Die Farben der DDR - Textilinstitut Berlin

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Die Farben der DDR - Textilinstitut Berlin
Universität der Künste
Institut für Kunst im Kontext
Die Farben der DDR
Mode und Farben in einem ideologischen System
Masterarbeit am Institut für Kunst im Kontext
vorgelegt von Susann Bartsch
Matrikelnummer: 351547
Betreuer: Prof. Dr. Michael Fehr
Berlin, Juni 2009
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis....................................................................................................................... 2
Abstract ...................................................................................................................................... 3
Einleitung ................................................................................................................................... 4
1. Wirtschaftspolitische Situation in der DDR der 1970er und 1980er Jahre ............................ 6
1.1 Zentralplanwirtschaft in der DDR.................................................................................... 7
1.2 Ideologie und ökonomische Zwänge................................................................................ 8
2. Strukturen der staatlichen Textil- und Modeindustrie............................................................ 9
2.1 Das Deutsche Modeinstitut ............................................................................................ 10
2.2 Das Amt für Industrielle Formgestaltung (AIF) ............................................................ 12
2.3 Die Handelsorganisation und die Konfektion ................................................................ 12
2.4 Der Exquisit.................................................................................................................... 13
3. Individuelle Strategien ......................................................................................................... 14
3.1 Boutiquen ....................................................................................................................... 14
3.2 Der Schwarzmarkt.......................................................................................................... 15
4. Mode im Kontext des sozialistischen Systems .................................................................... 17
4.1 Kleidung als Ideologieträger .......................................................................................... 19
4.2 Die Pionierkleidung........................................................................................................ 19
4.3 Die FDJ-Kleidung .......................................................................................................... 21
4.4 Die Jeans ........................................................................................................................ 22
5. Internationale Farbtendenzgestaltung .................................................................................. 23
5.1 Analysen der Mode- und Farbtendenz der 1980er Jahre der DDR ................................ 25
5.2 Das Jahr 1980 ................................................................................................................. 25
5.3 Das Jahr 1983 ................................................................................................................. 30
5.4 Das Jahr 1986 ................................................................................................................. 37
5.5 Das Jahr 1989 ................................................................................................................. 47
5.6 Konzeption und Realität................................................................................................. 60
6. Vergleich des internationalen Trend mit den DDR-Modefarben......................................... 61
7. Farbe in der medialen Repräsentation.................................................................................. 64
7.1 Farbtendenz und ihre Umsetzung................................................................................... 67
7.2 Das Jahr 1983 ................................................................................................................. 67
7.3 Das Jahr 1986 ................................................................................................................. 69
7. Fazit...................................................................................................................................... 70
Abkürzungen ............................................................................................................................ 75
Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................. 76
Quellen: .................................................................................................................................... 78
1. Archivunterlagen der Stiftung Stadtmuseum Berlin ........................................................ 78
2. Zeitschriften ..................................................................................................................... 80
3. Internetverzeichnis ........................................................................................................... 81
4. Filmquellen: ..................................................................................................................... 81
5. Sekundärliteratur .............................................................................................................. 81
Selbstständigkeitserklärung...................................................................................................... 83
2
Abstract
„Die Farben der DDR“ Mode und Farben in einem ideologischen System
Dass in der DDR eine bestimmte Farbigkeit vorherrschte wird immer wieder behauptet.
Die Arbeit untersucht die Farbkonzeption und –gebung der Textil- und Modeindustrie innerhalb des
sozialistischen Wirtschaftssystems der DDR in den 1980er Jahren, welchen gesellschaftlichen Einflüssen sie
unterlag oder inwieweit sie ideologisch gesteuert wurde?
Anhand von Objekt- und Bildquellen wird demonstriert, dass es eine unverwechselbare Farbigkeit der DDRMode gab, die sich verallgemeinern lässt.
Dabei stützt sich die Arbeit im Wesentlichen auf Archivmaterial des Modeinstitutes der DDR, welches sich
heute komplett in der Modesammlung der Stiftung Stadtmuseum Berlin befindet. Anhand von
Kollektionsbeschreibungen, Trendfarbkarten, textilen Beispielen der DDR-Textilindustrie und einschlägigen
Dokumenten wird untersucht, welche Farbgebung im genannten Zeitraum geplant und tatsächlich produziert
wurde.
Der Mangel an Individualität und die Bedürfnissituation der DDR-Bevölkerung hatte ungeheure Auswirkungen
auf die Kreativität und Produktivität der Menschen. Sie schufen eine Alternative zum staatlichen Angebot und
verweigerten sich den offiziellen Vorgaben.
Mit ästhetischen Modeabbildungen der langlebigen und zeitlosen Kollektionen in dem Modemagazin „Sibylle“
wurde den Menschen ein fortschrittliches Lebensgefühl vermittelt, welches sie mehr zu sich selbst brachte als zu
konsumorientierten Verhalten. Zwar unterlag die Farbigkeit allgemeinen wirtschaftlichen Bedingungen, die sich
aus der Bewirtschaftung, den begrenzten Ressourcen und den Fünfjahrplänen ergaben, dennoch sind die
Modekollektionen der DDR international vergleichbar.
In Zukunft könnten die Forschungsergebnisse der Farbigkeiten der DDR-Mode in ihrem wirtschaftspolitischen
Bezugsrahmen mehr in den Bereich der Kulturgeschichte und
-soziologie Eingang finden, um zu verdeutlichen, dass die Bekleidungskultur der DDR ein Gegenmodell zur
derzeitigen Modeindustrie war.
Einleitung
Seit 1990 werden wiederholt Sätze formuliert, die betonen, wie „grau die neuen Länder gewesen seien …!“ oder
dass die DDR-Mode ein Niemandsland gewesen sei. Einschätzungen wie diese lassen erkennen, dass im
Hinblick auf die DDR eine Farbgebung wahrgenommen wurde, die sowohl in öffentlichen wie in privaten
Bereichen erfahrbar war und sich nicht zuletzt an Textilien und damit der Mode erkennen ließ. Zugleich wird
damit impliziert, dass das DDR-Modedesign als solches unverkennbar war oder dass es eine Farbgebung gab, die
die DDR-Mode von textilen Produkten anderer Länder unterscheidbar machte.
Die Hauptthese der Arbeit ist, dass in der ästhetischen Gestaltung der Mode der DDR jegliche Farben zum
Einsatz kamen. Gegenstand der Objekt- und Bildanalyse ist demzufolge die Frage nach der konkreten
theoretischen und umgesetzten Farbgebung der Mode der DDR. Über verschiedene Beschreibungsverfahren soll
untersucht werden, ob es eine spezifische Farbigkeit der DDR gab, welchen gesellschaftlichen Einflüssen sie
unterlag oder ob sie und wenn, inwieweit sie von ideologischen Interessen geprägt wurde.
Die Schwierigkeit dieser kultursoziologischen Untersuchung liegt darin, dass es zum heutigen Zeitpunkt keine
DDR-typische Modeindustrie mehr gibt und darüber hinaus auch darin, dass nur sehr wenige Recherchen zu
dieser Fragestellung vorliegen.
Da die Mode einen nonverbalen Informationsträger darstellt, sind die primären Datenquellen die konkreten Farbbzw. Objektbeschreibungen, die als Basis bestimmter Informationen angesehen werden müssen. Ausgangspunkt
für meine Recherche ist die Rekonstruktion der Farbgestaltung von Bekleidung unter den Rahmenbedingungen
des sozialistischen Wirtschaftssystems der DDR in den 1980er Jahren. Sie lassen sich einerseits durch die
zunehmende Demokratisierung der Mode und andererseits durch das Festhalten an kollektiven Ansprüchen
seitens der SED-Führung charakterisieren.
Die Wirtschaftsweise der ehemals sozialistischen Länder war idealerweise darauf ausgerichtet, die Produktion
wirtschaftlicher Güter vom Widerspruch von Kapital und Lohnarbeit zu befreien. Dabei war das Handeln und
Planen allzeit im Interesse des Gemeinwohls zu verstehen. Diesem Anspruch nach sollte auch in der DDR
ökonomisch effektiver und mit weniger Reibungsverlusten gearbeitet werden.
Die Konsumbedürfnisse der Bevölkerung sollten befriedigt und gleichzeitig die sozialen Sicherheiten in den
Bereichen Arbeit, Bildung, Gesundheit und Alltagsversorgung garantiert werden.
Diese Arbeit zielt nicht auf einen Vergleich zwischen kapitalistisch oder sozialistisch geprägten Kulturen. Die
Recherche konzentriert sich vielmehr in den ersten beiden Bereichen auf die gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen, den wirtschaftlichen Zielsetzungen, Verfahrensweisen und Handelsstrukturen der DDR,
innerhalb derer sich die Mode als sozialistische Bekleidungskultur entwickeln sollte. Dabei beginnt die
Betrachtung der wirtschaftlichen Gegebenheiten bereits im Jahrzehnt zuvor, um die Lockerungen der 80er Jahre
deutlich genauer heraus stellen zu können.
Dass Kleidung nonverbal Informationen zur ökonomischen Situation oder Aussagen zu gesellschaftlichen
Inhalten vermittelt, sind Aspekte, die die Grundlage für den dritten Bereich meiner Recherchearbeit bilden. Hier
wird Bekleidung mit symbolisch besetzten Werten dargestellt.
Als Weiteres beschäftigt sich die Untersuchung mit der primären Fragestellung, ob sich diese von vielen
Menschen als 'typisch DDR' wahrgenommene Farbgebung objektivieren lässt. Dies erfolgt anhand der visuellen
Rekonstruktion der Farben der einzelnen Modelinien der DDR in den 1980er Jahren in Form von
Beschreibungen und mit Hilfe von mir hergestellten Farbkarten. Sie geben zum heutigen Zeitpunkt die
4
Möglichkeit des Sichtbarmachens der Farbwerte, da es schwierig ist Kolorierungen ausschließlich im
sprachlichen Medium darzustellen. Die methodische Schwierigkeit dieser Zusammenstellung besteht
insbesondere in der altersbedingten Veränderung der Farben der Textilien. Da die Textilherstellung der DDR
nahezu 20 Jahre zurück liegt, besteht die Möglichkeit, dass die Beschaffenheit der Textilien je nach Lagerung
von Farbverlusten betroffen ist. Die Sättigung der Farbtöne ist demzufolge heute nicht mehr ablesbar, und dies
kann zu Verfälschungen der visuellen Rekonstruktion führen.
Die Farbkarten werden nach Jahrgängen der Trendfarbkarten geordnet. Ergänzt wird diese Zusammenstellung
durch eine Sammlung textiler Flächengebilde, die haptisch und visuell verdeutlichen, mit welchen Fasern und
welchem Textildesign Bekleidung hergestellt wurde. Als weitere Referenz dient eine kleine Sammlung von
originalen Kleidungsstücken aus Privatbesitz, die belegen, was auf der Strasse tatsächlich zu sehen war. Im
letzten Abschnitt der Arbeit wird ein kurzer Einblick über Printmedien gegeben, die in der DDR die
sozialistische Bekleidungskultur sowohl in farbigen als auch in Schwarz/Weißabbildungen repräsentierten. Hier
fungieren Abbildungen aus der Modezeitschrift „Sibylle“ als wichtige Quelle. Mit Hilfe einer fotografischen
Gegenüberstellung wird versucht, sowohl die farbliche Trendsetzung durch das Modeinstitut als auch deren
farbliche Umsetzung in Mode über die Abbildungen zu vergleichen. Die Recherchearbeit gibt in ihrer
Gesamtheit einen Überblick darüber, welche Bedeutung die Farbgestaltung modischer Kleidung in einem
sozialistischen System hatte und welche Rolle dabei die vorhandenen wirtschaftlichen Ressourcen spielten.
Als Hauptquelle für die Untersuchung dienen Jahrespläne, Richtlinien, Protokolle und Reiseberichte,
Tendenzfarbkarten, grafische Entwürfe, textile Mustercoupons, Bilddokumente und Zeitschriften des
Modeinstitutes der DDR, welches noch heute seinen Sitz in Berlin hat. Diese Unterlagen weisen auf Grund des
damaligen Kontexts sprachliche Besonderheiten auf, die von mir weitestgehend beibehalten wurden. Beispiele
hierfür sind politische Begriffe wie 'Volkseigener Betrieb' oder 'Nichtsozialistisches Ausland', produktbezogene
Bezeichnungen wie 'Nicki' oder 'Trikotagen' oder Materialbegriffe wie 'Dederon' oder 'Wolpryla'.
Andere Quellen waren die Objektsammlung Kleidungsstücke des Deutschen Historischen Museums und die des
Dokumentationszentrums Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz besonders bei den Mitarbeiterinnen der Modesammlung der Stiftung
Stadtmuseum Frau Hoffmann und Frau Remus bedanken, deren Hilfestellung weit über die übliche Betreuung
hinaus gingen. Ihnen verdanke ich es, dass alle wichtigen Unterlagen in meine Hände gelangten und in
Gesprächen mir die Geschichte der Mode in Farbe erschien. Weiterhin danke ich Frau Bartsch, einer ehemaligen
Mitarbeiterin des Modeinstitutes der DDR für hilfreiche Informationen am Telefon, der Textilwerkstatt des
Theaters Zwickau, die mir unzählige Stoffmuster aus der DDR-Textilherstellung zu Verfügung stellten, meiner
früheren Professorin Frau Großmann-Pally, die als Grafikerin für das Modeinstitut tätig war und mir ihre
Sammlung der „Sibylle“ schenkte, meinen Freundinnen und Freunden, die fleißig gelesen und hinterfragt haben
und meinem betreuenden Prof. Dr. Michael Fehr, der mir mit Anregungen und Hinweisen zur Seite stand.
Mein besonderer Dank gilt meiner Familie, meiner Mutter, die mir aus ihrem Besitz Kleidungsstücke aus den
1980er Jahren schenkte, meinen Tanten, die nach Geweben aus DDR-Produktion suchten, und in tiefer
Verbundenheit meinem Vater, der den Abschluss dieser Arbeit leider nicht mehr miterleben konnte.
5
1. Wirtschaftspolitische Situation in der DDR der 1970er und 1980er Jahre
Der noch in den 1970er Jahren vom damaligen Staatssekretär des Zentralkomitees der SED, Erich Honecker,
formulierte Grundsatz, dass
„die Hauptaufgabe […] in der weiteren Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus des Volkes auf
der Grundlage eines hohen Entwicklungstempos der sozialistischen Produktion, der Erhöhung der Effektivität,
des wissenschaftlich-technischen Fortschrittes und des Wachstums der Arbeitsproduktivität“1
bestehe, führte bereits zum Ende der 1970er Jahre zu unübersehbaren ökonomischen Schwierigkeiten, die darin
bestanden, dass die Staatausgaben höher waren, als die Einnahmen. Dennoch, um die Vorzüge des Sozialismus
sichtbar zu machen, sollte insbesondere in den sozialen Bereichen, und nicht nur allein im persönlichen Konsum,
der Wohlstand wachsen. Eine planmäßige Erhöhung der Einkommen und der damit verbundene Konsumanteil
sollten zur proportionalen Steigerung der Produktion führen. Hierdurch sollten der Dienstleistungsbereich, der
Bildungsbereich, die Kindergärten und das Gesundheitswesen ausgebaut werden.
Waren die späten 1970er Jahre demzufolge von etlichen positiven Veränderungen geprägt, die sich
beispielsweise im Wohnungsbereich, in steigenden Einkommensverhältnissen, in Arbeitszeitverkürzungen,
Urlaubsverlängerungen und Rentenerhöhungen widerspiegelten, standen diese für den Staat zu Beginn der
1980er Jahre in keinem Verhältnis zu den aufzubringenden Kosten, die für diese Sozialleistungen notwendig
waren. Subventionen des Staates für stabile Preise und eine garantierte Versorgung der Grundbedürfnisse in
Form von Mieten, Strom- und Wasserpreisen ließen ein Missverhältnis entstehen, welches kaum noch
auszugleichen war. Zu dieser innenpolitischen Lage kam die erschwerende Situation, dass Preiserhöhungen für
Erdöl und andere Rohstoffe auf dem Weltmarkt stattfanden und die Sowjetunion zusätzlich Eröl- und
Erdgaslieferungen reduzierte. Die zunehmende Veralterung der Produktionsanlagen in den jeweiligen Betrieben
und Kombinaten wirkte sich ebenso unmittelbar auf die Wirtschaftsproduktion aus.
Neben diesen ökonomischen Problemen kam es zunehmend zu Kritik gegenüber dem politischen System seitens
vieler Künstler, der Friedensbewegung und anderer Oppositioneller.2
Dieser Stimmungswandel wurde jedoch auf dem X. Parteitag der SED 1981 kaum reflektiert, sondern vielmehr
wurde der bisherige Kurs der Einheit der Wirtschafts- und
Sozialpolitik, der Friedenspolitik, das Bündnis mit der Sowjetunion und die führende Rolle der SED bestätigt.
Es war eine Situation entstanden, die einer schweren Schuldenkrise entsprach. Dennoch wurde aus Befürchtung
vor
einer
unkontrollierbaren
Destabilisierung
an
den
unökonomischen
Sozialleistungen
und
den
Subventionierungen der Grundbedürfnisse festgehalten.
Milliardenkredite aus der Bundesrepublik entschärften für einige Jahre die Situation und führten dazu, dass 1986
der letzte Parteitag in dieser Art ohne wesentliche Vorschläge für einen Kurswechsel stattfinden konnte.
Die erwirtschafteten Leistungen blieben bei weitem hinter den zu erwartenden Wachstumsankündigungen des
bestehenden Fünfjahrplanes zurück und brachten wirtschaftliche Instabilitäten mit sich, die sich in fehlenden
Anlagen oder Materialien, in mangelnder Vorproduktionen knapper Rohstoffe, Produktionsausfällen
(die Ursache lag in den veralteten Industrienanlagen) nachlassender Arbeitsdisziplin und sinkenden Exportzahlen
äußerten.3
1
Dokumente zur Geschichte der SED, Bd. 3: 1971-1986, Berlin 1986, S. 24.
2
Vgl. Wolle, Stefan, Die heile Welt der Diktatur. Alltag und Herrschaft in der DDR 1971-1989, Bundeszentrale für
Politische Bildung, Bonn 1999, S. 51.
6
1.1 Zentralplanwirtschaft in der DDR
„Die planmäßige, rationelle Gestaltung der Warenzirkulation trägt wesentlich zur Effektivität des sozialistischen
Reproduktionsprozesses und zur Erreichung eines hohen volkswirtschaftlichen Wachstumstempos bei.“4
Mit diesem Ansatz wollte die DDR-Führung die wirtschaftliche Situation gestalten und Erfolg versprechend
vorantreiben.
Die zentrale Planwirtschaft der DDR beruhte im Wesentlichen auf zwei Merkmalen:
dem sozialistischen Eigentum an Produktionsmitteln in allen Wirtschaftsbereichen und der zentralen staatlichen
Planung durch die führende Partei. Damit wurden Planung, Lenkung und Kontrolle der Produktion, der
Verteilung und der Verwendung der Güter durch ein zentrales Organ übernommen. Jegliche Befugnisse lagen
nicht bei den einzelnen Unternehmen, sondern befanden sich bei den jeweiligen Ministerien und deren
untergeordneten Fachministerien, die der SED unterstellt waren.
Die Wirtschaftsführung hatte zur Entlastung der zentralen Planung die Betriebe und Kombinate in zwei Gruppen
eingeteilt.
Diese Zuordnung erfolgte insbesondere nach der gesamtwirtschaftlichen und der regionalen Bedeutung zur
Erfüllung der Staatspläne. Die erste Gruppe bestand aus jenen Einrichtungen, die von großer Wichtigkeit bei der
Erreichung der Hauptziele der Wirtschaftspläne waren, zum Beispiel die Steigerung des Exports und des
Absatzes auf dem Binnenmarkt. Alle Betriebe und Kombinate dieser Gruppe, deren Absatzgebiet sowohl
innerhalb der DDR als auch den Auslandsmarkt umfasste, unterstanden direkt den Industrie- und
Fachministerien in Berlin. Sie umfassten hauptsächlich Betriebe, die hohe Staatseinnahmen zu erwirtschaften
versprachen, zum Beispiel aus dem Bergbau, dem Schwermaschinenbau, der Elektrotechnik und der Chemie.
Zur zweiten Gruppe gehörten die bezirks- und örtlich geleiteten Industriebetriebe, welche in der gleichen Region
ihren Sitz hatten. Dazu zählten unter anderem die Leichtindustrie und die Nahrungs- und Genussmittelindustrie,
der Wohnungsbau und das Dienstleistungsgewerbe. Diese Einrichtungen wurden über die bestehenden Bezirke
und die Stadt- und Landkreise durch die zuständigen Ministerien angeleitet.5
Über den Ministerrat der DDR und den Generalsekretär der SED wurden die zentralen Beschlüsse und
Maßnahmen zur Innen- und Außenpolitik getroffen und bildeten verbindliche Handlungsanweisungen für alle
Staatsorgane, Volkseigenen Betriebe, Kombinate und Produktionsgenossenschaften.
Volkseigene Betriebe und Kombinate waren die wichtigsten Warenproduzenten der sozialistischen Wirtschaft.
Sie verfolgten das Ziel, weltmarktfähige Erzeugnisse mit hohem Gebrauchswert und hoher Rentabilität für die
eigene Wirtschaft als auch für den Export zu erzeugen. Alle volkseigenen Betriebe hatten die Aufgabe,
eigenverantwortlich Perspektivpläne bzw. Jahrespläne über einen zeitlichen Rahmen von fünf Jahren zu
erstellen. Darin enthalten waren sowohl eine Bestandsaufnahme und eine Prognose für die zukünftige
Entwicklung des Betriebes im Kontext der regionalen als auch der internationalen wirtschaftlichen Situation.
3
Eberhard Kuhrt in Verbindung mit Hansjörg F. Buck und Gunter Holzweißig, Die wirtschaftliche und ökologische
Situation der DDR in den 1980er Jahren, Opladen 1996.
4
Politische Ökonomie des Sozialismus und ihre Anwendung in der DDR, Berlin 1969, S. 446.
5
Vgl. Kuhrt, Opladen 1996, S. 24.
7
1.2 Ideologie und ökonomische Zwänge
Die Entspannungspolitik der 1970er Jahre und die damit verbundene de facto Anerkennung der DDR seitens der
BRD machte den Aufbau finanzieller Beziehungen möglich. Durch kreditfinanzierte Westimporte beispielsweise
von Industrieanlagen sollten die binnenwirtschaftliche Produktion gesteigert und sie in den folgenden Jahren
zurückgezahlt werden.
Die Strategie der 1970er Jahre führte zeitweilig zu einer gewissen Öffnung und Erleichterung insbesondere für
junge Menschen. Weltoffenheit, gesellschaftlicher Fortschritt und Toleranz wurden verbreitet. Erich Honecker
betonte
„dass die jungen Menschen nicht so sehr nach Äußerlichkeiten, sondern in erster Linie nach ihrer politischen
Grundhaltung und ihren Leistungen für den gesellschaftlichen Fortschritt, nach ihrem Charakter und ihrem
Verhalten, also nach ihren inneren Werten beurteilt werden sollen“.6
1971 wurden beispielsweise erstmalig eine begrenzte Stückzahl „Blue Jeans“ der Firma Levis, die bisher als
westliches, dekadentes Symbol bekannt waren, in den CENTRUM - Warenhäusern zu bezahlbaren Preisen
angeboten.
In einem Bericht des damals zuständigen Politbüromitgliedes Werner Jarowinsky hieß es:
„In den ersten vier Verkaufstagen (bis einschließlich 30.11.1971) wurden in der Hauptstadt 120.000 Stück
verkauft und in 18 Objekten des Bezirkes Potsdam in 50 Verkaufseinrichtungen 22.000 Stück und in
18 Objekten des Bezirkes Frankfurt (Verkaufsbeginn 14.00Uhr) 4.600 Stück, insgesamt also fast 150.000
Stück.“7
Die später in den Handel kommenden ersten Jeans der volkseigenen Produktion (Marke:„Wisent“ und „Boxer“)
und zusätzliche Hosen aus anderen sozialistischen Ländern, sollten jedoch den besonderen Status des
amerikanischen Originals nie erreichen. Dennoch erzielten sie auf der ideologischen Ebene eine weit reichende
Veränderung, die für viele junge Menschen weniger Diskriminierung bedeutete. Bisher waren diese blauen
Arbeitshosen nach staatlicher Bewertung ein zu beseitigendes Objekt und Symbol einer aufsässigen Jugend. Nun
kleideten sich ebenfalls FDJ-Funktionäre mit diesem Kleidungsstück.
Die im Jahr 1977 bereits bestehende wirtschaftliche Krisensituation sollte unter anderem durch eine Erhöhung
der Preise entschärft werden. Mit den erhofften Mehreinnahmen wollte die Staatsführung entstandene
Differenzen ausgleichen. Der Versuch, Preissteigerungen im textilen Bereich einzuführen, brachte Unruhe und
löste bei der Bevölkerung Unsicherheiten aus, die sich darin äußerten, dass so genannte Hamstereinkäufe
stattfanden. Ausgewählte Artikel waren ausverkauft. Beispielsweise in Dresden:
„Im Angebot befindet sich gegenwärtig noch ein Design Bettwäsche. Bettwäsche weiß ist ausverkauft. Bettlaken
werden täglich durchschnittlich 400 Stück verkauft, bei einer geplanten Halbjahresmenge von 9.000 Stück.
Spitzenforderungen von einzelnen Kunden liegen bei 8 Bettwäschegarnituren und 30 Bettlaken.“8
Steigende Weltmarktpreise für Rohstoffe, Warenmangel innerhalb des Binnenmarktes und deutliche
Unzufriedenheiten der Bevölkerung bestimmten die damalige Wirtschaftssituation.
6
Pelka, Anna, Jugendmode und Politik in der DDR und Polen, Eine vergleichende Analyse 1968-1989, Osnabrück
2008.
7
SAPMO-BArch, ZPA, DY 30/31970/1, Büro Jarowinsky, Information Werner Jarowinsky an Erich Honecker über
den Verkauf von Jeanshosen, o.D. Bl. 2.
8
SAPMO-BArch, ZPA, DY 31870/2, Büro Jarowinsky, Information zu ausgewählten Preisproblemen und
Abkauftendenzen, 22.9.1977, Bl. 1.
8
Um massenhaften Einkäufen einerseits entgegenzuwirken und andererseits die Erhöhung der Preise erfolgreich
durchzusetzen, folgte 1978 der Beschluss zur Versorgung der Bevölkerung mit Exquisit- und
Delikaterzeugnissen. Das Sortiment dieser Läden bestand aus importierten Waren des Nichtsozialistischen
Auslands und besonderen einheimischen Produkten zu stark erhöhten Preisen im Vergleich zum üblichen DDRWarenangebot. Der Exquisit(laden) war den modischen Artikeln der Kleidungs-, Schmuck- und Schuhindustrie
vorbehalten und die Delikatläden ausschließlich für die Lebensmittelversorgung. Trotz Mangel an modischen
Artikeln, gestiegener Reklamationen wegen Qualitätsmängeln und enormen Preissteigerungen sollte die
Bevölkerung zum Kauf animiert werden.
Die in den 1980er Jahren gesunkenen Erträge und Gebrauchswerte im Bereich der Textilien sollten durch
umfangreiche Rationalisierungsmaßnahmen, durch innere wirtschaftsorganisatorische Prozesse, durch Forschung
und den Einsatz neuer Technologien wieder gesteigert werden.
Letztendlich war die Idee der Staatsführung, mit Krediten moderne Technologien zu importieren, um mit deren
Hilfe Produkte für den Weltmarkt herstellen und dann die Schulden begleichen zu können, nicht aufgegangen.
Die Schuldenlast bewegte sich 1980 auf einem Niveau von 28 Milliarden Valutamark.9 Bereits 1982 mussten
neue Kredite aufgenommen werden, um die Zinsen zu begleichen.
In den 1980er Jahren war die wirtschaftliche Situation nicht nur im textilen Bereich durch veraltete
Technologien und die damit verbundenen hohen Produktionskosten sowie durch eine uneffektive Nutzung von
Ressourcen und Arbeitskraft gekennzeichnet.
Der enorme bürokratische Aufwand und die damit verbundene Langwierigkeit von Entscheidungsprozessen
erschwerten notwendige Anpassungen an modische Neuheiten und neu entstandene wirtschaftliche Situationen.
Dies führte zu Wachstumseinbrüchen und Mangelerscheinungen im Warenangebot und der Unmöglichkeit der
Bedarfssituation der Bevölkerung gerecht werden. Der Konsum und Verbrauch der DDR-Bevölkerung waren
schneller als die erwirtschafteten Leistungen gestiegen.
Die Einkommensentwicklung konnte dem Angebot im Handel nicht folgen. Die Ost-Mark verlor somit ihren
finanziellen Anreiz, da es wenige Möglichkeiten gab diese zu verwerten bzw. für Waren auszugeben.10
„Schätzungsweise 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung haben so hohe Einkommen und Spareinlagen, dass sie sich
praktisch alles leisten können, das heißt bis zur Zweit– und Drittausstattung mit technischen Konsumgütern,
PKW, Pelzen, Schmuck usw. Etwa 50 Prozent sind so situiert, dass sie auch im Delikat und Exquisit kaufen
können und ihre Ansprüche im Wesentlichen befriedigt werden, wenngleich die gewünschte Bedarfsdeckung
wegen Mangels an Gütern und Diensten nicht vorhanden ist.“11
2. Strukturen der staatlichen Textil- und Modeindustrie
Zu Beginn der 1980er Jahre sollte eine neue tief greifende Umstellung in Bezug zur Antizipation von Mode
stattfinden. Die Zeit der strengen Kleidervorschriften sollte beendet sein und neue Freiheiten zur
Selbstdarstellung und Individualität Raum bekommen.
9
10
11
Kuhrt, Opladen 1996, S. 57.
Ebenda, S. 115.
Ebenda, S. 115.
9
Dieser neuen Idee war eine Zeit vorausgegangen, deren oberstes Ziel es war, mit Hilfe der Bekleidungskultur zur
Entwicklung einer sozialistischen Persönlichkeit beizutragen. Mode war in den ersten Jahren nach der DDRGründung eine rein kapitalistische Erscheinung, von der sich abgegrenzt werden sollte.
