinflussen Ersatzbedarf
Betten 12−15 Jahre
Küchenmöbel 15−20 Jahre.
Als Bestimmungsfaktor der Nachfrage sind auch die unterschiedlichen Einkommensniveaus verschiedener Bevölkerungsschichten von großer Bedeutung. Das äußert sich zunächst z.B. darin, dass
neue Trends und Vorbilder für Einrichtungen und Möbel durch die Anbieter im Premiumsegment kreiert werden, diese aber für die mittleren und unteren Einkommensgruppen wie bei Automobilen zu
teuer sind. Da beim Möbelkauf in Deutschland jedoch Langfristigkeit der Anschaffung und damit die
Qualität der Produkte sowie auch Image- und Modeeffekte eine große Rolle spielen, ist bei Möbelkäufen nicht nur der Preis das dominierende Einkaufsargument. Kunden weichen deshalb auf Nachahmerprodukte im mittleren Preissegment aus, welches deswegen eine feste Basis im deutschen Markt
hat.
Die in Deutschland seit Anfang der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts bis 2010 stagnierenden oder sogar zurückgehenden Realeinkommen in den unteren oder sogar mittleren Schichten haben
im Möbelgeschäft aber auch die Nachfrage nach möglichst preiswerten Möbeln begünstigt. Das war
ein günstiges Klima für das Wachstum des Einzelhandelsformats Discount und des Vertriebs von Mitnahmemöbeln und von Zerlegtmöbeln. Der Einkauf für dieses Marktsegment erfolgte zunehmend in
Billiglohnländern, was deutschen Produzenten den Anlaß gab, Teile ihrer eigenen Produktion dorthin
zu verlagern um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Einkommenshöhe wichtiger
Einflussfaktor für Kaufentscheidungen und Marktsegmentierung
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COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT
Jenseits der etablierten europäischen Kernmärkte steigt die Nachfrage nach deutschen Möbeln
stark an, bewegt sich allerdings aktuell noch auf niedrigem Niveau. Sie wird einerseits durch die
Deutsche Möbel mit PremiumBonus in Emerging Markets
Übernahme europäischer Moden in Emerging Markets getragen. Andererseits haben deutsche Möbel
ähnlich wie Autos einen guten Ruf als Qualitätsprodukte mit hohem Nutz- und Prestigewert auch in
benachbarten Ländern der Europäischen Union, woher bis heute das größte Volumen der Auslandsnachfrage kommt.
Einzelhandel – starker Wettbewerb der Formate und Veränderung der Vertriebsstrukturen
durch das Internet
Der größte Teil aller Möbelkäufe erfolgt über den Möbeleinzelhandel. Dessen wesentliche Unternehmensgruppen sind in der folgenden Tabelle dargestellt.
Vertriebsschienen 2013
IKEA
IKEA und Möbelkaufhäuser
führende Einzelhandelsformate
Umsatz in
Mrd. Euro
Marktanteil in
Prozent
3,99
12,7
28 größte Filialbetriebe
12,94
41,2
Kleinere Möbelhändler
7,22
23,0
BBO und PBS (= Fachhändler für Büromaschinen, Büromittel und
Organisation und Papier, Büro, Schreibwaren)
1,73
5,5
Versandhandel
1,88
6,0
Bau-Heimwerker und Gartenmärkte
1,07
3,4
Direktabsatz Handwerk
1,04
3,3
Andere (Großhandel, Warenhäuser, Spezialhandel)
1,53
4,9
31,40
100,0
Quellen: BVDM 2014, Möbelkultur Umsätze 2014, eigene Berechnungen
Hohe Marktmacht der
Einkaufsverbände
Die 28 größten Filialunternehmen betreiben die Einzelhandelsformate Großkaufhaus mit Vollsortiment, Discount oder Fachhandel, z. B. über spezialisierte Küchenhäuser. Die kleineren Möbelhändler
sind typischerweise auf eine Möbelart oder einen Einrichtungsstil spezialisierte Fachhändler. Kleine
wie große Möbeleinzelhändler gehören überwiegend Einkaufsverbänden an, welche vor allem den
kleinen Händlern auch Vertriebsunterstützung geben. Die Einkaufsverbände gibt es teils auf europäischem Niveau, teils sind sie nur auf den deutschen Markt begrenzt. Vier dieser Verbände vertreten
Umsätze von jeweils mehr als 3,3 Mrd. Euro − das sind insgesamt mehr als 40% der gesamten Möbelumsätze in Deutschland. Völlig unabhängig von Einkaufsverbänden kaufen neben IKEA nur 15,3% aller Händler mit einen Gesamtumsatz von ca. 4,8 Mrd. Euro ein. Der Möbeleinzelhandel hat damit insgesamt deutlich größere Marktmacht als die Produzenten.
Die Strategien der verschiedenen Verkaufsformate (Vollsortimenter, Discounter, Spezialhandel,
Kleinhandel) oder Einkaufsverbände und ihr Wettbewerb untereinander sind für die Möbelproduzen-
Kleine Möbelhändler bedrängt
durch IKEA und große
Möbelkaufhäuser
ten als eigenständiger Nachfragefaktor von großer Bedeutung. So werden die kleinen Möbel(fach-)händler durch den Wettbewerb von IKEA und durch Großkaufhäuser stark bedrängt. Die Expansion
von IKEA, der nicht nur der größte Einzelhändler ist, sondern weitgehend vertikal in die Produktion di-
Expansion großer Möbelkaufhäuser
mit starkem Einfluss auf Produzenten
versifiziert ist, bedeutet für alle etablierten Möbelhersteller Umsatzverluste – außer sie werden Zulieferer für den Umsatzanteil, den auch IKEA bei Fremden einkauft. Die Marktanteilsgewinne der anderen
großen Möbeleinzelhandelsketten haben die Einfuhren von preiswerten Einzelmöbeln aus dem Ausland vorangetrieben. Große Einzelhandelsunternehmen und die Einkaufsverbände haben gleichzeitig
inländischen Produzenten die Fokussierung auf preiswerte und variable Möbelsysteme für Discounter
oder eigene, auf jede Einzelhandelsgruppe individualisierbare Möbelprogramme ermöglicht.
Für Markenhersteller ist diese Verkaufsstrategie nicht unproblematisch, denn um Kunden anzu-
Preisintransparenz durch
Aktionsgeschäft der Möbelkaufhäuser
locken haben die Möbelkaufhäuser Rabattaktionen zu einem Dauerzustand gemacht. Die dadurch
entstehende Intransparenz der Preise für die Möbelkäufer können sie zusätzlich zu ihren Gunsten
nutzen. Dieses Aktionsgeschäft macht konsistente Preispolitik schwieriger, die für Markenherstel-
13
| Branchenbericht | Möbelindustrie – BGS 480–484
ler ein wesentliches Element ihrer Marketingstrategien sein sollte – es sei denn, hoch individualisierbare Systemmöbel wie bei Küchen bieten ohnehin von der Sache her wenig Preistransparenz.
Das Internet stellt aber diese Unübersichtlichkeit und die Wirksamkeit von dauerndem Aktionsgeschäft infrage, indem es den Kunden eine viel bessere Produktübersicht und Preistransparenz
ermöglicht. Das beeinflusst nicht nur den Handel, sondern auch die Produzenten. Teilweise sind
reine Internet-Versandhändler im Markt, die Markenmöbel preiswerter als andere am stationären
Folgen erhöhter Transparenz durch
das Internet:
Handel vorbei anbieten oder aber die Namen von Herstellern ins Spiel bringen, die bisher als Private Label Hersteller gar nicht beim Kunden präsent waren. Daran können auch die Einkaufsverbände oder Hersteller nichts ändern, da die Internethändler teils selbst Ableger von stationären,
ansonsten meist nur lokal arbeitenden Geschäften sind, über die sie ihre Ware beziehen. Die
Preisspielräume sinken für alle Beteiligten, der Margendruck steigt, und insbesondere die Preispo-
- Margendruck
- erhöhte Präferenz von Händlern
für Eigenmarken
- Perspektiven für die Etablierung
neuer Marken
litik der Markenhersteller wird weiter untergraben. Alle stationären Händler versuchen den Wirkungen des Internets entgegenzutreten, indem sie das Angebot von Eigenmarken mit individuellen
Möbelprogrammen und Qualitäten fördern, die den Preisvergleich über das Internet erschweren.
Erneut sind die Marktanteile von Markenherstellern negativ betroffen, solange es ihnen nicht gelingt, im gesamten Handel konsequentere Markenpflege und Preispolitik durchzusetzen. Für die
Hersteller von Handelsmarken entstehen dagegen über Präsenz im Internet bessere Perspektiven als
Eingeführte Marken müssen
Herausforderungen durch
stringente Markenführung
begegnen
früher, sich nach und nach als Hersteller mit eigenem Namen im Markt bekannt zu machen und damit
die Grundlage für eigene Markenpräsenz zu legen.
Gewerbliche Kunden – Projektgeschäft und Investitionszyklen
Bei der Ausrüstung von Hotels, Kreuzfahrtschiffen oder Restaurants (inklusive Cafés und Schnellrestauration) handelt es sich zwar um Wohnmöbel, aber für dieses Marktsegment sind als Auftraggeber die Projektentwickler, Innenarchitekten von Baufirmen und Werften ausschlaggebend. In Geschmack und Mode am Konsum orientiert, ist ihre Nachfrage gleichzeitig auch durch eigene
Projektentwickler für die
Inneneinrichtung von Hotels,
Restaurants und Schiffen mit
ganz eigenen Anforderungen
Spezifikationen und die Investitionszyklen in ihren Sektoren determiniert. Hinter der Nachfrage nach
Ladeneinrichtungen steht der gesamte Einzelhandel.
Die Käufe von Büromöbeln sind Teil von Unternehmensinvestitionen aller möglichen Branchen. Sie
werden außer durch Bauinvestitionen durch Ersatzbedarf bestimmt, bei dem aktuell technologischer
Fortschritt wie IT-Ausstattung der Arbeitsplätze oder erhöhte ergonomische Anforderungen an die Arbeitsplätze eine wichtige Rolle spielen. Hierbei gibt es auch signifikante Unterschiede in nationalen
Unternehmensinvestitionen durch
Ersatzbedarf und technologischen
Fortschritt im IT-Bereich
beeinflusst
Präferenzen: Während in Deutschland hohe Ansprüche an Aussehen und Ergonomie gestellt werden,
sind z.B. in den USA billigere Büromöbel mit kürzerer Lebensdauer gefragt; dort müssen die Stühle
auch breiter sein, um den höheren Anteil an übergewichtigen Menschen im Land zu berücksichtigen.
Andere Unterschiede ergeben sich aus nationalen Unterschieden in der Vertriebsorganisation. In
Büromöbel mit unterschiedlichen
Anforderungen an Produkteigenschaften je nach Land
Deutschland ist sie stark durch direkte Lieferung für Projektgeschäft gekennzeichnet, in dem selbstständige Inneneinrichter, lokale Handwerker oder die Einrichtungsabteilungen von großen Konzernen
eine wichtige Rolle spielen. Es gibt aber auch ein Großkundensegment, in dem große Konzerne ihren
Unterschiede in nationalen
Vertriebssystemen des Handels
Büromöbelbedarf zentral selbst steuern und auch direkt beim Hersteller große Projektaufträge vergeben. In Großbritannien, Frankreich oder Österreich ist dagegen in allen Käufersegmenten der Direktvertrieb durch den Einkauf beim Hersteller üblich.
Für die Möbelproduzenten kommt es im Vertrieb für gewerbliche Kunden auf Problemlösungs- und
Innovationspotenzial an, das sie in enger Zusammenarbeit mit den Kunden in deren Projekten einbringen sollten. Für große Projekte und für Industriekunden ist außerdem die Lieferung aller Möbelkomponenten aus einer Hand von Vorteil.
Erfolgsfaktoren für Hersteller:
- enge Projekteinbindung
- Problemlösungspotenzial
- umfassendes Angebot oder
Spezialisierung
14
COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT
Angebot
Hochwertige und sehr effiziente Produktion und Logistik behaupten sich gegen Importkonkurrenz
Chance: Fokussierung von Angebotsprogrammen und Produktionsverfahren auf Bedarf der diversen
Einzelhandelsformate
Risiko: Zu komplexe Produktpalette, fehlende Spezialisierungsstrategie
Die Branche der Möbelhersteller ist überdurchschnittlich stark fragmentiert. Nur wenige deutsche
Möbelunternehmen erwirtschaften Umsätze von mehr als 500 Mio. Euro im Jahr. Die meisten Hersteller sind nur auf bestimmte Möbelarten (Küche, Schlafzimmer etc.) und auf verschiedene Qualitäts- und
Preiskategorien fokussiert.