Wie oben skizziert, wurde auch die Modeindustrie mit der Zielsetzung zentral gesteuert, eine funktionale,
praktische und dauerhafte Mode zu gestalten. Dies galt ebenso für die Textilindustrie.
Die wirtschaftliche Situation der Textilindustrie zu dieser Zeit war durch gravierende Ungleichheiten zwischen
der Warenproduktion und der abgesetzten Ware gekennzeichnet. Dies traf insbesondere für die Betriebe zu, die
Trikotagen, technische Textilien und Dekorationsstoffe produzierten. Unzureichende Materialqualitäten und ein
ungenügendes Tempo innerhalb der Erzeugnisentwicklung waren Probleme, die wirtschaftsorganisatorische
Maßnahmen nach sich zogen.12
Im Jahre 1982 wurden folgende Ziele auf einer Ausstellung für materialökonomische Maßnahmen in der
Leichtindustrie formuliert:13
- Senkung des Importaufwandes von Rohstoffen und Material
- Verbesserung der Materialökonomie
- Erhaltung bzw. Steigerung des Gebrauchswertes und der modischen
Attraktivität
- Erfüllung und Übererfüllung der Exportziele durch Rentabilität und Steigerung des Exportvolumens
- Gewährleistung der stabilen Versorgung der Bevölkerung.
Zur Erfüllung dieser Eckpunkte war es notwendig, dass die Textilindustrie eng mit dem Modeinstitut der DDR
zusammen arbeitete, dessen Analysen und Forschungsergebnisse wichtige Grundlagen für die zukünftige
Bedarfssituation darstellten. Die Bedeutung dieses Institutes lag vor allen Dingen darin, dass von hier aus die
Modeentwicklung zentral gesteuert werden sollte - es handelte sich um das „Modezentrum“ der DDR.
Im ersten Halbjahr des Jahres 1982 waren die Wareneinnahmen nur langsam gestiegen, der gesamte Bereich der
Textilbekleidung hatte ein Minus von 3% (ca. 186 Mio. Mark14) im Verhältnis zum Vorjahr zu verzeichnen.
Bei der Damen- und Herrenoberbekleidung (DOB und HOB) wurden wesentliche Strukturprobleme registriert,
die sich auf Material und Gestaltung bezogen und zu rückläufigen Verkaufszahlen führten. Insgesamt war zu
beobachten, dass die Käufer und Käuferinnen kritischer in ihrem Einkaufsverhalten geworden waren.
Somit war zukünftig damit zu rechnen, dass die Farbe und modische Aktualität entscheidende Faktoren waren,
die die Verbraucherwünsche noch stärker beeinflussten.
2.1 Das Deutsche Modeinstitut
1952 wurde das Institut für Bekleidungskultur gegründet, welches dem Ministerium für Leichtindustrie
unterstand. 1972 wurde es zum Modeinstitut der Deutschen Demokratischen Republik umbenannt.
Es hatte neben der ästhetischen Aufgabenstellung den gesellschaftspolitischen Auftrag, eine Mode für die
sozialistische Gesellschaft bzw. für die sozialistische Persönlichkeit zu entwickeln, deren Vielfalt und Umfang
der ökonomischen Situation und den Bedürfnissen der Bevölkerung angepasst sein sollte. Bekleidung wurde als
12
13
14
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 28-5 1982, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 28-23 1982, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 28-5 1982, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
10
ein Mittel zur Befriedigung materieller und kultureller Bedürfnisse angesehen, was bedeutete, dass nicht die
Modebranche die Nachfrage vorantrieb, sondern dass die Entwicklung der Bekleidung durch die
Lebenssituationen und Bedürfnisbefriedigungen in der DDR bestimmt wurden.
In den 1980er Jahren folgte das Modeinstitut folgenden zentralen Aufgaben:15
- Erarbeitung der Hauptlinien der Mode- und Erzeugnisentwicklung auf Grundlage internationaler und nationaler
Analysen sowie gesellschaftlicher Zusammenhänge,
- Musterung von Garnen und Zwirnen, Geweben, Konfektionen, Ober -und Untertrikotagen, Schuhen,
Lederwaren, Handschuhen und modischem Zubehör,
- Erarbeitung komplexer Orientierungen für Mode- und Gestaltungskonzeptionen unter Beachtung der
volkswirtschaftlichen Bedingungen und Erfordernisse als Ideenvorlauf,
- Durchführung von Entwicklungsexperimenten und Erarbeitung von komplexen Trendkollektionen mit einer
hohen Umsetzbarkeit,
- Durchführung von Qualifizierungsmaßnahmen und einer aktiven Öffentlichkeitsarbeit,
- Vertretung der DDR durch Spezialistengruppen im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) sowie
Informations- und Dokumentationsarbeit auf dem Gebiet der Bekleidung international und national.16
Im Rahmen dieser Vorgaben erstellte das Modeinstitut Modeanleitungen inklusive Schnittunterlagen für die
Industrie und den Handel, die ein Zusammenwirken von Ökonomie und Kultur in der Konfektion verdeutlichte.
Mit Berücksichtigung der internationalen Modeentwicklung wurden in einem zeitlichen Vorlauf von zwei Jahren
Impulse für die saisonale Farbgestaltung der Frühjahr/Sommer- und der Herbst/Winterkollektionen für Damen-,
Herren-, Jugend- und Kindermode konzipiert. Die erarbeiteten Entwürfe und Gestaltungskonzeptionen der
empfohlenen Trends wurden mit einem einjährigen Vorlauf in der hauseigenen Werkstatt umgesetzt und auf
Modenschauen oder Messen präsentiert. Einige Wochen später fanden die Zusammentreffen zwischen Handel
und Modeinstitut statt, wo die Entwurfsvorlagen mit der Industrie besprochen wurden. Zu diesem Termin fuhren
die Gestalterinnen und Gestalter nach Berlin und präsentierten die Stoffe, aus denen die neuen Kollektionen
erstellt werden sollten.
Bereits hier ergaben sich erste Konfliktsituationen, da die textile Flächenware und die daraus zu produzierende
Produktmenge vorgeschrieben wurden. Die Industrie stand unter einem enormen Kostendruck, so dass in der
Regel die Entwürfe selten 1:1 übernommen werden konnten. Anschließend erfolgte die Hauptarbeit des
Modeinstitutes im Handel, wo Modeberatungen für Werbefachleute stattfanden und die Herausgabe der
Informationsbroschüre „die mode“ organisiert wurde.
Die gesamte Konzeption bewegte sich in einem Spannungsverhältnis zwischen den Kundenwünschen, den
zentralen Planungsvorgaben, den unzureichenden materiellen und technischen Ressourcen der Industrie und den
anspruchsvollen Trendtendenzen der Modedesignerinnen und Modedesigner des Modeinstitutes.
15
16
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 27-27 1981, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Vgl. Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 8-4 1962, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
11
Abb. 1: Informationsbroschüre des Modeinstitutes der DDR „Die Mode“ 1983/1984
2.2 Das Amt für Industrielle Formgestaltung (AIF)
1972 wurde das Amt für Industrielle Formgestaltung gegründet. Es war bis 1990 eine Einrichtung für die
Planung, Leitung und Überwachung der industriellen Formgestaltung in der DDR und stellte ein Organ des
Ministerrates dar. Es hatte 1989 ca. 250 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und zählte zu den weltweit größten
öffentlichen Designinstitutionen. Dabei war die Fachabteilung „Bekleidung“ unter anderem für die textilen
Flächen und die Konfektion zuständig. Hier wurde im Gegensatz zum Modeinstitut der DDR projektbezogen
und konzeptionell gearbeitet. Es wurden Stoffe entwickelt, Kollektionen für Damen und Herren erstellt oder
Designaufgaben im Bereich der Lederwaren umgesetzt.
Von hier aus wurde zum Beispiel 1988 im Rahmen der Jugendmode ein Jeansprogramm entwickelt. Dazu
wurden Entwürfe kreiert, die mitunter als direkte Konkurrenz zu denen des Modeinstitutes standen.
Vordergründig ging es jedoch um die Verbesserung der Jeansqualitäten, die bis zu dem Zeitpunkt noch mit 20%
synthetischen Anteilen versetzt wurden.
2.3 Die Handelsorganisation und die Konfektion
Im Oktober 1948 wurde die Deutsche Handelsorganisation (HO) gegründet. Hier gab es in den Anfangsjahren
der DDR rationierte besondere Waren ohne die Abgabe von Lebensmittel- bzw. Textilmarken. Die Preispolitik
war frei gestaltet, orientierte sich an den Preisen des Schwarzmarktes, war jedoch nicht frei verhandelbar.
Mit der Errichtung der HO sollte die überschüssige Kaufkraft abgeschöpft und die zusätzlich gewonnen
Einnahmen für Investitionen in der Industrie oder für Subventionen des Grundbedarfs verwendet werden. Dieses
Verfahren war in sich widersprüchlich, da es nur wenige Menschen bzw. Berufgruppen gab, die zu dieser Zeit
über die nötigen finanziellen Mittel verfügten.
1958 wurde die Rationierung aufgehoben und die HO bekam einen neuen Charakter, der einem staatlichen
Einzelhandelssektor entsprach. Die HO wurde somit zu einer Konkurrenz für den privaten Einzelhandel und der
Konsumgenossenschaft.
In den 1980er Jahren waren längst die Kollektionen mit besonderen Details in kleinen Stückzahlen
verschwunden, da die Textilindustrie das Ziel verfolgte, auf rationelle Art und Weise massenhaft Bekleidung zu
12
produzieren, die die Werte des Sozialismus präsentieren sollten. Großserien und Standards führten zu
Einschränkungen der Variantenvielfalt und hinterließen ein vordergründig einheitliches Bild.
Da sich zunehmend die Erkenntnis durchsetzte, dass die Jugend eine wichtige Verbrauchergruppe darstellte, die
entsprechend erzieherisch beeinflusst werden sollte, wurden ab 1968 die ersten Jugendmodezentren eingerichtet,
die unter dem Label „Sonnidee“ vertrieben wurde.17
Die Arbeit des Modeinstitutes wurde anhand der vorhandenen Produkte im Handel gemessen und geriet auf
Grund des nicht bedarfsgerechten Warenangebotes, auch bei den Jugendlichen stets in Misskredit. Die
verkrustete Strukturen in der Textilindustrie und die mehr als zehn Entscheidungsebenen, die eine Kollektion zu
durchlaufen hatte, führten dazu, dass die ursprüngliche Designideen auf der Strasse nicht wieder zu erkennen
waren und in der Regel nichts mehr mit den Bedürfnissen der Käufer und Käuferinnen zu tun hatten. Im
staatlichen Handel fanden die Kunden und Kundinnen lediglich Kollektionen, an denen jegliche aufwendige
Details und teilweise auch deren Farbempfehlungen wegrationalisiert worden waren.
2.4 Der Exquisit
1970 wurde das volkseigene Produktions- und Handelsunternehmen "Exquisit" gegründet, welches formal der
HO unterstellt blieb und die Bevölkerung mit Bekleidungserzeugnissen mit hohem Gebrauchswert und moderner
Gestaltung im oberen Preissegment versorgen sollte. Es sollte ein Gegenmodell zum Intershop darstellen und
wurde dazu mit Sonderkonditionen ausgestattet. Es wurden Devisen bereitgestellt für Importe von Stoffen aus
nichtsozialistischen Ländern sowie Maschinen und sogar Ladeneinrichtungen. Mit den Exquisitläden, die
keinerlei Konkurrenz hatten, sollte der kulturelle Anschluss an das Weltniveau verdeutlicht werden.
Parallel zu dieser qualitativen Entwicklung wurde diskutiert, inwieweit modische Erzeugnisse im Sozialismus
und die damit verbundene Preispolitik zueinander stehen. Denn die neuen Entwicklungen hochmodischer Waren
und die damit verbundenen Preise widersprachen dem generellen Ziel der sozialistischen Konsumpolitik, die
gesamte Bevölkerung gleichmäßig zum Wohlstand zu führen.
1988 gab es insgesamt 300 Exquisitläden, die 25% des gesamten Bekleidungsumsatzes des DDR-Binnenhandels
erwirtschafteten.18
Auf Grund der hohen Umsätze hatte der Exquisithandel einerseits eine Sonderstellung und konnte etliche
Modegestalter der Industrie abwerben, andererseits wurde insbesondere die Orientierung an westlichen Trends
wiederholt kritisiert. Die „Exquisit“-Kollektionen entstanden im Team von Mode -und Textilgestaltern unter der
Führung von Artur Winter. Sie waren variantenreich und durch klassische Modeideen gekennzeichnet.19
Anfänglich gab es von einem Entwurf nicht mehr als 30 bis 50 hochwertige, teure Modelle im Exquisit. Bereits
in den 1980er Jahren wurden jedoch häufig ca. 500 bis 1000 Modelle von einem Entwurf produziert. Zusätzlich
wurden die „Exquisit“-Kollektionen mit importierten Ensembles aus Italien, Österreich oder der BRD ergänzt. 20
Die überdurchschnittlich teuren Bekleidungsartikel (eine Hose kostete zum Beispiel zwischen 170 und 200 OstMark) konnten sich meist nur Personen der oberen Einkommensklassen oder Schwarzmarkthändler leisten. Das
17 Vgl. Pelka, Anna, Jugendmode und Politik in der DDR und Polen, Eine vergleichende Analyse 1968-1989, Osnabrück
2008, S. 59-60.
18 Merkel, Ina, Utopie und Bedürfnis. Die Geschichte der Konsumkultur in der DDR, Alltag und Kultur, Bd. 6, Köln,
Weimar, Wien 1999, S. 263.
19 Melis, Berlin 1998, S. 60.
20 Ebenda, S. 60.
13
verdeutlicht, dass sich entgegen der ursprünglichen Idee eine Ausdifferenzierung der Lebensqualität einzelner
Bevölkerungsschichten nach dem jeweiligen Einkommen entwickelt hatte.
Trotz der hohen Preise erfreuten sich die Exquisitläden größter Beliebtheit bei der Bevölkerung der DDR.
Vermutlich lag dies daran, dass die gehobene Qualität und die bürgerliche Verkaufskultur in den Einrichtungen
den Menschen das Gefühl des Besonderen gab.21
Um Exportaufträge zu bekommen, wurden auf der Leipziger Messe die jeweiligen Trendkollektionen von
„Exquisit“ einem internationalen Fachpublikum präsentiert und standen den internationalen Maßstäben in nichts
nach. Dennoch waren diese außergewöhnlichen Kollektionen nicht für das Angebot der HO vorgesehen, da die
Konfektionierung der Modelle zu aufwendig und zu teuer war.
„Exquisit“ erwirtschaftete durch den Absatz seiner Waren Mitte der 1980er Jahre einen Jahresumsatz von ca. 3
Milliarden Ost-Mark- das entsprach 30% des gesamten Bekleidungsangebotes der DDR.22
3. Individuelle Strategien
Ab den 1980er Jahren wurde der geringe Anteil an privater Wirtschaft neben den staatlichen Einrichtungen
weitestgehend geduldet, was ein Beispiel für die Lockerung in den wirtschaftlichen Strukturierungen darstellte.
Die Jahrzehnte davor waren noch davon geprägt, dass jegliche Privatunternehmen in die staatliche
Volkswirtschaft integriert wurden und damit nicht nur der staatlichen Kontrolle unterlagen, sondern sich auch
dem Rhythmus des Fünfjahrplanes anpassen mussten. Der Einzelhandel bot die Möglichkeit innerhalb des
privaten Sektors Kleidung zum Verkauf anzubieten, die von Einzelpersonen entworfen und produziert wurden.
In der Regel hoben sie sich durch besondere Materialien und in der Gestaltung von den standardisierten
Kollektionen ab.
Zu ihnen gehörten die privaten Boutiquen und junge Kreative die eine Alternative darstellten.23
3.1 Boutiquen
Neben den staatlichen Einrichtungen, die die Bevölkerung mit standardisierter Konfektionsware versorgte,
entstanden in den frühen Jahren der DDR ab 1958 in einigen Großstädten (zum Beispiel Berlin und Leipzig)
erste staatlich eingerichtete Modeboutiquen, in denen unter anderem selbst geschneiderte Modelle in vielfältigen
Farben und feinster Schnittgestaltung hohen Absatz fanden. Die Läden führten Mode in ausgewählten
Materialien und guter Qualität. Modellkleider und Unikate bestimmten das besondere Sortiment, welches mit
hohen Preisen versehen war.
„…das reinseidene Nachmittagskleid aus Polen neben dem seegrünen Leinenkleid vom VEB Kunst und Mode.
In den Vitrinen hing der holländische Mohairmantel neben dem geradezu mondänen Nachmittagsmantel mit
großem Pelzbesatz vom VEB Elegant Berlin … Lederne Westen und kirschrote Wäsche, goldene
Abendpantoffeln und Petticoats aus Batist und Perlon…“24
21
22
23
24
Merkel, Köln, Weimar, Wien, 1999,S. 263.
Melis, Berlin, 1998, S. 60.
Vgl. Pelka, Osnabrück, 2008. S. 275 ff.
Merkel, Köln, Weimar, Wien, 1999.
14
1980 wurde in Berlin die erste private Modeboutique eröffnet, die auf eigener Entwurfsarbeit und der eigenen
Herstellung basierte. Hier entstanden moderne und raffinierte Modelle aus Materialien, die direkt bei den
Textilherstellern bestellt wurden und nie im Handel zu finden waren. Sie wurden
„gefärbt, gepresst, gequetscht, und es entstanden Kollektionen, die nirgendwo in der Republik zu kaufen
waren.“25
Kulturell betrachtet, wurden das gesonderte Angebot und die Accessoires als enorme Bereicherung der
Bekleidungspalette angenommen. Allerdings konnten auch hier nur Personen einkaufen, die ein hohes
Einkommen hatten; oder zu einem späteren Zeitpunkt, als sich die wirtschaftliche Situation sich derartig
entwickelt hatte, dass die Bevölkerung gern ihr erspartes Geld zur Bedürfnisbefriedigung ausgab.
3.2 Der Schwarzmarkt
Da zwischen dem Angebot an modischer Kleidung und der Nachfrage eine deutliche Lücke klaffte, entwickelte
sich als Alternative zu den bisher erwähnten Einrichtungen zunehmend das selbständige Produzieren von
Kleidungsstücken. Wer nicht Anstehen oder einfach anders aussehen wollte, begann sich seine Bekleidung selbst
herzustellen.
In der Regel hatten viele Frauen umfangreiche nähtechnische Erfahrungen, die hier genutzt wurden. In dieser
Situation wurde in kleinen Schneidereien Gekauftes umgearbeitet, aus gesammelten Kleidungsstücken Neues
kreiert oder vom Entwurf über einen Schnitt bis hin zur Fertigung alles selbst durchgeführt.
Insbesondere für junge kreative Menschen in den Großstädten bedeutete dies eine Möglichkeit, auf ihre Art und
Weise gegen die Planwirtschaft mit ihren Vorschriften und dem wenig bedarfsgerechten Angebot vorzugehen.
Die Jugendlichen strebten danach, sich ihre Zugehörigkeiten und Identitäten selbst zu kreieren, egal ob
künstlerische Boheme, Hip Hopper oder Punk. Diese Entwicklung auf der Straße setzte die Modeindustrie in den
1980er Jahren stark unter Druck. Für Andere stellte diese Möglichkeit eine Grundlage für eine alternative
Existenz dar.
Mit individuellem Gestaltungswillen erstellten DDR-Bürgerinnen und Bürger in der Freizeit zu Hause in ihren
Produktionsstätten, die oftmals nur aus Küche oder Zimmer bestanden, komplette Kollektionen. Meterweise
wurden
Baumwollstoffe,
Bettlaken,
Unterwäsche,
Berufsbekleidung
(zum
Beispiel:
OP-Kleidung,
Kochkleidung, Fleischerhemden) in den damaligen DDR-Trendfarben Rosa, Lila, Flieder oder Schwarz
eingefärbt und anschließend in hohen Stückzahlen be- oder verarbeitet. Nickis (T-Shirts), Kleider und Jacken aus
mehreren Lagen Windelstoff wurden massenhaft genäht, um der hohen Nachfrage nachkommen zu können.
Die Ware wurde auf Wochenmärkten oder Schwarzmärkten am Strand (zum Beispiel in Warnemünde) für hohe
Preise vielfach verkauft und war sehr begehrt. Diese schöpferische Entfaltung hatte einen ganz besonderen
kulturellen Wert, da sie einerseits als Ausgleich zum Arbeitsleben diente und andererseits die Warenvielfalt im
Land mit gestaltete.
Die Produktion außerhalb der regulären Textilindustrie hatte an wirtschaftlicher Bedeutung zugenommen.
„Fast 50% der Obertrikotagen von Mädchen und Jungen und ca. 30% der Damenoberbekleidung (Kleider, Röcke
und Kostüme sogar 40%) wurden auf diese Weise produziert.“26
25
26
Pelka, Osnabrück, 2008, S. 278.
Vgl. Merkel, Köln Weimar, Wien, 1999.
15
Auf diese Art und Weise verdienten sich die Hobbyschneiderinnen an einem Wochenende den monatlichen
Lohn eines Universitätsdozenten.27 Besonders in Berlin etablierten sich in den 1980er Jahren nonkonforme
Künstler- und Künstlerinnengruppen mit eigenen modischen Umsetzungen, die auf Modenschauen und
Fotoinszenierungen präsentiert wurden. Für diesen Zweck wurden unter anderem aufwendige, bunte und
unifarbene Kostüme genäht, die zu einem späteren Zeitpunkt auf der Bühne mit ironischen Anspielungen auf die
DDR-Modeproduktion vorgestellt wurden. Eine der ersten freien Künstlergruppen war „Chick, Charmant und
Dauerhaft“, die erstmalig 1983 ihre Kreationen in einer öffentlichen Einrichtung vorstellte.
Aus dieser Gruppe entwickelte sich 1986 das Modetheater „Allerleihrauh“, welches
bevorzugt Seide, Pelze, Federn, Schrauben, Nieten und schwarzes bzw. dunkles Leder für ihre Kunstwerke
verarbeitete. Letzteres wurde zum Markenzeichen der ersten Produktionen, deren Kleider zu Unikaten
besonderer Art wurden.
Abb. 2: Modenschaumodelle des Modetheaters „Allerleihrauh“
„Vier Wochen, bis zahllose verschiedenfarbige Lederrechtecke zu einem Schuppenmantel zusammengenäht
sind, bis eine Schnallenjacke richtig verschnürt ist. Ebenso lange dauert es, bis das Material für entsprechende
Accessoires beisammen ist: Gürtelschlösser, Federbesatz, Stahlarmierungen – wenn es mal kein Stahlband gibt,
kaufen sie Maßbänder und schleifen sie so lange, bis kein Zentimeter mehr zu erkennen ist.“28
Finanziert wurden die kostenintensiven Produkte durch aufwendige Lohnarbeiten, indem man etwa für
Rockmusiker die Bühnenbekleidung herstellte.29
Anhand dieser Darstellung wird deutlich wie komplex das Vertriebssystem von modischen Artikeln in der DDR
war und welche Kreativität der Mangel an moderner Kleidung hervorbrachte.30
27
Vgl. Merkel, Köln, Weimar, Wien, 1999.
28
Pelka, Osnabrück, 2008, S. 277.
29
Vgl. Fernsehdokumentation bei Phönix von Holly Tischmann und Sabine Michel, 2008.
30
Vgl. Paul Kaiser, Claudia Petzold, Boheme und Diktatur in der DDR, Gruppen Konflikte Quartiere 1970-1989,
Berlin, 1997, S.62/63, S. 370 ff.
16
4. Mode im Kontext des sozialistischen Systems
In allen Kulturkreisen spielte die Bekleidung seit je her eine besondere Rolle. Nicht nur kulturelle Zugehörigkeit
und ökonomische Position werden über die Kleidung ablesbar, sondern im Sozialismus sollte sie zusätzlich auch
Werte der Gesellschaft transportieren:
„Die Mode hat eine große politische, ökonomische und kulturelle Bedeutung. Es ist unsere Aufgabe, unsere
Mode so zu gestalten und ihr einen solchen Inhalt zu geben, dass sie mithilft, das Grundgesetz des Sozialismus
zu verwirklichen.“31
Unter Berücksichtigung dieser Aspekte hatten die Modeschaffenden des Modeinstitutes der DDR den
inhaltlichen Auftrag, die Verbraucherwünsche in eine Richtung zu lenken, die sich auf realisierbare
Umsetzungen konzentrieren sollten. Andererseits sollte Mode als ein Beweis der Überlegenheit der
sozialistischen Gesellschaft dienen, und man sah in der Forderung nach zweckmäßiger und schöner Kleidung in
höchster Qualität und hoher Anzahl das erstrebenswerte Lebensniveau der werktätigen Bevölkerung. Die Mode
sollte den Menschen in den Mittelpunkt stellen, der neuen Stellung der Werktätigen entsprechen und seine
ästhetische und weltanschauliche Auffassung widerspiegeln und fördern.
Auf dieser Grundlage von Ansprüchen an die Bekleidung entstanden die Grundkonzeptionen und die
künstlerische Gestaltung der Modelinien der DDR, dessen modisches Niveau so angehoben werden sollte, dass
internationale Anerkennung und Exportmöglichkeiten gegeben waren. Dabei waren Spezialisierung,
Standardisierung und Kooperation die Voraussetzung für einen rationellen Materialverbrauch und
Produktionsprozess.
In der DDR standen sich dabei zwei wesentliche Aspekte widersprüchlich gegenüber:
Einerseits das Bedürfnis nach Mode, welches befriedigt werden sollte, und andererseits die Idee, dass langlebige
Kleidung das Kaufverhalten so beeinflussen kann, dass die Werktätigen erst wieder neue Ware kaufen, wenn das
Kleidungsstück unbrauchbar geworden war.
Schnelle und häufige modische Wechsel waren in der Planung der Textilindustrie nicht vorgesehen und hatten
den Ruf reiner Verschwendung oder eines überflüssigen Verbrauchs von Ressourcen, die bekanntlich knapp
waren. Erschwerend wirkte sich die Situation aus, dass die Textilmaschinen nicht dem neusten technischen
Stand entsprachen. Dennoch sollte die Kleidung sowohl ästhetischen wie symbolischen Wert ausdrücken, da sich
die DDR-Mode anders als die des westlichen Gesellschaftsmodells präsentieren sollte.
In diesen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wurde versucht, einen spezifischen sozialistischen Ausdruck in
die Kleidung der DDR zu integrieren.
Mode sollte nicht nur durch schnelle Wechsel charakterisiert werden, sondern eine Art geschmackvolle
Bekleidungskultur bestätigen, in der Kleidung nicht nur modisch, sondern zeitgemäß war. Es würde nicht nur die
gesellschaftliche Situation Auswirkungen auf die Mode haben, sondern ebenso einen rückwirkenden Einfluss auf
die innere Haltung der Menschen nehmen. Was bedeutete, dass die Menschen mehr Augenmerk auf die inneren
Werte eines Menschen legen sollten. Für die Menschen sollte weniger entscheidend sein, wie sie aussahen,
sondern was sie konnten und leisteten.32
Der zeitgemäßen Kleidung wurden dafür eine unterstützende Rolle zugeteilt. Sie sollte die Menschen zu weniger
Konsumverhalten anregen. Es ging um den Versuch Mode und sozialistische Ideale miteinander zu verbinden.
31
32
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 8-4 1962, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Vgl. Melis, Berlin, 1998, S. 51.
17
Die Mode sollte dabei nicht nur als äußere Hülle dienen, sondern sie hatte eine gesellschaftliche Funktion im
Sinne der Partei zu erfüllen.
„Eine neue Form der Selbstdarstellung neuer Menschen sollte anbrechen.“33
1963 hieß es dazu in einer Studie des Institutes für Markforschung:
„Die politische Bedeutung des Modeschaffens liegt in der Aufgabe begründet, die Vorzüge unserer
sozialistischen Gesellschaft im Wettstreit mit dem Kapitalismus klar hervortreten zu lassen. Denn als sichtbarer
Bestandteil unseres Versorgungsniveaus und Lebensstandards ist die Bekleidung, einschließlich ihrer modischen
Gestaltung, auch international gesehen ein Gradmesser für die politische, kulturelle und wirtschaftliche
Entwicklung der DDR. Die kulturelle Bedeutung des Modeschaffens liegt darin begründet, dass auch in der
Bekleidung unserer Menschen ihre ästhetischen Anschauungen, ihr guter Geschmack, Lebensfreude,
Optimismus und Selbstbewusstsein zum Ausdruck kommen und diese Seite des kulturellen Lebensniveaus mit
der Mode gefördert und beeinflusst werden kann. Die ökonomische Bedeutung der Mode liegt in der
Möglichkeit, als Massenerscheinung auftretend, den Bedarf auf Musterungsschwerpunkte, auf die Nutzung des
eigenen Rohstoffaufkommens, auf die optimale Sortimentsbreiten und Artikelanzahl zu lenken. Damit bieten
sich günstige Voraussetzungen für die Großserienfertigung, die Standardisierung und Rationalisierung der
Produktion.“34
Bekleidung sollte für alle Werktätigen bestimmt und leistbar sein. Sie war als Zeichen des Wohlstands und als
ein Anzeichen für die Attraktivität der sozialistischen Gesellschaftsordnung zu verstehen.
Auf der Grundlage, dass Mode in der DDR sowohl ökonomische, ideologische und soziologischen Momenten
gerecht werden musste und die Hauptzielgruppe in der werktätigen Bevölkerung bestand, die sich lediglich
praktisch kleiden sollte, waren die Bedürfnisse der Menschen klar und eindeutig umschrieben.
Für die Modelinien bedeutete dies konkret, dass es keine starken Abwandlungen in der Gestaltung geben sollte,
sondern dass sich die Modelle kontinuierlich weiterentwickelten und in folgende Warengruppen klassifiziert
wurden:
In Spitzenerzeugnisse (z.B. Einzelmodelle), die den höchsten Ansprüchen gerecht werden sollten, für die
höchstmögliche Preise verlangt wurden.
Die hochmodischen Erzeugnisse, die mit einem Preisaufschlag bis zu 20% belegt werden durften und das
normale standardisierte Massensortiment.
Die
bisher
aufgezählten
wirtschaftlichen
Strukturmaßnahmen
wirkten
sich
auf
den
gesamten
Handlungsspielraum der Modeindustrie aus und konnten den zunehmenden differenzierten Wünschen der
Menschen und den unterschiedlichen Milieus nur noch bedingt nachkommen. In den 1980er Jahren hatte sich
das Bild einer sozialistischen Einheitsmode mit Leitbildcharakter bereits lange überlebt. Dennoch bekamen
etliche modische Umsetzungen des Modeinstitutes Auszeichnungen und positive Bewertungen auf
internationalen Modenschauen.