Unternehmensstrukturen nach Umsatzgrößenklassen
Unternehmensanzahl
(Anteile 2012 in Prozent)
Überdurchschnittlich fragmentierte
Anbieterstruktur
Insgesamt
Branche
Verarbeitendes
Gewerbe
100,0
100,0
Umsatz
(Anteile 2012 in Prozent)
Insgesamt
Branche
Verarbeitendes
Gewerbe
100,0
100,0
50 Mio. Euro und mehr
0,6
1,8
50 Mio. Euro und mehr
45,8
77,9
2 Mio. bis unter 50 Mio. Euro
8,1
16,7
2 Mio. bis unter 50 Mio. Euro
39,3
18,4
91,3
81,5
bis unter 2 Mio. Euro
14,9
3,7
bis unter 2 Mio. Euro
Quelle: Destatis 2014
Starke Spezialisierung nach Möbeltyp und Marktsegmenten
Auf Segmente spezialisierte
Hersteller überwiegen
Die Nachfrage nach Luxusmöbeln oder nach individuellen Einzelstücken wird zum großen Teil
durch Kleinunternehmen und Handwerksbetriebe bedient – in Deutschland das Marktsegment aus Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten, das circa 25% der gesamten Möbelproduktion trägt.
Hersteller von Polstermöbeln oder von hochwertigen Möbeln aus Naturholz sind Manufakturen mit einem hohen Anteil an handwerklichen Tätigkeiten in der Produktion. Küchen oder Möbelprogramme
für Wohn- und Schlafzimmer können im Unterschied dazu in hoch automatisierten Produktionsprozes-
Hoher Anteil an Handwerkern im
Luxusgeschäft und bei
hochwertigen Einzelmöbeln
sen hergestellt werden, in denen Lohnkosten eine geringere Rolle spielen und stattdessen Vorteile aus
der Verarbeitung großer Volumina besonders bedeutsam sind. Das ist sowohl für Premiumprodukte als
auch für weniger anspruchsvolle Produktsegmente möglich.
Die Anforderungen an die Fertigung von Möbelprogrammen für individuelle Kundenbestellungen
Chance für kleinere industrielle
Produzenten:
Komplexitätsreduktion durch
Spezialisierung
bergen ein hohes Risiko von zu hoher Komplexität durch Diversifizierung der Produktionsprogramme
in sich. Für kleinere Unternehmen sind sie manchmal nicht für das gesamte Produktionsprogramm zu
erfüllen, sodass sie sich auf die Produktion einzelner Möbelsorten spezialisieren müssen. Das ist z.B.
bei Bürostühlen der Fall. Eine klare Deckungsbeitragsrechnung und immer neue Prüfung der Angebotsprogramme sind zu deren Bewältigung von ebenso großer Bedeutung wie effiziente IT- und Produktionssysteme.
Eigenmarken und Handelsmarken
Herstellermarken mit kleinem
Marktanteil, jedoch führender
Funktion bei Design und Mode
Der Marktanteil von bekannten Herstellermarken ist im Möbelgeschäft deutlich kleiner als der von
Handelsmarken. Produktion für beide Marktsegmente in einem Unternehmen kommt selten vor. Bei
den Herstellermarken handelt es sich vor allem um Premiumhersteller, die Trendsetterfunktion bei
neuen Moden und Designs haben. Neben den eigenen Werbeaktivitäten über Medien sind sie im Ver-
Markenhersteller im
Premiummarkt leisten aufwändige
Verkaufsunterstützung im Handel
trieb stark auf die Präsentation ihrer Programme im Fachhandel angewiesen. Sie müssen bei diesen
eher kleinen Möbelhändlern insbesondere über Händlerbetreuung mit den Themen Verkaufsförderung,
Raum- und Studiogestaltung, Displays und Reklamemöglichkeiten, hauseigenen Kundendienst, Logistik sowie durch Ausbildungsakademien für Möbelverkäufer die Aktivitäten des Handels unterstützen.
Die Einführung neuer Modelle dauert dabei bis zu zwei Jahre.
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| Branchenbericht | Möbelindustrie – BGS 480–484
Die Handelsmarkenhersteller folgen den Eigenmarkenherstellern über Kopien ihrer Produktideen
und Designs in weniger solider Verarbeitung, einfacherer Ausstattung und billigeren Materialien wie
zum Beispiel Kunststoffoberflächen statt Naturholzfurnieren, preiswertem Pressspan und Kunststoff
Handelsmarken mit langer
Tradition – angewiesen auf enges
Key-Accounting
statt Metall oder Holzmaterialien sowie Kunstfaserbezügen statt Naturfasern und Leder. Ohne eigene
Werbeaktivitäten sind die Hersteller von Handelsmarken besonders darauf angewiesen, dass ihre Kollektionen in den Ausstellungsräumen des Handels präsentiert werden. Da für sie die Verkaufsstrategien der großen Einzelhandelsunternehmen und Einkaufsverbünde ausschlaggebend sind, ist effizientes Key-Accounting für sie von existenzieller Bedeutung. Handelsmarkenhersteller fertigen häufig die
größten Stückzahlen. Gerade für sie ist es eine besondere Herausforderung, die Komplexität in der
Produktion von Möbeln mit individuellen Spezifikationen sowohl von verschiedenen Einzelhändlern als
auch von Endverbrauchern zu berücksichtigen und dabei Produktions- und Retourenkosten möglichst
klein zu halten.
Auslandsproduktion
Die Verlagerung der Möbelproduktion in Billiglohnländer geht in der Möbelindustrie weitaus weniger schnell vonstatten und ist nicht so weitreichend wie in anderen Konsumgüterbranchen. Dazu ist
vor allem die Herstellung von Einzelmöbeln oder Zerlegt- und Mitnahmemöbeln ohne kundenspezifi-
Bei Mitnahme- und einfachen
Zerlegtmöbeln überwiegend
Produktion im Ausland
sche Auftragselemente geeignet, die von Produzenten auf Lager geliefert werden können. Hierbei geht
es um eine einfache Automatisierung der Produktion und Lohnkostenvorteile für anspruchslose Montagetechniken. Lassen sich Produktionsprozesse dagegen weitgehend automatisieren oder stellen sie
anspruchsvolle Manufakturarbeit mit großem handwerklichen Know-how dar, ist die Produktion in
Deutschland von wesentlichem Vorteil. Häufig soll hierbei im Rahmen von Auftragsfertigung zur Berücksichtigung individueller Kundenwünsche eine große Variantenvielfalt in Programmsystemen von
Wohn- und Küchenmöbeln angeboten werden. Liefergeschwindigkeit und Transportkosten sind wesentliche Erfolgsfaktoren. Produktion auf Lager ist dann nicht möglich; stattdessen müssen ausgefeilte
Eintrittsbarrieren im deutschen
Markt:
- hoher Anteil von Automatisierung
- Möbelprogramme mit
individualisierter Auftragsfertigung und hoher Komplexität
in der industriellen Fertigung
Order- und Logistiksysteme vorhanden sein. Diese Faktoren stellen je nach Möbelsegment mehr oder
weniger wirksame Eintrittsbarrieren gegen ausländische Wettbewerber aus weniger entwickelten Ländern oder Regionen mit schlechter Infrastruktur für den Transport dar.