Die DDR-Mode befand sich in einer widersprüchlichen Situation, denn Anschluss an das Weltniveau zu finden,
setzte voraus, dass die Gesamtheit der internationalen Trends Berücksichtigung in den Empfehlungen fanden,
33
Dietrich Mühlberg, Haute Couture für alle? Über Mode und Kulturverständnis, in: Dorothea Melis, Sibylle.
Modefotografien aus drei Jahrzehnten DDR, Berlin 1998. S. 8.
34
Merkel, Köln, Weimar, Wien, 1999, S. 253.
18
und dass Forderungen nach modischen Neuheiten nicht mehr als westliche Orientierung kritisiert oder als
dekadent verdammt wurde.
4.1 Kleidung als Ideologieträger
Dazu zählte es auch, dass weniger an bestimmten Grundsätzen festgehalten werden sollte. Dennoch, die
Interessen der Menschen und insbesondere der Jugend sollten idealerweise mit denen der Regierung
übereinstimmen. Die Identität der Menschen sollte nicht nur über den Weg der Kleidung entstehen, sondern
staatlicherseits vorgegeben werden. Dieses Interesse sollte unter anderem mit einer einheitlichen Gestaltung der
Pionierkleidung oder des FDJ-Hemdes durchgesetzt werden.
Andere spezifische Farbgebungen konnten bei der Berufsbekleidung und besonders bei berufsspezifischen
Uniformen beobachtet werden. Zum Beispiel das Grün der Uniformen der Volkspolizei und der Forstwirtschaft,
dem Dunkelblau bei der Post oder der Bahn, sowie dem Steingrau der Uniformen der Nationalen Volksarmee
oder des Zolls.
Diese hatten jedoch weniger das Ziel der erzieherischen Einflussnahme wie es bei der Pionierkleidung der Fall
war.
4.2 Die Pionierkleidung
Das Modeinstitut der DDR hatte nicht nur die Aufgabe, die Mode für den alltäglichen Bedarf zu entwerfen,
sondern es erhielt in den 1960er Jahren auch den Auftrag die Kleidung für die Pionierorganisation „Ernst
Thälmann“ neu zu überdenken. Diese ideologisch begründete Kleiderordnung, die von den Pionieren zu vielen
Anlässen getragen werden sollte, wurde durch die SED und deren Medien mit folgenden Erwartungen besetzt:
„Sie bemühen sich und bekunden es durch ihre Kleidung, nach sich selbst gegebenen Geboten und Gesetzen zu
lernen, zu handeln und zu leben.“35
Abb. 3: Entwürfe der Pionierkleidung 1967
35
Zeitungsartikel aus „Die Einheit“ von 1967 zur Pionierkleidung, Unterlagen des Modeinstitutes der DDR; Stiftung
Stadtmuseum Berlin.
19
Die Idee einer traditionellen Kleiderordnung setzte besonders in den ersten Jahren nach DDR-Gründung
geschlechterspezifische Maßstäbe, die für Mädchen dunkelblaue Röcke und für Jungs dunkelblaue lange oder
kurze Hosen vorschrieben. Dazu wurden weiße Hemden bzw. Blusen getragen. Akzente wurde mit dem blauen
oder roten Halstuch geschaffen, welches den kräftigsten Ausdruck in der Farbgestaltung darstellte. Komplettiert
wurden die Outfits durch türkisfarbene Blousons und einem tropenblauen Käppi, welches mit dem
Metallabzeichen der Pionierorganisation versehen war. Zu dieser Grundkleidung gehörte eine Aufbaukleidung,
die aus einer bordeauxfarbenen Freizeitbluse für Mädchen und einem farbigen Hemd für die Knaben und blauen
Shorts bestand. Hinzu kam ein brauner Ledergürtel.
Grundbedingung der gesamten Konzeption war, dass hochwertige Materialien eingesetzt wurden, die
pflegeleicht und farbecht sein sollten, damit eine Arbeitserleichterung für die Mütter gegeben war oder die
jungen Menschen ihre Kleidung selbst pflegen konnten.
So wurden bügelfreie veredelte Baumwollmaterialien für die Umsetzung verwendet. Die Kleidung sollte sich
untereinander variieren lassen und für jede Witterung praktisch sein.
1973 erging seitens des Zentralrates der FDJ eine weitere Anfrage an das Modeinstitut, welches zusätzliche Teile
einer Pionierkleidung entwerfen und umsetzen sollte. Dabei dachte man an eine Verbandskleidung mit
Mehrzweckcharakter in Form von Kutten.
Abb. 4 Grund – und Aufbaukleidung der Pioniere
Diese wurden aus 100% Dederon in den Farben Marine und Sand für die Jungs konzipiert und in Gelb und Rot
für die Mädchen. In der repräsentativen Gestaltung waren die Kutten klassisch und mit sportlichen Details und
mit einem ausknöpfbaren Futter versehen.
Das beschichtete Grundmaterial wurde vom „Volkseigenen Betrieb Greika“ eingefärbt und die Herstellung
erfolgte über den „Volkseigenen Betrieb Modische Bekleidung Saalfeld“ und dem „VE PHU Exquisit Weimar“.
Das Futter bestehend aus Plaid, Wirkvlies oder Steppfutter und wurde vom „Volkseigenen Betrieb Modedruck
Gera“ eingefärbt.
1984 erklärt sich das Modeinstitut ein weiteres Mal bereit die Gestaltung der Pionierkleidung in Farbe, Form und
Fläche zu überarbeiten. Dabei blieb die Grundstruktur der Organisationskleidung mit langlebigem Charakter bis
zum Ende der DDR erhalten (Kutte, Rock, Hose, Hemd, Bluse, Halstuch, Käppi). Veränderungen sollten
lediglich an den Kragenformen erfolgen und die Kutte bzw. der Anorak sollten mit neuen Schnittformen
20
auftreten. In dieser Umsetzungsarbeit wurde die Idee eines Nickis (T-Shirt) geboren, welches die Kleidung
modernisieren sollte.
Es wurde in den Farben Weiß, Rot, Gelb und Türkis aus Baumwollmaterial hergestellt. Dazu entstanden bunte
textile Gürtel als modisches Beiwerk für Rock und Hose. Die Kutten wurden ab jetzt von Anoraks für den
Winter und ungefütterte Windjacken für die wärmeren Jahreszeiten abgelöst. In ihrer Gestaltung waren sie für
Jungen und Mädchen identisch. Die farbliche Auswahl bestand in rot und grau. Als die modernisierte
Pionierkleidung 1986 in den Handel kam, war sie schnell ausverkauft, da die festgelegten Preise sehr niedrig
waren.
Neben der Pionierkleidung wurde ebenso eine Kleidung für die Freie Deutsche Jugend gewünscht.
4.3 Die FDJ-Kleidung
In den 1960er Jahren sollte eine repräsentative Bekleidung mit Mehrzweckcharakter für die Freie Deutsche
Jugend-Delegation für die Weltfestspiele und für andere Anlässe entwickelt werden. Die Kleidung sollte den
kulturpolitischen Grundsätzen entsprechen und dazu beitragen, dass Ansehen der DDR zu festigen. Es entstand
das blaue FDJ-Hemd aus Baumwolle oder einer Chemiefaser. Historisch gesehen war das Blau allerdings bereits
viele Jahre zuvor eine festgelegte Komponente.
Die Sozialdemokraten Österreichs und Deutschlands hatten sich nach dem ersten Weltkrieg, als sich
Organisationen und Verbände begannen zu uniformieren, das Blauhemd für ihre Jugendorganisation „Die
Falken“ gesichert. Auch nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Blauhemd von den Mitgliedern getragen, bald
jedoch wurde es nur noch mit der FDJ in Verbindung gebracht, auch dann noch als die Freie Deutsche Jugend in
der Bundesrepublik 1951 verboten worden war und das Hemd als verfassungsfeindliche Symbolik verstanden
wurde.36
In der DDR gehörte es zum wesentlichsten äußeren Merkmal der Jugendorganisation und wurde mit dunklen
Hosen und Röcken und orangefarbenen oder dunkelblauen Anoraks aus hochwertigen synthetischen Fasern
kombiniert. Der Spielmannszug der Freien Deutschen Jugend wurde mit elfenbeinfarbenen Jacken und
verschiedenfarbigen Koppeln ausgestattet, und für Aussteller der „Messe der Meister von Morgen“ (MMM)
wurden zweiteilige aus gelbem Leinengewebe bestehende Arbeitsanzüge konzipiert.
Die Kleiderordnung der Musikcorps, dessen Jacken aus Baumwollpopeline oder Polyester salopp und schlicht
gestaltet waren, besaßen zwei aufgesetzte Taschen und waren mit silbernen Druckknöpfen verschließbar.
Dadurch bekam das Erscheinungsbild seinen sportlichen Ausdruck, der durch Schulterklappen und breite
Bündchen eine zusätzliche Betonung fand. Die spitze Ausschnittgestaltung brachte sowohl die FDJ- als auch die
Pionierbluse gut zur Geltung. Einen farblichen Kontrast bildeten die dunkelblauen leicht ausgestellten Röcke
oder Hosen mit aufgesetzten Taschen.
Die Mädchen trugen weiße Kunstlederstiefel dazu und die Jungs Mokassins aus glattem Rindsleder in gleicher
farblicher Gestaltung wie die Jacken.
36
Vgl. Horch und Guck, Zeitschrift zur kritischen Aufarbeitung der SED-Diktatur, Themenschwerpunkt: Jacke wie
Hose? Die Kleiderordnung der SED-Diktatur. Heft 61, Berlin 2008, S. 10-11.
21
Abb. 5: Anoraks der FDJ, Kleidung des Spielmannzuges und des Musikcorps in den 1960iger Jahren
4.4 Die Jeans
Neben dem bereits erwähnten Kleidungsteilen, die in der Regel zu bestimmten Anlässen getragen werden sollten
und symbolisch Werte vermittelten, darf die Jeans nicht unerwähnt bleiben. Die Akzeptanz dieses
Kleidungsstückes hatte die Jugend in den 1970er Jahren in der DDR einen langen Kampf gekostet, denn jegliche
Individualisierungsprozesse waren unerwünscht.
Noch zu jener Zeit war die Jeans aus Sicht der staatlichen Instanz ein Symbol des Westens und unzähligen
Trägern und Trägerinnen wurden wegen ihr diskriminiert.
„Ich meine, Jeans sind eine Einstellung und keine Hosen.“37
So tönte es 1973/74 in einem Stück von etlichen Theaterbühnen. Ulrich Plenzdorf machte auf eine provozierende
Art und Weise die Jeansbegeisterung zum Thema und zeigte welchen Wert die Hose nicht nur für die Jugend der
DDR hatte. Sie stand für Abgrenzung von der vorherigen Generation und deren konservativen Angepassten und
war ein Zeichen für Freiheit, Ausscheren und Aufbrechen. Gemeint war aber nicht die Jeans aus
DDR-Produktion, sondern eine echte Bluejeans 501 der Marke Levis aus Denim mit engen röhrenförmigen
Beinen, einem Knopfverschluss und rot bedrucktem „Two Horse Patch“.
Diese Ablehnung traf die Entscheidungsträger heftig. Ein Produkt aus dem konkurrierenden kapitalistischen
Ausland sollte die erzieherischen Bestrebungen der sozialistischen Gesellschaft zu Nichte machen? Für die
jungen Menschen war es unverständlich, warum das Tragen einer Jeans den Vorstellungen einer Gesellschaft
widersprach, stand sie doch für einen modernen Lebensentwurf, der Arbeit und Freizeit nicht mehr trennte. Weil
die Hose aus dem Arbeitermilieu kam, bot sie letztendlich zu wenig Angriffsfläche und so wurden 1978 eine
Million
dunkelblaue
Denimhosen
mit
Reißverschluss
vom
Außenhandelsministerium
in
die
Jugendmodegeschäfte der DDR importiert. Mit dieser einmaligen Aktion sollten, neben den Einnahmen, die
Bedürfnisse der Jugend zunehmend in den Mittelpunkt gestellt werden.
1979 war immer noch die Hälfte der Jugendlichen nicht zufrieden mit Jeans die aus der eigenen Textilproduktion
stammten.38
37
2009.
Michael Rauhut, Michael Kochan, Bye Bye, Lübben City, Bluesfreaks, Tramps und Hippies in der DDR, Berlin
22
Weil das Verhältnis zwischen Staat und Jugend durch den Wunsch nach Jeans stark beeinflusst war, sollte eine
befriedigende Jeansmode für die Jugend geschaffen werden. Zum Beginn der 1980 er Jahre war für die Industrie
das Jeansprogramm maßgebend, welches auf Grundlage von Rechercheergebnissen der Jugendforschung durch
die Marktforschungsinstitute erstellt wurde. In diesem Zusammenhang wurden hohe Investitionen getätigt, um
moderne Technologien, zur Herstellung von unterschiedlichen Jeansqualitäten z.B. für Stonewashedjeans,
einsetzen zu können. Es wurden Druckereien mit neuen Rotationsdruckmaschinen ausgestattet oder
Textilbetriebe für die Herstellung von Jeansgeweben umgerüstet, beispielsweise in Templin, Zwickau oder
Güstrow.
In Rostock wurde eine komplett neue Produktionsstätte in Betrieb genommen oder neue Farbanlagen importiert,
die es ab jetzt ermöglichten, dass die Jeans aus eigener Produktion indigoblau eingefärbt werden konnten. Jeans
der eigenen Produktion präsentierten sich in den 1980 er Jahren unter den Namen: Wisent, Boxer, Käfer, El Pico
oder Shanty. 39
Letztlich hatte sich bis zum Ende der DDR die Jeans zu einer Hose entwickelt, die nicht zwangsläufig mit einer
Protesthaltung der Jugend in Verbindung gebracht werden musste. Vielmehr hatte sie eine Bedeutung im Sinne
von Weltoffenheit, Modernität und Lässigkeit bekommen.
Abb. 6: „Shanty“ Jeans der 1980er Jahre
5. Internationale Farbtendenzgestaltung
1963 fanden in Italien die 'Internationalen Tage der Farbe' statt, die unzählige Farbspezialisten aus verschiedenen
Bereichen der Wissenschaft und der Technik vereinte. Hier kam es noch im gleichen Jahr zur Gründung einer
internationalen Kommission der Farbe im Textil- und Modebereich. Periodisch entstand in Zusammenarbeit mit
allen interessierten Fachleuten aus der Mode eine „vorzeitige Synthese der Farben für den Textil- und
Modebereich […], die für die Industrie und den Handel bestimmt sind.“40
Die Fachkommission „Intercolor“ wollte keine Skalen für Farben herausgeben, sondern die Tendenzen
koordinieren, um somit Grundlagen und Orientierung zu geben für die international zahlreichen Branchen der
38
39
40
Vgl. ZIJ: Jugend und Mode, Forschungsbericht 1979, S. 41, BArch: DC 4/652.
Vgl. Menzel, Rebecca, Jeans in der DDR. Vom tieferen Sinn einer Freizeithose, Berlin 2004.
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR; Intercolor-Geschichte; Stiftung Stadtmuseum Berlin.
23
Textilindustrie. Notwendig war dies insbesondere für den internationalen Handel. Die Exportaktivitäten der
einzelnen Länder konnten nur auf Grundlage abgestimmter Farbgebungen Erfolg versprechend sein.
Abb. 7: Internationale Kommission für Mode- und Textilfarben „Intercolor“
Das erste Treffen der Untersuchungskommission fand im September 1963 in Paris statt, wo verschiedene
Beschlüsse und Arbeitspläne verfasst wurden, um eine Normierung und Koordinierung der Farben im Textilund Modebereich auf Weltebene zu erreichen.
Seit „Intercolor“ 1965 die Farbtendenzen des Frühling/Sommers 1967 unter der Bezeichnung: „Coloris Choc“
beschlossen hatte, war dieser Begriff zu einem weit verbreiteten Ausdruck zur Bezeichnung von lebhaften und
sehr leuchtenden Farben geworden.
Die weit reichende Wirkung führte unter anderem dazu, dass im August 1972 auf der Generalversammlung
beschlossen wurde, die Kommission unabhängig vom Internationalen Zentrum der Farbe Paris zu machen, in das
sie bis zu diesem Zeitpunkt integriert war.
Unter Berücksichtigung der vorher gegangenen Farbtrends innerhalb der Textilindustrie wurde durch alle
beteiligten Länder für die Folgesaisons eine internationale Farbkarte erstellt. Durch die Präsentation der
einzelnen länderbezogenen Farbkarten konnten Richtungen und Tendenzen beobachtet werden, die anschließend
in
die
Intercolor-Farbkarte
einflossen.
Vereinzelte
Abweichungen
in
den
Farbnuancen
und
Kombinationsmöglichkeiten wurden im Nachhinein von den jeweiligen Ländern verändert. 1974 trat die DDR,
vertreten durch das Mode-Institut, der nichtstaatlichen Kommission bei und übernahm die Aufgabe, die
regionale Farbskala der DDR zu erstellen, Referenzmuster vorzustellen und Informationsschriften in Paris zu
übergeben. Zum Abschluss der Treffen fand ein kostenloser Austausch der länderbezogenen Farbkarten
zwischen allen Mitgliedern der Organisation statt (Mitglieder waren 1982: Polen, Ungarn, Bulgarien, Rumänien,
CSSR, DDR, BRD, Frankreich, Belgien, Niederlande, Finnland, Großbritannien, Schweiz, Österreich, Spanien,
Italien, Japan, China ab 1984). So entstanden international abgestimmte Tendenzfarbkarten für einen
Vorlaufzeitraum von ca. achtzehn Monaten sowie die Farbkarten der achtzehn Mitgliedsländer für den gleichen
Zeitraum. Die entstandenen Dokumentationen ermöglichten eine gezielte Auswertung und spezifische
Markvorbereitung der einzelnen Länder.
Alle sich daraus ergebenden Informationen, die für die textile Umsetzung notwendig erschienen, wurden
anschließend direkt an die Textilbetriebe und –kombinate weitergeleitet. Auf diesen Anleitungsveranstaltungen
des Modeinstitutes der DDR wurde das Dokumentationsmaterial von der Tagung „Intercolor“ detailliert erläutert
und ausgewertet. Zu dessen Beurteilung gehörte zusätzlich die Analyse der Farbkarten anderer Länder zum
24
Beispiel von Frankreich, der BRD oder Österreich. Letzteres war von besonderer Bedeutung, weil dessen
Ergebnisse ein rechtzeitiges Reagieren auf den Exportmarkt ermöglichte.
5.1 Analysen der Mode- und Farbtendenz der 1980er Jahre der DDR
Die 1980er Jahre waren von einer Veränderung des Bekleidungsverhaltens und durch eine zunehmende
Demokratisierung der Mode gekennzeichnet.
„Die Modelinie der DDR ist eine Grundkonzeption und Anleitung zum Handeln. Sie umfasst die Gestaltung für
alle Textilien des gesamten Bekleidungssektors und die Bekleidung selbst in Material, Farbe und Form. Sie stellt
den Rahmen dar, in dem sich die Musterung der Industrie zu bewegen hat.“41
Die Musterungsrichtlinien für den textilen Industriezweig entstanden zwei Jahre vor dem Saisonbeginn inklusive
der Analyse und Vorbereitung der Farbtendenzen. Aufbauend auf den gewonnen Farbinformationen durch die
Tagung „Intercolor“ wurden gestalterische und farbliche Ideen für Stoffe entworfen, deren Farblinien zwei
Monate später von einer Fachkommission bestätigt wurden. Zu einem späteren Zeitpunkt erhielt die Industrie
alle Hauptinformationen über Farbe und Design der notwendigen Gewebe. Um die gewünschten Flächen
herstellen zu können, wurden Forderungsprogramme seitens der Textilindustrie an die Chemiefaserstoffhersteller
gerichtet. 1980 lautete eine Forderung zum Beispiel: die Erweiterung der Farbpalette von 5 auf 11 Farben und
Reduzierung der Farbpartiegrößen von 20 t auf 10t.42
5.2 Das Jahr 1980
Die entsprechenden Textilhersteller produzierten die Flächengewebe und reichten vorerst eine geringe Menge
ihrer Stoffcoupons zur Produktion einer Musterkollektion an das Modeinstitut der DDR weiter.
Abb. 8: Musterkarte der Firma Malitex Hohenstein von 1984
Dort wurden die entsprechende Modelinie und eine Anleitungskollektion erstellt, die zu jeder Saison durch die
Verwendung geschmackvoller Farbzusammenstellungen die Kollektionen in Proportion und Schnittführung und
41
42
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 8-4 1962, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 26-23 1980, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
25
liebevollen Detaillösungen unterstrichen. Berücksichtigt wurden dabei die politischen, künstlerischen,
kulturerzieherischen und technisch-ökonomischen Faktoren.
Zu Beginn der 1980er Jahre konnten zunehmend sportliche Tendenzen beobachtet
werden. Die Klassik erlebte ein Comeback und vereinte sportliche Elemente in Form,
Trageweise und Verarbeitungen.43
Leichte, bequeme Parkas oder Blousons wurden gewünscht, die ebenso in ihrer
Farbegestaltung der Saison Frühjahr/ Sommer 1980 entsprachen. Das Farbprogramm
des Modeinstitutes sah hierfür Farbtöne mittlerer Helligkeit vor. Charakteristische
naturhafte, neutrale Farben mit einer großen Allgemeingültigkeit, in die nahezu alle
Materialqualitäten einfärbbar waren.
Bei der Damenkleidung prägten drei Hauptrichtungen das Bild: fein nuancierte Naturund Neutralfarben, die im Vordergrund standen sowie Intensivfarben in mittlerer
Helligkeit und modebestimmte Farben in betont kühlen zarten Tönen.
Die klassisch elegante, romantische Damenkleidung betonte Taille, Brust und Hüfte unter
anderem durch Farbkontraste mit differenzierten Farbflächen größerer und kleinerer
Varianten (zum Beispiel eingearbeitete Blenden) oder sie wurde durch eine Ton-in-TonVerbindung zwischen Naturtönen und Neutralfarben erzielt.
Besonders
im
Bereich
des
Sportlichen
entstanden
kontrastreiche
klare
Farbkombinationen zwischen den Intensivfarben wie Blau, Zinnober oder Dotter mit
Neutraltönen wie Weiß oder Schwarz. Kokos wurde in dieser sportlich-funktionalen
Richtung
mit
Lehm,
Dotter
oder
Zinnober
kombiniert.
Die
unkonventionelle
Kleidungsserie wurde unterstrichen durch vielfarbige Kombinationen zum Beispiel
zwischen Blaugrau und Eisvogel oder Blaugrau und Reh. Die Programmfarbe Kokos
wurde zu den Farben Lavendel, Parma, Nebel oder Echse gestellt.44
Bei den Herren bestand die Frühjahr/Sommerkollektion sowohl aus einer eleganten wie
sportlichen
Richtung
und
enthielt
langlebige
Basisteile
und
hochmodische
Kleidungskomplexe mit zurückhaltenden Details, die untereinander leicht kombinierfähig
waren.
Die klassische Richtung gemixt mit Sportlichkeit überzeugte nicht nur durch farbige
Materialeinsätze, sondern auch durch eine verfeinerte Schnittgestaltung. Qualitativ
hochwertige Materialien mit feinfädigem Charakter, einer gewissen Leichtigkeit und
Weichheit dominierten die Reihe. Dabei fanden stumpfe und glänzende Oberflächen
zusammen, sowie helle und mittlere Naturtöne sowie dunkle und warme Nuancen.
Klassische Formen bestimmten in der sportlichen Richtung den ländlichen Eindruck,
welcher durch den Einsatz grober Materialien mit entsprechender Optik verstärkt wurde.
43
44
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 26-32 1980, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 1.1980 für die DOB und JOM, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
26
Naturhafte Farben in Kombination mit kontrastreichen Akzenten deuten auf einen
unkonventionellen Umgang in der Farbgestaltung.
Das Farbprogramm empfahl als sportlich-ländliche Farbgestaltung die Basisfarbe: Hase,
welche mit den Farben Echse, Weiß, Feh oder Blaugrau verbunden werden konnte. Für
den sportlich-eleganten Eindruck sollte die Programmfarbe Pergament mit den Farben
Havanna, Zimt, Nebel, Lehm oder Schwarz kombiniert werden.
Den
besonderen
klassischen
Gestaltungsausdruck
fanden
die
Gestalter
und
Gestalterinnen in der Farbe Blaugrau, die mit den Kombinierfarben Himmel, Steppe, Feh
oder Pergament verknüpft wurde.45
Die Kinderkollektion der Saison, welche sportlich und fantasievoll erschien, enthielt vier
Arbeitsthemen: Olympiade, Marine, Robinson und Provinzial.
Die sportliche Olympiadeserie war durch intensive Farben wie Gelb, Grün, Rot oder Blau
betont, die untereinander starke Farbkontraste bildeten. Hingegen die Marinelinie durch
Blau-Weiß, Rot-Weiß oder Grau-Weiß Kontraste bestimmt war, die mit Pastelltönen
zusammengestellt wurden. Alle Robinsonmodelle kennzeichneten eine klare, sachliche
Form und Schnittgestaltung. Erdtöne wie Heu oder Gelb-Orange fanden mit Rottönen
zusammen und betonten dadurch zusätzlich die ländlichen Einflüsse. Romantisch sind die
Outfits
des
Provinzial-Themas
gestaltet.
Liebevolle
Details
in
pastellenen
und
kontrastreichen Farbigkeiten bestimmten die Entwürfe. Intensive Farben wurden mit
Pastelltönen oder Weiß gruppiert.
Der Farbton Heu war im Farbprogramm der einheitliche, sportliche Ton für die Mädchen
und Jungs, der mit den Kolorits: Tundra, Kristall, Blattgrün, Schwarz oder Weiß vereinbar
war. Ultramarin sollte mit Mandarine, Zitrone, Blattgrün, Zinnober oder Weiß verbunden
werden.
Für die sehr fantasievollen bzw. romantischen Kleidungsteile für Mädchen war die Farbe
Naturweiß gruppiert mit Farben wie Phlox, Nebel, Himmel, Kristall oder Absinth.46
Die Tendenzfarben für die Farbgestaltung der Damenoberbekleidung (DOB) des zweiten
Halbjahres 1980 wirkten im Gegensatz zur vorherigen Saison zurückhaltender und
gedämpfter, sie besaßen jedoch eine besondere Farbtiefe. Die Herbst/ Wintersaison 1980
erschien in typisch warmen Grün-, Braun- oder Rotnuancen, die ergänzt wurden durch
kühle Blau-Rosè-Nuancen.
Sortiert nach Farbrichtung und Helligkeit dominieren in der Gesamtheit die Farbtöne
mittlerer Helligkeit. Ergänzt wurde die Palette durch Grau und Schwarz.
Den Farbreihen wurden Aktivfarben zugeordnet, die folgerichtig Akzente setzten, zum
Beispiel in der Druck- und Buntmusterung der textilen Flächen.
Die DOB- Farbtendenzen sahen die Grünreihe vor, zu deren Farben das lichte mit
Grünanteilen durchsetzte Grau zählte, sowie der Pappelton, der Tang -ein tiefes Olive, die
45
46
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 1.1980 für die HOB, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 1.1980 für die KOB, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
27
Binse -ein verwittertes Grün und die Farbe Lehm, welches einem grünanteiligen
Gelbbraun entsprach. Dazu wurden die Aktivfarben Dotter - ein warmes Sonnengelb und
Farn - ein weiches Blattgrün gestellt.
Die kühle Blau-Rosè-Reihe kennzeichnete das Rosenquarz, die Farbe: Maus -ein
violettstichiges Mittelblau, die Blautanne -ein tiefes Blaugrün sowie Marineblau.
Als Aktivfarbe wurde das strahlende Mittelblau - die Lagune gewählt.
Eine durch warme Töne dominierte Folge war die Braunreihe. In ihr befanden sich die
Farben: Pfirsich -ein warmes braunanteiliges Apricot, Karamell, Kokos -ein helles warmes
Beige, Mokka und Adler -ein violettstichiges Dunkelgrau. Die Aktivfarbe Ocean -ein
mittleres Keramikblau war als Kombinationsfarbe vorgeschlagen worden.
Fuchs-ein mittleres Kupferrot, Zimt, Rot, Aubergine - ein tiefes Violett, Schwarz und
Burgunder -ein warmes, tiefes Rot kennzeichneten die Rotreihe dieser Kollektion.47
Bei den Herren wurden für das 2.Halbjahr des Jahres 1980 verstärkt warme Grün- und
Braunnuancen empfohlen. Vervollkommnet wurde die Palette durch kühle
Grau- und Blau-Grünfarbigkeiten.
Die den Tendenzfarben zugeordnete Grünreihe bestand aus der Farbe Erdnuss, einem
lichten Sandton sowie den Kolorierungen Lehm, Tundra, Binse und Tang. Dotter und Zimt
stellten hierzu die Farbnuancen dar, die zur Akzentuierung dienten.
Zur Blau-Grünreihe zählten die Farben: Blaugrau -ein rauchiges Blau, die Blautanne - ein
tiefes Blaugrün, die Echse -ein mittleres Graugrün sowie Marine.
Die Töne Wolke, welches einem wässrigen Blau entsprach, Lagune und Schwarz bilden
die dazugehörigen Akzentuierungsmöglichkeiten.
Kennzeichnend für die Graureihe sind die Farben Feh, Maus, Adler und Schwarz, welche
mit den Aktivfarben Wolke, Lagune oder Schwarz kombiniert werden konnten. Kokos,
Gobi -ein warmes Gelbbraun, Kakao -ein tiefes Rotbraun, Karamell, Mokka -ein warmes
Dunkelbraun bilden die Braunreihe, die durch Fuchs und Echse beleben und erfrischen
konnten.
Die Hemdfarben der Vorsaison (Pergament, Steppe, Weiß, Rosenquarz, Echse, Blaugrau,
Maus und Schwarz) blieben bestehen und wurden durch die Effektfarben Wolke und Binse
ergänzt.48
Für
die
Junioren-
und
Mädchenkleidung
der
Herbst/Wintersaison
empfahlen
die
Designerinnen und Designer gedämpfte und tiefe Kolorierungen in warmen Grün-, Braun
-und Rotnuancen. Dabei gestaltete sich die Rotreihe durch folkloristische Einflüsse bei der
Mädchenmode, die sich in bunten Drucken zeigten.
Kühle blaue Farbigkeiten vervollständigten die Farbpalette und waren entscheidend für
die Jeansbekleidung dieser Zielgruppe. Besondere Farbklänge entstanden durch die
zusätzlichen integrierten Grau- und Schwarztöne.
47
48
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 2.1980 für DOB, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 2.1980 für HOB, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
28
Die Rotreihe dieser Tendenzfarbkarte bestand aus den Farben: Maus, Rot-ein strahlendes
Mittelrot, Burgunder -ein warmes tiefes Rot, Phlox -ein intensives Rosè und einem tiefen
Aubergine. Kombiniert werden sollten diese Nuancen mit Krokus -einem aufgehellten
Violett und einem fluorisierenden Pink- der Alpenrose.
Feh, Lehm, Tang und Farn bildeten die Grünreihe, welche mit Rot seine Ergänzung fand.
Signifikant für die Braunreihe standen das Zimt -ein rotes Zimtbraun, Steppe -ein
mittleres Graubraun, Mokka und Schwarz. Dotter und Farn stellten die dazugehörigen
Aktivfarben dar. In der Blaureihe befanden sich das Naturweiß, das Puder -ein zartes
Beige, Planet -ein kühles abgemischtes Mittelblau, Kosmos -ein Jeansblau und die Farbe
Ocean.
Für die Bekleidung der Junioren dieser Saison hatten die Farbtöne Phlox, Krokus und
Alpenrose keine Gültigkeit.49
Abb. 9: Farbkonzeption Herbst/Winter 1980 für Damen
Bereits im Jahre 1980 konnte beobachtet werden, dass ein Trend zur anspruchsvollen
verhaltenen Farbigkeit bestand, besonders bei der sportlichen Freizeitmode und der
klassischen Tagesbekleidung. Dieser sollte sich in den Folgejahren in der DOB fortsetzen.
Die
Herrenkleidung
(HOB)
setzte
ihre
tiefe
warme
Farbgestaltung
mit
starker
Ausdruckskraft fort und fand ihren Schwerpunkt bei den warmen Braun- und Rottönen.
Die intensiven und leuchtenden Farben blieben als Effekte wichtig.
49
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 2.1980 für KOB, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
29
5.3 Das Jahr 1983
Im ersten Halbjahr des Jahres 1982 bestand im Bereich der Freizeitkleidung sowie bei den sportlich orientierten
Erzeugnissen ein Nachholbedarf, denn die Bevölkerung forderte zunehmend mehr Sportsortimente und es war
damit zu rechnen, dass Farbe und modische Aktualität die Wünsche der Konsumentinnen und Konsumenten
zukünftig stärker beeinflussten.50
Für die Frühjahr/Sommerkollektion des Jahres 1983 stellten sich die Mode- und Farbtendenzen für die Frauen
und Mädchen folgendermaßen vor:
Das Gestaltungskonzept sah für die Saison vier Richtungen (funktionale, traditionelle,
regionale, experimentelle) und drei Themenschwerpunkte vor: Aktion - das erste Thema
war charakterisiert durch eine funktionale Gestaltungsrichtung mit Einzelteilen der
experimentellen und regionalen Richtung, wofür die wichtigsten Farben Naturweiß sowie
das reine Weiß und leuchtende Komplementärfarben vorgesehen waren.
Das Thema Klassik, welches seine Inspiration bei der klassischen Mode Italiens fand,
prägte
die
traditionelle
Gestaltungsrichtung
mit
klaren
Formen,
bestehend
aus
Einzelteilen der anderen Richtungen. Ziel war es, die einzelnen Teile untereinander
unkompliziert kombinieren zu können.
Unterschiedliche Stilrichtungen, an eine ländliche Arbeitskleidung angelehnt, wurden
durch reiche barocke Formen im Thema Romantik interpretiert, die untermalt werden
sollte mit einer hellen, lichten Farbigkeit. Dunkle- und neutrale Töne fanden ebenfalls
ihre Anwendung.
Der Farbtrend hatte für diese Zielgruppe leuchtend synthetisch wirkende Farben wie
Lachs, Veilchen - ein lichtes Lila, Lupine - ein sonniges Gelb, Gladiole - ein aufgehelltes
Altrosa, Hibiskus oder die Farbigkeit einer Heckenrose vorgesehen. Die neutralen
Farbtöne stellten das Steingrau, das Regenblau - ein grün schimmerndes Blaugrau,
Graphit -ein dunkles Grau, Pflaume, Perle - ein zartes Creme, Haselnuss, Sand, Grau
sowie Rosenholz - ein Rosè schimmerndes Lila dar. Dazu gestellt sollten klassische
Farben wie Weiß, Schwarz, Marine oder Rot wichtige Betonungen setzen.51
50
51
Vgl. Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 28-5, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, DISPO `83, ML 24/83 und ML 7/83, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
30
Abb. 10: Farbkonzeption Frühjahr/Sommer 1983 für Damen und Mädchen
Die Auswahl des Herrentrends der Frühjahr/Sommerkollektion sah einerseits sportliche
Tages- und Festkleidung vor und zum anderen klassische Tages- und Festkleidung. Dabei
fanden Themen wie Natur, welches einen hohen Anteil an funktionaler Kleidung
beinhaltete, Technik, Airport und City ihre gestalterischen Ausdrucksformen.
Das Thema Natur gestaltete sich farblich so, dass neben den kühleren Steinfarben
wärmere Ockertöne von Gelb über Braunolive, Sand bis Zimt befürwortet wurden.
Akzentuierende Töne entsprachen einem gebrannten Braun, Grasgrün und Schwarz.
Bevorzugte Materialien dieser Richtung sollten Leinen, Denim, Garbadine oder Popeline
sein. Für das Technik-Thema, das ein sehr sportliches Motiv präsentierte, kamen
schimmernde und glänzende Materialien zum Einsatz sowie geradlinige und geometrische
Schnittführungen. Die Outfits hatten ihre Inspiration in der speziellen und traditionellen
Kleidung des Rugby, Jogging oder in der Motorradkleidung.
Auf Grund der hohen Sportlichkeit hatte man ein recht kühles Farbprogramm für die
Bekleidung konzipiert und wählte kalte Metalltöne wie Shetland - ein ausgewaschenes
helles Jeansblau, Graphit, Grau, Graugrün und Graubraun für die visuelle Gestaltung.
Mit ihnen sollten sich lebhafte, fast grelle Betonungsfarben verbinden, wie beispielsweise
Messing, Rot, Türkis oder Violett. Für diesen sportlichen Ausdruck wählten die Designer
synthetisch wirkende Materialien, zum Beispiel beschichtete Stoffe, gechinzte Baumwolle,
Folie, Leder oder Kunstleder.
Für Vielfältigkeit, ein zwangloses Kombinieren und einer Klassik ganz besonderer Art
stand das Thema Airport. Amerikanische Spielfilme der 1930er Jahre und der Collegestil
gaben vielfältige Anregungen für die Umsetzung dieser Herrenserie.
31
Die Grau-Blau Palette sollte an dieser Stelle zur Anwendung kommen, als auch Weiß bis
Braun über Graugrüntöne und lichte Gewürzkolorierungen. Akzente sollten Rost und
Senfgelb setzen.
Hinter dem Schwerpunkt City versteckte sich eine anspruchsvolle Anzugklassik mit
modernen Umsetzungen sowohl von Blazern als auch Hemden und Mänteln, die sich in
einer verhaltenen Farbigkeit ähnlich wie beim Thema Airport zeigten.
Für die Jungenbekleidung, die ein dynamisches flexibles Bild von Kombinationsmode mit
starker Aussagefähigkeit aufzeigte, hieß das, dass leichte und schwere Sortimente gemixt
werden
durften.
Sie
stellte
eine
unbekümmerte,
vielseitige
Kleidung
mit
Mehrzweckcharakter dar und beinhaltete eine sportliche sowie eine phantasievolle
Richtung. Die Modethemen hießen bei dieser Linie Aktion und Jeans-College als
klassischer Part für junge Leute und die ländliche Folklore. In dieser Boy-Modekollektion
wurden moderne Umsetzungen mit experimentellen Details kreiert dessen Anregungen
aus dem Industriedesign oder aus Japan stammten. Aktion kennzeichnete eine sportlich
betonte Tageskleidung mit funktionalem Charakter und wurde extra unterteilt in die
Unterbereiche Natur und Technik.
Abb.: 11 Farbkonzeption Frühjahr/Sommer 1983 für Herren und Jungen
Mit Berücksichtigung der aktiven, jugendlichen Menschen wurde eine Tages-WetterWegebekleidung gestaltet, die in den Basisfarben Regenblau, Honig oder Steingrün
denkbar waren. Aktive frische Farben wie Weiß, Veilchen, Türkis, Waldmeister, Gladiole
oder
Schwarz
konnten
Betonungen
hervorbringen,
die
auf
eine
dynamisierende
Ausstrahlung der Outfits abzielte. Diese sollten ebenso die synthetisch wirkenden Farben
und Metalltöne unterstützen. Im Thema Technik wurden die Basisfarben Jeansblau und
Steingrün zusätzlich eingebracht.
32
Eine strenge sachliche Auffassung mit einer klaren geraden Silhouette kennzeichnete die
Thematik Jeans-College, deren Motive in der amerikanischen Schul- und Freizeitkleidung
entdeckt worden waren und als legere sportliche Basiskleidung vorgestellt wurde.
Traditionelle
Farben
wie
Jeans-Indigo-Blau,
Weiß,
Graphit,
Schwedenblau
in
verwaschenen Ausdruck, Platane und Haselnuss bestimmten das Bild. Zuordnung fanden
Gladiole
und
Streichgarne,
Hibiskus
sowohl
Feinrippcord
Waldmeister
und
und
Karamell.
Baumwollmaterialien
wurden
Leichte
für
Kammdiese
und
Modelle
verwendet. Durch vereinzelte eingesetzte klare Farbtöne gelang es den verhaltenen
Ausdruck im Thema ländliche Folklore aufzuhellen. Bedruckte und einfarbige Baumwolle
und
Baumwollmischungen,
Spitze
und
Seidenmischungen
fanden
Anwendung.
Tendenziell sollte das Bild der Herren- und Jugendoberbekleidung farbiger erscheinen als
in der vorherigen Saison. Neutrale Kolorits wie Sand, Regenblau, Naturweiß, Shetland,
Pflaumenblau, Graphit, Grau, Rosenholz, Graubraun, Haselnuss, Marine standen neben
den leuchtenden Farbigkeiten wie: Türkis, Schwedenblau, Hibiskus und Honig.52
Noch farbenfreudiger sollte es bei der Kinderbekleidung aussehen. Die Kollektion
gestaltete sich als Freizeitmode und war in differenzierte Bereiche, wie Baltic, Country
und
Action
aufgeteilt.
Baltic
stand
für
ein
sehr
sommerliches
Motiv,
welches
Kleidungsteile sowohl sportlicher als auch romantischer Art und Weise präsentierte.
Hierbei durften pastellartige sanfte Töne mit Weiß oder intensiven Kontrastfarben
kombiniert werden: zum Beispiel: Tagetes, Lupine, Türkis, Heckenrose, Regen- und
Pflaumenblau. Rundstrick, Sommerkammgarne, leichte Baumwollen oder auch Folien
wurden für die Umsetzung als Materialität eingesetzt.
Die Tages- und Freizeitkleidung des Motivs Country bestach durch die verwendeten
Naturnuancen und neutrale Basisfarben (Haselnuss, Sand und Marine). Kontraste wurden
durch den Einsatz von Hibiskus, Tagetes und Regenblau erreicht.
In dieser Serie wurden insbesondere Jeansstoffe, Baumwollmischgewebe, Cord oder
Malimorippstoffe empfohlen. Aktion stand für den sehr aktiven und sportlichen Ausdruck
der Kinderkollektion. In ihr verbanden sich kühle kontrastreiche Farbkombinationen
zwischen Rot, Türkis, Lupine als aktive Farben mit neutralen Tönen wie Grau, Sand oder
Pflaumenblau.53
52
53
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, DISPO`83, ML 24/83 und ML 8/83, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, DISPO`83, ML 24/83 und ML 10/83, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
33
Abb. 12: Modethema Aktion – Natur für Damen, Herren und junge Leute, Frühjahr/Sommer 1983
In der zweiten Hälfte des Jahres 1983 wurde die Herbst/Winterkollektion für Damen mit
den Schwerpunkten Aktion, Country und Klassik angeboten. Aktion vertrat die lässige
Sportlichkeit und zeigte sich funktional und modern. Anregungen hierfür waren in der
Pilotenkleidung oder in der Arbeitskleidung entdeckt worden.
Typisch waren geometrische und farbige Flächen, die den Modellen den besonderen Reiz
gaben. Kühle Metalltöne standen neben aktiven Akzentfarben. Bei der Richtung Country
gestaltete sich ein Mix zwischen der herben und der femininen Klassik. Romantische und
ländliche Elemente charakterisierten diese Outfits und waren von besonderer Feinheit.
Warme Naturtöne wie Braun, Erdnuss, Mocca, Kamel, Thymian und Weiß bestimmten den
Ausdruck.
Klassik -die dritte Richtung hatte ihre geometrischen Gestaltungslösungen durch die
italienische Mode der 1920er bis 1950er Jahre erfahren. Sie entsprachen dem englischirischen Kleidungsstil aus der damaligen Zeit. Ausgewogenheit zwischen Langlebigkeit,
Aktualität und Komfort über maskuline, sportliche bis elegante Umsetzungen in Form und
Material waren die besonderen Markierungen dieser Kollektionsteile.
Das Farbdesign teilte sich in drei grundlegende Gruppen:
in tiefe dunkle Farben, wie Marine, Mocca, Schwarz, Taxus
in sanfte helle Töne und neblige Farben, wie Kamel, Rosenholz, Wermut, Erdnuss und
in leuchtende tiefe und mittlere Töne, wie Heidelbeere, Toscana, Kirsche, Lagune,
Pflaumenblau, Himbeere.
Angelehnt an den Kleidungsstil wurden vorrangig klassische Materialien wie
Streich-
und
Kammgarne,
Jerseys,
Großrundgestricke,
Webpelze
angewandt.54
54
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 25/83, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
34
und
Viskose
Die Männerbekleidung für die Saison war in die identischen Richtungen eingeteilt wie die
Damenmode, wobei im Motiv Aktion Bezüge zur Sportkleidung des Wintersports oder der
Pilotenkleidung zu entdecken waren.
Die Geometrie und die Farbflächen spielten eine besondere Rolle und sie betonten die
Funktion und Attraktivität der einzelnen Outfits. Der farbliche Ausdruck wurde zum einen
durch kühle Metallnuancen wie beispielsweise durch Graphit, Stahl, Marine, Schwarz oder
Weiß erlangt und fanden entsprechende Betonungen durch die Effektfarben Türkis, Blau,
Ocker und Rot. Ein ungezwungenes Kombinieren zwischen klassischen und sportlichen
Modellen ermöglichte die Richtung Country. In ihr fanden Kord, Leder, PVC-Folien,
Baumwolle,
Hemdenflanelle
und
Webpelze
in
unterschiedlichen
Farbigkeiten
ihre
Anwendung. Zum Einsatz kamen tiefe, warme, satte und erdige Töne, zum Beispiel
Taxus, Graubraun, Rehbraun, Marine und Kamel. Farbliche Akzentuierungen wurden
mittels Kirsche, Eberesche, Goldocker, Curry oder Rot erreicht. Die Richtung Klassik
unterstützte ebenfalls die Aktualität und Langlebigkeit in der Ausstrahlung der Modelle.
Neutrale sanfte Töne wie Graphit, Graubraun, Rosenholz, Kamel und Schwarz kombiniert
mit Kirsche als Akzentuierung bestimmten die entworfenen Trends.
Aktion, Junge Klassik und Country sind die für die Linie der Jugendoberbekleidung
entworfenen Schwerpunkte im zweiten Halbjahr des Jahrs 1983. Im Bereich Aktion
zeigten sich sportliche Modelle mit deutlich funktionalem Charakter, inspiriert durch
Wintersport-
und
Moto-Crossbekleidung.
Der
Entwurf
sah
für
diese
Modelle
kontrastreiche Töne vor zum Beispiel Weiß, Schwarz und Naturtöne. Aktive Farben wie
Rot, Blau, Ocker oder Violett vervollständigten das Erscheinungsbild. Für junge Menschen
wurden in diesem Fall bevorzugt Baumwolle, Kord oder beschichtete Materialien
angewendet.
Vitale und funktionale Allzweckkleidung in schwarzer, weißer, roter oder blauer
Farbpräsenz beinhalteten das Motiv Country der Jugendoberbekleidung und legere,
sportliche Jeansmodelle bildeten die Basis der Richtung Junge Klassik. Schwarz oder Blau
mit der Effektfarbe Braunorange, Türkis und Effektfarbe Violett, Ocker und die
Effektfarbe Rot miteinander kombiniert, sollten die Trendsetzung visuell unterstützen.
Materialien wie beispielsweise Popeline, Köper, Jeans, Kord und schwere Hemdstoffe
wurden für die Realisierung empfohlen.55
55
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 25/83, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
35
Abb. 13: Farbkonzeption Herbst/Winter 1983 für Kinder
Die Herbst/Wintersaison der Kindermode 1983 bestimmte ähnlich wie die bisherigen
Zielgruppentrends die Richtungen Aktion und Country. Das erste Thema verdeutlichte die
sportliche Dynamik mit funktionalen Elementen. Die angebotenen Farben erschienen
einerseits als Aktivfarben in Einzeltönung und andererseits in Kombination, zum Beispiel
Rot zu Honig, Thymian zu Rot, Blaunuancen zu Gelb. Andererseits fanden Naturtöne und
Basisfarben zusammen: beispielsweise bildeten Honig und Himbeere einen Kontrast zu
den Basisfarben Mocca, Kamel, Eberesche, Taxus, Grau und Graubraun.
Im
Country
-Thema
zeigte
man
rustikal-sportliche
und
folkloristisch-romantische
Grundelemente bei denen auf Farbkontraste verzichtet wurde. Naturhafte Farbigkeiten
wie Erdnuss, Flanell, Mocca, Eberesche, Thymian, Marine und Himbeere wurden
eingeplant. Bevorzugt sollten Stoffe mit wolliger Oberfläche zum Beispiel Voltex, Cord,
Baumwollmischungen oder Jeans vernäht werden.56
Abb. 14: Modethema Klassik DOB; Modethema: Aktion für HOB und KOB, Herbst/Winter 1983
56
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 26/83, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
36
5.4 Das Jahr 1986
Im Jahre 1985 bestand trotz Erhöhung des Warenfonds keine stabile Versorgung im Bekleidungssektor.
Einerseits konnten zwar Mengensteigerungen bei den Exquisit- und Jugendmodeerzeugnissen beobachtet
werden, andererseits waren jedoch die Anteile des Verkaufs im allgemeinen Fachhandel gesunken. Speziell im
allgemeinen Fachhandel waren gesonderte Versorgungsprobleme aufgetreten, die laut Modeinstitut behoben
werden mussten.57
Festgestellt worden war, dass zwischen Angebot und Nachfrage, hauptsächlich in den Sortimenten: Kleider,
Blusen und Röcke, enorme Differenzen bestanden, deren Ursachen in einer unbefriedigenden Materialqualität
und einer nicht ansprechenden Gestaltung der Kleidungstücke lagen. Demgegenüber befanden sich importierte
Produkte, die im Verhältnis sehr viel stimulierender wirkten und die Maßstäbe bei den Verbraucherinnen
deutlich höher ansetzen ließen. Für die Gestaltung des Angebotes der Folgejahre wurde auf Grund dessen
modischer Kleidung in neuen Silhouetten befriedigen zu können, wurden neue Zielsetzungen für die
Angebotsprofilierung auch in Bezug auf die Farben formuliert.
Durch die Entwicklung von innerbetrieblichen und übergreifenden Flächengebildeprogrammen sollte die
konsequente Einhaltung der Modefarben und deren Kombinierfähigkeit gesichert sein. Die Programme waren so
zu verstehen, dass auf Grundlage weniger Farben die Verbindung von Design, differenzierten Strukturen,
Materialcharakteren und Gewichten auch die Qualifizierung im Umgang mit Farbe gesichert werden konnte.
Konkret bedeutete dies: eine höhere Flexibilität der Organisation von Farbe, die konsequente Einhaltung der
festgelegten Farben in allen Kombinationen und die Konzentration auf wenige Modefarben je Modethema.58
Für die Frühjahr/Sommerkollektion 1986 riet das Modeinstitut den Frauen und Mädchen
zu folgender Farbkonzeption: Inspiriert durch die Werke der Impressionisten sollten
frische, transparente, heitere und leuchtende Sommerfarben zur Geltung kommen.
Umrahmt von den Basisfarben entstand ein Farbbild, welches die Menschen positiv
ansprach.
Das farbige Erscheinungsbild wurde in vier Gruppen vorgestellt: In der ersten
senkrechten Farbreihe auf der Farbkarte befanden sich so genannte Papierfarben, die den
hellen, lichten Naturtönen entsprachen. Zu ihnen zählte unter anderem Alabaster,
Bindfaden, Marmor oder Hortensie. Aquarellfarben befanden sich in der zweiten
senkrechten Reihe und zeigten etwas von der hellen frischen Transparenz der
Aquarellfarben. Sie sollten ohne Kontrasteinwirkungen nebeneinander stehen. Vertreten
waren Hyazinthe, Apfelblüte, Narzisse, Kamille, Pistazie oder Kolibri.
Die dritte senkrechte Reihe entsprach den Tuschfarben, sie zeigte spannungsvolle
Farben, die lebhaft und satt wirkten. Zum Beispiel Flieder - ein kräftiges Lila, Kamelie ein dunkles Rot, Grüntürkis, Seegrün - ein sattes frisches Grün, Elektrablau oder
Kornblume. Tiefe, fast schwarze Farben von Himbeere über Moor bis Horizont - so
57
58
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR. ML 26a/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 26a/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
37
genannte Tintenfarben- befanden sich in der vierten senkrechten Reihe. Sie schenkten
den anderen Farben ihre Leuchtkraft, da sie sich wie ein Schatten darstellten.59
Abb. 15: Farbkonzeption Frühjahr/Sommer 1986 für Damen und Mädchen
Die Kollektionskonzeption mit ihren Themen Dynamik, Basis und Impuls sah für die
Damen 1986 folgende Gestaltung vor:
Dem ersten Schwerpunkt entsprechend sollte die sportlich betonte Tages- und
Freizeitkleidung recht dynamisch wirken. Mittels Anregungen aus der Uniformenwelt und
der Arbeits- und Berufsbekleidung wurden großzügige, bequeme Designs mit Betonung
der funktionalen Details entwickelt. Besonders in diesem Sortiment sollten Tintenfarben
wie
Papierfarben
Anwendung
finden.
Tuschefarben
konnten
als
erfrischende
Akzentuierungen genutzt werden. In einem ersten Bestandteil des Themas Basis fand
eine jugendliche, progressive, aus der Klassik abgeleitete Tageskleidung für Damen ihre
modische Gültigkeit. Ihr Ausdruck war leger, sportlich bis klassisch. Großzügige
Flächengestaltungen
und
sparsame
Details
präsentieren
sich
und
machten
ein
spielerisches Kombinieren von Einzelteilen in unterschiedlichen Längen und Weiten
möglich.
Dadurch entstanden vielfältige Material- und Farbkontraste. Kühle Papierfarben und zarte
Pastelle als Akzente befanden sich neben leuchtenden Aquarellen und Tuschfarben.
Der zweite Teil des Basis-Themas bot eine anspruchsvolle und zeitlose klassische Tagesund Festkleidung an. Die Outfits erschienen klassisch-elegant und feminin. Weiche,
großflächige fließende Modelle mit ausgewogenen Details bestimmten das Bild. Bevorzugt
59
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 22/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
38
kamen warme Papierfarben, zarte Pastelle und Naturweiß zum Einsatz. Impuls versprach
eine unkonventionelle fantasievolle Tages-, Freizeit- und Festbekleidung, die durch die
traditionelle Kleidung Spaniens oder Kubas angeregt worden war. Ihre Erscheinung war
heiter, romantisch und sommerlich, jung, ungewöhnlich und kontrastreich. Dekonstruiert
wirkende Formen in artfremden Materialien bestimmten den Eindruck dieser Modelle.
Die junge kontrastreiche Richtung mischte extrem Weites mit körperbetont Engem in
gegensätzliche
Materialien.
Dabei
fanden
Tuschefarben
in
warmen
oder
kühlen
60
Kolorierungen mit Aquarellen und Tintenfarben als Effekte ihren farbigen Auftritt.
Die Männermode 1986 wirkte in dieser Saison in ihrer Farbgebung verhaltener durch die
Verbindung mit Grau oder Schwarz. Die intensiven und klaren Farben wurden nur
sparsam eingesetzt, so dass der Gesamteindruck der Farbpalette für das erste Halbjahr
1986 zurückhaltender und dezenter erschien als in der vorherigen Saison.
Mit Dynamik wurde ein Thema präsentiert, welches sehr attraktive, sportlich betonte
Tages- und Freizeitkleidung mit Mehrzweckcharakter versprach. Anregungsquellen hierfür
stellten Uniformen, Expeditionskleidung und die asiatische Kleidermode der 1950er Jahre
dar. Ihre Erscheinung wirkte betont sportlich und funktional. Großzügige, bequeme
Outfits mit Betonung der funktionalen Details, unterschiedlichen Silhouetten und Weiten
in differenzierten Materialien. Bevorzugte Farbtöne verliefen von Weiß zu dunklen
Tintenfarben. Intensive Tuschfarben wurden gezielt als Effekte eingesetzt.
Im ersten Teil des Themas Basis zeigten sich jugendlich progressive aus der Klassik
abgeleitete Tageskleidungsteile, deren Idee durch die 1920/30er Jahre und
1940/50er Jahre angeregt worden waren. Dabei wurde besonderes Augenmerk auf die
Tennis-, Polo-, Klub- und Regattamode gelegt. Durch sparsame Details und großzügige
Flächen hinterließen sie einen klassisch, sportlich herben und saloppen Ausdruck. Ein
neues Kombinieren von Einzelteilen wurde durch Farb- und Materialkontraste erleichtert.
In dieser Linie wurden dunkle Papierfarben und helle Tintenfarben angewandt. Der
weitere Basis-Teil wurde wie bei den Damen durch ausdrucksvolle und zeitlose,
klassische Tages- und Festkleidung bestimmt. Ihr Ausdruck war klassisch-elegant und
salopp. Das Design gestaltete sich großzügig, weich und bequem mit sparsamen Details
in feinen Materialqualitäten. Letztere wurden für Anzüge und Anzugkombinationen
angeboten.
Die
Farbpalette
zeigte
sich
geprägt
von
hellen
Papierfarben
und
61
Aquarellfarben, die als Effekte eingesetzt wurden.
Eine sportlich betonte Allzweckkleidung unterbreitete das Thema Dynamik für das
Frühjahr und den Sommer der Jugendmode. Voluminöse Silhouetten und funktionelle
Detaillösungen
hatten
ihre
Inspiration
in
den
Kleidungsstücken
der
Piloten,
Fallschirmspringer, Fischer und Segler gefunden und Basisfarben in Naturnuancen und
60
61
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 15/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 15/86,ML 24/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
39
Naturtönen in Verbindung mit aktiven Farben beherrschten das äußere Erscheinungsbild
der Reihe.
Ein weiteres Thema der Jugendbekleidung war die Junge Klassik. Sie vertrat die
klassische Richtung in der Kollektion. Jeans standen im Mittelpunkt und zeigten eine
bequeme, großflächige Gestaltung mit Verfremdung bekannter konventioneller Kleidung
durch überzeichnende Formen und den Einsatz untypischer Flächen und klassischer
Designs in neuen Farbigkeiten. Präsentiert wurden die Modelle in den Basisfarben in
Richtung Grau und Indigo-Blau, die neben einer sehr farbaktiven Richtung standen.
Impuls hieß das Motiv, welches expressiv und experimentell in Erscheinung trat.
Dies gelang durch eine besondere Formsprache und starke Farbkontraste, wobei zwei
Richtungen verfolgt wurden: zum einen die herbe geometrische Richtung und zum
anderen die lyrische, feminine Richtung, welche in der abstrakten Kunst, im Graffiti oder
in neuen Tanzrichtungen ihren Ursprung hatten. Intensive Farben standen im Kontrast zu
Schwarz.62
Bei der Kinderkleidung der Saison waren im Thema Dynamik fröhlich wirkende, sportlich
betonte Tages- und Freizeitkleidungsstücke entstanden. Sie wirkten betont sportlich und
progressiv
durch
unterschiedliche
Längenkombinationen
und
neue
Farbzusammenstellungen. Ansprechende Akzente bildeten Details als Musterungen oder
Druckmotive.
Für
die
Umsetzung
wurden
intensive
Tuschefarben
wie
Kamelie,
Elektrablau oder Kornblume verwendet sowie zarte Aquarelle wie Kamille, Hyazinthe oder
Kolibri zu Schwarz oder viel Weiß gesetzt.
Das
Arbeitsthema
Basis
beinhaltete
Tageskleidung
mit
Mehrzweckcharakter,
die
abgeleitet worden waren von klassischen Gestaltungsformen und ihre Inspiration in
Expeditionskleidung und Uniformen der Marine und Sportflieger hatten. Sie waren
klassisch-sportlich und funktional im Erscheinungsbild. Neutrale Papierfarben wie
beispielsweise wie Erdnuss oder Hortensie wurden ergänzt durch intensive Tuschefarben
wie Fanal oder Grüntürkis und viel Weiß.