Polen, Tschechien und Rumänien sind allerdings Niedriglohnländer mit ausreichender Nähe zum
deutschen Markt und Arbeitskräftepotenzial zur Erfüllung dieser Anforderungen. Dort liegen die erwähnten Produktionsstätten deutscher Produzenten, die damit ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit vergrößern. Bezüglich Polen, Rumänien und Tschechien sind die Potenziale dazu jedoch teilweise ausge-
Wettbewerbsstärke polnischer,
tschechischer und rumänischer
Produzenten
schöpft, sodass sich der Trend zur Verlagerung der vergangenen Jahre verlangsamen wird.
Kein ausgeprägter Konsolidierungstrend
Abhängig vom einzelnen Marktsegment können Konsolidierungsstrategien von großem Vorteil sein.
Das bietet sich in der Branche der Möbelhersteller insbesondere wegen der großen Spreizung zwischen erfolgreichen und erfolglosen Unternehmen an. Da die Übernahmekandidaten aber häufig geschwächt sind und Akquisitionen das Risiko von Überkapazitäten oder hohen Restrukturierungskosten
Konsolidierung in Teilsegmenten
sinnvoll, jedoch wegen Übernahmerisiken schwacher Wettbewerber häufig nicht realisiert
mit sich bringen, halten sich potenzielle Käufer eher zurück – häufig fehlen ihnen dazu eigene Größe
und Finanzkraft.
Alteingesessene Unternehmen eines Segments versuchen eher, Ausgleich für verlorene Umsätze in
ihren angestammten Märkten oder die Realisierung von Wachstumsstrategien durch Diversifizierung
in bisher fremde Segmente zu erreichen. Außerdem versuchen handwerkliche Betriebe gelegentlich
mit Erfolg den Markteintritt in das breitere Mengengeschäft und werden zu mittelständischen Unternehmen. Derartige Manöver sind nicht immer nachhaltig, verschärfen jedoch den Wettbewerb. Dieser
wird außerdem auch dadurch getrieben, dass einige Händler vertikal in die Produktion diversifizieren.
So ist IKEA nicht nur der größte Möbelhändler in Deutschland, sondern auch einer der größten Produzenten von Möbeln in ganz Europa.
Markteintritte durch Diversifizierungsstrategien etablierter
Spieler oder aus dem Handwerk
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COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT
Neben diesen Gründen sprechen auch der Markteintritt neuer Wettbewerber aus dem In- und AusSpezialisierung als Alternative zu
Akquisitionsstrategien
land und die Möglichkeit weiterer Spezialisierung als Alternative zu Marktmacht durch Größe dafür,
dass in dieser Branche bisher nicht von einem starken Konsolidierungstrend gesprochen werden kann.
Kosten
Chance: Effizienzsteigerung durch Industrie 4.0
Risiko: Kostenvorteile von Produzenten in Niedriglohnländern
Kostenstruktur Möbelindustrie
Hoher Anteil an Manufakturarbeit
bei Polstermöbeln und im
Handwerk führt zu überdurchschnittlichem Personalaufwand im
Branchendurchschnitt
Anteile 2013 am Umsatz
Möbelindustrie
Verarbeitendes Gewerbe gesamt
Personalaufwandsquote
25,0%
17,7%
Materialaufwandsquote
53,0%
60,5%
Dienstleistungsaufwandsquote
14,2%
11,5%
Quelle: Creditreform 2014
Der hohe Anteil handwerklicher Tätigkeiten für hochwertige Möbel aller Art führt dazu, dass die
Hoher Automatisierungsgrad und
Potenzial für Industrie 4.0 in der
industriellen Fertigung
Personalaufwandsquote der Möbelindustrie deutlich über dem Durchschnitt des deutschen Verarbeitenden Gewerbes liegt. Diese Personalstrukturen herrschen vor allem in den weit verbreiteten kleinen
Möbelschreinereien, den manufakturmäßig betriebenen Polstereien, bei Möbeln des oberen Preissegments und im Ladenbau vor. Dagegen werden Küchen oder Wohnmöbelsysteme des unteren und mittleren Preissegments in hoch automatisierten Fließprozessen hergestellt. Im mittleren und höheren
Preissegment von Küchen oder Wohnmöbelprogrammen ist das Angebot von nach Kundenwunsch individualisierbaren Baukastenlösungen von besonderer Bedeutung. Durch Einsatz der IT-Technik zur
weiteren Automatisierung der Produktion (Industrie 4.0) wird es möglich, diese Genauigkeit der Bestellungen zu erhöhen und Rücklaufquoten zu vermindern, Spanplatten effizienter zu nutzen und die
Maschinenauslastung trotz erhöhter Modellvielfalt effizienter zu gestalten. Das Ideal heißt „Losgröße
1“, wonach auch nur einmalige Bestelloptionen in Menge über die Bandstraße einer Fabrik hergestellt
werden können.
Die Preise von Rohstoffen – die wichtigsten sind Holz, Stahl, Leder und Textilien – schwanken stark,
weshalb effizientes Einkaufs- und Lagermanagement für die Branche von besonderer Bedeutung sind.
Im Jahr 2013 entwickelten sich die Preise für viele Rohstoffe moderat; lediglich Holz verteuerte sich
überdurchschnittlich und wie viele Branchen war die Möbelindustrie von stark steigenden Strompreisen belastet. Für 2014 ist mit einer Seitwärtsentwicklung zu rechnen.
Hohe Volatilität wesentlicher Produktionsfaktoren der deu tschen Möbelindus trie
Änderungen ggü. Vorjahr in Prozent
25
20
15
Kosten von Holzwerkstoffen und
Energie schwanken besonders
stark
10
5
0
-5
-10
-15
2 001
2002
Schnittholz
Quelle: Destatis 2013
2003
2004
2005
Hol zw erk stoffe
2006
2007
Kunststoffe
2008
2009
201 0
Schlösser , Beschlä ge
2011
2012
2013
Elektrischer Strom
2014
20 15
Erdgas
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| Branchenbericht | Möbelindustrie – BGS 480–484
Spanplatten sind als Rohstoff von besonderer Bedeutung – ein Produkt, das durch starke Mengenund Preisschwankungen und die Baukonjunktur beeinflusst wird. Im Möbelbau werden teilweise aber
strategisch besonders bedeutsam:
Spanplatten
auch spezielle, höherwertige Qualitäten gebraucht. Hierbei kann es zu Abhängigkeiten von Lieferanten
mit entsprechenden Preisrisiken für die Möbelindustrie kommen. Um diese zu umgehen, haben deshalb einige größere Möbelhersteller eine eigene Spanplattenproduktion aufgebaut, mit der sie teilwei-
Thema für vertikale Integration bei
großen Unternehmen
se auch als Lieferanten für andere Unternehmen im Markt sind.
Es werden überall hohe Anforderungen an die Materialen gestellt, um Gesundheitsrisiken für die
Verbraucher zu vermeiden und Umweltschutz zu gewährleisten (siehe dazu politische und gesetzliche
Tariflohnniveau hoch wegen
Bedarf an Fachkräften
Rahmenbedingungen).
Die Arbeitskräfte der Möbelbranche müssen wegen des hohen Anteils an handwerklicher Fertigung
gut qualifiziert sein; das Tariflohnniveau und die Lohnnebenkosten sind hoch. Produktionsschwankungen werden in begrenztem Umfang durch Leiharbeit ausgeglichen. Deshalb bleibt die Einführung von
Mindestlöhnen ab 2015 in dieser Branche ohne negative Auswirkung.
Die komplexen Wertschöpfungsketten von Manufakturen und Auftragsfertigung bergen das Risiko
hoher Fehlerquoten und Retouren. Die durchschnittlichen Retourenquoten liegen bei 4 bis 5 Prozent,
Minimierung von Retourenquoten
bei Auftragsproduktion wichtig
die besten Unternehmen erreichen 1 Prozent.
Für Kasten- und Polstermöbel mit großen Hohlräumen pro Produkt spielen die Transportkosten eine wichtige Rolle – sie betragen bis zu 12 Prozent der Kosten pro Möbelstück und stellen für Produzenten in Asien eine relevante Eintrittsbarriere für die Lieferung nach Europa dar.
Transportkosten können
Eintrittsbarriere für Importproduktion sein
Ertragslage
Trotz Zyklizität und Strukturwandel befriedigende Ertragslage bei großen brancheninternen Unterschieden
Chance: Hohe Profitabilität bei richtiger Positionierung im Inland und mit Wachstumsstrategien für
Emerging Markets
Risiko: Anhaltende Verluste durch unbereinigte Kapazitätsüberhänge und Wettbewerb aus Niedriglohnländern
Die Gesamtkapitalrentabilität der Möbelbranche entsprach in den letzten Jahren dem Durchschnitt der
gesamten deutschen Industrie.
Rentabilität der Möbelindustrie
Mittelwerte 2010–2012
Möbelindustrie
Verarbeitendes Gewerbe gesamt
Gesamtkapitalrentabilität
7,3%
7,4%
EBIT-Marge
4,1%
4,5%
Eigenkapitalquote
23,6%
30,0%
Branche mit durchschnittlicher
Profitabilität, …
Quelle: Creditreform 2014
Dahinter steht aber im Einzelnen eine sehr weite Spreizung der wirtschaftlichen Lage zwischen
einzelnen Unternehmen oder Segmenten. Die Ertragslage schwankt über die Jahre entsprechend ihrem zyklischen Charakter mit dem Durchschreiten der einzelnen Konjunkturphasen. Außerdem sinkt
sie regelmäßig in Phasen steigender Rohstoffpreise, da die Weitergabe der erhöhten Kosten durch die
starke Konkurrenz in vielen Segmenten der Möbelproduktion im Verhältnis zur Marktmacht des Möbelhandels nur mit Verzögerung stattfindet. Phasen von Rohstoffpreissenkungen wirken kurzfristig ergebnisverbessernd, jedoch wird die Dauer dieser Erholungsphase durch den starken Wettbewerb begrenzt.
Trotz des starken Wettbewerbs in der Branche lag ihre Insolvenzquote in den letzten 10 Jahren im
Schnitt unter dem Durchschnitt des gesamten Verarbeitenden Gewerbes:
… aber unterdurchschnittlicher
Eigenkapitalquote
18
COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT
Insolvenzq uote der deusch en Möb elin dustrie tendenziell niedriger als im Verarbei tenden Gewerbe
insg esamt
Gleitender 3-Monatsdurchschnitt
1,8
1,6
Insolvenzquote von 2003 bis 2014
zwischen 0,5% und 1,6%
1,4
1,2
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0,0
200 3
2005
2007
2009
Möbel
2011
2013
2015
Vera rbe itendes Gew erbe
Quellen: Destatis/Feri 2014
Insolvenzgründe:
- fehlende Fokussierung auf
Handelsformate
- zu hohe Komplexität
- Überkapazitäten
Die Insolvenzfälle der letzten Jahre resultierten daraus, dass die Erholung der Nachfrage nach der
Krise für einige Bereiche wie Büromöbel nicht so stark wie erwartet ausfiel und sich eine Verbesserung der Kapazitätsauslastung 2012–2013 nicht wie erwartet fortsetzte. Andere Gründe waren mangelnde Einstellung auf die Änderungen durch den oben im Kapitel zur Nachfrage beschriebenen Wettbewerb der Einzelhandelsformate. Dabei gab es z.B. überbordende Produktvielfalt und Komplexität
durch unkontrolliertes Eingehen auf Aufträge des Einzelhandels, gewerblicher Kunden oder Annahme
von zu vielen Aufträgen, die höchstens teilweise Fixkosten deckten.
Verstärkte Restrukturierungsaktivitäten 2013
Das führte im Jahr 2013 zu verstärkten Restrukturierungsaktivitäten, um die Kapazitäten an die
neue Gesamtlage anzupassen. Nach Abarbeitung dieses Themas sowie einer sich stabilisierenden
Nachfrage im Jahr 2014 ist es wahrscheinlich, dass die Zahl der Insolvenzfälle in den nächsten Jahren
nicht zunimmt.