Fast ländlich erschien die unkonventionelle fantasievolle Tages- und Freizeitbekleidung
des Themas Impuls. Die Bilder Renoirs und der Wäschestil bildeten die Anregungsquelle
dieser Kleidungsteile und ließen sie frisch, romantisch sommerlich erscheinen. Leichte
luftige und transparente Materialien und eine lichte Farbigkeit unterstützten die Wirkung
und verwiesen auf liebevolle Details in Form von Schleifen und Rüschen. Passend zu
dieser Aussage wurden zarte Aquarellfarben wie Pistazie oder Bergsee und viel Weiß
empfohlen.63
62
63
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 15/86, ML 23/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 15/86, ML 23/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
40
Abb. 16: Modethema Impuls für Damen und junge Menschen, Frühjahr/Sommer 1986
Ohne den Gesamtklang des Vorjahres zu zerstören, wurde im Herbst/Winter 1986 bei
den Damen und jungen Mädchen mehr Farbigkeit präsentiert. Das Gesamtbild tendierte
zu einer mittleren Farbwirkung ohne grelle Effekte und Unstimmigkeiten, dabei blieben
Ton in Ton Schattierungen oder subtile Komplementäranordnungen vorrangig. Warme
Ocker-, Kamel- und Brauntöne lösten die hellen kühlen Naturfarben des Jahres 1985 ab.
Die Farbtendenzkarte dieser Saison gestaltete sich durch vier Reihen: eine Violett-RotReihe, eine Blaureihe, eine Grünreihe und eine Braun-Gelb-Reihe. Darin befanden sich in
der ersten und zweiten waagerechten Reihe dunkelbunte Töne mit annähernd gleicher
Farbtiefe und in der dritten und vierten Reihe verhaltene Mitteltöne mit Farben
annähernd gleicher Farbhöhe. Die fünfte und sechste Reihe wurde durch Aquarellfarben
bestimmt, die die hellsten Farben dieses Farbspiegels enthielten.
In der siebten Reihe befanden sich Farben gleicher Intensität und Leuchtkraft. Als
interessante Richtungen wurden natürlich wirkende Gelb-Braunnuancen für die klassische
Tageskleidung empfohlen und dunkelbunte Töne konnten untereinander kombiniert als
festliche Drucke zum Einsatz kommen. Die winterlichen Aquarellfarben bildeten den
Ausgangspunkt für eine elegante Klassik. Das unkonventionelle Zusammenstellen klarer
Aktivfarben zu dunkelbunten Tönen oder zu winterlichen Aquarellfarbtönen sollte den
jugendlichen Ausdruck der Linie verstärkten. Eine aktive Farbigkeit sollte in der
Wintersaison eine wichtige Rolle spielen.64
Die Frauen sollten für die Wintersaison 1986 mit sportlich funktioneller oder dezent
sportlicher Mehrzweckmode in bequemen Schnitten und großzügigen sachlichen Formen
ausgestattet werden. Pelzimitate bestimmten unter anderem das Thema Dynamik- worin
intensive Grün - und Blautöne vertreten waren, die mit Pink- und Violettnuancen
vollendet wurden. Regenkleidung aus wasserabweisenden Materialien in kräftigen
Neonfarben und Thermokleidung mit großflächigen Steppungen oder in Form von
Ornamenten besteppt zeigten sportlich wirkende körpernahe Jacken in weicher, heller,
64
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 42/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
41
natürlicher Farbigkeit. Für das zur Kollektion gehörende Thema Basis wurden zwei
Richtungen entworfen: die sportliche und die feminin anspruchsvolle.
Die erstgenannte Richtung zeigte winterliche Basiskleidung – natürlich, jung, praktisch
und leger in der Ausstrahlung. Trotz der sportlichen Betonung war es gelungen eine
qualitative Verbindung zwischen Natürlichkeit, Fantasie und einer gewissen Derbheit und
der
Farbaussage
zu
erreichen.
Dabei
gestalteten
sich
die
Farbentwürfe
der
Plaidkarojacken in Schwarz, Ocker oder Grau und die sportlichen Blazer und klassischen
Mäntel in Shetlandtönen. Leuchtende Flausche wurden für klassisch komfortable Mäntel
in legeren Weiten verwendet.
Ausschlaggebend waren die geraden, flächigen Silhouetten, gepolsterte Schultern und
einfache dekorative Details. Die zweite Richtung des Themas bezog sich auf die
städtische Klassik, deren Modelle in ihrer sachlichen Formsprache elegant wirkten und
zugleich eine gewisse Jugendlichkeit und Lässigkeit mitbrachten. Mäntel wurden zu weit
schwingenden Röcken oder Hosen getragen in Kombination mit sportlich femininen
Blusen mit Raffungen. Dazu angeboten wurden weiche Materialien wie winterliche
Jerseys, bedruckte Crepes, Kammgarne, synthetische Seiden und Flanelle. Die Farben
verliefen von Naturweiß über Moor und Beton zu den farbigen Effekten für die Unis und
den Druck. Eine besondere Linie dieser Kollektion war der Festkomplex, der eine
kombinierfähige Festbekleidung beinhaltete. Bei diesen Modellen war das Material in
seiner Farbgestaltung und seinen Erscheinungen das dominierende und weniger die Form
der Kleidungsteile. Schwarze Festtagskleider mit interessanten Details, raffinierten
Schnittlösungen
und
dekorativen
Ausschnittvarianten
wurden
dargeboten
in
differenzierten Jerseyqualitäten, Crepe oder Spitze. Die entworfenen langen Abendkleider
aus synthetischen Seiden zeigten sich in leuchtenden Rottönen und belebten das
gesamte Erscheinen des Komplexes.65
Die Männer wurden modebewusster und bekamen eine Kollektion in selbstbewusster
Sportlichkeit
mit
vielfachen
Ausdrucksmöglichkeiten.
Es
gab
zwei
bestimmende
Richtungen: von einer anspruchsvollen, eleganten Klassik bis zu einer sportlich legeren
Klassik vertreten durch das Thema: Basis. Das Dynamik -Motiv verdeutlichte sportlich,
funktionale Kleidung, welche ihre Inspiration in den 1950er/60er Jahren entdeckt hatte.
Als
wichtiges
Gestaltungsmittel
wurden
vitale
neue
Farbausdrücke
in
neuen
Kombinationen dargelegt. Die Farb- und Flächengebilde fanden eine neue Art und Weise
in ihrer Anwendung. Wiederkehrende Grundformen wurden in Farbe, Design und Material
neu variiert und individuell kombiniert. Zum Beispiel wurde mit Kontrasten gespielt glatte Materialien standen neben Kunstpelzen oder große Oberteile in Verbindung mit
schmalen
Keilhosenformen
fanden
einen
betont
jungen
Ausdruck.
Synthetische
Farbigkeiten in Blau -und Graunuancen ergänzt durch Violett -und Pinktöne bestimmten
das
65
Erscheinungsbild.
Zugeordnet
zur Tageskleidung
wurden
die
Regen
Unterlagen der Modeinstitutes der DDR, ML 42/86, ML 46/86, ML 38/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
42
-
bzw.
Wetterkleidungsstücken, deren Idee durch die Wintersportmode und die Kleidung der
Kosmonauten entstand. Baumwollsortimente in kräftigen Farben und körpernahe Anzüge
aus beschichteten Geweben oder Folien charakterisierten die Modelle. Wie in der ersten
Gruppe zeigten sich synthetische Farben neben kühlen Rot -und Violetttönen sowie Grün,
Blau und Dunkelblau.
In
diesem
Thema
befanden
sich
ebenfalls
glänzende
Bekleidungsteile
mit
Mehrzweckcharakter inspiriert durch den Futurismus und die Technik in Pastelltönen, in
Weiß, Grau, Schwarz und Effektfarben wie Rotviolett oder Malve, die ebenso eine
wichtige Rolle bei den Accessoires spielten.
Den umfangreichsten Anteil des Basis-Angebotes bildeten die sportliche und elegante
Klassik. Die erste Richtung beinhaltete sportive Tageskleidung in drei Gruppen: die
Strukturierten,
dazu
gehörte
die
legere
und
bequeme
Tageskleidung
mit
Mehrzweckcharakter in Hemdformen aus differenzierten Materialien zum Beispiel mit
Filzoptik, aus Kord oder Hemdenflanell. Vorherrschende Farbigkeit bestand aus hellen
Naturtönen wie Wollweiß und Braunnuancen zu warmen Ocker- und Ingwergelbtönen.
Grafische Akzente wurden mit Mokka, Grau oder Schwarz gesetzt.
Eine zweite Gruppe bestand aus rustikalen Tweeds mit kombinierfähigen Einzelteilen und
sportlich, klassischen Elementen. Jene Modelle bestanden aus Streichgarngeweben,
Tweed, gerauter Baumwolle oder Gestricken in Shetlandfarben, welche durch Kristallgrün
und Horizont vervollständigt wurden.
Die letzte Gruppe bestand aus einfarbigen Bekleidungsteilen in unterschiedlichen
Sortimenten, zum Beispiel klassische Mantelformen wie Ulster, Trench- oder Dufflecoat.
Verwendet wurden hierfür kräftige Mitteltöne wie Muskat, Zimt, Herbstaster, Grüntöne
oder Rotbuche. Mit Ocker wurden Effekte gesetzt.
Das anspruchsvolle Basis-Thema der Herrenkollektion beinhaltete zwei Gruppen, worin
sich die klassische Bekleidung in feinem Ausdruck und in eleganten Formen durch
Ensembles dargestellte.
Unkonventionelle, anspruchsvolle, moderne Klassik in sachlicher Form mit femininen
Einflüssen gestalteten die Gruppe der feinen Tweedigen. Feiner Fischgrat, Glenchecks
oder Streichgarne in Tweed waren die Materialien aus denen die Modelle gefertigt waren.
Ihre Farbpräsenz lebte durch eine frische Farbigkeit und farbige Tweedeffekte in
Wollweiß, Beton, Grau, Mokka, Aubergine oder Marine.
In der Gruppe die Festlichen wurden klassische Grundformen durch Farbe und Material
neu interpretiert und trugen zu einem besonderen Ausdruck bei. Festliche Einzelteile in
verhaltenen
Tönen
wie
Schwarz,
Dunkelgrün
oder
Dunkelblau
kombiniert
mit
konventionellen Teilen aus synthetischen Seiden in den Farben Rot, Violett oder Blau
schenkten den Outfits ein modernes Äußeres und eine gewisse Dynamik.
Die Jugendmode umfasste das zweite Halbjahr 1986 drei Einheiten, an denen die
Gestalter und Gestalterinnen gearbeitet hatten.
43
Dynamik umfasste winterliche Mehrzweckkleidung in voluminösen Silhouetten mit
funktionalen Details in wasserabweisenden bzw. Steppmaterialien. Ihre Inspirationsquelle
war die Wintersportkleidung der 1950er Jahre und die Arktis. Winterliche Pastelle,
Naturtöne Weiß und Grau bestimmten das farbliche Erscheinungsbild.
Die Junge Klassik hatte ihre Aktualität insbesondere den neuen Farben und der
Gestaltung zu verdanken. Besonders innerhalb der Straßenmode war ein Zusammenspiel
zwischen Kontrast und Harmonie gelungen, an denen witzige Details platziert waren und
betont weite im Kontrast zu schmalen Silhouetten getragen wurden. Es wurden
untypische
Materialien
miteinander
gemixt
und
durch
die
eingesetzten
Farben
miteinander verbunden. Unis in klaren Farben standen Naturtönen gegenüber und
zeigten Streifen, Karos oder neue Drucke in mittlerer intensiver Farbigkeit.
Im Thema Impuls wurde mutig experimentiert. Diese sehr mobile Richtung war
gekennzeichnet durch grafische dekorative Designs, einem Spiel zwischen Harmonie und
Disharmonie und sie zeigte Kontraste in der Form und leuchtenden Farben. Die
Ideenfindung gelang durch Filme, dem Karneval, der modernen Kunst oder durch
Computerdesign. Die Farbe gewann durch die Stellung der einzelnen Nuancierungen zu
Schwarz, durch Schwarz- Weißkontraste oder durch das Zusammenstellen von Farbe zu
Farbe ihren Ausdruck.
Für die saisonale Kinderkollektion 1986 ließen sich die Gestalter und Gestalterinnen durch
Wintersport-, Kosmonauten-, Sportflieger- und Expeditionskleidung inspirieren und
entwickelten für das Thema Dynamik eine sportlich betonte, winterliche Tages-, Freizeitund Wetterkleidung für Jungen und Mädchen. Im Ausdruck sachlich, funktional oder
experimentell
in
bequemer
Weite
Jaquardgestricken
oder
Trikotagen
Pastelltönen
Schilf,
Malve,
wie
oder
auf.
körpernah
Dabei
Horizont,
traten
besaßen
Hortensie
sie
und
die
eine
Weiß,
Modelle
aus
Farbigkeit
aus
wozu
sich
die
Intensivfarben Meer, Pappel, Signal, Ingwer, Horizont oder Schwarz stellten. Unter dem
Thema Basis befanden sich sportliche Tagesbekleidungsoutfits, die durch untereinander
austauschbare Einzelteile in klassischen Formen gekennzeichnet waren. Ausgangspunkt
dafür
waren
die
Arbeitskleidung
technischer
Berufsgruppen,
Auto-
und
Motorradsportkleidung oder der Country- und Collegestil. Kantig wirkende Formen in
derben,
lässigen,
sportiven
Ausdruck
in
verhaltenen,
neutralen
Tönen,
die
in
Zusammenhang mit Aktivfarben wie Kakhi, Beige, Indigo, Moor, Muskat, Meer, Smaragd,
Ingwer oder Signalrot auftraten.66
66
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 38/86, ML 42/86, ML 46/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
44
Abb. 17: Modethema Dynamik für Damen, Herbst/Winter 1986
Im Jahr 1986 wurden für die Entwicklung der neuen Modekonzeption 1989 grundlegende Orientierungen in
Bezug auf die volkswirtschaftlichen Anforderungen und Zielsetzungen gegeben. Die höhere Veredelung der
Rohstoffe, Materialien und Erzeugnisse blieb ein bestimmender Faktor für die Produktion und Umsetzung.
Dabei sollten höhere Ansprüche an die Gebrauchswerte, volle Bedarfsgerechtigkeit und sinkende
Herstellungskosten berücksichtigt werden. Auf Grund des steigenden internationalen Niveaus und der
Positionierung der Produkte auf dem Weltmarkt mussten grundlegende Aufgabenstellungen gelöst werden:
„Der differenziert steigende Bedarf der Bevölkerung an Konsumgütern der Leichtindustrie ist bei einem weiter
wachsenden Anteil hochwertiger, modisch-aktueller Erzeugnisse planmäßig zu decken, die Lieferung von
Erzeugnissen der Leichtindustrie in die UdSSR auf Grundlage des langfristigen Aufkommens 1986-90
wesentlich zu erhöhen, entsprechend den Möglichkeiten auf den kapitalistischen Märkten ist der NSW -Export
(nichtsozialistischer Wirtschaftsbereich = kapitalistisch)67, insbesondere in konvertierbare Devisen, zielgerichtet
nach Märkten und effektiven Warenstrukturen, zu entwickeln. Die NSW -Importe und uneffektive
Industriekooperation bzw. Lohnveredelung sind weiter abzubauen, die planmäßige Zulieferung von
Erzeugnissen der Leichtindustrie für andere Bereiche der Volkswirtschaft, die Versorgung mit Arbeits-,
Arbeitsschutz- und Hygienekleidung sowie für die Landesverteidigung ist stabil zu gewährleisten.“68
Die Abteilung Forschung des Modeinstitutes erarbeitete diese Richtlinien als Grundlage zur Erreichung der
Zielstellungen für die kommenden Jahre und verwies darauf, dass mit einer Vervollkommnung der
Produktionsstruktur Spitzenerzeugnisse mit internationalem Höchststand hergestellt werden konnten, so dass
zum einen die Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung gedeckt und zum anderen im Rahmen der
außenwirtschaftlichen Aufgaben die Valutaeinnahmen erhöht werden konnten.
Diese neu entwickelten Erzeugnisse verteilten sich prozentual folgendermaßen auf die Gesamtproduktion:
▪ für die Bevölkerungsversorgung: 42-48%,
▪ für Export ins kapitalistische Ausland: 52-55%
▪ für den Export ins sozialistische Ausland: 32-35%.69
67
68
69
Anmerkung der Verfasserin.
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR ML 1/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR ML 1/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
45
Zunehmend wurde darauf verwiesen, dass der Modemarkt schneller und mit qualitativ hochwertigen
Erzeugnissen mit modischer Aktualität auszustatten war, was für die Produktion bedeutete, dass unter anderem
die Bedingungen für ein schnelles Reagieren auf die veränderten Wünsche der Menschen geschaffen werden
mussten.
Darunter fielen zusätzlich die Notwendigkeit nach einer höheren Flexibilität im Einsatz von Grundmaterialien
und technischen Ausrüstungen, die Verkürzung von Zykluszeiten, die Verbesserung der Verarbeitungsqualität,
einen stärkeren Übergang von der auftragsorientierten zur angebotsorientierten Erzeugnisentwicklung und eine
höhere Veredelung der Produkte.
All diese Maßnahmen sollten insbesondere auf die Jugendmodeproduktion Einfluss nehmen, da besonders diese
Zielgruppe unzufrieden war mit dem momentanen Angebot an jugendtypischen Modeerzeugnissen. 70
Grundvoraussetzung dafür waren die Optimierung von Optik und Haptik der saisonspezifischen textilen Flächen.
Hochwertige Kammgarne, Streichgarn und Wollqualitäten sollten entwickelt werden und der Einsatz von
synthetischen Seiden aus eigener Produktion, von beschichteten textilen Flächengebilden und differenzierter
Baumwollmischungen verstärkt werden.71
Abb. 18: Farbtendenzen des Modeinstitutes der DDR in Fasern für 1989
Auffällig an dieser Zusammenstellung war, dass es neuerdings eine Wendung in der Erzeugnisentwicklung gab,
die sich zunehmend von der auftragsorientierten zur angebotsorientierten entwickelte.
Die gestalterische und konstruktive Umsetzung der Modethemen in ausgewählten Bedarfskomplexen und die
Sicherung der Komplettier- und Kombinierbarkeit innerhalb jener Bedarfsgruppen waren wesentlicher
Bestandteil für die Zufriedenstellung der jeweiligen differenzierten Wünsche. Neu war die Entwicklung
kundenspezifischer Kollektionen in hohem Preisniveau für den Export und die verbesserte Ausstattung der
Erzeugnisse mit Accessoires.72
70
71
72
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 15/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Ebenda.
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 18/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
46
5.5 Das Jahr 1989
Mit den wirtschaftlichen Zielen und Bedingungen und unter Berücksichtigung der internationalen
Trendentwicklungen sollte die neue Herrenkollektion für das Jahr 1989 analysiert und entworfen werden. Der
internationale Trend beschrieb die Entwicklungen des Mannes dahingehend, dass Mann wieder Mann sein
durfte: traditionsbewusst, erfolgversprechend, gepflegt und individuell. Die Mode zeigte sich auf den
internationalen Laufstegen eindeutig maskulin. Was aber nicht bedeutete, dass sich von den normalen
klassischen Formen verabschiedet wurde. Ob Sportswear oder Klassik, die Elemente beider Stile verschmolzen
miteinander und fanden ihren lässigen Ausdruck durch eine andauernde Qualität und einem perfektem
Zusammenspiel von Farbgebung und Designierung, Materialeinsatz und Schnittgestaltung. Mit jenem
Qualitätsdenken zeigte sich ein neuer Trend zur gepflegten und edler wirkenden Mode, die gleichzeitig
vernünftig als auch zeitlos wirkte. Unter Verwendung von vielfältigen Flächengebilden sollten die Modelle der
neuen Herrenkollektion aufwendig gestaltet werden. Dabei spielten besonders die Kontraste eine wesentliche
Rolle. Streng zu lässig, traditionell zu supermodern, locker zu dicht, bewegt zu glatt, simpel zu raffiniert oder
natürlich zu synthetisch.
Ein weiterer Schwerpunkt lag, laut Material zur internationalen Auswertung zu Kollektionsentwicklung für
Gestalter73, in der Farb- und Flächengestaltung der Kollektionen.
Die Farbtendenz des Modeinstitutes der Frühjahr/Sommerkollektion des Jahres 1989 für
Damen, Herren und junge Menschen ergab in der senkrechten Anordnung auf der
Farbkarte fünf Farbreihen gleicher Intensität, die sich in zwei Hauptgruppen einteilen
ließen - in Neutralfarben und dynamische Farben. Bei den Neutralfarben befanden sich in
der ersten Farbreihe helle, kreidige und sandige Töne, die wie von der Sonne
ausgeblichen wirkten. Die zweite Reihe entsprach kühlen, lichten und transparenten
Farbigkeiten, die zum einen viel Weiß beinhalteten und zum anderen grau nuanciert
erschienen und mit diesem Ausdruck an etwas Atmosphärisches erinnerten. Die dritte
Reihe zeigte dunkle, schattige Farben einschließlich Schwarz. Sie standen als Kontrast
neben den Neutralfarben. Die Positionierung der Neutralfarben verstärkte den HellDunkelkontrast und die Farbzusammenstellungen wirkten weniger laut, sondern elegant
und harmonisch oder sachlich und sportlich.
Die dynamische Farbgruppe unterteilte sich in vier Farbreihen, deren Farbgruppen an
expressive Töne erinnerten, die unkompliziert und natürlich wirkten.
Das Farbdesign der Jugendmode blieb in seiner Zusammenstellung dynamisch und klar.
Ein Konzentrat aus dem Gesamtfarbspiegel wurde erstellt, welches drei differenzierte
Farbthemen deutlich herausstellte. Erstens: eine klare, lichte, frisch wirkende Farbreihe
unterschiedlicher
Blau-
und
Grüntöne,
die
als
Ausgangspunkt
für
die
sportlich
dynamischen Themen dienten. Zweitens: helle, lichte, kreidige Basistöne, die im
Mittelpunkt standen. Einerseits konnten die warmen bzw. kalten Nuancen dieser
Farbgruppe miteinander kombiniert werden, zum anderen konnten die warmen mit den
73
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR: ML 21/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
47
kühlen Tönen zu harmonischen Farbklängen nebeneinander stehen. Schwarz und Weiß
gaben diesem diffizilen Farbzusammenspiel mehr Festigkeit und Kontur.
Drittens: konnten Rottöne unterschiedlicher Intensität mit dunklen, grauen oder
grauvioletten Farbigkeiten zu einem verhaltenen Farbklang vereint werden.
Von den Tendenzfarben der Oberbekleidung der Kinderkollektion ließen sich eindeutige
Farbgruppen ableiten, sowohl waagerecht als auch senkrecht. In der Senkrechten der
Farbkarte befanden sich die Farbtöne einer Farbgruppe von hellen, lichten bis zu frischen,
sommerlichen, kindgerechten Farbklängen und die Waagerechte enthielt Farbgruppen,
die nach gleicher Intensität geordnet waren.
Die drei oberen Reihen stellten die lichten und hell erscheinen Neutralfarben dar, die
fünfte und siebente Reihe die frischen, kindgemäßen Farben. Einerseits gesättigte und
leuchtende Töne, andererseits helle, lichte Nuancen. Dazwischen in der sechsten Reihe
lagen die tiefsten Töne der Farbkarte. Die Farbkombinationen frischer, kindgerechter
Akzente erfolgte in der Anwendung durch eine Ton in Ton Zusammenstellung.74
Abb. 19: Farbkonzeption Frühjahr/Sommer 1989 für Damen und Herren
Anhand der Trendbeobachtungen und der Farbidee entwarfen die Designer und
Designerinnen des Modeinstitutes der DDR die aktuelle Modelinie der Herren für die
Frühjahr/Sommersaison des Jahres 1989.
Bequem, funktional und vielfältig, elegant und maskulin, lässig und schlicht waren die
Erscheinungsbilder der Modelle. Klassik und Sportswear gingen ineinander über, so dass
Anzüge spielerisch neben Blousons, Parkas, Pullovern und Jeans erschienen. Die Modelle
zeigten eine deutliche Schulterbetonung, eine bequeme Oberweite und eine markante
74
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 19/89, ML 20/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
48
Taillierung. Bestimmende Themen waren Sommertag, Nordkap, City und Premiere. Die
erstgenannte Richtung führte eine Freizeit- und Tageskleidung für Herren in einem
lässigen, sommerlichen Ausdruck. Bevorzugt für diesen Bedarfskomplex wurden Sandund Dünenfarben oder Weiß zu hellen Pastelltönen, wie Malachit, Schilf, Grapefruit oder
Lachs
gestellt.
Großzügige
Oberweiten,
bequeme
Oberärmelgestaltungen,
enge
Trikotagen und Bermudas aus Baumwolle, Leinen oder Nadelstreifenmaterial dominierten
das Motiv. Die Oberteile aus Maschenware innerhalb dieser Richtung zeigten sich in
kühlen, lichten Blau- Grüntönen im Kontrast zu warmen sonnigen Gelb -Orangetönen in
jugendlicher vitaler Fassung.
Spezielle feine Tageskleidung beinhaltete das Thema Nordkap, deren Bekleidungsteile
sportlich elegant, bequem und lässig wirkten. Zwischen Funktionellem und Elegantem
entstand eine Verbindung, die eine qualitätsbetonte Sportlichkeit präsentierte.
Anregung hatten die Modelle im Marine- und Klubstil, in der Tennis- und Segelkleidung
und der Sportbekleidung der 1920er Jahre gefunden.
Ihre Farbgestaltung sah Enzian, Nachtblau, Weiß, Sand und kräftige klare Sommerfarben
wie Rot, Grün, Blau, Gelb und Violett vor. Das Material entsprach einem Gewebe in
Baumwoll- oder Leinenoptik und beschichteten Flächen oder leichten Tuchen. Besondere
Merkmale zeigten sich in einer lässigen Kragengestaltung, Doppelverschlüssen; Kapuzen
und farbigen Abfütterungen.
Das Thema City wies eine klassische, unkonventionelle, expressive, jugendliche
Tageskleidung mit extremen Proportionen auf. Die Farbpalette bestand aus warmen und
kühlen Kolorierungen, Schwarz stand zu Blau und Rottönen, zu Grün oder Aprikose.
Dieser Kollektionsteil bestach durch seine sparsame Detailgestaltung und ließ das
Material an sich wirken. Sakkos und Hemden in V-Silhouette, Bundfaltenhosen mit
verstellbaren Riegelverschlüssen und konischen oder geraden Beinverläufen bestimmten
die wesentlichen Gestaltungsschwerpunkte. Eine zusätzliche Richtung innerhalb dieses
Themas war die klassisch Sportliche. Aus der Motor- und Flugsportkleidung der 1930er
Jahre waren moderne kurze Blousons mit breiten Schultern und schmalen Taillen
entstanden, die mit sportiven Details wie Gummizügen, großen Taschen oder Gürteln
versehen wurden. Weite Hosen, Stepperein, Kurzarmhemden mit Schulterklappen sind
einige konkrete Beispiele aus der Richtung. Bevorzugt wurden warme und kühle
Farbigkeiten, Sand und Brauntöne. Warmes Grün und Rot wurden hauptsächlich für
Accessoires eingesetzt. Eine dritte Richtung dieser Linie enthielt klassisch, korrekte,
elegante und komfortable Tageskleidung für Männer. Langgestreckte Anzüge mit
bequemen
Hosen
hatten
ihren
Ursprung
in
der
englischen
Männermode
der
Jahrhundertwende und in der Klassik der 1940 er Jahre. Leicht, sommerliches Kolorit und
Neutralfarben in Leinentönen mit braunem Ocker und roten Effekten bestimmten die
Outfits. Zum Thema Premiere war eine Festtagskleidung für Damen und Heeren gestaltet
worden. Sie wirkte elegant, festlich und sommerlich leicht. Kammgarnmischgewebe mit
49
Glanzeffekten, synthetische Seiden, Cordstoffe, Unis mit Strukturen, Damast- und
Jaquarddesign und feine Rippgestricke fanden ihren Einsatz in Weiß, Naturweiß,
Neutralfarben und wenig Schwarz.
Für Trikotagen waren die Farben Gold zu Violett, Grau und Hellgrün vorgesehen. Bei den
Damen zeigten sich schmale, figurbetonte Kleider aus Maschenstoffen mit querbetonten
Ausschnitten und Schlitzen und bei den Herren dominierten Smokingvarianten, Cardigans
(kragenlose Jacke), neue Spenzerformen(knappes Trachtenjäckchen) und Westen.75
Bei den Frauen sah die Gestaltungstendenz für die Frühjahr/Sommerkollektion 1989
folgendermaßen aus: Die Modelinie sollte in der Gesamtheit differenzierter, vielseitiger,
fantasievoller erscheinen und dennoch in bereits bewährten traditionellen Formen ihren
Ausdruck finden. Die zeitgemäße Umsetzung in traditionellen Formen sollte unterstützt
werden durch moderne Materialien und eine perfekte Schnittführung. Funktion und
Komfort waren Charakteristiken dieser fein verarbeiteten Tageskleidung. Inhaltlich war
sie identisch mit der Herrenkollektion in vier Themen unterteilt: Sommertag entsprach
einer hochsommerlich, sachlich, jugendlichen Freizeit -und Tageskleidung, bei der
schmale Formen zu schwingenden Weiten und schlichten Details standen. Pastelle Grünund
Gelbtöne
sowie
Weiß
kennzeichneten
die
Modelle
in
ihrer
tendenziellen
Farbgestaltung. Bevorzuge Materialien waren Leinen, Baumwolle und Frottierqualitäten.
Für die vorgesehenen Oberteile aus Strickwaren waren kühle, lichte Blau -und Grüntöne
zu warmen, sonnigen Gelb -Orangetönen geplant. Eine sportliche Betonung der Modelle
gelang durch den Einsatz von Schwarz, von Naturtönen und Pastelltönen. Bewegte textile
Oberflächen wie Crash, Crincle (Knitterstoffe) oder Baumwollmaterialien betonten die
leichte,
sportliche
Kleidung
mit
viel
Bewegungsfreiheit
durch
seine
besondere
Materialität, die kontrastreich untereinander kombiniert werden konnte. Fantasievoll,
klassisch und sportlich waren die Modelle des Themas Nordkap, welche aus der Marine und Klubmode der 1920 er Jahre entstanden waren. Enzian, Nachtblau, Weiß, Sand und
kräftige klare Sommerfarben wie Rot, Grün, Blau und Gelb beherrschten das farbliche
Stimmungsbild. Baumwollgewebe, Maschenstoffe und beschichtete textile Flächengebilde
für Wettermäntel und –jacken kamen zum Einsatz.