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| Branchenbericht | Möbelindustrie – BGS 480–484
Langfristige Trends
Stagnation der Bevölkerungszahlen und zunehmender Anteil der Älteren bedeutet, dass der deutsche Markt kein Wachstumspotenzial bietet. Aktuell wird diese Schwäche aber noch durch die Zunah-
Kein Wachstumspotenzial auf
deutschem Möbelmarkt
me der Anzahl von Kleinhaushalten kompensiert, die sich aus einem Trend zur Individualisierung der
Lebensformen ergibt.
Nachfragevolumen und Produktion sind zyklisch und korrelieren mit der Einkommensentwicklung
der privaten Haushalte sowie den Investitionsausgaben von Unternehmen in Geschäftsausstattung und
Zyklische Nachfrage
von Projektentwicklern von Hotels, Restaurants oder Kreuzfahrtschiffen.
Aktuelle Verbrauchertrends sind: Steigende Bedeutung der Wohnküche als geselliger Treffpunkt,
individuelle Zusammenstellung von Möbelstücken statt einheitlicher Garnituren für Wohnzimmer und
Hochwertige Möbel und
individuelle Zusammenstellung
sind im Trend
Schlafzimmer sowie Präferenz für hochwertige Gartenmöbel und Naturholzmöbel.
Deutsche Möbel genießen in vielen Ländern den Ruf deutscher Wertarbeit. Das bedeutet vor allem
Wachstumspotenzial für Premiumprodukte in Emerging Markets. Die absoluten Gesamtvolumina die-
Exportchancen vorrangig für
Premiumprodukte
ser Exporte sind allerdings noch gering.
Ein großer Teil des Umsatzes der Möbelindustrie erfolgt in der Form von Handelsmarken. Für diese
findet seit Jahren in den unteren Preissegmenten aufgrund harten Preiswettbewerbs im Handel die
Scharfer Wettbewerb im
dominierenden Segment der
Handelsmarken
Verlagerung der Produktion in Niedriglohnländer statt. Dazu trägt auch bei, dass einige Händler Strategien der vertikalen Integration in die Produktion verfolgen.
Die Einflüsse des Internetgeschäfts bringen bisher für die im Hintergrund arbeitenden Hersteller
von Handelsmarken bessere Möglichkeiten, ihre Programme selbst zu präsentieren, den eigenen Namen durch Auftritt als Hersteller mit eigener Homepage bekannter zu machen und damit nach und
nach zu einer Marke aufzubauen. Bei den Markenprodukten schwächt die durch das Internet gestie-
Zunehmender Einfluss des
Internetvertriebs
gene Preistransparenz auf Seiten der Konsumenten den Erfolg von Preisaktionen im Vertrieb. Der
Handel versucht dem verstärkt durch Angebote eigener Handelsmarkenprodukte entgegenzuwirken,
für die Preistransparenz wegen individueller Qualitäten auch über das Internet nicht herstellbar ist.
Davon profitieren Hersteller von Handelsmarken. Die Markenhersteller werden dagegen zu stringenterer Markenführung genötigt, bei der sie stärker als früher auf Innovationsstärke, auf im Vergleich zu
Handelsmarken echten Vorteilen bei Qualität und Design, auf stabile und einheitliche Preise sowie auf
den Verkauf ausschließlich über im gemeinsamen Interesse kooperierende Händler achten müssen.
Möbelhersteller müssen sich auf die Nachfragespezifikationen einzelner Vertriebsformate wie Discounter, Großmöbelhäuser oder spezialisierte Kleinhändler fokussieren. Die auf Preiswettbewerb bauenden Formate Discount und Möbelgroßkaufhäuser erfordern Produktion von Einzelmöbeln oder Zerlegt- und Mitnahmemöbeln ohne kundenspezifische Auftragselemente in Niedriglohnländern. Für
Stärkere Fokussierung auf die
verschiedenen Vertriebsformate
erforderlich
Möbelprogramme mit großer Variantenvielfalt und Auftragsfertigung oder Premiumprodukte ist Großproduktion in Deutschland oder den östlichen Nachbarländern vorteilhafter. Die Losgrößen sinken mit
der Exklusivität der Möbel und können nur über Beschränkung auf Manufakturen in Kleinbetrieben
oder Handwerk sinnvoll betrieben werden.
Die wesentlichen Rohstoffpreise für Möbelhersteller sind Holz, Stahl, Leder und Textilien. Sie
schwanken stark in Abhängigkeit von internationalen Entwicklungen. Die große Marktmacht des Mö-
Hohe Abhängigkeit von
Rohstoffpreisentwicklung
beleinzelhandels führt bei gleichzeitig starkem Wettbewerb in der fragmentierten Möbelindustrie dazu,
dass steigende Rohstoffpreise nicht schnell weitergegeben werden und in diesen Phasen starker Margendruck vorherrscht.
In der Möbelindustrie kann nicht von einem grundsätzlichen Konsolidierungstrend gesprochen
werden. Abhängig vom einzelnen Marktsegment können Konsolidierungsstrategien zwar von großem
Vorteil für einzelne Wettbewerber sein. Übernahmen finden jedoch seltener statt als erwartet, da sie
häufig mit dem Risiko von Überkapazitäten und hohen Restrukturierungskosten einhergehen. Es
kommt gleichzeitig auch zu Markteintritten durch Lieferanten aus dem Ausland, Eigenproduktion des
Handels oder Wandlung von Handwerksbetrieben zu mittelständischen Produzenten.
Kein Konsolidierungstrend in der
Branche
20
COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT
Erfolgs- und Risikofaktoren
Erfolgsfaktoren
Handelsmarken: Fokussierung auf
Vertriebsformate des Einzelhandels
• Für Hersteller von Handelsmarken klare Fokussierung auf die Vertriebsformate des Einzelhandels:
Vollsortimenter, Discounter, Möbelgroßkaufhäuser, Fachhandel, kleine Möbelgeschäfte und ihre
Einkaufsgenossenschaften
Markenhersteller: intensive
Unterstützung der Händler im
Vertrieb
• Für Markenhersteller enge Zusammenarbeit mit dem Möbeleinzelhandel zur Gewährleistung der
Ausstellung eigener Programme auf deren Präsentationsflächen und gemeinsame Umsetzung von
neuen Mode- und Techniktrends – Angebot von Training in Raum- und Studiogestaltung sowie zur
Verkaufsförderung. Gleichzeitig stringente Markenführung und Preispolitik mit zuverlässigen
Händlern
Büromöbel: enge Betreuung von
Inneneinrichtungsspezialisten
Fokussierung auf Produktsegmente
• Für Büromöbelhersteller enge Zusammenarbeit mit Beratern im Inneneinrichtungsgeschäft und bei
großen Industriekunden und Händlern Direktbetreuung erforderlich
• Klare Fokussierung auf die Produktsegmente: Mitnahmemöbel, Zerlegtmöbel, Möbelsysteme, Premiummöbel, individuelle Aufträge und Luxussegment
Systemmöbel: Automatisierung der
Produktion
Produktionspersonal
Minimierung von Retouren und
Optimierung von Produktionsverfahren durch „Industrie 4.0“
• Hohe Automatisierung der Produktionsprozesse bei der Herstellung von Systemmöbeln und Möbelprogrammen und Zerlegtmöbeln für die unteren Preissegmente
• Sicherung von hoch qualifiziertem Produktionspersonal für Handwerker und Hersteller von Manufakturmöbeln
• Minimierung der Retouren, der Komplexitätskosten in der Produktion und der Lieferzeiten bei Auftragsproduktion. Dazu gehört insbesondere der Einsatz von Methoden der „Industrie 4.0“ von der
Auftragserstellung durch Kunden über Optimierung der Material- und Maschinenausnutzung bis
zur Auslieferung der Waren
Reduktion der Komplexität bei
kleineren Unternehmen
• Bei mittelgroßen und kleineren Betrieben: Beschränkung des Produktionsprogramms zur Redukti-
Auslagerung von Produktion in
Billiglohnländer
• Auslagerung der Produktion in Länder mit Lohnkostenvorteilen, wenn diese im Inland nicht mehr
Unternehmerische Entwicklung
vom Handwerker zum Fabrikanten
• Einstieg von großen Möbelhandwerkern in industrielle Produktion im Segment Premiummöbel
on von Komplexität und Realisierung von Spezialisierungsvorteilen
zu wettbewerbsfähigen Kosten erfolgen kann
Risikofaktoren
Konjunkturelle Nachfrageeinbrüche
• Nachfrageeinbrüche in Konjunkturkrisen – Möbelkäufe von Konsumenten und Unternehmen werden zurückgestellt, wenn die Arbeitslosigkeit steigt und/oder Unsicherheit über zukünftige Einkommen besteht
Markteintritt ausländischer oder
segmentfremder Hersteller oder
von Handwerksbetrieben in neue
Segmente
Margendruck und Verdrängungswettbewerb, insbesondere bei
Rohstoffpreissteigerungen
Erhöhte Preistransparenz durch
Internetgeschäft
Zu große Produktpalette
• Überkapazitäten durch Markteintritt neuer ausländischer Produzenten aus Polen, Rumänien, der
Türkei oder China, durch steigenden Auslandseinkauf von großen Einzelhandelsunternehmen oder
durch Expansion von Produzenten in neue Möbelsegmente
• Margendruck durch Verdrängungswettbewerb in stagnierendem Inlandsmarkt, vor allem in Zeiten
steigender Rohstoffpreise, wenn der Einzelhandel die resultierenden Kostensteigerungen nicht an
seine Kunden weitergeben will
• Unterlaufen der Preis- und Positionierungsstrategien von Markenherstellern durch Internetverkauf,
mit dem kleine Einzelhändler Marktanteile gegen Möbelkaufhäuser verteidigen wollen
• Für Private-Label- oder Büromöbelhersteller Verzettelung in der Gestaltung diversifizierter Möbelprogramme für individualisierte Bestellverfahren
Verdrängung von Markengeschäft
durch Private-Label Produkte.
• Umsatzverlust für Markenhersteller von Wohnmöbeln, wenn Möbelhändler gestiegene Preistransparenz bei Kunden durch das Internet durch Verstärkung des Private-Labelgeschäfts mit individualisierten, weniger vergleichbaren Produkten zu kompensieren versuchen
Innovations- und Moderisiken
• Für Markenhersteller Flops bei Einführung neuer Möbelprogramme oder Möbeltrends, bei PrivateLabel Herstellern zu langsame Reaktion bei der Verfolgung von neuen Trends
Fehleinschätzung von Wachstumsmöglichkeiten
• Fehleinschätzungen von Expansionsmöglichkeiten in neue Möbelsegmente oder in Auslandsmärkte,
insbesondere wenn nationale Besonderheiten des Vertriebs unterschätzt werden
21
| Branchenbericht | Möbelindustrie – BGS 480–484
Politische und gesetzliche
Rahmenbedingungen
Chem-Verbots-Verordnung
Verpackungsverordnung (VerpackV)
Spanplatten, Tischlerplatten, Furnierplatten und Faserplatten kön-
Die Verpackungsverordnung ist Teil des Kreislaufwirtschafts- und
nen Formaldehyd enthalten. Dessen Verwendung wird durch die
Abfallgesetzes. Die jüngste Veränderung ist seit Oktober 2014 in
Verbotsordnung für chemische Stoffe durch die Setzung von nied-
Kraft. Wesentliches Ziel der Verordnung ist die Beteiligung von
rigen Grenzwerten weitgehend unterbunden.
Herstellern und Händlern von Waren an der Entsorgung von Verpackungen. Verpackungsabfälle sind gemäß Verordnung in erster
Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) und Energieverbrauchsverordnung
Linie zu vermeiden. Nicht vermeidbare Verpackungen sind in der
Möbelhersteller können durch den Einbau von elektrischen Kom-
wertung und stoffliche Verwertung, 2. energetische Verwertung
ponenten, die sie von Zulieferern erhalten, „Inverkehrbringer“ von
und 3. gemeinwohlverträgliche Beseitigung. Während letztere der
elektrischen Geräten oder Lampen und Leuchten sein. Sie haben
öffentliche Abfallentsorgung der Gemeinden obliegt, werden die
dann wie Händler für die Unbedenklichkeit der verwendeten Stoffe
Vorstufen durch ein privatwirtschaftliches System von Abfallent-
und ihres Gebrauchs, die Möglichkeiten zur Entsorgung von Be-
sorgungsunternehmen übernommen. Sie haben 2014 mit ca. 7 Mio.
leuchtungsmitteln für die Einhaltung der Energiewerte und Be-
Tonnen jährlich den überwiegenden Teil der Verbrauchten Ver-
stimmungen sowie allgemein für die Versorgung mit einschlägigen
kaufsverpackungen übernommen und ca. 5 Mio. der Verwertung
Informationen zu sorgen. Energiewerte sind auch schon beim Ver-
zugeführt.
kauf von Produkten über Prospekte oder Internet anzugeben.