Passend zu diesem Bedarfskomplex wurden Oberteile entworfen, die leger, elegant und
bequem geschnitten waren. Ihre besondere Farbgestaltung fanden die Kleidungsteile in
Marine, Weiß, Beige und Rot als Effektfarbe, wozu intensive Farben wie sattes Violett,
Rot, Grün, Gelb oder ein mittleres Blau ihren Platz fanden. Viele Materialkombinationen
erschienen mit legeren Oberteilen, welche durch hohe Rippabschlüsse gekennzeichnet
waren und mit körpernahen Hosen kombiniert wurden. City stand für eine sachlich,
elegante, komfortable und junge Richtung, die ihren Ausdruck in einer sachlich, strengen
Gestaltung mit perfekter Passform fand. Naturtöne, Schwarz, Grau, Rosè und Gelb waren
die Farberscheinungen dieser Kollektionsteile, die sowohl in synthetischen Seiden als
75
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 24/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
50
auch
in
Baumwolle
und
Kammgarnmischgeweben
verarbeitet
wurden.
Sportlich
ausdrucksvoll, von klassisch bis feminin waren die Oberteile, die in Nachtblau, Weiß und
Naturtönen oder Hell- und Dunkelkontrasten wie Schwarz - Weiß bzw. Weiß -Grau-Violett
erschienen.
Dezente
Glanzeffekte
mittels
Viskoseseiden
oder
Chintzstoff
schufen
Lichteffekte. Der Einsatz von Flachstrickgeweben ermöglichte ein drunter und drüber
anziehen und führte zu lang gestreckten Silhouetten. Die Tageskleidung für die Damen
war raffiniert, feminin und dezent im Design. Ihre Farbigkeit fand sie in Gelb, Grau
Wollweiß
und
Violettnuancen.
Schmale
Formen,
schwingende
Röcke,
großzügige
Ausschnittvarianten, raffinierte Teilungsnähte, Plissierungen, Rüschen und Reihungen
waren typische Details, die aus Baumwollmischgeweben, einer lockeren Maschenware
oder synthetischen Seiden kreiert wurden.
Die festliche Kleidung für Frauen aus dem Themenbereich Premiere fand ihre Basis in der
traditionellen Festkleidung. Ihr differenzierter Materialeinsatz und deren Kombinationen
schufen einen besonderen Ausdruck. Spitzenröcke und -kleider wurden mit Jacken und
Mänteln zusammen geführt und bestimmten das Bild einer femininen, sommerlich,
festlichen Kleidung.76
Abb. 20: Farbkonzeption Frühjahr/Sommer 1989 für Kinder
Für die Kinder führte das Kollektionskonzept bewährte Saisonsortimente mit einer hohen
Funktionalität, ungewöhnlichen Kombinationen, neuen Farbigkeiten in klaren Kontrasten
mit originellen Drucken und Mustermixen weiter. Es teilte sich auf in drei Bereiche:
Sommertag, Tempo und Skandinavien.
76
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 24/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
51
Sommertag stand für eine leichte Freizeit- und Wetterkleidung für alle Altersgruppen, die
sportlich und funktional wirkte. Ihre Farbgestaltung entsprach frischen, leuchtenden
Tönen wie Blau, Rot, Grün, Gelb und Weiß.
Besonders einprägsam waren die Baumwolldrucke in Form von Zahlen, Schriftzügen oder
Buchstaben, die sich auf Single-Jerseys, auf Synthetics oder Folien befanden.
In der Kollektion befanden sich variable Einzelteile beispielsweise sommerliche Blousons,
Parkas; Kutten; Latzhosen, Polo- und Sweatshirts, Miniröcke und Hängekleider. Mit der
Richtung Tempo waren Outfits entstanden, die einer Schul-und Tageskleidung für Jungen
und Mädchen entsprachen.
Der Hauptanteil der Richtung war für die Jahreszeiten Frühjahr und Sommer geplant und
beinhaltete eine klassische und eine Jeans-Richtung. Die Klassische Tageskleidung der
1950er/60er Jahre und der Marinekleidung gaben Anregungen für einen klassisch,
strengen bis fantasievollen, modernen unkonventionellen Bekleidungsstil. Die Modelle
erschienen in tiefem Marineton und Weiß. Leuchtendes Rot kam als Effektfarbe für
Akzentuierungen zum Einsatz. Schmale taillierte Oberteile, schwingende Rockformen,
schmale leichte Hosen und schmale kurze Kleider in klaren Farbkontrasten bestimmten
das Bild dieser Linie. Im Gegensatz dazu war die Jeansrichtung deutlich lockerer und
unbekümmerter. Angeregt von Rock-Pop- und Filmszenen waren unkompliziert zu
kombinierende Jeansteile entwickelt worden, die in Denim-Blau zu Gelb und Rot standen
und durch Effekte in leuchtenden Grünvarianten auftraten. Jeansqualitäten in Unis oder
Streifen kombiniert mit Maschenware in Ringel oder Jacquardmusterung zeigten sich in
hautengen Röhrenhosen, farbigen Aufdrucken oder farbigen Revers. Romantisch, herb
und sommerlich präsentierte sich das Thema Skandinavien.
Inspiriert durch die bäuerliche Kleidung Nord- und Mitteleuropas waren Rüschenröcke,
Stufenröcke und füllige Hosen für Jungen aus leichten Kammgrangeweben, Viskose,
Leinen und Materialien mit Knittereffekten entstanden. Zarte Pastelltöne, gemischte
Blau–, Grün und Violetttöne, Beige oder Braunnuancen prägten diese Outfits bei den
Kindern.77
Die Jugendmode des ersten Halbjahres war bestimmt durch Mehrzweckkleidung aus
variablen Einzelteilen, die experimentierfreudig, kontrastreich und extrem wirkten. Es
wurde sich auf wenige Farben konzentriert und diese in Kontrasten untereinander
kombiniert.
Themen
wie
Atmosphäre,
Rallye,
Fitness,
Erfolg,
Fan
und
Flirt
kennzeichneten das Konzept der Frühjahr/Sommersaison 1989.
Eine
hochsommerliche,
sportliche
und
funktionelle
Kollektion
stellte
das
Motiv
Atmosphäre dar. Neue Pastelltöne mit Perlmuttglanz, Lachs, Lavendel, Malachit, Hellgrau
zu Weiß sowie transparente oder fluoreszierenden Farben deuteten auf ein sehr sanftes
sphärisches Thema hin. Es konzentrierte sich alles auf die Kontraste, die visuell durch
den
77
Einsatz
von
glänzenden
Synthetics
zu
stumpfen
trockenen
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 34/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
52
Viskose-
und
Baumwollqualitäten erreicht wurden oder durch das Mischen von Popeline, leichten
Singlejerseys, beschichteten oder gelackten Kettgewirken, Folien, gechintzten oder
gecrashten Polyamiden oder Polyesterseiden. Overalls mit Schulterbetonung und großen
Taschen, Parkas, weite Blousons in detailarmer Gestaltung aus transparenten Materialien
waren konkrete Umsetzungen dieses Themas. Die Rallye -Richtung hatte ihren Ursprung
in der Motorrad- und Autosportkleidung und war charakterisiert durch klare intensive
Farben wie Pink, Grün, Azurblau oder Sonnengelb, die miteinander zu Weiß und Grau
sowie zu kräftigen Pastellnuancen standen. Mit Maschenstoffen, Jerseys, Viskosestoffen
in Glanzoptik oder aus derber Popeline waren elastische, eng anliegende Anzüge in
intensiven Farben sowie große weite Sweatshirts und Sweatshirtkleider in Kittel- oder
Hemdform entstanden. Hosen mit vielen Reißverschlüssen, Verriegelungen und anderen
Details verzierten die Modelle und betonten die Dynamik und Sportlichkeit.
Abb. 21: Farbkonzeption Frühjahr/Sommer 1989 für Jugendliche
Fitness entsprach dem sommerlich, sportlich, jungen Thema, worin klare intensive
Farben
mit
Weiß,
Marine
oder
neuen
Pastellfarben
standen.
Unter
regenfester
Wetterkleidung, Blousons oder Parkas mit Gürteln befanden sich schmale Anzüge.
Großzügige Ausschnitte und sparsame Einzelheiten dominierten den Gesamteindruck.
Für die Gruppe Erfolg wurden sachlich, klassisch, unkonventionelle bis sportive Outfits
kreiert, die insbesondere durch eine intensive dunkle Farbigkeit gekennzeichnet waren.
Die Jeans bekamen eine neue Aussagekraft durch helle Pastelltöne oder dunkle
Naturfarben. Bevorzugte Stoffe waren Denim, derbe Baumwollmaterialien, Popeline,
Flachgestricke, Spitzen oder Thermostoffe. Wurde für das Thema Fan eine fantasievolle,
hochwertig, festliche Aussage in Schwarz-Weiß getroffen, entwarfen die Designer und
Designerinnen für den Themenkomplex Flirt hochsommerlich, festliche, ungezwungene
53
Kleidungsteile, die in intensiven Farbigkeiten mit Weiß, kühlen Pastelltönen mit Weiß oder
mit allen Farbigkeiten der bereits genannten Modethemen kombiniert wurden. Typisch für
die Themen waren die kontrastreichen Kombinationen zwischen den unterschiedlichen
textilen Oberflächen oder lagen im Zusammenfügen der Volumen.78
1988
erstellte
die
Fachtagung
für
Farbe
und
Design
des
Modeinstitutes
Gestaltungsschwerpunkte für die textilen Flächengebilde und hielt fest, dass sich der
Trend zu einem edlen und qualitativen Stil fortsetzte. In der textilen Gestaltung arbeitete
man mit Stoffthemen, um diese überschaubar darstellen und mit Hilfe von Designthemen
(Musterungen) beschreiben zu können. Dabei griffen Stoff- und Designthemen und die
Farbgestaltung ineinander, besonders bei den Druck- und Buntmusterungen.
Stoffthemen
waren
unter
anderem
für
die
Herbst/Winterkollektion
1989:
die
Wolligen/Velourigen, die Glatten/Künstlichen und die Effektreichen. Die entsprechenden
Designthemen, welche sich nach Kontrasten darlegten, hießen:
Technik - klar, spannend;
Tradition - klassisch, symmetrisch und
Natur- ursprünglich, lebendig.
In der Farbgestaltung zeigten sich viele farbintensive Töne, die sowohl dem klassischen
als auch dem modernen avantgardistischem Stil gerecht wurden. Die textile Gestaltung
enthielt auf Grund der Vielfalt drei Farbrichtungen, die zum Einen ausdrucksvolle kühle
und warme Rot- und Violettnuancen bis hin zu warmen Brauntönen enthielt, die in
schattierten Farbabstufungen in der ersten Reihe untereinander zu entdecken waren.
Eine zweite Farbrichtung bildeten die Grün- bis Gelbtöne. Die zugeordneten Neutralfarben
bildeten die mittlere senkrechte Reihe, wo sich die farbintensiven Töne befanden sowie
die verhaltenen, tiefen und dunklen Nuancen und die getönten neutralen Basisfarben. In
der dritten Reihe standen die kühlen und warmen Blautöne bis zu den grauanteiligen
Nuancen,
einschließlich
der
Farbe
Anthrazit.
In
Bezug
auf
die
Damen-
und
Mädchenbekleidung bedeutete dies den Einsatz von textilen Flächen in Rottönen, die in
warmen und kühlen Nuancierungen bis zu Goldocker und Braun auftauchten. Kühle
Blautöne einschließlich Blaugrün und gelbstichiges Grün sind weitere Farbklänge der
Palette
der
Saison,
deren
Kombinationen
vorrangig
innerhalb
einer
Farbfamilie
stattfanden oder helle und intensive Töne mit dunklen oder gemischten Farben zu
einander gestellt wurden. Die farbintensiven Töne wurden weiterhin kombiniert mit
Anthrazit oder den Basisfarben. Als Akzent konnten die hellen, leuchtenden pastelligen
Farben aus der vorangegangenen Frühjahr/Sommerkollektion benutzt werden.
Wird
der
Gesamtfarbspiegel
nach
Farbsättigung
und
-intensität
sowie
Helligkeit
systematisiert, ergeben sich fünf Farbgruppen: die Gruppe der dynamischen Farben mit
hohem Sättigungsgrad, zum Beispiel Rotbuche, Granat, Enzian oder Planet, die
78
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 24/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
54
tiefdunklen Töne als Weiterführung der „Schattenfarben“ wie Marone, Holunder oder
Schwarztulpe. Drittens, die zurückhaltenden Mischfarben mittlerer Helligkeit für einen
ausgedehnten Anwendungsbereich wie beispielsweise Stein, Kokos, Sandel, Herbstaster
oder Horizont. Lichte transparente Basisfarben, bekannt aus der vorherigen Saison
waren: Naturweiß, Ton, Muschel oder Saphir als Viertes und in der letzten Gruppe die
frischen intensiven Töne für die Betonungen, zum Beispiel: Weide, Bernstein, Himbeere
oder Rittersporn.
Für die Männer- und Jungenbekleidung sollten vermehrt intensive Farben für Trikotagen,
den Freizeitbereich und als Akzentuierung in der Buntmusterung zum Einsatz kommen.
Basisfarben in hellen und dunklen Varianten, bewegten sich innerhalb einer Farbreihe
zwischen wärmeren und kälteren Nuancen. Die Basisfarben wurden mit starken
Aktivfarben binnen einer Farbrichtung zusammengestellt. Die Farbgestaltung der textilen
Flächengebilde der Kinderkollektion wurde aus den leuchtend frischen Farben des
Sommers 1989 weitergeführt und wirkte besonders dynamisch durch Drucke und
Buntmusterungen.
Der
Kinderoberbekleidungsfarbspiegel
wurde
nach
drei
stark
voneinander sich abgrenzenden Farbgruppen erstellt in dessen Mittelpunkt eine Reihe
leuchtender, frischer Farben stand. Hier befanden sich die intensivsten Töne der
gesamten Farbpalette, einschließlich des Tons Forsythie.
Neben diesen Farben befand sich eine Gruppe heller Basisfarben, die sich etwas bunter
als in der vorherigen Saison zeigte und eine Gruppe warmer brauner Töne und eine
kühlere von Blau bis Grau bestimmte Einheit.
Aus leuchtenden, satten bis hin zu dunklen tiefen Tönen bestand die dritte Gruppe. Sie
enthielt die tiefen Rot - und Brauntöne, die kühlen und wärmeren Blau bis Violettnuancen
und Anthrazit.79
Abb. 22: Modethema Sommertag für Junge Leute und Kinder, Frühjahr/Sommer 1989
Das Gestaltungskonzept der Damenoberbekleidung der Herbst/Wintersaison 1989 lebte
von einer Vielzahl von Richtungen und Eindrücken der klassischen, sportlich -femininen
Variationen.
Verbindungen
79
Traditionelle
zwischen
Formen
romantisch
wurden
und
zeitgemäß
modern.
umgesetzt
Entlehnungen
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 34/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
55
an
und
fanden
vergangene
Jahrzehnte mit High-Tech-Aspekten, Eleganz und Sportlichkeit sowie individueller
Lässigkeit betonten den Ausdruck einer neuen modischen Vielfalt.
Die Modeentwicklung führte zu einem edlen und qualitativen Stil mit zunehmendem
Anspruch an schmückende Details, Effekten und Accessoires. Die Sortimente waren
untereinander
kombinierbar
und
zeigten
eine
Tendenz
zu
einer
differenzierten
körpernahen Silhouette. Es entstanden legere, bequeme Modelle, bei denen Taille und
Schulter betont wurden. Die entworfenen Modethemen hießen Kontrast, Rhythmus,
Harmonie und Brillanz. An Sportswear angelehnt und mit klassischen Elementen
verbunden, funktionell und bequem präsentierte sich Kontrast für die tendenzielle
Damenbekleidung. Basis waren die Flug- und Motorradsportbekleidung, Skikleidung der
1930er und 1950er Jahre sowie das Design mittelamerikanischer, indigener Völker und
das der asiatischen Kleidung. Favorisierte Farben stellten Weiß, Natur, Schwarz, Oliv,
Weide, Billard und Schwarzbraun dar sowie die mit aktivem Kolorit wie Blau, Blaugrün bis
Erbsengrün akzentuierten Töne. Trikotagen wie beispielsweise lange, schmale Pullover
oder Minikleider dieses Arbeitsthemas präsentierten sich in den Basisfarben: SchwarzWeiß und in verschiedenen Grün- und Blautönen. Violett und Altmessing fanden
gestalterische Verwendung für starke Effekte und Kontraste.
In
sportlichen
zweiteiligen
Jacken
und
Kleidern
Mänteln,
kamen
Hosenanzügen,
Materialien
schwingenden
wie
Röcken
oder
Baumwollmischgewebe,
Streichgarnqualitäten, Kord, Jerseys, Leder, Pelze und Synthetics mit folkloristischen
Designs
zur
Anwendung.
Rhythmus
zeigte
eine
junge,
progressive,
kokette
Tageskleidung, deren Inspiration in der Couturemode der 1960er/70er Jahre zu finden
war. Textile Flächen in Wollweiß, in Pastell, in lichtem Braun oder Ocker, kühlem Rot oder
dunklem Braun aus Streichgarn- und Jerseyqualitäten oder Cord bestimmten das visuelle
Erscheinungsbild des Sortiments. Formenspiele mit ruhiger, zurückhaltender Gestaltung
in kniekurzen Mänteln mit dekorativen Kragenlösungen, schwingende
A-Silhouetten
und
schmale
körpernahe
Teile
im
Empirestil
dominierten
diese
Tageskleidung. Aus der traditionellen Klassik der 1930er und 1940er Jahre und angeregt
durch Kollektionen von asiatischen Designern entwarfen die Gestalter und Gestalterinnen
des Modeinstitutes der DDR die Richtung Harmonie. Die Tageskleidung entsprach einer
klassisch, eleganten, anspruchsvollen und war durch moderne Sportkleidung und
Interpretationen der Romantik beeinflusst.
Sie zeigte sich in Blau- und Brauntönen, Schwarz, wenig Wollweiß und in kühlem Rot.
Kammgarne, Streichgarne, Jersey, Pelze, Velours, Seiden oder Leder wurden für die
Umsetzung von Kostümen mit kurzen Röcken, schmalen Hosenanzügen, Kombinationen
aus langen schmalen Jacken zu schmalen Strickoberteilen und Pantalons/Leggins
eingeplant.
56
Repräsentative Festtagskleidung in elegantem, festlichem Ausdruck bestimmte die
Richtung Brillanz, die in Rot, Grün, Blau, Gold oder Schwarz erschien. Verwendet wurden
synthetische Seiden, Lurex, Spitzen und reich ornamentale Jacquards.
Kleider und Blusen mit dekorativen Ärmelvarianten, Jacken in kurzen, kastigen Formen,
welche mit schmalen Hosen getragen werden konnten, vervollständigten das Thema.
Komplettiert wurde es erst durch die entworfenen Trikotagen, die vorrangig in Schwarz
mit Gold entstanden waren. Deren Effekte wurden mit leuchtendem Blau, Grün oder
Violett gesetzt. Glatte, seidige, matt glänzende Materialien mit Metalleffekten, Spitzen
oder Gestricken bestimmten die Modelle in ihrer Materialität.80
Bei den Herren wurde eine Tendenz zum kreativeren Umgang mit differenzierten Stilen,
wie beispielsweise Klassik und Sportswear, beobachtet. Aus diesem Grund wurden
lässige,
funktionale
Erscheinungsbild
und
und
kombinierbare
verhaltenem
Usedlook
Bekleidungsstücke
mit
funktionellen
mit
elegantem
Gestaltungsdetails
entworfen. Die Modethemen waren wie bei den Frauen unterteilt.
Die Flug- und Motorsportkleidung der 1930er Jahre sowie Wintersportkleidung waren die
Grundlage für die Entwürfe für das Kontrast-Thema bei den Männern. In Schwarz, Grau,
Braun,
Grün
oder
Wollweiß
entstanden
sportive,
bequeme
Kleidungsstücke
mit
klassischen Elementen. Aktuelle Formen waren Funktionsjacken in bequemer Weite mit
sportlichen Besonderheiten, längere Blousons, legere Sakkovarianten in gemäßigter
Y-Silhouette oder Westover mit kleinen ethnischen Motiven und auf gestickten Labeln.
Dabei kamen Materialien wie Baumwolle, Kord in unterschiedlichen Rippbreiten,
Streichgarne, Pelze oder synthetische Fasern zur Verwendung. In der Richtung Rhythmus
befand sich eine junge, progressive, klassische Tageskleidung für die Herren, die in
Braun- und Blautönen oder in Pastell entstanden waren. Neue Silhouetten und
Proportionen wurden deutlich. Hoch gesetzte Taillen, kurze steigende oder fallende
Reverse; Hosen mit geraden oder konisch verlaufenden Schnittführungen aus Baumwolle,
feinfädigen Kamm- oder Streichgarnen visualisierten die Modelle. Inspiration für das
Motiv Harmonie war die Klassik der 1930er bis 1950er Jahre, deren Einfluss sich auf die
neuen Umsetzungen einer klassisch, eleganten, anspruchsvollen Bekleidung auswirkte.
Ihr Farbdesign gestaltete sich in kühlen und warmen Blau- und Brauntönen auch mit
grauanteiligen Nuancierungen. Schwarz, Wollweiß oder kühles Rot wurden für die
Akzentsetzung eingesetzt.
Elegant, festlich, ausdrucksvoll und jung zeigte sich das Thema Brillanz. Anzüge,
Kombinationen und Hemden in bekannten Silhouetten und Formen mit sparsamen Details
erschienen in dunklen ausgewogenen Farbnuancen, wie dunklem Blau und Grün oder in
Anthrazit. Verwendung fanden synthetische Seiden, glatte und gemusterte Samte oder
matt glänzende, klein strukturierte Kammgarngewebe.81
80
81
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 33/89, ML 37/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 33/89, ML 37/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
57
Die Gestaltungstendenzen für die saisonale Jugendmode 1989 konzentrierten sich
zunehmend auf die Farben und Materialien. Die Jugendmode sollte unverwechselbar sein
und einer Mode zum Abgrenzen entsprechen.
Mehr und mehr gingen die Anregungen von neuen textilen Flächen und deren Design aus.
Es gab Jeanswear - und Sportswearsortimente, die von betonten Schultern mit
Polsterungen,
durch
differenzierte
Silhouetten
und
Längen
oder
enge
Taillen
charakterisiert waren. Vertreten waren drei Modethemen: Funktion, Produkt und Technik.
Im ersten Bereich wurden, angeregt durch Uniformen und Sport- und Berufsbekleidung,
zwei Angebotsprogramme mit nahezu zeitlosem Ausdruck entwickelt. Erstens das
Programm Winterthermos, welches betont sportliche, robuste, herbe und funktionale
Kleidung in vorwiegend kühlen Grün- und Blautönen enthielt. Wollige, warme textile
Streich -und Kammgarnflächen, Baumwolle, Cord, Plüsche oder Pelze bestimmten die
Materialität der geräumigen Parkas und Jacken, der Fliegerhosen, der Stepp- und
Miniröcke, der voluminösen Pullover und Minikleider, die mit grobem Schuhwerk
kombiniert werden konnten. Das zweite Programm, der Trachten Jeans, beinhaltete neue
ungezwungene Formen der Jeanswear, die sich mit Elementen des Trachtenstils
verbanden. Jeansstoffe, derbe Baumwollstrukturen oder Baumwollcrash in Indigo und
anderen Blaunuancen kamen durch Auswaschungen gestalterisch zur Geltung. Von
Parkas bis Sakkos, Windbreaker und knapp taillierte Jacken, Reverse mit Trachtendetails,
bis Hosenträger oder Volantblusen reichte die Vielfalt der Detaillösungen. Im Modethema
Produkt, deren Ursprung in Stilrichtungen der 1920/30er und 1950er Jahre lag, wurden
traditionelle
Erzeugnisse
der
Maßschneiderei
mit
unkonventionellen
Technologien
hergestellt und in zwei Programmen angeboten: Erstens:
Winter-Streichgarn, im Ausdruck sportlich, sachlich bis klassisch. Deren Farbigkeiten
kennzeichneten Schwarz und Grau sowie aktive Rot- Gelbtöne oder Orange- bis
Pinktönen.
Hauptsächlich
wurden
für
die
Modelle
voluminöse
Loden,
Streichgarnmischgewebe oder Flauschqualitäten verwendet. Black Denim, das zweite
Programm,
fand
seine
Kennzeichnung
in
den
klassischen
Kleidungsteilen
sowie
traditionellen Jeansformen mit neuen Details und interessanten Abfütterungen, die
untereinander leger kombinierbar waren. Robuste Details, großzügige Mäntel, lässige
Parkas, Kittelhemden, schmale und weite Westen in Schwarz mit Graunuancen
bestimmten dieses Angebot. Das Thema Technik war geprägt durch Elemente des
Umgangs mit moderner Technik, sowie durch Bekleidung des Ski- und Einskunstlaufens.
Es
führte
zwei
Angebotsprogramme,
die
Winter-Kombinationen
und
Batik.
Zum
Erstgenannten zählten derbe Strickblousons und winterliche Außentrikotagen, die
zusammen mit Einzelteilen, wie schmalen Kleidern oder schmalen und weiten Röcken
getragen wurden. Senf- und Goldtöne zu Schwarz unterstützen den sportlichen Ausdruck
mit femininem Touch. Im Batik-Programm befanden sich junge, ungewöhnliche und
festliche Stücke, die unter anderem in Kupfer- und Senftönen zu Schwarz mit
58
Batikeffekten
entworfen
worden
waren.
Kleidungsstücke
in
stark
körperbetonten
Silhouetten, beispielsweise schmale Miniröcke oder schwingende Glockenröcke oder
lässig Hemdjacken prägten diese Richtung.82
Modisch aktuell war die Kindermode für die zweite Hälfte des Jahres 1989 durch die
bewährten
Grundformen,
interessante
Details,
Accessoires
und
deren
Farbigkeit.
Letzteres betonte vor allen Dingen das Sportswearprogramm der Kinderbekleidung. Die
Farben standen in gleichem Grad zueinander bis hin zu starken Gegenpolen.
Die empfohlenen Silhouetten gewährleisteten Bequemlichkeit, Funktionalität und gaben
Bewegungsfreiheiten.
Bildnerische
Arbeitsthemen
der
Saison
hießen
Tempo
und
Skandinavien. Im Thema Tempo befand sich Wintersport- und Tageskleidung für alle
Altersgruppen, die sachlich, sportlich und funktional auftrat in klaren, intensiven Farben
gleicher Tonwerte oder in Hell/Dunkelfarbrichtungen. Effekte wurden durch Neonfarben
gesetzt. Bevorzugte Materialien waren synthetische Fasern glänzend oder matt,
gesteppte Thermostoffe, Baumwollgewebe und Baumwollmischgewebe. Sie fanden
Anwendung in Anoraks, Schnee- und Pistenanzügen, Jeanskleidung, Thermomänteln und
Parkern, Blazern oder Kastenjacken, Hosen in Karotten- und Röhrenformen und
sportlichen Kleidern. Für Skandinavien, der Tages- und Freizeitkleidung, entstand ein
romantischer, herber, rustikaler, betont herbstlicher und winterlicher Ausdruck. Quellen
für diese Anregungen gaben Skandinavien, Lappland oder das irische Hochland, an denen
sich die Farbgebungen orientierten, die von frostigem Pastell über herbe Naturtöne von
Wollweiß
bis
Rost
oder
Marine
verliefen.
Spielerisch
wurden
Einzelteile
in
unterschiedlichen Materialien, Längen und Volumen miteinander kombiniert. Dabei
kamen
gewaschener
Cord,
Buntgewebe,
geschmirgelte
Baumwollmischgewebe,
83
Hemdenflanelle und Thermostoffe zum Einsatz.
Abb. 23: Modethemen Brillanz und Rhythmus der Damenmode Herbst/Winter 1989
82
83
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 33/89, ML 37/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 33/89, ML 37/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
59
5.6 Konzeption und Realität
Die beschriebenen Konzeptionen für Farbe und Design der 1980er Jahre wurden laut Unterlagen des
Modeinstitutes der DDR in die Textilbetriebe zur Umsetzung weitergeleitet.
Hier entstanden aus den eingefärbten textilen Naturfasern oder Chemiefasern in der festgelegten Farbgebung der
saisonalen Farbtendenzkarte textile Flächen, wie Strickgewirke oder gewebte Flächen. Die erstellten farbigen
Flächengebilde wurden im nächsten Schritt in die weiterverarbeitende Bekleidungsproduktion gegeben und
sollten zu den Kollektionen verarbeitet werden, wie sie die Konzeptionen des Modeinstitutes der DDR
vorgesehen hatten.
Heute stellt sich die Frage, wieso der Eindruck entstand, dass die Farben vordergründig dunkel oder grau
nuanciert in Erinnerung geblieben sind?
Die Frage ist aus der heutigen Sicht schwer zu beantworten. Denn laut den vorhandenen produzierten
Stoffmustern, die in großen Stückzahlen in den Unterlagen des Modeinstitutes der DDR vorzufinden sind, ist es
eine Überraschung, wie vielfältig und farbenreich die textilen Angebote waren. Besonders im Bereich der
kräftigen, klaren Töne und im unbunten Bereich war es gut gelungen, die Farbnuancen herzustellen. Teilweise
kam es zu minimalen Abweichungen im Bereich der Feinnuancierungen. Obwohl ein qualitativ hohes Niveau in
der chemischen Textilfaserindustrie zu verzeichnen war, gab es dennoch Grenzen bei der Herstellung farbiger
Gewebe und Mischgewebe. Ursachen dafür lagen weniger bei den Einfärbungen durch Pigmente, da diese durch
die VEB in Bitterfeld und Wolfen gewährleistet worden waren, sondern vor allem in der Herstellung der
Chemiefasern. Die chemischen Verbindungen ließen es teilweise nur begrenzt zu, dass die gewünschten
Farbtöne entstanden. Minimale Abweichungen mussten akzeptiert werden.
Und doch war es so, dass die Menschen mit den im Handel vorzufindenden Sortimenten in den 1980er Jahren
nicht zufrieden waren. Dies lag weniger an den Farben als an anderen Faktoren, die an dieser Stelle erwähnt
werden sollen. Die starke Konzentration auf den Export in die damalige Sowjetunion und das westliche Ausland
spielten eine wesentliche Rolle. Ca. 80% der Bekleidungsproduktion waren davon betroffen. 84
Dies bedeutete, dass im Binnenhandel nur noch Restsortimente oder weniger gut verkäufliche Exportware
vorzufinden waren. Gleichzeitig waren die viel verbreiteten mangelnden Materialqualitäten und das
wegrationalisierte Design Gründe, die ihre Auswirkungen auf die Verkaufssituation und das Erscheinungsbild
auf der Strasse hatten. Ein anderer Aspekt, der nicht vergessen werden darf, waren die regionalen
Angebotssituationen. Großstädte, Kleinstädte und Dörfer unterschieden sich erheblich in ihrem Angebot textiler
Flächenware und Kleidungssortimenten.
In der Untersuchung der Farbwahrnehmung anhand der ausgeführten Modekollektionen muss ebenfalls auf die
differente Zielgruppengestaltung hingewiesen werden. Im Vergleich zu den Frauen und Kindern war die
Bekleidung der Männer in großem Maße in gedeckten Farben zu beobachten. Auf Grund des klassischen,
seriösen Erscheinungsbildes wurden im Herrenbekleidungsbereich hauptsächlich abgedunkelte Farben im
Anzug- und Jackenbereich angeboten. Hemden und Trikotagen waren dagegen in frischen Farbtönen zu sehen.
Für die Darstellung der Kollektionen in den Printmedien der DDR mussten zum größten Teil Schwarz-WeißFotografien verwendet werden, so dass Textilien als farblos wahrgenommen werden mussten. Aus
ökonomischen Gründen waren in den Modemagazinen wenige Farbabbildungen zu sehen.
84
Melis, Berlin, 1998, S. 58.
60
Eventuell muss das Waschmittel Erwähnung finden, welches die Farbbrillanz beeinträchtigte. Jene, zum Beispiel
„Spee“ oder „FeWa“, waren jedoch im heutigen Vergleich eher milde Waschmittel, die nur einen geringen
Anteil an Bleichmitteln bzw. Aufhellern beinhalteten und dazu führten, dass die Farben verblichen in
Erscheinung traten.
Letztendlich ist es aus heutiger Sicht schwierig zu belegen, wie auf der Strasse die Farbwahrnehmung stattfand
und von welchen Faktoren des Alltags- bzw. Lebensgefühls sie beeinflusst wurde.
Gesammelte Stoffmuster veranschaulichen was die Textilproduktion tatsächlich produziert hatte. Allerdings
stellen sie nur einen begrenzten Teil des gesamten farbigen Textilangebotes der DDR dar.
Dagegen konnten die Farbkonzeptionen des Modeinstitutes der DDR als konkrete Anhaltspunkte verstanden
werden. An Ihnen ließen sich die Farbtendenzen der 1980er Jahre sehr gut untersuchen und darlegen. Aus
diesem Grund bildeten sie die Basis des Untersuchungsmaterials. Um prüfen zu können inwieweit Konzeption
und Ausführung übereinstimmten, wurden Farbkarten erstellt. Mit dessen Hilfe war es zum Einen möglich,
lückenlos darzulegen welche Farbwerte die Konzeption des Modeinstitutes der DDR für die Umsetzung
vorgesehen hatte. Andererseits ermöglichten sie den direkten Vergleich mit den textilen Mustern.
Die erstellten Farbkarten stellen ein Dokumentationsmaterial dar und dienen der heutigen Orientierung bei
Farbfragestellungen in Bezug auf Textilien und Mode. Die DDR-Farbtendenzen der 1980er Jahre werden nach
30Jahren durch die neu erstellten Farbkarten wieder sichtbar.
Inwieweit ein internationaler Vergleich der Farbkonzepte möglich ist, zeigt das anschließende Kapitel.
Abb. 24: Darstellungen aus dem Magazin „Modische Maschen“ 4/1979, 1/87, 4/85
6. Vergleich des internationalen Trend mit den DDR-Modefarben
n dem Beispieljahr 1980 sollen an dieser Stelle die Modefarben der DDR mit den internationalen Farbgebungen
systematisch verglichen werden. Grundlage hierfür bilden die Farbkonzeptionen des entsprechenden Jahrganges
und die Intercolor- Farbkarte.
In den Jahren 1978 und 1979 wurden durch die internationale Studienkommission für Mode- und Textilfarben
„Intercolor“ die jeweiligen Ergebnisse für die Saisonhalbjahre 1980 beschrieben und visualisiert. Der IntercolorKongress erstellte für das erste Halbjahr, der Frühjahr/Sommersaison, folgende farblichen Grundlagen, die für
61
die weitere Erzeugnisentwicklung in den jeweiligen Ländern entscheidenden Einfluss hatten. Zu erwähnen ist,
dass jedes Land die Möglichkeit hatte, die Karte auf Grund eigener länderspezifischer Besonderheiten zu
verändern oder zu variieren.
In folgenden farblichen Hauptrichtungen stimmten die Mitgliedsländer der Tagung hinsichtlich der zu
erwartenden Modeentwicklungen überein:
Verhaltende, leicht graustichige Nuancen und ausdrucksstarke, dunkle Farben behielten auch in der
Frühjahr/Sommersaison ihre Bedeutung. Daneben standen lebendige, lichte, frische, kräftige Töne, die eine hohe
Allgemeingültigkeit besaßen. Diese Tendenzen stimmten einerseits mit der klassisch eleganten Idee überein,
andererseits wurde im Farbentwurf die Entwicklung zur unkomplizierten, teilweise grell-attraktiven jungen
Mode berücksichtigt. Alle Töne waren untereinander kombinierbar. Die neuen Kombinationen ergaben
spannungsvolle Akzentuierungen, die dem Leitthema Konfetti entsprachen. Die geordneten Farbfamilien sollten
Gelb mit Orange, Grün mit Schilf, Rot mit Bordeaux, Blau mit Lavendel, Beige mit Braun und Türkis
beinhalten. Im Farbcharakter waren drei Schwerpunkte zu erkennen; die kräftigen, frischen Farben deren
Anregung aus den Hollywoodfilmen der 1940er Jahre oder aus der Disco stammten, die hellen bis mittleren
Farben, die oft grau getönt waren, dessen Inspirationsquelle die Malerei des französischen Impressionisten
Cezanne war und die satten, dunklen Töne. Alle können mit Weiß oder Schwarz kombiniert werden.
Für das zweite Halbjahr 1980 legte die Tagung folgende Farbtendenzen und Übereinstimmungen fest: in der
Damenmode hatte die zunehmende Bedeutung der Eleganz Auswirkungen auf die weitere Farbentwicklung und
ließ die allgemeine Farbauffassung anspruchsvoller und raffinierter erscheinen. Neben der eleganten
Farbrichtung standen die intensiveren Farbtöne und zusätzlich, je nach länderbezogener Verbraucher- und
Zielgruppensituation, die unkomplizierten, breitenwirksamen Kolorits. Die Gesamtkonzeption für die Saison
stand unter dem Thema Fresko und beinhaltete
„ausgewogene, harmonische Farben einer mittleren Helligkeit bei Einbeziehung heller, lichter sowie neutraler,
dunkler Töne.“85 Mittelalterliche Fresken, Gemälde der frühen Renaissance Italiens und die alten holländischen
Meister des 17. Jahrhunderts bildeten die Anregungen für die Farblinie. In ihr wurden zwei Farbrichtungen mit
je neun Farben in wechselnder Bildabfolge strukturiert. Die einzelnen Farben wurden je nach ihrem Ausdruck
harmonisch zueinander gestellt. In der einen Gruppe befanden sich die kühlen Farben, bestehend aus
Beige-Grün-Blau-Tönen und die andere Einheit mit den warmen Tönen, wie Rosè, Orange, Zimt, Braun und
Grau. Beide Gruppen enthielten als wichtigste Farben die mittleren Farben sowie
„helle, volle, sanfte Farben und dunkle Farben als neutrale Basis“.86 Die Farbverbindungen zeigten keine harten
Kontraste, sondern erschienen verfeinert, raffiniert mit weichen Übergängen zwischen den HellDunkeltönungen.87
Die Farbtendenzkarte des Modeinstitutes legte im Verhältnis dazu für das erste Halbjahr des Jahres 1980 ihren
charakteristischen Farbausdruck durch Farbtöne mittlerer Helligkeit mit naturhafter, neutraler Erscheinung und
großer Allgemeingültigkeit fest. Drei Farbrichtungen waren bestimmend: Die Natur- und Neutralfarben- kühle
und warme im Vordergrund stehenden feinen Nuancen, Intensivfarben - feine Kolorits von mittlerer Helligkeit
und die modebestimmten Farben in zarten betont kühlen Pastellfarbgebungen.
85
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Protokoll der Tagung Intercolor 1979 in Paris, Stiftung Stadtmuseum
Berlin.
86
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Protokoll der Tagung Intercolor 1979 in Paris, Stiftung Stadtmuseum
Berlin.
87
Vgl. Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Protokolle der Tagung Intercolor 1978 und 1979 in Paris, Stiftung
Stadtmuseum Berlin.
62
Kontrastreiche Farbverbindungen und Verbindungen mit Intensivfarben sowie Neutraltönen, wie Weiß, Schwarz
und Grau bestimmten einerseits das mögliche Zusammenspiel der Farben. Andererseits waren es die
unkonventionellen und vielfarbigen Kombinationen sowie die klassisch, eleganten Ton in Ton Verbindungen
zwischen Natur - und Neutralfarben.
Im zweiten Halbjahr 1980 wirkten die Farben im Gegensatz zum Vorhalbjahr gedämpfter. Kennzeichnend waren
warme Grün-, Braun- und Rotnuancen ergänzt mit kühlen Blau- Rosèkolorierungen. Die Farbtöne mittlerer
Helligkeit bestimmten die Farbpalette und wurden durch Grau und Schwarz vervollständigt.
Abb. 25: Intercolortendenzfarbkarte 1980
Abb. 26: Farbtendenzkarte des Modeinstitutes der DDR für 1980
63
Laut der Protokolle des Expertentreffens „Intercolor“ von 1978 und 1979 zeigten die saisonalen
Farbkonzeptionen des Modeinstitutes der DDR in den vorbereiteten Vorschlägen Gleichförmigkeiten in den
Haupttendenzen. 88
Unter Berücksichtigung der thematischen Schwerpunktsetzungen mussten für die Frühjahr/Sommertendenz
Änderungen bei den Rottönen vorgenommen werden. Klare; leuchtende Rotnuancen sollten eingesetzt und in der
Herbst/ Winterfarbgestaltung sollten farbintensive Effektfarben verwendet werden.
In der Gegenüberstellung ergibt sich, dass beide Karten identisch sind, sowohl in ihrem Aufbau als in den
Einzelfarben. Beide Farbkarten sind in einer gleichen Reihenfolge und Ordnung gestaltet und zeigen einheitliche
Farbigkeiten ohne wesentliche Abweichungen.
Aus Sicht der Vertreterin des Modeinstitutes wird abschließend in einem Reisebericht festgehalten, welche
Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der länderbezogenen Tendenzfarbkarte und der Intercolor
Farbkarte bestanden:
„Der Vergleich der DDR-Farbkarte zur vorliegenden Farbkarte von Intercolor zeigt eine weitreichende
Übereinstimmung. Sowohl der typische Charakter der Farbgebung als auch der Einzelfarbtöne sind im
Wesentlichen enthalten. (…) Hinsichtlich der Besonderheiten einzelner Märkte des NSW ist auf die Bedeutung
kräftiger, greller Nuancen zu achten (z.B. bei Orange, Grasgrün, Pinkrosa).“89
Die wesentliche Aufgabe der Treffen der nichtstaatlichen Kommission „Intercolor“ lag folgerichtig darin, die
Haupttendenzen zu erarbeiten und sich weniger mit graduellen Unterschieden in den Nuancen einzelner Farben
auseinander zu setzen.
Interessanterweise geht aus dem Reisebericht vom Treffen am 01.August 1980 hervor, dass auf Grund
allgemeiner ökonomischer Situationen in den Ländern die Farben so zu konzipieren seien, dass sie verkaufsfähig
sein sollten und Allgemeingültigkeit besaßen. Sie sollten einer langlebigen, kontinuierlichen Modeentwicklung
Rechnung tragen.
„Es ist zu bemerken, dass mehrere Teilnehmer zu dem Entschluss gekommen sind, aus wirtschaftlichen Gründen
ihre Farbkarten im Vergleich zum Vorjahre nur wenig abzuändern.“90
Diese Aussage verdeutlicht unter anderem, dass es offensichtlich auch jenseits der DDR-Grenzen wirtschaftliche
Situationen gab, die zu Einschränkungen führten, auf die reagiert werden musste. Leider geht aus den
Aufzeichnungen nicht hervor, welche Länder dies konkret betraf.
7. Farbe in der medialen Repräsentation
In den Medien der DDR konnten zwei wesentliche Richtungen beobachtet werden, die verfolgt wurden, um den
Menschen das sozialistische Bekleidungsverhalten näher zu bringen. Zum einen wurde auf die ästhetische
Bildung eingegangen, bei der es beispielsweise um eine Stilberatung oder die Zusammenstellung von
Farbkombinationen ging. Zum anderen wurde aktiv auf die Bedürfnisbildung der Menschen Einfluss genommen,
welche zweckmäßige Kleidung mit langlebigen Eigenschaften wünschen und erwerben sollte.
88
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Information zur Tagung im Februar 1979.
89
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Information zur Tagung vom 26.7.-29.7.1978 in Paris, Stiftung
Stadtmuseum Berlin.
90
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Protokoll der Tagung Intercolor 1980 in Paris, Stiftung Stadtmuseum
Berlin.
64
Zeitweise mussten beispielsweise Chemiefasern für attraktiv erklärt werden, weil die Baumwollpreise weltweit
gestiegen waren. Als Folge daraus wurden preiswerte Fasern wie Dederon, Präsent 20, Wolpryla oder Grisuten
als alternative hochwertige Materialien mit mehr Qualität und Farbigkeit angepriesen.
Abb. 27: Darstellungen aus dem Magazin „Modische Maschen“ 3/1983, 1/1985
Neben Ausstellungen, Modenschauen auf Messen oder Fernsehbeiträgen waren es vor allen Dingen die
Printmedien, die die Idee einer sozialistischen Bekleidungskultur repräsentierten. Modeseiten in Illustrierten
(z.B. „Für Dich“) und Zeitungen („Junge Welt“) sowie in Modejournalen wie „Saison“, „Pramo“, „Modische
Maschen“ oder der „Sibylle“, gaben modische Tipps oder stellten Schnittmusterbögen zum Vervielfältigen der
Modelle bereit. Besonders das letztgenannte Journal war ständig ausverkauft und verfolgte den Anspruch, mittels
herausragender Fotografien ein ganz besonderes Lebensgefühl über die bildliche Darstellung von Mode zu
vermitteln und war daran interessiert „eigene Vorstellungen von Kunst und Kultur durchzusetzen.“91
Um belegbar zu machen, dass Farbe in der DDR-Mode ein nicht weg zu denkender Faktor war, und um
aufzuzeigen, in welchen Farbigkeiten die Modelle tatsächlich realisiert wurden, soll eine der beliebtesten
Modezeitschriften der DDR, die „Sibylle“ - Zeitschrift für Mode und Kultur, als Untersuchungsmedium kurz
beschrieben werden.
Sie beinhaltete neben den Schwarz-Weißfotografien einen großen Anteil an farbigen Abbildungen und
ermöglichte so den Vergleich zwischen theoretischer Trendsetzung und Realisierung der Modelinien in den
1980er Jahren.
Nicht erst in den 1980er Jahren war die „Sibylle“ eine der Modezeitschriften der DDR, die in ihrer bildlichen
Illustration realistische, schöne und schlichte Mode zeigte. Bereits seit 1956 wurde diese intelligente
Frauenzeitschrift, herausgegeben vom Deutschen Modeinstitut in Berlin, im Verlag der Frau mit literarisch
kühnen Beiträgen, Buchempfehlungen, Reiseberichten, Künstlerinterviews oder Tipps zur Innengestaltung von
Wohnungen verlegt. Dieses Journal wollte anders sein als biedere Modemagazine. Es verweigerte sich der
Gleichmacherei und bestach durch Schlichtheit und Glamour zugleich.
91
Melis, Berlin, 1998, S. 48.
65
Ziel der Redaktion war es, Schönheit als Bestandteil der Kultur und eines bestimmten Lebensgefühls an Hand
der Mode aufzuspüren, widerzuspiegeln und sich dazu zu bekennen.
Das Bemühen der Redaktion bestand nicht nur in der Vermittlung von Kultur, sondern galt einer Zeitschrift, wo
„aber auch Kultur entstand. Layout, Fotografie, Grafik und das gesamte Konzept waren darauf ausgerichtet, eher
Bildung, Haltungen, Auffassungen und menschliche Beziehungen zu vermitteln, als nur konkrete
Modeinformationen in den Mittelpunkt zu stellen.“92 Die ehemalige Redakteurin Dorothea Melis sagte im
Nachhinein: „Wir hatten nicht den Anspruch, Kunst zu schaffen, wir wollten lediglich den Alltag angenehmer
machen und eine unangestrengte Beziehung zu Mode herstellen.“93
Die Redakteurin hatte bereits Ende der 1970er Jahre die Chefredaktion auf Grund der kleinbürgerlichen Kritik
der Kontrollorgane an Details verlassen. Oftmals mussten zu dynamische Darstellungen, Rocklängen oder
Mundwinkel korrigiert werden.
Heiterkeit und Optimismus waren wichtige Grundsätze bei der Darstellung der Modelinien der DDR. Daneben
spielten auch die Farben eine wichtige Rolle. Grau und Schwarz waren unerwünschte Farbgebungen. „Lustig
bunte Farben und Muster waren gewünscht, um die Anstrengungen des Alltags vergessen zu lassen.94
Es war durch bekannte Fotografen, wie Arno Fischer, Ute und Werner Mahler, Sybille Bergemann, Roger Melis,
Rudolf Schäfer, Günter Rössler und später durch Steffi Graenitz oder Sven Marquardt gelungen, prägnante,
bildhafte Formen zur Vermittlung von Gegenentwürfen, verbunden mit einem spezifischen Lebensgefühl, zur
Anschauung zu bringen. Die „Sibylle“ druckte Träume und Sehnsüchte nach Schönheit und Wohlstand im
sozialistischen Sinne ab. Mitten in Berlin, in Leipzig oder vor den Kulissen einer Industrieanlage in Bitterfeld
standen die Fotomodelle. Durch den Verzicht auf falschen Glanz und auf das kurzlebige Modische zugunsten
des
Modernen
wirkte
sie
einfach
anders.
Statt
Nobelkollektionen
wurden
schlichte
Industrieanleitungskollektionen visualisiert für Frauen, die selbstbewusst, frei und berufstätig waren. Man
versuchte sich von alten Klischees zu lösen und „die Mode entsprechend den gesellschaftlichen Verhältnissen
und den angestrebten Idealen von Schönheit und Klugheit erfassbar und vernünftig darzustellen. Dafür gab es
keine Vorbilder.“95
Neben den Angebotsmodellen der Konfektionsindustrie wurden in der Zeitschrift Trendmodelle gezeigt, die sich
nicht im Handel befanden. Modische Accessoires wurde nicht produziert, so dass die Redakteure zum
Komplettieren jegliches Beiwerk, zum Beispiel Tücher, Taschen oder Schmuck, aus Gebrauchtwarenläden
organisierten. Dies machte etliche Leserinnen der „Sibylle“ unglücklich so dass es Anregungen zum
Selbermachen oder -nähen gab.
Es wurden daher eigene alternative Modelle präsentiert, wenn sich Leserinnen und Leser über einen konkreten
Mangel beschwert hatten. In einer 'Sibylle' von 1982 war folgendes zu lesen:
„Wo gibt es die Modelle?
Werte Redaktion, ich finde Ihre Zeitschrift sehr interessant. Darin ist viel junge Mode und weil ich auch noch
jung bin, möchte ich mich gern so kleiden. Leider kann ich nicht nähen, darum bin ich von der Jugendmode
abhängig. Ich möchte nun von Ihnen wissen, wo und wann es diese Modelle aus der Sybille 4/81 zu kaufen gibt?
Kerstin Schulze aus Dessau“.96
92
Ebenda: S. 50.
93
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Susanne Nieder, Welt ohne Minirock, Artikel aus dem Tagesspiegel
September 1989, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
94
Melis, Berlin, 1998, S. 51.
95
Ebenda S. 50.
96
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Sybille 1/82, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
66
An den ökonomischen Zwängen innerhalb der textilen Massenproduktion konnte auch die Zeitschrift nichts
ändern. Ihre gute Präsentation an vielfarbigen Outfits führte nicht dazu, dass mehr modische Erzeugnisse im HO
zu entdecken waren. Dennoch lag in der Anregung zum Selbererstellen der Modelle ein ganz anderer Wert.
Menschen wurden indirekt dazu aufgerufen sich von vorgeschriebenen Kleidungsstilen nicht abhängig zu
machen und selbst kreativ zu werden.
Sie betonte das Individuelle und versuchte mit beigefügten Schnittmusterbögen modische Anregungen zu geben,
die sich von der standardisierten Massenproduktion abgehoben haben. Mit diesen Anregungen bildete sie einen
Gegenpol zur Haltung der SED-Führung, die Kleidung als etwas Funktionales verstand. Andererseits versuchte
„Sibylle“ das Konfektionsangebot so darzustellen, dass es eine Aufwertung erfuhr und dass die Menschen sich
vorstellen konnten mit dieser Kleidung gut gekleidet zu sein. Die Modedarstellung der „Sibylle“ war ein Teil des
Alltages und nicht die glänzende Oberfläche als Ausdruck von Luxus. Es ging um Selbstvertrauen, Anerkennung
und ein erfülltes Lebensgefühl und weniger um Prestige.97
Die Besonderheit der Zeitschrift lag demzufolge nicht nur in den ästhetischen und realistisch wirkenden
Abbildungen, die die eigentliche Realität ausblendete, sondern sie boten ebenso die Möglichkeit zur eigenen
kreativen Auseinandersetzung und zum Träumen.
„Sibylle“ stand zwei Mal vor dem Aus. Erstmalig Mitte der 80er Jahre, weil das Konzept nicht mehr mit den
politischen, insbesondere aber den ökonomischen Gegebenheiten übereinstimmte. Und zur Wendezeit ein
weiteres Mal, da die gesellschaftlichen Veränderungen eine Marktsituationen geschaffen hatte, die zu neuen
Bedingungen und Schwierigkeiten führten. Letztmalig wurde die „Sibylle“ 1995 herausgegeben.98
7.1 Farbtendenz und ihre Umsetzung
In fast 40 Jahren „Sibylle“ waren unzählige farbige Dokumentationen der sozialistischen Entwürfe, als Zeugnis
der DDR-Mode, entstanden. In folgendem Vergleich zwischen den Farbkonzeptionen des Modeinstitutes der
DDR und der Realisierung der Jahre 1983 und 1986 soll belegt werden, inwieweit es eine farbliche
Übereinstimmung zwischen Theorie und Praxis gab. Dazu wurden die Farbtendenzkarten der jeweiligen Jahre
mit den Abbildungen der „Sibylle“ -Ausgaben verglichen.
7.2 Das Jahr 1983
In der Farbtendenzkarte 1983 der Frühjahr/Sommerkollektion für Damen und junge Frauen wurden leuchtende,
synthetisch wirkende Kolorierungen wie Lachs, Veilchen, Heckenrose, Waldmeister, Schwedenblau, Türkis,
Lupine, Tagetes, Gladiole, Honig oder Hibiskus festgehalten. Für neutrale Farbigkeiten standen Steingrün,
Regenblau, Graphit, Naturweiß, Pflaume, Perle, Karamell, Haselnuss, Grau, Sand und Rosenholz. Weiß,
Schwarz, Marine und Rot entsprachen den klassischen Farben.
97
Vgl. Melis, Berlin1998.
98
Vgl. Unterlagen des Modeinstitutes der DDR zur Sibylle, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
67
Abb. 28: Farbtendenzkarte des Modeinstitutes der DDR für 1983
Für die Modezeitschrift „Sibylle“ wurden modische Erzeugnisse abgelichtet, an denen die empfohlenen
Farbgebungen weitestgehend ablesbar sind.
Abb. 29: Darstellungen aus der „Sibylle“ Zeitschrift für Mode und Kultur 1/83
Die Modeabbildungen zeigen eindeutig lebendige, kräftige Farben, die mit dunkleren Tönen kombiniert werden.
Als klassische Farbe steht Schwarz neben Heckenrose, Karamell oder Haselnuss und verstärkt mit der HonigVerbindung den farblichen Kontrast. Waldmeister bildet in diesen Darstellungen eine sehr frische Farbgebung
und setzt eine Akzentuierung innerhalb der Kombination.
68
7.3 Das Jahr 1986
Die Kollektionskonzeption des Jahres 1986 hatte für das Frühjahr/Sommerhalbjahr folgende Farbnuancen
vorgesehen:
Abb. 30: Farbtendenzkarte des Modeinstitutes der DDR für 1986
Die Farben sind in vier Gruppen eingeteilt worden. In Papierfarben, die in der ersten Senkrechten angeordnet zu
sehen sind. Zu ihnen zählte: Naturweiß, Alabaster, Bindfaden, Marmor, Hortensie, Grau und Weiß.
In die Aquarellfarben, die sich in der zweiten Senkrechten befinden, hier sieht man Hyazinthe, Apfelblüte,
Narzisse, Kamille, Erdnuss, Pistazie, Bergsee und Kolibri.
Die Tuschefarben, die in der dritten Senkrechten stehen mit Flieder, Kamelie, Rot, Fanal, Grüntürkis, Seegrün,
Elektrablau und Kornblume sowie die Tintenfarben, die in der letzten Senkrechten stehen. Sie heißen
Brombeere, Moor, Kork, Tinte, Neptun und Horizont. Auf dieser Grundlage sind beispielsweise folgende
Umsetzungen entstanden, die in der Sybille abgebildet wurden.
Abb. 31:Darstellungen in der „Sibylle“ - Zeitschrift für Mode und Kultur, 4/86, 1/86, 5/86
69
Kräftige, frische und sommerliche Farben werden gezeigt und wirken in ihrer Haupttendenz identisch. Helle
Farben wie Rot, Gelb und Grün sind deutlich ablesbar.
Nur zu sehr geringen Anteilen sind in diesen dokumentarischen Beispielen die dunkleren Farbgebungen
wahrzunehmen.
Durch den Vergleich weiterer Jahrgänge mit dem Dokumentationsmaterial in Form der Zeitschrift „Sibylle“
kann gesagt werden, dass es in der Mehrheit zu identischen Farbumsetzungen gekommen war.
Trotz der vielen farbenfrohen Realisierungen innerhalb der gesamten Farbpalette und deren Präsentation auf
differenzierten Ebenen, war es wiederum keine Garantie dafür, dass diese Modelinien in der 1:1 Umsetzung auf
den Strassen der DDR sichtbar wurden. Die beschriebenen wirtschaftlichen Faktoren und Strukturmaßnahmen
und die Konzentration auf den Export in andere Länder führten zu einer Vernachlässigung des Binnenmarktes an
modischen Artikeln und führten zu einer unbefriedigenden Verkaufssituation innerhalb der DDR.
7. Fazit
Die vorliegende Untersuchung der Farben der DDR am Beispiel der Textilien und der Mode zeigt, dass die
zentrale Planwirtschaft des sozialistischen Systems enormen Einfluss auf das gesamte Modeschaffen der DDR
hatte. Ihr unterlagen die Steuerung der Rohstoffe für die Textilproduktion, die Gestaltung der textilen Flächen
und Bekleidungskollektionen, die Weiterverarbeitung und der Vertrieb der Erzeugnisse. Darüber hinaus flossen
alle Forschungsergebnisse der Marktforschungsinstitute in die Entwicklung der Kollektionen ein und standen
unter der ständigen Kontrolle der zuständigen Ministerien. Das bedeutete für die künstlerische Arbeit der
Designer und Designerinnen, dass durch einen staatskonformen bürokratischen Apparat bewertet und
entschieden wurde, welche modische Konzeption akzeptiert oder abgelehnt wurde.
In der DDR konzentrierte sich die Entwicklung des staatlichen Modeangebotes von der Entwurfsarbeit bis zur
Musterkollektion im Modeinstitut der DDR.
„Die Modelinie ist eine Grundkonzeption und Anleitung zum Handeln. Sie umfasst die Gestaltung für alle
Textilien des gesamten Bekleidungssektors und die Bekleidung selbst in Material, Farbe und Form.“99
Das Institut war ebenso zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und die Weiterleitung der
notwendigen Informationen zur Produktion des modischen Angebotes an die Textilindustrie. Somit war es
sowohl für die ästhetische Bildung der Bevölkerung zuständig als auch für die Erstellung des staatlichen
Angebotes, in Form einer sozialistischen Bekleidungskultur. Dieser Aspekt verdeutlicht, dass die Gestaltung der
Kollektionen nicht nur an das reine Bedürfnis nach Kleidung geknüpft war, sondern zusätzlich der Ideologie der
sozialistischen Gesellschaftsform gerecht werden musste. Die Besonderheit dieses Schaffens lag einerseits in
dem Versuch, einen Gegenentwurf zur kapitalistisch bürgerlichen Kultur zum Ausdruck zu bringen und
andererseits darin, dass die Mode der Bedürfnisbefriedigung der Gesellschaft untergeordnet war. Das
Modeinstitut der DDR schloss sich der offiziellen Linie der SED-Führung an, dass die Mode nicht durch
schnelle Wechsel bestimmt werden sollte, die von der Modeindustrie ausgingen, sondern folgte in der Gestaltung
der Kollektionen den zeitgemäßen Bedürfnissen der Konsumentinnen und Konsumenten durch langlebige,
qualitativ hochwertige Produkte im Sinne der sozialistischen Persönlichkeit. Diese wurde in der DDR
folgendermaßen definiert:
99
Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 8-4, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
70
„Die sozialistische Persönlichkeit zeichnet sich durch aktive und bewusste Tätigkeit für die Erhaltung des
Friedens und den Aufbau des Sozialismus, durch die Aneignung der marxistischen Weltanschauung , durch das
Streben nach allseitiger Bildung und hohem fachlichen Wissen und Können, durch die Aneignung und
Verwirklichung der Grundsätze der sozialistischen Moral, durch eine optimistische Lebensauffassung, durch
schöpferische Selbständigkeit und Aufgeschlossenheit gegenüber dem Neuen aus.“ 100
Die Herstellung der Kleidung für eine sozialistische Persönlichkeit unter den beschriebenen komplexen
Anforderungen ergaben Widersprüche zwischen dem Bedürfnis nach Mode einerseits und andererseits der Idee,
mit langlebigen Kleidungsstücken positiv auf das Kaufverhalten einwirken zu können. Jahrelang war an den
modischen Bedürfnissen der Menschen vorbei produziert worden, so dass in den Verkaufseinrichtungen häufig
„Ladenhüter“ erhältlich waren. Das lag im Wesentlichen an der Konzentration auf den Export, an den begrenzten
Rohstoffressourcen, teilweise an den technischen Möglichkeiten der Textilindustrie oder an der mangelnden
Fachkompetenz für Mode. Neben dieser innenpolitischen Wirtschaftssituation befand sich die DDR in den
1980er Jahren in einer Schuldenkrise, die zu weiteren ökonomischen Zwängen führte, welche weder durch
Preiserhöhungen noch durch Normierungen zu regulieren waren.