Holzhandels-Sicherungs-Gesetz
Das Gesetz soll den Import von Holz verhindern, das illegal im
Ausland gefällt worden ist. Dazu zählen z.B. bestimmte Tropenhölzer oder Hölzer aus Naturschutzgebieten. Werden derartige Hölzer
oder Holzwaren importiert (dazu zählen auch Spanplatten oder
Furniere), können sie beschlagnahmt werden. Die für die Einfuhr
verantwortlichen Stellen können wegen Ordnungswidrigkeiten
oder Straftaten belangt werden. In der Möbelindustrie zählen außer den Holzrohstoffen auch Importe aller Möbelsorten zu den betroffenen Waren.
REACH−Chemikalien-Verordnung
REACH bedeutet ausführlich: "Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien". Gemäß dieser Verordnung müssen
Hersteller, Importeure und Verwender von Chemikalien dafür sorgen, dass weder auf Mensch noch auf Umwelt schädliche Einflüsse
von Chemikalien ausgehen. Chemikalien dürfen nicht ohne Registrierung auf den Markt gebracht werden. Verbraucher erhalten
weitgehende Rechte auf Aufklärung über die Verwendung und
Auswirkung chemischer Substanzen in Konsumgütern. Es liegt eine ausführliche Liste geregelter Produkte vor. In Deutschland ist
das Umweltbundesamt für die Bewertung von Umweltrisiken der
Chemikalien zuständig. Für die Möbelbranche liefert beispielsweise der Handelsverband Deutschland eine spezielle Liste mit Produkten, die in Möbeln und Hausrat vorkommen könnten.
folgenden Rangfolge der Verfahren zu behandeln: 1. Wiederver-
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COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT
Glossar
B2B-Projektgeschäft: Business-to-Business-Geschäft, das zwi-
Mitnahmemöbel: Einzelstücke wie Sitzmöbel, Tische und kleine
schen Unternehmen und nicht zwischen einem Unternehmen und
Schränke, überwiegend auch Kleinmöbel, die von den Möbelhäu-
einem Endverbraucher (B2C-Geschäft) abgewickelt wird.
sern auf Lager gehalten werden und die beim Einkauf vom Kunden
selbst mitgenommen oder kurzfristig vom Möbelhaus ausgeliefert
BVDM: Der Bundesverband des Deutschen Möbel-, Küchen- und
werden. Überwiegende Verkaufsform von Möbeln bei Discount-
Einrichtungsfachhandels vertritt im Rahmen der Einzelhandelsor-
formaten und in Baumärkten, insbesondere auch als Zerlegtmöbel.
ganisation die Interessen des Möbel-, Küchen- und Einrichtungs-
Zu Mitnahmemöbeln gehört eine nur begrenzte Modell- und Vari-
fachhandels. Der Verband ist auch für die Möbelproduzenten von
antenvielfalt.
besonderer Bedeutung, da der HDE auf Verbandsebene die Interessen seiner Mitglieder auch gegenüber den vorgelagerten Stufen
Möbelbeschläge: Alle Kleinteile, die Möbelstücke zusammenhal-
wahrnimmt. Er ist auch für alle bedeutsam wegen seiner umfang-
ten (Schrauben, Zapfen, Metallbügel, Scharniere für Türen, Winkel)
reichen statistischen Arbeiten zu Produktion und Handel der deut-
oder zu ihrer Funktion erforderlich sind (Griffe, Kleiderstangen,
schen Möbelwirtschaft.
Trag- und Auszugsmechanismen für Schubladen oder Fächer).
Discounter: Ein Einzelhandelskonzept, wonach dem Kunden
Systemmöbel: Produktprogramme, bei denen einzelne Möbelstü-
Preisvorteile durch eine auf häufig nachgefragte („schnell drehen-
cke in Form und Funktion aufeinander abgestimmt sind. Bekann-
de“) begrenzte Produktpalette ohne Beratungsaufwand geboten
teste Beispiele sind Möbelprogramme für Wohnzimmer, Schlaf-
werden sollen. Der Lageraufwand wird minimiert.
zimmer und Küchen: In einfachen Varianten wird nur eine
komplette Kombination gekauft, in anspruchsvollen Varianten kön-
HDE: Der Handelsverband Deutschland e.V. ist die Spitzenorgani-
nen Teile davon, verschiedene Kombinationen oder Variationen ei-
sation des deutschen Einzelhandels für rund 400.000 selbstständi-
nes einzelnen Möbelstückes mit individuellen Maßen bestellt wer-
ge Unternehmen mit knapp 3,0 Millionen Beschäftigten und jähr-
den.
lich über 420 Milliarden Euro Umsatz. Als Arbeitgeber- und
Wirtschaftsverband vertritt er die Interessen des Einzelhandels in
Vollsortimenter: Konzept im Einzelhandel, wonach das Angebot
Deutschland und der Europäischen Union.
dem Kunden durch eine breite Produktpalette reiche Auswahl bieten soll. Dazu gehören sowohl Waren, die häufig nachgefragt und
HoReCa: Hotels, Restaurants und Caterer
schnell umgesetzt werden, als auch Waren, die weniger häufig
nachgefragt werden und länger auf Lager liegen oder durch Kauf
Hybrider Verbraucher: moderneres Kaufverhalten vieler Konsu-
auf Bestellung mit entsprechendem Serviceaufwand verkauft wer-
menten, die für den alltäglichen Bedarf extrem preisbewusst ein-
den. Der Verkauf vieler Produktvarianten wird durch Bereitstellung
kaufen und dabei gerne auf Markenware verzichten, während sie
von Beratungskapazität durch Verkaufspersonal optimiert.
für einzelne Artikel aus Qualitäts- oder Imagegründen sehr viel
Geld ausgeben und nur Premiumware kaufen. Mit diesem Ein-
Wohnmöbel: Möbel für Wohn-, Ess- und Schlafzimmer
kaufsverhalten sind Produkte mittlerer Preislagen im Nachteil und
verlieren Marktanteile.
Zerlegtmöbel: Eine wichtige Variante von Mitnahmemöbeln, bei
der die Teile eines Möbels fertig verpackt im Lager eines Möbel-
Kastenmöbel: Schränke, Truhen und Regale
hauses verfügbar sind. Zusammenbau durch den Käufer selbst ermöglicht Preisvorteile.
Industrie 4.0: Einsatz von Computertechnologie und Internet zur
Optimierung des Auftrags- und Materialflusses von der Bestellung
eines Produkts über die Lieferung der Rohstoffe, den Materialfluss
und die Prozessteuerung im Betrieb bis zur Auslieferung an den
Kunden.
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| Branchenbericht | Möbelindustrie – BGS 480–484
Commerzbank Research
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COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT
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