Aufgrund des Festhaltens an den Subventionen für die sozialen Errungenschaften, wie zum Beispiel dem
bezahlbaren Wohnraum für alle Werktätigen des Landes, einerseits und andererseits aufgrund der zunehmend
konsumorientierten Bedürfnisse der Menschen, die mit dem langsam arbeitenden System der Fünfjahrpläne nicht
befriedigt werden konnten, entstand innerhalb des ökonomischen Binnensystems ein starkes Missverhältnis
zwischen den erwirtschafteten Einnahmen und dem Verbrauch der DDR.101
Die weltweit hohen Rohstoffpreise erschwerten zusätzlich die Situation und führten dazu dass die DDR–Führung
bestrebt war, eigene Rohstoffe der Textilindustrie und anderen Industriezweigen zur Verfügung zu stellen.
Ferner wurde der Versuch unternommen, sich auf den internationalen Export, besonders ins westliche Ausland
und der Sowjetunion zu konzentrieren. Allerdings brachte auch dies nicht die Lösung aller wirtschaftlichen
Probleme dieser Zeit.
Mode nach Plan, begrenzte Ressourcen, langsam arbeitende Strukturen und mangelnde Individualität und die
unbefriedigte Bedarfssituation der DDR-Bevölkerung führten dazu, dass enorme kreative Potenziale freigesetzt
wurden. Junge Menschen kreierten ihre eigenen Modeerzeugnisse und schufen wirtschaftliche Alternativen zu
dem bestehenden Angebot der staatlichen Einrichtungen. Sie verkauften ihre Artikel in Boutiquen, auf
Wochenmärkten oder auf dem Schwarzmarkt. Ihnen gelang es die zentral gesteuerte Wirtschaftsplanung der
Textilindustrie unter Druck zu setzen und sich gleichzeitig von dem normierten Modeangebot der DDR
abzugrenzen. Sie gestalteten sich ihre eigenen modischen Identitäten und verweigerten die offiziellen Vorgaben.
Offensichtlich spielte die Mode eine zentrale Rolle bei der Konstruktion von Identität. Auf diesen Aspekt
reagierte die DDR-Führung durch standardisiertes Design, womit sie die Persönlichkeit eines Menschen in den
Vordergrund stellen und auf die innere Haltung der Menschen einwirken wollte. Ein Beispiel dafür liefern die
Organisationsbekleidungen der Pioniere und der FDJ. Diese weißen und blau geprägten Kleidungsteile waren
gekoppelt an politische Interessen der SED-Führung und sollten gleichzeitig die inneren Werte eines Menschen
positiv beeinflussen. Sie waren die konkreten Träger der politischen Botschaften.
Auf der anderen Seite gab es das Beispiel, dass die Jugend der DDR in Form der blauen Jeans der DDR-Führung
widersprach. Sie lehnte sich gegen die Normierungen und politischen Verknüpfungen auf und erkämpfte sich
100
101
Kleines Politisches Wörterbuch, Berlin, 1967, S. 489.
Kuhrt, Opladen, 1996, S. 12/13.
71
letztlich „ihre Hose“, welche dann in den 1980er Jahren nicht mehr als rebellisches Kleidungsstück des Westens
angesehen wurde. Ab dieser Zeit bekam die Modeindustrie den Auftrag, im Interesse der jungen Generation das
Jeansblau vielerorts zu produzieren. Die Jeans hatte sich von der politischen Ideologie befreit und es wurde nicht
mehr darüber diskutiert, ob „es politisch legitim ist, ob man zum FDJ-Hemd eine Jeans trägt und von welcher
Firma die ist.“102
Kann auch das Leitbild der sozialistischen Bekleidungskultur heute nicht mehr rekonstruiert werden, weil das
sozialistische Gesellschaftsmodell als Kontext nicht mehr vorhanden ist, so ist es dennoch möglich, die
Darstellung von Design oder Funktion nachzuvollziehen. Als Quelle für diese Recherchen dienten verschiedene
Untersuchungsmaterialien.
Beim Auswerten der staatlichen Berichte, Planungen und Protokolle des Modeinstitutes muss festgestellt
werden, dass diese keinen kompletten Überblick über die Gesamtsituation der Mode möglich machen. Sie
entsprachen in der Regel den Vorgaben der politischen Führung der DDR und können nur in diesem Kontext
bewertet werden.
Die Materialien geben zwar nur eine eingeschränkte Realitätsabbildung wieder, andererseits enthalten sie heute
wichtige Hinweise über die Bedarfssituation der Bevölkerung. Die Ergebnisse der Forschungsinstitute zwangen
die Textilindustrie zu wirtschaftlichen Umstrukturierungen in Richtung bedürfnisorientierter Mode unter
Berücksichtigung der eigenen Ressourcen. Am Beispiel Farbe wird dies besonders deutlich in den Bestrebungen
Jeansmaterial aus der eigenen Produktion, Indigoblau, einfärben zu können.
Für die konkrete Analyse der Farbkonzeptionen der DDR in den 1980er Jahren stellen die
Untersuchungsmaterialien indes eine aussagekräftige Quelle dar und bilden die Basis für meine dargelegten
Ergebnisse.
Abb. 32: erstellte Farbkarten der Autorin von 1989
102
Horch und Guck, Zeitschrift zur kritischen Aufarbeitung der SED-Diktatur, Themenschwerpunkt: Jacke wie Hose?
Die Kleiderordnung der SED-Diktatur, Heft 61, Berlin 2008.
72
Anhand der jeweiligen Kollektionsbeschreibungen der 1980er Jahre und deren Farbkonzeptionen war es
möglich, die saisonalen Einzelfarbkarten der Jahrgänge 1980, 1983, 1986 und 1989 zu erstellen, mit denen
Vergleiche zwischen Planung und Ausführung möglich wurden.
Durch die vorangegangenen Intercolor-Kongresse konnte davon ausgegangen werden, dass die ermittelten
Farbtendenzen als internationale Orientierung dienten und tatsächlich umgesetzt wurden.
Unter Verwendung gemischter und klarer Acrylfarben entstand eine farbgenaue Duplikation der originalen
Einzelfarben des Modeinstitutes der DDR, die als Basis für die textilen Umsetzungen vorgesehen waren.
Durch die Verwendung von Acrylfarbe auf Papier wurden die gesamten Farbpaletten der Damen-, Herren-,
Jugend- und Kinderkollektionen von mir kopiert und werden dadurch zum heutigen Zeitpunkt jenseits der
Archive wieder einsehbar. Die bildlich umgesetzten Farbwerte ermöglichen nach 20 Jahren, der nicht mehr
vorhandenen DDR-Textilindustrie, eine eindeutige Vorstellung darüber, wie die Farben der Modekonzeptionen
in den 1980er Jahren aussahen.
Die neu erstellten Farbkarten wurden nach Jahrgängen systematisiert und geben einen Überblick über die
Farbgebung der Textilien der DDR und ermöglichen eine direkte Gegenüberstellung. Sie belegen, dass jegliche
Farbnuancen eines Farbkreises103 enthalten waren. Von Weiß über Gelb, Rot, Blau und Schwarz waren alle
Farben samt Zwischenfarbstufen vorhanden und fanden ihre Anwendung in der Textilproduktion der DDR.
Eine weitere Sammlung vieler verschiedener Textil- bzw. Materialmuster veranschaulicht die farbliche
Umsetzung in einer stofflichen Materialität und dient heute als Zeugnis dafür, wie die Theorie in die Praxis
umgesetzt wurde. Die Materialsammlung beinhaltet differenzierte Material- und Farbqualitäten, gemustert oder
einfarbig. Sie wurden nach Farbgruppen geordnet, da eine datumsgenaue Systematik nach Herstellungszeitraum
nicht mehr möglich ist. Mit Gewissheit kann gesagt werden, dass diese vorliegenden Stoffmuster aus der DDRTextilproduktion stammen und wahrscheinlich in den 1980er Jahren hergestellt und erworben wurden.
Die gesammelten Stoffcoupons wurden unter verschiedenen Bedingungen gelagert. Ihre Aufbewahrung erfolgte
teilweise lichtgeschützt in Kisten, Schubladen oder in Regalen. Je nach Zusammensetzung und Lagerung sind
die Farben in ihrer Intensität erhalten geblieben oder haben auf Grund von Lichteinfluss an Leuchtkraft verloren.
Letzteres führt zu Verfälschungen in der Farbdarstellung und muss als verfälschende Faktoren berücksichtigt
werden.
Als weiterer Anhaltspunkt für die Farbe in der Mode der DDR dient eine kleine Auswahl originaler
Kleidungsstücke aus den 1980 er Jahren, die sowohl im Handel erhältlich waren als auch individuell erstellt
worden sind. An ihnen ist nicht nur das farbliche Design ablesbar, sondern sie stellen ebenfalls ein Abbild dessen
dar, was im staatlichen Handel erhältlich und was an individueller Kreativität innerhalb der DDR vorhanden war.
Sie ermöglichen Rückschlüsse über verwendete und vorhandene Materialien und Zutaten sowie über den
Geschmack der Trägerin oder des Trägers. Zusätzlich können wir Zuschreibungen über die möglichen
symbolischen Werte bzw. Informationen konstruieren, die anhand der Kleidungsstücke ablesbar sind.
Anhand originaler „Sibylle“- Zeitschriften der 1980er Jahre wird anschaulich, inwieweit Abbildungen in
Printmedien die farbige Mode in der DDR präsentierten. Sie sind aus heutiger Sicht ebenfalls ein Beleg dafür,
dass die DDR-Mode keine farblose Mode war.
Zu berücksichtigen ist in diesem Falle, dass das fotografische Verfahren zu Farbverfälschungen führt, so dass die
Modeabbildungen der „Sibylle“ nicht als 100% aussagekräftiges Material verwendet werden kann.
103
Vgl. Itten, Johannes, Kunst der Farbe, Ravensburg 1987.
73
Dennoch gibt es Auskunft über die farblichen Anwendungen der Materialien innerhalb der jeweiligen
Kollektionen und der modischen Accessoires.
In der Gesamtheit rekonstruiert die Sammlung mittels verschiedener Objekte das farbige Erscheinungsbild der
Textilien und der Bekleidung der DDR.
Die Farbgebung der modischen Textilien kann allerdings nicht als Grundlage zur Verallgemeinerung von
Farbaussagen dienen. Beispielsweise kann von farblich wahrgenommenen Straßenzügen nicht auf DDR-Design
oder die Farbe der DDR- Mode geschlossen werden.
Der Eindruck von Mode basiert auf einer subjektiven Wahrnehmung eines Menschen, woraus Zuschreibungen
konstruiert werden, die zu stereotypen Aussagen bzw. Wertungen führen.
Des Weiteren bleibt zu konstatieren, dass die DDR-Mode, auf Grund ihrer komplexen Anspruchssituation in
Bezug auf die politischen Ideale der DDR- Führung eine sehr Besondere war, der es trotz ambivalenter
gesellschaftlicher Situationen immer wieder gelang, internationale Anerkennung zu bekommen.
In Zukunft könnten die Forschungsergebnisse der Farbigkeiten der DDR-Mode in ihrem wirtschaftspolitischen
Bezugsrahmen mehr in den Bereich der Kulturgeschichte und
-soziologie Eingang finden, um zu verdeutlichen, dass die Bekleidungskultur der DDR ein Gegenmodell zur
derzeitigen Modeindustrie war.
Kunst und Mode hatten in der DDR gesellschaftliche Funktionen!
74
Abkürzungen
Gesellschaftspolitische:
- DDR- Deutsche Demokratische Republik.
- BRD- Bundesrepublik Deutschland.
- SED- Sozialistische Einheitspartei Deutschland.
- RGW- Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe.
- NSW- Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet.
- VEB- Volkseigener Betrieb.
- VBB- Vereinigte Volkseigene Betriebe.
- HO- Handelsorganisation.
- AIF- Amt für Industrielle Formgestaltung.
- FDJ- Freie Deutsche Jugend.
- MMM- Messe der Meister von Morgen.
Modebezogene:
- ML- Modelinie
- DOB- Damenoberbekleidung.
- HOB- Herrenoberbekleidung.
- JOB- Jugendoberbekleidung.
- KOB- Kinderoberbekleidung.
- Nicki- T- shirt.
- OP-Kleidung- Berufskleidung aus dem Operationsbereich des Krankenhauses.
75
Abbildungsverzeichnis
Seite: 12
Abbildung 1:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Informationsbroschüre „Die Mode“ 1983/84,
Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite: 16
Abbildung 2:
Quelle: „ Sibylle“ Modefotografie aus drei Jahrzehnten DDR, Hg. Dorothea Melis,
Schwarzkopf & Schwarzkopfverlag, Berlin, 1998, S.189-191.
Seite: 19
Abbildung 3:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Pionierkleidung 1967, Entwürfe von Leonie Wache,
19/25, 19/23, 19/35, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite 20
Abbildung 4:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Pionierkleidung 1967, H 61/Nr. 130,
Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite 22
Abbildung 5:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, FDJ-Kleidung zum 20.Jahrestag der DDR 1969,
135/11, 135/9, 135/5, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite 23
Abbildung 6:
Quelle: Original „Shanty“ Jeanshose aus den 1980er Jahren, Privatbesitz.
Seite 24
Abbildung 7:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Internationale Kommission für Mode und Textilfarbe
„Intercolor“, Ort und Zeit unbekannt, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite 25
Abbildung 8:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Textiles Stoffmusterangebot der Firma Malitex Hohenstein
1984, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite 29
Abbildung 9:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR; Farbtendenzkarte DOB 1.80, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite 31
Abbildung 10:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Farbtendenzkarte DOB 1.83, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite 32
Abbildung 11:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Farbtendenzkarte HOB/JOB 1.83, Stiftung Stadtmuseum
Berlin.
Seite 34
Abbildung 12:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 24/83, DISPO`83, Frühjahr/Sommer; Stiftung
Stadtmuseum Berlin.
Seite 36
Abbildung 13:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Farbtendenzkarte KOB 2.83; Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite 36
Abbildung 14:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 25/83, ML 26/83, ML 28/83, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite 38
Abbildung 15:
76
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Farbtendenzkarte DOB+JOM 1.86,
Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite 41
Abbildung 16:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 15/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite 45
Abbildung 17:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 38/86, ML 46/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite 46
Abbildung 18:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 34/89, Farbtendenz 2.89, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite 48
Abbildung 19:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Farbtendenzkarte DOB+HOB 1.89, Stiftung Stadtmuseum
Berlin.
Seite 51
Abbildung 20:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Farbtendenzkarte KOB 1.89, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite 53
Abbildung 21:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Farbtendenzkarte JOB 1.89, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite 55
Abbildung 22:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 24/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite 59
Abbildung 23:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 33/89, ML 37/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite 61
Abbildung 24:
Quelle: Privatbesitz, Strickmagazin „Modische Maschen“ 4/1979, 1/87, 4/85.
Seite 63
Abbildung 25:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Intercolorfarbkarte 1.1980, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite 63
Abbildung 26:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Modetendenzfarbkarte des Modeinstitutes der DDR 1.80,
Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite 65
Abbildung 27:
Quelle: Privatbesitz, Strickmagazin „Modische Maschen“ 3/1983, 1/1985.
Seite 68
Abbildung 28:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Farbtendenzkarte DOB+JOM 1.83, Stiftung Stadtmuseum
Berlin.
Seite 68
Abbildung 29:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, „Sibylle“ Zeitschrift für Mode und Kultur, 1/83, Stiftung
Stadtmuseum Berlin.
Seite 69
Abbildung 30:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR; Farbtendenzkarte DOB 1.86, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite 69
Abbildung 31:
Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Modemagazine „Sibylle“ Zeitschrift für Mode und Kultur,
4/86, 5/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Seite 72
Abbildung 32
Quelle: Privatbesitz, neu erstellte Farbkarten des Jahres 1989.
77
Quellen:
1. Archivunterlagen der Stiftung Stadtmuseum Berlin
aus dem Archiv des Modeinstitutes der DDR
- Broschüre zur Geschichte des Modeinstitutes der DDR: 30 Jahre Modeinstitut der DDR, Berlin 1982.
- Bedeutung der Mode in der DDR, SM 8-4/1962.
- Forschungsauftrag des Instituts für Ökonomie und Arbeit, SM 26-19/1980.
- Führungsdokument zur weiteren konsequenten Durchführung der Beschlüsse der
11. Tagung des Zentralkomitees der SED, SM 26-19/1980.
- Forderungsprogramm der Textilindustrie an Chemiefaserstoffe, SM 26-23/1980.
- Vorbereitung einer bedarfsgerechten Produktion und Sortimentsgerechten Versorgung, SM 26-29/1980.
- Allgemeine Tendenzen der Bedürfnis- und Bedarfsentwicklung, SM 26-32/1980.
- Exportbeschlüsse, SM 26-8/1980.
- Anleitungsprojekt 1982, SM 27-31/1981.
- Zentrale Aufgaben des Modeinstitutes der DDR, SM 27-27/1981.
- Zielsetzungen für die achtziger Jahre, SM 27-22/1981.
- Chemiefaserwerbung, SM 27-23/1981.
- Gestaltungskonzeption für die Ausstellung über materialökonomische Maßnahmen in der Leichtindustrie,
SM 28-23/1982.
- Maßnahmen und Forderungen, SM 28-24/1982.
- Zusammenarbeit mit anderen Industriebereichen, SM 28-16/1982.
- Stellung der Bekleidung im Komplex Befriedigung materieller und geistig-kultureller Bedürfnisse,
SM 28-9/1982.
- Bedarfsentwicklung des ersten Halbjahres 1982, SM 28-5/1982.
- Zuarbeit 2.1., Modeforschung¸ ML 26a/86.
- Einschätzung der Bedarfsentwicklung, ML 26a/86.
- Bereich Modeforschung, ML 1/89.
- Information für Gestalter, erweitertes Material, ML 21/89.
- Fachtagung Farbe und Design, ML 34/89.
- Intercolor, Reiseberichte 1978 bis 1989.
- Berichte zur Pionierkleidung 1967, SM 13-40.
- Pionierkleidung, Experimentiermodelle, Ulla Stefke, 1968.
- Sonderaufträge Pionierkleidung, 1968.
- Farb- und Stoffproben der FDJ und Pionierkleidung 1965.
- Aktualisierung Pionierkleidung,1985.
- Berichte zur FDJ-Kleidung 1966, 21/0.
- Informationsbericht über Auftrag von Teilen einer neuen Pionierkleidung1973,
SM 19-7.
- Aktualisierung der Pionierkleidung, Einsatz ab 1985.
78
- FDJ-Kleidung zum 20. Jahrestag der DDR 1969.
- Bericht zur Sibylle, leider keine Jahresangabe.
- Artikel: Abseits von Schock und Klamauk. Twen-Rezeption in der DDR, Hrsg. von Michael Koetzle, München
1995.
- Artikel: Sibylle war eben anders, Hrsg. von Ilse Laatz-Krumnow, 1995.
- Artikel: Welt ohne Minirock, Hrsg. von Susanna Nieder, 1998.
- Artikel: Ernst, Anna Sabine, Mode im Sozialismus, Zur Etablierung eines „sozialistischen Stils“ in der frühen
DDR.
Informationsbroschüren zu den Modelinien:
- Mode`80, DOB; HOB; KOB, Frühjahr/Sommer, ML 1.1980.
- Mode`80, DOB, HOB, KOB, Herbst/Winter, ML 2.1980.
- Mode`83, HOB und JOB, Frühjahr/Sommer, ML 7/83.
- Mode`83, DOB und JOM, Frühjahr/Sommer, ML 8/83.
- Mode`83, KOB, Frühjahr/Sommer, ML 10/83.
- Mode`83, DOB und HOB, Herbst/Winter, ML 25/83.
- Mode`83, JOB, Herbst/Winter, ML 28/83.
- Mode`83, KOB, Herbst/Winter, ML 26/83.
- Mode`86, DOB, HOB, JOB, KOB, Frühjahr/Sommer, ML 15/86.
- Mode`86, DOB, HOB, JOB, KOB, Herbst/Winter, ML 46/86.
- Mode`86, JOB, Herbst/Winter, ML 47/86.
- Mode`89, Gestaltungsschwerpunkte textiler Flächengebilde, Frühjahr/Sommer, ML 18/89.
- Mode`89, Orientierungsunterlagen zur Jugendmode, ML 15/89.
-Mode`89, Accessoires, ML 16/89.
- Mode`89, DOB, HOB, JOB, KOB, Frühjahr/Sommer, ML 24/89.
- Mode`89, DOB, HOB, JOB, KOB, Herbst/Winter, ML 37/89.
Farbkarten:
- Farbe`80, DOB, Frühjahr/Sommer, ML 1.1980.
- Farbe`80, HOB, Frühjahr/Sommer, ML 1.1980.
- Farbe`80, KOB, Frühjahr/Sommer, ML 1.1980.
- Farbe`80, DOB, Herbst/Winter, ML 2.1980.
- Farbe`80, HOB, Herbst/Winter, ML 2.1980.
- Farbe`80, KOB, Herbst/Winter, ML 2.1980.
- Farbe`83, DOB und JOM, Frühjahr/Sommer, ML 1.1983.
- Farbe`83, HOB und JOB, Frühjahr/Sommer, ML 1.1983.
- Farbe`83, KOB, Frühjahr/Sommer, ML 1.1983.
- Farbe`83, DOB und JOM, Herbst/Winter, ML 2.1983.
- Farbe`83, HOB und JOB, Herbst/Winter, ML 2.1983.
- Farbe`83, KOB, Herbst/Winter, ML 2.1983.
- Farbe`86, HOB und JOJ, Frühjahr/Sommer, ML 24/86.
79
- Farbe`86, DOB und JOM, Frühjahr/Sommer, ML 22/86.
- Farbe`86, KOB, Frühjahr/Sommer, ML 23/86.
- Farbe`86, DOB und JOM, Herbst/Winter, ML 42/86.
- Farbe`89, DOB, HOB, JOB, Frühjahr/Sommer, ML 20/89.
- Farbe`89, KOB, Frühjahr/Sommer, ML 19/89.
- Farbe `89, DOB, HOB, JOB, Herbst/Winter, ML 35/89.
- Farbe `89, KOB, Herbst/Winter, ML 36/89.
Sibylle-Zeitschriften aus dem Verlag der Frau, Leipzig.
1980: 2/80, 5/80, 6/80.
1981: 1/81, 2/81, 4/81, 5/81, 6/81.
1982: 2/82, 4/82, 5/82, 6/82.
1986: 4/86, 5/86.
1987: 3/87, 6/87.
1988: 2/88, 5/88.
1989: 2/89, 3/89, 4/89.
Bildquellen:
Bildquellen Pionierkleidung 1967, Entwürfe von Leonie Wache:
19/20, 19/23, 19/25, 19/27, 19/29, 19/30, 19/31, 19/32, 19/33, 19/34,19/35, 19/36, 19/37.
Bildquellen Pionierkleidung 1967, Entwürfe und Stoffproben, Gestaltung Ulla Stefke:
19/3, 19/4, 19/5, 19/6, 19/7, 19/8, 19/9, 19/16.
Bildquellen Pionierkleidung 1967: H61/Nr. 127, H61/Nr. 129, H61/Nr. 130,
H61/Nr. 131, H61/Nr. 132.
Bildquellen Pionierkleidung Entwürfe Sonderaufträge Saison 1968:
Nr. 3/1, Juli 1968.
Bildquellen Pionierkleidung, Experimentiermodelle, Gestaltung Ulla Stefke:
21/12, 21/13.
Bildquellen FDJ und Pionierkleidung 1965, Farb- und Stoffproben:
Nr.5, Nr. 6.
Bildquellen der FDJ-Kleidung 1969: 135/3, 135/5, 135/9, 135/10, 135/11.
Bildquelle der FDJ-Kleidung zum 20.Jahrestag der DDR 1969: H61/186.
Bildquellen der FDJ-Kleidung 1965, 1967, Gestaltung Leonie Wache:
Nr. 20, Nr. 21.
2. Zeitschriften
- Horch und Guck, Zeitschrift zur kritischen Aufarbeitung der SED-Diktatur, Themenschwerpunkt: Jacke
wie Hose? Die Kleiderordnung der SED-Diktatur. Heft 61, Berlin 2008.
80
3. Internetverzeichnis
- http://www.mdr.de/damals/lexikon/1593310.html, 28.01.2009.
- http://www.fashionize-me.com/allgemein/mode-in-der-ddr-wie-war-das-damals-eigentlich/, 02.10.2008.
- http://alt.berlinbiennale.de/bb3/h01_hub_01.php3?sid=hub_04_01, 2004.
4. Filmquellen:
- „Kann denn Mode rot sein?“ Dokumentation von Petra Brändle, 2002.
- „Mit Fantasie gegen den Mangel. Leben im Schatten der Planwirtschaft“ Dokumentation bei Phönix von Holly
Tischmann und Sabine Michel, 2008.
5. Sekundärliteratur
- Barthes, Roland, Die Sprache der Mode, Frankfurt/Main, 1985.
- Baacke,Dieter, Wechselnde Moden. Stichwörter zur Aneignung eines Mediums durch die Jugend, in: Jugend
und Mode. Kleidung als Selbstinszenierung, Hg. von Dieter Baacke u.a., Opladen 1988.
- Honecker, Erich, Zur Jugendpolitik der SED, Reden und Aufsätze von 1945 bis zur Gegenwart, 2 Bände,
Berlin (Ost) 1977.
- Höhne, Günter, Das große Lexikon: DDR-Design, Köln.
- Hagen, Christine, Die neue Organisationskleidung für Jung- und Thälmannpioniere. Aufsatz, Berlin, 1986.
- Itten, Johannes, Kunst der Farbe, Ravensburg 1987.
- Jauer, Marcus, Die Nicki-Pioniere. Aufsatz, Berlin, 2006.
- Kuhrt, Eberhard, Die wirtschaftliche und ökologische Situation der DDR in den achtziger Jahren, Hrg. E. Kuhrt
in Verbindung mit H. F. Buck und G. Holzweißig, Opladen 1996.
- Kaminsky, Annette, Wohlstand, Schönheit, Glück. Kleine Konsumgeschichte der DDR, München 2001.
- Kosak,Eva, Kuntzsch, Ingrid, Laatz-Krumnow, Ilse, Jugendlexikon, Kleidung und Mode, Leipzig, 1986.
- Paul Kaiser, Claudia Petzold, Boheme und Diktatur in der DDR, Gruppen Konflikte Quartiere 1970-1989,
Berlin 1997.
- Kleines Politisches Wörterbuch, Berlin, 1967.
- Loscheck, Ingrid, Mode-und Kostümlexikon, Stuttgart 1987.
- Menzel, Rebecca, Jeans in der DDR. Vom tieferen Sinn einer Freizeithose, Berlin 2004.
- Mühlberg, Dietrich, Auf der Suche nach der „sozialistischen Bekleidungskultur“, Mode und ihre Leitbilder im
Osten, in: Künstliche Versuchung. Nylon –Perlon -Dederon. Begleitbuch zur Ausstellung im Haus der
Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Hg. Eva Rommerskirchen, Bonn 1999, S. 140-151.
- Melzer, W., Heitmeyer, W., Liegle, L., Zinnecker, J., Osteuropäische Jugend im Wandel, Ergebnisse
vergleichender Jugendforschung in der Sowjetunion, Polen, Ungarn und der ehemaligen DDR, Weinheim und
München, 1991.
- Mänicke-Gyöngyösi, Krisztina und Rytlewski, Ralf, Lebensstile und Kulturmuster in sozialistischen
Gesellschaften, Köln 1990.
- Merkel, Ina, Utopie und Bedürfnis. Die Geschichte der Konsumkultur in der DDR, Alltag und Kultur, Bd. 6,
Köln, Weimar, Wien 1999.
81
- Merkel, Ina, Wir sind doch nicht die Meckerecke der Nation!, Berlin 2000.
- Melis, Dorothea, Sibylle. Modefotografie aus drei Jahrzehnten DDR, Berlin, 1998.
- Ohse, Marc-Dietrich Jugend nach dem Mauerbau, Anpassung, Protest und Eigensinn der DDR 1961-74,
politische Bedeutung der Jugendmode für die SED, Berlin 2003.
„Off the Wall“ Fashion from East Germany, 1964 to 1980, Bloomsbury, London und Berlin, 2005.
- Pfannstiel, Margot, Sibylles Modelexikon. ABC der Mode, Leipzig 1968.
- Pelka, Anna, Jugendmode und Politik in der DDR und Polen, Eine vergleichende Analyse 1968-1989,
Osnabrück 2008.
- Politische Ökonomie des Sozialismus und ihre Anwendung in der DDR, Berlin 1969.
- Politisches Grundwissen, Berlin 1970.
- Partei und Jugend, Dokumente marxistisch – leninistischer Jugendpolitik, Zentralrat der FDJ Institut für
Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Berlin 1986.
- Rauhut Michael, Kochhan Thomas, Bye Bye Lübben City, Bluesfreaks, Tramps und Hippies in der DDR,
Berlin 2009.
- Schroeder, Klaus, Der SED-Staat. Geschichte und Struktur der DDR, München 1998.
- Wolle, Stefan, Die heile Welt der Diktatur. Alltag und Herrschaft in der DDR
1971-1989, Bonn 1999.
- Wensierske Peter, Haase Norbert, Reese Lothar, „VEB Nachwuchs, Jugend in der DDR, Reinbeck bei
Hamburg, 1983.
82
Selbstständigkeitserklärung
Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und nur unter Zuhilfenahme der angegebenen
Hilfsmittel angefertigt und keine anderen als die angegebenen Quellen verwendet habe.
Susann Bartsch
Berlin, 02. Juni 2009
83